Donnerstag, 26. August
Im fahlen Licht des frühen Morgens flattert das Zelt nur noch leicht, als ich aufwache. Hab ich also doch ein paar Stunden geschlafen. Zutraulich schmiegt sich das schlaffe Außenzelt an meinen Schlafsack, der ohne Widerstand alles Kondenswasser aufsaugt. Den muss ich heute unbedingt trocken kriegen. Nachdem der Stock wieder auf normale Länge gestellt ist und das Zelt sich reckt und streckt, wage ich einen Blick nach draußen. Sieht gut aus, zum Glück. Paar Wolken am Himmel, kein Nebel, keine Böen mehr, stattdessen stetiger Ostwind bei 2°C. Ich fühle mich nicht unbedingt ausgeruht, aber unternehmungslustig. Also los. Kaffee kochen, packen, Aufbruch viertel vor acht.

See 884m
Am See 884m entlang laufe ich ins Lotterdal. Breit und freundlich zieht es sich nach Süden und scheint irgendwie auf mich zu warten. Oder vielleicht nicht speziell auf mich, aber es sieht einladend aus. Komm und lass es dir wohl ergehen hier, Wanderer.


Lotterdalen
Auf den ersten Kilometern ist das Gelände noch nass und etwas steinig, aber je weiter ich gehe, umso besser wird es. Beerenbewachsene Hügel, trockene Wiesen, ein munterer Bach in der Mitte … Sonne! Vielleicht kann ich sogar bald Mütze und Handschuhe ausziehen, noch weht der Wind zu kalt. Nach dem ungemütlichen Tag gestern ist das aber nur ein sehr kleiner Wermutstropfen, eigentlich nicht erwähnenswert. Ich bin gut gelaunt und mache viele Fotos. Alles erscheint mir in diesem Tal, an diesem Morgen besonders anmutig: Formen, Farben, die vorbeiziehenden Rentiere, Wollgras, Farn und sogar die Krähenbeeren.

Blick auf Orvassdalen mit Getsvatnet und Orvatnet









Orvassdalen

Nach knapp zwei Stunden die ersten Birken. Natürlich sind es besonders anmutige Birken, doch das soll sich bald ändern, denn ganz allmählich komme ich hinunter ins Orvassdal. Ein geschütztes Paradies für Birken, die sich hier dicht an dicht drängeln, aber weniger für den Wanderer, der es einfach nur queren will. Wo immer möglich, halte ich mich an die Moore. Im Moor geht es für kurze Zeit gut voran, bis es am nächsten Birkenwald … am nächsten Birkendickicht … endet. Manchmal finde ich Wildwechsel in meine Richtung, oft genug nicht. Oder ich folge einem Tierpfad, der dann am Hang nach Westen schwenkt, folge ihm noch ein Stück, in der Hoffnung, er möge sich wieder talwärts wenden, was er nicht tut, und schlage mich dann doch wieder durchs Unterholz. Das war dann einfach nur ein unnötiger Umweg. Weiter unten gibt es mehr Moor, aber auch das allseits beliebte Silberweidendickicht. Vom Regen in die Traufe. Plötzlich stehe ich vor dem Fluss, Orvasselva. Paar hundert Meter westlich der Einmündung der Lotterelva. Uff … wird aber auch Zeit.

Moor ist gut …

… bis es endet

Da noch durch … Silberweiden

Lotterelva

Orvasselva
Die sieht hier recht tief aus, aber ich habe ganz bestimmt keine Lust, so lange am Ufer entlangzugehen, bis ich eine bessere Furtstelle finde. Es ist halb elf, Frühstück gibt es erst auf der anderen Seite. Hose hochkrempeln wird hier nicht reichen. Na ja, es geht dann doch ganz gut, inklusive Unterbodenwäsche, soll heißen knapp hüfttief. Glücklich auf der anderen Seite finde ich nach kurzer Suche einen passenden Platz für die erste Pause im Birkenwald und trockene Unterwäsche im Rucksack. Alles Nasse darf über die Zweige gebreitet trocknen. Birken sind doch ungemein praktisch.
Nach ausgiebiger Körperpflege (ja, Fjellfex, auch mit Rasur), fühle ich mich so richtig gründlich wohl. Schön dieses üppige Tal, wirklich sehr, sehr schön.

