• German Tourist
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    Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

    Prolog oder Werner ist an allem schuld....

    Um es mal gleich vorweg zu nehmen: Die Schnappsidee, vom nördlichsten zum südlichsten Punkt auf dem europäischen Festland, nämlich vom Nordkapp nach Tarifa zu laufen, hat mir Werner Hohn eingebrockt. Und das kam so:

    Als ich 2012 durch Westeuropa lief, kam ich auf dem Westerwaldsteig ziemlich nahe bei Werner vorbei. Da Werner mich durch das Forum schon mal virtuell kannte, hatte er mich kurzerhand für einen Ruhetag zu sich eingeladen. Als eingefleischte Langstreckenwanderer haben wir uns natürlich gleich ausgezeichnet verstanden und sind weiter in Kontakt geblieben. Mir hatte diese Wanderung durch Deutschland, Frankreich und Spanien so gut gefallen, dass ich für 2013 wieder etwas ähnliches machen wollte. Und so lag es auf der Hand, dass ich mich beim Spanien-Experten Werner meldete und mit ihm mögliche Routen diskutierte.

    Allerdings brachten mich wochenlange Recherchen und mehrere Telefonate mit Werner noch nicht so recht weiter. Ich hatte zwar einige interessante Trails in Spanien entdeckt, allerdings waren die für meine Verhältnisse alle zu kurz und ließen sich nicht wirklich gut zu Fuss verbinden – wenn man nicht über 200 km Strasse laufen wollte. Und ich stehe nun mal auf durchgehende Langstreckenwanderungen. Erschwerend kam hinzu, dass ich meine nächste Wanderung im Herbst und Winter machen wollte und daher nach einer möglichst südlichen und tief gelegenen Route suchte.

    Ich war schon leicht verzweifelt, als Werner mit diesem Thread auf ods den Stein ins Rollen brachte.

    Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
    OT: Die einzig wahre Wanderung ist die vom Nordkinn (nördl. Punkt des europäischen Festlands) nach Tarifa (südl. Punkt des europäischen Festlands). Das Nordkinn liegt ja gleich neben dem Nordkap. Das macht übern Daumen ca. 8.500 km. So gesehen ...
    Als ich nichtsahnend am 9.3.13 vor meinem Laptop saß und diesen Post las, zweifelte ich erst mal an Werners Geographiekenntnissen. Tarifa soll der südlichste Punkt Europas sein? Das sieht doch auf der Karte ganz anders aus. Eine schnelle Internetrecherche stellte mein Vertrauen in Werners Expertise allerdings ganz schnell wieder her. Tarifa ist in der Tat der südlichste Punkt auf dem europäischen Festland. Und wie mir als umtriebiger Langstreckenwanderin auch so gleich klar war, ist Tarifa auch der Endpunkt des GR 7, der sich durch ganz Spanien zieht.... ohne 200 km lange Straßenabschnitte.

    Außerdem stehe ich ja auf Großprojekte. Ich war ja schon Teil 1 von Europa Ost-West gelaufen, da lag es doch auf der Hand, jetzt gleich noch Europa Nord-Süd dran zu hängen. 8.500 km sollten sich für mich leicht in zwei Wandersaisons bewältigen lassen. Damit hätte ich nicht nur einen Plan für 2013, sondern auch noch gleich eine Idee für eine weitere Wandersaison. Kurzum: Ich hatte sofort Feuer gefangen für die Idee der „einzig wahren Wanderung“.

    Am nächsten Morgen rief ich sogleich bei Werner an, der nach wenigen Klingeln ans Telefon ging und mich mit einem freundlichen „Hallo Christine“ begrüßte. Woher wusste er, dass ich in der Leitung war? Ah ja, wahrscheinlich hatte er meine Rufnummer auf dem Telefondisplay gesehen. „Nein, nein“, sagte Werner. Rufnummernkennung habe er gar nicht auf seinem Telefon und außerdem hätte er auch gar nicht seine Lesebrille auf. Woher er denn dann wisse, dass ich am Telefon sei. „Naja“, sagte Werner verschmitzt. „Ich habe da gestern auf ODS einen Köder für Dich ausgeworfen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Du anbeißen würdest und habe daher Deinen Anruf schon erwartet.“ Ich war erst mal sprachlos. Da war ich also eiskalt geködert worden!

    Der Rest ist dann - wie man so schön sagt - Geschichte. Die Idee „Nordkapp - Tarifa“ hatte mich gepackt und ich machte mich an die Planung. Ich würde die Strecke als Flipflop in 2 Wandersaisons laufen. Als Rache für Werners „hinterhältige“ Taktik beschloss ich, den ersten Teil dieser Wanderung bei ihm am Rhein zu beginnen. Teil 1, Rhein – Tarifa, bin ich im Herbst und Winter 2013/14 gelaufen, Teil 2, Rhein – Nordkapp, kommt dann wahrscheinlich im Frühjahr und Sommer 2015 dran.



    Werner zeigt mir, wo es lang geht - hier am Startpunkt von Teil 1
    meiner Wanderung am Deutschen Eck in Koblenz am Rhein


    Teil 1: Rhein - Tarifa: Herbst/Winter 2013/14



    Die Route Teil 1 Rhein – Tarifa

    Nachdem die grobe Richtung nun klar war, ging es an die konkrete Routenplanung Rhein – Tarifa. Ich wollte Anfang September starten und möglichst schnell möglichst südlich laufen, um Schneeproblemen zu entgehen. Dennoch stellten sich mir auf meiner Route drei geographische Hindernisse in den Weg, die in der kalten Jahrezeit ein Problem werden könnten:
    • Massif Central
    • Pyrenäen
    • Sierra Nevada

    Ich hatte diese Wanderung ganz bewusst als Herbst- und Winterwanderung geplant, um herauszufinden, ob man auch in Europa das ganze Jahr über bequem wandern kann. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „bequem“. Ich wollte keine Survival-Schneeschuh-und-Iglu-Wanderung machen, sondern möglichst entspannt den ganzen Winter über laufen. Dabei war mir klar, dass ich zwar relativ wenig Tageslicht haben würde, wollte aber durch die Routenwahl extreme Tiefsttemperaturen und große Schneemengen möglichst vermeiden.

    Das Massif Central würde ich im Oktober erreichen und hoffte, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Schnee geben würde. Die Pyrenäenüberquerung Anfang November stellte für mich das größte psychologische und planerische Hindernis dar. Nach langen Recherchen stieß ich dann aber auf eine sehr südliche Route, die die Pyrenäen am Roc de France auf gerade mal 1.400 m überquert. Das sollte auch noch im November machbar sein. Und die Sierra Nevada konnte ich auf der nördlichen Variante des GR 7 umlaufen. Auf dieser Variante würde ich auf maximal 1.700 m steigen, was sich hoffentlich auch noch im tiefsten Winter ohne größere Schneeprobleme bewerkstelligen lassen sollte.

    Und so ergab sich dann folgende Route von gut 3.800 km:
    Fortsetzung folgt - und wer es gar nicht erwarten kann, kann sich die ganze Wanderung schon mal hier auf meinem Blog anschauen:

    http://christine-on-big-trip.blogspo...thern%20Europe
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 19.11.2020, 11:15.
    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

  • ronaldo
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    • 24.01.2011
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    #2
    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

    Ah da hast du gesteckt... cool, freu mich auf den Bericht.
    Nur schade, dass du nochmal los musst demnächst, denn der südlichste Punkt Europas ist halt die Insel Gavdos bei Kreta...

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    • German Tourist
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      • 09.05.2006
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      #3
      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

      @Also, ich habe das ganze nochmal präzisiert: Tarifa ist der südlichste Punkt auf dem europäischen Festland. Und bevor noch weitere Kommentare kommen: Mir ist auch klar, dass der nördlichste Punkt auf dem europäischen Festland Nordkinn ist, und nicht das Nordkapp.
      Allerdings hätte ich auch keine Probleme, nach Gavdos zu laufen...
      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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      • Wildniswanderer
        Erfahren
        • 08.11.2008
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        #4
        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

        Ja super! Da freue ich mich, dass du deine letzjährigen Erlebnisse hier einstellst. Schon interessant wie du auf die Idee zu der Wanderung gekommen bist...
        http://geraldtrekkt.blogspot.de

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        • German Tourist
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          • 09.05.2006
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          #5
          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

          Teil 1: Der Start

          Zu Beginn meiner Tour schlug leider einer der Nachteile meines Nomadenlebens brutal zu. Ich habe seit vielen Jahren keinen festen Wohnsitz mehr. Wenn ich längere Zeit zur Vorbereitung meiner nächsten Touren in Deutschland bin, dann miete ich mir ein WG-Zimmer. Bin ich aber nur kurz zum Ausrüstungswechsel zwischen zwei Touren da, dann bleibe ich nur ein paar Tage bei Freunden. Und so war es auch am Anfang dieser Tour. Ich kam gerade von einer dreimonatigen Radtour durch Skandinavien zurück und musste jetzt innerhalb von drei Tagen den fliegenden Wechsel von Fahrrad auf Wandern durchführen. Unglücklicherweise hatte ich mir auf der Radtour auch noch einen Wirbel der Halswirbelsäule ausgerenkt, so dass ich neben Wäsche waschen, Rucksack packen, Post durchsehen etc. auch noch einen Besuch beim Chiropraktiker in meinen engen Terminplan einschieben musste.

          Nach drei Tagen war ich dann zwar dank ausgezeichneter Vorbereitung startklar und auch wieder „eingerenkt“, aber alles andere als entspannt. An den Rhein fuhr ich mit dem Fernbus und während der schier endlosen Fahrt fühlte mich hundeelend. Vom Busgeschaukel war mir speiübel und die eingerenkte Halswirbelsäule hatte mir zu schlimmsten Kopfschmerzen verholfen. Darüber hinaus machte mir mein linkes Knie Sorgen, dass ich vor einigen Monaten bei einem Unfall stark geprellt hatte. Ich fühlte mich so überhaupt nicht in der Verfassung, in zwei Tagen eine mehrmonatige Langstreckenwanderung zu beginnen.

          Endlich am Rhein angekommen munterte mich Werner sogleich auf. Eine Wärmeflasche beruhigte meinen eingerenkten Hals. Außerdem folgerte Werner messerscharf, dass ich an akuter Prä-Trip-Depression litt und prognostizierte, dass sich all meine Wehwehchen nach den ersten Wanderkilometern in Luft auflösen würden. Glücklicherweise sollte damit recht behalten....

          Vor meinem Abmarsch stand mir noch eine interessante Begegnung bevor: Atze1407, den ich bisher nur virtuell durch ODS kannte, hatte gerade in Aachen seine Wanderung des Wegs der Deutschen Einheit beendet und würde nun auch bei Werner einkehren. Dies musste natürlich gefeiert werden und so überlegten Werner und ich, wie wir Atze gebührend in Aachen abholen sollten. Wir bastelten kurzerhand ein Plakat und steckten eine Flasche Bier für Atze ein. Wie das Photo zeigt, scheint uns die Überraschung für Atze (groß und klein) gelungen zu sein.

          Für einen Abend verwandelte sich Werners Heim nun in eine Wandererherberge und Hundepension. Die Zeit verging wie im Flug und so rückte der Zeitpunkt für meinen Aufbruch bedrohlich näher. Am Morgen gab es noch ein großes Frühstück, aber dann ging es auch schon los. Werner fuhr mich nach Koblenz ans Deutsche Eck, dem Ausgangspunkt der Wanderung Teil 1. Atze (groß) sollte alles photographisch dokumentieren. Atze (klein) überwachte alles. Und ich fühlte mich eher wie auf dem Gang zum Schafott. Ich hatte immer noch nicht so recht begriffen, dass dies jetzt der Beginn einer fünfmonatigen Wanderung war. Und obwohl ich nach 7 Jahren Outdoorleben nun eigentlich Übung haben sollte, war ich auch bei diesem Trip-Beginn wahnsinnig nervös. Nach etlichen Photos vor dem Rhein und dem Kaiserdenkmal war es dann Zeit für den Abschied. Atze (groß) bestellte beim Leierkasten-Mann noch „Muss I denn zum Städtele hinaus“ für mich, Atze (klein) drehte eine letzte Runde um meine Beine, dann stiegen alle ausser mir ins Auto und überließen mich auf der Rheinpromenade meinem Schicksal. Und so blieb mir dann nichts anderes übrig, als am 28.08.13 einfach mal loszulaufen in Richtung Tarifa....
          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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          • Juno234
            Erfahren
            • 03.08.2007
            • 397


            #6
            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

            Ich freue mich auf deine weiteren Erlebnisse

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            • berniehh
              Alter Hase
              • 31.01.2011
              • 2501
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              #7
              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

              auch ich bin schon gespannt wie´s weitergeht.........
              www.trekking.magix.net

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              • chrizzlythebear
                Anfänger im Forum
                • 10.12.2013
                • 48
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                #8
                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                Hallo German Tourist,

                vorweg einmal meine größte Hochachtung für dieses Unterfangen, ehrlichkeitshalber muss ich sagen, ein bisschen Neid ist da mit von der Partie. Aber auch riesen Respekt.

                ich hoffe Dir mit meiner Frage jetzt nicht zu nahe zu treten, aber sie brennt mir einfach auf den Lippen. Wie kann man so ein "Nomadenleben" finanzieren? Womit bestreitest Du Deinen Lebensunterhalt? Wie organisierst Du die Aufbewahrung deines Equpments, bei Freunden? ich finde es echt bewundernswert, dass man auch so durchs Leben gehen kann und seine Leidenschaft (ohne diese wäre man dazu nicht in der Lagem, das sind ja schon Leistungen) so auszuleben.

                Du musst natürlich nicht antworten, aber ich denke, es wird auch andere interessieren.

                Und zum Schluss nochmal: WOW, ich freue mich schon auf spannende Berichte von Dir.

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                • Gismo834
                  Erfahren
                  • 25.01.2010
                  • 223
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                  #9
                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                  Echt ein Interessantes Leben. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

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                  • German Tourist
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                    #10
                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                    Zitat von chrizzlythebear Beitrag anzeigen
                    ich hoffe Dir mit meiner Frage jetzt nicht zu nahe zu treten, aber sie brennt mir einfach auf den Lippen. Wie kann man so ein "Nomadenleben" finanzieren? Womit bestreitest Du Deinen Lebensunterhalt? Wie organisierst Du die Aufbewahrung deines Equpments, bei Freunden?
                    Das Thema der Finanzierung ist schon mal ausführlich in einem anderen Reisebericht von mir besprochen worden. Schau einfach mal hier.

                    Interessant ist jedoch die Frage nach der Logistik: Ich habe schon vor vielen Jahren meine Wohnung aufgegeben. Aber wie Du schon richtig bemerkt hast, muss ich ja irgendwo meine gerade nicht benötigte Ausrüstung aufbewahren. Ich habe hierzu ein kleines Lagerabteil angemietet. Mein Equipment ist komplett durchnummiert und jeder Gegenstand ist mit Beschreibung, Gewicht und Lagerort in einer Excel-Tabelle aufgelistet. Ich packe daher immer zuerst virtuell am Computer und gehe dann mit meiner Liste in mein Lagerabteil, wo ich die einzelnen Gegenstände dann nur noch aus den entsprechenden Kisten ziehen muss. Im Notfall können mir anhand des Nummernsystems auch outdoor-unerfahrene Freunde Ausrüstungsgegenstände aus dem Lager holen und mir zuschicken.
                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                      #11
                      Vom Rhein an die französische Grenze

                      Erwartungsgemäß bin ich am ersten Tag nicht weit gekommen. Ich war gnadenlos aus dem Training, denn schließlich war ich die drei Monate vorher kaum einen Schritt gelaufen, sondern nur geradelt. Zudem musste ich ständig an meinem Rucksack herumpacken, bis der endlich vernünftig saß. Es war warm, ja fast heiß und ich lief mit meiner Winterausrüstung auf dem Rücken herum. Bald war abzusehen, dass ich es keinesfalls auf dem Rheinburgenweg noch bis Boppard schaffen würde. Als es so langsam dunkel wurde, drückte ich mich unauffällig durch das letzte Dorf, bevor ich im Wald mein Zelt aufschlagen wollte. Da wurde ich aber von einem netten älteren Herrn angesprochen. „Sie schaffen es heute nie im Leben mehr nach Boppard.“ sagte er. Soviel war mir schon selbst klar. Aber bevor ich noch irgendeine wilde Geschichte von meinem Ehemann, der mich abholen würde, erzählen konnte, erklärte mir der freundliche Herr, dass ich in 20 Minuten auf eine Hütte im Wald stoßen würde, in der ich ja gut übernachten könnte. Ich war platt. Mit soviel Freundlichkeit hatte ich nicht gerechnet – und mit einer Hütte schon gar nicht. In der Tat stand ich 20 Minuten später auch vor dem Traum eines jeden Wildzelters: Eine riesige und saubere Hütte. Gleich am ersten Wandertag soviel Glück – ich konnte es kaum fassen und ließ mich häuslich nieder. Nach einer ruhigen Nacht wurde ich am nächsten Tag mit großartigen Ausblicken auf den Rhein belohnt. Beim Abstieg nach Boppard schwebten die Touristen in der Seilbahn über mir – gelaufen sind außer mir nur wenige....



                      Ich verließ nun bald den Rhein. Da der Moselsteig noch nicht fertig (und im übrigen auch zu lang) war, schlug ich mich jetzt auf einer selbst zusammengewürfelten Route aus Hunsrückhöhensteig, Ausoniusweg und Saar-Hunsrück-Steig Richtung Perl und französische Grenze durch. Leider war ich in diesen ersten Tagen echt vom Pech verfolgt und alles schien schief zu gehen.

                      Mein ersten Einkaufstag war in Kastellaun eingeplant. Als ich mich aber nun mit leerem Magen der Stadt näherte, stellte sich mir ein unerwartetes Hindernis in den Weg: Der Bau einer neuen Umgehungsstrasse. Diese war nun weder auf meinen Papier- noch GPS-Karten eingezeichnet. Die steile Büschung wäre ich ja wohl noch heruntergekommen, nur leider wurde die frisch geteerte Baustelle von aufmerksamen Bauarbeitern bewacht, so dass ich wohl oder übel den kilometerlangen Umweg über eine Brücke nehmen musste – sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg.


                      Dann versetzte mich ein GPS-Problem in helle Panik. Ich hatte jeden Wanderweg als einzelnen gpx track abgespeichert – aber nur leider weigerte sich mein GPS, mehrere von diesen Tracks auf einmal anzuzeigen. Und bei der Einzeltrackanzeige verpflanzte mein GPS den Ausoniusweg dann auch mal gleich auf die Seychellen... Mir brach regelrecht der Angstschweiß aus. Ich hatte zwar für die ganze Strecke Papierkarten, aber ich baute schon stark auf das GPS. Wenn dies dauerhaft ausfiele, hätte ich ein Riesen-Problem. Obwohl ich bis heute die Ursache des Problems nicht verstehe, habe ich es nach einigen Wochen durch Resets zumindest in den Griff gebracht.

                      Der Ausoniusweg hob meine Laune auch nicht gerade. Als ehemalige Römerstraße verläuft er größtenteils schnurgerade – manchmal sehr schön auf Forstwegen, aber leider auch oft auf Straßen. Immerhin konnte ich mich jetzt an den römischen Hinterlassenschaften wie z.B. diesem nachgebauten Wachturm erfreuen.


                      Auf dem Saar-Hunsrück-Steig ereilte mich dann das größte Unglück. Auf geradem einfachen und flachem Weg habe ich mich zu gut deutsch einfach mal aufs Maul gelegt. Auch im nach hinein ist es mir schleierhaft, wie ich mir das passieren konnte. Ich lag erst mal 5 Minuten auf dem Weg rum und brüllte wie am Spieß – einerseits vor Schmerz, denn ich hatte mir das linke Knie ziemlich heftig aufgeschürft und andererseits vor Frust, dass ich vor lauter Blödheit auch noch genau auf das eh schon lädierte linke Knie gefallen war. Aber es half ja alles nichts. Irgendwann hatte ich mich aufgerappelt und humpelte ins nächste Dorf.


                      Im dortigen Dorfversammlungsraum fand ich eine geöffnete Toilette und konnte die Schürfwunde erst mal notdürftig reinigen und den Schaden evaluieren. Nach einer ausgedehnten Mittagspause musste ich nun entscheiden, ob ich so weiter humpeln oder eine Pause einlegen wollte. Ich entschied mich für eine ungeplante Pensionsübernachtung, obwohl mir das Herz blutete, bei strahlendem Sonnenschein 35 EUR für eine Pension abzudrücken. Zu allem Unglück gab es dort dann auch noch nicht mal Handy- oder Internetempfang, so dass ich mich nicht telefonisch trösten lassen konnte. Das Knie schwoll ziemlich an und ich befürchtete schon eine langfristigere Beeinträchtigung, aber am nächsten Morgen konnte ich schon wieder die Stufen zum Frühstücksraum herunter humpeln.

                      Ich beschloss, die Zähne zusammen zu beißen und humpelte weiter. Laufen war erstaunlich unproblematisch, nur der Ein- und Ausstieg ins Zelt war ein echtes Problem. Und von der Verrichtung großer morgendlicher Geschäfte spreche ich lieber erst gar nicht. Ich musste wahrhaftige akrobatische Meisterleistungen vollbringen. Das Knie wurde zwar stetig besser, aber dafür hatte ich mir ein anderes medizinisches Problem eingehandelt. Entweder durch den Sturz oder die anschließende Schonhaltung hatte ich mir einen Lendenwirbel ausgerenkt. Ich hatte das Problem schon ein paar Mal in der Vergangenheit gehabt. Normalerweise renkt sich die Lendenwirbelsäule beim Laufen nach einigen Tagen wieder von selbst ein, aber so lange wollte ich nicht warten. Einmal kurz auf dem Smartphone gegooglet und schon hatte ich zu meiner großen Überraschung auch einen Chiropraktiker in Mettlach gefunden. Nach einem kleinen Gewaltmarsch kam ich dort auch noch innerhalb der Sprechstunden an und wurde prompt wieder eingerenkt. Dies war dann auch das Ende aller orthopädischen Probleme auf diesem Trip. Das Knie verheilte bald, aber ich habe eine niedliche Narbe zurückbehalten.



                      Leider führten all diese Problemchen dazu, dass ich den ansonsten wirklichen tollen Saar-Hunsrück-Steig nicht so richtig würdigen konnte und als meine zahlreichen Wehwehchen endlich abgeklungen waren, war ich auch schon neun Tage nach dem Start an der französischen Grenze in Perl angelangt.
                      Zuletzt geändert von German Tourist; 27.02.2014, 09:46. Grund: Titel geändert
                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                      • Rainer Duesmann
                        Fuchs
                        • 31.12.2005
                        • 1642
                        • Privat


                        #12
                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                        Hallo Christine,
                        Vielen Dank für den interessanten Bericht.
                        radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                        • German Tourist
                          Dauerbesucher
                          • 09.05.2006
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                          #13
                          Entlang der Mosel

                          Perl an einem Freitag Nachmittag war die Hölle. In diesem eigentlich recht kleinen Ort im Dreiländer-Eck Deutschland, Frankreich und Luxemburg gibt es so gut wie jeden deutschen Discounter und das wird von Einkaufstouristen aus Frankreich und Luxemburg weidlich genutzt. In den Läden hört man kaum deutsch, es dominiert eindeutig Französisch. Nachdem ich mittlerweile mehrere Monate durch Frankreich gewandert bin ist mir auch klar warum: Die Preise in Deutschland sind meist niedriger als Frankreich. Die Franzosen schleppen ganze Wagenladungen mit sich fort und entsprechend lange hin ich in der Kassenschlange bei Lidl fest. Auch ich kaufte noch mal soviel Schokolade, wie ich schleppen konnte, denn die würde in Frankreich deutlich teurer sein. Draußen auf dem Parkplatz und auf den Straßen Perls setzte sich das Verkehrschaos fort. Ich war froh, über die Moselbrücke nach Luxemburg zu entkommen. Luxemburg hatte ich dann innerhalb einer Stunde durchquert und bettete mein müdes Haupt schon in Frankreich zum Schlafen nieder.

                          Die nächsten Tage bis Toul ging es an der Mosel entlang, wo der Wanderer zwischen mehreren GR-Varianten auswählen kann. Moselwanderung hört sich sehr idyllisch an, ist es aber leider nicht. Die Moselregion ist dicht bevölkert und heftig industrialisiert. So tauchten schon bald die Kühltürme des Kraftwerks Chattenom auf....


                          Es gab zwar auch einige idyllische Ausblicke auf die Mosel und auch einige Weinberge, meist aber führte der Wanderweg entlang des Moselkanals auf asphaltierten Radwegen. Dort geht es zwar schnell voran, aber gelenkschonend ist das nicht gerade. Auch die Ortschaften waren nicht gerade idyllisch. Ich hatte Postkartenmotive a la Elsass erwartet, aber hier im benachbarten Lothringen dominieren 60er Jahre Betonbauten. Immerhin gab es am Wegesrand noch einige interessante Befestigungsanlagen aus den Weltkriegen zu besichtigen.


                          Metz war wieder mal so eine Idee, die mir Werner eingebrockt hatte: Eigentlich brauchte ich so früh in der Wanderung keinen ausgedehnten Stadtaufenthalt und ich wollte Metz einfach umwandern – vor allem, weil Stadtunterkünfte in der Regel ja recht teuer sind. Glücklicherweise hatte mir Werner allerdings vom Camping Municipal in Metz erzählt, den ich dann auch ansteuerte. Dieser Zeltplatz erwies sich als totaler Glücksgriff. Die Übernachtung für eine Person mit Zelt betrug gerade mal 6,40 EUR und der Zeltplatz befand sich direkt an der Mosel mit gerade mal 10 Minuten Fußweg zur berühmten Kathedrale! Dazu gab es kostenloses Wifi und sogar zwei Computer zur Benutzung durch die Gäste. Ganz beglückt blieb ich zwei Nächte und genoss die vielen Sehenswürdigkeiten in Metz. Dies war im übrigen auch der Beginn einer glücklichen Liebesgeschichte zwischen mir und den Camping Municipal in Frankreich....



                          Aus Metz heraus wanderte ich im Nieselregen wieder mal entlang des Moselkanals. Nahe am Weg befand sich ein Decathlon. Der kurze Abstecher wurde leider zum suburbanen Alptraum. Ich musste unter Lebensgefahr eine viel befahrene Nationalstraße überqueren und verirrte mich dann fast auf den riesigen Parkplätzen der Einkaufszentren. Und dann bekam ich noch nicht mal die gewünschte Gaskartusche.... Ich war heilfroh wieder auf den Kanalweg zurückzukommen. Die Mosel begleitete mich noch bis Toul, wo ich dann Richtung Südwesten abbog. Toul glänzte vor allem mit einer genialen Kathedrale und gleich zwei Lidls.

                          Fazit:
                          Es gibt deutlich schönere Wanderwege in Frankreich als in Lothringen entlang der Mosel.

                          Zuletzt geändert von German Tourist; 27.02.2014, 11:52.
                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                          • German Tourist
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                            • 09.05.2006
                            • 849
                            • Privat


                            #14
                            Jean d Arc, Mineralwasser-City und viel Regen

                            Weg von der Mosel bewegte ich mich nun auf den eher unbekannten GR 703 und 714 Richtung GR 7. Zunächst mal begleitete mich Jean d Arc auf Schritt und Tritt. In jeder Kirche standen ihre Statuen. Überall waren Straßen nach ihr benannt. Selbst der GR lief parallel mit dem Circuit Jean d Arc, offen für Reiter, Mountain Biker und Wanderer. Nicht dass ich irgendein Mitglied dieser Gruppen gesehen hätte: Im Dauerregen war ich hier im September allein unterwegs. Die Jean d Arc Manie erreichte ihren Höhepunkt in Domremy-la-Pucelle, dem Geburtsort der Jungfrau von Orleans. Das bescheidene Geburtshaus war zu einem imposanten Museum aufgemotzt worden. Hier gab es auch jede Menge Touristen – alle mit dem Auto unterwegs... Ich sparte mir den Eintritt und lief weiter zur neogotischen Kathedrale, die der Jungfrau gewidmet war. Hier konnte ich wenigstens kostenlos etwas aus dem Dauerregen raus und so ganz nebenbei mein Smartphone an der Steckdose aufladen. Die zahlreichen Touristen waren auch eher am angeschlossenen Restaurant denn an Kontemplation in der Kirche interessiert....



                            Der Regen wollte nur leider kein Ende nehmen. Die Wege waren total verschlammt und die vielen Bauern, die jetzt Holz einschlugen, machten die Sache auch nicht besser. Ich trabte unverdrossen weiter, allerdings etwas beunruhigt durch den Wetterbericht, der für die Nacht eine wahre Sintflut vorhersagte. Das würde im Tarptent eher ungemütlich werden. Aber ich hatte wahnsinnig Glück. Pünktlich zum Tagesende sah ich zwei heruntergekommene Trailer am Wegesrand. Einer war mit Vorhängeschloss abgeschlossen, aber der zweite war offen und offenbarte ein wahres Paradies. Es handelte sich wohl um eine Jagdunterkunft, von denen ich später noch weitere am Wegesrand sehen würde. Ein Tisch, Stühle und eine Bank, ja sogar ein Holzofen – ein wahres Geschenk des Himmels angesichts des schlechten Wetters. Ich war zunächst noch etwas nervös, ob nicht doch noch ein Jäger auftauchen würde, aber aus den zahlreichen Spinnweben konnte ich schließen, dass schon lange niemand mehr hier drin gewesen war. Und tatsächlich kam in den über 14 Stunden, die ich im Trailer zubringen musste, nur ein einziges Mal jemand auf dem Waldweg im Auto vorbei – der mich aber nicht mal registrierte. Gegen drei Uhr morgens brach dann auch die Sintflut los. Auf dem Metalldach des Trailers hörte sich das an wie ein Weltuntergang, vor allem als dann noch ein Ast abbrach und auf das Dach krachte. Ich war heilfroh, diese Nacht nicht im Zelt zugebracht zu haben.



                            Wie vom Wetterbericht angekündigt ließ der Regen morgens nach und ich wagte mich wieder nach draußen. Der Regen hatte verheerende Schäden angerichtet. Ich sah eine Viehtränke, die komplett unter Wasser stand. Wahrscheinlich mussten die Kühe jetzt dahin schwimmen....

                            Wasser sollte auch weiterhin mein Thema bleiben, dann heute war Proviant Einkaufen in Contrexeville angesagt. Contrexeville ist eine bekannte Bäderstadt und Abfüllungsort des Mineralwassers Contrex. Diese Ecke Frankreichs ist voller Badeorte: So gibt es Vittel in der Nähe und wenige Tage später kam ich dann auch noch durch Bourbonne-les-Bains. Allerdings entpuppten sich diese Badeorte als wenig glamorös. Statt schicker Luxushotels wimmelte es von billigen Ferienwohnungen. Die hübsche Trinkhalle hatte über Mittag geschlossen, so dass ich nicht in den Genuss des Heilwassers kam, sondern meine Wasservorräte auf der öffentlichen Toilette auffüllen musste. Nachdem ich mich mit der Klofrau angefreundet hatte, durfte ich dann in der riesigen Eingangshalle Mittagspause machen. Nicht gerade eine Luxus-Kur für mich....



                            Ich zog weiter Richtung Langres, wobei ich auf unerwartete Zeltprobleme stieß. Der Boden hier war so lehmhaltig und von Maulwürfen zerpflügt, dass ich mir einen ebenen Flecken regelrecht zurecht stampfen musste.Angesichts des schweren Bodens keine einfache Aufgabe und das Ergebnis war immer unbefriedigend. Der Boden war immer noch holprig, kalt und nass. In Kombination mit dem ständigen Regen machte das Zelten hier definitiv keinen großen Spass.

                            Fazit: Relativ unspektakuläre Landschaft. Die vielen Jean d Arc Bezüge sind geschichtlich ganz interessant, aber ansonsten was das eher eine Durchgangsstrecke.

                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                            • rockhopper
                              Fuchs
                              • 22.04.2009
                              • 1239
                              • Privat


                              #15
                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                              Hallo Christine,

                              ich lese schon eine Weile in Deinen Tourberichten mit. Der Abschnitt um Vittel bis Bourbonne-les-Bains veranlasst mich jetzt zu schreiben, denn ich war auf meiner ersten Solotour mit dem Rad auch an diesen Orten unterwegs. Ein paar Kilometer war ich
                              anfangs schiebender Weise, auf dem GR714, ab Lignéville unterwegs. Klasse Bericht! Vielen Dank!
                              ...bei mir regen sich die ersten Anwandlungen vom Rad auf die Wanderschuhe umzusteigen.
                              VG rockhopper

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                              • German Tourist
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                                • 09.05.2006
                                • 849
                                • Privat


                                #16
                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                @Rockhopper: In dieser Gegend bist Du viel besser auf dem Fahrrad unterwegs als zu Fuß. Wie Du selbst gesehen haben wirst ist die Gegend nicht gerade spektakulär. Später auf dieser Tour bin ich da in viel großartigeren Landschaften unterwegs gewesen.
                                Ich selbst wechsle auch immer ab zwischen Wandern, Radfahren und Paddeln. Das eine schließt das andere ja nicht aus....
                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                • Wafer

                                  Lebt im Forum
                                  • 06.03.2011
                                  • 9533
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                  Hallo Christine.

                                  Eine wunderbare Idee hast du da! Tarifa ist für mich kein unbekannter Wanderort. Auch mich hat damals die Lage gereizt und wer hat denn schon gleichzeitig mit einem Fuss im Atlantik und mit dem anderen im Mittelmeer gebadet?
                                  Und Frankreich ist einfach ein tolles und abwechslungsreiches Land zum Weitwandern! Grandiose Landschaften unterschiedlicher Art. Da gibt es schon mal ein paar Durststrecken. Ich bin mal gespannt, wann du meine Tour kreuzt und wo. Leider ist deine Karte kein Link - OT: womit du auch ein kleines Lizenzproblem hast - sonst könnte ich mir das schon genauer ansehen. Binde doch eine GPX-Datei ein oder binde die Karte über QuickMaps ein.
                                  Ich freue mich auf weitere Etappen und wünsche dir noch viel Erfolg auf deinen weiteren Touren! Auch mich treibt es übrigens in Richtung Norden. Ob ich so weit komme wie du planst weiß ich noch nicht. Auch habe ich nicht ganz so viel Zeit wie du. Aber die Richtung stimmt! Durch deinen herrlichen (oder ist das eher ein fraulicher?) Bericht steigt die Motivation dort nach meiner Zwangspause wieder auf zu setzen.
                                  In Erwartung wunderschöner Etappenberichte muss ich jetzt wohl wieder etwas warten ...

                                  Gruß Wafer
                                  Zuletzt geändert von Wafer; 28.02.2014, 20:38.

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                                  • German Tourist
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                                    • 09.05.2006
                                    • 849
                                    • Privat


                                    #18
                                    Burgund

                                    Langres empfing mich erst mal gar nicht freundlich. Als ich endlich den steilen Weg in die Altstadt hoch gekeucht war und mir ein Billig-Mittagmenu im Chinesen gönnen wollte, wurde ich gleich wieder an die frische Luft gesetzt. Mittagessen-Zeit bereits vorbei... Na denn versorge ich mich eben im Supermarkt. Wieder Fehlanzeige: Wegen Mittagspause noch geschlossen. Und der große Leclerc-Supermarkt im Zentrum existierte nur in google maps, aber nicht in Realität. Wieder einmal musste ich feststellen, dass google maps nicht gerade das ideale Recherche-Instrument ist. Schon oft zuvor stand ich vor nicht- oder nicht-mehr existenten Supermärkten, da die google maps Daten meist nicht gut gepflegt sind. Immerhin war es durch das ganze Hin- und Hergerenne mittlerweile so spät geworden, dass einer der kleinen Spar-Märkte im Zentrum öffnete und ich Baguette und Käse für mein heiß ersehntes Mittagsmahl kaufen konnte.

                                    Jetzt ging es bergauf mit mir. Ich trabte in die Touristeninformation um mich über die Ferme Ste. Anne zu erkundigen. Diese Gite hatte ich schon im Vorfeld recherchiert. Hier sollte es Betten und Zeltplätze für wenig Geld geben. Nur leider traf der Anruf der netten Dame in der Touristeninformation nur auf einen Anrufbeantworter. Das sparte mir zwar 2 EUR Reservierungsgebühr, aber ich wusste nun nicht, ob ich ein Bett kriegen würde oder nicht. Die nette Dame schickte mich trotzdem dorthin, denn die Herberge gehörte früher zu einem Kloster und einige Nonnen lebten immer noch im Nebengebäude. Sie würden mir schon weiterhelfen können. Der beste Tip war jedoch, dass sich 2 Minuten von der Touristeninformation ein Aldi befand! Freudig deckte ich mich dort mit guter (und billiger) Schokolade ein, bevor ich mich auf den Weg zur Ferme Ste. Anne machte, die glücklicherweise fast direkt am Weg lag.

                                    Dort angekommen rührte sich zunächst überhaupt nichts. Endloses Klingeln und Glockenläuten – keine Reaktion. Ich hatte schon fast beschlossen, dann eben einfach wie üblich irgendwo wild zu zelten, als ich noch die Idee hatte, um das große Haus herum zuschauen. Und da entdeckte ich dann auch eine ältere Nonne im Gemüsebeet. Wie sich nun herausstellte waren alle dort lebenden Nonnen schon etwas älter und daher ziemlich schwerhörig. Sie hatten mein Klingeln einfach nicht gehört. Dafür war der Empfang jetzt umso herzlicher. Für 16 EUR bekam ich ein Zimmer in der riesigen Gite, die ich ganz für mich alleine hatte. Wochentags wohnten hier Arbeiter und an den Wochenenden wird die Gite manchmal komplett an ganze Gruppen vermietet, aber ich hatte das große Glück, der einzige Gast zu sein. So verbrachte ich einen ausgesprochen gemütlichen Abend im riesigen Wohnzimmer der Gite, legte meine müden Beine hoch und genoss die kleine Bibliothek.






                                    Überhaupt war ich mittlerweile bester Wanderlaune. Das Wetter hatte sich vorübergehend gebessert und ich wanderte tagelang in strahlendem Sonnenschein. Die Landschaft war zwar immer noch nicht überwältigend, aber doch ganz nett. Vor allem kam ich jetzt auch so langsam wieder in Form und hatte meine zahlreichen Wehwehchen überwunden. Auch ausrüstungstechnisch hatte ich mich jetzt zurecht gerüttelt. Wie üblich war ich mit meinem UL-Rucksack, dem Gossamer Gear G 4 unterwegs. Dieser hatte sich schon auf vielen Touren als idealer Begleiter bewährt. Nur war ich auf dieser Tour mit Winterausrüstung unterwegs, d.h. mit einem Winter- statt Sommerquilt und einer regulären Prolite Plus TAR statt wie üblich mit einer kurzen Prolite. Alleine schon diese beiden Ausrüstungsgegenstände führten dazu, dass ich plötzlich ein Volumensproblem im Rucksack bekam. Ich musste die Sachen regelrecht in den Rucksack reinstopfen, was sich leider rächte: Einige Nähte fingen an, zu reißen, was ich aber schnell reparieren konnte. Letztendlich konnte ich das Problem dauerhaft lösen, indem ich für den Rest der Tour das Zelt einfach außen in einer der Mesh-Taschen transportierte. Normalerweise ist diese für Wasser reserviert, aber auf dieser Wintertour habe ich nie mehr als zwei Liter Wasser getragen.

