Das hört sich vielversprechend an. Freu!!!

Es freut mich daß Du dabei bist🙂.

Ich werde dich ebenfalls begleiten.

Ich natürlich auch wieder.

Ich bin auch schon ganz gespannt auf Deinen Bericht. *freu*

dann Euch Dreien auch Herzlich Wilkommen
Ich werde mal schauen ob ich heute noch mit der Anreise beginne

Hamburg – München

12.Juni 2023

Mit dem ICE bin ich nach München gefahren. Die Abfahrtszeit ist um 7:23 vom Hamburger Hauptbahnhof. Hatte ein günstiges Ticket für 37,90 Euro gefunden, Super Sparpreis.
Die Fahrzeit würde normalerweise nur 6h40 betragen, aber wie bei der Deutschen Bahn nicht unüblich, ist auch diese Fahrt nicht ganz reibungslos verlaufen.

Irgendwo zwischen Fulda und Würzburg ist der Zug auf freier Strecke liegengeblieben. Immerhin ertönte etwa alle 10 Minuten eine Lautsprecherdurchsage durch den Zug, die die Passagiere auf dem neuesten Stand brachten, die ich hier mal fast originalgetreu wiedergebe:

„Leider haben wir ein technisches Problem. Wir wissen leider auch nicht was die Ursache dafür ist und wir wissen auch noch nicht wann die Fahrt weitergehen kann. Bitte haben Sie noch ein wenig Geduld.“

Irgendwann fährt der Zug dann endlich mal weiter, aber nur mit gefühlten 30 kmh.

„Das technische Problem hat sich leider noch nicht gelöst und wir wissen leider immer noch nicht was die Ursache ist. Wir versuchen aber jetzt mit der Notstromversorgung bis zum nächsten Bahnhof zu kommen und hoffen daß der Zug es bis dorthin schafft und wir nicht evakuieren müssen. Ob und wie es von dort aus dann weitergeht wissen wir noch nicht.“

„Wir fahren gleich in den nächsten Tunnel rein und hoffen daß der Zug es dort durch schafft und nicht mitten im Tunnel liegenbleibt.“

„Da wir nur noch mit der Notstromversorgung fahren ist leider auch die Klimaanlage ausgefallen. Im Bordrestaurant steht für jedem Notwasser zur Verfügung und wir hoffen daß Sie noch bis zum nächsten Bahnhof durchhalten.“

„Wir haben uns nun doch entschieden mit der Notstromversorgung bis nach Würzburg durchzufahren. Dort endet die Fahrt dann. Wir bitten alle Passagiere auszusteigen und in anderen Zügen umzusteigen. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Weiterreise.“

Herzlich Willkommen bei der Deutschen Bahn!!! Bei der Lufthansa dürfte sowas auf keinem Fall passieren.

In Würzburg stand auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ein anderer ICE, der zufällig auch nach München fährt. In dem bin ich schnell reingesprungen und habe sogar noch einen Sitzplatz am Fenster bekommen. Dieser Zug hat es ohne weitere Pannen und Verzögerungen sogar bis zum Münchener Hauptbahnhof geschafft, eine wirklich stramme Leistung,......wo ich gegen 15:40 ankomme, mit einer Gesamtverspätungszeit von nur einer Stunde und 40 Minuten, ich hatte ja mit deutlich mehr gerechnet.


endlich Ankunft in München

Da ich morgen früh schon weiterreise hatte ich eh nicht viel Zeit in München und nach der Bahn-Verspätung ist es noch weniger geworden.
Bevor ich ins Hostel einchecke mache ich auf die Schnelle noch einen kurzen Fotorundgang durch die Innenstadt.




Marienplatz mit Rathaus

Das einzigste Ziel meines Fotorundganges ist der Alte Peter, zu dem ich auch direkt hingehe. Das ist eine Kirche, auf dessen Dach sich eine Aussichtsplattform befindet, die bei meinem ersten München-Besuch 2020 ja wegen Corona geschlossen war.


im Alten Peter

Da der Ticketverkäufer (5 Euro Eintritt) in seinem winzigen Häuschen keinen Platz für meinen riesigen Rucksack hat, muss ich ihn mit hochschleppen,…….enge Holztreppe, 306 Stufen mit über 25 kg Gepäck!
Im gefühlt vorletztem Stockwerk wird das Treppenhaus plötzlich so eng daß ich da mit meinem sperrigen Rucksack nicht mehr duchpasse und steckenbleibe! Egal wie stark ich auch zwänge und quetsche, es geht einfach nicht,…...und hinter mir fängt es schon an sich zu stauen!
Da hilft nur noch eines: Rucksack absetzen, Isomatte abschnallen, Rucksack wieder aufsetzen und die Isomatte zwischen den Armen geklemmt vorne am Bauch, so passe ich da gerade so eben noch durch und es kann weitergehen für die letzten beiden Stockwerke.

Immerhin hat sich der Aufstieg auf jedem Fall gelohnt. Die spektakuläre Aussicht von dort oben zählt sicher mit zu den Münchener Top-Highlights, die sich kein München-Besucher entgehen lassen sollte.


Blick vom Alten Peter auf Marienplatz, Rathaus und Frauenkirche


Frauenkirche - eines der Wahrzeichen Münchens




ganz weit hinten am Horizont sieht man sogar schon die Alpen






Übernachtet habe ich im A&O Hostel München-Hackerbrücke, genau wie 2020. Auf der Hostelwebseite hatte ich mir gestern die Übernachtung gebucht für 20 Euro im 8-Betten-Schlafsaal. Mit der Buchung hatte ich absichtlich bis zum letzten Tag vor der Abreise gewartet, da das Hostel zu der Zeit für Sonntags und Montags meistens auf dem letzten Drücker noch Last-Minute-Angebote für 20 Euro die Nacht raushaut, wo der Übernachtungspreis normalerweise schon bei 30 Euro die Nacht liegt, was ich für eine Schlafsaal-Übernachtung nicht mehr bereit wäre zu zahlen.

Seit Corona haben sich die Hostelübernachtungspreise verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht! 2020 habe ich hier noch 10 Euro die Nacht gezahlt und für eine Nacht sogar nur 8 Euro.
Bei einigen anderen Münchener Hostels sieht man auf den Buchungsplattformen Preise von 40 Euro, 60 Euro und im Extremfall habe ich auch schon 80 Euro und mehr gesehen für eine Schlafsaalübernachtung, was meiner Meinung nach an Abzocke nicht mehr zu überbieten ist. Aber solange es Leute gibt, die diese Wucherpreise zahlen, können die Hostels das ja machen.

Laut meiner Feststellung scheint es leider ein allgemeiner Trend zu sein, nicht nur für München, sondern generell, liegt die offizielle Inflationsrate bei hohen 10% dann verdoppeln bis verdreifachen sich die Übernachtungskosten!


auf der anderen Straßenseite liegt mein Hostel mit neuem Anstrich. Das Hostel-Namensschild draußen am Gebäude scheint noch nicht so richtig wieder angeschraubt zu sein und ist kaum zu sehen


Das A&O Hackerbrücke ist ein recht einfaches und auch großes Hostel, aber für meinen Geschmack vollkommen in Ordnung. Es zählt mit zu den günstigsten Münchener Hostels, ist auf booking.com aber auch am schlechtesten bewertet. Der große Pluspunkt ist die zentrale Lage.

Als ich ins Foyer eintrete und durch die Gänge im Erdgeschoss laufe ist es mega laut und voll mit Jugendlichen, anscheinend mehrere Schulklassen.
Bei so einer Menge an Leuten müsste das Hostel ja bis auf dem letzten Platz ausgebucht sein und ich denke mir, oh je, das kann ja was werden heute Nacht im Zimmer.

Mein Zimmer liegt im zweiten Stock, übrigens das gleiche Zimmer wie 2020 und ich war sehr überrascht als dort ausser mir nur noch eine weitere Person im fast leeren 8-Betten-Schlafsaal war, genau wie 2020.

Für die Bettwäsche muss man extra zahlen und auch die Preise haben sich verdoppelt, von 2,50 Euro auf nun 5 Euro! Daher verzichte ich diesmal darauf, ich habe ja meinen Schlafsack.

Nachdem ich meine Sachen ins Zimmer gestellt habe gehe ich noch schnell in den Edeka-Markt um die Ecke um etwas Proviant für die morgige Busfahrt zu kaufen und Essen für jetzt.
Danach mache ich mir auch schon auf dem Weg in den Biergarten, wo ich mit Matthias verabredet bin.


mit Matthias im Biergarten


Der Tag ging dann auch schnell vorbei und immerhin kann ich noch mindestens 6 bis 7 Stunden gemütlich schlafen, bevor es morgen früh weitergeht…….aber nicht mit der Deutschen Bahn
​

Lieber Bernieh, du darfst nicht so laut sagen, dass man in den Alpen trekken kann. Das darf ruhig ein Geheimnis bleiben.

