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AW: [DE] ALFs Reisen im Berliner Umland (ohne Survival-Tipps)
Zum AKW Rheinsberg und durch Teufels Küche
Der Stechlinsee ist der tiefste See Brandenburgs. Seine größte gemessene Tiefe beträgt 69 Meter, womit er bis unter den Meeresspiegel reicht. Jeder Tourist erfährt diese Daten über den idyllisch inmitten von Wäldern gelegenen See. Doch es gibt etwas, was die örtlichen Tourismus-Manager verschweigen: Nur wenige Meter neben dem Stechlin liegt die Ruine des ehemaligen Atomkraftwerks Rheinsberg. Hier arbeiteten die besten Wissenschaftler und Techniker der DDR, um dem Sozialismus eine fast unerschöpfliche Energiequelle zugänglich zu machen:
Blockwarte des Kernkraftwerks Rheinsberg auf der Rückseite des 10-Mark-Scheins der DDR.
Copyright: Gemeinfreie Abbildung aus Wikipedia, von mir beschnitten.
Schon länger hatte ich eine Wanderung durch diese verwunschene Gegend vorbereitet, um den höchsten Gipfel der deutsch-sowjetischen Technologie mit eigenen Augen zu erforschen:
An einem nebligen Dezember-Morgen machte ich mich auf den Weg, getarnt als harmloser Wanderer.
Ich nahm den Ostsee-Expresszug bis Fürstenberg.
Um auf dieser riskanten Tour kein Missfallen zu erregen, beschloss ich, weder Stirnlampe noch Smartphone zu verwenden, obwohl ich beides heimlich mitführte.
Im Zielgebiet wurde mir klar, dass ich mich auf dünnem Eis bewegte:
Meine Wanderung führte mich durch tiefe Wälder …
… und vorbei an Lost Places:
Am Nordufer des Stechlin ereilte mich die Nacht. In der Ferne sah ich schon den Schornstein des Kraftwerks:
Wenig später erreichte ich den Zaun. Zu meiner Verwunderung stand das Werkstor weit offen. Aber mir war nicht nach Abenteuern zumute. Schließlich musste ich ohne Stirnlampe und Smartphone auskommen:
Bald irrte ich auf verschlungenen Wegen zwischen Teufels Küche und Bärenmoor, irgendwo im Nirgendwo.
Als es zu regnen begann, machte ich halt und baute mein Zelt auf, obwohl meine Trinkwasservorräte zur Neige gingen.
Es würde mich nicht retten, im Regen die Zunge aus dem Zelt zu strecken oder die Zeltplane abzulecken. Also breitete ich die Bodenplane aus, um Regenwasser zu sammeln. Dann trank ich das letzte Wasser, packte die leeren Wasserflaschen in meinen Rucksack und brach auf, neues Wasser zu suchen. Um mein Zelt wiederzufinden, legte ich meine Weihnachtsdekoration quer über den Trampelpfad.
Kaum war ich außer Sichtweite, entschloss ich mich zu schummeln und schaltete Stirnlampe und Handy ein. Nach kaum anderthalb Stunden kehrte ich mit vollen Wasserbehältern zurück. Im Licht meiner Lampe sah ich zwei helle Punkte. Was mir zuerst wie ein gefährlich lauerndes Tier erschien, entpuppte sich bald als meine Weihnachtsdeko. Ich stapfte in den Wald und fand mein geliebtes Zelt.
Auf der Bodenplane hatte sich genug Wasser gesammelt, um den Topf halb zu füllen. Den Rest schüttete ich aus meiner Wasserflasche hinzu, baute meinen Spiritus-Kocher auf, kochte Tee, aß etwas Brot, machte mir noch eine Wärmflasche, verkroch mich in meinen Schlafsack und fiel in einen tiefen Schlaf:
Ich träumte, dass ich mich als Wissenschaftler um einen hoch-qualifizierten Job im Kernkraftwerk bewerbe. Im Vorstellungsgespräch brüstete ich mich mit meinen herausragenden Leistungen als Statistiker, Ausrüstungs- und Sicherheits-Experte. Plötzlich öffnete sich die Tür und mein ehemaliger Chef erschien. Er begann eine lange Rede: Ich sei ein eingebildeter Träumer und unfähiger Blender, der stets von wirren Ideen geleitet umherirrt. Was ich anrührte würde schief gehen und ich würde alles zerstören, was tausende Wissenschaftler und Techniker aufgebaut haben. Ich versuchte mich zu verteidigen, indem ich etwas über meine Ortskenntnisse improvisierte. Aber mein Ex-Chef unterbrach mich und warnte ausdrücklich davor, mir auch nur die kleinste Chance zu geben.
