[IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    12. Tag: Bauernkohlern – Meraner Hütte
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    Mittwoch, 18. Juli 2018
    Strecke: 26 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.250 m, ↓ 450 m
    Gehzeit: 7 h 30

    Gesamtstrecke: 280 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 13.550 m, ↓ 12.625 m
    Gesamtgehzeit: 87 h 30

    Der Tag beginnt, wie der letzte geendet hat: Mit großartigem Ausblick! Und das direkt vom Frühstückstisch aus.


    Frühstück mit Blick auf die Tagesherausforderungen

    Da wird das Frühstück früh begonnen und in die Länge gezogen. Aber leider muss ich irgendwann los. Ich habe noch einen Termin gegen halb 12 am Bahnhof unten in Bozen. Ich reiße mich los und packe meine sieben Sachen zusammen.
    Gestern war ich noch nicht auf dem Aussichtsturm. Als ich dort war, hat sich da oben gerade eine große Gruppe herumgetrieben. Da wollte ich nicht hoch. Das hole ich jetzt nach.


    Der Aussichtsturm in Bauernkohlern

    Ich bin ganz alleine und ersteige den hölzernen Turm. Die Aussicht heute Morgen ist wiedermal hitverdächtig.
    Unter mir liegt Bozen. Da werde ich nachher durchwandern. Etwas weiter westlich liegt Jenesien mit den Sarntalern dahinter, die wir heute noch erwandern wollen. Etwas weiter östlich davon liegen die Sarntaler Alpen, die wir letztes Jahr auf dem Südalpenweg zusammen erstiegen haben.


    Blick vom Turm auf den Bozener Nordraum

    Rechter Hand liegt der Rosengarten mit Schlern und links das Etschtal, das nach Meran hinauf führt.


    Schlern und Bozen mit dem Etschtal

    Einfach grandios!
    Ich sehe wie sich eine Klasse der Bergstation der Kohlernbahn, der ersten Personenseilbahn der Welt, nähert. So mache ich mich auch auf den Weg dorthin. Da wird die Bahn nicht nur alle halbe Stunde fahren. Dafür ist die Bahn dann etwas voller.
    Da schmilzen die Höhenmeter rasant dahin. Aber davon hatte ich ja die letzten Tage reichlich. Unten in Bozen (255 m) geht es über die Straßen zum Bahnhof. Mein Wanderfreund kommt recht pünktlich mit der Bahn an. Wir schlagen uns durch das Stadtzentrum in Richtung Norden durch. Ein Eis unterwegs darf natürlich nicht fehlen. Auf Straßen geht es zur Talstation der Gondelbahn nach Jenesien hinauf. Als wir dort ankommen fährt gerade die letzte Bahn vor der sehr langen Mittagspause ab. Die haben wir um satte 5 Minuten verpasst.
    Ein wenig die Strasse runter gibt es aber eine Bushaltestelle, an der wir den nächsten Bus nach Jenesien (1.050 m) nehmen. Der fährt da rauf, als wolle sich der Busfahrer für die Formel 1 bewerben.
    Es geht noch ein wenig an der Strasse entlang bis wir oberhalb von Jenesien auf Wanderwege abbiegen.


    Parkähnliche Landschaft oberhalb Jenesiens

    Der Weg führt uns auf einem Bergrücken immer weiter aufwärts. Die Landschaft ist sehr gut gepflegt. Das wirkt hier alles, als würde man durch einen Park wandern. Ab und zu stehen auch Dinge am Weg, die ich in der Sparte Kunst einsortieren würde.


    Skurile Kunst

    Die Sonne scheint von oben und der Schweiß läuft in Strömen. Der Wasserverbrauch ist entsprechend hoch. Aber von den ersten beiden Hütten, die in der Karte eingezeichnet sind, ist nicht viel zu sehen.
    Zugegeben: Die Wege sind hier recht breit.


    Gepflegte Hochweiden mit breiten Wanderwegen

    Und es scheint hier recht viel Verkehr zu sein.


    Gegenverkehr auf dem E5

    Je höher wir kommen umso mehr sieht man wieder von der Bergwelt um uns herum. Bozen lag so tief, da war nix von den bekannten Bergen zu sehen. Vor uns kann man immer nur bis zur nächsten Kuppe sehen. Aber rechts und links von uns stehen die berühmten Berge zum Greifen nahe.


    Rosengarten, Schlern und Sella am Horizont

    Immer weiter hinauf führt uns der E5. Und der eine oder andere Wanderer kommt uns entgegen. Nach E5-Wanderern sehen aber nur 2 aus. Also richtig viel los scheint auf diesem Teil des E5 auch nicht zu sein.
    Als wir aus einem kleinen Wäldchen treten liegt der Gasthof Langfenn am Salten (1.527 m) vor uns. Endlich! Denn es wird langsam echt Zeit für eine Pause.


    Gasthaus Langfenn am Salten

    Hier legen wir dann eine längere Mittagspause ein. Auch die Flaschen müssen aufgefüllt werden. Die Sonne meint es heute wieder sehr gut mit uns.
    Was uns gut gefällt ist auch die kleine Kapelle St. Jakob hinter dem Haus. Die ganzen Häuser liegen hier auf dem Gipfel einer Bergkuppe und gewähren wieder eine großartige Aussicht.


    Die Texelgruppe vom Gasthaus Langfenn aus gesehen

    Etwas weiter südlich liegt Mölten auf dem Bergrücken und hinter dem Etschtal stapeln sich die Alpen der Ortlergruppe.


    Blick in die Ortlergruppe

    Irgendwann reißen wir uns los. Wir wollen heute ja noch ankommen. Es geht hinunter zum Schermoossattel (1.450 m) und dann werden die Wege endlich etwas kleiner. Und der Verkehr der Tagestouristen lässt etwas nach. Am Langfenn war es schon recht voll.


    Traumweg E5 oberhalb von Jenesien

    Hinter einer Kuppe taucht aber immer wieder die nächste auf. So geht es immer weiter hinauf. Der Weg ist mehr als gut markiert.


    Wegweisung am E5

    Am Möltner Joch (1.733 m) grüßen wieder die bekannten Bergspitzen der Dolomiten herüber.


    Rosengarten, Schlern und Langkofel

    Einfach toll hier. Irgendwie komme ich kaum voran, weil ich ständig nach der Kamera greife. Ein paar Meter weiter liegt dann die Alm am Mölter Kaser (1.770 m).


    Am Mölter Kaser

    Hier wird schon zusammengeräumt. Es ist schon viertel vor 5 und wir scheinen die letzten Wanderer zu sein. Naja, wer als Tagestourist wieder nach Jenesien zurück muss, der hat von hier noch was vor sich.
    Wir werfen noch einen halben Liter ein und starten durch. Bis zur Meraner Hütte sollen es noch einiges über 2 h sein.
    Durch ein letztes kleines Wäldchen geht es weiter hinauf. Für Romantiker ist hier nochmal eine Stelle zum Verweilen vorgesehen ...


    Verliebungsbaum

    Die Bäume werden niedriger und bleiben dann ganz zurück. Oberhalb der Baumgrenze geht es stetig weiter aufwärts.


    Weitläufig geht es zum Auener Joch hinauf

    Am Auener Joch (1.960 m) sind wir dann endlich fast ganz oben. Zumindest sind wir schon mal auf der Höhe der Hütte. Aber das sind noch ein paar Meter. Die Gegend hier ist wieder sehr weitläufig. Das haben wir ja letztes Jahr schon kennen gelernt. Einen Bergzug weiter östlich.


    Am Auener Joch

    Die Schatten sind schon etwas länger. Lange hält der Tag nicht mehr durch. Zumindest im Tal nicht. Hier oben hat man ja immer noch etwas mehr Zeit. Einen Vorteil hat es, dass wir so spät unterwegs sind: Es wird zunehmend klarer. Damit wird die Sicht auch immer besser. Die Dolomiten bekommen schon einen leichten Touch ins rötliche. Einfach ein Traum!


    Grandioses Panorama auf dem Weg zum Kreuzjoch

    Ich werde immer langsamer. Ich kann mich bei der Aussicht kaum noch auf den Weg konzentrieren. Aber gegen viertel nach 6 sind wir dann am Kreuzjoch (2.084 m) oben. Das ist eigentlich gar kein Joch sondern eine Bergkuppe. Aber die Aussicht ist einfach fantastisch! Das finden auch 2 Mädels, die hier schon eine Weile chillen und die Landschaft genießen.


    Nachmittags-Chillen auf dem Kreuzjoch mit weitläufigem Blick

    Auch wir lassen uns nieder. Es sind zwar noch ein paar Meter bis zur Hütte aber das wird schon irgendwie gehen. So eine Sicht wird einem dort auf der Hütte nicht geboten.
    Irgendwann ziehen aber auch wir weiter. Es steht noch eine Stunde dran. Die brauchen wir aber nicht mehr ganz bis zur Meraner Hütte (1.980 m).


    Ankunft an der Meraner Hütte

    Wir kommen dort an, als für die anderen Wanderer das Essen serviert wird. Wir nehmen ein Zimmer und setzen uns zu Tisch. Das war ein langer Tag. Aber auch mit recht viel Pausen. Und wieder sehr abwechslungsreich: Bauernkohlern, Bozen als Stadt, der Höhenpark oberhalb von Jenesien und die letzten Meter über die Bergkuppen der Sarntaler Alpen. Auch dieses Jahr fasziniert mich diese Gebirgsgruppe. Sehr grün und sehr schön. Und gar nicht so voll. Weil sie wohl im Schatten der bekannten Dolomiten steht.
    Wir schauen uns noch an was morgen auf dem Plan steht. Wir wollen auf den Hirzer, den höchsten Berg der Sarntaler Alpen, und zur Hirzerhütte. Alles Weitere werden wir sehen. Das Wetter soll wieder gut werden. Könnte also wieder ein langer Tag werden. Also gehen wir nicht zu spät ins Bett. Auch wenn wir uns schon längere Zeit nicht mehr gesehen haben. Gute Nacht!
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:15.

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    11. Tag: Schmieder Alm - Bauernkohlern
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    Dienstag, 17. Juli 2018
    Strecke: 21 Km
    Höhenmeter: ↑ 500 m, ↓ 1.100 m
    Gehzeit: 5 h 30

    Gesamtstrecke: 254 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 12.300 m, ↓ 12.175 m
    Gesamtgehzeit: 80 h

    Heute Morgen schaue ich nicht aus dem Fenster. Nein, ich gehe auf meinen Balkon! Und das lohnt sich aber mal so richtig!


    Blick vom Balkon der Schmieder Alm auf das Etschtal mit dem Alpenhauptkamm

    Es ist einfach ein Traum! Da wird mir auf dieser Tour aber wieder richtig was geboten.


    Schmieder-Alm-Panorama

    Ich reiße mich los und gehe frühstücken. Auch hier wieder erstklassiger Service und ein Rundum-Sorglos-Frühstück. Heute geht es wieder nicht sehr weit. Also kann ich wieder trödeln.
    Der Chef klärt mich noch über den schönsten Weg auf. Der E5 orientiert sich wohl etwas viel an zu breiten Wegen. Also starte ich auf dem E5 und biege noch in Sichtweite der Alm auf den Weg Nr. 8 ab. Ein guter Tipp! Ein richtig toller Weg führt mich abwärts.
    In einer Kurve merke ich, dass der Stiefel nicht mehr drückt. Ah – angenehm! Dann muss ich ihn nicht mehr neu schnüren. In der nächsten Pfütze merke ich woran das lag: Der rechte Socken ist nass! Die Sohle löst sich vom Schuh. Die wollte ich nach der Tour eh ersetzen. Nun ist das eben früher fällig. Aber noch kann ich damit wandern.


    Auf den Stietwiesen

    Der Weg führt mich landschaftlich sehr schön nach Maria Weißenstein (1.520 m). Ein Wallfahrtsort der Region.


    Ankunft in Maria Weißenstein

    Der Ort selber ist nicht wirklich groß. Ein paar Häuser. Aber daneben steht ein riesiges Kloster. Ich schaue mir die Kirche an. Eine Führung gibt es leider erst heute Nachmittag. So lange habe ich leider doch nicht Zeit.


    Das Kloster von Maria Weißenstein

    Hinter dem kleinen Örtchen geht es ganz geruhsam weiter. Maria Weißenstein liegt so, dass man keine anderen Orte sieht. Nur Wald und Berge. Sehr angenehm. Zunächst geht es über Felder weiter.


    Genusswandern unter dem Weißhorn

    Dann folgt viel Waldweg.


    Auch im Wald gibt es was zu sehen

    Es geht recht happig abwärts um wieder etwas anzusteigen. Als die Bäume mal etwas weiter auseinander stehen kann man das nächste Zwischenziel sehen.


