• Borgman
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    • 22.05.2016
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    [NO] Leicht (und lecker!) auf Tour im Saltfjellet-Svartisen und Børgefjell NP

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 65.0176649
    Längengrad 13.9704895
    Vorbemerkung

    Leichter soll es werden, liebe Freunde des Nordens. Leichter, und dabei so unkompliziert wie möglich. Nicht unbedingt die Tour selber, aber alles drumherum. Angefangen bei mir selber ... man soll ja immer bei sich anfangen, wenn es ans Abspecken geht, nicht wahr? Niemals – Nie! – hätte ich gedacht, dass es so einfach sein würde, 10 Kilo abzunehmen. Und so lecker. Tierische Nahrungsmittel weglassen, eine Woche Fasten und das neue, leichtere Körpergefühl richtig auskosten. Den Schwung nutzen, um noch ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden. Das ging dann praktisch von selbst. Zum 50. Geburtstag war ich meinem Idealgewicht nahe und um etliche kulinarische Entdeckungen reicher.

    Für alle Freunde pflanzenbasierter Ernährung teile ich hier auch gerne meine allerersten Erfahrungen mit veganer Tourkost, gute wie weniger gute. Einfach heißt hier: nicht selbst gedörrt oder kompliziert nach Nährwert zusammengestellt. Kein großer Aufwand. Alles in drei Läden gekauft und fertig. Details später.

    Mehr Zeit und Überlegung hat gekostet, den Rest des Rucksackgewichts zu reduzieren, aber auch da bin ich schlussendlich zu einfachen Lösungen gekommen, die mir zumindest in der Theorie, vor der Tour, vertrauenerweckend schienen. UL musste es nicht unbedingt sein, nur eben leichter als sonst - ich wollte auch nicht alles neu kaufen, sondern nur die Ausrüstungsteile, bei denen der Effekt besonders groß war. Rucksack, Zelt, Kochersystem … ja, und ein paar weniger wichtige Kleinigkeiten, wo ich schon mal dabei war. Hier und da konnte ich was weglassen – oder doch nicht? Was, wenn es wirklich kalt und biestig wird? Innerhalb von drei Wochen kann viel passieren. Hmm, lieber die lange Unterwäsche wieder dazu packen. So ging es hin und her, bis eine finale Liste zusammengestellt war, die ein Startgewicht inklusive Nahrung und Brennstoff für 8 Tage von knapp 16 Kilo hatte. Damit sollte es mal gut sein. Selten hat mich Ausrüstung so umgetrieben wie in diesem Jahr. Ob sie in der Praxis funktionieren würde? Ich war gespannt.

    Auch dieser Bericht darf natürlich gerne schlichter und direkter werden, wo wir schon mal beim Vereinfachen sind, aber das kann nur eine vage Absicht sein. Erfahrungsgemäß entwickelt so ein Text sein Eigenleben, wenn man ihn mal angestoßen hat. Letzter Punkt, und dann geht es endlich los, die Fotos. Und erstes Eingeständnis einer eigentlich völlig unnötigen Neuanschaffung. Ich habe mich tierisch in das neue 27mm/f2,8 Pancake-Objektiv von Fuji verknallt, das zusammen mit der X-E4 so unverschämt nach gar nix aussieht. Und doch als Reisekamera so richtig geil ist. Das war keine Vernunftentscheidung, das war pures Verlangen. Dazu stehe ich. Auch keine Vernunftentscheidung, diesmal aber reine Neugier, ist die Absicht, auf der Tour nur in Schwarz-Weiß zu fotografieren. Nein, keine Sorge, es wird auch Farbfotos geben, aber die Kamera ist immer auf Acros eingestellt, also im s/w-Modus. Ich will einfach nur wissen wie das ist … was auch in Grautönen funktioniert und was nur in Farbe und warum. Und wie viel Farbe nötig ist. Bin gerade ein bisschen übersättigt von Farbfotos.

    Wer die Bilder gerne in Originalgröße sehen möchte (und auch, wie sich das kleine 27mm-Objektiv schlägt - ein anderes war nicht mit auf der Tour), kann das in diesem Album auf flickr tun.




    Genug der Vorrede – los geht`s!


    Saltfjellet-Svartisen und Børgefjell




    11. August bis 04. September 2021

    Norwegen, Nordland Fylke und Trøndelag Fylke



    Vorspiel: Volker in den Wolken, mit Kniebeschwerden

    Mittwoch, 11. August

    Wer dringend eine ausführliche Anreisebeschreibung braucht, möge bitte jetzt die Hand heben, dann kann ich sie nachliefern. Nur so viel: Die Lufthansa hat es mir mit ihren vier Änderungen nicht leicht gemacht, daran zu glauben, dass sie mich überhaupt befördern will. Zuletzt wurde noch mal eben der gebuchte Rückflug von Trondheim nach Bodø verlegt, so dass ich ein weiteres Mal umplanen durfte. Immerhin stehe ich jetzt um 19:30 Uhr eben dort, am Flughafen von Bodø, habe Spiritus beim BM und den Rest beim Extra Bankgata gekauft und noch mehr als eine Stundefür einen Kaffee mit Zigarillo, bevor der Bus nach Halsa abfährt. Das ist gut, ich entspanne mich. Den Bus wollte ich sowieso nehmen, bevor alles anders wurde. Bevor Volker schrieb, dass er unsere gemeinsam geplante Tour absagen muss. Wie es dazu kam, beschreibt er in seinem eigenen Bericht. Ich wollte in Fykan aussteigen, eine Stunde laufen und Volker mitten in der Nacht am Weg treffen. Er hätte schon eine gute Zeltstelle ausgesucht und würde viel von seinen aufregenden Tagen über dem Nordfjord und dem waghalsigen Abstieg ins Fonndal erzählen. So hatten wir uns das ausgemalt. Dann würden wir zusammen bei Traumwetter den westlichen Teil des Svartisen überqueren, den östlichen Teil und danach eine selten begangene Route ins Stormdal erkunden. Daraus wird jetzt nichts.

    Stattdessen sitzt Volker fest. Er hat gestern geschrieben, ich solle doch einfach meine Tour machen, er käme schon klar. Nee, so läuft das nicht. Ich will wenigstens wissen wie es um ihn steht, und dass er eine reelle Chance hat, den nach beiden Seiten höllisch steilen Abstieg zu schaffen. Eine Kniebandage will ich ihm bringen und ein starkes Schmerzmittel. Und natürlich ein bisschen Aufmunterung, so gut es eben geht. Zumindest hat er sich dazu überreden lassen, seinen ursprünglichen Plan, Fonndalen, aufzugeben und über das Rismålskard abzusteigen. Nur nicht im Regen. Es regnet.

    Der Bus fährt pünktlich um 20:45 Uhr ab. Zum Glück ist es noch lange hell, so dass ich viel von der ungeheuren Landschaft der Nordlandküste sehe, die mich immer wieder mit Ehrfurcht und Staunen erfüllt. Hier fühle ich mich weit weg von zu Hause, im Urlaub eben, frei von Zwängen. Vielleicht noch ein bisschen mehr als sonst, weil ich keinen blassen Schimmer habe, was in den ersten acht Tagen passieren wird. Als sich die Berge allmählich in Dämmerung hüllen, werden meine Gedanken klarer. Wenn ich mir dieses Rismålskard angeschaut (bzw. auch einmal hoch- und wieder runtergestiegen bin) und mit Volker gesprochen habe, ihm diese Strecke alleine zutrauen kann, dann … ja dann könnte ich im günstigsten Fall am Freitag den Mittagsbus zurück nach Fykan nehmen und hätte immer noch gut sechs Wandertage. Das reicht für mehrere denkbare Varianten bis zum Bahnhof Dunderland. Abfahrt 09:59 Uhr am 20.08. ist die Konstante, diesen Zug muss ich kriegen, um den letzten Bus der Woche ins Susendal zu erwischen. Darum herum gruppiere ich in Gedanken die Variablen: Volkers Zustand, das Wetter, mögliche Routen usw.

    Ørnes, ein freundliches Lichtermeer ... später Glomfjord, düster und abweisend wie beim letzten Mal … die beiden Orte könnten unterschiedlicher kaum sein in meiner Wahrnehmung. Zwei Tunnel ... Fykan, wo ich nicht aussteige … der lange Tunnel … allmählich geht der Mittwoch zu Ende und weicht unbemerkt einem dunklen, nassen, ziemlich müden ...


    Donnerstag, 12. August

    Forøy ferjekai, 00:15 Uhr. Nieselt ja nur. Ich spare mir die Regenhose, verabschiede mich vom Busfahrer und laufe ein Stück die Straße zurück. Vielleicht finde ich gleich eine prima Zeltstelle am Fjord. Nee, sieht nicht so aus. Folgealso hinter dem letzten Haus einem kleinen Bach hoch und fluche. Nass, nass, nass. Sträucher, dicke Moospolster, dahinter so was wie ein Moor. Na ja, ist jetzt auch egal. Ich stelle das Zelt so gut es geht auf einen unebenen Buckel, schmeiße den Rucksack rein und bin gegen 01:00 Uhr so weit sortiert, dass ich ein bisschen schlafen könnte, wäre ich nicht noch so aufgetrudelt von der Reise.

    Ein paar Stunden später, um halb sechs, klingelt der Wecker. Kein Grund zur Eile, die Fähre geht erst um sieben, aber ich will vorher noch Ordnung in meine Siebensachen bringen. Im Zelt herrscht, wie immer in der ersten Nacht, heilloses Chaos. Für Kaffee reicht es daher leider nicht. Außerdem will ich mich am Fähranleger gründlich waschen und das Mobiltelefon laden. Als ich dort ankomme, ist der Warteraum offen, sehr wahrscheinlich war er sogar die ganze Nacht offen. Hätte ich doch viel bequemer hier übernachtet. Immerhin regnet es nicht mehr. Die Wolken hängen tief, aber für den Nachmittag ist sonniges Wetter angesagt. Um 07:15 Uhr sind wir in Ågskardet,ich sehe mir auch den dortigen Warteraum an. Leider sieht es nicht so aus, als bekäme man irgendwo in der Nähe einen Kaffee. Um 08:10 Uhr geht der Bus nach Jektvik. Ein Kleinbus, ich bin der einzige Fahrgast. Nach vielleicht einer Viertelstunde Fahrt klärt sich auch meine Frage, warum er für die vielleicht 12km bis Reppasjøen sage und schreibe 95 Minuten braucht. Antwort: 40 Minuten steht er einfach nur rum, nämlich am Vågaholmen hurtigbåtkai, die restliche Zeit trullert er sehr gemütlich alle Straßen ab. Den langen Aufenthalt kann ich immerhin gut nutzen, um den heiß ersehnten Kaffee zu kaufen und … ja, ein Schokomuffin und einen Stratos-Riegel. Beides nicht vegan. Cheat day schon am zweiten Urlaubstag. Ich rede mich damit heraus, dass ja nur die eigentliche Tournahrung vegan sein soll und denke nicht weiter über den Ausrutscher nach. Das Muffin ist jedenfalls lecker!

    Fotos, wo wir schon bei Ausnahmen sind, mit dem Telefon gemacht. Die einzigen des Tages:



    Ågskardet ferjekai


    Reppasjøen

    Um 09:45 Uhr steige ich in Reppasjøen aus und mache mich auf den Weg zu Volker, der da irgendwo in den Wolken sitzt. Sehr weit komme ich erst mal nicht. Ich folge dem Fluss Reppaelva auf der Südseite, erst auf einer Schotterstraße, dann auf einem alten, überwachsenen Fahrweg, vorbei an zwei verlassenen Häusern bis zur Brücke. Am nächsten Bach zweigt ein unmarkierter, nur stellenweise erkennbarer Pfad ab, der in einer steilen Rinne die ersten hundert Höhenmeter überwindet. Oben ist ein kleines Moor, dahinter quere ich an der einzig möglichen Stelle die wild zu Tal donnernde Memaurelva und nehme die nächsten Höhenmeter auf dem steilen Hang zwischen den Flüssen in Angriff. Das ist ziemlich anstrengend, mit wenig Schlaf und vollem Rucksack, und als der Hang sich zu einer weiten, moorigen Ebene abflacht, beschließe ich, dass es Zeit für eine Pause ist. Zumal es regnet. Als das Zelt steht, bin ich schon in den Wolken, Sicht nahe Null. Esse ein paar Kornmos, mache ein Nickerchen, gucke noch mal raus – unverändert. Für wenige Minuten kann ich zwischen zwei Wolken die Stromleitung sehen und dahinter Rismålskardet. Da muss ich später hoch. Das wird ein Stück Arbeit. Gegen 16:00 Uhr werde ich unruhig. Eigentlich müsste jetzt schon das versprochene schöne Wetter kommen.

    Okay … es sieht so mittelgut aus. Um 17:00 Uhr kann ich nicht länger auf Sonnenschein und gute Sicht warten, packe also zusammen und gehe zur Stromleitung. Der Regen hat aufgehört, aber die Wolken halten sich hartnäckig über der Ebene. Praktischerweise ist genau dort, wo ich den Aufstieg versuchen will, wo das Moor endet und der Wald beginnt, ein riesiger Strommast. Hier werde ich später meinen Rucksack wiederfinden. Die Sachen für Volker und den Schokoriegel nehme ich mit und tauche gegen 18:00 Uhr ein in den Wald. Tagelanger Nebel und Regen bei wenig Wind haben dafür gesorgt, dass sich auf allen Blättern unglaublich viel Wasser angesammelt hat. Es tropft nicht nur von den Birken und Stauden, den Farnen und hohen Gräsern, nein, das Wasser strömt bei der geringsten Berührung auf mich herab wie unter der Dusche. So was hab ich noch nicht erlebt. Im dichten Wald folge ich dem Bach und Tierpfaden bis ich eine steile Rinne erreiche, Rismålskardet. Die Sicht bleibt mäßig, aber zur kleinräumigen Orientierung reicht es. Weil ich schon auf der Südseite bin, steige ich hier auch gleich auf. Der Hang ist auf dieser Seite steiler, dafür ist die Vegetation etwas übersichtlicher. Auf der Nordseite wächst hoher Farn, der alle Hindernisse verdeckt. Etwa auf halber Höhe mache ich 20 Minuten Pause. Nass bin ich … richtig nass! Schuhe, Regenhose, Regenjacke, alles trieft. Weiter oben wird die Rinne steiniger und der Nebel dichter, die Sicht reicht nur noch für die nächsten vielleicht 10 Meter. Ein bisschen unheimlich ist das ... totenstill … und rutschig. Deshalb gehe ich vorsichtig, teste bei jedem Schritt den Halt.

    Erst gegen 19:40 Uhr stehe ich am unteren Rismålvatn. Wenn es Volker wie geplant bis hierher geschafft hätte, müsste ja irgendwo sein Zelt stehen. Tut es aber nicht … verdammter Nebel … oder doch? Was ist das? Grau in grau vor grauem Hintergrund? Was ich für einen großen Stein gehalten hatte ist in Wirklichkeit … ein Zelt! Hey Volker! Ich rufe laut und quere den Seeabfluss.

    So. Ab hier erzählt Volker von unserem Treffen im Nebel, zu gegebener Zeit, in seinem Bericht. Ich breche nach einer halben Stunde wieder auf, denn heller wird es heute ganz sicher nicht. Beim Abstieg halte ich mich auf der Nordseite der Rinne, mit allen Vor- und Nachteilen. Müde, erschöpft, durchnässt, muss ich mich voll konzentrieren. Einmal rutsche ich mehrere Meter unkontrolliert auf nassem Gras – kein Halt zu finden. Nix passiert, aber das ist pures Glück … hätte auch böse enden können. Ich brauche auf den Schreck eine kurze Pause mit dem Rest vom Schokoriegel, dann geht es wieder. Ziemlich genau um 22:00 Uhr, runter hat sogar etwas länger gedauert als hoch, bin ich am Rucksack und suche noch eine Weile nach einer passenden Zeltstelle. Uff, das war ja wirklich ein sehr besonderer Start in den Urlaub. Ein paar Kornmos schaffe ich noch zu essen, danach bin ich mehr als reif für den Schlafsack.
    Zuletzt geändert von Borgman; 18.09.2021, 13:35.

  • Fjellfex
    Fuchs
    • 02.09.2016
    • 1511
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    #2
    Klasse! Kaum bin ich von meiner Tour zurück, und schon hast du losgelegt - sehr lobenswert und vorbildlich!
    Und 10kg abnehmen natürlich auch... kriege direkt ein schlechtes Gewissen...
    Die schwarz-weiß Fotos sind natürlich sehr stylish.... aber ich hoffe, dass der Anteil der fröhlich-bunten nicht gar zu niedrig bleibt.
    Bin gespannt!

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    • Ljungdalen

      Alter Hase
      • 28.08.2017
      • 3014
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      #3
      Bin gespannt!

      Speziell auch hier:
      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
      ... Und so lecker. Tierische Nahrungsmittel weglassen...

      Für alle Freunde pflanzenbasierter Ernährung teile ich hier auch gerne meine allerersten Erfahrungen mit veganer Tourkost, gute wie weniger gute. Einfach heißt hier: nicht selbst gedörrt oder kompliziert nach Nährwert zusammengestellt. Kein großer Aufwand. Alles in drei Läden gekauft und fertig.
      "Voll mein Ding" und meine Rede seit Jahren... (Ausnahme: Käse)...

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      • derray

        Vorstand
        Lebt im Forum
        • 16.09.2010
        • 5738
        • Privat


        #4
        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
        Bin gespannt!

        Speziell auch hier:


        "Voll mein Ding" und meine Rede seit Jahren... (Ausnahme: Käse)...
        Besser hätt ich's nicht sagen können!
        (ohne Ausnahme)

        mfg
        der Ray

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        • Borgman
          Dauerbesucher
          • 22.05.2016
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          #5
          @Fjellfex: stylish oder nicht – s/w war in diesem Sommer wichtig für mich. Was funktioniert, bleibt so, unbearbeitet. Die JPGs sehen ordentlich aus, finde ich. Falls es Farbe braucht, nehme ich das RAF und wandle es um in was halt passt. Vorschlag: wenn jemand ein bestimmtes Bild in Farbe sehen möchte, hänge ich es noch dran, am Ende des Teils oder separat. Okay?

          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
          "Voll mein Ding" und meine Rede seit Jahren... (Ausnahme: Käse)...
          und @derray: Genau. Hätte ich auch schon früher machen sollen. Zu Hause ist das ja kein Problem, aber ich war doch neugierig, ob es auf Tour einen Unterschied gibt.

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          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
            • 1511
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            #6
            Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
            @Fjellfex: stylish oder nicht – s/w war in diesem Sommer wichtig für mich. Was funktioniert, bleibt so, unbearbeitet. Die JPGs sehen ordentlich aus, finde ich. Falls es Farbe braucht, nehme ich das RAF und wandle es um in was halt passt. Vorschlag: wenn jemand ein bestimmtes Bild in Farbe sehen möchte, hänge ich es noch dran, am Ende des Teils oder separat. Okay?
            .
            Wenn s/w für dich wichtig war, dann wird das natürlich so gemacht! Bilder bearbeitet habe ich selber ja auch nie...
            Aber durchaus möglich, dass ich im weiteren Verlauf mal jammern werde und auch Farbe haben will...

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            • Borgman
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              • 22.05.2016
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              #7
              Freitag, 13. August

              Irgendwas stimmt mit den Busverbindungen hier nicht. Bei der Hinfahrt musste ich die frühe Fähre nehmen, weil ich mit der nächsten den Bus um 5 Minuten verpasst hätte, und heute kann ich aus den Fahrplänen wieder keinen passende Anschluss zum Bus um 11:00 Uhr ab Forøy nach Glomfjord herauslesen. Reis Nordlands Reiseplanlegger funktioniert seit gestern nicht bei mir. Wohl aus Scham. Die Alternative ist entweder auf den späten Bus warten, das will ich nicht, oder ein langer, gesunder Fußmarsch auf dem Rv 17. Also stehe ich um sechs auf ... nein, nicht wirklich ausgeschlafen … vertreibe mit einem starken Kaffee die Müdigkeit, esse dazu drei Bixit-Kekse, packe schnell zusammen und gehe um sieben los. Nicht zurück nach Reppasjøen, sondern nach Breivik. Heute hält die Wettervorhersage, was sie gestern versprochen hatte. Blauer Himmel mit wenigen Wolken.




              Man könnte etwas höher am Waldrand gehen, aber auf Wald habe ich nach der Dauerdusche gestern wirklich keine Lust mehr. Stattdessen laufe ich einen Kilometer quer durchs Moor zum Breivikvatn, was tatsächlich angenehmer ist. Nur nass von unten. Am Seeufer gibt es dann einen Tierpfad, offensichtlich von Kühen. Auch nass und matschig, aber man kommt gut voran. So erreiche ich schon um acht den Schotterweg, der zum Fjord hinunter führt.


              Breivikvatnet (Eterna)


              Schotterweg, Blick zum Tjongsfjord (Eterna)

              Ich bin gut drauf und habe genug Zeit, also will ich die jetzt noch ca. 9 km tatsächlich laufen, statt auf eine Mitfahrgelegenheit zu hoffen. Viel Verkehr ist sowieso nicht. An der Bushaltestelle am Abzweig Tjong mache ich eine halbe Stunde Pause, gehe zum hübschen Ågvatn und weiter zum Fähranleger. Na ja, die Strecke auf dem harten Asphalt merke ich jetzt doch in den Beinen.



              Tjongsfjorden (Eterna)


              Ågvatnet (Eterna, für Fjellfex – ich finde, das hätte auch in s/w funktioniert)

              Als die Fähre in Forøy anlegt, werfe ich einen kurzen Blick auf den aushängenden Busfahrplan und … jetzt hol mich doch der Teufel! … er fährt erst 11:20 Uhr. Dann hätte die Verbindung doch geklappt … dann hätte ich länger schlafen können und mir viele Kilometer gespart. Die erste Irritation verfliegt schnell – dafür ist das Wetter zu schön. Hey, ist doch egal! In einer Stunde bin ich in Fykan, da beginnt die Tour und ich kann alles andere vergessen. Und so kommt es dann auch. Vor der Fahrt spreche ich mit dem Busfahrer, damit er nicht überrascht ist, dass jemand zwischen den Tunneln aussteigen will. Damit endet das Vorspiel und es beginnt der …



              1. Teil: Saltfjellet-Svartisen von Fykan nach Dunderland


              Gegen 12:00 Uhr ist es so weit. Die Sonne scheint, ein anregend kühler Wind weht. Beste Bedingungen, und doch mühe ich mich mehr am Fykanvatn entlang, als dass ich wirklich in Gang komme. Kurz hoch zum ersten Tunnel … ich hasse den ersten Tunnel schon seit dem letzten Mal, aber heute nimmt er kein Ende. Ich werde immer langsamer, kämpfe mit dem Anstieg, bleibe viel zu oft erschöpft stehen. Etwas mehr als 1,6 Kilometer lang, alle 50 Meter eine Markierung am Boden … aber mit jedem gelben Strich werden die 50 Meter länger … und länger … eine Anomalie im Raum-Zeit-Kontinuum, ganz sicher … das ist verwirrend. Während Raum und Zeit sich immer weiter dehnen, wird der Tunnel enger, dunkler, kälter und feuchter. Ewig dauert es … fast ewig … bis ich das Licht am anderen Ende sehe … und selbst dann dauert es noch mal ewig, bis ich erleichtert ins Freie trete. Einmal tief durchatmen – was war denn das? Im Sonnenlicht laufe ich schnell die paar hundert Meter bis zur Brücke. Hier wollte ich in der Nacht zum Donnerstag den Volker treffen. Guter Platz für eine Mittagspause. Bis auf die drei Haferkekse hatte ich noch nichts heute, das ist schon fast acht Stunden her. Vielleicht bin ich einfach unterzuckert.


              Fykanvatnet (Eterna)


              Pausenplatz an der Fykanåga (Eterna)

              Was Leckeres! Für Frühstück und Mittagessen der ersten Woche habe ich die denkbar einfachste Lösung gefunden, nämlich im Bioladen. Süße Aufstriche von Rapunzel und salzige von Zwergenwiese in praktischen 40 bis 50g-Portionen. Dazu 50g Kornmo, und das Leben ist schön.



              Heute gibt es Meerrettich, ich liebe Meerrettich! Diesen Punkt der Tourkost können wir schnell abhaken - alle Sorten auf dem Foto sind extrem lecker. Meine Favoriten: Rote Bete-Meerrettich und Mandel-Tonka-Creme.

              Nach drei Stunden Pause, Zelt und T-Shirts sind längst getrocknet, fühle ich mich ausgeruht und gehe um 17:00 Uhr weiter. Ein paar Autos kommen mir entgegen. Der zweite Tunnel ist überhaupt kein Problem, danach erreiche ich bald die Staumauer und den Wanderpfad. Endlich! Die Straßenlauferei geht mir langsam auf die Nerven. Nur noch einen Kilometer auf dem Pfad bis zum litle Sandvatn, wo es gute Zeltmöglichkeiten gibt. Nach einer kurzen Wäsche im Bach koche ich Wasser für einen Kaffee, stoße beim Hantieren gegen den Topf, der zum Innenzelt kippt und seinen Inhalt genau zwischen Zeltunterlage und Zeltboden ergießt. Immerhin steht der Brenner noch. Hätte ich doch nicht auf den einfachen Topfstand aus Draht setzen sollen? Ist der zu instabil? So gut es geht wische ich das Wasser auf und starte einen neuen Versuch. Nee, eigentlich müsste das gehen. Über meine Erfahrungen mit dem Toaks System werde ich später mehr schreiben.

              Bei Kaffee und ultimativer Entspannung denke ich dann wieder mehr über die Tour nach als über Kocher. Sechs Tage sind nicht besonders viel, aber die Wetterprognose sieht auch nicht schlecht aus. Morgen wieder sonnig, Sonntag trocken, eher bedeckt, und alles danach ist sowieso Kaffeesatzleserei. Auf eine Route will ich mich noch nicht festlegen, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für den Anfang interessiert mich die Strecke über Sørdalen, Svartisen Aust und Bogvatnet ins Blakkådal am meisten, nur bräuchte ich dafür gute Sicht auf dem Gletscher. Die hartnäckig tief hängenden Wolken der vergangenen Tage setzen da zumindest ein Fragezeichen. Egal was vorhergesagt ist – Svartisen ist und bleibt ein Wolkenmagnet. Auf dem Gletscher braucht man immer Glück.



              Karstformen am Wanderpfad


              Namnlausvatnet (Classic Chrome)


              über das LanShan1 schreibe ich auch noch was (Classic Chrome)

              Zum Abendessen Travellunch Couscous vegetarisch (ist in Wirklichkeit vegan), das Essen, von dem ich nicht viel erwarte. Alle Tütenessen habe ich bei Bergfreunde gekauft, die haben eine gute Auswahl an veganen Gerichten. Dieses passt von der Konsistenz, macht satt, könnte aber besser gewürzt sein. Bin zufrieden, mit dem Essen, mit dem Tag und der Aussicht auf eine schöne Wanderung morgen. Hoffentlich hat Volker den Abstieg geschafft.

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              • Fjellfex
                Fuchs
                • 02.09.2016
                • 1511
                • Privat


                #8
                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                [SIZE=18px]Freitag, 13. August

                [SIZE=18px]Ågvatnet (Eterna, für Fjellfex – ich finde, das hätte auch in s/w funktioniert)
                Oh, wie nett von dir!
                Und mit Wohlgefallen registriere ich, dass der s/w-Anteil der Bilder doch nicht so hoch wie befürchtet ist.

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                • Blahake

                  Vorstand
                  Fuchs
                  • 18.06.2014
                  • 1591
                  • Privat


                  #9
                  Hey Bernd, ich finde es auch schön, wenn die Bilder so bunt und farbig sind, wie Dein Schreibstil! Bin wieder mit Freude dabei! Warum bist Du durch die Tunnel gegangen, statt die Treppe zu nehmen?

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                  • Borgman
                    Dauerbesucher
                    • 22.05.2016
                    • 768
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                    #10
                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                    Hey Bernd, ich finde es auch schön, wenn die Bilder so bunt und farbig sind, wie Dein Schreibstil! Bin wieder mit Freude dabei! Warum bist Du durch die Tunnel gegangen, statt die Treppe zu nehmen?
                    und auch @Fjellfex: ich bin da ja gar nicht kategorisch - wenn Farbe wichtig ist, soll sie auch rein ins Foto. Vielleicht hätte ich das besser erklären sollen ... mir ging es darum, beim Fotografieren zuerst selber Licht und Schatten wahrzunehmen, Formen, Bildaufteilung usw. ... bevor die Farbe dazu kommt (oder eben nicht, in einigen Fällen). Ein Lernprozess, und ich bin mitten drin. Wie sich das im Laufe des Berichts entwickeln wird, kann ich noch nicht sagen

                    Die Treppe, Fykantrappa, wurde im Juni 2020 wegen Sicherheitsmängeln gesperrt, und meines Wissens wird sie auch nicht wieder geöffnet.

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                    • Borgman
                      Dauerbesucher
                      • 22.05.2016
                      • 768
                      • Privat


                      #11
                      Samstag, 14. August

                      Habe nicht übermäßig lange, aber gut geschlafen. Obwohl das Zelt hoch abgespannt ist, hängt das Innenzelt voller Kondenswassertröpfchen. Vielleicht liegt das noch an meinem Malheur mit dem Kochwasser gestern, aber es ist auch recht frisch. Bis sechs gucke ich mir die Tröpfchen von unten an, dann stehe ich unternehmungslustig auf. Schneller Kaffee mit Haferkeksen, das Packen geht inzwischen auch fast von selbst, so bin ich um 07:00 Uhr abmarschbereit. Die Strecke bis Kvitsteindalsgammen kenne ich von einer anderen Tour, ist auch schon oft beschrieben worden. Auf dem stets gut ausgetretenen Pfad komme ich in meinen Rhythmus, habe Spaß am Laufen. Immer wieder schön sind die ausgewaschenen Strukturen und Höhlen im kalkhaltigen Gestein des Láhko Nationalparks. Hier lohnte es sich bestimmt, mehr Zeit zu verbringen, die Gegend um Seglvatnet zu erkunden. Aber ich habe mich schon für die Streckentour entschieden und laufe weiter.









                      Blick zurück: Store Sandvatnet


                      Svalvatnet


                      Blick über litle Storglomvatnet zum westlichen Svartis


                      Kvitsteindalsgammen

                      Interessant wird es hinter der Gamme. Die Route durch das Skavldal bin ich vor 5 Jahren gegangen, hier nachzulesen, und vor 23 Jahren kam ich vom Vesterdal über das Glomvassfjell hinunter ins Glomdal. Was ich noch nicht kenne, ist der Pfad, der westlich vom Nordre Glomvassfjell nach Süden geht. Und der beginnt gleich mit einer Überraschung. Skavldalselva fließt nämlich durch eine Höhle, so dass man sie trockenen Fußes überschreiten kann. Was auf den ersten Blick etwas abenteuerlich aussieht, ist in Wirklichkeit einfach zu gehen.


                      Unter dem Wasserfall verschwindet Skavldalselva


                      Hier fließt sie in der Höhle


                      Ein paar Stufen am Felshang hoch, dann sieht man den Wasserfall besser


                      Blick zurück: Kvitsteindalsgammen

                      Von hier sieht man auch gut, woher die Gamme ihren Namen hat, kvit=hvit=weiß. Nach zwei Stunden Frühstückspause folge ich also dem markieren Pfad nach Süden, wobei mir ein kräftiger Wind entgegenweht. Hätte nach dem ruhigen Morgen gar nicht erwartet, dass er so auffrischt. Pfad und Markierungen sind hier nicht mehr so deutlich. Nicht nur der tolle Svartisen-Blick gefällt mir, sondern auch das Gelände mit seinen kleinen Seen und Tälchen. Richtig hübsch und abwechslungsreich. Schon beim Fotografieren ist mir klar, dass heute ein Tag für Farbfotos wird. In einem dieser Tälchen begegnen mir die ersten (und für mehrere Tage letzten) Wanderer, ein Pärchen.


