[IT][FR][CH] Übers Dach Europas - eine Hochtour durch die Westalpen

[berniehh]

63.Tag - über den Col de Lâne

Heute ist es meist sonnig und warm mit kurzem Schauer mittags und Gewitterschauer am Abend.


eine Rinderherde erscheint morgens am Camp


beim Campabbau müssen die Rinder in Schacht gehalten werden







Um 9:45 wander ich los und folge den Pfad nach oben. Auf 2650 m erreiche ich die Abzweigung zum Col de Lâne. Bis zu dieser Abzweigung treffe ich eine dreier Gruppe Wanderer und einen Einzelwanderer, hinter der Abzweigung niemanden mehr für den Rest des Tages.




typische weiss-rote Wegmarkierung






auf Grasflächen ist der Pfad nicht überall gut erkennbar


Abzweigung zum Col de Lâne auf 2650 m

Von der Abzweigung wechseln die Wegmarkierungen von rot zu blau.
Die Schweizer Berg- und Alpinwanderskala, die den Schwierigkeitsgrad einer Route anzeigt, reicht von T1 zu T6, wobei T1 sehr leicht und T6 der schwierigste Grad ist.
Ab T3 wird eine Route blau markiert und das bedeutet anspruchsvolles Bergwandern, wobei T4 bis T6 noch anspruchsvoller sind.


ab hier blau markiert über den Col de Lâne


Glacier de Boveire


Blick zurück ins Val d´Entremont


Mont Blanc Massiv


Val d´Entremont




Col de Lâne (3034 m)




Glacier de Boveire




steiler Abstieg auf der anderen Seite







besonders steile Stellen sind mit Sprossen und Ketten versehen








Bergseen auf 2800 m


im Hintergrund der Petit Combin (3668 m)






Petit Combin


Bergsee auf 2700 m




nochmal der Petit Combin


von den Bergseen führt der Pfad weiter den Moränenrücken runter



dort vorne verlasse ich den Pfad

Anstatt den Pfad weiter runter ins Tal zu folgen verlasse ich ihn hier und wander fast zwei Kilometer weglos bis ich auf den Pfad über den Col des Avouillons stoße. So spare ich mir einige Höhenmeter.


Petit Combin


weglos




hier stoße ich auf den Pfad zum Col des Avouillons


Blick zurück




Col des Avouillons (2648 m)


auf der anderen Passseite taucht der Glacier de Corbassière mit dem Grand Combin auf


von meiner Campstelle auf 2485 m


Glacier de Corbassière


dort unten die Hängebrücke über den Gletscherfluss, die ich morgen früh quere


Grand Combin (4314 m)


Camp 63 (2485 m) mit dem Grand Combin im Hintergrund


Blick zurück zum Col des Avouillons

[dominik_bsl]

Cool, da war ich vorletztes Jahr auf gleichen Wegen (im Abstieg vom Petit Combin). Wir haben auf der Schwemmebene biwakiert. Tolle Gegend! Tourbericht

[Trapper]

@ Bernie: Ich lese Deine Berichte seit Jahren mit Begeisterung, weil sie so ausführlich sind und mich sehr gut unterhalten. Geschmäcker sind verschieden, also für mich, ganz persönlich, bitte so weiterschreiben.

+1 👍👍👍👍

[lina]

+1 :-)

[berniehh]

Cool, da war ich vorletztes Jahr auf gleichen Wegen (im Abstieg vom Petit Combin). Wir haben auf der Schwemmebene biwakiert. Tolle Gegend! Tourbericht

super Campstelle und spektakulärer Blick vom Gipfel. Das war ja eine lohnende Tour mit gutem Wetter und Hammer Blick aufs Mt Blanc Massiv, nur schade das der Grand Combin in Wolken lag.

+1 👍👍👍👍

+1 :-)

[berniehh]

64.Tag - Col des Otanes

Das Wetter ist zunächst noch gut. Um 8:40 wander ich los, zunächst runter zum reißenden Gletscherfluss, der auf einer langen Hängebrücke überquert wird.


Start von meiner Campstelle


auf einer langen Hängebrücke wird der Gletscherfluss gequert




der Grand Combin im Hintergrund






Blick von der Brücke talabwärts


Blick zurück zur Hängebrücke und meinen gestrigen Pass.