    Auf der anderen Hangseite liegt Deutschnofen

    Das ist ein größerer Ort. Da sollte es ein Sportgeschäft geben. Hoffentlich haben die Wanderschuhe.


    Deutschnofen ist erreicht

    Direkt an der Hauptstraße gibt es ein Sportgeschäft mit einer großen Auswahl an Wanderstiefeln. Die alten sind nicht mehr reparabel. Nun, nach ein paar Tausend Kilometern ...
    So werden noch die Stockspitzen ersetzt und neue Wandersocken gibt es noch obendrauf. Hoffentlich gibt es beim Einlaufen keine Blasen. Mit den neuen Schuhen geht es in die Innenstadt.


    Die beste Lage von Deutschnofen

    Durch den Ort geht es weiter aufwärts um auf den vorhin gesehen Hügel hinauf zu kommen. Hier hat man wieder eine grandiose Aussicht.


    Deutschnofen vor dem Latemar

    Der E5 ist hier gut markiert, führt aber etwas teerlastig durch die Lande. Aber landschaftlich gibt es viel zu sehen. Da verzeihe ich gerne mal ein paar Meter Asphalt.


    Die Sarntaler Alpen im Norden von Deutschnofen

    Irgendwie habe ich hier wohl zu viel auf die Aussicht und zu wenig auf den Weg geachtet. Auf jeden Fall passt die nächste Kreuzung nicht wirklich gut zur Karte. Hier sollte eigentlich der Wölfl-Hof stehen. Da sollte es eigentlich auch ein Mittagessen geben. Ich bin wohl zu weit nach Westen abgekommen. So muss ich eben auf der Straße wieder etwas nach Norden, dann sollte der Hof kommen. Und das tut er auch! Gut, dass ich doch immer noch eine Karte dabei habe.
    Am Wölfl-Hof mache ich Mittagspause. Die neuen Schuhe haben sich bisher bewährt. Ich sitze auf der Terrasse in der Sonne und schaue einer Eselfamilie zu, die ihren Nachwuchs präsentiert.


    Meine Animation während der Mittagspause

    Von dem weiteren Weg erwarte ich nicht viel. Sieht auf der Karte recht langweilig aus. Aber er ist schön zu gehen und erstaunlich abwechslungsreich. Er führt über kleine Lichtungen im Wald auf denen man sehr gute Ausblicke auf die Dolomiten rund rum hat.


    Der Rosengarten

    Recht schnell bin ich bei der Wolftalalm.


    Die Wolftalalm mit dem Schlern

    Eigentlich wollte ich hier nochmal einen Boxenstopp einlegen. Nur ist hier leider geschlossen. Nun, das ist nicht wirklich schlimm. Sehr weit habe ich es heute nicht mehr.


    Rosengarten und Schlern von der Wolftalalm aus gesehen

    So langsam wird der Weg etwas voller. Ich scheine in den Einzugsbereich der Bahn zu kommen. Auf Herrenkohlern gibt es eine kleine Kapelle.


    Die Kapelle Maria Himmelfahrt in Herrenkohlern

    Und eine tolle Aussicht. Aber leider bin ich hier von Tagesausflüglern ziemlich umlagert. Ist eben doch eine recht bekannte Gegend und vor allem auch mit Auto und Bahn erreichbar.
    Ich gedenke eigentlich hier oben hoch über Bozen zu übernachten und morgen zur passenden Zeit mit der Bahn hinunter zu fahren um mich mit meinem Wanderkollegen zu treffen. Die Suche einer Unterkunft gestaltet sich aber überraschend schwierig. Ich komme im Gasthof Kohlern (1.520 m) unter. Ein Gasthof direkt am steilen Hang mit einer grandiosen Aussichtsterrasse.


    Pausenblick am Gasthof Kohlern ins Eisacktal

    Ich checke ein und mache erstmal Pause auf der Terrasse. Ein toller Blick! Als die Füße wieder marschbereit sind drehe ich noch eine Runde durch das Dorf. Hier stehen ein paar richtig schicke Holzhäuser. Bei der Aussicht und Lage ist das sicher nicht das Harzer-Viertel.


    Der Schlern von Bauernkohlern aus

    Zurück im Gasthof fällt mir auf, dass es hier Sauna und einen kleinen Pool gibt. Also ist eine Runde Wellness angesagt. Am Pool bin ich alleine. Nun, er ist auch nicht gerade gut beheizt. Aber zum Schweiß und Staub abwaschen genau richtig.


    Chillen im Gasthof Kohlern

    Als ich in der Sauna mit Fenster und Bergblick sitze lässt sich davor eine Gruppe der Südtiroler Volkspartei für ein Meeting nieder. Den einen oder anderen Teilnehmer scheint es doch schon mächtig ab zu lenken, als ich in der Sauna Aufguss und Handtuch-Wedeln veranstalte. So hat jeder seinen Spaß.
    Das Abendessen ist sehr gut. Und was mir da wettertechnisch noch an dem Abend geboten wird ist auch beachtlich.


    Hans-Werner Sahm grüßt zum Abendessen

    Die markanten Spitzen hinten rechts im Bild sind übrigens eines unserer nächsten Ziele. Das sind die höchsten Spitzen der Sarntaler Alpen. Aber davon will ich euch in ein paar Tagen berichten. So weit sind wir noch nicht.
    Ich genieße den Abend und die großartige Lage meiner Unterkunft. So geht der Tag leider viel zu schnell zu Ende und es wird Zeit fürs Bett.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:15.

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  • Wafer
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    10. Tag: Trudner-Horn-Alm - Schmieder Alm
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    Montag, 16. Juli 2018
    Strecke: 21 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.150 m, ↓ 1.200 m
    Gehzeit: 6 h 30

    Gesamtstrecke: 233 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 11.800 m, ↓ 11.075 m
    Gesamtgehzeit: 74 h 30

    Heute liegt ein ruhiger Tag vor mir. Also genieße ich das Frühstück. Grandios! Mit Rührei, frischem Joghurt, Waldfruchtkompot, Obstsalaten, diversen Müslis, hausgemachtem Brot, Butter und Marmelade, ... Man merkt, dass ich in den deutschsprachigen Raum komme, in dem das Frühstück einen höheren Stellenwert hat als im Rest von Italien.


    Die Unterkunft auf der Trudner Horn Alm

    Das Wetter ist super! So habe ich mir das vorgestellt. Nach einem letzten Warmgetränk auf der Aussichtsterrasse der Trudner Horn Alm (1.710 m) starte ich. Es geht abwärts. Erst über Wiesen und dann im Wald. Mitten im Wald liegt ein kleines Häuschen mit einem Garten. Das ermöglicht einen guten Blick nach Norden.


    Etschtalblick kurz vor dem Zisssattel

    Der Weg wird etwas breiter und führt mich nach Truden (1.245 m) hinunter. Ging erstaunlich schnell. Dort merke ich dann, dass es auch Nachteile hat, wenn die Sonne scheint: Es ist richtig heiß zwischen den Häusern. Und es geht im Ort anständig aufwärts. Die Markierungen in dieser Richtung sind seit Südtirol etwas optimierungsbedürftig. Man merkt deutlich, dass die meist in der Gegenrichtung unterwegs sind, wenn sie markieren.
    Hinter Truden geht es dann wieder abwärts. Erst über Felder und dann auch wieder im Wald.


    Das Weißhorn


    Das Weißhorn und das Schwarzhorn liegen grob im Nord-Osten von mir. Besteigen werde ich sie aber beide nicht. Der E5 führt mich im Wald weiter abwärts. Ab und zu gewährt der Wald aber auch schöne Ausblicke, wie hier auf Adlein.


    Aldein - wie gemalt

    Die Wege sind hier teilweise recht steil aber in der Regel gut gepflegt.


    Gepflegte Abstiegswege nach Truden

    Zum Glück verläuft der Weg hier meist im Wald. Da ist es von der Temperatur her angenehm zu laufen. Zwischen den Bäumen kommt der nächste Ort in Sicht: Kaltenbrunn (832 m).


    Kaltenbrunn mit dem Weisshorn

    Das dürfte dann wohl der tiefste Punkt des heutigen Tages sein. Hinter dem kleinen Weiler geht es zunächst steil aufwärts und dann ca. 1 Km an der Straße entlang bis Unterradein (1.090 m). Ein Gasthof wie vor 100 Jahren liegt am Weg. Die Besitzerin scheint aus dem gleichen Jahrhundert zu stammen. Mal was ganz anderes als diese geleckten und modernen Gasthäuser.
    Steil führt mich der E5 aufwärts nach Oberradein (1.552 m). Als ich aus dem Wald komme erkennt man gleich, dass hier schwer auf den Feldern gearbeitet wird.


    Feldarbeit in Oberradein

    Ein paar Meter weiter liegt dann der Wastlhof. Alles ist mit blühenden Blumen geschmückt. Selbst die Scheune.


    Der Wastlhof

    Der Hof liegt aber auch wirklich klasse! Die haben einen tollen Blick ins Etschtal.


    Aussicht am Wastlhof

    Obwohl ich nun weiß, dass die Wege in dieser Richtung etwas sparsam markiert sind und ich weiß, dass der Weg hier irgendwo über die Felder aufwärts geht, finde ich ihn nicht. So werden es ein paar Meter an der kleinen Bergstraße entlang. Die strahlt so schön von unten ...
    Aber auch das kleine Sträßchen führt mich zum Zirmerhof. Ein Hotel in erstklassiger Lage.


    Großartige Aussicht am Zirmerhof

    Ein Top gepflegter Garten lädt mit diversen Terrassen mit unterschiedlicher Bestuhlung und Aussicht zum Verweilen ein. Der Magen meldet: Zeit für eine Mittagspause. Die Uhr meint das auch. Den Großteil der Höhenmeter habe ich für heute. Und von der Strecke her sollte es schon mehr als die Hälfte sein. Da kann ich auch mal ein wenig die Seele baumeln lassen und diese wirklich grandiose Aussicht bei einem Mittagssnack genießen.


    Mittagspause

    Hier wären sogar Hunde erlaubt. Bisher eine der ersten Unterkünfte, wo das schon dransteht.
    2 Stunden später habe ich dann Mühe mich los zu reißen. Aber ein paar Meter sollten das heute schon noch werden. Am Feld- und Waldrand geht es entlang mit Blicken auf die Berge und die Täler.


    Das Weißhorn rückt näher

    Dann überrascht mich eine Schrift, die in den Beton eingelassen wurde: UNESCO-Weltnaturerbe. Ein Schild am Wegrand verkündet auch, dass man ohne Bezahlung dieses Erbe nicht betreten darf. Zahlen könne man in Radein – der Ort zu dem der Zirmerhof gehörte – und im Besucherzentrum auf der anderen Seite der Schlucht. Und Helmpflicht bestünde auch.
    Ich glaub die hat’s! Ich kehre doch jetzt nicht mehr um, laufe einige Kilometer zurück und leihe mir einen Helm, den ich dann dort auch wieder abgeben muss! Ich bin ja gerne bereit für sowas zu bezahlen, aber so hätte ich mir das nicht vorgestellt. Ich gehe erstmal weiter und beschließe den Obolus später zu entrichten. Und das Risiko ohne Helm unterwegs zu sein muss ich wohl auf mich nehmen. Wer hat schon auf so einer Tour einen Helm dabei?


    Abstieg zur Bletterbachschlucht

    Ein gut gesicherter Steig führt ohne problematische Passagen bis auf den Grund der Bletterbachschlucht (1.423 m) hinunter. Nun, hier sind ja auch Halbschuhtouristen unterwegs, für die das hier ein hochalpiner Ausflug ist. Da haben die die Wege recht gut gesichert. Die Schlucht ist ca. 8 Km lang und 400 Meter tief und wird ca. seit der letzten Eiszeit in die Landschaft geschnitten. Und das sieht man! Am Grund liegt jede Menge Geröll rum, das mit dem nächsten Hochwasser vermutlich weit mit ins Tal genommen wird. So verändert sich die Schlucht ständig.


    In der Bletterbachschlucht

    Und aus den brüchigen Wänden kommt ausreichend Schutt nach. An vielen Stellen sieht man, wie der Stück für Stück abrutscht.
    Ab halber Strecke gibt es auch mal ein paar Stufen, die das Wasser abwärts ganz einfach überwindet. Nur aufwärts ist das nicht immer so ganz einfach.


    Ein Wasserfall in der Bletterbachschlucht

    Hier unten ist es auch ganz gut warm. Die Sonne steht über mir und es bewegt sich kaum ein Windchen. Und es ist richtig voll hier. Ich tippe mal auf einige Schulklassen, die hier unterwegs sind. Und viele Tagestouristen. Ich bin der Einzige ohne schlagfeste Kopfbedeckung. Mein genähter Helm würde mir hier im Ernstfall wenig helfen.