                      Am nordre Glomvassfjell









                      Hier schwenkt der Pfad um das nordre Glomvassfjell herum ins Glomdal, auch das ist wunderschön. Ich bin total glücklich! Nach zwei Kilometern erreiche ich die breite Stelle, wo ich 1998 den Fluss gefurtet habe. Das ist auch heute kein Problem. Auf der anderen Seite ziehe ich die Stiefel gar nicht wieder an, sondern mache gleich Mittagspause.


                      Glomdalen mit Spisstinden


                      Glomåga


                      Furt Glomåga – in der Bildmitte sieht man schon den Übergang zum Sørdal


                      Furt Glomåga, Blick zurück

                      Natürlich denke ich bei dem schönen Wetter nicht länger über die Alternative Gråtådalen nach, sondern gehe nach der Pause direkt auf den Übergang zum Sørdal zu. Ich will mein Glück mit dem Gletscher versuchen – sollten die Wolken morgen tatsächlich die Sicht behindern, kann ich immer noch zurück.


                      Skjelåtinden dominiert jetzt das Tal




                      Blick zurück: Glomdalen


                      Sørdalen voraus!

                      Schon jetzt lohnt sich die Routenwahl. So grün hatte ich mir Sørdalen gar nicht vorgestellt, mit dem Gletscher am Ende. Eher erwartete ich steinige Moränen. Stattdessen wachsen hier viele Blumen, saftige Wiesen, leuchtendes Moos und Wollgras. Sørdalen ist der Hammer!


                      Blick nach NO zum Skjelåtind


                      Wollgras


                      Sørdalen – einfach wunderschön


                      Blick zurück

                      Heute bin ich mega gut drauf, genieße das Wandern in diesem herrlichen Tal und merke den Rucksack fast gar nicht. Je näher ich dem Gletscher komme, umso mehr steinige Abschnitte gibt es, aber ich kann weiter problemlos auf der westlichen Talseite gehen. Das ist gut, weil ich keine Lust zum Furten habe. Etwas weiter wandelt sich die Landschaft dann doch in karge Moränen mit immer spärlicheren Moosflecken. Erst direkt vor der Gletscherfront, letzte Gelegenheit für ein bisschen Moos auf dem Sand, baue ich das Zelt auf.


                      Svartisen! (Eterna bleach bypass)



                      Nach dem Waschen sitze ich noch eine ganze Weile mit meinem Kaffee draußen und betrachte die Gletscherzunge. Das Eis sieht perfekt zum Gehen aus. Am liebsten wäre ich jetzt schon drauf. Ich hoffe so sehr, dass morgen gute Sicht ist. Was für ein toller Tag! Zum Abendessen Adventure Menu Fusilli mit Spinat und Walnüssen: zerkleinerte Nudeln, das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber ganz lecker – mal ne andre Geschmacksrichtung. Leicht scharf, könnte für mich salziger sein, gerade wenn man geschwitzt hat.

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                      • TilmannG
                        Fuchs
                        • 29.10.2013
                        • 1352
                        • Privat


                        #12
                        Sehr schön die Strukturen im Kalk! Auch südl vom Svartis gibt es ja so eine Einlagerung, die sich vom Pikhaugan zur dortigen Glomåga hinunterzieht.
                        Bin sehr gespannt auf die folgenden Abschnitte, auf denen noch mehr Vertrautes auftauchen dürfte!
                        Grüße von Tilmann
                        http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                        • Shades
                          Dauerbesucher
                          • 21.08.2015
                          • 642
                          • Privat


                          #13
                          Danke für den Bericht. Sehr interessant. Ich glaube, wir hatten auf der orographisch anderen Seite im Sordal gezeltet (und auch auf dieser Seite den Gletscher verlassen). Scheint sich alles ein wenig verändert zu haben ...

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P9080561.jpg Ansichten: 0 Größe: 199,3 KB ID: 3076210

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                          • Borgman
                            Dauerbesucher
                            • 22.05.2016
                            • 768
                            • Privat


                            #14
                            Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                            Sehr schön die Strukturen im Kalk! Auch südl vom Svartis gibt es ja so eine Einlagerung, die sich vom Pikhaugan zur dortigen Glomåga hinunterzieht.
                            Bin sehr gespannt auf die folgenden Abschnitte, auf denen noch mehr Vertrautes auftauchen dürfte!
                            Grüße von Tilmann
                            Hallo Tilmann, ja, das andere/südliche Glomdal sieht sehr spannend aus. Da bin ich 1998 viel zu schnell dran vorbei gelaufen, weil ich unbedingt zum Flatisvatn wollte. Würde ich auch gerne noch mal hin. Der nächste Tourtag wird Dir auf jeden Fall bekannt vorkommen...

                            Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                            Danke für den Bericht. Sehr interessant. Ich glaube, wir hatten auf der orographisch anderen Seite im Sordal gezeltet (und auch auf dieser Seite den Gletscher verlassen). Scheint sich alles ein wenig verändert zu haben ...
                            In welchem Jahr war das? Sieht so aus, als hätte es da den hübschen Gletscherrandsee bzw breite Stelle im Fluss gar nicht gegeben, oder nur viel kleiner. Bei Norge i bilder gibt es Luftbilder von 2008, 2014 und 2019, auf denen man gut erkennen kann, wie der Gletscher an der Zunge abgeschmolzen ist. Das Zelt steht aber wohl auf der selben, orographisch linken Seite wie meins, wenn ich das richtig erkenne.

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                            • Shades
                              Dauerbesucher
                              • 21.08.2015
                              • 642
                              • Privat


                              #15
                              September 2019. Und unser Zelt stand auf der orographisch rechten Seite.

                              Hier ist noch ein Bild, wo man den damals kl. Gletschersee erkennt.

                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: P9080571b.jpg
Ansichten: 1745
Größe: 236,0 KB
ID: 3076565
                              Zuletzt geändert von Shades; 14.09.2021, 22:01.

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                              • Borgman
                                Dauerbesucher
                                • 22.05.2016
                                • 768
                                • Privat


                                #16
                                Sonntag, 15. August

                                Viel zu früh bin ich wach, zu gespannt, zu aufgeregt. Hält sich das Wetter? Und falls ja, wie sind die Bedingungen auf dem Eis? Der erste Blick nach draußen ist vielversprechend: knapp über 0°C, wenig Wind, paar Wolken am Himmel und vor allem: gute Sicht. Perfekt! Ich will sofort los, gedulde mich aber noch bis fünf. So, das reicht. Kaffee ... packen ... Aufbruch um sechs.

                                Sehr leicht, ohne Einsinken in Treibsand oder instabilen Schutt kommt man über die Moräne zum Eisrand. Hehe, das geht in Norwegen meist besser als in Island. Hier ziehe ich schnell die Schneeketten über die Stiefel, kann es gar nicht erwarten, und mache die ersten Schritte noch vorsichtig auf dem Eis. Wie immer ist es ein sehr geiles Gefühl, das „sichere“ Land zu verlassen und auf dem Wasser zu gehen. Ich denke an Volker. Er hatte sich das so gewünscht und kann jetzt nicht dabei sein – sehr, sehr schade. Auf den ersten hundert Metern habe ich fast ein bisschen schlechtes Gewissen, dass ich jetzt alleine hier bin. Aber dann macht es einfach zu viel Spaß!



                                Perfektes Wetter in der Pfütze neben dem Zelt






                                Hier kommt man problemlos auf das Eis


                                Für den Anfang gibt es nur wenige Spalten

                                Nach kurzer Zeit habe ich mich daran gewöhnt, an welchen Stellen unter der Sohle die kleinen Zacken der Chainsen sicher greifen. Diese Gletscherpassage will ich richtig auskosten. Ich lasse mir Zeit, betrachte die Löcher und Spalten, mache viele Fotos. Noch steht die Sonne hinter dem Berg, es ist kühl, und ein leichter Wind weht mir entgegen. Ich halte mich zuerst nach Südwesten und schwenke dann nach Süden. Kurz vor sieben kommt die Sonne über den Berg.


                                Blick nach Westen zum Storglomvatn




                                Blick nach SO zum Berg 1087m


                                Istinden kommt ins Blickfeld

                                Hier sind mehr Spalten, und das Eis wird buckliger. Genau meine Kragenweite – noch gut zu gehen, aber auch nicht zu langweilig. Immer gibt es einen Übergang zwischen den Spalten, man muss ihn nur finden.


                                Blick zurück zum Sørdal


                                Blick zum westlichen Svartis – ist der Berg links von der Mitte Helgelandsbukken?






                                Noch mal Istinden

                                Jetzt bin ich lange genug in der Mitte des Eisstroms nach Süden gegangen und schwenke nach Osten. Zwischen den Bergen 1087m und 1114m hindurch halte ich mich gleich etwas südlich. Die Aussicht auf Fingerbreen will ich mir nicht entgehen lassen, wenn ich schon mal hier bin und das Wetter so toll mitspielt.


                                Berg 1251m in der Mitte, davor geht es rechts rein




                                Skulptur aus Dreck – auch irgendwie schön


                                Blick nach Norden über die Gletscherzunge am Bogvatn

                                Der Rucksack kann auf einem Felsen liegen bleiben, bis ich von dem Abstecher zurück bin. Volker und ich hatten überlegt, ob es vielleicht möglich wäre, über den Berg 1251m und das Nedre Bogfjell zu steigen, also zwischen Fingerbreen und Bogvatnet. Jetzt steht die Sonne genau hinter dem Berg 1251m, deshalb ist nicht so gut zu erkennen, ob es eine gangbare Route am SW-Hang gibt. Mir sieht das, alleine mit Gepäck, ein bisschen zu schwierig aus, obwohl es vielleicht sogar ginge. Nö, Sicherheit geht vor, und am Bogvatn soll es spannend genug werden. Erst mal hinüber zum Fingerbre. Und das ist wirklich ein toller Anblick! Hier will ich eine halbe Stunde Pause machen, ziemlich genau um 09:00 Uhr.


                                Fingerbreen







                                Anschließend geht es zurück zum Rucksack und weiter auf der Gletscherzunge hinunter. Tiefe Löcher gibt es hier, in denen gurgelnde Bäche verschwinden, und einige Spalten, die wieder einen Zick-Zack-Kurs erfordern. Sehr schön das alles – eine zutiefst befriedigende Gletscherwanderung.






                                Bogvatnet in Sicht





                                Genauso leicht wie am frühen Morgen auf den Gletscher drauf, geht es jetzt, gute vier Stunden später, auch wieder herunter. Ich meine mich zu erinnern, dass Echnathon damals, nach seiner Tour mit Tom (evernorth) ziemlich begeistert geschrieben hat von diesen Moränen … für mich sehen sie auf den ersten Blick aus wie die üblichen chaotischen Schutthaufen, wie man sie oft am Fuß der Gletscher antrifft … und beide waren weit weniger begeistert von der Passage am Bogvatn. Werden wir beides später sehen, der Tag ist noch lange nicht vorbei.

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                                • evernorth
                                  Fuchs
                                  • 22.08.2010
                                  • 1835
                                  • Privat


                                  #17
                                  Lieber Bernd,

                                  natürlich bin ich auch von Anfang an bei deiner sehr spannenden Reise dabei, und - wie schön - gleich auf dem Svartisen Gletscher kommen mir doch die Details nur allzu bekannt vor.
                                  Ich hatte mich ja im Vorfeld gar nicht weiter nach eurem Routen - Verlauf erkundigt, da ich es immer viel spannender finde, direkt überrascht zu werden.
                                  Umso schöner, auf diese Art und Weise überrascht zu werden.
                                  Lässt sich jetzt alles vorzüglich auf der Karte verfolgen.

                                  ​​​​​​​Die Moränen - Landschaft mit den chaotischen Schutthaufen gehört auch für mich eher in die Kategorie: Same as usual.
                                  Ich bin gespannt, wie es ab Bogvatn weiter geht.
                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                  • Borgman
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                                    • 22.05.2016
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                                    #18
                                    Darfst Du auch, lieber Tom ... jedenfalls anders als Ihr und anders als geplant ... und überhaupt: mich vor der Tour nach einer Route zu befragen ist bekanntlich müßig. Meist bin ich selber überrascht, was am Ende rauskommt. Da hätte Volker mich sicher disziplinieren müssen, um auf Kurs zu bleiben ... ... was ja jetzt nicht möglich war. Für Dich als Gletscherfreund hätte ich im weiteren Verlauf sogar noch einen klitzekleinen Leckerbissen auf Lager, ohne jetzt zu viel zu verraten.

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                                    • Fjellfex
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                                      • 02.09.2016
                                      • 1511
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                                      #19
                                      Vielen Dank schon mal bis hierher. Ein schöner Bericht in gewohnt-gediegener Borgman-Qualität.
                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                      Nach kurzer Zeit habe ich mich daran gewöhnt, an welchen Stellen unter der Sohle die kleinen Zacken der Chainsen sicher greifen.
                                      Wenn ich das recht verstanden habe warst du nicht mit Steigeisen oder Grödeln unterwegs, sondern mit so einer Art Schneeketten. Hat sich das bewährt? Greifen die Dinger auch gut im steileren Gelände, zum Beispiel am meist steilen Gletscherrand?

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                                      • Borgman
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                                        • 22.05.2016
                                        • 768
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                                        #20
                                        Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                        Vielen Dank schon mal bis hierher. Ein schöner Bericht in gewohnt-gediegener Borgman-Qualität.

                                        Wenn ich das recht verstanden habe warst du nicht mit Steigeisen oder Grödeln unterwegs, sondern mit so einer Art Schneeketten. Hat sich das bewährt? Greifen die Dinger auch gut im steileren Gelände, zum Beispiel am meist steilen Gletscherrand?
                                        Nein, die sind auf keinen Fall ein vollwertiger Ersatz für Steigeisen. Nicht für wirklich steile Stellen geeignet. Snowline Chainsen light heißen meine, und ich komme auf flachen Gletschern sehr gut damit klar. Hatte ich 2019 auf dem Blåmannsis zum ersten Mal benutzt. Es gab hier im Forum auch schon mal eine Diskussion darüber, kannst Du suchen. Ich finde die Dinger wegen Gewicht und Packmaß praktisch, man kann sie eigentlich immer dabei haben, wenn man mit überfrorenem Schnee rechnet, und sie passen auf alle Schuhe. Müssen nur wirklich stramm sitzen.

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                                        • Borgman
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                                          • 22.05.2016
                                          • 768
                                          • Privat


                                          #21
                                          Weiter Sonntag, 15. August

                                          Was an den Moränen tatsächlich hübsch ist: die perfekten Moosflecken inmitten chaotischer Stein- und Sandhaufen. Angenehm zu durchwandern sind sie auf jeden Fall. Eigentlich bräuchte ich jetzt sehr bald eine „richtige“ Borgman-Pause, wie sie für den Fjellfex und Andere anscheinend untypisch ist – Zelt aufstellen (muss sowieso trocknen), was essen, Kaffee kochen und unbelästigt von Wind und Wetter eine Stunde hinknallen.


                                          Moränen












                                          Blick zurück zur Gletscherzunge


                                          Schwemmland am Westufer


                                          Bogvatnet

                                          Der Wind hat in der letzten Stunde ordentlich aufgefrischt, das macht mir ein bisschen Sorge. Wetterwechsel? Bringt er Regen? Ich laufe noch bis kurz vor den Bogvatn, inzwischen ist es halb zwölf, und mache dort eine verkürzte Pause. Das trockene Wetter will ich unbedingt nutzen, um die Strecke am Seeufer hinter mich zu bringen. „Nicht bei Nässe“ war die einhellige Meinung mehrerer Bogvatn-Südufer-Gänger. Nordufer wäre eine denkbare Alternative, aber ich bin mir nicht sicher, ob man da von hier so einfach hinkommt, und dann ist der auf den Karten immer noch hartnäckig behauptete Pfad wohl auch kaum noch sichtbar. Die früher markierte Route wird jedenfalls selten begangen.

                                          Also soll es das Südufer sein. Der Anfang sieht es überhaupt nicht schlimm aus und ist es auch nicht. Die erste felsige Stelle lässt sich leicht am Hang umgehen. Dann geht es eine Weile einfach, bevor es dann tatsächlich etwas unangenehm wird. Das Problem bei Nässe sind die abschüssigen blanken Felsplatten, die man queren muss - zum Teil sind sie mit Moos und losem Schutt bedeckt - vielleicht auch die eine oder andere Geröll-Stelle. Manchmal muss man ein bisschen nach dem besten Übergang suchen. An einer Stelle ziehe ich Hose und Stiefel aus und wate auf besagten Platten am Rand durch den See. Geht auch, muss aber nicht sein. Bis zum Bauchnabel reicht das Wasser an der tiefsten Stelle. Also ja, ich schließe mich an: lieber nicht bei Nässe. Bei trockenem Wetter allemal machbar.


                                          Bogvatnet Südufer – am Anfang kein Problem


                                          Eine der weniger angenehmen Stellen...


                                          und eine der angenehmeren


                                          Hier sieht man die tückischen Felsplatten ganz gut




                                          Geschafft – Bogvatnet Südostufer

                                          Ziemlich genau zwei Stunden hat es gedauert, bis ich den hübschen Strand am Seeabfluss erreiche. Danach wird es … ja, man muss es leider sagen … so großartig, phänomenal schön die Landschaft den ganzen Tag auch war … danach wird es langweilig. Vielleicht bin ich auch nur müde und reizüberflutet, keine Ahnung. Die Strecke zieht sich jedenfalls. An der erstbesten Stelle quere ich den Wildbach, der weiter unten zwecks Stromerzeugung abgeleitet wird, und setze mich noch mal für eine halbe Stunde in den Windschatten.



                                          Auch der Übergang zum Blakkådal ist nicht sehr spannend. Ich gehe noch vielleicht zwei Kilometer um den südlichen Ausläufer vom Øvre Bogfjell herum, treffe dort auf einen Rentierpfad am Hang und folge ihm nur noch ein kurzes Stück nach NO bis zu einem fröhlich sprudelnden Bach. Hier findet sich sogar ein toller Aussichtsbalkon für das Zelt.


                                          Blick über das Blakkådal hinüber zum Stormdalsfjell



                                          Doch, ja, so ist es ganz nett. Meine Befürchtung, das Wetter könnte umschlagen, war offenbar unbegründet. Nach der obligatorischen großen Waschaktion bin ich sogar froh, als die Sonne hinter dem Berg verschwindet. Zum Abendessen gibt es Adventure Food Veggie Couscous. Man hat sich mit dem Würzen Mühe gegeben, das gefällt mir, obwohl etwas Luft nach oben bleibt. Bei Fertigessen-Herstellern scheint es eine gewisse Scheu zu geben, die Fülle orientalischer Gewürze tatsächlich auszunutzen. Konsistenz, Gemüse, alles gut. Bin sehr müde und zufrieden an diesem Abend.

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                                          • Shades
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                                            • 21.08.2015
                                            • 642
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                                            #22
                                            "Dann geht es eine Weile einfach, bevor es dann tatsächlich etwas unangenehm wird. Das Problem bei Nässe sind die abschüssigen blanken Felsplatten, die man queren muss - zum Teil sind sie mit Moos und losem Schutt bedeckt - vielleicht auch die eine oder andere Geröll-Stelle. Manchmal muss man ein bisschen nach dem besten Übergang suchen. An einer Stelle ziehe ich Hose und Stiefel aus und wate auf besagten Platten am Rand durch den See. Geht auch, muss aber nicht sein. Bis zum Bauchnabel reicht das Wasser an der tiefsten Stelle. Also ja, ich schließe mich an: lieber nicht bei Nässe. "

                                            Ich vermute, dass wir weiter oben gegangen sind und es da deutlich (!) einfacher war. Wir gingen allerdings in die umgekehrte Richtung.

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                                            • StefanBoe
                                              Erfahren
                                              • 14.12.2020
                                              • 422
                                              • Privat


                                              #23
                                              Ich finde die Schwarz-Weiß-Fotos sensationell gut!

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                                              • TilmannG
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                                                • 29.10.2013
                                                • 1352
                                                • Privat


                                                #24
                                                Hei Bernd - sehr schöne Fotos vom Fingerbreen und aus dem Tal hinunter zum Bogvatnet! In dem habe ich kaum fotografiert, wir waren ab dem Gletscher ziemlich gegrillt. Aber den Verlauf des Gletscherbachs, der sich weiter unten einen markanten Graben mit einer großen Schleife geschaffen hat, fand ich eindrucksvoll.

                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                .... Nordufer wäre eine denkbare Alternative, aber ich bin mir nicht sicher, ob man da von hier so einfach hinkommt, und dann ist der auf den Karten immer noch hartnäckig behauptete Pfad wohl auch kaum noch sichtbar. Die früher markierte Route wird jedenfalls selten begangen
                                                Den Pfad gibt es durchaus. Auf den Felsrücken ist er halt unterbrochen, dafür gibt es Steinmännchen. Durch das Schwemmland kamen wir gut, am Ende gab es eine unkomplizierte Furt. (Ende Juli 2019 sehr hoher Wasserstand in den Flüssen, da schneereicher Winter und Hitzesommer). Bis zum Bach vom litle Bogvatnet dann ein bisschen auf und ab. Ab dort dann einfaches und sehr flüssiges Vorwärtskommen. (Von unserem Camp nach dem Schwemmland bis zum östl See-Ende vielleicht 2h.)
                                                Die südliche Route war bei uns mit großen Schneeverwehungen eingedeckt, dort meterhohe steile Leekanten. Das wäre sehr aufwändig geworden. (Siehe auch die Beiträge 9 und 18 im Bericht)
                                                Ich bin weiterhin gespannt dabei!
                                                Grüße von Tilmann
                                                Zuletzt geändert von TilmannG; 18.09.2021, 11:53.
                                                http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                                  • 22.05.2016
                                                  • 768
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                                                  #25
                                                  Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                  Ich vermute, dass wir weiter oben gegangen sind und es da deutlich (!) einfacher war. Wir gingen allerdings in die umgekehrte Richtung.
                                                  Ehrlich gesagt kam mir die Idee, dass es etwas höher am Hang einfacher sein könnte, gar nicht. (Und eigentlich mochte ich die kleinen Knobelaufgaben an der Wasserlinie sogar ganz gerne…)

                                                  Zitat von StefanBoe Beitrag anzeigen
                                                  Ich finde die Schwarz-Weiß-Fotos sensationell gut!
                                                  Vielen Dank, das freut mich besonders

                                                  Ich habe jetzt auch ein Album auf flickr angelegt, wo man die Fotos in Originalgröße anschauen kann. Es wird dann nach jedem Teil um die neuen Fotos ergänzt.

                                                  Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                                  Den Pfad gibt es durchaus. Auf den Felsrücken ist er halt unterbrochen, dafür gibt es Steinmännchen. Durch das Schwemmland kamen wir gut, am Ende gab es eine unkomplizierte Furt. (Ende Juli 2019 sehr hoher Wasserstand in den Flüssen, da schneereicher Winter und Hitzesommer). Bis zum Bach vom litle Bogvatnet dann ein bisschen auf und ab. Ab dort dann einfaches und sehr flüssiges Vorwärtskommen. (Von unserem Camp nach dem Schwemmland bis zum östl See-Ende vielleicht 2h.)
                                                  Danke, Tilmann – daran hätte ich mich eigentlich erinnern müssen, dass Ihr ohne Probleme am Nordufer gegangen seid. Das sah über den See, von der anderen Seite, auch nicht schwierig aus. Ja klar, Ihr hattet 2019 sehr viel mehr Schnee, auch auf dem Gletscher.


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                                                  • Borgman
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                                                    • 22.05.2016
                                                    • 768
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                                                    #26
                                                    Montag, 16. August

                                                    Habe gut und tief geschlafen, nur zu wenig. Ab vier ist mir zu warm im Schlafsack, bin aber noch nicht ganz ausgeruht. Und muss natürlich mal raus. 7°C sagt das Thermometer, etwas mehr als gestern Abend. Also doch ein Wetterwechsel. Die Wolken hängen tief, dicht an dicht. Bei dem trüben Wetter muss ich nicht so früh aufbrechen. Naja, andererseits … rumsitzen muss man auch nicht. Um 07:30 Uhr habe ich fertig gepackt und gehe das Blakkådal weiter hoch. Auf den ersten Kilometern bis zum breiten Quertal hinter dem Øvre Bogfjell gibt es meist Rentierpfade. Eigentlich hatte ich vor, hier den Fluss zu furten, aber der Zufluss lässt sich bequem in Stiefeln überqueren, also bleibe ich noch eine Weile auf dieser Seite.

                                                    An diesem Morgen präsentiert sich Blakkådalen eher noch uninteressanter als gestern. Grüne Hänge, wenig Abwechslung, alle Berge in den Wolken. Bis auf den letzten Punkt ist das eigentlich egal. Einigermaßen gute Sicht hätte ich allerdings gerne, wenn ich demnächst die Bergkette nach Osten überschreite. Die Frage nach dem Skavelfjell habe ich mir schon vor ein paar Jahren gestellt – warum gehen so wenige Wanderer diese Route? Es ist doch die logische West-Ost-Verbindung. Bestimmt wird sie manchmal begangen, aber man liest kaum was darüber. Entweder südlich oder nördlich vom Berg 1239m muss ein Übergang möglich sein, und das will ich heute herausfinden.

                                                    Dafür sollte ich bald über den Fluss … hätte vielleicht doch vorhin furten sollen … hier ist er ganz schön eingezwängt. Ich gehe ein Stück flussaufwärts und probiere es. Die Strömung ist etwas kräftiger als sie aussieht, knietief, aber es geht. Danach Frühstückspause. Mmh, auf die Kornmos mit Mandel-Tonka-Creme freue ich mich sehr. Anders als an den Tagen zuvor habe ich wirklich Hunger. Ein kühler Wind bringt jetzt auch mehr Bewegung in die Wolken, das lässt hoffen.




                                                    Blakkådalen


                                                    Das kleine Tal am Øvre Bogfjell


                                                    Furt Blakkåga (Mieltegajåhkå)

                                                    So motiviert zum Wandern wie an den Tagen zuvor bin ich heute nicht. Ein zweiter Kaffee sollte helfen. Um 12:00 Uhr steige ich langsam und stetig den Hang hoch. Die Sicht reicht zur Orientierung, aber es nieselt. Nebel zieht auf und lichtet sich wieder. Tatsächlich habe ich Glück – als ich anderthalb Stunden später südlich vom Berg 1239m den höchsten Punkt erreiche, bin ich genau unterhalb der Wolken. Jetzt muss ich mich entscheiden, welche Strecke ich gehen will. Das habe ich bis zur letzten Minute aufgeschoben. Zu meinen Füßen liegt das Stormdal, breit und nass. Das ganz entlang zu gehen war der ursprüngliche Plan, aber irgendwie reizt mich das nicht mehr so sehr. Eigentlich möchte ich lieber weiter nach Osten gehen, entlang der Tollåga und dann ins Bjøllådal. Ja, das klingt gut und richtig, dahin zieht es mich ganz eindeutig.

                                                    Wohin auch immer – zuerst muss ich hier runter. Es zeigt sich, dass Skavelfjellet seinen Namen nicht ohne Grund trägt (skavl heißt Schneewehe). Östlich vom Pass macht sich ein recht steiles Schneefeld breit, das nicht umgangen werden kann.


                                                    Blick zurück nach Westen


                                                    Storstormdalen


                                                    Blick nach Osten – dahin will ich


                                                    Schneefeld unter dem Pass

                                                    Unten ist ein schmales Sims, auf dem ich vermutlich sicher landen würde, wenn ich unkontrolliert ins Rutschen komme. Was sehr wahrscheinlich ist, wenn ich jetzt nicht die Chainsen rauskrame. Wozu ich keine Lust habe. Dabei sind sie genau für solche Schneefelder gemacht, wenn der Schnee nämlich zu fest ist, um sichere Stufen hineinzutreten. Offenbar ist mein Hirn verstopft von zu vielen Konditionalsätzen. Aber es klappt auch ohne Chainsen, wie sich zeigt. Danach geht es problemlos über Schutthalden zu einem kleinen Tal direkt unter dem Skavelfjell. Auf einen der wenigen ebenen Vegetationsflecken stelle ich das Zelt für die Mittagspause.



                                                    Nieselregen, tief hängende Wolken, ein lustlos zusammengewürfeltes Tal aus Schutt – eigentlich möchte ich nur den Zelteingang zumachen und mich im Schlafsack verkriechen. Die Eindrücke der vergangenen Tage wirken außerdem kräftig nach und wollen erst mal verarbeitet werden. Vielleicht bleibe ich einfach hier. Nach dem Essen, das ich mit Heißhunger verschlinge, einem 15-minütigen Mikroschlaf (ohne Sack) und einem ordentlichen Kaffee kann ich dann doch die nötige Energie zum Aufbrechen finden. Nee, hier will ich nicht wirklich bleiben.


                                                    Blick zurück zum Pass

                                                    Viertel nach vier habe ich gepackt, und schon zehn Minuten später ist die Welt eine ganz andere. Die Sonne kommt raus und offenbart eine irre Felslandschaft, die mir bisher gar nicht aufgefallen war.




                                                    Spannende Abstiegsroute






                                                    Quellgebiet der Storstormdalsåga

                                                    Hier ist alles neu für mich … kann mich auch nicht erinnern, jemals etwas über diese Gegend im Herzen des Nationalparks gelesen zu haben, außer ein paar knappen Sätzen im Fjellforum, das ist Jahre her. Deshalb bin ich auch völlig unbelastet von Routenvorschlägen und kann alles selber entdecken. Ein tolles Gefühl. Ich quere das Quellgebiet der Storstormdalsåga nach OSO und schwenke dann um den Berg 994m nach Norden. Einige Rentiere grasen in der Ebene.




                                                    Storstormdalen



                                                    Frostmuster



                                                    Die Hütte sieht neu aus, ist auch nicht in der Karte eingezeichnet. Sicherlich privat und abgeschlossen, wahrscheinlich Rentierhalter. Ich gehe gar nicht erst ganz hin. Ab hier laufe ich also nach Norden Richtung Tollåsandan. Das klingt gut und ist sogar noch besser. Eine idyllische Ebene mit vielen Rentieren, Vögeln … und den allerschönsten Zeltwiesen. Daran kann man einfach nicht vorbeigehen. Ich quere den breiten Bach und suche mir eine passende Stelle aus, es ist ja alles Sand, also fast perfekt eben. Blumen wachsen auf den Wiesen und einige Mücken schwirren umher, doch die stören mich nicht.


                                                    Tollåsandan



                                                    Wie üblich wasche ich mich im Bach und lasse mich von der Sonne trocknen, es ist ganz herrlich. Das graue Blakkådal im Nieselpiss von heute Morgen fühlt sich sehr weit weg an. Super zufrieden mit meiner Routenwahl koche ich den Nachmittagskaffee und studiere die Karte für den weiteren Verlauf. Bis Riebivágge kann man wohl einfach dem Fluss folgen, dann nach Westen zum markierten Pfad. Sieht nicht schwierig aus. Zum Abendessen Tactical Foodpacks Rice and Veggies: mild-karottig, eher Brei als Reisgericht (zu lange ziehen lassen? Wie immer 10 Min., wenn 8 angegeben sind). Ganz lecker, ein gemütliches Essen. Einer der kostbaren foodloose Kirsch-Riegel zum Nachtisch rundet das Ganze ab.