                                    Ich freute mich schon auf meinen nächste lange Ruhepause in Dijon, doch da hatte ich die Rechnung ohne die GR-Planer gemacht. Tagelang war ich auf Wirtschaftswegen und oft sogar Straßen geruhsam gelaufen, aber kurz vor Dijon wurde der GR plötzlich fast alpin. Ich kletterte auf steilen und rutschigen Pfaden tiefe Schluchten runter und rauf und wunderte mich über den plötzlichen Sinneswechsel der GR-Planer. Leider brachte das meinen Zeitplan ziemlich durcheinander. Ich dachte, ganz gemütlich nach Velars zu schlendern und dort den Mittagszug nach Dijon zu nehmen. Aus dem gemütlichen Schlendern wurde leider gar nichts und ich musste ordentlich Gas geben und sogar einige Abkürzungen einbauen, um noch rechtzeitig anzukommen. Mein GPS war dabei sehr hilfreich, nur fragte ich mich, wie ich über die Eisenbahnschienen kommen sollte. Das GPS zeigte zwar einen Weg an, aber sollte ich einfach so über die Schienen eines viel befahrenen Strecke hopsen? Zudem sollte sich der Bahnhof auch völlig außerhalb des Ortes mitten in der Pampa befinden.... Hoffentlich stimmte das alles so! Das ganze löste sich in Wohlgefallen auf, als ich endlich die riesige Eisenbahnbrücke sah, unter der mein Wanderweg einfach so unten durch führte. Diese Schlucht erklärte auch, warum sich der Bahnhof soweit außerhalb des Ortes befand. Selbst der Zug kam pünktlich und brachte mich bei strahlendem Sonnenschein nach Dijon.

                                    Hier begann erst mal Kapitel zwei meiner immerwährenden Freundschaft mit den französischen Camping Municipal, von denen auch Dijon ein Prachtexemplar besaß. Direkt an der Ouche gelegen war er immer noch in Laufweite des Stadtzentrums und kostete mich gerade mal 7,80 EUR. Dijon überwältigte mich fast mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten und als effizienter Tourist graste ich auch brav alle Museen ab. Eine großartige Stadt, an der ich mich gar nicht satt sehen konnte. Bei meinen organisatorischen Aufgaben war ich allerdings nicht so ganz so erfolgreich. Ich brauchte nun dringend Gaskartuschen-Nachschub und so machte ich mich hoffnungsfroh mit der Tram auf zu Decathlon, das wie üblich mal wieder in einem ausserhalb gelegenen Einkaufszentrum untergebracht war. Aber auch hier wie schon zuvor in Metz Fehlanzeige. Keine 240 gr Gaskartuschen! Ich wollte schon verzweifeln, als mir eine freundliche Decathlon-Mitarbeiterin geduldig erklärte, in welchem Baumarkt ich denn die Kartuschen finden könnte. Also wieder in die Tram, dann noch mal eine Expedition durch ein Riesen-Einkaufszentrum und ich hielt das heiß ersehnte Stück in Händen. Immerhin konnte ich bei der Gelegenheit noch einen kurzen Abstecher zu Lidl machen....



                                    Fazit: Obwohl Dijon ein echtes Städte-Highlight ist, war die Wanderstrecke selbst wieder mal nur eher mittelprächtig – trotz gelegentlicher Weinberge.

                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                    • virtanen
                                      Gerne im Forum
                                      • 18.10.2011
                                      • 87
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                      Liebe Christine,
                                      vielen Dank für Deine interessanten Reiseberichte (die mir stets eine Inspiration sind) und Deine Langzeitausrüstungstests..
                                      Dank Deines Blogs weiß ich ja schon, dass es auch diesmal gut ausgehen wird...
                                      Gruss,
                                      Florian

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                                      • German Tourist
                                        Dauerbesucher
                                        • 09.05.2006
                                        • 849
                                        • Privat


                                        #20
                                        Der Regen und das liebe Vieh

                                        Wie man an der nächsten Collage sieht, brachte meine Herbstwanderung auch so einige Vorzüge mit sich. Neben üppigen Brombeeren konnte ich mich oft an Weintrauben satt essen – schließlich war ich ja in Burgund und der Weg führte oft an Weinbergen vorbei, die jetzt Anfang Oktober noch nicht komplett abgeerntet waren. Nur an die vielen riesigen Pilze traute ich mich aus Unkenntnis nicht heran....



                                        Auch die Landschaft wurde interessanter und ich wanderte an einem echten Highlight vorbei, nämlich dieser „Alb“. Die Wanderung entlang der Albkante hätte mir wunderschöne Ausblicke beschert hätte, wenn es denn nicht so neblig gewesen wäre....


                                        Hier traf ich auch zum ersten Mal eine große Wandergruppe, die mich nach wochenlanger Einsamkeit erst mal in Angst und Schrecken versetzte. Ich hatte mich an einer verschlossenen Gite zum Mittagessen niedergelassen, als plötzlich 16 Wanderer auftauchten und ebenfalls vespern wollten. Da wir ja in Frankreich waren, ging das nicht ohne diverse Flaschen Wein und anderes Hochprozentige. Trotz Sprachproblemen wurde ich sogleich eingeladen und musste von meiner Wanderung erzählen. Darauf gab es noch mehr Essensangebote....Die alkoholhaltigen Getränke lehnte ich aber ab, schließlich hatte ich noch eine interessante Strecke vor mir. Der Weg konnte sich so gar nicht entscheiden, wo er lang führen sollte. Mein gpx track wich von meiner alten Karte ab und die Karte der Wandergruppe zeigte mal wieder einen ganz anderen Weg. Ich entschied mich für die kürzeste Variante, wobei mir allerdings schnell klar wurde, warum der Weg verlegt worden war. Er führte nämlich durch ein Schießgelände.... Ich war unschlüssig, ob ich umkehren sollte, aber es herrschte totale Ruhe und zahlreiche MTB-Reifenspuren zeigten mir, dass auch andere diesen Weg nutzten. Und wie man an diesem Bericht sieht, bin ich nicht erschossen worden.

                                        Leider ging eine weitere Wegverlegung nicht ganz so gut aus. Ich näherte mich Toulon sur Arroux, wo ich unbedingt im Supermarkt einkaufen musste. Laut gpx track machte der Weg hier aber eine völlig sinnlose und weite Schleife, während meine alte Papierkarte einen viel direkteren Weg zeigte. Wieder mal wählte ich die direkte Variante, um beim Supermarktbesuch nicht in Zeitnot zu geraten. Das sah eine Stunde lang auch sehr gut aus. Ich wanderte entlang eines Wirtschaftsweges, der dann allerdings abrupt vor einem Elektrozaun endete. Es war allerdings weniger als ein Kilometer zur Straße und da ich kein Vieh sah, kletterte ich über den Zaun. Aber kaum bog ich um eine Ecke, so ich zu meinem großen Entsetzen eine große Viehherde am anderen Ende der Weide. Nach meinen gruseligen Erfahrungen mit englischen Kühen, war mich jetzt klar, dass ich hier keinesfalls durchlaufen wollte. Ich rannte fast zurück und hielt mich immer in Nähe des Elektrozauns, um im Falle eines Stierangriffs in Sicherheit springen zu können. Doch glücklicherweise hatten die Kühe mich gar nicht gesehen. Ich zitterte trotzdem vor Angst, als ich zurück über den Zaun kletterte. Nur leider musste ich jetzt denselben Weg zurück, so dass mich dieser kleine Ausflug fast zwei Stunden gekostet hatte.



                                        Im Süden Burgunds verschwanden die Weinberge und wurden abgelöst durch Viehweiden. Interessanterweise waren hier alle Kühe weiss. Schwarz, braun oder Fleck kam überhaupt nicht vor.

                                        Meinen Supermarktbesuch konnte ich jetzt streichen. Also musste Plan B her. Dank meines Smartphones fand ich heraus, dass sich in Toulon einer meiner heißgeliebten Camping Municipal befand. Dort konnte ich die Nacht über bleiben und dann eben morgens in den Supermarkt gehen. Ich kam gerade am Campingplatz an, als die Rezeptionistin nach Hause gehen wollte. Sie ließ mich aber freundlicherweise ein und zeigte mir alles. Anfang Oktober war der Platz bis auf ein paar Dauercamper fast leer. Dafür hatte ich die Hütte mit dem Wifi für mich allein und konnte endlich mal wieder nach Herzenslust im Internet surfen. Wie üblich lag der Campingplatz am Fluss, was mir leider zu einem klatschnassen Zelt am Morgen verhalf. Bis ich aber vom Einkaufen wieder zurück kam, war auch das in der Sonne getrocknet. Ich überquerte nun bald die Loire und hatte damit die ersten 1.000 km geschafft!




                                        Hausboot auf dem Loire-Kanal


                                        Nur leider wollte das Wetter nicht so recht mitspielen: Der große Regen setzte mal wieder ein, unglücklicherweise genau dann, als ich mich dem Massif Central und damit größeren Höhen näherte. Nachdem ich Stunden im Regen gelaufen näherte ich mich dem kleinen Ort Arfeuilles. Zunächst kam ich am örtlichen Sportplatz vorbei. Eine großer überdachter Eingangsbereich lud mich zu einer Regenpause ein. Ehrlich gesagt war ich für den Tag bedient, obwohl es gerade mal 15 Uhr war. Ich suchte nach einer Möglichkeit, aus dem Regen raus zu kommen und mal nicht zu zelten. Eine Internetrecherche förderte zutage, dass es in Arfeuilles ein billige Unterkunft geben sollte. Ich rief dort an und fand nach einigen Sprachproblemen heraus, dass die Unterkunft wohl geschlossen sei, aber man würde schon was für mich auftreiben. Ich solle einfach kommen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und trabte los.

                                        Ich kam im strömenden Regen im eh schon deprimierenden Arfeuilles an und rief an zweites Mal an. „J'arrive!”, (Ich komme), sagte mir die freundliche Dame und wirklich tauchte sie fünf Minuten später im Auto auf. Des Rätsels Lösung war, dass sie bei der Gemeindeverwaltung arbeitete. Die Gemeinde hatte eine Gite für Gäste, die geschlossen war, aber auch eine Gite d etape für Wanderer, in die ich nun eingelassen wurde. 9,22 EUR für einen riesigen Schlafsaal ganz für mich alleine, warme Dusche und sogar eine Küche. Am Abend tauchte dann noch ein Vater mit zwei kleinen Kindern auf. Nach und nach erfuhr ich, dass er ein Scheidungsfall war. Da er jetzt sehr weit weg von hier wohnte, holte er alle zwei Wochen seine Kinder ab und verbrachte das gemeinsame Wochenende in der Gite, um mehr Zeit mit seinen Kindern und nicht so viel Zeit mit Fahren zu verbringen.

                                        Dieser nette Mann verhalf mir auch zu einer wertvollen Internetadresse: Bei gite-refuges.com kann man recherchieren, wo sich gites und refuges befinden. Mit dieser Website hätte ich auch die gite in Arfeuilles finden können.... Ich machte noch einen Spaziergang durch Arfeuilles, der mir die deprimierenden Folgen der Landflucht vor Augen führte. Früher hatte es hier wohl mehrere Läden gegeben, aber mittlerweile war alles verrammelt und verschlossen. Der Dauerregen führte auch nicht gerade dazu, alles in ein schönes Licht zu tauchen.



                                        Leider regnete es am nächsten Morgen immer noch und ich musste bis Mittags abwarten, bis der Himmel etwas heller wurde. Jetzt ging es zum ersten großen „Hindernis“, hinauf auf das Massif Central.
                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                          #21
                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuß vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                          @Virtanen:
                                          Danke für das Lob. Und Du hast es schon erkannt. Die Geschichte wird gut ausgehen. Diese anfangs eher mäßige Wanderung wird ab jetzt landschaftlich immer interessanter. Aber das ist bei Langstrecke halt oft so: Es gibt auch mal Durststrecken zu überwinden. Da ich das jetzt schon so lange mache, finde ich es auch nicht schlimm, mal ein paar Tage oder Wochen durch eine eher langweilige Gegend zu laufen, denn das hat auch so seine Vorteile.
                                          Zuletzt geändert von German Tourist; 05.03.2014, 15:25.
                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                            #22
                                            Forez

                                            Der Wetterbericht war zwar gar nicht mal so schlecht, aber leider ging es für mich im wahrsten Sinne des Wortes hoch hinaus und da herrschte im Oktober tiefster Nebel. Sehr schade, denn der Bois Noir, durch den es nun ging, war eigentlich sehr schön – wenn ich denn was gesehen hätte. Und so war ich höchst erfreut, als ich auf meiner Karte sah, dass ich mich einem Kloster näherte. Ich dachte, dass es sich wie üblich um eine Klosterruine handelte, die mir vielleicht etwas Wetterschutz für meine Mittagspause bieten würde. Ich war dann allerdings höchst erstaunt, als ich eine riesige, aktive Klosteranlage vorfand: Notre Dame de l Hermitage. Ich fragte höflich bei der Schwester an der Pforte nach und durfte mich dann auch drinnen zum Mittagessen niederlassen und die geheizten Toiletten benutzen. Das Kloster hat auch ein kleines und sehr günstiges Gästehaus, was mich stark in Versuchung brachte, aber so früh am Tage wollte ich auch nicht aufhören. Die Schwestern waren so begeistert von mir, dass sie mich mehrfach ablichteten, bevor ich wieder in den Nieselregen aufbrach.

                                            Die Wege im Forez waren auch nicht ganz einfach, sondern mit großen Steinbrocken übersät. Das war zwar nicht wirklich schwierig, aber ich musste mich die ganze Zeit höllisch konzentrieren und bin trotzdem mehrfach auf den Allerwertesten gefallen. Bisher weichgepolstert auf den Hintern als auf mein lädiertes Knie, das allerdings mittlerweile keine Probleme mehr bereitete.



                                            Nach zahlreichen „Cols“ erreichte ich am nächsten Tag den höchsten Punkt meiner Strecke durch Frankreich: Pierre sur Haut auf 1.631 m. Von der dortigen Funkstation sah ich gar nichts aufgrund extrem dichten Nebels. Ich war auch heilfroh, von dieser ausgesetzten und windigen Stelle wieder weg zukommen. Überhaupt war das Problem dieses Tages der Mangel an Bäumen. Stundenlang wanderte in dichtem Neben und Nieselregen auf dem kahlen Hochplateau herum und fand nirgendwo auch nur ein bisschen Wetterschutz für eine Mittagspause. Als ich Nachmittag dann endlich eine erste Fichtenplantage auftauchte, hätte ich die Bäume küssen können. Halbverhungert machte ich mich dann an meine verspätete Mittagspause.



                                            Der Wetterbericht war beunruhigend: Ein drastischer Wettersturz mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt stand bevor. Bisher war es zwar neblig und feucht gewesen, aber aufgrund der immer noch recht hohen Temperaturen war es noch ganz erträglich. Jetzt sollte es Schnee geben.... Glücklicherweise war es nicht mehr weit bis Le Puy-en-Velay, meinem nächsten Stadtaufenthalt, wo ich die kalten Temperaturen aus sitzen konnten.

                                            Vorher musste ich noch mal einkaufen gehen und zwar in Retournac. Wie üblich in Frankreich hatte der dortige Supermarkt eine ausgedehnte Mittagspause. Ich musste mich beeilen, um noch vorher anzukommen. Ich stand also schon vor Sonnenaufgang auf und lief los. Nur leider hatte ich kein Wasser mehr. Im ersten Dorf wollte sich partout kein öffentlicher Wasserhahn finden und so früh am Morgen wollte ich auch nirgendwo klingeln. Und so schlich ich mich durch die Vorgärten der Bauernhäuser auf der Suche nach einem Wasserhahn, als mich eine Bauersfrau im Morgenmantel und Lockenwicklern entdeckte. Glücklicherweise war sie nicht erzürnt, sondern nur höchst erstaunt über die verdreckte deutsche Frau frühmorgens in ihrem Garten. Als ich mein Problem erläutert hatte, füllte sie sofort meine Wasserflasche auf, sogar mit warmem Wasser. Im Schweinsgalopp und Nieselregen ging es dann weiter nach Retournac, wo ich auch noch pünktlich am Supermarkt und mir angesichts des Dauerregens nun endlich einen Schirm kaufte. Meine Mittagspause verbrachte ich in der dortigen romanischen Kirche, die zwar ungeheizt, aber dennoch wärmer als draußen war. Der Temperatursturz war nämlich schon da.

                                            In der Kirche schmiedete ich mit Hilfe des Smartphones einen Alternativplan. Ich hatte für diese Tour bewusst den Herbst und Winter gewählt, dabei aber ein höheres Übernachtungsbudget für Schlechtwetteraufenthalte eingeplant. Wenn ich nicht frühzeitig die Lust an dieser Wanderung verlieren wollte, musste ich mir auf dieser Tour auch mal öfter ein Dach über dem Kopf gönnen. (Normalerweise gehe ich nur alle 7 -10 Tage ins Hotel.) Dies war so ein Tag und erfreulicherweise fand sich dank der neugefundenen Gite-Such-Website auch schnell eine preiswerte Unterkunft in Vorey. Die dortige Gite Municipal wurde vom nahegelegenen Hotel verwaltet und ein kurzer Anruf bestätigte, dass ich dort übernachten könne. Jetzt sah die Welt schon viel besser aus.

                                            Der GR führte nun entlang der Loire, allerdings auf vielen Umwegen. Angesichts des schlechten Wetters beschloss ich auf der Strasse zu laufen, die nur sehr wenig befahren war und trotzdem wunderschöne Ausblicke auf die Loire hatte. Wenn schon entlang eines Flusses, so wollte ich mir ein passendes Hörbuch gönnen und so begleitete mich Huck Finn und der Mississippi entlang der Loire....



                                            Die Gite in Vorey war ein echtes Juwel und glich eher einer Ferienwohnung. Vor allem kostete sie nur 9 EUR und ich hatte sie ganz für mich allein. Ein Traum: 2 Schlafzimmer, Dusche, WC und sogar eine voll eingerichtete Küche. Als ich frühmorgens aufbrach, war alles mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Der Winter war sehr früh gekommen.... Nervös begab ich mich auf den Weg nach Le Puy, was eine wichtige Wegstation für mich war. Ich war mittlerweile ein Drittel der Gesamtstrecke gelaufen und brauchte dringend neue Schuhe, die mir mein deutscher „trail manager“ postlagernd nach Le Puy geschickt hatte – zusammen mit den gesamten Karten für Spanien. Ich hoffte inständig, dass das Paket auch angekommen war, sonst hätte ich ein echtes Problem.....

                                            Fazit: Der Forez war das erste echte landschaftliche Highlight in Frankreich, trotz des schlechten Wetters. Hier lohnt es sich, auch mal im Sommer herzukommen.
                                            Zuletzt geändert von German Tourist; 03.03.2014, 13:12.
                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                              #23
                                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                              Zitat von Wafer Beitrag anzeigen
                                              Leider ist deine Karte kein Link - sonst könnte ich mir das schon genauer ansehen. Binde doch eine GPX-Datei ein oder binde die Karte über QuickMaps ein.
                                              Die Einbindung von Karten hier bei ODS bereitet mir immer Schwierigkeiten. In meinem Westeuropa-Bericht, den Du ja auch gerade kommentiert hast, ist am Anfang eigentlich auch eine Quickmap-Karte eingebunden. Nur leider wird sie mittlerweile aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen nicht mehr angezeigt. Daher hier nur ein Screenshot, weil ich es ehrlich gesagt leid bin, stundenlang wegen der Karteneinbindung herumzuexperimentieren.
                                              Wenn Du die Tour genauer nachvollziehen willst, dann schau Dir meine Route einfach auf wikiloc an:
                                              http://www.wikiloc.com/wikiloc/view.do?id=6136576
                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                #24
                                                Le Puy-en-Velay und der GR 65

                                                In Le Puy steuerte ich erst mal die Post an und mir fiel ein Stein vom Herzen, als die Postbeamtin mit meinem Paket zurück kam. Erleichtert steuerte ich meine vorgebuchte Unterkunft an, die Pilgerherberge in der rue des Capucines. Da meine bisher besuchten gites immer so gut wie leer gewesen waren, glaubte ich auch hier ein Zimmer für mich alleine ergattern zu können. Aber Le-Puy ist ein beliebter Pilgerort und ausserdem hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die gite des Capucines hatte zwar mehrere Schlafsäle, aber der Besitzer füllte die Zimmer erst mal komplett voll, bevor er einen neuen Schlafsaal öffnete. Und so landete ich als letzter Gast mit fünf älteren deutschen Pilgern in einem 6er Schlafsaal, zu allem Unglück auch noch in einem oberen Stockbett. Als Schnarch-Phobikerin geriet ich jetzt fast in Panik: Bei 5 älteren Herrschaften konnte ich mich darauf verlassen, dass ich mich nachts an einem Schnarchkonzert erfreuen würde. Recht deprimiert machte ich mich nun dennoch auf, die Stadt zu erkunden und steuerte gleich die Touristeninformation an. Dabei wollte ich gleich in Erfahrung bringen, ob ich zumindest für den nächsten Tag eine bessere schnarchfreie Unterkunft finden könnte.

                                                In der Touristeninfo hatte man mich wohl etwas falsch verstanden. Statt für den nächsten Tag hat die nette Mitarbeiterin mir eine Unterkunft für heute organisiert und zwar im Maison Francois, einer an ein Franziskanerinnenkloster angeschlossenen Gite. Für nur ein paar Euro mehr wäre ich dort direkt neben der Kathedrale und noch dazu in einem Einzelzimmer. Ich beschloss, die bereits gezahlten 15 EUR in der Gite des Capucines einfach abzuschreiben und zog mit Sack und Pack um in die Gite Francois. Dies schien mir kein zu hoher Preis für eine schnarchfreie Nacht....

                                                Die Gite Francois entpuppte sich als Glücksgriff: Sie war nicht nur ruhig, sondern verfügte auch über eine funktionierende Zentralheizung. Diese war auch dringend nötig, denn als ich am nächsten Morgen die Gite für einen ausgedehnten Shoppingtrip verließ, schneite es heftig.... Ich verbrachte drei Nächte in Le Puy, denn es gab nicht nur viel zu besichtigen, sondern vor allem auch viel zu erledigen. Decathlon entpuppte sich mal wieder als ziemlicher Flop. Zwar gab es diesmal Gaskartuschen, aber ich konnte weder Silnet zur Nahtabdichtung meines Zeltes finden noch eine neue Platypusflasche oder Spitzen für meine Trekkingstöcke. Meine zweite Platypusflasche hatte ich im Nebel auf dem Massif Central verloren und meine Stockspitzen waren schon bedrohlich abgelaufen. Immerhin fand ich eine billige Isomatte, aus der ich mir einen Canister-Cozy für meine Gaskartuschen bastelte. Aufgrund der tiefen Nachttemperaturen machte nämlich mein Gaskocher schlapp. Mit einem Canister-Cozy lässt sich das Problem allerdings einfach beheben: Erst den Kanister anwärmen, dann sofort vor Inbetriebnahme in den Cozy und das Gas entströmt wie normal – zumindest während der normalen Tütensuppenkochzeit. Statt Silnet kaufte ich dann normales Haushaltssilikon im Baumarkt plus Farbverdünner. Dann verwandelte sich mein kuscheliges Einzelzimmer in eine Bastelstube. Leider war ich mit meiner Bastelaktion nur teilweise erfolgreich: Der Canister-Cozy funktionierte zwar wie geplant, aber trotz meiner Silikonieraktion tropfte auch weiterhin Wasser durch meine Zeltnähte. Am Sonntag hatte ich dann endlich Zeit für eine ausgedehnte Tour durch Le Puy, was mir ausgezeichnet gefallen hat.



                                                Montags war es dann Zeit für den Aufbruch. Drei Tage lang war ich jetzt auf dem GR 65 unterwegs, dem bekanntesten französischen Pilgerweg. Dies schlug sich auch gleich auf die Anzahl der Mitwanderer nieder. Während ich im Monat vorher in Frankreich so gut wie niemanden getroffen hatte, sah ich jetzt täglich mehrere Wanderer – und das sogar im Oktober! Die Infrastruktur war überwältigend. In jedem Kaff gab es Pilgerunterkünfte, die meist sogar schon mit Schildern entlang des Weges eifrig beworben wurden. Ich zog dann doch das Wildzelten vor.... Obwohl der GR 65 im Vergleich zu anderen GR s schon sehr touristisch ist, ist er dennoch landschaftlich sehr schön. Viele Pilgerwege wie z.B. der Camino del Norte, den ich im Jahr vorher gelaufen war, sind nicht gerade besonders schöne Wanderwege, aber der GR 65 vereint beides. Tolle Landschaft und gute Wander-Infrastruktur.


                                                Das Wildzelten auf dem GR 65 bescherte mir auch Teil 1 in der Folge Abenteuer-Camping in Frankreich. Ich schaffte es abends gerade bis Monistrol d Allier, von wo an der GR dem Allier folgt. Diese Schlucht machte das Wildzelten allerdings unterwartet schwierig und ich war heilfroh, als ich ein flaches Stückchen Wiese fand. Schon als ich mein Zelt aufstellte wurde ich von lauter Technomusik beschallt. Ganz offensichtlich traf sich die Dorfjugend hier auf einem nahegelegenen Wanderparkplatz und durch die Enge des Tals konnte ich sogar ihre Stimmen sehr gut hören. Bald wurde die Musik abgestellt und ich hörte Autotüren und Motorengeräusche. Ich lehnte mich schon entspannt zurück, als plötzlich der Spuk begann. Am Hang direkt über mir ging plötzlich das Licht an. Ich war wie versteinert. Was war da los? War dort ein Haus? Hatten die Jugendlichen den Parkplatz gewechselt und ich sah ihre Autoscheinwerfer? Fanden dort nächtliche Drogendeals statt?Aber vor allem: Warum ging das Licht nicht wieder aus? Falls sich dort oben Menschen befanden, konnten sie mir direkt aufs Zelt sehen. Hatte ich nun etwas zu befürchten? Es dauerte sehr lange, bis ich endlich beunruhigt einschlief. Wie üblich wachte ich vor Sonnenaufgang auf – und das Licht war noch immer an. Es verlöschte erst mit Sonnenaufgang. Des Rätsels Lösung fand ich wenig später, denn der GR führte direkt an der beleuchteten Stelle vorbei. Kein Wanderparkplatz, Haus oder Treffpunkt der Dorfjugend. Es handelte sich um die Chapelle Madeleine, eine Kapelle, die direkt in eine Grotte hinein gebaut war – und des nachts beleuchtet wurde... Ich hatte mir völlig umsonst Sorgen gemacht.



                                                Fazit: Der GR 65 ist aufgrund der vielen günstigen Herbergen ein idealer Wanderweg für die Nebensaison. Landschaftlich sehr schön, viele hübsche kleine Orte und überall billige Herbergen, wenn man mal nicht Zelten will. Und Le Puy ist sowieso eine Reise wert.
                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                  • 06.03.2011
                                                  • 9533
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                  Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                  Die Einbindung von Karten hier bei ODS bereitet mir immer Schwierigkeiten. In meinem Westeuropa-Bericht, den Du ja auch gerade kommentiert hast, ist am Anfang eigentlich auch eine Quickmap-Karte eingebunden. Nur leider wird sie mittlerweile aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen nicht mehr angezeigt. Daher hier nur ein Screenshot, weil ich es ehrlich gesagt leid bin, stundenlang wegen der Karteneinbindung herumzuexperimentieren.
                                                  Hallo Christine.

                                                  Die von dir angesprochene Karte in deinem Westeuropa-Bericht "4.500 Km ..." tut bei mir einwandfrei. Diese Art verwende ich manchmal auch. Ich habe schon mehrfach gehört und auch festgestellt, dass die QuickMaps manchmal etwas langsam sind. Es gibt alternativ auch die Möglichkeit GPX-Dateien als Anhang an zu hängen und in einem Post auf diesen Anhang zu verweisen. Dann baut das System auch eine Karte auf. Siehe z.B. in dem Albnordrand-Bericht. Diese Form der Karte ist deutlich schneller geladen als eine Quickmaps-Anbindung stellt aber die Karte als Relief dar - Umstellung auf Satelit und Vergrößerung per Klick ist möglich und ein Höhenprofil baut er auch auf.

                                                  Bei deiner Tour bist du jetzt auf dem GR65. Das war einer der wirklich schönen Etappen auf dem Weg durch Frankreich! Und die Stadt Le Puy hat absolut was. Es gibt nur wenige Städte, die mir auf Anhieb so gut gefallen haben wie diese! Ich freue mich auf die nächsten Etappenberichte von dir.

                                                  Gruß Wafer

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                                                  • German Tourist
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                                                    • 09.05.2006
                                                    • 849
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                    Zitat von Wafer Beitrag anzeigen
                                                    Die von dir angesprochene Karte in deinem Westeuropa-Bericht "4.500 Km ..." tut bei mir einwandfrei. Diese Art verwende ich manchmal auch. Ich habe schon mehrfach gehört und auch festgestellt, dass die QuickMaps manchmal etwas langsam sind. Es gibt alternativ auch die Möglichkeit GPX-Dateien als Anhang an zu hängen und in einem Post auf diesen Anhang zu verweisen. Dann baut das System auch eine Karte auf. Siehe z.B. in dem Albnordrand-Bericht. Diese Form der Karte ist deutlich schneller geladen als eine Quickmaps-Anbindung stellt aber die Karte als Relief dar - Umstellung auf Satelit und Vergrößerung per Klick ist möglich und ein Höhenprofil baut er auch auf.
                                                    OT: Jetzt bin ich komplett verwirrt. Die Karte auf meinem West-Europa-Bericht erscheint bei mir tatsächlich nicht, egal wie lange ich warte. Auch bei Deinem Schwäbische-Alb-Bericht kann ich die Karte nicht sehen, nur die gpx tracks. Und die funktionieren in meinem Fall leider nicht, weil meine Tracks einfach zu lang sind.
                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                      • 09.05.2006
                                                      • 849
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      Gorges du Tarn und Abenteuer-Camping Teil 1

                                                      Dieser Abschnitt bescherte mir mehrere recht abenteuerliche Zeltplätze. Noch auf dem GR 65 hatte ich wieder mal mit schlechtem Wetter zu kämpfen. Aufgrund von Nebel und Nieselregen beschloss ich daher, eine Abkürzung auf dem „alten“ GR 65 zu nehmen. Schon bald wurde mir klar, warum der Weg umgelegt worden war. Die alte Wegstrecke führte nämlich durch ein riesiges umzäuntes Waldstück, das jetzt eine einzige große Viehweide war. Glücklicherweise sahen mich die Kühe wohl angesichts des Nebels nicht... Es blieb aber das Problem, wo ich angesichts der fortschreitenden Dämmerung nun zelten sollte. Es war zwar überall schönster Wald, aber alles komplett eingezäunt und ich konnte nicht immer erkennen, was sich denn nun hinter dem Zaun befand. Es war schon dunkel, als ich endlich einen Seitenweg fand, wo es mal keinen Zaun gab. Erleichtert stellte ich etwas abseits mein Zelt auf. Am nächsten Morgen hatte ich gerade mein Zelt eingepackt und war gerade mit der Erledigung eines großen Geschäftes beschäftigt, als urplötzlich ein Lieferwagen den Seitenweg heraufgebrettert kam. Glücklicherweise befand ich mich ja gerade in gebückter Stellung, so dass der Fahrer mich nicht sah. Es wäre angesichts meiner heruntergelassenen Hosen auch ein eher peinliches Aufeinandertreffen geworden. Kaum war der Bauer angekommen, versammelten sich auch schon Dutzende von Kühen am Zaun, die ich am Abend vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Gut, dass ich außerhalb des Zauns gezeltet hatte. Und da der Bauer jetzt mit dem lieben Vieh beschäftigt war, konnte ich mich auch unerkannt davonschleichen, ohne erklären zu müssen, was ich denn da um 7 Uhr morgens im Wald zu suchen hatte.

                                                      Am nächsten Tag erwartete mich eine ähnliche morgendliche Überraschung. Ich hatte einen traumhaften Zeltplatz im Wald, als frühmorgens bei Sonnenaufgang ein Pickup am nahegelegenen Waldweg hielt. Ich hörte Türenschlagen und glücklicherweise entfernten sich die Schritte in die mir entgegengesetzte Richtung. Nach wenigen Minuten hörte ich Schüsse – und dann stieg der Jäger wieder in sein Auto und fuhr davon. Pech für die erlegten Viecher und ziemliches Glück für mich, denn wieder mal war ich unerkannt davon gekommen, obwohl das Auto gerade mal 200 m entfernt von meinem Zeltplatz geparkt hatte.



                                                      Die jetzige Wegstrecke war ein echtes Planungsproblem gewesen. Ich musste irgendwie vom GR 65 auf den GR 36 Richtung Carcassonne kommen. Letztendlich hatte ich aus zahlreichen GR s einen wahren Flickenteppich zusammengebastelt: Tour de Mont Aubrac, GR 6, GR 60, Tour de Sauveterre usw. Letztere bescherten mir ein echtes landschaftliches Highlight dieser Tour: Die Gorges du Tarn. Ich kam spätabends an der imposanten Schlucht an und war begeistert! Der anschließende Wegabschnitt führte viele km entlang von kleinen Straßen und so beschloss ich angesichts des Vollmondes mich mal ernsthaft im Nachtwandern zu probieren.


                                                      Das Nachtwandern war zwar kein Problem, aber mir dämmerte bald, dass das Zelten wieder mal schwierig werden würde: Alles war eingezäunt und wieder war mal nicht erkennbar, was sich auf den Weiden befand. Ich probierte jeden Seitenweg und stieß immer auf Zäune. Ich begann schon fast zu verzweifeln, als ich auf eine Lücke im Zaun traf. Es handelte sich zwar eindeutig um eine Viehweide, aber der Bauer hatte den Zaun „umgelegt“, um mit dem Auto drüber fahren zu können. Daraus schloss ich, dass sich wohl keine Tiere auf der „Waldweide“ befinden konnten und suchte erleichtert einen flachen Zeltplatz. Ich wanderte gerade suchend mit meiner Stirnlampe hin und her, als plötzlich ein Pickup auftauchte. Es war mittlerweile fast 21 Uhr und selbst auf den Strassen waren in dieser einsamen Gegend keine Auto mehr unterwegs. Daher war es umso erstaunlicher, dass jemand auf diesem abgelegenen Wirtschaftsweg unterwegs war. Ich schaltete sofort meine Stirnlampe aus und wartete ab. Mein Erstaunen verwandelte sich in Panik, als das Auto genau am „umgelegten“ Zaunabschnitt hielt und der Fahrer ausstieg. Hatte jemand meine Stirnlampe gesehen und wollte nun nachschauen, was auf der Weide los war? Der Bauer interessierte sich aber nicht für mich, sondern machte sich am umgelegten Zaun zu schaffen. Ich stand mit klopfendem Herzen gerade mal 50 m entfernt und wusste nicht was ich tun sollte. Ich war so nah, dass der Bauer mich aufgrund des Vollmonds jede Minute entdecken konnte. Wegschleichen war auch keine Option, denn durch die Bewegung hätte ich erst recht auf mich aufmerksam gemacht. Sollte ich einfach aus dem Schatten der Bäume heraustreten und mich bemerkbar machen? Aber wie würde der Bauer wohl reagieren, wenn ihn nachts eine wildfremde verdreckte Deutsche auf seinem Grundstück ansprach? Ich blieb einfach, wo ich war – und nach einigen Minuten verschwand der Bauer ohne mich entdeckt zu haben. Als das Auto verschwunden war, erforschte ich erst mal, was der Bauer denn eigentlich gemacht hatte: Er hatte das umgelegte Zaunstück wieder aufgerichtet – und so befand ich mich nun hinter „Gittern“. Mit einiger Mühe robbte ich unter dem Zaun durch und suchte mir einen anderen Zeltplatz, denn hier war es mir zu gruselig.

                                                      Nur leider war mir kein Glück vergönnt. Ich irrte über eine Stunde im Dunkeln herum, aber entweder war alles eingezäunt oder total überwuchert. Endlich fand ich ein Plätzchen im Gebüsch und fiel müde ins Bett. Nur leider war mir immer noch keine Nachtruhe vergönnt. Um Mitternacht wurde ich durch lautes Gehupe geweckt. Erst dachte ich, dass es sich wohl um die betrunkene Dorfjugend handelte, aber das Gehupe nahm kein Ende und kam vor allem immer näher – jetzt auch begleitet vom lautem Gejohle. Mir wurde mehr als unbehaglich zumute. Das letzte was ich jetzt brauchen konnte, war eine Horde Betrunkener. Glücklicherweise lag ich versteckt zwischen einigen Büschen und hoffte inständig, dass der Spuk bald vorbei wäre. Der Spuk währte zwar noch ziemlich lange, aber zumindest klärte er sich bald auf: Es handelte sich nicht um Betrunkene auf dem Nachhauseweg, sondern um einen Schäfer, der seine riesige Schafherde nachts von einer Weide auf eine andere trieb. Er war mit den Schafen viel auf der Straße unterwegs und tat dies nachts, um den Verkehr zu vermieden. Dabei trieb er die Schafe wohl mit dem Auto und dem Hupen einerseits, aber auch durch die Schäferhunde an. Das Gejohle waren ganz einfach die Kommandos für die Hütehunde. Und so trabten um Mitternacht mehrere Hundert Schafe an mir vorbei....Wie war das mit dem Schäfchen Zählen?

                                                      Nach soviel nächtlichen Abenteuern hätte ich jetzt eigentlich etwas Ruhe verdient, aber leider kündigte der Wetterbericht sintflutartige Gewitter an. Ich beschloss in den nächsten Ort, Le Rozier zu laufen und mir dort eine Unterkunft zu suchen. Die Wanderstrecke entlang der Gorge du Tarn war die bisher schönste auf dieser Wanderung. Nur leider verleidete mir der regnerische Himmel das Fotografieren etwas. Der uralte Weg war traumhaft schön. Auf der einen Seite immer wieder wunderschöne Ausblicke in die Schlucht und auf der anderen Seite die vielen Ruinen am Wegesrand. Selbst hier in diesem steilen Gelände hatte man kleine Siedlungen und Kirchen in den Fels gebaut. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Es muss am schlechten Wetter gelegen haben, dass ich auf dieser Traumstrecke niemanden traf.



