[IT][FR][CH] Übers Dach Europas - eine Hochtour durch die Westalpen

[berniehh]

Gestern abend bin ich von meiner Reise gut wieder zuhause angekommen und hier kommt jetzt der Bericht meiner Tour vom Sommer 2023.

Wie der Titel des Berichts schon verrät geht es durch die Westalpen, also durch Italien, Frankreich und der Schweiz,…… wie immer mit Zelt und ebenfalls wie immer low Budget.

94 Wandertage war ich unterwegs auf meiner selber entworfenen Hochroute. Hinzu kommen dann noch die An- und Abreisetage sowie die Ruhetage in den Einkaufsorten, so daß da mal wieder eine Gesamtreisezeit von über dreieinhalb Monaten rausgekommen ist,….wie jedes Jahr.

Und wie ist die Reise am Ende geworden??
Daß die Route ziemlich spektakulär wird war mir von vornherein klar, aber meine Erwartungen wurden noch übertroffen!
Als Gesamtpaket war die Reise sogar noch lohnender wie meine Tour durch die Northern Cascades vom letzten Sommer und tausendmal spektakulärer wie der PCT,…..auch wenn meine Northern Cascades Tour schon richtig gut war!

Einige hier auf ODS kennen die Westalpen, bzw. die Alpen allgemein, sicher so gut wie ihre eigene Westentasche, oder sogar noch besser.
Aber denjenigen, die noch nicht oder noch nicht so häufig in den Alpen unterwegs waren, verspreche ich in diesem Bericht haufenweise Inspirationen, was für geile Touren man in den Alpen machen kann, egal ob Tageswanderung, Hütten- oder Zelttour, egal ob einfache oder anspruchsvolle Tour und egal ob kurze oder lange Tour.

Viele hier glauben sicher daß Skandinavien die beste Trekkinggegend Europas ist. Das würde ich auch nicht als falsch bezeichnen, aber die Alpen gehören definitiv auch noch mit dazu.

In diesem Bericht wird es sehr viel schönes zu sehen geben, aber auch einige unliebsame Begegnungen, drastische Wetterumschwünge oder sonstigen Nervkram, was zu einer Reise einfach dazugehört.

Alles weitere erfahrt Ihr nach und nach hier im Bericht, oder Ihr dürft auch gerne fragen……..