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                                                    • Ljungdalen

                                                      Alter Hase
                                                      • 28.08.2017
                                                      • 3014
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      Was für ein Zelt ist das noch gleich? Kein Innenzelt?

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                                                      • Fjellfex
                                                        Fuchs
                                                        • 02.09.2016
                                                        • 1511
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                        Eigentlich bräuchte ich jetzt sehr bald eine „richtige“ Borgman-Pause, wie sie für den Fjellfex und Andere anscheinend untypisch ist
                                                        Also zumindest ich habe mich deinem übermächtigen Influencer-Potential heuer ja nicht mehr entziehen können.
                                                        s/w ist übrigens doch nicht so schlecht.... zumindest bei Portraitfotos oder bei Gesteinsstrukturen, die ohnehin fast nur grau sind....

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                                                        • Highbeat
                                                          Erfahren
                                                          • 04.10.2020
                                                          • 270
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          Hallo Borgman,

                                                          ich lese auch gespannt mit und die Bilder deiner Gletscherbegehung finde ich absolut faszinierend. Leider traue ich mich da natürlich ohne Erfahrung nicht drauf und so bleibt das vorerst ein Traum, aber bei deinem Bericht kann ich es ja ein bisschen miterleben 😀
                                                          Schwarzweiß-Bilder von Eis und Fels sind toll, weil die Strukturen so deutlich hervor gehoben werden. Schöne Mischung bei dir.

                                                          Liebe Grüße,
                                                          Highbeat

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                                                          • Borgman
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                                                            • 22.05.2016
                                                            • 768
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                            Was für ein Zelt ist das noch gleich? Kein Innenzelt?
                                                            Mein erstes Chinazelt: 3F UL Gear LanShan1 mit Solid Inner. Auf diesem Foto sieht man auch das Innenzelt.

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                                                            • Borgman
                                                              Dauerbesucher
                                                              • 22.05.2016
                                                              • 768
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                              Also zumindest ich habe mich deinem übermächtigen Influencer-Potential heuer ja nicht mehr entziehen können.
                                                              Das soll bitteschön jeder halten, wie er mag - jegliche Beeinflussung liegt mir fern. Ich brauchte viele Jahre um zu erkennen, dass lange Pausen okay sind.

                                                              s/w ist übrigens doch nicht so schlecht.... zumindest bei Portraitfotos oder bei Gesteinsstrukturen, die ohnehin fast nur grau sind....
                                                              Ach ... soso, bist Du jetzt doch einverstanden? Vielleicht funktioniert s/w ja auch noch woanders als nur bei Gesichtern und Steinen, das werden wir dann sehen. Freut mich aber, dass Du Dich darauf einlässt

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                                                              • Borgman
                                                                Dauerbesucher
                                                                • 22.05.2016
                                                                • 768
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                                                Hallo Borgman,

                                                                ich lese auch gespannt mit und die Bilder deiner Gletscherbegehung finde ich absolut faszinierend. Leider traue ich mich da natürlich ohne Erfahrung nicht drauf und so bleibt das vorerst ein Traum, aber bei deinem Bericht kann ich es ja ein bisschen miterleben 😀
                                                                Schwarzweiß-Bilder von Eis und Fels sind toll, weil die Strukturen so deutlich hervor gehoben werden. Schöne Mischung bei dir.

                                                                Liebe Grüße,
                                                                Highbeat
                                                                Hallo Highbeat,

                                                                Gletscher sind faszinierend! Wenn Du mal die Gelegenheit hast, mit jemandem mitzugehen, der mehr Erfahrung hat, dann tu es.

                                                                Schön, dass Dir der Bericht gefällt. Ich finde, man soll auf den Fotos die Wanderroute gut nachvollziehen können, Besonderheiten im Gelände, Furten usw. Das geht oft mit Farbe besser, wie ich feststellen musste. Die Mischung ergibt sich dann quasi von selbst.

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                                                                  • 642
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  Bin gespannt, wie Du mit dem Zelt zufrieden warst.

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 18.06.2014
                                                                    • 1591
                                                                    • Privat


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                                                                    Bernd, am besten, Du kommst mit dem Zelt zum ODS-Treffen Ende Oktober, da würde ich nämlich auch gerne mal drin probeliegen!
                                                                    Und hab' Dank, dass Du uns wieder in so spannende, wenig bekannte Gefilde führst. Mit dem Gletscher geht es mir so wie Highbeat, ich begnüge mich sicherheitshalber damit, virtuell bei Dir mitzugehen.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 29.10.2013
                                                                      • 1352
                                                                      • Privat


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                                                                      Moin Bernd - ein schöner Übergang am Skavelfjellet! Aber ich hätte Volker und dich ja schon gern das gesamte Storstromdal hinunter waten gesehen...Ich hatte damals auch eine Überschreitung von Bogfjellet und den Staupatinden im Sinne, fand dann aber die Tagestour auf die drei Gipfel des Spisstind interessanter.
                                                                      Grüße von Tilmann
                                                                      http://www.foto-tilmann-graner.de/

                                                                      Kommentar


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                                                                        Dauerbesucher
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                                                                        • 768
                                                                        • Privat


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                                                                        Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                        Bin gespannt, wie Du mit dem Zelt zufrieden warst.
                                                                        Bis zu dem Tag hatte ich ja noch kein herausforderndes Wetter … über das Zelt schreibe ich spätestens im Børgefjell-Teil mehr.

                                                                        Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                        Bernd, am besten, Du kommst mit dem Zelt zum ODS-Treffen Ende Oktober, da würde ich nämlich auch gerne mal drin probeliegen!
                                                                        Tatsächlich würde ich ja gern zum Treffen kommen, geht aber voraussichtlich leider nicht. Das Zelt kann ich auch Volker mitgeben, wenn er fährt. Falls nicht jemand anders sowieso ein LanShan1 dabei hat.

                                                                        Und hab' Dank, dass Du uns wieder in so spannende, wenig bekannte Gefilde führst. Mit dem Gletscher geht es mir so wie Highbeat, ich begnüge mich sicherheitshalber damit, virtuell bei Dir mitzugehen.
                                                                        Gern geschehen! Im Saltfjell ist ja nur eine relativ kurze Querverbindung von zwei Tagen wenig bekannt, aber auch das wird sich im Børgefjell ändern…

                                                                        Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                                                        Moin Bernd - ein schöner Übergang am Skavelfjellet! Aber ich hätte Volker und dich ja schon gern das gesamte Storstromdal hinunter waten gesehen...Ich hatte damals auch eine Überschreitung von Bogfjellet und den Staupatinden im Sinne, fand dann aber die Tagestour auf die drei Gipfel des Spisstind interessanter.
                                                                        Die Tagestour fand ich auch sehr cool in Deinem Bericht. Storstormdalen werden wir vermutlich nicht für Dich nachholen. Wir konnten uns sowieso bei der Vorbereitung nicht einigen, welche Talseite weniger nass aussieht … wahrscheinlich wären wir getrennt auf unterschiedlichen Seiten gelaufen. Tja, das muss jetzt ein anderes Duo machen.

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 768
                                                                          • Privat


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                                                                          Dienstag, 17. August

                                                                          Sehr erholsam geschlafen, aber wild geträumt – seltsam, dass das zusammenpasst. Wieder wache ich um vier auf, anscheinend ist mein innerer Wecker auf diese Zeit eingestellt. Und wieder hängen die Wolken tief. Kein Regen, dafür stetiger Westwind, der das Zelt schon getrocknet hat. Um halb sieben ist es abgebaut, und ich wandere talabwärts, folge einfach mehr oder weniger dem Lauf der Tollåga. Nach dem ersten steinigen Abschnitt geht es kilometerweit über Wiesen, Buckelwiesen, nasse Wiesen … mal steinig, mal sandig. Das ist ungefähr so spannend wie es klingt, macht aber trotzdem Spaß. Mir gefällt die Landschaft hier, die Ausblicke über den Fluss und auch die eigentümlich gedämpfte Stimmung.


                                                                          Tollåsandan


                                                                          Buckelwiesen







                                                                          Hinter der ersten Verengung zwischen den Höhen 949m und 1097m geht es noch einmal über Wiesen, dann ist auch schon Zeit für die Frühstückspause. So weit sieht das Wetter stabil aus, gelegentlich kommt sogar die Sonne für ein paar Minuten durch. Nichts drängt mich heute, also mache ich nach dem Frühstück noch mal die Augen zu und laufe erst um halb zwölf weiter.

                                                                          Direkt hinter dem Pausenplatz stürzt der Fluss in mehreren Fallstufen zwischen recht steilen Berghängen gen Riebivágge. Zur Not könnte ich weiter östlich ein Stück hoch gehen, das wäre die sichere Variante, aber ich meine, am Hang Rentierpfade zu erkennen und schaue mir das mal an. Na ja … steiler dürfte es nicht sein … obwohl die Rentiere eindeutig diese Route bevorzugen. Vorsichtig quere ich an dieser Stelle mit Kribbeln im Bauch – geschafft! War doch harmlos. Es folgen weitere flachere und steilere Passagen, bis das Tal sich weitet. Unregelmäßige Terrassen und Felsen bilden den oberen Teil, wogegen sich unten großflächig Strauch- und Silberweiden ausbreiten. Noch etwas weiter nördlich sieht man das Feuchtgebiet Riebivágge.


                                                                          Hier schwenkt Tollåga nach Nordwesten


                                                                          Rentierpfad am Hang – leider gibt es von der steilen Stelle kein Foto


                                                                          Tollåga


                                                                          Riebivágge. Der markante Berg in der Ferne ist Ramsgjeltinden.



                                                                          Die Gegend um Riebivágge habe ich als besonders schöne, harmonische Landschaft in Erinnerung und bin auch heute wieder sehr angetan. Der Fluss windet sich hier durch ein Gewirr von kleinen Seen und Hügeln, Mooren und Birkenwäldchen. Ohne Eile suche ich mir meinen Weg hinunter zur Ebene und schwenke dann nach Osten. Jetzt sind mehr Hügel und Bäche zu überqueren, mehr Silberweidendickicht und kleine Moore zu umgehen. Die Strecke zieht sich – eigentlich müsste ich nach der gelaufenen Zeit schon viel weiter sein.


                                                                          Blick zurück


                                                                          In der Strauchzone



                                                                          Zwei flache, breite, sandige Bäche durchwate ich barfuß, dann habe ich endlich freien Blick auf Stallogropa, einen markanten Einschnitt im Bergrücken. Als hätte ein Riese mit der Axt ein Stück abgehauen. Davor eine große Ebene, bewachsen mit kriechenden Weiden, Krähen- und Heidelbeeren, die sich als Pausenplatz geradezu aufdrängt. Kräftiger Wind und dunkle Wolken kündigen Regen an. Zweieinhalb Stunden habe ich gebraucht für die relativ kurze Strecke nach dem Frühstück.






                                                                          Stallogropa


                                                                          Perfekte Zeltstelle, Blick nach Norden

                                                                          Erst eine Stunde später, gegen drei, ich bin schon fertig mit dem Essen, beginnt es tatsächlich zu regnen. Ein Schauer, dann kurz Sonne, noch ein Schauer, dann länger Regen. Als er aufhört, mache ich mich zum Weitergehen bereit, aber das war auch nur eine Regenpause. Habe mich schon damit abgefunden, dass heute nicht mehr viel passiert. Kommt mir sogar ganz gelegen. Am späten Nachmittag (in der nächsten Regenpause) gehe ich mich waschen und drehe das Zelt, denn der Wind hat auch gedreht. Noch bin ich nicht zufrieden damit, wie das Zelt aussieht, wenn es niedrig aufgestellt ist. Hinten ist es zu flach. Bin halt nicht so geduldig mit Zelten wie Tom … er lässt nicht locker, bevor es perfekt steht, während es bei mir schnell gehen muss. Zum Abendessen Travellunch Nudeln mit Sojabolognese: Viele knurpselige Sojaschnetzel, deutliche Knoblauchnote, genügend Salz (zu Hause würde ich sagen etwas zu salzig) … gemütlich, sättigend.




                                                                          Stallogropa

                                                                          Stallo, viele von Euch werden es wissen, ist der Menschenfeind in der samischen Mythologie – ein großer, plumper Menschenfresser. Im Nahkampf eher unangenehm, aber auch nicht soo extrem schwer zu überlisten. Da war ich natürlich neugierig, ob eine Geschichte zu dieser Stallogrube gibt. Gibt es. In der Jahresschrift Naturschutz in Norwegen 1944-50 liest man:

                                                                          Stallorogge, eller Stallogropa, på overgangen fra Tollådalen til Bjellåvassdraget er et minne om lappisk overtro og sagn som knytter seg til skaret i fjellryggen, fortelling en om stålmannen som var så sterk at han med sitt sverd i sinne hogg fjellryggen i to, men likevel måtte bite i gresset for de svake men trollkyndige samers makt. Etter sagnet skal også Stallo ligge nedgravd i gropa, og det skal hende at manenn å kan høre hans fløyting komme fra gravplassen. Fjellsamer som går gjennom Stallorogge tar alltid hua av.
                                                                          Also ... eine samische Sage erzählt, dass der starke „Stahlmann“ (ist das die norwegische Form von Stallo?),der im Zorn den Bergrücken mit seinem Schwert entzwei schlug, ob der Macht der schwachen, aber trollkundigen Samen gleichwohl ins Gras beißen musste. (Wie genau steht hier leider nicht.) Nach der Sage liegt der Stallo hier begraben, und es kann vorkommen, dass man sein Flöten (das hätte ich nicht unbedingt vom Stallo erwartet, dass er Flöte spielt) vom Grabplatz hört. Fjellsamen, die durch Stallorogge gehen, nehmen immer die Mütze ab. (Übersetzungsfehler nicht ausgeschlossen.)

                                                                          Quelle: https://naturvernforbundet.no/getfil...01944-1950.pdf (Seite 16)





                                                                          Kommentar


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                                                                            Anfänger im Forum
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                                                                            • 10
                                                                            • Privat


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                                                                            Hallo Borgman,
                                                                            an dieser Stelle bereits ein großes Danke für deinen Bericht, welcher ja glücklicherweise noch lange nicht sein Ende erreicht hat. Ich lese hier immer wieder gerne deine Ausführungen und freue mich, wenn es einen "neuen Borgman" zu lesen gibt. Vielen Dank auch für den Link. Warte schon gespannt auf das Børgefjell.

                                                                            Kommentar


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                                                                              • 1591
                                                                              • Privat


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                                                                              Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                              ...voraussichtlich leider nicht. Das Zelt kann ich auch Volker mitgeben, wenn er fährt. Falls nicht jemand anders sowieso ein LanShan1 dabei hat...
                                                                              Schade, ein LanShan1 mit Bernd fänd' ich viel besser!

                                                                              Kommentar


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                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                • 768
                                                                                • Privat


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                                                                                Zitat von nordover Beitrag anzeigen
                                                                                Hallo Borgman,
                                                                                an dieser Stelle bereits ein großes Danke für deinen Bericht, welcher ja glücklicherweise noch lange nicht sein Ende erreicht hat. Ich lese hier immer wieder gerne deine Ausführungen und freue mich, wenn es einen "neuen Borgman" zu lesen gibt. Vielen Dank auch für den Link. Warte schon gespannt auf das Børgefjell.
                                                                                Hallo nordover - schöner Nickname, das ist genau meine bevorzugte Richtung . Freut mich natürlich, wenn Dir meine Berichte gefallen ... sind ja teilweise ziemlich unterschiedlich ... und wenn Du auch im Børgefjell
                                                                                dabei bleibst. Warst Du da schon mal? Eigentlich war das mein erstes Wunschziel für dieses Jahr, bevor Volker mich mit dem Svartis geködert hat...

                                                                                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                Schade, ein LanShan1 mit Bernd fänd' ich viel besser!
                                                                                Das holen wir nach - wird sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 10
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                                                                                  [QUOTE=Borgman;n3078235]
                                                                                  Hallo nordover - schöner Nickname, das ist genau meine bevorzugte Richtung . Freut mich natürlich, wenn Dir meine Berichte gefallen ... sind ja teilweise ziemlich unterschiedlich ... und wenn Du auch im Børgefjell
                                                                                  dabei bleibst. Warst Du da schon mal? Eigentlich war das mein erstes Wunschziel für dieses Jahr, bevor Volker mich mit dem Svartis geködert hat...

                                                                                  Mit dem Børgefjell blieb ich bis jetzt leider im Planungs- und Traumstatus stecken. Bei jeder Fahrt vorbei an den Hinweisschildern zum NP denke ich mir dann - im nächsten Jahr! Ja und in diesem Jahr war es dann fast soweit. Geplant war erst eine Familientour im Láhko NP und danach allein ins Børgefjell. Hat leider nicht geklappt. Dafür dann im nächsten Jahr? Deshalb lese ich um so gespannter mit. Susendal hatte ich als Ausstieg vorgesehen. Du wirst dort wohl gestartet sein? Freue mich auf die Fortsetzung.



                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 768
                                                                                    • Privat


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                                                                                    Genau. Bei Susendal als Ausstieg hätte ich sogar Tipps für zwei Varianten im Angebot, von der diesjährigen und einer früheren Tour . Aber jetzt geht es gleich weiter im Saltfjell.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • 768
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                                                                                      Mittwoch, 18. August

                                                                                      Eigentlich wäre der faule Nachmittag gestern nicht nötig gewesen, jedenfalls nicht wegen des Wetters. Es hätte genug trockene Phasen gegeben, um noch ein gutes Stück Weg zu schaffen. Ich war nur so glücklich über den schönen Platz, da musste das Wetter eher als Ausrede herhalten. Damit ich hier bleiben konnte. Mal sehen, ob das ein Fehler war. Bis Storvollen an der E6 sind es nach Karte mindestens 30 Kilometer, für die noch zwei Tage übrig sind. Na ja, so viel ist das nicht, nur habe ich keine Ahnung, wie sich das Wetter entwickelt. Heute Früh um sechs regnet es leicht, da kann ich auf jeden Fall noch entspannt liegen bleiben. Auf das wunderschöne Bjøllådal freue ich mich schon, und auch auf den markierten Pfad.

                                                                                      Aufbruch nach dem Frühstück kurz vor halb zehn in normaler Wanderkleidung. Bleigrauer Himmel, mäßig starker, aber kalter Nordwind, 7°C, kein Regen. Ich gehe die kurze Strecke bis zum Pfad und folge ihm in die Stallogropa. Hier ist die Vegetation üppig und nass, so wie auch bald auch meine Hosenbeine. Egal, das trocknet wieder.



                                                                                      Stallogropa


                                                                                      Blick zum Søre Bjøllåvatn

                                                                                      Kurze Zeit später frischt der Wind etwas auf, und es beginnt zu regnen. Das nervt immer ein bisschen, wenn man eine halbe Stunde nach Aufbruch in die Regenklamotten wechseln muss, noch bevor man richtig warm gelaufen ist. Aber ich will nicht, dass die Hose noch nasser wird. Dann Bjøllådalen ... ah, Bjøllådalen! Was für ein herrliches Tal, selbst im Regen! Gut gelaunt laufe ich auf dem Pfad zur Saltfjellstua, mühelos, beschwingt und singe dazu die Ouvertüre zu Figaros Hochzeit. Ja, so schön ist das hier.




                                                                                      Brücke am Abzweig nach Lønsdal




                                                                                      Saltfjellstua

                                                                                      Niemand zu sehen an der Hütte. Nach den dreieinhalb pfadlosen Tagen ist das Laufen eine wahre Wohltat. Nicht, dass ich nicht gerne pfadlos gehe, aber hier kann man mal einfach dahinrollen ohne nachzudenken. Ein paar nasse Abschnitte sind auch dabei … und da, auf den Torfhügeln: Vitamine!! Endlich!!! Gierig verschlinge ich eine große Menge reifer Moltebeeren in Rekordtempo. Hätte ja längst mit mehr Beeren gerechnet … im blöden Blakkådal gab’s gar keine, und die Heidelbeeren gestern an der Tollåga waren nicht ganz reif. So, hier: Bjøllådal. Bestes Tal der Welt!




                                                                                      Kurz vor Steinstua

                                                                                      Regen und Wind werden kräftiger, sogar ziemlich ungemütlich, und ich könnte langsam eine Pause vertragen. Da kommt mir die Steinstua, einen Kilometer vor Krukkistua, gerade recht. Im Jahr 1867 für die am Bau der Telegrafenlinie beschäftigten Arbeiter gebaut, gehört sie heute Statskog und steht jedem offen. Aus Stein, wie der Name schon sagt, ungeheizt, daher ungemütlich an einem wirklich kühlen Spätsommertag. Aber sie hat ein Dach und Bänke und Balken, an denen ich meine nassen Regensachen zum Zwischentrocknen aufhängen kann. Und natürlich ist der Kaffee heiß, der bald in meiner schicken neuen Titantasse dampft. Draußen legt der Wind weiter zu. Will ich da wieder raus? Muss ja. Nur die Regenjacke ziehe ich übers T-Shirt, weil mir sonst beim Laufen zu schnell warm wird. Heute ist das vielleicht ein Fehler.

                                                                                      Als ich eine Stunde später den Abzweig zum Tespdal erreiche, friere ich immer noch. Na, jetzt geht es ja bergauf, da muss es besser werden. Nass, matschig und steinig ist der Hang, der Wind drückt jetzt mehr von der Seite, versucht mich vom rechten Pfad abzubringen. Ich gehe schneller, weil mir kalt ist, rutsche dabei mehrmals von nassen Steinen ab und zwinge mich zu Bedächtigkeit. Figaros Hochzeit ist längst vergessen … ich stoße nur noch stumpfe, sinnlose Tonfolgen im Takt meiner Schritte aus … frierend, die Hände gefühllos … nur weiter, weiter über den verdammten Pass.





                                                                                      Abschied vom Bjøllådal

                                                                                      Bestimmt wird im Tespdal alles besser. Hoffentlich. Stehenbleiben und im Rucksack nach meiner Softshell wühlen will ich nicht. Aber ein Foto muss sein. Dabei fällt mir der 6l-Gefrierbeutel entgegen, den ich immer im Kameratäschchen habe. Na, den kann ich doch nehmen, um wenigstens meine windexponierte rechte Hand zu schützen. Finaler Aufstieg zum Pass, Lappflyttarskardet … und … Scheiße! … ich bin die ganze Zeit eigentlich im Windschatten gelaufen … und hab da schon geflucht. Hier brettert es erst richtig, nämlich aus Nord-Nordwest ungebremst übers Tal.


                                                                                      Lappflyttarskardet


                                                                                      Tespvatnet 702m

                                                                                      Das wird hart. Ich kann mich zwar noch vernünftig auf den Beinen halten, werde aber ständig nach links abgedrängt. So geht es langsam vorwärts, weil ich viel Kraft für den richtigen Kurs aufwenden muss. Dabei kommt der Wind nicht mal von vorne, sondern schräg von hinten. Nur auf dem Pass und am südlichen Seeufer habe ich ihn genau von der Seite. Jetzt dämmert mir, warum hier außer mir keine Menschenseele unterwegs ist … alle andren haben die Sturmwarnung gelesen und sind zu Hause geblieben. Also, das ist bis jetzt nicht der schlimmste Wind aller Zeiten, so was hat man manchmal im Fjell (in Island sogar durchschnittlich einmal pro Woche). Was mir wirklich Sorge macht, was ich ungewöhnlich finde, ist, dass er seit Stunden immer stärker und stärker wird, wogegen ich allmählich an Kraft verliere und mich an einem total ungeschützten Ort befinde. Die kleinen Hügel hier am Osthang bieten Null Windschutz. Vielleicht - bestimmt - ist es am Westhang besser, aber dafür müsste ich einen Kilometer gegen den Wind und durch den reißenden Bach gehen. Nee, nur im Notfall.

                                                                                      Meine Hoffnung ist die eingezeichnete Hütte, Tespahytta. Gar nicht so weit weg, man sieht sie schon. Hübsch exponiert auf einem Hügel. Sie ist abgeschlossen (wäre ja auch zu schön gewesen), hat aber wie fast jede Hütte vier Seiten, und eine davon ist im Windschatten. Uff ... das wäre geschafft. Richtig böse faucht der Wind um die Hütte, als sei er verärgert, dass sie ihm im Weg steht. An der OSO-Seite liegt eine Leiter und andere Sachen, auch ist der Boden nicht ganz eben, also entscheide ich mich für die SSW-Seite, wo ich nur einen Stein und ein paar Bretter wegräumen muss. So nah wie möglich an die Hütte soll das Zelt, und weil es trotzdem noch ganz schön kräftig um die Ecke weht, zerre ich mehr Bretter unter der Hütte hervor und improvisiere einen Windschutz. Ja, wenn es das Soulo wäre, könnte ich mich entspannen, aber dieses LanShan-Dingens kenne ich ja noch nicht so gut. Weiß man, was das aushält?

                                                                                      Niedrig aufgestellt, so gut wie möglich abgespannt, direkt am Haus mit Brettern an der Windseite. Mehr geht nicht. Rucksack rein, Wasser holen – vom Bach unter dem Hügel. Danach bin ich so richtig gründlich durchgefroren, ziehe erst mal alle Sachen übereinander an, bis auf die nassen, die müssen in der Apsis schlafen, und versuche mit gefühllosen Händen den Brenner in Gang zu kriegen. Das Zelt wird zwar ordentlich gerüttelt, macht aber einen standfesten Eindruck. Hehe, eigentlich gar nicht so schlecht, in Anbetracht der Umstände. Stiefel und Socken sind nass, Regenzeug auch, alles andere geht. Allerdings wird mir erst beim Abendessen wirklich warm. Adventure Food Bean Soup ist genau das Richtige für heute: Kidneybohnen und grüne Bohnen, Pilze, Gemüse, leicht scharf und sämig. Schmeckt gut und wärmt durch. Da stürmt es schon nicht mehr. Der Tag endet exakt wie er angefangen hat - bleigrauer Himmel, mäßiger Wind, 7°C. Gute Nacht!



                                                                                      Am nächsten Morgen

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 768
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                                                                                        Donnerstag, 19. August

                                                                                        Nach dem lauten, aufdringlichen Wetter gestern ist heute das genaue Gegenteil. Nebel. Stille. Die Sicht reicht nicht über meinen kleinen Hüttenhügel hinaus. Brauch ich auch nicht, folge ja später einfach weiter dem Pfad. Entspannt koche ich einen ersten Kaffee und genieße die Ruhe. So einen ungemütlichen Tag wie gestern hätte ich normalerweise an einem geschützten Platz abgewettert ... wenn ich die Reservetage nicht schon am Anfang verbraten hätte. Andererseits - ist das Wetter, im Wetter draußen sein, nicht das Salz in der Suppe jeder Nordland-Tour? Spürt man sich außerhalb der Komfortzone nicht auch selber besonders gut? Apropos Spüren ... nach dem Kaffee treibt mich ein dringendes Bedürfnis aus dem Zelt … bestimmt gibt es hier ein utedo. Das kleinere der beiden Nebengebäude vielleicht, obwohl es mehr wie ein Holzlager aussieht. An der Tür hängt ein ein Schloss, darin steckt ein Schlüssel, und auf dem steht „DO“. Bingo! Es ist beides: Holzlager und Klo.


                                                                                        Utedo - die Stahlseile sind nicht nur Zierde



                                                                                        Gegen halb neun bin ich auf dem Pfad, eine Stunde früher als gestern. Trotzdem spät für die Lerche. Hab ich denn gar nichts gelernt? Dass man früh aufbrechen muss, um nicht ins schlimmste Wetter zu geraten? Nee, heute doch nicht. An der Hütte sieht es so gleichbleibend aus, als würde sich der Nebel erst in drei, vier Tagen lichten. Zu Anfang ist der Pfad nass und matschig, dann besser, dann wieder nass und so weiter. Reste von Mauerwerk, das ist dann wohl Gila fjellstue. Nach ein paar Kilometern sehe ich mehr vom Tal, denn ich bin unter den Wolken.


                                                                                        Gila fjellstue … nedlagt




                                                                                        Bach aus Vestergila


                                                                                        Tespdalen

                                                                                        Auch sehr schön hier, man sollte es nur nicht vergleichen mit meinem Lieblings-Bjøllådal. Ich merke den Tag gestern noch in den Knochen, der so leichtfüßig begann und so anstrengend endete. Zumal die Stiefel jetzt wirklich vollgesogen sind und die Socken entsprechend nass. Schon viertel nach zehn bin ich bereit für eine Stunde Pause, kurz nach dem Polarkreis-Tor.


                                                                                        Kleine Rentierherde auf der anderen Talseite



                                                                                        Selten kommt die Sonne durch, genauso selten ein kurzer Schauer, meist ist es einfach nur dicht bewölkt. Das reicht nicht, um das Zelt zu trocknen. Nach der Pause gehe ich auf Autopilot durch den Wald, denke schon daran, was ich später machen will, wenn ich Storvollen und die E6 erreiche. Vielleicht noch einen Abstecher nach Bredek oder Grannes?

                                                                                        Im Stormdal hängen extradicke Wolken. Außer, dass es da wohl westlich ein Tal geben könnte, sieht man fast nichts. Also lasse ich den Pfadabzweig nach Bredek unbeachtet und laufe direkt runter zur Straße. Direkt vor der Brücke über die breite Ranelva setze ich mich noch mal für eine Stunde in den Wald, so lange es noch trocken ist. Sieht nach Regen aus.


                                                                                        Bredekrunden muss heute ausfallen

                                                                                        Die ersten Tropfen beschleunigen nicht nur den Aufbruch, sondern erleichtern auch die Entscheidung. Auf dem kürzesten Weg zum kleinen Campingplatz Grotjønnenget will ich, das wären etwa 6 km auf der E6. Hoffentlich ist nicht so viel Verkehr.

                                                                                        Schon bald bereue ich meine Entscheidung. Doch, das ist mehr Verkehr als erwartet, laut, stinkend, alles viel zu schnell. Dazu starker Regen. Nach einer ätzenden Stunde bin ich froh, dass endlich der Campingplatz auftaucht. Sehr nett, der ist wirklich winzig – zwei Hütten und eine Handvoll leerer Stellplätze für Wohnmobile. Da kommt auch schon jemand aus dem Wohnhaus nebenan. Eigentlich will ich zelten, aber die Hütte kostet nur 400 Kr. Ich triefe. Da muss ich nicht lange nachdenken. Eine Kochplatte hat sie, eine kleine Elektroheizung und 4 Betten zum Sachen ausbreiten. Perfekt.

                                                                                        Nach einer langen heißen Dusche wasche ich ein bisschen Kleidung und hänge sie so gut es geht in der Hütte auf. Draußen pladdert der Regen. Die einzigen anderen Gäste sind zwei Mitarbeiter von Namdal Fjellteknikk, die am frühen Abend von der Arbeit kommen. Was die essen weiß ich nicht, aber bei mir gibt es Adventure Menu Indian Lentil Dhal Soup: scharf, schmeckt tatsächlich indisch, gut gewürzt. Macht warm an Regentagen.


                                                                                        So, das war also die knackig kurze Saltfjell-Tour. Ende Teil Eins. Zeit für ein Zwischenfazit? Mehr hätte ich mir in sechseinhalb Tagen nicht wünschen können. Am Abend in der Hütte bin ich vollgestopft mit Eindrücken, die ziemlich intensiv nachwirken. Obwohl ich Saltfjellet-Svartisen schon von drei anderen Touren ganz gut kenne, bin ich wieder überrascht, wie unglaublich abwechslungsreich diese Landschaft ist. Dazu hatte ich immer Glück mit dem Wetter, wenn es drauf ankam. Und mit den beiden Hütten am Ende. Morgen geht es mit dem Zug nach Mosjøen, da treffe ich Volker. Bin ja so gespannt, was er in der Woche erlebt hat.