    Die Erosion in der Bletterbachschlucht ist nicht zu übersehen

    Geologen sollen von dieser Schlicht recht begeistert sein weil man in den verschiedenen Schichten viel aus der Vergangenheit erkennen kann.


    Geologen lesen in den Wänden wie in einem Buch

    Nachdem ich am Ende der Schlucht angekommen bin muss ich wieder ca. die Hälfte der Strecke zurück um die Schlucht in Richtung Norden wieder verlassen zu können. Endlos gehen die Stufen aufwärts. Zwischendrin recht gut besuchte Pausenplätze mit Bänken. Nicht jeder schafft die schier endlosen Stufen wohl am Stück.


    Eidechse am Ausstieg

    Die Treppenkonstruktionen aus Holz müssen wohl auch öfter Mal aufgrund der Erosion versetzt werden. Als ich oben bin, hat man nochmal einen guten Blick bis zum Grund der Schlucht.


    Steiler Ausstieg im oberen Bereich der Bletterbachschlucht

    Weiter geht es dann auf breiten Wegen. Und hier ist richtig was los! Nun, es ist Hauptsaison in den Dolomiten. Wenn nicht jetzt – wann dann?
    Der nächste Halt ist dann schon ein paar Meter weiter. An der Laneralm (1.583 m) gibt es Erfrischungen. Aber auch hier wollen die mein Geld für die Schlucht nicht haben. Da müsse ich schon noch bis in das Besuchszentrum weiter gehen.
    Irgendwo hier liegt in etwa die Hälfte des Weges vom Trudner Horn nach Bozen. Hier in der Gegend wollte ich eigentlich übernachten. Ich schaue mal in die Karte, wo es evtl. eine gute Aussicht gibt. Ich entscheide mich für die Schmieder Alm. Die ist nicht mehr weit weg. Eine Stunde vielleicht. Man kann sie von hier eigentlich fast liegen sehen.


    Blick zur Schmieder Alm

    Auf richtig tollen Waldwanderwegen geht es abwechslungsreich hinüber zur Schmieder Alm (1.674 m). Hier gefällt es mir. Ich lasse mich nieder und reserviere ein Bett. Mit Badewanne! So ist der weitere Verlauf des Nachmittags vorgezeichnet.
    Als ich wieder in die Wirtschaft komme, bin ich wiedermal der einzige Gast, der über Nacht bleibt. Ich komme mit dem Wirt ins Gespräch. Er macht den Job jetzt seit über 10 Jahren und ich bin der dritte, an den er sich erinnert, der den E5 in dieser Richtung geht. Ich muss wohl schon ein sehr exotisches Gewächs sein! So kann ich mir aber auch aussuchen was ich gerne zur Halbpension essen würde. Und da gibt die Südtiroler Küche einiges her! Ich habe noch einen wirklich schönen Abend mit den Wirtsleuten und ziehe mich dann in mein Zimmer zurück.
    Und Morgen soll das Wetter wieder so gut werden! Das hört sich doch mal richtig gut an! Gute Nacht!
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:15.

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  • Wafer
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    9. Tag: Albergo Lago Santo – Trudner-Horn-Alm
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    Sonntag, 15. Juli 2018
    Strecke: 20 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.000 m, ↓ 525 m
    Gehzeit: 5 h 15

    Gesamtstrecke: 212 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 10.650 m, ↓ 9.875 m
    Gesamtgehzeit: 68 h

    Der Morgen begrüßt mich recht trüb. Dem Wettergott hat wohl gestern die Musik nicht so gefallen. Das Frühstück ist auch etwas karg – irgendwie geht der Tag nicht wirklich gut los. Gegen 8 Uhr 45 komme ich dann endlich weg. Viel zu sehen gibt es heute eh nicht: Es steht eine Waldetappe an.
    Was hier auffällt: Es gibt jede Menge kleine Wochenendhäuschen hier im Wald. Das ist wohl so eine Art „Trentiner Datscha“.


    Eines der gepflegten Waldhäuschen

    Sie sind gut in Schuss und teilweise auch bewohnt. Ob das daran liegt, dass heute Sonntag ist? Die Leute scheinen hier aber recht viel Zeit zu verbringen. Am Weg steht einiges, was man nicht in ein paar Minuten zusammenzimmert.


    Hölzerne Kunst am Wegesrand

    Mit viel Liebe und Zeit wurden hier jede Menge hölzerne Skulpturen geschaffen und am Weg platziert. So wird das leichte Auf und Ab durch den Wald schon mal nicht so eintönig. Gute Idee eigentlich!


    Da ist jemand mit viel Spaß bei der Sache

    Der E5 zieht durch den Wald immer höher hinauf. Ich bin seit heute Morgen auf dem Dolomiten-Höhenweg Nr. 8 unterwegs. Er führt von Brixen nach Salurn – oder anders rum. Ich werde ihm wohl ein paar Km treu bleiben. Markiert ist der Weg aber auch als E5.


    Der E5

    Es geht immer näher an den Kamm heran und zunehmend gibt es dadurch auch ab und zu ein paar tolle Ausblicke.


    Blick ins südtiroler Etschtal oberhalb von Salurn

    Es geht an ein paar Felsen vorbei aber meist ist der Weg recht breit und problemlos begehbar. Ab und zu wird der Wanderweg getrennt von einer Radroute geführt.


    Die Adamello-Gruppe am Horizont

    So richtig prickelnd hat sich das Wetter außerhalb vom Wald noch nicht entwickelt. Also bleibe ich da noch ein bisschen. Recht zügig komme ich an den Passo Potzmauer mit gleichnamiger Hütte.


    Ich nähere mich der Rif. Potzmauer

    Die Hütte liegt an einer Waldlichtung und ist auf Tagesgäste ausgelegt. Aber am Vormittag ist man wohl noch nicht auf Wanderer eingestellt. Nach längerem Warten erhebt sich eine der ratschenden Damen und bedient mich eher unwillig. Irgendwie scheine ich die Damen in ihren Kreisen zu stören. Und einen Stempel will ich auch noch!


    Die Rif. Potzmauer liegt gerade noch im Trentino

    Ich halte mich hier aber auch nicht lange auf. Ich ziehe weiter und irgendwo hier in der Gegen verlasse ich dann das Trentino und betrete Südtirol. Am Hang entlang geht es auf Gfrill zu. Als ich aus dem Wald komme hat man einen tollen Blick ins Etschtal. Und ein blauer Himmel wird auch geliefert.


    Kurz vor Gfrill

    Ich komme in den Ort und die Häuser sehen hier irgendwie anders aus als in den letzten Dörfern. Es steht hier auch alles zuerst in Deutsch dran und dann in Italienisch. Und jeder kann deutsch.


    Gfrill ist erreicht

    Der Führer spricht sich hier recht eindeutig für den Fichtenhof aus. Also lasse ich mich dort zur Mittagspause nieder. Hier wird eine gute südtiroler Kost geboten. Und mit der Wirtin komme ich ins Gespräch. Ich solle ihr doch bitte meine Erfahrungen auf dem E5 schreiben. Sowohl vom Weg her als auch kulinarisch. Sie ist wohl bei der Pflege des Weges recht aktiv beteiligt und will regionale Küche mehr etablieren.
    Alleine der Blick vom Tisch aus lohnt hier schon einen Besuch.


    Blick beim Mittagessen in Gfrill ins Etschtal

    Die blauen Löcher werden größer und als ich wieder starte scheint die Sonne.


    Start in Richtung Trudner Horn

    Aber zunächst geht es doch nochmal in den Wald. Und hier begegne ich dann erneut einem Weitwanderer, den ich im Schwarzwald auf dem Westweg vor ein paar Wochen kennen gelernt habe. Er ist im Raum Köln vor etlichen Wochen gestartet und über den E1 in den Schwarzwald gewandert, wo ich ihn bei Schonach getroffen habe. Wir haben damals den Abend im Silberhof miteinander verbracht und sind am nächsten Tag ein paar Km miteinander gewandert. Er ist dann bis Konstanz auf dem E1 geblieben und dann auf den E5 abgebogen, der ihn dann bis hierher geführt hat. Erstaunlich, dass wir uns erneut getroffen haben.


    Eine kleine Gedenkstätte am Weg

    Wir plaudern ein wenig. Schade, dass wir nicht wieder gemeinsam einen Abend verbringen können!


    Schöne Wege führen mich hinauf zum Trudner Horn

    Meist bin ich wieder im Wald unterwegs. Aber häufig auf kleineren Wegen. Diese führen mich zum Weißen und zum Schwarzen See.


    Der Schwarze See am Trudner Horn

    Das Trudner Horn (1.781 m) ist nun nicht wirklich ein Berg, den man gesehen haben muss. Es wurde zwar ein Naturpark nach ihm benannt aber herausragend ist das Horn nicht.
    Aber der Wald geht etwas zurück und es wird wieder mehr Aussicht geboten.


    Über Wiesen geht es hinab zur Trudner-Horn-Alm

    Und die ist wieder richtig klasse! Ich beziehe ein Bett in einem Raum, in dem heute noch 2 weitere Wanderer untergebracht werden sollen. Frische Bettwäsche und eine Dusche in einem separaten Haus sind großräumig angelegt.
    Ich erledige den Waschtag, hänge die Klamotten auf den Zaun in die Sonne und stelle mir einen Liegestuhl so, dass ich die Aussicht auf die umliegenden Berge genießen kann.


    Die Dolomiti di Fiemme bzw. die Lagorai-Gruppe in der Abendsonne

    Bei gutem Essen und einem Bier lasse ich den Nachmittag an mir vorüber ziehen. Ich hätte auch noch weiter wandern können aber hier gefällt es mir sehr gut. Die Küche ist auch richtig gut und der Service sehr nett aber unauffällig. So muss es sein!
    Ich kann auch gut überblicken, was mich die nächsten Tage erwartet: Es geht in etwa in dieser Höhe so weiter mit viel Wald in Richtung Norden. Am Horizont sind Lagorai, Latemar und Rosengarten mit Schlern und Langkofel zu sehen. Der Weg nach Bozen wird mich aber nicht durch diese Gruppen führen sondern mich eher in den etwas tieferen Regionen etwas westlich vom Latemar nach Norden führen.


    Grandiose Aussicht an der Trudner-Horn-Alm

    Nun ist es gut absehbar, dass ich rechtzeitig in Bozen ankommen werde. Ich kann die Tage auch etwas kürzer gestalten. Ich habe jetzt noch 2 volle Wandertage, bis ich mich mit meinem Freund in Bozen treffen will. Wenn nichts mehr dazwischen kommt, sollte das also klappen.
    Ich lasse den Abend in Ruhe an mir vorüberziehen und genieße die grandiose Aussicht bis es zu kalt wird. Ich ziehe mich zurück und freue mich auf Morgen. Das Wetter soll wieder besser werden!
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    8. Tag: Rifugio Sette Selle – Albergo Lago Santo
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

    Samstag, 14. Juli 2018
    Strecke: 25 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.000 m, ↓ 2.300 m
    Gehzeit: 8 h 15

    Gesamtstrecke: 192 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 9.650 m, ↓ 9.350 m
    Gesamtgehzeit: 62 h 45

    In der Nacht wache ich mal auf. Der Himmel ist wolkenlos und die Sterne stehen am Himmel. Ich schleiche mich raus. Aber außer dem Wirt kann ich ja eigentlich niemanden wecken. Und der fotografiert auch sehr gerne – wie man an den Bildern in der ganzen Hütte sieht.


    Nachthimmel an der Rifugio Sette Selle

    Der Morgen bringt mir ein gutes Frühstück auf den Tisch. Gegen 8 Uhr 30 mache ich mich auf den Weg. Selten habe ich mich auf einer Hütte auf dieser Tour so wohl gefühlt wie hier! Der Abschied fällt schwer.


    Start an der Rifugio Sette Selle

    Direkt an der Hütte geht die E5-Alpin-Variante vorbei. Ich folge dem Weg durch den lichten Lärchenwald. Der Himmel verspricht wieder einen schönen Tag. Über Wiesen geht es immer weiter hinauf.


    Aufstieg zum Schrimbler

    Je näher ich dem Schrimbler (2.204 m) komme desto lauter wird das geblöke von Schafe. Oben am Kamm verläuft ein Elektrozaun. Ein paar Pfosten sind niedergetrampelt und ein paar Schafe sind auf der anderen Zaunseite. Aber eines hat sich mit dem Kopf im Zaun verfangen und bekommt alle paar Sekunden einen Schlag. Das Tier ist schon ganz heißer. Es braucht eine Weile bis es begreift, dass ich es befreien will. Dabei kriege ich auch ein paar Ladungen ab. Aber irgendwann ist der Kopf befreit und das Schaf springt auf – aber nicht davon. Bei seiner Familie bleibt es stehen und glotzt mich an.