Inhaltsverzeichnis
Hamburg - München
München - Genua
1.Tag - von Ventimiglia nach Latte
2.Tag - eine merkwürdige Begegnung & der GR52
3.Tag - GR52 & Parco Regionale Alpi Liguri
4.Tag - das Roya-Tal & Vallon de Carleva
5.Tag - Vallon/Canyon de Carleva & Breil-sur-Roya
6.Tag - GR52A & Vallon de la Bendola
7.Tag - vom Vallon de la Bendola nach Fontan
8.Tag - Parc national du Mercantour
9.Tag - zum Col de Raus & GR52 ins Vallée des Marveilles
10.Tag - GR52 durch den Parc national du Mercantour
11.Tag - vom Parc national du Mercantour zum Parco Naturale delle Alpi Marittime
12.Tag - über zwei Pässe zurück nach Frankreich
13.Tag - nach Isola 2000
14.Tag - Aufbruch aus Isola 2000
15.Tag - über vier Pässe zurück in den Mercantour Nationalpark
16 &17.Tag - Schlechtwettertage im Mercantour Nationalpark
18.Tag - über den Col du Fern nach Bersezio
19.Tag - über den Colle Oserot zum Lago Mediano di Roburent
20.Tag - ein weiterer Tag am Alpenhauptkamm
21.Tag - über drei hochalpine Pässe am Alpenhauptkamm & mein erster Dreitausender
22.Tag - die nächsten Pässe & mein zweiter Dreitausender
23.Tag - über den Col du Longet nach Pontechianale
Pontechianale
24.Tag - Aufstieg zum Bivacco A. Boarelli
25.Tag - Monviso Gipfelbesteigung
26.Tag - über den Colle Sagnette entlang der Monviso Ostseite
27.Tag - über den Passo Luisas ins obere Val Pellice
28.Tag – über den Col de Bouchet zurück nach Frankreich
29.Tag - Wolkenpanoramen
30.Tag - Abstieg nach Briançon / La Vachette
La Vachette / Briançon
31.Tag - Aufbruch aus Briançon
32.Tag - weiter durch die Cottischen Alpen zum Grand Aréa
33.Tag - Col de Roche Noire & Col du Cardonnet
34.Tag - Col de la Ponsonniére & Col des Muandes
35.Tag - Mont Thabor
36.Tag - Abstieg nach Modane
Modane
37.Tag - Aufbruch aus Modane
38.Tag - Col d´Aussois
39.Tag - Hochroute über dem Chaviére Tal
40.Tag - Hochroute zum Col de la Vanoise und weiter aufs Hochland beim Plan du Bin
41.Tag - weglose Gebirgskammroute über mehrere Dreitausender
42.Tag - Abstieg nach Val d´Isere
Val d´Isere
43.Tag - Grande Aguille Rousse
44.Tag - erster Tag im Gran Paradiso Nationalpark
45.Tag - Colle della Terra & Colle della Porta
46.Tag - Bocchetta del Ger - Val di Noaschetta - Colle dei Becchi
47.Tag - über den Bocchetta di Valsoera zum Lago di Motta
48.Tag - zwei weglose Pässe
49. Tag - Boschiettiera, ein traditionelles Bergdorf ohne Straßenanschluss
50.Tag - über den Colle del Bardoney ins Vallone dell´Urtier
51.Tag - über drei Pässe
52.Tag - Monte Emilius & Kammroute zum Bivacco Arno
53.Tag - Abstieg nach Aosta
Aosta
54.Tag - Aufbruch aus Aosta
55.Tag - zurück oberhalb der Baumgrenze
56.Tag - Monte Di Vertosan & grandiose Hochroute
57.Tag - Lago di Liconi & Colle di Liconi
58.Tag - Tour du Mont Blanc mit Varianten
59.Tag - über den Agroniettes Ovest in die Schweiz
60.Tag - weiter auf einer Hochroute Richtung Norden
61.Tag - Abstieg nach Liddes
Liddes / Martigny
62.Tag - Aufstieg aus Liddes
63.Tag - über den Col de Lâne
64.Tag - Col des Otanes
65.Tag - einsetzender Regen
Wintereinbruch
69.Tag - Glacier d´Otemma
70.Tag - Abstieg nach Arolla
71.Tag - Aufbruch aus Arolla
72.Tag - Col du Tsaté
73.Tag - Col du Pigne & Pigne de la Lé
74.Tag - Col de la Forcletta
75.Tag - Schöllijoch & Barrhorn
76.Tag - runter nach Randa und Täsch
77.Tag - Europaweg
78.Tag - Matterhornpanoramen
79.Tag - Dufourspitze
80.Tag - Stockhornpass
81.Tag - Pfulwe
Schlechtwettertag & Allalinpass
84.Tag – weiter Richtung Monte Moropass
85.Tag - über den Monte Moro Pass nach Macugnaga
86.Tag - Richtung Passo della Miniera
87.Tag - über den Passo della Miniera & Schechtwetterruhetag87.Tag - zum Col d´Egua
90.Tag - endlich wieder schönes Wetter
91.Tag - Pizzo Nona & Sant Ana (1)
91.Tag - Fortsetzung
92.Tag - die nächsten zwei Pässe
93.Tag - der letzte spektakuläre Tag der Tour (1)
93.Tag - Fortsetzung
94.Tag - runter nach Premosello
Die Heimreise Teil 1
Die Heimreise Teil 2

[StefanBoe]

Das hört sich vielversprechend an. Freu!!!

[berniehh]

Das hört sich vielversprechend an. Freu!!!

Es freut mich daß Du dabei bist🙂.

[blauloke]

Ich werde dich ebenfalls begleiten.

[bananensuppe]

Ich natürlich auch wieder.

[Muecke]

Ich bin auch schon ganz gespannt auf Deinen Bericht. *freu*

[berniehh]

Ich werde dich ebenfalls begleiten.

Ich natürlich auch wieder.