Ich freue mich auch auf diesen Bericht

Wir sind hier ja in einer kleinen Gruppe unter uns, da sind Geheimnisse gut aufgehoben und werden auch nicht weiterverraten

Dir auch Herzlich Willkommen

München – Genua

13. und 14.Juni 2023

Im Hostelbadezimmer funktioniert morgens das Licht nicht und da das Bad keine Fenster hat muss das Duschen, Zähneputzen und der Toilettengang mit der Stirnlampe erfolgen.

Heute geht es mit dem Flixbus weiter nach Genua. Die Abfahrtszeit ist um 8 Uhr morgens vom Münchener Zob, nur zehn Gehminuten vom Hostel.


Abfahrt nach Genua

Erst nach 12 Stunden, also um 20 Uhr abends, kommt der Bus in Genua an, wegen drei Staus entlang der Strecke. Den ersten gibt es schon gleich in Bayern wegen einem Unfall, den zweiten am schweizer-italienischen Grenzübergang und den dritten um Mailand herum, vermutlich Feierabend-Rushhour kombiniert mit Baustellen.
Die laut Fahrplan angegebene Ankunftszeit in Genua wäre um 17 Uhr gewesen. Naja, sowas kann halt passieren. Trotzdem war ich ein wenig genervt, wohl auch hauptsächlich wegen dem Wetter in Genua, graue Bewölkung mit leichtem Dauerregen.

Für heute Nacht hatte ich keine Unterkunft gebucht, weil mir die Hostels hier mit Preisen ab 30 Euro aufwärts für eine Schlafsaalübernachtung zu teuer waren. Mit noch sieben weiteren Leuten im Zimmer und dafür 30 Euro zahlen? Nein danke, dann campe ich lieber wild.
Vor kurzer Zeit kostete hier eine Übernachtung in den günstigsten Hostels noch 17 Euro, also schon wieder eine Preisverdoppelung!

Oder soll ich bei dem Wetter doch lieber ins Hostel gehen?
Eines der Hostels rufe ich mal an um zu sehen ob noch was frei wäre und falls ja zu welchem Preis.
Nein die Schlafsääle sind ausgebucht. Die Dame am Telefon erklärt mir ich hätte man besser vorher buchen sollen anstatt erst spätabends nach meiner Ankunft hier anzufragen.
Jetzt kann sie mir nur noch ein Einzelzimmer anbieten für 70 Euro die Nacht, was ich ablehne.
Dann nennt sie mir noch den Namen eines anderen Hostels, wo vielleicht noch was frei sein könnte, aber sie weiss es nicht.
Ich spare es mir noch weitere Hostels anzurufen und gehe nun direkt zu meiner Wildcampstelle, die ich schon zuhause auf Google-Maps gefunden hatte. Sie liegt auch nicht so weit vom Zentrum entfernt, neben dem Friedhof unter einer Brücke.
Auf dem Weg dorthin komme ich noch an einem kleinen Carrefour Supermarkt vorbei, in dem ich gerade so eben auf dem letzten Drücker noch reinkomme, bevor sie schließen.


meine Campstelle in Genua am nächsten Morgen

Gestern abend im Dunkeln hatte ich mir auf dem Weg zu meiner Campstelle beim Zwängen durch eine enge Pforte an einem spitzen Gegenstand ein großes Loch in meiner Rucksack-Regenhülle gerissen. Das ist echt ärgerlich, ich hatte die Regenhülle erst kurz vor der Reise nagelneu gekauft.

Auf meinem Weg durch die Stadt heute morgen gilt es also als erstes eine Schneiderin zu finden.
Die erste Schneiderin hat gesagt, kein Problem, ist bis 17 Uhr fertig.
Da ich heute mittag aber schon nach Ventimiglia weiterreisen will, ist mir das zu spät.
Die zweite Schneiderin, eine Chinesin, hat es sofort erledigt, eine Sache von nur fünf Minuten für 5 Euro. Super Arbeit, es ist kaum noch zu sehen daß da mal ein Loch drin war.

Mit einer Einwohnerzahl von 575.000 in der Stadt und 1,5 Millionen in der Metropolregion ist Genua nicht nur die sechtsgrößte Stadt Italiens sondern auch noch mit Abstand die wichtigste Hafenstadt des Landes und auch ein beliebter Start- und Endpunkt bzw Anlaufhafen für Mittelmeerkreuzfahrtschiffe.

Viele Leute, die schonmal hier waren nutzten die Stadt sicher nur als Sprungbrett für die Fährüberfahrt nach Sardinien oder Korsika. Auch einer meiner Bekannten, der die Stadt nur von der Durchreise kennt, hat mir zwei Wochen vor meiner Abfahrt erzählt, „Genua ist eine häßliche und dreckige Stadt“, was ich absolut nicht bestätigen kann.

Ich finde Genua ist eine mega attraktive Stadt, in der man sich vor lauter interessanter Fotomotive, die hier an fast jeder Ecke lauern, kaum noch retten kann. Die historische Altstadt mit ihren mega-engen autofreien Gassen ist Unesco Weltkulturerbe.

Da ich, wie gesagt, schon gegen Mittag weiterreisen will, habe ich auch für Genua nur vormittags paar Stunden Zeit auf die Schnelle das wichtigste abzuklappern.
Das war eine ganz schöne Lauferei mit meinem schweren Rucksack...........!!


altes Stadtviertel Boccadasse, direkt am Meer






Innenstadt


Via Brigata Liguria


Piazza della Vittoria (Siegesplatz) mit imposantem Triumphbogen






Piazza De Ferrari - Stadtplatz mit Bronzebrunnen aus den 1930er Jahren


eine von vielen Altstadtgassen


allein für die Erkundung aller Altstadtgassen bräuchte man schon mindestens zwei Stunden


immer mal wieder kommt heute ein Schauer runter


Blick von Spianata Castelletto auf Hafen und Altstadt


die Altstadt von Spinanata Castelletto


der Hafen




In der Nähe von Piazza Principe, einem der beiden Hauptbahnhöfe der Stadt, gibt es eine McDonalds Filiale, in der ich zu Mittag esse.
Die Weiterfahrt nach Ventimiglia habe ich noch nicht gebucht und mich auch noch nicht schlau gemacht zu welchen Zeiten die Züge fahren. Nach dem Mittag gehe ich einfach mal zum Bahnhof und schaue wann der nächste fährt.

Dort stellt sich dann heraus daß erst um 15:45 Uhr einer fährt, ich also noch fast zwei Stunden hier rumgammeln muss.
Die Fahrkarte kaufe ich mir am Schalter für 16 Euro. Den Preis finde ich angemessen für die zweieinhalb Stündige Fahrt und deutlich günstiger wie die völlig überteuerten Normalpreise bei der deutschen Bahn.

Erst um 18:15 werde ich in Ventimiglia ankommen, deutlich später wie ich eigentlich wollte..........!


von hier Abfahrt aus Genua, wenn der Zug gleich kommt
​

Schön, dass du Genua so würdigst. Ich fand es auch immer sehr spannend, durch diese Stadt zu laufen. Die Peripherie, die man bei der Durchfahrt sieht, ist bei Weitem nicht alles.

Die Preissteigerungen in Hostels, die du beschreibst, sind heftig. Schade - denn so wird improvisiertes Reisen deutlich schwieriger. Klasse, wo du dann überall dein Zelt aufbaust...

Die massiven Preissteigerungen für Unterkünfte fingen ja in Amerika an und scheinen vor relativ kurzer Zeit nach Europa rübergeschwappt zu sein. Hier in Europa ist es zwar noch nicht so schlimm wie in Amerika, aber auf dem Weg dorthin.
In diesem Fall kann man wirklich sagen: Alles schlechte kommt aus Amerika!

Auch ich bin natürlich dabei!

Zum Wandern sind die Alpen ein Traum. Der große Trumpf Skandinaviens ist jedoch das "Jedermannsrecht", nach dem man dann auch wild zelten darf, was in weiten Teilen der Alpen verboten ist; Zuwiderhandlungen können da eine "low budget-Tour" ganz schnell zunichte machen. Bin auch auf die diesbezüglichen Ausführungen gespannt.
Das ist doch ein riesiger Service-Fortschritt der Bahn! Ich saß mal im EC von Hamburg nach Kopenhagen. Irgendwo bei Lübeck blieb der Zug auf offener Strecke stehen, und über 45min lang wusste niemand was los ist.

Sogar so interessant, dass ich einen Extra-Faden dazu aufgemacht habe:
https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...uropa-vs-alpen

Dir auch Herzlich Willkommen hier

Was Wildcampen betrifft habe ich die Westalpen im Großen und Ganzen als recht entspannt erlebt, in vielen Gegenden ist es angeblich sogar erlaubt und dort wo nicht wird es oft geduldet. Auf das Thema campen werde ich im Laufe des Berichts auch immer mal wieder zu sprechen kommen

Am unentspanntesten fand ich das Wildcampen 2020 in den deutschen Alpen.

