[RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

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  • Mortias
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    Holy Shit. War Dein Bericht schon vorher spannend und mit Cliffhangern versehen, so hat der Bärenangriff dem Ganzen natürlich nochmal ernorm einen draufgesetzt. Während ich beim Lesen Deines Berichtes und dem Betrachten der Bilder sonst ab und zu in dem Gedanken schwelge wie es wohl wäre selbst mal dort zu sein, so war ich bei der Schilderung des Angriffes heilfroh selbst so eine Situation nicht erlebt haben zu müssen.

    Und um das Thema Verhalten bei Bärenanrgiffen auch nochmal aufzuwärmen, so gibt es meines Wissens auch keine Ratschläge was denn zu tun ist, wenn ein Bär einen Menschen im Boot angreift. Die allgemein bekannten Ratschläge beziehen sich ja allesamt auf Situationen an Land. Wie soll ich mich beispielsweise im Falle eines echten Angriffes tot stellen wenn ich dabei in meinem Boot sitze? Hinzu kommt natürlich noch der Faktor, dass das Boot ja keinen Schaden nehmen darf, weil man ja sonst quasi in der Wildnis gestrandet ist. Da kann ich es in jedem Fall vollkommen verstehen, dass die Flucht hier das einzig vernünftige war. Erfreulich natürlich, dass im Endeffekt nichts passiert ist.

    Und davon abgesehen natürlich hammergeiler Bericht. Wirklich ein riesiges Highlight hier im Forum. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

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  • Intihuitana
    antwortet
    Oh Mann, dein Bärenerlebniss war ja wirklich absolut Haarscharf an der Katastrophe vorbei. 😮
    Ich glaube ich habe glatt doppelt mitgelitten, weil es mir mein eigenes Bärenscheinangriffserlebnis wieder in die Erinnerung geführt hat. Direkt ging der Puls hoch.
    Aber es stimmt schon, wenn man in so einer Situation ist, ist das ganze Lehrbuchwissen und allgemein der Rest der Welt Meilenweit entfernt. Man kann nur noch funktionieren und selbst wenn man in vorherigen Situationen schon gut reagiert hat und alles gut gegangen ist, heißt das nicht, dass es beim nächsten mal auch glatt gehen muss oder man die Nerven behält. Deine Bootssituation war ja so einmalig, dass man sie sich wenn man über gefährliche Tierbegegnungen nachdenkt kaum drauf kommen würde.

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  • Robtrek
    antwortet
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    Ein Tag an Bord – Zwischenfall auf der Kureika – Die Rolle der Ente

    Am 13. August starten wir unsere Flussfahrt auf der Kureika. Für die 70 km haben wir zwei Tage veranschlagt.

    Hier ist wiederum die Google-Karte unserer Tour, momentan befinden wir uns bei der hellblauen Marke vom 12.08.

    Die gleiche Gegend auf der sowjetischen Militärkarte: der Zusammenfluss von Erupchu (Эрупчу) und Kureika (Курейка), die hier von Nord nach Süd fließt (1:200.000, 1 Quadrat = 4x4 km).

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    Die Strömung ist am Anfang gar nicht schlecht. Nur der Wasserstand reicht noch nicht überall für eine glatte Durchfahrt. An einigen Gefällstrecken muss man weiterhin aussteigen und das Boot über Steine ziehen.

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    Doch bald beruhigt sich der Fluss, wird tief und träge. Wie sich herausstellt, ist die Kureika an ihrem Oberlauf ein typischer Taigastrom. Ohne Paddeln steht man quasi still.

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    Sergei und Lena kommen auf ihrem Katamaran zu zweit schneller voran und sind immer ein paar Flussbiegungen voraus. Ich sehe sie erst abends wieder.

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    Ich paddle ohne Pause und verbringe praktisch den ganzen Tag auf dem Boot. Um die Zeit fürs Mittagessen zu sparen, hat jeder für unterwegs einen Snack an Bord. Wir wollen heute möglichst viele Kilometer vorankommen. Sergei und Lena sind weiterhin sehr besorgt, dass sie es nicht rechtzeitig zu ihrem Rückflug am 30.8. nach Tura schaffen.

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    Mein einziger Landgang an diesem Tag. Menschliche Spuren sind immer interessant und werden zumindest kurz untersucht, das ist Ehrensache.

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    Endlose Paddelei ohne Hindernisse, und ohne Unterstützung durch irgendeine Strömung.

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    Gegen Abend. Das versumpfte Ufer bietet sich nirgendwo als Zeltplatz an.

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    Schließlich taucht doch noch ein geeigneter Lagerplatz auf einer Kiesbank auf. Von meinem Fisch-Mittagssnack ist noch die abgezogene Haut übrig. Hier brutzelt sie auf dem Feuer und ergibt das Dessert zum Abendessen.

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    Unser Lager auf der Kiesbank.

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    Es geht weiter. Der Oberlauf der Kureika behält auch heute den ganzen Tag seinen Charakter: still, einsam, am Ende der Welt.

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    Schon wieder sind sechs Stunden vergangen. Wir paddeln und paddeln durch die schweigende Taiga.

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    Der Tag geht langsam zu Ende. Die Kureika scheint ein ideales Brutgebiet für Enten zu sein. Ständig sieht man kleine Familien in Formation schwimmen. Sobald die Mutter mein Boot bemerkt, verzieht sie sich mit ihrem Nachwuchs stromabwärts. Fliegen können die Kleinen noch nicht. Wenn ich zu nahe komme, tauchen alle ab und schwimmen unter Wasser in Richtung Uferböschung, wo sich die Jungen still verhalten. Die Mutter hingegen taucht an einer ganz anderen Stelle wieder auf und schwimmt nun besonders auffällig vor mir her, um mich weiter stromabwärts zu locken. Sobald der Abstand zum Nachwuchs groß genug geworden ist, hat die Täuschung ein Ende. Jetzt zeigt sie, wie gut sie fliegen kann, und kehrt in einer großen Schleife zu den Jungen zurück. Dort dürfte sich das ganze Manöver bald wiederholen, denn nach mir kommen Sergei und Lena. Die beiden sind schon längere Zeit außer Sicht, aber allzu weit weg können sie nicht sein.

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    Diese Ente verhält sich ungewöhnlich. Sie ist allein zurückgeblieben, während weiter vorne eine große Schar Jungtiere stromabwärts schwimmt.

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    Die Kureika ist hier recht tief, aber nicht sehr breit, vielleicht 25 m. Anstatt vor meinem Boot zu flüchten, scheint die Ente geradezu auf mich zu warten. Sie schwimmt in der Flussmitte immer hin und her. Ein paar Meter nach rechts, ein paar Meter nach links.

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    Wieder nach rechts, wieder zurück. Ist das ein Ablenkungsmanöver, damit die Jungtiere noch mehr Vorsprung bekommen?

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    Als ich näher komme, weicht sie zum linken Ufer aus und schwimmt dann ohne jede Hast stromaufwärts an mir vorbei. Wahrscheinlich will sie mich wirklich nur von den Kleinen weglocken. Oder sie ist verletzt und kann deshalb nicht wegfliegen.

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    Ich benutze die Gelegenheit und mache ein paar Fotos. So nah kommt man an die Tiere sonst nicht heran. Da es hier keine Strömung gibt, stehe ich in meinem Boot praktisch auf der Stelle und kann die Ente eine ganze Weile lang gut beobachten.

