Danke für den Bericht! Ich bin auch überrascht, wie interessant die Seealpen ausschauen. Gibt es im Mercantour auch so viele Kühe, wie in den Pyrenäen oder ist es dort quasi unberührt (bis auf die Wege und Hüten)?
[IT][FR][CH] Übers Dach Europas - eine Hochtour durch die Westalpen
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Zitat von Shades Beitrag anzeigenDanke für den Bericht! Ich bin auch überrascht, wie interessant die Seealpen ausschauen. Gibt es im Mercantour auch so viele Kühe, wie in den Pyrenäen oder ist es dort quasi unberührt (bis auf die Wege und Hüten)?
Das gleiche gilt für den Parco Naturale delle Alpi Marittime. Vielleicht hier und da mal Anzeichen daß dort mal Rinder geweidet haben.
Ausserhalb der Parks weiden Rinder, aber nicht überall und auch nicht überall gleich viele. Tendenziell hatte ich das Gefühl, je weiter nach Norden ich komme, desto mehr Rinder. Keine Ahnung ob das immer so ist oder ob sie erst später im Sommer auf die Alm getrieben werden.
Mit Abstand die meisten Rinder habe ich in der Schweiz gesehen, wo fast jede Grasfläche kurzgefressen und hoffnungslos überweidet war.
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OT:Zitat von berniehh Beitrag anzeigenMit Abstand die meisten Rinder habe ich in der Schweiz gesehen, wo fast jede Grasfläche kurzgefressen und hoffnungslos überweidet war.
Ich habe in den Alpen noch nirgends derart kahlgefressene Landschaft gesehen wie in den Pyrenaen. Besonders krass wurde der Unterschied, als wir in den Pyrenäen mal einen frz. Nationalpark betreten haben. Das sah aus wie in den Alpen gewohnt. Alle anderen Täler waren drastisch überweidet.Meine Reisen (Karte)
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Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigenOT:
Ich kann ja nur die Pyrenaen Nordseite mit den Alpen vergleichen:
Ich habe in den Alpen noch nirgends derart kahlgefressene Landschaft gesehen wie in den Pyrenaen. Besonders krass wurde der Unterschied, als wir in den Pyrenäen mal einen frz. Nationalpark betreten haben. Das sah aus wie in den Alpen gewohnt. Alle anderen Täler waren drastisch überweidet.
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13.Tag - nach Isola 2000
26.Juni 2023
mein Camp am Morgen bei den Lacs de Terre Rouge (2471 m)
Heute geht es runter nach Isola 2000. Es wird wieder ein sonniger und warmer Tag. Um 8:50 wander ich los……
nach halben Kilometer nehme ich die Abzweigung nach rechts zum Pas du Loup auf dem Alpenhauptkamm
Blick zurück zum Camp
Bergsee auf 2533 m, im Hintergrund mein Pass
schmaler Trail hoch zum Pass
Blick zurück zum letzten Bergsee
dahinten der Bassa del Drous, mein Pass von gestern abend
auf dem Pas du Loup (2665 m)
auf der anderen Seite blickt man wieder nach Italien und hat den ersten Blick auf den 3841 m hohen Monviso. Der ist aber noch 54 Kilometer Luftlinie entfernt
nochmal der Monviso am Horizont
Nebental des Valle Stura di Demonte mit dem Monviso hinten links am Horizont
auf der italienischen Seite des Alpenhauptkammes geht es auf einen steinigen Gebirgspfad weiter den Hang entlang
auf schmalem Gebirgspfad geht es hoch zum Cime de Vermeil
rechts der Mont Malinvern (2938 m) auf dem Alpenhauptkamm
Blick zurück zum Pas du Loup und Mont Malinvern
vom Cime de Vermeil (2778 m) folge ich den Alpenhauptkamm zum Cime de la Lombarde
auf dem Cime de la Lombarde (2800 m), Alpenhauptkamm
super Aussicht vom Cime de la Lombarde
Blick zurück
Auf der anderen Seite geht es runter zum Col de la Lombarde und Isola 2000
Vom Cime de la Lombarde geht es 450 Höhenmeter runter zum Col de la Lombarde, zunächst steiler Hang aus Blockfelder, erst weiter unten im Grasland wird der Trail gut erkennbar und kurz darauf erreiche ich die Straße und treffe die ersten Leute für heute.