Hinter der Brücke führt der Pfad durch felsiges Gelände nach oben und zweigt auf den vielbegangenen Hauptpfad zur Cabane FXB Panossière, der ersten Schweizer Hütte auf meiner Route. Hier treffe ich die ersten Leute und bei der Hütte sehe ich eine Person. Vermutlich sind in der Hütte noch mehr Leute, ich wander aber direkt weiter......


Cabane FXB Panossière (2644 m)


spektakulärer Blick von der Hütte über den Glacier de Corbassière


Grand Combin (4314 m), der siebthöchste Berg der Schweiz




von der Hütte folge ich den Pfad über den Col des Otanes. Hier Blick zurück zum gestrigen Pass


dies ist eine grandiose Panoramaroute






Grand Combin










auf dem Weg hoch zum Pass schlägt plötzlich das Wetter um


kurz darauf ist der Grand Combin nicht mehr zu sehen


Gleich ist die Sicht ganz weg


im Nebel über den Col des Otanes (2846 m)


steiniges Gelände




kleine Senke auf der anderen Passseite auf 2720 m, hier lichtet sich der Nebel wieder


der Pfad führt runter ins Val de Bagnes


der Pfad bleibt oben am Hang und führt talaufwärts




La Tseumette (2297 m)




Val de Bagnes

Auf 2085 m erreiche ich eine Abzweigung, nach links geht´s runter ins Tal und nach rechts auf einer Hochroute am Hang entlang weiter talaufwärts, meine Route.

Einige Wanderer sind hier unterwegs und ich treffe ein Ehepaar aus Luzern, die mit ihren beiden Hunden eine Tagestour machen und unten im Tal auf dem Campingplatz übernachten. Von ihnen erfahre ich die aktuelle Wettervorhersage, nämlich daß ab Morgen Mittag ein mehrtägiger Dauerregen beginnen soll mit drastischem Temperaturabfall und Schneefall bis weit nach unten.

Dass dieser Wetterumschwung demnächst kommen wird hatte ich zwar schon gewusst, aber da ich auf meiner Route meistens kein Netz habe, war ich nicht mehr auf dem aktuellsten Stand der Wettervorhersage.

Die beiden erzählen mir daß ab morgen Mittag erstmal keine Hochtouren mehr möglich sein werden und es besser für mich wäre unten im Tal auf dem Campingplatz zu übernachten.
Ich erwiedere daß ich trotzdem weiterwander und im Bivouac de l´Aiguillette auf 3176 m die Schlechtwetterzeit aussitzen will. Es ist mir aber klar daß es mit meinem schweren Rucksack unrealistisch ist dieses Biwak bis morgen mittag zu erreichen, selbst wenn ich heute sehr lange wander und morgen sehr früh starte. Die einzigste Chance, die ich sehe, ist die Hoffnung daß der Schlechtwettereinbruch später startet wie angekündigt.


weiter geht es talaufwärts


unter mir nun der Lac de Mauvoisin


die Staumauer


Lac de Mauvoisin


der Pfad führt 300 bis 500 Höhenmeter oberhalb des Sees den Hang entlang

Direkt unten am Ufer verläuft der Fahrweg, der die Hauptanmarschroute zur Cabane de Chanrion CAS ist. Auf dem unteren Weg wäre ich sicher viel schneller unterwegs, aber der Pfad hier oben ist viel schöner, weshalb ich nicht verstehen kann weshalb fast alle Leute, die zu dieser Hütte wandern anscheinend den Fahrweg dort unten nehmen.






der See ist fast 5 Kilometer lang und der Pfad verläuft die ganze Zeit oben den Hang entlang


da sieht man schon das obere Seeende






Mont Gelé (3518 m)




sind das schon die Vorboten des Schlechtwettereinbruches?


dort drüben ist Feierabend für heute






das sieht schon bedrohlich aus


dort unten meine attraktive Campsenke




Camp 64 (2509 m)

[Lynness]

berniehh Wahnsinns Tour wie immer.....Wer macht heute noch so lange, beinahe autarke Touren - kaum jemand ....Mont Blanc und Grand Jorasses Gegend...einfach Klasse🤩

Der Vogelfreund ist bestimmt nur neidisch auf Dich - und hat sich, im Rausch, nicht zurückhalten können....🤣🤣🤣

Mach weiter so.....sehr inspirierend deine Mega Touren jedesmal 🤩👍

A guats Neus.....

