AW: Mein Outdoorerlebnis - heute
Gestern - mal wieder - im Harz, trotz angeschlagenen Knies (ich Idiot!), eine kleine Runde gegangen. Das Knie hat halbwegs tapfer durchgehalten, zum Glück, aber ich glaube, nächstes WE muss ich pausieren, sonst wirds schlimmer und ich kann meinen Urlaub im Dez-Jan abhaken!
Eigentlich wollte ich nur mit meiner neuen Kamera spielen!
Strecke: ca. 37 km
Die Route: Granetalsperre(Herzog Juliushütte) - Bärenhöhle - Magraretenklippe - Graneblockhaus - Bocksberg(liebesbank) - Hahnenklee - Kuttelbacher Teich - Grumbacher Teich - Maaßener Gaipel - Lautenthal -Altarklippe - Krähenberg - Frankenberg - Granetalsperre(Herzog Juliushütte)
gpx-File wie immer hier: http://www.firilion.de/gpx/20091031_harz.zip
Traumhaftes Herbstwetter, ein Blättermeer aus goldenroten Farben, die in einem letzten Rascheln sanft zu Boden schneien. Die Wege der grauen Monotonie verwandeln sich in leuchtende Flüsse aus endlos-gelbem Glitzern unter einer weichwärmenden Sonne. Ich wandere nicht, bin schwerelos, schenke mir Flügel, schliesse die Augen nicht und bin doch längst entschwunden. Wohin die Reise geht? Frag nicht, komm mit, ein Stück. Unsere Flügel währen nicht ewig, doch so lange wie sie tragen, lass uns mit jedem ihrer Schläge die Welt neu entdecken!
Okay, ich verliere mich in Gedanken und der Beitrag wird zu lang. Kommen wir also fix zu den Bildern.
Es ist 8 Uhr an einem frischen (-3 Grad), aber sonnigen Samstag. Der Parkplatz gähnt vor Leere, als ein roter Blechhaufen über die knarzenden Blätter rollt. Endlich Wochenende, endlich raus, endlich frei!

Die ersten Sonnenstrahlen brechen über die bewaldeten Hügel, ihre lichternen Kegel brechen sich im Rauhreif des Morgens, wecken Wald und Flur und in mir die Lebensgeister!

Über dem Stausee liegen diesige Überreste einer herben Herbstnacht. Langsam trollen sich die Nebelschwaden gen Himmel, geben Tal und Wasser die Bühne für das Tagesschauspiel frei.

Die ersten beiden munteren Kerlchen haben sich auch sogleich zu einer frühen Probe eingefunden, ziehen eifrig ihre Bahnen und begrüßen ihren ersten Zuschauer mit einem kurzem Laut.

Während der Rest der Welt noch unter weißen Dächern in warmen Stuben viele Wälder munter sägt und fällt. Herzog Juliushütte trägt noch die Schlafmütze auf seinem Haupte!

Früher Frost pflegt meist innige Freundschaften, beißt sich kernig fest und den Kletten gleich möchte er Gesellschaft bis zum Frühling leisten. Ein Zuckerrand aus Eiskristallen ziert diese junge Eiche. Samtener Saum der späten Jahreszeit

Oh Schreck, OhOh, die joviale Jägerschaft ist auf der Pirsch. Das gesamte Tal von Granestausee bis nach Hahnenklee ist gesperrt. Man betreibt Drückjagd aufs Schalenwild. Bald hör ich der spurlauten Hunde erstes Bellen, dann kracht der erste Schuß, noch in der Ferne. Ich denke nur, eine Schale trägst Du auch, zwar ist sie grün, doch ganz grün ist mir bei der Sache nicht. Ich eigne mich nicht als theatralischer Darsteller in einer Jagdtragödie und beschließe eine alternative Route zu gehen!

Das Feuer des sonnigen Schmelzofens bricht durch den Wald, vertreibt Kühle, verbannt Nebel, wärmt Herzen und zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich bin im Glück, der Umweg, der mit auferzwungen wurde, stellt sich als bessrer Weg heraus, als meine geplante Route:

Sieh an, auch ich bin an den Rändern meiner Mütze von Rauhreif verziert. Wahrlich, ein treuer, anhänglicher, flinker Geselle. Leider musste er merken, dass die Wärme meines Körpers ihm kein gutes Heim bot und so verflüchtigte er sich recht schnell und hinterließ nur ein paar wässrige Tränen des Abschiedes. Ich hingegen, fröhlich und begeistert von der Tour:

Schon wieder diese Jäger! Der halbe Wald scheint hermetisch abgesperrt zu sein und das Gellen ihrer Büchsen ist nun deutlich näher, drastisch drohend. Wieder gehe ich einen Umweg....und was für einen! Ein Hoch auf die Jagdgesellschaft, mein Dank!

Wohin die Wege leiten, mag auch das Licht vergehn, so wächst in mir die Neugier, das Unbekannte zu erspähn. Ich komme an diesem Höhlen/Bergstollenzugang vorbei. Das Wasser steht ca. Knöchelhoch am Eingang, keine Absperrung, kein Gitter. Welch Versuchung, Teufel! Doch da ich weder passende Ausrüstung, noch einen Kameraden, noch jemandem über meine Rückkehr Bescheid gab, entsage ich und stapfe ein wenig grummelig weiter bergan. Kaum 2 Meter bin ich gegangen, als ein Funkeln meine Augen beinahe blendet. Das weiße Feuer brennt sich vom Boden steigend direkt durch mich hindurch, laut schreie ich: "MITHRIL"! Das muss echtes Mithril sein. Verstohlen blicke ich mich um, schnell packe ich den Erzbrocken in die Seitentasche meines Rucksackes und flüchte. Hoffentlich hats keiner bemerkt, denn dies hier ist MEIN Mithrilbrocken, meiner, meiner allein und ich musste dafür nicht einmal tief schürfen!

Gut Beraten, wer robustes Schuhwerk trägt und wessen Hose auch in der herbstlichen Trendfarbe "schlamm" eine gute Figur abgibt. Die Vollernter waren hier in vollem Einsatz, scheinen neben Fällarbeiten auch für die nächste Aussaat den Wald gepflügt haben. Oder ein fleissiger Waldarbeiter wollte einmal im Leben Bauer spielen. Und auch hier überall Verbotschilder. "Nicht betreten, Lebensgefahr, Waldarbeiten". Ich reife zur Ansicht, man könne ein Flatterband um den gesamten Harz spannen, auf dem geschrieben steht "DU KANNST NICHT VORBEI!"

Seltsame Mountainbiker. Da begegnet man dreien von Ihnen, dreckbespritzt in ihren hautengen Klamotten unterm gepanzerten Helm, die nur eine Frage stellen, bevor sie gen Tal flitzen: "Gaaanz alleine hier? Wo ist denn die Freundin?" Meine Antwort verhallt ungehört im Walde, während ich verdutzt und verdattert kurz innehalte. Nun, knapp 2 Kilometer später kenne ich den Grund der Frage, als ich bemerke, dass ich auf einen ganz bestimmten Pfad abgebogen bin (Schuld schon wieder, die Jäger!) Kaum erblicke ich sie, denke ich: Ach Mist, allein. Da sollte ich vielleicht doch einmal ändern *seufz*! Schnell ziehe ich weiter, vor allem wegen der akuten Staugefahr auf diesem Wege, denn vom Parkplatz in Hahnenklee ists nur kurz, das Wetter ist gut und mittlerweile ist auch der Rest der Welt auf den Beinen und poltert durchs Gelände, starrt mich in meinen verdreckten Hosen seltsam an.

Ich kämpfe mich tapfer durch die Zivilisation, umgehe einen riesigen Parkplatz, versuche drei Autos auszuweichen, die mich von links flankieren wollen, wage den Sprung über eine breite Strasse, robbe vorbei an einer Gaststätte, gefüllt mit abgefüllten Wanderern, die lautstark vom Westerwald singen (siehts mans wieder...der gemeine Knickebocker-Karohemd-Wanderer weiß nicht mal, wohin er sich gekarrt hat!). Endlich, ich erspähe einen Waldrand...ein letzter Spurt....und dann....Ruhe. Schon werde ich für meine Mühen fürstlich entlohnt, denn ich erblicke einen der merkwürdig-geformtesten Bäume meines Lebens. Ich fühle Seelenverwandtschaft mit ihm, mag ihm die Hand reichen, auf die Schultern klopfen. Er geht auch seinen Weg, pfeift drauf was die anderen Tannen von ihm denken. Wächst, wie er meint. Einer wie ich, nicht rund, damit man nicht aneckt. Sondern kantig, schroff, mit Ecken, an denen man hängenbleiben kann, Verbindungen schafft, sich reiben kann, damits spannend bleibt!
Ich möchte sein Gefängnis einreißen, seine wurzelnen Ketten sprengen, damit er ein Stück mit mir wandert, Flügel bekommt und denke dann doch: Ab und an sind Wurzeln, fester Halt, besser als Flügel.

Nach einem kurzen Gedankenaustausch ziehe ich meiner Wege, lasse mich treiben, male Kreise in die Luft, federleicht. Stille legt sich über den Wald, über mein Haupt, in mein Herz. Hier und da ruft ein Vogel und merkt doch, dies ist jetzt der falsche Augenblick. Selbst die Blätter stellen ihr Rascheln ein, lauschen andächtig der Stille. Nein, kein toter Raum, sondern endlose Ewigkeit, ein Orchester der Sinne, gespielt ohne Ton. Ein Traum. Ich setze mich auf eine Wurzel, direkt an seinem Ufer, schweige auch. Innerlich aber breche ich auf, zu einem Höhenflug.

Ist ein Steinbruch in der Nähe? Die arbeiten Samstagnachmittags? Ich bin entsetzt! Halt nein, keine falsche Schuldzuweisung. Da eiern zwei Gestalten mit Stöcken übern Steinweg und hämmern mit ihren Karbidspitzen die Felsbrocken zu Sand und Staub. Ich beschließe dies als Signal zum Aufbruch zu werten, warte die Entscheidung der Beiden an der Weggabelung ab und nehme erleichtert den anderen Pfad. Bald schon kehrt die Ruhe zurück und der Herbst tanzt noch einmal mit dem Sommer den prächtigen Abschlußtanz auf dem Abschiedball der vergangenen Jahreszeit. Ich reihe mich ein, tanze leichtfüßig mit, lasse mich gleichsam mitreißen.

Ein wenig traurig sitzt der Winter alleine an seinem reservierten Tisch. Seine noble Kühle, sein erhabenes Haupt wirken anziehend, doch seine frostige Art wirkt auf die meisten Anwesenden eher abweisend. Ich werfe ihm ein Lächeln zu, er zwinkert mir zu...wir werden uns bald wiedersehen, auf einem anderen Fest. Wenn des Winters heilend Balsam auf der Welt ruht, werde ich auf dem weißen Tanzparkett meine Runden mit Eisprinzessinnen drehen, lautlos.
Einen kleinen Vorgeschmack auf kommende Zeiten regt diese Hütte in mir. Sie liegt verlassen eingebettet am Wegesrand, wartend der Wanderer, die ihres Schutzes bedürfen oder nur kurz Rasten möchten. Ein besinnlicher Ort, an dem ich gerne auf den ersten Schnee warten möchte, der sich mit eisiger Hand die Hütte krallt, in der ein flackerndes Feuer kracht.

Leider versank der Rest meiner Tour in Sanftmut und Schwärze der Dämmerung, daher keine weiteren Bilder. Ein wenig von meinem Knie geplagt und leicht erschöpft folgte ich durch die verblassende Herbstflut meinem Wege. Plötzlich hörte ich in der Ferne das blecherne Gebrüll einer erfolgreichen Jagd. Der Jagdführer gab Signal mit seinem Horn und leise dachte ich nur: "Waidmanns heil, mag die Beute reich sein und das Schüsseltreiben für die Treiber ebenso".
Kaum gedacht, vielleicht war eine halbe Stunde ins Land gezogen, die nun das mondlichtaufgeweichte Schwarz gänzlich verteilt hatte, rasten an mir drei Geländewagen vorbei, ein jeder freundlich die Hand zum Gruße, da ich - freiwillig - am Wegesrand platzendmachend auf ihre Vorbeifahrt wartete. Die Jagdgesellschaft schien sich irgendwo zu sammeln. Zeit ein wenig Licht ins Dunkel zu tragen, sanft mit der Hand über den Kristall im geschnitzten Kopfe meines Stabes zu streichen, leise vor mich hinzuflüstern "Lasst mich ein wenig mehr Licht riskieren". Ich drüctke auf den gummierten Einschalter meiner Stirnlampe...grelles, weißes Licht *seufz*.
Entlang des Granestausees Richtung Parkplatz laufend, ließ ich den erlebten Tag noch einmal durch meinen Gedankengarten wandern und wieder einmal blieb mir keine andere Wahl als aus vollem Herzen und den Tiefen meines Seins heraus zu Lächeln. Ich muss an eine uralte "Diebels-Alt" Werbung denken....Ein schöner Tag, die Welt steht still, ein schöner Tag. Komm Welt, lass dich umarmen, welch ein Tag.
Ja, ich bin nur ein Träumer, ein Spinner, einfach ein Narr, aber ein Glücklicher.
Bis demnächst, zur nächsten Tour und bald endlich auch wieder zu längeren Abenteuern, der Urlaub steht ja schon quasi klingelnd vor der Haustüre und begehrt Einlaß
Weiter Bilder gibts bei Flickr und noch mehr Bilder und Tourenbeschreibungen bald auf meiner Website. Da ich heute wegen des Knies ruhe, endlich mal Zeit dafür.
Ähm ja, wenn das zu viel für diesen Thread ist, so bitte ich schon jetzt um Verzeihung. Ich weiß nicht, ob dies schon eines "Reiseberichtes" würdig ist, ob es für solche "Erzählungen" einen anderen Thread gibt oder ob ich sowas besser gar nicht in einem Outdoorforum posten sollte.
Ich habe versucht, mich kurz zu fassen. Ich könnt noch deutlich ausführlicher *grins. Das auf dieser Wanderung entstandene Gedicht habe ich bewußt weggelassen, ich glaube sowas gehört hier nicht hin.
Gruß
Mats
P.S.: Nicht falsch verstehen, ich habe keine negative Einstellung gegenüber Waldarbeitern oder Jägern. Ich wertschätze ihre Arbeit!
Noch eine Kleinigkeit. Kann mir jemand sagen, welch wertloses Gestein ich da mühselig mitgeschleppt habe und zu Mithril verkläre? Nun, wertlos natürlich nicht, für mich hat es einen Wert und es glitzert schön
Gestern - mal wieder - im Harz, trotz angeschlagenen Knies (ich Idiot!), eine kleine Runde gegangen. Das Knie hat halbwegs tapfer durchgehalten, zum Glück, aber ich glaube, nächstes WE muss ich pausieren, sonst wirds schlimmer und ich kann meinen Urlaub im Dez-Jan abhaken!
Eigentlich wollte ich nur mit meiner neuen Kamera spielen!
Strecke: ca. 37 km
Die Route: Granetalsperre(Herzog Juliushütte) - Bärenhöhle - Magraretenklippe - Graneblockhaus - Bocksberg(liebesbank) - Hahnenklee - Kuttelbacher Teich - Grumbacher Teich - Maaßener Gaipel - Lautenthal -Altarklippe - Krähenberg - Frankenberg - Granetalsperre(Herzog Juliushütte)
gpx-File wie immer hier: http://www.firilion.de/gpx/20091031_harz.zip
Traumhaftes Herbstwetter, ein Blättermeer aus goldenroten Farben, die in einem letzten Rascheln sanft zu Boden schneien. Die Wege der grauen Monotonie verwandeln sich in leuchtende Flüsse aus endlos-gelbem Glitzern unter einer weichwärmenden Sonne. Ich wandere nicht, bin schwerelos, schenke mir Flügel, schliesse die Augen nicht und bin doch längst entschwunden. Wohin die Reise geht? Frag nicht, komm mit, ein Stück. Unsere Flügel währen nicht ewig, doch so lange wie sie tragen, lass uns mit jedem ihrer Schläge die Welt neu entdecken!
Okay, ich verliere mich in Gedanken und der Beitrag wird zu lang. Kommen wir also fix zu den Bildern.
Es ist 8 Uhr an einem frischen (-3 Grad), aber sonnigen Samstag. Der Parkplatz gähnt vor Leere, als ein roter Blechhaufen über die knarzenden Blätter rollt. Endlich Wochenende, endlich raus, endlich frei!

Die ersten Sonnenstrahlen brechen über die bewaldeten Hügel, ihre lichternen Kegel brechen sich im Rauhreif des Morgens, wecken Wald und Flur und in mir die Lebensgeister!

Über dem Stausee liegen diesige Überreste einer herben Herbstnacht. Langsam trollen sich die Nebelschwaden gen Himmel, geben Tal und Wasser die Bühne für das Tagesschauspiel frei.

Die ersten beiden munteren Kerlchen haben sich auch sogleich zu einer frühen Probe eingefunden, ziehen eifrig ihre Bahnen und begrüßen ihren ersten Zuschauer mit einem kurzem Laut.

Während der Rest der Welt noch unter weißen Dächern in warmen Stuben viele Wälder munter sägt und fällt. Herzog Juliushütte trägt noch die Schlafmütze auf seinem Haupte!

Früher Frost pflegt meist innige Freundschaften, beißt sich kernig fest und den Kletten gleich möchte er Gesellschaft bis zum Frühling leisten. Ein Zuckerrand aus Eiskristallen ziert diese junge Eiche. Samtener Saum der späten Jahreszeit

Oh Schreck, OhOh, die joviale Jägerschaft ist auf der Pirsch. Das gesamte Tal von Granestausee bis nach Hahnenklee ist gesperrt. Man betreibt Drückjagd aufs Schalenwild. Bald hör ich der spurlauten Hunde erstes Bellen, dann kracht der erste Schuß, noch in der Ferne. Ich denke nur, eine Schale trägst Du auch, zwar ist sie grün, doch ganz grün ist mir bei der Sache nicht. Ich eigne mich nicht als theatralischer Darsteller in einer Jagdtragödie und beschließe eine alternative Route zu gehen!

Das Feuer des sonnigen Schmelzofens bricht durch den Wald, vertreibt Kühle, verbannt Nebel, wärmt Herzen und zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich bin im Glück, der Umweg, der mit auferzwungen wurde, stellt sich als bessrer Weg heraus, als meine geplante Route:

Sieh an, auch ich bin an den Rändern meiner Mütze von Rauhreif verziert. Wahrlich, ein treuer, anhänglicher, flinker Geselle. Leider musste er merken, dass die Wärme meines Körpers ihm kein gutes Heim bot und so verflüchtigte er sich recht schnell und hinterließ nur ein paar wässrige Tränen des Abschiedes. Ich hingegen, fröhlich und begeistert von der Tour:

Schon wieder diese Jäger! Der halbe Wald scheint hermetisch abgesperrt zu sein und das Gellen ihrer Büchsen ist nun deutlich näher, drastisch drohend. Wieder gehe ich einen Umweg....und was für einen! Ein Hoch auf die Jagdgesellschaft, mein Dank!


Wohin die Wege leiten, mag auch das Licht vergehn, so wächst in mir die Neugier, das Unbekannte zu erspähn. Ich komme an diesem Höhlen/Bergstollenzugang vorbei. Das Wasser steht ca. Knöchelhoch am Eingang, keine Absperrung, kein Gitter. Welch Versuchung, Teufel! Doch da ich weder passende Ausrüstung, noch einen Kameraden, noch jemandem über meine Rückkehr Bescheid gab, entsage ich und stapfe ein wenig grummelig weiter bergan. Kaum 2 Meter bin ich gegangen, als ein Funkeln meine Augen beinahe blendet. Das weiße Feuer brennt sich vom Boden steigend direkt durch mich hindurch, laut schreie ich: "MITHRIL"! Das muss echtes Mithril sein. Verstohlen blicke ich mich um, schnell packe ich den Erzbrocken in die Seitentasche meines Rucksackes und flüchte. Hoffentlich hats keiner bemerkt, denn dies hier ist MEIN Mithrilbrocken, meiner, meiner allein und ich musste dafür nicht einmal tief schürfen!


Gut Beraten, wer robustes Schuhwerk trägt und wessen Hose auch in der herbstlichen Trendfarbe "schlamm" eine gute Figur abgibt. Die Vollernter waren hier in vollem Einsatz, scheinen neben Fällarbeiten auch für die nächste Aussaat den Wald gepflügt haben. Oder ein fleissiger Waldarbeiter wollte einmal im Leben Bauer spielen. Und auch hier überall Verbotschilder. "Nicht betreten, Lebensgefahr, Waldarbeiten". Ich reife zur Ansicht, man könne ein Flatterband um den gesamten Harz spannen, auf dem geschrieben steht "DU KANNST NICHT VORBEI!"

Seltsame Mountainbiker. Da begegnet man dreien von Ihnen, dreckbespritzt in ihren hautengen Klamotten unterm gepanzerten Helm, die nur eine Frage stellen, bevor sie gen Tal flitzen: "Gaaanz alleine hier? Wo ist denn die Freundin?" Meine Antwort verhallt ungehört im Walde, während ich verdutzt und verdattert kurz innehalte. Nun, knapp 2 Kilometer später kenne ich den Grund der Frage, als ich bemerke, dass ich auf einen ganz bestimmten Pfad abgebogen bin (Schuld schon wieder, die Jäger!) Kaum erblicke ich sie, denke ich: Ach Mist, allein. Da sollte ich vielleicht doch einmal ändern *seufz*! Schnell ziehe ich weiter, vor allem wegen der akuten Staugefahr auf diesem Wege, denn vom Parkplatz in Hahnenklee ists nur kurz, das Wetter ist gut und mittlerweile ist auch der Rest der Welt auf den Beinen und poltert durchs Gelände, starrt mich in meinen verdreckten Hosen seltsam an.

Ich kämpfe mich tapfer durch die Zivilisation, umgehe einen riesigen Parkplatz, versuche drei Autos auszuweichen, die mich von links flankieren wollen, wage den Sprung über eine breite Strasse, robbe vorbei an einer Gaststätte, gefüllt mit abgefüllten Wanderern, die lautstark vom Westerwald singen (siehts mans wieder...der gemeine Knickebocker-Karohemd-Wanderer weiß nicht mal, wohin er sich gekarrt hat!). Endlich, ich erspähe einen Waldrand...ein letzter Spurt....und dann....Ruhe. Schon werde ich für meine Mühen fürstlich entlohnt, denn ich erblicke einen der merkwürdig-geformtesten Bäume meines Lebens. Ich fühle Seelenverwandtschaft mit ihm, mag ihm die Hand reichen, auf die Schultern klopfen. Er geht auch seinen Weg, pfeift drauf was die anderen Tannen von ihm denken. Wächst, wie er meint. Einer wie ich, nicht rund, damit man nicht aneckt. Sondern kantig, schroff, mit Ecken, an denen man hängenbleiben kann, Verbindungen schafft, sich reiben kann, damits spannend bleibt!
Ich möchte sein Gefängnis einreißen, seine wurzelnen Ketten sprengen, damit er ein Stück mit mir wandert, Flügel bekommt und denke dann doch: Ab und an sind Wurzeln, fester Halt, besser als Flügel.

Nach einem kurzen Gedankenaustausch ziehe ich meiner Wege, lasse mich treiben, male Kreise in die Luft, federleicht. Stille legt sich über den Wald, über mein Haupt, in mein Herz. Hier und da ruft ein Vogel und merkt doch, dies ist jetzt der falsche Augenblick. Selbst die Blätter stellen ihr Rascheln ein, lauschen andächtig der Stille. Nein, kein toter Raum, sondern endlose Ewigkeit, ein Orchester der Sinne, gespielt ohne Ton. Ein Traum. Ich setze mich auf eine Wurzel, direkt an seinem Ufer, schweige auch. Innerlich aber breche ich auf, zu einem Höhenflug.

Ist ein Steinbruch in der Nähe? Die arbeiten Samstagnachmittags? Ich bin entsetzt! Halt nein, keine falsche Schuldzuweisung. Da eiern zwei Gestalten mit Stöcken übern Steinweg und hämmern mit ihren Karbidspitzen die Felsbrocken zu Sand und Staub. Ich beschließe dies als Signal zum Aufbruch zu werten, warte die Entscheidung der Beiden an der Weggabelung ab und nehme erleichtert den anderen Pfad. Bald schon kehrt die Ruhe zurück und der Herbst tanzt noch einmal mit dem Sommer den prächtigen Abschlußtanz auf dem Abschiedball der vergangenen Jahreszeit. Ich reihe mich ein, tanze leichtfüßig mit, lasse mich gleichsam mitreißen.

Ein wenig traurig sitzt der Winter alleine an seinem reservierten Tisch. Seine noble Kühle, sein erhabenes Haupt wirken anziehend, doch seine frostige Art wirkt auf die meisten Anwesenden eher abweisend. Ich werfe ihm ein Lächeln zu, er zwinkert mir zu...wir werden uns bald wiedersehen, auf einem anderen Fest. Wenn des Winters heilend Balsam auf der Welt ruht, werde ich auf dem weißen Tanzparkett meine Runden mit Eisprinzessinnen drehen, lautlos.
Einen kleinen Vorgeschmack auf kommende Zeiten regt diese Hütte in mir. Sie liegt verlassen eingebettet am Wegesrand, wartend der Wanderer, die ihres Schutzes bedürfen oder nur kurz Rasten möchten. Ein besinnlicher Ort, an dem ich gerne auf den ersten Schnee warten möchte, der sich mit eisiger Hand die Hütte krallt, in der ein flackerndes Feuer kracht.

Leider versank der Rest meiner Tour in Sanftmut und Schwärze der Dämmerung, daher keine weiteren Bilder. Ein wenig von meinem Knie geplagt und leicht erschöpft folgte ich durch die verblassende Herbstflut meinem Wege. Plötzlich hörte ich in der Ferne das blecherne Gebrüll einer erfolgreichen Jagd. Der Jagdführer gab Signal mit seinem Horn und leise dachte ich nur: "Waidmanns heil, mag die Beute reich sein und das Schüsseltreiben für die Treiber ebenso".
Kaum gedacht, vielleicht war eine halbe Stunde ins Land gezogen, die nun das mondlichtaufgeweichte Schwarz gänzlich verteilt hatte, rasten an mir drei Geländewagen vorbei, ein jeder freundlich die Hand zum Gruße, da ich - freiwillig - am Wegesrand platzendmachend auf ihre Vorbeifahrt wartete. Die Jagdgesellschaft schien sich irgendwo zu sammeln. Zeit ein wenig Licht ins Dunkel zu tragen, sanft mit der Hand über den Kristall im geschnitzten Kopfe meines Stabes zu streichen, leise vor mich hinzuflüstern "Lasst mich ein wenig mehr Licht riskieren". Ich drüctke auf den gummierten Einschalter meiner Stirnlampe...grelles, weißes Licht *seufz*.
Entlang des Granestausees Richtung Parkplatz laufend, ließ ich den erlebten Tag noch einmal durch meinen Gedankengarten wandern und wieder einmal blieb mir keine andere Wahl als aus vollem Herzen und den Tiefen meines Seins heraus zu Lächeln. Ich muss an eine uralte "Diebels-Alt" Werbung denken....Ein schöner Tag, die Welt steht still, ein schöner Tag. Komm Welt, lass dich umarmen, welch ein Tag.
Ja, ich bin nur ein Träumer, ein Spinner, einfach ein Narr, aber ein Glücklicher.
Bis demnächst, zur nächsten Tour und bald endlich auch wieder zu längeren Abenteuern, der Urlaub steht ja schon quasi klingelnd vor der Haustüre und begehrt Einlaß

Weiter Bilder gibts bei Flickr und noch mehr Bilder und Tourenbeschreibungen bald auf meiner Website. Da ich heute wegen des Knies ruhe, endlich mal Zeit dafür.
Ähm ja, wenn das zu viel für diesen Thread ist, so bitte ich schon jetzt um Verzeihung. Ich weiß nicht, ob dies schon eines "Reiseberichtes" würdig ist, ob es für solche "Erzählungen" einen anderen Thread gibt oder ob ich sowas besser gar nicht in einem Outdoorforum posten sollte.
Ich habe versucht, mich kurz zu fassen. Ich könnt noch deutlich ausführlicher *grins. Das auf dieser Wanderung entstandene Gedicht habe ich bewußt weggelassen, ich glaube sowas gehört hier nicht hin.
Gruß
Mats
P.S.: Nicht falsch verstehen, ich habe keine negative Einstellung gegenüber Waldarbeitern oder Jägern. Ich wertschätze ihre Arbeit!
Noch eine Kleinigkeit. Kann mir jemand sagen, welch wertloses Gestein ich da mühselig mitgeschleppt habe und zu Mithril verkläre? Nun, wertlos natürlich nicht, für mich hat es einen Wert und es glitzert schön

Kommentar