Ich bin auch schon ganz gespannt auf Deinen Bericht. *freu*

dann Euch Dreien auch Herzlich Wilkommen
Ich werde mal schauen ob ich heute noch mit der Anreise beginne

[berniehh]

Hamburg – München

12.Juni 2023

Mit dem ICE bin ich nach München gefahren. Die Abfahrtszeit ist um 7:23 vom Hamburger Hauptbahnhof. Hatte ein günstiges Ticket für 37,90 Euro gefunden, Super Sparpreis.
Die Fahrzeit würde normalerweise nur 6h40 betragen, aber wie bei der Deutschen Bahn nicht unüblich, ist auch diese Fahrt nicht ganz reibungslos verlaufen.

Irgendwo zwischen Fulda und Würzburg ist der Zug auf freier Strecke liegengeblieben. Immerhin ertönte etwa alle 10 Minuten eine Lautsprecherdurchsage durch den Zug, die die Passagiere auf dem neuesten Stand brachten, die ich hier mal fast originalgetreu wiedergebe:

„Leider haben wir ein technisches Problem. Wir wissen leider auch nicht was die Ursache dafür ist und wir wissen auch noch nicht wann die Fahrt weitergehen kann. Bitte haben Sie noch ein wenig Geduld.“

Irgendwann fährt der Zug dann endlich mal weiter, aber nur mit gefühlten 30 kmh.

„Das technische Problem hat sich leider noch nicht gelöst und wir wissen leider immer noch nicht was die Ursache ist. Wir versuchen aber jetzt mit der Notstromversorgung bis zum nächsten Bahnhof zu kommen und hoffen daß der Zug es bis dorthin schafft und wir nicht evakuieren müssen. Ob und wie es von dort aus dann weitergeht wissen wir noch nicht.“

„Wir fahren gleich in den nächsten Tunnel rein und hoffen daß der Zug es dort durch schafft und nicht mitten im Tunnel liegenbleibt.“

„Da wir nur noch mit der Notstromversorgung fahren ist leider auch die Klimaanlage ausgefallen. Im Bordrestaurant steht für jedem Notwasser zur Verfügung und wir hoffen daß Sie noch bis zum nächsten Bahnhof durchhalten.“

„Wir haben uns nun doch entschieden mit der Notstromversorgung bis nach Würzburg durchzufahren. Dort endet die Fahrt dann. Wir bitten alle Passagiere auszusteigen und in anderen Zügen umzusteigen. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Weiterreise.“

Herzlich Willkommen bei der Deutschen Bahn!!! Bei der Lufthansa dürfte sowas auf keinem Fall passieren.

In Würzburg stand auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ein anderer ICE, der zufällig auch nach München fährt. In dem bin ich schnell reingesprungen und habe sogar noch einen Sitzplatz am Fenster bekommen. Dieser Zug hat es ohne weitere Pannen und Verzögerungen sogar bis zum Münchener Hauptbahnhof geschafft, eine wirklich stramme Leistung,......wo ich gegen 15:40 ankomme, mit einer Gesamtverspätungszeit von nur einer Stunde und 40 Minuten, ich hatte ja mit deutlich mehr gerechnet.


endlich Ankunft in München

Da ich morgen früh schon weiterreise hatte ich eh nicht viel Zeit in München und nach der Bahn-Verspätung ist es noch weniger geworden.
Bevor ich ins Hostel einchecke mache ich auf die Schnelle noch einen kurzen Fotorundgang durch die Innenstadt.




Marienplatz mit Rathaus

Das einzigste Ziel meines Fotorundganges ist der Alte Peter, zu dem ich auch direkt hingehe. Das ist eine Kirche, auf dessen Dach sich eine Aussichtsplattform befindet, die bei meinem ersten München-Besuch 2020 ja wegen Corona geschlossen war.


im Alten Peter

Da der Ticketverkäufer (5 Euro Eintritt) in seinem winzigen Häuschen keinen Platz für meinen riesigen Rucksack hat, muss ich ihn mit hochschleppen,…….enge Holztreppe, 306 Stufen mit über 25 kg Gepäck!
Im gefühlt vorletztem Stockwerk wird das Treppenhaus plötzlich so eng daß ich da mit meinem sperrigen Rucksack nicht mehr duchpasse und steckenbleibe! Egal wie stark ich auch zwänge und quetsche, es geht einfach nicht,…...und hinter mir fängt es schon an sich zu stauen!
Da hilft nur noch eines: Rucksack absetzen, Isomatte abschnallen, Rucksack wieder aufsetzen und die Isomatte zwischen den Armen geklemmt vorne am Bauch, so passe ich da gerade so eben noch durch und es kann weitergehen für die letzten beiden Stockwerke.