    Schafe am Schrimbler

    Irgendwann ziehen sie von dannen. Und ich mache mich wieder auf den Weg. Der ist hier immer am Kamm entlang geführt und bringt mich von einem Gipfel zum nächsten Sattel und wieder auf den nächsten Gipfel hinauf. Bei toller Sicht ist das ein Genuss!


    Abstieg vom Schrimbler

    Aber auch hier bin ich heute nicht alleine. Die Vielzahl der Tiere, die sich hier oben rumtreibt ist schon beachtlich. Menschen kann ich nirgends sehen. Nur einen Offenstall am nächsten Sattel.


    Tierisch Verkehr auf dem Weg zum Ausertoljoch

    Und überall steht Nachwuchs mit rum. Richtig nett hier! Ein Esel läuft auf dem Weg vor mir her als wolle er mir den Weg zeigen.
    Am Ausertoljoch (2.073 m) hat man wieder einen sehr einladenden Blick in die Lagorai-Dolomiten.


    Am Ausertoljoch

    Einfach schön hier! Nach einer kleinen Pause starte ich wieder und muss wieder aufsteigen. Aber auch hier ist wieder tierisch Betrieb auf dem Weg. Zuerst kommt ein Hund und dann jede Menge Schafe.


    Schafe am Cima Palu

    Mittendrin der Schäfer. Ich sage ihm Bescheid, dass oben am Schirmbler der Zaun liegt und ein paar Schafe stiften gegangen sind. Er wolle sich drum kümmern.
    Die Schafe weichen vor mir aus und gehen über die Wiesen an mir vorbei. So habe ich den Weg für mich. Und hinter mir streben sie wieder dem Weg zu.


    Wandern in den Dolomiti di Fiemme

    Das ist aber eine riesige Herde. Die nimmt schier kein Ende.


    Endlich Betrieb auf dem E5 Alpin

    Am Ende gehen ein Bock und ein Hund. Die beiden mustern mich sehr genau. Ob der Wanderer wohl ein Lamm im Rucksack verschwinden lassen hat?


    Und der passt auf dass ich seinen Damen nichts tue

    Ab dem Kunko (2.301 m) bin ich aber wieder alleine auf dem Weg. Und der ist mal wieder bestens markiert und gut in Schuss! Die Lagorai dehnen sich in Richtung Nord-Ost aus. Ich bin aber in Richtung Nord-West unterwegs. Dort liegen bewaldete Bergrücken vor mir.


    Der E5 Alpin kommt hier sehr schön aber recht zahm daher

    Weiter geht es zum Sattelenjoch (2.121 m) hinunter und wieder hinauf zum Passo Val di Mattio (2.310 m). Hier folge ich dem Wegweiser des E5 und steige hinab zum Busona Val die Mattio (2.160 m). Dafür, dass es hier kaum bewirtschaftete Hütten gibt, gibt es hier eine Vielzahl an Wegen. Und die sind gut markiert und eher viel begangen.


    Am Busona di Val Mattio

    Das „viel begangen“ gilt leider anscheinend nicht für die E5-Alpin-Variante. Der Weg wird immer kleiner und verkommt teilweise zur kleinen Trittspur, die schon ganz gut mit Büschen und Bäumen zuwächst. Gut markiert ist er aber immer noch. Falsch kann ich also nicht sein.


    Der E5 Alpin wird kleiner und alpiner

    Der E5 hält sich am Hang auf der Höhe und zieht unterhalb der Felsen entlang. Sehr schön zu gehen aber man muss aufpassen weil doch schon einiges in den Weg hineinwächst. Hier waren in letzter Zeit nicht mehr viele Wanderer unters. Warum nur? So schön wie es hier ist ...


    Der E5 Alpin ist teilweise etwas zugewachsen

    Nach guten 3 Stunden komme ich zur Rifugio Tonini (1.906 m). Die ist vor 2 Jahren abgebrannt. Sie wurde zwar gesichert aber von einem Neuaufbau scheint man hier noch weit entfernt zu sein. Hier begegne ich aber einigen Tageswanderern, die hier die Aussicht bei einem Vesper genießen. Toller Platz hier! Die sollten die Hütte mal wieder aufbauen. Bei der Lage ist die sicher gut besucht.
    Ich mache hier nur kurz halt und gehe weiter hinab zur Malga Stramaiolo (1.678 m). Die hat die Funktion der Rifugio Tonini wohl übernommen: Es werden Lager und Betten angeboten sowie etwas zu essen. Also Zeit für die Mittagspause.


    Die Malga Stramaiolo

    Damit verlasse ich die hochalpine Region der Lagorai-Dolomiten. Der weitere Abstieg erfolgt durch den Wald. Wie schon ein Teil des Abstiegs von der Rifugio Tonini hierher. Tolle Waldwege haben die hier!


    Abstieg nach La Centrale

    Ich halte direkt auf La Centrale zu, da kann ich mir ein paar Meter Teerstrasse sparen. In La Centrale ist es entsprechend heiß. Bedollo (1.165 m) liegt über mir am Hang.


    Bedollo

    Der E5 biegt hinter der Brücke bei La Centrale gleich wieder von der Strasse ab und in den Wald. Stetig geht es weiter abwärts. Über Marteri führen mich kleine Waldwege hinüber nach Quaras (955 m).


    Quaras

    Der kleine Weiler besteht eigentlich nur aus einer handvoll Häusern. In den Gärten wird emsig gearbeitet. Eine Wirtschaft gibt es aber leider nicht. Auf einer kleinen Teerstrasse geht es nach Segonzano (670 m). Am Wege liegen die Erdpyramiden von Segonzano mitten im Wald. Direkt bevor ich dort ankam wurde eine Busladung Touristen dort abgeladen. So bleibe ich nicht lange und ziehe weiter. Im Ort gibt es eine kleine Pause. Es ist richtig warm und schwül geworden. Nun, ich war bisher meist über 2.000 Metern unterwegs. Und nun nähere ich mich den 500 Metern.
    Eigentlich wollte ich hier übernachten. Nur ist leider nirgends was zu finden. Mir wird berichtet, es sei ein Musik-Festival in der Gegend und außerdem sei jetzt Hochsaison. Ich solle es doch auf der anderen Talseite in Cembra probieren.
    Also ziehe ich nochmal weiter. Zunächst geht es durch gut gepflegte Weinberge abwärts.


    Faver auf der anderen Talseite - hoch über dem Tal des Avisio

    Der Weg schlängelt sich durch kleine Weiler, die wohl alle noch zu Segonzano gehören und führt ein Stück das Tal des Avisio hinter. Dort gibt es eine Brücke, auf der man den Fluss überqueren kann. Sie liegt auf 486 Höhenmetern.


    Das Tal des Avisio

    So langsam ballen sich am Himmel ein paar recht dunkel dreinschauende Wolken zusammen. Mir schwant nichts Gutes! Im Stechschritt mache ich mich an den Aufstieg in Richtung Faver – der letzte Ort vor Cembra.


    Ein Gewitter zieht über Segonzano auf

    Völlig nassgeschwitzt erreiche ich Faver als die ersten Tropfen fallen. Glück gehabt! Der Ort zieht sich aber ganz schön am Hang entlang. Als ich eine Bar erreiche donnert es laut und vernehmlich direkt hinter mir. Ein deutliches Zeichen es nicht noch weiter zu überreizen. Ich betrete die Bar und lasse mich nieder.
    Hier spricht nur leider keiner eine der mir gängigen Sprachen. So unterhalte ich mich mit den Gästen und dem Wirt mit den Händen und den Füssen. Bis er die Nase voll hat und seine Tochter einbestellt. Die kann Englisch.
    Draußen entlädt sich das Gewitter und mir wird berichtet, dass heute in Faver das Gnocchi-Fest sei. Im ganzen Dorf würde an Ständen Gnocchi angeboten. Jeder Stand mit einer anderen Soße. Bei meinem zweifelnden Blick aus der Tür zu dem tobenden Gewitter wird mir berichtet, dass die Feuerwehr vor ein paar Minuten ein großes Zelt aufgebaut hat und dort die Stände aus dem ganzen Dorf gerade hingebraucht werden. Ab 19 Uhr sei dort alles bereit.
    Vorher sollte ich mich aber noch um eine Unterkunft bemühen. Das gestaltet sich aufgrund des Musik-Festivals aber sehr schwierig. Zum Glück übernimmt das Problem der Chef des Hauses. Er verspricht mir, dass er mir ein Bett besorgen würde. Ich solle mal getrost auf das Gnocchi-Fest gehen. Nun, das mache ich dann natürlich auch. Der Regen lässt langsam nach und ich ziehe mit Regenschirm und ohne Gepäck zur Kirche, wo das Zelt steht. Da ist zwischenzeitlich das halbe Dorf angekommen. Überall werden Gnocchis gekocht. Es gibt knapp 10 verschiedene Soßen. Riecht alles total lecker!


    Gnocchi-Fest von Faver im Zelt

    Die Portion Gnocchi kostet 1 €. Nach 2 Portionen bin ich aber leider Papsatt. Ich hätte gerne noch mehr probiert.
    Zurück in der Bar berichtet mir der Wirt zähneknirschend, dass er noch kein Bett für mich gefunden habe. Er hat ein ganz schlechtes Gewissen. Ich hänge mich auch ans Telefon und finde tatsächlich noch ein Zimmer am Lago Santo in einer Albergo. Ich reserviere sofort und frage den Wirt, über welche Wege ich da hinkomme und wie lange ich da noch unterwegs bin. Er fackelt nicht lange, schwingt sich in sein Auto und fährt mich zur Albergo. Jetzt fehlen mir leider 3 Km Weg auf dem E5. Ich denke aber, das kann ich verkraften.
    Am Lage Santo gibt es eine Rodeo-Ranch, auf der das Musik-Festival stattfindet, aufgrund dessen ich nirgends ein Bett bekommen habe. Und in der Albergo Santo Lago direkt daneben komme ich für diese Nacht im letzten Zimmer unter. So bin ich gegen 21 Uhr 30 in der Albergo und eine halbe Stunde später geduscht und recht erschöpft im Bett. Und die Musik dazu bekomme ich frei Haus durch das offene Zimmerfenster geliefert. Andere geben dafür viel Geld aus ...
    Wieder so ein grandioser Tag mit viel Abwechslung, unerwarteten Begegnungen, tollem Wetter und wirklich großartigen Wegen mit überragender Landschaft! Der E5 gefällt mir hier unten immer besser! Mal sehen, was noch so kommt!
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    7. Tag: Albergo Aurora – Rifugio Sette Selle
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    Freitag, 13. Juli 2018
    Strecke: 17 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.750 m, ↓ 1.200 m
    Gehzeit: 7 h 30

    Gesamtstrecke: 167 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 8.650 m, ↓ 7.050 m
    Gesamtgehzeit: 54 h 30

    Der Morgen begrüßt mich mit Sonne im Gesicht. Sie hat aber wohl eine Weile gebraucht um mich zu wecken. Kein Wunder: Nach dem opulenten Mahl gestern Abend!
    Ich schwinge mich aus dem Bett und mache mich fertig. Das Frühstück ist sehr gut. Ich nähere mich wohl der deutschen Frühstückskultur. Um 8 Uhr 45 komme ich heute weg. Zuerst geht es den gleichen Weg wie gestern hinauf zur Terme. Kurz davor verlasse ich aber den E5 schon wieder weil ich nicht die Straße laufen will sondern lieber auf dem Grat oben auf den Bergen. Ich nehme einen markierten Weg hinauf zum Grat.


    Durch den Wald geht es hinauf zum Cima Storta

    An dem Weg liegt auch die eigentliche Mineralwasser-Quelle, das unten an der Straße für die Terme verwendet wird. Leider wird hier aber gebaut. Es muss auch mal einen Lift – ich tippe auf eine Sesselbahn – von der Terme hinauf zum Gipfel gegeben haben. Die Stützen dazu liegen zumindest noch im Wald und rosten vor sich hin.


    Am Cima Storta sind die nächsten Gipfel gut zu sehen

    Zum Cima Storta (1.872 m) führen auch einige Lifte auf der Nordseite des Hanges hinauf. Die Anlagen haben aber auch schon bessere Tage gesehen. Zeit dazu hatten sie zumindest. Der Weg führt am Grat entlang zunächst im Wald weiter aufwärts. Am Monte Panarotta (2.002 m), auf den der Weg mich leitet, hat man eine grandiose Aussicht.


    Monte Panarotta Panorama

    Die Berge in der Mitte des Bildes sollen als nächstes bestiegen werden. Ein paar Meter weiter steht ein eisernes Kreuz, das an den Alpenkrieg erinnert vor großartiger Kulisse.