Just my two cents

[berniehh]

Mach weiter so.....sehr inspirierend deine Mega Touren jedesmal 🤩👍

A guats Neus.....

danke

[berniehh]

65.Tag - einsetzender Regen


herrlicher Morgen - im Hintergrund der Combin de la Tsessette (4135 m)

Zunächst ist es noch sonnig, es scheint die Ruhe vor dem Sturm zu sein.
Um 8:50 wander ich los und folge den Pfad weiter talaufwärts.
Ein Wanderer kommt mir entgegen, der einzigste Mensch, den ich heute treffe. Da ich mal wieder kein Netz habe frage ich nach der Wettervorhersage und er sagt daß der Dauerregen heute gegen 14 Uhr anfangen und es morgen den ganzen Tag regnen soll.


über 500 Höhenmeter tiefer liegt der Lac de Mauvoisin


der Pfad führt weiter oben am Hang entlang talaufwärts






kleiner Gletschersee auf 2510 m mit dem Combin de la Tsessette (4135 m) im Hintergrund


spektakuläre Gegend hier


Lac de Mauvoisin


Blick talaufwärts


nochmal der Lac de Mauvoisin


oberes Val de Bagnes


der Pfad windet sich jetzt steil runter ins Tal




60 Höhenmeter oberhalb des Talbodens passiere ich diese alte Steinhütte auf einer kleinen Grassenke auf 2100 m, nach insgesamt 4,5 Kilometern

Es ist zwar erst kurz nach halb elf aber die ersten Regentropfen kommen jetzt schon runter und der Himmel wird immer grauer.
Diese alte Steinhütte kommt also genau richtig und ist der perfekte Ort mich vor dem Schlechtwettereinbruch zu verschanzen. Ich entscheide mich Schluss für heute zu machen und schlage in der Hütte mein Zelt auf. Als mein Camp steht hat bereits der Dauerregen angefangen.


hier merkt man nichts vom Regen


Mitte Nachmittag hört der Regen unerwartet wieder auf


60 Höhenmeter unterhalb meines Camps verläuft der Fahrweg auf dem Talboden. Dort sehe ich von weitem paar Mountainbiker und Wanderer auf dem Weg von oder zur Chanrion Hütte

Nicht nur daß der Regen plötzlich wieder aufgehört ist, gegen Abend bricht sogar die Sonne durch die Wolkendecke. Also eigentlich könnte ich ja weiterwandern, aber laut allen Prognosen soll es morgen den ganzen Tag regnen. Da wäre es unklug meine wettergeschützte Campstelle jetzt zu verlassen. Wer weiss ob ich später nochmal so ein Camp finden werde und das Biwak werde ich eh nicht mehr rechtzeitig erreichen.
Also bleibe ich für heute Nacht hier.


gegen Abend kommt die Sonne raus, aber ich bleibe in meiner geschützten Hütte

[TEK]

Lieber berniehh,
vielen Dank dafür, dass Du jedes Jahr aufs Neue von Deinen großartigen Wandertouren berichtest. Ich lese jedes Mal gespannt mit.

[FatmaG]

Jeder Tag eine Augenweide und ein Lesegenuss.
Spektakulär!
Danke Dir.

[Pielinen]

Super, vielen Dank

[Flachlandtiroler]

Direkt unten am Ufer verläuft der Fahrweg, der die Hauptanmarschroute zur Cabane de Chanrion CAS ist. Auf dem unteren Weg wäre ich sicher viel schneller unterwegs, aber der Pfad hier oben ist viel schöner, weshalb ich nicht verstehen kann weshalb fast alle Leute, die zu dieser Hütte wandern anscheinend den Fahrweg dort unten nehmen.

Zu deinem Verständnis gibt es eine größere Anzahl möglicher Gründe:

• Viele besuchen die Hütte als Tagestour und zwischen dem ersten und dem letzten Bus nach Mauvoisin bleibt für sie nicht ausreichend Zeit, den zusätzlichen Anstieg zum westseitigen Höhenweg zu machen. Schätze mal das sind zwei Stunden zusätzlich, wahrscheinlich mehr.
• Manche fahren die Strecke mit dem Rad (steht auch bei dir im Text...), da scheidet der Trampelpfad aus.
• Same but different: Da sind geführte Gruppen mit Tragetieren unterwegs.
• Andere sind schnell genug für die Runde, entscheiden sich aber für den ost(!)seitigen Höhenweg über den traumhaften Lac Tsofeiret; die Aussicht dort auf den Combin dürfte besser sein als von deiner Route und man spart sich die Gegensteigungen (*).