Ohne weitere Umstände geht es um 13:00 Uhr gleich hier den Hang hoch. Egal wie, nur raus aus dem Wald. Wie auf der Nordseite muss man auch hier auf der Südseite einfach gucken, wo die Birken weniger dicht wachsen und später den Kurs korrigieren. Kommt mir hier einfacher vor, aber vielleicht bin ich auch nur ausgeruhter. Der Blick von hier über den Fluss zum Lotterdal ist auf jeden Fall großartig. Getsklumpen heißt dieser Berg, und ich will mitten drüber. Dafür muss ich oberhalb der Waldzone ein bisschen weiter nach Süden gehen und den felsigen Ausläufer des westlichen Gipfels übersteigen. Von oben hat man einen weiten Blick über den Namsvatn.

Orvassdalen

Blick über Orvassdalen zum Lotterdal

Kann man Moltebeeren eigentlich auch in s/w fotografieren?

Ja, ich finde, es geht

Unteres Lotterdalen

Namsvatnet Nordbucht

Namsvatnet

Letzter Blick auf das Lotterdal
Dann komme ich in ein kleines Hochtal, das sich von NO nach SW über den Getsklump zieht. Für eine kurze Pause nach dem Aufstieg weht der Ostwind hier leider zu frisch, also laufe ich gleich weiter. Auf der Südseite geht es genau so einfach wieder runter. Ich versuche, so gut wie möglich die Richtung zu halten und peile den mittleren Måarenjaevrie (Beinvatn) mit der Höhe 690m an.

Getsklumpen-Hochtal

Zu windig für eine Pause

Neugierige Rentiere

Hochtal


Beinvassdalen


Blick nach Westen zum Namsvatn
Weiter unten mache ich eine gute Stunde Pause in der Strauchzone, windgeschützt und sonnig. So kann man es aushalten. Trotz wenig Schlaf bin ich heute richtig gut drauf, nur die Beine werden allmählich müde.
Man hat es von oben schon gesehen: vor dem mittleren Beinvatn muss eine nasse, sehr nasse Ebene durchquert werden. Die ist dann tatsächlich unangenehm, aber auch nicht so groß. Bald stehe ich vor dem Bach, der als hübscher Wasserfall aus meinem angepeilten See herausfließt.


Blick zurück: Getsklumpen und nasse Ebene

Beinvatnet 690m, Blick nach Süden, in meine Laufrichtung
Dieser See ist wirklich wunderschön. Einzelne Birken, Beeren- und Strauchheide, kleine Sandstrände und Moore fügen sich hier zu einer besonders harmonischen Landschaft, die mich berührt. Auf einem Tierpfad laufe ich gegen den Uhrzeigersinn um den See herum, die Seite sieht mir weniger nass aus, und entdecke dabei eine oder zwei Feuerstellen. Erst jetzt fällt mir auf, dass es seit den Hütten am Store Kjukkelvatn keinerlei menschliche Spuren irgendwelcher Art gab. Die Route bis hier wird wohl nur sehr selten begangen.


Nur wenige Meter hinter diesem See komme ich zum oberen Måarenjaevrie oder Beinvatn, an dem ich ebenfalls westlich entlang laufe. Hier ist das Ufer etwas nasser. Allmählich halte ich auch die Augen offen nach möglichen Übernachtungsplätzen, überquere am Südwestende noch den Zulauf … eigentlich sieht hier alles zu feucht und krautig aus … und stehe plötzlich mitten auf dem perfekten Zeltgelände. Herrlich! Eine reiche Auswahl ebener Stellen, offen mit Blick über den See oder geschützt unter Birken. Mir ist heute der geschützte Platz lieber, als Kontrast zu gestern. Glücklich stelle ich das Zelt auf, wasche mich kurz und genieße ein gepflegtes Heißgetränk in der späten Nachmittagssonne. Mit Vogelgesang und allem drum und dran ... wie man sich eben den perfekten Abend in der Wildnis vorstellt. Fühle mich sauwohl.

Beinvatnet 694m


Perfekter Zeltplatz am oberen Beinvatn
Im fahlen Licht des frühen Morgens flattert das Zelt nur noch leicht, als ich aufwache. Hab ich also doch ein paar Stunden geschlafen. Zutraulich schmiegt sich das schlaffe Außenzelt an meinen Schlafsack, der ohne Widerstand alles Kondenswasser aufsaugt. Den muss ich heute unbedingt trocken kriegen. Nachdem der Stock wieder auf normale Länge gestellt ist und das Zelt sich reckt und streckt, wage ich einen Blick nach draußen. Sieht gut aus, zum Glück. Paar Wolken am Himmel, kein Nebel, keine Böen mehr, stattdessen stetiger Ostwind bei 2°C. Ich fühle mich nicht unbedingt ausgeruht, aber unternehmungslustig. Also los. Kaffee kochen, packen, Aufbruch viertel vor acht.

See 884m
Am See 884m entlang laufe ich ins Lotterdal. Breit und freundlich zieht es sich nach Süden und scheint irgendwie auf mich zu warten. Oder vielleicht nicht speziell auf mich, aber es sieht einladend aus. Komm und lass es dir wohl ergehen hier, Wanderer.


Lotterdalen
Auf den ersten Kilometern ist das Gelände noch nass und etwas steinig, aber je weiter ich gehe, umso besser wird es. Beerenbewachsene Hügel, trockene Wiesen, ein munterer Bach in der Mitte … Sonne! Vielleicht kann ich sogar bald Mütze und Handschuhe ausziehen, noch weht der Wind zu kalt. Nach dem ungemütlichen Tag gestern ist das aber nur ein sehr kleiner Wermutstropfen, eigentlich nicht erwähnenswert. Ich bin gut gelaunt und mache viele Fotos. Alles erscheint mir in diesem Tal, an diesem Morgen besonders anmutig: Formen, Farben, die vorbeiziehenden Rentiere, Wollgras, Farn und sogar die Krähenbeeren.

Blick auf Orvassdalen mit Getsvatnet und Orvatnet









Orvassdalen

Nach knapp zwei Stunden die ersten Birken. Natürlich sind es besonders anmutige Birken, doch das soll sich bald ändern, denn ganz allmählich komme ich hinunter ins Orvassdal. Ein geschütztes Paradies für Birken, die sich hier dicht an dicht drängeln, aber weniger für den Wanderer, der es einfach nur queren will. Wo immer möglich, halte ich mich an die Moore. Im Moor geht es für kurze Zeit gut voran, bis es am nächsten Birkenwald … am nächsten Birkendickicht … endet. Manchmal finde ich Wildwechsel in meine Richtung, oft genug nicht. Oder ich folge einem Tierpfad, der dann am Hang nach Westen schwenkt, folge ihm noch ein Stück, in der Hoffnung, er möge sich wieder talwärts wenden, was er nicht tut, und schlage mich dann doch wieder durchs Unterholz. Das war dann einfach nur ein unnötiger Umweg. Weiter unten gibt es mehr Moor, aber auch das allseits beliebte Silberweidendickicht. Vom Regen in die Traufe. Plötzlich stehe ich vor dem Fluss, Orvasselva. Paar hundert Meter westlich der Einmündung der Lotterelva. Uff … wird aber auch Zeit.

Moor ist gut …

… bis es endet

Da noch durch … Silberweiden

Lotterelva

Orvasselva
Die sieht hier recht tief aus, aber ich habe ganz bestimmt keine Lust, so lange am Ufer entlangzugehen, bis ich eine bessere Furtstelle finde. Es ist halb elf, Frühstück gibt es erst auf der anderen Seite. Hose hochkrempeln wird hier nicht reichen. Na ja, es geht dann doch ganz gut, inklusive Unterbodenwäsche, soll heißen knapp hüfttief. Glücklich auf der anderen Seite finde ich nach kurzer Suche einen passenden Platz für die erste Pause im Birkenwald und trockene Unterwäsche im Rucksack. Alles Nasse darf über die Zweige gebreitet trocknen. Birken sind doch ungemein praktisch.
Nach ausgiebiger Körperpflege (ja, Fjellfex, auch mit Rasur), fühle ich mich so richtig gründlich wohl. Schön dieses üppige Tal, wirklich sehr, sehr schön.

Ohne weitere Umstände geht es um 13:00 Uhr gleich hier den Hang hoch. Egal wie, nur raus aus dem Wald. Wie auf der Nordseite muss man auch hier auf der Südseite einfach gucken, wo die Birken weniger dicht wachsen und später den Kurs korrigieren. Kommt mir hier einfacher vor, aber vielleicht bin ich auch nur ausgeruhter. Der Blick von hier über den Fluss zum Lotterdal ist auf jeden Fall großartig. Getsklumpen heißt dieser Berg, und ich will mitten drüber. Dafür muss ich oberhalb der Waldzone ein bisschen weiter nach Süden gehen und den felsigen Ausläufer des westlichen Gipfels übersteigen. Von oben hat man einen weiten Blick über den Namsvatn.

Orvassdalen

Blick über Orvassdalen zum Lotterdal

Kann man Moltebeeren eigentlich auch in s/w fotografieren?

Ja, ich finde, es geht

Unteres Lotterdalen

Namsvatnet Nordbucht

Namsvatnet

Letzter Blick auf das Lotterdal
Dann komme ich in ein kleines Hochtal, das sich von NO nach SW über den Getsklump zieht. Für eine kurze Pause nach dem Aufstieg weht der Ostwind hier leider zu frisch, also laufe ich gleich weiter. Auf der Südseite geht es genau so einfach wieder runter. Ich versuche, so gut wie möglich die Richtung zu halten und peile den mittleren Måarenjaevrie (Beinvatn) mit der Höhe 690m an.

Getsklumpen-Hochtal

Zu windig für eine Pause

Neugierige Rentiere

Hochtal


Beinvassdalen


Blick nach Westen zum Namsvatn
Weiter unten mache ich eine gute Stunde Pause in der Strauchzone, windgeschützt und sonnig. So kann man es aushalten. Trotz wenig Schlaf bin ich heute richtig gut drauf, nur die Beine werden allmählich müde.
Man hat es von oben schon gesehen: vor dem mittleren Beinvatn muss eine nasse, sehr nasse Ebene durchquert werden. Die ist dann tatsächlich unangenehm, aber auch nicht so groß. Bald stehe ich vor dem Bach, der als hübscher Wasserfall aus meinem angepeilten See herausfließt.


Blick zurück: Getsklumpen und nasse Ebene

Beinvatnet 690m, Blick nach Süden, in meine Laufrichtung
Dieser See ist wirklich wunderschön. Einzelne Birken, Beeren- und Strauchheide, kleine Sandstrände und Moore fügen sich hier zu einer besonders harmonischen Landschaft, die mich berührt. Auf einem Tierpfad laufe ich gegen den Uhrzeigersinn um den See herum, die Seite sieht mir weniger nass aus, und entdecke dabei eine oder zwei Feuerstellen. Erst jetzt fällt mir auf, dass es seit den Hütten am Store Kjukkelvatn keinerlei menschliche Spuren irgendwelcher Art gab. Die Route bis hier wird wohl nur sehr selten begangen.


Nur wenige Meter hinter diesem See komme ich zum oberen Måarenjaevrie oder Beinvatn, an dem ich ebenfalls westlich entlang laufe. Hier ist das Ufer etwas nasser. Allmählich halte ich auch die Augen offen nach möglichen Übernachtungsplätzen, überquere am Südwestende noch den Zulauf … eigentlich sieht hier alles zu feucht und krautig aus … und stehe plötzlich mitten auf dem perfekten Zeltgelände. Herrlich! Eine reiche Auswahl ebener Stellen, offen mit Blick über den See oder geschützt unter Birken. Mir ist heute der geschützte Platz lieber, als Kontrast zu gestern. Glücklich stelle ich das Zelt auf, wasche mich kurz und genieße ein gepflegtes Heißgetränk in der späten Nachmittagssonne. Mit Vogelgesang und allem drum und dran ... wie man sich eben den perfekten Abend in der Wildnis vorstellt. Fühle mich sauwohl.

Beinvatnet 694m


Perfekter Zeltplatz am oberen Beinvatn
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