Ja das ist ein sehr interessantes Thema. Ich werde den Faden auch weiter verfolgen, aber vorerst wohl keinen Post schreiben, da ich momentan erstmal genug mit diesem Bericht beschäftigt bis

1.Tag - von Ventimiglia nach Latte



Ankunft in Ventimiglia

Pünktlich um 18:15 kommt der Zug in Ventimiglia an, einer kleinen Stadt mit 23.000 Einwohnern in der Region Ligurien am Mittelmeer.
Ventimiglia ist auch der letzte Bahnhof vor der französischen Grenze und offizieller Startpunkt meiner Wanderung.

Aufgrund der späten Uhrzeit ist es aber klar daß ich heute nicht mehr weit kommen werde und wohl nochmal in der Zivilisation campen muss.
Ich wander also gleich los Richtung Westen aus der Stadt raus.


Hauptstraße durch Ventimiglia




Brücke über den Roya-Fluss, fast am Westende der Stadt


Ventimiglia Alta




Yachthafen am Westende der Stadt

Hinter dem Yachthafen verläuft auf meiner Karte ein paarhundert Meter langer Wanderpfad an der Küste entlang, den ich eigentlich nehmen wollte um wenigstens für ein kurzes Stück die Straße zu meiden. Allerdings ist das Gelände hinter dem Yachthafen weiträumig von hohen Bauzäunen abgesperrt, da kommt man gar nicht hin.

Also bleibt mir nichts anderes übrig als die Hangtreppe hochzusteigen zurück zur Straße, die ich nun Richtung Westen folge, immer am Hang entlang. Es ist bewölkt und zum Glück nicht so heiss, aber es ist ja eh schon Abend.

Die ersten 10 Kilometer vom Bahnhof aus muss ich auf der Straße wandern, bevor es endlich auf einem Pfad weitergehen wird. Das wird heute allerdings nicht mehr passieren, sondern erst morgen.
Die Küste ist extrem dicht besiedelt und verbaut. Es wird schwer hier überhaupt eine Wildcampstelle zu finden, aber ich denke mir vielleicht finde ich für heute Nacht ja noch irgendwo eine Brücke.




da ganz hinten liegt schon Frankreich, in der Gegend von Menton und Monaco




zum Glück gibt es hier einen schmalen Bürgersteig, so daß ich nicht komplett auf der Straße wandern muss

Nach 6 Kilometern erreiche ich im kleinen Kaff Latte (wer denkt sich nur so einen Ortsnamen aus?) einen CONAD-Supermarkt, in dem ich mir paar Joghurts, etwas Obst und Coca-Cola für heute abend kaufe.
Dies ist der letzte Laden und die letzte Einkaufsmöglichkeit für die nächsten vier Tage bis Breil-sur-Roya. Das Essen für die vier Tage und noch einige Tage mehr hatte ich mir schon in Hamburg besorgt, weshalb mein Rucksack auch so schwer ist.


der letzte Supermarkt bis Breil-sur-Roya

Eigentlich wollte ich heute noch eine Stunde wandern, aber direkt hinter dem Supermarkt komme ich zufällig an einem Campingplatz vorbei. Nach kurzem Abchecken des Platzes entscheide ich mich hier zu übernachten, so muss ich mir keine Brücke mehr suchen.

Fürs campen zahle ich 15 Euro, plus einen Euro für die münzbetriebene heisse Dusche.
Der gesamten Boden des Campingplatzes ist mit so ner Art schwarzen Plastikfolie bedeckt, die zwar eine saubere Stellfläche fürs Zelt bietet, aber vom optischen Anblick sehr gewöhnungsbedürftig ist, um nicht zu sagen häßlich. Trotzdem ist es ein guter Campingplatz mit schöne schattige Zeltplätze, nur fünf Minuten vom Strand und direkt neben dem Supermarkt. Hier könnte man auch locker noch einen Tag länger verbringen.
In dieser Jahreszeit, also fast Mitte Juni, war der Platz auch noch fast leer, nur drei oder vier Zelte standen hier.

Dies war also mein kurzer erster Wandertag und ab morgen geht die Tour dann richtig los……..




Camp 1 (fast Meereshöhe)


der Strand beim Campingplatz, am nächsten Morgen fotografiert
​

Oh wie schön, das weckt Erinnerungen – ich bin mal von Menton nach Ventimiglia gewandert (hier sind noch Fotos dazu) und erinnere mich auch noch gut an den CONAD in Latte (frische Pasta *schwärm*) :-)

Und ich freu mich sehr auf die Fortsetzung – die Seealpen sind toll!

Was hat Dich bewogen in Ventimiglia zu starten und nicht in Menton?

habe mal deinen Bericht durchgelesen,....super So einiges habe ich wiedererkannt und in dem CONAD stapeln sich die Lebensmittel immer noch bis zur Decke. Es war mein erster Supermarkt in Italien und ich war etwas verwundert

​da Wiederspreche ich nicht

​​
erst wollte ich ja in Menton starten, aber die Anreise über München und Genua nach Ventimigilia war günstiger als die Anreise durch Frankreich nach Menton.
Von Genua würde man sicher auch mit den Öffis nach Menton kommen, aber die Verbindungen sahen mir auf dem ersten Blick kompliziert aus, da dachte ich mir dann fährst du einfach nur bis Ventigmiglia

Wow, Du legst ja ein Tempo vor, kaum zuhause beginnst Du schon mit dem Bericht! Ich freue mich sehr darauf und werde folgen. Bequem vom Sofa aus , "in echt" könnte ich eh nie mit Dir mithalten. Umso schöner, dass Du uns wieder auf diese Art teilhaben lässt!

Ich setze mich hier auch hinzu.
Deine Berichte lese ich immer sehr gerne!

Danke Bernie, dass Du Dir wieder die Zeit nimmst uns mit Deinem Bericht zu unterhalten! Ich bin dabei und freue mich darauf wie es weitergeht.

Geht der Besitzer von Camp 1 davon aus, daß alle seine Nutzer ausschließlich freistehende Zelte haben?
Oder ist das tatsächlich so gewollt, die Heringe durch die Plastikfolie zu pieksen?

Ich freu mich auch auf Deinen Bericht. Aber etwas verwundert bin ich schon, dass Du über die (sicher viel zu hohe) Verspätung und die Preise der Deutschen Bahn schimpfst, aber gleichzeitig die 3 Stunden Verspätung des Busses einfach hinnimmst. Egal, jetzt kommen ja die Berg- und Naturerfahrungen.

Nein, man kann durch die Plastikfolie problemlos seine Heringe stechen.Warum er diese häßliche Plastikfolie überhaupt ausgelegt hat, weiss ich nicht auch nicht. Vermutlich weil aufgrund der Hitze und Trockenheit der Boden hier sonst zu staubig ist​

Einen Stau auf der Autobahn kann man einem Busunternehmen ja nicht anlasten, aber die Verspätungen, die man ständig mit der Deutschen Bahn erlebt (Vielfahrer können ein Lied davon singen​) sind allein Schuld der Deutschen Bahn. Daher wollte ich einfach mal wieder über die Deutsche Bahn meckern.

Euch Beiden Herzlich Willkommen hier

Blahake Lampe & @HO
Euch auch vielen Dank für die netten Kommentare und Herzlich Willkommen hier

2.Tag - eine merkwürdige Begegnung & der GR52

Heute wird also mein erster richtiger Wandertag. Ich lasse mir am morgen viel Zeit und wander erst um 11:30 los. Es ist heiß und sonnig, auf der Straße kaum Schatten, also zum Wandern nicht so angenehm.

Ich folge weiter die Straße nach Westen und biege nach drei Kilometern nach rechts auf eine schmale Straße, die den Hang entlang nach Grimaldi Superiore führt, das ich nach einem weiteren Kilometer erreiche.
Dort endet die Straße nach insgesamt 4,1 Kilometern vom Campingplatz und es geht endlich auf einem Trail weiter……..


zunächst geht es weiter auf der Straße


von der Straße blickt man ständig auf die Küste und die schicken Wohnhäuser hier


Blick zurück nach Ventimiglia, das man ganz hinten rechts sieht






Richtung Westen sieht man Menton in Frankreich


Menton und dahinter liegt schon Monaco


nun biege ich nach rechts auf die schmale Straße nach Grimaldi Superiore


Grimaldi Superiore


Straßenende und Trailbeginn - die Namen auf dem Schild sagen mir aber nichts (außer GR52), da auf meinen topographischen Kartenausdrucken kaum Namen verzeichnet sind.