Enttäuscht öffnete ich meine Augen. Am trüben Licht erkannte ich, dass ein neuer Tag begonnen hatte. Ich schaute auf meine Uhr. Es war 8 Uhr 8.
Ich ging nach draußen und sammelte Holz für meinen geliebten Ikea-Hobo. Als mehrere Strohfeuer scheiterten, half ich mit Spiritus nach:
Später baute ich das Zelt ab und packte meine Ausrüstung ein, während das Feuer weiter kokelte:
Heute peilte ich zunächst das Südufer des Nehmitzsees an. Ich verwendete nur Karte und Kompass, also Hilfsmittel die bereits im letzten Jahrtausend bekannt waren. Außerdem nutzte ich den Geruchssinn und andere Sinne, die wir schon vor Millionen Jahren hatten als wir noch wilde Tiere waren und keine Menschen:
Schließlich erreichte ich tatsächlich die Südwestbucht des Nehmitzsees. Dort aß ich ein italienisches Nudelgericht und leckeres Gemüse und lüftete meine Füße:
Eine weitere Nacht in dieser Wildnis voller Grausamkeiten (= ohne Handy-Nutzung) wollte ich mir nicht zumuten. Also entschloss ich mich, noch heute nach Berlin zurückzukehren, zumal es nur noch 27 Kilometer bis Fürstenberg waren.
An der nächsten Weggabelung wählte ich einen landschaftlich schönen Umweg. Anschließend blieb ich auf der schnellen Forststraße. Bald senkte sich die zweite Nacht über mich:
Ich hatte mich inzwischen bis aufs Hemd ausgezogen, um das hohe Marschtempo zu schaffen, ohne zu schwitzen. Als Survival-Experte weiß ich: “Wer schwitzt, stirbt.” Zu meinem Glück erhellte der zunehmende Mond meinen Weg. So marschierte ich Stunden durch die finstere Einöde und bedauerte, dass ich keine Zeit für Abstecher hatte. Am Fischforschungsinstitut Stechlinsee belohnte ich mich mit einem Pfefferminz-Bonbon und in Neuglobsow setzte ich mich für einige Minuten auf eine Bank:
Beim Aufbruch beging ich einen schweren Fehler: Ich zog meine Jacke an. Schon wenige Schritte später bemerkte ich einen gefährlichen Schweißausbruch und musste eine Umziehpause einlegen.
Dann folgte ich dem Straßennamen “Fürstenberger Weg”. Mein fluoreszierender Armbandkompass bestätigte die Wahl. Auf dem geraden Radweg eilte ich, fast ohne zu stolpern. Ab und zu hörte ich Eulen heulen. Ich krempelte meine Hemdsärmel hoch und schwieg.
Einmal musste ich noch eine Pause einlegen, weil ich ein größeres Toilettengeschäft zu erledigen hatte. Während ich eine schöne Stelle suchte und mich bemühte, das Ganze nach LNT-Gesichtspunkten zu gestalten, wurde mir klar, dass ich mich beeilen musste. Der Zug in die geliebte Heimat würde nicht auf mich warten!
Plötzlich waren Wald und Weg zu Ende. Der Mond schimmerte hinter den Wolken. Auf der rechten Seite sah ich ein Licht. Davor konnte ich einen verwilderten Wiesen-Abhang erahnen. Ich blieb stehen und kramte mein Smartphone aus der Tasche, schaltete es ein und startete Google Maps. Dann stülpte ich meine Stirnlampe über den Kopf, schaltete auf volle Leistung und stolperte durch das Gestrüpp.
Ich fand einen Weg und eine Straße und noch eine und traf eine alte Dame, die auf ihren Rollator gestützt einen schwarzen Hund ausführte. Die Dame gab Auskunft über den Weg zum Bahnhof und betonte, dass es noch sehr weit wäre.
Ich rannte.
Auf dem Bahnsteig nach Berlin standen schon Leute. Ich ging zum Automaten, kramte nach meinem Geld und beeilte mich, die Fahrkarten zu lösen. Als ich los wollte, lag das Ladekabel meines Smartphones vor dem Automaten.
Schon wieder habe ich auf dem Bahnhof Fürstenberg etwas verloren!
AW: [DE] ALFs Reisen im Berliner Umland (mit Survival-Tipps)
Ich muss ja ehrlich gestehen, dass mich deine neuerliche Geschichte hier tatsächlich etwas unterhalten hat. Ich frage mich wer von euch beiden, Gabi oder Alf, mehr leidet wenn ihr gemeinsam unterwegs seid. Aber das Mandarinenbild sieht doch schon wieder sehr freundlich gesonnen aus.
Zuletzt geändert von codenascher; 15.12.2016, 13:05.
AW: [DE] ALFs Reisen im Berliner Umland (mit Survival-Tipps)
Ich bin ja im wahren Leben bisher nicht auf die Fake-News gestoßen, die zZ von den Medien als Schreckgespenst an die Wand gemalt werden, doch hier ist das doch offensichtlich: ALF und Gabi haben während einer zweitägigen Wanderung durch die verstrahltesten Gegenden der Mark Brandenburg die ganze Zeit rumgefeixt und sich schöne Geschichten fürs Forum ausgedacht, und die gutgläubige Forumsgemeinde nimmt alles für bare Münze.
Ich habe jedenfalls gestern abend noch schön mein Zwerchfell trainiert, als ich diesen für ALFs Verhältnisse umfassenden Bericht noch kurz vor dem Schlafengehen gelesen habe.
Übrigens das Bild vom Übernachtungsplatz erinnert an den "Roten Wald" von Tschernobyl. Greenpeace: "Der Wald in der Nähe der Unglücksstätte wird auch "Roter Wald" genannt. Die hohe Strahlung tötete viele Bäume und sorgte bei den abgestorbenen Kiefern in weiten Teilen für die rötlichen Verfärbungen." Hier am Stechlin sind es zwar mehr abgestorbene Buchenblätter, aber die Farbe kommt hin.
AW: [DE] ALFs Reisen im Berliner Umland (mit Survival-Tipps)
Danke, Spartaner, für Deinen Fake-Kommentar. Da muss ich echt leiden, um Euch mal wieder einen invormativen und unterhaltsamen Reisebericht zu präsentieren und dann das!
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Ich hoffe, dass du uns hier im Gegensatz zum sonst üblichen Prozedere, eine bewusst pessimistische Sicht auf eure Tour gegeben hast. Es liest sich zwar unterhaltsam, hätte mich aber doch zu sehr gestresst als dass ich es hätte genießen können.
AW: [DE] ALFs Reisen im Berliner Umland (mit Survival-Tipps)
...ich habe es schon immer gewusst!! Das Leben in der Stadt ist nicht gut für Körper und Geist!! Ähnliches ist ja auch aus der Massentierhaltung bereits bekannt.......
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Sehr schöner Bericht, Alf. OT: Allerdings sind Dir bei deinen Nachtfotos ein paar kleine Fehler unterlaufen: Du hast - wahrscheinlich versehentlich - mehrfach das selbe Nachtfoto gepostet. Schau doch noch mal in Deine Fotosammlung, die müssen doch einen unterschiedlichen Zeitstempel haben.
AW: [DE] ALFs Reisen im Berliner Umland (mit Survival-Tipps)
@GemeinsamDraussen: Ich habe das etwas optimiert, damit nicht unnötig Fotos heruntergeladen werden. Gerade diejenigen von Euch, die mobil unterwegs sind, werden mir hoffentlich danken, dass ich die Datenraten schone. Bisher waren eigentlich alle Leser mit meinen Nachtfotos zufrieden. Und einige haben sogar nach mehr Nachtfotos verlangt.
Einige kleine inhaltliche Verbesserungen muss ich noch vornehmen ... Wundert Euch nicht, wenn mein Bericht von Tag zu Tag sonniger wird
Zuletzt geändert von AlfBerlin; 26.12.2016, 19:01.
AW: [DE] ALFs Reisen im Berliner Umland (mit Survival-Tipps)
Hallo Alf,
lasse Dich vom Alf mit vorangestelltem R nicht in die Defensive drängen. Ich finde, gerade die Zeitstempel sind ein Beleg für die Authentizität der Bilder. Wenn man in tiefster Dunkelheit Bilder sortiert - was passiert? ... Richtig, man kommt durcheinander. Es wäre geradezu ein Beleg für die nachträgliche Manipulation der Nachtfotos, wenn sie chronologisch korrekt angeordnet wären.
Ich glaube, damit sind die unausgesprochenen aber sehr wohl spürbaren Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Berichts endgültig zerstreut.
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