Der Vogelfreund ist bestimmt nur neidisch auf Dich

Wohl kaum... mindestens war ich mit Vf zusammen ja auf der Ruinette und auch auf dem Grand Combin, also wir kennen die Gegend da ganz gut wage ich zu behaupten. Und AFAIR hat er auch schon mal eine Tourenwoche an der Panossiere geführt.

Und wenn ich mir die Serie von immergleichen Fotos vom Combin anschaue (gut ein Dutzend quasi identische Fotos hintereinander... Post 246 / Etappe 64), hat Vf mit der Kritik zur Bildauswahl klar recht. Sachliche Kritik schmälert ja nicht die Leistung des TO.

(* Der SAC sagt, der östliche Höhenweg ist ggü. dem Talweg nur eine halbe Stunde länger. Der Talweg hat bereits 6,5h hin und retour, also quasi eine Tagestour; Westseite aus meiner Sicht mindestens +2h.)

[berniehh]

Lieber berniehh,
vielen Dank dafür, dass Du jedes Jahr aufs Neue von Deinen großartigen Wandertouren berichtest. Ich lese jedes Mal gespannt mit.

Jeder Tag eine Augenweide und ein Lesegenuss.
Spektakulär!
Danke Dir.

Super, vielen Dank

Das "Vielen Dank" kann ich auch an Euch zurückgeben. Es freut mich daß Euch mein Bericht gefällt

Und wenn ich mir die Serie von immergleichen Fotos vom Combin anschaue (gut ein Dutzend quasi identische Fotos hintereinander... Post 246 / Etappe 64), hat Vf mit der Kritik zur Bildauswahl klar recht. Sachliche Kritik schmälert ja nicht die Leistung des TO.

Da habt Ihr ja absolut recht. Ich habe auch schon Fotos aussortiert, aber an sehr spektakulären Tagen, wie z.B. den Tag 64 tue ich mir sehr schwer noch mehr auszusortieren, auch wenn dann viele Fotos ähnlich aussehen, obwohl sie von unterschiedlichen Stellen aus fotografiert wurden.

Irgendwie habe ich auch den Eindruck daß dies in Foren ein allgemeiner Trend zu sein scheint. Nicht nur hier bei ODS, auch in anderen Foren habe ich beobachtet daß Leute in ihren Reiseberichten haufenweise Fotos posten, wovon viele mehr oder weniger ähnlich aussehen.

Andere sind schnell genug für die Runde, entscheiden sich aber für den ost(!)seitigen Höhenweg über den traumhaften Lac Tsofeiret; die Aussicht dort auf den Combin dürfte besser sein als von deiner Route und man spart sich die Gegensteigungen (*).

(* Der SAC sagt, der östliche Höhenweg ist ggü. dem Talweg nur eine halbe Stunde länger. Der Talweg hat bereits 6,5h hin und retour, also quasi eine Tagestour; Westseite aus meiner Sicht mindestens +2h.)

Von meiner Route kommend (also vom Col des Otanes) bietet sich der westliche Höhenweg ja quasi an. Auf die Idee den östlichen zu gehen wäre ich gar nicht gekommen, Da müsste ich ja auch erstmal runter ins Tal und mindestens drei bis vier Kilometer auf der Straße/Piste latschen bis zum Einstieg auf den östlichen Höhenweg.
Aber Du wirst schon recht haben dass die Aussicht auf den Combin de la Tsessette vom östlichen besser sein dürfte.

[berniehh]

Wintereinbruch

66.Tag

Der Regen ist in der Nacht wieder angefangen und morgens regnet es immer noch. Also bleibe ich erstmal im Camp und richte mich auf einen Schlechtwetterruhetag ein.