Sobald ich die Straße in Grimaldi Superiore verlassen hatte, wird es auch sofort einsam und ich treffe erstmal keine Leute mehr.
Die Gegend ändert sich dramatisch: Vom modernen vibrierenden, extrem dicht besiedelten und völlig planlos verbautem, aber durchaus auch sehenswerten Küstenstreifen geht es nun abrupt über in ein strukturarmes Hinterland mit viel Wildnis und uralten Dörfern in denen die Zeit stehengeblieben scheint.​

Der Trail führt durch dichten Buschdschungel am Hang entlang in ein kleines Tal rein zu vom Dschungel überwucherte Steinhüttenruinen, die ich schon nach einem Kilometer erreiche. Diese Ruinen wären eigentlich mein Campziel für gestern gewesen, wenn ich ein bis zwei Stunden früher in Ventimiglia angekommen wäre.
Bei den Ruinen ist alles zugewuchert und kein Platz für ein Zelt, aber in den Hütten würde man vermutlich was finden. Das habe ich jetzt aber nicht mehr abgecheckt, weil das Schnee von gestern war, heute mache ich hier nur meine Mittagspause und fülle am kleinen Rinnsal meine Wasserflasche auf.


von einem aussichtsreichen Bergrücken schaut man nochmal nach Menton und Monaco


der Trail führt am Hang entlang und überquert somit die Küstenautobahn


der schöne Trail führt durch dichten Buschdschungel


nach einem Kilometer erreiche ich die Ruinen




Laut meiner Karte verlaufen von hier aus Trails weiter talaufwärts, auf der italienischen Seite am Hang oben am Bergkamm direkt an der französichen Grenze entlang. Das wäre meine geplante Route gewesen, allerdings kann ich keine Trails finden.
Nach der Mittagspause verbringe ich hier eine Weile mit auskundschaften, immer mal wieder finde ich vage erkennbare Routen, die sich kurz darauf im Dschungeldickicht auflösen. Kurz gesagt: die Trails scheinen zugewachsen zu sein!
Der einzigste gut sichbare, freigeschlagene und auch gut gangbare Trail führt von hier aus über die Grenze nach Frankreich rein. Also nehme ich den.

Dies ist eine Flüchtlingsroute von Menschen, die von Italien aus weiter nach Frankreich fliehen. Momentan sind hier zwar keine Flüchtlinge unterwegs, aber sie haben hier eine Müllspur ohne Gleichen hinterlassen, so schlimm daß man es erst glauben würde wenn man es mit eigenen Augen sieht! Der gesamte Trail bis nach Frankreich hinein ist müllübersäät, von Plastikflaschen, bis hin zu Shampoo- und Duschgel-Flaschen, Zahnbürsten, Zahnpastatuben, Kinderspielzeug, leere Koffer, jede Menge Plastikzeug, Klamotten aller Art bis hin zu Socken und Unterhosen, die hier überall rumliegen oder in den Büschen hängen. Man könnte glauben die Menschen haben sich hier alle nackig ausgezogen bevor sie nach Frankreich reingewandert sind.

Die Menschen mögen vielleicht in einer sehr schwierigen Lage gewesen sein, dafür habe ich auch Verständnis, aber trotzdem kann man ja noch ein Mindestmaß an Anstand bewahren! Die Menschen zeigen mit ihrem Verhalten nicht nur absolut Null Respekt für diese schöne Natur hier, sondern auch noch keinen Respekt für die Länder, in die sie fliehen und die sie als Flüchtlinge aufnehmen.
Editiert vom Moderator

politisches entfernt

Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der

Schon heute Vormittag, als ich noch auf der Straße gewandert bin, ist mir der ungewöhnlich viele Müll am Straßenrand aufgefallen. Da hatte ich es noch auf Italien geschoben und gedacht daß das dann ja wohl die landesübliche Sitte sein muss seinen Müll einfach so an den Straßenrand zu werfen,……..bis zu meiner sehr merkwürdigen Begegnung heute vormittag:

15 Minuten nach Verlassen des Campingplatzes holt mich eine vierer Gruppe junger Männer ein und einer davon spricht mich an. Ich hatte keine Ahnung was er von mir will da ich kein einziges Wort verstanden habe, außer das französische Wort „Eau“ (=Wasser).

Ah, denke ich, das wird wohl eine Gruppe netter französischer Touristen sein, die hier irgendwo im Hotel übernachten und mich jetzt freundlicherweise darauf aufmerksam machen wollen daß es entlang dieser „Wanderstrecke“ kein Wasser gibt und sichergehen wollten daß ich genug dabei habe.

Auf englisch erzähle ich ihm daß ich genug Wasser dabei habe, was er natürlich nicht versteht. Da sage ich es nochmal deutlicher: „Yes, Water!“, und zeige dabei mit dem Finger auf meinen Rucksack um ihm deutlich zu machen daß ich Wasser habe.

Halben Kilometer weiter holt mich die gleiche Gruppe wieder ein und auch diesmal spricht mich der gleiche Typ an aber ich verstehe immer noch kein Wort, außer das französische Wort „Eau“, das er mehrfach wiederholt.
Häh,….will er etwa Wasser haben??
Irgendwie kann ich mir überhaupt nicht vorstellen und finde es auch etwas absurd daß hier in dieser reichen Gegend auf offener Straße nach Wasser gefragt wird.
Ich krame meine Wasserflasche aus dem Rucksack, gebe sie ihm und mal schauen was passiert……
Tatsächlich trinkt er einige Schlucke daraus. Dann wird die Flasche nach und nach an seinen übrigen drei Kollegen weitergereicht, die alle ein paar Schlucke trinken, bis die Flasche leer ist.

Die leere Plastikflasche gibt er mir nicht zurück, sondern wirft sie hier einfach in die Landschaft, dann ziehen sie weiter, kein Danke und kein Tschüß. Wirklich, absolut kein Benehmen diese Leute!!
Erst im Nachhinein war mir klar daß dies eine Gruppe Flüchtlinge aus den arabischen Ländern ist, aus welchem Land genau weiss ich nicht.
Ich hebe die Plastikflasche wieder auf und finde nach kurzer Sucherei auch den Deckel wieder, denn ich brauche die Flasche noch.


Nun also zurück zum Trail, der hier über die Grenze nach Frankreich hineinführt. Die ansonsten offene Grenze ist hier mit einem Eisenzaun versehen, da den Behörden das Problem anscheinend bekannt ist. Der Zaun wurde mit irgendwelchem Werkzeug aufgeschnitten und auf ein Stück Metall hat jemand auf englisch und arabisch sowas wie „Willkommen in Frankreich“ gekritzelt.

Der Pfad verläuft sich ab hier in unterschiedlichen Richtungen. Ich nehme den rechten Pfad, der einen halben Kilometer weiter auf den GR52 zweigt, einer der bekannten französischen Weitwanderwege, der hier unten an der Küste in Menton startet und Richtung Norden durch die französischen Seealpen führt, den Alpes Maritimes.

Ab hier ist der Pfad zum Glück wieder komplett sauber und Müllfrei, wie es sich für einen Trail gehört.


nun in Frankreich, dort unten liegt Menton und dahinter in der nächsten Bucht Monaco

Für den Rest des Tages folge ich den GR52, es geht meistens sanft bergauf und nach einigen Kilometern über den bewaldeten Col du Berceau (1050 m). Am Nachmittag bewölkt es sich, es ist nicht mehr so heiss und zweitweise kommt ein leichter Gewitterregen runter. Zweimal treffe ich heute noch Wanderer und abseits des Pfades sehe ich irgendwo ein Zelt stehen.


GR52


nochmal Menton


hinter dem verbauten und dicht besiedelten Küstenstreifen wird es auch sofort einsam




nochmal Blick zurück nach Menton





Ich passiere viele gute Campstellen, leider alle ohne Wasser. Nichtmal das kleinste Rinnsal findet man entlang der gesamten Strecke, seit meiner Mittagspause. Zum Glück hatte ich in der Mittagspause wenigstens einen Teil meiner Wasserflaschen aufgefüllt. Zum Wandern während des Tages hat es ja gereicht, aber fürs Camp brauche ich definitiv noch Wasser, zum Kochen für heute abend und morgen früh. Daher wander ich an allen schönen Campstellen nur vorbei, obwohl es langsam Zeit wird mein Zelt aufzuschlagen.

Kurz bevor es anfängt dunkel zu werden zweigt der GR52 auf einen Almfahrweg. Am Wegrand steht eine alte heruntergekommene Scheune und Rinder weiden hier. Abseits des Weges finde ich eine Badewanne voll mit Wasser, die als Tränke für die Rinder dient. Anstatt Wasser aus der Badewanne zu nehmen, bediene ich mich lieber aus Regenpfützen, die ich hier am Wegrand finde, die voll mit Kaulquappen sind. Daraus fülle ich alle meine Wasserflaschen auf, insgesamt fünfeinhalb Liter, natürlich ohne die Kaulquappen.

