[D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

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  • Abt
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
    Für die die Ukraine stimmt das nicht, da gibt es eigentlich ein recht umfangreiches Angebot. Mit welchem Teilgebiet hast Du denn Probleme? Auch für die rumänischen Karpaten kann ich mir das nur schwer vorstellen. .......
    auch Bulgarien ist kartenmäßig komplett erfasst, die Wege sind allgemein gut markiert.
    Zum Streckenverlauf gibt es zumindest zwei grobe Varianten. Aber OK,- im Extratread wenn ihr wollt.
    Zuletzt geändert von Abt; 24.03.2013, 10:02.

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  • chrischian
    Ein Gast antwortete
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
    @abt
    ... Die Ostrichtung umfasst idealerweise den ganzen Karpatenzug und trotz intensiver Recherche musste ich leider feststellen, dass es für Rumänien und Ukraine nur sehr unzureichend Karten gibt.
    Für die die Ukraine stimmt das nicht, da gibt es eigentlich ein recht umfangreiches Angebot. Mit welchem Teilgebiet hast Du denn Probleme? Auch für die rumänischen Karpaten kann ich mir das nur schwer vorstellen. Ja sicher, vor 1990 waren wir mit kopierten Skizzen unterwegs, aber die Zeiten sind vorbei.

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  • Enja
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Hallo Azaun,

    wenn du Infos zu den Karpaten möchtest, machst du dafür besser einen eigenen Thread auf. Das würde hier den Rahmen sprengen.

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  • lina
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Zitat von azaun Beitrag anzeigen
    Vielen Dank für deinen Bericht.
    Dem möchte ich mich anschließen
    Ich habe über die Strecke zwar schon auf Deinem blog geschmökert und mochte den Bericht dort, aber das alles nochmal hier und neu formuliert lesen zu können ist toll! Vielen Dank dafür, dass Du Dir die ganze Arbeit machst mit dem Nochmal-Schreiben! Das liest sich alles ganz wunderbar! Fein, dass es noch weitere Etappen gibt!

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  • azaun
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Hatte gedacht, du planst die Donau im Boot. Die Strecke ist nun wirklich nicht unerschlossen.
    Nee, steht weiter oben, sie möchte die Karpaten machen Slowakei, Ukraine, Rumänien,
    Für mich auch eine Traumstrecke. Vielleicht in Verbindung mit Eisenach – Budapest ohne Ungarn.
    Wenn es da vernünftige Karten gibt bzw. GPS-Tracks wäre ich auch gern Informiert.

    @German Tourist

    Vielen Dank für deinen Bericht.
    Der GR11 scheint schon eine Nr. für sich. Noch vor einem Jahr wurde er mir, von kompetenter Seite, als einer der wildesten, einsamsten europäischen Fernwege gepriesen. Wobei er auch die 45 Tage als notwendig erachtete.
    Na ja, klettern und hochgradig potentielle Verletzungsgefahren brauch ich keine. Mal sehen.
    Aber wie in deiner Zusammenfassung: In den Bergen gibt es zwei arten von Menschen (brauch nur an meine Verwandten in A zu denken).

    lg

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Camino del Norte: Irun bis Bilbao

    Irun war ein wichtiger Punkt in meiner Wanderung: Ab hier hatte ich das technisch anspruchsvolle Gelände endgültig hinter mich gelassen und würde jetzt nur noch auf Pilgerwegen unterwegs sein. Ich war noch nie gepilgert und hatte auch keine allzu hohen Erwartungen daran. Ich hatte diese Route gewählt, da ich einfach mal rausfinden wollte, was es denn mit dem Pilgern so auf sich hat. Dabei hatte ich bewusst den Camino del Norte gewählt, der nicht so überlaufen wie der Camino Frances ist und sich auch mit dem relativ wenig begangenen Camino Primitivo kombinieren lässt.

    In Irun angekommen steuerte ich erst mal das Postamt an. Dort erwartete mich hoffentlich ein Nachschubpaket mit Karten. Die spanische Post hat für Pilger extra das sogenannte „Paquete Xacobeo“ eingerichtet. Die Postämter entlang der Caminos bewahren so markierte Pakete sogar 30 Tage lang auf. Und tatsächlich fand sich mein Paket auch sofort an. Auch mit der Zimmersuche hatte ich Glück. Obwohl aufgrund eines Festivals im Nachbarort San Sebastian die Unterkünfte knapp waren, fand mir ein netter Mitarbeiter in der Touristeninformation eine preisgünstige Unterkunft, wo ich mich erstmal von den Pyrenäen etwas erholen konnte.

    Am nächsten Tag ging es weiter in das 25 km entfernte San Sebastian. Die Strecke entlang der Küste ist eigentlich sehr schön mit tollen Ausblicken auf das Meer. In einem der kleinen Küstenorte erwartete mich ein riesiger Menschenauflauf. Hunderte, ja tausende von Menschen warteten entlang der Bucht und Polizei versuchte die Neugierigen unter Kontrolle zu halten. Leider war mir anfangs völlig unklar, worum die ganze Aufregung ging. Als ich selbst außerhalb des Ortes immer noch dutzende von aufgeregten Fotografen herumrennen sah, fragte ich mal nach. Alle Passanten warteten auf die Einfahrt eines großen Kreuzfahrtschiffes in die Bucht. Das passierte nur wenige Male im Jahr, denn die Einfahrt war extrem eng und schwierig. Und da hörte ich auch schon das Tuten eines Ozeanriesen und konnte durch die Büsche einen kurzen Blick auf das schwierige Einparkmanöver erhaschen. Der Kapitän muss wohl ziemlich geschwitzt haben bei dem knappen Manöver....