    Am Gipfelkreuz des Monte Panarotta

    Zunächst geht es aber nochmal abwärts. Hinunter zum Sattel ‚La Bassa‘ (1.852 m) zu dem der E5 auf der Straße geführt wird.
    Durch Latschenfelder geht es wieder aufwärts. Hier sind Wegbauaktionen in vollem Gange. Das sieht man den Wegen aber auch an, dass die hier gut gepflegt sind! Auf tollen Wiesenwegen geht es aufwärts in Richtung Monte Fravort.


    Aufstieg zum Monte Fravort

    Vom Panarotta-Gipfel bis zum Monte Fravort (2.347 m) brauche ich fast 2 Stunden. Der Weg führt mich meist am Grat entlang hinauf.


    Am Gipfel des Monte Fravort mit dem Grat zum Monte Gronlait

    Bis auf die Wegebauer am Sattel habe ich hier noch keine Menschenseele getroffen. Ich mache Pause und genieße die Aussicht.
    Über den Grat oben im Bild gehe ich weiter um auf den nächsten Gipfel zu steigen: den Monte Gronlait (2.383 m). Eine Stunde später stehe ich am nächsten Gipfel mit hitverdächtiger Aussicht.


    Trient vom Monte Gronlait

    Ich muss sagen, von den Lagorai-Dolomiten hatte ich schon mal irgendwann gehört. Aber gesehen hatte ich sie noch nicht. Wirklich schön! Aber in diesem Gebirgszug der Dolomiten, der hier vor mir liegt, gibt es nur noch 2 bewirtschaftete Hütten. Ansonsten nur Biwakschachteln. Andere Regionen der Dolomiten haben jede halbe Stunde eine riesige Hütte und hier steht kaum eine. Dafür ist die Gegend auch menschenleer.
    Auf einsamen Pfaden steige ich vom Monte Gronlait hinab.


    Die Dolomiti di Lagorai

    An Wegen oder Markierungen fehlt es hier in der Gegend auf jeden Fall nicht. Die sind alle Top. Recht schnell bin ich am Pass unten (2.152 m).


    Am Passo della Portela

    Die letzten beiden Gipfel kann man auch auf einer Variante umgehen. Dieser Umgehungsweg stößt hier wieder zum E5. Aber bei diesem Wetter war das für mich keine Option!
    Am liebsten würde ich an jeder Ecke Pause machen und gucken. Aber ich habe heute noch ein paar Meter vor mir. So wandere ich weiter auf Wegen, die sich meist in der Gegend der Bergkämme halten. Einfach toll hier!


    Genusswandern vom Passo della Portela zur Forcela del Lago

    Und damit meine ich nicht nur die Aussicht. Sondern auch die Flora dieser Berge.


    Die Blumenwelt in den Lagorai-Dolomiten

    Etwas Auf und Ab führt mich der E5 durch diese großartige Bergwelt.


    Grat zur Forcela del Lago

    Gegen 14 Uhr 30 komme ich an die Forcela del Lago (2.213 m). Hier muss ich mich entscheiden, wo ich heute übernachten will und wie ich da hinkomme. Der Führer will mich eigentlich von hier aus ins Tal hinab nach Palù del Fersina/Palai im Fersental leiten. Dort soll eine Straßenetappe folgen. Das spricht mich jetzt nicht wirklich an. Es gibt aber eine E5-Alpin-Variante, die in den Bergen bleibt. Sie führt von hier durch die Berge zu den Hütten Sette Selle und Tonini und dann erst hinunter ins Tal.
    Das Wetter soll gut bleiben. So entscheide ich mich für die Alpin-Variante. Und die stellt mir von hier aus auch schon 2 mögliche Wege zur Verfügung: In 3½ Stunden über die Berge oder in 2½ Stunden über den Lago Erdemolo. Da ich heute schon den Grat über den Panarotta genommen habe und ich gerne auch im See baden würde ist die Entscheidung schnell getroffen. So steige ich zunächst dem E5 folgend hinunter zum Lago Erdemolo (2.036 m).


    Der Lago Erdemolo mit gleichnamiger Hütte

    Grandiose Gegend hier! Der See liegt mir zu Füßen in dieser tollen Bergwelt. Viele Hänge hier oben sind durch eine rote Farbe betupft, die sich bei Annäherung als Alpenrosen herausstellt.


    Alpenrosen oberhalb des Lago Erdemolo

    Viel zu schnell bin ich am See. Hier treiben sich ein paar Tagestouristen herum. Somit fällt ein Bad leider flach – denn Badehose habe ich keine dabei. Und die meisten lagern direkt am See. Denn die Rifugio Lago Erdemolo ist seit ein paar Jahren geschlossen.
    Ich ziehe weiter, wandere aber nicht ins Tal hinab nach Palai sondern bleibe auf der Höhe und wandere nach Norden auf dem Weg 324.


    Übergang vom Lago Erdemolo zur Rifugio Sette Selle

    Der Weg ist gut gepflegt und führt mich unterhalb der Felswände entlang. Gefällt mir! Es geht nochmal unter die Baumgrenze in den Knappenwald. Von dort geht es an einem kleinen Bach entlang aufwärts in ein kleines Tal, an dessen Ende die wirklich großartige Rifugio Sette Selle (1.978 m) liegt.


    Die Rifugio Sette Selle - Ein Traum von einer Hütte

    Als ich auf der Hütte ankomme bricht die Hüttenwirtin gerade auf. Sie bringt Müll ins Tal und wird morgen mit frischem Brot wieder heraufkommen.
    Der Wirt bleibt oben um Gäste zu versorgen. Trotz dieser grandiosen Lage und dem richtig guten Wetter bin ich bisher der einzige Gast. Wir stellen uns Liegestühle auf und genießen den Nachmittag in der Sonne. Stünde die Hütte im Allgäu wäre sie gnadenlos überlaufen. Dass das hier manchmal auch der Fall zu sein scheint zeigen die vielen Tische, die draußen vor der Hütte stehen. Aber heute bin ich hier mit dem Wirt den ganzen Abend alleine. Mir soll es recht sein!
    Ich stromere noch ein wenig um die Hütte. Die haben sogar einen Winterraum und ein separates WC-Häuschen.


    Sanitäre Anlagen des Winterraums

    Das Wasser zum Spülen muss man wohl selber liefern .
    Der Wirt fragt mich was ich denn zur Halbpension gerne essen würde. Ich wähle Gulasch mit Knödeln und genieße die letzten Sonnenstrahlen bis das Essen soweit ist.


    An der Rifugio Sette Selle

    Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet gehe ich zum Essen rein. Als ich in meinem Zimmer das Bett richte sehe ich, dass doch noch ein Gast kommt.


    Der letzte Gast ist heute etwas schüchtern

    Der Wirt hat ein paar Reste vor die Hütte geworfen, die sich eine Fuchsfamilie holt. Mutter und Vater sind klar zu unterscheiden. Und als sich die beiden kleinen mal kurz blicken lassen, führt sie die Mutter aber ganz schnell wieder weg. Schade eigentlich!
    So geht der Abend am Fenster hängend zu ende. Das war wieder ein toller Tag! Eine großartige Bergetappe in den südlichen Dolomiten.
    Was mir aufgefallen ist: Es gibt zunehmend deutsche Begriffe in der Karte und auf Schildern. Das hatte ich hier noch nicht erwartet sondern erst in Südtirol. Aber es gibt wohl hier Regionen, in denen sich Reste der deutschen Sprache gehalten haben.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 20:16.

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  • Wafer
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Zitat von sudobringbeer Beitrag anzeigen
    Wunderschöne Bilder und wirklich eine mehr als anständige hm und km Leistung jeden Tag.
    Hallo Sudobringbeer.

    Danke! Leider sind das seit dem Pasubio eigentlich meist Handybilder. Die heutigen Handys haben aber auch überraschend gute Kameras. Dafür, dass die eigentlich gar kein vernünftiges Objektiv haben machen die qualitativ ganz anständige Bilder. Alles was Landschaftsaufnahme ist bzw. eher Weitwinkel, ist seit dem Pasubio Handy und Nahaufnahmen und Portraits sind mit einem 35er Festbrennweite mit der Halbformat-Kamera gemacht. Das Objektiv hatte ich vor der Tour zum Glück vergessen aus der Fototasche zu nehmen.

    Die Höhen- und Kilo-Meter-Leistung kam unter anderem daher, dass ich einen Termin zum Treffen mit meinem Mitwanderer in Bozen hatte und mir die Alpin-Variante im Lagorai gut gefallen hat. Daher hatte ich geschaut, ob ich diese Variante zeitlich da noch unterkriege. Und wie du bei den nächsten Tagen lesen wirst, hat es gereicht. Aber auf der anderen Seite merke ich natürlich auch, dass wir seit 2 Jahren einen Hunde haben. Da ist man viel unterwegs und die Kondition ist schon überraschend gut. Und wenn ich alleine bin laufe ich meistens recht schnell. Das habe ich mir mal angewöhnt, ich glaube damals auf den Wegen nach Santiago. Und ständig das Tempo zu wechseln und sich bewusst zu bremsen strengt teilweise mehr an als mit ausgehängtem Hirn einfach vor sich hin zu laufen. Da bin ich gleichmäßiger und dadurch ausdauernder unterwegs.

    Gruß Wafer

    Zitat von Wandermaedel Beitrag anzeigen
    Schön geschriebener Bericht. Die Gegend gefällt mir. Allerdings würde sich die Übernachtung mit einem Hund sicher noch schwieriger gestalten und so lange Etappen mit so vielen Höhenmetern würde ich nicht laufen wollen.
    Danke fürs Mitnehmen auf die Tour. Bin gespannt auf die Fortsetzung.
    Hallo Wandermaedel.

    Auch hier bedanke ich mich für die Blumen! Freut mich, wenn es gelesen wird! Dazu macht man sich ja die Mühe. Und wenn es dann noch gefällt: um so besser!

    Ich finde "die Gegend" kann man gerade dort gar nicht so über einen Kamm scheren. Ich fand es sehr abwechslungsreich und unterschiedlich. Aber genau das gefällt mir sehr gut! Der Aufstieg hinauf in die Monte Lessini mit dem Blick in die Po-Ebene war grandios. Die Cima-Carega-Gruppe und die Conretto-Gruppe sowie der Pasubio geben noch mehr her, als ich kennenlernen konnte. Hier gibt es noch Hütten und Wege, die auf eine Entdeckung warten. Im Lagorai herrscht dann Hütten- aber keine Wege-Knappheit. Weiter hinten kommt man dann in bekanntere Gefilde.

    Ja, und das mit dem Hund ist so ein Ding. Seit ich auch so einen habe schaue ich immer, was ich mit ihm machen könnte und bin meist recht enttäuscht. Die meisten Hütten nehmen keine Hunde und wenn müssen sie in einem Verschlag bleiben oder sowas. Wir haben einen Zwergpinscher. Der läuft viel und gut. Aber wie er reagiert, wenn er nachts nicht bei uns im Zimmer schläft haben wir noch nicht so häufig probiert. Der ist sehr quirlig und steckt seine Nase überall rein. Gechillt irgendwo hinliegen ist da eigentlich kaum angesagt. In Gaststätten haben wir eigentlich recht wenige Probleme mit ihm aber auf Hütten war es bisher teilweise recht mühsam. Wenn er bei uns mit ins Zimmer darf gibt es kein Problem aber schon draußen auf dem Gang ist schwierig bis nicht machbar.
    Aber die Anzahl der Nächtigungsmöglichkeiten sind gerade in den Monte Lessini und eigentlich bis in den Pasubio hinein recht gut. Erst weiter hinten wird es etwas eng. Meine Etappen sind da sicher nicht das Maß der Dinge. Das geht auch ruhiger – siehe auch oben. An vielen Hütten stand aber dran, dass Hunde verboten sind.
    Ich denke ein Zelt wäre hier mit Hund eine gute Lösung. Habe ich aber z.B. mit meinem auch noch nicht probiert. Und wie ich in einem Gespräch mit einem Hüttenwirt mitbekam, haben die mit zeltenden recht wenig Probleme, wenn die Plätze so verlassen werden, wie sie vorgefunden wurden.

    Gruß Wafer

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  • Wandermaedel
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Schön geschriebener Bericht. Die Gegend gefällt mir. Allerdings würde sich die Übernachtung mit einem Hund sicher noch schwieriger gestalten und so lange Etappen mit so vielen Höhenmetern würde ich nicht laufen wollen.
    Danke fürs Mitnehmen auf die Tour. Bin gespannt auf die Fortsetzung.

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  • sudobringbeer
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Wunderschöne Bilder und wirklich eine mehr als anständige hm und km Leistung jeden Tag.