Dann wird es dringend Zeit für eine Campstelle. Nach zweihundert Metern verlässt der GR52 den Fahrweg wieder und führt weiter auf einem Trail.
Fünf Minuten später finde ich abseits des Pfades, versteckt im schönen Bergwald, eine super Campstelle.
Leider habe ich kein Campfoto gemacht, abends beim Zeltaufbau war es schon zu dunkel und am nächsten Morgen hatte ich es aufgrund der unangenehmen Begegnung vergessen……..​

Cliffhanger

Ein wirklich guter Start Bernd. Wobei mit bei der zugemüllten Flüchtlingsroute schon etwas die Worte fehlen. Ich denke politische Diskussionen zu dem Thema sind hier zwar fehl am Platze, aber ich gebe Dir recht, dass es von schlechtem Benehmen zeugt, wenn man seinen Müll einfach in der Natur zurücklässt. Naja, zum Glück ist das ja nur der Einstieg und die wirklich coole Natur folgt noch. Bin jedenfalls schon sehr auf Deine Beschreibungen gespannt.

Bin auch dabei

​ja das war auch nur am Anfang und zum Glück habe ich sowas im weiteren Verlauf der Tour nicht mehr gesehen.

dann herzlich Willkommen

3.Tag - GR52 & Parco Regionale Alpi Liguri

Als ich morgens nach dem Frühstück aus dem Zelt krieche um mein Camp abzubauen steht da ein großer Bulle keine 30 bis 40 m von meinem Zelt, der mich anstarrt und immer näher kommt. Er lässt sich auch nicht verscheuchen, aber immerhin kann ich ihn dazu bringen daß er wenigstens nicht noch näher kommt, sondern stehenbleibt und mich weiterhin anstarrt, während ich im Eiltempo mein Camp abbaue und den Bullen dabei mit einem Auge ständig im Blick halte.
Zum Glück verliert er bald das Interesse und verschwindet. Die ganze Situation fand ich ein wenig bedrohlich.

Erst um 10:30 wander ich bei blauem Himmel los. In dieser relativ geringen Höhe ist es sehr heiß zum Wandern und man ist schnell total vollgeschwitzt..

Ich folge weiter den GR52 durch schattigen Wald zum nächsten Pass, dem Baisse de Faiche Fonda (980 m).


GR52 auf dem Weg zum nächsten Pass



Kurz vor dem Pass passiere ich eine alte Hütte mit verwildertem Garten drumherum. Hinter einer provisorisch mit Stöcken zusammengezimmerten Pforte steht auf einem wackeligem Holztisch eine Kanne noch halbvoll mit Wasser. Daneben hängt ein mit Kugelschreiber handgeschriebener Zettel. Ich kann zwar kein Französisch, interpretiere den Text aber so daß dies die einzigste Wasserstelle zwischen Menton und Sospel sein soll, an der man sich bedienen darf. Ich habe zwar noch zwei Liter Wasser aus den Kaulquappen-Pfützen von gestern Abend, fülle hier aber noch zusätzlich eine Halbliter-Flasche auf, man weiss ja nie.

Auf dem Baisse de Faiche Fonda stößt der GR52 wieder auf den Almfahrweg von gestern abend, der die nächsten 1,3 Kilomter weiter durch Wald den Hang entlang führt zum nächsten Pass, dem Colle Bassa, (1108 m), wo der Fahrweg bei einer alten Almhütte endet.


Baisse de Faiche Fonda (980 m), von hier geht es die nächsten 1,3 km auf einem Fahrweg


von hier hat man nochmal eines der letzten Blicke zurück nach Menton​

Vom Colle Bassa, (1108 m)​ geht es wieder auf einem Pfad weiter durch Wald am Hang entlang zum nächsten Pass, dem Col du Razet (1032 m).


GR52 auf dem Weg zum Col du Razet


eine schöne Gegend ist dies




Steinhüttenruinen am Wegrand




auf dem Col du Razet (1032 m) verzweigt sich der Pfad

Ich verlasse den GR52 und folge einen anderen Pfad durch Wald am Hang entlang zum Col de Cuore (1022 m) auf dem Alpen-Hauptkamm an der französich-italienischen Grenze.
Bis zum Col du Razet sind mir viermal andere Wanderer begegnet, der GR52 ist halt populär, aber danach treffe ich für den Rest den Tages keine Wanderer mehr, nur noch paar Einheimische im Dorf Olivetta heute nachmittag.


auf dem Weg zum Col de Cuore - Blick zurück zum Col du Razet, oben links im Bild


Blick runter zur französischen Seite des Bévéra Tales

Auf dem Col de Cuore (1022 m) mache ich erstmal Mittagspause. Laut meiner Karte führt von hier ein Trail rüber nach Italien, den ich aber erst nach kurzem Auskundschaften finde. Er ist unmarkiert und sehr verwachsen, aber wenn man ihn erstmal hat ist er auch gut folgbar für 1,2 Kilometer, bis er auf einem besseren Trail zweigt, der vom Punta Monetto kommt.

Diesen besseren Trail folge ich am Hang entlang talabwärts durch eine schöne Waldwildnis, die auch irgendwo in Nordamerika sein könnte. Verglichen mit dem GR52 ist aber auch dieser Trail sehr schmal und etwas verwachsen, aber eine schöne Route.
Auf einem verblichenem Schild lese ich irgendwo daß dies hier wohl der Parco Regionale Alpi Liguri sein soll. Manchmal blickt man durch die Bäume über das weite bewaldete Bergland.


Blick übers weite grüne Bergland auf der italienischen Seite


schöner Wildnistrail




dort oben der Col de Cuore




die italienische Seite des Bévéra-Tales


das Tal sieht von hier oben recht schluchtig aus


dort unten das Dorf Olivetta


Dann führt der Trail in Serpentinen runter ins Tal auf 250 m ins sehr schöne Dorf Olivetta. Der schluchtige Fluss wird auf einer Brücke gequert, direkt dahinter führt der Pfad ins Dorf rein und mündet auch gleich auf eine Straße.

Entlang der schmalen Hauptstraße durchwander ich das Dorf. Es scheint noch Siesta zu sein, denn ich sehe nichts geöffnetes, falls es hier überhaupt einen Laden geben sollte.


Abstieg nach Olivetta




Olivetta (260 m)


Olivetta


auf der Hauptstraße durchwander ich das Dorf

Vom Dorfende folge ich noch für halben Kilometer die Straße, bis ich an einem kleinen Bach (eher größeres Rinnsal), der rechts neben der Straße fließt, alle meine Wasserflaschen auffülle. Dann verlasse ich die Straße und biege nach links auf eine Fahrspur, die zum nächsten Dorf Fanghetto führt. Kurz darauf verlasse ich die Fahrspur und biege nach links auf einen Trail, der in Serpentinen durch verbuschten Wald den Hang nach oben führt. Der Einstieg war unmarkiert und schwer zu finden, der Trail ist anscheinend nicht auf allen Karten mit eingezeichnet.

Knapp 200 Höhenmeter weiter oben, kurz bevor der Trail laut Karte die höchste Stelle erreicht und dann eben am Waldhang entlang zurück nach Frankreich führt, finde ich abseits des Trails versteckt im Wald eine gute Campstelle, gerade groß genug für ein Zelt und die einzigste mögliche Campstelle überhaupt hier. Etwas abseits würde man aber noch Platz für ein bis zwei weitere Zelte finden. Da die ganze Gegend ziemlich hanglastig ist und der Waldboden auch recht verbuscht, sollte man anhand den Höhenlinien auf der Topokarte schon wissen wo genau man suchen muss um diese Campstellen zu finden.


Blick zurück nach Olivetta


Camp 3 (443 m)
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Boah, ist das schön! Ich mag Bergwald.

… schweres Fernweh! Das geht ja tatsächlich so schön weiter wie vor Jahren dort mal vermutet.

Hast du das Wasser aus Pfützen und Bächen unfiltriert getrunken ? In Olivetta gibt es lt. OSM eine Trinkwasserstelle, gab es da kein Wasser ?

ich finde die Bergwälder in den südlichen Alpen auch besonders schön

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das Fernwegh kann ich gut nachvollziehen. Schade daß Du damals anscheindend nicht weiter ins Inland gewandert bist, es wird tatsächlich richtig schön dort. Aber was nicht war kann ja noch werden.

Ja, einen Filter habe ich nie dabei, ist bisher aber auch immer gut gegangen.
Laut meiner Erfahrung gibt es in den Alpen in allen Bergdörfern zumindest einen Brunnen mit Trinkwasser oder eine andere Trinkwasserquelle. Das wird auch in Olivetta so sein, OSM wird da also nicht falsch liegen. Allerdings habe ich nicht darauf geachtet, da ich auf der Karte schon den Bach gesehen hatte und voll darauf fixiert war dort meine Wasserflaschen aufzufüllen und daher gar nicht mehr geschaut hatte wo in Olivetta eine Trinkwasserstelle sein könnte.