                                                                                        Meine Hütte am nächsten Morgen

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Fuchs
                                                                                          • 02.09.2016
                                                                                          • 1511
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          Hätte man sich die ätzenden 6 Straßenkilometer nicht vielleicht sparen können? Auf den Karten gibt es ja westlich des Flusses einen Pfad/ Traktorweg bis Grottjönnenget....

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 23.02.2019
                                                                                            • 207
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            Hallo Borgmann,
                                                                                            Ein wirklich toller Bericht! Sprache, Fotos, Story - super!
                                                                                            Wir haben letzte Woche unsere Svartisen Saltfjellet-Tour beendet und haben so viele Parallelen gefunden. Einfach toll. Mit deinem Bericht hast du unsere Tour gedanklich verlängert!
                                                                                            Vielen Dank dafür!


                                                                                            Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                            Hätte man sich die ätzenden 6 Straßenkilometer nicht vielleicht sparen können? Auf den Karten gibt es ja westlich des Flusses einen Pfad/ Traktorweg bis Grottjönnenget....
                                                                                            Falls du den Pfad meinst, der auf ca. 270hm vom Pfad nach Bredek/Stormdalen abzweigt: Den haben wir intensiv gesucht und nicht gefunden. Wir waren 10 Tage vorher viel weglos unterwegs aber der Wald mit recht dichtem Unterholz hat uns dann auf die E6 getrieben. Laut Karte hätte auf ca. 270hm knapp oberhalb eines kleinen Sumpfes ein durchgehender Pfad sein sollen. Dieser war sogar im Tal auf der Hinweistafel für die Bredek-Rundtour angedeutet. Wir haben ihn nicht gefunden (ca. 30min gesucht).

                                                                                            Laut Karte soll von dem Gehöft im Tal auch noch ein Pfad Richtung Grottjönnenget führen. Da dieser aber laut Karte nicht durchgängig ist, war uns das zu riskant. E6, Augen zu und durch...

                                                                                            Viele Grüße
                                                                                            ​​​​​​​Florian

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 02.09.2016
                                                                                              • 1511
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              Zitat von NF Beitrag anzeigen
                                                                                              Falls du den Pfad meinst, der auf ca. 270hm vom Pfad nach Bredek/Stormdalen abzweigt: Den haben wir intensiv gesucht und nicht gefunden
                                                                                              Ja, genau den hätte ich gemeint. Danke für die Info!

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                • 768
                                                                                                • Privat


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                                                                                                Zitat von NF Beitrag anzeigen
                                                                                                Hallo Borgmann,
                                                                                                Ein wirklich toller Bericht! Sprache, Fotos, Story - super!
                                                                                                Wir haben letzte Woche unsere Svartisen Saltfjellet-Tour beendet und haben so viele Parallelen gefunden. Einfach toll. Mit deinem Bericht hast du unsere Tour gedanklich verlängert!
                                                                                                Vielen Dank dafür!
                                                                                                Hallo Florian,
                                                                                                danke für die Blumen! Welche Strecke seid Ihr denn gelaufen? Wird es einen Bericht geben? Würde mich interessieren, wie es da Mitte September ausgesehen hat.

                                                                                                Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                                Hätte man sich die ätzenden 6 Straßenkilometer nicht vielleicht sparen können? Auf den Karten gibt es ja westlich des Flusses einen Pfad/ Traktorweg bis Grottjönnenget....
                                                                                                Das sagte der Campingplatzbetreiber auch, also schätze ich, dass man zumindest vom Hof Stormdalsheia tatsächlich ganz gut gehen kann (er wohnt da, also sollte er's wissen, oder?) Mir ging es aber genau wie Florian - so ganz vertrauenerweckend sah das auf der Karte nicht aus, und auf keinen Fall wollte ich mich im Regen durch dichtes Unterholz schlagen. Nicht so kurz vor der heißen Dusche.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 23.02.2019
                                                                                                  • 207
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                  Hallo Florian,
                                                                                                  danke für die Blumen! Welche Strecke seid Ihr denn gelaufen? Wird es einen Bericht geben? Würde mich interessieren, wie es da Mitte September ausgesehen hat.
                                                                                                  Wir sind am Svartisvatnet gestartet, dann Austerdalen, Vesterdalen, Sordalen, Gratadalen, Tolladalen, Bjolladalen und dann Tespdalen bis Dunderland.

                                                                                                  Mussten aber spontan wegen Schnee umplanen. Ursprünglich wollten wir vom Sordalen ins obere Beiardalen queren und dann über das obere Blakkadal (sehr ähnlich zu dir) am See 1080 Richtung Stallogropa und dann nach Lonsdal.

                                                                                                  Auch wenn unsere Route nur aus bekannten Abschnitten zusammengesetzt wurde, kann ich gerne einen Bericht schreiben!

                                                                                                  Viele Grüße

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                    • 768
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    Zitat von NF Beitrag anzeigen

                                                                                                    Wir sind am Svartisvatnet gestartet, dann Austerdalen, Vesterdalen, Sordalen, Gratadalen, Tolladalen, Bjolladalen und dann Tespdalen bis Dunderland.

                                                                                                    Mussten aber spontan wegen Schnee umplanen. Ursprünglich wollten wir vom Sordalen ins obere Beiardalen queren und dann über das obere Blakkadal (sehr ähnlich zu dir) am See 1080 Richtung Stallogropa und dann nach Lonsdal.

                                                                                                    Auch wenn unsere Route nur aus bekannten Abschnitten zusammengesetzt wurde, kann ich gerne einen Bericht schreiben!
                                                                                                    Das wäre toll, den würde ich sehr gerne lesen! Wenn ich allein die Namen Austerdalen, Vesterdalen und Sørdalen höre, läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Nee, davon gibt es ganz bestimmt noch nicht zu viele Berichte. Die urprünglich geplante zweite Hälfte wäre natürlich spannend gewesen (wolltet Ihr über Lappflyttarskaret vom Sør- ins Beiardal?), aber auch auf dieser Route bestimmt schön, mit dem Neuschnee und so...
                                                                                                    Viele Grüße,
                                                                                                    Bernd

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 23.02.2019
                                                                                                      • 207
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      Überzeugt, ich schreibe einen Bericht!

                                                                                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                      Die urprünglich geplante zweite Hälfte wäre natürlich spannend gewesen (wolltet Ihr über Lappflyttarskaret vom Sør- ins Beiardal?)
                                                                                                      Genau, das war der Plan gewesen!
                                                                                                      Aber jetzt genug abgelenkt von deinem tollen Bericht!
                                                                                                      Ich freu mich aufs Borgefjell!

                                                                                                      Viele Grüße

                                                                                                      Zuletzt geändert von NF; 25.09.2021, 19:08.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                        • 2501
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        Super! Viele Deiner Fotos habe ich von meiner eigenen Tour wiedererkannt. Das Bjøllålen hat mir damals auch super gefallen.
                                                                                                        Toller Schreibstil dein Bericht.
                                                                                                        Ein Abstecher nach Bredek und ins Nordre Stormdalen hätte sich sicher gelohnt, wenn Du die Zeit dafür gehabt hättest.
                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                          • 768
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                          Super! Viele Deiner Fotos habe ich von meiner eigenen Tour wiedererkannt. Das Bjøllålen hat mir damals auch super gefallen.
                                                                                                          Toller Schreibstil dein Bericht.
                                                                                                          Ein Abstecher nach Bredek und ins Nordre Stormdalen hätte sich sicher gelohnt, wenn Du die Zeit dafür gehabt hättest.
                                                                                                          Ja, ganz bestimmt. Da will ich auch unbedingt mal hin, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Freut mich sehr, dass Dir der Bericht gefällt ... der zweite Teil im Børgefjell könnte auch was für Dich sein, da geht es dann (fast) nur pfadlos durch die Wildnis.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                            • 768
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            Freitag, 20. August

                                                                                                            Sauschlecht geschlafen. 1. sowieso, weil ungewohnte Umgebung und 2. weil die Sachen nicht trocknen. Das macht mich närrisch. Der kleine Heizkörper bullert die ganze Nacht auf voller Leistung, dadurch ist es zu warm und extrem feucht in der Hütte. Mehrmals drehe und wende ich meine aufgehängten Kleider, nur um festzustellen, dass sie vielleicht zur Hälfte getrocknet sind. Draußen regnet es immer noch.

                                                                                                            Am Morgen dann windig, aber der Regen lässt nach. Die Fjelltechniker sind früh wach und fahren zur Arbeit. Dann will ich mal meine Sachen sortieren. Die letzten Stunden haben noch was gebracht. Zumindest die Stiefel neben dem Heizkörper sind so weit getrocknet, dass ich sie nachwachsen kann, den Rest hänge ich im Zug noch mal auf. Um neun fege ich die Hütte und gehe zum Bahnhof Dunderland, das sind nur gut drei Kilometer.



                                                                                                            Grotjønnenget Camping – links neben meiner Hütte die Wohnwagen der Fjelltechniker


                                                                                                            Messingåga heißt der Bach


                                                                                                            Bahnhof Dunderland

                                                                                                            Der Zug fährt pünktlich. Was sagt denn das Wetter für die nächsten Tage im Børgefjell ... hm, durchwachsen … heute noch Regen, morgen fast trocken, dann zwei Tage sonnig. Ab Dienstag viel Regen, aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Namsen herunter. Der Vorhersage traue ich für maximal drei Tage, und die sehen gut aus.

                                                                                                            Um 11:40 Uhr sind wir in Mosjøen, das lässt mir eine Stunde zum Einkaufen bis Volker um 12:45 Uhr mit dem Bus aus Sandnessjøen kommt. Mosjøen kenne ich gut, muss also keine Zeit verplempern. Der Rema 1000 im Industriegebiet hinter dem Bahnhof ist ein guter Supermarkt und nur 10 Minuten entfernt, wenn man flott geht. Die Herausforderung besteht darin, alles für neun Wandertage ohne tierische Produkte zu kaufen. Nach der Ausnahme in Vågaholmen will ich diesmal pingelig sein, mehr aus Neugier, weniger aus prinzipieller Pingeligkeit. Einfach ist alles, was sowieso vegan ist: Äpfel und Karotten für heute, ein Brot für drei Tage Abendessen, Kaffee, viel Kornmo und Bixit. Veganen Aufstrich gibt es mit … Tomate-Bacon-Geschmack? Wieso denn das? Muss es immer nach was schmecken, das nicht drin ist? Vegane Scheiben mit Käse- und Schinkengeschmack. Okay, dann ist das halt so. Erdnussbutter zum Frühstück gibt es nur im Glas, das ist mir zu schwer, also Nuss-Frucht-Mischung. Getrocknete Aprikosen als Nachtisch. Dann noch Bier und Chips für das Treffen mit Volker, man braucht ja was zum Anstoßen. Donnerwetter, das ist eine Menge Zeug!

                                                                                                            Volker hat mir netterweise sechs Päckchen Real Turmat und eine Flasche Spiritus mitgebracht, er wartet schon am Bahnhof. Leider haben wir wenig Zeit, denn mein Bus fährt schon 14:20 Uhr ab. Es reicht gerade mal für die wichtigsten Neuigkeiten und eine kurze Zusammenfassung aller Erlebnisse der letzten Woche, die wir eigentlich zusammen verbringen wollten. Sein Knie ist etwas besser, aber noch nicht wirklich belastbar. Jetzt fährt er nach Hause, und ich darf noch mal ins Fjell.



                                                                                                            2. Teil: Børgefjell von Ivarrud über Orvassdalen nach Namsskogan


                                                                                                            Auf der Fahrt nach Hattfjelldal regnet es mehr, was zusammen mit dem Bier eine unwiderstehlich einschläfernde Wirkung hat. Zum Glück dauert es zwei Stunden bis Ivarrud. Da bin ich zumindest wieder wach genug, um den Stop-Knopf zu drücken. Ja, hier steh ich nun. Das war der Plan. Mehr hab ich nicht vorbereitet. Irgendwo hoch, an den Bergen entlang nach Süden bis zum Orvassdal und von dort nach Westen könnte die grobe Richtung sein. Am 30.08. habe ich eine Fahrkarte für den Nachtzug von Namsskogan nach Fauske. Es soll bewusst eine Tour ins Blaue werden. Herrlich!

                                                                                                            Nun war ich schon zweimal im Børgefjell (1. Rundtour von Majavatn, 2. Namsvatnet - Gapsfjella - Tiplingen als Teil einer Langtour) und möchte vor allem die Ecken sehen, die ich noch nicht kenne. Von denen man auch nur sehr selten was liest oder hört, wenn überhaupt. Markierte Pfade und Wanderhütten gibt es nur in den Randbereichen des Nationalparks, genauso wie Brücken. Gute Voraussetzung für eine richtig schöne, spannende Wildnistour, sehr wahrscheinlich mit einigen Überraschungen.

                                                                                                            Von der Bushaltestelle Ivarrud gehe ich im Nieselregen, immer noch müde, über die Brücke und ein Stück auf der Straße nach Süden. Ich weiß zwar, dass zwei, drei Wege oder Pfade den Hang hoch führen, nur sind die auf meiner alten Karte nicht eingezeichnet, und eigentlich will ich sie auch nicht. Hinter der Brücke über die Sandskardelva verlasse ich die Straße und folge dem Flüsschen durch den Wald. Nicht weit, vielleicht 200 Meter, dann finde ich schon einen guten Platz für das Zelt. Feierabend pünktlich um 17:00 Uhr. Entgegen der Vorhersage hat sich das Wetter in der letzten Dreiviertelstunde ziemlich gut entwickelt, sogar die Sonne lässt sich zaghaft blicken.



                                                                                                            Später nieselt es wieder. Da sortiere ich meine Einkäufe in die entsprechenden Packsäcke, genieße frisches Obst und Gemüse und freue mich auf morgen. Nach der Karte gibt es gleich am Anfang eine sehr interessante Route, die ich ausprobieren möchte. Früh in die Kiste.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              • 768
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              Samstag, 21. August

                                                                                                              Das war mal eine erholsame Nacht hier im Wald. So viele Stunden habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Unternehmungslustig öffne ich den Zelteingang und … na ja, geht so … bewölkt, leichter Nieselregen, 5°C. Um sieben habe ich gepackt und steige gleich hier weiter den Hang hoch. Er besteht aus vielen schmalen Rippen, auf denen sich gut gehen lässt, mit dicht bewachsenen Rinnen dazwischen. Anfangs quere ich ein paar dieser Rinnen nach Süden, finde viele reife Himbeeren und komme nur langsam voran. Nach dem ersten Bach laufe ich dann einfach in der Falllinie hoch, da stehen die Bäume nicht mehr so dicht. Alles kein Problem, man braucht keinen Pfad. Hier und da verlaufen alte, überwachsene Rückewege.



                                                                                                              Schon einige Höhenmeter geschafft – Blick zum Susendal


                                                                                                              Sandskardet

                                                                                                              Weiter oben weicht der Wald den Strauch- und Silberweiden. Hier sind mehr nasse Stellen und kleine Moore zu umgehen, aber dieser kleine Nachteil wird mehr als ausgeglichen durch den weiten Blick zum Sandskard- und Laupskardfjell. Noch sind die Berge von Wolken belagert, die nur selten ein paar Sonnenstrahlen passieren lassen. Zeit für zwei Stunden Frühstückspause, vielleicht bessert sie sich das Wetter danach noch mehr.


                                                                                                              Am Laupskardfjell, Blick zum Golvertind

                                                                                                              Nein, sieht nicht danach aus. Nach der Pause legt eher der Wind etwas zu und treibt neue Wolken heran. Ich gehe noch das letzte Stück zum Ostausläufer des Laupskardfjells hoch und komme in ein wunderschönes Tal, von dem ich noch nie gehört habe. Die Karte gönnt ihm nicht mal einen Namen, aber natürlich heißt es Austre Laupskardet. Südwestlich davon erheben sich mächtige Berge: Børgefjell und Golvertinden.


                                                                                                              Blick talabwärts zum Susendal


                                                                                                              Austre Laupskardet


                                                                                                              Golvertinden zeigt sich für einen Moment


                                                                                                              Børgefjell, hinter dem Hanggletscher, bleibt leider in den Wolken

                                                                                                              Durch angenehmes Gelände geht es jetzt das Tal hoch, bis ich kurz vor dem Quertal am Børgefjell beschließe, dass es an der Zeit ist, den Fluss zu furten. In dieses Quertal will ich nämlich nach Süden abbiegen. Weiter Richtung Westen hat keinen Sinn, weil dicke Wolken am Pass feststecken und sich dabei abregnen. Die Furt ist problemlos, man muss nur auf ein paar tiefe Stellen achten. Kurze Pause in der Sonne zum Füße trocknen, dann folgt auch schon der nächste Schauer.


                                                                                                              Furt Austre Laupskardelva




                                                                                                              Nur ein Regenbogen-Stummel ... typisch für das Vormittagswetter ... kann sich nicht entscheiden


                                                                                                              Austre Laupskardet vom Quertal aus

                                                                                                              Mittagspause selbstverständlich wieder im Zelt, bei dem ungemütlichen Westwind. Nach dem Essen schlafe ich sogar ein Stündchen, koche Kaffee und gehe um 16:00 Uhr weiter. Ein kleines bisschen haben sich die Wolken gehoben, und die Regenschauer sind zu leichtem Niesel geschrumpft. Man ist ja froh um jede Besserung. Bis zum See 989m wird das Gelände immer steiniger, wobei direkt am See sogar noch akzeptable Zeltplätze auf Moos zu finden wären, danach geht es nur noch auf Geröll und Schnee über einen flachen Pass.


                                                                                                              Quertal östlich Børgefjell und Golvertinden




                                                                                                              See 989m


                                                                                                              Steinige Ebene am Ostausläufer des Golvertind


                                                                                                              Blick zurück zum Laupskardfjell


                                                                                                              See 1034m, kurz vor dem Pass


                                                                                                              Noch ein Blick zurück, und dann ...


                                                                                                              freut sich schon jemand auf …


                                                                                                              das hier!

                                                                                                              Jaa, mein Herz hüpft vor Freude bei diesem Anblick. Ich bleibe gleich westlich am Hang, damit ich einen guten Blick auf den Gletscher mit seinem samischen Namen Bliehtjedielhtie habe und steige dann zum Eisrand ab. Nur der Vollständigkeit halber: Man muss nicht über den Gletscher, wenn man hier lang geht. Genauso gut kann man einfach die Richtung halten und ins Tal gehen. Nämlich dort:


                                                                                                              Blick nach Süden zum Simskardfjell

                                                                                                              Den Rucksack lasse ich vorerst dort stehen, wo ich die Schneeketten anlege. Für eine kleine Runde über den nördlichen Teil, bis zu dem auffälligen Eiskragen und ein Stück weiter, brauche ich kein Gepäck. Sehr geil! Für seine geringe Größe hat dieser Gletscher eine Menge zu bieten. Leider bleibt Golvertinden in den Wolken, er zeigt sich nicht mehr. Das wäre jetzt noch das Sahnehäubchen. Muss von hier ein Hammer-Anblick sein. Aber auch so bin ich begeistert. Nach der Runde sammele ich den Rucksack ein und gehe quer über den Gletscher bis zum westlichen Abfluss.


                                                                                                              Auf dem Eis!


                                                                                                              Nordrand










                                                                                                              Gletschervorland



                                                                                                              Da der Gletscher von hohen Felswänden eingekesselt ist, liegt sehr viel Schutt auf seiner Oberfläche. Auch der südöstliche Rand ist spannend. Hinter der Stelle, wo das Eis flach ausläuft, vermute ich einen guten Übergang, steige auf die Moräne und ziehe die Schneeketten ab. Erst jetzt bemerke ich, dass unter der Moräne noch Eis liegt und der eigentliche Abfluss dahinter ist. Also wieder ein Stück zurück und an der richtigen Stelle runter.


                                                                                                              Blick zurück zum Pass




                                                                                                              Nur am Fluss erkennt man, dass unter der Moräne Eis ist


                                                                                                              Da will ich ins Tal gehen

                                                                                                              Ab jetzt geht es zwei Kilometer nur abwärts. Man muss im Geröll ein bisschen aufpassen und die Stellen mit großen Brocken umgehen, aber die Route ist eigentlich einfach. Habe nur etwas Mühe, mich zu konzentrieren, weil ich allmählich müde werde. Das merke ich daran, dass ich zwei- dreimal unnötig abrutsche. Im Tal, wieder eins ohne Namen, sieht es immerhin nach guten Zeltstellen aus, da werde ich nicht lange suchen müssen.


                                                                                                              Fast geschafft



                                                                                                              Und so ist es auch. Um 19:00 Uhr steht das Zelt. Jetzt muss ich mich nur noch im Gletscherbach waschen, was bei 5°C Lufttemperatur und Wind schon eine kleine Mutprobe ist. Danach gibt es einen Kaffee mit extra leckerem Nuss-Riegel zur Belohnung. Heute wäre statt Brot eigentlich ein warmes Essen gut, denn das Thermometer sinkt bald auf weiter auf drei Grad.

                                                                                                              Was für ein toller Blick aus dem Zelt und was für ein toller Tag!

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                • 29.10.2013
                                                                                                                • 1352
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                Hei Bernd - sehr schön diese Etappe!
                                                                                                                Wir hatten auch das Børgefjell in der Planung, ab Mayavatn zum Kjukkelfjellet und dann ziemlich immer oben drüber nach N. Wären am gleichen Tag gestartet, hätten uns also begegnen können, was lustig gewesen wäre. Aber wir haben gekniffen - das Wetter war mir nicht stabil genug. Den verregneten Freitag haben wir dann zum Fahren genutzt und waren noch eine Woche im Dovre unterwegs, wo wir dann zu Wochenmitte in einen Strumtief fest saßen. Schön wars trotzdem...
                                                                                                                Bin gespannt wie es hier weiter geht!
                                                                                                                Grüße von Tilmann
                                                                                                                Zuletzt geändert von TilmannG; 27.09.2021, 19:52.
                                                                                                                http://www.foto-tilmann-graner.de/

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                  • 900
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  Wahnsinnig beeindruckende Bilder von den Gletschern, meinen Respekt für die Tour. Irgendwann werde ich mich da auch mal rantrauen müssen, auch wenn die Bedenken gerade solo doch durchaus da sind. Wobei, vor 2 Jahren wusste ich noch nicht was ein Packraft ist und fand die Idee, sich in so ein Boot reinzusetzen, auch absurd. Wie groß / tief sind diese Spalten eigentlich? Ich kann bei den Fotos teils die Größenverhältnisse nicht so richtig einschätzen. Das muss ja schon ein bisschen ein mulmiges Gefühl sein, wenn man sich für das perfekte Foto dann doch mal sehr nah ran traut. Nutzt du ein Garmin-Gerät, um dann abends an den Gletscher-Tagen Bescheid zu geben dass alles ok ist oder vertraust du da voll deiner Erfahrung?

                                                                                                                  Und gut dass du - gerade an den Gletscher-Tagen - gutes Wetter hattest. Bei Regen, Nebel oder Neuschnee dürfte das eher nicht in Betracht kommen?

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                    • 22.08.2010
                                                                                                                    • 1835
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    Ach, wunderbar, das ist ja ein schicker, kleiner Gletscher. Da wäre ich auch gleich mal ein Stück „drüber gestiefelt“. 😉 Sehr fotogen und schöne Fotos.
                                                                                                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                      • 768
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      @TilmannG: Dann war es im schönen Dovrefjell also auch nicht anders in jener Woche. Wäre natürlich cool gewesen, wenn wir uns im Børgefjell zufällig begegnet wären … aber für eine Tour „oben drüber“ war das Wetter definitiv ungeeignet. Ich war ja bezüglich Höhe und Route vollkommen flexibel und dachte irgendwas geht schon.

                                                                                                                      @Freedom33333: Danke, danke! Das war bei mir auch so, dass ich jahrelang Gletscher nur aus der Ferne bewundert habe. Irgendwann reizt es einen, und dann setzt man mal vorsichtig einen Fuß drauf. Kleinere Gletscher wie dieser mit dem unaussprechlichen Namen sind eigentlich gut geeignet für die erste Kontaktaufnahme. Er hat flache Zonen mit ganz wenigen Spalten für die ersten Schritte, aber auch welche mit mehr Spalten, ein paar ganz tiefe Löcher, buckelige Stellen, ganz unterschiedliche Randbereiche und auch mal ein bisschen Gefälle. Natürlich gilt immer, dass man einen Kurs machen und nicht allein gehen soll, ganz klar. Bei mir war es halt so, dass ich es irgendwann auf einem sehr einfachen, praktisch spaltenfreien Gletscher ausprobiert und mir allmählich mehr zugetraut habe.

                                                                                                                      Wie tief die Spalten sind, kann man meistens nicht sehen, aber sehr breit waren sie hier nicht, einen Meter, vielleicht anderthalb an einer breiteren Stelle. Man kann sich ruhig ran trauen an die Spalten, die beißen nicht. Mulmiges Gefühl ist es manchmal trotzdem. Nein, ich benutze kein InReach, muss aber sagen, dass es für die Kommunikation mit Volker an den Rismålseen ein Riesenvorteil war (er hat eins). Ich denke darüber nach. Meine Frau weiß, dass ich nur sehr selten unvorsichtig bin, sie erwartet keine täglichen Lebenszeichen, aber wer weiß, irgendwann bin ich vielleicht froh, eins zu haben. Ich möchte nur nicht in den Bergen von Technik abhängig sein, auch nicht im Kopf. Karte, Kompass und Respekt vor der Natur reichen, habe ich immer gesagt, um wieder nach Hause zu kommen.

                                                                                                                      Ja, um einigermaßen sicher auf einen Gletscher zu gehen, musst Du vor allem bereit sein, nicht auf den Gletscher zu gehen, wenn die Bedingungen schlecht sind. Nur bei guter Sicht und wenn Spalten und Löcher nicht von Neuschnee verdeckt sind. Bisschen Regen lässt sich nicht immer vermeiden. Auf dem Blåmannsis vor zwei Jahren hatte ich viel Glück, als das Wetter so schnell umschlug. Das war eigentlich ein Negativbeispiel … also sollte ich besser mal die Klappe halten.

                                                                                                                      @evernorth: Na klar, den hättest Du Dir nicht entgehen lassen. Bin schon sehr gespannt, ob Du im Sarek auch Eiskontakt hattest…

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                        • 02.09.2016
                                                                                                                        • 1511
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Nein, ich benutze kein InReach Ich möchte nur nicht in den Bergen von Technik abhängig sein, auch nicht im Kopf. Karte, Kompass und Respekt vor der Natur reichen, habe ich immer gesagt, um wieder nach Hause zu kommen.
                                                                                                                        Du bist schon ein komischer Vogel: InReach daheim lassen, aber einen Rasierer in die Wildnis mitnehmen... ich dachte immer, ich wäre der einzige, der so verrückt ist.
                                                                                                                        Habe mich bisher auch noch nicht zum InReach durchringen können. WENN etwas passiert, dann ist das Ding natürlich ein Segen. Aber vielleicht wird durch die Mitnahme eines solchen Geräts die Wahrscheinlichkeit erhöht, DASS etwas passiert, da man (zumindest unterbewusst) höhere Risiken eingeht oder fahrlässiger wird. Schwieriges Thema.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                          • 28.08.2017
                                                                                                                          • 3014
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                                                          ... ich dachte immer, ich wäre der einzige, der so verrückt ist. Habe mich bisher auch noch nicht zum InReach durchringen können.
                                                                                                                          Habe auch keins. Familie besteht auch nicht drauf.

                                                                                                                          (Und bisschen Gletscher im Nebel kommt bald (versprochen), in meinem 2020er Bericht...)

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                            • 09.11.2018
                                                                                                                            • 10
                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            Einfach nur beeindruckende Bilder! ⭐⭐⭐⭐⭐
                                                                                                                            Vielen Dank für das Teilen.

                                                                                                                            OT: Wie beurteilst du im Rückblick die X-E4 als Reisekamera?

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                              • 768
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Du bist schon ein komischer Vogel: InReach daheim lassen, aber einen Rasierer in die Wildnis mitnehmen...
                                                                                                                              Wieso? Mein Rasierer wiegt 6g und kostet weniger als 1€, das InReach wiegt 100g und kostet ... äh ... Hunderte Euro vermutlich. Finde ich nicht komisch

                                                                                                                              Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                              (Und bisschen Gletscher im Nebel kommt bald (versprochen), in meinem 2020er Bericht...)
                                                                                                                              Ja bitte!!! Versprechen darf man nicht brechen, selbst wenn sie unauffällig in kleiner Schrift gegeben werden...

                                                                                                                              Zitat von nordover Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Einfach nur beeindruckende Bilder! ⭐⭐⭐⭐⭐
                                                                                                                              Vielen Dank für das Teilen.

                                                                                                                              OT: Wie beurteilst du im Rückblick die X-E4 als Reisekamera?
                                                                                                                              Gern geschehen! Über die X-E4 kann ich später noch mehr schreiben, nur so viel: ich liebe sie, trotz ihrer keinen Unvollkommenheiten.

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                • 734
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                Ich denke an Volker. Er hatte sich das so gewünscht und kann jetzt nicht dabei sein – sehr, sehr schade. Auf den ersten hundert Metern habe ich fast ein bisschen schlechtes Gewissen, dass ich jetzt alleine hier bin. Aber dann macht es einfach zu viel Spaß!
                                                                                                                                Wir hätten knallvaer für unsere geplante Strecke gehabt - es sollte dieses Mal wohl nicht sein. Umso wichtiger, dass wenigstens Du einen Teil dieser Strecke und weitere Wege genießen konntest. Und dass nach Deinem krassen An- und Abstieg zu mir am Rismålsskardet. Herzlichen Dank für Deinen Einsatz auch auf diesem Weg .

                                                                                                                                So schön waren Deine Strecken- und Gletscherbilder, dass ich gar nicht darüber nachdenken möchte was ich alles verpasst habe. Aber es gibt hoffentlich ein nächstes Mal - und ich werde das Bjørgefjell um so neugieriger verfolgen.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                                  • 768
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  @vobo: Hoffentlich grämst Du Dich nicht zu sehr, Volker. Jetzt, da Du wieder im Lande bist, schreibst Du doch bestimmt an Deinem Bericht weiter ... ich bin dann auch gespannt, was Du in der Zeit noch alles gemacht hast.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                                    • 768
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                                                                                                                                    Heute muss ich gar nicht erst die Stiefel anziehen, weil gleich am Anfang eine flache Furt kommt. Um 07:15 Uhr, zum Aufbruch, hängen noch Wolken in den Bergen, aber die Sonne arbeitet schon daran, das zu ändern. Finde ich gut, denn mit 2°C und leichtem Westwind ist es recht frisch. Dieses hübsche kleine Tal nördlich vom Simskardfjell lohnte eigentlich auch eine Erkundung. Andererseits will ich die beiden trockenen Tage nutzen, um es möglichst weit nach Süden zu schaffen. So furte ich nur am Seeabfluss und steige dahinter am Hang auf, mit tollem Blick auf Simskardfjellet im Westen und meine Abstiegsroute vom Gletscher.




                                                                                                                                    Harmlose Furt


                                                                                                                                    Simskardfjellet


                                                                                                                                    Noch liegt Nebel auf dem Gletscher …


                                                                                                                                    doch der hebt sich bald

                                                                                                                                    Wie vermutet (oder erhofft) gibt es unter dem Steilhang eine traumhaft schöne Route nach Südosten. Mehr und mehr setzt sich auch die Sonne durch. Nach einem etwas steinigeren Abschnitt vor dem See 910m gehe ich noch etwas höher und werde hinter dem nächsten See, 972m, auf eine riesige, grüne, leicht gewellte Hochebene entlassen. So stellen sich Rentiere das Paradies vor. Es sieht ganz danach aus, als könnte man vom 972er auch recht steil direkt nach Süden über den Ostausläufer des Simskardfjells steigen, was bestimmt ganz spannend ist. Mir reicht heute die einfachere Variante am Rand der Hochebene. Von hier will ich nach Süden, um Simskardelva irgendwo hinter dem Simskardvatn zu furten. Also möglichst bald nach dem See, weil ich eigentlich in direkter Linie zum Austre Måsskardvatn möchte.