Am Vormittag hört der Regen plötzlich auf und ab Mittag kommt sogar wieder die Sonne raus.
Häh,….wars das jetzt mit dem angekündigten tagelangem Schlechtwetter???


plötzlich und unerwartet wird das Wetter wieder schön


Blick von meinem Camp talaufwärts, die Wettervorhersage scheint ja völlig daneben gelegen zu haben


hier der Talboden von meiner Campstelle

Da es nicht danach aussieht daß der Regen wieder anfängt, baue ich mein Camp ab und wander um 14:30 los. Erst runter zum Fluss, der hier auf der Fahrwegbrücke gequert wird.


kurzer Abstieg ins Tal


Fahrwegbrücke auf 2042 m im oberen Val de Bagnes (Pont du Lancet)


Blick von der Brücke



Hinter der Brücke nehme ich den Pfad zur Chanrion Hütte, wobei der Fahrweg, der sich in Serpentinen den Hang hochwindet, paarmal gequert wird.
Auf dem Weg zur Hütte kommt mir ein Einzelwanderer entgegen und ein Paar, die von der Hütte wieder zurück talabwärts wandern. Ausserdem überhole ich eine zwölfer Gruppe, die mit einer Bergführerin die Tour du Grand Combin gehen, eine 7 tägige Wanderung um den Grand Combin herum. Heute wollen sie in der Chanrion Hütte übernachten.

Die Bergführerin spricht deutsch und da ich wie üblich kein Netz habe frage ich mal wieder nach der Wettervorhersage. Sie hat aber auch nur die von gestern morgen und noch keine aktuelle Vorhersage. Die von gestern kenne ich auch schon und die scheint ja nicht zu stimmen, sonst müsste es heute den ganzen Tag in Strömen regnen. Naja, dann frage ich eben später in der Hütte nochmal.

Noch vor Erreichen der Hütte schlägt das Wetter wieder um zu dichtem Nebel und Niesel.


der Pfad zur Hütte quert paarmal den Fahrweg und folgt ihn auch mal für ein kurzes Stück



Blick zurück zu meiner Campstelle


Pfad zur Chanrion Hütte


plötzlich schlägt das Wetter wieder um zu Nebel und Niesel


Cabane de Chanrion CAS (2461 m)

Bei der Hütte mache ich eine kurze Pause. Der Hüttenwart spricht zwar Französisch, aber auch Deutsch. Er erzählt mir daß es morgen richtig schlecht werden soll, den ganzen Tag Regen und bis runter auf 2000 m sogar Schneefall.

Dann wander ich weiter im Nebel und Niesel, folge zunächst für 2,8 Kilometer den Fahrweg, bis er endet, dort wo sich das Tal scharf nach Norden kurvt.


nasskaltes Suppenwetter

Vom Fahrwegende geht´s weiter auf spärlich markierten Pfad den flachen Talboden weiter aufwärts Richtung Gletscherzunge.

Inzwischen ist aus dem Niesel ein Dauerregen geworden und anderthalb Kilometer weiter schlage ich mein Camp auf.
Ich gehe stark davon aus morgen hierbleiben zu müssen.


Camp 66 (2455 m) 1,6 Kilometer Luftlinie vor der Gletscherzunge am Talende

67.Tag

Als ich morgens aus dem Zelt schaue ist draußen alles weiss, die ganze Nacht über hat es geschneit.


trübe Aussichten beim Blick aus dem Zelt






nachdem ich mein Zelt vom Schnee befreit habe

Es schneit ohne Unterbrechung den ganzen Tag weiter. Paar kurze Aufhellungen gibt es über den Tag, aber die meiste Zeit herrscht dichter Nebel während es weiter schneit. Da das Thermometer tagsüber auf knapp über 0 Grad steigt, wächst trotz Schneefall die Schneedecke nicht weiter an, sondern schrumpft sogar etwas.





68.Tag

Auch die zweite Nacht hintereinander hat es durchgängig geschneit und tagsüber herrscht wieder ununterbrochen Nebel mit leichtem Dauerschneefall, genau wie gestern. Es schneit zumindest etwas weniger stark wie gestern.
Da das Thermometer sowohl nachts als auch tagsüber bei etwa 0 Grad oder knapp darüber liegt, wächst auch heute die Schneedecke nicht weiter an, sondern ist seit gestern sogar noch dünner geworden.
Ganz anders wird es wohl weiter oben aussehen. In Bereichen wo Minusgrade herrschen wird die Schneedecke drastisch angewachsen sein. Meine geplante Route über den Glacier d´Otemma kann ich nun wohl erstmal vergessen. Ganz zu schweigen von den Gletscherspalten, die vermutlich zugeschneit sind, was die Route ziemlich gefährlich machen könnte.