Ja, mal gucken, es steht auf jeden Fall auf meiner Vorhaben-Liste (und einen Sommerschlafsack hab ich auch schon extra dafür erworben) :-) Zu den Zeiten, in denen ich bisher in der Gegend war, musste ich halt abends immer wieder zurück sein. Da kommt man nur bedingt weit.

4.Tag - das Roya-Tal & Vallon de Carleva

Um 10 Uhr wander ich los und folge den Trail am bewaldeten Hang entlang wieder nach Frankreich rein. Der Trail führt zum Dorf Piène Haute, aber bis dorthin wander ich nicht. Etwa halben Kilometer vor dem Dorf biege ich bei einer Pfadabzweigung nach rechts, der Trail führt auf der Nordseite des Cime du Tron weiter den Hang entlang zurück Richtung Italien, dann kurz vor der italienischen Grenze in Serpentinen steil nach unten zur Hauptstraße im grünen Roya-Tal.


kurz nach Verlassen meines Camps wander ich wieder nach Frankreich rein


Blick runter nach Olivetta und meine Route von gestern


schöne Wald- und Buschwildnis


hinter der Pfadabzweigung blickt man auf der anderen Seite des Bergkammes runter ins grüne Roya-Tal


das Dorf Piène Haute sehe ich nur von weitem


Roya-Tal und meine Route heute nachmittag auf der anderen Talseite....


dahinten nochmal das Dorf Piène Haute, der Trail führt dann steil runter ins Tal


die Hauptstraße von Ventimiglia nach Breil-sur-Roya unten im Tal auf nur 160 m Höhe

Eigentlich müsste ich jetzt rüber zur anderen Hangseite, aber die Route durch die Flussschlucht sieht kompliziert aus. Daher folge ich für halben Kilometer die Straße zurück nach Italien rein zum ersten Dorf Fanghetto, wo man auf einer Straßenbrücke die Flussschlucht quert.


Blick von der Brücke - auf der rechten Hangseite verläuft die Straße und auf der linken Seite sieht man das Dorf Fanghetto

Hinter der Brücke biege ich nach links wieder auf einem Trail zurück nach Frankreich.
An einem von rechts runterkommenden Bach aus einem Schluchttal mache ich Mittagspause. Hier treffe ich zwei Tageswanderer, die aus Fanghetto kommen, ansonsten den ganzen Tag keine weiteren Wanderer, nur noch paar Einheimische in den beiden Dörfern.

Es geht nun talaufwärts Richtung Breil-sur-Roya, der Trail führt durch Wald am Hang entlang, dann irgendwann hoch auf eine flache Talterasse zum schönen Bergdorf Libre.


hinter der Brücke biege ich nach links


ein ganz kurzes Stück geht es noch auf einem Fahrweg, bis zu den letzten Häusern dort drüben


dann geht es auf einem Pfad weiter...


Blick zurück nach Fanghetto


der Trail führt wieder nach Frankreich rein


auf der anderen Flussseite verläuft die Hauptstraße




wildes Roya-Tal


Libre (472 m), hier muss ich 500 m auf einem Fahrweg wandern und kurzes Stück auf der Dorfstraße


Libre ist ein sehenswertes französisches Bergdorf


in der Dorfmitte biege ich wieder auf einem Pfad

Von Libre folge ich einen Trail den Hang entlang aufwärts zu einem Bergrücken bei P621 zu einer Abzweigung, vonwoaus Trails in unterschiedlichen Richtungen weiterverlaufen. Ich nehme den Trail, der weit oben den Hang entlang führt, Richtung talaufwärts.

Es ist heute wieder ziemlich heiss. Der offene Hang ist auch noch ziemlich sonnenausgesetzt mit so gut wie keinen Schatten. Dazu kommt noch der Wassermangel. Die auf der Karte eingezeichneten Bachläufe, die von rechts den Hang herunterfließen, sind alle trocken. In dieser Gegend muss man ständig literweise Wasser mit sich rumschleppen und bei jeder Gelegenheit wieder auffüllen.




dort unten das Dorf Libre und oben links im Bild (auf der anderen Talseite) das Dorf Piène Haute von heute morgen


der Hang ist sonnenausgesetzt und trocken


dahinten meine Route von heute morgen und der oberste Pfeil die von gestern


direkt hier unten Libre




Richtung talaufwärts sieht man schon das dichter besiedelte Gebiet um Breil-sur-Roya

Hinter einem Bergrücken (la Colette) verzweigt sich der Pfad. Der linke führt runter ins Tal nach Breil-sur-Roya und der rechte ins wilde Tal des Vallon de Carleva hinein, den nehme ich. DieserTrail führt über einen Umweg auch nach Breil-sur-Roya. Der Weg durchs Vallon de Carleva ist mega lohnend, so daß man diesen Extra-Schlenker auf keinen Fall bereuen wird. So werde ich aber erst morgen in Breil-sur-Roya ankommen.

Der Trail führt immer oben am Hang entlang durch eine Wildnis aus nun dichten schattigen Laubwald. Herrlich, diese Route ist super! Die Frage ist nur, wo finde ich hier eine Campstelle, denn es ist alles steil hier!

Nach anderthalb Kilometern erreiche ich den ersten fließenden Bach, wo ich meine Wasserflaschen auffülle. Etwas oberhalb des Trails finde ich eine super Campstelle mit Platz für nur ein kleines Zelt, aber für mich reicht es, besser geht´s nicht…


Vallon de Carleva


herrliche Wildnis aus dichtem Laubwald


Vallon de Carleva und meine Route für morgen.....


Camp 4 (812 m)
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5.Tag - Vallon/Canyon de Carleva & Breil-sur-Roya

Es sind nur noch ca. 8 Kilometer nach Breil-sur-Roya, der Trail führt immer eben am Hang entlang um diverse Taleinschnitte herum. Es ist eine herrliche Gebirgswildnis aus dichten Laubwäldern. Bis Breil-sur-Roya treffe ich nur zweimal Wanderer. Es ist heute wieder heiß und sonnig.




versteckte und wieder vom Busch überwucherte Steinhüttenruinen passiere ich so einige heute






Blick talabwärts Richtung Roya-Tal








der schmale Trail führt kilometerweit auf gleichbleibener Höhe den Hang entlang






Vallon de Carleva


Vésaire, kurz vor dem Roya-Tal

Schließlich führt der Trail sanft runter ins Roya-Tal und kurz darauf nach Breil-sur-Roya rein.

Hier endet die erste Etappe meiner Westalpen-Tour. Der sehr sehenswerte alte Ort liegt unten im Tal auf 300 m Höhe in den französischen Seealpen und hat etwa 2200 Einwohner.


nach der Pfadabzweigung im Roya-Tal wird der Trail deutlich besser


der Pfad führt nach Breil-sur-Roya rein


Breil-sur-Roya






Breil-sur-Roya (300 m)

Heute ist Sonntag, aber ich hatte schon gegoogelt daß der Carrefour Supermarkt Sonntags geöffnet hat. Hier muss ich den Proviant für meine nächste Etappe bis Isola2000 einkaufen. Dafür kalkuliere ich 9 Tage, also kaufe ich Essen für mindestens 10 Tage ein.

Zwei Stunden sitze ich im Bahnhof zum Akkus aufladen, danach geht´s in den Supermarkt, der direkt neben dem Bahnhof liegt. Hier kaufe ich nicht nur Proviant sondern verbringe noch eine ganze Weile draußen vor dem Markt zum picknicken. Um 17:30 bin ich fertig und aufbruchsbereit.

In Breil-sur-Roya gibt es keinen Campingplatz, also bleibt mir nur irgendwo am Ortsrand wildcampen, was ursprünglich auch mein Plan war. Es würde sich schon ein Plätzchen dafür finden. Aber will ich das wirklich?
Da ich schon alles erledigt habe besteht eigentlich kein Grund mehr noch länger hierzubleiben und ich entscheide mich heute noch für ein bis zwei Stunden weiterzuwandern.


direkt von der Altstadt folge ich den GR52A


Blick über die Dächer der Altstadt

Der GR52A scheint eine Variante des GR52 zu sein. Der Trail führt durch Wald
am Hang entlang das Roya-Tal weiter aufwärts, immer sanft bergauf.


GR52A


Blick zurück nach Breil-sur-Roya

Mir war klar daß es schwierig wird in der nächsten Zeit eine Campstelle zu finden, da der Trail jetzt erstmal nur noch die steilen Waldhänge entlangführt.

Als der Trail nach anderthalb Kilometern um einen Bergrücken herum ins Schuchttal des Vallon de Zouayné führt habe ich so ein komisches Gefühl daß hier vielleicht eine Campstelle sein könnte. Und tatsächlich finde ich oberhalb des Trails eine kleine flache Stelle auf dem Bergrücken, die sich als super Campstelle eignet.

