Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

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  • AlfBerlin
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    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
    ... Seit den 05.08.2016 mache ich jeden 3. Tag Liegestütze, um zu testen, ob die Leistungsfähigkeit mit dieser Überlebensernährung abnimmt. ...
    Wie? Ernährst du Dich etwa seither überwiegend von dem Sterz?

    Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
    ... Bei den letzten 8 Durchgängen schaffte ich permanent über 150 Liegestütze am Stück und das bereits mit über 68 Lebensjahren. ...
    150 Liegstütze?

    Zum Glück bleiben mir noch ein paar Jahre, bis ich Deine Leistung schaffen muss.

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  • Beyond
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    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    nach über einem viertel Jahr Abstinenz melde ich mich wieder bei den Outdoorseiten. Die lange Unterbrechung kommt daher, dass ich anderweitig sehr beschäftigt gewesen bin und ich einfach keine Zeit mehr gehabt habe, mich um meinem Thread zu kümmern.

    Wie im letzten Beitrag bereits angekündigt, möchte ich heute ein Basis-Rezept aus meiner Survival-Küche vorstellen. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus traditionellen europäischen Gerichten, die ich für meine Zwecke weiterentwickelt habe.

    Folgende Grundgedanken für mein Survival-Rezept waren für mich ausschlaggebend:
    - einfache Handhabung,
    - bodenständige Lebensmittel,
    - ausreichende Energiezufuhr,
    - Versorgung des Körpers mit allen wichtigen Stoffen,
    - einigermaßen wohlschmeckend,
    - Zutaten lange lagerfähig,
    - kostengünstig.

    Dazu greife ich auf die beiden Rezepte der Waldarbeiter und Bauern in Europa zurück: dem schottischen oder skandinavischen „Porridge“ und dem steirischen „Sterz“.

    Beide Rezepte basieren auf unseren heimischen Getreidesorten, dem Hafer (Porridge) in Form von kernige Haferflocken (Hafer ist entsprechend den Inhaltsstoffen für den Menschen das wertvollstes Getreide.) und dem Weizen (Sterz) auf der Basis von Hartweizen-Grieß.

    Weil ich die beiden Getreidesorten mische und die Zutaten etwas anders verarbeite, nenne ich das Gericht „Böhmischer Sterz“. Den Namen habe ich deshalb gewählt, weil ich diese spezielle Kochvariante, allerdings jeweils in getrennter Form von meinen Eltern übernommen habe, die aus West-Böhmen stammen. Somit bleibt die Heimat meiner Eltern mit ihrer vielfältigen und praktischen Küche mir in Erinnerung.

    Nun zum Rezept, deren Zubereitung denkbar einfach ist:

    Ich mische beide Getreidesorten, Haferflocken und Weizengrieß im ungefähren Verhältnis 2:1, röste das Ganze in Pflanzenöl an, bis das Gemisch goldbraune Farbe angenommen hat, gieße eine Fond (Gemüse- oder Fleisch-Fond) hinzu, lasse das ganze aufkochen, quellen und anschließend anbraten. Je nachdem, wie lange man die Pfanne auf dem Feuer lässt, wird das Gericht zur Suppe, Mus, Brei, Fladen, Schmarren und letztendlich zu einem krümeligen Sterz.

    Die Variationen für das Gericht sind vielfältig. Anstelle von Pflanzenöl kann man auch Schweineschmalz, gewürfelten Bauchspeck oder Geselchtes verwenden. Wenn man auf Grammeln (Grieben, evtl. Griebenschmalz) zurückgreifen kann, fügt man diese wie beim echten „Steirische Sterz“ hinzu. Wildkräuter (Giersch, Löwenzahn, Brennnessel, Liebstöckel anstelle des Brühwürfels) ferner Zwiebel, Lauch usw. eignen sich hervorragend zum Anreichern und zur Nahrungsergänzung.

    Der „Böhmische Sterz“ wird als Hauptgericht oder als Beilage serviert. Ich persönlich esse ihn mittags als Hauptgericht und die obligatorische Halbe Bier dazu. Das mache ich nun im Selbstversuch schon seit über einem halben Jahr, ohne dass ich Mangelerscheinungen oder einen Leistungsverlust feststellen kann (siehe unten). Zugegeben, der „Böhmische Sterz“ kann nicht als Gourmet-Speise bezeichnet werden, aber als Survival-Gericht finde ich ihn unschlagbar.

    Basis-Rezept - Böhmischer Sterz mit 280 g Mischgetreide:

    Zutaten für zwei Portionen oder für einen sehr hungrigen Wanderer, Arbeiter oder „Waldschrat“:

    - 200 g kernige Haferflocken, 740 kcal
    - 80 g Hartweizengrieß, 272 kcal
    - 100 ml Pflanzenöl (Rapsöl), 828 kcal
    - 500 ml Wasser
    - 2 Brühwürfel à 10 g, 60 kcal (Variante 1)
    - anstelle der Brühwürfel: 1 gehäufter Teelöffel Salz (Variante 2)
    - oder kombiniert: 1 Brühwürfel und Salz zum Abschmecken (Variante 3)
    - eventuell Gewürze, je nach Belieben

    Energiemenge bei Variante 1: 1900 kcal bei einem Gewicht des rohen Kochguts von rund 900 g

    Zubereitung

    1 – Haferflocken, Grieß und Pflanzenöl in die Pfanne geben und unter ständigem Rühren anrösten (ca. 10 Minuten).

    2 – Wasser und Brühwürfel (alternativ nur Salz) zugeben, aufkochen und quelle lassen.

    3 – Unter ständigem Rühren weiterbraten bis eine krümelige Masse entstanden ist. Natürlich kann man den Koch- und Bratvorgang auch vorzeitig unterbrechen, je nachdem was man haben möchte: Suppe, Mus, Brei, Fladen, Schmarren oder Sterz (siehe Bildbeschreibungen). Persönlich lasse ich die Pfanne solange auf dem Feuer, bis der ganze Spiritus verbrannt ist.

    Bei einer vollständigen auslaufsicheren Füllung meiner derzeitigen Kochdose (etwa 80 ml Spiritus) brennt der Spiritus rund 30 Minuten. Das reicht, einen krümeligen Sterz zu erhalten.



    Bild 01: Die Kochutensilien von links nach rechts: 500 ml Wasser, 80 g Hartweizengrieß, 1 Fleisch-Brühwürfel, 200 g kernige Haferflocken, 100 ml Rapsöl, Salz zum Abschmecken (Variante 3), Holzunterlage, darauf: Zündhölzer. Dosenkocher gefüllt mit ca. 80 ml Brennspiritus, Kochlöffel, Löffel, unten die Pfanne.



    Bild 02: Grieß, Haferflocken und das Öl sind in der Pfanne zum Mischen bereit.



    Bild 03: Die Mischung wird angeröstet.



    Bild 04: Nach ca. 10 Minuten ist der Röstvorgang beendet und das Röstgut hat eine goldbraune Farbe angenommen. Ganz nach Belieben kann die Mischung auch heller oder dunkler ausfallen.



    Bild 05: Wasser und der Brühwürfel (hier in der Variante 3) werden hinzugefügt.



    Bild 06: Stufe 1 – Nach dem Auflösen des Brühwürfels erhält man eine kräftige dicke Suppe. Um eine echte (dünne) Suppe zu bekommen, ist eine Zugabe von zusätzlichem Wasser nötig. Das Ganze noch einmal aufkochen lassen und eine wohlschmeckende Suppe ist fertig.



    Bild 07: Stufe 2 – Ist die Mischung noch sehr dünn und kein Wasser mehr zu erkennen, kann man das Gericht als Mus bezeichnen. In diesem Fall verläuft die Mischung noch von selbst. In diesem Zustand fängt die Masse an zu blubbern.



    Bild 08: Stufe 3 – Muss das Ganze mit dem Kochlöffel bereits in die Pfanne gestrichen werden, ist der Brei fertig. Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Bratvorgang, der deutlich zu hören ist. Vorsicht ist dabei geboten, damit sich nichts am Pfannenboden anlegt. Kräftiges Rühren und Kratzen mit dem Kochlöffel verhindert das, bis sich genügend Öl herausgebraten hat.



    Bild 09: Stufe 4 – Ein Fladen entsteht, wenn man die fest gewordene Masse zusammenschiebt und anbraten lässt. Dabei ist darauf zu achten, dass der Fladen sich in der Pfanne bewegen lässt und nicht am Boden und am Rand anbrät. Mit dem Kochlöffel vom Rand wegdrücken, damit ein etwas kleinerer runder Fladen entsteht (siehe Bild). Wie bei einem Pfannkuchen benötigt man aber ein besonderes Geschick, den Fladen auf den Teller zu bekommen, denn er besitzt keinen Kleber wie bei einem Brot und zerfällt sehr leicht. Draußen im Gelände esse ich den Fladen gleich aus der Pfanne und auch zu Hause, wenn ich alleine bin. (Smiley: „Lächeln“).



    Bild 10: Eine weitere Möglichkeit ist das Portionieren. Auch hier muss man die Stücke mit dem Kochlöffel vorsichtig auf den Teller heben.



    Bild 11: Stufe 5 – Einen Schmarren bekommt man, wenn man den Fladen grob zerteilt ...



    Bild 12: Stufe 6 – ... und bei weiterem Zerkrümeln erhält man den eigentlichen Sterz. Keiner Hinweis: Legt sich der Pfannenboden doch etwas an, bekommt man das Angebratene mit dem Kochlöffel relativ gut weg. Spätestens, wenn sich genügend Öl herausgebraten hat, lässt sich die Schicht zum Schluss des Koch-/Bratvorgans leicht lösen.



    Bild 13: Der fertige Sterz in Großaufnahme. Der Sterz ist eigentlich als Beilage gedacht, und kann wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln verwendet werden. Die alten „steirer“ Holzfäller ließen dazu durchwachsenen Speck aus und gaben die Grammeln samt dem Fett über den Sterz, um die nötige zusätzliche Energie für die schwere Waldarbeit im Winter zu erhalten. Der Sterz passt auch hervorragend zu einer deftigen Schwammerlsuppe oder Brühe.



    Bild 14: Nach dem Abschmecken mit Salz und Gewürzen kann der „Böhmische Sterz“ serviert werden. Am besten passt dazu ein bayerisches Bier, was noch einmal mit 210 kcal zu Buche schlägt.

    Weil man die Bratrückstände bereits mit dem Kochlöffel während des Kochvorgangs von der Pfanne abgeschabt hat, gestaltet sich die Reinigung der Pfanne denkbar einfach: Das restliche, sich in der Pfanne noch befindliche Öl wird einfach mit einem Küchentuch herausgewischt.

    Anmerkungen

    Um die Menge von 280 g Mischgetreide zu erhalten, rühre ich zwei Packungen kernige Haferflocken (2 x 500 g) und eine Packung Hartweizengrieß (400 g) zusammen und teile sie in 5 Portionen à 280 g auf (effektiv sind es 275 g, weil das angegebene Packungsgewicht meist unterschritten wird).

    Die beiden Brühwürfel (insgesamt 10 g Salz) kann ich mir ersparen, wenn ich die Mischung etwas stärker anröste und ich nach dem Aufgießen des Wassers einen gehäuften Teelöffel Salz (ca. 12 g) hinzufüge.

    Mit meinem instandgesetzten Dosenkocher mit nunmehr knapp 900 Kochvorgängen erhalte ich mit eine „auslaufsicheren“ Spritusfüllung (80 ml Spiritus brennen bei voller Leistung 25 Minuten und insgesamt bis zum Erlöschen 30 Minuten) bei einer Lufttemperatur um den Gefrierpunk einen richtigen „Böhmischen Sterz“.

    Das Gericht weist rechnerisch eine Energie von 1.900 kcal auf. Damit ist der Tagesbedarf eines ruhenden Menschen mit dieser Hauptmahlzeit knapp gedeckt (Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen benötigt ein erwachsener Mann mit 80 kg Gewicht rund 2.000 kcal). Den Mehrbedarf an Energie und die nötigen zusätzlichen Stoffe (Vitamine, Mineralstoffe usw.), die der Körper unbedingt braucht, nehme ich mit weiterer Nahrung auf, die aber von der Menge her sehr begrenzt ist. Wenn man ein wenig in sich hineinhorcht, wird man feststellen, welche Lebensmittel dem Körper noch zugeführt werden müssen, weil sich dann der Appetit auf diese Stoffe meldet.

    Die angefallenen Kosten (Stand: 12.2016), errechnen sich auf rund 72 Cent pro Mahlzeit, einschließlich dem nötigen Brennspiritus (32 Cent). Kocht man in der Natur auf einem Hobo mit Fundholz, dann reduzieren sich die Kosten des gesamten Gerichts auf 40 Cent.

    Fazit:

    Mit dieser Survival-Nahrung habe ich für mich das Problem der Ernährung bei einem Krisenfall, sei es nun in der Zivilisation oder in der Natur gelöst. Voraussetzung ist allerdings, dass man die nötigen Zutaten bevorratet, beziehungsweise auf einer Tour mitführt.

    Hat man ein Transportmittel (Auto, Motorrad, Fahrrad, Kajak, Pilgerkarren oder Pulka) zur Verfügung, ist die Mitnahme der relativ voluminösen Lebensmittel überhaupt kein Problem. Beim Rucksackwandern schlägt allerdings das große Volumen zu Buche. Hier wäre es günstiger, sich mit konzentrierter Nahrung aus dem Outdoor-Laden einzudecken. Das führt dann aber zu erhöhten Kosten und zu mehr Chemie. Wer auf natürliche Nahrungsmittel zurückgreifen will, ist mit getrockneten Leguminosen, wie Linsen, Erbsen, Bohnen und Getreide, wie Reis, Mais und eben Weizen, bestens bedient. Auf die überaus wertvollen Lebensmittel der Hülsenfrüchte (Leguminosen) werde ich demnächst zurückkommen.

    Nur so nebenbei:

    Seit dem 05.08.2016 mache ich jeden 3. Tag Liegestütze, um zu testen, ob die Leistungsfähigkeit mit dieser Überlebensernährung abnimmt. Beim Stand 21.12.2016 mit genau 47 Liegestützdurchgängen absolvierte ich 5833 Liegestütze. Das macht im Schnitt 124 Liegestütze pro Durchgang, am Stück wohlgemerkt. Die Bandbreite reicht von minimal 50 Liegestütze bis maximal 222 Liegestütze pro Durchgang. Bis jetzt ist mit dieser Ernährung kein Leistungsabfall zu erkennen! Im Gegenteil, es tritt eine permanente Leistungssteigerung auf. So absolvierte ich in den letzten 17 Durchgängen (seit dem 03.11.2016) über 120 Liegestütze am Stück und Durchgang. Bei den letzten 8 Durchgängen schaffte ich permanent über 150 Liegestütze am Stück und das bereits mit über 68 Lebensjahren. Das ist allerdings nicht ausschließlich auf die Ernährung zurückzuführen, sondern auch auf das beständige Training in unserer Selbstverteidigungsgruppe, insbesondere aber auf das langjährige Paddeln (Smiley: „Zwinkern“).

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 22.12.2016, 18:09. Grund: Tippfehler verbessert

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  • Beyond
    antwortet
    Hallo Alf (AlfBerlin),

    in diesem Sommer quillt mein Terminkalender über, sodass mir wenig Zeit zur Verfügung steht, mich bei den Outdoorseiten regelmäßig zu engagieren. Daher auch meine verzögerte Antwort auf Deinen Post. Es hat mich sehr gefreut, dass Du Dich für meine kleinen Kocher interessierst.

    Neben den sonstigen Verpflichtungen tut sich so einiges bei mir auch in den Bereichen: Survival, Selbst-Verteidigung und -Versorgung.

    Der Kocherbau (Druckgaskocher und Feuerkörbe) ist soweit fortgeschritten, dass ich meinen engeren Bekanntenkreis auf Wunsch mit diesen Geräten versorgen kann. Dabei kommen die fest montierten Druckgaskocher (mit der Topfauflage nach außen) bei Energie-Engpässen (Strom und Gas) stationär zum Einsatz, während die leichten, steckbaren Feuerkörbe mehr für den mobilen Outdoorbereich vorgesehen sind, damit man nicht den Brennstoff mitschleppen muss.

    Im Herbst werde ich auch einige Rezepte präsentieren, die ich mir speziell für die Ernährung im Survivalfall ausgedacht habe. Ich habe Wert darauf gelegt, über einen längeren Zeitraum eine ausreichende Nahrungsaufnahme mit einfachen, haltbaren und billigen Naturprodukten bei minimalem technischen Aufwand sicherzustellen. Varianten traditioneller europäischer Gerichte stehen dabei im Vordergrund, die sich im Laufe von Generationen bewährt haben.

    In einem Selbstversuch ernähre ich mich seit rund 3 Monaten überwiegend von diesen Basis-Speisen und ich habe bis jetzt noch keine Mangelerscheinungen feststellen können. Wenn man ein wenig in sich hineinhocht, weiß man auch, was der Körper an zusätzlicher Nahrung benötigt, die man dann in der freien Natur suchen und finden kann.

    Ein Minderung der Leistungsfähigkeit hat sich dabei auch noch nicht abgezeichnet. Ich schaffe mit meinen jetzt 68 Jahren immer noch mindestens 80 Liegestütze am Stück. Diese Übung ziehe ich zu Testzwecken alle drei Tage durch. Nebenbei bemerkt: Gestern sind es 114 Liegestütze in einem Zug gewesen. (Smiley: „Lächeln“) Das kommt vermutlich vom Seekajaking, vom Kampfsporttraining, von der Gartenarbeit, vom Outdoorleben und vom uneingeschränkten Willen, sich fit zu halten, ohne gleich alles zu übertreiben. (Smiley: „Zwinkern“)

    Viele Grüße
    Beyond

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  • AlfBerlin
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo Beyond, danke für die beeindruckende Konstruktion Deines Druckgaskochers. Wenn ich mal wieder was bauen möchte, schaue ich hier nach.

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Krupp (krupp),

    es tut mir leid, dass ich erst jetzt auf Deinen Beitrag antworten kann. Zur Zeit bin ich auf mehreren „Baustellen“ ziemlich ausgelastet.

    Also vielen Dank für Deine Informationen zu Deinem Druckgaskocher. Ich finde ihn sehr interessant, weil ich diese Bauart und die simple Methode der Abdichtung noch nicht gekannt habe. Wenn ich zum Einkaufen gehe, dann schaue ich ebenfalls, ob man die Behältnisse der einzelnen Lebensmittel nicht für andere Outdoor- oder Survival-Zwecke verwenden kann, insbesondere zum Kocherbau für Holz und Spiritus oder für den Transport unterwegs und zum Aufbewahren für zu Hause usw.

    Das Hochdrücken der Innendose habe ich bei einer weiteren Version verhindert, indem ich dem Boden der Innendose herausgeschnitten habe. Somit kann keine Dampfblase entstehen, die die Innendose hebt. Diese Variante habe ich bereits im letzten Beitrag angedeutet.

    Hier einige Bilder von diesem Modell mit ausführlicher Beschreibung.



    Bild 1: Die drei Einzelteile meines Druckgaskochers nach dem Trangia-Prinzip: Außendose, Innendose, Topfständer (von links nach rechts). Die Masse liegt jetzt bei 26 g. Der Topfständer ist abnehmbar. Durch die offene Bauweise lässt er sich etwas aufbiegen oder zusammendrücken. Das erleichtert den Auf- und Abbau und auch den Transport (siehe unten, ab Bild 4).



    Bild 2: Der Kocher halb zusammengesteckt ...



    Bild 3: ... und hier zum Kochen bereit.



    Bild 4: Zum Transport drehe ich den Topfständer einfach um und schiebt ihn von unten über die Innendose.



    Bild 5: Beide Teile passen dann in die Außendose, bei minimalem Volumen. Außerdem ist da noch Platz für die Zündhölzer; na ja bei etwas angepasster Zündholzschachtel (zwei Ecken eindellen) oder lose mit den beiden Reibflächen zusammengebunden. Alte Fernmelder, die „Senioren“ dieser Berufssparte, kennen da noch spezielle Knoten zum Abbinden von Kabelbäumen, die sich auf- und zuziehen lassen. (Smiley: „Lächeln“)



    Bild 6: Wer möchte, kann das Ganze noch mit dem Deckel der Brotaufstrich-Dose sichern (Mehrgewicht: 4 g – insgesamt kommen dann 30 g zustande.). Da wackelt und klappert nichts mehr, und die Zündhölzer sind wasserdicht verpackt.

    Soweit der momentane Stand über die Optimierung meines Druckgaskochers.

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 06.07.2016, 23:18.

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  • krupp
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Ahoi Beyond :-)

    das Prinzip ist ja ähnlich dem meinigen, auch bei meiner Version hebte sich das "Innenstück"
    bei Druckaufbau etwas. Ich hab dann das Innenstück oben mit etwas "Aluminium-Klebeband" umwickelt,
    so das beim Einstecken etwas mehr Widerstand ist / bzw besser verklemmt.
    Das ist einfach etwas dickere Alufolie mit Klebeschicht.
    Solche Rollen gibt's immermal im Aldi (1.99) oder sicher auch in Baumärkten
    (circa so groß/breit wie herkömmliche "Panzertape" Rollen, evt gibt es aber auch schmalere ) .
    Vielleicht geht das bei dir auch?

    Hier nur eine einfache Rendergrafik um das Prinzip zu verdeutlichen,
    bei mir halt klassisch 2x inneinandergesteckte Bier/Coladosen als Basis aber ohne die klassische Innenwandkonstruktion, dafür ein Teil zum einstecken.
    Das ist eine gekürzte Dose "Knorr Kräuterlinge" (so ein Glutamat-Küchengewürz... die Dose war ein Fundstück).
    Die Knorrdose passt vom Durchmesser her nahezu exakt in die Bierdose und bildet so den "Druck-Tank (naja) :-) "
    Zum starten kommen noch einige Tropfen Spiritus in das Innenstück, das reicht aus um den Spiritus
    in der Dose zum vergasen und zünden zu bringen.



    (Diesen Kocher benutze ich im übrigen schon 6 Jahre ^^ bin also mit dieser "meiner" Konstruktion ziemlich zu frieden.)
    edit: achso Topfständer kommt noch dazu, da hab ich ähnlich wie du ein Drahtgeflecht, als Windschutz nehm ich einfach ein Stück Alufolie.
    Zuletzt geändert von krupp; 29.06.2016, 00:49.

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, stelle ich hier meinen ultraleichten Druckgaskocher vor, der nach dem Trangia-Prinzip arbeitet, einer Kombination aus Open Flame Alcohol Stove und Open Jet Stove. Bei diesem Projekt ist es mir darum gegangen, die zur Zeit aktuellen Kocher dieser Sorte, seien sie käuflich oder in Eigenproduktion gebastelt, bei nahezu gleichbleibender Leistung wesentlich zu vereinfachen, insbesondere bei der Herstellung und die Kosten dabei gegen Null zu fahren.

    Folgenden Bedingungen haben bei der Realisierung meines Druckgaskocher Pate gestanden:
    - so leicht wie möglich
    - stabil genug, um Transportschäden zu vermeiden (Bei den Low-Pressure-Side-Burner-Alcohol-Stoves mittels Deodosen kommt es sehr leicht zu Verbiegungen und Quetschungen.)
    - maximale Kostenreduzierung, nach Möglichkeit gegen Null
    - minimaler Aufwand bei der Realisierung
    - integrierter Topfständer
    - Verwendung für eine Person (Soloreisender)

    Um die oben genannten Bedingungen erfüllen zu können, greife ich auf Abfall- und Rest-Material zurück. Dabei habe ich zwei Alubüchsen aus meinem Fundus herausgesucht, die eng zusammenpassen. Als Topfständer verwende ich ein Überbleibsel von einem geschweißten Hasendraht. Mehr Material ist für die Realisierung dieses Projekts nicht nötig gewesen.

    Für diese Demonstration habe ich einen Druckgaskocher mit nach außen gebogenen Auflagedrähten gebaut, damit ich größere Töpfe und Pfannen daraufstellen kann, um Vergleiche von verschiedenen Kochern bei der Speisenzubereitung anstellen zu können.



    Bild 1: Die Bestandteile meines Druckgaskochers: Als Außenschale dient eine Aludose eines Brotaufstrichs und als Innenschale die Aludose eines Katzenfutters. Sie passen so ineinander, dass zwischen den Dosen ein Spalt von ca. 1,5 Millimeter verbleibt. Der Topfständer wird aus geschweißtem Hasendraht hergestellt – hier bereits auf das erforderliche Maß ausgeschnitten.



    Bild 2: In die Aludose der Innenschale werden am unteren Rand 5 Löcher gebohrt, damit der Spiritus auch in die größere Dose fließen kann. Ich habe bei einem neueren Modell sehr kleine Löcher (3 mm Durchmesser) gewählt, damit der Spiritus zwischen der Innen- und Außenschale bis zum Schluss verdampfen und Druck aufbauen kann. Minimalisten stechen mit einem Messer oder einem Nagel einfach die Löcher in die Aludose, Ultralight-Freaks schneiden dann noch den Boden heraus und lassen nur den Rand stehen. Alternativen dazu gibt es genügend.



    Bild 3: Mit einer Kneifzange wird aus dem Hasendraht (Drahtstärke: ca. 1,4 mm, Maschenweite: 18 mm) der Topfständer herausgezwickt und mit einer Flachzange die oberen Draht-Enden nach innen (10 Felder) für kleinere oder nach außen (11 Felder) für größere Kochgefäße gebogen. Dabei ist darauf zu achten, dass der untere Längsdraht außen liegt. Er dient als Auflage auf dem Rand der Außendose. Vorsicht beim Bearbeiten der Drähte, weil die Schweißpunkte sehr leicht aufbrechen. Deshalb habe ich die Enden des obereren Längsdrahtes umgebogen, damit dort eine höhere Stabilität entsteht.



    Bild 4: Der Topfständer wird so rund geformt, dass er eng um den oberen Rand der Innendose zu liegen kommt. Die senkrecht stehenden Drähte diene zur Zentrierung der Innendose zur Außenschale, damit ein gleichmäßiger Spalt entsteht. Wer den Topfständer leichter haben will, verkürzt die unteren Enden, denn sie müssen nur über die Dosenränder ragen.



    Bild 5: Nun wird der Topfständer mit der Innendose in die Außenschale gesteckt. Dabei liegt der äußere untere Längsdraht auf dem Rand der großen Dose auf. Dadurch kann der Topfständer nicht weiter in die Außendose rutschen.



    Bild 6: Die Innendose wird nach unten gedrückt. Dadurch bekommt das ganze Gebilde seinen Halt und gewährleistet den gleichmäßigen Abstand. Der Kocher ist eigentlich fertig für seinen ersten Einsatz. Der Zeitaufwand für die Herstellung ist sehr gering, etwa 6 Minuten, wobei ich für den Topfständer rund 5 Minuten aufgewendet habe. Wer exakter arbeiten möchte, benötigt natürlich mehr Zeit.

    Beim ersten Kochversuch ist die Innendose durch der Druck am Boden beim Kochen des Spiritus nach oben gerutscht und der Topfständer hat sich bei Belastung (Abkratzen des angebrannten Kochguts mit den Pfannenschaber) in die Außendose gedrückt. – Achtung: Brandgefahr beim Umkippen des Dosenkochers, weil er nicht auslaufsicher ist! Ich habe deshalb eine Sicherung eingebaut, die die Innendose unten hält, indem ich einige Drähte des Topfständers nach innen gebogen habe, die dann in die zusätzlich gebohrten Löcher der Innendose einrasten. Dabei habe ich die Höhe der Löcher so gewählt, dass sie gleichzeitig als Markierung der Füllhöhe (100 ml) des Brennmaterials dienen. Wenn der Boden herausgeschnitten ist, kann keine Dampfblase entstehen, die die Innendose hochhebt.



    Bild 7: Das Flammbild des Kochers bei einer Edelstahlschüssel von 1,0 Liter Volumen. Anstelle der Flammen aus den Düsen, wie bei den käuflichen Exemplaren und vielen Nachbauten üblich, benutze ich bei diesem Kocher einen gleichmäßigen Schlitz der nur durch die Zentrierdrähte des Topfständers unterbrochen wird, die die Innendose auf gleichmäßigen Abstand von ca. 1,5 mm zur Außenschale halten. Dabei entsteht ein einheitlicher Flammenring. Die Austrittsfläche des Schlitzes ist ungefähr genau so groß, wie die Summe der Düsenöffnungen beim größeren Originalbrenner.

    Der Einsatzbereich ist sehr vielfältig, von Getränkedosen (0,33 l bis 1,0 l Inhalt), über Edelstahlschüssel (1,0 l Inhalt) bis hin zu Konservendosen (0,4 l und 0,8 l Inhalt) und Pfannen, kann alles zum Kochen verwendet werden. Als Grenze für diesen Kocher würde ich Behälter mit maximal 1,0 l Fassungsvermögen empfehlen.



    Bild 8: Meines Erachtens die beste „Ultralight-Kombination“ für eine Solotour: Druckgaskocher mit nach innen liegenden Auflagedrähten (0,1 l, 28 g), unten links, mit einer Alu-Konserven-Dose (0,42 l, 19 g – ideale Füllhöhe bis zum oberen Ring: 350 ml) als Topf, oben links, eventuell noch mit zusätzlichem Deckel (3 g), unten rechts. Der Kocher passt in die Alu-Konserven-Dose.

    Alternativ kann auch eine Edelstahltasse mit 0,5 l Inhalt, oben rechts, benutzt werden, Allerdings schlägt diese mit 80 g zu Buche, also nichts für Ultralight-Enthusiasten; das ist für sie schon „ultraheavy“. (Smiley: „Lächeln“)



    Bild 9: Wenn man sich als Minimierer den Luxus leistet, eine Edelstahltasse mitzunehmen, kann man alles ineinanderstecken: Kocher in die Alu-Konserven-Dose und diese in die Edelstahltasse, Deckel auf die Alu-Konserven-Dose und das Transportvolumen ist minimiert.

    Technische Daten des Kochers:

    - Außendurchmesser mit kleinem Topfständer (Drähte nach innen gebogen): 75 mm
    - Außendurchmesser mit großem Topfständer (Drähte nach außen gebogen): 102 mm
    - Höhe: 40 mm
    - Höhe mit Topfständer: 60 mm
    - Masse: 28 g
    - Fassungsvermögen an Spiritus: ca. 100 ml
    - Brenndauer bei 100 ml Spiritus mit einer Edelstahlschüssel: 50 min
    Kochversuch: bei Wassertemperatur von 13 Grad Celsius, Umgebungstemperatur von ca. 20 Grad Celsius unter Idealbedingungen (Küche)
    - 1,0 Liter Wasser kocht in Edelstahlschüssel mit Deckel) in 14 min
    - 1,0 Liter Wasser kocht in Edelstahlschüssel ohne Deckel) in 18 min
    - 0,5 Liter Wasser kocht in Konservendose mit Deckel) in 6 min
    - 0,5 Liter Wasser kocht in Konservendose ohne Deckel) in 8 min

    Fazit:

    Dieser Kocher in ultraleichter Ausführung ist eine hervorragende Alternative zu den teuren käuflichen Exemplaren. Er ist hinreichend robust, sodass er beim Transport nicht zusätzlich geschützt werden muss, was das Gesamtgewicht merklich reduziert.

    Der Kocher, die Alu-Konserven-Dose mit 0,4 l Inhalt (effektiv 0,35 l Inhalt) und mit Deckel haben eine Masse von zusammen knappe 50 g. Hierzu muss ich jedoch anmerken: 0,33 ml Brennspiritus wiegen in einer einfachen Plastikflasche (Bruchgefahr und Verlust durch Diffusion) 290 g, in einer robusten Plastikflasche 305 g und in einer Alu-Sicherheitsflasche 370 g! (Smiley: „Zwinkern“) Damit kann man dann rund 3 Stunden kochen.

    Meinen Vers d'rauf:

    Die in Bild 07 erwähnte Edelstahlschüssel mit 1,0 l Inhalt wiegt ohne Deckel 150 g. Mein steckbarer Feuerkorb (Siehe Post #960: „Einfacher Steck-Feuerkorb“, klicke: “hier“) bringt ein Gewicht von 80 g auf die Waage. Zusammen sind das dann 230 g gegenüber 370 g beim Spirituskocher einschließlich transportgesichertem Brennmaterial für rund 3 Stunden. Zumindest in unseren Regionen findet man ausreichend trockenes Holz für stundenlanges Kochen, und es muss nicht mitgeschleppt werden. Im Hinblick auf „ultralight“ ist nicht das alleinige Gewicht des Kochers ausschlaggebend, sondern zusätzlich auch die Masse des Brennmaterials! Gegenüber Benzin, Spiritus, Petroleum oder Kartuschengas, das darüber hinaus alles in Sicherheitsbehältern mitgeführt werden muss, ist ein „Rucksack-Wanderer“ mit meinem steckbaren Feuerkorb als Holz-Kocher und der großen, stabilen Edelstahlschüssel (Topf und Pfanne zugleich) klar im Vorteil. (Smiley: Lächeln)

    Viele Grüße
    Beyond

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    in diesem Beitrag möchte ich den Bau von auslaufsicheren Spiritus-Dosenkochern vorstellen, die nach dem einfachen Prinzip mit einer offenen Flamme (Open Flame Alcohol Stoves) arbeiten. Diese beiden Feuerstellen habe ich speziell für meine Zwecke konstruiert. Ein Brenner wird für meinen Feldflaschenkocher eingesetzt. Er ist so konzipiert, dass er einen halben Liter Wasser in der Deckel-Tasse sicher zum Kochen bringt. Der zweite Kocher dient zum allgemeinen Speisenzubereiten in Schüsseln, Töpfen, Wasserdosen und Pfannen.

    Bei dem zweiten Dosenkocher habe ich einen Langzeit-Erprobung innerhalb von 1 1/2 Jahren mit über 600 Kochvorgängen durchgeführt, bis er die ersten Ermüdungserscheinungen gezeigt hat. Nach einer kleinen Renovierung dient er weiterhin als mein täglicher Kocher.



    Bild 01: Die Grundmaterialien für die beiden Kochdosen, eine Hustenbonbon-Dose und eine kleine Konservendose, die ich ausgesucht habe, damit sie in meinen Feldflaschenkocher passt. Links oben sieht man den Prototyp für meine auslaufsicheren Univeral-Dosen-Kocher.



    Bild 02: Die Markierungen sind angezeichnet und bereits Löcher gebohrt, damit ich mit einer handelsüblichen Allzweckschere die notwendigen Schnitte tätigen kann.



    Bild 03: Die nötigen Schneidearbeiten sind grob ausgeführt ...



    Bild 04: ... und hier mit Schere, Feile und Schleifpapier endgültig bearbeitet worden.



    Bild 05: Die Abdeckgitter (feines Streckmetall) werden in die Deckel eingepasst.



    Bild 06: Die Dosen stehen zum Füllen mit der Steinwolle bereit.



    Bild 07: Diese Menge Steinwolle wird zur Füllung benötigt.



    Bild 08: Die Wolle wird vorsichtig und gleichmäßig in die Dose gedrückt. Damit das Ganze sauber aussieht, sollte die obere Schicht möglichst glatt sein.



    Bild 09: Die Universal-Kocher-Dose ist zusammengefügt.



    Bild 10: Bei der kleinen Konservendose muss man das untere Teil am oberen Rand etwas weiten und in den Deckel an den Seiten kleine Dreiecke herausschneiden, damit man sie leichter zusammenfügen kann.



    Bild 11: Hier ist die Dose bereits verpresst. Am besten gelingt es mit einem Schraubstock, indem man Unter- und Oberteil vorsichtig und gleichmäßig zusammendrückt.



    Bild 12: Beide Dosenkocher sind fertiggestellt und ab September 2014 zum Einsatz bereit.



    Bild 13: Die Einzelteile des Feldflaschenkochers – der Kocher-Grundkörper (links oben), die Feldflasche mit ca. 800 ml Inhalt (rechts oben), die abschraubbaren Halte- und Tragebänder (dahinter), die Tasse mit einem maximalen Inhalt von 500 ml und Klapphenkel (rechts vorne), das selbst gebastelte Zubehör: zwei Tassenhalter, zwei Auflagestifte für das Gitter (gröberes Streckmetall) und der oben vorgestellte Dosenkocher. (links vorne).



    Bild 14: Blick in das Innere meines Feldflaschenkochers – oben kann man einen eingeschobenen Tassenhalter erkennen. Unten sind die Auflagestifte und das Gitter zu sehen. Diese Art des „Brennrostes“ ist für ein Holzfeuer geeignet. Bei Verwendung von Spiritus wird der Dosenkocher einfach auf das Gitter gestellt und durch die Feueröffnung angezündet.



    Bild 15: Das Flammbild mit dem Dosenkocher. Die Höhe des Kochers habe ich so bestimmt, dass die Flammen nicht aus und über den Kocher schlagen können, und die Größe ist so bemessen, damit ich einen halben Liter Wasser auch bei Wind sicher zum Kochen bringen kann.



    Bild 16: Nachdem der halbe Liter Wasser unter Normalbedingungen gekocht hat, brennt der Kocher noch kurze Zeit nach (Reserve bei Wind). In der Praxis erhitze ich nur ca. 400 ml Wasser, damit es nicht überkocht.



    Bild 17: Das Flammbild des Universalkochers bei einer großen Pfanne (28 cm Durchmesser). Der Topf-Ständer ist durch frühere Erfahrungen in der Höhe so abgestimmt, damit er bei durchschnittlicher Heizleistung zu einem optimalen Kochergebnis führt.



    Bild 18: Der große Dosenkocher vor dem ersten Einsatz (September 2104) ...



    Bild 19: ... und nach rund 600 Kochvorgängen (Februar 2016). - Dabei sind über 40 Liter Brennspiritus verbrannt worden. Das dünne Blech der Pullmol-Dose ist stark korrodiert, Abdeckgitter und Steinwolle haben die Prozedur ausgezeichnet überstanden. Dass Steinwolle zerbröselt und dadurch eine Gesundheitsgefährdung wie bei Asbest eintreten könnte, wie in einigen Foren vermutet worden ist, habe ich nicht feststellen können. Im Gegenteil: Bei anderen Ultraleicht-Kochern (z.B.: Teelicht-Kocher, Cremedosen-Kocher usw. - siehe dazu meinen Post #705 „Ultraleicht-Kochsets für Spiritus-Dosenkocher“ klicke: “hier“) oder auf meiner Home-Page „soloreisender.de“ den Beitrag „BK-19 - Gedanken zu „auslaufsicheren“ Spiritus-Dosenkochern“, klicke: “hier“), die ich ohne Abdeckung verwende, habe ich beobachtet, dass die Steinwolle an der Oberfläche durch die Hitze leicht verklebt und somit vor dem Zerbröseln geschützt ist. Allerdings darf die „verklebte“ Wolle keinem Druck (z.B.: Finger, Transport usw.) ausgesetzt werden, denn dann brechen die Fasern tatsächlich. Bei der „blauen“ Creme-Dose (Nivea) verwende ich den Deckel als Transportschutz. Teelicht-Kocher betrachte ich mehr als Spielerei, um „ultralight“ zu demonstrieren. Für den harten Einsatz im Outdoorbereich sind sie meines Erachtens - wegen der Instabilität – völlig ungeeignet.



    Bild 20: Der große Kocher nach rund 600 Einsätzen einschließlich dem Topf-Ständer ...



    Bild 21: ... und hier, nachdem ich die Kocherdose „instandgesetzt“ habe (Juni 2016). Dabei habe ich lediglich die abstehenden verrosteten Ränder mit einer kleinen Nagelschere abgeschnitten. Ich bin gespannt, wie lange die Kocherdose noch zuverlässig arbeiten wird. Wenn sie endgültig ihren Geist aufgegeben hat, werde ich hier berichten.

    Fazit:

    Man kann sich natürlich auch industriell gefertigte Spirituskocher kaufen. Das habe ich zu Beginn meines Outdoor-Lebens, Anfang der 1960er Jahre, ebenso gehandhabt. Aber ab dem Beginn des Survival-Booms in den 1970er Jahren bin ich dazu übergegangen, mir meine Basis-Ausrüstung selber anzufertigen oder auf Recycling-Material zurückzugreifen, das dann instandgesetzt wird. Durch die Eigenproduktion erhalte ich außerdem das erforderliche Know-how, mir im Katastrophen-Fall selber helfen zu können.

    Ausblick:

    Wenn mein auslaufsicherer Universal-Dosen-Kocher einmal seinen Geist aufgegeben hat, werde ich mir einfach einen neuen bauen. Hustenbonbon-Dosen habe ich noch. Im Prinzip brauche ich an der Konstruktion nichts verändern. Einzig den Deckel werde ich größer ausschneiden, etwa so, wie ich ihn instandgesetzt haben. Er muss ja nur das Abdeckgitter halten, das ich sogar wieder verwenden kann. Dann kann ich auch eine größere Eisenpfannen mit 32 cm Durchmesser verwenden.

    Alternativ schwebt mir eine etwas robustere Kocherdose aus Weißblech (z.B.: Thunfisch-Dose, kleine Konservendose usw.) vor, ähnlich der Variante meines Feldflaschenkochers. Wegen der Stabilität würde ich sogar ein höheres Gewicht in Kauf nehmen.

    Zur Zeit teste ich gerade einen selbst entworfenen und gebauten ultraleichten Druckgaskocher, der nach dem Trangia-Prinzip (Open Jet Stove) arbeitet. Einschließlich dem Topfständer wiegt er 28 g. Die Bauzeit beträgt in der Einfachausführung rund 6 Minuten, wobei beim Anfertigen des Topfständers etwa 5 Minuten anfallen, und der Kocher kostet praktisch ... nichts, weil alle Werkstoffe aus Abfall beziehungsweise aus Recycling- oder Rest-Material (geschweißter Hasendraht) hergestellt worden ist. Im nächsten Beitrag: „Utraleichter Druckgaskocher „Open Jet Stove“ (Trangia-Prinzip)“ - werde ich diesen Kocher als Projekt vorstellen.

    Viele Grüße
    Beyond

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo Jürgen (Paddolf),

    es freut mich sehr, dass Du auch an meinen Beiträgen Interesse zeigst.

    Ja, es stimmt: Suomalee hat den literarischen Teil unseres Reiseberichts übernommen, ich mehr den technischen. Beide Parts ergänzen sich meines Erachtens sehr gut und geben einen umfassenden Überblick über unsere Seekajak-Tour 2015.

    Ja, es stimmt: Der „Beyond-Zeigefinger“ taucht regelmäßig in meinen Kommentaren auf. Es ist allerdings immer wieder das selbe Ansinnen, das mir am Herzen liegt: breite Allgemeinbildung, kritischer Menschenverstand, logisches Denken, umfassendes Informieren, Zusammenhänge erkennen, permanentes Lernen usw. Früher sind das wahrscheinlich alles Selbstverständlichkeiten gewesen, die uns aber scheinbar in den letzten 3 Generationen „abhandengekommen“ sind, mit zu erwartenden prekären Folgen in der Zukunft. Betrachte dies bitte als Meinungsäußerung und nicht als Tatsachenbehauptung! (Smiley: „Zwinkern“)

    Kein Leser ist verpflichtet, meine Kritik am Bildungsstand unseres Landes zu akzeptieren oder sich zu eigen zu machen. Wie Du schreibst, kann man einfach darüber hinweglesen. Das mache ich ebenso.

    Viele Grüße
    Beyond

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  • Paddolf
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo Beyond,
    vielen Dank für Deine Schilderungen.
    Suomalee hat ja aus einem anderen Blickwinkel die Ereignisse dargestellt, deshalb ist aber Deine Erzählung nicht weniger interessant. Für jemanden, der dort auch einmal unterwegs sein möchte ist das mehr als eine Ergänzung.

    Schmunzeln muss ich aber, wenn der "Beyond-Zeigefinger" in die Höhe schnellt und der Leser seine Portion Belehrung empfängt ...
    Wer das nicht mag kann ja einfach darüber hinweg lesen und erfreut sich am Rest.

    Also nochmals: Vielen Dank und viele Grüße
    Jürgen

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 13. Tag auf dem Wasser – 21.08.2015:

    Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #30
    „ORA ET LA BORA“ und „DA MÜSSEN WIR DURCH“ (klicke: “hier“)



    Bild 01: Der Streckenplan vom 21.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

    Etmal: 9,1 km - gepaddelte Strecke gesamt: 215,8 km

    Der Morgen erstrahlte wieder in der Sonne. Allerdings blies noch die Bora, die auf dem Wasser nicht zu übersehende Wellen vor sich hertrieb.



    Bild 02: Bora am Morgen - Die Windstärke liegt bei satten 6 Beaufort. Durch den kurzen Fetch (maximal 9 km Anlaufstrecke) entstehen in Dalmatien Wellen mit nur geringer Höhe, wenn sie wie hier aus nordöstlichen Richtungen kommen. Trotzdem weisen sie alle Merkmale von 6 Beaufort, eventuell sogar 7 Beaufort in der entsprechenden Skala auf. Die Windgeschwindigkeit hat sich aber eindeutig in diesem Bereich bewegt.

    Beim Frühstück diskutierten wir eingehend die vorhandene Situation und wägten ab, was zu tun sei. Unsere Vorräte reichten an Wasser für rund 3 Tage, Essen nur mehr für einen Tag. Gut, ich hatte in den Bootspitzen noch eine „Eiserne Ration“ (Frühstücksfleisch, Fischkonserven), mit der wir nochmals einen Tag auskommen würden. Auch zeitlich waren wir gut aufgestellt, sodass wir ein, zwei Tage länger ausharren könnten. Also, von dieser Seite aus konnten wir beruhigt sein, noch einen Tag, wenn es sein müsste, sogar noch einen zweiten Tag hier auf Veli Tetovisnjak zu verbringen.

    Aber was geschieht dann, falls die Bora immer noch nicht abgeklungen ist? Sie hat ja erst gestern Nachmittag begonnen und eine Bora kann nach den allgemeinen Informationen im Sommer 1 bis 3 Tage dauern, manchmal aber auch nur wenige Stunden. Das heißt, im schlimmsten Fall könnten wir erst übermorgen am Nachmittag zur Insel Murter übersetzen.

    Die kürzeste Entfernung von hier zur Insel Murter beträgt knappe 7 Kilometer; bei ruhigem Wetter in etwa einer guten Stunde zu schaffen. Gegen Wind, Wellen und Strömung verlängert sich allerdings die Fahrzeit erheblich und kann schon ein Mehrfaches ausmachen. Voraussetzung dabei ist, dass das Fahren gegen die Wellen beherrscht wird. Wie oben beschrieben, haben wir es hier, bei den vorherrschenden Windgeschwindigkeiten, mit nur relativ niedrigen Wellen zu tun, die durch den kurzen Fetch noch nicht ihre normale Höhe erreicht haben.

    Im Jahre 2013, als wir die Insel Vis umrundet hatten, sind wir gegen wesentlich höhere Wellen angepaddelt, bei einem Fetch von rund 200 Kilometern und ähnlicher Windstärke. Nur damals konnten wir in einer ruhigen Bucht einsteigen, die Spritzdecken sicher schließen und dann aus der Bucht in die Wellen hinausfahren. Hier schlugen die Wellen aber direkt ans Ufer, was das Einsteigen zum Problem machte. Also konzentrierten wir uns darauf, welche Möglichkeiten es gab, die kurze Zeit zwischen den „Hohen Drei“ auszunutzen, die Kajaks ins Wasser zu bringen, einzusteigen und aus der Brandungszone zu paddeln.

    Über den natürlichen „Slip“ würde es zu lange dauern, außerdem besteht dort die Gefahr, dass der Kajak dann querschlägt und von der Brandung gegen die Felsen gedrückt wird. Direkt vor der Felsplatte ist das Wasser nur knietief gewesen und die Wellen kamen nahezu direkt von vorn. Eigentlich die ideale Ausgangsbasis für schnelles Einsteigen! Wenn wir die Kajaks direkt über die Kante der gut einen halben Meter über dem Wasser befindlichen Felsplatte hieven, würde noch genug Zeit verblieben, einzusteigen und die Brandung zu überwinden, bevor die hohen Wellen wieder anrollen. Bei meinem PE-Kahn würde es keine Probleme geben, ihn über die scharfe Felskante rutschen zu lassen, aber bei Lees empfindlichen GFK-Kajak schon. Deshalb habe ich folgendes vorgeschlagen:

    - Wir tragen die Boote bis zur Kante und lassen sie mit dem Bug voraus soweit überstehen, dass sie noch sicher auf der Felsenplatte aufliegen. Dazu sollte Lee ins Wasser steigen und die Boote vorne etwas anheben, damit sie beim Vorschieben nicht auf der Felsenkante verkratzen.
    - Wir warten die „Hohen Drei“ ab und Lee hebt dann vorne ihren Kajak an und ich hinten, tragen ihn ein kleines Stück (ca. 1 m) in Richtung Wasser, bis Lee ihn ohne Grundberührung ins Wasser setzen kann und das Boot von selbst aufschwimmt.
    - Ich schiebe den Kajak im Wasser weiter, lasse das Heck ins Wasser gleiten, während Lee an der Sitluke das Boot sichert und sich zum Einstegen bereithält.
    - Sie steigt sofort ein, und paddelt aus der Brandungszone.
    - Bei mir geht es da wesentlich einfacher. Ich hebe den Kajak hinten an, kippe ihn über die Kante und lasse ihn runterrutschen, bis der Bug sich im Wasser befindet und aufschwimmt, schiebe das Boot im Wasser vor und lasse das Heck ins Wasser hinab.
    - Ich kann über den Felsen direkt ins Wasser steigen/hüpfen, mich ins Boot setzen und ebenfalls noch rechtzeitig wegfahren. Notfalls müsste ich noch einmal die „Hohen Drei“ abwarten. Das ginge aber recht gut, weil der Kajak senkrecht zur Wellenfront liegt und ich ihn am Süllrand in dieser Position gegen die Wellen halten kann.

    Weil wir oft beobachtet hatten, dass sich der Wind um die Mittagszeit etwas beruhigte, warteten wir noch, bis die Sonne im Süden stand. Und tatsächlich flaute der Wind ein wenig ab und etwas später wurden auch die Wellen niedriger, nicht viel, aber doch bemerkbar.



    Bild 03: Lee verstaute gerade ihre Ausrüstung, damit wir bei entsprechend ruhigerer Lage nach der oben beschriebenen Methode sofort ins Wasser konnten.

    Wie vorhergesagt, gelang uns auf diese Weise das Einbooten nahezu perfekt. Das war schon ein erhebendes Gefühl. Kairos, der Gott des günstigen Augenblicks, hatte uns dabei sicherlich geholfen (Näheres dazu, siehe: „Anmerkung und Tipp“).

    Während der Überfahrt nach Murter, erinnerte sich Äolus, der Gott des Windes, wieder daran, dass die Mittagspause seiner Helfer zu Ende war und schickte seine Winde erneut zum Arbeiten, und Bora legte sich noch einmal ins Zeug. Nun erlebten wir zu guter Letzte sogar ein wenig Abenteuer, als wir gegen Wind und Wellen ankämpften. Das machte Riesenspaß.

    Ich stellte keine Abdrift fest und der seitliche „Inselvergleich“ bestätigte mir, dass wir stetig vorankamen, nicht auf der Stelle paddelten oder gar zurückgetrieben wurden. Diese ständigen Kontrollen der Abweichung und des Vorwärtskommens waren mir bei „Überfahrten auf Sicht“ zur Routine geworden.

    Wir paddelten zwischen den Inseln Vodnjak und Kukuljari hindurch in Richtung der Bucht Sveti Nikola und schwenkten dann im Windschatten und nahezu ruhigem Wasser nach Nordwesten zum Kap Murteric. Von dort aus hatten wir bereits den Campingplatz Kosirina gesehen, rund 2,5 km entfernt. Irgendwo zwischen dem Kap und Kosirina musste Stella Maris liegen. Bei der Abfahrt hatten wir das Hinweisschild auf das Restaurant Stella Maris am Gebäude bemerkt. Das musste doch auf alle Fälle zu finden sein. Deshalb fuhren wir an der Küste entlang, damit wir unseren Campingplatz nicht verpassen konnten.

    Nachdem wir fast die halbe Strecke zurückgelegt, das Hinweisschild aber immer noch nicht entdeckt hatten, waren wir uns allerdings nicht mehr ganz sicher, ob wir nicht schon an unserem Campingplatz vorbeigefahren sind. Zweifel kamen auf. Ich ärgerte mich, dass ich bei der Abfahrt nicht die Position per GPS festgestellt hatte. In den Karten war Stella Maris nirgends vermerkt. Erst als wir eine Klippe umrundet hatten, kamen die Gebäude und auch das Hinweisschild zum Vorschein. Der Campingplatz lagt ziemlich versteckt in einer kleinen Bucht, die wir erst einsehen konnten, als wir um das Hochufer gepaddelt waren.

    Alternativ wären wir bis zum Campingplatz Kosirina gefahren und hätten dort um Auskunft gebeten.

    Ankunft am Strand vom Campinkplatz Stella Maris auf der Insel Murter
    Nord: 43 grd, 47 min, 14 sec - Ost: 15 grd, 37 min, 04 sec

    Mit der Ankunft am Campingplatz hatten wir unsere Seekajktour mit 13 Tagen auf dem Wasser beendet.

    Hier noch ein paar Bilder von unserer Rückfahrt, im Angesicht der Bora.



    Bild 04: Sonnenuntergang während der Heimfahrt auf der Autobahn in Richtung Velebit-Kanal - Wie ein Großfeuer hinter den Küstenbergen senkte sich die Sonne in die Dämmerung.



    Bild 05: Wir näherten uns dem Velebit-Gebirge. Die Wolkenwalzen der Bora waren jetzt auf dem Kamm sehr deutlich zu erkennen.



    Bild 06: Technischer Halt auf einem Autobahnrastplatz - Lee spannte noch einmal die Gurte und Halteseile an den Booten nach. Bei diesen Wolkenbildern wurde einem schon ein wenig schwummerig, wenn man sich vorstellte, dass aus diesen Wolken die Bora den Hängen des Velebit-Gebirges herunterbrauste, Fahrt aufnahm und ihre maximale Kraft unten am Kanal entfaltete, gerade an der Stelle, an der die Autobahn über das Wasser führte. Da war es kein Wunder, dass in diesem Bereich der Autobahn bei Sturm die Geschwindigkeit auf 60 km/h beschränkt worden war. Selbst dieses Tempo konnte mit den Booten auf dem Autodach kaum eingehalten werden.

    Wir waren deshalb sehr froh, als wir in dem Autobahn-Tunnel „Sveti Rok“ (ca. 5700 m lang) Zuflucht finden konnten und dass, als wir oben am Velebit-Gebirge wieder hinausfuhren, alles vorbei war. Hier herrsche völlig ruhiges Wetter, von einer wütenden Bora nichts zu spüren.

    Anmerkung und Tipp:

    Lee und ich haben über den Zeitpunkt der Abfahrt lange diskutiert, sind aber dann doch zu einem vernünftigen Ergebnis gekommen. Wir sind tatsächlich bei relativ zahmen Wind und flachen Wellen losgefahren. Wir haben den „günstigen Augenblick“ optimal erwischt. - Gut, ich gebe zu, ich wäre etwas früher losgepaddelt, bereits dann, wenn ich erkannt habe, dass ich den Seegang fahrtechnisch bewältigen kann. Zum, für mich sehr wichtigen, Terminus des „günstigen Augenblicks“ möchte ich aus meiner persönlichen Sicht folgendes ausführen:

    Kairos, der Gott des günstigen Augenblicks

    Nach Wikipedia ist „Kairos“ ein religiös-philosophischer Begriff für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein kann. In der griechischen Mythologie wurde der günstige Zeitpunkt als Gottheit personifiziert.

    Meine grundsätzliche Überlegung zu diesem Komplex geht dahin, mit dem größtmöglichen Erfolg eine Aktion zu meistern. Wenn ich bei einer bereits beherrschbaren Situation annehme, dass sie eventuell noch besser wird, kann ich schon zu dem Zeitpunkt aktiv werden, bei dem mir klar wird, dass ich die Lage im Griff habe. Auf diese einfache Weise habe ich mir zusätzliche Sicherheit und ein Zeitpolster eingebaut. - Wenn ich aber zuwarte, bis es eventuell immer noch besser wird, laufe ich Gefahr, dass ich den richtigen Zeitpunkt verpasse, das Pendel wieder zurückschwingt oder sich während meiner zu spät begonnenen Aktivität, die Verhältnisse schon wieder verschlechtern.

    Parallelen von „Kairos“ zur Problem-Analyse und -Lösung

    Neben der Einschätzung des richtigen Zeitpunkts sehe ich auch große Ähnlichkeiten bei einer sicheren, vorausschauenden Problemlösung. - Im Laufe meines Lebens habe ich mich zu einem Zweck-Pessimisten entwickelt. Ich setzte mich mit einem eventuell eintretenden Übel auseinander, eruiere die Optionen, die mir zur Verfügung stehen, das Unheil zu beseitigen, abzuwenden oder zu umgehen und freue mich, wenn die Katastrophe dann doch nicht eintritt. Das ist in dem Fall von immenser Bedeutung, wenn die Vorbereitungen länger dauern, sich umfangreicher gestalten, oder ich noch zusätzliche Fertigkeiten erlernen muss.

    Wenn Leicht- und Gut-Gläubige aber bis zum Schluss warten, sich vorher nicht umfassend informieren, jede Warnung in den Wind schlagen und nur hoffen, dass nichts passieren wird oder sich die Situation von alleine löst - und das Verhängnis ereignet sich trotzdem - trifft es sie mehrfach: Das Geschehen ereilt sie unverhofft, sie sind völlig unvorbereitet, stehen vor dem Nichts, und es geht mit ihnen rapide abwärts! Daraus kann Panik entstehen und sie überreagieren. Das könnte auch den höchsten Grad der Hysterie überschreiten und sie wandeln sich zu Beserkern! Das ist oft zu beobachten in extremen Survival-Situationen, beim gesteuerten Hassaufbau und Hetze (Mob!), bei sich langsam zuspitzenden Konflikten und insbesondere in Kriegsgebieten.

    Meinen Vers d'rauf: Wer da nicht rechtzeitig selber nachforscht, wohin die Reise geht und sich nicht entsprechend vorbereitet, hat einen selbstverschuldeten Notstand herbeigeführt! Ich hoffe, jene haben dann wenigstens ihre Survival-Kits zusammengestellt und gepackt. (Smiley: „?“)

    Kleiner Tipp mit großer Wirkung - Position feststellen

    Eigentlich mache ich das grundsätzlich: Wenn ich in einer fremden Stadt mein Auto irgendwo abstelle, merke ich mir die Örtlichkeiten (z.B. Straße und Hausnummer, einen bestimmten Parkplatz usw.), notfalls vermerke ich mir die Daten. Mit diesen Angaben kann ich mein Auto immer wieder finden.

    Beim Seekajaking ist es ebenso: Will ich wieder an eine bestimmte Stelle zurück, muss ich mir den Ort merken. Im speziellen Fall, die Position feststellen und aufschreiben. Beim Wiederfinden unserer „Geburtstagsinsel“ habe ich es gemacht - beim Campingplatz „Stella Maris“ unverständlicherweise nicht! Dabei wäre es so leicht gewesen, die Standortdaten mittels GPS zu bestimmen und abzuspeichern. Eine Nachlässigkeit, die eigentlich hätte nicht passieren dürfen.

    Das kommt davon, wenn man nach langer Abstinenz (2 Jahre) so schnell wie möglich in See stechen möchte! (Smiley: „Plafondblick“)

    Hier endet meine Erzählung von unserer Seekajak-Tour 2015. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem Erlebten dieser Reise. In Verbindung mit dem Reisebericht von Suomalee erhält man dennoch einen anschaulichen Überblick über unsere Erlebnisse. Ich hoffe, dass unsere Erzählungen, Daten und Hinweise einigen Lesern dienlich sind, die eventuell ähnliche Vorhaben planen. Beachtet aber bitte: Einen echten Outdoor- und Seekajak-Freak erkennt man daran, dass er keine Spuren hinterlässt! Verstreuter Müll, offene Feuerstellen, mutwillige Zerstörungen usw. sind das Privileg ausschließlich von Rowdys.

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 16.05.2016, 20:34. Grund: Text angepasst

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  • Beyond
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    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 12. Tag auf dem Wasser – 20.08.2015:

    Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #29
    „ECHT HAMMER DIE WOLKEN“ und „DIE HÖHLE IST BESETZT“ (klicke: “hier“)



    Bild 01: Der Streckenplan vom 20.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

    Etmal: 20,8 km - gepaddelte Strecke gesamt: 206,7 km

    Der Morgen startete ruhig, Sonnenschein, klare Sicht - der Beginn von einem wunderschönen Tag, angesichts des angenehmen Wetters beim Aufwachen. Aber der Schein trog! Bei einem prüfenden Blick nach Norden und Nordwesten konnte man die Vorboten einer Bora erkennen. Dabei stellte sich die Frage, wann sie losbrechen wird und ob wir hier von ihr tangiert würden.

    Die Beobachtungen deckten sich auch mit den Vorhersagen im Wetterbericht. Darin hieß es, heute würden sich am Vormittag Wolken und Sonne ablösen und am Nachmittag nur mehr die Sonne scheinen. Ein frischer Wind sollte am Vormittag aus Südosten kommen, allerdings dann auf Nord drehen und auffrischen, am Nachmittag stürmisch aus Norden blasen und in der Nacht bei gleicher Stärke aus Nordosten.



    Bild 02: Blick nach Norden - Die Stadt an der Küste heißt Pakostane und links dahinter, im Dunst versteckt, beginnt, in einer Entfernung von knapp 50 Kilometern von hier, das Velebit-Gebirge und parallel dazu der gleichnamige -Kanal, die sich nach Nordwesten ausdehnen. Leider kann man die weißen „Mützen“, die sich über das gesamte Gebirge gebildet haben, auf dem Foto nicht so gut erkennen. Diese Wolkenbänder, die sich hier langsam aufbauen, sind die Vorboten einer Bora. Sie beginnt, wenn sich die Luftmassen vom Gebirgskamm aus, zum Velebit-Kanal hinabstürzen. Nach der Dreitages-Wettervorhersage hätte das Ereignis irgendwann am Nachmittag eintreten sollen.

    Wir brachen zeitig unser Lager ab und paddelten um die Kirchenhalbinsel in den Hafen von Vrgada, kauften noch einmal in einem kleinen Laden ein, auch etwas Gebäck und klapperten dann die nordöstlichen Buchten der Insel ab, um einen Platz zu finden, für eine Brotzeit vor der Überfahrt zur „Geburtstagsinsel“ Veli Tetovisnjak. In der letzten Buch bot sich eine Möglichkeit, bequem an Land zu gehen.

    Zwischenstopp auf der Insel Vragada
    Nord: 43 grd, 51 min, 04 sec - Ost: 15 grd, 30 min, 52 sec

    Die Bucht war zwar mit zwei Motorbooten belegt, aber wir hatten nicht vor, hier zu kampieren, sondern landeten an, um eine kurze Jausenpause einzulegen, damit wir gestärkt unsere Reise fortsetzen konnten.

    Nach der nötigen Kalorienzufuhr mit dem mitgebrachten Gebäck machten wir es uns in unseren Kajaks bequem, richteten unser Equipment her: Lee den Fotoapparat, ich sicherheitshalber das GPS-Gerät.



    Bild 03: Bei nahezu glatter See paddelten wir los. Am Himmel entwickelte sich ein Schauspiel, in dem die Wolken ihr Können zeigten: Schäfchenwolken, Quellwolken, Hammerwolken, Ambosswolken, Regenwolken, alles war rund um uns vertreten und vollzogen einen aufregenden Tanz mit eindrucksvoller Choreographie und das bei strahlender Sonne über uns.



    Bild 04: Die See wurde durch den Südostwind etwas unruhiger und die Wolken setzten über den Kornaten und den südlicheren Inseln zum theatralischen Höhepunkt mit Regenschauern an. Zum Glück wohnten wir keiner modernen Inszenierung bei, bei der das Publikum mit einbezogen wird. Und so erreichten wir unser Ziel bei strahlendem Sonnenschein. Genaueres über Navigation und Kurskorrektur erfahrt Ihr unter „Anmerkung und Tipp“

    Vor der „Geburtstagsinsel“ angekommen, begannen wir die Insel entgegen dem Uhrzeigersinn zu umrunden, um auf die Südseite zu unserem Lagerplatz zu gelangen. Das GPS-Gerät führte uns genau zu unserer Anlandestelle. Die Koordinaten unseres Lagers hatte ich ja bei unserem ersten Besuch obligatorisch gespeichert.

    Ankunft im Lager auf der Insel Veli Tetovisnjak
    Nord: 43 grd, 43 min, 14 sec - Ost: 15 grd, 35 min, 49 sec

    Wir booteten an der bereits bekannten Stelle aus und legten unsere Kajaks auf die Steinplatte. Schnell war der Planen-Katamaran aufgebaut und die Zeltstangen sturmsicher abgespannt.



    Bild 05: Der Planen-Katamaran als Sonnendach am frühen Nachmittag - Er lud ein, unseren letzten Aufenthalt auf dem Meer sehr angenehm zu gestalten. Es war ein herrlicher Nachmittag, warm, heiß in der prallen Sonne, angenehm im Schatten unter dem luftigen Zeltdach. Wir verbrachten Mußestunden, die wir in den vergangenen Tagen vermisst hatten. Wir lebten das Dolcefarniente. Wir ließen unsere Tour noch einmal Revue passieren. Wir gedachten der Höhen und Tiefen auf der heurigen Fahrt. Dieser erholsame Nachmittag krönte den Abschluss unserer Reise, die uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

    Jeder ging zunächst eine Zeit lang seinen eigenen Weg: Lee vervollständigte ihre Aufzeichnungen, fotografierte, und ich streifte am Ufer entlang, ging auf Entdeckungsreise, Strandgutsuche bis ich in die Richtung schauen konnte, aus der wir gekommen waren, nach Norden.



    Bild 06: Blick nach Norden zur Insel Murter und zum Velebit-Gebirge. Die Wolken auf den Bergkämmen hatte sich noch nicht in Bewegung gesetzt, waren aber zu riesigen Wolkenwalzen angeschwollen. Sie warteten wahrscheinlich nur auf das Zeichen von Äolus, dem Gott des Windes, endlich losstürmen zu dürfen.



    Bild 07: Beschwichtigungsritual für den Wettergott in unserer heidnischen „Gebetsgrotte“ - Wir hatten allen Grund dazu, denn nach dem Sonnenuntergang frischte der Wind aus Norden auf und begann dann richtig zu blasen. Zum Abbrennen der Geburtsagsfackel-Stumpen mussten wir uns eine einigermaßen windstille Nische im Felsen suchen, damit wir sie überhaupt anzünden konnten.

    Äolus scheint unser Brandopfer verschmäht zu haben. Bereits beim Abendessen, fühlte sich der Wind aus Nord unangenehm an. Nachdem wir uns aber zur Ruhe begeben hatten, begann er richtig zu wehen, drehte in der Nacht auf Nordost und entwickelte sich zum Sturm, zu einer Bora eben. Wir hatten uns in unsere Schlafsäcke verkrochen, unter den Planen-Katamaran, der die Windmassen voll von der Breitseite abbekam.

    Das ging eine Zeitlang sehr gut, bis ich bemerkte, dass das Zeltgestänge und die Abspannungen zwar dem Windruck standhielten, aber nicht die Plane. Sie begann an den First-Ösen auszureißen. Um zu retten, was noch zu retten war, entschloss ich mich, die Plane abzubauen. Zum Glück war der Regen ausgeblieben, sodass wir uns nur mit der Bora auseinandersetzten mussten. Die allerdings machte ihrem Namen alle Ehre.

    Ich erinnerte mich an das Ausweichquartier gleich hinter dem nächsten Felsbrocken mit der höheren Steinwand, das ich bei unserem ersten Besuch entdeckt hatte. Ich ging hinüber und stellte fest, dass es dort wesentlich windstiller war. Ich schlug Lee vor, dorthin umzuziehen. Aber Lee war davon nicht sehr begeistert, so dick in ihrem Schlafsack eingemummelt wie sie war und wollte lieber hier bleiben. Deshalb zog ich alleine um. Kurze Zeit später tauchte aber auch Lee im „Separee“ auf, mit Schlafsack, Matte und Unterlage unterm Arm. Wir richteten uns ein. Der Wind war kaum noch zu spüren, weil er über die Felsen hinwegfegte. Ich schlief langsam ein.

    Was Lee in dieser Nacht noch widerfahren ist, hat sie in ihrem Kapitel „DIE HÖHLE IST BESETZT“ sehr anschaulich und eindrucksvoll beschrieben. - Absolut lesenswert! (Link: siehe oben)

    Anmerkung und Tipp:

    Apropos: Geburtstagsinsel „erreichen“

    Das Sprichwort: „Gebranntes Kind scheut das Feuer“ hatte ich mir zu Herzen genommen und den Kurs bei rund 12 Kilometer reiner Überfahrt nicht nur aus der Erinnerung festgesetzt, sondern dieses Mal mit dem modernen Hilfsmittel GPS. Natürlich hätte auch der Kompasskurs alleine ausgereicht, aber ich wollte unbedingt sichergehen - deshalb doppelt gemoppelt: Kompasskurs aus Karte: 155 Grad und das GPS auf die „Goto-Funktion“ gestellt.

    Interessant war, dass ich anfangs nicht unsere Zielinsel entdecken konnte, als wir um die Südspitzen von Vrgada und Murvenjak gepaddelt waren und das gesamte Panorama der Inseln vor uns, von Ost bis nach West, zum ersten Mal erblickt hatten. Instinktiv hätte ich viel zu weit westlich unsere „Geburtstagsinsel“ vermutet. Erst der Kompasskurs und später auch das GPS-Gerät führten mich zum richtigen Ziel. Die Insel selbst konnte ich aus dem Konglomerat von einzelnen Inseln nicht ausmachen. Alle waren, wieder einmal, miteinander so verwoben, dass sich auf den ersten Blick nur eine einheitliche Skyline von Küstenstreifen vor mir auftat. Erst beim Näherkommen zeichnete sich unsere „Geburtstagsinsel“ von den anderen deutlich ab, obwohl sie sich weit im Vordergrund der „270-Grad-Ansicht“ befunden hatte.

    Korrektur der Abdrift

    Die leichte Brise am Vormittag aus Südost löste eine Strömung durch Wind und Wellen nach Nordwest aus, die sich auch bei unseren Kajaks bemerkbar machte. Diese Abdrift korrigierten wir, indem wir 10 bis 15 Grad nach Südosten (Kompasskurs: 140 bis 145 Grad) vorhielten, immer unser Ziel in den Augenwinkeln. Wir wollten in der „Direttissima“ ankommen und keine Hundekurve paddeln.

    Es gibt zwei Methoden bei sichtbarem Ziel, eine Abdrift mit dem Kompass feststellen zu können:

    1 - Man paddelt auf das Ziel zu und erkennt am Kompass, dass sich der Kurs verändert und man eine Hundekurve fährt. Vergrößert sich die Kompasszahl (z.B. von 155 Grad auf 160 Grad) treibt man nach links ab. Verkleinert sich die Kompasszahl (z.B. von 155 Grad auf 145 Grad), treibt man nach rechts ab. Eine Ausnahme besteht, wenn man nach Norden fährt und die Abdrift überschreitet die magnetische Nordrichtung. Dann zeigt die Kompassnadel um 360 Grad falsch an. (z.B. von 355 Grad auf 10 Grad bei einer Abweichung von 15 Grad nach links oder von 5 Grad auf 345 Grad bei einer Abweichung von 20 Grad nach rechts)

    2 - Man paddelt stur den Kompasskurs und erkennt an der Zielpeilung mit dem Kajaksteven direkt, dass man in eine bestimmte Richtung abgetrieben wird.

    Tipp zum Feststellen der Abdrift und Kurskorrektur

    Ich persönlich kombiniere beide Methoden: In der Regel paddle ich genau auf das Ziel zu, weil ich dann nicht ständig auf den Kompass achten muss und das Panorama genießen kann. Wenn ich merke, dass sich die Kompasszahl verändert, drehe ich den Kajak auf den vorbestimmten Kompasskurs und sehe sofort und eindeutig, in welche Richtung ich treibe und wie weit ich bereits von der Strömung versetzt worden bin. Das erspart mir das ständige Überlegen, wie unter Punkt 1 beschrieben, was sicherlich auch der bayerischen Bequemlichkeit geschuldet ist. - Kajaker, die nördlich des Weißwurst-Äquators (Ist das nun der Main, die Donau oder neuerdings sogar schon die Isar?) beheimatet sind, behaupten felsenfest, wir Bayern seien nur zu faul zum Denken. (Smiley: „Lächeln“) - Nein, Spaß beiseite, nach meiner simplen Methode schließe ich einfach mehrere Fehlerquellen von vornherein aus, auch gedankliche! Außerdem kann ich direkt feststellen, wie weit ich mich von meinem Ziel bereits entfernt habe und bekomme dann die Möglichkeit, meinen Kurs entsprechend zu korrigieren.

    Bei kleinen überschaubaren Inseln korrigiere ich den Kurs soweit (meist reichen 10 bis 15 Grad des Kompasskurses entgegen der Abdrift), dass ich immer auf den Rand der Insel zufahre, aus der die Drift kommt. Damit habe ich eine gewisse Sicherheit, auch bei unterschiedlich starken Strömungen zum Ziel hin versetzt zu werden und nicht von der Insel weg. Eine regelmäßige Überprüfung der Position nach meiner persönlichen Methode ist aber unbedingt erforderlich!

    Kleiner Tipp zur sicheren Festlegung des Kurses

    Wenn ich im Lager am Nachmittag meinen neuen Kurs bestimme und ich mein Ziel sehe, dann richte ich den Kajak auf das Ziel aus, lese die Kompasszahl ab und vermerke sie in meinen Unterlagen. Dadurch habe ich den genauen Kompasskurs bestimmt! Berichtigungen wie Missweisung, Deviation usw. sind nicht mehr erforderlich. Dann kann am nächsten Tag beim Start ruhig Nebel herrschen, es diesig sein oder Regen fallen, ich bin mir absolut sicher, den richtigen Kurs zu steuern, auch wenn ich mein Ziel nicht sehen kann. Eine mögliche Abdrift ist bei dieser Methode logischerweise nicht berücksichtigt.

    Ist der Kajak nicht verfügbar (z.B. schon im Lager mit eingebaut - siehe Planen-Katamaran) kann man die Zielrichtung auch mit zwei Stöcken am Strand (Sand, Kies) oder zwei Steinen auf Felsplatten mit einigen Metern Abstand markieren und den Kajak beim Einbooten nach dieser Markierung ausrichten, wenn das Ziel beim Losfahren am nächsten Morgen durch die Witterung nicht sichtbar ist.

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 13.05.2016, 19:19. Grund: Tippfehler berichtigt

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  • Beyond
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    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 11. Tag auf dem Wasser – 19.08.2015:

    Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #25
    „DEN SEINEN NIMMT DER HERR DEN SCHLAF“ und „FATAMORGANA“ (klicke: “hier“)



    Bild 01: Der Streckenplan vom 19.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

    Etmal: 19,3 km - gepaddelte Strecke gesamt: 185,9 km

    Wetterleuchten im Norden über dem Velebit-Gebirge, keine Sterne zu sehen, es war noch finster, ich war aufgewacht. Es regnete nicht - noch nicht! Ich weckte Lee. Schlaftrunken rappelte sie sich hoch in ihrem Schlafsack, setzte sich auf. Ihr Blick folgte meinem Fingerzeig nach Norden. Auch sie erkannte sofort, dass der Regen unmittelbar bevorstand.

    Wir waren uns schnell einig: Solange es nicht regnete, konnten wir unsere Nacht-Ausstattung noch trocken in den Kajaks verstauen. Das brachte uns den Vorteil, dass wir beim nächsten Übernachten nicht in klamme Sachen kriechen müssten. Im Schein der Stirnleuchte packten wir zusammen und im Schein der Stirnleuchte tappten wir vollbeladen auf dem schmalen Pfad vorwärts zu unseren Kajaks und verluden unsere Habseligkeiten.

    Wieder zurück richtete ich die Plane her, die ich einmal zusammenfaltete, während Lee Kaffee kochte. Noch vor dem Regen frühstückten wir, fast noch in der Nacht. Dann setzte wir uns auf die Plane und auf unsere Sitzpolster, zogen sie von hinten über uns, lehnten uns an die glatte Felswand. Über unsere Beine schlugen wir den unteren Teil der Plane. Als es zu regnen begonnen hatte, zogen wir die Folie über unsere Köpfe und hielten sie mit den Händen fest. Das war nicht so ideal, weil die Plane uns nicht ganz bedeckt hatte, in der Breite zu gut bemessen, in der Länge zu kurz. (bessere Anwendungsmöglichkeit, siehe: „Anmerkung und Tipp“) Halb dösend wetterten wir so den Regen ab, etwas unbeholfen und keineswegs optimal geschützt.

    Die Dämmerung war bereits angebrochen, als es aufhörte zu nieseln. Trotzdem war es noch dunkel unter der dichten Wolkendecke. Wir folgten nun Plan B, booteten ein und paddelten los, in südöstliche Richtung der Insel Sit entlang, setzten dann nach Scitna über und weiter nach Gangarol. Dort angekommen, fuhren wir die knappen 2 Kilometer hinüber nach Pasman. Mittlerweile hat es wieder zu regnen begonnen und wir streiften unsere Paddeljacken über.



    Bild 02: Die dichte Wolkendecke hatte den frühen Morgen noch lange verdunkelt. Nur manchmal riss der Himmel auf und gab für kurze Zeit die Sonne frei.

    Weiter ging's an der Westseite von Pasman nach Südosten. Die Szenerie an diesem Morgen wirkte gespenstisch: Überall sichteten wir kleine und große Ufos und geradeaus vor uns das Ufo-Terminal mit Hangars aus Glas. Uns ging die Phantasie durch, schwebten durch verschiedene „Dimensionen“ und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus - Mystik in Reinkultur.

    Natürlich gab es für diese Phänomene eine recht einfache profane Lösung: Die schwebenden Ufos waren die Kuppen der Kornateninseln die durch die „Untere Luftspiegelung“ (Totalreflexion) an diesem frühen regnerischen Morgen aussahen, als würden sie von der Erde abheben, beziehungsweise über dem Wasser schweben. (Erklärungsversuch, siehe: „Anmerkung und Tipp“) Die Glas-Hangars entpuppten sich bei Annäherung als kuppelartig aufgespannte Vogelschutznetze über den Zuchtbecken einer Fischfarm vor der Insel Zizanj. - Wir waren wieder in der Realität gelandet ... und wir verspürten Hunger.

    Kurz nach der Fischfarm an der engsten Stelle zwischen Zizanj und Pasman entdeckten wir einen Anleger und eine zweite schmälere Mole mit einem kleinen Strand dazwischen, an dem wir ausbooten konnten. Eigentlich schaute diese Komposition mehr nach einem Minihafen aus.

    Zwischenstopp auf der Insel Pasman
    Nord: 43 grd, 53 min, 22 sec - Ost: 15 grd, 25 min, 39 sec

    Wir wussten nicht, ob es regnen wird. Wir aßen im Stehen, ließen gleich unsere Paddelklamotten an und entschieden, dass wir ab jetzt einen Lagerplatz suchen werden. Frisch gestärkt, unsere Brennstoffzellen wieder aufgeladen, setzten wir unsere Tagesetappe fort und unser Vorhaben der Lagerplatzsuche um.

    Der Küstenlinie von Pasman folgend, gingen wir auf Entdeckung und fanden ... nichts Passendes. Wir erreichten ein schmales Kiesufer, von dem ich Lee bereits erzählt hatte.

    Kleiner Zwischenstopp auf der Insel Pasman
    Nord: 43 grd, 53 min, 21 sec - Ost: 15 grd, 26 min, 56 sec

    Es war eigentlich gar keine Unterbrechung unserer Tour. Auf „google-earth“ hatte ich bei der Voraus-Planung ein Photo gefunden, das eine kleine Kiesbank zeigte. Diese wollte ich erkunden. Leider waren Bilder oft aus einer idealen Perspektive entstanden, die mehr vermuten ließen als es in Wirklichkeit der Fall war. So auch hier. Der „Strand“ erwies sich als ein schmaler Streifen neben einer Mauer, viel zu klein, um ein Lager zu errichten. Wir stiegen nicht einmal aus, um das Gelände näher zu erkunden.

    Am Südost-Kap von Pasman, Borovnjak mit Namen, hatten wir freie Sicht auf die Insel Vrgada mit einer großen Bucht. Der Wind blies jetzt aus Nordwest. Nach der Karte waren es etwa 5 Kilometer. Mit Rückenwind ist diese Strecke in einer halben Stunde zu meistern. Kein Problem für uns, denn wir erhofften in der Bucht, endlich eine Bleibe zu finden, sei es eine Unterkunft oder einen Platz für das Zelt.

    Die Überfahrt verlief in Schüben, weil uns die Wellen ständig überholten. Auf der Vorderflanke der von hinten kommenden Welle beschleunigten wir unsere Kajaks mit 3, 4 kräftigen Paddelschlägen bis wir auf dem Wellenkamm landeten. Der Wellenrücken bremste dann wieder unsere Geschwindigkeit, bis die Vorderflanke der nächsten Welle uns erneut anschob. Unsere Fahrt erfolgte also intervallmäßig: 3, 4 Schläge - Pause - 3, 4 Schläge - Pause - usw. Bald hatten wir uns an den Rhythmus gewöhnt und es machte richtig Spaß, auf diese eigenartige Weise die Überfahrt innerhalb kürzester Zeit zu erledigen.

    In der Bucht kehrte auf dem Wasser wieder Ruhe ein, und wir steuerte den öffentlichen Strand an. Wir hatten unsere Tagesleistung bereits kurz vor Mittag hinter uns gebracht.

    Ankunft im Lager auf der Insel Vrgada, große Bucht auf der Nordseite
    Nord: 43 grd, 51 min, 27 sec - Ost: 15 grd, 29 min, 42 sec

    In der Strandbar, die wegen Regen vorübergehend geschlossen hatte, fragte ich nach einer Unterkunft. Man bot mir eine oben im Ort an. Das würde aber bedeuten, dass wir die Boote am Strand zurücklassen mussten, einschließlich unserer Ausrüstung. Als Alternative riet mir dann der Wirt, wir könnten auch direkt am Strand zelten. Auf meine Frage, ob dies erlaubt sei, meinte er augenzwinkernd, dass bis jetzt noch niemand etwas dagegen gehabt hätte.

    Wir hatten das Zelt auf dem öffentlichen Badestrand hinter einem Gebüsch im Regen sehr schnell aufgebaut, unsere trockenen Sachen darin verstaut und unsere Boote gesichert. Dann ging jeder einzeln zum Duschen, zu einem in einem Wäldchen hinter dem Strand gelegenen öffentlichen „Luxusbad“, das auch einer Hotelsuite gut zu Gesicht gestanden hätte. Angenehm, einmal richtig warm duschen zu können. Danach legten wir uns ins Zelt und holten den uns entgangenen Schlaf nach.



    Bild 03: Am späten Nachmittag hatte der Regen abgeebbt, die Sonne kam zum Vorschein und im Zelt war es warm geworden. Ausgeschlafen genossen wir die Sonnenstrahlen, hängten unsere nasse Ausrüstung an allen möglichen Plätzen zum Trocknen auf. Lee kochte auf der Mole etwas Gehaltvolles: herzhaft, kalorienreich und wohlschmeckend, denn wir hatten mächtig Hunger.



    Bild 04: Blick über das Zelt auf die andere Seite der Bucht, hinüber zur Kirche Sveti Andrija direkt nach Osten ...



    Bild 05: ... und hier auf die Ortschaft Vrgada im Südosten der Bucht gelegen und über die einzige Erhebung der Insel verteilt.

    Im Zelt zapften wir dann eine Zwei-Liter-Flasche Bier an und schwelgten in Erinnerungen über diesen Tag. Zum Schuss vereinbarten wir, morgen noch einmal zur „Geburtstagsinsel“ zu paddeln, um unserer diesjährigen Kajak-Tour ein letztes „Highlight“ aufzusetzen.

    Anmerkung und Tipp:

    Die von uns benutzte Plane maß 3 x 4 Meter. Zum Im-Regen-Sitzen, dachte ich, sie sei zu groß und legte sie einmal zusammen auf 3 x 2 Meter. Das war kein guter Gedanke, denn die gefaltete Plane verhielt sich etwas störrisch, wenn man sich unter ihr bewegte, und die losen Enden verrutschten ständig, sodass wir immer wieder korrigieren und sie festhalten mussten.

    Tipp eine Plane wie einen Biwaksack zu falten:

    Besser wäre es gewesen, die Plane nicht zusammenzufalten, sie nur einfach zu nehmen und sich dann großzügig darin einzuschlagen, ähnlich wie Pfadfinder und „Westernhelden“ es machen, wenn sie sich in eine Decke einwickeln (Stichwort: „Bedroll“, das Original, nicht die moderne Variante!): Man legt sich mittig auf die Decke/Plane, schlägt das unteren überstehenden Teil über die Beine, dann die beiden Seitenteile übereinander, das auf der Regenseite zum Schluss. Der Schlauch über dem Kopf wird so geformt, dass man herausschauen und atmen kann - fertig.

    Das wäre auch in Sitzen zu zweit möglich gewesen, nur etwas lockerer beim Umschlagen vorgegangen, damit man sich darin noch genügend rühren kann. Wenn man das Seitenteil auf der Regenseite länger lässt, damit es über die gesamte Vorderfront reicht, ist man auch vor einem heftigen Regenguss bestens geschützt, der nahezu perfekte Biwaksack! Nur oben am Kopf muss man eine Luke lassen, als Sicht- und Atem-Öffnung. Zum Schwitzen sollte man darin allerdings nicht kommen, sonst wird man genauso nass. (Smiley: „Lächeln“)

    Ufos und schwebende Inseln

    Bei unserer „Ufo-Sichtung“ haben wir das Phänomen einer „Totalreflexion“ bei einer „Unteren Luftspiegelung“ beobachten können. Dieses Naturereignis trifft man direkt auf dem Meer nicht allzu oft an, häufiger jedoch am Wattenmeer bei Ebbe. Meine Erklärungen sind vereinfacht dargestellt, ohne die terrestrische Refraktion zu berücksichtigen. Die Winkelangaben entsprechen die einer Uhr, zum leichteren Verständnis der verbalen Beschreibung einer Totalreflexion im Seitenriss (Vollkreis entspricht 12 Stunden, von 0 Uhr bis 12 Uhr). Der Lichtstrahl tritt genau in der Zeigerachse der Uhr in das dünnere optische Medium (Schnittlinie) ein.

    Tritt ein Strahl senkrecht (= Lot von 0/12 nach 6 Uhr = Einfallswinkel = 0/12 Uhr) in ein optisch dünneres Medium (Schnittlinie: von 3 nach 9 Uhr) ein, wird er vom Lot weggebrochen (Brechungswinkel liegt zwischen 6 und 9 Uhr). Wird der Einfallswinkel immer flacher (von 0/12 Uhr in Richtung 3 Uhr), kommt es irgendwann dazu, dass der gebrochene Strahl genau in der Schnittlinie der beiden optischen Medien verläuft (von 3 nach 9 Uhr). Bei noch flacheren Einfallswinkeln (in Richtung 3 Uhr) wird der Strahl vollständig in sein Ausgangsmedium zurückgebrochen - also „totalreflektiert“.

    Das Wasser der Adria ist im August sehr warm, sodass sich auch die Luftschicht direkt darüber erwärmt hat (dünnes optisches Medium). Wenn es kurz zuvor geregnet hat, noch dazu am frühen Morgen, kühlt die darüber befindliche Luftschicht stark ab (dichteres optisches Medium). Maßgebend für den Brechungswinkel ist der Temperaturunterschied der beiden Schichten. In der warmen Schicht ist der Brechungsindex niedriger als der in der kälteren Schicht auf Augenhöhe des Beobachters (Augenhöhe liegt beim Paddeln bei ca. 75 cm). Strahlen, die von den Kornateninseln ausgehen, treffen von oben auf diese warme Luftschicht mit niedrigem Brechungsindex und können ab dem Eintrittswinkel (= 9 Uhr – Brechungswinkel in Stunden) bis runter auf 3 Uhr (bis zur Schnittlinie) an dieser Schicht „totalreflektiert“ werden.

    Beispiel: Brechungswinkel beträgt 7 Stunden (210 Grad); Rechnung: 9 Uhr – 7 Stunden = 2 Uhr, Erklärung: Alle Strahlen, die zwischen 2 und 3 Uhr auf die Schnittlinie der beiden optischen Medien auftreffen, werden totalreflektiert.

    Das Auge nimmt aber nur den Anteil der Totalreflexion spiegelbildlich wahr, der durch die Pupille auf die Netzhaut trifft. Alle parallel gerichteten Strahlen, die an der Augenöffnung darüber und darunter vorbeigehen, werden nicht auf der Netzhaut abgebildet.

    Im Prinzip ist die Luftspiegelung bei einer Totalreflexion abhängig von:
    - dem Brechungsindex und dem damit verbundenen Brechungswinkel des Mediums (Winkel, ab dem eine Totalreflexion eintritt)
    - dem Durchmesser der Pupillenöffnung (Breite des gespiegelten Abbild-Streifens)
    - der Augenhöhe (reflektierte Höhe = Grenzlinie, unterhalb der die Luftspiegelung beginnt)
    - der Entfernung des Objekts (nimmt Einfluss auf die Augenhöhe, je näher das Objekt, desto größer die Augenhöhe zum Spiegelbild)

    Von den Inselkuppen kommen also nicht nur die direkten Strahlen beim Beobachter an, sondern auch solche, die an der optisch dünneren (wärmeren) Luftschicht totalreflektiert werden. Die direkten Strahlen lassen den Betrachter die Kornaten ganz normal sehen. Die totalreflektierten Strahlen kommen als ein Spiegelbild-Band unter der echten Insel beim Beobachter an. Deshalb nimmt man nur ein schmales Band der Reflexion (Pupillenöffnung) wahr, das spiegelverkehrt unten an das Originalbild genau an der Grenzlinie ansetzt.

    Laufen die Kornaten-Kuppen zum Meer hin sehr flach aus, wird an den Seiten auch sehr viel Himmel gespiegelt. Dadurch erhält man den Eindruck, dass die Inseln auf dem Wasser schweben und nur der mittlere dunklere Teil (Inselkuppe) auf dem Wasser aufsitzt. Die Augenhöhe bestimmt auch die Höhe der Grenzlinie. Ist die Augenhöhe klein (Auge befindet sich in Nähe der Schnittlinie der beiden optischen Medien) liegt die Grenzlinie sehr hoch. Mit zunehmender Augenhöhe senkt sich die Grenzlinie bis zu dem Punkt, bei dem keine Spiegelung mehr stattfinden kann, d.h., die Grenzlinie ist mit der Schnittlinie der beiden optischen Medien identisch oder liegt darunter, eine Totalreflexion ist nicht mehr vorhanden und es sind nur mehr die direkten Strahlen von der Insel zu sehen.



    Bild 06: Eine Vergrößerung von Lees Photo aus ihrem Beitrag. Die Qualität der Vergrößerung und der Verschärfung sind haarsträubend; es geht mir dabei aber nicht um Ästhetik, sondern um reine Erklärungen: Man kann bei den Inseln den Beginn der Spiegelung an den spitzen Enden sehr gut erkennen (Grenzlinie). Die 4. Insel von links ist äußerst flach und weiter entfernt, sodass sie nahezu vollständig gespiegelt wird, während man bei den anderen Inseln nur die Ränder mit einem Anteil des Himmels als gespiegelt wahrnehmen kann. Man meint, die Inseln schweben direkt über dem Wasser. Das relativ schmale sichtbare Band der Totalreflexion (Pupillenöffnung) ist recht gut zu sehen, das zwischen der vermeintlichen Kimm (Die wahre Kimm ist von der Luftspiegelung verdeckt!) und den Spitzen links und rechts der Inseln (Grenzlinie) liegt. Der dunkle Inselteil, ganz rechts im Bild, befindet sich schon so nahe, dass hier keine Totalreflexion mehr zu erkennen ist (Grenzlinie liegt unterhalb der Schnittlinie).

    Man kann sich das auch bildlich so vorstellen, als hätte man zwei gleiche flache Unterteller, mit den Böden nach außen, zusammengelegt (Grenzlinie) und auf den Tisch gestellt (Spiegelfläche = Schnittlinie, grob gesehen etwa die Wasserfläche). Der obere Teller symbolisiert den unverdeckten Teil der Insel, der untere Teller die Spiegelung. Noch eindrucksvoller wirkt das Ganze, wenn man auf den Boden des oberen Tellers noch eine Tasse, wieder mit dem Boden nach oben, stellt, die dann die Kuppe der Kornateninsel simuliert. Der obere Teller mit der Tasse, würden vom Auge direkt, der untere Teller als Spiegelbild wahrgenommen.

    (Ironie an) Wenn man nun das Ganze von der Seite, in Höhe der zusammengelegten Teller, ins Auge fasst, ist die Mär von der „Fliegenden Untertasse“ geboren. So eine Anordnung sieht den Hanebu-Flugobjekten und unseren Fata Morganen der schwebenden Inseln schon täuschend ähnlich. (Ironie aus und Smiley: „Lächeln“)

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 11.05.2016, 08:07. Grund: Text angepasst

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  • Beyond
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    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 10. Tag auf dem Wasser – 18.08.2015:

    Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #24
    „S(CHW)EIN ODER NICHTS(CHW)EIN“ (klicke: “hier“)



    Bild 01: Der Streckenplan vom 18.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

    Etmal: 24,6 km - gepaddelte Strecke gesamt: 166,6 km

    Wir hatten gut daran getan, auf Tukoscak zu lagern, denn der angepriesene Kiesstrand war zwar für eine Jachtbesatzung zum nachmittäglichen Badegang ideal, aber zu schmal zum Übernachten für zwei Kajaker. Es war interessant zu erkennen, wie unterschiedlich die Einschätzung von Örtlichkeiten waren, wenn man von verschiedenen Voraussetzungen ausging: bei den Einheimischen aus der Sicht eines Badestrandes, bei uns aus der Sicht eines Lagerplatzes mit erhöhtem Sicherheitsanspruch.



    Bild 02: Die Morgensonne beim Kaffeetrinken hatte ich richtig genossen, während das Zelt trocknen, Matten und Schlafsäcke noch auslüften konnten.

    Das Einbooten machte einige Schwierigkeiten, weil die See an diesem Morgen etwas unruhig war und wir erst die „Hohen Drei“ vorbeilassen mussten, um genügend Zeit zu haben, einzusteigen und aus der Brandungszone zu kommen. Sobald wir aber in unseren Kajaks saßen, uns vom Ufer abgestoßen hatten und uns dann im offenen Wasser befanden, es reichte schon eine gute Bootslänge Abstand vom Felsen, konnten wir uns in aller Ruhe bequem einrichten und die Spritzdecke schließen.

    Wir fuhren schon zeitig ab, hinüber zur Insel Krknata, die wir gegen den Uhrzeigersinn umrundeten und dann an der Küste von Dugi Otok wieder südöstlich, vorbei an dem Kiesstrand, der uns empfohlen worden war, weiter nach Sali.

    Zwischenstopp in Sali auf der Insel Dugi Otok
    Nord: 43 grd, 56 min, 15 sec - Ost: 15 grd, 09 min, 54 sec

    Nach dem Einkaufen hatten wir wieder genügend Proviant geladen, um einige Zeit autark leben zu können. Auch Bier in Plastikflaschen mit 2 l Volumen stauten wir erstmals in unsere Luken - nach ganz unten, nicht nur wegen des Schwerpunkts, sondern auch, damit es einigermaßen kühl blieb.

    Während Lee die restlichen Lebensmittel in ihren Kajak verpackte, ging ich in die nahegelegene Touristik-Information, um nach dem Wetterbericht zu fragen. Ich bekam freundlicherweise den neuesten Ausdruck für die Tage vom 18. bis 20./21.08.2015. In dem wurde Regen für den 19.08. in der Frühe und am Vormittag angekündigt und starker Wind aus Nord bis Nordost in der Nacht vom 20. auf den 21.08.2015, vermutlich erneut eine Bora.

    Zwischenstopp auf der Insel Lavdara
    Nord: 43 grd, 56 min, 47 sec - Ost: 15 grd, 11 min, 49 sec

    Zu unserer Möwenbucht auf Lavdara zurückgekehrt, versuchten wir zunächst, die Planke, die wir bei unserem ersten Besuch zum Trocken auf die Klippen gelegt hatten, auf eine Länge zu kürzen, damit wir sie in einem der Kajaks verstauen konnten. Nachdem wir sie auf ein vorgegebenes Maß abgesägt hatten, Lee wollte daraus eine Blende für eine Schublade anfertigen, war das Brett immer noch zu sperrig für den Transport. Schweren Herzens gaben wir das Ansinnen auf, es mitzunehmen.

    Dafür entschädigte ich Lee mit einem Möwenschädel, der so groß war, dass er nicht mehr auf das Transportbrettchen passte, auf dem „Hasi“ und die anderen vier Schnabeltiere bereits montiert waren. So verfrachtete ich den Schädel bei mir in das Gepäcknetz neben eine kleinen Bohle, die ich ebenfalls mitgenommen hatte.

    Weiter ging's nach Südosten der Insel Lavdara entlang. Eigentlich hatten wir vor, auf der großen Felsplatte an der Südostecke, die wir beim ersten Vorbeipaddeln entdeckt hatten, unser Lager aufzuschlagen. Aber dieser Platz war bereits mit zahlreichen Badegästen belegt. Weiter Richtung Kap gab es noch eine weitere Steinterasse, bei der ich anlandete und sie inspizierte.

    Kleiner Zwischenstopp auf der Insel Lavdara
    Nord: 43 grd, 55 min, 20 sec - Ost: 15 grd, 13 min, 33 sec

    Es war nur ein kurzer Ausstieg. Lee blieb gleich im Kajak sitzen - scheinbar ahnte sie schon das Ergebnis. Als ich zurückkam und erklärte, dass der Platz nicht so ideal sei, kam von Lee der spontane Vorschlag, weiterzuziehen. Dem folgten wir dann auch, denn es war früher Nachmittag und wir hatten noch genügend Zeit, eine geeignete Stelle zu finden.

    Als nächstes Ziel erreichten wir Kurba Mala, eine zusammengewachsenen Doppelinsel. Der Übergang beider Inseln war auf der Südseite viel zu felsig, um anlanden zu können, ebenso auf der Nordseite. Wir paddelten dort nur so weit, bis wir in die Bucht sehen konnten und kehrten dann wieder um.

    Wir steuerten an dem kleinen ummauerten Eiland Relin vorbei, hinüber zur Insel Sit. Dort angekommen, entschlossen wir uns dieses Mal für die Leeseite, weil die Erfahrung am ersten Tag gezeigt hatte, dass die Luvseite der Insel Kakan uns keinen Lagerplatz geboten hatte und wir das auch auf Sit übertrugen.

    Lee meldete Hunger an und plädierte für einen Nothalt zum Essenfassen. Auch bei mir hatte bereits der Magen vernehmlich zu knurren begonnen.

    Kleiner Zwischenstopp auf der Insel Sit
    Nord: 43 grd, 55 min, 49 sec - Ost: 15 grd, 17 min, 53 sec

    Es war der dankbar ungünstigste Platz, den wir uns ausgesucht hatten. Die Boote nur auf ein paar Schwemmhölzer gelagert, aßen wir im Stehen, weil die Felsen zum Sitzen zu scharfkantig und der Ufersaum mit stacheligem Gestrüpp zugewachsen waren. Frust machte sich langsam breit. Trotzdem mussten wir weiter.

    Wir paddelten direkt am Ufer entlang, damit wir jede Möglichkeit, auch die geringste, zum Ausbooten wahrnehmen konnten. Keinen Kilometer weiter zeigte sich ein Felsenband, das seicht ins Wasser führte. Jetzt aber raus - egal wie der Platz zum Übernachten ausschauen wird! Irgendwo werden wir schon unterkommen.

    Wir booteten aus, bequemer als gedacht. Der erste, wichtigste Teil wäre also geschafft. Die Kajaks lagen sicher auf der natürlichen Slipanlage. Eine geeignete Stelle für ein Nachtlager war aber nicht in Sicht.

    Nun konnten wir eine „Survival-Situation“ simulieren: Wir gingen systematisch vor, entsprechend den Empfehlungen, die bei einem echten „Notstand“ zu beachten wären. Im Abschnitt „Anmerkung und Tipp“ stelle ich einmal meine eigene Prioritätenliste in 6 Punkten vor, wie man sich in solchen Fällen der Reihe nach verhalten sollte.

    Gut, die meisten Punkte trafen in unserer Situation wohl nicht zu. Blieben lediglich das „Einschätzen der Situation“ und das „Organisieren der Unterkunft“ übrig. In unserem konkreten Fall hieß das, einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Wir beide schwärmten aus ... weiteres ist bei den folgenden Bildbeschreibungen aufgeführt.

    Ankunft im Lager auf der Insel Sit, Ostküste
    Nord: 43 grd, 55 min, 41 sec - Ost: 15 grd, 18 min, 21 sec



    Bild 03: Unser Anlandeplatz auf Sit - Für die Boote war er ideal, aber weniger zum Übernachten geeignet. Wir machten uns auf die Suche, in alle Richtungen. Nach der Rückkehr zu den Kajaks diskutierten wir die Ergebnisse und entschieden uns ...



    Bild 04: ... für einen Lagerplatz, etwas abseits von unseren Booten - nicht allzu groß, aber akzeptabel. Nachteil: Unsere Kajaks waren nicht einsehbar und nur auf einem schmalen Steinpfad von knappen 50 Metern zu erreichen, der allerdings auch mit Stolperfallen im Fels gespickt war. Weil Sit nur sehr spärlich bewohnt war und keine Wege zu diesem Ort führten, verwarfen wir die Bedenken, von der Landseite aus Besuch zu bekommen. Die Seeseite war aber von uns gut einsehbar.



    Bild 05: Wir richteten uns häuslich ein, soweit es eben ging. Dann checkten wir unserer Situation ab:

    Nach den Wetterprognosen aus Sali war für morgen Regen angekündigt worden, der schon in der Frühe beginnen sollte. Wir beratschlagten, wie wir uns bei Regen hier verhalten werden. Wegen der Enge und der scharfkantigen Felsen fielen Zelt und aufgespannte Plane aus. Wir entschlossen uns deshalb, bei den ersten Tropfen uns in die Plane einzuwickeln und so zu versuchen, den Regen abzuwettern. Das garantierte, wenigstens weitgehendst trocken und in den Schlafsäcken ausreichend warm über die Runden zu kommen. Sollte es wirklich zu ungemütlich werden, würden wir in die Boote steigen und losfahren. In unseren Kajaks wären wir mit den Paddeljacken am besten vor Regen geschützt gewesen und genügend warm würde uns durch die Bewegung auch werden. Zu einer direkten Nachtfahrt waren wir aber zu müde und hatten obendrein auch keine Lust dazu. Also blieben wir hier auf Sit.

    Entsprechend den Vorgaben aus der Survival-Literatur hatten wir das Optimum aus unserer gegenwärtigen Konstellation herausgeholt. Und wir hatten Wahlmöglichkeiten besprochen, auf die wir gegebenenfalls zurückgreifen konnten. Wenn man etwas nachdenken und rechtzeitig sein Gehirn einschalten würde, wäre eigentlich niemand „alternativlos“, jeder hätte dann neben dem Plan A noch einen Plan B und gegebenenfalls C oder sogar noch mehr. (Smiley: „Lächeln“)



    Bild 06: Der Wettergott war am Abend gnädig und bescherte uns noch ein paar Sonnenstrahlen zur verspäteten „Tea-Time“.

    Anmerkung und Tipp:

    Wir hätten auf der Insel Pasman mehrere Perspektiven gehabt, sicher in einer Bucht an einem Steg unterzukommen. Fünf Optionen (etwa zwei Kilometer von unserem jetzigen Standort entfernt) habe ich im Hafen- und Ankerplatz-Atlas handschriftlich vermerkt gehabt. Hätten wir auf Sit keinen Lagerplatz gefunden, wären auf alle Fälle die Ausweichmöglichkeiten auf Pasman zum Tragen gekommen. Zeit hat uns noch genügend zur Verfügung gestanden, dorthin zu paddeln. Soviel zum Sicherheitsaspekt, zur Risikoabschätzung und Vorausplanung.

    Aber wir haben das Abenteuer gesucht, das autarke Leben. Und wir haben uns bewusst darauf eingelassen. Wir haben bei den vorhanden Örtlichkeiten die Optionen erkundet, begutachtet und dann die ausgewählt, die für uns als am besten geeignet erschien.

    Im Prinzip haben wir eine extrem vereinfachte Survival-Situation nachgeahmt.

    Ich stelle für interessierte Leser einmal meine eigene Notfallkette in 6 Punkten für den Katastrophenfall vor, absteigend der Wichtigkeit:

    1 - Ruhe bewahren, Panik vermeiden
    2 - Örtliche Sicherheit gewährleisten (militärisch, zivil)
    3 - Situation einschätzen (Sechs W-Fragen: wer, wie was, wann, wo, warum)
    4 - Verpflegung sicherstellen (Essen, Trinken)
    5 - Unterkunft organisieren (Trockenheit, Wärme)
    6 - Weiterführende Maßnahmen einleiten (Rettung)

    Voraussetzungen, diese 6 Punkte abarbeiten zu können, sind ein breites Allgemeinwissen, ein fundiertes handwerkliches Know-how und der Erfahrungsschatz, den man sich im Laufe der Jahre angeeignet hat. Aus der Summe dieser drei Vorbedingungen kann man bei konsequenter Anwendung, gepaart mit den vorhandenen Begebenheiten, durch Improvisation zu einer optimalen Lösung gelangen.

    Ich möchte jetzt einmal ketzerisch behaupten, dass das Fachwissen, das man sich in einem Survivalkurs aneignen würde, in einer umfassenden Allgemeinbildung bereits mehrfach enthalten ist - man muss diese gespeicherten Kenntnisse nur gezielt abrufen und durch Kreativität zu einem neuen Ganzen, zu der Anwendung „Survival“, zusammenfügen. Not macht erfinderisch und je mehr Informationen man in den kleinen grauen Zellen abgespeichert hat, desto ideenreicher wird man vor Ort sein! (Smiley: „Lächeln“)

    Natürlich muss sich ein „Survivalist“ sein Präsenzwissen des Outdoor-Lebens aus seinem sich mühsam angeeigneten geistigen Horizont und seiner angelernten Fingerfertigkeit erst einmal neu zusammenstellen, wie zum Beispiel: Unterkunft oder Notunterschlupf bauen, Behelfsgeräte, Werkzeuge und Notkleidung herstellen, Wasser und Verpflegung beschaffen, Feuer machen und Feuerstelle sicher betreiben usw. sowie die bereits bestehenden Kenntnisse permanent erweitern, speziell in den Bereichen: Orientierung, Wetterkunde, Fortbewegung, Notzeichen, Erste Hilfe, Naturkunde usf. und handwerkliches Geschick beherrschen in den Sparten: Kochen, Schneidern, Gartenbau, Holz- und Metallbearbeitung ...

    Nach oben sind hier keine Grenzen gesetzt - mein schon oft zitiertes Motto: Was ich im Kopf habe, muss ich nicht im Rucksack schleppen.

    Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die Allgemeinbildung in diesem Land in Schule, Gymnasium, Universität und in der Berufsausbildung auf ein Minimum heruntergefahren worden ist. (Ironie on) Wir sind halt alle zu „Facharbeitern“, „Spezialisten“, neuerdings sogar zu „Experten“ mutiert (Beim Privatfernsehen heißen jetzt die Klatschbasen: „Society-Experten“.) ... mit Scheuklappen und nur im beruflichen Schmalspurbereich kompetent. (Ironie off und entwaffnender Smiley: „Zwinkern“)

    Kleine Testfrage zu guter Letzt - Ich kann mich noch gut an eine Textaufgabe aus der Mathematik im Gymnasium erinnern, die einen direkten Bezug zu unserem Outdoor-Leben aufgewiesen hat. Das ist 1961 gewesen, ich damals 13 Jahre alt und in der 3. Gymnasialklasse (heute 7. Jahrgangsstufe). Sie lautet: Du stehst an einem Flussufer. Erkläre, wie man die Breite eines Flusses, nur mit Hilfe eines leeren Blattes Papier, bestimmen kann.

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 07.05.2016, 12:14. Grund: Tippfehler berichtigt

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo zurück Walter,

    ist doch prima so.
    Also ich lese Deinen Betrag und dann noch mal meinen.
    Dann habe ich so ne Art Dolby Surraund Effekt im Kopf...

    Lieben Gruß,
    Lee

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo Lee (Suomalee),

    eigentlich ist es ja richtig gemein von mir, mich einfach an Deine wunderschönen Erzählungen d'ranzuhängen. Du hast Dir wirklich große Mühe gegeben! Wie ich schon im ersten Beitrag erwähnt habe, bleiben mir hier nur noch Marginalien übrig, die ich Deinem Reisebericht anfügen kann.

    Betrachte meine Posts einfach als Ergänzung zu Deiner Touren-Chronik – daher auch mein permanenter Link zu Deinem jeweiligen Aufsatz am Anfang meiner Tagebuch-Notizen.

    Auf diese Weise entsteht ein umfassendes Resümee unserer Seekajak-Fahrt 2015, das hoffentlich allen in diesem Forum gerecht wird, den Literaten, den Schöngeistern, die eine lesenswerte Schilderung lieben und den Planern, den Aktivisten, die mehr an den Fakten unseres Streifzugs durch die Kornaten interessiert sind.

    Das zeitversetzte Erscheinen unserer beider Abhandlungen ruft unsere Reise noch einmal in Erinnerung und lässt sie nach einem guten halben Jahr erneut aufleben, insbesondere jetzt, zu Beginn der Urlaubsplanungen vieler Leser. Das war allerdings von meiner Seite aus nicht so gedacht (Erklärung steht in meiner Einführung), könnte aber als eine akzeptable Ausrede durchgehen. (Smiley: „Lächeln“)

    Liebe Grüße
    Walter
    Zuletzt geändert von Beyond; 04.05.2016, 08:05. Grund: Tippfehler berichtigt

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hallo Walter,

    es ist schön und fast nostalgisch wenn ich Deine Beschreibungen jetzt lese...
    Etwas merkwürdig zeitversetzt, doch auch das hat seinen Reiz.
    Ist schon toll, wenn die eigenen Erinnerungen derart wachgerüttelt werden.
    Meinetwegen brauchst Du Dich nicht zurückhalten, nur weil ich mein Erleben bereits ins Netz gestellt habe.

    Wann bekommt man schon mal seinen eigene Reise erzählt?
    Sozusagen als maßgeschneiderte Gutenacht-Geschichte!

    Lieben Gruß,
    Lee

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 9. Tag auf dem Wasser – 17.08.2015:

    Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #23
    „KAFFEETRINKEN AUF LAVDARA“ und „DER SEIGL RUFT“ (klicke: “hier“)



    Bild 01: Der Streckenplan vom 17.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

    Etmal: 11,1 km – gepaddelte Strecke gesamt: 142,0 km

    Als wir aufgewacht waren, klopften immer noch Regentropfen auf das Vordach. Schöne Bescherung, was tun? In einer Regenpause gingen wir zu einem verlängerten Frühstück, das mit frisch gepflückten Feigen endete, von der Wirtin extra für uns serviert.

    Am späten Vormittag riss endlich der Himmel auf, und die Sonne lugte hinter den Wolken hervor. Unsere Ausrüstung hatten wir bereits verpackt, sodass wir uns sehr schnell verabschieden konnten. Die Wirtin schwärmte noch von einem Kiesstrand nördlich von Sali, den ihre Gäste und auch sie selbst des öfteren mit den Segelbooten besucht hatten.

    Die Reise ging zunächst an der kleinen Insel Lavdara Mala vorbei und dann östlich von Lavdara nach Nordwesten. Im Südosten von Lavdara entdeckten wir zwei Steinplatten, die zu Übernachtungszwecken geeignet waren. Diese wurden von uns als Optionen abgespeichert.

    Zwischenstopp auf der Insel Lavdara
    Nord: 43 grd, 56 min, 47 sec – Ost: 15 grd, 11 min, 49 sec

    Unsere Übernachtungsstelle von 2011 hatten wir, ohne Umwege zu paddeln, wieder entdeckt und booteten aus. Mal sehen, ob wir noch einmal Möwenschädel aufstöbern werden. Das war, neben der Nostalgie und der Lagerplatzsuche, nämlich ein weiterer Grund, warum wir hier anlandeten.



    Bild 02: Unsere alte Übernachtungsstelle auf Lavdara mit einem Blick nach Südosten mit dem Küstenstreifen, dem wir gerade entlanggepaddelt waren. Lee hatte natürlich sofort eine verwitterte Schiffsplanke gefunden und sie mir präsentiert. Wir vereinbarten, das schöne Brett mit den markanten Resten von Farbe zum Trocknen auf die Klippen zu legen und es auf unserer Weiterfahrt, die am nächsten Tag erneut über Lavdara führen sollte, eventuell mitzunehmen. Weil die Ausbeute an Möwenschädeln nicht allzu üppig gewesen war, hatten wir geplant, spätestens auf dem Kiesstrand, den uns die Wirtin benannt hatte, zu übernachten (falls wir zuvor nichts finden würden), dann nach Sali zum Einkaufen zu schippern und anschließend hier noch einmal Station zu machen.



    Bild 03: Der Blick von Lavdara aus nach Nordwesten. Die kleine Insel am Horizont (in der Mitte des Bildes) ist Tukoscak. Wenn man genau hinschaut, ist eine helle Fläche zu erkennen, die das geübtes Auge eines „Seekajakers“ als einen möglichen Lagerplatz vermuten lässt. Vor unseren Booten ist der Kocher schon aufgebaut, für einen Cowboykaffee ...



    Bild 04: ... der kurze Zeit später in den Tassen duftete. Wir machten uns Gedanken, ob wir nicht aus einem Cowboykaffee einen „Irish-Coffee“ zaubern könnten, verwarfen aber das Ansinnen, weil uns der Irische Whisky und die leicht angeschlagene Sahne gefehlt hatten. Aber wie wäre es mit einem „Bayrisch Coffee“: Cowboykaffee mit Zucker und ... Hopfengold? Na ja, dann erinnerten wir uns an vorgestern und nahmen davon lieber Abstand – aber später, zu einer passenden Gelegenheit, wäre es doch richtig zünftig, einmal ... (Smiley: „Lächeln“)

    Wir zogen weiter nach Nordwesten und kamen zu dieser kleinen Insel, die, wie auf dem Bild, zuvor in der Ferne auszumachen gewesen war. Schon vom Wasser aus waren wir von diesem Eiland begeistert und erst recht, als wir ausbooteten und sie als Übernachtungsstelle begutachteten.

    Ankunft im Lager auf der Insel Tukoscak
    Nord: 43 grd, 57 min, 42 sec – Ost: 15 grd, 10 min, 19 sec

    Der Lagerplatz glich dem der „Geburtstagsinsel“, nur etwas kleiner – aber wieder Fläche genug, für unsere Kajaks, und unsere Liegematten und für unsere Ausrüstung aus den Booten, die noch trocknen musste. Wir ließen das alternative Ziel, den Kiesstrand, zugunsten dieses schönen Ortes fallen.



    Bild 05: Wir breiteten unsere Sachen in der Nachmittagssonne aus. Lee machte sich auf die Suchen nach Strandgut, „Seigl“ und Schädel, während ich zurückgeblieben war und zu rätseln begann, wie weit die Wetterprognose für heute noch stimmen könnte. In der Früh hat es ja noch geregnet, das war durchaus vorhergesagt. Dem Tag über klarte der Himmel auf, und es schien dauerhaft die Sonne, auch jetzt noch am späten Nachmittag. War nun die erste Schlecht-Wetter-Periode vorbei?



    Bild 06: Der Lagerplatz mit unseren Kajaks direkt an der Landestelle. Noch war der Himmel klar, aber am Abend zogen Wolken auf, ein böses Omen.

    Wir versuchten zunächst, die Nacht nur auf unseren Matten und im Schlafsack zu verbringen. Ich hatte den leichteren Schlaf und vernahm zuerst die Regentropfen, weckte Lee, und sie zelebrierte die Prozedur des Zeltaufstellens im Dunkeln wieder einmal perfekt - im Schein meiner Stirnleuchte. Das spärliche Licht benötigte sie aber nur am Anfang, bis alles Material aus dem Kajak geholt worden war, das Lee aus ökonomischen Gründen in verschiedenen Luken verstaut hatte.

    Im Zelt war es warm und stickig, aber nicht mehr feucht, so wie gestern beim Aufwachen, und das war für uns wichtiger als alles andere. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, im Outdoor-Bereich seine durchaus lieb gewordenen „gehobenen“ Ansprüche aus der Zivilisation herunterzufahren – das einfache Leben zu zelebrieren und ... zu genießen. (Smiley: „Lächeln“) Ein paar kurze Schauer gingen über uns hinweg, die uns aber jetzt im Zelt „kalt“ und insbesondere trocken ließen.

    Anmerkung und Tipp:

    Fahrtechnisch gab es keine Probleme, alles war wie am Schnürchen abgelaufen. Alle Überfahrten lagen unter 3 Kilometer bei guter Sicht und das Wetter blieb während des gesamten Törns ruhig.

    Zunächst hatten wir vor, auf Lavdara zu nächtigen. Aber die möglichen Liegeflächen waren noch mit Möwenkot verunreinigt, den der Regen noch nicht weggespült hatte. Außerdem war es dort relativ eng, sodass es schwierig gewesen wäre, bei Regen, das Zelt aufzustellen. Wir entschlossen uns für die Weiterfahrt, denn wir hatten letztendlich ein bestimmtes Ziel, den Kiesstrand, von dem die Wirtin so geschwärmt hatte, als Ausweg im Auge.

    Checke ich einen Lagerplatz ab, sehe ich mich auch in der Umgebung um, ob es noch eine Ausweichmöglichkeit gibt, falls das Areal aus irgendwelchen Gründen geräumt werden muss, zum Beispiel bei Überflutung, Sturm, Regensturz mit Schlammlawine oder sonstiger Unbill.

    Auf den Felsplatten der Insel Tukoscak war genügend Raum vorhanden, auch Ausweichmöglichkeiten weiter oben auf der Insel gab es, die gut zu erreichen waren. Diese Optionen hatte ich bereits bei der ersten Inaugenscheinnahme erkannt und war deshalb mit diesem Lagerort mehr als zufrieden. Im Prinzip konnte er nahezu als perfekt eingestuft werden, zumindest für uns. (Smiley: „Zwinkern“)

    Viele Grüße
    Beyond

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 8. Tag auf dem Wasser – 16.08.2015:

    Das dazugehörende Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #19
    „EINE KATZE UND ZWEI KATER“ (klicke: “hier“)



    Bild 01: Der Streckenplan vom 16.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

    Etmal: 3,0 km – gepaddelte Strecke gesamt: 130,9 km

    Suomalee war schon lange aktiv, als ich aus dem Zelt gekrochen kam. Ihre nassen Sachen, lagen bereits auf den Felsplatten oder hingen an dem Gerüst zum Trocknen. Etwas später gesellten sich auch meine Habseligkeiten hinzu.

    Das Zelt hat die Torturen des nächtlichen Unwetters prächtig überstanden. Wir räumten die Steine der Bodenbefestigung beiseite und ich half Lee, das aufgebaute Zelt hinüber zu den Steinplatten zu tragen, damit es ebenfalls trocknen konnte. Dabei diente Lee als „Zeltständer“, damit die leichte Brise auch wirklich alle Stellen erreichte. Innerhalb kürzester Zeit war das Zelt trocken und Lee verpackte es.

    Auch unsere Liegematten konnten bald verstaut werden. Nur die Handtücher und sonstige Utensilien aus Naturfasern blieben noch hängen.



    Bild 02: Das alles lag unter dem Zelt, um es von den rauen Steinen der Mole zu schützen. Außerdem dienten diese Bestandteile, alle aus Plastik, als zusätzliche Isolation. Das hätte wahrscheinlich in einem „Ernstfall“ nicht allzu viel genützt, aber man sollte jede Sicherheitsoption wahrnehmen, wenn sie auch nur psychologischer Natur ist. (Smiley: „Lächeln“)



    Bild 03: Überall lag unsere Ausstattung herum, damit Wärme und Wind ihre Arbeit tätigen konnten. Auch die Plane hing über dem Gerüst. Der Rest: Zeltunterlagen, Liegematten usw. waren großflächig auf den Felsplatten außerhalb des Bildes verteilt.



    Bild 04: Weil es erneut zu regnen begonnen hatte, improvisierte ich auf die Schnelle einen zugigen, windschiefen Planenkatamaran, damit wir wenigsten trocken unterkommen konnten. Lee kochte darunter ein verspätetes Frühstück oder ein verfrühtes Mittagessen, denn wir benötigten unbedingt etwas im Magen - Katerstimmung.

    Während wir darauf warteten, dass der Regen aufhörte, beratschlagten wir unsere Planung für diesen Tag. Noch eine regenreiche Nacht wollte keiner von uns an dem Anleger verbringen. Also entschlossen wir uns, wenn der Regen abebbt, in See zu stechen und bei der nächsten Gelegenheit einen Unterschlupf zu suchen. Der Hafen Sali wäre dann die allerletzte Option gewesen, aber als Notnagel noch akzeptabel. An etwas Positives mussten wir uns ja klammern.

    Weil uns fröstelte unter dem zugigen Dach, streiften wir nach dem Essen unsere Paddeljacken über und begannen das Lager abzubrechen.



    Bild 05: Abwasch war Männersache! Gut dass wir mit unserem Geschirr sparsam umgegangen sind. Zwei Kaffeetassen, ein Topf, ein Deckel-Teller und ein Essnapf hatten in der Regel ausgereicht.



    Bild 06: Kurz vor der Abfahrt konnten wir schon wieder lächeln. In unseren Paddelklamotten wurde uns während des Aufräumens wieder warm, zumindest oben herum und als wir in unseren Kajaks saßen und die Spritzdecke geschlossen hatten, auch unten herum.

    Ankunft im Lager auf der Insel Katina (Quasi-Ruhetag mit Standortwechsel)
    Nord: 43 grd, 53 min, 19 sec – Ost: 15 grd, 12 min, 59 sec

    Bereits in der Mala Proversa beim ersten Restaurant hatten wir Glück. Der Wirt stand am Kai und wir fragten ihn nach dem Wetter für diesen Tag. Den ganzen Tag nur Regen, meinte er ebenso missmutig, wie auch das Wetter war. Wir waren eigentlich etwas überrascht, als wir nach einem Zimmer für eine Nacht gefragt hatten und der Wirt unserem Ansinnen zustimmte. So schnell eine Bleibe zu finden, hatten wir gar nicht erhofft. Wenn wir das bereits gestern gewusst hätten ... (Smiley: „Plafondblick“)

    Unsere Stimmung erholte sich zusehends, als wir ausbooteten, trübte sich wieder ein, als wir vergeblich versuchten, mit dem Wirt ein Gespräch zu beginnen und hellte sich wieder auf, als uns das Zimmer nach einer geraumen Wartezeit zugewiesen wurde, weil es zuvor noch hergerichtet werden musste.

    Wir schleppten unsere noch feuchte Ausrüstung auf das Zimmer, belegten dort und im Bad jeden freien Platz mit unsren Sachen, duschten lauwarm und waren froh, schon beim ersten Anlauf, eine Logis gefunden zu haben. Als wir zum Fenster hinaussahen, hatte wieder Regen eingesetzt, der dieses Mal nicht so schnell aufhören wollte.

    So schlecht gelaunt der Wirt an diesem Tag gewesen war, so freundlich glich die Wirtin diesen Mangel aus. Wir hatten uns zum Abendmahl für Fisch entschlossen, ließen der Wirtin freie Hand, die Speisen auszuwählen. Wir taten gut daran, ihr die Entscheidung zu überlassen, denn das Fischgericht, das sie uns servierte, schmeckte vorzüglich.



    Bild 07: Leider haben wir keine Bilder von unserer Unterkunft gemacht, aber die Wirtin hat uns die Visitenkarte von ihrem Restaurant gegeben, die ich hier abgebildet habe.

    Wir merkten, dass wir ein größeres Defizit an Schlaf von gestern Nacht hatten, das ausgeglichen werden musste. Deshalb zogen wir uns bald zurück. Kaum hatten wir uns zur Ruhe gelegt, schliefen wir auch schon ein. Gewiss hatte auch die Monotonie des Regens dazu beigetragen, der während der ganzen Nacht, draußen auf das Vordach hämmerte.

    Anmerkung und Tipp:

    Weil der letzte Beitrag zur „Beurteilung von Gewittern im Outdoor-Bereich“ etwas textlastig geraten ist, möchte ich Euch dieses Mal mit langen Erklärungen verschonen. (Smiley: „Lächeln“)

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 30.04.2016, 12:00.

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  • Beyond
    antwortet
    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

    Seekajak-Tour Dalmatien/Kornaten - 7. Tag auf dem Wasser – 15.08.2015:

    Die dazugehörenden Kapitel von Suomalee findet Ihr in Ihrem Post #12
    „SCHEIN UND SEIN“ und „APOKALYPSE NOW“ (klicke: “hier“)



    Bild 01: Der Streckenplan vom 15.08.2015, mit „google-earth“ erstellt.

    Etmal: 22,9 km – gepaddelte Strecke gesamt: 127,9 km

    Wie vereinbart, begaben wir uns auf einen Ausflug zum Einkaufen nach Sali. Natürlich packten wir unsere gesamte Ausrüstung zusammen, denn, obwohl wir vorgehabt hatten, wieder hierher zurückzukehren, war es sicherer, alles mitzunehmen. Man konnte ja nicht wissen, wohin es einen verschlagen wird. Außerdem hätte das Zurückgelassene als „Strandgut“ bezeichnet werden können – wäre fatal gewesen, z.B. beim Hopfengold. (Smiley. „Lächeln“)

    Kurzer Zwischenstopp auf der Insel Dugi Otok
    Nord: 43 grd, 52 min, 34 sec – Ost: 15 grd, 11 min, 59 sec

    Nach dem Kap Turcina legten wir eine kurze Pause ein, denn wir wollten eine Lager-Alternative erkunden, falls der Anleger bei unserer Rückkehr belegt wäre. Leider fanden wir an dieser Stelle, trotz guter Gelegenheit zum Ausbooten, keinen passenden Platz in entsprechender Größe, höchstens für ein Notlager unter Pinien.

    Zwischenstopp in Sali auf der Insel Dugi Otok
    Nord: 43 grd, 56 min, 15 sec – Ost: 15 grd, 09 min, 54 sec

    Seit unserem letzten Besuch im Jahre 2011 hat sich Sali sehr gewandelt, nicht von den Baulichkeiten her, sondern vom Publikum. Dieser Ort ist von einem beschaulichen Inselhafen zu einem Sammelbecken hektischer Geschäftigkeit mutiert.

    Wir kauften in einem überfüllten Supermarkt ein, erstanden in einer Bäckerei extra für uns frisch zubereitete Böreks, ließen uns die türkischen Strudel auf einer Parkbank schmecken und suchten dann eine Eisdiele auf. Es war die Hitze und die drückende Schwüle, die uns Lust auf Abkühlung in Form eines Speiseeises gemacht hatten.

    Wieder auf dem Wasser, waren wir froh, der Hektik des Hafens entronnen zu sein, und die leichte Brise auf dem Meer fühlte sich auf unserer erhitzten Haut erfrischend an.

    Ankunft im Lager auf der Insel Dugi Otok, Bucht nördlich hinter dem Südkap Vidilica
    Nord: 43 grd, 52 min, 10 sec – Ost: 15 grd, 11 min, 45 sec

    Alles war so, wie wir es verlassen hatten, auch keine Menschenseele war zu sehen. Nur SVETI, die weiße Katze, begrüßte uns wieder in ihrem Revier. Wir richteten uns abermals häuslich ein. Nicht ganz: Ich bereitete Lee langsam darauf vor, dass für heute Abend und in der Nacht Regnen und Gewitter vorhergesagt worden waren.

    Wir haben alle erdenklichen Alternativen in Erwägung gezogen, auch die, unseren Lagerplatz zu verlassen und in der „Zivilisation“ Unterschlupf zu suchen. Das sahen wir aber, jetzt bereits zur vorgerückten Stunde, als kontraproduktiv an. Wir hatten keine Informationen, ob bei den Restaurants, die sich in der näheren Umgebung befanden, Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden waren. Auf's Geratewohl bei angekündigtem Unwetter einfach loszupaddeln, wäre sträflicher Leichtsinn gewesen.

    Aus diesem Grund hatten wir uns entschieden, am Anleger zu bleiben, obwohl wir uns gewahr waren, dass durch die Bora ein Gewitter vom Velebit-Gebirge auf uns zukommen wird. Wir hatten noch genügend Zeit, das Zelt auf der Mole aufzustellen und es in aller Ruhe entsprechend abzuspannen und gegen den Sturm zu sichern. Als das Wetterleuchten im Nordosten über dem Velebit-Gebirge begonnen hatte, schickten wir uns an, unser Vorhaben zu verwirklichen.

    Nachdem wir uns auf das nun Bevorstehende eingehend vorbereitet, nur das Notwendigste (Liegematten) in das Zelt geräumt, alles andere (sogar die Schlafsäcke) in den Booten sicher verstaut hatten, suchten wir uns auf einer Steinplatte einen Logenplatz, nahmen die Tassen, das Hopfengold und genossen das nun beginnende Spektakel, aus der „Ersten Reihe“ ...

    Ich möchte hier meinen Bericht für diesen Tag und diese Nacht beenden und dafür auf die Erzählung von Lee verweisen, die die folgenden Stunden bis zum Abklingen des Gewittersturms sehr anschaulich im zweiten Kapitel unter dem Titel „APOKALYPSE NOW“ geschildert hat. Den Link dazu findet Ihr oben (ungefähr bis zur Mitte scrollen).



    Bild 02: „Schau, genauso sahen die drei Blitze beim Unwetter aus, die vor uns gleichzeitig auf eine der vorgelagerten Inseln einschlugen“, kommentierten wir beide spontan ein Firmenlogo, wie im Bild dargestellt, das uns bei der Heimfahrt an einem Lieferwagen aufgefallen war.

    Anmerkung und Tipp:

    Ein Forumsmitglied der Outdoorseiten hat zu Lees Unwetter-Beschreibung folgenden Kommentar abgegeben (Ich habe die Icons weggelassen und die Absätze mit Bindestrichen markiert.):

    Danke für den Reisebericht. - Zitat von Suomalee - „... Ich steckte meinen rechten Fuß in die untere rechte Zeltecke und meinen rechten Arm in die obere rechte Ecke, um das Zelt meinerseits auf dem Boden zu halten. Walter tat das Gleiche mit seinen linken Gliedmaßen auf der anderen Seite. ... Walter und ich hielten Händchen. ...“ - Das ist ja die denkbar ungünstigste Konfiguration, wenn ein Blitz in der Nähe einschlägt und Bodenströme auftreten. - Vor Nachahmung wird gewarnt, siehe VDE-Merkblatt "Blitzschutz beim Zelten".

    Hier gebe ich Suomalee völlig Recht und schließe mich ihrem Kommentar an, wenn sie folgendes geantwortet hat:

    Ich habe nur beschrieben, was wir gemacht haben. - Das Ganze ist auf keinen Fall eine Anleitung zur Nachahmung. - Wir hatten weiter nichts zum Schutz vor den Blitzen. - Im Zelt waren wir ausschließlich zum Schutz vor dem Regen! - Das ist ja gerade der Grund, wieso Walter und ich wirklich richtig Schiss hatten. - Im Nachhinein lässt sich natürlich mit Schmunzeln darüber berichten, doch die Situation war absolut gefährlich. - Gut, Händchenhalten war noch falscher als falsch ... - Danke für das Merkblatt, es ist in jedem Falle lesenswert ...

    Zusätzlich dazu möchte ich einen Kommentar aus meiner Sicht über die Gefahren bei einem Gewitter im Outdoor-Bereich abgeben und aufzeigen, welche Überlegungen zu dem Entschluss geführt haben, am Steg zu bleiben:

    01 - Der Anleger stellt die tiefste Stelle der gesamten Bucht dar. Nach allgemeiner Meinung ist dort die Gefahr eines Blitzeinschlags am geringsten. Diese Behauptung stimmt allerdings nur bedingt! Der Weg eines Blitzes hängt viel mehr von der dieelektrischen Beschaffenheit der Atmosphäre ab, als alleinig von den höchsten Punkten (Blitzableiter-Funktion). Gewiss werden aber beide Optionen zusammenspielen und sich ergänzen.

    02 - Zwischen dem heraufziehenden Gewitter und unserem Standort liegen noch mehrere Inselketten (Ugljan - Pasman / Iz - Sit / Lavdara - Zut), die als „Blitzableiter“ angesehen werden können.

    03 - Diese Inselketten wirken auch für die Gewitterwolken als Wall, an dem sie sich stauen und in der Regel hängenbleiben.

    04 - Durch den Seewind am Tag (z.B. Maestral) werden die Quellwolken landeinwärts getrieben und bildet so eine zusätzliche Sperre. Kennzeichen dafür sind die häufigen Regenfälle an der Küste und im Land, während auf See die Sonne scheint. Setzt einen Bora ein, unterläuft sie als Fallwind meist den Seewind und drückt ihn nach oben, sodass sich dann die „Wolkensperre“ sogar noch verstärken kann. Daher auch oft der Sonnenschein auf See, wenn die Bora bläst.

    05 - Durch die Zeltunterlagen, die zusätzliche Polsterung durch die zusammengefaltete Plane, den Zeltboden und unsere Liegematten hat sich die Isolierung erhöht.

    06 - Der Anleger ist zum Glück zu den sich im Meerwasser kreisförmig aufbauenden „Potential-Linien“ tangential gelegen, falls ein Blitz in Folge der Zugrichtung des Gewitters vor uns ins Wasser eingeschlagen wäre. Deshalb wären auch wir parallel zu den Potential-Linien gelegen. Das heißt: Der Potentialunterschied wirkt sich nur auf die Körperbreite und nicht auf die Körperlänge aus, was eine Minderung der am Körper anstehenden elektrischen Spannung um etwa 75 % (Rücken-/Bauch-Lage) und bis zu 90 % (Seitenlage, die wir ja durch das Abstützen des Zeltes eingenommen haben) bedeutet. Das Händchenhalten hätte im absoluten Gefahrenfall (Gewitter direkt vor/über uns) allerdings unterbleiben müssen, weil sich dadurch der Potentialunterschied und somit die elektrische Spannung erhöht! (Smiley: „Lächeln“) Na ja, lange hielten wir sowieso nicht Händchen, weil wir alle Extremitäten benötigten, das Zelt gegen den enormen Winddruck der Bora zu stabilisieren. - Bemerkenswert dabei ist, dass die „Bodenverankerungen“ (siehe dazu den Bericht von Lee) an den vier Zeltecken und an der Apsis auf der Mole dennoch gehalten haben. Die „menschlichen“ Stützen dienten lediglich nur dazu, damit das Zelt-Gestänge nicht knicken konnte. Das aber nur am Rande.

    07 - Die Potential-Linien (= Orte gleicher Spannung) eines Blitzes verlaufen bei homogenen Bodenbeschaffenheiten des Untergrunds (z.B. Wasser, Ackerboden, Wiesen, Sand usw.) von der Einschlagstelle aus dreidimensional kreisförmig bis sie das Potential Null erreicht haben. Man kann sich das bildlich so vorstellen, dass zum Beispiel im Meer alle Punkte mit dem gleichen Potential wie die Schale einer Halbkugel unter Wasser aussehen: In der Einschlagstelle mit maximalem Potential (= höchste elektrische Spannung) und dann mit immer größer werdendem Radius kontinuierlich bis Null abnehmend. Ist man im Meer (kleiner spezifischer Widerstand) vom Blitzeinschlag rund 100 m entfernt, so besteht nach Expertenmeinung kaum noch eine Gefährdung. In manchen Publikationen liest man sogar von nur 50 m. Wegen der halbkugelförmigen Ausbreitung gelten diese Werte auch für Taucher ... und für Fische. (Smiley: „Lächeln“)

    08 - Befindet sich ein Widerstand radial zum Einschlagpunkt, liegt an den Endpunkten des Widerstands eine Spannung an, die aus der Differenz des höheren zum niederen Potential entsteht. Beim Menschen nennt man das Schritt- oder Berührungs-Spannung. Es fließt nach dem Ohmschen Gesetz (U = I x R) der entsprechende Strom. Befindet sich nun dieser Widerstand tangential zum Einschlagpunkt (d.h. parallel zu den Potential-Linien) liegt an den Endpunkten des Widerstands keine Spannung an, weil am Widerstand das gleiche Potential ansteht. Es fließt deshalb auch kein Strom durch den Widerstand.

    09 - Der menschliche Körper (etwa 1.000 Ohm) verhält sich wie ein Widerstand. Damit für den Menschen einen Gefahr entsteht, muss der Widerstand der Person wesentlich kleiner sein, als der Widerstand der Substanz (Erde, Sand, Wasser usw.) auf der der Korpus liegt bzw. in der er sich befindet, damit ein entsprechend gesundheitsgefährdender Strom fließen kann. Physikalisch gesehen handelt es sich um eine Parallelschaltung von zwei Widerständen (Substanz und menschliche Körper) an denen die selbe Spannung anliegt und die Ströme entsprechend den Widerständen aufgeteilt werden. Das heißt: Ist der Körperwiderstand kleiner als der der Substanz auf der der Korpus liegt, fließt ein höherer Strom durch die Person. Ist der Körperwiderstand größer als der der Substanz auf der der Korpus liegt, fließt ein kleiner Strom durch die Person. Sind die Widerstände gleich groß, fließen auch gleich große Ströme (Das wäre ungefähr bei einem Menschen mit entsprechendem Fettgewebe in der Badewanne mit Leitungswasser oder bei einer Person, die im Freibad schwimmt, der Fall.).

    10 - Will man die Gefahren eines Gewitters minimieren, muss man auf drei Dinge achten:
    - nicht als Blitzableiter fungieren (z.B. nicht über einen Meter auf einer Ebene hinausragen),
    - einen großen Potentialunterschied vermeiden (z.B. geschlossene Beine),
    - das Material beachten, auf oder in dem man sich befindet (z.B. Meerwasser hat einen kleineren spezifischen Widerstand als der menschliche Körper, trockenes Erdreich, Sand, Fels usw. in der Regel einen größeren).

    Interessierte können natürlich im Internet dazu zahlreiche Einträge finden, mit mehr oder weniger guten Ratschlägen. (Smiley: „Lächeln“)

    Fazit

    Wir haben beim Abwettern sämtliche vorhandene Möglichkeiten wahrgenommen, um Schädigungen durch einen Blitzeinschlag zu minimieren. Es sind die örtlichen Begebenheiten berücksichtigt worden, ebenso das uns zur Verfügung gestandene Material, und wir haben unser ganzes Wissen über Gewitter im Allgemeinen eingebracht und ich meine berufsbedingt speziellen Kenntnisse über die Gefahren von Unfällen bei gerissenen Hochspannungsleitungen ((Auf das weitaus gefährlichere, ja lebensbedrohliche „Herzkammerflimmern“ bin ich nicht eingegangen, weil die Voraussetzungen wegen des Wechselstroms ganz andere sind!) und über den Blitzschutz von oberirdischen Telefonleitungen in ländlichen Gebieten, insbesondere in der Holledau mit seinen Hopfengärten, wenn es auch nicht explizit ausdiskutiert worden ist. - Den Umständen entsprechend sind wir optimal geschützt gewesen.

    Meine oben aufgezeigten Überlegungen über das Verhalten von Gewittern haben sich absolut bewahrheitet: Die Gewitterwolken sind tatsächlich bereits an der ersten Inselkette (Ugljan - Pasman) hängen geblieben und kaum darüber hinweggezogen (maximal bis zur Insel Zut). Zwischen dem Velebit-Gebirge und der dritten Inselkette hat sich der ganze Trubel ausgetobt. Die Proversa selbst ist von den Blitzen verschont geblieben.

    Dennoch hätten wir womöglich die ganze Situation in der Hochphase des Gewitters mit seinen permanenten Blitz- und Donnerschlägen wesentlich ängstlicher betrachtet und vielleicht sogar dann panikartig völlig falsch reagiert, wenn nicht das Hopfengold dazu beigetragen hätte, dass wir das Ganze so „locker“ gehandhabt haben. Achtung: Das ist keinesfalls eine Aufforderung, mit diesem probaten Hilfsmittel jedes Gewitter zu überstehen! (Smiley: „Zwinkern“)

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 04.05.2016, 07:56. Grund: Text angepasst

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