[NO] Leicht (und lecker!) auf Tour im Saltfjellet-Svartisen und Børgefjell NP

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  • Borgman
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    [NO] Leicht (und lecker!) auf Tour im Saltfjellet-Svartisen und Børgefjell NP

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Vorbemerkung

    Leichter soll es werden, liebe Freunde des Nordens. Leichter, und dabei so unkompliziert wie möglich. Nicht unbedingt die Tour selber, aber alles drumherum. Angefangen bei mir selber ... man soll ja immer bei sich anfangen, wenn es ans Abspecken geht, nicht wahr? Niemals – Nie! – hätte ich gedacht, dass es so einfach sein würde, 10 Kilo abzunehmen. Und so lecker. Tierische Nahrungsmittel weglassen, eine Woche Fasten und das neue, leichtere Körpergefühl richtig auskosten. Den Schwung nutzen, um noch ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden. Das ging dann praktisch von selbst. Zum 50. Geburtstag war ich meinem Idealgewicht nahe und um etliche kulinarische Entdeckungen reicher.

    Für alle Freunde pflanzenbasierter Ernährung teile ich hier auch gerne meine allerersten Erfahrungen mit veganer Tourkost, gute wie weniger gute. Einfach heißt hier: nicht selbst gedörrt oder kompliziert nach Nährwert zusammengestellt. Kein großer Aufwand. Alles in drei Läden gekauft und fertig. Details später.

    Mehr Zeit und Überlegung hat gekostet, den Rest des Rucksackgewichts zu reduzieren, aber auch da bin ich schlussendlich zu einfachen Lösungen gekommen, die mir zumindest in der Theorie, vor der Tour, vertrauenerweckend schienen. UL musste es nicht unbedingt sein, nur eben leichter als sonst - ich wollte auch nicht alles neu kaufen, sondern nur die Ausrüstungsteile, bei denen der Effekt besonders groß war. Rucksack, Zelt, Kochersystem … ja, und ein paar weniger wichtige Kleinigkeiten, wo ich schon mal dabei war. Hier und da konnte ich was weglassen – oder doch nicht? Was, wenn es wirklich kalt und biestig wird? Innerhalb von drei Wochen kann viel passieren. Hmm, lieber die lange Unterwäsche wieder dazu packen. So ging es hin und her, bis eine finale Liste zusammengestellt war, die ein Startgewicht inklusive Nahrung und Brennstoff für 8 Tage von knapp 16 Kilo hatte. Damit sollte es mal gut sein. Selten hat mich Ausrüstung so umgetrieben wie in diesem Jahr. Ob sie in der Praxis funktionieren würde? Ich war gespannt.

    Auch dieser Bericht darf natürlich gerne schlichter und direkter werden, wo wir schon mal beim Vereinfachen sind, aber das kann nur eine vage Absicht sein. Erfahrungsgemäß entwickelt so ein Text sein Eigenleben, wenn man ihn mal angestoßen hat. Letzter Punkt, und dann geht es endlich los, die Fotos. Und erstes Eingeständnis einer eigentlich völlig unnötigen Neuanschaffung. Ich habe mich tierisch in das neue 27mm/f2,8 Pancake-Objektiv von Fuji verknallt, das zusammen mit der X-E4 so unverschämt nach gar nix aussieht. Und doch als Reisekamera so richtig geil ist. Das war keine Vernunftentscheidung, das war pures Verlangen. Dazu stehe ich. Auch keine Vernunftentscheidung, diesmal aber reine Neugier, ist die Absicht, auf der Tour nur in Schwarz-Weiß zu fotografieren. Nein, keine Sorge, es wird auch Farbfotos geben, aber die Kamera ist immer auf Acros eingestellt, also im s/w-Modus. Ich will einfach nur wissen wie das ist … was auch in Grautönen funktioniert und was nur in Farbe und warum. Und wie viel Farbe nötig ist. Bin gerade ein bisschen übersättigt von Farbfotos.

    Wer die Bilder gerne in Originalgröße sehen möchte (und auch, wie sich das kleine 27mm-Objektiv schlägt - ein anderes war nicht mit auf der Tour), kann das in diesem Album auf flickr tun.




    Genug der Vorrede – los geht`s!


    Saltfjellet-Svartisen und Børgefjell




    11. August bis 04. September 2021

    Norwegen, Nordland Fylke und Trøndelag Fylke



    Vorspiel: Volker in den Wolken, mit Kniebeschwerden

    Mittwoch, 11. August

    Wer dringend eine ausführliche Anreisebeschreibung braucht, möge bitte jetzt die Hand heben, dann kann ich sie nachliefern. Nur so viel: Die Lufthansa hat es mir mit ihren vier Änderungen nicht leicht gemacht, daran zu glauben, dass sie mich überhaupt befördern will. Zuletzt wurde noch mal eben der gebuchte Rückflug von Trondheim nach Bodø verlegt, so dass ich ein weiteres Mal umplanen durfte. Immerhin stehe ich jetzt um 19:30 Uhr eben dort, am Flughafen von Bodø, habe Spiritus beim BM und den Rest beim Extra Bankgata gekauft und noch mehr als eine Stundefür einen Kaffee mit Zigarillo, bevor der Bus nach Halsa abfährt. Das ist gut, ich entspanne mich. Den Bus wollte ich sowieso nehmen, bevor alles anders wurde. Bevor Volker schrieb, dass er unsere gemeinsam geplante Tour absagen muss. Wie es dazu kam, beschreibt er in seinem eigenen Bericht. Ich wollte in Fykan aussteigen, eine Stunde laufen und Volker mitten in der Nacht am Weg treffen. Er hätte schon eine gute Zeltstelle ausgesucht und würde viel von seinen aufregenden Tagen über dem Nordfjord und dem waghalsigen Abstieg ins Fonndal erzählen. So hatten wir uns das ausgemalt. Dann würden wir zusammen bei Traumwetter den westlichen Teil des Svartisen überqueren, den östlichen Teil und danach eine selten begangene Route ins Stormdal erkunden. Daraus wird jetzt nichts.