Der Col de la Lombarde ist ein Straßenpass über den Alpenhauptkamm an der französisch-italienischen Grenze. Dieser Pass ist beliebt bei Touristen, Autofahrern, Motorradfahrer und Fahrradfahrer. Es ist auch einiges los hier.
Von der Passhöhe sind es dreieinhalb Kilometer nach Isola 2000. Zum Glück gibt es abseits der Straße einen Trail nach Isola 2000, so muss ich nicht auf der Straße wandern…..
Col de la Lombarde (2347 m) mit paar alte Militärruinen
Trail nach Isola 2000
Isola 2000
26.Juni 2023
Isola 2000 ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein häßlicher Retorten-Skiort auf 2000 m Höhe in den französischen Seealpen, überhaupt nicht sehenswert. Aber es gibt hier einen kleinen Supermarkt.
Der Ort wurde 1972 gebaut. Keine Ahnung wer hier im Sommer Urlaub macht.
beim Abstieg nach Isola 2000 fällt mir gleich dahinten die Brücke ins Auge als mögliche Wildcampstelle
am Ortseingang mündet der Trail auf die Straße und es sind noch 1,4 Kilometer bis zum Supermarkt
Isola 2000
Daß es hier keinen Campingplatz gibt kann man sich ja denken und das wusste ich auch schon aus dem Internet. Da Google aber nicht immer alles weiss frage ich vorsichtshalber nochmal in der Touriinfo nach.
Die Dame am Schalter ist sehr nett und spricht auch noch gutes Englisch. Sie bestätigt mir, „der nächste Campingplatz ist im Dorf Isola, 17 Kilometer entfernt.“
Nach anderen Unterkünften frage ich gar nicht erst, aber unaufgefordert gibt sie mir auch darüber Auskunft.
„Alle Hotels hier öffnen erst in fünf Tagen, wenn am 1.Juli die Sommersaison startet. Momentan gibt es in Isola 2000 keine geöffneten Unterkünfte. Ausser Supermarkt und Touriinfo ist noch alles geschlossen.“
„Dann ist wildcampen also die einzigste Möglichkeit für mich“, schlussfolgere ich daraus.
„Ja“, antwortet die Dame.
„Ist es denn erlaubt?“ frage ich nochmal doof nach.
„Ja, wildcampen ist hier erlaubt“, antwortet sie, „nur im angrenzenden Mercantour Nationalpark ist campen verboten“, fügt sie hinzu. Das ist aber eine glatte Falschinformation, auch im Mercantour Nationalpark ist campen zwischen 19 Uhr abends und 9 Uhr morgens erlaubt.
Meine Akkus darf ich freundlicherweise in der Touriinfo aufladen.
Der Supermarkt macht erst um 16 Uhr nach der Siesta wieder auf, das sind noch 45 Minuten. In dieser Zeit suche ich mir schonmal eine Campstelle. Sicher würde man idyllische Stellen hier in den Wäldern finden, aber bei einem Camp in der Zivilisation spielt Idylle für mich keine Rolle. Das wichtigste Kriterium ist, das Camp muss gut versteckt sein. Da ich es auch mal für einige Stunden oder sogar den ganzen Tag unbeaufsichtigt zurücklasse, will ich keine Angst haben müssen daß jemand mein Camp findet und mir Sachen klaut. Wenn ich zu zweit reisen würde und immer einer beim Camp bleibt, wäre es eine andere Sache.
Ich wander direkt zur Brücke, die ich vorhin schon von oben gesehen hatte und schlage darunter mein Zelt auf. Zugegeben, es ist kein so gutes Camp, dreckiger Boden und dunkel, aber ganz so schlecht ist es nun auch wieder nicht. Ich hatte schon schlechtere Camps. Mein schlechtestes Zivilisationscamp war mal unter einer Autobahnbrücke im Zentrum von Göteborg.
mein Camp in Isola 2000, mit Blitzlicht fotografiert, da sonst zu dunkel
Meinen Proviant für die nächste Etappe kaufe ich morgen früh. Heute kaufe ich nur Essen für jetzt. Schaubkartuschen finde ich keine, im Supermarkt gibt es nur Stechkartuschen. Der Intersport-Laden ist noch geschlossen, aber am Hintereingang treffe ich den Betreiber, aber auch er hat keine Schraubkartuschen. Der Dame in der Touriinfo fällt, außer Supermarkt, auch kein anderer Laden mehr ein der welche haben könnte. Also finde ich mich damit ab erst in der nächsten größeren Stadt welche zu bekommen. Das wäre Briançon, noch 16 Tage entfernt. Mein noch vorhandenes Gas müsste bis dorthin reichen wenn ich sehr sparsam bin.