Heute und gestern habe ich keine Leute gesehen, die letzten traf ich vorgestern in der Chanrion Hütte. Ich frage mich was die zwölfer Gruppe mit ihrer Bergführerin wohl gemacht hat, die gestern eigentlich über den Fenêtre de Durand rüber nach Italien wollten.


mein zweiter Tag hier ausharren und Warten auf Besserung


kurze Aufhellungszeiten nutze ich für Spaziergänge beim Camp


Blick talaufwärts zum Glacier d´Otemma, eigentlich meine geplante Route

Heute ist meine dritte Nacht in diesem Camp, also bisher 48 Stunden nonstopp Dauerschneefall und Nebel, außer paar kurze Aufhellungen zwischendurch, die ich nutze um mal nach draussen zu kommen. Die allermeiste Zeit liege ich wirklich nur im Zelt.
Netz habe ich hier keins, also auch keine Wettervorhersage.

Ich hoffe morgen endlich von hier wegzukommen!! Momentan sieht es aber nicht danach aus, am Abend wird der Schneefall wieder stärker…….

[StefanBoe]

Da war wohl echt Ausharrungsvermögen gefragt! Stell ich mir schwer vor, sich ausreichend warm (und bei Laune) zu halten während 2 kompletter Tage im verschneiten Zelt. Hoffentlich musst du nicht noch einen dritten Tag ausharren ...

[berniehh]

Da war wohl echt Ausharrungsvermögen gefragt! Stell ich mir schwer vor, sich ausreichend warm (und bei Laune) zu halten während 2 kompletter Tage im verschneiten Zelt. Hoffentlich musst du nicht noch einen dritten Tag ausharren ...

Du sagst es! Es war stinklangweilig, kein Internet, nichts zu lesen und die Zeit wollte einfach nicht vergehen
An solchen Tagen erlebt man immer die unangenehmen Seiten einer Trekkingtour.

[berniehh]

69.Tag - Glacier d´Otemma


kalter Morgen mit Minusgraden, aber das Wetter sieht vielversprechend aus




Blick talaufwärts zum Otemma Gletscher. Wegen der Kälte will ich noch etwas warten bis die Sonne kommt



Auf die Sonne kann ich aber lange warten. Zunächst sieht das Wetter zwar vielversprechend aus, aber sehr schnell ziehen wieder Wolken auf, zeitweise sogar mit paar Schneeflocken. Momentan bin ich mir noch völlig unsicher ob ich heute den Otemma Gletscher hochsteigen soll oder nicht.
Klar ist mir aber daß ich meine geplante Route über den Col de l´Evêque Richtung Zermatt vergessen kann. Vielleicht geht aber eine Route zur Cabane des Vignettes und von dort dann erstmal runter nach Arolla. Nach den ganzen Schlechtwetterruhetagen muss ich eh noch etwas Proviant nachkaufen.

Den ganzen Vormittag wechselt es hin und her zwischen Wolken und Aufklarungen, aber gegen Mittag scheint es sich zu stabilisieren.

Um 13:15 wander ich endlich los.
Falls ich es bis zur Vignettes Hütte schaffe werde ich heute wohl noch Leute treffen…..


weiter geht´s talaufwärts


vom Camp sind es 1,6 km Luftlinie zur Gletscherzunge, paar Steinmännchen entlang der Strecke, aber im Schnee kaum ein Pfad erkennbar


Blick zurück talabwärts




gleich an der Gletscherzunge




Gletscherzunge


nun gehts für 8,7 km den Gletscher aufwärts


sehr sanft ansteigend, wandern auf dünner Schneeschicht auf dem Eis, Steigeisen brauche ich nicht


Blick zurück Richtung Camp


kurze Pause, aber das Vorwärtskommen ist gut. Manchmal stocher ich ein wenig mit dem Stock rum wegen Spalten


weiter oben wird der Schnee insgesamt mehr, ist aber verwehter, d.h an einigen Stellen kaum was, an anderen mehr


Kilometer um Kilometer sanft ansteigend


jetzt schon auf knapp 3000 m, auch tagsüber Minusgrade


die Schneedecke wird deutlich dicker und das Wandern anstrengender


Col de Charmotane (3016 m), ab hier kräftezehrendes Stampfen durch knietiefen Neuschnee


Col de Charmotane, ein sanftes Gletscherplateau (3016 m)

Auf dem Col de Charmotane stoße ich auf frische Fußspuren im Schnee, die von heute stammen und Richtung Col des Vignettes und zur Hütte führen. Die brauche ich nur noch zu folgen. Sehr anstrengend durch tiefen Schnee aber ohne die Fußspuren wäre es noch anstrengender.