Jetzt brauche ich nur noch Wasser! Ich lasse mein Gepäck liegen und wander noch halben Kilometer zum Bach im Vallon de Zouayné aber leider ist er ohne Wasser.
Enttäuscht wander ich zurück Richtung Camp und überlege ob ich nochmal schnell zurück nach Breil-sur-Roya laufen soll um Wasser zu holen. Da höre ich rechts tief unten in der Schlucht ein ganz leises plätschern,….Wasser! Ich steige dort runter und tatsächslich kommt da eine kleine Quelle aus den Steinen gesprudelt. Ich fülle meine Wasserflaschen auf und wander zurück zum Camp. Der Abend ist gerettet😊


Camp 5 (648 m)
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6.Tag - GR52A & Vallon de la Bendola


Blick morgens von meinem Camp runter nach Breil-sur-Roya

Heute starte ich mit 10:50 mal wieder extrem spät,…so langsam wird es zur Gewohnheit!
Zunächst folge ich weiter den GR52A immer oben den bewaldeten Hang entlang das Roya-Tal aufwärts. Drei- bis viermal treffe ich andere Wanderer.


der GR52A führt durch schattigen Laubwald


es werden kleine schluchtige Seitentäler traversiert, hier das Vallon de Zouayné


letzter Blick nach Breil-sur-Roya


Breil-sur-Roya


Vallon Cainé




immer wieder hat man spektakuläre Blicke runter in Roya-Tal


GR52A


vom Wald überwucherte Ruine


erstmal letzter Blick ins Roya-Tal

Nach 7,2 Kilometern erreiche ich eine Abzweigung. Der GR52A führt links runter nach Saorge, ich biege nach rechts auf einen schmaleren Pfad ins Vallon de la Bendola.

Diese Route wird mal wieder ein Umweg und ich brauche einen vollen Tag länger nach Fontan. Aber das Vallon de la Bendola ist ein wirkliches Highlight aus wilde schluchtige Täler, urwüchsige Laubwälder, schmale und teils verwachsene Trails, viele alte Steinhütten, teils schon zu Ruinen verfallen und teils noch halbwegs intakt und nun wieder vom Wald überwuchert. Ähnlich wie das Vallon de Carleva von gestern, nur noch ne Nummer größer, spektakulärer und abgelegener. Hier trifft man fast keine Leute. Seit der Abzweigung vom GR52A treffe ich für den Rest des Tages niemanden mehr. Die nächsten Menschen treffe ich erst wieder morgen abend in Fontan.

Landschaftlich könnte diese Gegend auch irgendwo in der tropischen Bergwildnis Südamerikas liegen, auch von den Temperaturen könnte das passen. Oder das Val Grande in klein.

Die Hitze macht mir beim Wandern ziemlich zu schaffen aber zum Glück geht es ja die meiste Zeit im schattigen Wald. In der Sonne ist das Wandern mit schwerem Rucksack fast unerträglich, insbesondere bergauf läuft der Schweiß nur so in Strömen und ich kann alle 15 Minuten mein T-shirt auswringen.
Daher bin ich froh endlich bald in höhere Gefilde zu kommen, wo es hoffentlich etwas kühler wird.

Heute wander ich noch 4,8 Kilometer, der Trail ist schmal und manchmal etwas exponiert am steilen Waldhang. Es geht meistens relativ eben am Hang entlang, nur einmal gibt es eine etwas größere Steigung und ich war mir ein wenig unsicher ob ich überhaupt noch auf dem richtigen Weg bin.


Vallon de la Bendola


der Pfad führt kilometerweit oben die steilen Waldhänge entlang


Vallon de la Bendola








urwüchsiger Laubwald und der Trail ist hier nicht mehr zu sehen


Vallon de la Bendola








Camp 6 (1085 m)

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Ich bin hier natürlich auch wieder mit unterwegs


"In Breil-sur-Roya gibt es keinen Campingplatz​"
Ich war da vor Jahren mal auf dem Campingplatz. Laut Openstreetmap gibt es den auch noch. Veraltet?​​​

Der Campingplatz ist dem Umwetter vor einigen Jahren zum Opfer gefallen und existiert nicht mehr.

Dir auch Herzlich Willkommen

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Daß der Campingplatz dem Unwetter zum Opfer gefallen ist wusste ich nicht. Ich wusste nur daß es dort mal einen Campingplatz gab und jetzt keinen mehr gibt.
Wenn es tatsächlich ein Unwetter war frage ich mich aber warum er nicht wiedereröffnet wurde. Das Gelände, wo der Campingplatz mal gewesen sein soll, sieht jedenfalls Top aus.

7.Tag - vom Vallon de la Bendola nach Fontan

Mein gestriger Routenabschnitt durchs Vallon de la Bendola war schon absolut super, aber der heutige hat mir noch besser gefallen.

Wieder wander ich erst um 10:00 los. Es ist wieder sonnig und sehr heiß, wie die letzten Tage auch schon.

Der Trail führt zunächst noch eben den bewaldeten Hang entlang zu einer Pfadabzweigung auf dem le Pilon, den ich mal als schönen Aussichtshügel bezeichnen würde.
Dann führt der nun recht gute Trail runter in die bewaldete Hauptschlucht.


der Trail führt weiter den bewaldeten Hang entlang


Blick vom le Pilon (1045 m) ins Vallon de la Bendola


Blick vom le Pilon




der Trail führt nun runter in die bewaldete Hauptschlucht


der Bach auf 560 m - hier mache ich im Schatten des Waldes Mittagspause

Nach der Mittagspause folge ich den nun stellenweise etwas verwachsenen Trail talaufwärts und hoch zu einem 1225 m hohen Pass, dessen Name nicht mit auf der französischen IGM-Karte steht. Diese Gegend gefällt mir ganz besonders gut.




der Trail führt langsam nach oben






der Trail ist stellenweise etwas verwachsen




alte Steinhütten


die Blicke runter ins Haupttal werden spektakulärer je höher ich komme


noch mehr Steinhütten




die Steinhütten liegen ziemlich im Wald versteckt


Vallon de la Bendola


Blick von der bewaldeten Passhöhe (1235 m) zurück ins Vallon de la Bendola


auf der anderen Seite führt der Trail das Vallon de la Pinée abwärts


Richtung talabwärts kommen bald Felder in Sicht, die von weitem aussehen wie Terassenfelder, ähnlich wie im Himalaya



Bis zu den Feldern wander ich aber nicht, sondern biege schon bald bei einer Pfadabzweigung nach rechts hoch zum Col de Peïremont und auf der anderen Passseite das Vallon de Pèvé abwärts.


mein nächster Pass


im Vallon de Pèvé ist der Trail sehr verwachsen


das Vallon de Pèvé mündet dort vorne ins Roya-Tal, wo das Dorf Fontan liegt

Mein Plan war unten am Bach zu zelten und morgen früh durch Fontan zu wandern.
Als der Trail das Bachbett erreicht muss ich leider feststellen daß es trocken ist. Das gibt´s doch nicht!! Das Vallon de Pèvé ist zwar kein großes Tal aber so winzig klein ist es nun auch wieder nicht so daß man hier normalerweise Wasser erwarten würde.

Aber es ist halt wie es ist, also wander ich heute abend noch das kurze Stück nach Fontan. Das Bachbett führt durch einen Tunnel unter der Eisenbahnline und die Trailmarkierungen führen auch dort durch. Hinter dem Tunnel bin ich auch schon im Dorf Fontan, das laut Wikipedia nur 300 Einwohner hat und im Roya-Tal liegt.

Im Dorfbrunnen fülle ich meine Wasserflaschen auf und wander dann durch den Tunnel zurück ins Vallon de Pèvé, wo ich mein Zelt aufschlage.


durch den Tunnel geht es nach Fontan rein


Fontan im Roya-Tal auf 425 m


Camp 7 im Vallon de Pèvé auf etwa 450 m



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Sehr schön! Auch ich lese gespannt mit. Denn die einsamen französisch-italienischen Alpenregionen finde ich auch besonders toll. Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht! Vielleicht kann ich mir ja dabei noch ein paar Kleinigkeiten für meine kürzeren Touren abgucken.

Es freut mich daß Du dabei bist. Die französisch-italienischen Alpen sind auch sehr spektakulär und ich bin mir sicher daß Du hier paar Anregungen für kürzere Touren finden wirst.

8.Tag - Parc national du Mercantour

Um 8:45 verlasse ich mein Camp.
In Fontan gibt es einen winzigen Dorfladen wo ich noch eine Kleinigkeit zu Essen kaufe. Freundlicherweise darf ich im Laden meine Akkus laden. Die Verkäuferin meinte aber ich müsse das Akku bis spätestens 12 Uhr wieder abgeholt haben weil sie dann für die Siesta schließen. Ich verbringe die Zeit mit einem Picnic am Fluss, sozusagen ein zweites Frühstück.

Um 11:15 wander ich endgültig aus Fontan los, folge für 500 m die Hauptstraße durchs Dorf und biege am Dorfende nach links von der Straße runter wieder auf einem Trail. Dies ist der letzte Straßenkontakt für die nächsten 6 Tage bis Isola 2000.