Kurz vor 18 Uhr hole ich meine Akkus aus der Touri-Info ab, kurz bevor sie schließt. Wie erwartet sind sie noch lange nicht voll. Werde also morgen früh nochmal wiederkommen müssen………
Zuletzt geändert von berniehh; 19.10.2023, 21:25.
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Was für ein grauslicher Zeltplatz! Erst recht im Vergleich zu den Traumplätzchen, die Du zuvor hattest. Aber anscheinend war der sogar schon mal benutzt? Da stehen ja noch ein paar Möbel rum.
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Ja, ich würde bei so einem Platz in Städten immer vermuten, dass da evtl. Besuch kommt, welcher dort sonst übernachtet …
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Zitat von Blahake Beitrag anzeigenWas für ein grauslicher Zeltplatz! Erst recht im Vergleich zu den Traumplätzchen, die Du zuvor hattest. Aber anscheinend war der sogar schon mal benutzt? Da stehen ja noch ein paar Möbel rum.
Dafür wird der nächste Zeltplatz wieder traumhaft.
Ja, es sah so aus daß da schonmal Obdachlose gepennt haben. Es lag ein alter Teppich rum, den ich mir zurecht gelegt und mein Zelt raufgestellt habe.
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Zitat von lina Beitrag anzeigenJa, ich würde bei so einem Platz in Städten immer vermuten, dass da evtl. Besuch kommt, welcher dort sonst übernachtet …
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14.Tag - Aufbruch aus Isola 2000
Morgens um 9:00 gehe ich zurück zur Touri-Info um meine Akkus wieder in die Steckdose zu stecken. Drei Stunden haben die Akkus nun Zeit zum laden bis die Touri-Info um 12:00 für die Mittagspause schließt.
Urprünglich wollte ich hier Essen für mindestens 16 Tage kaufen, bis nach Briançon. Habe mich dann aber entschieden in den zwei Alpendörfern vor Briançon auch noch Essen einzukaufen. So muss ich viel weniger schleppen, denn mit Essen für 16 bis 18 Tage im Rucksack komme ich deutlich langsamer vorwärts.
Ich kaufe in Isola 2000 also nur Essen bis nach Bersezio, also für 5 Tage. Das ist dann auch schnell erledigt.
Nur spezielle Produkte, wie Milchpulver, kaufe ich schon für über 16 Tage ein, in weiser Vorraussicht daß es das in Bersezio und im darauffolgenden Dorf wahrscheinlich nicht gibt.
Kurz vor 12:00 hole ich meine Akkus ab, sie sind jetzt fast voll. Als ich gerade gehen will fragt mich die Dame am Schalter ob ich eine Gaskartusche gefunden habe, was ich verneine. Sie erzählt mir daß ihr jetzt noch ein kleiner Sportladen einfällt, der vielleicht eine haben könnte. Der Laden liegt unten in der hintersten Ecke der verwinkelten Einkaufszeile und den finde ich auch nur anhand ihrer Wegbeschreibung. Der Laden ist zwar noch offiziell geschlossen, aber der Inhaber ist da um sein Sortiment für die anstehende Sommersaison in den Regalen zu räumen. Tatsächlich hat er Schraubkartuschen und ich kaufe eine.
Das war Glück, denn meine vorhandene Gaskartusche hätte bis Briançon niemals gereicht, denn ich hatte keine Lust mit dem Kochen sparsam zu sein.
Um 12:20 wander ich endlich los und folge den gleichen Trail wie gestern nachmittag zurück zum Col de la Lombarde.
ich folge den Trail zurück zum Col de la Lombarde
auf dem Col de la Lombarde (2347 m). Vom Cima de la Lombare bin ich gestern runtergekommen
Auf der Passhöhe gibt es eine kleine Imbissbude, wo ich mir eine Coca-Cola kaufe und ne kurze Pause mache.