                                                                                                                                    Mjølkelva


                                                                                                                                    Seeabfluss


                                                                                                                                    See 910m


                                                                                                                                    Das ist meine Richtung


                                                                                                                                    Blick zurück


                                                                                                                                    See 972m


                                                                                                                                    Hochebene



                                                                                                                                    Aber es wird noch dauern, bis ich mir Gedanken um eine Furtstelle machen muss. Jetzt laufe ich noch ein Stück am Simskardfjell entlang und mache am Wasserfall vom See 1069m eine wohlverdiente Frühstückspause.



                                                                                                                                    Danach geht es über den flachen allerletzten, südöstlichsten Rest vom Simskardfjell, bis ich ihn endlich sehen kann. Kvigtinden, den höchsten Berg der Gegend. Da ist er, fast wolkenfrei:





                                                                                                                                    Auf den würde ich jetzt gerne genau zugehen, was anfangs in der welligen Ebene auch gut funktioniert. Bis zum Wasser. Simskardvatnet hat am östlichen Ende noch ein paar Ausbuchtungen, die sich nach Süden ziehen. Hätte ich jetzt ein Packraft, könnte ich meiner Linie treu bleiben. Hab ich aber nicht, also muss ich dem Ufer folgen, bis eine flache Stelle kommt.


                                                                                                                                    Simskardvatnet


                                                                                                                                    Furt Simskardelva


                                                                                                                                    Blick zurück

                                                                                                                                    Die ist zum Glück super einfach. Nur der kalte Wind macht mir allmählich zu schaffen. Der ist inzwischen ungemütlich stark und bläst mir auf dem etwas unübersichtlichen Sattel zwischen den Bergen 1158m und 1066m (Gilmehtje) direkt ins Gesicht. Da hilft die Sonne auch nicht mehr. Die Rentiere hier scheint der Wind weniger zu stören.


                                                                                                                                    Simskardelva


                                                                                                                                    Måsskardet

                                                                                                                                    Auf das wunderschöne Tal Måsskardet mit seinen Bergen und Seen hatte ich mich schon gefreut, aber so recht genießen kann ich es nicht. Das verhindert der aufdringliche Wind. Ich quere den Gilmehtje-Hang zum kleinen Sandstrand südlich der Hütte. Hier hätte ich gerne meine Mittagspause gemacht, finde aber nicht mal Muße für ein Foto. Stattdessen suche ich Windschutz hinter einen Felsbuckel und stelle dort das Zelt auf. Bin etwas erschöpft.


                                                                                                                                    Austre Måsskardvatnet mit Hütte

                                                                                                                                    Für die Nacht brauche ich unbedingt einen geschützten Platz. Zu frisch ist die Erinnerung an den heftigen Wind im Tespdalen, als dass ich es drauf ankommen lassen würde. Natürlich reizt Kvigtinden ... das Kar, der Gletscher ... das wäre nur ein kleiner Umweg. Einerseits. Andererseits liegt das Kar recht hoch, keine Ahnung, ob man da geschützt zelten kann. Eher nicht.

                                                                                                                                    Gar nicht mal so schweren Herzens verzichte ich auf den Abstecher und gehe nach zwei Stunden weiter nach Süden. Auch hier viele Rentiere, nur sind sie immer zu weit weg für ein Foto. Nach einer Weile sind hintereinander mehrere wilde Bäche vom Kvigtind zu furten, und an einem davon kriege ich dann doch ein Rentier nah genug vor meine 27mm-Linse. Nach dem ersten Schreck wird es neugierig und kommt von der anderen Seite heran, um mich zu begucken.


                                                                                                                                    Ebene östlich vom Kvigtind


                                                                                                                                    Mehr kriege ich von dem Kargletscher nicht zu sehen






                                                                                                                                    Ebene am Kvigtind

                                                                                                                                    Hinter den Bächen schwenke ich nach Osten, am Gammelkallfjell entlang, und dahinter wieder nach Süden ins Tal. Gahpesnjuenienjaavretjh heißen die langgezogenen, etwas tiefer gelegenen Seen, die mir auf der Karte geeignet erscheinen. Zelten sollte man irgendwo können und genügend windgeschützt sollte es auch sein.


                                                                                                                                    Kleine Seen am Gammelkallfjell


                                                                                                                                    Gahpesnjuenienjaavretjh in Sicht …


                                                                                                                                    aber zu steinig

                                                                                                                                    Genau. Gute Zeltstellen gibt es hier nicht. Dafür spielt der Wind in diesem Tal keine wesentliche Rolle mehr. Ich folge dem ersten See, dann dem zweiten. Alles steinig. Erst kurz vor der eingezeichneten Hütte finde ich eine zum LanShan-Grundriss passende Mulde. Zwar nicht windstill, dafür ist der Hang im Westen zu flach, aber viiiel besser als auf der Ebene. Eiskalte Waschaktion bei 3°C, als Belohnung bekomme ich heute das erste warme Essen: Real Turmat Squash Gryte, und das ist einfach nur lecker. Gut gewürzt - Zucchini, Kichererbsen, Linsen, Reis, Gemüse - alles perfekt.



                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                      • 768
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      Montag, 23. August

                                                                                                                                      Trotz einigermaßen ebenen Bodens konnte ich nicht gut schlafen. Nee, nicht zu windig – zu kalt. Mein paarundzwanzig Jahre alter WM Apache hält trotz Daunenauffrischung nicht mehr so warm wie früher. Das Problem sind die Knie. Obenrum kann ich ja den Fleecepulli anziehen, und im Hüftbereich habe ich extra mehr Daunen auffüllen lassen, aber im unteren Drittel ist es kalt. Da muss ich mir für die Zukunft was ausdenken … Kniewärmer oder so. -4°C zeigt das Thermometer, Außenzelt und gewaschenes T-Shirt sind gefroren. Über dem Hügel geht gerade als perfekt runde Scheibe der Mond unter.




                                                                                                                                      Nach dem ersten Kaffee verkrieche ich mich noch mal mit der Karte im Schlafsack. Ich muss denken. Nach der Wettervorhersage vom Freitag könnte morgen und übermorgen eine größere Menge Regen fallen. Wenn ich mich recht erinnere, standen da als Maximalwerte Zahlen im Zwanzigerbereich für jeweils sechs Stunden am Dienstag. 80mm, selbst 60, wäre schon heftig für einen Tag. Reine Panikmache? Vielleicht. Mit Wind sollte man auch rechnen. Wenn die Vorhersage überhaupt noch aktuell ist. Trotzdem beschließe ich, sie ernst zu nehmen und mich auf ungemütliches Wetter einzustellen. Ich sehe zwei Möglichkeiten: 1. heute von hier direkt nach Osten zur Hütte im Ranserdal gehen und mich da einbunkern. Die soll offen und in gutem Zustand sein. Dagegen spricht, dass ich von dort bei eventuell mehreren Tagen Unwetter eher nach Norden aussteigen würde als in die Gegend östlich und südlich vom Namsvatn, die mich mehr interessiert. 2. so tief wie nötig ins Virmaldal laufen, dort im Wald einen geschützten Platz zum Abwettern suchen und dann weitersehen. Die zweite Option macht mich deutlich mehr an … ist auch nicht so weit wie die Ranserhütte … kann ich mir also Zeit lassen und erst mal frühstücken.

                                                                                                                                      Aufbruch um 09:40 Uhr bei Sonnenschein, trotz stetig kühlem Nordwind reicht ein T-Shirt. An den (abgeschlossenen) beiden Hütten nutze ich noch das utedo und laufe dann am Store Kjukkelvatn entlang nach Süden, immer mehr oder weniger nah am Ostufer. Mit prachtvollem Blick zum Kvigtind, versteht sich.



                                                                                                                                      Blick nach Norden


                                                                                                                                      Store Kjukkelvatnet am Bach aus der Steinlægda


                                                                                                                                      Blick zurück zu den Hütten


                                                                                                                                      Kvigtinden


                                                                                                                                      Blick nach Westen, der Berg ganz links ist Litle Kjukkelen


                                                                                                                                      Noch ein Blick zurück, kurz vor der Pause

                                                                                                                                      Es geht ein bisschen auf und ab über das wellige Gelände, manchmal auch kreuz und quer um nasse Stellen und Felsblöcke. Vielleicht nicht die spannendste Strecke im Børgefjell, aber angenehm unkompliziert. Westlich Gæivenåsen mache ich nach zwei Stunden eine kleine Pause und laufe dann noch eine Stunde, bis ich von einem Hügel das untere Virmadal bis zum Namsvatn ganz überblicken kann. Sehr schön ist das. Nach der kargen Landschaft der vergangenen Tage freue ich mich einfach über den Anblick von Bäumen und Wald. Dazu wärmt die Sonne. Hier ist der richtige Platz für eine längere Pause.






                                                                                                                                      Virmadalen, mit Namsvatnet in der Ferne
                                                                                                                                      (Foto erst am Nachmittag, als die Sonne nicht mehr genau über dem Tal steht)




                                                                                                                                      Ab jetzt geht es mehr durch Moor, mit Molte- und Heidelbeeren (deshalb auch wesentlich langsamer) hinunter ins Tal. Dabei scheuche ich ungewöhnlich viele Schneehühner auf, die sich hier offenbar besonders wohl fühlen. Kann ich verstehen, ich finde es auch toll. War eine gute Entscheidung. Erste Birkengruppen einen oder zwei Kilometer vor dem Zusammenfluss von Gaukar- und Virmaelva. Ich furte letztere, um auf der Ostseite zu bleiben.


                                                                                                                                      Virmaelva

                                                                                                                                      Hm, so sehr viel tiefer ins Tal muss ich eigentlich gar nicht. Hier gibt es schon einige von Birken und Hügeln beschützte Ecken zum Zelten. Gemächlich folge ich noch ein Stück dem Fluss, lasse hier und da den Rucksack stehen und laufe ziellos in der Gegend umher. Momentan bin ich eher an den Moltebeeren interessiert als an der perfekten Zeltstelle, weil das Wetter so schön ist, besinne mich dann aber auf die Vorhersage, als mehr Wolken aufziehen. Außerdem drängt sich der passende Platz quasi von selbst auf. Ebene Krähenbeerenheide mit Blick auf Sapmanåsen, direkt vor den Birken. Besser geht’s nicht. Einziger Nachteil: die Böschung am Fluss ist hier recht hoch und steil, da komme ich nicht runter. Ein Stück flussaufwärts müsste es aber möglich sein.







                                                                                                                                      Der Wind hat inzwischen auf Südwest gedreht. Nach dem Zeltaufbau breite ich den Schlafsack zum Trocknen aus, suche den Zugang zum Fluss, der ist tatsächlich ein Stück entfernt, wasche mich und bringe dreieinhalb Liter Wasser zurück zu meinem Platz. Das sollte bequem reichen, um einen Tag abzuwettern. Fühle mich sauwohl an diesem Abend … und gut vorbereitet auf alles Wetter, das da kommen mag. Sogar an einen flachen Kochstein habe ich gedacht, sehr hilfreich auf Krähenbeerenheide. Nach Sonnenuntergang kühlt es rasch auf 5°C ab. Eine Herde von vielleicht 20 Rentieren zieht nah am Zelt vorbei, während ich Wasser für ein extrem leckeres Essen koche. Real Turmat Red Thai Curry ist von allen bisher mein Favorit, voll und rundum befriedigend mit angenehmer Schärfe. Danach ein paar Aprikosen – perfekt!


                                                                                                                                      Sapmanåsen

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        super schöne Landschaft im Borgefjell. Da hast du schon Recht daß diese Gegend auch mal was für mich sein könnte. Dass es dort auch Gletscher gibt war mir vorher noch nie so ins Auge gefallen, OK ich hatte die Gegend auch noch nie so intensiv auf Karten und Google Earth abgecheckt.
                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          • 642
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                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                            • 768
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            @berniehh: Sind ja auch nur kleine Gletscher, die man auf der Karte leicht übersieht. Eine Tour im Børgefjell lässt sich dann gut erweitern, z.B. in den spannenden Lomsdal-Visten NP oder zu den Okstindan. Letztere mit deutlich größeren Gletschern, wobei man auf der Route dahin nahe der Grenze zu Schweden jeden Tag mindestens eine Straße quert. Muss ich nicht noch mal machen. Richtig schön fand ich damals aber die Gegend um Tiplingen, Harvasstua und Daningen, nordöstlich vom Børgefjell.

                                                                                                                                            @Shades: Regen ja, Sturm ... später . Im nächsten Teil geht es aber tatsächlich mehr um das Zelt.

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                                              • 768
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              Dienstag, 24. August

                                                                                                                                              Tagebucheintrag: „Eine verlässliche Wetterprognose weiß man zu schätzen. Es ist 19:00 Uhr, seit 10 Stunden prasselt ununterbrochen, ohne Pause, ohne Nachlassen der Regen aufs Zelt. Bis neun war es noch gemütlicher Landregen, da bin ich kurz für eine Erledigung draußen gewesen und habe mich danach eingebunkert. So war es angesagt, also keine Überraschung. Habe einen sehr guten Platz zum Abwettern. Krähenbeerenheide ist elastisch, liegt sich nicht so schnell platt, schön weich. Außerdem versickert das Wasser extrem gut auf diesen Moränenhügeln. Muss nicht befürchten, bald in einer Pfütze zu liegen. Von oben hält das LanShan bis jetzt absolut dicht, bin sehr angetan. Innenzelt für meine Bedürfnisse wohnlich genug, Apsis mehr als ausreichend zum Hantieren.


                                                                                                                                              Wasser holen ist nicht nötig, Topf und Tasse stehen unter dem Außenzeltrand. Nach spätestens zwei Stunden sind sie voll – ein Liter Wasser. Soweit also gemütlich. Ruhe mich aus, kann das auch gut gebrauchen. Frischer bis kräftiger Wind aus Süden, den halten die Birken weitgehend ab. Morgens 2°C, tagsüber 7°C.

                                                                                                                                              Hilft nix, ich muss noch mal raus. Haben Moltebeeren eine abführende Wirkung? Erste Pfützen bilden sich in Vertiefungen, das war vom Zelt aus nicht erkennbar. Sah so aus, als ob alles Wasser versickert. Unter dem Zeltboden ist es nur nass, da steht kein Wasser. Wird gehen. Expedition Foods Couscous Cajun Spices: empfindlich scharf und auch ansonsten sehr gut gewürzt. Wärmt phänomenal gut durch am Regentag. Anregend. Gemüse, Bohnen, Linsen, alles gut.“


                                                                                                                                              So, das ist also die erste Bewährungsprobe für das LanShan1 – viel Regen und ein ganzer Tag drin Herumgammeln. Das Außenzelt ist außen mit Silikon und innen mit PU beschichtet. Das hat den Vorteil, dass alle Nähte von innen getaped werden können. Wurde hier auch sehr sorgfältig gemacht. Nur die wenigen durchgenähten Stellen, z.B. an den Abspannpunkten, habe ich von außen mit verdünntem SeamGrip Sil getränkt. Wäre vielleicht nicht mal nötig gewesen. Es kommt kein Tropfen Wasser durch. Test bestanden. Inzwischen habe ich auch herausgefunden, wie man das Zelt niedriger aufstellt, ohne dass es hinten zu flach wird. Man muss es vorne zuerst (und sorgfältiger als ich das sonst gemacht habe) abspannen und den Stock nicht zu schräg stellen. Sehr niedrig aufgestellt steht er am besten fast senkrecht, so dass er unten das Innenzelt ein bisschen nach hinten drückt.

                                                                                                                                              Innen ist der nutzbare Raum durch die Pyramiden-Konstruktion natürlich begrenzt, man hat im Liegen den Zeltstoff schon recht nah über der Nase. Was mir in der Nacht egal ist, fühlt sich tagsüber doch etwas beengt an. Ist aber beim Akto auch nicht viel anders. Dafür ist die Höhe in der Mitte hier sehr angenehm. Heute stört mich zum ersten Mal wirklich die Innenzelttür – es gibt sie theoretisch in zwei Varianten, als J-door (nur nach einer Seite zu öffnen) und als T-door (beide Seiten zu öffnen). Letztere war nur nicht lieferbar, sonst hätte ich die gleich genommen. Wie beim Soulo ist das Raumgefühl viel besser, wenn man das Innenzelt ganz aufmachen kann. T-door inner wird möglichst bald nachgekauft.



                                                                                                                                              Keine Fotos heute, aber ich kann trotzdem was zeigen, zum Thema leicht und lecker:



                                                                                                                                              Leicht heißt ja auch, dass ich für die ersten acht Tage nicht mehr Nahrung mitnehmen wollte als nötig. Deshalb musste für den zweiten Teil alles unkompliziert im Supermarkt kaufbar sein, und ich wollte auch nicht, dass am Ende was übrig bleibt (wie sonst fast immer). Kornmo, Bixit und Nuss-Frucht-Mischung ist sowieso schon lange Standard. Ich rechne, wenn es kein Müsli gibt, ein Päckchen Kornmo (225g) für zwei Tage und ein Päckchen Bixit (300g) für drei Tage. Die veganen Scheiben mit Käsegeschmack sind ein bisschen gewöhnungsbedürftig, soll heißen nicht so lecker. Erinnern vom Aroma an eine Mischung aus billigem Tütenparmesan und leicht ranziger Butter. Die Scheiben mit Schinkengeschmack (die Frage nach dem Warum ist ergebnislos abgehakt) schmecken dagegen nicht schlecht, und der Aufstrich in der Mitte geht auch. Den würde ich wieder kaufen, wenn es für die Abwechslung nichts anderes gibt. An die Aufstriche von Zwergenwiese reicht keines davon auch nur annähernd heran. Alles nur subjektiv, meine Meinung. Nach den ersten Tagen mit wenig Appetit und der Hungerattacke am Skavelfjell hat es sich jetzt eingependelt, die Menge von ca. 550g/Tag macht jedenfalls satt. Kalorien habe ich nie gezählt.

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                • 28.08.2017
                                                                                                                                                • 3014
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                Dienstag, 24. August

                                                                                                                                                ... Es ist 19:00 Uhr, seit 10 Stunden prasselt ununterbrochen, ohne Pause, ohne Nachlassen der Regen aufs Zelt.
                                                                                                                                                Padjelanta/Nordkalottleden um Kutjaure war der Dauerregen am 25.08., etwa mittags bis Mitternacht, inkl. relativ starkem Wind (uff, Glück gehabt: da hatte ich gerade die Gårssåjávrre-/Karsajaure-Rasthütte erreicht, und die war sogar leer!). Ob das dasselbe Regengebiet war? OK, ganz schön weit weg...

                                                                                                                                                Und spann' uns doch nicht so in Sachen Zelt auf die Folter ... überlege da auch ernsthaft...

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                                                  • 768
                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                  Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Und spann' uns doch nicht so in Sachen Zelt auf die Folter ... überlege da auch ernsthaft...
                                                                                                                                                  Tut mir leid, das geht nicht anders ... der nächste Teil kommt sehr wahrscheinlich schon morgen, und da werden alle Fragen beantwortet (zumindest jene, die ich an das Zelt hatte).

                                                                                                                                                  Am 24. und 25. war das Wetter wohl in einem sehr großen Gebiet ungemütlich, da zog einiges an Regen und Wind durch.

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                    • 07.03.2014
                                                                                                                                                    • 3154
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    Ja, am 23. und vor allem am 24. saß ich in Funäsdalen und hab mich nicht ins Helagsfjäll getraut(*), weil "oben" Böen bis 30m/s angesagt waren. Am 25. war noch ungemütlich, aber nicht mehr so extrem. Das liegt ja ziemlich gut zwischen Rogen und Padjelanta...

                                                                                                                                                    MfG, Heiko
                                                                                                                                                    (*) naja, ich dachte mir halt, ich muss es ja nicht ausreizen, auch wenn mein Zelt es bei ausreichend geschützter Lage vermutlich überlebt hätte...

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      • 1591
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      Da musste ich doch gerade mal nachschauen, wo ich am 24. August war und - ja doch - auch im nördlichen Sarek/Stora Sjöfallet war es an dem Tag ausgesprochen ungemütlich!

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        • 768
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        @Heiko: Jaa ... mit dem Windschutz ist das manchmal so eine Sache ... an einem Tag hat man Glück und am anderen ... weniger

                                                                                                                                                        @Anne: Wir warten gespannt auf Deinen Bericht!

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                          • 768
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          Mittwoch, 25. August

                                                                                                                                                          Kräftiger Regen vom späten Abend bis gegen 04:00 Uhr, danach scheucht der Nordwestwind nur noch einzelne Schauer durch das Virmadal. Viel Schlaf habe ich nicht gekriegt, teils weil gestern ein fauler Tag war und teils, weil der Wind irgendwann in der Nacht so ungünstig gedreht hat, dass meine schützenden Birken ihm nicht mehr im Weg standen. Das wurde dann doch recht unruhig, als er direkt über den Fluss aufs Zelt traf. Hatte zwar keine ernsthaften Sorgen, es ist bombenfest verankert (mit MSR Groundhogs, den besten Heringen, die ich kenne), aber der Stoff wurde vom Wind deutlich nach innen gedrückt. Da fragt man sich unwillkürlich wie stark der wohl dehnbar ist, bis er reißt, obwohl man ziemlich sicher weiß, dass das Zelt noch lange nicht an der Belastungsgrenze ist. Mehr ne Sache von zu viel Fantasie.


                                                                                                                                                          Am Morgen schwächt sich der Wind etwas ab. Kein Grund, sofort aufzubrechen. Ich bin ein bisschen groggy von der Nacht, und das Wetter bleibt unbeständig. Bis zum Mittag warte ich noch, dann gehe ich um 13:00 Uhr los. Sieht jetzt eigentlich ganz gut aus, abgesehen von dem immer noch kräftigen Wind. Wolken treiben über den Himmel, dazwischen kommt auch mal Sonne durch.


                                                                                                                                                          Gæivenåsen, da kam ich vorgestern her, über den langgezogenen linken Hang


                                                                                                                                                          Virmafjellet (links) und Sapmanåsen, zwischen denen will ich durch

                                                                                                                                                          Von hier sieht Sapmanåsen äußerst attraktiv aus, man könnte direkt hoch und über den Gipfel nach Osten gehen. Der liegt sehr günstig, etwas vorgelagert über dem Tal und ist bestimmt ein toller Aussichtsberg. Nach dem Ruhetag juckt es mich richtig in den Beinen, da hochzusteigen. Aber das Wetter ist mir doch zu unsicher, der Wind zu stark. Wie zur Bestätigung kommt ein Schauer runter. Dann wieder Sonne.


                                                                                                                                                          Blick nach Westen


                                                                                                                                                          Da geht es sanft hoch, meine Richtung


                                                                                                                                                          Blick zum Gaukarvatn im Westen

                                                                                                                                                          Nach gut zwei Stunden setze ich mich für eine halbe Stunde hinter einen Felsen in den Windschatten, schon ziemlich hoch in diesem namenlosen Tal zwischen Sapmandalen und oberem Virmadal. Die Passhöhe kann nicht mehr weit entfernt sein, vielleicht einen Kilometer. Den leisen Zweifel, ob es wirklich richtig ist, an diesem wechselhaften Nachmittag, statt im Virmadal durch Wald und Moor, über das Gebirge Richtung Orvassdal zu laufen, schiebe ich beiseite. Wind und Regenschauer sind normales Nordlandwetter, wenn’s danach ginge, könnte man selten irgendwo hoch gehen. Außerdem ist das hier schon Trøndelag...


                                                                                                                                                          Virmafjellet

                                                                                                                                                          Vom Gelände her ist das alles jedenfalls kein Problem. Über den Pass geht es sanft hinunter ins Sapmandal, das ich direkt nach Süden quere. Die Furt erweist sich dann allerdings als unangenehm, weil neben großen Steinen einige tiefe Löcher im Fluss umgangen werden müssen und es gleichzeitig wieder regnet. Für eventuell vorhandene landschaftliche Schönheit habe ich momentan wenig Sinn, mache aber trotzdem brav Fotos zu dokumentarischen Zwecken. Vorzugsweise, wenn ein paar Sonnenstrahlen zu sehen sind.


                                                                                                                                                          Saapmanjaevrie


                                                                                                                                                          Blick nach Süden zum Nobrinfjell




                                                                                                                                                          Furt Sapmanelva


                                                                                                                                                          Sapmandalen

                                                                                                                                                          Mein Ziel ist das Lotterdal, genau im Süden, und dazwischen steht ein Berg mit der Höhe 1182m. Westlich herum durch das Tal oder östlich über den Bergrücken? Na ja, jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an. Wenn ich durchs Tal wollte, hätte ich das von Anfang an machen können. Also zum Berg. Ich halte mich noch ein Stück südlich, dann nach Südosten, weiter leicht ansteigend am Übergang zum Nåebrienjaevrie, und am höchsten Punkt wieder direkt nach Süden. Warum bläst der Wind hier so stark aus Osten? Das ist ja fast wie im Tespdal, nur höher und die Landschaft offener.


                                                                                                                                                          Über diesen Bergrücken muss ich … sieht einfach aus ...

                                                                                                                                                          und ist es auch. Zur Not hätte ich einen Schlenker nach Osten machen können, aber die steinige direkte Route zum See 1003m macht Spaß. Bevor ich umgeweht werde, steige ich einige Höhenmeter ab. Hier geht es eigentlich, jedenfalls viel besser als oben. Da könnte man doch sogar darüber nachdenken, hier zu nächtigen, mit Blick über den See. Gute Zeltstellen scheint es auch zu geben, sogar direkt an einem Bach.


                                                                                                                                                          Nåebrienjaevrie


                                                                                                                                                          Am Berg 1182m


                                                                                                                                                          See 1003m

                                                                                                                                                          Oder doch lieber zum See runter? Ist es hier immer noch zu windig? Ein bisschen unschlüssig stehe ich herum und überdenke die Möglichkeiten. Sehr viel weiter will ich jedenfalls heute nicht gehen. Nee, ich bleibe hier. Um 17:45 Uhr steht das Zelt. Nur ganz kurze Minimalwäsche im Bach, weil ich keine Lust auf Erfrierungen habe, dann setzte ich mich rein. Hm, wirklich gut fühlt sich das nicht an. Der Wind bläst mit ziemlicher Kraft schräg von hinten aus Nordost und dehnt in Böen das Außenzelt, bis es mir in den Rücken drückt. Das kann doch nicht gut sein. Also lieber woanders zelten? … oder? … Steine gibt es genug … einen Windschutz bauen? Hehe, dem Wind werd ich zeigen wie man ihm trotzt. Ein paar große Steine sind schnell aufgestellt ... ich mache schon mal stolz ein Foto ... da fährt der Wind in die Apsis und reißt meine Rucksack-Regenhülle mit sich. Schneller als ich hinterher rennen kann fliegt sie über den Steilhang. Da geht es nicht weiter, ich muss unten rum. Zum Glück hat sie sich an einer Stelle aufgehängt, die ich erreichen kann und wartet dort geduldig. So, jetzt brauch ich mehr Steine. Viel mehr Steine.


                                                                                                                                                          Das reicht noch lange nicht


                                                                                                                                                          So vielleicht?

                                                                                                                                                          Ein paar mehr noch, dann probiere ich es. Koche mir gegen 19:00 Uhr einen Kaffee und fühle mich halbwegs sicher. Bis der Wind eine Schippe drauflegt. Vielleicht hätte ich ihn doch nicht herausfordern sollen. Was kommt da noch? Eine Viertelstunde später reicht es mir. Nein, so geht das nicht. Es ist jetzt so wie vor zwei Stunden ohne Windschutzmauer, der dünne Außenzeltstoff wird am Rand zu Boden und mir beim Sitzen ins Kreuz gedrückt. Er dehnt sich einfach zu stark. Hier kann ich nie und nimmer schlafen. Der Wind hat gewonnen. Die Entscheidung fällt um 20:00 Uhr und eine weitere Viertelstunde später habe ich gepackt.







                                                                                                                                                          Runter zum See (an dem extrem nassen Strand geht gar nichts), am Südufer entlang, die Sonne ist schon untergegangen, und um den Westausläufer vom Nobrinfjell laufe ich noch. Vor dem Punkt 908m finden sich akzeptable Plätze, der Hang sollte den Nordostwind einigermaßen abhalten. Scheint mir die beste Stelle zu sein, zumal es dämmert. Um 21:30 Uhr habe ich mich eingerichtet und beginne mit dem Kochen. Real Turmat Chili Gryte: Lecker. Müde.

                                                                                                                                                          Gegen 23:00 Uhr bin ich bettfertig, aber nicht entspannt. Selbst hier unten fegt der Wind mit Böen im Minutentakt den Hang herunter, und das Außenzelt dehnt sich so stark, dass es mir im Liegen aufs Gesicht drückt. So kann doch kein Mensch schlafen! Jetzt, spätestens jetzt wünsche ich mir mein Soulo her. Alle Heringe halten, der Wanderstock (also die Mittelstange) bewegt sich kaum. Das Zelt bleibt stehen, aber ich halte es nicht mehr aus. Um Mitternacht schiebe ich den Stock um ein Drittel zusammen. Sofort ist der Druck raus, auch wenn der Stoff jetzt wie bescheuert flattert und auf mir drauf liegt. Ist mir egal. So kann ich wenigstens sicher sein, dass nichts reißt oder sonst was Schlimmes passiert.

                                                                                                                                                          Fazit: das Zelt verträgt eine Menge Wind, nur ich nicht.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            • 1591
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            ...das Zelt verträgt eine Menge Wind, nur ich nicht.
                                                                                                                                                            Warum kommt mir das so bekannt vor!!??!!

                                                                                                                                                            ... mein Bericht dauert noch, es gibt hier erst noch viel zu viel Spannendes zu lesen...

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              • 734
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              Herrliche Schilderungen und Bilder - aber für mich sieht es irgendwie auch schwedisch aus im Bjørgefjell. Echt nette Weiten. Aber ist ja auch nicht mehr so weit weg.
                                                                                                                                                              Und so eine Sturmnacht - ja Stock runter ist auch eine Möglichkeit, aber die Flatterei ließe mich auch nicht schlafen.

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                @Anne: Vielleicht solltest Du Dir dann lieber das Soulo angucken als das LanShan. Mit 12 Abspannleinen an 12 Heringen in festem Boden merkt man solchen Wind wie am Nobrinfjell kaum noch

                                                                                                                                                                @Volker: Dachte ich auch, dass ich nicht schlafen könnte, mit so nem labberigen Lappen auf mir drauf ... wird sich im nächsten Teil zeigen, der kommt möglicherweise heute noch.

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  • 768
                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                  #81
                                                                                                                                                                  Donnerstag, 26. August

                                                                                                                                                                  Im fahlen Licht des frühen Morgens flattert das Zelt nur noch leicht, als ich aufwache. Hab ich also doch ein paar Stunden geschlafen. Zutraulich schmiegt sich das schlaffe Außenzelt an meinen Schlafsack, der ohne Widerstand alles Kondenswasser aufsaugt. Den muss ich heute unbedingt trocken kriegen. Nachdem der Stock wieder auf normale Länge gestellt ist und das Zelt sich reckt und streckt, wage ich einen Blick nach draußen. Sieht gut aus, zum Glück. Paar Wolken am Himmel, kein Nebel, keine Böen mehr, stattdessen stetiger Ostwind bei 2°C. Ich fühle mich nicht unbedingt ausgeruht, aber unternehmungslustig. Also los. Kaffee kochen, packen, Aufbruch viertel vor acht.