    Stattdessen sitzt Volker fest. Er hat gestern geschrieben, ich solle doch einfach meine Tour machen, er käme schon klar. Nee, so läuft das nicht. Ich will wenigstens wissen wie es um ihn steht, und dass er eine reelle Chance hat, den nach beiden Seiten höllisch steilen Abstieg zu schaffen. Eine Kniebandage will ich ihm bringen und ein starkes Schmerzmittel. Und natürlich ein bisschen Aufmunterung, so gut es eben geht. Zumindest hat er sich dazu überreden lassen, seinen ursprünglichen Plan, Fonndalen, aufzugeben und über das Rismålskard abzusteigen. Nur nicht im Regen. Es regnet.

    Der Bus fährt pünktlich um 20:45 Uhr ab. Zum Glück ist es noch lange hell, so dass ich viel von der ungeheuren Landschaft der Nordlandküste sehe, die mich immer wieder mit Ehrfurcht und Staunen erfüllt. Hier fühle ich mich weit weg von zu Hause, im Urlaub eben, frei von Zwängen. Vielleicht noch ein bisschen mehr als sonst, weil ich keinen blassen Schimmer habe, was in den ersten acht Tagen passieren wird. Als sich die Berge allmählich in Dämmerung hüllen, werden meine Gedanken klarer. Wenn ich mir dieses Rismålskard angeschaut (bzw. auch einmal hoch- und wieder runtergestiegen bin) und mit Volker gesprochen habe, ihm diese Strecke alleine zutrauen kann, dann … ja dann könnte ich im günstigsten Fall am Freitag den Mittagsbus zurück nach Fykan nehmen und hätte immer noch gut sechs Wandertage. Das reicht für mehrere denkbare Varianten bis zum Bahnhof Dunderland. Abfahrt 09:59 Uhr am 20.08. ist die Konstante, diesen Zug muss ich kriegen, um den letzten Bus der Woche ins Susendal zu erwischen. Darum herum gruppiere ich in Gedanken die Variablen: Volkers Zustand, das Wetter, mögliche Routen usw.

    Ørnes, ein freundliches Lichtermeer ... später Glomfjord, düster und abweisend wie beim letzten Mal … die beiden Orte könnten unterschiedlicher kaum sein in meiner Wahrnehmung. Zwei Tunnel ... Fykan, wo ich nicht aussteige … der lange Tunnel … allmählich geht der Mittwoch zu Ende und weicht unbemerkt einem dunklen, nassen, ziemlich müden ...


    Donnerstag, 12. August

    Forøy ferjekai, 00:15 Uhr. Nieselt ja nur. Ich spare mir die Regenhose, verabschiede mich vom Busfahrer und laufe ein Stück die Straße zurück. Vielleicht finde ich gleich eine prima Zeltstelle am Fjord. Nee, sieht nicht so aus. Folgealso hinter dem letzten Haus einem kleinen Bach hoch und fluche. Nass, nass, nass. Sträucher, dicke Moospolster, dahinter so was wie ein Moor. Na ja, ist jetzt auch egal. Ich stelle das Zelt so gut es geht auf einen unebenen Buckel, schmeiße den Rucksack rein und bin gegen 01:00 Uhr so weit sortiert, dass ich ein bisschen schlafen könnte, wäre ich nicht noch so aufgetrudelt von der Reise.

    Ein paar Stunden später, um halb sechs, klingelt der Wecker. Kein Grund zur Eile, die Fähre geht erst um sieben, aber ich will vorher noch Ordnung in meine Siebensachen bringen. Im Zelt herrscht, wie immer in der ersten Nacht, heilloses Chaos. Für Kaffee reicht es daher leider nicht. Außerdem will ich mich am Fähranleger gründlich waschen und das Mobiltelefon laden. Als ich dort ankomme, ist der Warteraum offen, sehr wahrscheinlich war er sogar die ganze Nacht offen. Hätte ich doch viel bequemer hier übernachtet. Immerhin regnet es nicht mehr. Die Wolken hängen tief, aber für den Nachmittag ist sonniges Wetter angesagt. Um 07:15 Uhr sind wir in Ågskardet,ich sehe mir auch den dortigen Warteraum an. Leider sieht es nicht so aus, als bekäme man irgendwo in der Nähe einen Kaffee. Um 08:10 Uhr geht der Bus nach Jektvik. Ein Kleinbus, ich bin der einzige Fahrgast. Nach vielleicht einer Viertelstunde Fahrt klärt sich auch meine Frage, warum er für die vielleicht 12km bis Reppasjøen sage und schreibe 95 Minuten braucht. Antwort: 40 Minuten steht er einfach nur rum, nämlich am Vågaholmen hurtigbåtkai, die restliche Zeit trullert er sehr gemütlich alle Straßen ab. Den langen Aufenthalt kann ich immerhin gut nutzen, um den heiß ersehnten Kaffee zu kaufen und … ja, ein Schokomuffin und einen Stratos-Riegel. Beides nicht vegan. Cheat day schon am zweiten Urlaubstag. Ich rede mich damit heraus, dass ja nur die eigentliche Tournahrung vegan sein soll und denke nicht weiter über den Ausrutscher nach. Das Muffin ist jedenfalls lecker!