Dann geht es weiter, nun endgültig weg von der Passstraße. Ich folge einen Trail Richtung Nordwesten auf der italienischen Seite des Alpenhauptkammes Richtung Passo Tesina.
vom Col de la Lombarde folge ich den Trail Richtung Nordwesten zum Paso Tesina
zunächst hat man noch ständig Blick auf die Passstraße, die sich in Serpentinen runter ins Tal windet
der Trail ist einfach und schnell bewanderbar
Blick zurück zum Col de la Lombarde
der Trail führt dann auf den sanft-hügeligen Alpenhauptkamm
seit Verlassen der Passstraße treffe ich kaum andere Wanderer
von einem alten militärischen Beobachtungsposten blickt man hier runter nach Frankreich. Dort unten die Hauptstraße, die von Isola 2000 talabwärts weiter nach Frankreich reinführt
der Trail bleibt jetzt auf der italienischen Seite
dies ist auch ein Nebental des Valle Stura di Demonte
Lago del Colle di S.Anna (2157 m)
Lago di Sant'Anna (2170 m)
Bis hierher habe ich ja kaum Wanderer getroffen, aber im Umkreis dieser Seen sind wieder recht viele Wanderer unterwegs. Halben Kilometer entfernt beginnt eine Straße mit Parkplätzen und paar Gebäuden, die vermutlich eine touristische Sehenswürdigkeit sind, wird auf der Karte als "Santuario di Sant'Anna di Venadio" bezeichnet.
Dort wander ich aber nicht hin, sondern bleibe auf dem Trail Richtung Passo Tesina.
Lago di Sant'Anna
und nochmal Lago di Sant'Anna
auf dem Weg hoch zum Pass wird es wieder deutlich einsamer
Eigentlich wollte ich noch über den Pass rüber, aber vor der Passhöhe finde ich abseits vom Trail eine super Campstelle in phantastischer Landschaft. Hier bleibe ich, auch wenn es etwas windig ist. Vom Camp aus mache ich noch einen kurzen Spaziergang zur Passhöhe.
Camp 14 (2340 m). Etwas Änlichkeit mit Skandinavien hat diese Gegend hier schon
Blick vom Passo Tesina (2400 m) rüber zur anderen Seite
diesen alten Militärweg auf der anderen Passseite folge ich morgen.....
zurück beim Camp
Zuletzt geändert von berniehh; 20.10.2023, 18:32.
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15.Tag - über vier Pässe zurück in den Mercantour Nationalpark
Bei meinem Camp waren mal wieder ganz schön viele Mücken, wie auch schon bei dem ein oder anderen Camp zuvor. Muss mir bei meinem nächsten Einkaufsstop wohl doch mal Mückenmittel kaufen.
Heute ist es meist bewölkt mit nur wenig Sonne. Ich folge auf einer Hochroute über verschiedene Pässe den Alpenhauptkamm und quere am Spätnachmittag zurück in den Mercantour Nationalpark nach Frankreich. Wirklich einfach und gut begehbar war der Trail nur am Anfang des Tages und am Ende, also ab dem Zeitpunkt kurz bevor ich über die Staatsgrenze in den Mercantour Nationalpark kam. Dazwischen war das Gelände oft sehr steinig, teilweise auch mit Blockfelder. An ein oder zwei Stellen haben viele verwirrende Rinderpfade, fehlende Markierungen und dazu auch noch schlechte Sicht wegen Wolken die Routenfindung ein wenig trickig gemacht.
Beim Abstieg vom Passo del Bue führt der Trail eng und sehr ausgestetzt den steilen Hang runter.
Insgesamt würde ich sagen daß diese Route nur für Geübte ist. Dafür wird man aber auch mit Einsamkeit belohnt, ich habe den ganzen Tag keine Menschen gesehen.
Um 10:15 wander ich los……
Aufbruch vom Camp
schon kurz darauf erreiche ich den Passo Tesina (2400 m)
auf altem Militärpfad geht es nun eben den Hang entlang
Hochroute am Alpenhauptkamm
links unten das Vallone di Tesina
alte Militärruine auf 2447 m
Vallone di Tesina
auf dem Weg zum Passo del Bue wird der Trail schmal und das Gelände steinig
an vereinzelten Stellen ist der Trail nur noch vage erkennbar
Lago Gorgia (2327 m)
auf dem Passo del Bue (2603 m)
meine weitere Route hinter dem Passo del Bue
nochmal Blick zurück vom Passo del Bue
der Abstieg vom Passo del Bue ist ausgesetzt
Blick zum nächsten Pass
noch eine Militärruine auf 2428 m
kurz vor dem nächsten Pass
immer mal wieder trüben Wolken die Sicht ein
und dann klart es wieder auf.....