                                                                                                                                                                  See 884m

                                                                                                                                                                  Am See 884m entlang laufe ich ins Lotterdal. Breit und freundlich zieht es sich nach Süden und scheint irgendwie auf mich zu warten. Oder vielleicht nicht speziell auf mich, aber es sieht einladend aus. Komm und lass es dir wohl ergehen hier, Wanderer.




                                                                                                                                                                  Lotterdalen

                                                                                                                                                                  Auf den ersten Kilometern ist das Gelände noch nass und etwas steinig, aber je weiter ich gehe, umso besser wird es. Beerenbewachsene Hügel, trockene Wiesen, ein munterer Bach in der Mitte … Sonne! Vielleicht kann ich sogar bald Mütze und Handschuhe ausziehen, noch weht der Wind zu kalt. Nach dem ungemütlichen Tag gestern ist das aber nur ein sehr kleiner Wermutstropfen, eigentlich nicht erwähnenswert. Ich bin gut gelaunt und mache viele Fotos. Alles erscheint mir in diesem Tal, an diesem Morgen besonders anmutig: Formen, Farben, die vorbeiziehenden Rentiere, Wollgras, Farn und sogar die Krähenbeeren.


                                                                                                                                                                  Blick auf Orvassdalen mit Getsvatnet und Orvatnet


















                                                                                                                                                                  Orvassdalen



                                                                                                                                                                  Nach knapp zwei Stunden die ersten Birken. Natürlich sind es besonders anmutige Birken, doch das soll sich bald ändern, denn ganz allmählich komme ich hinunter ins Orvassdal. Ein geschütztes Paradies für Birken, die sich hier dicht an dicht drängeln, aber weniger für den Wanderer, der es einfach nur queren will. Wo immer möglich, halte ich mich an die Moore. Im Moor geht es für kurze Zeit gut voran, bis es am nächsten Birkenwald … am nächsten Birkendickicht … endet. Manchmal finde ich Wildwechsel in meine Richtung, oft genug nicht. Oder ich folge einem Tierpfad, der dann am Hang nach Westen schwenkt, folge ihm noch ein Stück, in der Hoffnung, er möge sich wieder talwärts wenden, was er nicht tut, und schlage mich dann doch wieder durchs Unterholz. Das war dann einfach nur ein unnötiger Umweg. Weiter unten gibt es mehr Moor, aber auch das allseits beliebte Silberweidendickicht. Vom Regen in die Traufe. Plötzlich stehe ich vor dem Fluss, Orvasselva. Paar hundert Meter westlich der Einmündung der Lotterelva. Uff … wird aber auch Zeit.


                                                                                                                                                                  Moor ist gut …


                                                                                                                                                                  bis es endet


                                                                                                                                                                  Da noch durch … Silberweiden


                                                                                                                                                                  Lotterelva


                                                                                                                                                                  Orvasselva

                                                                                                                                                                  Die sieht hier recht tief aus, aber ich habe ganz bestimmt keine Lust, so lange am Ufer entlangzugehen, bis ich eine bessere Furtstelle finde. Es ist halb elf, Frühstück gibt es erst auf der anderen Seite. Hose hochkrempeln wird hier nicht reichen. Na ja, es geht dann doch ganz gut, inklusive Unterbodenwäsche, soll heißen knapp hüfttief. Glücklich auf der anderen Seite finde ich nach kurzer Suche einen passenden Platz für die erste Pause im Birkenwald und trockene Unterwäsche im Rucksack. Alles Nasse darf über die Zweige gebreitet trocknen. Birken sind doch ungemein praktisch.

                                                                                                                                                                  Nach ausgiebiger Körperpflege (ja, Fjellfex, auch mit Rasur), fühle ich mich so richtig gründlich wohl. Schön dieses üppige Tal, wirklich sehr, sehr schön.



                                                                                                                                                                  Ohne weitere Umstände geht es um 13:00 Uhr gleich hier den Hang hoch. Egal wie, nur raus aus dem Wald. Wie auf der Nordseite muss man auch hier auf der Südseite einfach gucken, wo die Birken weniger dicht wachsen und später den Kurs korrigieren. Kommt mir hier einfacher vor, aber vielleicht bin ich auch nur ausgeruhter. Der Blick von hier über den Fluss zum Lotterdal ist auf jeden Fall großartig. Getsklumpen heißt dieser Berg, und ich will mitten drüber. Dafür muss ich oberhalb der Waldzone ein bisschen weiter nach Süden gehen und den felsigen Ausläufer des westlichen Gipfels übersteigen. Von oben hat man einen weiten Blick über den Namsvatn.


                                                                                                                                                                  Orvassdalen


                                                                                                                                                                  Blick über Orvassdalen zum Lotterdal


                                                                                                                                                                  Kann man Moltebeeren eigentlich auch in s/w fotografieren?


                                                                                                                                                                  Ja, ich finde, es geht


                                                                                                                                                                  Unteres Lotterdalen


                                                                                                                                                                  Namsvatnet Nordbucht


                                                                                                                                                                  Namsvatnet


                                                                                                                                                                  Letzter Blick auf das Lotterdal

                                                                                                                                                                  Dann komme ich in ein kleines Hochtal, das sich von NO nach SW über den Getsklump zieht. Für eine kurze Pause nach dem Aufstieg weht der Ostwind hier leider zu frisch, also laufe ich gleich weiter. Auf der Südseite geht es genau so einfach wieder runter. Ich versuche, so gut wie möglich die Richtung zu halten und peile den mittleren Måarenjaevrie (Beinvatn) mit der Höhe 690m an.


                                                                                                                                                                  Getsklumpen-Hochtal


                                                                                                                                                                  Zu windig für eine Pause


                                                                                                                                                                  Neugierige Rentiere


                                                                                                                                                                  Hochtal




                                                                                                                                                                  Beinvassdalen




                                                                                                                                                                  Blick nach Westen zum Namsvatn

                                                                                                                                                                  Weiter unten mache ich eine gute Stunde Pause in der Strauchzone, windgeschützt und sonnig. So kann man es aushalten. Trotz wenig Schlaf bin ich heute richtig gut drauf, nur die Beine werden allmählich müde.

                                                                                                                                                                  Man hat es von oben schon gesehen: vor dem mittleren Beinvatn muss eine nasse, sehr nasse Ebene durchquert werden. Die ist dann tatsächlich unangenehm, aber auch nicht so groß. Bald stehe ich vor dem Bach, der als hübscher Wasserfall aus meinem angepeilten See herausfließt.





                                                                                                                                                                  Blick zurück: Getsklumpen und nasse Ebene


                                                                                                                                                                  Beinvatnet 690m, Blick nach Süden, in meine Laufrichtung

                                                                                                                                                                  Dieser See ist wirklich wunderschön. Einzelne Birken, Beeren- und Strauchheide, kleine Sandstrände und Moore fügen sich hier zu einer besonders harmonischen Landschaft, die mich berührt. Auf einem Tierpfad laufe ich gegen den Uhrzeigersinn um den See herum, die Seite sieht mir weniger nass aus, und entdecke dabei eine oder zwei Feuerstellen. Erst jetzt fällt mir auf, dass es seit den Hütten am Store Kjukkelvatn keinerlei menschliche Spuren irgendwelcher Art gab. Die Route bis hier wird wohl nur sehr selten begangen.





                                                                                                                                                                  Nur wenige Meter hinter diesem See komme ich zum oberen Måarenjaevrie oder Beinvatn, an dem ich ebenfalls westlich entlang laufe. Hier ist das Ufer etwas nasser. Allmählich halte ich auch die Augen offen nach möglichen Übernachtungsplätzen, überquere am Südwestende noch den Zulauf … eigentlich sieht hier alles zu feucht und krautig aus … und stehe plötzlich mitten auf dem perfekten Zeltgelände. Herrlich! Eine reiche Auswahl ebener Stellen, offen mit Blick über den See oder geschützt unter Birken. Mir ist heute der geschützte Platz lieber, als Kontrast zu gestern. Glücklich stelle ich das Zelt auf, wasche mich kurz und genieße ein gepflegtes Heißgetränk in der späten Nachmittagssonne. Mit Vogelgesang und allem drum und dran ... wie man sich eben den perfekten Abend in der Wildnis vorstellt. Fühle mich sauwohl.


                                                                                                                                                                  Beinvatnet 694m




                                                                                                                                                                  Perfekter Zeltplatz am oberen Beinvatn
                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von Borgman; 09.10.2021, 07:09.

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                                    • 02.09.2016
                                                                                                                                                                    • 1511
                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                    #82
                                                                                                                                                                    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                    Nach ausgiebiger Körperpflege (ja, Fjellfex, auch mit Rasur)
                                                                                                                                                                    Von einem Fjell-Gentleman wie dir habe ich nichts anderes erwartet!

                                                                                                                                                                    Die s/w-Moltebeere will mich gar nicht anlachen; die überlasse ich dir und nehme lieber die farbige.

                                                                                                                                                                    Und klasse, mal endlich was über die Gegend rund ums Orvassdalen lesen zu können! Selbst bei einschlägigen norwegischen Tourenportalen ist das ziemliche terra incognita.

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                                      • 22.05.2016
                                                                                                                                                                      • 768
                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                      #83
                                                                                                                                                                      Ja, das war auch ein Grund, warum mich diese Route so gereizt hat - von der Gegend hört oder liest man fast nie was. Um die Lücke zu schließen, und damit Andere das Wandergelände besser einschätzen können, habe ich im Zweifelsfall lieber ein Foto mehr als zu wenig mit reingenommen. Hier noch mal der Link zum Album, wo man sich die Bilder für mehr Details mit zwei Vergrößerungsstufen in Originalgröße anschauen kann:

                                                                                                                                                                      https://www.flickr.com/photos/144877...57719867318946

                                                                                                                                                                      (Und natürlich gebe ich Dir Recht, nur die farbige Moltebeere sieht lecker aus. Mir ging es eher um die Frage, ob man in dem wuseligen Gras und Kraut (denkbar ungeeignet für s/w) überhaupt ein halbwegs ausdrucksvolles Foto hinbekommt. Schwierig ... man darf geteilter Meinung sein )

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                        • 02.09.2016
                                                                                                                                                                        • 1511
                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                        #84
                                                                                                                                                                        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                        Ja, das war auch ein Grund, warum mich diese Route so gereizt hat - von der Gegend hört oder liest man fast nie was.
                                                                                                                                                                        Das Orvassdalen war mir eigentlich nur von "Jens i villmarka" im norwegischen Fernsehen vertraut. So schön das Tal ist - die Geländebeschaffenheit zum Wandern wird von Jens da als "møkkadritt" bezeichnet... und von dir in gewisser Weise bestätigt. Vielleicht sind deshalb ja so wenige dort unterwegs.

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                          • 768
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          Ja genau … Jens Kvernmo hatte sowieso einen Hammertag mit Bamse und Tarzan, weil er es unbedingt rechtzeitig zum kalvmerking am Südostende vom Orvatnet schaffen wollte. Vom Gaukarvatn! Og dit er det ganske langt (ab Minute 11:30). Im Wald (ab 15:00) machte er einen reichlich erschöpften Eindruck. Habe den Link noch mal rausgesucht (lohnt sich):

                                                                                                                                                                          https://tv.nrk.no/serie/jens-i-villm...de/6/avspiller

                                                                                                                                                                          Ganz genau konnte ich nicht erkennen, wo sich unsere Routen kreuzen oder vielleicht ein Stück parallel gehen, aber man sieht in der Episode auf jeden Fall schön was vom Børgefjell.

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                            • 768
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            Freitag, 27. August

                                                                                                                                                                            An diesem Wohlfühl-Platz konnte ich endlich mal wieder richtig gut schlafen. Nach den zwei wegen Wind kaum erholsamen Nächten war das auch dringend nötig. Gar nicht mal so sehr in körperlicher Hinsicht, ich komme zur Not auch eine Woche mit sehr wenig Schlaf aus, aber in seelischer.

                                                                                                                                                                            Heute ist es mit 5°C sogar einen Tick wärmer als gestern Abend, also logischerweise kein Kondenswasser am Zelt, und das gewaschene T-Shirt ist auch über Nacht getrocknet. Bedeckter Himmel, leichter Südostwind. Ich möchte den schönen Platz noch ein Weilchen ausnutzen, bevor ich ihn verlasse. Nichts drängt mich. Für die grob geschätzt 45 Wanderkilometer bis Namsskogan, je nach Gelände ein paar mehr oder weniger, bleiben mir drei volle Tage. Sollte das Wetter schlechter werden, könnte ich auch nach Røyrvik laufen, Sonntag den Bus bis Grøndalselv und von Lassemoen den Abendzug nach Namssogan nehmen. Nicht sehr elegant, aber ein Notnagel. Es gibt also überhaupt noch keinen Grund für einen Plan.




                                                                                                                                                                            So sieht mein Frühstück aus, und praktischerweise ist auf dem Foto auch mein neuer Kocher zu sehen, mit dem ich soweit sehr zufrieden bin. Toaks Siphon mit dem einfachen Topfstand aus Draht. Gegenüber dem Trangia ist er nicht nur viel leichter, sondern hat noch andere Vorteile. Die Löcher am oberen Rand sind nach innen gerichtet, wodurch meiner Meinung nach weniger Wärme verloren geht, wenn ein schmaler, hoher Titantopf drauf steht. Titan als Topfmaterial (anders bei Tassen) ist eigentlich Quatsch, weil es so schlecht Wärme leitet. Hatte früher mal einen für eine Tour benutzt und danach wieder verschenkt. Aber mit dem Toaks-Brenner funktioniert es ganz gut. Außerdem zündet dieser bei kühlen Temperaturen etwas besser als der Trangia. Was ich für einen Nachteil hielt, nämlich dass man wegen des fehlenden Deckels nur so viel Spiritus einfüllen sollte wie man tatsächlich braucht (Zurückgießen ist eine Kleckerei), spielt überhaupt keine Rolle. Das hat man sehr schnell im Gefühl. Dadurch verbrauche ich nicht mehr Spiritus als früher, eher sogar etwas weniger. Der Topfstand ist bei unebenem Boden oder auf Pflanzendecke natürlich wackelig, da werde ich mir noch einen stabileren zulegen. Mit so einem guten Kochstein wie auf dem Foto ist es zwar überhaupt kein Problem, nur findet man die nicht überall.


                                                                                                                                                                            Måarenjaevrie 694m

                                                                                                                                                                            Nach einem kleinen Morgenspaziergang frühstücke ich in Ruhe und gehe um neun los. Zuerst mal hier am Bach hoch bis zum See 755m, dann immer weiter über den flachen Sattel zwischen Rööpse/Raudfjellet und dem Berg 932m. Alles ziemlich einfach. Am höchsten Punkt überschreite ich die Nationalparkgrenze.


                                                                                                                                                                            Zwischen den Seen 694m und 755m




                                                                                                                                                                            Rööpse (links) und der Übergang nach SW


                                                                                                                                                                            Am See 755m

                                                                                                                                                                            Bisschen blöd wird es erst, als ich mich entscheide, rechts vom Bach zu den Renselskardtjønnin abzusteigen. Hier ist die Vegetation mit Birken und Silberweiden nämlich viel dichter als auf der anderen Seite. Geht aber trotzdem. Jetzt komme ich in eine schönes grünes Tal mit Namen Renselskard. Eine Kette kleinerer Seen wird hier überragt von einer Kette interessanter Berge, den drei Dearkas. Luvlie- Gaske- und Jillie-Dearka. Gaske heißt mittlerer, also wird luvlie vermutlich östlicher und jillie westlicher bedeuten? Mit Sørsamisk kenne ich mich überhaupt nicht aus.


                                                                                                                                                                            Renselskardet mit den drei Dearkas

                                                                                                                                                                            Wenn das Wetter es zulässt, will ich gerne einen Blick auf die Südseite der Bergkette werfen ... das hat allerdings noch nicht entschieden, ob es aufklart oder sich zusammenzieht. Hat ja auch noch Zeit. Ich gehe vorerst an der Nordseite der Seen entlang nach Westen. Nasse Stellen und kleine Moore gibt es, wie üblich, aber man kommt gut voran. Schneehühner und Rentiere fühlen sich hier auch wohl. Am höchsten Punkt, bevor das Tal zum Storgollomsvatn abfällt, mache ich am kleinen See 720m eine längere Pause.


                                                                                                                                                                            Abstieg zur Seenkette


                                                                                                                                                                            Samenkote am ersten See … hier hätte ich einen Pfad erwartet, werde aber enttäuscht




                                                                                                                                                                            See 707m


                                                                                                                                                                            See 720m, Blick nach WNW

                                                                                                                                                                            Immer noch weht der Wind ungemütlich kalt aus Osten, aber manchmal kommt schon für ein paar Minuten die Sonne durch. Das lässt hoffen. Bei schlechter Sicht könnte man bestimmt auch einfach die Höhe halten und am Berghang entlang gehen … sieht von hier ziemlich uneben aus, mit Buckeln und Felsbändern, die sich den Hang herunter ziehen … oder eben die attraktivere Variante, nämlich zum Gaske-Dearka aufsteigen und nordwestlich davon wieder runter. Nach einem zweiten Kaffee fühle ich mich frisch genug für diese Route. Und das Wetter spielt mit!


                                                                                                                                                                            Blick nach NW


                                                                                                                                                                            Meine Aufstiegsroute zum Gaske-Dearka … sieht nicht schwierig aus


                                                                                                                                                                            Etwas höher


                                                                                                                                                                            Blick zurück, Renselskardet

                                                                                                                                                                            Eine knappe Stunde nach der Pause erreiche ich die kleine Hochebene direkt unterhalb des Gaske-Dearka. Hier lasse ich den Rucksack an einem markanten Stein stehen (hoffentlich finde ich ihn später wieder) und steige über den Felsriegel, mit dem Gaske-Dearka nach Osten ausläuft. Wow … was auf der Karte schon spannend aussah, ist in Wirklichkeit ... hammergeil!


                                                                                                                                                                            Luvlie-Dearka, rechts Bielnie


                                                                                                                                                                            Bielnie und Mealhkoe, der See rechts heißt Bielnietjonne


                                                                                                                                                                            Gaske-Dearka


                                                                                                                                                                            Renselskardet


                                                                                                                                                                            Namsvatnet mit Kvigtinden in der Ferne




                                                                                                                                                                            Gaske-Dearka

                                                                                                                                                                            Eine ganze Weile verbringe ich hier, glücklich staunend über die einzigartige Landschaft, bevor ich zurück zum Rucksack gehe. Noch will ich hier nicht runter, also fülle ich an einem Bächlein meine Wasserflasche, laufe zum Nordrand der Hochebene und suche mir ein windgeschütztes Plätzchen mit Blick zum Namsvatn.


                                                                                                                                                                            Jillie-Dearka von der kleinen Hochebene aus



                                                                                                                                                                            Da ganz weit im Norden bin ich vor wenigen Tagen gelaufen … vor dem ungemütlichen Wetter … in einer anderen Zeit. Seltsam, wie einem das Gefühl für die Zeit entgleitet, wenn man so intensiv im Augenblick lebt … wenn man so mit der spürbaren Wirklichkeit beschäftigt ist, der Natur, dem Gelände, dem Wetter … pfadlos, mit einem Ziel aber ohne Plan, … dass man kaum noch weiter über den Augenblick hinaus denkt als bis zum nächsten Felsbuckel.




                                                                                                                                                                            Kleiner See am Jillie-Dearka


                                                                                                                                                                            Blick zurück zum Gaske-Dearka



                                                                                                                                                                            Felsbuckel ist ein gutes Stichwort. Blanke Felsplatten, Buckel, Rinnen, Stufen prägen den Abstieg nach Nordwesten, trocken oder nass, stellenweise mit dünner Vegetationsdecke. Wenn man es nicht gerade eilig hat, macht das richtig Spaß. Ich probiere es auf der rechten Seite vom Bach, auf der linken, dann wieder auf der rechten, immer auf der Suche nach dem besten Übergang zur nächsten Stufe, umgehe glatte Stellen und komme so allmählich hinunter.


                                                                                                                                                                            Storgollomsvatnet, dahinter Namsvatnet


                                                                                                                                                                            Blick zurück … die Hälfte ist geschafft




                                                                                                                                                                            Noch ein Stück runter und dann auf dem grünen Band um den Berg


                                                                                                                                                                            Bei Nässe vielleicht weniger schön

                                                                                                                                                                            Durch ziemlich unebenes Gelände geht es weiter am Nordhang des Jillie-Dearka. Hier gäbe es kaum gute Zeltmöglichkeiten, deshalb setzte ich meine ganze Hoffnung auf den einzigen See, der noch auf meiner Route liegt, Aleksandertjønna, und werde nicht enttäuscht. Im Gegenteil, der See ist ein Traum! Und noch besser: auf einer kleinen Landzunge lockt unwiderstehlich der schönste Zeltplatz, den man sich überhaupt nur denken kann.


                                                                                                                                                                            Aleksandertjønna

                                                                                                                                                                            Heute ist wirklich mein Glückstag. Ich kann gar nicht aufhören zu grinsen, als ich gegen 17:30 Uhr den Wandertag für beendet erkläre und die Landzunge in Beschlag nehme. Was für ein geiler Platz! Eine kleine Feuerstelle zeigt, dass ich nicht der erste bin, der so denkt.


                                                                                                                                                                            Landzunge mit Zelt

                                                                                                                                                                            Nach der üblichen Routine, Zeltaufbau, waschen, Kaffee kochen, flaut der ohnehin nicht besonders starke Wind ab. Am frühen Abend ist es ganz still. Dass den Mücken das Wetter auch sehr gut passt und ich ein paar Stiche abkriege, stört mich überhaupt nicht. Tolles Licht jetzt … muss noch mehr Fotos machen.









                                                                                                                                                                            Ein bisschen zögere ich, jetzt schon das Mobiltelefon einzuschalten … eigentlich will ich noch keinen Kontakt zur Zivilisation. Na ja, meine Frau wird sich freuen, dass ich wohlauf bin, also mache ich es doch. Schwaches Netz, aber für eine Textnachricht reicht es. Und für die aktuelle Wettervorhersage … sieht gut aus, noch zwei Tage trocken, danach Regen. Dann schalte ich das Ding wieder ab und bereite das Abendessen vor.



                                                                                                                                                                            Der Windschutz aus Titanfolie ist super, ich benutze ihn immer, auch wenn ich in der Apsis koche. So schön man bis jetzt draußen sitzen konnte, bei Sonnenuntergang kühlt es sehr schnell ab. Man kann dem Thermometer praktisch beim Fallen zusehen. 2°C um 20:40 Uhr.

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                              • 03.01.2014
                                                                                                                                                                              • 1067
                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                              Danke für einen spannenden Bericht, gut geschrieben und feine Bilder!

                                                                                                                                                                              Kannst Du noch was zu dem Windschutz sagen? Wo kommt der her? Ich bin auch sehr für Titanfolie, unkaputtbar und leicht und vor allem kann man den super einfach zusammenrollen, ohne daß er verknickt. Nie wieder Alu!

                                                                                                                                                                              Taffi

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                • 12.11.2007
                                                                                                                                                                                • 177


                                                                                                                                                                                #88
                                                                                                                                                                                Ein spannender Bericht. Deine Tour würden wir glatt als copy übernehmen :-)

                                                                                                                                                                                Wer dringend eine ausführliche Anreisebeschreibung braucht, möge bitte jetzt die Hand heben, dann kann ich sie nachliefern.
                                                                                                                                                                                Wären wir wirklich daran interessiert.

                                                                                                                                                                                Kannst du bitte noch kurz 2 Sätze zu deiner Navigation während der Tour schreiben, Papierkarten, digitale Karten auf Smartphone etc. Deinen Tourenverlauf hast du diesen als gps track zu Hause am PC geplant und auf dein Smartphone überspielt, falls vorhanden oder spontan vor Ort dem Gelände angepasst?

                                                                                                                                                                                Vielen Dank und LG

                                                                                                                                                                                Kungsleden - 2010
                                                                                                                                                                                Nordkalottleden - 2010
                                                                                                                                                                                Pacific Crest Trail - Class of 2016 - Thru Hike

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                  • 22.05.2016
                                                                                                                                                                                  • 768
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  @Taffi: Der Windschutz war in diesem Set von Toaks dabei, gekauft bei walkonthewildside. Da kriegt man die Titanfolie auch einzeln, für 12,90€. In das Set, also den Topf, passt zusätzlich exakt die 375ml Tasse von Toaks, nicht aber der Windschutz, der ist zu hoch. Einziger Nachteil: als Titanfolien-Anfänger hab ich mich erst mal damit in den Finger geschnitten, die ist scharf wie ein Messer.

                                                                                                                                                                                  @pix: Freut mich, dass ihr hier Anregungen für eine eigene Tour findet. Das Børgefjell ist ja so abwechslungsreich, dass man je nach Wetter und verfügbaren Wandertagen ganz viel variieren kann. Ich habe nur Start Ivarrud und Ziel Namsskogan festgelegt, mit der Option, nach Røyrvik auszusteigen, wenn die Zeit knapp wird. Die Route war wie gesagt absichtlich nicht vorgeplant. Ich hätte mir auch vorstellen können, vom Kvigtind genau nach Osten zur Hütte im Ranserdal zu gehen und von dort zum Orvassdal. Auf jeden Fall wollte ich die Gegend östlich und südlich vom Namsvatn durchwandern, vom Orvassdal zu den Dearkas. Deshalb wäre das Boot über den Namsvatn für mich keine Option gewesen. Damit kann man natürlich auch abkürzen (rechtzeitig vorbestellen).

                                                                                                                                                                                  Navigiert habe ich nur nach Papierkarte. Den Kompass brauchte ich hier gar nicht, ist aber immer griffbereit in der Hüftgurttasche vom Rucksack. Das Smartphone bleibt aus, dann muss ich auch nicht nachladen. GPS benutze ich überhaupt nur dort, wo die Navigation nach Karte schwierig ist, also auf hoher See und in den unendlichen Weiten
                                                                                                                                                                                  der Finnmark. (Nicht, dass ich in Wirklichkeit auf hohe See fahren würde, also nur in der Finnmark )

                                                                                                                                                                                  Zur Anreise kann ich gerne noch was schreiben. Was interessiert euch denn? Die nervige Einreise nach Norwegen, weil die Grenzpolizei am Flughafen Mittagspause hatte/einen Betriebsausflug machte/gemeinsam auf dem Klo war/verkatert zu Hause lag, weil der Betriebsausflug am Tag zuvor in eine Schnapsbrennerei ging … jedenfalls nicht am Arbeitsplatz … und man uns ohne den Wisch von der Polizei, dass wir zertifiziert geimpft sind, in die Schlange zum Testen geschickt hat? Oder mehr zum Reisen in Norwegen mit Bus, Bahn und Fähre und den diversen Apps (man braucht eben doch zwingend ein Smartphone seit Corona), die alles für mein Empfinden erst mal komplizierter, weil ungwohnt, dann aber in der Praxis sehr viel einfacher gemacht haben?

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    • 12.11.2007
                                                                                                                                                                                    • 177


                                                                                                                                                                                    #90
                                                                                                                                                                                    ...Oder mehr zum Reisen in Norwegen mit Bus, Bahn und Fähre und den diversen Apps (man braucht eben doch zwingend ein Smartphone seit Corona), die alles für mein Empfinden erst mal komplizierter, weil ungwohnt, dann aber in der Praxis sehr viel einfacher gemacht haben?
                                                                                                                                                                                    Genau, diie Anreise klingt zeitaufwendig und wie du geschrieben hast logistisch recht aufwendig.
                                                                                                                                                                                    Kungsleden - 2010
                                                                                                                                                                                    Nordkalottleden - 2010
                                                                                                                                                                                    Pacific Crest Trail - Class of 2016 - Thru Hike

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                      • 22.05.2016
                                                                                                                                                                                      • 768
                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                      #91
                                                                                                                                                                                      Zitat von pix Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                      Genau, diie Anreise klingt zeitaufwendig und wie du geschrieben hast logistisch recht aufwendig.
                                                                                                                                                                                      Och, das ging eigentlich diesmal recht einfach ... als ich mich dran gewöhnt hatte. Kann ich gerne am Reisetag (30.08.) mehr drüber schreiben, da passt es.

                                                                                                                                                                                      In den jetzt folgenden Teil nehme ich auch wieder mehr Fotos rein als nötig, damit man sich die Wanderstrecke gut vorstellen kann ... die dürfte auch noch nicht oft beschrieben worden sein.

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                        • 22.05.2016
                                                                                                                                                                                        • 768
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        Samstag, 28. August

                                                                                                                                                                                        Viel kühler wurde es dann gar nicht, und weil der Schlafsack gestern bei besten Bedingungen trocknen konnte, war er auch wieder mollig warm. Bin um 05:30 Uhr wach … viel Kondenswasser … klarer Himmel, fast kein Wind, 2°C. Die Sonne wird noch lange nicht über den Hang im Osten klettern. Ich bleibe noch eine Weile liegen, lasse mir Zeit mit dem Kaffee und breche kurz nach acht auf, gleichzeitig mit dem Sonnenaufgang über der Landzunge.




                                                                                                                                                                                        Ein weiteres Ausrüstungsteil, und sogar das wichtigste, wenn es um Gewichtseinsparung geht, wurde noch gar nicht erwähnt: Mein neuer Rucksack, der Exped Lightning 60. Hier nach einer guten Wanderwoche schon nicht mehr ganz voll. Tom (evernorth) hatte so einen in blau bei zwei unserer Wochenendtrips dabei, und da fand ich ihn erst mal einfach nur extrem schick. Konnte mir aber nicht vorstellen, dass er für eine längere Wildnistour geeignet ist ... tja, man muss eben offen für verschiedene Möglichkeiten sein. Mit knapp 17 kg war er in Ivarrud für 9 Tage beladen und trug sich damit angenehm. Was will man mehr? Rückenpolster, Deckel- und Bodenfach habe ich nach kurzer Gewöhnung nicht vermisst. 10, 11 Tage gehen bestimmt auch noch, dann wird es vermutlich eng. Es sei denn, man kann Nahrung nachkaufen.



                                                                                                                                                                                        Nördlich laufe ich um den See und dann einfach nach Westen den Hang runter. Oben noch angenehm über Beerenheide, weiter unten durch glitzernden Birkenwald. Das Tal ist noch großflächig von Bodennebel bedeckt. Sieht schön aus von hier, aber tauschen wollte ich mit den armen Talbewohnern nicht. Die stehen bestimmt unten und sagen „was für ein feuchtkaltes Dreckswetter“ … und wissen gar nicht, wie herrlich es hier oben ist.









                                                                                                                                                                                        Stellenweise muss ich mich durch sehr dichte Vegetation schlagen, die natürlich auch noch von Kondenswasser tropft. Hose und Schuhe werden schnell nass. Egal, das trocknet wieder. Für heute habe ich ausnahmsweise ein festes Ziel: Saaksendurrie, die Ebene unterhalb Sandåmoskardet. Ich weiß nur noch nicht genau, wie ich da hin komme. Die Karte gibt keine eindeutige Route her … hängt alles vom Gelände ab. Zuerst mal runter zum eingezeichneten Pfad, der kann nicht mehr weit sein. Jetzt bin ich so lange pfadlos durch die Wildnis gelaufen, dass ich mich wirklich drauf freue. Als ich ihn dann treffe, hält sich meine Begeisterung in Grenzen – zu 90% ist er nur eine markierte Matsch-Spur durchs Moor. Das wäre dann auch nicht nötig gewesen, danke, meine Stiefel sind schon nass genug. Erst ganz am Ende der zwei Kilometer sind ein paar Bohlen ausgelegt.