    Fotos, wo wir schon bei Ausnahmen sind, mit dem Telefon gemacht. Die einzigen des Tages:



    Ågskardet ferjekai


    Reppasjøen

    Um 09:45 Uhr steige ich in Reppasjøen aus und mache mich auf den Weg zu Volker, der da irgendwo in den Wolken sitzt. Sehr weit komme ich erst mal nicht. Ich folge dem Fluss Reppaelva auf der Südseite, erst auf einer Schotterstraße, dann auf einem alten, überwachsenen Fahrweg, vorbei an zwei verlassenen Häusern bis zur Brücke. Am nächsten Bach zweigt ein unmarkierter, nur stellenweise erkennbarer Pfad ab, der in einer steilen Rinne die ersten hundert Höhenmeter überwindet. Oben ist ein kleines Moor, dahinter quere ich an der einzig möglichen Stelle die wild zu Tal donnernde Memaurelva und nehme die nächsten Höhenmeter auf dem steilen Hang zwischen den Flüssen in Angriff. Das ist ziemlich anstrengend, mit wenig Schlaf und vollem Rucksack, und als der Hang sich zu einer weiten, moorigen Ebene abflacht, beschließe ich, dass es Zeit für eine Pause ist. Zumal es regnet. Als das Zelt steht, bin ich schon in den Wolken, Sicht nahe Null. Esse ein paar Kornmos, mache ein Nickerchen, gucke noch mal raus – unverändert. Für wenige Minuten kann ich zwischen zwei Wolken die Stromleitung sehen und dahinter Rismålskardet. Da muss ich später hoch. Das wird ein Stück Arbeit. Gegen 16:00 Uhr werde ich unruhig. Eigentlich müsste jetzt schon das versprochene schöne Wetter kommen.

    Okay … es sieht so mittelgut aus. Um 17:00 Uhr kann ich nicht länger auf Sonnenschein und gute Sicht warten, packe also zusammen und gehe zur Stromleitung. Der Regen hat aufgehört, aber die Wolken halten sich hartnäckig über der Ebene. Praktischerweise ist genau dort, wo ich den Aufstieg versuchen will, wo das Moor endet und der Wald beginnt, ein riesiger Strommast. Hier werde ich später meinen Rucksack wiederfinden. Die Sachen für Volker und den Schokoriegel nehme ich mit und tauche gegen 18:00 Uhr ein in den Wald. Tagelanger Nebel und Regen bei wenig Wind haben dafür gesorgt, dass sich auf allen Blättern unglaublich viel Wasser angesammelt hat. Es tropft nicht nur von den Birken und Stauden, den Farnen und hohen Gräsern, nein, das Wasser strömt bei der geringsten Berührung auf mich herab wie unter der Dusche. So was hab ich noch nicht erlebt. Im dichten Wald folge ich dem Bach und Tierpfaden bis ich eine steile Rinne erreiche, Rismålskardet. Die Sicht bleibt mäßig, aber zur kleinräumigen Orientierung reicht es. Weil ich schon auf der Südseite bin, steige ich hier auch gleich auf. Der Hang ist auf dieser Seite steiler, dafür ist die Vegetation etwas übersichtlicher. Auf der Nordseite wächst hoher Farn, der alle Hindernisse verdeckt. Etwa auf halber Höhe mache ich 20 Minuten Pause. Nass bin ich … richtig nass! Schuhe, Regenhose, Regenjacke, alles trieft. Weiter oben wird die Rinne steiniger und der Nebel dichter, die Sicht reicht nur noch für die nächsten vielleicht 10 Meter. Ein bisschen unheimlich ist das ... totenstill … und rutschig. Deshalb gehe ich vorsichtig, teste bei jedem Schritt den Halt.

    Erst gegen 19:40 Uhr stehe ich am unteren Rismålvatn. Wenn es Volker wie geplant bis hierher geschafft hätte, müsste ja irgendwo sein Zelt stehen. Tut es aber nicht … verdammter Nebel … oder doch? Was ist das? Grau in grau vor grauem Hintergrund? Was ich für einen großen Stein gehalten hatte ist in Wirklichkeit … ein Zelt! Hey Volker! Ich rufe laut und quere den Seeabfluss.

    So. Ab hier erzählt Volker von unserem Treffen im Nebel, zu gegebener Zeit, in seinem Bericht. Ich breche nach einer halben Stunde wieder auf, denn heller wird es heute ganz sicher nicht. Beim Abstieg halte ich mich auf der Nordseite der Rinne, mit allen Vor- und Nachteilen. Müde, erschöpft, durchnässt, muss ich mich voll konzentrieren. Einmal rutsche ich mehrere Meter unkontrolliert auf nassem Gras – kein Halt zu finden. Nix passiert, aber das ist pures Glück … hätte auch böse enden können. Ich brauche auf den Schreck eine kurze Pause mit dem Rest vom Schokoriegel, dann geht es wieder. Ziemlich genau um 22:00 Uhr, runter hat sogar etwas länger gedauert als hoch, bin ich am Rucksack und suche noch eine Weile nach einer passenden Zeltstelle. Uff, das war ja wirklich ein sehr besonderer Start in den Urlaub. Ein paar Kornmos schaffe ich noch zu essen, danach bin ich mehr als reif für den Schlafsack.
    Zuletzt geändert von Borgman; 18.09.2021, 13:35.

  • Fjellfex
    Fuchs
    • 02.09.2016
    • 1680
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    #2
    Klasse! Kaum bin ich von meiner Tour zurück, und schon hast du losgelegt - sehr lobenswert und vorbildlich!
    Und 10kg abnehmen natürlich auch... kriege direkt ein schlechtes Gewissen...
    Die schwarz-weiß Fotos sind natürlich sehr stylish.... aber ich hoffe, dass der Anteil der fröhlich-bunten nicht gar zu niedrig bleibt.
    Bin gespannt!

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    • Ljungdalen

      Alter Hase
      • 28.08.2017
      • 3293
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      • Meine Reisen

      #3
      Bin gespannt!

      Speziell auch hier:
      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
      ... Und so lecker. Tierische Nahrungsmittel weglassen...

      Für alle Freunde pflanzenbasierter Ernährung teile ich hier auch gerne meine allerersten Erfahrungen mit veganer Tourkost, gute wie weniger gute. Einfach heißt hier: nicht selbst gedörrt oder kompliziert nach Nährwert zusammengestellt. Kein großer Aufwand. Alles in drei Läden gekauft und fertig.
      "Voll mein Ding" und meine Rede seit Jahren... (Ausnahme: Käse)...