Immerhin hat sich der Aufstieg auf jedem Fall gelohnt. Die spektakuläre Aussicht von dort oben zählt sicher mit zu den Münchener Top-Highlights, die sich kein München-Besucher entgehen lassen sollte.


Blick vom Alten Peter auf Marienplatz, Rathaus und Frauenkirche


Frauenkirche - eines der Wahrzeichen Münchens




ganz weit hinten am Horizont sieht man sogar schon die Alpen






Übernachtet habe ich im A&O Hostel München-Hackerbrücke, genau wie 2020. Auf der Hostelwebseite hatte ich mir gestern die Übernachtung gebucht für 20 Euro im 8-Betten-Schlafsaal. Mit der Buchung hatte ich absichtlich bis zum letzten Tag vor der Abreise gewartet, da das Hostel zu der Zeit für Sonntags und Montags meistens auf dem letzten Drücker noch Last-Minute-Angebote für 20 Euro die Nacht raushaut, wo der Übernachtungspreis normalerweise schon bei 30 Euro die Nacht liegt, was ich für eine Schlafsaal-Übernachtung nicht mehr bereit wäre zu zahlen.

Seit Corona haben sich die Hostelübernachtungspreise verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht! 2020 habe ich hier noch 10 Euro die Nacht gezahlt und für eine Nacht sogar nur 8 Euro.
Bei einigen anderen Münchener Hostels sieht man auf den Buchungsplattformen Preise von 40 Euro, 60 Euro und im Extremfall habe ich auch schon 80 Euro und mehr gesehen für eine Schlafsaalübernachtung, was meiner Meinung nach an Abzocke nicht mehr zu überbieten ist. Aber solange es Leute gibt, die diese Wucherpreise zahlen, können die Hostels das ja machen.

Laut meiner Feststellung scheint es leider ein allgemeiner Trend zu sein, nicht nur für München, sondern generell, liegt die offizielle Inflationsrate bei hohen 10% dann verdoppeln bis verdreifachen sich die Übernachtungskosten!


auf der anderen Straßenseite liegt mein Hostel mit neuem Anstrich. Das Hostel-Namensschild draußen am Gebäude scheint noch nicht so richtig wieder angeschraubt zu sein und ist kaum zu sehen


Das A&O Hackerbrücke ist ein recht einfaches und auch großes Hostel, aber für meinen Geschmack vollkommen in Ordnung. Es zählt mit zu den günstigsten Münchener Hostels, ist auf booking.com aber auch am schlechtesten bewertet. Der große Pluspunkt ist die zentrale Lage.

Als ich ins Foyer eintrete und durch die Gänge im Erdgeschoss laufe ist es mega laut und voll mit Jugendlichen, anscheinend mehrere Schulklassen.
Bei so einer Menge an Leuten müsste das Hostel ja bis auf dem letzten Platz ausgebucht sein und ich denke mir, oh je, das kann ja was werden heute Nacht im Zimmer.

Mein Zimmer liegt im zweiten Stock, übrigens das gleiche Zimmer wie 2020 und ich war sehr überrascht als dort ausser mir nur noch eine weitere Person im fast leeren 8-Betten-Schlafsaal war, genau wie 2020.

Für die Bettwäsche muss man extra zahlen und auch die Preise haben sich verdoppelt, von 2,50 Euro auf nun 5 Euro! Daher verzichte ich diesmal darauf, ich habe ja meinen Schlafsack.

Nachdem ich meine Sachen ins Zimmer gestellt habe gehe ich noch schnell in den Edeka-Markt um die Ecke um etwas Proviant für die morgige Busfahrt zu kaufen und Essen für jetzt.
Danach mache ich mir auch schon auf dem Weg in den Biergarten, wo ich mit Matthias verabredet bin.


mit Matthias im Biergarten


Der Tag ging dann auch schnell vorbei und immerhin kann ich noch mindestens 6 bis 7 Stunden gemütlich schlafen, bevor es morgen früh weitergeht…….aber nicht mit der Deutschen Bahn

[qwertzui]

Lieber Bernieh, du darfst nicht so laut sagen, dass man in den Alpen trekken kann. Das darf ruhig ein Geheimnis bleiben.