                                                                                                                                                                                        Blick zurück zum Jillie-Dearka

                                                                                                                                                                                        Immerhin hat sich der Bodennebel mittlerweile in Wohlgefallen aufgelöst. Jetzt kommt der einfache Teil des Tages – 500 Meter auf der Straße, dann 2 ½ km auf einem Schotterweg nach Westen. An dessen Ende steht ein einzelnes Häuschen, dahinter eine verfallene Hofstelle, Myrheim. Nomen est omen.


                                                                                                                                                                                        Vektaren heißt der See, den ich nördlich umgehe


                                                                                                                                                                                        Myrheim



                                                                                                                                                                                        Hinter dem Hof geht es wie gewohnt ohne Pfad weiter. Ich darf mich entscheiden, ob ich mich durch den dichten Birkenwald schlage oder durchs Moor stapfe. Ganz sicher wird ab jetzt beides im Wechsel unausweichlich sein. Später … nach dem Frühstück. Im Myrheimer Moor finde ich ein Bächlein und auf einem waldigen Hügel den Pausenplatz. Zwei Stunden Ruhe mindestens, und ein paar Haferkekse extra. Für die nächste Etappe werde ich Kraft brauchen. Im Ruhemodus nehme ich träge die Karte zur Hand … normalerweise spricht die Karte zu mir, also besser ausgedrückt: normalerweise finde ich auf einen Blick eine ansprechende Route … aber hier sagt sie mir immer noch gar nichts. Wo geht man hier am besten? Keine Ahnung.

                                                                                                                                                                                        Nach dem ersten Moor ein Stück durch den Wald, dann kommt wieder ein Moor und … nee, nicht wieder Wald, der wächst hier zu dicht, dazu kommen eine Menge Hindernisse in Form von umgestürzten Fichten. Das wird auf die Dauer zu mühsam. Ich muss am Hang aufsteigen, da läuft es sich hoffentlich besser. Also genau nach Norden … Stormyra, das klingt gut. Weiter oben komme ich tatsächlich besser voran, nur der Kurs stimmt natürlich nicht. Das Tal oberhalb von Sandåmovika quere ich deshalb bei einem kleinen Moorsee auf ca. 550m Höhe und halte anschließend so gut wie möglich die Richtung NW.






                                                                                                                                                                                        Sandåmoviktjønna


                                                                                                                                                                                        Kleiner Moorsee, Blick zurück

                                                                                                                                                                                        Über waldige Hügel, ein bisschen kreuz und quer um zu nasse und zu dicht bewachsene Stellen herum, laufe ich die nächsten Kilometer nach Gefühl und Sonnenstand. Aus dem anfänglichen „bloß raus aus dem Wald“ hat sich inzwischen ein konkreter Plan geformt. Zum See Langtjønna will ich, und ab da genau nach Westen, quer über den Höhenzug am Saaksenbaarmoe. Das sieht gut aus.


                                                                                                                                                                                        Saaksenbaarmoe


                                                                                                                                                                                        Langtjønna




                                                                                                                                                                                        Südufer

                                                                                                                                                                                        Sogar richtig gut! Langtjønna ist ein überraschend schöner See. In den mühsamen und landschaftlich wenig berauschenden anderthalb Stunden über die Hügel hatte ich mich schon gefragt, ob es wirklich so eine gute Idee war, die Børgefjell-Tour nach Namsskogan zu verlängern, aber jetzt bin ich wieder überzeugt. Mittagspause bis kurz nach vier auf einem Heidelbeer-Hügel in der Sonne. Danach geht es einfach am Saaksenbaarmoe-Hang hoch zum Saaksenbaarmoenjaevrie.


                                                                                                                                                                                        Langtjønna


                                                                                                                                                                                        Blick zurück … da hinten beim Jillie-Dearka bin ich heute früh gestartet

                                                                                                                                                                                        Direkt nördlich vom Saaksenbaarmoenjaevrie müsste man kurz und steil weiter aufsteigen können, um die Richtung zu halten. Das klappt auch sehr gut. Mit einem letzten Foto verabschiede ich mich vom Børgefjell und gehe weiter nach Westen über den Bergrücken.


                                                                                                                                                                                        Nordufer vom Saaksenbaarmoenjaevrie – da geht es hoch


                                                                                                                                                                                        Von oben


                                                                                                                                                                                        Letzter Blick zurück


                                                                                                                                                                                        Sandåmoskardet voraus … herrliche Landschaft ... kein Wald weit und breit

                                                                                                                                                                                        An der Westseite halte ich mich nördlich von dem tiefen Einschnitt und steige ins Tal ab. Viel Beerenheide, wenige nasse Stellen, weiter unten Felsbrocken. Der Fluss, der auf der Karte so stolz und breit aussieht, ist in Wirklichkeit kaum mehr als ein Hasenpipi. Da werden nicht mal die Schuhe nass. Nicht sehr aufregend, dieses Tal.


                                                                                                                                                                                        Einschnitt am Westhang


                                                                                                                                                                                        Blick nach Norden


                                                                                                                                                                                        Blick zurück


                                                                                                                                                                                        Sag ich doch: ein stolzer Strahl Nagetier-Urin

                                                                                                                                                                                        Hier gibt es überhaupt keine guten Zeltplätze, alles ist nass und/oder steinig und/oder mit niedrigen Weidensträuchern bewachsen. Ich gehe noch ein Stück hoch Richtung Sandåmoskardet und quere dann nach Südwesten, wo flache Beerenhügel locken. Ja, hier findet man was. Nicht so toll wie gestern, aber ich bin zufrieden. Die Mücken haben mich auch schon geortet ... bin ziemlich verschwitzt heute. Das mögen sie. Nach dem Waschen lassen sie mich weitgehend in Ruhe und umschwirren stattdessen meine Stiefel. Wie nicht anders erwartet war das einer der anstrengenderen Tage. Als Belohnung gibt es zum Kaffee den letzten Share Schoko-Vanille-Riegel (lecker!) und anschließend das letzte Real Turmat. Morgen ist Resteessen – was halt noch in den Beuteln liegt und bisher keine Abnehmer fand.


                                                                                                                                                                                        Links von der Mitte der Einschnitt, an dem ich runter gekommen bin


                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                          • 02.09.2016
                                                                                                                                                                                          • 1511
                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                          #93
                                                                                                                                                                                          Wie witzig: da bist du also (ohne es zu wissen) auf "meiner" Route von 2017 vom Langtjønna zum Saaksendurrie (...und vielleicht weiter bis Namskogan? wird spannend zu verfolgen...)... diese Linie hat auch was. Allerdings bist du - stets auf Herausforderungen aus - das steilere Nordufer des Saaksenbaarmoenjaevrie entlang, während ich das Weicheiterrain am Südufer bevorzugt habe; interessant, wie verschieden man vom Gelände "angelacht" wird.
                                                                                                                                                                                          Dank deiner Fotos weiß ich jetzt wenigstens, wie die Gegend bei schönem Wetter aussieht.
                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von Fjellfex; 13.10.2021, 07:03.

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                            • 01.10.2020
                                                                                                                                                                                            • 110
                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                            #94
                                                                                                                                                                                            "Zitat von Borgman
                                                                                                                                                                                            Westlich Gæivenåsen mache ich nach zwei Stunden eine kleine Pause und laufe dann noch eine Stunde, bis ich von einem Hügel das untere Virmadal bis zum Namsvatn ganz überblicken kann. Sehr schön ist das. Nach der kargen Landschaft der vergangenen Tage freue ich mich einfach über den Anblick von Bäumen und Wald. Dazu wärmt die Sonne. Hier ist der richtige Platz für eine längere Pause.



                                                                                                                                                                                            Virmadalen, mit Namsvatnet in der Ferne
                                                                                                                                                                                            (Foto erst am Nachmittag, als die Sonne nicht mehr genau über dem Tal steht)
                                                                                                                                                                                            "

                                                                                                                                                                                            ... bin etwas hinten nach mit Lesen dieses Berichtes, aber möchte hier folgendes kurz erwähnen: Dieses Bild und die Erzählung dazu, haben eine riesige Sehnsucht in mir erweckt.

                                                                                                                                                                                            Ich finde das ein Super Foto. Und fantastischer Schreibstil..! Kompliment
                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Lhor; 20.10.2021, 11:57.

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                              • 768
                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                              #95
                                                                                                                                                                                              @Fjellfex: Nicht, dass ich mehr Herausforderungen suche - von oben war einfach nur die Aussicht schöner. Den Blick direkt über den See zum Jillie-Dearka wollte ich mir nicht entgehen lassen. Deine Route von 2017 hatte ich tatsächlich (leider??) überhaupt nicht auf dem Schirm, und dazu eine alte Karte, auf der einige Pfade und Straßen (z.B. die am Westufer vom Namsvatn zum Damm) noch gar nicht eingezeichnet waren. Wer zwischen Namsskogan und Namsvatnet unterwegs ist, sollte sich auf jeden Fall Deine Route genauer anschauen:
                                                                                                                                                                                              https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...fjell-majavatn

                                                                                                                                                                                              @Lhor: Dankeschön! Ja, Virmadalen hat was ... für mich ein ganz besonderes Tal. Im Gegenlicht fand ich es schwierig, ein brauchbares Foto zu machen. Damals bei meiner Tour von Grong bis Mo i Rana bin ich mit dem Boot über den Namsvatn gefahren (Storelva) und westlich vom Fluss das Virmadal hochgelaufen, am Virmavatn vorbei und hinter dem Steintind hoch zum Sjaarejaevrie. Kann ich sehr empfehlen, diese Wanderung. Im unteren Virmadal gab es die meisten Moltebeeren, die ich je an einer Stelle gefunden habe.


                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                #96
                                                                                                                                                                                                Sonntag, 29. August

                                                                                                                                                                                                Wieder 2°C um 05:30 Uhr und viel Kondenswasser am Außen- und Innenzelt. Der mäßige Wind, der von Westen über den Pass weht, reicht nicht, um das Zelt zu trocknen. Dafür habe ich, anders als gestern, den günstigsten Platz für einen frühen Sonnenaufgang. Heute soll erst mal der letzte schöne Spätsommertag sein, den will ich auskosten. Aufbruch erst viertel vor neun.

                                                                                                                                                                                                Nach den Erfahrungen, die ich gestern östlich der Bergkette sammeln durfte, rechne ich westlich davon auch mit einiger Plackerei durch Wald und Moor, bis ich an der Sandåa die Straße erreiche. Irgendwie habe ich mir in den Kopf gesetzt, hinter dem Pass nach Südwesten dem Tal zu folgen, obwohl es Alternativen gäbe. Man soll sich halt nicht zu früh festlegen…


                                                                                                                                                                                                Erst mal geht es sehr angenehm über den Pass, Sandåmoskardet. Ich bin gespannt, was mich auf der anderen Seite erwartet.


                                                                                                                                                                                                Sandåmoskardet



                                                                                                                                                                                                Das gefällt mir. Eine Landschaft aus blanken Felsplatten, über die sich wunderbar laufen lässt. Man muss nur ein bisschen auf nasse, glatte Stellen aufpassen und immer mal wieder einen Übergang zur nächsten Terrassenstufe finden. Es gibt auch zwei oder drei Markierungen aus aufgestellten Steinen, aber daraus kann ich keine durchgehende Route erkennen. Besonders lange suchen will ich aber auch nicht, also … kann sein, dass da noch mehr sind.




                                                                                                                                                                                                Links der Berg 806m


                                                                                                                                                                                                Blick zum Stöörje




                                                                                                                                                                                                Freier Blick nach Westen

                                                                                                                                                                                                Ich gehe jedenfalls genau nach Südwesten über die Ebene und wo sie endet am Hang von Berg 806m. Bisschen hoch und runter wegen der stufigen Felsbänder, die natürlich quer zu meiner Richtung verlaufen, aber alles ganz einfach. Das ändert sich mit den ersten Birkenwäldchen, die anfangs nur stellenweise in geschützten Rinnen wachsen, etwas weiter dann großflächig am Hang. Wie gestern halte ich mich wo möglich an die Moore, was aber auch bedeutet, dass ich mehr auf- und absteigen muss. Außerdem ist das Laufen über die dicken Moospolster in den Mooren kraftraubend. Nach zwei Stunden mache ich ziemlich erschöpft eine halbe Stunde Pause an einem Bach. Hm … so weit bin ich noch gar nicht vorangekommen … na ja, zwei Drittel der Strecke bis zur Straße ... die leichteren zwei Drittel. Am Ende wird es nur noch durch Wald gehen.


                                                                                                                                                                                                Hangaufwärts sieht es besser aus, ist nur nicht meine Richtung


                                                                                                                                                                                                Pausenplatz




                                                                                                                                                                                                Allmählich geht es hinunter – erste Kiefern

                                                                                                                                                                                                Hier endet auch meine Karte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hielt ich es nicht für nötig, von dem angrenzenden Gebiet wenigstens einen Ausdruck von Norgeskart mitzunehmen. Wahrscheinlich, weil nicht sicher war, dass ich hier überhaupt lang gehen würde. In den Mooren und wo die Bäume niedrig sind, ist die Orientierung einfach, da peile ich den tiefsten Punkt der Stromleitung an. Schwieriger wird es im Tal. Durch Zufall treffe ich auf Wintermarkierungen. Wahrscheinlich eine Skuterløype, und wahrscheinlich endet sie an der Straße. Sie verläuft fast durchgehend im Matsch, ist aber dafür frei von Gestrüpp. Leider verliere ich die Løype in der Ebene und mache dann den Fehler, dass ich weiter auf die Stromleitung zugehe.


                                                                                                                                                                                                Wintermarkierung

                                                                                                                                                                                                Ein Stück geht es noch voran, dann komme ich in ein Gelände, das man unter allen Umständen vermeiden sollte. Dichtes Riedgras, das mir bis zur Brust reicht und im Wasser steht, Sumpfbinsen oder so, keine Ahnung, dann ein tiefer, schlammiger Bach, den ich nicht mal zu furten versuche. So’n Mist, da hab ich mich kurz vor dem Ziel noch mal gründlich verhauen. Hier geht es definitiv nicht weiter. Also zurück und … ja klar, die Markierungen umgehen das Gebiet weiträumig. Jetzt ist es nicht mehr weit.



                                                                                                                                                                                                Über die Brücke käme man zu zwei Hütten, die ich aber nicht angucke. Sandådal fritidsområde heißt das hier und wäre eigentlich ganz nett, wenn nicht die fette Hochspannungstrasse genau darüber verliefe. An einem Holzgestell, vermutlich Teil eines alten Strommasts (?), hänge ich Zelt, Schlafsack und alle anderen Sachen zum Trocknen auf und koche erst mal einen Kaffee. Nach den gut drei anstrengenden Stunden in meist sehr nassem Gelände müssen die Stiefel auch trocknen.


                                                                                                                                                                                                Blick zurück von der Brücke


                                                                                                                                                                                                Trocknungsanlage für Wanderausrüstung


                                                                                                                                                                                                Idyllisch: Sandådal fritidsområde

                                                                                                                                                                                                So, schön, das wäre geschafft. Gegen zwei oder so laufe ich auf der Schotterstraße die letzten Kilometer bis zur Hauptstraße, dann bin ich schon fast in Namsskogan.







                                                                                                                                                                                                Das Thema Resteessen treibt mich ein bisschen um, als ich im Örtchen Namsskogan ankomme. Was wirklich Leckeres ist nicht mehr übrig, und die Ansprüche steigen bekanntlich sprunghaft, sobald man bewohntes Gebiet betritt. Am Sonntag hat der Laden zwar zu, aber es gibt eine Tankstelle nördlich des Flusses. Die steuere ich als erstes an und erwerbe ein Dreierpack Schokobrötchen (Rosine ist aus) und einen Kaffee, mit dem ich mir ein nettes Plätzchen am Namsen suche. Oh ja, die sind lecker! Erst mal nur eins … und vielleicht ein- zweimal abbeißen vom zweiten … nee, die Versuchung ist zu groß. Hab ja noch ein drittes für später.

                                                                                                                                                                                                Befriedigt laufe ich zurück zum Bahnhof und inspiziere den Warteraum. Ich habe nicht vor, die ganze Zeit bis kurz nach drei in der Nacht hier zu verbringen, will aber mit heißem Wasser und Seife ein paar Sachen waschen. Die Wettervorhersage sieht nicht gut aus für die nächsten Tage, vielleicht sind es bis zum Rückflug am Samstag die letzten gewaschenen Sachen, die trocknen. Da bin ich ziemlich penibel – auf Reisen trägt man saubere Klamotten.


                                                                                                                                                                                                Namsen



                                                                                                                                                                                                Erst jetzt dämmert mir, dass die Reihenfolge total verkehrt war. Es ist schon nach 17:00 Uhr, als ich vom Bahnhof zur Schule von Namsskogan laufe, und die Sonne wird heute wieder im Westen untergehen … im Westen, hinter dem Berg. Warum bin ich Esel nicht zuerst zum Bahnhof gegangen und danach zur Tanke? Dann hätten die Sachen anderthalb Stunden länger in der Sonne trocknen können. Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern. An der Schule beginnt eine Lysløype, schöne breite Schotterwege, die ich auch im Dunkeln nicht verfehlen kann. Aber dichter, hoher Fichten- und Birkenwald. Ich brauche eine Weile, um einen Platz zu finden, an dem ich für die nächsten Stunden mein Zelt aufstellen kann. Bis ich meine nassen Sachen in die Bäume gehängt habe, steht die Sonne nur noch knapp über dem Berg.

                                                                                                                                                                                                Dann stelle ich fest, dass der Boden hier viel zu nass ist und suche mir einen anderen Platz. So kann man auch seine Zeit verbringen. Als endlich alles genehm ist, esse ich das dritte Schokobrötchen, stelle den Wecker auf 01:15 und versuche, ein paar Stunden Schlaf zu kriegen. Natürlich ist es dafür noch zu früh. Stattdessen überlege ich, was sich mit den restlichen Urlaubstagen noch anfangen lässt. Eigentlich würde ich gerne eine kleine Runde im Sjunkhatten Nationalpark drehen, aber das macht bei Regen und Wind auch keinen Spaß. Oder ich erhole mich ein bisschen … Bodømarka ist eigentlich immer ganz schön und nicht so herausfordernd. Oder was ganz Anderes. Die Entscheidung verschiebe ich auf die lange Zugfahrt nach Fauske.


                                                                                                                                                                                                Ende Teil 2

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                  • 1232
                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                  #97
                                                                                                                                                                                                  Ein toller Bericht von Dir mit wirklich schönen Fotos. Hab ihn grundsätzlich sehr gerne gelesen, auch wenn ich zum Thema Rasur nun eine ganz andere Einstellung habe. Aber waren zwei wirklich interessante Touren und auch landschaftlich echt abwechslungreich, wobei mir die Bilder aus dem Børgefjell sogar noch besser gefallen haben.

                                                                                                                                                                                                  Hab während meiner Tour diesen August am Nordkalottleden beim Sårgåjavrre einen jungen Norweger getroffen der Norge på langs gelaufen ist. Und als ich ihn fragte wo es ihm denn bisher am besten gefallen hat, hat er sofort Børgefjell gesagt. Wenn ich mir dann Deinen Bericht so ansehe, denke ich mal, dass er das schon nicht ohne Grund gesagt hat.

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                    • 2501
                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                    Ich kann Matthias nur zustimmen, wirklich klasse Fotos hast Du gemacht und unterhaltsamer Text. Auch mir gefällt das Borgefjell sehr gut. Irgendwann komme ich da vielleicht auch mal hin😎

                                                                                                                                                                                                    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                    Hab während meiner Tour diesen August am Nordkalottleden beim Sårgåjavrre einen jungen Norweger getroffen der Norge på langs gelaufen ist.
                                                                                                                                                                                                    Vielleicht ist das ja der Gleiche den ich Anfang Juli auch getroffen habe😉
                                                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

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                                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                      • 1232
                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Vielleicht ist das ja der Gleiche den ich Anfang Juli auch getroffen habe😉
                                                                                                                                                                                                      OT: Hmmm, der hieß nicht zufälig Thomas, war Anfang 30 und etwa nen Kopf größer als Du?

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                                                                        OT: Hmmm, der hieß nicht zufälig Thomas, war Anfang 30 und etwa nen Kopf größer als Du?
                                                                                                                                                                                                        Nein der war es auf keinem Fall. Dann war´s wohl doch ein anderer.
                                                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                          • 768
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          @Mortias und @berniehh: Vielen Dank! Ja, genau so wie der junge Norweger spontan Børgefjell gesagt hat, kam es mir auch ohne Nachdenken sofort in den Sinn, als es in diesem Jahr mit Norwegen realistisch klappen konnte. Bin ja auch schon der Länge nach und kreuz und quer im Land gewandert und habe mich gefragt, welche Gegend ich besser kennen lernen, wo ich am allerliebsten entspannt mehr Zeit verbringen möchte. Als Fazit reicht eigentlich: Mit dieser Entscheidung war ich sehr zufrieden .

                                                                                                                                                                                                          Jetzt kommt noch ein…



                                                                                                                                                                                                          Nachspiel: Bernd in den Wolken, mit schlechten Aussichten

                                                                                                                                                                                                          Montag, 30. 08.

                                                                                                                                                                                                          Piep-piep-piep Piep-piep-piep Piep-piep-piep! Grr … das ist gemein, wenn man gerade erst eine Stunde geschlafen hat, nach einem harten Wandertag. Kühl und feucht im Zelt – und dunkel. Muss man sich das antun? Eigentlich nicht, nur ist es jetzt wohl zu spät zum Umbuchen. In der Weckzeit 01:15 Uhr ist alles einkalkuliert: wach werden, die allerletzten Krümel aus der Kaffeetüte schütteln und aufbrühen, Packen, Zeltabbau, zum Bahnhof schlurfen. Pünktlich um halb drei stehe ich vor der Tür des Warteraums und … warte. Nämlich darauf, dass sich endlich das Zeitschloss öffnet. Es hat sieben Minuten Verspätung, was mir nur deshalb auffällt, weil es zum Herumstehen mitten in der Nacht einfach zu kalt ist. Dann klickt es. Sofort drehe ich beide Heizkörper auf volle Leistung und hänge meine nassen Sachen drüber. Nicht abdecken, jaja, ich weiß, aber das ist ein Notfall. Mein einziger Fleecepulli und die Wandersocken müssen dringend trocknen.

                                                                                                                                                                                                          Der Zug aus Trondheim hat auch knapp 10 Minuten Verspätung, so lange muss auch der Zug aus Bodø hier warten. An diesen kleinen Bahnhöfen kann man oft nur einen oder zwei Wagen zum Ein- und Aussteigen benutzen – im letzteren Fall fragt man am besten den Schaffner, welcher das ist, sonst rennt man vielleicht mit Gepäck durch den ganzen Zug. Dass zur Zeit immer der zweite Platz frei bleibt, wenn man einen bucht, finde ich prima. Den kann ich jetzt mit meinen immer noch sehr feuchten Sachen dekorieren, und niemand stört sich daran. Schlafen sowieso alle.

                                                                                                                                                                                                          Jetzt kommen zum allerersten Mal die Kopfhörer zum Einsatz, die ich seit 19 Tagen unbenutzt herumtrage. In der Wildnis reicht mir das Rauschen der Birken im Wind, das Plätschern der Wellen gegen die Steine am Seeufer und das gedämpfte Grunzen vorbeiziehender Rentiere als Musik. Hier im Zug höre ich Jóhann Jóhannson (kreuz und quer) in der Nacht und Pomme (das Album „les failles“) am frühen Morgen. Schlafen kann ich nicht, aber die Fahrt durch das nächtliche und dämmernde Norwegen versetzt mich zusammen mit der Musik in einen angenehm schwerelosen Zustand. Ich schwebe durch Helgeland nach Rana (Dunderland – hallo Campingplatz) und weiter nach Salten. Lønsdal, wo ich vor zwei Jahren eingestiegen bin, dann sind wir schon fast in Fauske.


                                                                                                                                                                                                          Hier ist es ziemlich mild, so um 14°C, aber dicke Regenwolken künden schon einen Wetterwechsel an. Auch die aktuelle Vorhersage verspricht nichts als Dauerregen mit kräftigem Wind. Da bleibt mir eigentlich nur, einen Platz zum Abwettern zu suchen, von wo aus ich flexibel ein bisschen wandern kann, falls das Wetter es zulässt. Nicht weit von Bodø. Einen solchen Platz kenne ich, denn da war ich schon 2016: Skauskaret. Der Reiseplanlegger von Reisnordland spuckt sogar eine perfekte Verbindung nach Skaug aus, die mir genügend Zeit zum Einkaufen lässt.

                                                                                                                                                                                                          Fauske kenne ich ganz gut. Frisches Obst und Gemüse, Kaffee, Brot, Aufstrich, Kekse und nicht-veganes Dosenfutter (ich habe unzähmbare Lust auf Tomatmakrell) kaufe ich im Rema 1000, Spiritus und den Morgenkaffee bei der Esso-Tanke. Letzteren trinke ich genüsslich mit einem Zigarillo auf einer Bank am Fjord. So mild könnte es eigentlich bleiben.

                                                                                                                                                                                                          Zurück am Bahnhof könnte ich sogar wie früher eine Fahrkarte am Automaten kaufen, habe mich aber schon an die ganzen Apps gewöhnt, die man jetzt zum Reisen braucht. Man sollte sie auf jeden Fall schon zu Hause herunterladen und eine Kreditkarte registrieren. Das ist wichtig, weil es nicht immer auf Anhieb klappt. Mir wurde z.B. aus unerfindlichem Grund beim ersten Versuch die Kreditkarte gesperrt. In Norwegen funktionierte dann alles reibungslos. Zugfahrkarten kann man entweder über die App von SJ Nord oder Vy kaufen, angeblich auch Entur, aber die habe ich nicht ausprobiert. Bei der Kontrolle zeigt man wie gewohnt das Ticket vor, muss dann aber drauf tippen, dann wird das Bild des Tages angezeigt. Bisschen seltsam … hat wohl seinen Grund.


                                                                                                                                                                                                          In Bodø habe ich eine gute Stunde, um vom Bahnhof zum Sentrumsterminal zu laufen und auf dem Weg in einem der Outdoorgeschäfte zwei Real Turmat abzugreifen, bevor um 12:55 Uhr der Bus nach Festvåg abfährt. Für den braucht man zwingend die App Billett Nordland, da man beim Fahrer theoretisch gar keine Fahrkarte kaufen kann (in der Praxis sieht das manchmal anders aus, sollte man sich aber nicht drauf verlassen). Die vordere Tür ist sowieso wegen Corona mit Flatterband gesperrt. Eigentlich einfacher, und es spart auch Zeit beim Einsteigen, aber ich bin gewohnt, immer kurz mit dem Fahrer zu sprechen, wo genau ich aussteigen will. Hat sich bewährt. Oft genug ist das irgendwo auf der Strecke oder eine Haltestelle, wo sonst nie jemand aussteigt. Es reicht, wenn man das Ticket aktiviert, sobald der Bus kommt, beim Einsteigen. Kontrolliert wird das in der Regel nicht.


                                                                                                                                                                                                          Blick von Skaug nach Landegode

                                                                                                                                                                                                          In Skaug um 13:25 Uhr ist es noch trocken, doch die Regenwolken rücken näher. Wäre natürlich super gut, wenn ich den Aufstieg von 400 Höhenmetern zum Skauskar ohne nass zu werden hinter mich bringen könnte … verliere also keine Zeit und laufe flott die zwei Kilometer über Straßen und einen gesperrten Schotterweg bis zu einer Art Silo (?), wo der Weg endet und ein Wanderpfad beginnt.


                                                                                                                                                                                                          Blick vom Schotterweg hoch zum Skauskar

                                                                                                                                                                                                          Hier gibt es auch eine sehr schöne, gemütlich mit Rentierfellen eingerichtete Grillhütte, die jeder gegen eine Gebühr von 50Kr nutzen darf. Dahinter ein Riesenstapel Holz. Merke ich mir, falls das Wetter zu garstig wird. Im Notfall darf man sie bestimmt zum Übernachten nutzen.


                                                                                                                                                                                                          Grillhütte von Skaug


                                                                                                                                                                                                          Blick von der Grillhütte nach Landegode

                                                                                                                                                                                                          Nachdem ich den Rucksack um einen Apfel erleichtert habe … ist er immer noch unnötig schwer. Mehr Äpfel, Paprika, ein Bier und sogar eine völlig überflüssige Farris-Flasche muss ich jetzt im Wald den steilen Hang hoch schleppen. Hier empfinde ich den Rucksack zum ersten Mal als Last, was vielleicht auch ein bisschen daran liegt, dass ich übermüdet bin. Weiter unten zu zelten kommt aber nicht in Frage. Wenn es erst mal regnet, gehe ich da bestimmt nicht mehr hoch. Schon jetzt ist der Pfad an einigen Stellen so rutschig, dass ich gut aufpassen muss. Schlitterspuren auf dem fest getrampelten Boden zeigen, dass man hier bergab ziemlich schnell runter kommen kann. Hoffentlich nur, wenn man möchte.



                                                                                                                                                                                                          Schritt für Schritt, langsam und stetig, möglichst ohne Stehenbleiben schaffe ich den Aufstieg trotzdem in weniger als einer Stunde. Hat sich das Training der vergangenen Wochen doch gelohnt. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich den Sattel zwischen Tonfjellet und Skautuva, bevor ihn die Regenwolken belagern. Mit dem ersten Nieselschauer baue ich das Zelt an der halbwegs windgeschützten Stelle mit Blick zum Skauskarvatn auf, wo ich vor fünf Jahren schon mal übernachtet habe. Hole noch Wasser vom Bach, da regnet es schon stärker, und verkrieche mich für den Rest des Tages. Kräftiger Wind aus Süd bis West drehend, der immer neue Regenwolken gegen die Berge presst. Heute ist mir das egal, ich fühle mich sicher und kann nach dem Essen entspannt eine Runde schlafen.


                                                                                                                                                                                                          Skaug


                                                                                                                                                                                                          Skautuva


                                                                                                                                                                                                          Aufstieg geschafft!


                                                                                                                                                                                                          Blick zurück, unten der Schotterweg


                                                                                                                                                                                                          Skauskarvatnet mit Steigtinden


                                                                                                                                                                                                          Platz mit schönem Blick…


                                                                                                                                                                                                          und windgeschützt nach Südwest, West bis Nord


                                                                                                                                                                                                          Food Porn des Tages: Mittagessen

                                                                                                                                                                                                          Als ich aufwache, bin ich schon mitten in den Wolken. So viel wie letzten Dienstag regnet es zwar nicht, aber zusammen mit dem Wind finde ich es viel zu ungemütlich, um das Zelt zu verlassen. 7°C am frühen Abend. Weil ich jetzt eine ganze Flasche Spiritus für nicht mal fünf Tage habe, kann ich einen Teil davon einfach nur zum Heizen benutzen … so ein Luxus.

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                            • 768
                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                            Dienstag, 31. August: Ausruh-Tag

                                                                                                                                                                                                            Video: eine Minute im Zelt...

                                                                                                                                                                                                            https://drive.google.com/file/d/1q1m...ew?usp=sharing


                                                                                                                                                                                                            So sieht es fast den ganzen Tag aus. Der scharfe Westwind treibt, schiebt, quetscht eine fette Regenwolke nach der anderen durch die Lücke zwischen den Bergen, die ich seit gestern mein Zuhause nenne. Bis zum Vormittag war das noch halbwegs gemütlicher Dauerregen, mit zunehmendem Wind dann peitschende Schauer. Bei den ersten stürmischen Böen war ich noch etwas nervös, aber das Zelt steht gut. Jedenfalls so geschützt, dass es nicht die volle Breitseite abkriegt. An Schlaf ist trotzdem nicht zu denken, dafür ist es zu laut. Ich entspanne mich, lese ein gutes Buch und kann den erzwungenen Ruhetag annehmen.