                                                      Fazit: Die Gorges du Tarn sind mit einem Wegenetz gut erschlossen und bieten fantastische Wandermöglichkeiten. Die Ausblicke in die Schlucht sind einfach grandios.
                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                        Erfahren
                                                        • 30.01.2010
                                                        • 278
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                        Hallo Christine,

                                                        wie schön, das Du wieder zurück bist und wir wie immer einen faszinierenden Bericht von Dir bekommen!
                                                        Die nächtlichen Begegnungen sind ja wirklich gruselig - nur lustig, dass Jäger so unaufmerksam sind. Im Wald hinter unserem Haus werden wir auch nie bemerkt. Ist ja umso besser für das von ihnen verfolgte Wild

                                                        Lieben Gruß von Anna

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                                                          • 09.05.2006
                                                          • 849
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                          Soviele "Beinahe"-Begegnungen auf einmal hatte ich wirklich noch auf keiner Wanderung zuvor. Kurz danach gab es noch Abenteuer-Camping Teil 2 (kommt in einem der nächsten Berichte), und dann hatte ich für die restlichen drei Monate Ruhe!
                                                          Letztendlich wäre es wahrscheinlich nicht schlimm gewesen, wenn ich wirklich mal entdeckt worden wäre. Ich mache nie ein Lagerfeuer, hinterlasse keinen Dreck oder andere Spuren und bin auch sonst sehr diskret.
                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                            Dauerbesucher
                                                            • 25.06.2013
                                                            • 566
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                            Absolut interessant. Macht mir viel Freude. Danke
                                                            Freue mich auf die Fortsetzungen.
                                                            Grüße, Wi grenzenlos
                                                            Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                            Gruß, Wi grenzenlos

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                                                              Erfahren
                                                              • 14.03.2013
                                                              • 233
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                              Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                              Soviele "Beinahe"-Begegnungen auf einmal hatte ich wirklich noch auf keiner Wanderung zuvor. Kurz danach gab es noch Abenteuer-Camping Teil 2 (kommt in einem der nächsten Berichte), und dann hatte ich für die restlichen drei Monate Ruhe!
                                                              Letztendlich wäre es wahrscheinlich nicht schlimm gewesen, wenn ich wirklich mal entdeckt worden wäre. Ich mache nie ein Lagerfeuer, hinterlasse keinen Dreck oder andere Spuren und bin auch sonst sehr diskret.
                                                              Davon kann ich auch ein (altes) Lied singen… Vor vielen Jahren bin ich mit meinem damaligen Partner durch ganz Frankreich gefahren (damals war das Wort Wandern für mich noch ein absolutes Fremdwort… und dennoch, auf der Tour habe ich zum ersten Mal die weiß-roten Wegmarkierungen des GR10 gesehen, die mich seither nicht mehr in Ruhe lassen...)
                                                              Wir haben immer wild in seinem zu einer Art Wohnmobil umgebauten Wagen gecampt, weil er auf Campingplätze allergisch reagierte...
                                                              Erstens war es immer extrem schwer, einen geeigneten Platz zu finden. Das hat eigentlich immer mindestens eine Stunde gedauert. Und zweitens ist eigentlich immer irgendwer dort vorbeigekommen, oft am Morgen, oft ein Landwirt, der zu seinen Feldern unterwegs war…
                                                              Eines Morgens war mein Partner gerade in die Büsche verschwunden, um sich ein Löchlein zu graben, da kam so ein Typ in Deckung angeschlichen. Ich hatte da ganz schön Stress… Aber er auch, wie sich danach herausstellte: Er wollte halt nach dem Rechten auf seinem Land sehen. Und als sich herausstellte, dass wir ganz harmlos (und achtsam) waren, wünschte er einen schönen Tag und ging.
                                                              Und so war das meistens.

                                                              Zurück zu Dir, Christine, und Deinem Bericht: wunderbar! Danke fürs Teilen und Mitteilen.
                                                              Deine Worte, Deine Fotos, das macht Lust, gleich loszuziehen.
                                                              Und Du machst einfach MUT!
                                                              (den anderen Bericht zu den 4.500 km durch Westeuropa habe ich Anfang des Jahres endlich komplett verschlungen).
                                                              Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

                                                              FatmaG

                                                              PS Dein Angebot ist nicht vergessen, später mehr per PM

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                                                              • German Tourist
                                                                Dauerbesucher
                                                                • 09.05.2006
                                                                • 849
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                Die Causses und die Umleitungen

                                                                In Le Rozier erwarteten mich erst mal zwei unangenehme Überraschungen: Der große Spar-Supermarkt hatte geschlossen. Wie ich später in der Touristeninformation erfuhr ist er nur und ausschließlich im Sommer geöffnet. Es gab zwar noch einen kleinen Tante-Emma-Laden, aber dadurch würde es wohl ein sehr karger und vor allem teurer Einkauf werden. Das Mädchen in der Touristeninfo war zwar sehr jung, dafür sprach sie aber zumindest ein bisschen Englisch – und sie war sehr hilfsbereit. Nur leider stellte sich dann schnell heraus, dass die örtliche private Gite aufgrund eines Kurses komplett ausgebucht war. Die „billigste“ Unterkunft im ganzen Dorf war somit ein B&B für 51 EUR. Ich schluckte heftig, schaute nochmals auf den Wetterbericht und beschloss in den sauren Apfel zu beißen. Das B&B war zwar ausgesprochen hübsch und hatte sogar – oh Wunder – Wifi. So richtig sauer war ich dann aber am nächsten Morgen, als nämlich nachts das angekündigte Gewitter ausgeblieben war. Dafür donnerte und blitzte es jetzt. Die Vermieter ließen mich gnädigerweise etwas länger bleiben und als ich dann gegen Mittag aufbrach, war das eher schwache Gewitter schon durch. Die Hotelübernachtung hätte ich mir sparen können.


                                                                Le Rozier

                                                                Ich wanderte jetzt wieder auf einer selbstgestrickten Route mit mehreren langen Straßenabschnitten. Was auf der Karte eher uninteressant ausgesehen hatte, war in Realität trotz Asphaltlaufen richtig schön. Mehrfach stieg ich in eine Schlucht ab, wo sich hübsche kleine Ortschaften an einen Fluss drängten und dann wieder hoch auf ein Plateau.


                                                                Diese Kalksteinplateau hatten kaum Wasser und wurden daher fast ausschließlich als Weideland genutzt. Eine wirklich schöne Strecke, auch wenn mir zeitweise der dichte Nebel wenig Sicht erlaubte. Glücklicherweise hatte ich mir eine neonorangen Kappe gekauft, denn sonst wäre das Laufen auf den engen Straßen im Nebel gefährlich geworden.



                                                                Ich kämpfte jetzt vor allem mit einem völlig unerwarteten Problem. Zwar war ich mittlerweile auf dem GR 71 angelangt, aber im Ort Ceilhes stieß ich plötzlich auf ein Umleitungsschild. Der Weg war großflächig verlegt worden - leider ohne Angabe von Gründen. Nun hatte ich ein Problem: Für die neue Strecke hatte ich weder einen gpx track noch Karten – und vor allem keine Ahnung, wo der lang führen würde. Doch wenn ich auf dem alten Weg bliebe, könnte ich auf unpassierbare Stellen, eingezäunte Weiden oder ähnliche Probleme stoßen. Bisher war ich ja wie schon beschrieben mit dieser Strategie nicht immer erfolgreich gewesen. Ich beschloss, der Markierung zu folgen und die Umleitung zu gehen. Nur schien die deutlich länger zu sein als der ursprüngliche Weg. Stundenlang wurde ich um einen Stausee herumgeführt. Wenn das so weiterging, würde ich nie rechtzeitig den nächsten Ort mit Proviantnachschub erreichen. Ich kam durch den Touristenort Avene, wo es sogar eine Touristeninformation gab. Dort würde man mir doch sicherlich weiterhelfen können. Was nun folgte, war ein Prachtbeispiel für französische Arroganz. Nein, die Dame in der Touristeninfo sprach kein Englisch. (Sie reagierte auf meine Frage als ob ich ihr einen unanständigen Antrag gemacht hätte.). Nein, sie sprach auch überhaupt keine andere Sprache als Französisch. Nein, sie wusste auch nichts von irgendeiner Wegverlegung. Sie wusste überhaupt schon gar nichts von irgendeinem Weg. Nein, sie hatte auch keine Wanderkarte. Und nein, es war ihr komplett egal, ob ich sie verstünde oder nicht. Nein, warum sollte sie versuchen langsam zu sprechen und sich mir verständlich machen. Es war doch eindeutig mein Problem, dass ich schlecht Französisch sprach. Leider bin ich in Frankreich öfter auf dergleichen Verhalten gestoßen und es ist mir unverständlich, wie solche Menschen im Bereich Tourismus arbeiten können. Ich verließ die Touristeninformation genauso schlau wie vorher und ehrlich gesagt ziemlich sauer.

                                                                Ich wanderte einen ganzen Tag lang auf dieser Umleitung bis ich endlich wieder auf die alte Wegführung stieß. Der ganze Spaß hatte mich einen halben Tag gekostet und das stellte ein Proviantproblem dar. Ich würde nun nicht mehr rechtzeitig Labastide und den dortigen Supermarkt erreichen. Ich fing schon mal an, meine Vorräte zu rationieren und beschloss, mich mal wieder im Nachtwandern zu versuchen. Französische Wanderer hatten mir von einem Refuge erzählt, dass ich noch erreichen wollte. Ohne GPS wäre ich in solchen Situationen aufgeschmissen, aber mit seiner Hilfe erreichte in dann doch noch mit vielen Abkürzungen über Forststrassen gegen 22 Uhr das Refuge. Es war tatsächlich geöffnet, aber in einem schlechten Zustand. Das Dach hatte Löcher und so gab es zahlreiche Wasserschäden. Glücklicherweise regnete es in dieser Nacht nicht – dafür durfte ich mich am nächsten Tag noch an einer weiteren kurzen, dafür aber nicht ausgeschilderten Umleitung erfreuen.


                                                                Dieser Abschnitt barg auch noch eine weitere Überraschung: Normalerweise war ich tagelang mutterseelenallein unterwegs, aber hier hatte ich zumindest tagsüber zahlreiche Gesellschaft. Dutzende von Pilzsuchern tummelten sich hier im Wald. Innerhalb von zwei Wanderstunden zählte ich über 100 im Wald geparkte Autos! Ich erreichte Labastide dann einen halben Tag zu spät ohne irgendwelche Reste von Proviant. Es hatte nicht mal mehr für ein Frühstück gereicht und so belohnte ich mich erst mal mit einigen Schokoladencroissants.

                                                                Der nächste Meilenstein dieser Route war Carcassonne, aber vorher musste ich noch über die Montagne Noire, d.h. ich musste auf über 1.000 m aufsteigen. Wieder mal ein wunderschöner Wegabschnitt, von dem ich allerdings aufgrund des dichten Nebels nicht viel mitbekam. Immerhin traf ich hier zum ersten Mal einen anderen ausländischen Wanderer, einen Franzosen, der mit dem Mietwagen die Gegend auf Tagesausflügen erkundete. Ich nutzte die seltene Gelegenheit und bat ihn, ein Photo von mir zu machen.



                                                                Am 26.10. erreichte ich dann Carcassonne. Der Kontrast war extrem. Morgens war ich noch auf 1.000 m Höhe bei dichtem Nebel im kalten Nieselregen gewandert und abends knapp über dem Meeresspiegel begleitete mich die Sonne entlang des Canal du Midi nach Carcassonne.


                                                                Fazit: Eine landschaftlich sehr interessante und abwechslungsreiche Gegend – nur leider mit mehreren Wegumleitungen.
                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                                • AlfBerlin
                                                                  Lebt im Forum
                                                                  • 16.09.2013
                                                                  • 5073
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                  Danke für Deine spannenden und unterhaltsamen Reiseberichte und nützlichen Ausrüstungstipps- und Erfahrungen hier und auf Deinem Blog.

                                                                  Mich interessieren vor allem Anregungen für Ausrüstung und Verhalten auf eigenen Touren: Technik, Proviant, Ernährung, Orientierung, Wetter, Lagerplatz-Auswahl, Stealth-Camping, Streckeneinteilung und Pausen.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Dauerbesucher
                                                                    • 09.05.2006
                                                                    • 849
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                    Danke für die Anregungen! Wie Du vielleicht schon gesehen hast, habe ich auf meinem Blog schon einiges zu den von Dir genannten Themen geschrieben:

                                                                    Grundsätzliche Überlegung zur Ausrüstung

                                                                    Lebensdauer von Ausrüstung

                                                                    Mentale Einstellung
                                                                    Kostenkalkulation für Langstreckenwanderungen
                                                                    Zeitkalkulation von Langstreckenwanderungen
                                                                    Routenplanung von Langstreckenwanderungen
                                                                    Meine Ernährung unterwegs

                                                                    Ich finde Deine Anregung aber sehr interessant, auch mal was zur Lagerplatzsuche bzw. Stealth Camping und zur Streckeneinteilung und Pausen zu schreiben. Ich werde das demnächst mal auf meinem Blog umsetzen.

                                                                    Danke für die Anregung!
                                                                    Zuletzt geändert von German Tourist; 07.03.2014, 18:38. Grund: Weiteren Link eingefügt
                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                    Kommentar


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                                                                      Freak

                                                                      Liebt das Forum
                                                                      • 21.01.2008
                                                                      • 11979
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                      Wieder sehr interessant zu lesen, da man so die Gelegenheit bekommt eine Langstreckenwanderung (die einem selbst eher verwehrt bleibt) mitzuverfolgen. Die Links beantworten viele Fragen, eigentlich bleibt für mich nur eine :

                                                                      Ist es für Dich üblich für einen Ort (Le Puy) 3 Tage einzuplanen ?

                                                                      Die Camping Municipal habe ich vor langer Zeit auf Radtouren auch sehr geschätzt. Manchmal hatten wir da eine rießige Wiese fast (oder ganz) alleine für uns und konnten zudem sehr ruhig in Ortsnähe übernachten.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Dauerbesucher
                                                                        • 09.05.2006
                                                                        • 849
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                        Bei der Ruhetagsplanung kommt es sehr darauf an, wo ich unterwegs bin.

                                                                        Am Anfang meiner Wanderlaufbahn bin ich die ganzen National Scenic Trails in den USA gelaufen. Dort hat es sich bewährt, ca. einmal alle 7 - 10 Tage einen Ruhetag in der Stadt einzulegen. Um die Hotelkosten zu minimieren, wird dort in der Regel folgende Thruhiker-Strategie angewandt: Am Vortag möglichst nahe an die Stadt heranlaufen und wildzelten. Dann morgens in die Stadt und sobald als möglich ins Hotel einchecken. Wenn der check-in erst mittags möglich ist, kann man die Wartezeit gut mit einem Waschsalon-Aufenthalt oder Einkaufstrip überbrücken. Dann eine Nacht im Hotel und erst zum spätmöglichsten Zeitpunkt, also in der Regel so gegen 11 Uhr auschecken. Mittags noch mal ausführlich essen gehen oder sonstwie in der Stadt herumhängen und nachmittags aus der Stadt rauslaufen. Mit dieser Strategie kann man mit einer Übernachtung fast zwei komplette Ruhetage erzielen.

                                                                        Mit dieser Strategie habe ich in Europa allerdings eine komplette Bauchlandung gemacht! Warum? Amerikanische trail towns sind in der Regel völlig langweilig: Ein oder mehrere Supermärkte, Kettenhotels und Fastfood-Restaurants. Als Wanderer kann man sich da voll auf die Logistik und die körperliche Erholung konzentrieren.

                                                                        Die Städte, durch die ich bei meinen Europawanderungen durchkam, waren allerdings nicht nur logistische Stützpunkte für mich, sondern so ganz nebenbei noch echte Touristenattraktionen mit Kirchen, Schlössern, Museen etc. Und natürlich habe ich mich dafür interessiert - nur wurde mir dann mit o.g. Strategie die Zeit knapp. Alleine schon die Logistik (Einkaufen, Wäsche waschen, Internet) nimmt fast einen ganzen Tag in Anspruch. Als ich dann noch Sightseeing eingeschoben habe, war ich nach meinem Ruhetag erschöpfter als vorher. Am Ende meiner ersten großen Europawanderung 2012 bin dadurch dann auch noch in echte Zeitnot geraten.

                                                                        Mittlerweile plane ich daher in Europa in der Regel zwei statt einer Übernachtung ein, was dann zu fast drei Tagen in der Stadt führt. Ein voller Tag für Logistik und ein voller Tag für Sightseeing - damit kriege ich alles erledigt, sehe auch was von der Stadt und bin anschließend trotzdem erholt. Allerdings mache ich so eine Stadtorgie nur alle 7 - 10 Tage, dazwischen versuche ich Städte eher zu meiden.

                                                                        Besondere Vorplanung bedarf es für Logistikaufenthalte, wenn ich mir ein Paket zu schicken lasse. Postämter sind in der Regel am Samstag nur vormittags geöffnet und Sonntags geschlossen. Da ich nicht wochenlang vorausplanen kann, wann ich denn nun genau eintreffe, wähle ich für Paketzusendungen eine größere Stadt, in der ich gut zwei Tage verbringen und auf die Öffnung des Postamts warten kann.

                                                                        Sollte ich aber wieder mal in USA oder Australien unterwegs sein, würde ich die Anzahl der Ruhetage wieder reduzieren.
                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 07.08.2010
                                                                          • 448
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: Die Causses und die Umleitungen

                                                                          Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                          Ich kam durch den Touristenort Avene, wo es sogar eine Touristeninformation gab. Dort würde man mir doch sicherlich weiterhelfen können. Was nun folgte, war ein Prachtbeispiel für französische Arroganz. Nein, die Dame in der Touristeninfo sprach kein Englisch. (Sie reagierte auf meine Frage als ob ich ihr einen unanständigen Antrag gemacht hätte.). Nein, sie sprach auch überhaupt keine andere Sprache als Französisch. Nein, sie wusste auch nichts von irgendeiner Wegverlegung. Sie wusste überhaupt schon gar nichts von irgendeinem Weg. Nein, sie hatte auch keine Wanderkarte. Und nein, es war ihr komplett egal, ob ich sie verstünde oder nicht. Nein, warum sollte sie versuchen langsam zu sprechen und sich mir verständlich machen. Es war doch eindeutig mein Problem, dass ich schlecht Französisch sprach. Leider bin ich in Frankreich öfter auf dergleichen Verhalten gestoßen und es ist mir unverständlich, wie solche Menschen im Bereich Tourismus arbeiten können. Ich verließ die Touristeninformation genauso schlau wie vorher und ehrlich gesagt ziemlich sauer.
                                                                          Hallo Christine,


                                                                          erst mal auch von mir vielen Dank, für deine wunderbaren Erlebnisberichte, die ich sehr gerne lese!

                                                                          Zur von dir angesprochenen "Französischen Arroganz" könnte ich jetzt sofort viel, viel mehr positive Gegenbeispiele liefern, als Erlebnisse, die deine negative Erfahrung bestätigen. Ich möchte aber deinen Faden damit nicht belasten.

                                                                          Es sind wohl nur Ausnahmen, welche die Regel bestätigen
                                                                          "Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen". Kurfürst F.W. aus Brandenburg, 1640 - 1688

                                                                          Kommentar


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                                                                            • 849
                                                                            • Privat


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                                                                            Von Carcassonne zu den Pyrenäen oder Abenteuer-Camping Teil 2

                                                                            In Carcassonne war ich schon im letzten Jahr auf meiner Europawanderung gewesen. Nur war ich damals viel zu erschöpft, um viel von der Stadt zu sehen. Diesmal schaffte ich es allerdings, mir mehr anschauen. Wie im Vorjahr quartierte mich wieder in die Jugendherberge in der Altstadt ein.


                                                                            In meinem Zimmer waren noch drei andere Frauen und bei einer entdeckte ich sogleich Wanderstiefel unter dem Bett. Es würde sich doch nicht etwa um eine andere Langstreckenwanderin handeln? Ariadne, so stellte sich heraus, war auch wandernd unterwegs, allerdings aus einem anderen Grund. Sie betrieb gerade Feldforschung für ihre Master-Arbeit über den Katharerweg. Diesen Weg durch Südfrankreich kannte ich schon vom letzten Jahr und auch diesmal würde ich ein Stück davon gehen. Ich war daher natürlich gleich sehr neugierig und befragte sie eingehend. Die Katharer waren eine christliche Sekte, die im 12. Jahrhundert vor allem in Südfrankreich weit verbreitet war und dann von der Inquisition komplett ausgelöscht wurde. Einzig die beeindruckenden Felsburgen ihrer Anhänger blieben erhalten, die ich in den nächsten Tagen auf dem Katharerweg mehrfach zu sehen bekommen würde.



                                                                            Die Katharer faszinierten mich sehr und ich verbrachte mehrere Stunden damit, die Buchläden in Carcassonne nach entsprechendem Informationen zu durchforsten. Und natürlich machte ich den obligatorischen Besuch bei Decathlon und Co. Die zwei Stadttage vergingen wieder mal wie im Flug und ich machte mich auf Richtung Pyrenäen. Der Weg ließ sich zunächst sehr nett an: Ich durchquerte ein militärisches Übungsgelände und dann ging es durch Weinberge – in denen leider mittlerweile Ende Oktober kam mehr Weintrauben zu finden waren.


                                                                            Dann tauchten plötzlich Dutzende von Nonnen auf dem Weg auf. Angesichts der Nachwuchsprobleme in der katholischen Kirche erstaunte mich deren Anzahl doch sehr und ich glaubte anfangs sogar an eine Kostümparty, als mir Nonne um Nonne im weißen Habit, aber mit Tagesrucksack am Rücken entgegen kam.


                                                                            Ich näherte mich nun dem Alaric-Gebirgszug, der auf der Karte völlig unscheinbar aussah, den die Wegplaner jedoch in möglichst schwieriger Art und Weise durchquerten. Bald hing ich im Gestrüpp an rutschigen und extrem steilen Hängen und fluchte über den GR 36. Es würde bald dunkel werden und in diesem schwierigen Gelände würde ich kaum einen anständigen Zeltplatz finden, wenn ich nicht direkt auf dem Weg zelten wollte. Ich war daher extrem erleichtert, als ich endlich auf einem ebenen Bergsattel ankam, der mir geradezu grandiose Zeltmöglichkeiten eröffnete. Da ich aufgrund des nächtlichen Kondensproblems nicht im offenen Gelände zelten wollte, suchte ich lange hin und her, bis ich auf einen schmalen Seitenpfad stieß, der mich ins Unterholz führte. Dort fand ich etwas abseits in den Büschen einen halbwegs geschützten Zeltplatz. Ich ärgerte mich noch über meine übertriebene Vorsicht als ich mühsam im Gebüsch mein Zelt aufbaute.

                                                                            Ich war gerade gegen 22 Uhr am Einschlafen als ich plötzlich Stimmen hörte. Ich war sofort alarmiert, glaubte aber zunächst noch an verspätete Jäger. Nur leider wurden es immer mehr Stimmen, die zu allem Unglück immer näher kamen. Eine ganze Männergruppe hatte sich ca. 100 m von meinem Zeltplatz auf dem Bergsattel versammelt und diskutierte aufgeregt. Immer wieder streifte der Schein von starken Stabtaschenlampen mein Zelt. Ich wurde mittlerweile fast von Panik ergriffen, denn ich konnte keine plausible Erklärung für diese nächtliche Menschenansammlung finden. Mir blieb fast das Herz stehen, als sich der ganze Trupp in Bewegung setzte und ausgerechnet den schmalen Seitenpfad entlang wanderte, an dem sich mein Zeltplatz befand. Über 15 Mann in Stiefeln stampften ca. 5 m von mir entfernt unter zahlreichen Flüchen vorbei – ohne mich zu entdecken. Ich lag in höchster Alarmbereitschaft in meinem Zelt als ich endlich die Erleuchtung hatte. Früher am Tag war ich ja an einem Militärübungsplatz vorbeigekommen und was da gerade an meinem Zelt vorbei lief, sah eindeutig aus wie Springerstiefel. Und da ich ausschließlich junge Männerstimmen hörte, wurde mir bald klar: Es handelte sich um eine nächtliche militärische Übung! Da die Jungs mich aber nicht entdeckt hatten, obwohl ich gerade mal 5 m von ihnen entfernt ein Zelt aufgebaut hatte, schien es sich nicht gerade um einen Aufklärungstrupp zu handeln. Noch lange hörte ich laute „Putains“ durch den Wald schallen bis endlich Ruhe einkehrte. Leider sollte dies nicht mein letztes nächtliches Abenteuer in Frankreich sein.

                                                                            Die Route durch das Pyrenäen-Vorland war traumhaft schön. Erst die Ruinen der Katharerburgen auf dem Katharerweg und dann ging es sukzessive immer höher hinauf, dazwischen immer wieder verfallene Kirchen und Klöster. Es gab sogar einen Kunst-Erlebnisweg!


                                                                            Leider waren jetzt im Herbst auch viele Jäger unterwegs und so stieß ich an einem Sonntag-Nachmittag auf eine groß angelegte Wildschwein-Jagd. Ich trug zwar meine neon-orange Jagdmütze, aber das hinderte einen der Jäger nicht daran, mit seinem Gewehr auf mich anzulegen. Total erschrocken sprang ich ins Gebüsch. Doch kaum wagte ich mich wieder hervor, zielte er schon wieder auf mich. Nachdem wir dieses Spiel ein paar Mal wiederholt hatten, dämmerte mir so langsam, dass der Kerl nicht auf mich schießen wollte, sondern mich lediglich mit dem Zielfernrohr an seinem Gewehr anvisierte. Dennoch nicht gerade die feine Art. Ich passierte fast ein Dutzend dieser Freizeitjäger, die mir allerdings alle versicherten, dass mir keinerlei Gefahr drohte. Nun ja, nach diesem Erlebnis war ich mir da nicht mehr so sicher, aber wie man sieht habe ich es überlebt.


                                                                            Bei Vinca überquerte ich die Tet, aber der große Stausee war fast komplett trocken. In dieser Nacht hatte ich wieder mal nächtlichen Besuch: Gegen Mitternacht wurde ich durch lautes Hundegebell geweckt. Dies ist an und für sich nicht ungewöhnlich, denn nahe an Ortschaften hörte ich nachts oft Hunde bellen. Beunruhigend war eher, dass das Gebell immer näher kam. Ich war gerade aus dem Schlaf gerissen worden und konnte noch keinen klaren Gedanken fassen, als etwas fast mein Zelt umrannte. Und bevor ich mich wieder fassen konnte, preschten auch schon mehrere Hunde an meinem Quartier vorbei. Nun, mein Zelt stand noch und mir war auch nichts passiert. Nun hellwach wurde mir auch sehr schnell klar, was passiert war. Der erste Passant muss irgendein Wildtier, wahrscheinlich ein Wildschwein gewesen sein, gejagt von mehreren Jagdhunden, die kurz danach vorbeigekommen waren. Sie waren dabei sogar an meine Zeltschnüre gekommen und hatten einen Zelthering herausgezogen...

                                                                            Ich näherte mich nun immer mehr den Pyrenäen, die vor allem psychologisch ein großes Hindernis für mich darstellten. Schon Tage zuvor hatte ich Befürchtungen, bei meiner Pyrenäenüberquerung eingeschneit zu werden, obwohl ich ganz bewusst einen sehr weit südlich und damit auch sehr niedrig gelegenen Übergang gewählt hatte. Das Wetter war regnerisch und trüb und ich hoffte, dass sich der Regen auf 1.400 m Höhe nicht in Schnee verwandeln würde. Zuerst aber musste ich durch Amelie-les-Bains, den letzten französischen Ort auf meiner Wanderung. Mit Hilfe eines gpx tracks suchte ich nun den Einstieg in den HRP, der mich zum Roc de France führen sollte. Aber obwohl ich am Stadtrand von Amelie-les-Bains fast eine Stunde lang durch die Büsche kroch, konnte ich keinerlei Wegmarkierung finden. Ich befragte also einen Anwohner, der mich allerdings wo ganz anders hinschickte, als mein gpx track anzeigte. Erst nach vielem Nachfragen und Nachdenken dämmerte mir so langsam, dass einfach der gpx track komplett falsch war. Natürlich weiß man bei anonymen Internetquellen nie, wie gut die Qualität eines tracks ist, aber so dermaßen daneben lag ich noch nie. Mit mehreren Stunden Verspätung fand ich dann endlich den HRP und stieg langsam im Nieselregen immer höher hinauf. Auf 1.400 m schneite es zwar immerhin nicht, aber der Regen wurde immer heftiger. Aber mich konnte jetzt nichts mehr halten. Am 04.11. nachmittags erreichte ich ziemlich durchnässt den Pass am Roc de France und damit die spanische Grenze.


                                                                            Fazit: Das Pyrenäenvorland ist ein großartiges Wandergebiet, vor allem der ausgesprochen sehenswerte Katharerweg mit seinen grandiosen Burgruinen ist absolut empfehlenswert.
                                                                            Zuletzt geändert von German Tourist; 08.03.2014, 23:52.
                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                            Kommentar


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                                                                              • 849
                                                                              • Privat


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                                                                              Spanisches Pyrenäenvorland

                                                                              Irgendwie schien in Spanien plötzlich alles einfacher zu sein. Zunächst mal kam gleich am nächsten Tag die Sonne raus – und das Wetter blieb auch für viele Tage großartig. Nach einigen „freestyle“ km auf Forststraßen stieß ich dann auf den GR 2, dem ich zunächst folgen würde. Schon im ersten Dorf in Spanien, Agullana, wurde ich mit einer der Segnungen Spaniens vertraut gemacht: kostenloses Wifi! In Spanien gibt es in fast jedem noch so kleinen Ort Gratis-Wifi, oft beim Rathaus oder ayuntamiento. Das kleine Agullana hatte sogar einen extra Bürgersaal mit kostenlosem Internet und Zeitungen. Ich nutze das natürlich gleich für eine ausführliche Recherche und stellte beglückt fest, dass ich schon in wenigen Tagen mit dem Bus einen Abstecher in die nächste größere Stadt machen könnte anstatt meine Route zu verlassen und dort hin zu laufen. Ich wollte möglichst schnell in die Zivilisation, denn ich wollte mir eine neue SIM-Karte für Spanien kaufen, damit ich auch unterwegs immer auf das Internet und damit den Wetterbericht zugreifen konnte.

                                                                              Beschwingt machte ich mich auf den Weg nach Besalu, von wo aus ich den Bus nach Olot nehmen wollte. Besalu ist aufgrund seiner mittelalterlichen Befestigung und Stadtkerns ein echter Touristenmagnet und so glaubte ich keine Problem bei der Zimmersuche zu haben. Leider hatte ich dabei großes Pech. Anfang November ist hier nämlich tiefste Nebensaison und alle billigen Hotels hatten ganz einfach geschlossen, was dazu führte, dass alle anderen Hotels ausgebucht waren. Alles kein Problem, denn es gab ja einen nahegelegenen Campingplatz. Leider stellte sich heraus, dass der Campingplatz zwar in der Tat nahegelegen war, sich aber am anderen Flussufer befand – und es keine Brücke gab. Ich musste daher einen Umweg von fast 3 km laufen, um dort hinzukommen. Als ich ziemlich genervt dort ankam, waren außer mir nur zwei weitere Gäste da. Nebensaison eben. Der Besitzer wollte für so wenige Gäste gar nicht die Platzbeleuchtung anschalten, gab mir aber immerhin eine schönen Preisnachlass und stellte immerhin das Warmwasser an. Wie üblich befand sich der Campingplatz direkt am Wasser und damit hatte ich am nächsten Morgen ein tropfnasses Zelt aufgrund von Kondens. Nachdem ich die 3 km in aller Herrgottsfrühe wieder zurückgelaufen war, saß ich dann endlich im Bus nach Olot, wo dann alles gut wurde.


                                                                              Ich fand eine preiswerte Pension direkt im Zentrum, wo man mich sogar schon früh um 9 Uhr einchecken ließ. Mein Zelt und meine Wäsche durfte ich bei strahlendem Sonnenschein auf der Dachterrasse trocknen. Und schon eine Stunde später hatte ich eine spanische SIM-Karte für mein Handy zu einem Preis, der jeden Franzosen weinen lassen würde. Mit meiner Prepaid-Karte zahlte ich für 1 GB Daten High speed (gültig für einen Monat) gerade mal 6 EUR plus Steuer. Dieselbe Datenmenge und Gültigkeit hatte mich in Frankreich 40 EUR gekostet!!!! Entspannt konnte ich mich jetzt auf das Sightseeing stürzen. Olot ist aufgrund einer Produktionsstätte in ganz Spanien bekannt: Hier befindet sich die größte Heiligenfabrik Spaniens. Mutter Gottes mit Kind, Heilige aller Art, Kruzifixe – alles wird in der hiesigen Manufaktur hergestellt und weltweit exportiert. Das Museum selbst bietet immer wieder Einblicke in die noch aktive Manufaktur, wo ich begeistert mit anschauen durfte, wie einem Jesuskind die Wimpern angeklebt und eine Jungfrau Maria mit Heiligenschein versehen wurde. Leider durfte man im Museum nicht fotografieren, aber ich stieß in ganz Spanien immer wieder auf Statuen aus Olot. Hier mal meine Photosammlung von Olot-Style Marias:


                                                                              Nach zwei Tagen Olot ging es mit dem Bus wieder zurück nach Besalu und auf den Trail, der mich jetzt durch den Vulkan-Nationalpark Garrotxa führte. Aufgrund der Nähe zur Metropole Barcelona war hier am Wochenende schlichtweg die Hölle los. Ganze Heerscharen von Wanderern kamen mir entgegen. Aber kam verliefen sich die Touristenströme verschwand auch meine Wanderwegmarkierung... Ich irrte leicht verwirrt durch die Gegend, bis mich ein Anwohner wieder auf den rechten Pfad Richtung L'Ermita de Sant Miquel de Castelló schickte. Diese Einsiedelei liegt auf 980 m direkt auf einer Bergspitze und ich fragte mich, wo ich denn in diesem Gelände einen Zeltplatz finden sollte. Ein Trupp spanischer Wanderer klärte mich auf: Direkt neben der Einsiedelei gäbe es eine Rasenfläche, auf der man sicherlich gut zelten könne. Und so eilte ich mit dem letzten Tageslicht den Berg hinauf und wurde mit einem der schönsten Zeltplätze der ganzen Tour belohnt. Der Ausblick von dort oben war einfach grandios und ging bis hin zu den Pyrenäen. Trotz der Kälte schaute ich mir eine Stunde lang die Lichter im Tal an. Nachts gab es einen kurzen Regenschauer, der in den Pyrenäen allerdings als Schnee runtergekommen war. Als ich morgens aus dem Zelt lugte, begrüßten mich in der Ferne schneebedeckte Berggipfel. Ich verbrachte den ganzen Tag damit, immer wieder einen Blick zurück auf die Pyrenäen zu werfen und zu beobachten, wie dieser Schnee im Laufe des Tages immer weiter verschwand.


                                                                              PS: Was es allerdings mit den Ziegenfüßen auf sich hat, die ich über einer Haustür angenagelt sah, weiß ich leider nicht. Vielleicht kann mich ja hierzu jemand aufklären. Soll das den Teufel fern halten?
                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                              Kommentar


                                                                              • German Tourist
                                                                                Dauerbesucher
                                                                                • 09.05.2006
                                                                                • 849
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                Entlang der Mesas nach Montserrat

                                                                                Kaum hatte ich die Pyrenäen hinter mir gelassen, offenbarte sich gleich die nächste Attraktion, die mich fast durch ganz Spanien begleiten sollte: Mesas, also sogenannte Tafelberge. Der Weg ging runter von einer Mesa, durchquerte in der Regel ein Flusstal, und dann wieder hoch auf die nächste Mesa. Im Tal wunderte ich mich oft, wie ich wohl den nächsten Berg wieder hoch kommen sollte, denn oft schienen die Felsen im 90 Grad Winkel anzusteigen.


                                                                                Besonders beeindruckend konnte man diese Mesas an einem riesigen Stausee betrachten, an dem ich am Spätnachmittag zum schönsten abendlichen Licht ankam. Ich befürchtete schon, noch in Stress zu geraten, denn ich brauchte noch Trinkwasser für die Nacht und das nächste Dorf war weit. Aber dieser Stausee war ein so populärer Aussichtspunkt, dass es sogar öffentliche Toiletten und damit Wasser gab.


                                                                                Am nächsten Morgen konnte ich feststellen, dass die Mesas im frühen Morgennebel sogar noch großartiger aussehen...


                                                                                Ich war mittlerweile auf dem GR 5 unterwegs und der Weg führte entlang der Tafelberg-“Kante“, was mir einfach atemberaubende Ausblicke ins Umland gewährte. Als dann auch noch langsam die Sonne unterging und die Felsen in oranges Licht tauchte, kaum ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus.


                                                                                Nur leider stellte sich mir jetzt die Frage nach einem Zeltplatz. Der Weg führte immer sehr exponiert an der Abbruchkante entlang und die wenigen ebenen Flächen waren total überwuchert. Laut Karte würde der Weg bald auf eine alte Einsiedelei treffen und dort hoffte ich auf einen guten Zeltplatz zu treffen. Als ich jedoch die Eremita in den letzten Sonnenstrahlen erblickte, sah ich zunächst mal einen riesigen Parkplatz, der eines Vorort-Einkaufszentrums würdig gewesen wäre. Im Schein meiner Stirnlampe las ich dann, dass die ehemalige Kloster Sant Miquel del Fai mittlerweile ein ausgesprochen beliebter Ausflugsort für Bustouristen war – daher der riesige Busparkplatz. Und hier wollte ich nun überhaupt nicht zelten, denn meine Erfahrung lehrte mich, dass dergleichen Orte auch nachts oft von allerlei „Störenfrieden“ wie Liebespärchen im Auto oder Jugendlichen auf der Suche nach einer After-Club-Party frequentiert wurden. Im Dunkeln setzte ich meine Suche nach einem Zeltplatz fort und stieß dabei leider auf die örtliche Müllkippe. Hier war es zwar flach, aber zelten wollte ich hier auch nicht. Nach langem Hin und Her fand ich dann endlich einen halbwegs flachen Platz etwas abseits der Müllkippe – allerdings brauchte ich gefühlt mehrere Stunden, um ihn stein- und dornenfrei zu machen. Der Boden war bretthart und dementsprechend schlecht schlief ich dann auch.

                                                                                In den nächsten Etappen wollte ich mich mal wieder im Nachtwandern probieren. Aber da hatte ich die Rechnung mal wieder ohne die Wegplaner gemacht, die den Weg von Forststraßen auf Pfade verlegt hatten. Eigentlich eine feine Sache, aber Nachtwandern war hier nicht mehr möglich. Um 19.30 Uhr gab ich auf und baute mein Zelt auf. Zudem war es schweinekalt. Der strahlend blaue Himmel tagsüber führte nämlich zu einem drastischen Temperatursturz nachts. Dementsprechend schwierig war es dann auch, frühmorgens aufzustehen. Mit schöner Regelmäßigkeit hatte ich mittlerweile Frost auf dem Zelt – kein Wunder, denn es war ja nun schon November. Ich lief noch vor Sonnenaufgang los, denn ich hatte eine große Tagesetappe vor mir. Bei Sonnenaufgang erwartete mich einer der schönsten Ausblicke der ganzen Tour. Die Morgensonne tauchte das Montserrat-Gebirge in einen geradezu übernatürliches Licht und der schroff aufragende Bergkamm sah aus wie von einem anderen Stern. In Momenten wie diesen überfällt mich dann oft ein regelrechter „Glücks-Flash“ - auch wenn es gerade mal 0 Grad hat....