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      • derray

        Vorstand
        Lebt im Forum
        • 16.09.2010
        • 6153
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        • Meine Reisen

        #4
        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
        Bin gespannt!

        Speziell auch hier:


        "Voll mein Ding" und meine Rede seit Jahren... (Ausnahme: Käse)...
        Besser hätt ich's nicht sagen können!
        (ohne Ausnahme)

        mfg
        der Ray
        >> Forumscamp 2025 <<

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        • Borgman
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          #5
          @Fjellfex: stylish oder nicht – s/w war in diesem Sommer wichtig für mich. Was funktioniert, bleibt so, unbearbeitet. Die JPGs sehen ordentlich aus, finde ich. Falls es Farbe braucht, nehme ich das RAF und wandle es um in was halt passt. Vorschlag: wenn jemand ein bestimmtes Bild in Farbe sehen möchte, hänge ich es noch dran, am Ende des Teils oder separat. Okay?

          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
          "Voll mein Ding" und meine Rede seit Jahren... (Ausnahme: Käse)...
          und @derray: Genau. Hätte ich auch schon früher machen sollen. Zu Hause ist das ja kein Problem, aber ich war doch neugierig, ob es auf Tour einen Unterschied gibt.

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          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
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            #6
            Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
            @Fjellfex: stylish oder nicht – s/w war in diesem Sommer wichtig für mich. Was funktioniert, bleibt so, unbearbeitet. Die JPGs sehen ordentlich aus, finde ich. Falls es Farbe braucht, nehme ich das RAF und wandle es um in was halt passt. Vorschlag: wenn jemand ein bestimmtes Bild in Farbe sehen möchte, hänge ich es noch dran, am Ende des Teils oder separat. Okay?
            .
            Wenn s/w für dich wichtig war, dann wird das natürlich so gemacht! Bilder bearbeitet habe ich selber ja auch nie...
            Aber durchaus möglich, dass ich im weiteren Verlauf mal jammern werde und auch Farbe haben will...

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            • Borgman
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              #7
              Freitag, 13. August

              Irgendwas stimmt mit den Busverbindungen hier nicht. Bei der Hinfahrt musste ich die frühe Fähre nehmen, weil ich mit der nächsten den Bus um 5 Minuten verpasst hätte, und heute kann ich aus den Fahrplänen wieder keinen passende Anschluss zum Bus um 11:00 Uhr ab Forøy nach Glomfjord herauslesen. Reis Nordlands Reiseplanlegger funktioniert seit gestern nicht bei mir. Wohl aus Scham. Die Alternative ist entweder auf den späten Bus warten, das will ich nicht, oder ein langer, gesunder Fußmarsch auf dem Rv 17. Also stehe ich um sechs auf ... nein, nicht wirklich ausgeschlafen … vertreibe mit einem starken Kaffee die Müdigkeit, esse dazu drei Bixit-Kekse, packe schnell zusammen und gehe um sieben los. Nicht zurück nach Reppasjøen, sondern nach Breivik. Heute hält die Wettervorhersage, was sie gestern versprochen hatte. Blauer Himmel mit wenigen Wolken.




              Man könnte etwas höher am Waldrand gehen, aber auf Wald habe ich nach der Dauerdusche gestern wirklich keine Lust mehr. Stattdessen laufe ich einen Kilometer quer durchs Moor zum Breivikvatn, was tatsächlich angenehmer ist. Nur nass von unten. Am Seeufer gibt es dann einen Tierpfad, offensichtlich von Kühen. Auch nass und matschig, aber man kommt gut voran. So erreiche ich schon um acht den Schotterweg, der zum Fjord hinunter führt.


              Breivikvatnet (Eterna)


              Schotterweg, Blick zum Tjongsfjord (Eterna)

              Ich bin gut drauf und habe genug Zeit, also will ich die jetzt noch ca. 9 km tatsächlich laufen, statt auf eine Mitfahrgelegenheit zu hoffen. Viel Verkehr ist sowieso nicht. An der Bushaltestelle am Abzweig Tjong mache ich eine halbe Stunde Pause, gehe zum hübschen Ågvatn und weiter zum Fähranleger. Na ja, die Strecke auf dem harten Asphalt merke ich jetzt doch in den Beinen.



              Tjongsfjorden (Eterna)


              Ågvatnet (Eterna, für Fjellfex – ich finde, das hätte auch in s/w funktioniert)

              Als die Fähre in Forøy anlegt, werfe ich einen kurzen Blick auf den aushängenden Busfahrplan und … jetzt hol mich doch der Teufel! … er fährt erst 11:20 Uhr. Dann hätte die Verbindung doch geklappt … dann hätte ich länger schlafen können und mir viele Kilometer gespart. Die erste Irritation verfliegt schnell – dafür ist das Wetter zu schön. Hey, ist doch egal! In einer Stunde bin ich in Fykan, da beginnt die Tour und ich kann alles andere vergessen. Und so kommt es dann auch. Vor der Fahrt spreche ich mit dem Busfahrer, damit er nicht überrascht ist, dass jemand zwischen den Tunneln aussteigen will. Damit endet das Vorspiel und es beginnt der …



              1. Teil: Saltfjellet-Svartisen von Fykan nach Dunderland


              Gegen 12:00 Uhr ist es so weit. Die Sonne scheint, ein anregend kühler Wind weht. Beste Bedingungen, und doch mühe ich mich mehr am Fykanvatn entlang, als dass ich wirklich in Gang komme. Kurz hoch zum ersten Tunnel … ich hasse den ersten Tunnel schon seit dem letzten Mal, aber heute nimmt er kein Ende. Ich werde immer langsamer, kämpfe mit dem Anstieg, bleibe viel zu oft erschöpft stehen. Etwas mehr als 1,6 Kilometer lang, alle 50 Meter eine Markierung am Boden … aber mit jedem gelben Strich werden die 50 Meter länger … und länger … eine Anomalie im Raum-Zeit-Kontinuum, ganz sicher … das ist verwirrend. Während Raum und Zeit sich immer weiter dehnen, wird der Tunnel enger, dunkler, kälter und feuchter. Ewig dauert es … fast ewig … bis ich das Licht am anderen Ende sehe … und selbst dann dauert es noch mal ewig, bis ich erleichtert ins Freie trete. Einmal tief durchatmen – was war denn das? Im Sonnenlicht laufe ich schnell die paar hundert Meter bis zur Brücke. Hier wollte ich in der Nacht zum Donnerstag den Volker treffen. Guter Platz für eine Mittagspause. Bis auf die drei Haferkekse hatte ich noch nichts heute, das ist schon fast acht Stunden her. Vielleicht bin ich einfach unterzuckert.


              Fykanvatnet (Eterna)


              Pausenplatz an der Fykanåga (Eterna)

              Was Leckeres! Für Frühstück und Mittagessen der ersten Woche habe ich die denkbar einfachste Lösung gefunden, nämlich im Bioladen. Süße Aufstriche von Rapunzel und salzige von Zwergenwiese in praktischen 40 bis 50g-Portionen. Dazu 50g Kornmo, und das Leben ist schön.



              Heute gibt es Meerrettich, ich liebe Meerrettich! Diesen Punkt der Tourkost können wir schnell abhaken - alle Sorten auf dem Foto sind extrem lecker. Meine Favoriten: Rote Bete-Meerrettich und Mandel-Tonka-Creme.

              Nach drei Stunden Pause, Zelt und T-Shirts sind längst getrocknet, fühle ich mich ausgeruht und gehe um 17:00 Uhr weiter. Ein paar Autos kommen mir entgegen. Der zweite Tunnel ist überhaupt kein Problem, danach erreiche ich bald die Staumauer und den Wanderpfad. Endlich! Die Straßenlauferei geht mir langsam auf die Nerven. Nur noch einen Kilometer auf dem Pfad bis zum litle Sandvatn, wo es gute Zeltmöglichkeiten gibt. Nach einer kurzen Wäsche im Bach koche ich Wasser für einen Kaffee, stoße beim Hantieren gegen den Topf, der zum Innenzelt kippt und seinen Inhalt genau zwischen Zeltunterlage und Zeltboden ergießt. Immerhin steht der Brenner noch. Hätte ich doch nicht auf den einfachen Topfstand aus Draht setzen sollen? Ist der zu instabil? So gut es geht wische ich das Wasser auf und starte einen neuen Versuch. Nee, eigentlich müsste das gehen. Über meine Erfahrungen mit dem Toaks System werde ich später mehr schreiben.

              Bei Kaffee und ultimativer Entspannung denke ich dann wieder mehr über die Tour nach als über Kocher. Sechs Tage sind nicht besonders viel, aber die Wetterprognose sieht auch nicht schlecht aus. Morgen wieder sonnig, Sonntag trocken, eher bedeckt, und alles danach ist sowieso Kaffeesatzleserei. Auf eine Route will ich mich noch nicht festlegen, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für den Anfang interessiert mich die Strecke über Sørdalen, Svartisen Aust und Bogvatnet ins Blakkådal am meisten, nur bräuchte ich dafür gute Sicht auf dem Gletscher. Die hartnäckig tief hängenden Wolken der vergangenen Tage setzen da zumindest ein Fragezeichen. Egal was vorhergesagt ist – Svartisen ist und bleibt ein Wolkenmagnet. Auf dem Gletscher braucht man immer Glück.



              Karstformen am Wanderpfad


              Namnlausvatnet (Classic Chrome)


              über das LanShan1 schreibe ich auch noch was (Classic Chrome)

              Zum Abendessen Travellunch Couscous vegetarisch (ist in Wirklichkeit vegan), das Essen, von dem ich nicht viel erwarte. Alle Tütenessen habe ich bei Bergfreunde gekauft, die haben eine gute Auswahl an veganen Gerichten. Dieses passt von der Konsistenz, macht satt, könnte aber besser gewürzt sein. Bin zufrieden, mit dem Essen, mit dem Tag und der Aussicht auf eine schöne Wanderung morgen. Hoffentlich hat Volker den Abstieg geschafft.

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              • Fjellfex
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                #8
                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                [SIZE=18px]Freitag, 13. August

                [SIZE=18px]Ågvatnet (Eterna, für Fjellfex – ich finde, das hätte auch in s/w funktioniert)
                Oh, wie nett von dir!
                Und mit Wohlgefallen registriere ich, dass der s/w-Anteil der Bilder doch nicht so hoch wie befürchtet ist.

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                • Blahake

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                  • 18.06.2014
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                  #9
                  Hey Bernd, ich finde es auch schön, wenn die Bilder so bunt und farbig sind, wie Dein Schreibstil! Bin wieder mit Freude dabei! Warum bist Du durch die Tunnel gegangen, statt die Treppe zu nehmen?

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                  • Borgman
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                    #10
                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                    Hey Bernd, ich finde es auch schön, wenn die Bilder so bunt und farbig sind, wie Dein Schreibstil! Bin wieder mit Freude dabei! Warum bist Du durch die Tunnel gegangen, statt die Treppe zu nehmen?
                    und auch @Fjellfex: ich bin da ja gar nicht kategorisch - wenn Farbe wichtig ist, soll sie auch rein ins Foto. Vielleicht hätte ich das besser erklären sollen ... mir ging es darum, beim Fotografieren zuerst selber Licht und Schatten wahrzunehmen, Formen, Bildaufteilung usw. ... bevor die Farbe dazu kommt (oder eben nicht, in einigen Fällen). Ein Lernprozess, und ich bin mitten drin. Wie sich das im Laufe des Berichts entwickeln wird, kann ich noch nicht sagen

                    Die Treppe, Fykantrappa, wurde im Juni 2020 wegen Sicherheitsmängeln gesperrt, und meines Wissens wird sie auch nicht wieder geöffnet.

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                    • Borgman
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                      #11
                      Samstag, 14. August

                      Habe nicht übermäßig lange, aber gut geschlafen. Obwohl das Zelt hoch abgespannt ist, hängt das Innenzelt voller Kondenswassertröpfchen. Vielleicht liegt das noch an meinem Malheur mit dem Kochwasser gestern, aber es ist auch recht frisch. Bis sechs gucke ich mir die Tröpfchen von unten an, dann stehe ich unternehmungslustig auf. Schneller Kaffee mit Haferkeksen, das Packen geht inzwischen auch fast von selbst, so bin ich um 07:00 Uhr abmarschbereit. Die Strecke bis Kvitsteindalsgammen kenne ich von einer anderen Tour, ist auch schon oft beschrieben worden. Auf dem stets gut ausgetretenen Pfad komme ich in meinen Rhythmus, habe Spaß am Laufen. Immer wieder schön sind die ausgewaschenen Strukturen und Höhlen im kalkhaltigen Gestein des Láhko Nationalparks. Hier lohnte es sich bestimmt, mehr Zeit zu verbringen, die Gegend um Seglvatnet zu erkunden. Aber ich habe mich schon für die Streckentour entschieden und laufe weiter.









                      Blick zurück: Store Sandvatnet


                      Svalvatnet


                      Blick über litle Storglomvatnet zum westlichen Svartis


                      Kvitsteindalsgammen

                      Interessant wird es hinter der Gamme. Die Route durch das Skavldal bin ich vor 5 Jahren gegangen, hier nachzulesen, und vor 23 Jahren kam ich vom Vesterdal über das Glomvassfjell hinunter ins Glomdal. Was ich noch nicht kenne, ist der Pfad, der westlich vom Nordre Glomvassfjell nach Süden geht. Und der beginnt gleich mit einer Überraschung. Skavldalselva fließt nämlich durch eine Höhle, so dass man sie trockenen Fußes überschreiten kann. Was auf den ersten Blick etwas abenteuerlich aussieht, ist in Wirklichkeit einfach zu gehen.


                      Unter dem Wasserfall verschwindet Skavldalselva


                      Hier fließt sie in der Höhle


                      Ein paar Stufen am Felshang hoch, dann sieht man den Wasserfall besser


                      Blick zurück: Kvitsteindalsgammen

                      Von hier sieht man auch gut, woher die Gamme ihren Namen hat, kvit=hvit=weiß. Nach zwei Stunden Frühstückspause folge ich also dem markieren Pfad nach Süden, wobei mir ein kräftiger Wind entgegenweht. Hätte nach dem ruhigen Morgen gar nicht erwartet, dass er so auffrischt. Pfad und Markierungen sind hier nicht mehr so deutlich. Nicht nur der tolle Svartisen-Blick gefällt mir, sondern auch das Gelände mit seinen kleinen Seen und Tälchen. Richtig hübsch und abwechslungsreich. Schon beim Fotografieren ist mir klar, dass heute ein Tag für Farbfotos wird. In einem dieser Tälchen begegnen mir die ersten (und für mehrere Tage letzten) Wanderer, ein Pärchen.


                      Am nordre Glomvassfjell









                      Hier schwenkt der Pfad um das nordre Glomvassfjell herum ins Glomdal, auch das ist wunderschön. Ich bin total glücklich! Nach zwei Kilometern erreiche ich die breite Stelle, wo ich 1998 den Fluss gefurtet habe. Das ist auch heute kein Problem. Auf der anderen Seite ziehe ich die Stiefel gar nicht wieder an, sondern mache gleich Mittagspause.


                      Glomdalen mit Spisstinden


                      Glomåga


                      Furt Glomåga – in der Bildmitte sieht man schon den Übergang zum Sørdal


                      Furt Glomåga, Blick zurück

                      Natürlich denke ich bei dem schönen Wetter nicht länger über die Alternative Gråtådalen nach, sondern gehe nach der Pause direkt auf den Übergang zum Sørdal zu. Ich will mein Glück mit dem Gletscher versuchen – sollten die Wolken morgen tatsächlich die Sicht behindern, kann ich immer noch zurück.


                      Skjelåtinden dominiert jetzt das Tal




                      Blick zurück: Glomdalen


                      Sørdalen voraus!

                      Schon jetzt lohnt sich die Routenwahl. So grün hatte ich mir Sørdalen gar nicht vorgestellt, mit dem Gletscher am Ende. Eher erwartete ich steinige Moränen. Stattdessen wachsen hier viele Blumen, saftige Wiesen, leuchtendes Moos und Wollgras. Sørdalen ist der Hammer!


                      Blick nach NO zum Skjelåtind


                      Wollgras


                      Sørdalen – einfach wunderschön


                      Blick zurück

                      Heute bin ich mega gut drauf, genieße das Wandern in diesem herrlichen Tal und merke den Rucksack fast gar nicht. Je näher ich dem Gletscher komme, umso mehr steinige Abschnitte gibt es, aber ich kann weiter problemlos auf der westlichen Talseite gehen. Das ist gut, weil ich keine Lust zum Furten habe. Etwas weiter wandelt sich die Landschaft dann doch in karge Moränen mit immer spärlicheren Moosflecken. Erst direkt vor der Gletscherfront, letzte Gelegenheit für ein bisschen Moos auf dem Sand, baue ich das Zelt auf.