Blick zurück zum Passo del Bue
auch der Abstieg vom nächsten Pass ist stellenweise ein wenig ausgesetzt
Militärruinen auf 2424 m, kurz vor der Querung des Alpenhauptkammes zurück nach Frankreich
Lacs de Colle Longue (2434 m), gehört schon zu Frankreich, obwohl die Passhöhe noch nicht erreicht ist
Blick vom Pas de Colle Longue (2533 m) zurück zum Lac de Colle Longue
Auf der französischen Seite folge ich den Trail heute noch über 7 Kilometer eben den Hang entlang, nun erstmal wieder im Mercantour Nationalpark. Leider ist es die ganze Zeit nebelig so daß ich keine Blicke in die Täler habe. Erst gegen Abend klart die Sicht zumindest einigermaßen auf so dass die umliegende Landschaft zu sehen ist.
nun wieder im Mercantour Nationalpark
der Nebel lichtet sich langsam
Blick ins Vallée de la Tenée
am Abend kommt sogar kurz mal die Sonne raus
Camp 15 (2326 m)
Zuletzt geändert von berniehh; 21.10.2023, 12:02.
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Schlechtwettertage im Mercantour Nationalpark
16.Tag
Heute ist mal schlechtes Wetter, Regen und Gewitter den ganzen Tag mit paar kurze Pausen, teils auch Nebel. Also der ideale Tag für einen Schlechtwetterruhetag. Trotzdem wander ich um 11:00 bei Nebel und Niesel los. Nach anderthalb bis zwei Kilometern fängt der Regen wieder an und ich verkrieche mich erstmal in einer winzigen alten Steinhütte. Die Hütte ist nicht dicht, nach einer Weile tropft es überall rein, außerdem ist es drinnen düster, naßkalt und ungemütlich. Also wander ich nach einer halben bis dreiviertel Stunde weiter.
als der Regen mal kurz aufhört baue ich mein Camp ab
der Pfad führt weiter den Hang entlang
der Regen fängt wieder an
ich verkrieche mich erstmal in dieser winzigen Steinhütte und wander irgendwann weiter
Der Regen hört zwar erstmal auf, scheint dann aber wieder anzufangen. Da ich keine Lust habe im Regen Mittagspause zu machen schlage ich halben Kilometer weiter mein Zelt auf.
Mittagspausencamp (2625 m)
Nach der Mittagspause hört der Regen auf, ich baue mein Zelt wieder ab und wander runter zum Lac Rabuons. Am Ufer stehen zwei Zelte. War erst kurz am überlegen ob ich meins noch mit dazustellen soll, habe dann aber gedacht da ich heute eh nicht viel geschafft habe, wander ich lieber noch ein Stückchen weiter.
Lac de Rabuons (2500 m), am linken Bildrand sieht man ganz klein zwei Zelte am Ufer
Lac de Rabuons
200 m weiter passiere ich die Refuge de Rabuons, hier sehe ich paar Leute, die einzigsten Menschen des Tages.
Kurz darauf erreiche ich die Pfadabzweigung. Eigentlich wollte ich nach rechts auf einer vermutlich teilweise weglosen Hochroute über den 3031 m hohen Mont Ténibre und weiter am Alpenhauptkamm Richtung Refuge de Vens. Das kann ich heute aber vergessen, dort oben sieht man momentan nichts. Auch für morgen sieht die Wettervorhersage schlecht aus. Also biege ich nach links, auf der Normalroute zur Refuge de Vens.
Von der Hütte wander ich noch knapp drei Kilometer um den nächsten Bergrücken herum, der Regen fängt wieder an und ich schlage auf einem kleinen Basin mein Camp auf. Bin heute zwar nur einen halben Tag gewandert, habe aber immerhin noch 9,5 km geschafft.
der Trail führt weiter den Hang entlang
Camp 16 (2335 m)
17.Tag
Das Wetter ist immer noch schlecht, Dauerregen bis Mittags, danach bewölkt, teils neblig und gegen Spätnachmittag wieder Regen. Kurz vor 13 Uhr wander ich los…….