                                                                                Dennoch war es noch ein sehr weiter Weg bis Montserrat, denn wie üblich ging es erst mal wieder eine Mesa runter, durch das Tal und dann wieder eine Mesa rauf. Da Montserrat aber ein ausgesprochen beliebter Wallfahrtsort ist, war der Aufstieg fantastisch ausgebaut. Dennoch kam ich erst kurz vor Sonnenuntergang am Kloster von Montserrat an. Was ich dort sah, brachte mich beinahe dazu, einfach weiterzulaufen. Massenweise Touristen, die mit der Seilbahn heraufgekarrt wurden und zahllose Souvenirshops. Das Ganze war eine perfekt durchorganisierte Touristenattraktion. Ich musste dennoch kurz anhalten, denn ich brauchte einen Pilgerpass. Ich hatte schon in den Tagen zuvor immer mal wieder die Markierung für den Cami de Sant Jaume gesehen, einen Pilgerweg der über Montserrat führte. Da ich demnächst in einer Pilgerherberge nächtigen wollte, musste jetzt also ein Pilgerpass her, den ich in Montserrat bekommen würde. Die Touristeninformation verwies mich an das Büro der Pilgerbetreuung, wo ich gerade noch vor Büroschluss ankam.

                                                                                Und hier wurde nun alles auf wunderbare Weise gut. Der Pilgerpass kostete gerade mal 1,50 EUR und der freundliche Betreuer fragte mich, ob ich denn gleich hier bleiben wolle. Ich war höchst erstaunt, denn mir war gar nicht klar, dass sich hier neben einem teuren Hotel eine Pilgerherberge befand. Ich hatte geplant, weiter zu laufen und wie üblich zu zelten. Doch es gab in der Tat eine sogar sehr große Pilgerherberge, die aufgrund der Jahreszeit total leer war und zu allem Überfluss auch noch für Pilger kostenlos war! Da musste ich nicht zweimal überlegen – ich blieb hier und gönnte mir erst mal eine warme Dusche. Dann besuchte ich die Abendandacht und wurde sofort bezaubert. Mittlerweile hatten sich nämlich die Touristen fast komplett verzogen und die Kirche erstrahlte im Kerzenlicht zu den Gesängen der Mönche. Ein wunderbare, fast mystische Atmosphäre. Ich war heilfroh, dass ich durch einen Zufall geblieben war, denn dieser Abend war einer der schönsten auf meiner Wanderung.

                                                                                Fazit: Eine traumhaft schöne Strecke – immer nach dem Motto: Rauf auf die Mesa, runter von der Mesa. Wandern entlang der Hochebenen und der Flusstäler dazwischen. Und Montserrat ist ein echtes Highlight, sofern man die Touristenmassen meidet.

                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Freak

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                                                                                  • 43828
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                  Vielen Dank für diesen wundervollen Bericht und speziell für Deine Praxis-Tipps. Ich freue mich jedesmal wieder, wenn ich morgens einen weiteren Teil entdecke. Was für ein Zelt hattest Du denn auf dieser Reise dabei?

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Fuchs
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                                                                                    • 1313
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                    Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                    Was für ein Zelt hattest Du denn auf dieser Reise dabei?
                                                                                    Sieht hier (in Metz) nach Tarptent Rainbow aus.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Freak

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                                                                                      • 43828
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                      Ich dachte immer, das Rainbow sei (hell)grau, hier sieht es aber grün aus. Das wäre eine gute Nachricht, weil ich immer dachte, das Grau sei doch eher auffällig. Bin gespannt :-)

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                        • 849
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                        Richtig erkannt! Ich hatte das Tarptent Rainbow dabei und halte es nach wie vor für das beste "Allround"-Zelt auf dem Markt. Es ist relativ preiswert (wenn man es in USA kauft), hält erstaunlich lange (bei mir über ein Jahr Dauernutzung, hat ein vernünftiges Gewicht, ist relativ windstabil und vor allem mit Trekkingstöcken auch freistehend. Letzteres ist gerade in Europa sehr von Vorteil, wenn man mal in einer Schutzhütte schlafen will, aber dennoch wegen Mücken, Kälte oder Dreck das Zelt benötigt. Und ja, es ist grün und daher absolut unauffällig.

                                                                                        Ich hatte leider auf dieser Tour viele Sorgen mit dem Rainbow, denn ich hatte nicht alle Nähte abgedichtet und so tropfte mir bei heftigem Regen immer mal wieder Wasser durch die Seitennaht die Velcro-Streifen hinunter. Ich konnte das Problem unterwegs leider nicht beheben, da ich in Frankreich und Spanien kein Silnet kaufen konnte - und normales Haushalts-Silikon hat überhaupt nicht funktioniert. Bei meinem vorherigen Rainbow, das komplett abgedichtet war, ist das Problem nicht aufgetreten.
                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                          • 849
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                          Der Wetterbericht war eine einzige Katastrophe! Drei Tage Dauerregen mit besorgniserregend hoher Niederschlagsmenge. Glücklicherweise musste ich nur nach nach Igualada und der dortigen Pilgerherberge, aber das lag noch fast einen Tagesmarsch entfernt. Ich verließ die Pilgerherberge schon bei Tagesanbruch, der aber angesichts des bewölkten Himmels sehr düster war. Die erste Teilstrecke führt entlang eines Pilgerwegs mit zahlreichen Marienbildnissen. Danach führt der GR eigentlich recht alpin direkt am Berg entlang, aber angesichts des schlechten Wetters beschloss ich dem Pilgerweg auf der Straße zu folgen. Dennoch holte mich der Regen ein: ein Gewitter nach dem anderen ging nieder. Selbst Regenjacke und Schirm boten nur unzureichenden Schutz gegen die Wassermassen, die die Wege in kleine Flüsse verwandelten. Ich wollte nur noch so schnell wie möglich nach La Pobla de Claramont, von wo aus ich mit dem Zug in wenigen Minuten nach Igualada kommen konnte. Völlig durchnässt erreichte ich den Bahnhof und zog mir erst mal trockene Klamotten an. Ich war gerade wieder angezogen, als eine Südamerikanerin auftauchte und mir den Fahrkartenautomaten erklärte. Wir kamen ins Gespräch und ich lernte sehr viel über die Probleme der südamerikanischen „Gastarbeiter“ in Spanien.

                                                                                          In Igualada angekommen zeigte sie mir auch gleich noch den Weg zu Lidl, wo ich erst mal einen Großeinkauf tätigte, denn am nächsten Tag war Sonntag. Im strömenden Regen schleppte ich mich und mehrere Plastiktüten ins Zentrum von Igualada, wo ich im Intersport eine dringend benötigte Gaskartusche kaufen wollte. Ich hatte sogar extra in der Planungsphase der Wanderung in diesem Laden angerufen, um mich zu vergewissern, dass ich dort auch die richtige Sorte von Kartuschen kaufen konnte. Nur leider waren die gewünschten Ventilkartuschen jetzt nicht da. Mir sackte das Herz in die Hose. Wenn es mir nicht gelänge, eine Kartusche in Igualada zu finden, würde ich den Zug nach Barcelona nehmen müssen. Und so einen langen und kostspieligen Umweg wollte ich mir nicht leisten. Die Verkäuferin verwies mich an ein weiteres Geschäft, wo ich wieder nicht fündig wurde, aber wieder weiterverwiesen wurde. Ich irrte eine Stunde lang im Regen mit meinem schweren Gepäck durch Igualada bis ich endlich in einem weiteren Outdoorladen fündig wurde. Ich hätte die Verkäuferin küssen können.

                                                                                          Nun konnte ich ruhigen Gewissens in die Pilgerherberge von Igualada. Ich holte den Schlüssel im benachbarten Altersheim ab, wo mir schon angekündigt wurde, dass noch zwei weitere Pilger in der Herberge wären. Dies bereitete mich allerdings nicht auf das Desaster vor, dass ich in der Herberge antreffen würde. Ich öffnete die Herbergstür und sofort kam mir eine dichte Qualmwolke entgegen. Die beiden „Pilger“, ein trendiges junges Pärchen, hatten wohl keine weiteren Gäste mehr erwartet und die ganze Herberge voll gequalmt – leider nicht nur mit Zigaretten, sondern mit auch in Spanien illegalen „Rauchwaren“. Dazu hatten sie wirklich jeden Heizkörper in der Herberge voll aufgedreht und das ganze Haus in eine Sauna verwandelt. Um dem Fass den Boden auszuschlagen hatten die beiden auch noch ihren riesigen Hund mit in den Schlafsaal genommen, obwohl ein großes Schild genau das verbot. Ich hatte ein derart dreistes und „unpilgermäßiges“ Verhalten noch nie in einer Herberge erlebt und war ziemlich angenervt. Glücklicherweise gab es zwei Schlafsäle, so dass ich mit den beiden nicht auch auch ein Zimmer teilen musste. Ich hoffte nur , dass die beiden am nächsten Tag abziehen würden, aber morgens verbreitete sich nur wieder ein süßlicher Rauch durch die Herberge. Erbost stellte ich die beiden zur Rede, aber sie behaupteten, nicht mehr zu rauchen. Immerhin verschwanden die beiden dann gegen Mittag zu meiner großen Erleichterung und nachdem die örtliche Putzfrau die Luxusherberge gereinigt und gelüftet hatte, fühlte ich mich dort auch sehr wohl.

                                                                                          Das Wetter war einfach furchtbar, so dass ich mich vor allem auf das örtliche Museum konzentrierte. Wie ich später noch mehrfach feststellen konnte, hatte fast jeder Ort durch den ich kam, irgendeine lokale Spezialität – und ein entsprechendes Museum. Igualada war jahrhundertelang das Zentrum für Lederherstellung gewesen und noch heute finden sich zahlreiche Gerbereien hier. In einem alten Industriekomplex befindet sich jetzt das riesige Gerberei-Museum und da ich der einzige Besucher war, bekam ich eine Solo-Führung durch das weitläufige Gelände. Aber auch das hochmoderne Museum war nicht auf diesen Dauerregen eingestellt und die Führerin musste unseren Rundgang mehrfach unterbrechen, um Eimer zu holen und sie unter tropfende Stellen zu platzieren.


                                                                                          Ich litt mittlerweile fast schon unter Stadt-Koller. So interessant Igualada auch war, ich hatte nun alles gesehen. Ich hätte zwar direkt mit dem Vorort-Zug nach Barcelona fahren können, aber mir stand der Sinn so überhaupt nicht nach Großstadt. Zudem war die Pilgerherberge zwar wirklich sehr luxuriös, aber mit 20 EUR pro Nacht auch nicht gerade billig. Und so brach ich nach zwei Nächten in der Pilgerherberge auf – trotz weiterhin angekündigten Dauerregens. Nach einem halben Tag wandern im strömenden Regen bereute ich meine Entscheidung, aber nun war es zu spät. Völlig durchnässt fand ich immerhin einen passablen Zeltplatz, aber dann schlug das Unglück wieder zu. Beim abendlichen Kochen fiel mein Kocher um – und damit auch mein Abendessen. Aber was ein echter thruhiker ist, der kratzt das Essen dann eben vom Waldboden auf und so gab es diese Nacht Teriaky-Nudeln mit Tannennadel-Einlage.

                                                                                          Am nächsten Tag hörte dann endlich der Regen auf, aber die Wassermassen hatten erhebliche Schäden hinterlassen. Mehrfach kam ich an gesperrten Straßen vorbei, die durch Erdrutsche unpassierbar geworden waren. Mich behinderten die Regen-Nachwirkungen auf zweierlei Weise. Erst mal hatte sich der Boden in eine große Schlammparty verwandelt. Unglücklicherweise führte der GR gerade jetzt häufig an Feldrändern entlang und gefühlte 5 kg Lehm klebten an meinen Schuhen. Oft sank ich so tief in den Schlamm, dass mir der Dreck schon in die Schuhe lief. Auf Forstwegen war der Wegbelag zwar resistenter, aber es hatten sich riesige Regenpfützen gebildet. Um nicht völlig nasse Schuhe zu bekommen, quetsche ich mich dann zwischen Pfütze und Wegrandvegetation durch. Da die Büsche am Wegesrand in der Regel sehr stachelig waren (Brombeeren und dergleichen), war dies oft ein akrobatischen Unterfangen. Und leider kam es dabei auch zu einem kleinen Unglück. Ich bewahre die Landkarten für den Tag in einer Plastiktüten in der Cargo-Tasche meiner Hose auf. Beim bushwhacking war diese Tüte an einem Strauch hängengeblieben, was ich allerdings erst sehr viel später bemerkte. Und leider sind meine Karten doppelseitig bedruckt, so dass ich nicht nur die Unterlagen für den heutigen, sondern auch für weitere Tage verloren hatte. So blieb mir leider nicht viel anderes übrig, als zurück zu laufen und die Karten zu suchen. Nach 3 km Rückweg wollte ich schon fast unverrichteter Dinge wieder umkehren, als ich dann endlich die Tüte in einem Brombeerbusch hängen sah. Leider hatte mich dieser kleine Exkurs insgesamt 1,5 h gekostet. Bei nur 10 Stunden Tageslicht ein kleines Problem...


                                                                                          Das Wetter war nun zwar sonnig, aber kalt und vor allem sehr windig. Als ich die Sierra de l Argentera hochgeklettert war, haute es mich oben am Kamm im wahrsten Sinne des Wortes fast um. Der Wind war so stark, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Nicht umsonst befand sich hier ein riesiger Windpark. Ich kämpfte mich voran und fragte mich ernsthaft, wie ich diese Nacht zelten sollte. Natürlich verschwanden auch jetzt gerade die Wegmarkierungen und es war aufgrund des Windes fast unmöglich, auch nur die Karte aus der Tasche zu ziehen. Ich stieg auf dem schnellstmöglichen Wege ab und kam zurück in den Wald. Hier war zwar kein Wind mehr, aber dafür hatte ich mich bald verlaufen. Nun konnte ich mich mit meinem GPS zwar nicht komplett verlaufen, aber es dauerte schon eine Weile, bis ich wieder auf einem GR gelandet war. Der Wind nahm beunruhigende Ausmaße an. Nach einer sehr unruhigen Nacht im Wald, bei der ich befürchtete, jede Minute unter einem umstürzenden Baum begraben zu werden, beschloss ich, den Wind im nächsten Ort aus zusitzen. Tivissa verfügte über einen Öko-Zeltplatz mit Herberge, wo ich mal wieder der einzige Gast war. Für 15 EUR hatte ich die ganze Herberge für mich allein – inklusive gut funktionierender Zentralheizung, was angesichts der winterlichen Temperaturen ein echtes Plus war. Die Tageshöchsttemperatur war gerade mal 4 Grad, allerdings bei strahlendem Sonnenschein. In Deutschland war es jetzt wärmer....

                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 27.07.2013
                                                                                            • 1313
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                            Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                            ...weil ich immer dachte, das Grau sei doch eher auffällig...
                                                                                            OT: Findest Du? Gerade grau gilt doch als Sinnbild für Unauffälligkeit: “Als graue Maus wird ein unauffälliger Mensch... bezeichnet.... Eine unauffällige – eben als grau empfundene – Kleidung verstärkt dieses Bild der betreffenden Person oft zusätzlich....” (Wikipedia)

                                                                                            @ Christine: Danke für Deine wunderbaren Reiseberichte.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Alter Hase
                                                                                              • 14.07.2008
                                                                                              • 4851
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                              Starker Bericht, da kommt Fernweh auf. Muss mal wieder den Hexenstieg “thruhiken“

                                                                                              Christine, wieso hast du eigentlich einen Gaskocher verwendet? Die Jagd auf Gaskartuschen hat dich ja Zeit und Nerven gekostet...

                                                                                              Viele Grüße
                                                                                              Ingmar
                                                                                              Viele Grüße
                                                                                              Ingmar

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                • 09.05.2006
                                                                                                • 849
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                @Ingmar,

                                                                                                ich verwende seit Jahren einen Snowpeak Gigapower Titanium. Während vorher bei den MSR PocketRocket nach einigen Monaten das Gewinde abgenutzt war, hält der Snowpeak schon seit Jahren durch. Ich kann es selbst kaum glauben.

                                                                                                Du hast allerdings völlig recht - gerade auf dieser Tour war die Gaskartuschensuche ein echtes Problem, mit dem ich in dieser heftigen Form nicht gerechnet hatte. Ich hatte dabei einfach unterschätzt, dass ich im Winter unterwegs war. Läden wie z.B. Decathlon (bisher immer eine sichere Quelle) stellen im Winter ihr Sortiment um - und dann gibt es eben keine Gaskartuschen mehr. Ich hatte meine Recherche leider schon im Frühjahr betrieben. Weil der Gaskartuschennachschub so wichtig ist, hatte ich die entsprechenden Läden meist sogar aus Deutschland angerufen bzw. angemailt, um sicherzugehen, dass die Kartuschen auch im Sortiment sind.
                                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Lebt im Forum
                                                                                                  • 16.09.2013
                                                                                                  • 5073
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                  Christine schreibt hier in ihrem Blog darüber, weshalb sie Gas und nicht Spiriuts verwendet: Spiritus machte ihr Probleme bei Kälte und Wind und Gas ist schneller und effizienter. Die Probleme bei Kälte und Wind kann ich nicht nachvollziehen und in touristisch wenig erschlossenen Gebieten würde ich eher zu Spiritus raten. Aber wir wissen ja zu welch endlosen Diskussionen das führen kann. Und ich vermute mal, dass Christine ihren schönen Reisebericht davon freihalten möchte.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                    • 849
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                    Ich hätte noch Tage in Tivissa bleiben müssen, um wärmere Temperaturen und weniger Wind abzuwarten, aber der Ort war so klein, dass ich bald den „Hüttenkoller“ bekam und schon am nächsten Tag wieder aufbrach – trotz arktischer Temperaturen und heftigem Wind. Der Aufstieg aus Tivissa war wieder mal wunderschön. Die Strecke ging durch einen kleinen Naturpark und war hervorragend ausgebaut inklusive Picknickplätze und alter Einsiedelei.


                                                                                                    Dann ging es hinunter ins Tal des Ebro, wo mich eine ausgesprochen positive Überraschung erwartete: Mandarinen- und Orangenplantagen! Als ich meinen ersten Mandarinenbaum sah, war ich so aus dem Häuschen, dass ich mir alle Taschen mit den süßen Früchten vollstopfte – bis ich feststellte, dass ich an Hunderten von Orangen- und Mandarinenbäumen vorbei kam. Da Früchte waren gerade teilweise erntereif und so waren viele Bauern unterwegs, genau wie ich eingehüllt und dicke Parkas, Schals und Mützen. Hier stieß ich auch auf den GR 99, den Camino del Ebro, ein Langstreckenwanderweg, der 1.200 km lang dem Lauf des Ebro folgt. Definitiv ein Projekt für die nächsten Jahre, denn Wandern im Winter mit Obstbegleitung ist so recht nach meinem Geschmack.


                                                                                                    Leider währte mein Glück nicht lange, denn ich musste von fast Meeresspiegel hinauf auf 1.300 m und den Nationalpark Els Ports. Da der Wind nicht nachlassen wollte, hatte ich schon einen tiefergelegenen Umweg über den GR 171 statt den GR 7 gewählt. Laut Wetterbericht erreichten die Böen Windstärken von über 75 km/h und mir graute vor dem Zelten. Da ich jetzt durch Olivenhaine wanderte, hoffte ich, in einem alten Geräteschuppen Unterschlupf zu finden. Aber natürlich war alles abgeschlossen.... Ich zeltete im Wald und verbrachte mal wieder ein Nacht in permanenter Furcht, von einem Baum erschlagen zu werden. Ich muss gestehen, dass mir in diesen Tagen zum ersten Mal Zweifel an der Durchführbarkeit dieses Winterprojektes kamen. Es war gerade mal Mitte November und es herrschte schon winterliche Kälte. Die Temperaturen kletterten auch tagsüber nur wenig über den Gefrierpunkt und der heftige Wind war einfach arktisch. Zudem musste ich auf dem Hochplateau schon mit Schnee rechnen. Später auf der Tour würde ich noch höher aufsteigen müssen – und das dann schon im Dezember und Januar....

                                                                                                    Relativ mutlos begann ich den restlichen Aufstieg auf das Hochplateau, wobei der GR wieder mal komplett umgeleitet worden war. Als ich dann endlich oben ankam, erwartete mich eine gute und zwei schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht war, dass sich der Wind komplett gelegt hatte. Es schien sich um Fallwinde gehandelt zu haben. So weit, so gut – nur leider lag hier oben auch einiges an Schnee. Die 3-Tage-Regenperiode, die ich in Igualada erlebt hatte, war hier als Schnee runtergekommen. Und dann stieß ich auch auf ein völlig unerwartetes Problem. Durch die tiefen Temperaturen waren fast alle meine Wasserquellen eingefroren! Die Viehtränken waren mit einer mehrere Zentimeter dicken Eisschicht bedeckt, die ich erst mal aufhacken musste, um überhaupt an Wasser zu kommen.


                                                                                                    Gegen 15 Uhr kam ich am Refugio Caro an. Die Hütte selbst war zwar geschlossen, aber ein Notraum war geöffnet. Nun stand ich vor der Wahl, entweder weiter zu laufen und im Schnee zu zelten oder in der Hütte zu bleiben, und bei Temperaturen um die Null Grad den Sonnenuntergang abzuwarten. Ich konnte soviel Stillstand nicht ertragen und lief weiter, wobei mir der Zufall zu Hilfe kam. Aus der Beschilderung sah ich, dass ein Track für 4 WD-Fahrzeuge in den nächsten Ort führte – parallel zum GR 7, der aufgrund des Schnees nur schwer zu begehen war. Ich war so beschwingt von dieser einfacheren Alternative, dass ich bei Vollmond eine längere Nachtwanderung einlegte, bevor ich mich zwischen Schneeresten zu einer kalten Nacht ins Zelt bettete.
                                                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • 02.12.2008
                                                                                                      • 243
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                      Als "Mitleser" Deiner Berichte und Pilger (Tarifa-Santiago Via de la Plata Feb-April 2013) will ich hier Dir einfachmal Danke für die sehr guten Berichte sagen - und Dir ein Buen Camino wünschen! Grüße von Miufoto!

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                        • 849
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                        Als ich aus dem Nationalpark raus wanderte, wechselte ich von dichtem Wald in offenes Weideland – und damit war ich auch das Schneeproblem los. Hier hatte die direkte Sonneneinstrahlung den Schnee schon komplett geschmolzen. Leider änderte das nichts an der doch recht schattigen Temperatur. Immer wieder kam ich an komplett zugefrorene Viehtränken. Es half auch nicht, dass der Weg jetzt ganz dramatisch durch ein trockenes Flussbett führte. Im engen felsigen Canyon war das Laufen oft auch ein Klettern und da die Sonne im Winter hier tagsüber nur wenige Minuten hereinschien, war es im Canyon unwahrscheinlich kalt. Mein Ziel war nun Morella, wo mich man zweites und letztes Nachschubpaket hoffentlich erwartete.


                                                                                                        Der Weg nach Morella hätte nicht spektakulärer sein können. Ich lief am Bergrücken entlang, als plötzlich das weisse auf einem Berg gelegene Morella wie eine majestätische Fata Morgana vor mir auftauchte.


                                                                                                        Und drei Stunden später war ich dann auch angekommen – genau wie mein Paket, dass ich am nächsten Tag erleichtert in Empfang nahm. Morella ist völlig zurecht eine große Touristenattraktion. Hoch auf einem Berg gelegen und mit einer Festung gekrönt ist die Altstadt noch komplett von der mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Nur war keine der Touristenattraktionen geheizt... Leider Gottes galt dies auch für mein Hotel, dessen Heizung gerade mal lauwarm wurde. Ich schob sogar mein Bett direkt an den Heizkörper, um nicht total zu frieren. Im übrigen war die Hotelleitung der Ansicht, dass alle Touristen tagsüber unterwegs sein sollten – und drehte von 10 – 16 Uhr die Heizung komplett ab. Ich musste mich wintermäßig aufrüsten, aber das kleine Morella verfügte natürlich nicht über ein Outdoor-Geschäft. Die freundliche Rezeptionisten schickte mich dann aber zum örtlichen Chinesen, wo ich eine weitere spanische Institution kennenlernte. Selbst kleinere spanische Städte haben neben einem Supermarkt oder Tante-Emma-Laden einen „Chinesen“ oder sogenannten Bazar, wo Billigimporte aus Asien verramscht werden. Diese Läden, die immer von Chinesen geführt werden, verkaufen so ziemlich alles von Schreibwaren über Billigtextilien bis hin zu Heimwerkerbedarf. Nur hohe Qualität darf man nicht erwarten, dafür ist es billig. Hier wurde ich auch für meine Zwecke fündig. Für je 2 EUR erstand ich einen warmen Buff und Leggings, die als lange Unterhosen herhalten mussten. Der Buff hat übrigens die ganze Tour überlebt und wird auch weiterhin im Einsatz bleiben.


                                                                                                        Der Wetterbericht war weiterhin gruselig: Der strahlende Sonnenschein sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass es schweinekalt und vor allem wahnsinnig windig war. Der Wetterbericht sagte Böen bis 85 km/h voraus. Allerdings wollte ich nicht noch eine dritte Nacht in meinem unzureichend geheizten Hotel zubringen. Ich rang mich dann aber doch zu einer dritten Übernachtung in Reihe durch, allerdings im 25 km entfernt gelegenen Ares del Mestre. Die mit 25 km relativ kurze Tagesetappe würde ich schon trotz Wind irgendwie hinkriegen.

                                                                                                        Zunächst musste ich allerdings noch ein handwerkliches Problem lösen. Eine meiner Trekkingstock-Spitzen hatte sich schon vor Wochen verabschiedet. Da ich in Spanien keinen Ersatz finden konnte, bin ich mit dem Plastikstumpf weitergelaufen. In meinem Nachschubpaket befanden sich nun Ersatz-Spitzen, aber zuerst musste ich die alten Spitzen runterkriegen. Ich war schon mehrfach vor diesem Problem gestanden. Mit einem Schraubstock oder zumindest einer ordentlichen Zange lassen sich die alten Spitzen ganz gut abziehen, aber als UL-Wanderin trug ich ja nun keines von beiden mit mir rum. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass die „Natur“-Lösung darin bestand, einen passenden Felsspalt zu finden, den Stock dort einzuklemmen und so lange zu ziehen, bis sich die alte Spitze löst. Nur: der Spalt muss exakt die richtige Grösse haben, sonst rutscht der Stock durch oder geht erst gar nicht rein. So beäugte ich auf meinem Weg jeden Felsen und verausgabte mich mit zahlreichen erfolglosen Versuchen. Endlich fand ich den perfekten Spalt! Nach zwei Minuten Ziehen und Zerren war die Spitze nun endlich ab, und da der zweite Stock auch schon am Ende war, zog ich die Spitze dann auch noch gleich ab. Die nächste Collage zeigt den perfekten Felsspalt und die Trekking-Stockspitzen und drei Stadien der Abnutzung: Ganz oben eine neue Spitze, in der Mitte eine Spitze, bei der sich die Metall-Spitze schon bald ablösen wird und ganz unten, eine Spitze im Endstadium. Ich war wochenlang auf dem Plastikstumpf gelaufen, obwohl der leider Gottes kaum mehr am Boden greift.


                                                                                                        Beschwingt machte ich mich dann auf zum Endspurt nach Ares del Mestre und stiess auf eine atemberaubende Landschaft. Ares ist eine „hill top“ Stadt und die Ausblicke auf die umliegenden Canyons und die alten Terrassen war einfach großartig.


                                                                                                        Kurz vor Ares stiess ich auf ein altes Waschhaus und hätte mich fast in den Hintern getreten. Hier drin hätte ich wunderbar windgeschützt gut übernachten können, aber nun hatte ich schon im Hotel in Ares ein Zimmer reserviert. Ich wollte nicht so kurzfristig absagen und wanderte weiter nach Ares, was ich nicht bereuen sollte. Das Hotel war das schönste auf meiner ganzen Wanderung und die beiden Besitzerinnen gaben sich alle Mühe um mich als einzigen Gast. Ich erhielt ein großartiges dreigängiges Abendessen mit dem besten Eintopf (Potaje), den ich je in Spanien gegessen habe. Und im schick designten Badezimmer konnte ich mich mit einem heissen Bad gründlich aufwärmen. Der ganze Spass, also Übernachtung im Designer-Zimmer inkl. 3-Gang-Abendessen kostete mich gerade mal 30 EUR.... Als es dann abends anfing, zu schneien und ich in meinem gut geheizten Luxuszimmer sass, freute ich mich dann doch über meine Hotelentscheidung.

                                                                                                        Fazit: Die Gegend um Morella und Ares del Mestre ist landschaftlich einfach atemberaubend schön. Auch die „Hill top“ Städte sind echte Highlights. Dieser Abschnitt war einer der schönsten der ganzen Wanderung.

                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                          • 14.07.2008
                                                                                                          • 4851
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                          Viele Grüße
                                                                                                          Ingmar

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            • 849
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                            Ich verließ Ares frühmorgens bei 0 Grad und leichtem Schneetreiben. (Keine Sorge – das Gejammere über kalte Temperaturen hört bald auf, den das Wetter bessert sich bald...). Schon bald stellte ich voller Verwunderung fest, dass am Wegesrand mehrere verfaulende Orangen herumlagen. Dies war in sofern verwunderlich, als es hier viel zu hoch (und zu kalt) war für Orangenbäume. Die Orangen konnten also hier nicht vom Baum gefallen sein. Und das Wanderer sie verloren hatten, erschien mir auch unwahrscheinlich. Woher kamen also die Orangen? Ich kam bald auf des Rätsels Lösung: Die Orangen wurden hier an Schafe verfüttert! Ein Anblick, den noch mehrere Male auf meiner Wanderung haben sollte. Es ist mir zwar schleierhaft, wie die Schafe die Schale verdauen (schälen können sie die Orangen ja wohl eher nicht....), aber die Zitrusfrüchte scheinen ihnen zu schmecken.


                                                                                                            Wenig später stiess ich wieder mal auf einen verfallenen Bauernhof direkt oben auf dem Bergkamm. Menschliche Ansiedelungen gibt es in der Regel nur dort, wo es auch Wasser gibt. Aber wo sollte hier oben Wasser sein? Ich fragte mich dies schon aus Eigeninteresse, denn mir ging gerade mein Wasservorrat aus. Ich erforschte das verfallene Bauernhaus etwas näher und stieß prompt auch auf eine alte, aber wohl noch genutzte Zisterne. Mit einem Seil konnte man einen aufgeschnittenen Plastikcontainer mit Wasser raufholen. Das Wasser sah erstaunlich klar aus – ich behandelte es trotzdem, denn wer weiss, was dort seit Monaten in der Zisterne herumschwimmt. Leider war diese Wassersuchaktion völlig unnötig gewesen, denn 20 Minuten später stieß ich im Tal auf eine wunderbare Quelle....

                                                                                                            Während des Abstiegs traf ich dann tatsächlich mal auf andere Wanderer. Dies war echt bemerkenswert, denn ich konnte mich schon gar nicht mehr erinnern, vor wie vielen Wochen ich die letzten Wanderer getroffen hatte... Wandern in Spanien im Winter ist eine einsame Angelegenheit. Wir kamen sogleich ins Gespräch und ich stellte fest, dass die beiden aus Montanejos kamen, meinem nächsten Verpflegungsstop. Leider bestätigten sie auch, was ich schon befürchtet hatte: Der dortige Supermarkt schloss natürlich über Mittag und öffnete erst abends um 17.30 Uhr wieder. Anfang Dezember wird es um diese Zeit schon dunkel. Dann stellte sich aber noch heraus, dass die beiden eine Art Herberge betrieben, wo man für 15 EUR übernachten konnte. Sie gaben mir ihre Telefonnummer und so war ich nun für alle Eventualitäten gerüstet. Ich musste nun dringend weiter, denn auch jetzt würde es bald dunkel werden und ich musste ja mal wieder eine Mesa runter und dann wieder rauf....

                                                                                                            Ich musste tatsächlich noch ein bisschen Nachtwandern, denn als ich endlich die nächste Mesa raufgekommen war, war mal wieder alles eingezäunt. Merke: Zelte nie auf Viehweiden, wenn Du nicht weisst, was sich darauf befindet. Aber natürlich fand ich aucch bald ein Plätzchen ohne Zaun – sogar mit traumhaft weichem Nadelbaumboden. Überhaupt blieb die Landschaft wunderschön. Vor allem die vielen Terrassen hatten es mir angetan, denn die waren geradezu ideal für Wildzelter. Ich wanderte mittlerweile bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein – was leider immer noch zu sehr schattigen Nachttemperaturen führte. So gut wie jede Wasserquelle war ein- oder zumindest überfroren.


                                                                                                            Aber nicht nur die Landschaft war großartig – auch die kleinen Städte waren wunderschön, wie z.B. der nächste Ort mit dem passenden Namen Vistabella. Ich wanderte gerade durch den Ort auf der Suche nach dem typischen öffentlichen Brunnen, als ein Auto neben mir hielt und zwei jungen Burschen mich auf Englisch fragten, ob sie mich mitnehmen sollten. Ich war baff! Es handelte sich um spanische Wanderer, die eine Tagestour planten und mich natürlich sofort am Rucksack als ihresgleichen erkannt hatten. Da Spanierinnen ganz offensichtlich nicht im Winter in so abgeranztem Outfit rumliefen, hatten sie mich als Ausländerin identifiziert und auf Englisch angesprochen. So verlockend das Angebot auch war, meine persönliche Ethik verbot es mir, Strecken per Auto zu fahren. Nachdem ich im letzten Jahr eine schon mal früher gewanderte Teilstrecke aus Zeitgründen überspringen musste, wollte ich zumindest auf dieser Tour wirklich die ganze Strecke am Stück laufen – connecting foot steps. Ich bin da halt ein Purist. Ich lehnte das Angebot also freundlich ab, setzte mich zum Mittagessen in die Sonne und genoss den Anblick von Vistabella, im wahrsten Sinne des Wortes ein schöner Blick.

                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Freak
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                                                                                                              • 10870
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                              Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                              ... Schon bald stellte ich voller Verwunderung fest, dass am Wegesrand mehrere verfaulende Orangen herumlagen. Dies war in sofern verwunderlich, als es hier viel zu hoch (und zu kalt) war für Orangenbäume. Die Orangen konnten also hier nicht vom Baum gefallen sein. Und das Wanderer sie verloren hatten, erschien mir auch unwahrscheinlich. Woher kamen also die Orangen? Ich kam bald auf des Rätsels Lösung: Die Orangen wurden hier an Schafe verfüttert! Ein Anblick, den noch mehrere Male auf meiner Wanderung haben sollte. Es ist mir zwar schleierhaft, wie die Schafe die Schale verdauen (schälen können sie die Orangen ja wohl eher nicht....), aber die Zitrusfrüchte scheinen ihnen zu schmecken.
                                                                                                              Die Vorstufe zu Lamm in Orangensoße?
                                                                                                              .

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                • 849
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                Werner, Du hast den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen....
                                                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                  • 849
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                  Auf dem nächsten Abschnitt um San Juan de Penyagolosa erwarteten mich einige skurille Begegnungen. Zunächst einmal verschwanden wieder mal die Markierungen und ich schlug mich auf einer self made Route mit meinem GPS in Richtung der alten Einsiedelei durch. Ich kämpfte mich gerade auf aufgegebenen Terrassen eine Berghang hinunter, als ich plötzlich einem mittelalterlichen Mann in Trainingsanzug und Hund gegenüber stand – was uns wohl beide sehr verdutzte. Immerhin konnte mir der freundliche Herr mit ausgezeichneten Weginformationen weiterhilfen. Ich wollte mich gerade verabschieden, als er mich fragte: „Wundert es Dich denn gar nicht, was ich hier mache?“. Das wunderte mich in der Tat schon – und seine Frage noch viel mehr. ich hoffte nur, dass er sich jetzt nicht als Exhibitionist oder dergleichen zu erkennen geben würde.... Meine Sorge war allerdings völlig unbegründet. Der freundliche Herr sammelte Trüffel! Meine Neugier war natürlich sofort geweckt, zumal mir überhaupt nicht klar war, dass in Spanien Trüffel wachsen. Und so erfuhr ich nun, dass jetzt gerade Saisonbeginn war, denn die Trüffel brauchen zum Reifen Bodenfrost. Ich hatte bisher auch geglaubt, dass mein zur Trüffelsuche Schweine verwendete, wurde aber auch hier eines besseren belehrt. Schweine wären zu langsam unterwegs, daher wurden Hunde zur Trüffelsuche abgerichtet. Am meisten erstaunt war ich allerdings über die Preise, die der arbeitslose Mann mit den Trüffeln erzielte. Am Saisonbeginn zahlte man im 300 EUR/kg, in der winterlichen Hochsaison bis zu 900 EUR/kg! Es wunderte mich dann also überhaupt nicht mehr, als ich später noch andere ältere Herren mit Hunden durch die Gegend streifen sah.



                                                                                                                  San Juan ist mittlerweile ein beliebter Ausflugsort mit Grillplatz und sogar einer (im Winter geschlossenen) Herberge. Dafür hatte sich im Picknickraum ein Obdachloser häuslich niedergelassen. Aber für mich war es eh noch zu früh zum Zelten und so zog ich weiter. Der Abstieg nach Villahermosa del Rio entlang einer engen Schlucht war mal wieder ein echtes Highlight und ich bestaunte die vielen verlassenen Höfe entlang des Weges. Wie sich herausstellen sollte, waren die allerdings gar nicht so verlassen. Es wurde gerade dunkel und ich war mal wieder auf Campingplatzsuche, als mir urplötzlich wieder Mann im letzten Sonnenlicht den Berg herauf entgegenkam. Es war schon so spät, dass ein Wanderer um diese Uhrzeit wohl auch auf Zeltplatzsuche sein musste – nur hatte ich auf der ganzen Tour noch keinen einzigen Langstreckenwanderer getroffen. Des Rätsel löste sich bald, Der Mann (wieder mal arbeitslos) wohnte in einem der verfallenen Höfe und kam gerade von einem Einkaufstrip aus Villahermosa zurück. Einkaufen bedeutete für ihn 2 Stunden zu Fuß hin und knapp 3 Stunden den Berg hinauf mit den Vorräten im Rucksack zurück....

                                                                                                                  Ich fand dann auch noch ein passables Plätzchen unter einem Olivenbaum für mein Zelt. Leider etwas nah am Weg, aber hier würde ja nachts sowieso keiner vorbeikommen. Weit gefehlt! Ich war gerade um 6 Uhr morgens am Aufwachen, als ich plötzlich den Schein einer Taschenlampe wahrnahm und wenig später marschierte jemand auf dem Weg an mir vorbei – zwei Stunden vor Sonnenaufgang. Naja, scheint wohl eine beliebte Gegend zu sein....

                                                                                                                  Villahermosa war mal wieder eine von diesen wunderschönen „hilltop“-Städten, was sich auch schon im Namen verbirgt. Für mich hieß es natürlich wieder mal eine Mesa runter und dann wieder eine Mesa rauf. Und dann fing es tatsächlich mal an zu regnen – naja, regnen ist zu viel gesagt. Es tröpfelte ein wenig und da kam mal wieder eine alte Einsiedelei mit Picknickplatz genau recht für eine frühe Mittagspause. Ich wollte gerade wieder einpacken, als ein Auto vorfuhr und eine Art Bauarbeiter ausstieg. Er war von der Gemeindeverwaltung geschickt worden, um nach dem rechten zu sehen. Er war so erstaunt und erfreut, eine alleinwandernde Frau noch dazu aus Deutschland anzutreffen, dass er mich gleich küssen wollte. Als ich mich davon aber nicht ganz so begeistert zeigte, zog er sogleich ab. Ich musste jetzt auch ordentlich Gas geben, denn ich wollte noch nach Montanejos zum Einkaufen.



                                                                                                                  Montanejos war wieder mal für eine Überraschung gut. Ich wusste zwar, dass es sich um eine Art Kurort handelte, war aber doch sehr erstaunt, als ich feststellen musste, dass die heissen Quellen einen ganzen Fluss in ein warmes Badevergnügen verwandelten. Ich stand mindestens 10 Minuten am „lauwarmen“ Fluss und überlegte, ob ich mich jetzt hinbegeben sollte oder lieber nicht, Ich hätte ein warmes Bad schon gut gebrauchen können und das Wasser war wirklich angenehm temperiert, aber draußen hatte es nur knapp über 0 Grad und ich hatte kein Handtuch. Ich liess das Baden im surreal türkisem Wasser bleiben und suchte stattdessen den Supermarkt, der wie angekündigt im 17.30 Uhr öffnen würde. Ich hatte noch eine halbe Stunde und suchte schon mal den Wanderweg aus Montanejos heraus, denn den würde ich nach dem Einkaufen im Dunkeln laufen müssen. Alles klappte nach Plan: Ich kaufte ein, fand den Einstieg in den GR 7 und stieg im Dunkeln noch hinauf auf das nächste Plateau, wo ich auf einer alten Terrasse mal wieder einen schönen Zeltplatz fand. Und am nächsten Morgen wurde ich dann auch noch mit einem traumhaften Sonnenaufgang über der Schlucht belohnt.


                                                                                                                  Fazit: Montanejos ist ein toller Ort für Wanderausflüge. Wegen der heissen Quellen, in denen man kostenlos auch baden kann, gibt es jede Menge auch sehr preiswerter Unterkünfte. Die Gegend ist sehr beliebt bei Outdoor-Sportlern aller Art und daher auch sehr gut mit Wegen erschlossen. Und die Landschaft ist traumhaft schön.
                                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                    • 08.01.2004
                                                                                                                    • 1384


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                    Und die Landschaft ist traumhaft schön.
                                                                                                                    Das ist Dein Bericht auch!

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                      • 09.05.2006
                                                                                                                      • 849
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      Abenteuerwandern Teil 1

                                                                                                                      Ich hatte ja schon über Abenteuer- Camping geschrieben, aber der nächste Wegabschnitt kann gut unter Abenteuer-Wandern stehen. Nur zur Erinnerung: Ich befinde mich gerade auf dem GR 7, der durch Spanien hindurch dem Europäischen Fernwanderweg E 4 entspricht. Also nicht irgendein popeliger Lokalwanderweg, nein, ein mit EU-Mitteln geförderter Langstreckenweg. Das hindert die spanische Regierung allerdings nicht daran, den Weg streckenweise total herunterkommen zu lassen....

                                                                                                                      Nach der wunderschönen Strecke aus Montanejos heraus war ich eigentlich sehr beschwingt und wollte gut Strecke machen – bis ich mich plötzlich auf einem Kamm wiederfand, und so überhaupt nicht weiterwusste. Laut Karte und GPS sollte der Weg nun den relativ steilen Berghang hinuntergehen, aber ich konnte weit und breit keinen Weg erkennen. Der Hang war wohl vor einigen Jahren komplett abgebrannt und sollte nun wieder aufgeforstet werden – momentan sah man allerdings nur stacheliges Gestrüpp. Und genau dadurch führte nun „der Weg“, wie mir ein Steinmännchen und ein Marker je 500 m anzeigte. (siehe Collage Bild unten rechts). Ich konnte es kaum glauben als ich mich durch das Gestrüpp kämpfte. Ohne lange Hosen wäre ich hier aufgeschmissen gewesen. Der steile Pfad war fast komplett mit Brombeersträuchern zugewuchert und dazu kämpfte ich auch noch mit dem Gleichgewicht. Ich fluchte ohne Ende bis ich nach einer Stunde Nahkampf mit den Brombeersträuchern endlich wieder auf einer Forststrasse ankam.

                                                                                                                      Aber wie das Graffitti auf einem aufgegebenen Bahnhof an der Wanderstrecke schon sagt: „La Lucha continua“ - der Kampf geht weiter. In Bejis führte der Weg gut ausgeschildert von der Strasse weg den Hang hinauf Richtung Stadt. 10 Minuten später stand ich dann wieder mal auf einem Steilhang inmitten von Brombeersträuchern. (siehe Collage Bild oben links). Was auf dem Photo wie undurchdringliches Gestrüpp aussschaut, ist der offizielle GR 7 und E 4. Ich hatte mich so heftig in den Büschen verfangen, dass ich am Ende weder vorwärts noch rückwärts kam und mich unter Opferung meiner Hosen, die das ganze nicht unbeschadet überstanden, dann steil den Hang hochkämpfte. Für 500 m hatte ich fast eine Stunde gebraucht. Ich war nun gründlich bedient vom verwahrlosten GR 7 und lief vorläufig auf der Strasse, um mich etwas zu erholen. Die malerischen Bergdörfer konnte ich auch so geniessen.



                                                                                                                      Die nächste Katastrophe liess auch nicht lange auf sich warten. Schon aus der Ferne ich einen großen Windpark. Das heisst in der Regel, dass beim Bau des Windparks alle GR-Markierungen verschwunden sind und/oder der Weg umgeleitet wird. Natürlich näherte sich der Sonnenuntergang und ich brauchte auch noch einen Platz zum Zelten. Wie schon befürchtet wich der GR 7 bald von meinem gpx track ab und schlug sich querfeldein den Berg hoch – immerhin noch leidlich markiert. Oben auf dem Kamm führte er an Dutzenden von Windturbinen vorbei. Mal abgesehen davon, dass es sich neben den lauten Windturbinen nicht gut zeltet lagen hier auch noch jede Menge Plastikteile herum, die wohl von den Rotorblättern abgefallen waren. Nicht gerade vertrauenserweckend... Ich lief also immer weiter in die Dunkelheit hinein. Natürlich gab es jetzt überhaupt keine Wegmarkierungen mehr und leider auch keine Zeltmöglichkeit. Das Gelände war zu steil und zu überwachsen. Ich war kurz davor, zu verzweifeln. Meine Karte zeigte eine alte Siedlung in der Nähe. Siedlung heisst immer Landwirtschaft und das wiederum heisst Terrassen. Ich sollte recht behalten. In der Nähe der verfallenen Häuser befanden sich ein paar überwucherte Terrassen, auf denen ich mir einen Zeltplatz freimachen konnte. Ich bemerkte erst zu spät, dass ich in Sichtweite der Zentrale des Windparks zeltete. Die ganze Nacht fuhren Wachschutz-Autos auf ihrem Patrolliengang vorbei. Jedesmal gingen in der Zentrale alle Lichter an und das große Tor wurde geöffnet. Bald aber gewöhnte ich mich an das Spektakel. Ich war so gut versteckt, dass mich hier sowieso niemand entdecken würde. Als dann in der Nacht noch Wind aufkam, war ich froh nicht neben einer Turbine zu zelten. Obwohl sich die Rotoren mehrere Hundert Meter entfernt oben am Kamm befanden, hielt mich ihr Quietschen eine ganze Weile wach – bis ich mir Ohrenstöpsel reinschob und endlich erschöpft einschlief.

                                                                                                                      Nächster Stopp war Chelva, wo ich im Hotel schon ein Zimmer reserviert hatte. Nur leider schien dabei irgendwas schief gegangen zu sein, denn der Hotelbesitzer hatte mich erst am nächsten Tag erwartet. Das alles machte aber nichts, denn ich war wieder mal der einzige Gast im Hotel und hatte freie Zimmerauswahl. Bei gut funktionierender Heizung und Wlan liess es sich gut aushalten. Chelva hatte nicht gerade viel touristische Sehenswürdigkeiten, war aber eine ganz nette spanische Kleinstadt. Immerhin konnte ich mich so gut erholen... für Abenteuerwandern Teil 2.

                                                                                                                      Zuletzt geändert von German Tourist; 20.03.2014, 12:50.
                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        • 849
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Abenteuerwandern Teil 2

                                                                                                                        Obwohl in Chelva nicht viel los war, konnte ich dank des exzellenten Wifi sehr viel Organisatorisches erledigen. Ich habe ja seit Jahren keine Wohnung mehr in Deutschland und muss bei meinen Kurzaufenthalten in der Heimat ein WG-Zimmer mieten. Diesmal hatte ich aber mehr Glück gehabt: Ich hatte zufällig herausgefunden, dass Bekannte einen längeren Auslandsaufenthalt planten und ihre Wohnung leer stehen würde. Nach einigen Skype-Telefonaten waren wir uns dann einig geworden, dass sie mir die Wohnung ab Anfang Februar untervermieten würden. Damit war mir ein Riesen-Stein vom Herzen gefallen. Bis Anfang Februar hatte ich noch mehr als genug Zeit und konnte daher meine Wanderung etwas verlangsamen, um nicht zu früh fertig zu werden. Ausserdem konnte ich bereits jetzt einen günstigen Rückflug buchen und weitere Details meiner Rückkehr planen.

                                                                                                                        Sehr beschwingt machte ich mich also wieder auf den Weg – und sogar das Wetter zeigte sich mal von der besten Seite. Wie üblich ging es eine Mesa runter und dann gleich wieder eine andere Mesa rauf – nur dass in diesem Abschnitt zwischen den Mesas wunderschöne Flusstäler gelegen waren, allen voran das Tal des Turia. In diesem engen Tal schien kaum die Sonne herein, was zu einem interessanten Mikroklima führte. Hier waren mehrere seltene Planzenarten angesiedelt und es gab sogar einen für spanische Verhältnisse ungewöhnlichen Wasserfall. Wieder oben auf der Mesa stiess ich dann sogar auf eines der seltenen Refugios – aber natürlich zur völlig falschen Zeit, denn es war viel zu früh, um dort zu übernachten.



                                                                                                                        Nun näherte ich mich leider auch einem seit langem befürchteten Hindernis. Sowohl John Hayes als auch azaun hier aus dem Forum, die beide den GR 7 schon mal gewandert waren, hatten mich vor einem umzäunten privaten Jagdgebiet gewarnt. Beide waren nur auf abenteuerliche Weise durch bzw. außen herum gekommen. Nach den Beschreibungen der beiden hatte ich das Hindernis noch nicht so früh erwartet, aber eines schönen Abends stand ich plötzlich vor einem 2 Meter hohen Metallgitterzaun. Die Wegmarkierungen waren eindeutig: Der GR 7 sollte hier lang gehen – nur leider versperrte der Zaun den Weg und war auch noch mit unmissverständlichen Warnschildern versehen. Da es schon bald dunkel wurde, beschloss ich erst mal noch auf legalem Grund und Boden zu zelten. Ich schlief sehr schlecht in dieser Nacht, denn ich ahnte schon, dass dieser Abschnitt nicht einfach werden würde.

                                                                                                                        Am nächsten Morgen beging ich gleich einen großen Fehler. Anstatt einfach das Zauntor zu erklimmen und auf dem markierten Weg weiterzulaufen, hoffte ich, den Zaun legal umgehen zu können. Ich lief also ein Stück zurück, nahm einen Seitenpfad und stieg ins Tal ab. Ständig stieß ich dabei auf alte GR 7 Markierungen. Allerdings zerplatzten meine Hoffnung sehr bald – denn ich stand bald schon wieder vor dem Zaun mit Warnschildern, der zu allem Unglück hier auch noch schwieriger zu überklettern war. Verzweifelt versuchte ich mein Glück direkt am Fluss. Ich hoffte, dass der Fluss die Grundstücksgrenze wäre und ich so daran vorbei kommen würde. Diese These brachte mir allerdings nur komplett nasse Füße und eine zerrissene Hose ein. Der Zaun sperrte auch den Fluss komplett ab. Ich war mittlerweile den Tränen nahe. Verzweifelt versuchte ich den Zaun zu überklettern, doch der war 2 Meter hoch und bestand aus Metalldraht. Ich hatte zu viel Angst, dass der Zaun mein Gewicht nicht halten würde und ich mich bei einem Sturz ernsthaft verletzen könnte. Mittlerweile hätte ich mich in den Hintern treten können, dass ich nicht das erste Tor überstiegen hatte, aber 3 km den Berg hoch zurücklaufen wollte ich jetzt auch nicht mehr. Vor allem: Selbst wenn ich einmal in dem Jagdgelände drin wäre, wie würde ich wieder raus kommen?

                                                                                                                        Ich wanderte den Zaun entlang und hoffte eine bessere Stelle zu finden, aber der Zaun war immer 2 Meter hoch aus demselben Metalldraht. Und damit die Wildtiere nicht unter dem Zaun durchkriechen konnte, war der Maschendraht auch noch professionell umgebogen und schloss den Zaun nach unten kompett ab. Endlich erblickte ich eine vage Chance: Der Zaun hatte an einer Stelle ein Loch, das durch Äste und Steine repariert worden war. Ich beseitigte die Äste, bog die Maschendrahtränder auseinander und schob die großen Steine zur Seite: Jetzt ergab sich eine kleine Kuhle unter dem Zaun. Ich hatte erhebliche Zweifel, ob ich mit meiner nicht gerade zierlichen Statur darunter durchpassen würde, aber es klappte! Mit nur einer blutenden Schramme am Handrücken stand ich endich auf der anderen Zaunseite und schob meinen Rucksack hinterher.

                                                                                                                        Ich befand mich nun in einer Art Hochsicherheitstrakt für Wildtiere. Überall gepflegte Wege und Jagdunterstände. Das ganze Geläne widerte mich ziemlich an, denn alles war so ausgerichtet, dass zahlende Gäste möglichst bequem und komfortabel die Tiere abschießen konnten. Hoffentlich nur die Tiere und nicht auch mich! Glücklicherweise traf ich an einem Werktagvormittag auf niemanden und langte nach ca. einer Stunde am anderen Ende des Zaunes an, der an eine öffentliche Strasse grenzte. Ich hatte die Freiheit schon im Blick, aber leider war immer noch dieser Zaun im Weg – und leider gab es hier auch kein Tor. Ich wanderte am Zaun entlang zu einer Art Haupteingang des Geländes, wo ich wie erhofft auch schon ein großes Tor erblickte. Ich schlich noch durch das Gebüsch, als sich ein Auto näherte, der Fahrer ausstieg und das Tor öffnete. Überrascht überlegte ich, was ich jetzt tun sollte. Wenn ich aus den Büschen sprang, würde ich einfach durch das geöffnete Tor gehen können, aber ich lief auch Gefahr, dass der Fahrer mir Ärger wegen unbefugten Betretens machen könnte. Mir war völlig unklar, in welcher gesetzlichen Lage ich mich befand. Verschreckt versteckte ich mich weiter in den Büschen, bis der Fahrer auf dem Gelände verschwunden war.

                                                                                                                        Als ich dann das Tor inspizierte, bereute ich meine Entscheidung sogleich. Das Tor war 2,50 hoch und mit Metallspitzen bekrönt – es war mir ein Rätsel, wie ich da drüber kommen sollte. Ich stellte mich schon auf eine längere Wartezeit bis zu einem weiteren Besucher ein, als ich bei näherem Hinsehen doch noch eine Möglichkeit entdeckte, das Tor halbwegs sicher zu überklettern. Die Spitzen waren zwar bedrohlich, aber so weit auseinander, dass ich wohl dazwischen durch passte. Und es gab auch eine Querstrebe, auf die ich mich stellen konnte – wenn die Strebe denn stabil genug war. Gesagt, getan! Wenige Minuten später stand ich zitternd vor Angst auf der Seite der Freiheit. Ich wollte gerade aufatmen und mich um meine Mittagessen kümmern, als ich auf der anderen Strassenseite genau denselben hohen Jagdzaun noch einmal sah. Ich sank fast in die Knie vor Verzweiflung. Dasselbe Theater also noch einmal? Immerhin wurde mir jetzt klar, warum ich das Jagdgebiet an anderer Stelle vermutet hatte. John Hayes und azaun waren in die andere Richtung gelaufen und daher zuerst an das jetzt noch vor mir liegende Jagdgebiet gestoßen. Da John Hayes etwas von Drehtüren geschrieben hatte, schöpfte ich wieder Mut. Und in der Tat: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnte ich schmale Drehtüren erkennen, die in das Gelände führten. Dicke Schilder warnten vor den Gefahren des Betretens durch große Wildtiere. Dies konnte mich nicht abschrecken – vielmehr fragte ich mich, wie ich dort wieder rauskommen sollte. Ich beschloss, nicht auf den GR 7 zurückzugehen, sondern auf dem direktsten Wege in die nächste Stadt zu laufen. Und diesmal hatte ich mit meiner Entscheidung Glück: Schon nach weniger als einer Stunde stand ich vor einem weiteren Drehtor, dass mich wieder in die Freiheit entließ und bald danach stieß ich dann auch wieder auf die Markierungen des GR 7.



                                                                                                                        Die ganze Sache hat mich maßlos geärgert. Als ich einige Tage später einen Ranger traf, sprach ich ihn auf dieses „Sperrgebiet“ an. Er berichtete mir, dass dieses Jagdgelände seit mehreren Jahren ein Thema in der Presse ist. Dieses Jagdgelände schneidet nicht nur den GR 7 komplett ab, sondern verwehrt auch der örtlichen Bevölkerung die Durchfahrt zu ihren Grundstücken. Rein rechtlich gesehen müsste der Besitzer der Öffentlichkeit ein Wegerecht einräumen – aber seit drei Jahren geschieht nichts. Weder die Provinzregierung noch die örtlichen Behörden haben es geschafft oder haben auch nur den Willen, eine Lösung zu finden. Ich war nun noch mehr erbost: Der GR 7 wurde mit EU-Mitteln gefördert und nun blockiert ein Privatunternehmer so einfach den Weg, ohne dass irgendjemand etwas dagegen unternimmt. Es war ja nicht mal eine Umleitung ausgeschildert, geschweige denn eine Durchgangsmöglichkeit geschaffen.

                                                                                                                        Leider war das auch noch nicht das Ende meiner Wanderabenteuer auf diesem Abschnitt: Nachdem es mal wieder zwei „rauf auf eine Mesa – runter von der Mesa“ gegeben hatte, stand ich nach einem nebligen Morgen schon wieder vor dem nächsten Problem:



                                                                                                                        Der Weg musste nun runter vom Plateau zum Stausee von Cortes de Pallas, aber leider war der Weg mal wieder nicht da, wo er sein sollte. Der Weg laut gpx track existierte nicht bzw. nicht mehr. Nach einigem Herumsuchen fand ich in der Nähe zwar Markierungen, die aber vor einem Felsvorsprung endeten. Logischerweise müsste der Weg jetzt in der darunter liegenden Schlucht talwärts führen, aber mir war rätselhaft, wie ich dort runterkommen sollte. Ich suchte hin und her, konnte aber beim besten Willen keinen Weg erkennen. Mir wurde es nun zu blöd und ich ließ vorsichtig meinen Rucksack herunter und kletterte und sprang hinterher. Wenig später wurde ich dann auch wieder mit Wegmarkierungen belohnt. Der Weg war nun zwar wunderbar markiert, aber leider seit Jahren nicht mehr gepflegt worden. Ich kämpfte mich mal wieder durch Gestrüpp, was durch das steile Gelände nicht besser wurde. Als ich dann endlich nach Stunden auf der Straße ankam, war ich total erleichtert, obwohl mir nun mehrere Stunden Asphalt bevorstanden. Ich musste jetzt ordentlich Gas geben, denn ich musste noch vor der Mittagspause im kleinen Laden von Cortes de Pallas ankommen.

                                                                                                                        Ich war daher höchst erfreut, als endlich der beeindruckende Stausee von Cortes de Pallas in Sicht kam. Zum Stausee gehört ein Wasserkraftwerk, was zu einem erheblichen Bevölkerungszuwachs führte. Überall in Cortes werden Monteurszimmer angeboten und ich sah Dutzende von Bauarbeitern und Handwerkern herumlaufen. Ich schaffte es auch noch gerade rechtzeitig vor Ladenschluss anzukommen und nahm mein Mittagessen in der Sonne auf dem Hauptplatz von Cortes de Pallas ein.

                                                                                                                        Zuletzt geändert von German Tourist; 22.03.2014, 12:41. Grund: Bilder eingefügt
                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          • 849
                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                          #61
                                                                                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                          Als ich in Cortes de Pallas die Karte studierte, schwante mir nichts Gutes. Laut Karte würde ich auf einem Pfad laufen, der zumindest auf dem Papier im Nirgendwo verschwand. Dergleichen Wege endeten in der Regel in einem unangenehmen Bushwhacking und so machte ich mich recht missmutig auf. Aber wieder einmal überraschte mich der GR 7: Der Weg war gerade erst kürzlich gewartet worden und war sozusagen ein Musterexemplar an Wegeführung. Ich genoss den Blick auf den riesigen Stausee und die Mesa. Ich sah zwar einige tolle Zeltplätze, beschloss aber, angesichts des Vollmondes bis in die Nacht hinein zu laufen. Dies entpuppte sich leider als Fehlentscheidung, denn oben auf der Mesa stieß ich nur auf endlose Olivenplantagen. Die waren zwar flach, aber der Boden war aufgrund der wochenlangen Trockenheit steinhart und mit großen Steinbrocken übersät. Selbst mit meiner dicken Prolite Plus würde ich hier keinen bequemen Zeltplatz finden, und so lief ich weiter und immer weiter – aber weit und breit nichts als Olivenplantagen. Ich wollte mich schon in mein unbequemes Schicksal fügen, als ich einen einsamen Nadelbaum entdeckte, unter dem ich ein halbwegs „weiches“ Plätzchen fand. Die Nacht war sternenklar und deshalb saukalt. Das Quellwasser, dass ich am nächsten Morgen schöpfte, war im Verhältnis zur Außentemperatur dagegen fast lauwarm! Dafür wurde ich wieder mal mit einem dieser magischen Morgenstimmungen belohnt.


                                                                                                                          Das nächste „rauf auf eine Mesa“ führte mich zum Berg Caroche – glücklicherweise auf gut ausgebauten Forstwegen. Erstaunlicherweise befand sich nicht weit vom Gipfel sogar noch eine Quelle, deren Wasser in einem riesigen Trog gesammelt wurde und nicht eingefroren war.... Also dann mal wieder runter von der Mesa:



                                                                                                                          Ich lief durch ein riesiges Aufforstungsgebiet und freute mich schon angesichts des vielen Nadelswaldes auf ein weiches Nachtlager, als ich ein Schild „Vorsicht Forstarbeiten“ passierte. Wie ich es in Spanien noch öfter sehen sollte, hatten die Forstarbeiter den Wald sozusagen „entkernt“, also alle tiefergelegenen Äste einfach abgeschnitten, wahrscheinlich um die „Brandlast“ und somit die Waldbrandgefahr zu reduzieren. Nur leider waren die abgeschnittenen Äste noch nicht abtransportiert worden und so hatte sich der Wald in ein undurchdringliches Dickicht verwandelt. Keine Chance, hier irgendwo mein Zelt aufzustellen und die Forstarbeiten schienen kein Ende zu nehmen. Erst als ich aus dem Arbeitsgebiet der Forstarbeiter herausgewandert war, fand sich sofort ein schönes weiche Plätzchen unter einem Nadelbaum.

                                                                                                                          Das nächste „runter von der Mesa“ führte mich in das Tal von Vallada, ein riesiges Orangenanbaugebiet. Die Bauern waren vielerorts schon bei der Ernte und ständig wurden mir saftige Orangen angeboten. Bald waren mein Rucksack und meine Hosentaschen voller Orangen und ich hatte klebrige Hände. Bald entdeckte ich inmitten der vielen Orangenplantagen auch einige Felder mit Khaki-Bäumen und die Feldarbeiter schenkten mir nicht nur einige riesige Früchte, sondern fotografierten mich sogar und gaben mir Wasser. Ich wäre gerne noch eine Weile durch dieses Orangenparadies gelaufen, aber ich musste mal wieder rauf auf eine Mesa. Der Blick zurück ins Tal auf dem Bild unten rechts der Collage zeigt, wie ausgeprägt der Kontrast zwischen Tal und Mesa hier ist. Das Tal wird für extensiven Obstbau genutzt, während es oben auf der Mesa eher einer Mondlandschaft ähnelt.



                                                                                                                          Natürlich befand ich mich wieder mal oben auf der Mesa, als es Nacht wurde. Überall nur Gestrüpp und Gestein, kein Baum weit und breit. Bei sternenklarer Nacht würde es saukalt werden und ich hoffte auf einen Baum als Kondensationsschutz, aber leider musste ich komplett freistehend zelten. Wie befürchtet war am nächsten Morgen mein Zelt komplett überfroren, Es war schmerzhaft, das steifgefrorene Zelt zusammen zu rollen und einzupacken. Als ich die abgefallenen Eiskristalle ausschüttelte, sammelte sich ein richtiger kleiner „Schneehaufen“ an. Dafür wurde ich wieder mal mit einem traumhaften Sonnenaufgang belohnt. Der klare Morgen war zwar saukalt, aber tauchte auch alles in ein fast schon magisches Licht.



                                                                                                                          Jetzt noch zwei Mal rauf und runter von der Mesa und ich war nach einer Woche Dauerzelten in Boicarent und meinem nächsten Ruhetag mit Zentralheizung angelangt.
                                                                                                                          Zuletzt geändert von German Tourist; 24.03.2014, 10:25. Grund: Bildformate angepasst
                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            • 849
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                                                                                                                            Boicarents mittelalterliche Altstadt wurde als große Touristenattraktion angepriesen. Als ich mich der Stadt aber zu Fuß näherte, war davon nichts zu sehen. Das ganze Umland war durch einen Waldbrand komplett abgebrannt und ähnelte eher einer Mondlandschaft. Und im Tal führte eine Nationalstraße durch hässliche Industriegebiete. Dutzende von Schildern warnten mich davor, vom Weg abzuweichen, denn wieder mal lief ich durch ein privates Jagdgebiet. Als ich jedoch in die Stadt selbst kam, war ich völlig erstaunt, eine wirklich hübsche Altstadt anzutreffen. Jetzt in der absoluten Nachsaison hatten viele Hotels geschlossen und ich hatte nur mit Müh und Not eine halbwegs preiswerte Unterkunft gefunden. Die befand sich in einem alten Adelssitz und mein Zimmer wurde sogar mit einer Art Kronleuchter beleuchtet.

                                                                                                                            Die Besitzer waren wahnsinnig freundlich und outeten sich ebenfalls als Wanderfreunde. Als ich fragte, wo ich denn wohl Gaskartuschen kaufen könnte, erboten sie sich sofort, mir eine Kartusche beim morgigen Einkaufstrip per Auto mitzubringen. Erfreut schrieb ich ihnen genau auf, welche Kartuschenart ich brauchte und gab ihnen sogar meine alte, fast leere Kartusche als Muster. Am nächsten Tag brachten sie mir auch tatsächlich eine Kartusche von Decathlon mit – allerdings in der falschen Größe. Aber besser eine zu große Kartusche als nur kalte Küche...

                                                                                                                            Obwohl ich die meiste Zeit im Bett in meinem Luxuszimmer verbrachte, wollte ich dennoch zumindest ein bisschen war von der Stadt sehen. Im Stadtplan waren Höhlen eingezeichnet, die sich in Laufweite von meiner Unterkunft befanden und noch dazu nicht viel Eintritt kosteten. Ohne allzu große Erwartungen machte ich mich auf den Weg und war dann doch etwas befremdet, als mich der Mann an der Kasse frage, ob ich mich den körperlich fit genug für die Höhlenbesichtigung fühle. Natürlich tat ich das und machte mich nichtsahnend auf den Weg in die abgebrannte Mondlandschaft, wo sich der Höhleneingang befand. Der Führer erklärte mir, dass es sich hierbei nicht um natürliche Höhlen handelte, sondern um Vorratshöhlen, die noch von den Arabern in den Stein gehauen worden waren. Leider wurden sie nie fertiggestellt. Und dann begann eine Art Fitness-Hindernis-Parcours, der selbst mich echt ins Schwitzen brachte. Die Durchgänge zu den einzelnen Kammern waren so eng, dass ich mich mit meinen 1,82 m kaum hindurchzwängen konnte. Teilweise musste ich kriechen oder auf allen Vieren krabbeln. Hinterher war ich völlig verstaubt und verschwitzt – immerhin war mir jetzt nicht mehr kalt. Laut Führer hat es noch nie einen Unfall bei einer Höhlenführung gegeben, aber man würde auch nicht alle Besucher zulassen...



                                                                                                                            Nach zwei Nächten in Boicarent musste ich nun eine Entscheidung fällen. Eigentlich war ich mittlerweile ausgeruht genug, um wieder einige Tage weiterzulaufen und zu zelten, aber die nächste Tagesetappe führte mich nach Alcoy, einer größeren Stadt. Dies wäre für mich die letzte Gelegenheit für Wochen, einen Decathlon zu besuchen und einzukaufen. Ich wollte mich aufgrund der kalten Temperaturen mit langer Unterwäsche und neuen Socken aufrüsten. Also beschloss ich, einen Tag zu laufen und dann wieder in ein Hotel zu gehen, damit ich in Ruhe meine Einkäufe tätigen konnte.

                                                                                                                            Ich erwartete nicht viel von der kurzen Tagesetappe, wurde dann aber wieder mal mit einem grandiosen Abschnitt belohnt. Der Abstieg nach Alcoy erfolgte auf einem alten, aber gut ausgebauten Weg durch eine wilde Schlucht – bei wieder mal strahlendem Sonnenschein.


                                                                                                                            Nur das mit dem Einkaufen in Alcoy gar nicht so einfach. Ich ließ mir in der Touristeninformation ausführlich erklären, mit welchem Bus ich den zu Decathlon kommen könnte, denn wie üblich in Frankreich war der Laden in einem Einkaufszentrum ausserhalb der Stadt untergebracht. Der Bus kam dann auch direkt an Decathlon vorbei – nur leider gab es dort keine Haltestelle. Und die nächste Haltestelle war 2 km entfernt... Ich wäre ja nun auch 2 km gelaufen, aber der einzige Weg führte entlang einer stark befahrenen Nationalstrasse ohne Gehsteig oder auch nur anständigem Randstreifen. Bei Einbruch der Dämmerung war mir das einfach zu gefährlich. Aber glücklicherweise hatte mich der Bus an einem anderen Einkaufszentrum abgesetzt und auch dort befand sich ein Billig-Sportladen. Ruckzuck hatte ich lange Unterhosen und Socken erworben und konnte mit dem Bus wieder zurück ins Zentrum zu meinem Hotel fahren.

                                                                                                                            Am nächsten Vormittag war Sightseeing angesagt. Im Gegensatz zu den meisten Städten entlang des GR 7 war Alcoy höchst modern und vor allem durch modernistische Architektur geprägt. Natürlich gab es auch in Museum, das sich vor allem den örtlichen Festen widmete. Wie üblich in Spanien gab es auch in Alcoy jede Menge lokaler Feiertage, die mit farbenprächtigen Umzügen begangen werden, so z.B. das Fest, das die Befreiung Spaniens von den Arabern feiert. Dabei werden die historischen Begebenheiten in historisierenden Kostümen nachgestellt – und diese extrem aufwendigen und teuren Kostüme konnte man hier besichtigen.



                                                                                                                            Der Wetterbericht war eher furchtbar, d.h. regnerisch, aber ich hatte von drei Hotelübernachtungen in Reihe genug und wollte nun wieder zelten. In der Hoffnung, dass es so schlimm nicht werden würde, machte ich mich auf den Weg in den Nationalpark Font Roja. Meine heimliche Hoffnung war, dass ich am Informationszentrum des Parks schon irgendeinen Unterschlupf finden würde. Ausserdem gab es dort sogar einen offiziellen Zeltplatz! In strömenden Regen machte ich mich auf den Weg. Wie üblich war ich nach dem stundenlangen Anstieg in Regenklamotten komplett nass – von aussen durch den Regen und von innen durch Schwitzen. Als ich dann endlich das imposante Informationszentrum erreichte, zerplatzten meine Hoffnungen auf einen überdachten Zeltplatz sehr schnell. Vor dem Zentrum parkten noch einige Autos von Mitarbeitern und gegenüber befand sich sogar noch ein Restaurant. Der Zeltplatz war ein noch größerer Flop, denn durch den Regen war er völlig überschwemmt. Also dann weiter. Nur leider fand sich so überhaupt kein verstecktes Plätzchen. Da der Wind mittlerweile sehr stark geworden war, suchte ich nicht nur nach Sicht-, sondern auch nach Windschutz. Ich war nass, mir war kalt und ausserdem lief mir die Zeit davon. Also stürtzte ich mich todesmutig in die Büsche und fand auch einen halbwegs ebenen Platz am Hang. Und so mitten im Gebüsch war ich auch halbwegs windgeschützt. Dennoch musste ich nachts einmal raus, um einen herausgekommenen Hering wieder zu befestigen. Aufgrund der beengten Situation im Gebüsch war es nicht möglich, das Zelt perfekt aufzubauen.

                                                                                                                            Der nächste Morgen war vor allem windig und kalt. Ich musste einen Kilometer auf einem total ausgesetzten Kamm laufen und war heilfroh, wieder in die Bäume zurückzukommen. Die nächste Nacht erwartete ich eine einfache Zeltplatzsuche, denn ich lief durch ein ausgedehntes Waldgebiet. Aber leider waren Heerscharen von Waldarbeitern gerade dabei, den Wald zu „entkernen“. Die Bäumen standen nur noch vereinzelt und alle Äste waren bis auf 2 m Höhe abgeschnitten worden. So war es auch diesmal schwierig mit dem Wind- und Sichtschutz – dafür lag ich weich und eben. Am nächsten Tag stieß ich auf einen Ranger und befragte ihn ausführlich zu diesen „Entkernungsmaßnahmen.“ Wie vermutet sollen sie der Verminderung der Waldbrandgefahr dienen. Interessanterweise wird das Holz aber nicht mal kommerziell verwertet, weil es aufgrund schlechter Qualität kaum verkäuflich sei.



                                                                                                                            Ich war nun in Elda angelangt, der letzten Stadt in der Provinz Valencia. Wie üblich gab es auch hier ein lokales Spezialmuseum: Elda war und ist ein Zentrum der spanischen Schuhindustrie und dementsprechend war es ein Schuhmuseum. Schuhe ohne Ende! Historische Schuhe, Schuhe von berühmten Menschen, Schuhe in der Kunst, Schuhwerkzeuge und vor allem die preisgekrönten Schuhentwürfe der örtlichen Schuhdesign-Schule.



                                                                                                                            Fazit: Der GR 7 führt auf 578 km durch die Provinz Valencia. Dieser Abschnitt war der schönste meiner ganzen Tour. Landschaftlich ist er einfach spektakulär und abwechslungsreich, aber auch die Orte am Weg sind sehr reizvoll. Fast jede der kleinen Ortschaften lohnt einen Aufenthalt. Einziger Wermutstropfen ist die Qualität der Markierung und des Weges. Teilweise ist er zwar ausgezeichnet markiert und gewartet, teilweise gibt es aber auch total verwahrloste Abschnitte. Und die illegale Totalblockade des Wegs durch ein privates Jagdgebiet ist davon der Gipfel. Dennoch: Für Abenteuerlustige ist dieser Weg ein echter Geheimtip.
                                                                                                                            Zuletzt geändert von German Tourist; 26.03.2014, 09:21.
                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                              • 09.05.2006
                                                                                                                              • 849
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              Von Elda aus war es noch etwa einen Tag nach Pinoso und danach würde ich die Provinz Valencia verlassen und durch die Provinz Murcia wandern. Der Abschnitt Elda – Pinoso sah auf der Karte schon trostlos aus. Und kaum hatte ich die Aussenbezirke von Elda verlassen, bekam ich schon mal einen Vorgeschmack darauf, was mich in Murcia oft erwarten würde: Weite, sonnenverbrannte Ebenen. Ich war bloss froh, dass ich hier nicht im Sommer laufen musste. Selbst im tiefsten Winter war ich hier im T-shirt unterwegs..


                                                                                                                              Dennoch gab es dazwischen auch mal kurze Abschnitte mit Bäumen – und das verleitete mich leider dazu, Kilometer reißen zu wollen und erst hinter Pinoso zu campen. Das war leider eine total falsche Entscheidung... Schon in Pinoso fing es langsam an zu dämmern und ich wurde misstrauisch beäugt. Endlich durch Pinoso durch blickte ich voll Entsetzen auf die sich vor mir ausbreitende Landschaft: Eine total flache Ebene ohne den geringsten Sichtschutz durch Bäume. Um die Katastrophe noch vollständig zu machen, führte der Weg auch noch entlang einer Asphaltstrasse. So sehr ich mich auch anstrengte, hier würde ich niemals einen versteckten Zeltplatz finden. Ich musste also in den sauren Apfel beissen: Ich kramte meine Stirnlampe heraus und stellte mich auf Nachtwandern ein. Erstaunlicherweise wurde ich auf der Strasse fast ausschließlich von Autos mit britischen Kennzeichen überholt. Hier befand sich wohl eine Kolonie von Engländern auf der Suche nach winterlicher Sonne.

                                                                                                                              Eine Stunde nach Sonnenuntergang verließ der GR 7 endlich die Asphaltstrasse und ich wanderte jetzt auf einem Wirtschaftsweg. Hier konnte ich es eher wagen, etwas abseits zu zelten. Wie durch ein Wunder entdeckte ich im Mondlicht auch die Silhouette einiger Nadelbäume am Rande einer Terrassenbepflanzung. Nichts wie hin und tatsächlich fand sich hier sogar ein recht bequemer und weicher Zeltplatz - mit wunderbarem Ausblick auf die Lichter von Pinoso in der Ferne.


                                                                                                                              Am nächsten Morgen passierte ich dann die Grenze zwischen den Provinzen Valencia und Murcia. Es gab sogar einen Grenzmarkierungsstein. Die Landschaft änderte sich jedoch nicht: Weite, sonnenverbrannte Ebenen in denen nur Mandel- und Olivenbäume sowie einige Weinstöcke standen.