    Von den Ereignissen der nächsten Minuten gibt es keine Bilder. Und wenn es sie gäbe, wären es vielleicht die letzten von dieser Reise geworden und der vorliegende Bericht hätte nicht erscheinen können.

    Während ich die Ente noch fotografiere, höre ich plötzlich in meinem Rücken das Geräusch spritzenden Wassers. Ich blicke über die Schulter zum rechten Ufer. Aus den Augenwinkeln erkenne ich hinter mir, aufgetaucht wie aus dem Nichts, die massige Gestalt eines Bären. Er steht auf den Hinterbeinen und schaut in meine Richtung. Das Raubtier muss sich aus dem Wald heraus über die Uferwiese angeschlichen haben. Am Wasser hat er sich aufgerichtet, um mich besser erfassen zu können. Dabei habe ich das Spritzen gehört.

    Ich halte die Kamera noch in der Hand. So ein großer Bär, so nah, was für eine Pose! Ich erinnere mich genau, wie der Fotograf in mir einen Atemzug lang mit dem Gedanken spielt, die Kamera ans Auge zu führen und dieses unglaubliche Bild zu machen. Doch die Entscheidung darüber, was weiter geschieht, liegt längst nicht mehr bei mir. Denn in diesem Augenblick kommt der Bär zum Ergebnis seiner Observation. Mit einem gewaltigen Sprung stürzt er sich nach vorne ins Wasser auf mich zu.

    Mit einem Fluch lasse ich die Kamera fallen und greife gleichzeitig nach meinem Paddel. Das sind Instinkthandlungen in Sekundenbruchteilen. Überlegt wird hier nichts mehr, es geht ums Leben. Der Selbsterhaltungstrieb steuert alles, was ich tue. Wie ein Berserker ramme ich das Paddelblatt ins Wasser, schaue bei jedem zweiten Schlag über die Schulter. Himmel, der Abstand wird kleiner! Hinter mir sehe ich einen großen Kopf aus dem Wasser ragen, der Bär schwimmt jetzt vielleicht noch fünf Meter entfernt. Wenn er mich einholt, ist es aus. Ein Schlag mit seiner Tatze würde mein Schlauchboot zerfetzen. Ich strampelnd im Wasser neben ihm... keine Chance.

    Wie viele Horror-Minuten meine Flucht dauerte, weiß ich nicht genau. Vielleicht zwei, vielleicht drei. Viel länger hätte ich das irrsinnige Tempo nicht mehr durchgehalten. Was mich rettet, sind zwei glückliche Umstände. Erstens wird der Fluss vor mir durch eine Kiesbank bis auf wenige Meter verengt, und an dieser Stelle gibt es ein kleines Gefälle mit etwas Strömung. Gott sei Dank, die Fahrrinne in der Engstelle ist frei. Mir schaudert jetzt noch bei der Vorstellung, dass sich mein Boot dort an einem Unterwasserstein festgefahren hätte.

    Ich paddle verzweifelt in die Strömung hinein, nehme etwas Fahrt auf. Hinter der Engstelle weitet sich der Fluss zu einer Art Bucht, ich halte auf die Mitte zu. Als ich mich das nächste Mal umdrehe, ist der Bär nicht zu sehen. Aber ist er wirklich weg? Ich suche den Wasserspiegel ab, dann den Waldrand. Nichts. Wahrscheinlich ist das Tier bei der Engstelle ans linke Ufer geklettert und in der Taiga verschwunden, die dort bis nahe ans Wasser reicht. Vielleicht auch, das ist der zweite rettende Umstand, weil an der Biegung 200 m stromaufwärts der Katamaran von Sergei und Lena aufgetaucht ist. Das mag dazu beigetragen haben, dass der Bär von mir abließ. Möglicherweise hat er ihre Stimmen oder Paddelschläge gehört. Gesehen hat er sie sicher nicht, Bären haben kein guten Augen.

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    Ich bin schweißgebadet und außer Atem. Der Katamaran kommt langsam näher. Jetzt erst fühle ich mich sicher und greife wieder zur Kamera, die die ganze Zeit über an meinem Hals baumelte. Später sehe ich anhand der Fotodaten, dass seit den Aufnahmen von der Ente etwas über 10 Minuten vergangen sind. Dazwischen liegen einige der kritischsten Momente, die ich in der Wildnis erlebt habe.

    Lena und Sergei grüßen fröhlich. Sie haben den Bären gar nicht gesehen. Als ich ihnen von den Ereignissen berichte, sind sie sprachlos. Vor allem Lena ist so geschockt, als ob sie das gefährliche Treffen selbst durchlebt hätte.

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    Links hinter Lena sieht man gelb markiert die Kiesbank, neben der die Engstelle liegt. Dort konnte ich dem Bären entkommen.

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    Ein Ausschnitt aus einem Foto, das ich ca. 10 Minuten vorher gemacht hatte. Im Vordergrund die Ente und meine Fluchtroute durch die Engstelle. Hinter der Kiesbank (gelb) sieht man die Schar der Jungtiere (blau), von der die Ente mich wahrscheinlich ablenken wollte.

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    Später besprechen wir die Ereignisse. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte dieser Bär noch nie zuvor Menschen gesehen. Er lag im Wald versteckt, als ich mich langsam auf dem Fluss näherte, sonst hätte ich ihn bemerken müssen. Vielleicht beobachtete er die Ente - mit seinem ausgezeichneten Gehör und Geruchssinn, denn wie gesagt nehmen Bären ihre Umwelt nicht in erster Linie über die Augen wahr. Eine gesunde, flugtüchtige Ente, die nur ihr übliches Ablenkungsmanöver durchführte, wäre für ihn unerreichbar. Falls die Ente allerdings verletzt war und er sie schon länger im Visier hatte, wäre ich ihm vielleicht als Konkurrent um die potentielle Beute erschienen - eine mögliche Erklärung für sein Verhalten.

    Doch das bleibt alles Spekulation. Sicher ist hingegen der weitere Ablauf: der Bär hat sich in meinem Rücken ungefähr 50 m über die Wiese angeschlichen. Gehört habe ich bis zuletzt nichts. Der träge Fluss rauschte nicht, kein Wind wehte. Um mich herum herrschte, wie meistens in der Taiga, Totenstille.

    Am Ufer hat er sich dann auf die Hinterbeine aufgerichtet - ein typisches Verhalten für Bären, die ein Objekt, sei es Beute oder Konkurrent, genauer observieren und gleichzeitig möglichst groß und bedrohlich erscheinen wollen. Aus der geringen Entfernung konnte er auch mit schwachen Augen meine Größe einordnen, und die fällt beileibe nicht unter die Kategorie "klein und mickrig". Mein Boot ist drei Meter lang, ich selber wiege an die 100 kg. Zusammengenommen mussten wir deutlich größer erscheinen als ein schwimmendes Rentier - das gößte Objekt, das einem Bären aus seiner Erfahrung bekannt sein dürfte. In irgendeiner Weise unabsichtlich provoziert habe ich das Tier nicht. Mein Boot lag die ganze Zeit ein paar Meter vor der Ente ruhig auf dem Wasser. Ich machte keine heftigen Bewegungen und keine Geräusche. Der Bär kam bei seiner Observation wohl schlicht zu dem Ergebnis, dass er der Stärkere sei, und griff sofort an. Der Geruch des Menschen, für die Tiere angeblich unangenehm, schreckte ihn nicht.