Ich freue mich auch auf diesen Bericht

[berniehh]

Lieber Bernieh, du darfst nicht so laut sagen, dass man in den Alpen trekken kann. Das darf ruhig ein Geheimnis bleiben.

Ich freue mich auch auf diesen Bericht

Wir sind hier ja in einer kleinen Gruppe unter uns, da sind Geheimnisse gut aufgehoben und werden auch nicht weiterverraten

Dir auch Herzlich Willkommen

[berniehh]

München – Genua

13. und 14.Juni 2023

Im Hostelbadezimmer funktioniert morgens das Licht nicht und da das Bad keine Fenster hat muss das Duschen, Zähneputzen und der Toilettengang mit der Stirnlampe erfolgen.

Heute geht es mit dem Flixbus weiter nach Genua. Die Abfahrtszeit ist um 8 Uhr morgens vom Münchener Zob, nur zehn Gehminuten vom Hostel.


Abfahrt nach Genua

Erst nach 12 Stunden, also um 20 Uhr abends, kommt der Bus in Genua an, wegen drei Staus entlang der Strecke. Den ersten gibt es schon gleich in Bayern wegen einem Unfall, den zweiten am schweizer-italienischen Grenzübergang und den dritten um Mailand herum, vermutlich Feierabend-Rushhour kombiniert mit Baustellen.
Die laut Fahrplan angegebene Ankunftszeit in Genua wäre um 17 Uhr gewesen. Naja, sowas kann halt passieren. Trotzdem war ich ein wenig genervt, wohl auch hauptsächlich wegen dem Wetter in Genua, graue Bewölkung mit leichtem Dauerregen.

Für heute Nacht hatte ich keine Unterkunft gebucht, weil mir die Hostels hier mit Preisen ab 30 Euro aufwärts für eine Schlafsaalübernachtung zu teuer waren. Mit noch sieben weiteren Leuten im Zimmer und dafür 30 Euro zahlen? Nein danke, dann campe ich lieber wild.
Vor kurzer Zeit kostete hier eine Übernachtung in den günstigsten Hostels noch 17 Euro, also schon wieder eine Preisverdoppelung!

Oder soll ich bei dem Wetter doch lieber ins Hostel gehen?
Eines der Hostels rufe ich mal an um zu sehen ob noch was frei wäre und falls ja zu welchem Preis.
Nein die Schlafsääle sind ausgebucht. Die Dame am Telefon erklärt mir ich hätte man besser vorher buchen sollen anstatt erst spätabends nach meiner Ankunft hier anzufragen.
Jetzt kann sie mir nur noch ein Einzelzimmer anbieten für 70 Euro die Nacht, was ich ablehne.
Dann nennt sie mir noch den Namen eines anderen Hostels, wo vielleicht noch was frei sein könnte, aber sie weiss es nicht.
Ich spare es mir noch weitere Hostels anzurufen und gehe nun direkt zu meiner Wildcampstelle, die ich schon zuhause auf Google-Maps gefunden hatte. Sie liegt auch nicht so weit vom Zentrum entfernt, neben dem Friedhof unter einer Brücke.
Auf dem Weg dorthin komme ich noch an einem kleinen Carrefour Supermarkt vorbei, in dem ich gerade so eben auf dem letzten Drücker noch reinkomme, bevor sie schließen.


meine Campstelle in Genua am nächsten Morgen

Gestern abend im Dunkeln hatte ich mir auf dem Weg zu meiner Campstelle beim Zwängen durch eine enge Pforte an einem spitzen Gegenstand ein großes Loch in meiner Rucksack-Regenhülle gerissen. Das ist echt ärgerlich, ich hatte die Regenhülle erst kurz vor der Reise nagelneu gekauft.