                                                                                                                              In den tieferen Lagen begannen dann die fast schon industriellen Obstplantagen. Kilometerlange Plantagen mit Obstbäumen, die alle mit riesigen Netzen abgedeckt waren und mit Stacheldraht umzäunt. Im tiefsten Winter war hier natürlich nichts los. Nur sehr selten sah ich einige Arbeiter, die Obstbäume beschnitten. Einige dieser Arbeiter lebten am Rande dieser Plantagen in fast schon „slum“-artigen Siedlungen. Ich hatte überhaupt kein Wasser mehr und war so gezwungen, in einer dieser Hütten nachzufragen. Natürlich gab es vor jeder dieser Hütten einige Hunde, die mein Ankommen lautstark bellend ankündigten. Ich rief, um mich bemerkbar zu machen und endlich kam auch ein alter Mann aus dem Gebäude. Ich wollte eigentlich nur Wasser aus einem Wasserhahn zapfen, wurde aber gleich eines besseren belehrt. Die „Siedlung“ war nicht an das öffentliche Wassernetz angeschlossen. Der Wasserhahn zapfte nur das Grundwasser an, das in dieser Gegend aber ungeniessbar sei. Die Bewohner sammelten daher Regenwasser als Trinkwasser und aus diesem Vorrat füllte mir der freundliche Herr mit nur noch sehr wenigen Zähnen auch meine Wasserflasche. Die ganze Gegend hatte stark die Ausstrahlung einer spanischen „Deliverance“-Szene....

                                                                                                                              Am nächsten Tag war der 24. Dezember und pünktlich zu Weihnachten würde es nach tagelangem Sonnenschein nun einen Wettersturz mit heftigen Regenfällen geben. Nur leider gab es kein billiges Hotel in der Nähe, um das Unwetter auszusitzen. Da ich nicht bereit war, 60 EUR für ein Zimmer zu zahlen, musste ich wohl oder übel ein verregnetes Weihnachten durchwandern. So wollte ich mir immerhin im nächsten Ort ein schönes Weihnachtsmenü für den Campingkocher kaufen. Der Weg hinein nach Cieza war eine der unschönsten Wegabschnitte in ganz Spanien. Erst ging es an endlosen übernetzten Obstplantagen entlang, dann stundenlang auf stark befahrerenen Asphaltstrassen an zahllosen wilden Müllkippen vorbei. Im ersten „Chinesen-Bazaar“ in Cieza kaufte ich mir sogleich in Erwartung des Regens erst mal einen Schirm und dann noch Proviant im Supermarkt. Jetzt fehlte eigentlich nur noch Wasser. Sonst gibt es in jeder spanischen Stadt öffentliche Wasserquellen aber nun ausgerechnet in Cieza fand ich keine. Ich irrte umher und wollte mich schon an einem Springbrunnen mit dem Schild „Kein Trinkwasser“ vergreifen, als eine Frau im Morgenmantel aus dem nächsten Haus kam. (Es war im übrigen schon drei Uhr nachmittags.) Sofort bot sie mir Wasser an und wollte mir darüberhinaus noch Obst mitgeben, aber leider war mein Rucksack schon übervoll. Im Überschwang weihnachtlicher Gefühle umarmte sie mich dann noch, was wohl ein sehr komisches Bild abgegeben haben muss.



                                                                                                                              Der Weg aus Cieza hinaus war deutlich besser als der hinein: Es ging nämlich erst mal hinauf auf einen Aussichtspunkt, von wo aus ich einen großartigen Blick auf die Stadt hatte – leider nur etwas getrübt durch das schon diesige Wetter. Und als mein persönliches Weihnachtsgeschenk fand ich dann auch einen zauberhaften Zeltplatz auf weichen Fichtennadeln. Das Weihnachtskonzert gaben dann die kläffenden Hunde in der Nachbarschaft.....

                                                                                                                              Zuletzt geändert von German Tourist; 28.03.2014, 11:25. Grund: Rechtschreibfehler korrigiert
                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                • 14.07.2008
                                                                                                                                • 4851
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                :thumbup:

                                                                                                                                Viele Grüße
                                                                                                                                Ingmar
                                                                                                                                Viele Grüße
                                                                                                                                Ingmar

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  • 849
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  Mein Weihnachtsessen bestand aus frischen Ravioli mit Pilzfüllung und Käsekuchen zum Nachtisch. Danach schlief ich in froher Erwartung des großen Weihnachtsregens ein. Ich schaffte es gerade noch am nächsten Morgen mein Zelt trocken abzubauen, dann fing der große Regen auch schon an – und hörte den ganzen Tag nicht mehr auf. Laut Wetterbericht regnete es in meiner Gegend an diesem 25. Dezember 20 mm, was ja noch ganz erträglich war. In Ronda, wo ich in etwa 3 Wochen sein würde, gingen am selben Tag 80 mm runter. Für Spanien gab es also ein nasse statt einer weißen Weihnacht. Trotz Schirm und Regenjacke war ich nach einigen Stunden völlig durchnässt. Unterstände gab es auf der Strecke leider so gut wie nicht – selbst meine Mittagspause musste ich auf einem nassen Stein unter meinem Schirm verbringen.

                                                                                                                                  Gegen drei Uhr hatte ich die Nase voll und beschloss, für heute den Tag zu beenden. Aber genau dann stand ich plötzlich in einer Landschaft, die ich eher in den schottischen Highlands denn in Südspanien vermutet hätte:



                                                                                                                                  Durch einen Waldbrand war hier jede Vegetation zerstört worden und bisher war nur niedriges Gestrüpp nachgewachsen. Dies hier war so ziemlich das letzte, in dem ich an einem stürmischen Tag zelten wollte. Also dann doch weiter – frühes Zelten bringt im Winter sowieso nicht viel. Kaum ist die Sonne weg, wird es in der Regel so kalt, dass man im Zelt sowieso nichts mehr machen kann als schlafen - und das tue ich sowieso schon 10 Stunden täglich.... Nach einer weiteren Stunde war ich endlich am Ende des Waldbrandgebietes angelangt und zurück in den „Bäumen“. Nun muss man sich „Bäume“ in Südspanien nicht wie Bäume in Deutschland vorstellen. Die Bäume hier werden nicht hoch, werden zur Reduktion der Waldbrandgefahr auch ständig ausgedünnt und sind auch nicht sehr dicht gepflanzt. Da zwischen den Bäumen auch immer ziemlich stacheliges Gestrüpp ist, gestaltete sich die Zeltplatzsuche nicht ganz einfach. Als ich dann endlich das Zelt aufgebaut hatte, hörte dann auch prompt der Regen auf.... Na gut. Dafür gab es am nächsten Morgen strahlenden Sonnenschein und tolle Ausblicke auf Calasparra, der nächsten Stadt am Weg.


                                                                                                                                  Am 26. Dezember waren in Calasparra alle Geschäfte geöffnet, was mich zwar sehr erstaunte, mir aber einen unerwarteten Sondereinkauf bescherte. Warum Weihnachten in Spanien mit nur einem Feiertag begangen wird, sollte ich später noch erfahren..... Für mich ging es erst mal weiter – und höher. Bisher war ich in Murcia immer sehr niedrig gelaufen – daher auch die sehr sommerlichen Temperaturen. Jetzt würde ich auf 1.500 m aufsteigen. Schneegrenze war laut Wetterbericht 1.200 m.... Zunächst ging es entlang der Schlucht des Rio Alharabe. Rio oder Fluss muss man sich jetzt auch nicht mit deutschen Maßstäben vorstellen: Aufgrund des vielen Regens führte der Fluss zwar Wasser, war aber zu Fuß leicht zu furten. (Collage unten rechts).



                                                                                                                                  Dafür machte mir ein anderes Problem viel mehr zu schaffen: Der Regen hatte die Wege in eine Schlammschlacht verwandelt und der Lehm klebte mir kiloweise an den Schuhen. Nach der dramatischen Schlucht kam ich dann oben auf dem Altiplano, also der Hochebene an, wo mich aber genau derselbe Anblick wie vor einigen Tagen erwartete: endlose sonnenverbrannte Anbauflächen. Nur war es hier oben deutlich kälter und ich fragte mich langsam besorgt, wo ich denn hier zelten sollte. Immerhin war von Schnee hier wie auch in den nächsten Tagen, außer ein paar kläglichen Resten nicht viel zu sehen. Aber je höher ich kam, desto mehr Bäume gab es und so fand sich auch immer ein Zeltplatz für mich.

                                                                                                                                  Der 28. Dezember schien hier allgemeiner Jagdtag zu sein. Ständig kamen Autos mit Anhängern und Dutzenden von Jagdhunden an mir vorbei. Unglücklicherweise warnte auch ein handgemaltes Schild am GR 7 vor einer großen Wildschweinjagd. Aber es half nichts, ich musste hier durch, denn eine Umleitung war natürlich nicht ausgeschildert. Gottseidank hatte ich ja meine neonorange Idiotenkappe, denn nach mehreren Tagen Schlammschlacht auf dem GR 7 ähnelte ich wohl äußerlich mehr einem Wildschwein als einem zivilisierten Menschen. Ich kam unangeschossen durch das Jagdgebiet – nur um wenig später wieder auf ein ähnliches Schild zu treffen. Ich hatte bald das Gefühl, dass es in diesem Gebiet mehr Jagdhunde als Wildschweine gab.

                                                                                                                                  Kurz vor der „Grenze“ zu Andalusien hatte ich dann noch mal eine etwas gruselige Begegnung. Auf der Suche nach einem geschützten Zeltplatz musste ich mal wieder Kilometer reißen und so war es schon fast dunkel, als plötzlich aus dem Nichts ein Mann vor mir auftauchte und mich fragte, wo ich denn hin wollte. Ich erschrak mich ziemlich, denn normalerweise war hier um diese Jahreszeit kaum jemand zu Fuß unterwegs und schon gar nicht bei Einbruch der Dunkelheit. Der Mann war zudem ziemlich ungepflegt und machte keinen sehr vertrauenserweckenden Eindruck, zumal er mich auch noch um Zigaretten und Geld anpumpen wollte. Ich erzählte mein übliches Märchen vom Ehemann, der an der nächsten Strasse mit dem Auto auf mich wartete und machte mich schnellstmöglich aus dem Staub. Ich suchte einen extra versteckten Zeltplatz im Dunkeln, also ohne meine Stirnlampe, die aus der Entfernung meinen Standort hätte verraten können. Der Mann war wahrscheinlich völlig harmlos und ein Feldarbeiter auf einem nahegelegenen Bauernhof, aber sein plötzliches Auftauchen aus dem Dunkeln hatte mich ziemlich erschreckt. Dennoch verbrachte ich eine ruhige und ungestörte Nacht. Und am nächsten Morgen passierte ich dann auch gleich die „Grenze“ zu Andalusien, wieder markiert durch einen Grenzstein.



                                                                                                                                  Fazit: Mir hat die kurze einwöchige Strecke durch Murcia ziemlich gut gefallen, obwohl sie landschaftlich nicht mit Valencia oder Andalusien mithalten konnte. Dennoch fand ich es ziemlich interessant, mal hautnah zu sehen und zu erleben, wo und unter welchen Umständen das Obst in den deutschen Supermärkten angebaut wird. Ich empfand die weiten sonnenverbrannten Ebenen als interessante Abwechslung, allerdings kann ich nur dringend abraten, hier im Sommer zu laufen. Insgesamt war die Strecke abwechslungsreicher als gedacht und vor allem ist sie das ganze Jahr über begehbar.

                                                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    • 233
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                                                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                    Pünktlich zum Sonntagmorgen-Kaffee...
                                                                                                                                    Wie immer lese ich Deinen Bericht mit großer Spannung und Neugier.
                                                                                                                                    Schön, dass Du nicht nur die Freuden, sondern auch Deine "gruseligen" Momente mit uns teilst.
                                                                                                                                    Das macht Mut (zumindest mir).

                                                                                                                                    Komm nicht zu schnell in Tarifa an ;)

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                      Keine Sorge, es geht jetzt noch einen Monat durch Andalusien.....

                                                                                                                                      Zu der "gruseligen" Begegnung: Ich hatte lange überlegt, ob ich das wirklich schreiben soll, denn letztendlich war das ganze ja völlig harmlos. Da ich aber ständig gefragt werde, ob ich denn "so als Frau alleine" keine Angst hätte, wollte ich zeigen, dass diese Begegnung so mit das "schlimmste" war, was mir "so als Frau allein" passiert ist.

                                                                                                                                      Wenn ich unterwegs jemandem begegne, dann ist diese Person in der Regel zumindest genauso überrascht wie ich. Dies war auch das "gruselige" an der o.g. Begegnung. Der Mann hatte mich schon erwartet.

                                                                                                                                      Bei meinen Outdoorunternehmungen gehören unangenehme Begegnungen bzw. Menschen, die mir Angst machen meist zu zwei Gruppen:

                                                                                                                                      Alkoholisierte bzw. sonstwie unter Drogen stehende Gruppen, vor allem Party feiernde Jugendliche: Aus diesem Grund übernachte ich in Europa nur dann in oder an öffentlich zugänglichen Schutzhütten, wenn das Wetter so schlecht ist, dass keine Freiluftparty zu erwarten ist.

                                                                                                                                      Obdachlose, vor allem, wenn sie einen geistig verwirrten oder betrunkenen Eindruck machen: Dies ist ein Phänomen, das man weniger in Europa als in den USA oder Australien antrifft. Dort nutzen einige Obdachlose die Trail shelter als Dauerunterkunft bzw. sie wandern teilweise auch den Trail entlang. In der Regel sind diese Begegnungen völlig harmlos und oft habe ich dabei auch schon sehr interessante Lebensgeschichten gehört, aber manchmal sind diese Menschen geistig etwas verwirrt und können zu unerwarteten Handlungen neigen.

                                                                                                                                      Mir ist in meiner ganzen Outdoorlaufbahn noch nie auch nur ansatzweise irgendetwas von einem anderen Menschen angetan worden. Ich fühle mich draussen im Wald deutlich sicherer als z.B. in der Großstadt. In der Regel ist die eingebildete Gefahr deutlich größer als die tatsächliche....
                                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                        • 03.11.2013
                                                                                                                                        • 296
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                        Danke für den tollen, ausführlichen Bericht. Sieht wirklich nach einer sehr schönen Gegend aus, wobei ich persönlich wohl die Jahreszeit wechseln würde

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
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                                                                                                                                          Kaum war ich in Andalusien, verschwanden auch gleich noch die eh schon spärlichen Wegmarkierungen – dafür tauchten sie dann immer genau da wieder auf, wo laut Karte keine Weg sein sollte. Laut Karte sollte der Weg die letzten Kilometer vor Puebla de Don Fadrique auf der Straße entlang führen, die Wegmarkierungen zeigten jedoch in eine völlig andere Richtung. Ganz offensichtlich wollten die Wegplaner die Strecke von der Straße wegverlegen, aber wie groß würde der Umweg sein? Mit unzuverlässigen Markierungen und keiner Karte der Strecke war mir das Risiko zu groß, einen endlosen Umweg zu laufen. Ich blieb auf der Strecke underreichte Puebla am Mittag. Dort quartierte ich mich an das örtliche Hotel ein, wo ich mit 20 EUR das billigste Zimmer auf der ganzen Tour hatte – dabei hatte das Zimmer wie üblich Dusche, WC, Fernseher und natürlich wifi. Nur leider erfolgte die Anmeldung an der Bar des dazugehörigen Restaurants und der Kellner machte sich einen Spaß daraus, unschuldige Touristinnen unter dem Gelächter der natürlich ausschließlich männlichen Gäste zu verarschen.

                                                                                                                                          Ich blieb nur eine Nacht – nicht nur wegen des Kellners mit dem seltsamen Humor, sondern vor allem weil Silvester im Anzug war. Und dies wollte ich fernab von jeglicher Zivilisation und Strasse in meinem Zelt verbringen. Davor hatten die Wegplaner allerdings erst mal 36 km auf Asphalt gesetzt. Ich blieb solange als möglich in meinem Hotelzimmer (Check-out in spanischen Hotels ist in der Regel wandererfreundliche 12 Uhr), schaute mir noch das unscheinbare Puebla an und wanderte nachmittags los, um so die 36 km Strasse zumindest auf zwei Tage zu verteilen.

                                                                                                                                          Entgegen aller Erwartungen war dieser Strassenabschnitt gar nicht so furchtbar, denn auf der kleinen Landstraße war so gut wie kein Verkehr. Dafür schraubte sich die Straße unerbittlich in die Höhe. Ab 1.500 m begann der Schnee – zwar keine durchgehende Schneedecke, aber doch noch erhebliche Reste. Ich wollte nicht direkt an der Straße zelten und schlug daher eine Nebenroute ein, die mich letztendlich auf 1.700 m führte – und damit direkt in den Schnee hinein. Ich suchte mir einen Zeltplatz unter einem Baum, wo kein Schnee mehr lag und verbrachte eine erwartungsgemäß recht kalte Nacht.



                                                                                                                                          Meine selbstgebastelte Nebenroute führte leider bald wieder auf die Strasse zurück, auf der es jetzt nach Santiago de la Espada hinunter ging. Laut Karte ging der GR 7 jetzt von der Strasse ab, aber natürlich gab es an dieser Stelle keinerlei Schild oder Markierung. Stattdessen durfte ich erst mal einen Fluss überqueren – und natürlich gab es auch keine Brücke. Dafür stand ich jetzt in einer eigenartigen Schlucht, in der Behausungen in die Klippenwände gehauen worden waren.


                                                                                                                                          Als ich mich weiter in die Schlucht vorwagte, stellte ich fest, dass nicht alle Behausungen verlassen waren. Es lag jede Menge Müll herum und irgendwo spielten auch Kinder. Das ganze hatte schon etwas sehr Surreales. Irgendwann kam ich nicht mehr weiter, denn die Schlucht wurde zu eng. Der Weg musste nun wohl irgendwo auf die Klippen hinaufführen – nur wo? Ich wollte zwar nicht den Höhlenbewohnern durch ihren Vorgarten laufen, aber mir blieb nicht viel anderes übrig. Dabei stieß ich dann auch auf die Höhlenbewohner selbst: eine Art Öko-Kommune, die mir freundlich den Weg aus der Schlucht hinaus zeigten. Ich glaubte, mein Elend hätte nun ein Ende – aber da steckte ich dann auch schon wieder auf schlammigen Wegen fest. Ich schaffte es aber dennoch noch nach Santiago de la Espada, wo sich entgegen all meiner Internetrecherchen sogar mehrere auch noch geöffnete Supermärkte befanden. Ich hatte völlig umsonst für mehrere Tage Proviant aus Puebla mit geschleppt. Egal: Heute war Silvester und ich würde einen ruhigen Schlafplatz brauchen.

                                                                                                                                          Der GR 7 teilt sich in Andalusien bei Santiago de la Espada in eine Nord- und Südvariante, die bei Villanueva del Cauche wieder zusammen kommen, um dann gemeinsam in Tarifa zu enden. Die Südvariante durch die Sierra Nevada ist die landschaftliche schönere, ist aber auch deutlich höher gelegen. Da ich Schneeprobleme befürchtete, entschied ich mich daher für die tiefer gelegene Nordvariante. Nicht einmal diese wichtige Stelle des GR 7 war markiert...


                                                                                                                                          Gegen Abend bekam ich dann noch einen für Spanien üblichen Begleiter: Ein Hund lief ständig hinter mir her – ich wollte Silvester aber doch lieber alleine verbringen. Als es mir endlich gelang, den Hund abzuschütteln, fand sich auch bald ein idealer Zeltplatz zum Jahresausklang. Das Neujahrskonzert lieferten mal wieder kläffende Hunde in der Ferne.... Aber darüberhinaus störte nichts meine Ruhe in dieser Silvesternacht. Nicht mal in der Ferne konnte ich irgendwelches Feuerwerk hören.
                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                            • 849
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            Zitat von aachenbenne Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Danke für den tollen, ausführlichen Bericht. Sieht wirklich nach einer sehr schönen Gegend aus, wobei ich persönlich wohl die Jahreszeit wechseln würde
                                                                                                                                            Danke für das Lob, aber ich habe ja ganz bewusst den Winter gewählt. Natürlich wäre es etwas einfacher gewesen, die Strecke im Herbst oder Frühjahr zu laufen (Sommer ist aufgrund der Hitze deutlich ungeeignet), aber ich wollte herausfinden, ob man auch in Europa das ganze Jahr über halbwegs bequem wandern kann. Und wie mein Bericht zeigt: Man kann!
                                                                                                                                            Obwohl ich sicher auch ab und zu unter den kalten Nachttemperaturen und dem zeitweiligen Regen gelitten habe, in Summe war diese Tour nicht "schlimmer" als eine vergleichbare 3-Jahreszeiten-Tour. Ich hatte halt nur eine etwas wärmere Ausrüstung dabei - und habe noch nie so viel geschlafen....
                                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                                              • 849
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              Cazorla Nationalpark

                                                                                                                                              Als ich im neuen Jahr erwachte und aus dem Zelt schaute, fühlte ich mich eher wie in Schottland denn in Andalusien. Draußen herrschte dichter Nebel - und mitten drin eine Schafherde. Auf dem Weg zur Quelle des Rio Segura stieß ich erstmals auf die ausgezeichnete Markierung und die großen Informationstafeln des neuen GR 247, Bosques del Sur. Ich sollte in den nächsten Tagen immer mal wieder auf diesen GR stoßen – und irgendwann werde ich diesen Weg auch mal komplett laufen. Jetzt sollte eigentlich das Highlight der Südvariante des GR 7 folgen: Der Cazorla Nationalpark. Aber leider sollte ich davon nicht viel mitbekommen. Es hatte in der Gegend 4 Monate lang nicht geregnet, aber genau jetzt setzte nach dem großen Weihnachtsregen ein dreitägiger Nieselregen ein. Immerhin führte dies dazu, dass der Schnee auf den Höhenlagen schon fast komplett abgetaut war. Trotz des dichten Nebels konnte ich erahnen, wie schon die Gegend eigentlich war.



                                                                                                                                              Ich wurde zunehmend frustrierter und vor allem immer nässer. Am meisten nervte mich, dass ich sogar für meine Mittagspause keinen Wetterschutz finden konnte. Und es macht echt keinen Spaß, auf einem nassen Stein sitzend unter dem Regenschirm zu kochen. Immerhin war es nicht sehr kalt, so dass ich wenigstens nicht besonders fror.


                                                                                                                                              Der Weg stieg nun ab ins Tal des Guadalquivir – von dem ich leider aufgrund des Nebels auch nicht viel sah. Das weite Flusstal ist wohl Überschwemmungsgebiet, aber der Fluss selbst war im Moment nicht wirklich breit. Immerhin bot der Nebel einen guten Sichtschutz beim Zelten, denn im Tal des Guadalquivir war relativ viel los, trotz der Wintersaison. Mehrfach begegneten mir Spaziergänger und Jogger – ganz ungewohnt nach langer Einsamkeit auf dem GR 7.



                                                                                                                                              Der GR 7 folgt dann einem der Nebenflüsse des Guadalquivir wieder hinauf. Dieser recht populäre Wegabschnitt ist in der Tat recht spektakulär und die gepflegten und breiten Wege lockten auch bei Nieselregen mehrere Tageswanderer an. Von Cazorla aus werden auch Jeeptouren in diese Gegend angeboten, aber der andauernde Regen hatte zu zahlreichen Erdrutschen und Steinschlägen geführt, die jetzt die Forststraßen blockierten. Ich konnte da natürlich drüberklettern, hatte danach aber den Nationalpark wieder für mich ganz allein.



                                                                                                                                              Im Nachhinein finde ich es sehr schade, dass ich sowenig vom Nationalpark mitbekommen habe. Im Gegensatz zur Sierra Nevada ist der Cazorla Nationalpark ausserhalb Spaniens recht wenig bekannt, aber gerade im Winter eine echte Alternative, da er niedriger gelegen ist. Der GR 247 führt als Rundtour durch den Park. Die einzelnen Tagesetappen enden dabei meist an kostenlosen Refugios – die ich im Regen gut hätte gebrauchen können, die aber leider nicht am GR 7 lagen....Und so war ich denn ausgesprochen froh, als ich endlich in Cazorla ankam und mich und meine Ausrüstung im Hotel erst mal wieder richtig trocknen konnte.
                                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Lebt im Forum
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                                                                                                                                                • 5073
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: Cazorla Nationalpark

                                                                                                                                                Danke für Deinen Reisebericht

                                                                                                                                                Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                Am meisten nervte mich, dass ich sogar für meine Mittagspause keinen Wetterschutz finden konnte. Und es macht echt keinen Spaß, auf einem nassen Stein sitzend unter dem Regenschirm zu kochen.
                                                                                                                                                Weshalb baust Du nicht in solchen "Notfällen" Dein Zelt auf?

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                                                  • 2501
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: Cazorla Nationalpark

                                                                                                                                                  Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Ich wurde zunehmend frustrierter und vor allem immer nässer. Am meisten nervte mich, dass ich sogar für meine Mittagspause keinen Wetterschutz finden konnte. Und es macht echt keinen Spaß, auf einem nassen Stein sitzend unter dem Regenschirm zu kochen.
                                                                                                                                                  .
                                                                                                                                                  Das würde mich auch ziemlich nerven wenn ich während meiner Mittagspause im Regen sitzen müsste. Daher schlage ich für solche Fälle auch gerne mal auf die Schnelle mein Zelt auf.
                                                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                                                                    • 09.05.2006
                                                                                                                                                    • 849
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: Cazorla Nationalpark

                                                                                                                                                    In meiner Situation war das Zeltaufbauen zur Mittagspause keine besonders attraktive Option - ich empfinde das als viel zu aufwendig. Erst mal müsste ich einen geeigneten Platz finden, was angesichts des spanischen stacheligen Gesträuchs nicht einfach ist. Dann ist das Zelt nach der Mittagspause wieder nass und muss nass eingepackt werden. Dadurch ist es nicht nur schwer, sondern tropft vor allem auch eine ganze Weile vor sich hin - und zwar genau auf meinen Hintern. Wenn es vorher nicht schon nass war, hätte ich durch die Aktion auch noch den Innenraum nass gemacht, denn meine Klamotten sind ja auch nass. Das wichtigste Argument gegen den Zeltaufbau ist jedoch die Zeit. Auf dieser Wintertour hatte ich im Dezember und Januar gerade mal 10 Stunden Tageslicht - da versuche ich die Mittagspause kurz zu halten - auch um bei kälteren Temperaturen und/oder nassen Klamotten nicht auszukühlen. Abends im Dunkeln kann ich dann ausführlich kochen, denn ich muss ja 14 Stunden im Zelt rumbringen.

                                                                                                                                                    Ich gebe aber zu, dass ich prinzipiell kein Freund von Zeltaufbauen zur Pause bin - das ist mir fast immer zu aufwendig. Aber: HYOH!
                                                                                                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Anfänger im Forum
                                                                                                                                                      • 18.02.2014
                                                                                                                                                      • 16
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                      Danke Christine für Deine letzten 2 schnelle Berichte.
                                                                                                                                                      Ich habe schon befürchtet, der nächste Bericht dauert wieder ewig!!! Bedenke wir wollen Deine Berichte lesen, Rechtschreibfehler kannst Du behalten!
                                                                                                                                                      Was mir an Deinen Berichten gefällt: sie sind ehrlich, aufschlussreich und mit ein bisschen (Galgen) Humor geschrieben und nach der Art: was ich anfange ziehe ich durch egal was kommt.
                                                                                                                                                      Ich bin froh, dass Du diese Berichte in Deutsch schreibst, in Englisch bin ich nicht so toll, macht mir dann auch nicht so viel spaß, immer wieder einzelne Wörter zu übersetzten, der Sinn und Christines „Galgenhumor“ kommt so besser an.

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                                                                        • 09.05.2006
                                                                                                                                                        • 849
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                        Zitat von GClaus Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                        Was mir an Deinen Berichten gefällt: sie sind ehrlich, aufschlussreich und mit ein bisschen (Galgen) Humor geschrieben und nach der Art: was ich anfange ziehe ich durch egal was kommt.
                                                                                                                                                        Danke für das Lob! Du hast zwar recht mit dem, was Du mir als Einstellung unterstellst - "was ich anfange, ziehe ich durch, egal was kommt" - aber auf dieser Tour war das gar nicht so schwer. Mir hat diese Wanderung sehr viel Spass gemacht und ich habe kein einziges Mal an Aufgeben gedacht - auch wenn es mal ein paar Durchhänger gab. Im Gegenteil: Dies war eine der entspanntesten Langstreckenwanderungen meiner ganzen Outdoorlaufbah.
                                                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                          Cazorla lebt vom Tourismus. Schon auf dem Weg zu meinem Hotel kam ich an zahlreichen Outdooragenturen vorbei, die 4WD-Touren in den Nationalpark anbieten. Mir war allerdings schleierhaft, wie die da mit ihren Fahrzeugen durchkommen wollten, denn der viele Regen hatte zu zahlreichen Erdrutschen und Steinschlägen geführt, die jetzt die Wege blockierten. Geführte Wanderungen hingegen wurden kaum angeboten....

                                                                                                                                                          Cazorla hat wie üblich eine hübsche alte Altstadt, aber der wichtigste Claim to fame ist wohl die Kirche, von der jetzt alllerdings nur noch die Rückwand übrig ist. Sie ist die einzige Kirche Europas, durch die ein Fluss fließt. Oder wohl eher: unter der ein Fluss fließt. Dieser Fluss entspringt in der Sierra de Cazorla und wird auf seinem Weg durch Cazorla durch einen unterirdischen Kanal geleitet, auf dem eben auch besagte Kirche erbaut wurde. Nur leider hat dieser Fluss der Stadt kein Glück gebracht: Der Fluss wurde durch Steinschläge aufgestaut, und als sich die Felsblockade endlich löste, überschwemmte der Schwall rückgestauten Wassers die ganze Stadt und brachte die Kirche fast komplett zum Einsturz.



                                                                                                                                                          In Cazorla tobt gerade im Winter ein harter Kampf um die Touristen und so hatte ich nicht nur ein günstiges Hotel, sonder konnte im angeschlossenen Restaurant auch recht gut und vor allem billig essen. Die Kellnerin fragte mich immer, ob ich denn zum Essen „Vino Casera“ haben wolle, was ich immer als Hauswein interpretiert hatte. Nur müsste der grammatikalisch korrekt „Vino Casero“ heissen. Die freundliche Kellnerin klärte mich dann auf und verhalf mir zu einem neuen Lieblingsgetränk. „Casera“ ist die Marke einer Zitronenlimonada und Vino Casera daher die spanische Version von einem Radler: Rotwein mit Zitronenlimonade und Eis. Auch Tinto der Verano, also Rotwein des Sommers, genannt, gab es übrigens dann auch bei Lidl für 99 Cent pro 1,5 l.....Kopfschmerzen habe ich davon nie bekommen.

                                                                                                                                                          Die nette Dame in der Touristeninformation verhalf mir gleich zu einem weiteren Aha-Erlebnis. In Spanien bekommt man seine Weihnachtsgeschenke nicht am 24.12., sondern erst 06.01., also zum Dreikönigsfest oder in Spanisch „Los Reyes“. Daher ist in Spanien auch der 26.12. kein Feiertag mehr. Stattdessen werden die Drei Könige mit riesigen Strassenumzügen am 06.01. begangen. Das wollte ich mir natürlich anschauen, aber in Cazorla war ich nun schon 2 Nächte gewesen und wollte nicht noch länger bleiben. Aber wieder mal passte alles: Einen kurzen Tagesmarsch entfernt befand sich Quesada, wo es ein halbwegs billiges Hotel und sogar ein Museum gab. Dort würde ich mir den Umzug anschauen.

                                                                                                                                                          Diese kurze Etappe führte mich größtenteils durch den Nationalpark Cazorla, diesmal allerdings bei strahlendem Sonnenschein. Dabei konnte ich dann an Ansätzen sehen, was ich in den Tagen vorher aufgrund des Nebels verpasst hatte.



                                                                                                                                                          Besonders beindruckend aus der Ferne war die Schlossruine von Cinco Esquinas, also das Schloss mit den 5 Ecken. Die Gegend und auch die von mir nachfolgend durchwanderte Region war jahrhundertelang Grenzregion zwischen Spanien und dem von Arabern besetzten Gebieten.


                                                                                                                                                          Das modernistische Museum in Quesada ist dem dort geborenen Maler Zabaleta gewidmet. Ich gebe ehrlich zu, dass ich vorher noch nie etwas von ihm gehört hatte. Da er allerdings sehr viele Bilder seiner Heimatstadt gemalt hat, poste ich hier keine Photos von Quesada, sondern Bilder von Zabaleta.



                                                                                                                                                          Wie im Hotel so war ich auch im Museum der einzige Besucher. Die Dame an der Kasse war höchst erfreut über mein Interesse an spanischer Folkore und erzählte mir in allen Details von den spanischen Weihnachstgebräuchen. Wie es der Zufall so wollte, bereiteten sich die Drei Könige nämlich gerade in der Tiefgarage unter dem Museum auf den Umzug vor und mir wurde als ausländischer Ehrengast eine Privataudienz mit einem der Heiligen Drei Könige vermittelt. Leider bekam ich kein Geschenk von „Balthasar“, obwohl ich die Frage, ob ich denn das ganze Jahr über brav gewesen sei, wahrheitsgemäß mit „Ja“ beantwortet hatte. Der Umzug wird jedes Jahr von einer anderen Gruppe im Dorf organisiert. Dieses Jahr waren die „Motoristas Medievales“ dran, also die mittelalterlichen Motorradfahrer. Mir war zwar unklar, was Mittelalter mit Motorrädern zu tun hat, aber die Jungs fanden es wohl lustig, in Rüstung und Kettenhemd auf ihren Harleys herumzudüsen und den Festumzug zu begleiten..

                                                                                                                                                          In der Tiefgarage herrschte eifriges Treiben. Der Umzug fand hier nicht mehr wie traditionell auf Pferden statt, sondern auf ganz normalen LKW-Anhängern. Wobei jeder König einen extra Wagen mit seinem persönlichen Tross aus Engeln und Bediensteten hatte, die ihm dann beim Bonbon-Verteilen halfen. Ich hätte gerne noch mit Maria gesprochen, aber die machte gerade Zigarettenpause, bevor sie sich während des ganzen Umzugs um den kleinen Jesus kümmern musste.

                                                                                                                                                          Beim Umzug selbst hielt ich es nicht lange aus, denn die örtliche Musikkapelle spielte gar grauselig und gegen die spanischen Kids, die professionell mit Plastiktüten ausgerüstet auf Bonbonjagd gingen, konnte ich eh nicht mithalten. Ich besuchte stattdessen die Gemeindekirche, in der ein traditionell gekleidetes Jesuskind schon auf den Besuch der Heiligen Drei Könige wartete.



                                                                                                                                                          Insgesamt war diese Drei-Königsnacht eines der interessantesten kulturellen Erlebnisse dieser Wanderung und ich kann jedem nur dringend raten, mal einen dieser Umzüge zu besuchen. Sie finden wirklich in so ziemlich jeder spanischen Stadt Spaniens statt, egal ob groß oder klein.
                                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Freak
                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                            • 05.08.2005
                                                                                                                                                            • 10870
                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                            #78
                                                                                                                                                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                            Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            ... Der Umzug wird jedes Jahr von einer anderen Gruppe im Dorf organisiert. Dieses Jahr waren die „Motoristas Medievales“ dran, also die mittelalterlichen Motorradfahrer. Mir war zwar unklar, was Mittelalter mit Motorrädern zu tun hat, aber die Jungs fanden es wohl lustig, in Rüstung und Kettenhemd auf ihren Harleys herumzudüsen und den Festumzug zu begleiten..
                                                                                                                                                            Eine Anspielung auf "Alte Herren"? Die Harleys würden in diese Zielgruppe passen - jedenfalls wenn ich mir vergegenwärtige, welch Volk bei uns auf diesen Kisten hockt.
                                                                                                                                                            .

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                                                              • 09.05.2006
                                                                                                                                                              • 849
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              Ich verspreche, dass sich das Gejammere über schlechtes Wetter ab jetzt in Grenzen halten wird. Nicht etwa, weil es ab jetzt nur noch gutes Wetter gibt – nein, sondern weil es ab jetzt ein neues Jammer-Thema gibt: Olivenbäume. Der Bezirk Jaen ist weltweit einer der größten Produzenten von Olivenöl. Ab jetzt würden sich die Olivenbaumplantagen bis zum Ende meiner Tour endlos hinziehen. Jeden Tag kam ich an Tausenden von Olivenbäumen vorbei. Olivenbäume, Olivenbäume und noch mehr Olivenbäume. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so auf den Geist gehen würde.


                                                                                                                                                              Die Olivenbäume brachten auch ein kleines Zeltproblem mit sich. Erstens kann man sich in Olivenbaumplantagen nicht richtig gut verstecken, denn die Bäume stehen sehr weit auseinander und es gibt kein Unterholz. Dann gibt es auch keine Streu gleich welcher Art, die einem ein weiches Lager ermöglicht. Entweder man liegt auf steinharter, sonnenverbrannter Erde – oder, nach anhaltendem Regen – im Schlamm. Letzteres war zur Zeit der Fall. Es wurde abends und zu allem Unglück waren die Olivenbaumplantagen jetzt auch noch umzäunt. Ich lief mal wieder Strasse und bog in einen Seitenweg ab, um ungestört vom Verkehr einen Zeltplatz zu finden. Nur leider war der Boden so aufgeweicht, dass ich nirgendwo so richtig zelten wollte. Endlich fand ich einen Platz tief in einer Plantage auf ein bisschen Gras – nur leider total freistehend, so dass am nächsten Morgen mein Zelt wieder mal komplett überfroren war. Ich hatte am Morgen einen etwas hektischen Start, denn ich hörte schon in der Nähe einige Feldarbeiter und wollte schnell fort, bevor sie mich entdeckten.

                                                                                                                                                              Die GR 7-Planer geben immerhin ihr bestes, um dem Oliven-Einerlei etwas Abwechslung zu verschaffen. Hinter Jodar schickt einen der GR 7 steil hoch auf einen Berg (natürlich durch Olivenbäume), von wo aus man dann eine grandiose Aussicht auf das Tal hat (Collage rechts). Nur leider mischt sich ein Wermutstropfen in die schöne Aussicht, nämlich die Frage, wie man jetzt da wieder runter kommen soll. Der Weg endet nach einigen Hundert Metern und man steht vor einem steilen Abgrund. Passenderweise liegt dort unten dann ein Autowrack, das einem während des ganzen Abstiegs vor Augen führt, was einem im Falle eines Absturzes passieren kann. Ganz so schlimm wurde es dann doch nicht, aber dennoch musste man auf den rutschigen Geröllfeldern schon recht vorsichtig sein. Ich jedenfalls war froh, als ich wieder unten ankam – und durch meine heißgeliebten Olivenbäume wandeln durfte. Die Zeltfrage gestaltete sich mal wieder schwierig, zumal ich durch den schwierigen Abstieg etwas hinter meinem Zeitplan herhinkte. Aber auf einer alten Terrasse fand sich dann ein schönes Plätzchen mit grandioser Aussicht auf den Sonnenaufgang (Collage unten links).



                                                                                                                                                              Der nächste Tag brachte mal wieder ein echtes Highlight: Den kleinen Nationalpark Sierra Magina. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel machte das Wandern jetzt richtig Spass. Als ich oben auf dem Pass angekommen war, hatte ich mal wieder einen traumhaften Ausblick. Vor mir konnte ich sogar die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada sehen - und mich freuen, dass ich jetzt nicht durch Schnee stapfen musste, sondern mich auf der tieferliegenden Südvariante befand.



                                                                                                                                                              Während meiner Mittagspause im Sonnenschein hatte ich angesichts dieser Traumkulisse einen regelrechten Glücks-Flash, der mich dann der Berg geradezu hinterhüpfen liess. Allerdings hielt dieser Glückstaumel nicht lange an, denn ich musste leider entdecken, dass der Track auf meinem GPS abgeschnitten war. Da der GR 7 hier in Andalusien so gut wie gar nicht markiert war, war dies eine echte Katastrophe. Und ohne richtigen PC konnte ich das Problem auch nicht beheben. Meine Vermutung bestätigte sich dann einige Wochen später nach meiner Rückkehr nach Deutschland. Der Track dieses Streckenabschnitts hatte mehr als 10.000 Trackpunkte. Und danach schneidet Garmin beim Übertragen auf das Gerät einfach den Track ab. Ich hatte mich darauf verlassen, dass es beim Übertragen eine Fehlermeldung geben würde, aber das war leider nicht geschehen. Und nun stand ich halt für die nächsten Tage ohne Track da....


                                                                                                                                                              Die erste Bewährungsprobe ließ nicht lange auf sich warten. Ich durchquerte abends das Dorf Cambil und musste nun dem Fluss Cambil folgen. Eigentlich eine einfache Sache sollte man denken. Nur: Auf welcher Seite verlief der Weg? Durch heftige Regenfälle in den Vorjahren war der Weg und einige Brücken weggespült worden. Als der Weg im Nichts endete, zeltete ich erst mal, denn ich wollte nicht im Dunkeln durch Flüsse waten müssen. Letztendlich hatte ich Glück. Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass die meisten Brücken wieder aufgebaut worden waren. Ich musste zwar einige Kilometer „bushwhacken“, aber das ist unter Olivenbäumen doch recht einfach. Dennoch war ich froh, als ich das Tal unter einer wenig anheimelnden Autobahnbrücke hindurch wieder verlassen konnte.



                                                                                                                                                              Dafür wurde ich jetzt mit einer unerwartet schönen Strecke belohnt. Zunächst ging es wieder mal durch endlose Olivenbäume, bis der Weg laut meiner Papierkarte abzweigt, um in eineFlusstal abzusteigen. Dieser Abzweig war natürlich in keinster Weise markiert und ich musste mal wieder über Stacheldrahtzaun klettern und durch eine Viehherde durch, bis ich mich auf so etwas wie einem Weg wiederfand. Aber welche Überraschung, als ich am Kamm oben ankam und sich mir der Blick auf das Tal eröffnete. Vor mir lag nicht nur ein enges, dramatisches Flusstal, sondern auch ein Stausee – und vor allem ein wunderbarer uralter Serpentinenpfad hinunter. Durch die vielen Serpentinen war der steile Abstieg gar nicht schlimm und ich musste nur ständig anhalten, um die tolle Aussicht zu genießen. Und unten am Fluss gab es sogar eine passable Brücke. Als ich dann auch noch wenige Stunden später einen Zeltplatz unter Nadelbäumen fand, war mein Glück perfekt.



                                                                                                                                                              Da war es dann auch nicht mehr schlimm, dass sich der letzte Tag bis nach Alcala la Real hinzog wie Kaugummi – natürlich unter Olivenbäumen. Erst ganz zum Schluss tauchte hinter einer Kuppe Alcala auf.

                                                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                • 988
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                Danke für den anschaulichen Bericht. Ich warte gespannt auf die nächsten Etappen. Besonders weil es jetzt in mein geliebtes Andalusien geht.
                                                                                                                                                                Die GR 7-Planer geben immerhin ihr bestes, um dem Oliven-Einerlei etwas Abwechslung zu verschaffen. Hinter Jodar schickt einen der GR 7 steil hoch auf einen Berg (natürlich durch Olivenbäume), von wo aus man dann eine grandiose Aussicht auf das Tal hat.
                                                                                                                                                                Leider hast Du da einen Joke vergeben.

                                                                                                                                                                Die GR 7-Planer geben immerhin ihr bestes, um dem Oliven-Einerlei etwas Abwechslung zu verschaffen. Hinter Jodar schickt einen der GR 7 steil hoch auf einen Berg (natürlich durch Olivenbäume), von wo aus man dann eine grandiose Aussicht auf Olivenbäume hat.

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                  • 13.06.2006
                                                                                                                                                                  • 383
                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                  #81
                                                                                                                                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                  Hallo GT,
                                                                                                                                                                  ich musste herzlich schmunzeln über die Tiefgarage... und Balthasar steht dir wirklich gut

                                                                                                                                                                  Tatsächlich sind die "3 Könige" ein urspanischer Festhöhepunkt für Kinder... und du als Ehrengast in der Garage, das hat schon was!




                                                                                                                                                                  https://www.outdoorseiten.net/fotos/...edeuropa66.jpg

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                    • 13.06.2006
                                                                                                                                                                    • 383
                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                    #82
                                                                                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                    Keine Sorge, es geht jetzt noch einen Monat durch Andalusien.....

                                                                                                                                                                    Zu der "gruseligen" Begegnung: Ich hatte lange überlegt, ob ich das wirklich schreiben soll, denn letztendlich war das ganze ja völlig harmlos. Da ich aber ständig gefragt werde, ob ich denn "so als Frau alleine" keine Angst hätte, wollte ich zeigen, dass diese Begegnung so mit das "schlimmste" war, was mir "so als Frau allein" passiert ist.

                                                                                                                                                                    Wenn ich unterwegs jemandem begegne, dann ist diese Person in der Regel zumindest genauso überrascht wie ich. Dies war auch das "gruselige" an der o.g. Begegnung. Der Mann hatte mich schon erwartet.

                                                                                                                                                                    Bei meinen Outdoorunternehmungen gehören unangenehme Begegnungen bzw. Menschen, die mir Angst machen meist zu zwei Gruppen:

                                                                                                                                                                    Alkoholisierte bzw. sonstwie unter Drogen stehende Gruppen, vor allem Party feiernde Jugendliche: Aus diesem Grund übernachte ich in Europa nur dann in oder an öffentlich zugänglichen Schutzhütten, wenn das Wetter so schlecht ist, dass keine Freiluftparty zu erwarten ist.

                                                                                                                                                                    Obdachlose, vor allem, wenn sie einen geistig verwirrten oder betrunkenen Eindruck machen: Dies ist ein Phänomen, das man weniger in Europa als in den USA oder Australien antrifft. Dort nutzen einige Obdachlose die Trail shelter als Dauerunterkunft bzw. sie wandern teilweise auch den Trail entlang. In der Regel sind diese Begegnungen völlig harmlos und oft habe ich dabei auch schon sehr interessante Lebensgeschichten gehört, aber manchmal sind diese Menschen geistig etwas verwirrt und können zu unerwarteten Handlungen neigen.

                                                                                                                                                                    Mir ist in meiner ganzen Outdoorlaufbahn noch nie auch nur ansatzweise irgendetwas von einem anderen Menschen angetan worden. Ich fühle mich draussen im Wald deutlich sicherer als z.B. in der Großstadt. In der Regel ist die eingebildete Gefahr deutlich größer als die tatsächliche....
                                                                                                                                                                    Peter Altenberg:

                                                                                                                                                                    "Wenn im Wald ein Wolf einem Wolf begegnet sagt er: "Sicher ein Wolf". Wenn Im Wald ein Mensch einem Menschen begegnet sagt er: "Huch, sicher ein Mörder"

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                                      • 09.05.2006
                                                                                                                                                                      • 849
                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                      #83
                                                                                                                                                                      AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                      Zitat von tizzano1 Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      Hallo GT,
                                                                                                                                                                      ich musste herzlich schmunzeln über die Tiefgarage... und Balthasar steht dir wirklich gut

                                                                                                                                                                      Tatsächlich sind die "3 Könige" ein urspanischer Festhöhepunkt für Kinder... und du als Ehrengast in der Garage, das hat schon was!
                                                                                                                                                                      Ich muss zugeben, dass dies wirklich eines meiner Lieblingsfotos des ganzen Trips ist. So gut wie an diesem Abend habe ich mich selten vergnügt. Balthasar hat mir übrigens noch ganz begeistert von seinem Motorrad erzählt, denn schließlich gehörte er ja auch zu den "mittelalterlichen Motorradfahrern".
                                                                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                        • 14.03.2013
                                                                                                                                                                        • 233
                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                        #84
                                                                                                                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                        Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                        Ich hätte gerne noch mit Maria gesprochen, aber die machte gerade Zigarettenpause, bevor sie sich während des ganzen Umzugs um den kleinen Jesus kümmern musste.
                                                                                                                                                                        Herrlich!
                                                                                                                                                                        Ich sehe die ganze Szenerie schon vor mir…

                                                                                                                                                                        Wie immer lese ich mit großer Neugierde und Begeisterung mit.
                                                                                                                                                                        Und den Komplimenten kann ich mich nur anschließen, kurzweilig, humorvoll, informativ - und sehr schön mit Deinen Fotokollagen untermalt.
                                                                                                                                                                        Danke!

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                          #85
                                                                                                                                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                          In Alcala la Real war so wenig los, dass ich sogar ohne Handeln mein Hotelzimmer billiger bekam, als auf der Preisliste angegeben. Leider waren aufgrund der wenigen Touristen auch viele Restaurants geschlossen bzw. hatten kein Tagesmenü mehr im Angebot, so dass meine Hoffnungen auf ein billiges Essen mit Tinto de Verano schwanden. Beim Bummeln durch die Stadt machte ich dann allerdings eine unverhoffte Entdeckung: ein AYCE Chinarestaurant. Nur leider saß da trotz Mittagszeit kein Mensch drin und ich konnte auch kein Buffet entdecken. Bevor ich mich unauffällig wieder verdrücken konnte, hatte mich schon die chinesische Besitzerin entdeckt und versicherte mir eifrig, dass in 10 Minuten das Buffet auf dem Tisch stehen würde. Das kam mir zwar „spanisch“ statt chinesisch vor, aber ich ließ mich dennoch nieder. Und siehe da: in der Küche wurden die Kochlöffel geschwungen und in 10 Minuten standen mehrere frisch zubereitete Gerichte zur Auswahl auf dem Buffet – alles für nur eine Person. Da musste ich natürlich kräftig zulangen.

                                                                                                                                                                          Ich bedurfte auch der Stärkung, denn ich hatte gerade Stunden auf der Festung von Alcala verbracht. Diese Festung ist definitiv das touristische Highlight von Alcala und ein riesiger Komplex mit Festungsmauern, Siedlungsresten und sogar einer überdimensionierten Kirche. Hoch über der Stadt gelegen hatte man außerdem einen grandiosen Ausblick... Die Steine unten rechts in der Collage sind übrigens Kanonenkugeln.... Alcala war jahrhundertelang Grenzstadt zwischen Spanien und dem von den Arabern besetzten Gebiet. Die Festung wechselte so oft den Besitzer, dass ich trotz ausführlicher Beschreibung in den Ausstellungsräumen irgendwann mal den Überblick verlor. Als die Christen die Festung dann endgültig einnahmen, gelang ihnen das nur mit einem Trick: Sie vergifteten die Wasservorräte in den Zisternen....



                                                                                                                                                                          Die nun folgenden fünf Tage Wanderung bis nach Antequera waren definitiv kein Highlight dieser Tour. Dies hat vor allem etwas mit der Landschaft zu tun, denn es ging mal wieder – ihr werdet es schon erraten haben – durch endlose Olivenbaumplantagen. Ich wusste schon gar nicht mehr, was ich fotografieren sollte, denn eigentlich gab es ausser Olivenbäumen nichts zu sehen. Unglücklicherweise war ich nun auch noch gerade zur Zeit der Olivenernte unterwegs, was zudem noch für eine kräftige Geräuschkulisse sorgte. Oliven werden geerntet, indem man zunächst einmal Netze unter den Bäumen auslegt. Dann werden die Äste geschüttelt, so dass die Oliven auf die Netze herabfallen. Traditionell wird mit langen Holzstangen auf die Äste geschlagen. Da dies aber wohl recht anstrengend ist, wird aus dem Schlagen mittlerweile Rütteln mit einer Greifzange mit Motor. Das beständige Surren dieser Motoren hört sich an, als ob man durch einen riesigen Schwarm von Horror-Bienen läuft. Auf den großen Plantagen geht man sogar noch einen Schritt weiter und schüttelt den ganzen Baum mit einem Traktor. Anschließend werden die Bäume noch mal mit einem Rechen „durchgekämmt“. Aber das alles ist noch nicht genug der Geräuschkulisse. Anschließend werden die Bäume dann noch mit der Motorsäge beschnitten. Von friedvoller Atmosphäre also keine Spur. Vor allem frühmorgens und spätabends wurde ich andauernd von Autos mit Anhängern überholt, die die typischen Gerätschaften auf dem Dach transportierten. Manchmal sah ich schon überhaupt keine „normalen“ Autos mehr. Jeder in der Gegend schien sich ausschließlich per 4WD mit Anhänger fortzubewegen.



                                                                                                                                                                          Als ob die eintönigen Olivenbaumplantagen nicht schon genug wären, begann es jetzt auch noch zu regnen. Alle Einheimischen hatten mir einstimmig erklärt, dass es hier in Andalusien monatelang nicht regnen würde. Warum musste nun der ganze Regen des Jahres ausgerechnet im Januar runterkommen? Der Regen verschlimmerte meine Situation nämlich noch zusätzlich. Die Wege verwandelten sich in einen einzigen Schlammpfuhl und das Zelten wurde recht unangenehm. Zwar garantierten die Olivenbaumplantagen ebene Flächen, aber der viele Regen hatte den Boden so aufgeweicht, dass ich völlig einsank. Die vielen Fahrzeuge auf den Plantagen hatten den Boden stellenweise so komprimiert, dass sich riesige Schlammpfützen bildeten. Mein Zelt sah nach ein paar Tagen unbeschreiblich aus. Am schlimmsten war jedoch das Wandern auf den verschlammten Wirtschaftswegen. Ich schleppte an jedem Fuß zusätzlich ein Kilo Lehm mit mir herum. Selbst meine Trekkingstöcke wurden so unnötig beschwert.



                                                                                                                                                                          Einziges Highlight auf dem Weg war ein Zwischenstop in der Barockstadt Priego de Cordoba. Leider kam ich hier an einem Montag an, an dem so ziemlich alles geschlossen war. Ich fragte mich im Dauerregen zu einer der wenigen geöffneten Kirchen durch, um so wenigstens eine trockene Mittagspause zu verbringen. Die Kirche wäre auch so einen Besuch wert gewesen – ein echtes Barockjuwel. Außerdem traf ich in der Touristeninformation auf einen ausgesprochen enthusiastischen Mitarbeiter, der mir sogar eine Wegbeschreibung für die nun folgende Strecke ausdruckte. Die war auch dringend nötig, denn wie schon geschrieben hatte ich ja idiotischerweise keinen GPS-Track für die Strecke. Ausserdem schenkte er mir sogar noch ein Probefläschen Olivenöl, denn oh Wunder – Olivenöl war die Spezialität der Region!



                                                                                                                                                                          Wohlausgerüstet machte ich mich wieder auf den Weg in froher Erwartung einer Wegstrecke, die ausnahmsweise mal nicht durch Olivenbäume führen sollte. Es fing ganz gut damit an, dass es durch alten Eichenwald ging. Nur leider schickten mich die GR 7-Planer dann steil bergauf und querfeldein. Angesichts der zahllosen Tierpfade, die die Weidetiere hier hinterlassen hatten, war die Wegsuche nicht ganz einfach. Wie üblich war ich mal wieder viel später dran als geplant und konnte bei Einbruch der Dunkelheit weder einen Zeltplatz noch den Weg finden. Entnervt gab ich auf und zeltete mal wieder – unter Olivenbäumen....



                                                                                                                                                                          Am nächsten Morgen erwachte ich unter meinem Olivenbaum im dicksten Nebel. Ich konnte kaum den nächsten Olivenbaum sehen.....Ich beschloss, das Handtuch zu schmeißen. Es war zu frustrierend, im dichten Nebel einen kaum markierten und/oder total überwachsenen Weg zu suchen. Ich stieg über die Wirtschaftswege zwischen den Olivenbäumen ab und lief auf der Straße bis zum nächsten Ort.

                                                                                                                                                                          Die Markierung des GR 7 war hier wie in ganz Andalusien eine Katastrophe. Ich hatte es aufgegeben, nach Markierungen zu laufen, denn erstens waren die nie da, wenn man sie brauchte, und zweitens waren sie in vielen Fällen auch noch schlicht falsch. Mehrere Male führten sie mich in eine totale Sackgasse und ich musste kilometerlang zurückgehen. Selbst die imposanten Wegweiser dienten eher der Deko denn der Wegführung. So zeigt das Schild in der Collage unten rechts einfach mal in die völlig falsche Richtung. Ich lief nur noch nach GPS und Karte, es sei denn, ich befand mich auf einem neu angelegten und mit EU-Mitteln finanzierten GR. Die waren nun ausgesprochen gut markiert und mit Schildern versehen, wie z.B. der GR 249 „Gran Senda de Malaga“ auf der Collage oben rechts. Ich war nämlich mittlerweile in den Bezirk Malaga vorgedrungen und dabei auf diesen neuen Rundwanderweg gestoßen, der einmal den gesamten Bezirk umrundet.

                                                                                                                                                                          Zu allem Überfluss wird der GR 7 auch so gut wie gar nicht gepflegt, wie ich an einem regnerischen Nachmittag vor Cuevas de San Marco feststellen musste. Meine Karte sagte mir, dass der GR 7 auf einer alten gesperrten Strasse durch eine enge Schlucht führen würde. Wie durch ein Wunder tauchten sogar GR 7-Markierungen auf. Dann folgten Schilder mit „Strasse gesperrt“. Nun gut, dass würde wohl nur den Autoverkehr, aber wohl nicht die Wanderer betreffen. Denkste! Wenig später stand ich vor der engen Schlucht und sah voll Erstaunen, dass die komplette Strasse abgerutscht und in die Schlucht gestürzt war. Am verbliebenen Steilhang würde ich selbst als Bergziege nicht durchkommen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als querfeldein durch Olivenbaumplantagen außen herumzulaufen. Mein einziger Trost war, dass bei diesem Schietwetter keiner unterwegs war, um mich dabei zu beobachten, wie ich durch knöcheltiefen Lehm stapfte. Auf der Collage links sieht man übrigens ein ähnliches Desaster. Die zufällig mal vorhandenen GR-Markierungen hatten mich geradewegs zu dieser Brücke geführt, die aber wohl schon seit längerem weggespült worden war. Glücklicherweise war es nicht schwer, an dieser Stelle einfach durch den Bach zu waten.



                                                                                                                                                                          Auch meine Nachtruhe unter Olivenbäumen wurde fast täglich gestört – und zwar durch lautes und anhaltendes Hundebellen. Spanien ist ein echtes Hundeland. Auf dem Land hat fast jeder einen Hund, meistens aber sogar mehrere. Immer wenn ich an einem Bauernhof vorbeikam, wurde ich zunächst von einem vierbeinigen Begrüßungskomite empfangen. Ich verlor bald meine anfängliche Angst, denn die Hunde waren immer harmlos. Meist reichte schon ein strenger Blick und sie verzogen sich mit eingezogenem Schwanz. Interessanterweise scheint in Spanien jeder Bauer eine Art Schuppen zu besitzen. Dort werden Hühner oder Ziegen gehalten, Gemüse angepflanzt oder ganz einfach nur Werkzeug und Maschinen gelagert. Diese Schuppen sind umzäunt und werden in 99% aller Fälle von Hunden bewacht. Der Besitzer kommt nur einmal am Tag zum Füttern vorbei – den Rest der Zeit langweilen sich die Hunde und bellen zur allgemeinen Unterhaltung. Und das nächtelang.... Merke: Gehe nie Wildzelten in Spanien ohne Ohrenstöpsel.

                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von German Tourist; 05.04.2014, 17:53. Grund: Bild verschoben
                                                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                            • 849
                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                            #86
                                                                                                                                                                            GR 7 Nordvariante

                                                                                                                                                                            Auf dem ganzen GR 7 ist der Abschnitt durch Andalusien der beliebteste. Hierfür gibt es sogar einen englischen Cicerone-Führer. Ich weiss zwar nicht, ob dieser Führer nun der Anlass oder eher das Ergebnis dieser Beliebtheit ist, aber Fakt bleibt, wenn Leute auf dem GR 7 in Spanien wandern, dann tun sie es in Andalusien. Auch die Anfragen auf meinem Blog beziehen sich fast ausschließlich auf Andalusien.

                                                                                                                                                                            Wie schon beschrieben gabelt sich der GR 7 in Andalusien in eine Nord- und Südvariante. Erst am Ende kommen die beiden Varianten wieder zusammen und führen gemeinschaftlich nach Tarifa. Also, welche Variante sollte man nun wählen.

                                                                                                                                                                            Ich hatte mich aus ganz speziellen Gründen für die Nordvariante entschieden, kann davon aber anderen Wanderern eigentlich nur abraten. Die Nordvariante ist bei weitem nicht so interessant wie die Südvariante - schlecht markiert sind sie allerdings beide.....

                                                                                                                                                                            Auf der Nordvariante domineren die endlosen Olivenbaumplantagen, was auf Dauer einfach langweilig wird. Selbst mir gingen die Olivenbäume total auf die Nerven. Dazu ist der Anteil an Strasse relativ hoch. Zwar läuft man nie auf viel befahrenen Straßen, sondern eher auf verlassenen Nebenstraßen, aber Asphalt ist und bleibt schlecht für die Füsse. Landschaftlich gesehen gibt es nur zwei Highlights: Die Nationalparks Cazorla und Sierra Magina, wobei die Sierra Magina in weniger als einem Tag durchwandert ist.

                                                                                                                                                                            Die Städte entlang des Weges sind bis auf zwei Ausnahmen auch nicht gerade herausreißend: Alcala la Real und Priego de Cordoba.

                                                                                                                                                                            Der einzige Grund, die Nordvariante zu laufen, ist der wenige Schnee aufgrund der niedrigeren Lage. Wer aber nicht wie ich im tiefsten Winter unterwegs ist, für den wird das kein Argument sein.

                                                                                                                                                                            Daher meine Empfehlung:

                                                                                                                                                                            Wer den ganzen GR 7 laufen will, der sollte die Südvariante wählen.
                                                                                                                                                                            Wer einfach nur in Andalusien in den Bergen wandern will, dem empfehle ich wärmstens den nagelneuen GR 247 "Bosques del Sur", der fast komplett durch den wunderschönen Nationalpark Cazorla verläuft.
                                                                                                                                                                            Wer in Andalusien im tiefsten Winter wandern will, sollte den nagelneuen GR 249 "Gran Senda de Malaga" probieren. Der ist viel besser markiert als der GR 7 und verläuft so niedrig, dass er das ganze Jahr über begehbar ist.
                                                                                                                                                                            Wer einfach mal ein Stück des GR 7 laufen will, der sollte sich eher in Valencia versuchen. Landschaftlich mindestens genauso schön wie Andalusien, besser markiert, fast nur Pfade statt Straße und und vor allem total interessante Städte entlang des Weges.

                                                                                                                                                                            In meinem Bericht geht es jetzt bald weiter mit dem Endspurt nach Tarifa.
                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von German Tourist; 06.04.2014, 08:42.
                                                                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                              Antequera war eine der schönsten Städte entlang des GR 7 und ich hatte von Anfang an vor, mindestens 2 Tage zu bleiben. Der Zimmerpreis von 22 EUR in meinem Hotel erleichterte mir diese Entscheidung zusätzlich.... Antequera ist eine einzige Touristenattraktion, mit vor allem zwei herausragenden Claims to Fame: die vielen Hügelgräber in der Region und die Stadt mit den meisten Kirchen Spaniens.


                                                                                                                                                                              Entsprechend ist die Touristeninformation auch auf die Anstürme ausländischer Touristen vorbereitet und gab mir genug Futter für ein ausgiebiges Besichtigungsprogramm. Ich begann zunächst mal mit den Hügelgräber, die sich etwas außerhalb des Zentrums befinden. Obwohl natürlich geschichtlich total interessant und eine beeindruckende, machen die steinzeitlichen Grabanlagen nicht wirklich viel her - in wenigen Minuten hat man alles gesehen.


                                                                                                                                                                              Viel spannender hingegen ist da die Geschichte des Pena de Enamorados, also der Berg der Verliebten. Diese hervorstechende Bergformation - eine Art spanischer Ayers Rock - diente schon den Steinzeitmenschen als wichtiges Navigationsmerkmal und nicht umsonst sind ihre Hügelgräber auf diesen Stein ausgerichtet. Heutzutage braucht sich der Tourist allerdings nicht mehr an diesem Felsen zu orientieren. Man fragt sich besser zur Repsol-Tankstelle durch, die sich mittlerweile direkt neben den Hügelgräbern befindet.

                                                                                                                                                                              Die Legende erzählt allerdings noch eine höchst romantischen Geschichte, die zum Namen des Felsen führte. Ein christlicher Ritter verliebte sich in eine Araberprinzessin und da die Eltern nicht gerade begeistert von dieser Beziehung waren, brannten die beiden einfach durch. Natürlich wurden sie von den Truppen des Vaters verfolgt und so versuchten sie sich, auf den besagten Fels zu retten und zu verstecken. Leider gelang diese Finte nicht. Die Truppen ritten nicht am Fels vorbei, sondern starteten die Suche dort. Den beiden war klar, dass der christliche Ritter aus Rache getötet werden würde – und so stürzten sie sich gemeinsam von dem steil abfallenden Felsen in den Tod.


                                                                                                                                                                              Am nächsten Tag schloss ich mich einer Touristenführung an, um die zahlreichen Kirchen Antequeras zu erforschen. Das ganze erfordert einen ziemlichen Aufwand an strategischer Planung, denn die Kirchen sind alle zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet. Die Gruppe war nur klein und so stellte ich hemmungslos alle möglichen Fragen. Am Ende der fast dreistündigen Tour wollte mir die Führerin sogar noch ihre Telefonnummer geben, für den Fall, dass ich noch mehr Fragen hätte....Ich befürchte mal, dass das wohl ironisch gemeint war.



                                                                                                                                                                              Leider versprach der Wetterbericht immer noch ziemlich drastisches Wetter für den nächsten Tag: Heftige Winde! Da mittlerweile klar war, dass ich in jedem Fall vor meinem gebuchten Rückflug fertig werden würde und noch ein paar Tage aussitzen müsste, beschloss ich, noch einen Tag dranzuhängen – obwohl ich eigentlich gar nicht mehr ruhebedürftig war. Und in Antequera hatte ich nun auch schon alles gesehen. Ich beschloss daher, einen Tagesausflug nach Malaga zu machen. Ich verbrachte den Tag in den dortigen Museen, so dass mich auch der heftige Wind nicht störte. Am nächsten Tag ging es dann aber endlich wieder auf Wanderschaft.

                                                                                                                                                                              Die nächsten drei Tage bis nach Ronda waren zwar ganz nett, aber auch kein besonderes Highlight. Zunächst ging es natürlich mal wieder durch Olivenplantagen. Ich befürchtete schon, des Nachts schon wieder unter einem Olivenbaum zu landen, aber gegen Abend kam ich an der Schlucht von El Chorro ein. Wie sich später herausstellte, ist diese Schlucht ein international beliebtes Klettergebiet Ich war vor allem vom Nadelwald begeistert, der mir ein weiches Nachtlager bescherte. Und am nächsten Morgen wurde ich dann noch mit einem traumhaften Sonnenaufgang belohnt.


                                                                                                                                                                              Der Weg führte nun hinunter in den Ort El Chorro und den dazugehörigen Stausee. In dem kleinen Kaff kam ich an mehreren Unterkünften für Kletterer vorbei, die sich alle nicht nur in Spanisch, sondern auch in Englisch bewarben. Und selbst jetzt, im tiefsten Winter, begegnete ich allerlei Outdoor-gestylten Menschen, wobei hier vor allem Klettern und Mountainbiken betrieben wird. Unten am Stausee angelangt, ging es für mich nun leider wieder steil hinauf..



                                                                                                                                                                              Ich lief durch die übliche südspanische Mondlandschaft, aber der viele Regen hatte auch sein gutes gehabt. Viele Stellen waren mit einem zarten Grün überzogen – ein für das sonnenverbrannte Südspanien eher seltener Anblick. Neben den üblichen Olivenbäumen gab es hier auch viele Mandelbäume, die erstaunlicherweise bereits jetzt im Januar zu blühen begannen. Und, oh Wunder – hier wurde sogar Getreide angebaut. Ich war Mitte Januar also scheinbar im südspanischen Frühling gelandet. Es war sogar noch mehr Regen gemeldet, aber ich schien dieses Mal immer Glück zu haben. Jeden Abend tauchten prompt Nadelbaumanpflanzungen auf alten Terrassen auf, also ein idealer Ort zum Wildzelten! Vom Regen kriegte ich unter den Bäumen nicht so viel mit.

                                                                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Eigentlich hätte ich nicht schon wieder einen Ruhetag gebraucht, aber Ronda ist eine so große Touristenattraktion, dass ich mir das nicht entgehen lassen wollte. Ronda ist vor allem wegen zweier Dinge so bekannt. Die riesige Stierkampfarena und die „Puente Nuevo“ über die Schlucht des Tajo. Immerhin war letzteres umsonst zu besichtigen. Ich wunderte mich nur, warum der Weg zum Aussichtspunkt nun ausgerechnet Paseo Kazunori Yamauchi hieß. Was hatte ein Japaner mit dieser alten Brücke in Spanien zu tun. Die Antwort war ernüchternd. Yamauchi war ein Computerspiel-Designer, der diese Brücke in Ronda in eines seiner „Autorennen-Spiele“ eingebaut hatte.... Aufgrund der daraus resultierenden Beliebtheit der Brücke wollte die Stadt ihm wohl ein Denkmal setzen. Moderne Zeiten auch in Spanien.



                                                                                                                                                                                Insgesamt war ich von Ronda nicht ganz so beeindruckt. Obwohl sicherlich ganz nett, hatten mir andere spanische Städte entlang des GR 7 viel besser gefallen – und waren auch bei weitem nicht so überlaufen.

                                                                                                                                                                                Ich hatte jetzt nur noch wenige Tage bis Tarifa – aber so kurz vor Schluss sollte ich noch ein großes und völlig unerwartetes Problem bekommen. Seit Tagen hatte ich leichte undefinierbare Ohrenschmerzen. Da ich in weniger als 2 Wochen fliegen würde, beunruhigte mich dies zunehmend. Wer schon mal mit Erkältung oder Ohrenentzündung geflogen ist, weiss, wovon ich rede. Wenn das Ohr den Druckausgleich beim Fliegen nicht mehr durchführen kann, dann spannt sich das Trommelfell schmerzhaft – bis hin zum Platzen. Ich kaufte mir in der Apotheke homöopathische Ohrentropfen, die allerdings nur bewirkten, dass noch zwei Tage danach alles nach Nelke schmeckte. Im Gegenteil: Als ich am Morgen meines geplanten Aufbruchs aufwachte, hörte ich auf dem schmerzenden Ohr nur noch sehr reduziert. Es half also nichts – ich musste zum Arzt. Per Smartphone hatte ich sogar schon eine entsprechende HNO-Praxis gefunden.

                                                                                                                                                                                Ich marschierte also zur Hotelrezeption und wollte mir den Weg erklären lassen, als mir das Schicksal mal wieder einen typisch spanischen Streich spielte. Heute war in Ronda „Fiesta“ zu Ehren wer-weiß-welcher-Heiligen – und daher war alles geschlossen. Doch der ausgesprochen hilfsbereite Hotelmanager munterte mich sogleich wieder auf. Ich hätte sowieso nicht zu dieser Arztpraxis gehen sollen, denn eine Privatbehandlung dort sei sehr teuer. In Spanien sind für die Touristen nämlich in erster Linie gar nicht die Hausärzte zuständig, sondern die Notaufnahmen der Krankenhäuser und Gesundheitszentren. Und die würden mich auch umsonst behandeln. Ich konnte dies zuerst gar nicht glauben und empfand meine Ohrenschmerzen jetzt auch nicht als so lebensbedrohlich, dass ich deswegen in die Notaufnahme müsste. Aber der Hotelmanager überzeugte mich schließlich. In seiner Laufbahn hätte er schon einige Gäste dorthin geschickt und alle wären dort umsonst behandelt worden.

                                                                                                                                                                                Ich machte mich also auf den Weg und siehe da: An diesem Feiertag warteten schon einige andere spanische Patienten auf den Arzt. Von mir wollte man nur meinen Ausweis sehen. Nach gerade mal einer halben Stunde warten kam ich dann auch schon dran. Und dann erwartete mich auch schon die nächste Überraschung: Die junge spanische Ärztin hatte einige Semester in Berlin an der Humboldt-Uni studiert, also in meiner alten Heimat. Sie war immer noch ganz begeistert von Deutschland und vor allem von Berlin – und sehr frustriert und von ihrer Situation in Spanien. Das Ende vom Lied: Wir plauderten eine halbe Stunde lang über Gott und die Welt, aber sie hatte anscheinend nur wenig Lust, in mein Ohr zu schauen.... Am Ende konnte ich sie dann doch überzeugen und sie diagnostizierte eine Gehörgangsentzündung und verschrieb Tropfen. Geld wollte ausser dem Apother tatsächlich niemand für die Behandlung haben.

                                                                                                                                                                                Frohen Mutes wanderte ich dann noch am selben Vormittag aus der Stadt. Dabei konnte ich zunächst mal die tolle Aussicht vom hochgelegenen Ronda auf die Umgebung genießen.


                                                                                                                                                                                Auch danach ging es wunderschön bei strahlend blauem Himmel durch einen Nationalpark weiter. Doch irgendwie war ich nicht so recht bei der Sache. Die Ohrenschmerzen und meine partielle Taubheit irritierten mich total und ich konnte die schöne Landschaft gar nicht so recht genießen.



                                                                                                                                                                                Zudem stellte sich auch bald wieder das übliche Zeltproblem. Hier war wieder mal alles eingezäunt, was auf weidende Kühe schließen ließ. Immer wenn ich mal wieder einen Stacheldrahtzaun überwunden hatte und auf kuhfreies Gebiet hoffte, stieß ich schon wieder auf Kuhfladen. Selbst bei einer alten Steinhütte konnte ich keinen adäquaten „Kuhschutz“ finden. Aufgrund meiner Taubheit erschreckte ich mich auch einige Male ganz heftig, denn ich hörte nicht, wenn sich eine Kuh von hinten an mich „heranschlich“. Beim letzten Tageslicht überkletterte ich mal wieder einen Stacheldraht mit Steinmauer, zerriss mir halb die Hosen, aber war nun immerhin endlich in kuhfreiem Gebiet.


                                                                                                                                                                                Ich schlief sehr schlecht in dieser Nacht, denn das Ohrenproblem verfolgte mich. Entgegen der Arzt-Prognose hörte ich am nächsten Morgen immer noch nicht besser. Ich musste nun eine Entscheidung treffen. Am Nachmittag würde ich durch Ubrique kommen, was auch über ein Gesundheitszentrum verfügte. Danach würde ich für den Rest der Strecke bis Tarifa an keinem Arzt mehr vorbei kommen.

                                                                                                                                                                                Den ganzen Tag über hoffte ich noch inständig, dass mein Ohr nun endlich „ploppen“ würde und ich endlich wieder vernünftig hören könnte. Aber leider passierte nichts dergleichen. Also ging ich in Ubrique zur Notaufnahme des Gesundheitszentrums, nachdem mir in der Touristeninformation noch mal bestätigt worden war, dies die tatsächlich für Touristen zuständig sind. Diesmal wollte man nicht mal meinen Ausweis sehen. Arztkonsultationen von Touristen sind in Spanien wirklich umsonst. Diesmal musste ich allerdings länger warten. Der Arzt verkündete mir nach einem Blick in mein Ohr dann auch ein schlimmes Urteil: Mittelohrentzündung. Vor allem angesichts meines anstehenden Fluges sackte mir das Herz in die Hose. Ich war auch überhaupt nicht davon begeistert, dasss ich jetzt Antibiotika nehmen sollte. Immerhin verkündete mir der Arzt, dass mit etwas Glück die Sache bis zu meinem Flug ausgestanden sein könnte.

                                                                                                                                                                                Schweren Herzens taperte ich zur nächsten Notapotheke, wo ich mir gegen Rezept und Bezahlung Antibiotika und Ibuprofen abholte – und dann auch gleich widerwillig einnahm. Für die Schönheit von Ubrique hatte ich nun keinen Blick mehr. Ich lief noch am örtlichen Lidl vorbei, kaufte Proviant für den Rest der Tour und nahm die letzten Wandertage in Angriff.
                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von German Tourist; 09.04.2014, 14:20. Grund: Rechtschreibfehler korrigiert
                                                                                                                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                  • 30.01.2010
                                                                                                                                                                                  • 278
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                  Na, hoffentlich wirken die Antibiotika schnell!

                                                                                                                                                                                  OT: Eine kleine Ergänzung: Yamauchi ist selbst auch Rennfahrer, und seine Spiele-Serie "Gran Turismo" muss eher als Rennsimulation denn als Rennspiel bezeichnet werden.
                                                                                                                                                                                  Und bei über 70.000.000 verkauften Spielen kommen bestimmt wirklich viele Touristen seinetwegen nach Ronda

                                                                                                                                                                                  So, nun aber zurück zu Deinem schönen Bericht!

                                                                                                                                                                                  LG Anna
                                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von gearfreak; 10.04.2014, 08:57. Grund: falsche Zahl

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                    • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                    • 849
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                    @Gearfreak

                                                                                                                                                                                    Ronda ist noch auf andere Weise mit dem Rennsport verbunden. Als ich in die Stadt hineinlief, musste ich die letzten Kilometer entlang einer doch recht viel befahrenen Strasse gehen. Ich war davon ziemlich genervt, denn neben der Strasse war ein wunderschönes Stück Land - nur leider mit Stacheldraht eingezäunt und zahlreichen Warnschildern versehen. Ich grübelte lange, um was es sich bei diesem riesigen Gelände wohl handeln könnte. Wieder mal ein privater Jagdgrund? Oder ein Golfplatz? Überall am Zaun prangte das Logo "Ascari" und als ich das später googelte, fand sich des Rätsels Lösung.

                                                                                                                                                                                    Hier direkt vor Ronda befindet sich der Ascari Race course. Da dort zu diesem Zeitpunkt keine Rennen gefahren wurden, gab es auch keine verräterische Geräuschkulisse, sonst wäre ich schon eher draufgekommen. Ob das wohl auch den guten Yamauchi inspiriert hat?
                                                                                                                                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                      • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                      • 849
                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                      Ich verließ Ubrique recht bedrückt und so kam trotz des nahen erfolgreichen Abschlusses meiner Tour kein so rechtes Hochgefühl auf. Ich fragte mich stattdessen die ganze Zeit, wie ich wohl zurück nach Deutschland kommen sollte, wenn meine Ohrenentzündung bis dahin noch nicht abgeklungen sein würde. Nach einigen Kilometern Straße ging es dann in endlose Korkeichenwälder, die auch noch alle aktiv bewirtschaftet wurden. Wirklich jede Eiche war bis auf etwa Kopfhöhe beschnitten worden – ein höchst skuriles Bild. Dennoch haben diese alten Eichenwälder etwas von verwunschenem Märchenwald. Der Wald wurde aber nicht nur zur Korkernte genutzt, sondern leider auch als Viehweide und so begann mal wieder meine Suche nach einer kuhfreien Zone.



                                                                                                                                                                                      Am nächsten Morgen war mein Ohr zwar noch nicht besser, dafür ging es erst mal auf richtig schönen Pfaden weiter. Selbst was auf meiner Karte als Asphaltstraße eingetragen war, entpuppte sich als besserer Feldweg (siehe Collage rechts). Nur leider wollte sich das Wetter auch am Ende meiner Tour nicht von seiner besten Seite zeigen. Es regnete mal wieder. Und so bekam ich auch vom berühmten Castillo de Castellar nicht viel mit. Es war nicht nur regnerisch – mir war auch schlichtweg das Wasser ausgegangen. So frohlockte ich förmlich, als ich neben der berühmten Burg eine öffentliche Toilette erspähte. Wasserversorgung und Regenschutz waren mir jetzt sicher. Und so verbrachte ich meine Mittagspause auf diesem Wunderklo und recherchierte alternative Heimreisewege nach Deutschland, während ich auf das Ende des Regens wartete. Naja, als thruhiker kann mir halt auch eine öffentliche Toilettenanlage zu Glücksgefühlen verhelfen....
                                                                                                                                                                                      Der Abstieg von der Burg ins Tal erfolgte dann auf einem vorbildlich gepflasterten historischen Weg (siehe Collage Mitte), was sich allerdings sehr schnell ändern sollte. Den Rest des Tages musste ich dann neben einer vielbefahrenen Straße laufen – immerhin jedoch auf einem Radweg (siehe Collage links). Auf dem GR 7 gibt es halt viel Abwechslung.



                                                                                                                                                                                      Das lange Straßenstück wurde mir vor allem durch die vielen Störche versüßt. Ungelogen – auf wirklich jedem Strommast saß hier ein Storchennest. Gegen Abend konnte ich dann endlich von der vielbefahrenen Straße auf eine Nebenstraße abbiegen und nun begann wieder die Suche nach einem kuhfreien Zeltplatz. Leider gestaltete sich die an diesem Abend als höchst beschwerlich. Hier war wirklich alles eingezäunt und dahinter zeugten zahlreiche Kuhfladen von der Präsenz meiner vierbeinigen Campingfreunde. Ich suchte fast eine Stunde lang bis in den Sonnenuntergang hinein, bis ich dann endlich unter einer großen Strommastenanlage fündig wurde. Der Zeltplatz war zwar so gar nicht idyllisch, dafür aber aufgrund einer nahen Straßenbaustelle garantiert kuhfrei.

                                                                                                                                                                                      Viel mehr Freude als die Kühe bereiteten mir allerdings die Schweine auf diesem letzten Wegabschnitt. Die Schweine in Spanien sind komplett schwarz und scheinen ein geradezu idyllisches Leben in den Eichenwäldern zu führen, wo sie oftmals frei herumlaufen. Sie ließen sich auch nicht durch eine Wanderin in ihrer Mittagspause stören.



                                                                                                                                                                                      Mit Baustellenlärm brach dann mein vorletzter Tag auf dem Trail an und natürlich hatte der GR 7 auch noch ganz am Schluss einige Überraschungen für mich in petto. Frohen Mutes folgte ich den tatsächlich mal vorhandenen Markierungen – und stand plötzlich vor einem riesigen verschlossenen Tor mit „Betreten verboten“-Schild. Dabei waren sich mein GPS und meine Karte mal ausnahmsweise einig: Hier sollte der Weg langgehen. Ich kannte das Spiel ja nun schon und versuchte, eine Wegalternative zu finden. Nur leider war hier ein Fluss im Weg. Ich irrte durch einen verlassenen Bauernhof, wo mich ein Ferkel freundlich begrüßte. Ich schlug mich im Gestrüpp bis zum Fluss durch und suchte eine geeignete Stelle zum Furten. Aber es half alles nichts: Barfuß furten war zu schwierig und so bekam ich noch am letzten Tag nasse Schuhe und Socken. Dann noch kurz mit nervösem Herzklopfen über eine Kuhweide und über einen Stacheldrahtzaun – und ich war wieder auf dem offiziellen Weg.

                                                                                                                                                                                      Wenige Stunden später begegnete mir dann die nächste Überraschung in Form eines belgischen Pärchens. In den drei Monaten, die ich durch Spanien gelaufen war, war mir kein einziger anderer Langstreckenwanderer begegnet. Die wenigen Wanderer, die ich sah, waren fast ausschließlich Wandergruppen auf Tagesausflug – und deren Anzahl konnte ich auch an einer Hand abzählen. Die beiden Belgier waren vor zwei Tagen losgelaufen und ahnten noch nicht, was der GR 7 für sie bereit hielt. Ich warnte sie zumindest vor der Flussüberquerung, bevor ich mich meinem eigenen Problem zuwandte. Der Wetterbericht für meine letzte Nacht auf dem GR 7 war nämlich alles andere als rosig. Es sollte mal wieder einen heftigen Sturm mit ergiebigen Regengüssen geben.

                                                                                                                                                                                      Nun heißt Tarifa ja nicht umsonst „wind capitol of the world“. Um mir das nochmals deutlich vor Augen zu führen, tauchten auch schon bald riesige Windparks vor mir am Horziont auf – und ich hatte mal wieder ein Zeltproblem. Alles war abgezäunt mit Kuhweiden dahinter. Die bewaldeten Gebiete lagen bereits hinter mir – und zurück laufen wollte ich jetzt auch nicht mehr, denn am nächsten Tag wollte ich möglichst frühzeitig in Tarifa ankommen. Aber Weitergehen würde mich direkt an einen ungeschützten Windpark führen. Die Lösung kam in recht unidyllischer, aber sehr praktischer Form. Zwischen Schotterstraße und Stacheldrahtzaun gab es in der Regel einen schmalen Streifen mit undurchdringlichen Buschwerk. Aber an einer Stelle hatten sich wohl Tiere eine Art Trampelpfad geschaffen – in den so gerade mit Ach und Krach und ein wenig Nachhelfen mein Zelt passte. Leider musste ich zwar erst ein wenig Müll wegräumen, aber am Ende war ich doch sehr glücklich mit meinem geschützten Zeltplatz. Ich war wirklich fast komplett mit Büschen umgeben und darüberhinaus konnten mir auch keine schweren Äste nachts auf den Kopf fallen. Etwas unangenehm war allerdings, dass ich mich gerade mal 1,5 m von der Straße entfernt befand. Bis zum Abend kamen immer mal wieder Autos vorbei, die mich in meinem Versteck aber natürlich nicht entdeckten. Gegen drei Uhr morgens brach der Sturm dann los und ich war heilfroh um meinen windgeschützten Platz. Es regnete bis in den Morgen hinein, und so war es dann schon fast 10 Uhr, als ich endlich aufbrach.



                                                                                                                                                                                      So schnell wie der Sturm gekommen war, verschwand er auch wieder. Schon mittags konnte ich alle Regenkleidung ablegen und wanderte in strahlendem Sonnenschein – immer wieder begrüßt von freundlichen freilaufenden Schweinen. Endlich kam dann auch das Meer in Sicht. Das Ziel war jetzt schon in Sichtweite. Unten am Strand angekommen verkündete ein letztes GR 7 Schild „Tarifa2 h“. Leider waren diese zwei Stunden noch recht zäh. Zwar gab es zunächst einen wirklich sehr schönen alten Wald direkt am Traumstrand, der Schutz vor den heftigen Winden bot. Am Strand selbst zu laufen, sah zwar idyllisch aus, war aber höchst anstrengend – und bald auch unmöglich, denn ständig kam ich an Inlets, die ich zu Fuß nicht überqueren konnte. Nachdem ich mehrere Abstecher zur Küstenstraße machen musste, um diese Inlets auf einer Brücke zu überqueren, hatte ich die Schnauze voll. Ich lief die restlichen Kilometer entlang der Straße nach Tarifa.



                                                                                                                                                                                      Obwohl dies das Ende einer 5-monatigen Wanderung war, stand mir der Sinn erst mal mehr nach einer Dusche und etwas Anständigem zu essen denn nach Abschlussphotos. Ich musste sowieso eine Nacht in Tarifa übernachten, um am Morgen Bus zu nehmen. Also widmete ich mich am Nachmittag erst mal der Erholung und feierte das Ende meiner Wanderung mit einem ausgezeichneten Essen im vegetarischen Restaurant von Tarifa. Am nächsten Morgen war es sonnig, aber windig und kalt. Ich zog nun los, um am südlichsten Punkt Europas ein passendes Abschlussphoto zu machen.

                                                                                                                                                                                      Das gestaltete sich aber schwieriger als gedacht. Der eigentlich südlichste Punkt Europas liegt auf der Isla Palomas an einem Leuchtturm. Die Insel ist über einen Damm mit dem Festland verbunden – allerdings ist die eigentliche Insel seit Jahren für Besucher gesperrt. Und so stand ich mal wieder vor einem Zaun mit Schild „Betreten verboten“. Immerhin gab es zwei Motive von Bedeutung: Erst mal ein jämmerliches blaues Schild mit Landkarte, das dem Betrachter in mehreren Sprachen verkündete, dass man sich hier am südlichsten Punkt Europas befand. Und natürlich der aufgeschüttete Straßendamm selbst, der den atlantischen Ozean vom Mittelmeer teilte. Ich versuchte mich an Selfies mit wechselndem Hintergrund, was aber aus mehreren Gründen recht beschwerlich war. Erst mal wehte ein heftiger Wind, dem meine Frisur nicht so ganz standhalten konnte. Und je länger ich mit meiner Handyknipse herumhantierte, desto kälter wurde mir. Nach einer halben Stunde gab ich auf – ich hatte genug von Zielphotos und beschloss hier und an dieser Stelle, dass meine Wanderung nun für diese Saison beendet sei.



                                                                                                                                                                                      Nur diese letzte Meeresaufnahme musste dann doch noch sein. Was wie ein eher langweiliger Blick auf Meer und Himmel aussieht, hat eine tiefere Bedeutung... Das Land am Bildhorizont ist nämlich schon Afrika....


                                                                                                                                                                                      Obwohl das Ende dieser Wanderung, ist dies noch nicht das Ende des Berichts. Ich werde noch ein bisschen was über meine ohrenbedingte beschwerliche Heimfahrt schreiben und noch eine kurze Zusammenfassung und Statistik liefern - und natürlich Fragen beantworten. Außerdem wird es dann ja im nächsten Jahr weitergehen mit Teil 2 dieser Wanderung: Rhein - Nordkapp....
                                                                                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        • 10.01.2011
                                                                                                                                                                                        • 545
                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                        Da du ja fast fertig bist wollte ich jetzt auch mal sagen: vielen Dank für diesen wirklich tollen Reisebericht. Auch wenn so eine lange Wanderung nichts für mich wäre, es ist wirklich inspirierend was du so an Reisen unternimmst.

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Freak
                                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                          • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                          • 10870
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                          Verstehe einer die Spanier. Da haben sie den südlichsten Punkt des europäischen Festlands, und machen nichts draus. Vor bald 20 Jahren standen wir vor der vergammelten Tür des Militärstützpunkts und konnten nicht weiter. Die sollen das Militär rausschmeißen und eine Bar aufmachen. Die Portugiesen machen das besser mit dem westlichsten Punkt beim Leuchturm auf dem Cabo da Roca.
                                                                                                                                                                                          .

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                            • 16.09.2013
                                                                                                                                                                                            • 5073
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                            Danke für Deinen Bericht und ich hoffe, Du kommst gut heim. Naja, ich will ja nichts verraten.

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                                              • 27.07.2013
                                                                                                                                                                                              • 1313
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                              Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                              Die Portugiesen machen das besser mit dem westlichsten Punkt beim Leuchturm auf dem Cabo da Roca.
                                                                                                                                                                                              ... leider nicht mit dem südwestlichsten Punkt, Cabo de São Vicente; da steckt auch im Leuchtturmbereich das Militär drin - aber dafür kann man sich ein paar Meter davor mit der 'letzten Bratwurst vor Amerika' trösten.

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                • 13.06.2006
                                                                                                                                                                                                • 383
                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                . Die Portugiesen machen das besser mit dem westlichsten Punkt beim Leuchturm auf dem Cabo da Roca.
                                                                                                                                                                                                Naja,so richtig die Hölle los ist in der "Bar am Ende der Welt" auch nicht gerade. Eher eine einfache standardisierte Souvenirbude.
                                                                                                                                                                                                Da machen es die Deutschen schon gekonnter : In der "nördlichsten Bar Deutschlands" (Graf Luckner Stube, List, Sylt) hatte ich einen meiner größten Holladireiduldiös...

                                                                                                                                                                                                ps.: Was ich empfehlen kann: ca. 300m vor Cabo da Roca geht es rechts weg in die "Ursa" Bucht. Eine der schönsten Buchten, die ich kenne , weltweit. Fusswanderung ca. 45 min.

                                                                                                                                                                                                tizzi

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Freak
                                                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                  • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                  • 10870
                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                  AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                  OT: Immerhin kommt man mit dem Bus hin und einen Leuchtturm gibt es und einen Obelisk. Dazu noch das da (Foto).

                                                                                                                                                                                                  Die Bucht kannte ich noch nicht. Vielen, vielen Dank für den Tipp. "Schau'n mer mal", was der Herbst bringt.

                                                                                                                                                                                                  Werner
                                                                                                                                                                                                  .

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 13.06.2006
                                                                                                                                                                                                    • 383
                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                    OT:
                                                                                                                                                                                                    hier ein kleiner Vorgeschmack auf "Ursa"





                                                                                                                                                                                                    tizzi

                                                                                                                                                                                                    p.s.: Ich weiß leider nicht wie man einen link zu diesem Bild hier einfügt, daher das Bild in dieser Grösse. Entschuldigung GT, ich hoffe die Bucht gefällt auch dir.
                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von tizzano1; 11.04.2014, 20:36.

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                      • 849
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                                                                                                                                                                                                      Tja, in Tarifa sieht das leider so aus:


                                                                                                                                                                                                      Da ist das Schild der Portugiesen sehr viel schicker. In Tarifa gibt es außer dem im obigen Post zu sehenden handgepinselten blauen Schild sonst keinerlei Hinweis auf den "südlichsten Punkt".
                                                                                                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                        • 849
                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                        Trotz recht langsamen Wanderns in den letzten Wochen hatte ich jetzt immer noch zwei volle Tage Zeit bis zu meinem Abflug aus Malaga. Ich beschloss, diese letzten Tage in Sevilla zu verbringen. Dort bin ich auf der Suche nach einer billigen und ruhigen Unterkunft auf das Gästehaus eines Klosters gestoßen. Trotz recht komplizierter Einlassregeln war diese Unterkunft ein voller Erfolg. Die Schwestern hatten sogar wifi für ihre Gäste! Die Zimmer waren im ehemaligen Novizinnentrakt untergebracht – aber trotz dicker Wände leider dennoch sehr hellhörig. Dafür hatten die Zimmer keine Nummern, sondern waren nach Heiligen benannt. Ich wohnte in „Santo Domingo de Guzman“....(siehe Collage großes Bild)



                                                                                                                                                                                                        Sevilla war eine tolle Stadt und ein würdiger Abschluss meiner Tour – nur leider war alles überschattet von meinem immer noch nicht vollständig geheilten Ohr. Ich grübelte hin und her, was wohl am besten sei. Das Ohr schmerzte zwar noch, aber die Eustachsche Röhre war frei, so dass der Druckausgleich im Flugzeug eigentlich kein Problem sein sollte. Aber vielleicht hatte ich dann doch ein anderes Problem übersehen? Andererseits wollte ich aber auch nicht auf Verdacht meinen Flug stornieren und 2 Tage lang mit dem Fernreisebus unterwegs sein. Nach langem Hin und Her beschloss ich, es drauf ankommen zu lassen und zu fliegen. Noch auf dem Weg zum Flughafen von Malaga schwankte ich, ob ich nicht doch umkehren sollte. Und natürlich war mir im Flieger ganz schlecht vor Aufregung. Und dann kam der große Moment: Das Flugzeug setzte zum Sinkflug zur Landung an. Bei fehlendem Druckausgleich beginnen jetzt die Ohrenschmerzen. Doch bei mir schmerzte nichts.... Ich atmete erleichtert auf. Zwar war ich auf einem Ohr fast taub, aber hatte keine Schmerzen. Die Ohrenprobleme sollten mich leider noch einige Wochen nach meiner Rückkehr verfolgen – aber sie waren damit das einzige negative Überbleibsel dieser tollen Tour. Und das bringt mich nun zum Fazit....
                                                                                                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                          Am Ende einer jeden Tour stelle ich mir zwei Fragen: Hat mir die Tour gefallen? Würde ich sie einem Freund/in empfehlen?

                                                                                                                                                                                                          Zur ersten Frage ein uneingeschränktes „Ja“! Die Tour war toll und insgesamt eine der entspanntesten und für mich damit schönsten Wanderungen meiner ganzen Wanderlaufbahn. Ich wollte mit dieser Tour herausfinden, ob ich auch in Europa den ganzen Winter über „durchwandern“ könnte – und zwar nicht in Form einer Survivaltour, sondern auf entspannte Art und Weise. Auch hier ist die Antwort ein uneingeschränktes „Ja“. Ich hatte rückblickend die richtige Ausrüstung dabei und habe während der ganzen Tour nie richtig dauerhaft gefroren. Klar war mir ab und an mal kalt, aber sobald ich in meinem Zelt lag, war bald alles wieder gut. Ich habe im Schnitt auf dieser Wintertour nicht mehr „gelitten“ als bei jeder anderen 3-Jahreszeiten-Tour auch, denn letztendlich hat man bei jeder Tour irgendwann mal ein Wetterproblem.

                                                                                                                                                                                                          Dennoch gab es Unterschiede zu einer normalen Dreijahreszeiten-Tour: Ich hatte meinen täglichen Kilometerschnitt an das wenige Tageslicht angepasst. Während ich normalerweise 30 km plus pro Tag in einfachem Gelände laufe, waren ab Spanien 30 km hier die tägliche Obergrenze. Nachtwandern fiel leider wegen der schlechten bzw. nicht vorhandenen Markierung und der schlechten Wegzustände in Spanien fast komplett aus. Darüberhinaus war ich deutlich öfter in einem Hotel als auf früheren Touren. Normalerweise begebe ich mich nur ca. alle 7 – 10 Tage in eine Unterkunft. Auf dieser Tour durch Spanien war dies aber eher alle 4 - 5 Tage der Fall. Aufgrund der sehr günstigen Übernachtungspreise war dies aber glücklicherweise kein allzu großes finanzielles Problem.

                                                                                                                                                                                                          Was mir persönlich am besten gefallen hat, war der Teil in Spanien. Die Landschaft war total interessant und abwechslungsreich. Vor allem die vielen kleinen Städte entlang meiner Route haben es mir angetan. Jede Stadt hatte ihre Besonderheit und es ließ sich immer 1 oder 2 Tage dort zubringen. Dabei habe ich viele skurile Touristenattraktion kennengelernt, wie eine Heiligenmanufaktur oder ein Schuhmuseum.

                                                                                                                                                                                                          Aber nun zur zweiten Frage: Würde ich die Tour einem Freund empfehlen? Tja, das kommt darauf an.... Wer wie ich mal den Winter über durchlaufen will, für den ist diese Wanderung ideal. Wer aber nicht an diese Jahreszeit gebunden ist, für den gibt es sicherlich bessere Alternativen, denn die Tour hatte auch ihre Nachteile. Die Strecke durch Frankreich war eher mittelprächtig und wurde landschaftlich erst nach Carcassonne so richtig interessant. Und obwohl mir die Strecke durch Spanien sehr gefallen hat, war sie in weiten Teilen natürlich nicht so „spektakulär“ wie die Alpen oder die Pyrenäen. Aufgrund der Jahreszeit kamen für mich aber alpine Ausflüge ja sowieso nicht in Frage.

                                                                                                                                                                                                          Außerdem braucht man für den spanischen Teil schon eine Portion Abenteuerlust. Man ist nämlich so gut wie alleine unterwegs. Auf fremde Hilfe oder auch nur mal ein Gespräch unter Wanderern hofft man hier vergebens – auf dem GR 7 ist man Einzelkämpfer. Und kämpfen muss man in der Tat, denn die Wegmarkierung ist vor allem im Süden spärlich bis nicht existent bzw. sogar irreführend. Der Gipfel sind dann Wegblockaden durch Zäune und „Betreten verboten“ Schilder. Ohne mein GPS wäre ich wahrscheinlich verzweifelt. Wer also nicht gerne navigiert und improvisiert, der ist auf einem der neuen und besser markierten GR in Spanien besser aufgehoben.

                                                                                                                                                                                                          Dennoch möchte ich mal eine Lanze für Spanien als Wanderland brechen, denn es wundert mich einfach, wie wenige Wanderer dort unterwegs sind und wie wenig Spanien auch hier auf ODS vertreten ist. Außer Pilgern scheint niemand dort laufen zu wollen – schade, denn Spanien hat in den letzten Jahren mit EU-Mitteln einige tolle neue Wege angelegt. Einige davon habe ich ja schon in meinem Bericht erwähnt. Wie ich mit meiner Wanderung bewiesen habe, kann man in Spanien das ganze Jahr über bequem wandern. Landschaftlich ist für jeden was dabei, und die vielen kleinen Städte sind einfach großartig. Darüberhinaus ist Spanien für ein westeuropäisches Land relativ billig. Im Hotel habe ich im Schnitt 25 EUR für ein Einzelzimmer mit eigenem Bad und Wifi gezahlt – und habe dabei keine einzige schlechte Erfahrung gemacht. Menu del Dia bekommt man schon für 8 EUR inkl. Wein. Wildzelten war auch recht einfach, vor allem weil ich hier oft in sehr dünn besiedelten Gegenden unterwegs war. Und aufgrund der Touristenhochburgen am Mittelmeer gibt es auch viele günstige Flugverbindungen nach Deutschland. Ich habe soviele neue Wanderwege in Spanien entdeckt, dass dies wohl mein Winterwanderland für die nächsten Jahre werden wird.
                                                                                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Dankeschön für den überaus interessanten Bericht. Hat mir viel Freude bereitet.
                                                                                                                                                                                                            Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                                                                                                                                                                            Gruß, Wi grenzenlos

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              • 988
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                                                                                                                                                                                                              Danke für den Bericht.
                                                                                                                                                                                                              Vor allem freut mich das:
                                                                                                                                                                                                              Sevilla war eine tolle Stadt und ein würdiger Abschluss meiner Tour
                                                                                                                                                                                                              Ich liiiiiiieeeeebe Sevilla! Meine Zeit dort war die schönste meines Lebens.

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                Zeitraum: 28.08.2013 – 29.01.2014

                                                                                                                                                                                                                Länge: 3.865 km vom Deutschen Eck, Koblenz bis südlichster Punkt Europas, Tarifa
                                                                                                                                                                                                                davon in Deutschland: 258 km
                                                                                                                                                                                                                davon in Frankreich: 1.612 km
                                                                                                                                                                                                                davon in Spanien: 1.995 km

                                                                                                                                                                                                                Tage: 154
                                                                                                                                                                                                                davon in Deutschland: 10, Tagesschnitt: 25,8 km bereinigt um Ruhetage: 30 km
                                                                                                                                                                                                                davon in Frankreich: 58, Tageschnitt 27,8 km bereinigt um Ruhetage: 35 km
                                                                                                                                                                                                                davon Spanien: 86, Tagesschnitt: 23,2 km bereinigt um Ruhetage: 30 km

                                                                                                                                                                                                                Nächte Wildzelten: 114
                                                                                                                                                                                                                davon in Deutschland: 9
                                                                                                                                                                                                                davon in Frankreich: 46
                                                                                                                                                                                                                davon in Spanien: 57

                                                                                                                                                                                                                Nächte Campingplatz: 6
                                                                                                                                                                                                                davon in Deutschland: 0
                                                                                                                                                                                                                davon in Frankreich: 5
                                                                                                                                                                                                                davon in Spanien: 1

                                                                                                                                                                                                                Nächte Jugend-/Pilgerherberge, Gite d Etape: 10
                                                                                                                                                                                                                davon in Deutschland: 0
                                                                                                                                                                                                                davon in Frankreich: 6
                                                                                                                                                                                                                davon in Spanien: 4

                                                                                                                                                                                                                Nächte Hotel: 26
                                                                                                                                                                                                                davon in Deutschland: 1
                                                                                                                                                                                                                davon in Frankreich: 1
                                                                                                                                                                                                                davon in Spanien: 24

                                                                                                                                                                                                                Arztbesuche: 3
                                                                                                                                                                                                                Gesundheitsbedingte Ruhetage: 1
                                                                                                                                                                                                                Durchgelaufene Paar Schuhe: 3
                                                                                                                                                                                                                Anzahl Blasen: 0

                                                                                                                                                                                                                Höchster Punkt der Strecke: knapp 1.800 m in Andalusien, Nordvariante
                                                                                                                                                                                                                Temperaturrange: 28 Grad tagsüber bei Tourbeginn am Rhein bis – 8 Grad nachts in Valencia auf über 1.000 m Höhe
                                                                                                                                                                                                                Schlafsystem: Enlightened Equipment Prodigy 20 F Quilt und TAR Prolite Plus regular
                                                                                                                                                                                                                Nächte, an denen ich länger als eine Stunde gefroren habe: 0
                                                                                                                                                                                                                Durchschnittliche Anzahl Stunden Tageslicht in Spanien: 10 h

                                                                                                                                                                                                                Schönster Streckenabschnitt: GR 7 in der Provinz Valencia
                                                                                                                                                                                                                Häßlichster Streckenabschnitt: Frankreich entlang der Mosel, endlose Olivenbaumplantagen in Andalusien
                                                                                                                                                                                                                Anzahl Olivenbäume in der Provinz Jaen: 66 Millionen

                                                                                                                                                                                                                Gruseligste Erlebnisse: Ein Trupp Soldaten, der nachts an meinem Zelt vorbeimarschierte – ohne mich zu entdecken.
                                                                                                                                                                                                                Größter Lernerfolg: Ich weiß jetzt mehr als ich je wissen wollte über Oliven.....und ich liebe jetzt die Camping Municipal in Frankreich
                                                                                                                                                                                                                Größtes Ärgernis: Unrechtmäßig blockierte Wege in Spanien, unerwartete Wegumleitungen
                                                                                                                                                                                                                Beste Erlebnisse: Im tiefsten Winter in Spanien bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel durch die Berge laufen, frischgepflückte Mandarinen und Orangen
                                                                                                                                                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                                  • 14.03.2013
                                                                                                                                                                                                                  • 233
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                  AW: Rhein - Tarifa: Statistik

                                                                                                                                                                                                                  Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                                                                                  Anzahl Olivenbäume in der Provinz Jaen: 66 Millionen

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                    • 16.09.2013
                                                                                                                                                                                                                    • 5073
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                                    Danke für die Statistiken. Die sind echt der Höhepunkt Deiner Tourbeschreibung. Ich liebe Statistiken.

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                      • 17.07.2012
                                                                                                                                                                                                                      • 988
                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                      AW: Rhein - Tarifa: Statistik

                                                                                                                                                                                                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                      Zeitraum: [B]
                                                                                                                                                                                                                      Anzahl Olivenbäume in der Provinz Jaen: 66 Millionen
                                                                                                                                                                                                                      Das hast Du beim Rückflug sicher nochmal von oben bewundert.
                                                                                                                                                                                                                      Allein in der Provinz Jaén wachsen die Oliven für ca. 25% der Weltproduktion an Olivenöl. In ganz Andalusien wachsen 43% der Weltproduktion.

                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                        • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                        • 849
                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                        AW: Rhein - Tarifa: Statistik

                                                                                                                                                                                                                        Zitat von macroshooter Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                        Das hast Du beim Rückflug sicher nochmal von oben bewundert.
                                                                                                                                                                                                                        Stimmt!

                                                                                                                                                                                                                        Zitat von macroshooter Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                        Allein in der Provinz Jaén wachsen die Oliven für ca. 25% der Weltproduktion an Olivenöl. In ganz Andalusien wachsen 43% der Weltproduktion.
                                                                                                                                                                                                                        Interessant sind die historischen Gründe hierfür: Oliven brauchen relativ wenig Pflege. Zu den unruhigen Zeiten der Reconquista war dies ein wichtiger Faktor. Der Landbesitzer musste nämlich nur einmal zur Ernte kommen. Bis ins 19. Jahrhundert war in Andalusien auch noch deutlich mehr Wein angebaut. Durch eine verheerende Planzenseuche gingen die Weinstöcke allerdings ein - und wurden von den vorsichtigen Bauern durch die robusten Oliven ersetzt.
                                                                                                                                                                                                                        Aber schon zu Römerzeiten wurde Andalusien für sein "flüssiges Gold" gelobt.
                                                                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von German Tourist; 16.04.2014, 14:11.
                                                                                                                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                          GELÖSCHT
                                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                          • 08.10.2012
                                                                                                                                                                                                                          • 510
                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                          auch dankeschön!
                                                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von Gast180628; 16.04.2014, 13:49.

                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                                            • 18.02.2014
                                                                                                                                                                                                                            • 16
                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                                            Hallo Christine,
                                                                                                                                                                                                                            nochmals besten Dank für Deine Berichte, sie waren einfach herrlich.
                                                                                                                                                                                                                            Es war schön mit Dir - zeitversetzt – die Reise zu erleben.
                                                                                                                                                                                                                            Eine bescheidene Frage: wann geht die Reise weiter?
                                                                                                                                                                                                                            Für mich gilt in nächster Zeit gehe zurück nach Koblenz und erlebe die Reise nochmals, allerdings dieses mal mit Deiner Routenkarte, dann kann man besser die einzelnen Punkte verfolgen.
                                                                                                                                                                                                                            Mit Deiner Statistik bist Du mir mit einer Frage zuvorgekommen:
                                                                                                                                                                                                                            Wie viele Blasen??? 0 ist eine stolze Zahl!!
                                                                                                                                                                                                                            Nachdem Du ja in einem Forum Deine Schuhe verteidigt hast, hat mich dies schon interessiert.
                                                                                                                                                                                                                            Dies insbesonders weil ich mit „empfohlenen Wanderschuhe“ (1800 gr) meine schmerzhaften Erfahrungen gemacht habe.
                                                                                                                                                                                                                            Über das UL Forum bin ich auf Inov 8 Schuhe gekommen, ein Traum zum laufen, man bekommt eben mal nasse Füße, trocknen auch wieder.
                                                                                                                                                                                                                            Momentan laufe ich auch noch mit Barfuß Schuhe, ich finde es herrlich. Man spürt zwar jedes Steinchen, soll aber so sein, das Zusammenspiel „Kopf zu Füßen“ muss eben wieder gelernt werden.
                                                                                                                                                                                                                            Viele Grüße Günther

                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                              • 22.01.2010
                                                                                                                                                                                                                              • 1328
                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                              Jetzt hab ich es endlich "geschafft".

                                                                                                                                                                                                                              Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die Randnotizen. Auf den nördlichen Teil bin ich allerdings umso mehr gespannt!
                                                                                                                                                                                                                              Bilder aus dem Saltfjell.
                                                                                                                                                                                                                              flickr

                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                • 849
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                                                                                                                                                                                                                                AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                                                Danke für das Lob!

                                                                                                                                                                                                                                Der zweite Teil dieser Tour - also Rhein-Nordkapp - steht im nächsten Jahr an. Ich werde Anfang/Mitte März 2015 am Rhein starten, um noch rechtzeitig vor dem Kälteeinbruch am Nordkapp anzukommen. Ich habe mich noch nicht mit der konkreten Tourenplanung beschäftigt, schätze aber, dass ich auf mindestens 5000 km kommen werde.

                                                                                                                                                                                                                                Dieses Jahr werde ich mal mit Wandern pausieren und mich nach Ende meiner diesjährigen Planungsphase ab Mai dem Radfahren und Paddeln widmen. Um körperlichen (und seelischen) Verschleißerscheinungen vorzubeugen, wechsle ich ja immer zwischen Wandern, Radfahren und Paddeln ab.

                                                                                                                                                                                                                                Zu der Schuhfrage: Ich bin seit Beginn meiner Langstreckenlaufbahn immer in leichten Schuhen unterwegs, in meinem Fall Keen Targhee oder Voyager. Wanderstiefel habe ich komplett an den Nagel gehängt. Daher habe ich auch so gut wie nie Fußprobleme. Das letzte Mal mit richtig Blasen an den Füßen war auf dem Florida Trail, aber da bin ich auch über zwei Monate mehr gewatet als gelaufen. Ich hatte fast jeden Tag nasse Füße und in den Sümpfen ist mir dann auch noch der Dreck in die Schuhe gekommen - in Kombination mit dauernassen Füßen gab das dann auch ein paar Blasen. Auf normalen Wanderung habe ich aber keinerlei Probleme - und schon gar keine Blasen.

                                                                                                                                                                                                                                Mit den Barfußschuhen liebäugle ich auch schon seit längerem, aber ich kenne keine Erfahrungsberichte über Barfußschuhe auf richtiger Langstrecke, also 1.000 km plus.
                                                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von German Tourist; 22.04.2014, 12:40. Grund: Rechtschreibfehler korrigiert
                                                                                                                                                                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                  • 849
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                                                                                                                                                                                                                                  Für 2015 steht nun der zweite Teil meiner Wanderung an: Rhein - Nordkap (ca. 4.700 km)

                                                                                                                                                                                                                                  Ich will Mitte März in Koblenz starten und plane die 1.280 km lange Strecke nach Flensburg bis Ende April zu schaffen. Danach geht es durch Dänemark, Schweden und Norwegen weiter ans Nordkap, wo ich hoffe, Mitte September anzukommen.

                                                                                                                                                                                                                                  Der frühe Start Mitte März kann mir erfahrungsgemäß in Deutschland noch recht ungemütliches Wetter bescheren, so dass ich mich freuen würde, wenn ich ab und zu mal bei ODSlern unterkommen könnte, die in der Nähe meiner Route wohnen. Ich habe schon auf früheren Touren öfter Forumsbekanntschaften besucht, was immer ein echtes Highlight war.

                                                                                                                                                                                                                                  Wenn also jemand in der Nähe meiner Route wohnt und prinzipiell Lust hätte, mal für eine Nacht eine Langstreckenwanderin auf Durchreise zu beherbergen, dann bitte eine PN an mich schicken. Natürlich kann ich jetzt noch nicht sagen, wann genau ich wo sein werde und potentielle Gastgeber wissen noch nicht, ob sie dann genau auch Zeit haben. Dennoch: bei Interesse einfach Bescheid sagen, die Details können wir dann zeitnah klären. Und wenn es mit einem Treffen dann aus Termingründen doch nicht klappen sollte, auch kein Problem - ich habe ja schließlich ein Zelt.

                                                                                                                                                                                                                                  Ich habe meine Route durch Deutschland als gpx track angehängt, hier aber auch noch mal in Schriftform:

                                                                                                                                                                                                                                  Start Mitte März in Koblenz (die Unterbringung ist hier schon beim "Verursacher" dieser Tour, Werner Hohn, gesichert)

                                                                                                                                                                                                                                  Koblenz - Lahnquelle: Lahnwanderweg komplett (Unterkunft in Marburg schon gesichert)
                                                                                                                                                                                                                                  Lahnquelle - Willingen: Rothaarsteig
                                                                                                                                                                                                                                  Willingen - Marsberg: E 1
                                                                                                                                                                                                                                  Marsberg - Detmold: Egge- und teilweise Hermannsweg
                                                                                                                                                                                                                                  Detmold - Lemgo: E 1
                                                                                                                                                                                                                                  Lemgo - Hameln: Hansaweg
                                                                                                                                                                                                                                  Hameln - Celle: E 1
                                                                                                                                                                                                                                  Celle - Hamburg: Heidschnuckenweg komplett
                                                                                                                                                                                                                                  Hamburg - Schleswig: Schlei-Eider-Elbe-Weg komplett
                                                                                                                                                                                                                                  Schleswig - Flensburg: E 1

                                                                                                                                                                                                                                  Sollte es noch ODSler geben, die in Schweden oder Norwegen am E 1 leben, würde ich mich natürlich auch über eine Nachricht freuen. In Dänemark werde ich schon (zum zweiten Mal) am Himmelsbjerg beherbergt.

                                                                                                                                                                                                                                  Schon mal jetzt vielen Dank!
                                                                                                                                                                                                                                  Angehängte Dateien
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                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                    • 06.03.2011
                                                                                                                                                                                                                                    • 9533
                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                                    AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                                                    Hallo Germin Tourist.

                                                                                                                                                                                                                                    Grandios! Wieder jemand der den E1 entlang wandert. Nur wirst du deutlich vor mir am Ziel sein!
                                                                                                                                                                                                                                    Ich habe aktuell leider nicht so viel Zeit am Stück. Aber ich bin gerade dabei wieder etwas mehr Freiräume zu schaffen. Du bist da nicht ganz unschuldig dran! Eine recht kleinen Teil deiner Route kenne ich schon aber einen recht großen werde ich hoffentlich noch kennen lernen. Im Westerwald oder um den Westerwald rum machst du ja einen großen Bogen. Hat das wegtechnische Gründe? Gerade dein weiterer Weg ab Dänemark durch Schweden und Norwegen (?) interessiert mich.
                                                                                                                                                                                                                                    Ich freue mich schon sehr auf deinen Bericht und Bilder von dir!
                                                                                                                                                                                                                                    Da ich eher im Süden wohne kann ich dir leider keine Unterkunft anbieten. Trotzdem wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg, auf dass du gesund am Ziel ankommst und viele neue Eindrücke für dich (und später uns ) findest.

                                                                                                                                                                                                                                    Einen guten Weg wünscht

                                                                                                                                                                                                                                    Wafer

                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                      • 20.07.2009
                                                                                                                                                                                                                                      • 12705
                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                      Habe mir mal den Streckenverlauf des Schlei-Eider-Elbe-Weges angeschaut. Da läufst Du ca. 1 KM an unserem Haus vorbei.
                                                                                                                                                                                                                                      Wenn`s paßt, schau rein.
                                                                                                                                                                                                                                      Ditschi

                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                        AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                                                        Moin Christine,
                                                                                                                                                                                                                                        deine gpx-Datei kriege ich mit Google Earth leider nicht geöffnet

                                                                                                                                                                                                                                        Falls du in Hamburg eine Unterkunft benötigst, bist du natürlich jederzeit herzlich willkommen
                                                                                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                          Freak
                                                                                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                          • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                          • 10870
                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                          AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                                                          OT: Mit dem GPX Viewer von Jürgen Berkemeier klappt das in Sekunden. Oben über der Karte auf "Show Gpx" klicken und hochladen. 8.500 Meter rauf bei 1.268 km.
                                                                                                                                                                                                                                          .

                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                                                            • 2501
                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                            AW: Nordkapp - Tarifa: Zu Fuss vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas

                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                            OT: Mit dem GPX Viewer von Jürgen Berkemeier klappt das in Sekunden. Oben über der Karte auf "Show Gpx" klicken und hochladen.
                                                                                                                                                                                                                                            danke
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                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar