5. Etappe
Eigentlich ist für dieses Jahr das Füllen der Lücke zwischen Sölden und Oberstdorf geplant. Aber irgendwie steht diese Tour wohl unter keinem guten Stern: Beim Fitnesstraining für diese Tour hat sich mein Freund vom Fahrrad gestürzt und 10 Rippen gebrochen. So war es mal wieder an mir die Tour um zu planen und alleine los zu ziehen. Alleine aber konnte ich die Lücke natürlich nicht schließen. Das wollen wir zusammen machen. Also setze ich den E5 dort fort, wo ich ihn als letztes verlassen habe: in Rekingen.
28. Tag: Von Rekingen nach Luttingen
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Mittwoch, 8. Juli 2020
Strecke: 35 Km
Höhenmeter: ↑ 150 m, ↓ 175 m
Gehzeit: 8 h
Etappe: 35 Km
Etappenhöhenmeter: ↑ 150 m, ↓ 175 m
Etappengehzeit: 8 h
Gesamtstrecke: 631 Km
Gesamthöhenmeter: ↑ 25.100 m, ↓ 24.925 m
Gesamtgehzeit: 190 h
Meinem Freund geht es eigentlich recht gut: er hat zwar Schmerzen aber die Ärzte meinen, es wird in ein paar Wochen nichts zurückbleiben. So kann ich unbeschwert an einem sonnigen Mittwoch nach Waldshut fahren. Die Bahnfahrerei ist mit viel Zeit und zu viel Umsteigen verbunden. Dass ich einen Teil der gewonnen Zeit durch Parkplatzsuche verbrauche war nicht ab zu sehen. Aber Waldshut ist das etwas schwierig. So muss ich auch ein paar Meter zum Bahnhof laufen.
Ankunft am Bahnhof in Waldshut
Vom Waldshuter Bahnhof führt die einzige elektrifizierte Linie in die Schweiz hinüber. Ohne Umsteigen bringt mich die S-Bahn nach Rekingen, den Ort, an dem wir das letzte Mal die Tour abgebrochen haben. Es ist schon später Vormittag und auch richtig warm! Die Hoffnung, dass der Wanderweg meist im schattigen Wald verläuft, erfüllt sich nicht: Solange der Weg in Ortsnähe verläuft gibt es keinen Schatten. Hinter dem Ort zieht sich aber zum Glück wieder ein Baumstreifen am Rhein entlang.
Schöne Wanderwege am Rhein bei Rekingen
Der E5 ist hier wieder auf der Via Rhenana geführt. Der Schweizer Wanderweg führt von Kreuzlingen nach Basel am Rhein entlang. Und eines muss man den Schweizern ja lassen: Wenn sie etwas können, dann ist es Wanderwege bauen!
Der E5 am Rhein bei Bad Zurzach
Fast immer direkt am Wasser geht es Rheinabwärts. An Bad Zurzach geht es vorbei und auf der anderen Rheinseite liegt Deutschland.
Die Barzmühle mit Küssaberg - Kadelburg im Hintergrund
An der alten Barzmühle kann man gut sehen, wie schon seit Jahrhunderten die Kraft des Wasser genutzt wird. Der Aufbau ist zwar nicht mehr ganz original aber die Mühle gilt als einzige intakte Getreidemühle am freifließenden Rhein.
Es folgt ein sonniger Abschnitt, der mich zum Naturschutzgebiet ‚Rheinaue Rietheim‘ führt. In diesem Gebiet darf die diesseitige Rheinaue noch so sein, wie sie sein will.
Naturbelassene Landzunge im Rhein in der Rheinaue bei Rietheim
Ein Sandhaufen wurde aufgeschüttet, der von Uferschwalben bevölkert wird. Vor den Sandhöhlen herrscht reger Flugverkehr.
Von Uferschwalben durchlöcherte Sandwand
Auf dem Bild kann man den Verkehrt kaum richtig erkennen.
Ein paar Meter weiter steht ein Beobachtungsturm. Klar, dass ich die 24 Stufen rauf muss!
Aussichtsturm im Naturschutzgebiet bei Rietheim
Der Turm steht auf einer kleinen Landzunge im teilweise recht sumpfigen Bereich. Man kommt dort entweder über einen Steg oder über einen Damm hin. Am Damm vertreibe ich jede Menge Frösche, Unken und sonstiges Wassergetier, das sich dort in der Sonne tummelt. Die sind aber so gut getarnt, dass sie immer schon weg sind, bis ich sie entdecke und die Kamera am Start habe.
Auf dem Aussichtsturm
Am weiteren Weg stehen ganz nette Holzschnitzereien, die verdeutlichen sollen, was hier so alles lebt.
Hölzerne Rheinauenbewohner
Dass hier Biber leben, ist unschwer an etlichen gefällten Bäumen erkennbar. Das sorgt auch dafür, dass die Rheinarme teilweise recht unpassierbar sind.
Rheinauen
Der Weg wird wieder schmaler und schlängelt sich durch den Schilfgürtel.
Der Ettikoner Hof auf deutscher Rheinseite
An der nächsten Badestelle ist nix los. Wundert mich eigentlich, bei dem Wetter! Also runter mit den Klamotten und rein ins Wasser. Die Strömung ist hier aber nicht ohne. Deshalb ist hier so wenig los.
Meine Badestelle am Rhein
Teilweise hat man das Gefühl in unberührter Natur unterwegs zu sein. So unberührt ist die aber nicht. Denn auch in diesem Bereich stehen wieder einige Bunker aus dem letzten Weltkrieg am Rheinufer. Leider sind auch diese geschlossen. Aber einige wurden in der Nutzung etwas abgeändert.
Bunkernutzung als Aussichtsturm
Eine Wendeltreppe führt mich 20 Stufen hinauf auf das Dach mit einer tollen Aussicht auf den Rhein.
Bunkerblick auf den Rhein
Erstaunlich, dass in einer so dicht besiedelten Region wie hier am Rhein kaum Siedlungen erkennbar sind!
Pausenplatz kurz vor Koblenz
Eigentlich bin ich noch nicht so lange unterwegs aber hier mache ich trotzdem schon Pause. Ich will es heute, am ersten Wandertag, ja nicht gleich übertreiben!
Schön schattig geht es weiter. Meist mit Blick auf das deutsche Ufer.
Hier ist der Rhein nicht schiffbar
Nicht nur die Schweizer haben hier am Rhein kriegerische Bauwerke hinterlassen. Auch die Römer haben hier ihre Spuren hinterlassen. Unspektakuläre Mauerreste zeugen von der römischen Besiedelung kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung. Diese Reste gehören wohl zu den bedeutendsten römischen Hinterlassenschaften der heutigen Schweiz.
Pünktlich um 14 Uhr komme ich in Koblenz an und darf zusehen, wie ein Gasthof direkt vor meiner Nase geschlossen wird. Eigentlich wollte ich hier Mittag essen. Dazu bin ich aber deutlich zu spät dran. Eine Dönerbude kann es aber richten.
Durch einen Wald komme ich zum Bahnhof Koblenz, durch den ich vorhin schon mit der Bahn gefahren bin. Eigentlich sollte der E5 jetzt auf der alten Eisenbahnbrücke die Aare überqueren. Der Fußweg über die Eisenbahnbrücke ist aber gesperrt. So muss ich wieder vor an den Rhein um auf der Straßenbrücke die Aare zu überqueren.
Die Aare mündet direkt hinter mir in den Rhein
Dass hier die Nutzung der Straße erlaubt ist, bekomme ich sogar schriftlich:
Hier darf ich wohl nach Jüppen (Full)
In diesem Bereich scheint es wohl öfter mal Probleme mit Hochwasser zu geben. Denn am Ufer des Rheins verläuft der Wanderweg jetzt auf einem Damm. Nun, die Aare bringt auch einiges an Wasser mit. Wenn beide, Rhein und Aare, Hochwasser haben, dann kann es hier wohl recht feucht werden.
Wanderwege auf dem Rheindeich bei Full
Auf der anderen Rheinseite liegt Waldshut. Da bin ich heute Vormittag mit der Bahn gestartet.
An einem Industriegebiet geht es entlang auf eines der schweizer Kernkraftwerke zu.
AKW Leibstadt
Mir war nie bewusst, dass das so dicht bei Waldshut liegt. Ein anderes schweizer Kernkraftwerk, das AKW Bezau, liegt auch nicht weit weg: Nur sehr wenige Kilometer die Aare hinauf. Eigentlich noch fast in Sichtweite von der Brücke, auf der ich vorhin stand. Und ein drittes Schweizer AKW, das AKW Gösgen, liegt auch an der Aare.
Eigentlich mag ich solche Teile gar nicht. Aber dieses ist gerade wegen der Revision abgeschaltet.
Direkt dahinter liegt wieder ein Sandstrand direkt am Rhein, der regen Badebetrieb angelockt hat. So direkt hinter so einem Kraftwerk habe ich jetzt aber keine Lust zum Planschen. So ziehe ich weiter.
Im nächsten Wäldchen habe ich für heute eigentlich genug. Ich mache Pause und suche mal so langsam nach einer Unterkunft. Und hier in der Gegend ist es wie schon bisher direkt an der Schweiz-Deutschen Grenze: Alle Restaurants und Gasthöfe auf Schweizer Seite haben dicht gemacht. Aber auf deutscher Seite werde ich fündig: In Luttingen finde ich eine Pension mit einem freien Bett. Das sind aber noch ein paar Meter. Was Näheres ist nicht frei. Das liegt daran, dass die Revision des AKW in der Region etliche Betten belegt, wie ich später noch erfahren werde.
Am nächsten Steg will ich über den Rhein auf die deutsche Seite. Der ist aber gerade wegen Renovierung gesperrt. Na prima! Also muss ich ca. 5 Km wieder zurück bis zum AKW um dort an dem Wehr den Rhein zu überqueren. Und das gleiche muss ich dann natürlich wieder auf deutscher Seite wieder am Rhein runter. 10 völlig ungeplante Kilometer. Und ich wollte den heuten Tag eigentlich im Bereich von 20 bis maximal 25 Kilometer halten.
Auf der anderen Seite des gesperrten Steges, in Albbruck, lasse ich mich dann erstmal in einem Biergarten nieder. Die hätten sogar noch ein freies Bett für mich. Aber diesen Gasthof hatte ich nicht gefunden. Jetzt habe ich im nächsten Ort reserviert und das will ich jetzt nicht mehr absagen.
Schon recht spät mache ich mich wieder auf den Weg.
Die hochsommerliche Abendsonne auf den Wiesen der Schweiz
Leider finde ich keinen so schönen Weg direkt am Rhein wie auf der Schweizer Seite. So tigere ich durch ein paar zusammengewachsene Ortschaften, bis ich nach Luttingen komme.
Luttingen kommt endlich in Sicht
An dem Gasthof angekommen, bei dem ich reserviert habe, bin ich dann entsprechend fertig. Das war ein richtig langer Tag! Ich dusche und wasche die Wäsche und muss dann aber noch zum Abendessen zum nächsten Gasthof. Das Restaurant in diesem ist wegen Corona noch geschlossen.
Müde falle ich recht spät an diesem Abend ins Bett. Das war für den ersten Tag eindeutig wiedermal zu viel! Aber schön war es! Mir gefällt es am Rhein! Vor allem, dass man einfach ins Wasser springen kann, wenn einem danach ist. Die Wassertemperatur ist genau richtig: Nicht so kalt wie Bergseen und nicht so warm wie die Adria. Das wird mir fehlen, wenn ich den Rhein verlasse!
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