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  • Wafer
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    6. Tag: Carbonare – Albergo Aurora
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

    Donnerstag, 12. Juli 2018
    Strecke: 27 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.700 m, ↓ 1.400 m
    Gehzeit: 8 h 30

    Gesamtstrecke: 150 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 6.900 m, ↓ 5.850 m
    Gesamtgehzeit: 47 h

    Der nächste Tag kommt, wie der letzte Tag gegangen ist: wolkenverhangener Himmel, wenig Sicht. Aber ab morgen soll es besser werden! Das ist doch mal eine Motivation.
    Ich schäle mich aus dem Bett, nehme die im ganzen Zimmer zum Trocknen aufgehängten Klamotten ab und packe meine Sachen. Nach dem Frühstück ziehe ich los. Der E5 führt mich auf einem Trimm-Dich-Pfad um das Dorf. Die Markierungen sind aber etwas optimierungsbedürftig. Nun gut, laut Führer soll man hier Bus fahren um nach Luserna zu fahren. Dort soll es eine deutsche Sprachinsel geben. Also ein Dorf, in dem sich die deutsche Sprache gehalten hat. Von Busfahren halte ich aber nicht ganz so viel und einem Dorf sehe ich nicht an, ob dort deutsch gesprochen wird oder nicht.
    Auf dem Monte Rust merke ich, dass ich falsch bin. Also wieder runter. In Chesa halte ich auf Albertini zu.


    Albertini

    Der markierte E5 führt durch etliche Orte. Dem versuche ich zu entgehen. Ich halte auf Bertoldi zu und wandere hinauf nach Slaghenaufi. Auf Feldwegen geht es durch den Wald etwas aufwärts um mich zum Spiazzo Alto hinüber zu geleiten. Hier treffe ich wieder auf eine Markierung des E5. Es geht irritierenderweise weiterhin aufwärts. Irgendwie hatte ich hier einen Abstieg erwartet. Aber Kompasskarten sind eben nicht sehr intuitiv!
    An einer Hütte (1.292 m) geht es von dem Waldweg runter und der Weg führt abwärts. Eine letzte Möglichkeit zu beten wird geboten.


    Kurz vor dem Abstieg nach Levico

    Ein paar Meter weiter hängt eine Gedenktafel an der Felswand.


    Gedenktafel für den Vater des E5

    Ich danke ihm und mache mich an den Abstieg. Da begegnet mir eine Wanderin, die ganz glücklich ist jemanden zu treffen, der auch den E5 begeht. Auch wenn es in der ‚falschen‘ Richtung ist. Sie ist in Bozen gestartet und hat die letzten Tage kaum jemanden getroffen. Geschweige denn einen E5-Wanderer. Wir unterhalten uns eine Weile und es geht weiter abwärts. Sie hat es ja fast geschafft, aber ich habe noch einige Höhenmeter abwärts vor mir. Aber der Blick, den man hier auf das Tal hat, der ist schon toll!


    Levico liegt mit seinen Seen vor mir im Tal

    Auf einem schönen kleinen Wanderweg geht es immer weiter abwärts. An einer Stelle wurde ein schöner Rastplatz in die Felswand geschlagen.


    Toller Rastplatz mit großartiger Aussicht

    Nach fast 800 Höhenmetern Abstieg komme ich in S. Guiliana (499 m) an. An der Straße gehe ich entlang zum Bahnhof von Levico. Die Brenta, der Fluss durch das Tal, liegt auf 435 Höhenmtern. Levico ist ein sehr schöner Ort mit einer tollen Altstadt. In so manchem Hinterhof verstecken sich kleine Restaurants. In einem davon mache ich bei einer Pizza Mittagspause. Es soll schließlich noch ein Aufstieg von über 1.000 Höhenmetern folgen.


    Turm in Levico

    Hier unten im Tal ist es dermaßen warm, dass ich eigentlich ganz froh bin, dass der Planet durch die Wolken nicht gar zu sehr brennt. Ich bunkere Wasser und mache mich auf den Weg. Ich folge nicht dem E5 sondern dem Friedensweg weil der angenehmer sein soll beim Aufstieg. Hat man mir zumindest gesagt.


    Ein sehr Steiler Weg führt hinauf nach Compet

    Der Weg geht in endlosen Serpentinen durch den Wald aufwärts. Ab und zu hört man die Straße, die hinauf nach Vetriolo führt. Viel Aussicht auf die Landschaft hat man hier im Wald nicht.


    Zusammenleben im Wald

    Da ist man über jede Abwechslung froh. Nach 3 Stunden komme ich in Compet an und lösche meinen Durst. Ich habe auf dem Weg zwar ca. 3 Liter getrunken aber ich habe noch reichlich Durst.
    Ich sitze an der tollen Albergo Aurora. Aber weiter oben soll es noch 3 weitere Hütten geben. So mache ich mich noch auf den Weg, um eine dieser auf zu suchen. Nur gibt es diese wohl nicht mehr. Die eine steht gerade zum Verkauf, eine habe gar nicht erst gefunden und die letzte hinter der Terme wird gerade umgebaut.


    Startplatz für Gleitschirmflieger in Vertriolo hoch über Levico

    Also gehe ich wieder zurück zur Albergo Aurora. Ich kriege das letzte Zimmer und bin zeitlich gerade richtig zum Abendessen. Und das ist hier ausgezeichnet.
    Das war heute kein spektakulärer Tag aber das war auch nicht zu erwarten. Es galt heute das Tal bei Levico zu durchqueren und dabei sowohl einiges an Strecke als auch an Höhenmetern zu machen. Morgen geht es auf die ersten Gipfel der Lagorai-Dolomiten und das Wetter soll deutlich besser werden als heute. Da wird es deutlich mehr zu sehen geben. Also dann: bis Morgen.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:15.

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  • Wafer
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    5. Tag: Rufigio Lancia - Carbonare
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    Mittwoch, 11. Juli 2018
    Strecke: 28 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.300 m, ↓ 2.000 m
    Gehzeit: 10 h

    Gesamtstrecke: 123 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 6.900 m, ↓ 5.850 m
    Gesamtgehzeit: 38 h 30

    Heute soll es regnen. Also breche ich sofort auf, als es das gerade mal nicht tut. 5 vor 8 starte ich an der sehr guten Rifugio Alpe Pozza Vincenzo Lancia (1.825 m), wie die Hütte mit vollem Namen heißt. Zunächst ist der Weg noch etwas breiter und führt an der Magla Pozze vorbei. Trotz des schlechten Wetters bin ich heute nicht alleine auf dem Weg.


    Es ist heute voll auf dem E5 bei der Rifugio Lancia

    Leicht aufwärts geht es zur Sella delle Pozze (1.903 m) hinauf.


    An der Sella delle Pozze

    Schön artig steigen die Wolken zusammen mit mir weiter an. Der E5 führt um den Monte Buso herum.


    Der Weg um den Monte Buso

    Es sieht fast so aus, als wollte die Sonne sich mal blicken lassen. Schön wäre es ja!


    Der Weg zieht sich am Hang entlang

    Gemütlich geht es heute leicht auf und ab am Hang lang. Kurz vor der Malga Costa steigt der Weg nochmal kurz an.


    Es geht hinauf zur Malga Costa

    Damit verschwinde ich aber auch in den Wolken. Das ist jetzt nicht so prickelnd. Die Wiesen sind schön feucht und die Hose wird anständig nass. Vielleicht hätte ich doch Gamaschen mitnehmen sollen?


    Nebel bei der Costa-Alm

    Ein paar Gemsen springen herum. Kein gutes Zeichen! Mit Einkehr ist an der Malga Costa aber nicht viel los.


    Die Malga Costa - Ein florierendes Unternehmen sieht anders aus

    Über nasse Wiesen geht es weiter am Kamm entlang bis der Weg sich in Richtung Passo della Borcola hinabneigt und im Wald verschwindet. Die Luftfeuchtigkeit nimmt wie angekündigt weiter zu. Als ich 600 Höhenmeter unter der Costa-Alm aus dem Wald komme liegt der Pass vor mir.


    Am Passo della Borcola

    Die Rifugio Borcola, die in meiner Karte und meinem Führer verzeichnet ist, gibt es nicht mehr. Ein paar Meter den Pass runter soll es bei einem Bauern ein Vesper geben. Das reizt mich jetzt nicht sehr. Also nehme ich den erneuten Anstieg auf der anderen Seite des Passes in Angriff.
    Und es wird feucht. Sehr feucht! Es fängt an zu regnen. Ich montiere Regenklamotten und Regenschirm und steige weiter auf.
    Mitten auf dem Weg steht ein Laster. Wie kommt der LKW hier mitten in den Wald? Und selbst bei diesem Wetter treffe ich noch Nutzer dieses Weges.


    Nasser Aufstieg zum Monte Borcoletta

    Der Weg wird immer steiler und windet sich durch ein paar Felsen. Dann wird der Wald verlassen.


    Der Weg verlässt den Wald am Monte Borcoletta

    Es hört auch mal auf zu regnen. Aber im Prinzip ist es egal, ob man von außen oder von innen nass wird.


    Am Cava di Marmo

    Über Wiesen und durch niedrige Büsche geht es immer weiter hinauf. Oben wird der Kamm felsiger. Aber leider liegen die Wolken schon wieder auf.


    Der Coston dei Laghi liegt in den Wolken

    Plötzlich ist es mit dem schönen, schmalen Weg aber vorbei und ich stehe am Gipfel des Monte Maggio (1.853 m).


    Der Monte Maggio in den Wolken

    Eine recht breite Schotterstrasse führt hier hinauf. Auf dieser führt der E5 abwärts. Die Wolkenuntergrenze bleibt auf der Höhe des Gipfels, so dass man wieder etwas erkennen kann.


    Passo Coe taucht am Horizont auf

    Irgendwann geht die Schotterstrasse wieder in Waldwege über. Und als diese in Wiesenwege übergehen ist es nicht mehr weit zum Passo Coe. Hier ist nicht wirklich viel los.


    Chillen am Passo Coe

    Viertel nach 2 bin ich im Gasthof. Mir wird ein Platz zugewiesen und man lässt mich warten. Kurz nach halb 3 taucht eine Bedienung auf, gibt mir die Vesperkarte und gibt mir zu verstehen, dass es ab halb 3 Uhr nichts mehr Warmes zu Essen gibt. Frechheit! Nach langer Diskussion einigen wir uns auf eine Suppe. Aber hier werde ich nicht bleiben. Gastfreundschaft sieht bei mir anders aus.


    Erneuter Aufbruch vom Passo Coe

    Das kleine Skigebiet wurde ziemlich herausgeputzt. Die Anlagen sind im Vergleich zu den zuletzt gesehenen recht neu. Es geht wieder aufwärts und kurz bevor ich oben bin lässt sich heute das erste Mal die Sonne blicken.


    Es reißt wieder auf

    Über Almen und durch Wälder geht es auf der anderen Seite wieder hinunter. Bis ich vor den Ruinen des Ex Ospedale Militare Austriaco stehe.


    Die Ruinen eines Hospitals aus dem ersten Weltkrieg

    Ein paar Meter weiter liegt auch das Forte Cherle. An der gleichnamigen Albergo checke ich ein. Als ein Radler auf dem Tisch steht geht über mir ein Fenster auf und eine Bettdecke wird zum Lüften ausgelegt. Ein Staubsauger nimmt die Arbeit auf. So wirklich gut scheinen die hier nicht auf Gäste vorbereitet zu sein. So mache ich mich doch lieber nochmal auf den Weg und nehme auch noch die letzten Kilometer nach Carbonare unter die Sohlen.
    Es geht weiter hinab durch Wälder und über Wiesen bis ein Bach überquert wird. Auf Feldwegen zieht der Weg nach Carbonare hinein. Von den 4 Gasthöfen an der Straße hat nur noch einer offen. Auch hier gibt es wohl zunehmend ein Übernachtungsproblem. Müde falle ich ins Bett. Eigentlich wollte ich bei dem Wetter heute gar nicht so weit.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:15.

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  • Wafer
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Zitat von Matterhorn Beitrag anzeigen
    Vielen Dank für diesen tollen Bericht samt der Fotos!
    Gern geschehen! Danke auch von meiner Seite.
    Zitat von Matterhorn Beitrag anzeigen
    Ich spiele schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, dieselbe Tour zu unternehmen. Da fühlt man sich umso mehr bestätigt. Auch wenn ich gleich sagen muss, dass ich Bozen und Verona bereits recht gut kenne... Solche Kombinationen mit Stadtbesichtigungen und natürlich Wandern sind fein.
    Ich kannte Bozen und Verona auch schon vorher. Damit hat man aber auch 2 Städte, die auch was zu bieten haben. Und etwas Kultur auf der Wanderung schaden auch nichts. Aber mit Rucksack wird man in manchen Städten angestarrt, als käme man vom anderen Stern. In Verona allerdings mehr als in Bozen. Da ist man das wohl schon eher gewohnt.