                      Svartisen! (Eterna bleach bypass)



                      Nach dem Waschen sitze ich noch eine ganze Weile mit meinem Kaffee draußen und betrachte die Gletscherzunge. Das Eis sieht perfekt zum Gehen aus. Am liebsten wäre ich jetzt schon drauf. Ich hoffe so sehr, dass morgen gute Sicht ist. Was für ein toller Tag! Zum Abendessen Adventure Menu Fusilli mit Spinat und Walnüssen: zerkleinerte Nudeln, das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber ganz lecker – mal ne andre Geschmacksrichtung. Leicht scharf, könnte für mich salziger sein, gerade wenn man geschwitzt hat.

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                      • TilmannG
                        Fuchs
                        • 29.10.2013
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                        #12
                        Sehr schön die Strukturen im Kalk! Auch südl vom Svartis gibt es ja so eine Einlagerung, die sich vom Pikhaugan zur dortigen Glomåga hinunterzieht.
                        Bin sehr gespannt auf die folgenden Abschnitte, auf denen noch mehr Vertrautes auftauchen dürfte!
                        Grüße von Tilmann
                        http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                        • Shades
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                          • 21.08.2015
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                          #13
                          Danke für den Bericht. Sehr interessant. Ich glaube, wir hatten auf der orographisch anderen Seite im Sordal gezeltet (und auch auf dieser Seite den Gletscher verlassen). Scheint sich alles ein wenig verändert zu haben ...

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: P9080561.jpg Ansichten: 0 Größe: 199,3 KB ID: 3076210

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                          • Borgman
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                            #14
                            Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                            Sehr schön die Strukturen im Kalk! Auch südl vom Svartis gibt es ja so eine Einlagerung, die sich vom Pikhaugan zur dortigen Glomåga hinunterzieht.
                            Bin sehr gespannt auf die folgenden Abschnitte, auf denen noch mehr Vertrautes auftauchen dürfte!
                            Grüße von Tilmann
                            Hallo Tilmann, ja, das andere/südliche Glomdal sieht sehr spannend aus. Da bin ich 1998 viel zu schnell dran vorbei gelaufen, weil ich unbedingt zum Flatisvatn wollte. Würde ich auch gerne noch mal hin. Der nächste Tourtag wird Dir auf jeden Fall bekannt vorkommen...

                            Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                            Danke für den Bericht. Sehr interessant. Ich glaube, wir hatten auf der orographisch anderen Seite im Sordal gezeltet (und auch auf dieser Seite den Gletscher verlassen). Scheint sich alles ein wenig verändert zu haben ...
                            In welchem Jahr war das? Sieht so aus, als hätte es da den hübschen Gletscherrandsee bzw breite Stelle im Fluss gar nicht gegeben, oder nur viel kleiner. Bei Norge i bilder gibt es Luftbilder von 2008, 2014 und 2019, auf denen man gut erkennen kann, wie der Gletscher an der Zunge abgeschmolzen ist. Das Zelt steht aber wohl auf der selben, orographisch linken Seite wie meins, wenn ich das richtig erkenne.

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                            • Shades
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                              • 21.08.2015
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                              #15
                              September 2019. Und unser Zelt stand auf der orographisch rechten Seite.

                              Hier ist noch ein Bild, wo man den damals kl. Gletschersee erkennt.

                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: P9080571b.jpg
Ansichten: 1789
Größe: 236,0 KB
ID: 3076565
                              Zuletzt geändert von Shades; 14.09.2021, 22:01.

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                              • Borgman
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                                • 22.05.2016
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                                #16
                                Sonntag, 15. August

                                Viel zu früh bin ich wach, zu gespannt, zu aufgeregt. Hält sich das Wetter? Und falls ja, wie sind die Bedingungen auf dem Eis? Der erste Blick nach draußen ist vielversprechend: knapp über 0°C, wenig Wind, paar Wolken am Himmel und vor allem: gute Sicht. Perfekt! Ich will sofort los, gedulde mich aber noch bis fünf. So, das reicht. Kaffee ... packen ... Aufbruch um sechs.

                                Sehr leicht, ohne Einsinken in Treibsand oder instabilen Schutt kommt man über die Moräne zum Eisrand. Hehe, das geht in Norwegen meist besser als in Island. Hier ziehe ich schnell die Schneeketten über die Stiefel, kann es gar nicht erwarten, und mache die ersten Schritte noch vorsichtig auf dem Eis. Wie immer ist es ein sehr geiles Gefühl, das „sichere“ Land zu verlassen und auf dem Wasser zu gehen. Ich denke an Volker. Er hatte sich das so gewünscht und kann jetzt nicht dabei sein – sehr, sehr schade. Auf den ersten hundert Metern habe ich fast ein bisschen schlechtes Gewissen, dass ich jetzt alleine hier bin. Aber dann macht es einfach zu viel Spaß!



                                Perfektes Wetter in der Pfütze neben dem Zelt






                                Hier kommt man problemlos auf das Eis


                                Für den Anfang gibt es nur wenige Spalten

                                Nach kurzer Zeit habe ich mich daran gewöhnt, an welchen Stellen unter der Sohle die kleinen Zacken der Chainsen sicher greifen. Diese Gletscherpassage will ich richtig auskosten. Ich lasse mir Zeit, betrachte die Löcher und Spalten, mache viele Fotos. Noch steht die Sonne hinter dem Berg, es ist kühl, und ein leichter Wind weht mir entgegen. Ich halte mich zuerst nach Südwesten und schwenke dann nach Süden. Kurz vor sieben kommt die Sonne über den Berg.


                                Blick nach Westen zum Storglomvatn




                                Blick nach SO zum Berg 1087m


                                Istinden kommt ins Blickfeld

                                Hier sind mehr Spalten, und das Eis wird buckliger. Genau meine Kragenweite – noch gut zu gehen, aber auch nicht zu langweilig. Immer gibt es einen Übergang zwischen den Spalten, man muss ihn nur finden.


                                Blick zurück zum Sørdal


                                Blick zum westlichen Svartis – ist der Berg links von der Mitte Helgelandsbukken?