    Ob es ein Scheinangriff war, um mich von der Ente zu vertreiben, oder ob er in mir eine lohnenswerte Gelegenheitsbeute sah, spielt im Ergebnis keine Rolle. Im Verlauf so eines Angriffs kann man durch sein Verhalten auch schnell vom Konkurrenten zur Beute "umgestuft" werden. Wer sich vor einem Bären zur Flucht wendet, wird meistens wirklich attackiert, auch wenn es sich bis dahin nur um einen Scheinangriff gehandelt haben sollte. Alle Ratgeber sagen deshalb das gleiche: wenn sich ein Bär gefährlich nähert - auf keinen Fall umdrehen und weglaufen! Aufgrund der Erfahrung, wie mein Verhalten in dieser Situation allein vom Überlebensinstinkt gesteuert wurde, stellt sich natürlich die Frage: wie viele Trekker, z.B. aus diesem Forum, würden in einer ähnlichen Situation langsam und kaltblütig - so fordert es die Theorie - zur Seite ausweichen, ohne durch Wegrennen einen Angriff zu provozieren?

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    In den Kommentaren zu diesem Reisebericht wurde ja früher schon einmal das Thema angeschnitten, welche Abschreckmittel gegen Bären am meisten Sinn machen. Eine Lehre aus dem Zwischenfall auf der Kureika: es gibt Situationen, in denen weder ein Gewehr, noch Bärenspray, noch die von mir mitgeführte Knallrakete ("Raketnitsa") etwas nützen. Mir blieb schlicht keine Zeit, die Raketnitsa aus der Hosentasche hervorzuholen. Und der Überlebensinstinkt dachte in diesem Moment auch nicht an Abschreckung, sondern befahl nur eins: "Weg hier!"

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    Das war ein ziemlich schlimmes Bärenerlebnis. Über die Jahre hat sich bei mir eine ganze Reihe solch unangenehmer Begegnungen angesammelt. Wer zu seinem Privatvergnügen in die Wildnis geht, darf hinterher nicht meckern, wenn er diese Wildnis an der eigenen Haut zu spüren bekommt. Ein Bär ist keine harmlose Touristenattraktion, auch nicht des Menschen Feind - er ist einfach nur ein Raubtier und verhält sich entsprechend, mit der gleichen Daseinsberechtigung wie wir alle. Meistens kommt es dabei nicht zu Konflikten mit Menschen. Das ist aber kein Grund, die zweifellos vorhandene Gefahr zu bagatellisieren. Beschönigung oder Verharmlosung ändern nichts an der Realität vor Ort. Andere Trekker auf unseren Spuren sollten selbstverständlich auf kritische Bärenbegegnungen vorbereitet sein, auch wenn "bisher noch nie etwas passiert ist".

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    Nach 9 Uhr abends. Wieder müssen wir lange nach einem Lagerplatz suchen. Sobald eine potentiell geeignete Stelle auftaucht, bedeutet dies: anlegen, das Ufer hochklettern, den Grund ablaufen. Eine Enttäuschung folgt der nächsten. Alles ist feucht, uneben, versumpft. Bei einem dieser Stopps stoße ich noch einmal auf Spuren von Menschen.

    Uns sitzt noch der Schreck der heutigen Begegnung im Nacken. Ständig hat man ein ungutes Gefühl, als ob in diesem Moment in der Dunkelheit hinter einem irgendetwas passieren würde. Bären sind dämmerungs- und nachtaktiv. Wen man wieder im Boot sitzt und sich einige Paddelschläge vom Ufer entfernt hat, spürt man jedesmal die Erleichterung.

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    Kurz bevor es zu dunkel wird, um vom Wasser aus noch etwas am Ufer unterscheiden zu können, finden wir eine Stelle für unser Camp.

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    Meine Gummistiefel sind abermals undicht. Der Kleber hält nicht, die Flicken lösen sich ab. Ich sitze am Feuer, bis die eiskalten Füße endlich warm werden. Bleibt man aber zu lange in der Nähe der Flamme, wird das Gummi der Stiefel mit einen Schlag höllisch heiß.

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    Unsere Fahrt auf der Kureika neigt sich dem Ende zu. Morgen bleiben noch drei Kilometer bis zum Beginn des nächsten Trekkingabschnitts.

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    Der letzte Tag an der Kureika. Vor der Weiterfahrt erledige ich einige Reparaturen, die sich angesammelt haben.

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    Zunächst die Gummistiefel. Ich probiere es heute mal mit einem speziellen Gummikleber, den Sergei dabei hat. Aber der wird auch nicht lange halten. Später auf der Tour finde ich heraus, dass mein PUR-Kleber doch sehr gut geeignet ist. Man darf nur keine Flicken aus Gummistiefelmaterial verwenden, sondern muss stattdessen etwas PVC vom Bootsmaterial nehmen. Damit bleiben die Schuhe dann wieder ziemlich lange dicht.

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    Während der Kleber auf den Gummistiefeln trocknet, lerne ich das Innenleben meiner Angelrolle kennen. Ein Metallteil hatte sich verhakt und ist dann durchgebrochen, jetzt blockiert es den Aufrollmechanismus. Mit Bordmitteln gelingt es immerhin, die Angel auch ohne das Teil wieder verwendbar zu machen. Der Vorschub für das gleichmäßige Aufrollen der Angelleine funktioniert danach zwar nicht mehr, was häufig zu einem Chaos aus unentwirrbaren Schleifen und Knoten führt. Mit der Zeit lernt man aber, diese "Perücken" durch geschicktes Handling beim Auswerfen und Einholen weitgehend zu vermeiden. Die Angel wird später am Kochechumo noch für viele Kilo leckeren Fisch sorgen. Das Ende meiner Tour wird sie aber nicht mehr erleben.

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    Das Wetter bessert sich, wir machen uns auf den Weg.

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    Wir passieren einen markanten Zufluss, wahrscheinlich den Gongda.

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    Zur Positionsüberprüfung schalte ich das Handy mit der Militärkarte ein. Hier können wir uns keinen Fehler erlauben. Dem Gongda dürfen wir auf keinen Fall aufwärts folgen, er würde uns nach einiger Zeit zurück nach Norden ins Herz des Putorana führen. Der von uns gesuchte Fluss heißt Hegochar und führt nach Osten. Gongda und Hegochar liegen laut Karte nur einen Kilometer auseinander in einem weiten, versumpften Tal, das von niedrigen Bergketten begrenzt wird.

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    In der Flussbiegung voraus muss die Einmündung des Hegochar liegen. Lena und Sergei fahren 100 m hinter mir. Sie sehen in diesem Moment, wie am rechten Ufer ein Bär aus dem Gebüsch kommt und auf mein Boot zu läuft. Er ist noch nicht ausgewachsen und dreht bald wieder ab, um sich in den Wald davonzutrollen. Das spielt sich alles hinter meinem Rücken ab und ich bemerke nichts davon.

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    Die Mündung des Hegochar.

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    Letzte Blicke stromabwärts auf die Kureika.

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    Noch für weitere 50 km wird der Fluss seinen ruhigen Charakter beibehalten. Dann aber beginnen Stromschnellen und Canyons, die sich mit Unterbrechungen bis kurz vor Vladimirs Hütte hinziehen und im Großen Kureika-Wasserfall ihren Höhepunkt finden.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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    In drei Stunden haben wir die Boote abgebaut, einigermaßen getrocknet, und in unseren Rucksäcken verstaut.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put521_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 491,3 KB ID: 3011558

    Es kann losgehen! Vor uns liegt der dritte Trekkingabschnitt, der über ca. 30 km von der Kureika bis zum Kochechumo führen soll. Es wird nicht nur eine der landschaftlich schönsten Etappen, sondern auch die historisch interessanteste.

    (Fortsetzung folgt demnächst)

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put522_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 762,6 KB ID: 3011561
    Zuletzt geändert von Robtrek; 10.01.2021, 22:31.

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  • sibirier
    antwortet
    Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
    Haben die russischsprachigen oder -stämmigen User im Forum (I'm looking at you, sibirier 😉 ) genauere Infos dazu, ob das Kraftwerk wirklich realisiert werden soll oder bereits wurde?
    Ehrlich gesagt,kann ich dazu so gut wie gar nichts sagen,ausser dass das Wasserkraftwerk nicht existiert.Ich ineressiere mich für die Gegend schon lange und habe bis jetzt nie davon gehört.
    Auf der russischen Wikipedia Seite steht die letzte Aktualisierung der Info von 2009. Ich schätze seit dem hat sich nichts geändert
    Die Geschichte erinnert mich an das Projekt Ural Promyschlennij-Ural Poljarnij (es gibt keine deutsche Version https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%96...%D0%B0%D1%8F-2 ).
    Eine Eisenbahn zwischen Mittelural mit seinen vielen Fabriken und grossem Betriebwerk und dem öl-und gasreichem Norden.
    So gegen 2010 gross und laut angefangen...

    ... bis jetzt liegt da keine einzige Eisenbahnschiene Das ist Russland. Wir mögen es viel und laut rumzuschreien wie cool und kräftig wir sind ))) Manchmal ist es wirklich der Fall...manchmal nicht... )))
    Zuletzt geändert von sibirier; 09.01.2021, 09:55.

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  • Fexy
    antwortet
    Da hast du uns ja mit dem ersten Cliffhanger eine ganze Weile baumeln lassen... aber schön, dass es jetzt weiter- und die Situation gut ausgegangen ist!
    Bin gespannt, was als nächstes kommt!!

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  • urmeli
    antwortet
    Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen

    Vielen Dank für deinen Kommentar, stellvertretend auch für die netten Worte der anderen User hier. Soweit mir bekannt, ist Middendorf nördlich am Putorana vorbeigezogen und hat bei klarem Wetter ein großes Bergmassiv am Horizont gesehen. Er hat als erster Wissenschaftler davon berichtet. So richtig ins Herz des Putorana, also auch in unsere Tourengebiete von 2016-2019, ist keiner der großen Entdecker Nordsibiriens vorgestoßen. Das war bis ins 20. Jh. ein weißes Blatt auf der Karte. Wenn dich die Geschichte des Putorana interessiert, findest du evtl. bei der Suche nach folgenden Namen noch mehr. Wenn man Glück hat, wird wird bei Eingabe der russischen Namen auch ein englischsprachiger Artikel angezeigt, oder man behilft sich mit Auto-Translate.

    Der von dir erwähnte Middendorf A Th - Миддендорф А. Ф. 1848

    Lopatin I A, Schmidt Friedrich Karl - Лопатин И. А., Шмидт Ф. Б. 1866

    Chekanovsky A L - Чекановский А. Л. 1873-74

    Tolmachev I P - Толмачев И. П. 1905-06. Er schrieb: "Das riesige Gebiet von mehreren hunderttausend Quadratkilometern, das von Middendorf und Chekanovsky eingekreist wurde, ist eines der am wenigsten erforschten Gebiete nicht nur Sibiriens, sondern der ganzen Erde." Tolmachev war der erste, der ins Innere des Putorana vorstoßen konnte. Seine Route (Turukhansk - Kureika bei Vladimirs Hütte - Kotui Oberlauf - Essei-See - Moiero - Kotui Unterlauf - Khatanga) deckt sich teilweise mit unseren Touren von 2016 und 2018. Tolmachev bemerkte damals, dass das Putorana von den Tungusen praktisch unbesiedelt war.

    Baklund O O - Баклунд О. О. - Weggefährte Tolmachevs, der nach der Expedition einen anderen Weg zurück nahm. Auch nach Tolmachev und Baklund wies die russische Karte des Putorana von 1910 noch gewaltige Fehler und Lücken auf. Bergketten und Flussverläufe hatten z.T. nichts mit der Realität zu tun, sie beruhten im wesentlichen auf Erzählungen der Tungusen. Im Großen und Ganzen korrekt dargestellt waren immerhin die Flüsse Kureika, Beldunchana, Gongda, und Kochechumo, die alle auf unserer Tour von 2019 eine Rolle spielen.

    Urvantsev N N - Урванцев Н. Н. 1920-29. Er konnte auf seinen Expeditionen viele weiße Flecken schließen und Fehler korrigieren.
    Wunderbar, danke für die Literaturliste. Da werde ich mich mal durchwühlen! Wahnsinn, dass selbst 1920 dort noch weiße Flecken geschlossen werden konnten.
    Erinnert mich (auch wenn das natürlich eine andere Liga ist, da eigenständige Insel und so weiter) an Sewernaja Semlja, das 1913 als "the last major discovery" galt. Auch hier war ich zugegebenermaßen überrascht, dass so spät noch blinde Flecken auf unserem Planeten aufgedeckt wurden.

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  • Robtrek
    antwortet
    Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
    Bei meiner weiteren Recherche habe ich gelesen, dass in Turuchansk das weltweit größte Wasserkraftwerk mit einer Staumauerhöhe von 200m geplant ist; der aufgestaute See soll nach den Plänen der größte künstliche See der Erde werden. Das hätte sicherlich Auswirkungen auf ganz (Nord)sibirien und das Putorana.

    Haben die russischsprachigen oder -stämmigen User im Forum (I'm looking at you, sibirier 😉 ) genauere Infos dazu, ob das Kraftwerk wirklich realisiert werden soll oder bereits wurde?
    "bereits wurde" - nein, zum Glück ist es bisher nicht über die Planungen noch aus sowjetischer Zeit hinausgekommen.

    "realisiert werden soll" - Andere User können vielleicht mehr dazu sagen, aber ich fürchte, das ist langfristig nicht ausgeschlossen. Beispiele gibt es: 2003 plante man, im Stanovoi-Gebirge nahe des Toko-Sees, genannt die "Perle Yakutiens" oder "Baikal Yakutiens", Russlands größte Kohlemine zu erschließen. Wir haben damals eine Rafting-Tour ab dem See durchgeführt, um diese Natur noch zu sehen, bevor sie vernichtet wird. Danach wurde das ganze Kohle-Projekt auf Eis gelegt. Glück gehabt! Ja denkste. 10 Jahre später hatte man eine 200 km lange Eisenbahnlinie dahin gebaut und die Mine aus dem Boden gestampft. Wir sind 2014 mit einem dieser Kohlenzüge zu einem anderen Fluss gefahren, hab in meinem Sammelthread mal was darüber geschrieben. Solche Beispiele gibt's in Sibirien leider einige. Bei uns regt man sich über den Import von schmutzigem Frackinggas auf, als ob Erdgas aus frisch vernichteter unberührter Wildnis ökologisch irgendwie besser wäre. Trauriges Thema.