Bei meinem Camp am Lac Pétrus verzweigt sich der Trail, ich will nach links, aber ein Schild zeigt an daß der Trail gesperrt ist. Trotzdem wander ich da rein. Der Trail führt eben den Hang entlang und durch zwei oder drei Felstunnel. Dann sehe ich den Grund der Trailsperrung: in einem der Tunnel ist ein großer Felshaufen von der Decke gekracht. Der Tunnel ist aber nicht komplett dicht, man kommt trotzdem noch durch.
eingekrachter Tunnel
auf einer größeren Senke, dem Plan de Ténibre (2300 m) passiere ich diese Steinhütten
Plan de Ténibre
Blick zurück zum Plan de Ténibre
der Pfad führt weiter den Hang entlang
und durch mehrere Tunnel
Kilometerweit führt der Pfad weiter den Hang entlang oberhalb des Vallée de la Tinée
Vallée de la Tinée
dahinten führt der Trail durch felsiges Gelände über die Crête des Babarottes (2524 m), im Nebel. Hier sehe ich von weitem eine Dreier-Gruppe Wanderer, die einzigsten Menschen des Tages.
auf der anderen Seite der Crête des Babarottes führt der Pfad runter zum Lac des Babarottes
Lac des Babarottes (2413 m)
Lac des Babarottes & mein Pass für morgen
Blick zurück auf die Crête des Babarottes
Bevor der Regen wieder losgeht schlage ich beim Lac des Babarottes mein Camp auf. Die Dreier-Gruppe Wanderer ist noch weiter runtergestiegen zu den Lacs de Vens, wo sie vermutlich ihr Zelt aufgeschlagen haben. Dort habe ich am nächsten morgen mehrere Zelte gesehen.
Camp 17 (2419 m)
Blick von meiner Campstelle zu den Lacs de Vens & meine Route für morgen
Zuletzt geändert von berniehh; 22.10.2023, 10:49.
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Das Hochtal mit den Lac de Vens sieht ja wohl zauberhaft aus!!
Witzig finde ich die alten Militärwege, die wie mit dem Lineal gezogen durch die Steilhänge führen. Macht es Spaß, diese Wege zu laufen, oder ist es eher eintönig?
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Zitat von StefanBoe Beitrag anzeigenDas Hochtal mit den Lac de Vens sieht ja wohl zauberhaft aus!!
Zitat von StefanBoe Beitrag anzeigenWitzig finde ich die alten Militärwege, die wie mit dem Lineal gezogen durch die Steilhänge führen. Macht es Spaß, diese Wege zu laufen, oder ist es eher eintönig?
So pauschal kann man das nicht sagen. Einige dieser Wege finde ich sehr schön und es macht Spaß diese zu laufen. Andere sind dagegen weniger schön. Man kommt auf jeden Fall aber gut vorwärts auf diesen Wegen.
Die alten Militärgebäude, bzw. Ruinen, sind in meinen Augen eine kulturelle Sehenswürdigkeit, es macht Spaß die auszukundschaften.
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18.Tag - über den Col du Fern nach Bersezio
morgens Blick von meinem Camp (2419 m) auf die Lacs de Vens im Mercantour Nationalpark & mein nächster Pass
Es sind noch 15,5 Kilometer zum Dorf Bersezio, meinem nächsten Einkaufsstop unten im Stura di Demonte Tal. Da will ich heute hin. Das Wetter ist wieder schön, sonnig und warm mit paar Wolken am Nachmittag. So ist die Landschaft doch gleich wieder viel spektakulärer😊
Um 8:30 wander ich los, an den Lacs de Vens vorbei und hoch zum Col du Fer, der die Grenze zu Italien bildet.
Meine heutige Route ist eine populäre Wandergegend mit guten Trails und heute am Samstag treffe ich auch viele Leute. Die Lacs de Vens sind anscheinend auch bei Campern beliebt, ich sehe dort einige Zelte. Am oberen See ist sogar eine große Gruppe am zelten, obwohl es schon weit nach 9 Uhr ist und in deutlicher Sichtweite von der Hütte Refuge de Vens. Es scheint aber niemanden zu stören.
Lacs de Vens, der untere See (2289 m)
auf dem Weg zum nächsten See
der obere See (2307 m) & meine Route hoch zum Pass
der obere See (Lacs de Vens)
eine größere Gruppe Camper am oberen Seeende
hinter dem See führt der Trail bergauf
hinten rechts der Pass von dem ich gekommen wäre wenn ich vom Lac de Rabuons die Hochroute über den Mont Ténibre gegangen wäre
Blick zurück zum Lacs de Vens & Refuge de Vens in der Bildmitte
Felsbögen gibt es nicht nur in Arizona und Utah
gleich auf der Passhöhe....
auf dem Col du Fer (2584 m), Alpenhauptkamm und Staatsgrenze Frankreich/Italien
Blick nach Westen (Frankreich)
Blick nach Nordosten (Italien) & meine weitere Route von heute und morgen
Eigentlich wollte ich vom Col du Fer noch weiter über den Pas de Morgon und Col de Pouriac, von dort dann zum Einkaufen runter nach Argentera. Da es in Argentera weder einen vernünftigen Laden gibt, noch einen Campingplatz habe ich meine Route kurzfristig ein wenig umgeändert und steige schon vom Col du Fer runter nach Bersezio. In Bersezio gibt es zwar auch keinen Supermarkt, sondern nur einen kleinen Lebensmittelladen.