Auf meinem Weg durch die Stadt heute morgen gilt es also als erstes eine Schneiderin zu finden.
Die erste Schneiderin hat gesagt, kein Problem, ist bis 17 Uhr fertig.
Da ich heute mittag aber schon nach Ventimiglia weiterreisen will, ist mir das zu spät.
Die zweite Schneiderin, eine Chinesin, hat es sofort erledigt, eine Sache von nur fünf Minuten für 5 Euro. Super Arbeit, es ist kaum noch zu sehen daß da mal ein Loch drin war.

Mit einer Einwohnerzahl von 575.000 in der Stadt und 1,5 Millionen in der Metropolregion ist Genua nicht nur die sechtsgrößte Stadt Italiens sondern auch noch mit Abstand die wichtigste Hafenstadt des Landes und auch ein beliebter Start- und Endpunkt bzw Anlaufhafen für Mittelmeerkreuzfahrtschiffe.

Viele Leute, die schonmal hier waren nutzten die Stadt sicher nur als Sprungbrett für die Fährüberfahrt nach Sardinien oder Korsika. Auch einer meiner Bekannten, der die Stadt nur von der Durchreise kennt, hat mir zwei Wochen vor meiner Abfahrt erzählt, „Genua ist eine häßliche und dreckige Stadt“, was ich absolut nicht bestätigen kann.

Ich finde Genua ist eine mega attraktive Stadt, in der man sich vor lauter interessanter Fotomotive, die hier an fast jeder Ecke lauern, kaum noch retten kann. Die historische Altstadt mit ihren mega-engen autofreien Gassen ist Unesco Weltkulturerbe.

Da ich, wie gesagt, schon gegen Mittag weiterreisen will, habe ich auch für Genua nur vormittags paar Stunden Zeit auf die Schnelle das wichtigste abzuklappern.
Das war eine ganz schöne Lauferei mit meinem schweren Rucksack...........!!


altes Stadtviertel Boccadasse, direkt am Meer






Innenstadt


Via Brigata Liguria


Piazza della Vittoria (Siegesplatz) mit imposantem Triumphbogen






Piazza De Ferrari - Stadtplatz mit Bronzebrunnen aus den 1930er Jahren


eine von vielen Altstadtgassen


allein für die Erkundung aller Altstadtgassen bräuchte man schon mindestens zwei Stunden


immer mal wieder kommt heute ein Schauer runter


Blick von Spianata Castelletto auf Hafen und Altstadt


die Altstadt von Spinanata Castelletto


der Hafen




In der Nähe von Piazza Principe, einem der beiden Hauptbahnhöfe der Stadt, gibt es eine McDonalds Filiale, in der ich zu Mittag esse.
Die Weiterfahrt nach Ventimiglia habe ich noch nicht gebucht und mich auch noch nicht schlau gemacht zu welchen Zeiten die Züge fahren. Nach dem Mittag gehe ich einfach mal zum Bahnhof und schaue wann der nächste fährt.

Dort stellt sich dann heraus daß erst um 15:45 Uhr einer fährt, ich also noch fast zwei Stunden hier rumgammeln muss.
Die Fahrkarte kaufe ich mir am Schalter für 16 Euro. Den Preis finde ich angemessen für die zweieinhalb Stündige Fahrt und deutlich günstiger wie die völlig überteuerten Normalpreise bei der deutschen Bahn.

Erst um 18:15 werde ich in Ventimiglia ankommen, deutlich später wie ich eigentlich wollte..........!


von hier Abfahrt aus Genua, wenn der Zug gleich kommt

[StefanBoe]

Schön, dass du Genua so würdigst. Ich fand es auch immer sehr spannend, durch diese Stadt zu laufen. Die Peripherie, die man bei der Durchfahrt sieht, ist bei Weitem nicht alles.

Die Preissteigerungen in Hostels, die du beschreibst, sind heftig. Schade - denn so wird improvisiertes Reisen deutlich schwieriger. Klasse, wo du dann überall dein Zelt aufbaust...

[berniehh]

Die Preissteigerungen in Hostels, die du beschreibst, sind heftig. Schade - denn so wird improvisiertes Reisen deutlich schwieriger.

Die massiven Preissteigerungen für Unterkünfte fingen ja in Amerika an und scheinen vor relativ kurzer Zeit nach Europa rübergeschwappt zu sein. Hier in Europa ist es zwar noch nicht so schlimm wie in Amerika, aber auf dem Weg dorthin.
In diesem Fall kann man wirklich sagen: Alles schlechte kommt aus Amerika!