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  • Robtrek
    antwortet
    Zitat von urmeli Beitrag anzeigen
    Der Bericht hat mein weiteres Interesse an dieser Gegend geweckt. Anderen Interessierten kann ich nur wärmstens die Berichte von Alexander Theodor von Middendorf empfehlen ... Wenn man den Bericht hier gelesen hat und weiß wie schwer das Vorankommen im Putorana ist, dann ist man umso faszinierter, wenn man die Reiseberichte von Middendorf liest.
    Vielen Dank für deinen Kommentar, stellvertretend auch für die netten Worte der anderen User hier. Soweit mir bekannt, ist Middendorf nördlich am Putorana vorbeigezogen und hat bei klarem Wetter ein großes Bergmassiv am Horizont gesehen. Er hat als erster Wissenschaftler davon berichtet. So richtig ins Herz des Putorana, also auch in unsere Tourengebiete von 2016-2019, ist keiner der großen Entdecker Nordsibiriens vorgestoßen. Das war bis ins 20. Jh. ein weißes Blatt auf der Karte. Wenn dich die Geschichte des Putorana interessiert, findest du evtl. bei der Suche nach folgenden Namen noch mehr. Wenn man Glück hat, wird wird bei Eingabe der russischen Namen auch ein englischsprachiger Artikel angezeigt, oder man behilft sich mit Auto-Translate.

    Der von dir erwähnte Middendorf A Th - Миддендорф А. Ф. 1848

    Lopatin I A, Schmidt Friedrich Karl - Лопатин И. А., Шмидт Ф. Б. 1866

    Chekanovsky A L - Чекановский А. Л. 1873-74

    Tolmachev I P - Толмачев И. П. 1905-06. Er schrieb: "Das riesige Gebiet von mehreren hunderttausend Quadratkilometern, das von Middendorf und Chekanovsky eingekreist wurde, ist eines der am wenigsten erforschten Gebiete nicht nur Sibiriens, sondern der ganzen Erde." Tolmachev war der erste, der ins Innere des Putorana vorstoßen konnte. Seine Route (Turukhansk - Kureika bei Vladimirs Hütte - Kotui Oberlauf - Essei-See - Moiero - Kotui Unterlauf - Khatanga) deckt sich teilweise mit unseren Touren von 2016 und 2018. Tolmachev bemerkte damals, dass das Putorana von den Tungusen praktisch unbesiedelt war.

    Baklund O O - Баклунд О. О. - Weggefährte Tolmachevs, der nach der Expedition einen anderen Weg zurück nahm. Auch nach Tolmachev und Baklund wies die russische Karte des Putorana von 1910 noch gewaltige Fehler und Lücken auf. Bergketten und Flussverläufe hatten z.T. nichts mit der Realität zu tun, sie beruhten im wesentlichen auf Erzählungen der Tungusen. Im Großen und Ganzen korrekt dargestellt waren immerhin die Flüsse Kureika, Beldunchana, Gongda, und Kochechumo, die alle auf unserer Tour von 2019 eine Rolle spielen.

    Urvantsev N N - Урванцев Н. Н. 1920-29. Er konnte auf seinen Expeditionen viele weiße Flecken schließen und Fehler korrigieren.

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  • Meer Berge
    antwortet
    Und so spannend wie bei Karl May ist es sowieso!
    (Ich habe sie alle gelesen. Sie hatten den Vorteil, dass sie alle schon fertig geschrieben waren und ich immer weiter lesen konnte ... )

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  • Eifelmensch
    antwortet
    Total spannend. Das hat Schriftsteller Qualität. Hoffentlich geht es bald weiter!

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  • urmeli
    antwortet
    Ich oute mich als begeisterter aber bisher stiller Mitleser. Der Bericht ist in puncto Reiseziel und Schreibstil eines der größten Highlights hier auf ODS.

    Der Bericht hat mein weiteres Interesse an dieser Gegend geweckt. Anderen Interessierten kann ich nur wärmstens die Berichte von Alexander Theodor von Middendorf empfehlen, siehe die Ausgabe seiner Reiseberichte in der Edition Erdmann. Wenn man den Bericht hier gelesen hat und weiß wie schwer das Vorankommen im Putorana ist, dann ist man umso faszinierter, wenn man die Reiseberichte von Middendorf liest.

    Eine andere Sache noch: Bei meiner weiteren Recherche habe ich gelesen, dass in Turuchansk das weltweit größte Wasserkraftwerk mit einer Staumauerhöhe von 200m geplant ist; der aufgestaute See soll nach den Plänen der größte künstliche See der Erde werden. Das hätte sicherlich Auswirkungen auf ganz (Nord)sibirien und das Putorana.
    Die Informationen die ich dazu auf den deutsch- und englischsprachigen Seiten finden kann sind allerdings leider alle schon gut gealtert. Die deutsche Wikipedia spricht beispielsweise von einer Fertigstellung in 2020.
    Haben die russischsprachigen oder -stämmigen User im Forum (I'm looking at you, sibirier 😉 ) genauere Infos dazu, ob das Kraftwerk wirklich realisiert werden soll oder bereits wurde?

    Sorry für's Kapern des Threads. Bin sehr gespannt, wie es weitergeht!

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  • donjohannes
    antwortet
    Eine Freude, dass du uns teilhaben lässt an diesem Abenteuer. Da nehm ich den Cliffhanger klaglos hin.

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  • Blahake
    antwortet
    Aaaargh! Nicht schon wieder so ein Cliffhanger!!! Der letzte ist ja zum Glück gut ausgegangen. Trotzdem sind meine Fingernägel bei diesem Bericht sehr gefährdet! Und dabei hätte Dein Bericht das gar nicht nötig, der ist doch sowieso superspannend.
    Zuletzt geändert von Blahake; 06.01.2021, 21:59.

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  • rumpelstil
    antwortet
    Super.
    Und du bist echt ein Meister des Cliffhangers. Nicht zum ersten Mal.
    Danke.

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  • Robtrek
    antwortet
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put440_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 362,6 KB ID: 3010523

    Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt auf dem unbekannten Fluss Erupchu fort.

    Hier die Google-Karte unserer Tour, momentan befinden wir uns bei der hellblauen Marke vom 10.08.

    Zum Vergleich die Militärkarte: der Erupchu (Эрупчу) verläuft von West nach Ost bis zu seiner Mündung in die Kureika (Курейка), die hier in Nord-Süd-Richtung fließt (1:200.000, 1 Quadrat = 4x4 km).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put441_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 441,4 KB ID: 3010525

    Der Fluss teilt sich sich immer wieder in einzelne Kanäle mit starkem Gefälle. Dort ist ein Befahren nicht mehr möglich, das Boot wird an der Leine geführt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put442_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 481,8 KB ID: 3010526


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put443_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 369,1 KB ID: 3010522

    Doch am Ende solcher Verzweigungen wartet der Mühe Lohn: hier, an der Grenze von schnellem zu ruhigem Wasser, beißen die Fische besonders gut.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put444_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 415,2 KB ID: 3010524

    Sieben auf einen Streich! Diese Fische heißen “Harius“. Auf Deutsch, glaube ich, Äsche. Charakteristisch ist die schöne Rückenflosse.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put445_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 584,4 KB ID: 3010527

    Die ausgenommenen Fische werden sofort gesalzen. Die abgeschnittenen Köpfe werden nicht weggeworfen, sie ergeben eine kräftige Fischsuppe.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put446_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 440,1 KB ID: 3010529

    Den ganzen Tag geht es so weiter. Der Fluss erlaubt wegen der dauernden Gefällstrecken kein schnelles Vorankommen, aber er weist bisher auch keine größeren Schwierigkeiten auf. Das Angeln haben wir eingestellt, da unser Fischbedarf für heute und morgen gedeckt ist. Sergei ist ein sehr erfahrener und trickreicher Angler, aber er gehört nicht zu der Sorte, die aus Spaß an der Freud' immer weitermachen und den Fang dann wieder ins Wasser zurückwerfen. Und ich angle sowieso nur zur Proviantergänzung, nicht als Hobby.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put447_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 496,4 KB ID: 3010528

    Gegen Abend suchen wir einen Lagerplatz. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet. Die Ufer sind mit niedrigen Büschen bewachsen oder versumpft. Weiter weg vom Wasser lassen Felsbrocken nicht genügend Platz, um zwischen ihnen ein Zelt aufzustellen. Die Zeit drängt, denn Regen kündigt sich an.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put448_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 476,3 KB ID: 3010530

    Abendessen gegen 22 Uhr. Von den gesalzenen Fischen ziehe ich die Haut in einem Stück ab. Die Filets werden dann als Delikatesse roh gegessen. Die Haut, an der beim Abziehen immer einige Fleischreste hängen bleiben, wird wie üblich gegrillt und schmeckt knusprig besonders lecker. Im Topf köchelt die Fischsuppe aus den abgeschnittenen Köpfen. Wer wirklich alles verwerten will, kann bei mittelgroßen Fischen auch noch die Wirbelsäule mit den Gräten essen, nachdem diese über dem Feuer gut gegrillt wurden. Das ergibt eine Art Cracker.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put449_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 697,8 KB ID: 3010532


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put450_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 529,4 KB ID: 3010531

    Mehr Fisch zum Frühstück, diesmal gegrillt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put451_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 497,4 KB ID: 3010533

    Dazu Griesbrei mit Zimt, Rosinen und frisch gesammelten Blaubeeren. Ein Wort zum mitgeführten Proviant: das ist ganz normale Massenware aus dem Supermarkt. Spezielle Trekkingnahrung, gefriergetrocknete Fertiggerichte usw. würden sehr viel Platz wegnehmen und natürlich astronomische Summern verschlingen. Meine Ausgaben für 60 Tage Proviant liegen bei ca. 90 €.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put452_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 841,4 KB ID: 3010537

    Gestern ist mir die Angel zerbrochen, das muss vor der Weiterfahrt gerichtet werden. Der Reparaturset für so eine Expedition besteht übrigens aus PUR-Kleber für Boot, Zelt und Gummistiefel; Duck Tape (ein starkes Klebeband); dem Fischmesser; einem dünnen Schweizermesser; einer kleinen Zange zur Reparatur von Zelt-Reißverschlüssen. Und natürlich Nadel und Garn zum Flicken der Kleidung, die in der Taiga unweigerlich leidet. Die sehr stabilen Fjällräven Barents-Hosen, die ich gerne benutze, halten z.B. maximal drei solcher Touren aus. Danach ist der Stoff abgewetzt und reißt dauernd ein.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put453_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 522,9 KB ID: 3010534

    Der Smog der letzten Tage ist seit heute wie weggeblasen. Die Weiterfahrt verspricht schön zu werden.

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    Allerdings wird sie immer wieder durch Hindernisse unterbrochen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put455_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 576,6 KB ID: 3010536


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    Tolle Landschaft, ideales Wetter, ein interessanter Fluss – heute ist vielleicht der bisher schönste Tag dieser Tour.

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    Die Steinlabyrinthe werden länger, das Wasser tiefer. Immer seltener kann das Boot an der Leine durch solche Hindernisse geführt werden. Stattdessen muss man bei starker Strömung zwischen den Steinen navigieren und blitzschnell Entscheidungen treffen, wo die beste Fahrrinne liegt. Das ist technisch anspruchsvoll und macht großen Spaß.

    Wenn es nicht gelingt und man auf einen Unterwasserstein aufläuft, sitzt man plötzlich mitten im Fluss fest. Dann wird es unangenehm: das schwer beladene Boot ist in der starken Strömung jetzt nicht mehr so einfach zurück ins Fahrwasser zu drehen. Da hilft dann nur noch aussteigen; auf dem überspülten, glitschigen Stein balancieren, ohne ins tiefe Wasser zu fallen; und dabei das Boot Stück für Stück zurück in die Fahrrinne wuchten. Wenn die Strömung das Boot dann plötzlich ergreift und vom Stein herunterreißt, oft genug mit dem Heck voran, muss man schnell aufspringen und sofort mit dem Paddel gegensteuern - sonst landet man gleich auf dem nächsten Stein. Für saubere technische Ausführung bleibt dabei keine Zeit. Man sitzt im Boot irgendwie auf den Packsäcken, wo man beim Aufspringen halt gelandet ist, und fährt rückwärts zwischen den Steinen durch, beim Blick über die Schulter so gut es geht den Kurs korrigierend. Das geht solange, bis sich an einer etwas ruhigeren Stelle die Möglichkeit bietet, das Boot wieder richtig herum in die Strömung zu drehen.

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    Blick zurück auf eine gerade überwundene derartige Slalomstrecke.

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    Sergei und Lena habe ich schon seit heute Mittag nicht mehr gesehen. Sie sind vorausgefahren, während ich ab und zu mal anhalte, um bei dem schönen Wetter ein paar Fotos zu machen. Wir haben verabredet, dass wir uns an der Mündung des Erupchu in die Kureika treffen, bzw. schon vorher, falls auf der Strecke irgendein ernsthaftes Hindernis auftaucht.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put464_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 560,7 KB ID: 3010546


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put465_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 510,7 KB ID: 3010547


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put467_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 348,4 KB ID: 3010548

    Die Kureika ist erreicht. Sergei und Lena sind schon vor zwei Stunden angekommen. Hier zelten wir heute.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put466_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 659,6 KB ID: 3010550

    Wenn man in der Taiga Spuren von Menschen findet, dann oft an solchen Zusammenflüssen wie von Erupchu und Kureika. Hier ist es ein alter Gefrierkeller. Durch den sibirischen Permafrost hat man ja praktisch überall einen natürlichen Kühlschrank unter den Füßen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put470_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 508,2 KB ID: 3010552

    Man wundert sich vielleicht, wie es kommt, dass wir uns plötzlich wieder an der Kureika befinden. Das ist ja der Fluss, den wir mit dem Motorboot hochgefahren waren bis zu Vladimirs Hütte, dem Startpunkt unserer Trekkingtour. Das erklärt sich so: die Kureika entspringt im Herzen des Putorana und legt einen ausgesprochenen Zickzackkurs hin, bis sie nach fast 900 km in den Jenissei mündet. Vladimirs Hütte liegt auf halbem Weg zwischen Quelle und Mündung. Wir haben auf unserem Trek einen der gewaltigen Zacken abgeschnitten und sind jetzt wieder auf die Kureika gestoßen. Das Foto oben zeigt den Blick stromaufwärts ins Quellgebiet dieses riesigen Flusses, das nur noch 50 km entfernt liegt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put468_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 355,7 KB ID: 3010549

    Hier am Oberlauf der Kureika lässt sich nur alle Jubeljahre mal eine Touristengruppe blicken. Und wenn, dann kommt sie meist auf dem bequemen Weg, also per Helikopter aus Norilsk. Ein überaus teures Vergnügen – wir sind hier 360 km Luftlinie entfernt, das ist schon an der Grenze der Reichweite. Hin- und zurück schafft das ein Mi-8 Hubschrauber nur mit Zusatztank.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put469_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 422,9 KB ID: 3010551


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    Am nächsten Morgen machen wir uns für die Fahrt auf der Kureika bereit.

