[D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

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  • German Tourist
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    @Atze:
    Ich gehe so gut wie nie in Gaststätten, weil zu teuer.... und wie man aus Deiner Bemerkung sieht, erspare ich mir dadurch so manche schlechte Erfahrung.
    Bin schon am Weiterschreiben...
    Übrigens nochmals danke für die Inspiration mit den Collagen. Diese Idee habe ich glatt bei Dir abgekupfert.
    Christine

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  • Atze1407
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Dafür ist Mödlareuth ein echtes Highlight.
    Das ist wohl wahr, nur nicht die Gaststätte auf "DDR" Seite.

    Sieh mal zu, das Du weiter schreibst.

    LG
    Atze

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Deutschland Rennsteig:

    In Blankenstein, dem großen Wanderweg Drehkreuz, endet der Kammweg und ich wechselte auf den Rennsteig über, den ich allerdings schon mehrfach gegangen war. Auch diesmal hat er mich nicht wirklich begeistert. Weite Teile des Rennsteigs verlaufen direkt neben einer vielbefahrenen Straße. Selbst zu dieser unwirtlichen Jahreszeit traf ich Unmengen von Wanderern, sprich der Weg ist eigentlich schon fast überlaufen. Total erstaunt war ich, als ich dann neben mehreren ehemaligen Grenzsteinen Auskunftstafeln mit Telefonnummern sah. Anrufen und man bekommt die Geschichte dieses Grenzsteins am Handy erzählt. Geht man deswegen wandern, um doch nur wieder seinem Handy zuzuhören? Der Vorteil der Popularität des Rennsteigs lag allerdings in den äußerst komfortablen Schutzhütten, die einen förmlich zum darin übernachten auffordern. Und verlaufen kann man sich aufgrund der zahllosen Markierungen auf dem Rennsteig auch nicht.



    Der Rennsteig verhalf mir aber zu zwei der herausragendsten Erlebnisse auf der ganzen Wanderung: Dem gruseligsten und dem widerlichsten. Zuerst zur Schauergeschichte: Auf dem Rennsteig hatte mich der Schnee wieder eingeholt, vor allem in den höheren Lagen. Die Überquerung des Großen Inselsberg wäre in Schneeschuhen wohl einfacher gewesen und so wurde es beim Abstieg schon dunkel. Voller Missmut befürchtete ich schon, mein Zelt auf Schnee aufbauen zu müssen, als ich mitten im Wald auf eine eigenartige Konstruktion stieß: Einen gläsernen Container! Das war einfach zu schön um wahr zu sein. Flugs hinein und nach einer kurzen Untersuchung wurde mir auch klar, warum das Ding hier so mitten im Wald stand. Es handelte sich um den Schiedsrichter-Container, der von einem Skilanglauf-Rennen übriggeblieben war. Er war voll ausgerüstet mit Tischen und Stühlen und sogar, von der Sonne aufgeheizt, noch recht warm. Mich störte zwar ein wenig, dass ich darin quasi wie auf dem Präsentierteller lag, aber ich beschloss dennoch meiner Bequemlichkeit nachzugeben und dort mein Nachtlager aufzuschlagen.

    Um 22 Uhr ging der Spuk los: Ich hörte plötzlich Stimmen und Menschen mit Taschenlampen gingen direkt am Container vorbei. Noch glaubte ich an verirrte Tagesausflügler oder Nachtwanderer und war zwar verwirrt, aber noch nicht richtig besorgt und schlief wieder ein. Um Mitternacht wurde ich wieder aus dem Schlaf gerissen. Ein Auto kam auf den vereisten und noch mit Schnee bedeckten Forststraßen direkt auf meinen Container zu! Ich konnte kaum etwas erkennen, denn die Autoscheinwerfer blendeten mich. Zu allem Unglück hielt der Wagen dann auch noch fast direkt vor meinem Container. Autotüren schlugen, Taschenlampen huschten hin und her und mehrere Personen liefen durch die Gegend. Was zum Teufel wollten die um Mitternacht mitten im Wald? Ich war starr vor Schrecken und wagte kaum mehr zu atmen, vor lauter Angst entdeckt und massakriert zu werden. Doch nach 10 Minuten war alle vorbei. Die Leute stiegen ein und der Wagen fuhr weg. Noch mal davongekommen!