[Fjellfex]

Auch ich bin natürlich dabei!

Zum Wandern sind die Alpen ein Traum. Der große Trumpf Skandinaviens ist jedoch das "Jedermannsrecht", nach dem man dann auch wild zelten darf, was in weiten Teilen der Alpen verboten ist; Zuwiderhandlungen können da eine "low budget-Tour" ganz schnell zunichte machen. Bin auch auf die diesbezüglichen Ausführungen gespannt.

Irgendwo zwischen Fulda und Würzburg ist der Zug auf freier Strecke liegengeblieben. Immerhin ertönte etwa alle 10 Minuten eine Lautsprecherdurchsage durch den Zug, die die Passagiere auf dem neuesten Stand brachten

Das ist doch ein riesiger Service-Fortschritt der Bahn! Ich saß mal im EC von Hamburg nach Kopenhagen. Irgendwo bei Lübeck blieb der Zug auf offener Strecke stehen, und über 45min lang wusste niemand was los ist.

[Flachlandtiroler]

Zum Wandern sind die Alpen ein Traum. Der große Trumpf Skandinaviens ist jedoch das "Jedermannsrecht", nach dem man dann auch wild zelten darf, was in weiten Teilen der Alpen verboten ist; Zuwiderhandlungen können da eine "low budget-Tour" ganz schnell zunichte machen. Bin auch auf die diesbezüglichen Ausführungen gespannt.

Sogar so interessant, dass ich einen Extra-Faden dazu aufgemacht habe:
https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...uropa-vs-alpen

[berniehh]

Auch ich bin natürlich dabei!

Zum Wandern sind die Alpen ein Traum. Der große Trumpf Skandinaviens ist jedoch das "Jedermannsrecht", nach dem man dann auch wild zelten darf, was in weiten Teilen der Alpen verboten ist; Zuwiderhandlungen können da eine "low budget-Tour" ganz schnell zunichte machen. Bin auch auf die diesbezüglichen Ausführungen gespannt.

Dir auch Herzlich Willkommen hier

Was Wildcampen betrifft habe ich die Westalpen im Großen und Ganzen als recht entspannt erlebt, in vielen Gegenden ist es angeblich sogar erlaubt und dort wo nicht wird es oft geduldet. Auf das Thema campen werde ich im Laufe des Berichts auch immer mal wieder zu sprechen kommen

Am unentspanntesten fand ich das Wildcampen 2020 in den deutschen Alpen.

[berniehh]

Sogar so interessant, dass ich einen Extra-Faden dazu aufgemacht habe:
https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...uropa-vs-alpen

Ja das ist ein sehr interessantes Thema. Ich werde den Faden auch weiter verfolgen, aber vorerst wohl keinen Post schreiben, da ich momentan erstmal genug mit diesem Bericht beschäftigt bis

[berniehh]

1.Tag - von Ventimiglia nach Latte



Ankunft in Ventimiglia

Pünktlich um 18:15 kommt der Zug in Ventimiglia an, einer kleinen Stadt mit 23.000 Einwohnern in der Region Ligurien am Mittelmeer.
Ventimiglia ist auch der letzte Bahnhof vor der französischen Grenze und offizieller Startpunkt meiner Wanderung.

Aufgrund der späten Uhrzeit ist es aber klar daß ich heute nicht mehr weit kommen werde und wohl nochmal in der Zivilisation campen muss.
Ich wander also gleich los Richtung Westen aus der Stadt raus.


Hauptstraße durch Ventimiglia




Brücke über den Roya-Fluss, fast am Westende der Stadt


Ventimiglia Alta




Yachthafen am Westende der Stadt

Hinter dem Yachthafen verläuft auf meiner Karte ein paarhundert Meter langer Wanderpfad an der Küste entlang, den ich eigentlich nehmen wollte um wenigstens für ein kurzes Stück die Straße zu meiden. Allerdings ist das Gelände hinter dem Yachthafen weiträumig von hohen Bauzäunen abgesperrt, da kommt man gar nicht hin.