    Wer in der Kindheit die Abenteuer von Winnetou oder Kara Ben Nemsi gelesen hat, wird sich vielleicht erinnern, mit welchen Tricks Karl May die Spannung in seinen Büchern aufrechterhält. Zum Beispiel immer wieder mit dem Vorgriff auf kommende Ereignisse. Nicht sehr einfallsreich, aber wirksam:

    "Damals ahnte ich noch nicht, von welch großem Nutzen mir die beiden Gewehre in meinem späteren Wanderleben sein sollten."
    "Ich ahnte nicht, daß dieser Mann später als Mahdi eine so hervorragende Rolle spielen werde."
    "Als ich mich von Winnetou trennte, konnte ich nicht ahnen, dass es Monate dauern würde, bis ich meinen roten Freund und Blutsbruder wiedersah."

    ***

    "Als mein Boot gemächlich die Kureika hinabtrieb, konnte ich nicht ahnen, dass mich jede Flussbiegung einem der furchtbarsten Erlebnisse dieser Reise näher brachte!"


    (Fortsetzung folgt demnächst)


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put474_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 452,2 KB ID: 3010554
    Zuletzt geändert von Robtrek; 09.01.2021, 15:50.

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  • Robtrek
    antwortet
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put382_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 829,1 KB ID: 3010443


    Zurück auf dem Plateau – Im Smogwald – Die Erstbefahrung des Erupchu

    Nach dem erzwungenen Zelttag setzen wir unseren Weg durch den Wald in Richtung Höhe 1187m fort. Dort befindet sich der Pass, der uns zum Oberlauf des Flusses Erupchu führen soll. Wir hoffen, dass wir den Erupchu mit unseren Booten bis zu seiner Mündung in die Kureika befahren können - das würde uns mindestens 15 km Trekking ersparen. Es gibt aber keine Informationen über den Fluss, wie überhaupt der gesamte Abschnitt zwischen den Beldunchana-Seen und der Kureika ein unbeschriebenes Blatt auf unserer Tour ist.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put380_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 650,5 KB ID: 3010440

    Der Weg führt durch weiches, versumpftes Moos. Einer der schlimmsten Untergründe für Trekker, absolut kräfteraubend. Wo sind die Rentierpfade geblieben, die uns den Aufstieg bis hierher so erleichtert haben? Die klugen Tiere finden immer den besten Weg und vermeiden solche sumpfigen Abschnitte.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put383_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 646,9 KB ID: 3010441

    Auf dem Rückweg zum zweiten Rucksack gehe ich eine weit ausholende Zickzack-Route, um die verlorenen Rentierpfade aufzuspüren. Schließlich wird mir klar, wie die Tiere das Moos umgangen haben: sie sind runter zum Fluss. wo der Untergrund steiniger ist. Da die Ufer wechselweise unbegehbar sind, haben sie den Fluss immer wieder gefurtet.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put381_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 635,4 KB ID: 3010439

    Das mache ich nun auch. In den hohen Gummistiefeln ist das Furten nicht besonders problematisch.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put384_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 588,8 KB ID: 3010438

    Am Nachmittag erreichen wir die Baumgrenze.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put385_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 866,8 KB ID: 3010442

    Vor dem Anstieg zum Pass gibt es gegen 17 Uhr noch ein ordentliches Mittagessen. Doppelte Ration, Spaghetti mit...

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put386_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 613,9 KB ID: 3010445

    …Pilzsuppe

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put388_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 864,7 KB ID: 3010447

    Der Weg zum Pass ist lang, aber technisch einfach.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put387_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 461,2 KB ID: 3010444

    Dieses junge Rentier zeigt sich ungewöhnlich neugierig. Es umkreist uns dreimal hintereinander im Abstand von etwa 50 m.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put389_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 493,2 KB ID: 3010446

    Mit zunehmender Höhe weitet sich der Blick auf die Tafelberge des Plateaus.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put390_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 805,0 KB ID: 3010448

    Die Passhöhe ist erreicht. Sergei und Lena sind weit zurückgeblieben. Ich entschließe mich, meinen zweiten Ruckack erst morgen zu holen und das verbleibende Tageslicht lieber für eine Tour auf den Tafelberg zu nutzen, der über dem Pass thront. Von dort sollte man einen guten Überblick auf den weiteren Weg bis zum Erupchu haben.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put391_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 842,3 KB ID: 3010451

    Am Pass finde ich erstmals seit der Hütte wieder Spuren von Menschen. Eine alte Holzkonstruktion ohne Nägel, vielleicht Reste eines Schlittens.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put393_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 822,3 KB ID: 3010453

    Vom Tafelberg geht der Blick nach Süden zurück zur Passhöhe. In der Ferne erahnt man ein winziges Stück des großen Beldunchana-Sees, der über 60 km lang ist.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put394_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 406,3 KB ID: 3010449

    Der Berg fällt senkrecht zu einigen Seen ab, die einen natürlichen Pass zwischen den Beldunchana-Tal und dem Erupchu bilden. Eigentlich wollten wir dort unten entlanggehen und evtl. schon bei den Seen die Boote aufblasen. Die Verzweigungen des Nerakar-Canyons haben uns diesen Weg aber versperrt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put395_resize.JPG Ansichten: 0 Größe: 570,9 KB ID: 3010452


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put392_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 577,3 KB ID: 3010450

    Hier sieht man das Tal des Erupchu, wo wir morgen hinwollen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put397_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 626,0 KB ID: 3010456

    Der kleine Tafelberg ganz hinten rechts der Mitte scheint die Höhe 1268m zu sein, an der wir auf unserer Tour vorbeigekommen sind.

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    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 19Put399_resize.jpg Ansichten: 0 Größe: 542,9 KB ID: 3010455

    Von meinem Aussichtspunkt sieht man in alle Richtungen bis zum Horizont weitere Tafelberge. Der Wind bläst hier oben in Sturmstärke, und bei Sonnenuntergang wird es sofort ungemütlich kalt.

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    Ich steige ab. Inzwischen sind auch Lena und Sergei eingetroffen. Wir zelten direkt auf der Passhöhe.

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    Der nächste Morgen ist sonnig, aber schon etwas diesig. Hier kündigt sich wohl wieder Smog von weit entfernten Waldbränden an.

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    Vor dem Frühstück steige ich vom Pass hinunter und hole meinen zweiten Rucksack.

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    Im Verlauf des Tages wird der Smog schlimmer. Blick zurück auf den Aussichtsberg von gestern Abend.

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    Nach Erreichen der Baumgrenze halten wir nach einem Lagerplatz Ausschau. Nicht so einfach auf diesem geröllübersäten Hang, aber schießlich finden wir etwas.

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    Am nächsten Tag. Der Wald wirkt in der versmogten Atmosphäre verwunschen, wie in leichte Nebelschleier gehüllt.

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    Der Weg gestern war nicht einfach, immer wieder mussten große Blockfelder durchklettert werden. Diese Hindernisse setzen sich heute fort, aber insgesamt ist das Terrain hier im Wald doch sehr viel besser zu begehen.

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    Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und hinterlassen jetzt an geeigneten Stellen Zeichen, um uns nicht zu verlieren. Hier steht “Lena“, sowie Richtung und Entfernung (300 m) zu ihrem Standort. Dort machen sie wohl gerade Mittagspause.

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    Pilze wachsen hier in Hülle und Fülle. Man braucht nur einen Umkreis von 10 m abzusuchen, das reicht als Mittagessen für drei Personen.