    Aber zu früh gefreut. Zwei Stunden später, also um 2 Uhr morgens passierte dasselbe nochmal. Wieder ein Auto die Forststraße entlang, Türenknallen und Taschenlampen. Mittlerweile war ich davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine illegale Aktion handeln musste. Als das Auto wieder abgefahren war, stand ich auf, um den Schauplatz zu besichtigen. Nur konnte ich ausser Reifenspuren nichts entdecken – keine abgelegten Leichen oder auch nur eine illegale Müllkippe. Ich war noch mit meiner Untersuchung beschäftigt, als ich schon wieder ein Auto hörte. Sollte ich mich im Wald verstecken oder Zuflucht im durchsichtigen Container suchen? Meine Kälteempfinden überwand alle Ängste und ich flüchtete in den Container in meinen warmen Quilt. Wieder blieb ich unentdeckt und hatte nun endlich für den Rest der Nacht Ruhe. Nur schlafen konnte ich jetzt nicht mehr, denn ständig rätselte ich, was da draußen vor sich gegangen war.

    Eine mögliche Erklärung bekam ich erst Wochen später von einem Freund: Bei den nächtlichen Besuchern handelte es sich höchstwahrscheinlich um Nacht Geocacher. Diese speziellen Geocaches sind mit Reflektoren markiert, die nur im Dunkeln mit Taschenlampe gesehen werden können. Und dafür fahren die Geocacher dann auch schon mal nachts mit dem Auto durch den verschneiten Wald...



    Leider hat der Rennsteig mir auch zu einem der widerlichsten Erlebnisse auf der Wanderung verholfen. Als es regnete, wollte ich meine Mittagspause in einer der zahlreichen Schutzhütten verbringen. Das habe ich mir aber gleich wieder anders überlegt, als ich die Hinterlassenschaften der vorherigen Wanderer sah. Ganz offensichtlich war da jemand zu faul oder zu bequem gewesen, um sein großes Geschäft im Wald zu erledigen und zu vergraben. Stattdessen hat jemand einfach mitten in die Hütte gekackt und das ganze gerade mal notdürftig mit Klopapier zugedeckt. Na dann: Prost Mahlzeit!

    Fazit Rennsteig: Es gibt in Deutschland schönere und vor allem weniger überlaufene Wanderwege.

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Oops, Du hast recht! Da habe ich mich um hundert Meter vertan....

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  • chrischian
    Ein Gast antwortete
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
    Darüber hinaus war mir irgendwie entgangen, dass der Kammweg Erzgebirge auf über 1.300 m führt und dort ein Skigebiet ist.
    Das ist recht unwahrscheinlich. Nach Deinem GPS-Track warst Du auf dem höchsten Berg Sachsens und der ist nur 1214m hoch. Der höchste Berg ist der Keilberg mit 1244m.

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Deutschland: Kammweg Erzgebirge

    Meine Tour begann am 1. April – war aber keineswegs als Aprilscherz geplant! Schon tagelang zuvor hatte ich voller Sorge die Webcams in den erzgebirgischen Skigebieten beobachtet und leider lag da noch ziemlich viel Schnee.... Ich hatte das deutsche Mittelgebirge unterschätzt und es schlug auch gleich voll zu. Als ich mit dem Zug in Geising ankam, war es eisig kalt und überall lag noch Schnee. Das konnte ja heiter werden, zumal ich die Ausrüstung für diese Tour voll auf Sommer ausgerichtet hatte. Ich stapfte zum Grenzübergang Zinnwald und musste gleich die bittere Erfahrung machen, dass ich mich wohl etwas besser mit dem Gebrauch meiner neuen Smartphone-Kamera hätte vertraut machen sollen. Meine Startphotos wurden alle unbeabsichtigt Schwarzweiss und die vorbeifahrenden Grenzgänger wunderten sich sicherlich, warum jemand stundenlang vor einem Deutschlandschild steht und in klirrender Kälte auf ein Smartphone starrt.