    Mir war sehr unschlüssig gewesen, ob ich mich in dieser dicht bevölkerten Gegend mit Wildzelten versuchen oder mein Glück in einer Jugendherberge suchen sollte. Leider erwiesen sich alle potentiellen Wildzeltplätze als problematisch und so lief ich immer weiter, bis ich schon fast die Stadtgrenze von San Sebastian erreicht hatte. Die Jugendherberge am Stadtrand hatte auch noch ein Bett für mich, die Rezeptionisten versuchte aber eindringlich, mich in die zentralere Stadtherberge umzuleiten und reservierte dort auch ein Bett für mich. Maximal 40 Minuten Fußweg seien es dorthin..... Wahrscheinlich war sie Marathonläuferin, denn ich brauchte mehr als 1,5 Stunden und erhielt einen echten Kulturschock. Genau zur Zeit des abendlichen Paseos erreichte ich die Strandpromenade von San Sebastian. Heerscharen von Spaziergängern versperrten mir den Weg. Ich, im schon ziemlich mitgenommenen Wanderoutfit sah mich plötzlich mit Hunderten von aufgetakelten Spanierinnen im Minirock und High Heels konfrontiert – der Kulturschock hätte nicht größer sein können.



    Ich fühlte mich nicht sehr wohl im trendy San Sebastian, wo sich alles um die Strandpromenade drehte und ergriff schon am nächsten Tag die Flucht. Die weitere Strecke nach Bilbao eröffnete mir gleich alle Aspekte eines Pilgerwegs. Es gab zwar auch schöne Strecken durch vor allem Eukalyptuswälder und auch einige schöne historischen Wege, aber leider auch endlos viel Strasse. Vor allem die Gegend um die Großstädte war in einziger Betonalptraum, der so gar nichts mit Pilgeridylle zu tun hatte.

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  • Enja
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Das überrascht mich jetzt. Plane gerade meine eigene "Ost-Variante". Das geht eigentlich sehr gut. Hatte gedacht, du planst die Donau im Boot. Die Strecke ist nun wirklich nicht unerschlossen.

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  • German Tourist
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    @abt
    Gute Frage, denn ich "quäle" mich mit dem Ostteil dieser Wanderung schon seit geraumer Zeit herum und komme nicht wirklich weiter. Die Ostrichtung umfasst idealerweise den ganzen Karpatenzug und trotz intensiver Recherche musste ich leider feststellen, dass es für Rumänien und Ukraine nur sehr unzureichend Karten gibt. Wie schon einleitend geschrieben war mein Vorbild Nicholas Crane mit Karten aus dem Ersten Weltkrieg unterwegs....und leider hat sich das noch nicht grundlegend gebessert. Ich werde den Ostteil der Tour also noch eine ganze Weile vor mir herschieben und liebäugle zur Zeit eher mit einem logistisch etwas einfacherem Projekt: von Tarifa zum Nordkap, also vom südlichsten Punkt Europas zum nördlichsten.
    Den Ostteil der Tour werde ich sicherlich nicht vor 2016 in Angriff nehmen.

    Übrigens ist mein Reisebericht ja noch nicht zu Ende....

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  • Abt
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Danke für deinen tollen Bericht Christine.
    Das war die Westhälfte Europas.
    Wann geht es denn in die andere Richtung?

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  • azaun
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    dass der „Brotmann“ mit seinem Wagen alle Dörfer der Umgebung abklapper
    „Hör auf die Hupe“, ist in Spanien in der Pampa m.E eine goldene Faustregel um Vormittags (meist zw. 9 und 11) an Brot (aber auch ab und an Gemüse, Wurst, Käse) zu kommen. Auch an abgelegensten Orten mit ein paar Häusern. Zumal in Spanien kl. Ortschaften immer weniger Infrastruktur bieten (wie eben auch hier).
    Funktioniert recht gut und ich hab damit sicher über 50% meiner Broteinkäufe getätigt.
    Jemand der mit seiner coche Hupt und gleichzeitig stehen bleibt, hat meist was zu verkaufen (Vormittags).

    lG

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  • German Tourist
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Spanien: GR 11 Canfranc bis Atlantik

    In Canfranc erinnerte ich mich sofort an das riesige, völlig überdimensionierte Bahnhofsgebäude. Leider blieb mir nicht viel Zeit, es ausführlich zu bewundern, denn es war schon fast 20.00 Uhr als ich ankam und ich musste ja noch einen Wildzeltplatz finden. Das stellte sich leider als schwieriger heraus als gedacht. Entweder war das Gelände zu steil, zu nah an der Straße oder es zelteten schon andere Leute dort. In meiner Not endete ich schließlich auf dem grasbewachsenen Dach eines alten Betonbunkers.