Also bleibt mir nichts anderes übrig als die Hangtreppe hochzusteigen zurück zur Straße, die ich nun Richtung Westen folge, immer am Hang entlang. Es ist bewölkt und zum Glück nicht so heiss, aber es ist ja eh schon Abend.

Die ersten 10 Kilometer vom Bahnhof aus muss ich auf der Straße wandern, bevor es endlich auf einem Pfad weitergehen wird. Das wird heute allerdings nicht mehr passieren, sondern erst morgen.
Die Küste ist extrem dicht besiedelt und verbaut. Es wird schwer hier überhaupt eine Wildcampstelle zu finden, aber ich denke mir vielleicht finde ich für heute Nacht ja noch irgendwo eine Brücke.




da ganz hinten liegt schon Frankreich, in der Gegend von Menton und Monaco




zum Glück gibt es hier einen schmalen Bürgersteig, so daß ich nicht komplett auf der Straße wandern muss

Nach 6 Kilometern erreiche ich im kleinen Kaff Latte (wer denkt sich nur so einen Ortsnamen aus?) einen CONAD-Supermarkt, in dem ich mir paar Joghurts, etwas Obst und Coca-Cola für heute abend kaufe.
Dies ist der letzte Laden und die letzte Einkaufsmöglichkeit für die nächsten vier Tage bis Breil-sur-Roya. Das Essen für die vier Tage und noch einige Tage mehr hatte ich mir schon in Hamburg besorgt, weshalb mein Rucksack auch so schwer ist.


der letzte Supermarkt bis Breil-sur-Roya

Eigentlich wollte ich heute noch eine Stunde wandern, aber direkt hinter dem Supermarkt komme ich zufällig an einem Campingplatz vorbei. Nach kurzem Abchecken des Platzes entscheide ich mich hier zu übernachten, so muss ich mir keine Brücke mehr suchen.

Fürs campen zahle ich 15 Euro, plus einen Euro für die münzbetriebene heisse Dusche.
Der gesamten Boden des Campingplatzes ist mit so ner Art schwarzen Plastikfolie bedeckt, die zwar eine saubere Stellfläche fürs Zelt bietet, aber vom optischen Anblick sehr gewöhnungsbedürftig ist, um nicht zu sagen häßlich. Trotzdem ist es ein guter Campingplatz mit schöne schattige Zeltplätze, nur fünf Minuten vom Strand und direkt neben dem Supermarkt. Hier könnte man auch locker noch einen Tag länger verbringen.
In dieser Jahreszeit, also fast Mitte Juni, war der Platz auch noch fast leer, nur drei oder vier Zelte standen hier.

Dies war also mein kurzer erster Wandertag und ab morgen geht die Tour dann richtig los……..




Camp 1 (fast Meereshöhe)


der Strand beim Campingplatz, am nächsten Morgen fotografiert

[lina]

Oh wie schön, das weckt Erinnerungen – ich bin mal von Menton nach Ventimiglia gewandert (hier sind noch Fotos dazu) und erinnere mich auch noch gut an den CONAD in Latte (frische Pasta *schwärm*) :-)

Und ich freu mich sehr auf die Fortsetzung – die Seealpen sind toll!

Was hat Dich bewogen in Ventimiglia zu starten und nicht in Menton?

[berniehh]

Oh wie schön, das weckt Erinnerungen – ich bin mal von Menton nach Ventimiglia gewandert (hier sind noch Fotos dazu) und erinnere mich auch noch gut an den CONAD in Latte (frische Pasta *schwärm*) :-)

habe mal deinen Bericht durchgelesen,....super So einiges habe ich wiedererkannt und in dem CONAD stapeln sich die Lebensmittel immer noch bis zur Decke. Es war mein erster Supermarkt in Italien und ich war etwas verwundert

– die Seealpen sind toll!

da Wiederspreche ich nicht

Was hat Dich bewogen in Ventimiglia zu starten und nicht in Menton?

erst wollte ich ja in Menton starten, aber die Anreise über München und Genua nach Ventimigilia war günstiger als die Anreise durch Frankreich nach Menton.
Von Genua würde man sicher auch mit den Öffis nach Menton kommen, aber die Verbindungen sahen mir auf dem ersten Blick kompliziert aus, da dachte ich mir dann fährst du einfach nur bis Ventigmiglia