Abstieg nach Italien. Den Mercantour Nationalpark verlasse ich endgültig
der Trail führt talabwärts, fast 1000 Höhenmeter Abstieg nach Bersezio
weiter unten wird das Tal grüner und spektakulärer
landschaftlich beeindruckenes Tal
das Tal fällt dann weiter ab, es ist noch ein ordentlicher Abstieg nach Bersezio
das kleine Dorf Ferrere (1888 m)
Ferrere ist ein sehenswertes Dorf
Ferrere
Ab Ferrere muss ich zu meiner unangenehmen Überraschung für 3,6 km die schmale Straße runter nach Bersezio folgen. Auf meiner ausgedruckten Karte ist es als Trail eingezeichnet. Da ich die Route kurzfristig umgeändert habe, konnte ich die Wegbeschaffenheit vorher nicht mehr auf Google Earth bzw anderen Karten gegenchecken. Also Augen zu und durch…..
Blick zurück - nun geht´s auf der Straße weiter
Talblick
hier geht´s nach rechts auf einen Trail, aber kurz darauf wieder zurück auf die Straße
Valle Stura di Demonte
dahinten führt die Straße weiter den Hang entlang sanft nach unten
Valle Stura di Demonte
Bersezio
Bersezio (1633 m)
Stura di Demonte Tal
Bersezio (1633 m)
Bersezio
1.Juli 2023
Gegen halb drei komme ich in Bersezio an, ein italienisches Bergdorf im oberen Valle Stura di Demonte in der Provinz Cueno. Es gibt hier viel Durchreiseverkehr, denn durch dieses Tal verläuft die Hauptstraße über den Col de Larche, einen Straßenpass nach Frankreich.
Am Dorfrand gibt es einen kleinen netten Campingplatz, wo ich mich für eine Nacht einchecke, für 10 Euro. Hier kann ich mal wieder heiß duschen und meine Akkus aufladen.
Das Hauptgeschäft dieses Campingplatzes scheint die Vermietung von Hütten und Wohnwagen zu sein, Leute mit Zelt sind hier fast keine. Ausser meinem Zelt steht hier nur noch ein weiteres von einem italienischem Pärchen, die mit dem Auto reisen.
Leider steht mein Zelt hier tagsüber in der prallen Sonne, es gibt kaum schattige Stellen. Aus diesem Grund ist der Campingplatz zwar OK für eine Nacht aber für zwei Nächte kommt er nicht in Frage. Daher wird es nichts meinem ursprünglich geplanten Ruhetag. Ich wander morgen weiter und den Ruhetag schiebe ich mir auf später auf….
Campingplatz in Bersezio
schattenloser Zeltplatz zwischen den Hütten und Wohnwagen
Der kleine Dorfladen liegt nur 5 Minuten vom Campingplatz. Ich kaufe hier Proviant für 6 Tage ein, mein nächster Einkaufsort wird Pontechianale. Heute ist Samstag, also normale Öffnungszeiten. Morgen am Sonntag ist der Laden nur bis 12:00 auf, aber bis dahin bin ich eh fertig mit meinen Besorgungen.
Am Spätnachmittag schaue ich mir noch das schöne alte Dorfzentrum an.
sehenswertes Dorf
der kleine Dorfladen, nur 5 Minuten vom Campingplatz
Zwischenbilanz
Jetzt am Ende meines dritten Trekkingabschnittes wird es mal Zeit für eine kleine Zwischenbilanz:
Bis nach Bersezio habe ich 222 km geschafft, incl. 8,8 km Abstecher.
Das macht einen Schnitt von 12,3 km pro Tag, genau wie vorher geplant und auch der gleiche Schnitt wie auf meiner Ostalpentour 2020.
Mit 18 kg Basisgewicht plus Essen ist das meiner Meinung nach für diese Route ein normaler Schnitt. Aber klar, mit Ultraleichtausrüstung könnte man auch auf einen deutlich höheren Schnitt kommen.