    Am nächsten Tag wurde es noch mal richtig alpin. Diesmal konnte ich die tolle Landschaft auch etwas besser genießen, denn ich war jetzt den Zeitdruck los und das Wetter war großartig. Allerdings war ich in diesen eher zivilisierteren Regionen nun auch wieder mit den Problemen der Viehzucht konfrontiert. Die Weiden waren hier nicht eingezäunt und die Kühe liefen „beglockt“ frei herum – und versetzten mich in Angst und Schrecken. Ich hatte am Ende eines langen Tages gerade mein Zelt aufgebaut und bereitete mein Abendessen zu, als ich verräterisches Gebimmel hörte. Voll Entsetzen stellte ich fest, dass eine ganze Kuhherde talabwärts genau auf mein Zelt zusteuerte. Sollte ich flüchten? Als die Kühe näherkamen, konnte ich allerdings voller Erleichterung feststellen, dass sie sich nicht im geringsten für mich interessierten und sondern ganz einfach langsam an mir vorüberzogen. Das wäre in England nicht so gut ausgegangen...



    Danach verwandelten sich die felsigen Berge eher in hochgelegene Hügellandschaft, die leider Gottes ohne Wald völlig dem Wind und Wetter ausgesetzt war. Ich hatte nun so gar keine Lust, mitten auf dem Präsentierteller für Wind, Wetter und vorbeiziehende Kuhherden zu liegen, aber die Landschaft bot eines Abends überhaupt gar keinen Schutz. Da entdeckte ich in der Ferne eine kleine Hütte abseits des Weges und etwas Gebüsch. Ich schlug mich quer über die Wiese durch und stellte zu meiner großen Freude fest, dass die Hütte, eine Betonkonstruktion völlig unbewohnt war und einen hervorragenden Windschutz bot. Statt der erwarteten unruhigen und windigen Nacht schlief ich hier drin wie in Abrahams Schoß.

    Einige Tage später ging es weniger friedlich zu. Ich hatte gerade mein Zelt jenseits aller befahrbaren Forstwege und Straßen aufgeschlagen, als mir mitten in der ruhigen Berglandschaft ein knatterndes Motorrad entgegenkam. Ich war sehr beunruhigt, denn ich hielt den abendlichen Motorradfahrer für einen Hooligan – und von dergleichen Zeitgenossen möchte ich eigentlich nicht entdeckt werden. Eine halbe Stunde später löste sich die Situation allerdings in Wohlgefallen auf. Der „Hooligan“ kam zurück und trieb mit seinem Motorrad eine große Schafherde vor sich her – ein moderner Schäfer also. Freundlich winkte er mir zu und ich legte mich beruhigt zur Ruhe. Allerdings schlief ich nicht lange, denn schon wenige Stunden später wurde ich durch lautes Hufgetrappel geweckt. Eine Herde wilder Pferde galoppierte des nächtens direkt an meinem Zelt vorbei. Ich konnte nur hoffen, dass die Viecher nicht nachtblind waren und über mein Zelt stolperten...Interessanterweise tragen hier nicht nur die Kühe Glocken, sondern auch die Pferde.

    Überhaupt gab es allerlei interessantes zu sehen, z.B. eine mobile Einkaufsmöglichkeit. Ich war gerade in einem kleinen Dorf angekommen und fragte eine Frau auf der Straße, ob man hier irgendwo Brot kaufen könne. In Spanien wird Brot nämlich oft in der örtlichen Kneipe mit verkauft. Ich erhielt eine verblüffende Antwort: Sie warte gerade selbst auf den „Brotmann“. Sie habe ihn schon gehört, er müsse also bald kommen. Auf mein verblüfftes Nachfragen stellte sich heraus, dass der „Brotmann“ mit seinem Wagen alle Dörfer der Umgebung abklappert und jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit in den Ort kam. Keine zwei Minuten später war er dann auch schon da und ich konnte ein knuspriges Brot erstehen. Meine freundliche Informantin verschwand aber immer noch nicht, sondern wartete weiter auf den „Obst und Gemüse-Mann“. Zehn Minuten später rollte ein kleiner LKW auf den Platz, der Fahrer sprang heraus, kletterte auf seinen Truck und öffnete die Ladentheke. So konnte ich mein Mittagessen noch mit Aprikosen und Pfirsichen vervollständigen. Da war ich wohl ausnahmsweise mal zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen....



    So ganz nebenbei stieß ich dann auch noch auf jede Menge Bunker und Jagdunterstände. Immer wieder zwischen drin wilde Ponys, Schafe, Kühe. Die Landschaft war jetzt zwar nicht mehr so spektakulär, aber immer noch sehr interessant. Vor allem hatte jetzt das elende Klettern ein Ende – hier konnte ich wieder laufen und so ging es jetzt flott voran. Am 18.08. erreichte ich in Irun die Atlantikküste.



    Fazit: Der GR 11 war zwar traumhaft schön, aber viel anstrengender als gedacht. Eine etwas umfassendere Zusammenfassung der Pyrenäen und einige Tipps und Tricks befinden sich hier auf meinem Blog.

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  • changes
    antwortet
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    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
    Ich konnte es ja erst nicht so recht glauben, dass ich hier mitten in den Pyrenäen einen Amerikaner getroffen hatte, der mich kannte – aber genau das war der Fall. Es kam sogar noch besser: Er war im Jahr 2007 ebenfalls den AT southbound gelaufen und war immer einige Tage hinter mir gewesen – und hatte mich so schon durch die trail register kennengelernt.
    Auch eine Art "Spuren" zu hinterlassen, allerdings eine schöne Art die der Natur nicht schadet

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  • RockingKatja
    antwortet
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    Ah, die Zusammenfassung hatte ich noch gar nicht gesehen. Deine geteilten Erfahrungen sind Gold wert . Da fährt man dann nicht unbedarft dort hin, sondern weiß gleich, worauf man sich einlässt.
    Mich reizen anspruchsvolle Strecken. Ich kraxel lieber den ganzen Tage Berge hoch und und runter, als durch den schönsten Wald zu laufen Im Rahmen von 1-2 Wochen ist das sicher auch ne andere Nummer, als auf einem Long Distance Trail. Da kann das schnell nervig werden.

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    @Katja
    Dann lies Dir aber noch mal meine Pyrenäen-Zusammenfassung auf meinem Blog durch. Die Pyrenäen waren nicht ohne und ich kann die Tour nicht uneingeschränkt empfehlen. Es kommt halt sehr darauf an, auf welche Art von Touren man steht. Mir persönlich waren die Pyrenäen zu stressig, aber das ist halt Geschmacksfrage.

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  • RockingKatja
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    Na toll. Danke Christine.

    Dank deiner tollen Fotos und deines spannenden Berichts, wandern die Pyrenäen direkt mal in die Top 3 meiner nächsten Wanderziele...

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Spanien: Parc Aiguestortes i Estany de Sant Maurici bis Bielsa

    Am selben Tag, als ich mich von meinem spanischen Mitwanderer verabschiedete, hatte ich gleich noch eine interessante Begegnung auf dem Trail. Von weitem kam mir ein einzelner Wanderer mit leichtem Gepäck entgegen. Beim Näherkommen erkannte ich gleich einen amerikanischen UL-Rucksack und auch sonst sah der Wanderer doch sehr amerikanisch aus. Also habe ich ihn gleich mal auf Englisch angesprochen und siehe da, ich hatte recht gehabt. Sofort waren wir in ein interessantes Gespräch über amerikanische Langstreckenwanderwege verwickelt und als ich mich als „Triple Crowner“ outete, fragte mein Gegenüber wie aus der Pistole geschossen: „You aren't the famous GT, are you?” Ich konnte es ja erst nicht so recht glauben, dass ich hier mitten in den Pyrenäen einen Amerikaner getroffen hatte, der mich kannte – aber genau das war der Fall. Es kam sogar noch besser: Er war im Jahr 2007 ebenfalls den AT southbound gelaufen und war immer einige Tage hinter mir gewesen – und hatte mich so schon durch die trail register kennengelernt. Dan, mit trail name „Two litres“ war auf der HRP unterwegs und hatte dasselbe Problem wie ich: Wir hatten beide die Schwierigkeit des Geländes unterschätzt und lagen weit in unserem Zeitplan zurück.....

    Leider mussten wir in unterschiedliche Richtungen weiter und ich lief mal wieder geradewegs in ein Unwetter hinein. Der Himmel verdunkelte sich immer mehr und mir wurde angesichts der Pässe, die jetzt noch vor mir lagen, ganz anders zumute. Ich schleppte mich aber immer weiter und weiter und das Wetter verschonte mich auch mit dem Schlimmsten. Es regnete und hagelte zwar ab und an, aber ich konnte noch weiterlaufen. Allerdings sank meine Laune immer mehr gen Nullpunkt. Zwar war die Landschaft wieder mal traumhaft schön, aber ich hatte immer weniger Lust, über diese ewigen Geröllfelder zu klettern – vor allem nicht mit einem drohenden Gewitter über mir. Auf dem letzten Pass fing dann auch noch mit linkes Knie zu knacken an. Dennoch musste ich immer weiter, denn in diesen Geröllwüsten gab es keinen vernünftigen Zeltplatz. Als das Gelände endlich besser wurde, rannte ich förmlich abwärts, um zumindest noch vor Einbruch der Dunkelheit die Baumgrenze und damit zumindest etwas Wetterschutz zu erreichen. Glücklicherweise verwendete ich sehr viel Zeit für die Zeltplatzsuche an diesem Abend. Kaum stand mein Zelt nämlich, ging es so richtig los: Ein Hagel- und Schneesturm brach los, der sich gewaschen hatte. Der Berge wackelten förmlich und ich hatte richtig Angst, dass mein Zelt von den Hagelkörnern beschädigt werden würde. Draußen war mittlerweile alles weiß vor Hagel und Schnee. Erst mal gab es eine kurze Gewitterpause und dann brach die nächste Sturmwelle los. Wieder das volle Programm mit Blitz, Donner und großen Hagelkörner. Das kleine Rinnsal neben meinem Zelt hatte sich mittlerweile in einen Bach verwandelt. Ich war eigentlich erstaunt, wie gut mein Zelt das Unwetter überstand. In den frühen Morgenstunden war das Unwetter dann endlich vorüber und ich schlief erschöpft ein... und erwachte zu strahlendem Sonnenschein und lautem Gesang neben meinem Zelt. Eine Wandergruppe war schon früh unterwegs.



    Ich hatte die Schnauze gründlich voll und wollte nur noch nach Benasque, den nächsten Ort. Wieder genehmigte ich mir ein Hotel und ein gutes Essen. Leider konnte ich aber mein Smartphone-Problem nicht lösen. Es gab nur eine Art von SIM-Karten im Schleckermarkt und die war leider ohne Internet. Es war übrigens interessant zu sehen, dass Schlecker in Deutschland zwar pleite, hier in Spanien aber noch weit verbreitet war.

    Und schon ging es wieder weiter, aber ich muss zugeben, dass ich nicht mehr mit vollem Herzen bei der Sache war. Ich konnte nicht mehr länger die Tatsache verdrängen, dass ich mein Wanderziel in diesem Tempo nicht erreichen würde. Denn leider hatte ich einen entscheidenden Fehler begangen: Ich hatte bereits einen Flug nach USA gebucht, wo ich mit einem Wanderfreund den Mississippi paddeln wollte. Und dieser fixe Endtermin wurde nun immer mehr zum Problem. Ich hatte einfach nicht mehr genügend Zeit. So sehr auch mich dafür auch in den Allerwertesten beißen wollte, ich konnte daran jetzt nichts mehr ändern. Ich hätte ja sogar den Anschlussflug umgebucht, aber ich konnte ja nicht einfach meinen Paddelpartner hängen lassen. Eigentlich gab es jetzt nur drei Alternativen für mich, da alle gleich beschissen waren.....

    Ich konnte mein Lauftempo steigern und hoffen, dass ich es dann innerhalb meines Zeitrahmens schaffen würde. Leider war diese Alternative ziemlich unrealistisch, denn ich war schon jetzt gestresst und genoss die Pyrenäen nicht sehr.

    Oder ich konnte die Pyrenäen schon am Somportpass oder Roncesvalles verlassen und Spanien auf dem Camino Frances statt wie geplant auf dem Camino del Norte/Primitivo durchwandern. Die Aussicht, in der Hochsaison mit hunderten von Pilgern auf dem überlaufenen Camino Frances zu laufen, erschien mir allerdings wie ein Alptraum.

    Oder ich übersprang ein Stück des Weges in den Pyrenäen, um meinen Zeitplan aufzuholen. Das allerdings widersprach meinem ehernen Wandererprinzip, wonach ich eine Strecke immer durchgängig laufe. Egal, ob ich Umwege laufe oder Abkürzungen – Hauptsache ich laufe die Strecke durchgängig.

    Die Entscheidung zog mich komplett runter. Egal, für was ich mich entschied, ich würde damit unglücklich sein. Beim abendlichen Kartenstudium hatte ich dann aber endlich die Erleuchtung. Irgendwann kam mir plötzlich alles so bekannt vor und dann dämmerte es mir: Ich war die kommende Teilstrecke des GR 11 bereits schon mal vor vielen Jahren gelaufen.Wenn ich dieses Stück ausließ, dann wäre das für mich psychologisch nicht ganz so schlimm. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass ich die Pyrenäen nicht wirklich genoss. Die ständigen Geröllfelder waren mir viel zu stressig. Ich wollte einfach nur laufen und nicht klettern. Ein Plan reifte heran: Ich würde den GR 11 bei Parzan verlassen und ein kurzes Stück nach Bielsa laufen. Dort hoffte ich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Canfranc zu kommen, wo ich wieder auf den GR 11 stoßen würde. Die übersprungene Strecke wäre zwar nur 122 km, aber da sie mehrere sehr steile Auf- und Abstiege hatte, würde sie mich inkl. Ruhetag fast eine Woche kosten.

    Ich brütete immer noch über meinem neuen Plan, als ich am nächsten Tag auf einen englischen Wanderer traf, der sich hier in den Pyrenäen niedergelassen hatte und geführte Touren anbot – ein echter Kenner also. Ich schilderte ihm mein logistisches Problem und er bestätigte mir, dass es eine Verbindung Zug-Busverbindng von Bielsa nach Canfranc gäbe. Und damit waren die Würfel nun gefallen. Ich war zwar nicht 100% glücklich darüber, ein Stück des Weges zu überspringen, aber es schien mir noch die beste aller möglichen Alternativen.



    In Parzan bog ich dann vom GR11 ab und lief einige Kilometer Strasse bis nach Bielsa, wo ich die Touristeninformation belagerte, um die Verkehrsverbindung nach Canfranc herauszufinden. Nach langem Hin und Her und einigen Telefonaten war es dann amtlich: Mit zwei Bus- und einer Zugfahrt würde ich nach Canfranc kommen. Dafür musste ich dann auch schon um 5 Uhr morgens aufstehen, um um 20 Uhr anzukommen....Dennoch war mir jetzt ein Stein vom Herzen gefallen: Die Kletterei hatte jetzt bald ein Ende.

    Fazit: Wieder mal eine traumhaft schöne, aber anstrengende Strecke.

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  • German Tourist
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    Spanien: Andorra bis Parc de Aiguestortes i Estany de Sant Maurici

    Der Aufstieg aus Andorra begann noch ganz moderat auf wunderschönen einfachen Wanderwegen im Wald – nur sollte sich das leider am nächsten Tag drastisch ändern. Vor mir lag die Portella de Baiau, auf der die Grenze zwischen Andorra und Spanien verläuft. Der Aufstieg mit 2.000 Höhenmetern war zwar anstrengend, aber nicht wirklich schwierig – und hatte einige grandiose Ausblicke. Am frühen Nachmittag kam ich dann endlich oben auf dem Pass an – und dann traf mich beim Blick nach unten fast der Schlag. Das konnte doch wohl nicht ernsthaft gemeint sein, dass ich dort runtersteigen sollte? Vor mir lag ein extrem steiler Hang mit losem Geröll, keinem erkennbaren Pfad, dafür aber jede Menge „Schleif- und Abrutschspuren“ meiner Vorgänger. Hilfesuchend blickte ich mich um, in der vagen Hoffnung, dass ich den richtigen Weg übersehen hatte. Das war leider nicht der Fall.... Auf dem Pass sonnte sich nur ein junger Yetimäßiger Spanier. Es war mir allerdings unverständlich, wie man im Angesicht dieses Höllenabstiegs noch ruhig schlafen konnte. Ich machte mich ans Werk und rutsche mehr als dass ich lief nach unten. Mir zitterten die Knie und ich fragte mich ständig, warum ich mir das eigentlich antue. Selbst ein Foto (siehe großes Hochkantfoto) war nur schwer zu machen, denn ich rutsche ständig ab. Leider wurde die Sache auch nicht wirklich besser, als der Hang flacher wurde. Markierungen gab es überhaupt keine mehr und obwohl ich natürlich die grobe Richtung wusste, irrte und kletterte ich ziemlich genervt über Felsblöcke. Während ich mich stückweise vorwärts tastete, rutschte mein spanischer Kollege förmlich an mir vorbei. Fix und fertig kam ich dann am Refugio an, das extrem luxuriös sogar mit Matratzen ausgestattet war. Ich wollte aber nur noch weg vom Ort des Schreckens und lief weiter durch das traumhaft schöne Tal nach unten. Leider kam mir kurz vor meiner anvisierten Campingstelle mit Quelle trotz schon sehr fortgeschrittener Tageszeit noch eine Gruppe jugendlicher Pfadfinder entgegen. Also Pustekuchen mit Zelten – hier würde das keine ruhige Nacht werden. Noch eine halbe Stunde weiter konnte auch ich mich dann aber in die Büsche schlagen.



    Am nächsten Tag ging es sehr viel gemütlicher weiter durch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Ich sah wieder (sehr friedliche) Kühe und vor allem einige total bzw. fast verlassene Dörfer. Auch auf meinen spanischen Mitwanderer stieß ich wieder und sprach ihn endlich mal an. Dabei stellte sich heraus, dass er vor einem Jahr den Camino del Norte gelaufen war, der in Spanien als nächstes für mich auf dem Programm stand. Bald plauderten wir angeregt im Schatten der verfallenen Häuser.



    Es ging weiter nach Espot, einem der wenigen größeren Orte am GR 11. Ich stürzte sogleich in einem der zwei kleinen Läden, um mir meinen Resupply zu sichern, denn hier weiß man nie, wann ein Laden zur Mittagspause schließt. Dann genehmigte ich mir ein großartiges 3 gängiges Mittagessen und fühlte mich schon sehr gut. Endgültig großartig fühlte ich mich dann, als ich beim Herumschlendern im Ort ein kostenloses kleines Schwimmbad entdeckte. Ich musste sowieso Wäsche waschen... Den Rest des Nachmittags verbrachte ich am Pool. Leider musste ich nur ein paar Kilometer laufen, denn am nächsten Tag hatte ich ein kleines logistischen Problem: Vor mir lag der Nationalpark Aiguestortes i Estany de Sant Maurici und darin war wildzelten nicht nur streng verboten, es wurde auch streng verfolgt. Ich musste also in einem Tag durchlaufen. Daher wollte ich so nahe wie möglich am Parkeingang zelten, was mir auch ganz einfach gelang. Prompt begegnete ich früh am nächsten Morgen auch einigen Parkranger, denen ich allerdings mit ruhigem Gewissen gegenübertreten konnte.

    Der Tag im Nationalpark war sicher einer der schönsten in den ganzen Pyrenäen und entsprechend viele Touristen waren auch unterwegs. Man konnte sich ja auch per Jeep rein fahren lassen... Aber am besten lasse ich hier die Bilder sprechen.



    Leider konnte ich noch nicht aufatmen, als ich das Ausgangsschild des Parks sah. Neben der eigentlichen Kernzone gibt es auch eine Randzone, in der Camping leider immer noch verboten war. Also weiter und immer weiter bis ich irgendwann nicht mehr wusste, ob ich immer noch in der Randzone oder endlich außerhalb des Parks war. Aber egal – es gab in dem abschüssigen Gelände sowieso keine vernünftigen Zeltplätze. So langsam wurde es dunkel und ich begann die Randzonenparkregelung innerlich zu verfluchen, als ich urplötzlich ein Zelt am Wegesrand sah. Das sollte doch nicht etwa mein spanischer Kollege sein? Doch, er war es und versicherte mir, dass wir nun im Ranger-freien Gebiet wären. Halleluja, ich konnte also endlich mein Zelt aufschlagen und erschöpft einschlafen.