    Das Wetter besserte sich auch die nächsten Tage nicht – im Gegenteil. Darüber hinaus war mir irgendwie entgangen, dass der Kammweg Erzgebirge auf über 1.300 m führt und dort ein Skigebiet ist. Als ich dort ankam, war es unter Null Grad und so neblig, dass die Sicht unter 20 m lag. Ganze Bänke waren noch unter Altschnee begraben und ich musste zu allem Unglück noch vereiste Skipisten überqueren. Ich fragte mich zeitweise, ob ich all meine Wildnistouren in USA nur überlebt hatte, um hier mitten im Erzgebirge auf einem Skihang auszurutschen und mir das Genick zu brechen.

    Ostersamstag stellte ich mein Zelt wieder mal in einer kleinen Schutzhütte auf. Eine gute Entscheidung, wie sich am nächsten Morgen herausstellen sollte. Als ich mich aus meinem Zelt gepuhlt hatte, strahlte mich eine blütenweiße Schneelandschaft an. Über Nacht waren 10 cm Neuschnee gefallen. Ich war fürs erste bedient. So hatte ich mir den Frühlingsstart in meine Tour nicht vorgestellt. Ich steuerte die nächste Jugendherberge an, die ein wahres Prachtstück aus DDR-Zeiten war. Ich dachte, dass jeden Moment Junge Pioniere in den Waschraum kommen würden, wo über 20 Waschbecken dicht gedrängt nebeneinander auf ehemalige Massenabfertigung schließen ließen. Zu Ostern waren außer mir allerdings nur 2 weitere Gäste da. Ich lag den halben Tag nur im leider zu kurzen Bett und erfreute mich an der funktionierenden Zentralheizung, bevor ich mich am nächsten Tag aufgewärmt wieder auf die jetzt trockenen Socken machte.



    Größtes Highlight auf dem Kammweg war das ehemalige Grenzdorf Mödlareuth, das jetzt ein großes Freilichtmuseum ist. Aber nicht nur die ehemaligen Grenzanlagen, sondern auch das Museum waren absolut sehenswert. Danach ging es kilometerlang weiter auf dem ehemaligen Kolonnenweg – auf Beton. Am Anfang war ich zwar hocherfreut, den schlammigen Wegen entkommen zu sein, aber so auf Dauer waren die Betonplatten auch nicht das Wahre für die Füße. Immerhin war ich jetzt in niedrigeren Höhen angelangt und das Schneeproblem war zumindest vorerst erledigt.



    Fazit Kammweg Erzgebirge: Schöner Weg, allerdings nicht zu diesen Wetterverhältnissen. Die Ortschaften waren recht trostlos und zu dieser Jahreszeit war so ziemlich alles geschlossen. Dafür ist Mödlareuth ein echtes Highlight.

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  • Stephan Kiste
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    WOOOOWWWWWW, ich bin voll elektrisiert
    und total gespannt, wahnsinniges Projekt!

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  • German Tourist
    hat ein Thema erstellt [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa.

    [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Im Sommer 2012 habe ich meine bislang längste selbst geplante Wanderung unternommen – 4.500 km durch Deutschland, Frankreich und Spanien. Dafür habe ich fast 6 Monate gebraucht – und dafür eine der schönsten Wanderungen meiner bisherigen Outdoorkarriere erleben dürfen, die den Vergleich mit den amerikanischen Trails wie AT oder PCT nicht scheuen muss. Es ist sehr schwer, eine so lange Wanderung in einen Reisebericht zu pressen. Ich will es versuchen, indem ich Euch kleine Anekdoten von unterwegs berichte und auf besonders schöne oder auch besonders furchtbare Teilstrecken hinweise. Den kompletten Reisebericht in Englisch inklusive Photos und vielen Tipps gibt es wie immer auf meinem Blog:

    http://christine-on-big-trip.blogspo...stern%20Europe

    Aber zunächst mal will ich berichten, wie alles anfing:

    Die Idee: Bereits 2006 hatte mir ein englischer Wanderfreund ein Buch von Nicholas Crane in die Hand gedrückt mit dem Titel „Clear Waters Rising“. Crane berichtet darin von seiner ca. 10.000 km langen Wanderung quer durch Europa, von einem der westlichsten Orte, nämlich Cabo Finisterre bis zum östlichsten Punkt Europas, Istanbul. Ich war sofort fasziniert. Das Buch ist unglaublich spannend und lustig geschrieben und ich fand die Idee großartig. Es sollte jedoch noch einige Jahre und mehrere Trails in USA dauern, bis meine Zeit für Europa gekommen war. 2012 war es dann soweit: Der Euro war schwach und Reisen nach USA und Australien daher ungünstig. Also genau der richtige Zeitpunkt für eine lange Tour durch Europa.

    Die Vorbereitung: Im Gegensatz zu Crane wollte ich keine 1,5 Jahre am Stück mit der Wanderung zubringen, sondern das ganze in zwei separaten Touren erledigen. Einmal Westeuropa und in einer zweiten Tour Osteuropa. Mir war bald klar, dass ich mit Westeuropa beginnen würde, denn die Kartensituation für Osteuropa war einfach miserabel. Crane ist auf seiner Tour durch Osteuropa mit österreichischen Karten aus dem 1. (in Worten Ersten) Weltkrieg gelaufen, weil er nichts besseres finden konnte. Er versuchte auf seiner Tour, alle drei großen europäischen Gebirgszüge zu durchwandern - und daraus ergab sich dann auch sein größtes Problem: Durch falsche Zeitplanung landete er mitten im Winter in den Alpen und musste auf das tiefer gelegenen Alpenvorland ausweichen. Auch mir wurde bald klar, dass ich die zwei westeuropäischen Gebirgszüge, Alpen und Pyrenäen, nicht in einer Saison komplett durchwandern konnte. Die Saison im Hochgebirge ist einfach zu kurz, zumal ich ja auch noch zwischen Alpen und Pyrenäen durch Frankreich wandern musste. Ich entschloss mich daher schweren Herzens, auf die Alpen zu verzichten. Um dann immerhin den optimalen Zeitraum für die Pyrenäen zu erwischen, wollte ich im Frühjahr in Deutschland starten, um dann im Hochsommer die Pyrenäen zu erreichen. Als Startpunkt wählte ich einen ehemaligen Ost-Westgrenzübergang: Zinnwald

    Ich gebe zu, dass ich die Route durch Deutschland hauptsächlich aufgrund zweier Kriterien auswählte: Ich wollte möglichst viele Wanderfreunde an der Strecke besuchen und dabei durch Gegenden wandern, die ich noch nicht kannte. In Frankreich wollte ich die populäre Gebiete wie z.B. die Alpen meiden und stattdessen eher weniger bekannte Gebiete erkunden. Die fast kompletten Pyrenäen sollten dann ein Highlight der Tour werden. In Spanien wollte ich auf Jakobswegen wandern, einfach weil ich noch nie gepilgert war und wissen wollte, wie das so ist.

    Die Zusammenstellung der Route und vor allem die Logistikplanung war doch recht aufwendig, hat aber viel Spass gemacht. Drei Monate habe ich daran herumgebastelt, allerdings habe ich in dieser Zeit auch noch einige andere Sachen geplant und erledigt. Am Ende hatte ich meine komplette Route als gpx track und einen kleinen selbstgemachten Führer mit Angaben zu Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten und sonstigen logistischen Informationen. Hier mal eine Karte meiner Route von 4.500 km:



    Fortsetzung folgt
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 19.11.2020, 11:10. Grund: Spamlink rausgeniommen
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