                                                                                                                                                                                                            Bis ich am Nachmittag auf die bescheuerte Idee komme, mich draußen zwischen zwei Schauern zu waschen. Mit einem Topf heißem Wasser … müsste doch gehen. So kalt ist es gar nicht, 7°C. Aber der Wind bläst so stark, dass ich danach blaue Knie habe und nicht mehr richtig warm werde. Nicht mit allen Sachen an im Schlafsack, Kaffee hilft nicht, und danach mehr Spiritus verbrennen auch nicht. Frieren kann einem die Laune verderben. Ich wünsche mir eine Hütte. Merke: Körperpflege ist ein Luxus für warme Tage.


                                                                                                                                                                                                            Cheat Day … das zweite warme Essen will ich noch zurückhalten … für wann? wenn ich noch mehr friere???


                                                                                                                                                                                                            Skauskarvatnet zwischen zwei Schauern


                                                                                                                                                                                                            Mittwoch, 01. September: Bloß-weg-von-hier-Tag

                                                                                                                                                                                                            Die Nacht war verhältnismäßig ruhig. Mit nachlassendem Wind und Regen keimte schon die Hoffnung auf, dass ich hier doch noch wandermäßig was gebacken kriege. Steigtinden vielleicht nicht, der ist nach wie vor in den Wolken, aber doch wenigstens die Strecke nach Bodø über die Hügel. Die wäre sogar bequem an einem trockenen Tag zu schaffen. Oder an zwei nassen, wenn man es noch ruhiger ruhig angehen will. Schon vor dem Frühstück ist der Wind wieder ähnlich stark wie gestern, allerdings mit weniger Regen und insgesamt besserer Sicht. Da könnte man am Vormittag schon mal einen Spaziergang machen und am Nachmittag ein Stück über die Hügel, vielleicht runter nach Sandjordlia. Heute muss ich was tun, mich bewegen … will nicht noch einen Tag im Zelt verbringen.

                                                                                                                                                                                                            Der Spaziergang ist dann sehr kurz, weil ich mich schon am Sattel gegen den Wind stemmen muss. Nee, mein geschützter Platz ist hier der einzige, wo man es aushalten kann. Bei dem Wind gehe ich ganz sicher nicht hoch zur Skautuva. Keine Lust auf Quälerei. Pfadlos nach Südosten absteigen, um am Langvatn auf den markierten Pfad zu stoßen, klingt unter den Bedingungen auch nicht wirklich attraktiv. Nur heute Nachmittag soll es trocken sein, morgen den ganzen Tag regnen. Unzufrieden erwäge ich nacheinander alle Möglichkeiten. Am besten steige ich zur Grillhütte ab und suche mir dort ganz in der Nähe einen Platz. Dann hätte ich die Hütte (und das utedo), wenn mir im Zelt die Decke auf den Kopf fällt.

                                                                                                                                                                                                            Gegen 15:00 Uhr breche ich auf zum Sattel. Mal sehen, wie aufgeweicht oder glatt der Pfad nach dem Regen ist. Geht eigentlich … langsam und vorsichtig steige ich ab und rutsche nur ein einziges Mal aus. Schon am Hang, im Wald, lässt der Wind deutlich nach. In aller Ruhe suche ich mir einen Platz. Bis auf leichten Niesel bleibt es tatsächlich trocken. So viele Möglichkeiten gibt es in der Nähe der Grillhütte leider nicht, nur eine immerhin ebene, übersichtliche Stelle im Fichtenwald. Die Aussicht von hier ist natürlich nicht so toll, dafür kaum Wind und fast 8°C … na ja, einen lauen Spätsommerabend kann man das immer noch nicht nennen.




                                                                                                                                                                                                            Donnerstag, 02. September: Scheißegal-Tag

                                                                                                                                                                                                            Lange und gut geschlafen. Dauerregen am Morgen, dann nachlassend. Gegen Mittag teils stärkere Schauer mit trockenen Phasen, die zum Nachmittag immer länger werden. Ich habe mich damit abgefunden, dass in diesem Urlaub nicht mehr viel passiert. Anders als gestern rege ich mich nicht mehr darüber auf. Kurze Spaziergänge in den Regenpausen durch den Wald, ein Stück den Pfad hoch und zurück mit Halt an der Hütte – mehr erwarte ich heute gar nicht. Ich bin im Entspannungs- und Trödelmodus angekommen und fühle mich gut erholt. Braucht man vielleicht auch mal … zu Hause, im Alltag, wäre so ein Tag sehr kostbar.

                                                                                                                                                                                                            Beim Nachmittagskaffee schmiede ich einen Plan für morgen, den letzten Urlaubstag. Wetter soll gut werden, also könnte ich noch ein bisschen an der Küste lang gehen. Von Mjeldevika gibt es auf der Karte einen Pfad bis Indre Bremnesvika, der mich ziemlich anzieht. Der ist bestimmt schön.

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                              • 768
                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                              Trotz des faulen Tages gestern konnte ich ein paar Stunden schlafen. Am Morgen ist es frisch wie immer, 4-5 °C, und es weht ein kräftiger Wind. Der Schlafsack könnte jetzt gerne mal gut durchtrocknen, wärmt aber noch einigermaßen. Nach dem ersten Kaffee packe ich sofort das nasse Zelt ein und bin um 07:00 Uhr auf dem Schotterweg. Von da durch ein kleines Wohngebiet und hinunter zur Hauptstraße.




                                                                                                                                                                                                              Der folge ich knapp zwei Kilometer bis zum Abzweig Valvika, dann ein paar mehr einer Nebenstraße zum Strand von Mjelde. Es bleibt trocken, auch wenn der Nordwestwind weiterhin Wolken über die Berge treibt.


                                                                                                                                                                                                              Mjeldefjellet


                                                                                                                                                                                                              Mjelde


                                                                                                                                                                                                              Fritidsområde

                                                                                                                                                                                                              Hier gibt es einen Parkplatz, ein Klo ohne Wasser und Picknickbänke. Da fühlt man sich gleich willkommen als Tourist. Hm … hofft man wohl auf Badegäste? Kann ich mir bei diesem scharfen Wind nicht so recht vorstellen … wobei … es soll ja auch Hundstage geben an der Nordlandsküste … oder? Ich halte mich aber nicht lange auf, sondern laufe noch weiter am Strand entlang bis Nordlisanden. Der ist tatsächlich sehr einladend zum Baden, ein kleines bisschen hadere ich jetzt doch mit dem Wetter, obwohl es ja schon viel besser ist als die Tage vorher. Sonst wäre ich bestimmt mal ins Wasser gegangen. Das Tolle ist hier: vom Berg fließen einige kleine Bäche durch den Sand, da kann man sich gleich das Salzwasser abwaschen.


                                                                                                                                                                                                              Mjeldevika, Blick nach Landegode


                                                                                                                                                                                                              Bisschen ungemütlich zum Baden heute

                                                                                                                                                                                                              Die Dünen ziehen sich ein Stück den Hang hoch, weiter oben mit Gras bewachsen geben sie hervorragende Zeltplätze ab. Ich suche mir eine möglichst windgeschützte Stelle, baue das Zelt auf und koche erst mal Kaffee, wie immer. Netter Blick von hier, aber das war nicht das Ziel, ich will schließlich den Pfad an der Küste erkunden. Um 10:00 Uhr lasse ich alles stehen und liegen und gehe runter zum Strand. Wie so oft kann man aus den Namen auf der Karte schon auf das zu erwartende Gelände schließen. Urvika, Ursletta, das klingt nach viel Geröll ...



                                                                                                                                                                                                              und das gibt es auch, aber nicht nur. Die Strecke an der Küste ist super abwechslungsreich und spannend. Dichter Birkenwald, riesige Felsbrocken, blanke Küstenfelsen, dazwischen scharfe Einschnitte mit einfachen Kletterstellen. Es macht riesig viel Spaß, dem unmarkierten Pfad zu folgen. An manchen Stellen muss man ein bisschen suchen, wo er weitergeht, aber das lohnt sich. Ohne Pfad hätte ich doppelt so lange gebraucht. Um 10:40 Uhr habe ich Indre Bremnesvika erreicht und blicke über den Mistfjord (ja, der heißt so) zum Breifjell auf der anderen Seite, wo sich dunkle Wolken ballen. Auf dieser Seite bleibt es jedenfalls trocken. Zurück mit neuen Ausblicken auf der selben Route.


                                                                                                                                                                                                              Die kleine Leiter relativ am Anfang bleibt die einzige Kletterhilfe






                                                                                                                                                                                                              Mistfjorden










                                                                                                                                                                                                              Urvika


                                                                                                                                                                                                              Nordlisanden … da sind Menschen! Badegäste!!



                                                                                                                                                                                                              Das war zum Abschluss ein richtig toller Ausflug – ich bin sehr glücklich und versöhnt mit den Regentagen. Es kommt halt meistens irgendwie anders als erhofft, und dann wird es manchmal sogar besser. Zurück am Zelt, immerhin ist es sonnig, starte ich einen weiteren Versuch mit gründlicher Körperpflege, Haare waschen, rasieren, das volle Programm. Ein Hotelzimmer will ich mir für die Nacht vor dem Rückflug nicht nehmen, sondern ein letztes Mal wild zelten. Halb eins packe ich zusammen und laufe um 12:50 Uhr zurück nach Skaug.


                                                                                                                                                                                                              Blick nach Norden, zum Pfad


                                                                                                                                                                                                              Die Insel Landegode in voller Pracht






                                                                                                                                                                                                              Mjeldevika fritidsområde – Dein nächstes Ferienziel!



                                                                                                                                                                                                              Um 14:35 Uhr fährt von dort der Bus nach Bodø, den ich in Rønvik hinter der Bahnlinie wieder verlasse. Theoretisch, wenn es nur um eine gute Zeltstelle ginge, hätte ich auch früher aussteigen können, aber ich muss noch mal in einen Supermarkt. Der liegt von hier direkt am Weg: Coop mega Rønvik. Bier, Brötchen, Wienerbrød, veganen Aufstrich und natürlich mehr Äpfel schleppe ich ab. Wetter sieht gut aus, in der Stadt ist es sogar recht warm.


                                                                                                                                                                                                              Bodø

                                                                                                                                                                                                              In möglichst gerader Linie zur Südwestecke vom Svartvatn gehe ich danach hoch in die kleine Wildnis von Bodø. Da findet man immer was. Ich hab hier schon öfter an unterschiedlichen Stellen gezeltet. Südlich am Svartvatn entlang und dann über die Hügel Richtung Kretjønna möchte ich heute. Schaue hier und da, aber noch sagt mir nichts wirklich zu. Da kommt ganz plötzlich ein heftiger Schauer runter. Bin sofort nass, ärgere mich über die Trödelei, dass ich nicht vorbereitet war und schimpfe vor mich hin, als ich das Zelt an der erstbesten Stelle aufbaue. Mit dem Regen kommt auch Wind, und es wird kalt. Kurz Sonne, der nächste Schauer und so weiter. 5°C am späten Nachmittag.


                                                                                                                                                                                                              Svartvatnet




                                                                                                                                                                                                              Lecker: Kichererbsen-Aufstrich mit getrockneten Tomaten (passt farblich gut in die Vegetation)


                                                                                                                                                                                                              Samstag, 04. September

                                                                                                                                                                                                              Langsam reicht es mir mit der feuchten Kälte. Hätte ich aufgepasst und schon vor dem Regen das Zelt aufgestellt, mit nur trockenen Sachen, oder wenigstens das Regenzeug angezogen, dann wäre es noch gegangen, aber so hatte ich eben Pech und alles ist klamm. Mit drei Lagen Kleidung übereinander wurde es irgendwann doch noch warm im Schlafsack. 2°C sagt das Thermometer in der Apsis, allerdings ist an der Ostseite das Regenwasser am Außenzelt gefroren. Zwischen 7:00 Uhr und 7:45 Uhr regnet es noch mal kräftig, dann breche ich auf. Bis zum Pfad muss ich mich durch sehr nasse Birken und Büsche schlagen, danach ist es nicht mehr weit zur Schotterstraße. Auf den jetzt noch zwei Kilometern bis zum Parkplatz Maskinisten laufe ich mich warm und bekomme wieder gute Laune. Obwohl ich triefe.



                                                                                                                                                                                                              Blick auf Bodø über Svartvatnet





                                                                                                                                                                                                              So ein schönes Wetter, denkt man. Die Sonne wärmt und lässt Herbstfarben leuchten … da könnte man gleich noch ein paar Tage dranhängen. Aber als ich mit dem Stadtbus von Maskinisten zum Flughafen fahre, man muss einmal umsteigen, ziehen sich die Wolken schon wieder zu, und als ich zum Terminalgebäude laufe, beginnt es zu nieseln. Also endet mein Urlaub genau so, wie er angefangen hat, mit leichtem Regen am Flughafen von Bodø. Dazwischen dreieinhalb Wochen, die wieder mal ganz anders waren als erwartet. Bis auf die Børgefjell-Episode, die ich bewusst bei der Planung ausgeklammert hatte. Da gab es ja keine Erwartungen, nur Neugier. Und die Neugier ... offen zu sein für alle Möglichkeiten, die sich aus den geplatzten Plänen mit Volker, den Wetterkapriolen und dem geänderten Rückflug ergaben … hat mir überraschend spannende Erlebnisse beschert. Rismålskardet am Anfang, die unbekannte Route über das Skavelfjell und Tollåsandan, den schönen Ausflug von Mjelde an der Küste und natürlich eine extra tolle Børgefjell-Tour, die ich vermutlich so nie geplant hätte, weil es zu viele unbekannte Faktoren gab. Ein bisschen erstaunt sehe ich rückblickend: ich hatte immer Glück, wenn ich es brauchte. Mehr kann man nicht erhoffen.


                                                                                                                                                                                                              Ende

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                Wie versprochen noch ein paar Worte zur Fuji X-E4 als Reisekamera. Was zuerst auffällt: sie ist klein und leicht. Zusammen mit dem neuen 27mm/f2,8 wiegt sie ganze 453g auf meiner Küchenwaage und ist trotzdem eine vollwertige Systemkamera mit APS-C Sensor, die sich vor den anderen Fuji X-en nicht verstecken muss. Die Bildqualität finde ich für meine Bedürfnisse sehr überzeugend. Videofunktion habe ich allerdings nicht getestet – das kurze im Bericht habe ich mit dem Telefon gemacht. Sie richtet sich eindeutig an Fotografen, die vielleicht auch mal ein Video aufnehmen wollen, denn die Bedienbarkeit ist ganz für Fotos ausgelegt. Hier sind wir beim Knackpunkt. Dem kleineren Gehäuse wurden einige Bedienräder und Tasten geopfert. Damit muss man sich arrangieren, wenn man von einer anderen Fuji kommt, wie ich von der X-T2. Am Anfang suchte ich mit dem Daumen ständig nach dem Steuerkreuz. Der Hebel für den Fokus-Modus auf der Vorderseite fehlte mir auch, genauso wie das ISO-Rad oben. Die gute Nachricht: man kann sich behelfen. ISO habe ich auf das vordere Einstellrad gelegt (ein hinteres gibt es nicht) und Fokus Modus auf den AEL/AFL-Knopf. Wie immer bei Fuji kann man einige anders belegen.

                                                                                                                                                                                                                Daran habe ich mich schnell gewöhnt und (gutes Zeichen) sogar mehr Fotos gemacht als sonst. Liegt auch ein bisschen daran, dass man den Akku mit dem normalen USB-C Kabel in der Kamera laden kann. Das geht sehr langsam, aber ich hatte ja die Nacht in der Hütte. Nachteil gegenüber den größeren Modellen: sie liegt nicht so satt in der Hand, deshalb habe ich von Anfang an eine Handschlaufe benutzt. Und außerdem: das Belichtungskorrektur-Rad verstellt sich sehr leicht, wenn man die Kamera aus der Tasche nimmt oder hineinsteckt. Das wünschte ich mir schwergängiger. Ach ja – man kann auch vollautomatisch damit knipsen, aber warum sollte man?

                                                                                                                                                                                                                So, das war fürs Erste alles, was mir zur X-E4 einfällt. Wenn Ihr noch Fragen dazu habt oder Fragen zum Zelt oder anderer Ausrüstung, oder zur Tour natürlich, dann beantworte ich sie gerne … vielleicht erst nach dem 02.11., weil wir für eine gute Woche im Urlaub sind. Ich gucke aber immer mal rein, wenn es geht.

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  • 734
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                                                                                                                                                                                                                  Aber echt schade, dass es in der letzten Woche nicht mehr für den Steigtinden oder anderes am Rande des Sjunkhatten NPs gereicht hat - so viele doofe Tage, hatte Dich echt bedauert bei der Wettervorhersage. Und dann wenigstens noch ein richtig toller Meereswandertag zum Abschluss - ein weiteres Highlight!

                                                                                                                                                                                                                  Und vielleicht schaffen wir ja auch noch einen gemeinsamen Reisebericht irgendwann ...

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    • 768
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                    Dass mir das Wetter an den letzten Urlaubstagen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, finde ich nicht so schlimm. Hätte ich z.B. an dem Svartisen-Tag mit weniger Gleichmut ertragen, und ich glaube, Andere hatten in der Zeit mehr Grund, auf das Wetter zu schimpfen ... nämlich alle, die mitten im Gebirge von Sturm und Neuschnee überrascht wurden. Auf die Berichte bin ich schon gespannt...

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                      • 1591
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                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                        • 768
                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                        Danke, Anne, das freut mich . Wenn Du dann irgendwann mal am Nobrinfjell vorbeikommst, kannst Du natürlich gerne die Windschutzmauer weiter bauen, bis sie eine richtige Festung ist . Hast Du noch weiter über das LanShan nachgedacht? Von Gewicht und Packmaß ist das ja sehr attraktiv, und das bessere T-door-Innenzelt habe ich inzwischen auch bestellt, es war wieder lieferbar. Ich möchte jetzt mal ausprobieren, ob es in das Sil Hexpeak V4a Außenzelt von Luxe Outdoor passt. Wahrscheinlich wird es von der Länge knapp, aber mit dieser Kombination hätte man ein Zelt, das bei etwas mehr Gewicht wesentlich windbeständiger ist. Vielleicht lässt sich da was improvisieren, damit es passt … werden wir sehen.

                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                          • 28.08.2017
                                                                                                                                                                                                                          • 3014
                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                          Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                          Danke, Anne, das freut mich . Wenn Du dann irgendwann mal am Nobrinfjell vorbeikommst, kannst Du natürlich gerne die Windschutzmauer weiter bauen, bis sie eine richtige Festung ist . Hast Du noch weiter über das LanShan nachgedacht? Von Gewicht und Packmaß ist das ja sehr attraktiv, und das bessere T-door-Innenzelt habe ich inzwischen auch bestellt, es war wieder lieferbar. Ich möchte jetzt mal ausprobieren, ob es in das Sil Hexpeak V4a Außenzelt von Luxe Outdoor passt. Wahrscheinlich wird es von der Länge knapp, aber mit dieser Kombination hätte man ein Zelt, das bei etwas mehr Gewicht wesentlich windbeständiger ist. Vielleicht lässt sich da was improvisieren, damit es passt … werden wir sehen.
                                                                                                                                                                                                                          Interessant. Ich werde mir das wohl bestellen, obwohl im kommenden Jahr eher Hüttentour angepeilt...

                                                                                                                                                                                                                          Ein Frage: kann es sein, dass das in letzter Zeit preislich irgendwie "angezogen" hat? In frühen Berichten/Diskussionen dazu (auch ODS, finde ich jetzt auf die Schnelle nicht) sieht man schon mal die Formulierung "60-Euro-China-Zelt" (oder so). Jetzt ja eher so 150+ (was ja auch noch sehr gut ist) - oder suche ich nur falsch?

                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                            • 768
                                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                                            Ein Frage: kann es sein, dass das in letzter Zeit preislich irgendwie "angezogen" hat? In frühen Berichten/Diskussionen dazu (auch ODS, finde ich jetzt auf die Schnelle nicht) sieht man schon mal die Formulierung "60-Euro-China-Zelt" (oder so). Jetzt ja eher so 150+ (was ja auch noch sehr gut ist) - oder suche ich nur falsch?
                                                                                                                                                                                                                            Tatsächlich ... die Preise scheinen noch mal angezogen zu haben, seit ich Anfang Juni meins gekauft habe. Die neue Version mit 230cm langem IZ lag so um 120-140€ bei Ali. Mit T door 4 seasons inner sehe ich es gerade gar nicht. J door 4s gibt es anscheinend direkt bei 3fulgear für 117USD. Ja, um die 150€ finde ich auch in Ordnung für das Zelt - an der Qualität habe ich nichts zu meckern, nur der AZ-Stoff ist mir eigentlich zu dünn (weil zu dehnbar im Wind). Deshalb der Seitenblick zum V4a mit 40D AZ. Ob in dieses das alte, kürzere Lanshan-IZ rein passt und wie es sich im Wind schlägt, werden wir bald in einem anderen Bericht erfahren...

                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                              • 01.10.2020
                                                                                                                                                                                                                              • 110
                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                              Ebenfalls, da mich das Thema sehr interessiert, hat es mich gefreut, dass du über deine pflanzenbasierte Tourkost erzählt hast.

                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Lhor Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                Ich habe es auch sehr genossen diesen Bericht zu lesen. Rhetorisch und Fotografisch sowieso in der oberen Liga, aber speziell gefallen mir deine subjektiven Empfindungen.
                                                                                                                                                                                                                                Ebenfalls, da mich das Thema sehr interessiert, hat es mich gefreut, dass du über deine pflanzenbasierte Tourkost erzählt hast.
                                                                                                                                                                                                                                Vielen Dank! Diesmal fand ich es einfach, mehr von den Empfindungen einfließen zu lassen, weil ich direkt nach der Tour mit dem Bericht angefangen und (meinem selbst gesetzten Ziel folgend) alle zwei Tage einen neuen Teil reingestellt habe. Da war die Erinnerung noch ganz frisch und ich blieb sozusagen immer im Flow. Eher nüchterne Berichte, die sich an relevante Fakten zur Tour halten, mag ich allerdings auch...

                                                                                                                                                                                                                                Für drei Wochen hätte man die Tourkost auch noch simpler gestalten können - mit Nüssen, Haferkeksen und getrockneten Früchten kommt man schon ziemlich weit - aber mit mehr Abwechslung fand ich es befriedigender. Beim nächsten Mal wird der Kichererbsen-Aufstich vom Coop eine größere Rolle spielen

                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                                                  • 1835
                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                  Lieber Bernd,

                                                                                                                                                                                                                                  das war wieder ein großartiger Bericht von dir und ich habe ihn sehr genossen. Ich freue mich, dass das Lan Shan im Großen und Ganzen gut funktioniert hat. 👍
                                                                                                                                                                                                                                  Ich bin beeindruckt, welche Bildqualität in der x-e4 steckt und ich recherchiere gerade, ob die Kamera, oder ihre große Schwester (Bruder?), die x-pro3, vielleicht noch bei mir einzieht. Ausschließlich aus Gewichts- Gründen müsste es ja zweifelsfrei die x-e4 werden. 😉
                                                                                                                                                                                                                                  Die Verwendung eines T - door Inner aus dem Lan Shan in einem V4a klingt sehr verlockend. 🧐
                                                                                                                                                                                                                                  Merkwürdig, wie mir doch dieser Gedankengang so überaus vertraut erscheint? 🤔 😉
                                                                                                                                                                                                                                  Da könnte direkt noch was kommen…
                                                                                                                                                                                                                                  Ja, der Preis für das Lan Shan ist noch mal ordentlich nach oben gegangen (genau, immer noch recht günstig).
                                                                                                                                                                                                                                  Ich habe vor 3? Jahren noch unter 78 € bezahlt…. 😎
                                                                                                                                                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                    • 768
                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                                    Danke, Tom, freut mich, dass er Dir gefallen hat . Was das Zelt angeht, warst du es eigentlich, der bei mir den Wunsch geweckt hat, so ein leichtes, bezahlbares Pyramidenzelt zu besitzen und tatsächlich auf Tour zu testen, statt das Akto zu nehmen. Ja, hat prima funktioniert, das Lanshan, und seit ich weiß, wie man auch eine sehr windige Nacht darin (mit gewissen Komforteinbußen ) überstehen kann, ohne dass es kaputt geht, würde ich es vielleicht sogar wieder im Norden einsetzen.

                                                                                                                                                                                                                                    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                    ich recherchiere gerade, ob die Kamera, oder ihre große Schwester (Bruder?), die x-pro3, vielleicht noch bei mir einzieht. Ausschließlich aus Gewichts- Gründen müsste es ja zweifelsfrei die x-e4 werden. 😉
                                                                                                                                                                                                                                    Musst du mir bei Gelegenheit mal erklären, warum du als Besitzer einer superguten X-T3 noch eine X-Pro3 brauchst... ich dachte immer, man entscheidet sich für eines der beiden Konzepte. Die X-E4 hat jedenfalls einen klaren Einsatzbereich als Immer-dabei-Reisekamera mit gewissen Abstrichen in der Bedienung gegenüber den größeren Modellen.

                                                                                                                                                                                                                                    Die Verwendung eines T - door Inner aus dem Lan Shan in einem V4a klingt sehr verlockend. 🧐
                                                                                                                                                                                                                                    Merkwürdig, wie mir doch dieser Gedankengang so überaus vertraut erscheint? 🤔 😉
                                                                                                                                                                                                                                    Da könnte direkt noch was kommen…
                                                                                                                                                                                                                                    Jaa, wer hat mir bloß diesen Floh ins Ohr gesetzt?? Mach hinne mit deinem Bericht! ... oder, um den Fjellfex zu zitieren:

                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                      • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                                                      • 1835
                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                      Musst du mir bei Gelegenheit mal erklären, warum du als Besitzer einer superguten X-T3 noch eine X-Pro3 brauchst... ich dachte immer, man entscheidet sich für eines der beiden Konzepte. Die X-E4 hat jedenfalls einen klaren Einsatzbereich als Immer-dabei-Reisekamera mit gewissen Abstrichen in der Bedienung gegenüber den größeren Modellen.
                                                                                                                                                                                                                                      Jaa....da kommt der Tom in Erklärungsnot. Nun, ich will gar nicht bestreiten, dass es sich bei der X-T3/4 und der x-Pro3 um zwei recht unterschiedliche Konzepte handelt. Vielleicht finde ich die X-Pro3 einfach nur...
                                                                                                                                                                                                                                      ...schön? Ich glaube, die Kamera macht gewiss einen riesen Spaß (das machen die anderen Fuji Kameras aber auch allesamt). Die X-e4 sehe ich vor allem als Street, Reportage und minimalistische, leichte Reise - und Immer - dabei - Kamera.
                                                                                                                                                                                                                                      Wenn es ausschließlich um das Tour - Gewicht geht, kommt die große Stunde der X-E4. Reduzierung auf das Wesentliche, ja, das geht. Ich hatte ja dieses Jahr auch nur eine Festbrennweite dabei und war mehr als zufrieden. Doch zum großartigen Finale kam es, wie es kommen musste: Auf einmal fehlte eine Tele - Brennweite und - leider - auch schmerzlich. Ich bin drüber weg und lebe damit.
                                                                                                                                                                                                                                      Ich will jedoch nicht verhehlen, daß so eine Reduzierung auf das Wesentliche auch sehr überraschend und lehrreich sein kann.
                                                                                                                                                                                                                                      Doch ich will nicht vorgreifen...der Bericht folgt noch im November / Anfang Dezember.
                                                                                                                                                                                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                        • 02.09.2016
                                                                                                                                                                                                                                        • 1511
                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                        um den Fjellfex zu zitieren:
                                                                                                                                                                                                                                        Richtig müsste es eigentlich heißen .
                                                                                                                                                                                                                                        Abgesehen davon würde ich mich natürlich auch sehr darüber freuen, wenn Tom endlich mal loslegt, ZÄFIX!
                                                                                                                                                                                                                                        Am besten in einem schönen "Flow" wie du, so alle 2 Tage ne Fortsetzung; das macht es auch für die geneigten Leser einfacher am Ball zu bleiben.

                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                          • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                                                          • 1835
                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                          Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                          Richtig müsste es eigentlich heißen .
                                                                                                                                                                                                                                          Abgesehen davon würde ich mich natürlich auch sehr darüber freuen, wenn Tom endlich mal loslegt, ZÄFIX!
                                                                                                                                                                                                                                          Am besten in einem schönen "Flow" wie du, so alle 2 Tage ne Fortsetzung; das macht es auch für die geneigten Leser einfacher am Ball zu bleiben.
                                                                                                                                                                                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                            • 02.09.2016
                                                                                                                                                                                                                                            • 1511
                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                            ich will nicht vorgreifen...der Bericht folgt noch im November / Anfang Dezember.
                                                                                                                                                                                                                                            Na also, geht doch

                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                              Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                                                              • 09.11.2018
                                                                                                                                                                                                                                              • 10
                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                                                              Wenn auch spät, so doch vielen Dank für diesen großartigen Bericht. Stilistisch und fotografisch schwer zu übertreffen.
                                                                                                                                                                                                                                              Mit Spannung habe ich den Abschnitt über das Børgefjell verfolgt, konnte ihn leider erst jetzt endgültig genießen. Grandios.

                                                                                                                                                                                                                                              Die angedachte Variante vom Simskardfjellet zur Ranserbua wäre sicherlich auch sehr reizvoll gewesen. Simskardelva ließ sich bei dir recht einfach furten, könnte aber bei längeren Regenperioden knifflig werden? Gleiches gilt wahrscheinlich auch für Storskavlbekken, welchen man dann wohl (wie du) eher an seinen Zuläufen vom Kvigtinden quert, obwohl (Zitat: „Nach einer Weile sind hintereinander mehrere wilde Bäche vom Kvigtinden zu furten, …“).
                                                                                                                                                                                                                                              Nochmals vielen Dank fürs mitnehmen.

                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                Nach meiner Einschätzung müssten sich sowohl Simskardelva als auch Storskavlbekken auch nach mehr Regen noch furten lassen. Frühjahrshochwasser und Starkregen jetzt mal ausgenommen, aber da kriegt man vorher schon Probleme. Auf den Luftbildern gibt es bei beiden wenige Kilometer flussabwärts mehrere breite Stellen, die ganz vielversprechend aussehen. Die Zuflüsse des Storskavlbekken habe ich ja am Hang in ziemlich gerader Linie gequert ohne nach zahmeren Stellen zu suchen. Die beste Chance bei höherem Pegel hat man hier vermutlich kurz bevor die einzelnen Bäche zusammenfließen.

                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                  Anfänger im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                  • 10
                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                  Und jetzt geht es auf zu deinen Berichten aus Pasvik und von der Varangerhalvøya. Gleder meg.

                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                    Neu im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                    • 5
                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                      • 29.05.2010
                                                                                                                                                                                                                                                      • 1280
                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                      Jetzt hats geklappt. Ich hoffe, ich kann in Kürze anfangen. Schöner Bericht Borgman, hat Freude gemacht, Ihn zu lesen! 🙂

                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                        • 22.05.2016
                                                                                                                                                                                                                                                        • 768
                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                        Hallo Fio, hallo Antracis, das ist ja mal eine gelungene Überraschung: es gibt euch also noch (oder wieder) unter den Fjellwanderern! Das freut mich natürlich - und ein neuer Bericht aus dem geliebten Børgefjell wäre sehr willkommen. Wobei ich die Ankündigung (des zweieinhalbsten dann, wenn ich mich recht erinnere ) vorerst mit gedämpftem Optimismus zur Kenntnis nehme. Nein, ich will nicht unken, ihr schafft das, und ich freue mich drauf

                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar