Ist Wandern schädlich?

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  • AlfBerlin
    Lebt im Forum
    • 16.09.2013
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    • Meine Reisen

    #81
    Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
    In D gibt es tatsächlich Wälder entlang von Seen mit fast null motorisiertem Verkehr? ...
    Nä die gibt es nicht

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    • Ditschi
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      • 20.07.2009
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      • Meine Reisen

      #82
      Einige wenige Menschen dringen in unberührte Natur vor in der Sehnsucht, so etwas einmal zu erleben. Andere folgen. Da hat Enja recht. Die Dosis macht das Gift, denn es werden immer mehr. Sie verändern die Natur zu deren Nachteil. Trampelpfade, Trimm-Dich-Pfade, Mountainbikestrecken, Feuerstellen, Grillplätze, Skipisten mit Kunstschnee. Kanurastplätze, Anlegestellen am Ufer, Übernachtungsshelter und, und und , und....Dann folgt irgendwann der erste Imbißstand, dann das erste Hotel. Die Tourismusindustrie frißt sich wie ein Moloch durch die Landschaft. Freizeitverhalten in der Natur wandelt Natur um in Freizeitparks. Wenn ich die Natur meiner Kindheit vergleiche mit dem, was ich heute sehe und erlebe, dann tut mir das in der Seele weh. Ich wundere mich, wie man den Schaden für die Natur durch Freizeitverhalten überhaupt in Abrede stellen kann? Für mich ist der Schaden derart augenfällig. Aber vielleicht haben manche Menschen da ein anderes Empfinden als ich für das, was Natur sein kann und sein sollte. Vielleicht, weil sie sie nur als Freizeitpark kennen und daran mitwirken?
      Beispiel: das Moor meiner Kindheit nahe meinem Geburtsort. Was war das dort schön! Landwirte konnten damit nichts anfangen. Und auch sonst war da niemand. Klein-Ditschi und ein paar andere Jungs haben da an einem kleinen Fluß geangelt. So ging das viele Jahre. Dann kamen Leute aus der Stadt und fanden auch , daß das Moor schön war. Aber leider unerschlossen. Das mußte geändert werden. Es wurde unter Naturschutz gestellt. Wir Jungs durften da nicht mehr angeln. Nicht schlimm. Wir haben ja auch die Unberührtheit gestört. Ich nehme mich da nicht aus. Dann wurde am Rand ein Haus errichtet als Infostand mit Schaubildern und allem, was an Infos dazu gehört. Ein Weg durchs Moor wurde angelegt. Mit Abfallbehältern. Ein Busparkplatz wurde gebaut. Eine Aussichtsplattform errichtet. Die Busse spucken Massen an Leuten aus für geführte Exkursionen. Mit allen Nachteilen, die solche Massen eben mit sich bringen. Ich gehe da nicht mehr hin. Ich könnte heulen. Schicksal, wenn man alt geworden ist und Natur noch kennt, bevor sie Freizeitpark wurde.
      Ditschi

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      • Flachlandtiroler
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        • 14.03.2003
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        • Meine Reisen

        #83
        Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
        Beispiel: das Moor meiner Kindheit nahe meinem Geburtsort. Was war das dort schön! Landwirte konnten damit nichts anfangen. Und auch sonst war da niemand. Klein-Ditschi und ein paar andere Jungs haben da an einem kleinen Fluß geangelt. So ging das viele Jahre. Dann kamen Leute aus der Stadt und fanden auch , daß das Moor schön war. Aber leider unerschlossen. Das mußte geändert werden. Es wurde unter Naturschutz gestellt. Wir Jungs durften da nicht mehr angeln. Nicht schlimm. Wir haben ja auch die Unberührtheit gestört. Ich nehme mich da nicht aus. Dann wurde am Rand ein Haus errichtet als Infostand mit Schaubildern und allem, was an Infos dazu gehört. Ein Weg durchs Moor wurde angelegt. Mit Abfallbehältern. Ein Busparkplatz wurde gebaut. Eine Aussichtsplattform errichtet. Die Busse spucken Massen an Leuten aus für geführte Exkursionen. Mit allen Nachteilen, die solche Massen eben mit sich bringen. Ich gehe da nicht mehr hin. Ich könnte heulen. Schicksal, wenn man alt geworden ist und Natur noch kennt, bevor sie Freizeitpark wurde.
        Mal ketzerisch gefragt, wen würdest Du als "den Schuldigen" für diese Entwicklung ansehen -- die kleinen Jungs?
        Meine Reisen (Karte)

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        • Ditschi
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          • 20.07.2009
          • 13193
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          • Meine Reisen

          #84
          Nein, wir kleinen Jungs hatten mit der Entwicklung nichts zu tun. Ich habe eine Vermutung. Ich bin in den 50er- und 60er-Jahren in Armut aufgewachsen. Freizeitgestaltung stand nicht im Mittelpunkt des Interesses. " Über die Runden kommen" war angesagt. Das war ja Nachkriegszeit. Und das ging wohl vielen Menschen so. Mit dem Wirtschaftswunder und steigendem Wohlstand wuchs dann das Interesse an Urlaub und Freizeit. Davon hatten die Menschen vorher nicht zu träumen gewagt. Freizeit hatte man nicht. Wer es sich jetzt leisten konnte, packte die Familie in den Käfer und fuhr nach Italien. Es hat noch eine Zeit gedauert, bis die Leute in den Städten entdeckten, daß auch das eigene Land Schönheit zu bieten hatte. Die Küste, die Moore, die Wälder. Man muß nicht weit fahren. Und dann kamen sie. Erst wenige, dann immer mehr. Ich glaube, die Entwicklung war einfach nicht aufzuhalten. Müßig, Schuldige zu suchen.
          Ich erlebe es zur Zeit in " meinem" Wald, in dem ich Holz werbe. Vor drei/vier Jahren war ich da noch alleine mit ein paar anderen Holzwerbern. Dann kamen Spaziergänger mit ihren Hunden aus den umliegenden Dörfern. Erst nur am Wochenende. Sonntags war dann immer Betrieb. Jetzt parken da auch in der Woche Autos. Mit fremden Nummernschildern, vornehmlich HH. Fast immer Leute mit Hunden. Wie kommt das? Mundpropaganda ? Wie spricht sich das bis nach HH rum, daß man in unserem Wald gut mit Hunden laufen kann ? Angehörige, die sich treffen ? Ich habe keine Ahnung, aber die Leute im Wald werden ständig mehr.
          Ditschi

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          • Waldhexe
            Alter Hase
            • 16.11.2009
            • 3284
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            • Meine Reisen

            #85
            Du vergleichst den Aufenthalt in Natur und Landschaft mit dem Bau von touristischer und kommerzieller Infrastruktur. Das ist wirklich nicht das selbe und so können wir nicht weiter diskutieren. Das eine folgt nicht zwangsläufig auf das andere, sondern dadurch, dass Gemeinden und Grundstückseigentümer Profit wittern.
            Welcher Schaden entsteht, wenn Menschen in einem Forst spazieren gehen? Auch in Mengen? Durch die Anreise mit dem PKW, aber sonst?

            Zum Beispiel Moor: Hat sich das Moor im Erhaltungszustand oder der Artenvielfalt verschlechtert oder beklagst Du (vollkommen verständlicherweise!) den Verlust Deiner Kindheitsidylle?
            Oft konnten solche Strukturen nur erhalten werden, in dem man sie in der von Dir beschriebenen Weise erlebbar gemacht und dadurch „in Wert gesetzt“ hat. Schützen durch Nützen nennt sich das. Weil die meisten Moore (und andere Biotope/Strukturen) sind nämlich schon lange der Flurbereinigung zum Opfer gefallen. „Dein“ Moor gibt es immerhin noch und möglicherweise hat genau diese Diskussion stattgefunden und der Kompromiss war: Naturschutzgebiet und „kanalisiert“ erlebbar machen. Und vielleicht konnten dafür andere Moore ohne Erschließung bleiben und anhand von Deinem zeigt man Menschen, die nicht das Glück Deiner Kindheitserlebnisse hatten, die Schönheit und die Bedeutung eines Moores.

            Ich schlage vor, dass diejenigen, die der Meinung sind, dass sie draußen Schaden anrichten oder dass draußen nicht genug Platz für alle ist, daheim bleiben.

            Allen anderen empfehle ich aus fachlicher Sicht: Reist mit ÖV an und bewegt Euch mit Muskelkraft, geht raus und genießt!

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            • Ditschi
              Freak

              Liebt das Forum
              • 20.07.2009
              • 13193
              • Privat

              • Meine Reisen

              #86
              Ja, in einem Punkt hast Du recht, denn so erlebe ich es: ein Teil der Natur wird gesperrt, um den Rest zu erhalten, der andere "kanalisiert". Dann können die Menschenmassen zumindest noch teilweise etwas von dem erleben, was sie für Natur halten. Ich finde diese Entwicklung traurig, mag sie auch notwendig sein. Und ja, ich trauer den Idyllen meiner Kindheit nach, als Natur noch Natur war.
              Und was schadet es dem Forst, wenn Menschen in Mengen da hindurch spazieren ? Fragst Du das ernsthaft? Der Wald ist nicht mehr still. Und das sollte er sein, zumindest manchmal, wenn er nicht grade auch Arbeitsplatz ist. Von Müll und Kacke 5 Meter links und rechts des Weges ganz zu schweigen. Und natürlich werden die Tiere des Waldes gestört und vergrämt, auch wenn sie oft erstaunlich anpassungsfähig sind.
              Ich glaube, unser Dissens liegt darin, daß Du mal erwähnt hast, daß Du Landschaftsplanerin bist. Ich finde, eine geplante Landschaft und Natur schließen sich gegenseitig aus. Ist aber nur eine Empfindung. Sicher ist Dein Beruf notwendig, um den kläglichen Rest nicht auch noch zu opfern. Ich wäre für Deinen Beruf ungeeignet, weil ich die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen hätte. Ich würde nämlich ständig den Impuls verspüren, die Leute abzuhalten, der gequälten Natur noch mehr auf dem Wecker zu fallen, als sie es eh schon tun.
              Ditschi

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              • Sternenstaub
                Alter Hase
                • 14.03.2012
                • 3770
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87
                ich bin nicht der Meinung, dass ich draußen Schaden anrichte und sehe es als ein Menschenrecht an, zB in Wäldern spazieren oder anders benannt - wandern zu gehen. Natürlich nicht in besonders geschützten Bereichen, das ist für jeden wirklichen Naturliebhaber eh ein no go! Und natürlich unter der Maßgabe, nichts zu hinterlassen, was nicht in den Wald hinein gehört. Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Liebe zum Wald entstanden ist. Als ich etwa 5 (?) war, sind wir als Familie in das Ruhrgebiet gezogen, wo mein Vater ursprünglich her kam und er eine Arbeitsstelle bekam. Ich habe ganz intensive Erinnerungen daran, wie wir mit Vater (manchmal auch mit beiden Eltern) im recht großen Duisburger Wald spazieren gingen. Mein Vater war ja dort groß geworden und kannte viele Wege noch. Er zeigte uns Bäume und es faszinierte mich immer wieder, meine Hände an die Baumrinde zu legen und die Spuren im Holz zu ertasten. Am Baum zu riechen, Eicheln, Kiefernzapfen usw zu sammeln. Wir gingen oft zu einem bestimmten Bach, zur sogenannten Heiligen Quelle und schöpften dort Wasser, welches aus einem Brunnen und dann weiter in ein Bachbett lief. Besonderes Highlight war es, wenn Papa zB Ananassirup mitgenommen hatte, etwas davon in ein Glas füllte und wir uns dort selber etwas Wasser aus der Leitung am Brunnen auffüllen durften. Der Wald und seine Wege waren für uns Schwestern ein großes Abenteuer. Manchmal sammelten wir auch (die damals noch wenigen) Abfälle auf und entsorgten sie dann in einem Abfalleimer, der ab und an im Wald stand. In diesen Wald bin ich als größeres Kind/Jugendliche oft gegangen (meist mit der Schwester, die den Wald genauso liebte wie ich). Obwohl das ja schon Jahrzehnte her ist, würde ich mich sicherlich dort noch immer nicht verlaufen. Um in seinen Kindern Liebe zur Natur zu wecken, gibt es wenig besseres, als mit ihnen durch die Wälder zu streifen, Dinge zu erklären, sie selber tasten und fühlen zu lassen. Denn nur was man liebt, schützt man wirklich. So viel zum: fremde Menschen kommen in meinen Wald (überspitzt formuliert)....

                btw - Massen im Wald - das kenne ich nicht mal aus dem Grunewald.... - vlt ist es bei dir anders, Ditschi oder du empfindest es einfach anders.
                Two roads diverged in a wood, and I—
                I took the one less traveled by,
                And that has made all the difference (Robert Frost)

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                • Waldhexe
                  Alter Hase
                  • 16.11.2009
                  • 3284
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                  • Meine Reisen

                  #88
                  Ditschi, ich glaube, Du hast wirklich keine Ahnung, was Landschaftsplaner (bzw. das Studienfach hieß Landespflege) machen und wofür, glaubst aber alles zu wissen. Vielleicht googelst Du mal…

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                  • lina
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                    • 12.07.2008
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                    #89
                    Das Moor um das Steinhuder Meer herum wird seit ein paar Jahren wieder vermehrt geflutet – sowas gibt’s also auch :-) Trotz wirklich vieler Touristen und diverser Aussichtsplattformen gibt es viel mehr Flächen, die nicht betreten werden.

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                    • Spartaner
                      Lebt im Forum
                      • 24.01.2011
                      • 5296
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                      #90
                      Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                      btw - Massen im Wald - das kenne ich nicht mal aus dem Grunewald.... - vlt ist es bei dir anders, Ditschi oder du empfindest es einfach anders.
                      Oder du empfindest es einfach anders? So selten wie ich mal durch den Grunewald spaziere, aber da waren nach meinem Gefühl immer buchstäblich Massen unterwegs, und das nicht nur rund um die Seen, auch in den ungemütlichen Jahreszeiten und auch auf den tiefer im Wald verlaufenden Wegen.

                      Sehr gut veranschaulicht, Ditschi, wie sich das alles entwickelt hat (in #84).
                      Zuletzt geändert von Spartaner; 18.02.2023, 08:47.

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                      • Ditschi
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                        • 20.07.2009
                        • 13193
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                        • Meine Reisen

                        #91
                        Ja, so ist das. Ein Teil gesperrt, ein Teil kanalisiert. Und ja, es wird auch wieder viel gemacht zur Beseitigung alter Sünden. Ist bei uns an der Küste auch so. Nur 8 KM entfernt, aber wir meiden die Küste. Jedenfalls in der Saison. Im Winter kann man sich da mal hintrauen. Meine Frau und ich haben grade einen Kurzurlaub in der Uckermark verbracht. Im Hotel lag ein Flyer mit Hinweisen auf die Sehenswürdigkeiten der Umgegend. Ein Hinweis auch auf die " Heiligen Hallen" ,ein alter Buchenwald. Im Flyer las ich etwas von " Ursprünglichkeit". Wir waren da. War es "ursprünglich" ? Jein. Schön, daß die Buchen so alt und so groß werden durften. Das hatte etwas von Ursprünglichkeit und war beeindruckend. Der Rest nicht.
                        Ein angelegter Parkplatz, die obligatorischen Schautafeln, Hinweisschilder mit Verhaltensregeln und Verboten, ein ausgelatschter, ausgeschildeter Weg. Kanalisierte Natur zur Lenkung von Besucherströmen. Das Gegenteil vor Ursprünglichkeit. Notwendig und traurig zugleich. So ist das heute. Wir alleine dort, haben aber bewußt für den Urlaub verregnete Wochentage in Februar gewählt, um wenigstens das zu erreichen. Ich will garnicht wissen, was da sonst los ist.
                        Im Grunewald war ich erst einmal während eines Stadturlaubes in Berlin. Für mich ein weitläufigerer Stadtpark.
                        Manchmal fragen meine Frau und ich uns, warum wir überhaupt verreisen. Wir wohnen in einem kleinen Dorf auf der Dithmarscher Geest. Eine Kulturlandschaft mit eingestreuten Mooren und kleinen Wäldern. Offenbar so unattraktiv, daß sie in keiner Weise touristisch erschlossen ist. Und das tut ihr gut. Sie ist einsam. Im Winter, wenn die Landwirtschaft ruht, können wir die Haustür abschließen , sind sofort " draußen" und können viele Stunden spazieren gehen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Und die Wildtieren müssen wir nicht suchen. Die kommen in den Garten. Wenn wir verreisen, stellen wir zumeist fest, daß es woanders zumeist "erschlossen" und voller Menschen ist. Nur in Lappland ( noch) nicht.
                        Ditschi
                        Zuletzt geändert von Ditschi; 18.02.2023, 09:06. Grund: Ergänzung

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                        • lina
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                          • Meine Reisen

                          #92
                          Da stellt sich mir die Frage: Warum bewegen sich so viele Leute zu Hotspots? Das hat man auch während Corona beobachten können. Ich meine damit jetzt nicht, mal den einen oder anderen davon anschauen zu wollen, sondern dieses touristische Abklappern von allen verfügbaren. Ein paar hundert Meter weiter war man wieder völlig alleine.

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                          • Flachlandtiroler
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                            • 30234
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                            • Meine Reisen

                            #93
                            Zitat von lina Beitrag anzeigen
                            Da stellt sich mir die Frage: Warum bewegen sich so viele Leute zu Hotspots?
                            Seid doch froh dass es so ist.
                            Die Ursachen für die steigenden Frequenzen hat Ditschi ja schon genannt: Wohlstand und Freizeit in der Nachkriegs-Blütezeit und Flucht ins Grüne während der Pandemie.
                            Ein flächiges Verbieten für den Naturschutz konkurriert mit dem Betretungsrecht der freien Natur und dem Erholungsbedürfnis sowie letztlich auch mangelnder Akzeptanz.
                            Also: Kanalisieren.

                            Aber die großen Abschneider unserer Rest-Natur sind nicht ihre Freizeit-Besucher...
                            Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                            Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Liebe zum Wald entstanden ist.
                            [...]
                            Obwohl das ja schon Jahrzehnte her ist, würde ich mich sicherlich dort noch immer nicht verlaufen.
                            Ich muss dich enttäuschen: In diesem Wald kannst Du Dich nicht mehr verlaufen, weil du an jedem Ende und zu allen Tag- und Nachtzeiten die A3 hörst
                            Irgendwas um 100.000 Fahrzeuge pro Tag, darunter jede Menge Schwerverkehr.

                            Um noch mehr Verkehr zu produzieren hat man vor etwa zehn Jahren (?) einfach mal eine noch breite Schneise in unseren schönen Stadtwald geschlagen.
                            Die Empörung der berufsmäßigen Empörer war erstaunlich gering bis nicht vorhanden. Robin Wood hat es einige Male in den Lokalteil der Zeitungen geschafft, von der grünen Partei kam überhaupt nichts. Wahrscheinlich hat man sich keine Chance gegeben und seine Aktivitäten lieber auf Freizeittouristen konzentriert...
                            Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 18.02.2023, 09:46.
                            Meine Reisen (Karte)

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                            • Ditschi
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                              #94
                              Zu lina: Ich habe die Vermutung, daß viele Menschen Einsamkeit fürchten oder sie nicht ertragen. Sich einfach wohler fühlen mit anderen Menschen um sie herum. Beispiel unser ortsnaher Wald, in dem ich mein Holz hole. Ich habe ja berichtet, daß immer mehr Leute auch von weiter her kommen, um da ihre Hunde auszuführen. Dürfen sie gerne, und sie stören mich auch nicht. Sie parken alle an der gleichen Stelle und laufen mit den Hunden alle die gleiche Runde. Es stört sie nicht, daß dabei stets in Sichtweite vor und hinter ihnen andere Leute laufen. Es ist nicht so, daß sie mit den Fremden kommunizieren. Aber offenbar ist ihnen diese Form von Geselligkeit willkommen. Anders kann ich mir das nicht erklären. Meine Frau und ich laufen in dem Wald auch gerne, mögen aber diese Form von Geselligkeit garnicht. Ein paar Schritte zur Seite, und wir laufen auf Pfaden und Wegen, auf denen wir völlig alleine sind. Der Wald bietet die Möglichkeiten. Das könnten alle anderen auch so machen. Tun sie aber nicht. Aus meiner Sicht glücklicherweise.
                              Im ersten Jahr der Pandemie fuhren übrigens Leute mit Stadtkennzeichen mit dem Auto über gesperrte Waldwege in unseren Wald und haben dort gezeltet. Das ist seit dem nicht wieder vorgekommen.
                              Ditschi
                              Zuletzt geändert von Ditschi; 18.02.2023, 10:02. Grund: Ergänzung

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                              • Taunuswanderer

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                                #95
                                Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                Da stellt sich mir die Frage: Warum bewegen sich so viele Leute zu Hotspots?
                                Da dürfte so einiges zusammenkommen und für jeden individuell unterschiedlich sein. Beispiele
                                • Bekanntheitsgrad der Hotspots (Zeitung, soziales Umfeld, Instagram, …)
                                • “Konsum“ von Attraktionen - man bekommt was geboten und muss sich nicht selber kümmern
                                • Stille und Einsamkeit wird nicht lange ausgehalten (siehe Beitrag von Ditschi)
                                • Statuswert - „ich war am Wochenende da und da“ (voll cool!) vs. „ich war im Stadtwald spazieren“ (ach wie langweilig!)
                                • einfache Erreichbarkeit und gut ausgebaute Infrastruktur
                                • „bucket list“ von Dingen, die man gesehen haben muss oder bis zu einem gewissen Alter erreicht haben muss
                                • Persönliches Interesse am spezifischen Hotspot (Geschichte, Naturverständnis, Kunst, …) - wenn du jetzt bspw. „Burgensammler“ bist, dann ist die Alternative ja nicht in den stillen Wald zu gehen, sondern bestenfalls selten besuchte Burgen zu besuchen oder eben besuchsarme Tage/Jahreszeiten für die Hotspots zu wählen.
                                Dies ist keine Signatur.

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                                • lina
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                                  • 12.07.2008
                                  • 44444
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                                  #96
                                  Ditschi Ggf. auch unzureichende Orientierungsfähigkeiten. Der Jäger, der mir hier begegnete (und sich übrigens freute, dass jemand an solchen regenverhangenen Tagen durch die Gegend streift und Pflanzen beguckt), erzählte, dass sie während der Pandemie dauernd Städter aus dem Gebiet befreien mussten, die sich hoffnungslos verlaufen hatten und nicht mehr rausfanden. Wobei das Waldgebiet gar nicht so groß ist, auch nicht so gleichförmig aussieht, dass man nichts wiedererkennen kann und jeder wahrscheinlich ein Smartphone dabei hatte.

                                  bucket list ist wieder die Kategorie höher, mehr, schneller, weiter. Das passt ja in vielen Bereichen inzwischen nicht mehr bzw. hat sich als Sackgasse herausgestellt.

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                                  • Taunuswanderer

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                                    • 19.01.2018
                                    • 5545
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                                    #97
                                    Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                    bucket list ist wieder die Kategorie höher, mehr, schneller, weiter. Das passt ja in vielen Bereichen inzwischen nicht mehr bzw. hat sich als Sackgasse herausgestellt.
                                    Mag sein. Ich habe so etwas auch nicht. Aber ich glaube nicht, dass „höher, schneller, weiter“ und bucket lists deshalb schon am aussterben sind…
                                    aber wenn man es etwas tiefer legt ist es vielleicht nur eine persönliche Wunschliste…

                                    Bezüglich Pandemie und Hotspots: da mag vielleicht noch dazu kommen, dass viele „adäquaten Ersatz“ für geplante (Welt-)Reisen, Amerikanische Trails, etc. gesucht haben. Einige haben dann das einfach auf das „Machbare“ in Deutschland transferiert. Camper-Tour durch DE, und es gibt da doch auch einen 3.500 km langen Wanderweg, der viele Premiumwanderwege mitnimmt und Hotspots abklappert
                                    Dies ist keine Signatur.

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                                    • lina
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                                      • 12.07.2008
                                      • 44444
                                      • Privat

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                                      #98
                                      Den E1-Teil würde ich da rausnehmen, der führt ziemlich konsequent in einiger Entfernung an den hotspots vorbei

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                                      • Flachlandtiroler
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                                        • 14.03.2003
                                        • 30234
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                                        #99
                                        Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                        Beispiele
                                        • „bucket list“ von Dingen, die man gesehen haben muss oder bis zu einem gewissen Alter erreicht haben muss
                                        Wer keine "bucket list" hat, ist kein Bergsteiger
                                        Allerdings kann man die halt nicht einfach abhaken, sondern die eigenen wie die äußeren Voraussetzungen müssen stimmen. Und es sortiert sich nach "leveln", d.h. eine dezente Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten ist zwingende Voraussetzung für das nächste Niveau.

                                        Unter dem Strich ergibt sich daraus, die "klassischen" (einfachen) Hochtourenziele sind überbucht, überreguliert und überlaufen; mit zunehmendem Anspruch hat man häufig seine Ruhe.
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                                          • 14.03.2012
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                                          Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                          Oder du empfindest es einfach anders? So selten wie ich mal durch den Grunewald spaziere, aber da waren nach meinem Gefühl immer buchstäblich Massen unterwegs, und das nicht nur rund um die Seen, auch in den ungemütlichen Jahreszeiten und auch auf den tiefer im Wald verlaufenden Wegen.
                                          nuja, sehr oft war/bin ich nicht im Grunewald unterwegs, aber da kommt es schon auf den Wochentag und die Jahreszeit an. Im letzten Herbst habe ich da mit meiner Schwester eine Runde gedreht, wir sind die kleinen Wege (die es ja durchaus gibt) gegangen, bei etwas Sonnenschein und mehr Regen, da gab es definitiv kaum Menschen.
                                          Wenn denn bin ich eher im nördlich von Berlin gelegenen Brandenburg unterwegs (unter der Woche, das geht ja gut, wenn man nicht mehr arbeiten muss). Da kenne ich mich ganz gut aus, habe ja 8 Jahre dort gewohnt.

                                          Two roads diverged in a wood, and I—
                                          I took the one less traveled by,
                                          And that has made all the difference (Robert Frost)

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