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    Wir haben einen namenlosen Zufluss des Erupchu erreicht. Er führt hier relativ viel Wasser, und Sergei möchte sofort die Boote aufbauen. Ich bitte noch um etwas Geduld, zuerst will ich den weiteren Verlauf bis zum Erupchu erkunden. Wir vereinbaren, dass ich in spätestens drei Stunden um 21 Uhr am Lager zurück bin, sonst soll Sergei mich suchen gehen.

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    Wiederum menschliche Spuren - eine sehr alte Fuchsfalle.

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    Hier könnte man tatsächlich gut mit dem Boot fahren.

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    Aber hier schon nicht mehr. Und es wird schlimmer.

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    Keine gute Idee, hier Boot zu fahren. Das Ergebnis meiner Erkundung: Rafting auf dem Zufluss ist nur was für Masochisten. Die angrenzende Taiga ist hingegen relativ leicht begehbar, so dass man zu Fuß, sogar beim Pendeln mit zwei Rucksäcken, schneller vorankommen dürfte als mit dem Boot.

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    Ich komme noch rechtzeitig ins Lager zurück, um eine Suchaktion zu vermeiden. Sergei wollte sich gerade auf den Weg machen. Wir werden morgen also noch bis zum Erupchu weitertrekken und dort, hoffentlich, bessere Verhältnisse fürs Rafting vorfinden.

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    Am nächsten Tag. Wir queren den Zufluss zum Erupchu, der sich als nicht befahrbar herausgestellt hat.

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    Leicht begehbarer, lichter Wald mit festem Untergrund und klar erkennbaren Wildpfaden. So lieben wir die Taiga; so ist sie leider fast nirgendwo.

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    Johannisbeeren, Hagebutten, Blaubeeren: der Herbst hat begonnen. Das sind leckere Vitamine, man muss sich nur danach bücken. Die Verlockungen am Waldboden führen dazu, dass unser Marschtempo deutlich sinkt.

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    Bei meiner Erkundung war ich gestern bis zu diesem seltsam offenen Gelände vorgedrungen, dessen Entstehung sich keiner von uns so recht erklären kann. Wir nennen solche extrem leicht begehbaren Stellen “Autobahn“ (das deutsche Wort wird auch in Russland verstanden). Ein Quadratkilometer idealer, fester Untergrund mit nur vereinzelten jungen Lärchen. Warum wächst hier auf einer so großen Fläche kein Wald? Ein Wildfeuer kann die Ursache nicht sein, denn man sieht keine Wurzelstöcke von umgefallenen Bäumen.

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    Wieder eine alte Fuchsfalle.

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    Und noch eine. Das deutet darauf hin, dass dieses Gelände schon seit sehr langer Zeit so offen ist. Denn Fuchsfallen stehen vorzugsweise an offenen Stellen, häufig auf kahlen Hügelchen oder Anhöhen. Warum das so ist, weiss ich nicht. Es ist mir aber auf dieser Tour immer wieder aufgefallen.

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    Kurz darauf finde ich weitere Spuren von Menschen. Waren das Fallensteller, Rentierjäger, Rentierzüchter? Wahrscheinlich Ureinwohner, keine Russen. Aber wer weiß. Wir werden bei unserer Tour später noch auf höchst interessante Überreste stoßen, die beweisen, dass vor langer Zeit auf jeden Fall mehr Menschen in dieser Wildnis unterwegs waren als heutzutage.

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    Alles ist ohne Metall konstruiert.

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    Wir haben den Erupchu erreicht und wollen heute noch ein Stück auf dem Fluss vorankommen. Schnell werden die Boote aufgebaut und die Sachen wasserdicht verpackt.

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    Mittagessen gibt’s wie üblich zwischen 16 und 17 Uhr. Das Menü unterscheidet sich von Tag zu Tag kaum: Pilzsuppe, Tee, Reste von Zwieback.

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    Meine Gummistiefel sind wieder mal undicht und müssen geklebt werden. Dieses Paar war schon vor einem Jahr am Moiero im Dauereinsatz. Es war klar, dass 2019 die letzte Saison sein wird. An den Knickstellen kommt irgendwann Wasser durch, und die Sohlen sind nach so einer Tour sowieso völlig abgelaufen.

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    Stapellauf!

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    Einige Stromschnellen später haben wir das Gefühl, dass es für heute reicht, zumal sich an dieser Stelle ein hervorragender Lagerplatz direkt am Fluss anbietet.

    Nach dem Sichern der Boote wird normalerweise zuerst die Feuerstelle errichtet, inklusive Wäsche-Trockenständer. Während das Essen auf kleiner Flamme köchelt und Schuhe, Socken und sonstige Ausrüstung trocknen, werden die Zelte aufgebaut.

    Erschöpft neben einem warmen Feuer liegen in Erwartung des Abendessens, so wie Sergei im Bild oben – gibt es etwas Schöneres?

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    Zuletzt geändert von Robtrek; 07.01.2021, 15:05.

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  • Robtrek
    antwortet
    Zitat von sibirier Beitrag anzeigen
    Von Russen bin ich also der erste,der den Bericht liest ))) Über bisher unbekannte 5KS-Flüsse
    Ja Evgeny du bist wahrscheinlich der erste. Und jetzt wo du es erwähnst, erinnere ich mich... du hast doch im alten Jahr noch gesagt, dass Weisswasser Kategorie 4 dir nach deiner Chaya-Tour langweilig geworden ist und du deine Qualifikation erhöhen willst. Also die Flussfahrt Nerakar-Kureika bis Vladimirs Hütte, da hast du ne tolle neue Route die definitiv Kategorie 5 ist. Plus langer Anmarsch übers Plateau, da kommst du sogar insgesamt auf Kat. 6 und hast bald deinen "Master Sporta" in der Tasche. Als Erstbegeher hast du auch noch das Recht zur Benennung der Schlüsselstellen, also könnte eine der Stromschnellen vielleicht bald... O.D.S. heißen? Zur ewigen Verwirrung künftiger Generationen russischer Rafter.

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  • sibirier
    antwortet
    Es geht weiter! Gott sei dank )))
    Endlich was wirklich interessantes zu lesen!
    Von Russen bin ich also der erste,der den Bericht liest ))) Über bisher unbekannte 5KS-Flüsse und Wasserfälle,die es auf der Landkarte nicht existiert...hm...

    Sehr schön.

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  • Robtrek
    antwortet
    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
    Habt ihr für den Rest der Tour für solche Situationen dann eine Verabredung getroffen?
    Ja, ich habe sie gebeten, Zeichen zu hinterlassen, wenn sie vorausgingen. Sie waren ja zum Ende eines Tagesmarsches praktisch immer vor mir, da ich durch meine zwei Rucksäcke langsamer vorankam. Das mit den Zeichen hat dann auch ganz gut geklappt. Verloren haben wir uns trotzdem wieder, davon aber später.

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  • Meer Berge
    antwortet
    Puh, bin ich froh, dass alles gut ausgegangen ist.
    Für mein Empfinden hätten die beiden sich etwas mehr Mühe geben können, dich gleich wiederzufinden. Aber wenn ihr Plan war, dass sie auf dich an der Hütte, dem nächsten verabredeten Ziel, warten, ist das vielleicht zu verstehen.
    Wenn dir jedoch tatsächlich etwas passiert wäre, käme dann wirklich jede Hilfe zu spät.
    Habt ihr für den Rest der Tour für solche Situationen dann eine Verabredung getroffen?

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