                                Noch mal Istinden

                                Jetzt bin ich lange genug in der Mitte des Eisstroms nach Süden gegangen und schwenke nach Osten. Zwischen den Bergen 1087m und 1114m hindurch halte ich mich gleich etwas südlich. Die Aussicht auf Fingerbreen will ich mir nicht entgehen lassen, wenn ich schon mal hier bin und das Wetter so toll mitspielt.


                                Berg 1251m in der Mitte, davor geht es rechts rein




                                Skulptur aus Dreck – auch irgendwie schön


                                Blick nach Norden über die Gletscherzunge am Bogvatn

                                Der Rucksack kann auf einem Felsen liegen bleiben, bis ich von dem Abstecher zurück bin. Volker und ich hatten überlegt, ob es vielleicht möglich wäre, über den Berg 1251m und das Nedre Bogfjell zu steigen, also zwischen Fingerbreen und Bogvatnet. Jetzt steht die Sonne genau hinter dem Berg 1251m, deshalb ist nicht so gut zu erkennen, ob es eine gangbare Route am SW-Hang gibt. Mir sieht das, alleine mit Gepäck, ein bisschen zu schwierig aus, obwohl es vielleicht sogar ginge. Nö, Sicherheit geht vor, und am Bogvatn soll es spannend genug werden. Erst mal hinüber zum Fingerbre. Und das ist wirklich ein toller Anblick! Hier will ich eine halbe Stunde Pause machen, ziemlich genau um 09:00 Uhr.


                                Fingerbreen







                                Anschließend geht es zurück zum Rucksack und weiter auf der Gletscherzunge hinunter. Tiefe Löcher gibt es hier, in denen gurgelnde Bäche verschwinden, und einige Spalten, die wieder einen Zick-Zack-Kurs erfordern. Sehr schön das alles – eine zutiefst befriedigende Gletscherwanderung.






                                Bogvatnet in Sicht





                                Genauso leicht wie am frühen Morgen auf den Gletscher drauf, geht es jetzt, gute vier Stunden später, auch wieder herunter. Ich meine mich zu erinnern, dass Echnathon damals, nach seiner Tour mit Tom (evernorth) ziemlich begeistert geschrieben hat von diesen Moränen … für mich sehen sie auf den ersten Blick aus wie die üblichen chaotischen Schutthaufen, wie man sie oft am Fuß der Gletscher antrifft … und beide waren weit weniger begeistert von der Passage am Bogvatn. Werden wir beides später sehen, der Tag ist noch lange nicht vorbei.

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                                • evernorth
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                                  • 22.08.2010
                                  • 1992
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                                  #17
                                  Lieber Bernd,

                                  natürlich bin ich auch von Anfang an bei deiner sehr spannenden Reise dabei, und - wie schön - gleich auf dem Svartisen Gletscher kommen mir doch die Details nur allzu bekannt vor.
                                  Ich hatte mich ja im Vorfeld gar nicht weiter nach eurem Routen - Verlauf erkundigt, da ich es immer viel spannender finde, direkt überrascht zu werden.
                                  Umso schöner, auf diese Art und Weise überrascht zu werden.
                                  Lässt sich jetzt alles vorzüglich auf der Karte verfolgen.

                                  ​​​​​​​Die Moränen - Landschaft mit den chaotischen Schutthaufen gehört auch für mich eher in die Kategorie: Same as usual.
                                  Ich bin gespannt, wie es ab Bogvatn weiter geht.
                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                  • Borgman
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                                    • 22.05.2016
                                    • 785
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Darfst Du auch, lieber Tom ... jedenfalls anders als Ihr und anders als geplant ... und überhaupt: mich vor der Tour nach einer Route zu befragen ist bekanntlich müßig. Meist bin ich selber überrascht, was am Ende rauskommt. Da hätte Volker mich sicher disziplinieren müssen, um auf Kurs zu bleiben ... ... was ja jetzt nicht möglich war. Für Dich als Gletscherfreund hätte ich im weiteren Verlauf sogar noch einen klitzekleinen Leckerbissen auf Lager, ohne jetzt zu viel zu verraten.

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                                    • Fjellfex
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                                      • 02.09.2016
                                      • 1680
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Vielen Dank schon mal bis hierher. Ein schöner Bericht in gewohnt-gediegener Borgman-Qualität.
                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                      Nach kurzer Zeit habe ich mich daran gewöhnt, an welchen Stellen unter der Sohle die kleinen Zacken der Chainsen sicher greifen.
                                      Wenn ich das recht verstanden habe warst du nicht mit Steigeisen oder Grödeln unterwegs, sondern mit so einer Art Schneeketten. Hat sich das bewährt? Greifen die Dinger auch gut im steileren Gelände, zum Beispiel am meist steilen Gletscherrand?

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                                      • Borgman
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                                        • 22.05.2016
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                                        #20
                                        Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                        Vielen Dank schon mal bis hierher. Ein schöner Bericht in gewohnt-gediegener Borgman-Qualität.

                                        Wenn ich das recht verstanden habe warst du nicht mit Steigeisen oder Grödeln unterwegs, sondern mit so einer Art Schneeketten. Hat sich das bewährt? Greifen die Dinger auch gut im steileren Gelände, zum Beispiel am meist steilen Gletscherrand?
                                        Nein, die sind auf keinen Fall ein vollwertiger Ersatz für Steigeisen. Nicht für wirklich steile Stellen geeignet. Snowline Chainsen light heißen meine, und ich komme auf flachen Gletschern sehr gut damit klar. Hatte ich 2019 auf dem Blåmannsis zum ersten Mal benutzt. Es gab hier im Forum auch schon mal eine Diskussion darüber, kannst Du suchen. Ich finde die Dinger wegen Gewicht und Packmaß praktisch, man kann sie eigentlich immer dabei haben, wenn man mit überfrorenem Schnee rechnet, und sie passen auf alle Schuhe. Müssen nur wirklich stramm sitzen.

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