Da ich mich eben über die 3,6 km Straßenwanderung geärgert habe muss ich auch sagen daß der gesamte Straßen- und Fahrweganteil vom Bahnhof in Ventimiglia bis Bersezio mit nur 10,7 % relativ niedrig war (auch schmale Fahrwege und Feldwege zählen dazu), deutlich niedriger wie auf meiner Ostalpentour. Das heißt fast 90 % meiner Route waren Pfade in unterschiedlicher Qualität und Schwierigkeitsgrad, auch mit paar weglose Abschnitte dazwischen.
Landschaftlich war mein bisheriger Abschnitt durch die Seealpen spektakulärer wie erwartet. Die Kombination aus felsiger Hochgebirgslandschaft mit zahlreichen Bergseen ist extrem reizvoll.
Das Stura di Demonte Tal bildet laut Wikipedia die nördliche Grenze der Seealpen. Ab Bersezio werde ich also nicht mehr in den Seealpen unterwegs sein. Das heisst aber nicht daß die Gegend ab dann weniger spektakulär wird, eher das Gegenteil wird der Fall sein……Zuletzt geändert von berniehh; 23.10.2023, 21:54.
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Dank deiner tollen Bilder weiß ich jetzt wo ich nächsten Sommer hin möchte. Klasse Landschaft, genügend Wasser und ab und zu eine Einkaufsmöglichkeit. Wenig Weidetiere (zumindest im Juni noch) ist natürlich auch gut, wobei mich mehr die Hütehunde stören.
Erschreckend ist natürlich der kaum vorhandene Schnee im Juni schon.
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Zitat von bananensuppe Beitrag anzeigenDank deiner tollen Bilder weiß ich jetzt wo ich nächsten Sommer hin möchte. Klasse Landschaft, genügend Wasser und ab und zu eine Einkaufsmöglichkeit. Wenig Weidetiere (zumindest im Juni noch) ist natürlich auch gut,.
Zitat von bananensuppe Beitrag anzeigenwobei mich mehr die Hütehunde stören.
Ich hatte paarmal Kontakt mit Hütehunde. Die sind völlig harmlos und kommen nur laut bellend auf Dich zu, mehr machen sie nicht. Wenn Du dann selbstbewusst auf sie zugehst und auf sie einredest, lassen sie sich sogar streicheln oder sie hauen ab.
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Danke Bernd für den tollen Reisebericht mit den super Fotos. Ich bin den kompletten Juli von Susa bis nach Saint Martin-Vesube gewandert und teilweise genau diese Route in der entgegengesetzten Richtung gegangen. Besonders freuen mich die Bilder von der Strecke vom Passo di Tessina bis zum Pas de Colle Longue. Ich kam ja aus der Gegenrichtung und nachdem Ich das erste steile Geröllfeld Richtung Passo del Blue etwas zu hoch versucht hatte zu queren und dann auch die Markierungen verlor entschied Ich mich umzukehren und durchs Tal zu wandern und den Passo di Tessina durch ein schönes Tal von Norden kommend wieder hochzusteigen. Deine Einschätzung der Strecke so spektakulär sie auch ist bestätigen mich im nachhinein in meiner Entscheidung umzudrehen. Ich bin gespannt wie deine weitere Route verläuft und freue mich auf weitere Fotos.
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Vielen Dank für den spannenden Bericht! Magnifique, diese französischen Alpen! Wir waren im August in der Gegend vom Monviso, also ca. 50 Km weiter nördlich. Der Mercantour sieht mindestens genauso sehenswert aus!
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Zitat von Dotti Beitrag anzeigenDanke Bernd für den tollen Reisebericht mit den super Fotos. Ich bin den kompletten Juli von Susa bis nach Saint Martin-Vesube gewandert und teilweise genau diese Route in der entgegengesetzten Richtung gegangen. Besonders freuen mich die Bilder von der Strecke vom Passo di Tessina bis zum Pas de Colle Longue. Ich kam ja aus der Gegenrichtung und nachdem Ich das erste steile Geröllfeld Richtung Passo del Blue etwas zu hoch versucht hatte zu queren und dann auch die Markierungen verlor entschied Ich mich umzukehren und durchs Tal zu wandern und den Passo di Tessina durch ein schönes Tal von Norden kommend wieder hochzusteigen. Deine Einschätzung der Strecke so spektakulär sie auch ist bestätigen mich im nachhinein in meiner Entscheidung umzudrehen. Ich bin gespannt wie deine weitere Route verläuft und freue mich auf weitere Fotos.
Hast Du auch eine Zelttour gemacht?
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