Blick Richtung Osten ins nächste Tal




zwischen den beiden Bergen liegt der Col de l´Evêque, meine eigentlich geplante Route, die ich allerdings bei diesen Bedingungen vergessen kann


selbst die Route zum Col des Vignettes ist schon extrem kräftezehrend durch teilweise mehr als knietiefen Schnee. Zum Glück brauche ich nur die Fussspuren folgen


selbst mit Handschuhen werden meine Hände schnell kalt, es sind Minusgrade und weit und breit keine guten Campstellen


das Panorama entschädigt für die Strapazen








wird das Wetter wieder umschlagen?


einfach nur grandios!


auf dem Col des Vignettes (ca. 3160 m), Blick Richtung Norden den Glacier de Pièce abwärts




es geht weiter noch für paarhundert Meter den Grat entlang, zum Glück hat hier jemand gespurt




teilweise hohe Scheewehen. ich bin fix und fertig, kann kaum erwarten daß die Hütte endlich in Sicht kommt


endlich die Hütte, es wird auch Zeit da es bald dunkel wird


Cabane des Vignettes (3157 m)

Eigentlich wollte ich hier fragen ob ich neben der Hütte mein Zelt aufschlagen darf.
Dann stelle ich zu meiner großen Überraschung fest daß die Hütte geschlossen ist!
Es kann doch nicht sein daß hier keiner ist??
Stimmt aber tatsächlich! Um die Hütte herum ist heute noch frisch Schnee geschaufelt worden, dann die frischen Fußspuren durch den tiefen Neuschnee auch von heute, aber kein Mensch ist hier! Weitere Spuren im Schnee, die runter Richtung Arolla führen, gibt es definitiv nicht.
Die Leute scheinen heute alle mit dem Helikopter ausgeflogen zu sein!!

Zum Campen ist hier so gut wie kein Platz, direkt neben der Hütte fällt es steil ab. Aber im Vorraum kann ich es mir für die Nacht gemütlich machen. Toilette und Holzschuppen sind auch offen, aber sonst alles verschlossen.
Heute war mein dritter Tag hintereinander ohne Leute zu treffen.


kein Platz zum campen


aber im Vorraum kann ich es mir für die Nacht gemütlich machen


abends nochmal Hammer Panorama von der Hütte


Glacier de Pièce, meine geplante Abstiegsroute für morgen


Mont Collon (3637 m)


Pigne d´Arolla (3787 m)

[Flachlandtiroler]

Col de Charmotane, ein sanftes Gletscherplateau (3016 m)
[...]
zwischen den beiden Bergen liegt der Col de l´Evêque, meine eigentlich geplante Route, die ich allerdings bei diesen Bedingungen vergessen kann

Die ja schon übliche Frage:
Was ist Dein Kriterium, dass ein verschneites, kreuz und quer verspaltetes Gletscherplateau für Dich gangbar ist, der Weiterweg über den Col de l´Evêque hingegen nicht?

[StefanBoe]

So richtig gemütlich sieht das im Vorraum der Hütte aber nicht aus. Eher hart und kalt, oder?

Du hattest natürlich recht, du musst weiterhin mit einem "da war ich auch schon" meinerseits rechnen. Da habe ich aber Jahrzehnte für gebraucht - und du hängst alles an einer Perlenschnur aneinander.

Den Otemmagletscher zur Cabane des Vignettes bin ich 2001 auf einer Tour durch die westlichen Walliser mit meinem Bruder hoch, ein wirklich wunderbar abgelegener Gletscher. Ich empfand übrigens den Gang den Otemmagletscher hoch und auch den Übergang am Col de Charmotane hoch zur Cabane des Vignettes spaltenmäßig als verhältnismäßig unproblematisch - im Gegensatz zum Gletscherbecken Richtung Col de l'Eveque. Im Gegensatz zu Flachlandtiroler sehe ich hier einen gravierenden Unterschied.