Fontan (425 m)


auf der Hauptstraße durchwander ich den Ort - hier ist der Hund begraben und nicht viel los


es ist ein sehenswertes Französisches Dorf


direkt am Ortsrand biege ich von der Straße runter auf einem Trail

Der Trail führt immer den bewaldeten Hang entlang und nach links rum in ein größeres Nebental rein, dem Vallon de la Cèva. Es geht kilometerweit sanft bergauf und ich treffe keine Leute. Nach 7 bis 8 Kilometern kreuzt der Trail auf 1400 m Höhe einen Almfahrweg, wo zufällig gerade drei Motorradfahrer vorbeikommen.
Kurz darauf zeigt ein Schild an daß ab hier der Mercantour Nationalpark beginnt.


letzter Blick zurück nach Fontan, dann verlasse ich das Roya-Tal endgültig


Ruinen bei der Chapelle St-Maurice (669 m)


der gut begehbare Trail führt durch Wald am Hang entlang das Vallon de la Cèva aufwärts




Vallon de la Cèva


auf 1400 m Höhe beginnt der Mercantour Nationalpark

Diesen großartigen Nationalpark in den französischen Seealpen durchquere ich nun für die nächsten 10 Tage, nicht die kompletten 10 Tage, sondern nur auf meinen Routenabschnitten im französischen Teil der Alpen.

Aufgrund der höheren Lage wird das Klima nun alpin, also deutlich frischer wie vorher, zum Wandern viel angenehmer.
Landschaftlich fand ich meine Route durch diesen Nationalpark fast noch lohnender wie beispielsweise den Heilbronner Weg oder Lechtaler Höhenweg.

Das Gute an diesem Nationalpark ist nicht nur die überaus grandiose Landschaft, sondern auch noch die Tatsache daß für Wanderer hier in der Zeit von 19 Uhr abends bis 9 Uhr morgens das Wildcampen erlaubt ist.

Auch außerhalb des Nationalparks ist für Wanderer das Wildcampen in den französischen Alpen sehr entspannt. Ob es nun erlaubt ist oder nicht erlaubt ist darüber habe ich von einheimischen Franzosen unterschiedliche Aussagen gehört. Die einen haben gesagt „ja es ist erlaubt“ und andere haben mir erzählt, „eigentlich ist es ja nicht erlaubt, aber…..“
In einem Punkt waren sich alle Aussagenden aber einig: das Wildcampen stört hier keinem und wird geduldet, solange man sich anständig verhält und keinem auf´m Sack geht.

Der Trail führt durch Wald sanft weiter bergauf und stößt nach einem Kilometer nochmal auf den Almfahrweg.
Hier steht auf einer Höhe von 1720 m ein Denkmal, das an einen Flugzeugabsturz erinnert. Einige Trümmerteile liegen hier noch rum. Die „Dallas Lady“ ist am 12.September 1944 aus Algier gestartet mit 11 Amerikanern an Bord, die Waffen und Munition per Fallschirm an italienische Partisanen in der Region Turin abwerfen wollten. Für jedes der 11 Opfer wurde hier eine Betonsäule errichtet.


der Trail führt durch Bergnadelwald weiter nach oben




Denkmal für die Opfer eines Flugzeugabsturzes


Trümmerteile auf 1720 m Höhe


erstmal geht´s weiter auf dem Almfahrweg

Für 1,3 Kilometer muss ich den Almfahrweg folgen, bis er endlich endet. Dies ist auch der letzte Fahrweg, für die nächsten 5 Tage bis nach Isola 2000 geht es nur noch auf Bergpfade.

Am Fahrwegende steht am Wegrand ein Zelt, aber der oder die Eigentümer sind nicht zu sehen. Ein Stückchen weiter sehe ich einen Hirten mit seiner Schafherde, ich kann mir aber nicht denken daß er in dem Zelt übernachtet.

Der Trail führt durch einen Bergnadelwald hoch zur Baumgrenze, wo es Zeit wird mein Camp aufzuschlagen. Aber hier gibt es mal wieder kein Wasser. Auf der Suche nach Wasser treffe ich abseits vom Trail einen Franzosen, der an der Baumgrenze zwischen zwei Bäumen seine Hängematte aufgespannt hat um hier die Nacht zu verbringen. Auch er hat hier kein Wasser gesehen.
Dort unten beim Zelt am Fahrwegende gibt es einen Bach. Ich suche mir hier oben eine Campstelle und gehe nochmal runter zu dem Bach um meine Wasserflaschen aufzufüllen.
Der Zeltbewohner ist immer noch nicht da oder er schläft schon.


am obersten Ende des Vallon de la Cèva


Mercantour Nationalpark


Camp 8 auf 1878 m, mein erstes Camp auf dieser Reise oberhalb der Baumgrenze
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Wunderschön bis hierhin, vielen Dank Bernd. Dieser Bergwald, traumhaft.

In den Seealpen war ich noch nie.
Bin gespannt, wann der erste Berg^TM in Sicht kommt
(Erst so'n tolles Teaserfoto, dann tagelang grüne Hügel... )

Bei dem Campingplatz​ in Breil-sur-Roya ​tippe ich mal -ohne Ortskenntnis- auf ein Hochwasser? Gab's in Südfrankreich inden letzten Jahren häufiger mit entsprechend danach getroffenen Einschränkungen...

Google mal nach Unwetter + roya oder Tempête Alex 2020. Das war etwas mehr als nur Hochwasser.

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Ja, die Bergwälder und Wälder sind in den südlichen Alpen generell traumhaft, ein Paradies für jeden Waldliebhaber

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Keine Angst, da werden schon noch genügend Berge kommen
Auch grüne Hügel sind doch sehr schön

9.Tag - zum Col de Raus & GR52 ins Vallée des Marveilles

Um 8:00 wander ich los. Das Wetter ist zunächst noch teils sonnig, dann zunehmend bewölkt und nachmittags kommen Gewitterschauer runter.

Kurz hinter meinem Camp verzweigt sich der Trail, geradeaus geht´s hoch zum Pas de Colle Rousse, aber ich biege nach links. Der schmale unmarkierte Pfad führt 7 Kilometer den alpinen Grashang entlang zum Col de Raus. Es werden ständig kleine Bäche gequert, also Wasser gibt´s hier genug. Wenn ich das gestern gewusst hätte, würde ich noch etwas weiter wandern und hier campen, aber jetzt spielt es eh keine Rolle mehr.


auf dem Weg zum Col de Raus


weite Blicke nach Süden über die niedrigeren Waldberge


Vallon de Merim




Vallon de Caïros




auf dieser Grasfläche verliert sich der Pfad gleich mal für ein kurzes Stück


Vallon de Caïros


Col de Raus (1999 m)

Auf dem Col de Raus zweige ich wieder auf den GR52 und treffe die ersten Wanderer für heute.
Den GR52 folge ich heute noch 11 Kilometer Richtung Norden über den Pas du Diable ins Vallée des Merveilles. Dabei komme ich an der ersten CAF-Hütte vorbei, dem Refuge des Merveilles, d.h. ich komme nicht direkt daran vorbei sondern sehe die Hütte nur von Weitem weil ich kurz vorher schon abbiege. Im Umkreis der Hütte sehe ich viele Wanderer und auch sonst kommen mir seit der Abzweigung auf dem GR52 häufiger mal Wanderer entgegen. Es ist eine wunderschöne Route, aber leider bewölkt.


GR52






Blick vom Baisse Cavaline (2104 m) auf meinen nächsten Pass




auf dem Pas du Diable (2430 m) - auf der anderen Seite liegen die Lacs du Diable


Blick zurück vom Pas du Diable


Abstieg zu den Lacs du Diable


Lac de la Muta (2279 m)


Lac de la Muta


Lac du Trem (2257 m)


Lac du Trem


Lac Fourca (2170 m) mit Blick auf meinen nächsten Pass, dem Baisse de Valmasque




le Lac Long Supérieur (2115 m), am anderen Seeende steht die Hütte, die sieht man von hier aber nicht mehr


Vallée des Merveilles


mein nächster Pass der Baisse de Valmasque


Vallée des Merveilles

Ich hatte erst mit dem Gedanken gespielt heute noch hoch zum Baisse de Valmasque zu steigen und auf der Passhöhe zu campen. Drei junge Franzosen, die gerade über den Pass gekommen sind und nun auf dem Weg zur Hütte waren, erzählten mir daß sie nicht so darauf geachtet haben ob es dort oben überhaupt gute Campstellen gibt und es auf der Passhöhe heute eh viel zu windig zum campen sei. Also entscheide ich mich erst morgen über den Pass zu steigen.

Im oberen Vallée de Merveilles finde ich abseits des Pfades eine gute Campstelle.


Camp 9 (2348 m)
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