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  • Matterhorn
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Vielen Dank für diesen tollen Bericht samt der Fotos! Ich spiele schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, dieselbe Tour zu unternehmen. Da fühlt man sich umso mehr bestätigt. Auch wenn ich gleich sagen muss, dass ich Bozen und Verona bereits recht gut kenne... Solche Kombinationen mit Stadtbesichtigungen und natürlich Wandern sind fein.

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  • Wafer
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    4. Tag: Rifugio Fraccaroli – Rufigio Lancia
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    Dienstag, 10. Juli 2018
    Strecke: 25 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.700 m, ↓ 2.100 m
    Gehzeit: 8 h 15

    Gesamtstrecke: 95 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 5.600 m, ↓ 3.850 m
    Gesamtgehzeit: 28 h 30

    Der Tag fängt recht durchwachsen an. Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster liegt die Wolkengrenze nur ganz knapp über der Hütte. Trotzdem schäle ich mich aus dem Bett. Hier gibt es nur von 7 bis 8 Uhr Frühstück. Und das fällt auch noch sehr italienisch aus: zwei kleine Teile, die sich beim halbieren als Milchbrötchen outen und ein Heißgetränk. Mager!
    So stehe ich gegen 8 Uhr vor der Hütte.


    Der Morgen kommt an der Rifugio Fraccaroli recht grau daher

    Aber es gibt Wolkenlöcher. Könnte also noch was werden, heute. Ich schleiche mit der Kamera um die Hütte. Und siehe da: ich bin nicht alleine!


    So manchen stört das durchwachsene Wetter gar nicht

    Es kommt auch der andere E5-Wanderer aus der Hütte. Zusammen besteigen wir den Gipfel des Cima Carega (2.259 m). Das ist keine große Affäre, sind ja nur 30 Höhenmeter.


    Blick vom Cima Carega nach Osten

    Im den Tälern hängt noch der morgendliche Dunst und die Gipfel sind frei. An manchen Stellen beleuchtet die Sonne durch ein Wolkenloch eine Wiese. Auf diesem Grat gibt es noch 3 weitere Hütten. In dieser Alpenregion ist die Hüttendichte ungewöhnlich hoch. Das wird sich noch ändern, wie ich noch leidvoll erfahren werde.


    Der Monte Cornetto vom Cima Carega aus

    Hier sieht man einen Teil der für heute geplanten Strecke. Die Rifugio Campogrosso liegt genau auf der beleuchteten Wiese rechts an der Strasse. Von dort soll es vor den Bergen durch den Wald gehen, über die Alm und über die Schulter am Monte Cornetto, die gerade so beleuchtet ist. Dahinter liegt der Fugazzepaß.


    Die Rifugio Fraccaroli mit Gardasee am Horizont

    Im Osten sind die Monti Lessini mit dem Gardasee dahinter zu sehen. Einfach großartig!
    So langsam muss ich mich aber auf die Socken machen. Sonst komme ich heute nicht mehr sehr weit. Wie schnell hier oben doch die Zeit vergeht. Ich muss nochmal zurück zur Hütte und das Gepäck aufnehmen. Ich nehme den Abstieg, den ich teilweise gestern schon kennengelernt habe.


    Der Monte Cornetto

    Haben die den Berg nach dem Eis oder das Eis nach dem Berg benannt? Na, ist ja egal – Hauptsache schön hier! Nach ein paar Kehren geht es die Höhe haltend am Berg entlang.


    Abstieg vom Cima Carega

    Es folgt ein kurzer aber steiler Aufstieg zum Bocchetta dei Fondi.


    An der Bocchetta dei Fondi gibt es wieder Bunker

    Ich krieche in den Bunker hinein und habe auf der anderen Seite einen tollen Ausblick durch eine Schießscharte auf den Pasubio.


    Die Pasubio-Gruppe aus einer Bunkerscharte am Bocchetta dei Fondi

    Es folgt ein steiler Abstieg. Vor mir liegt der Passo di Compogrosso mit gleichnamiger Hütte.


    Die Cornetto-Gruppe mit der Rifugio Campogrosso

    Der Pass liegt auf 1.456 m, also gut 800 Höhenmeter unter dem Cima Carega. Der erste Teil ist sehr steil wird dann aber etwas flacher und der Weg läuft auf einen Kamm zu.


    Ein Kammweg führt zur Rifugio Campogrosso hinüber

    Am Weg blüht es schon wieder. Was ein paar Höhenmeter da doch ausmachen. Im Süden sieht man die Berge flach auslaufen.


    Tolle Ausblicke am Wegrand

    Zur Rifugio Campogrosso geht es überraschend schnell. Beim Blick zurück ist die Sonne wieder da und zeigt mir, was heute schon hinter mir liegt.


    Rückblick auf die Carega-Gruppe mit dem Abstiegsweg

    An der Rifugio Campogrosso mache ich Pause. Für die Mittagspause ist es noch zu früh. Es ist gerade mal kurz nach 10. So mache ich mich wieder auf den Weg, der zunächst in einen kleinen Wald führt. Dann geht es über die Wiesen der Boffetal-Alm.


    Die Malga Boffetal vor der Carega-Gruppe

    Allmählich steilt er aber wieder etwas auf und zieht zu der heute Morgen schon gesehen Schulter am Monto Cornetto hinauf.
    Der Weg ist heute extrem abwechslungsreich und kurzweilig!


    Abwechslungsreiche Wege um die Monte-Cornetto-Gruppe herum

    Hinter dem kleinen Sattel (1.568 m) geht es in den Wald und ab dort wieder abwärts. Und das eine ganze Weile. Einige Zeit folgt der Weg einem Bachlauf. Da kann man gut die Flaschen füllen.


    Wasserreicher Abstieg zum Fugazzepass

    Der Fugazzepass liegt auf 1.162 Höhenmetern. Hier wäre eigentlich Zeit gewesen um Mittagspause zu machen. Aber die Hütte hier wartet mit einer außergewöhnlichen Freundlichkeit auf, die mich sofort verleitet, den Tatort fluchtartig wieder zu verlassen. Bei genauerem Nachlesen steht das etwas verklausuliert sogar schon in meinem Führer.
    Vom Fugazzepass führt die Strasse der Helden durch den Wald aufwärts. Im 1. Weltkrieg sind hier tausende Soldaten über diese Straße an die Front gezogen. Meist nur in einer Richtung.


    Auf der Straße der Helden führt der E5 hinauf zur Rifugio Papa

    Erst geht es durch den Wald aufwärts. Es folgt ein Tunnel, die Galeria D’Havet, durch den Bergkamm um auf die andere Seite zu gelangen. Dort hat man einen tollen Blick auf die umliegenden Berge, die bisher durch den Kamm verdeckt waren.


    Kurz vor der Rifugio Papa

    Die Straße windet sich am Berg entlang durch einige kleinere Tunnel weiter hinauf zur Rifugio Papa (1.929 m). Hier ist aber wahrlich Zeit für die Mittagspause. Das AV-Essen ist ein Gulasch mit Knödel, Polenta und Sauerkraut. Eine komische Mischung, aber sie schmeckt sehr gut!
    In der Zwischenzeit regnet es ein wenig. So wird es eine lange Mittagspause. Um halb 4 lichten sich aber die Wolken und es hört auf zu regnen. Der Wirt meint, das Wetter hielte heute den Rest des Tages. Also breche ich auf.
    Der E7 verlässt mich hier wieder. Er hat mich seit gestern Mittag begleitet und führt von hier über die „ Strada delle 52 Gallerie“ nach Osten. Diese Straße wurde von den Italienern innerhalb weniger Monate mit 52 Tunneln gegraben, damit sie Soldaten und schweres Gerät an dir Front bringen konnten.


    Wer wandert da bei so einem Wetter?

    Mit mir steigt die Wolkenuntergrenze. Der E5, der hier zusammen mit dem Friedensweg verläuft, führt mich hinauf zu einer verfallenen Kapelle, neben der jede Menge Bunkerlöcher in den Berg gegraben wurden.
    Ein paar Meter weiter stehe ich auf der Dente Italiano, der Italienischen Platte. Hier hatten sich die Italiener verschanzt und ein riesiges Bunkersystem gebaut.


    Unterwegs im Italienischen Bunkersystem

    Ich war in diesem System fast eine halbe Stunde unter Tage unterwegs. Leider ist dabei mein Allround-Objektiv kaputt gegangen. So wird es ab jetzt nur noch Bilder mit dem Standardobjektiv oder dem Handy geben. Am Pasubio gibt es eben immer noch Verluste.
    Nach einer Gedenkstätte komme ich zu dem Teil der Italienischen Platte, den die Österreicher seinerzeit in die Luft gesprengt haben (Siehe auch Allgemeines Fotorätsel).


    Der Italienische Bunker nach der Sprengung

    Dort steht auch ein Plan der Bunkeranlagen auf italienischer und österreichischer Seite.


    So sehen die beiden Bunkersysteme aus

    Wenn man sowas liest ist das ein Ding, aber sowas zu sehen und durch solche Stollen hindurch zu wandern ist dann doch etwas anderes. Das kann man gar nicht beschreiben, was hier passiert sein muss. Ich hoffe, sowas passiert nicht wieder!
    Ein paar Meter weiter kommt man auf die Dente Austriaco, die Österreichische Platte. Auch diese ist wie von Holzwürmern durchlöchert.


    Das Österreichische Bunkersystem

    Damit man immer erkennen kann, auf welchem Territorium man gerade unterwegs ist, wurden neben den Wanderzeichen die Flaggen der Italiener (Grün-Weis-Rot) oder der Tiroler (Weis-Rot) gemalt. Da die Wanderzeichen aber auch Weis-Rot sind wurde auf die Flagge dann immer noch zusätzlich „Tirol“ geschrieben.
    Der weitere Weg ist dann wieder angenehm zu wandern und frei von schwerer Kost. Es geht eigentlich immer meist leicht abwärts am Hang entlang.


    Auf dem Weg zur Rifugio Lancia

    Großartige Landschaft präsentiert sich hier um die Gedanken wieder in andere Richtungen zu lenken. Endlich kommt auch die Hütte selber in Sicht.


    Rifugio Lancia

    Die Rifugio Lancia ist recht groß, top in Schuss und hat auch sehr nettes Personal. Wie der Name schon vermuten lässt gibt es einen Zusammenhang zu Lancia: Vincenzo Lancia hat sie von seinem privaten Geld gebaut und dann an den Italienischen Alpenverein verschenkt. Und dabei hat er nicht gespart. Die Hütte ist echt klasse!


    Furioses Abendessen auf der Rifugio Lancia

    Nach einem guten und reichlichen Abendessen geht ein sehr abwechslungsreicher und langer Tag zu ende. Obwohl ich hier den vierten E5-Wanderer auf dieser Tour treffe und wir uns gut unterhalten werde ich heute nicht mehr alt. Nach einem kurzen Ratsch mit den Wirten bin ich recht schnell im Bett.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 01.12.2020, 22:29.

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  • Wafer
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    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    3. Tag: Bosco Chiesanuova – Rifugio Fraccaroli
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    Montag, 09. Juli 2018
    Strecke: 27 Km
    Höhenmeter: ↑ 1.900 m, ↓ 750 m
    Gehzeit: 8 h

    Gesamtstrecke: 70 Km
    Gesamthöhenmeter: ↑ 3.900 m, ↓ 1.750 m
    Gesamtgehzeit: 20 h 15

    Am Morgen lacht die Sonne wieder zum Fenster herein. So muss es sein! Frühstück gibt es auch. Aber ein italienisches: sehr überschaubar! So passiert es, daß ich um 8 Uhr 15 bereits vor der Tür stehe. Der Ort ohne die Massen hat was!


    Die neue Kirche von Bosco Chiesanuova

    Auf der Straße geht es zurück nach Croce. Ein LKW nimmt mich mit, muss aber nach 500 Metern schon wieder abbiegen. Zum Glück ist es nicht weit. Hinter der geschlossenen Herberge von Croce geht es zunächst steil aufwärts. Da kommt man wenigstens gleich auf Temperatur. Die Monti Lessini sind hier noch sehr sanft und Grün. Das soll sich im Laufe des Tages aber noch ändern.


    Es geht durch das Voralpenland der Monte Lessini

    Auf verschiedenen Wegen geht es teerlos von einem Bauernhof zum nächsten. Fast alle sind namentlich in der Karte verzeichnet. Ich hatte gestern noch geglaubt, das seien alles kleine Weiler. Und wie es aussieht bin ich hier der einzige Wanderer.