    Als ich spät am nächsten Morgen aufbrach, war mein spanischer Kollege immer noch beim Frühstücken. Als ich mich verabschieden wollte, gestand er mir, dass er wohl den Trail vorübergehend verlassen müsste. Erschrocken fragte ich nach, was los sei. Mein spanischer Freund hatte strenge Diätvorstellungen, die vor allem das Essen von braunem Reis umfassten. Nur hatte er den natürlich nicht in Espot kriegen können, wo ihm überhaupt alle angebotenen Lebensmittel nicht ökologisch einwandfrei erschienen waren. Er hatte daher so gut wie nichts eingekauft und wollte sich auf den Hütten verproviantieren. Als ihm dann allerdings bereits gleich am ersten Tag 18 EUR für drei jämmerliche Sandwiches abgeknöpft worden waren, hatte er wohl eingesehen, dass es so nicht weitergehen konnte. Einige wohlmeinende Wanderer hatten ihn mit Tütensuppen versorgt, aber auch die glaubte er nicht essen zu können. Angewidert las er mir die Inhaltsstoffe vor. Somit konnte ich ihm auch nicht weiterhelfen, denn meine Ernährung besteht unterwegs auch nur aus Schokolade und Tütenfraß, von dem ich, mit deutlich weniger Ernährungsskrupeln geplagt, ordentliche Mengen in Espot eingekauft hatte. Und so musste mein kulinarisch anspruchsvoller Kollege nun leider seine Wanderung unterbrechen, um braunen Reis zu kaufen.... Ich habe ihn danach leider nicht mehr wiedergesehen.



    Fazit: Spanien GR 11 Andorra bis Parc Aiguestortes i Estany de Sant Maurici: Die Portella de Baiau ist ein Höllentrip, den ich nicht noch mal machen möchte. Der Nationalpark hingegen ist einfach großartig – ein echtes Highlight. Nur sollte man wirklich nicht auf die Idee kommen, dort wild zu zelten, denn die Ranger ahnden dies mit Geldbussen.

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Andorra:

    Ich war heilfroh, mein erstes GR 11 Schild zu sehen und schlug zielstrebig den Weg nach Encamp in Andorra ein. Das Wetter sollte umschlagen und ich wollte schnellstmöglich zum nächsten Refuge L´illa kommen. Der Himmel hatte sich schon dramatisch verfinstert und es fing schon an zu tröpfeln, als ich am Refuge ankam. Dort erwartete mich eine Art Kulturschock. Schon draussen vor der Tür erwartete mich eine Horde gröhlender Typen, die ihr im Brunnen gekühltes Bier bewachten und Zigaretten qualmten. Nicht gerade ein Anblick, den man auf einer Berghütte erwartet. In der riesigen, unbemannten Hütte herrschte emsiges Treiben. Obwohl gerade erst mal früher Nachmittag versuchten zahlreiche Kleingruppen, sich bereits einen guten Schlafplatz zu reservieren. Dann traf noch eine Horde lärmender Spanier mit großer Picknickausrüstung ein. Die waren zwar sehr freundlich und boten mir immer wieder von ihren mitgebrachten Delikatessen an, aber warum man literweise Wein in Glasflaschen den Berg hochschleppen muss, um dort halbe Saufgelage abzuhalten, erschließt sich mir persönlich nicht. Mir war das alles viel zu laut und stressig. Sobald der Regen ein bisschen nachließ, flüchtete ich förmlich – und passierte dabei einen riesigen Müllcontainer, voll mit Verpackungsmüll und leeren Weinflaschen. Der ganze Dreck wird von den Wanderern zwar hier hochgeschleppt – und wird dann per Helikopter ausgeflogen....

    Ich flüchtete durch ein wunderschönes Tal unter Gewitterwolken Richtung Encamp immer auf der Suche nach einem guten Unterschlupf für das drohende Gewitter. Zwar gab es einige Steinhütten entlang des Weges, aber die waren entweder total verfallen und versifft oder schon mit Wanderern belegt. Vielleicht schaffte ich es ja bis Encamp? Mein Führer erwähnte noch eine „Grillhütte“ auf dem Weg... und dann brach das Gewitter los. Ich rannte mehr als dass ich lief und jubelte innerlich, als tatsächlich besagte Grillhütte auftauchte. Die war zwar riesig und bot einen prima Schutz vor dem Regen, aber sie hatte ein großes Problem: Der Boden bestand aus lauter großen, unebenen Steinen! Ich versuchte meine Isomatte in allen möglichen Varianten, aber egal wie ich mich hinlegte, der kalte unebene Boden war entsetzlich unbequem. Darüberhinaus lag ich in dieser Hütte quasi wie auf dem Präsentierteller, falls nachts ein paar Einheimische auf die Idee kommen sollten, hier eine Party zu veranstalten. Doch an Umziehen war nicht zu denken. Erst stürmte es fast eine Stunde lang und dann war der Boden so überschwemmt, dass Zelten draussen unmöglich war. Mal ganz zu schweigen von all den Glasscherben, die das Umfeld der Grillhütte verzierten. Weiter weg wurde das Gelände dann wieder zu steil zum Zelten. Ich verbrachte eine sehr unruhige Nacht und vor allem unbequeme Nacht in der Grillhütte. Zu allem Überfluss wurde ich dann auch noch kurz nach Sonnenuntergang durch laute Technomusik geweckt. Nach einem ersten Schreckmoment folgerte ich, dass sich ein paar Jugendliche auf dem Parkplatz im Tal zu einer Impromptu-After hour Techno-Party getroffen haben mussten. Der Lärm und die Angst, dass sie in meiner Hütte weiterfeiern wollen könnten, trieb mich dann früh aus den Federn. Völlig unausgeschlafen packte ich zusammen und machte mich auf den Weg – und keine 10 Minuten später traf ich auch schon auf den ersten Wanderer.