    Wenig begangene Wege zwischen Croce und Maregge

    Die Felder sind aber großteils gepflegt und die Höfe bewohnt. Anders als in den grenznahen Regionen am Südalpenweg. Hier scheint das ländliche Leben noch zu funktionieren.


    Bewohnter Hof Tinazzo

    Über den Bergrücken im Hintergrund geht es drüber und auf der anderen Seite wieder runter nach Maregge – ein kleiner Weiler mit einer Bar. Leider geschlossen. Und übernachten kann man auch hier nicht.


    Maregge

    Übernachten scheint in dieser Region ein Problem zu werden: Die letzte Möglichkeit im nächste Etappenort Giazza hat laut einigen Schildern und Hinweisen auch endgültig geschlossen. Also werde ich die Höhenmeter nach Giazza hinab gar nicht erst hergeben. Im nächsten Tal werde ich nach Norden abbiegen. Aber so weit bin ich noch nicht. Schöne Wege führen mich durch das bergige Land.


    Abküh(l)ung am Brutti-Hof

    Das ist eine sehr abwechslungsreiche Gegend hier. Selbst im Wald gibt es was zu sehen.


    Kleine Kapelle Saint Anna mitten im Wald

    Die kleine Kirche ist leider geschlossen. Was mir auffällt: Hier ist eigentlich alles sehr gut in Schuss. Keine verlassenen Häuser, verfallende Höfe oder andere Bauruinen. Alles wirkt hier sehr gepflegt. Und das bei dieser Landschaft. Fast hat man das Gefühl im Allgäu zu sein.
    Am nächsten Hof verlasse ich die Höhen und der Abstieg ins nächste Tal beginnt. Ein Tal, das mich irgendwie auch an das junge Donautal erinnert.


    Das Tal des Torrente Squaranto vom Merli-Hof aus

    Tolle naturnahe Wege führen mich in die Niederungen dieses Baches bis ca. 1.170 Höhenmeter hinunter.


    Der E5 am Abstieg in den Torrente Squaranto

    Unten angekommen lasse ich den E5 rechts liegen und folge dem Flusslauf nach Norden. In der Karte ist da ein nummerierter Wanderweg eingezeichnet. Aber irgendwie finde ich ihn nicht. Oder er ist zugewachsen. Ich schlage mich ein wenig am Flussufer entlang, nehme aber die Einladung eines Waldweges dankbar an, der östlich den Hang hinaufzieht. Er endet auch genau da, wo ich es erwartet habe: An dem Bauernhof neben der Straße nach San Giorgio.


    Der Bosco-Hof vor San Giorgio

    Am Horizont ist der Castel Gaibana mit seiner Sesselbahn zu erkennen. Das ist der höchste Punkt der Monte-Lessini-Gruppe und beherbergt ein Skigebiet.
    Ich wandere ein paar Meter an der Straße entlang und halte dann auf einem kleinen Pfad nach Osten zu. Über Weiden schraubt sich die Spur recht steil den Hang hinauf bis sie auf einen breiteren Weg trifft.


    Rückblick auf das Tal, durch das ich gekommen bin

    Auf diesem Weg verläuft der E7, der von Rivalta im Etschtal sich in West-Ost-Richtung durch die Monte-Lessini-Gruppe zieht. Ich folge ihm und komme zur Malera Alm.


    Die Rifugion Malga Malera

    Passt sehr gut, es ist Mittagszeit. Und die Hütte bietet neben einer guten Aussicht auch Mittagstisch an. Was mich ein wenig stört: „All you not need!“ in Plastik. Teller sind aus Schaumstoff, die Serviette ist in Folie verpackt und es wird Plastikbesteck gereicht. Auch die Becher sind aus Plastik. Das Wasser kommt in der PET-Flasche und selbst der Wein am Nachbartisch wird in diesen Bechern ausgeschenkt. Mag ja praktisch sein aber von ökologisch keine Spur! Da kommt dann doch der etwas sorglose Italiener durch.
    Aber das Essen ist wirklich gut! Nach der Mittagspause gehe ich über die Almwiesen weiter. Tendenziell immer weiter nach oben.


    Unterwegs auf dem E7 zum Passo Malera

    Mit dem Passo Malera (1.722 m) habe ich erstmal einen Höhepunkt erreicht. Tolle Ausblicke nach Süden inklusive.


    Am Passo Malera

    Von hier führt der E7 einigermaßen die Höhe haltend in die Berge rund um den Cima Carega hinüber. Am Hang führt der E7 nach Norden auf den Passo Pertica zu.


    Auf dem Weg in die Carega-Gruppe

    Im Hintergrund ist die Carega-Gruppe schon zu sehen. Sie macht schon einen rechte alpinen Eindruck. Und die Wege werden auch immer interessanter.


    Wanderwege im Parco Naturale Regionale della Lessinia

    Irgendwo hier überschreite ich die Grenze zwischen Venetien und dem Trentino. Der Weg wird auf einem Kamm geführt, der zum Passo Pertica hinüber zieht. Ab hier bin ich auch im Riserva naturale Campobrun unterwegs.


    Auf dem Weg zur Rifugio Passo Pertica wird es zunehmend alpiner

    Auf diesem Weg kann man gut bis ins Etschtal hinunter schauen. Direkt an dem Pass liegt die Rifugio Passo Pertica (1.573 m). Auch hier lege ich nochmal eine Pause ein und beobachte das Wetter. Über dem Cima Carega sammeln sich die dunklen Wolken. Irgendwo hinter mir donnert er auch mal recht vernehmlich. Soll ich weiter oder muss ich hierbleiben?
    Ich entscheide mich nicht zur Rifugio Fraccaroli hinauf zu steigen sondern den etwas breiteren Versorgungsweg hinauf zum Passo Pelagatta mit der Rifugio Scalorbi zu nehmen. Wenn mich da ein Schauer erwischt, dann ist das besser verkraftbar als in dem steilen Steig zum Cima Carega hinauf.


    Die Rifugio Scalorbi kommt in Sicht

    Hier auf der Grenze zwischen Venetien und dem Trentino verlief im ersten Weltkrieg die Front zwischen Italien und Österreich. Entsprechend gibt es hier einige Tunnel und Kavernen, die die Soldaten seinerzeit in den Fels gegraben haben.
    Oben am Pass ist gut die Rifugio Scalorbi zu sehen.


    Die Rifugio Scalorbi am Passo Pelagatta

    An der Malga Campobrun vorbei geht es hinauf zur Rifugio Scalorbi (1.767 m). Die Wolken werden immer dichter und dunkler. Als ich die Terrasse erreiche fallen die ersten Tropfen. So lasse ich mich hier nieder und reserviere schon mal ein Lager.
    Nach einer Stunde wird es aber wieder heller. Um den Cima Carega ziehen zwar immer noch die Wolken aber über mir gibt es auch schon wieder blaue Löcher. Also checke ich wieder aus und packe meinen Krempel nochmal zusammen um die für heute letzten 450 Höhenmeter doch noch an zu gehen.


    Rückblick zur Rifugio Scalorbi

    In Serpentinen zieht der Weg hinauf. So langsam merke ich, dass ich heute schon ein paar Höhenmeter in den Beinen habe. Also einen Gang runterschalten und ganz langsam und gleichmäßig weiter.
    Was steht denn da am Wegrand, an einer der letzten Spitzkehren vor der Hütte?


    Ägyptische Spuren am Weg hinauf zum Cima Carega?

    Wer baut denn hier sowas an den Weg? Dazu habe ich leider nichts im Netz gefunden. Ist mal eine nette Abwechslung! Dazu gab es auch ein Allgemeines Outdoor-Fotorätsel und ein "Wo bin ich?"-Rätsel bei denen einige zusätzliche Informationen zusammengetragen wurden.
    Die letzten Spitzkehren geht es noch hinauf, dann sollte der Gipfel des Cima Carega mit der Rifugio Fraccaroli (2.230 m) in Sicht kommen. Tut sie aber nicht. Die sind noch in den Wolken.


    Der Weg windet sich hinauf zur Rifugio Fraccaroli am Cima Carega

    Die Hütte ist nicht sehr groß. Aber ich bekomme ein Doppelzimmer zur Einzelnutzung. Fast schon Luxus hier oben. 30 Höhenmeter unter dem Gipfel ist die Hütte recht spartanisch. Sie scheint aber gut von Tagesgästen zu leben. Bis 20 Uhr kommen hier noch welche an. Sie essen zu Abend und ziehen dann mit Stirnlampe wieder los. Da ist es schon recht dunkel. Und die letzte Möglichkeit ein Auto zu parken ist 1.000 Höhenmeter tiefer. Die haben also noch einiges vor sich.
    Das Abendessen ist einfach aber gut. Der Kaffee exzellent. Der Italiener kann überall sparen, aber niemals an der Kaffeemaschine! Dafür ist der Wein von überschaubarer Qualität.
    Die Sicht ist heute Abend nicht mehr besser geworden. So wird der Gipfel auf morgen warten müssen. Die Beine sind eh ziemlich müde. Und wenn ich ehrlich bin: Der Rest auch! War trotzdem - oder gerade deswegen? - ein toller Tag! Gute Nacht!
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    Zuletzt geändert von Wafer; 01.12.2020, 22:34.

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  • Juno234
    antwortet
    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Wir haben den E 5 bereits am 28. Juni verlassen. Ein zufälliges Treffen wäre also gar nicht möglich gewesen...

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  • Juno234
    antwortet
    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Ja, die Via Claudia ist primär als Radroute bekannt. Aber es gibt teilweise auch eine eigenständige Wegführung als Wanderroute, die sich auch wirklich lohnt

    Wir haben den E 5 (mit teilweise eigenen Varianten) bis zur Malga Massi (hoch oberhalb von Levico Terme) benutzt, sind dann entlang des Valsugana zum Tessino gequert, um von dort auf der Via weiterzugehen.

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  • Wafer
    antwortet
    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Zitat von MaxD Beitrag anzeigen
    Die obligatorische Verteufelung des E5 teile ich ohnehin nicht. Und Verona samt Umland hat viel zu bieten!
    Das sind bzw. waren die Gedanken in der Vorbereitungszeit und bei den Diskussionen mit meinem Freund. Und das Verona mit Umfeld etwas zu bieten hat, das habe ich wahrlich gesehen! Tolle Ecke! Wundert mich, dass man davon so wenig hört/liest!

    Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
    Da hätten wir uns ja fast begegnen können... wir waren auf dem E5 (plus Via Claudia Augusta) im Juli von Bozen nach Feltre unterwegs. Auf dem südlichen Abschnitt ab Bozen ist der E5 nach unseren (mehrfachen) Erfahrungen recht wenig begangen.
    Die Via Claudia Augusta habe ich als Radweg auf dem Schirm. Bin ich da so falsch? Und wo bist du abgebogen? Und wann? Du wirst ja an den Daten noch sehen ob ein Treffen unbekannter Art evtl. möglich war.

    Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
    Schöner Bericht Bitte weiter so
    Liest man immer wieder gern ...! Danke!

    Zitat von blauloke Beitrag anzeigen
    Hallo Wafer,

    du hast ja schon wieder ein neues Projekt begonnen.
    Dir gehen die Ideen wohl nie aus.

    Auf jeden Fall eine schöne Gegend durch die du bis jetzt gewandert bist.
    Ja, Ideen habe ich noch für eine Weile. Ich würde ja gerne mehr machen aber die Familie und andere lästige Kleinigkeiten halten einen doch etwas mehr ab als einem lieb ist ... Die Gegend ist/war der Knaller! Und so abwechslungsreich in Sachen Landschaft, Kultur und Kulinarik ... Einfach genial

    Zitat von derSammy Beitrag anzeigen
    (Das is ein Sherman aus dem WW2.... )
    Ah! Damit hätte ich dort jetzt nicht wirklich gerechnet. In der Region sind so viele Spuren des WW1 weil dort damals die Grenze zwischen Italien und Österreich verlief, dass ich hier gar nicht so genau drauf geachtet habe. Danke für den Hinweis!

    An alle, die mit dem Hufen scharren: Bin unter der Woche meist mit dem Handy unterwegs. Da ist das mit dem Berichte schreiben nicht immer so ganz einfach ...

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  • derSammy
    antwortet
    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    (Das is ein Sherman aus dem WW2.... )

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  • blauloke
    antwortet
    AW: [IT, AT, DE, CH, FR] Unterwegs auf dem E5: Verona - Bozen - Bodensee - ?

    Hallo Wafer,

    du hast ja schon wieder ein neues Projekt begonnen.
    Dir gehen die Ideen wohl nie aus.

    Auf jeden Fall eine schöne Gegend durch die du bis jetzt gewandert bist.

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