    Mit ziemlich schlechter Laune, aber bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein kam ich in Encamp an. Ich war ziemlich unschlüssig, ob ich bleiben oder weiterwandern sollte. Ein umfangreiches Frühstück aus einem der beiden recht gut bestückten Supermärkte verbesserte meine Laune erheblich. Außerdem sah ich, dass es jetzt wieder meinen heißgeliebten Tütenfraß zu kaufen gab. Meine französische SIM-Karte funktionierte hier natürlich nicht mehr und eine spanische konnte ich hier nicht kaufen, aber dafür fand ich hervorragendes Wifi. Nachdem ich bis mittags so herumgetrödelt hatte, fasste ich endlich den weisen Entschluss, mich in einem Hotel einzuquartieren. Der Campingplatz schied aus, denn an diesem Wochenende fand in Encamp ein Bikertreffen mit Open-Air-Konzert statt und ich wollte nicht noch eine schlaflose Nacht verbringen.

    Ich stolperte in das nächstbeste Hotel und war angenehm überrascht. Für 43 EUR bekam ich ein palastartiges Zimmer, ein riesiges AYCE Abendessen und Frühstücksbuffet und kostenloses Wifi. Ich war begeistert und verbrachte zwei ausgesprochen angenehme halbe Ruhetage, bevor ich mich wieder auf den GR 11 und nach Spanien aufmachte. Ich schaffte es sogar, mir noch ein Museum und einige der romanischen Kirchen anzuschauen.



    Fazit: Andorra ist ein Wanderparadies!

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  • berniehh
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Hi Christine,
    toll dass du deinen Bericht nun auch hier veroeffentlichst
    In deinem Blog hatte ich ihn ja schon intensiv verfolgt aber hier aufgrund meiner begrenzten Internetzeit nur mal kurz ueberflogen.

    lg aus Neuseeland

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Hallo Folko,

    da ich unterwegs kein GPS mittracken lasse, ist es manchmal gar nicht so einfach, später meine Route nachzuvollziehen. Ich habe mir aber immerhin immer die Wegpunkte meiner Zeltplätze auf dem GPS gespeichert und so konnte ich die Strecke jetzt hoffentlich halbwegs nachvollziehen.

    Das erste grosse Geröllfeld ist der Aufstieg auf dem GR 7 auf den Pass, der laut meiner Topo France "Baxouillade d En Haut" heisst. Dort gabelt sich der GR 7 in GR 7 und GR 7b. Das 2. kleine Foto von oben auf der ersten Collage zeigt den Rückblick auf den Passaufstieg. Das grosse Foto der ersten Collage zeigt den Abstieg vom Pass entlang des Ruiseau de Baxouillade.

    Danach geht es weiter zum Etang d En Beys und Du hast völlig recht, die traumhaft gelegene Hütte auf dem großen Bild der zweiten Collage zeigt das sehr populäre Refuge d en Beys. Die zweite Geröllstrecke ist der Aufstieg vom Refuge d en Beys entlang des Ruiseau de l Etang (zweite Collage kleines Bild oben links). Oben gibt es dann eine Art Hochplateau mit vielen Seen, wo das zweite kleine Bild oben in der Mitte aufgenommen ist. Danach Abstieg nach Puymorens und Zug nach La Tour und wieder zurück. Von Puymorens dann entlang der Strasse bis Porta und Aufstieg entlang des Ribera de Campcardos auf dem GR 7. Die Steinhütte auf dem kleinen Foto Mitte rechts befindet sich dort auf ca. 1.980 m Höhe und ist sogar auf meiner topo France eingezeichnet. Dann Aufstieg zum Pass Portella Blanca D Andorra. Das kleine Foto unten links zeigt den Blick von diesem Pass auf das Tal des Riu D Engait, durch das der GR 107 zum GR 11 führt, also schon spanisches Territorium. Kurz vor der Cabana dels Esparvers mündet der GR 107 dann auf den GR 11.

    So, und ab jetzt wird es einfach, denn ich folge ab dort immer dem GR 11.
    Zuletzt geändert von German Tourist; 16.03.2013, 13:21. Grund: rechts und links verwechselt

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