[SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

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    • 21.12.2003
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    • Meine Reisen

    #81
    AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands


    Ich weiss ehrlich nicht ob man den Pfad finden kann wenn man von der Brücke her kommt. Ich habe ihn in der Gegenrichtung ebenfalls verloren und mich dann, ein kurzes Stück, quer durch das Waldstück geschlagen. Von der Kota aus gibt es ja zwei Pfade, einen von oben gesehen links, der gleich im Gebüsch verschwindet, und einen rechts, der erstmal im offenen Gelände verläuft. Diesem Pfad bin ich bis zur Renvaktarstuga gefolgt, bis dahin war er gut sichtbar, aber auf der Wiese dort habe ich ihn dann aus den Augen verloren, dann aber - oh Wunder - genau bei der Brücke an den Fluss gekommen.

    In der Region MUSS man einfach mindestens einmal den Pfad verlieren. Willkommen im Club

    Gruss
    Henning
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

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    • efbomber
      Erfahren
      • 23.08.2010
      • 228
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      • Meine Reisen

      #82
      AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
      Hahaha, und wieder jemand, der den Weg bei der Brücke nicht gefunden hat. Sorry das sich lachen muss, aber ist mir damals auch passiert und soweit ich das von anderen Berichten verfolgt habe war auch nicht nicht der erste. Scheint einfach ein unheimlich schlecht markiert und ausgetretener Pfad zu sein, der es eigentlich nicht verdient als markierter Wanderweg auf der Fjällkarte eingezeichnet zu sein.
      Nicht schlimm, ich fand das immer seltsam genau das in vielen anderen Berichten gelesen zu haben. Irgendwie konnte ich mir sowas absolut nicht vorstellen und als ich dann selbst in diese Situation gekommen bin, habe ich mir nur gedacht, dass ist vergeudete Zeit nach diesem blöden Pfad zu suchen. Wer weis, hätte ich diese Vorinformation nicht gehabt, wäre ich möglicherweise hartnäckiger dran geblieben

      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
      Ach ja, noch ein kleiner Tipp zur Müslirationierung: Ich verpacke vor Beginn einer Tour mein Müsli immer als 2-Tagesportionen in Ziploc-Tüten. Auf diese Weise vermeide ich einen Müslimangel zum Ende der Tour.
      Das Problem wollte ich eigentlich mit meinem Trinkbecher lösen. Da sind mehrere Markierungen draufgemalt. Für Flüssigkeit, Nudeln und eben Müsli. Leider war ich zu faul den Becher einzusetzen, da meistens eine Restfeuchte am Boden war und das Müsli somit in dem Ding kleben geblieben ist.... Ich versuche das auf jeden Fall mit den Beuteln auf der kommenden Tour!

      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
      Freu mich auf die Fortsetzung, auch wenn ich leider den Eindruck bekomme, dass Dein Bericht sich langsam dem Ende zuneigt.
      Da liegst du richtig, aber noch ist nichts vorbei
      Außerdem bedeutet jedes Ende den Anfang von was Neuem (ok genug Philosophie reingestreut! )

      Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
      Ich weiss ehrlich nicht ob man den Pfad finden kann wenn man von der Brücke her kommt.
      Wenn man weis, wonach man Ausschau halten soll, dann vielleicht. Ansonsten ein klares NEIN!

      Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
      Von der Kota aus gibt es ja zwei Pfade, einen von oben gesehen links, der gleich im Gebüsch verschwindet, und einen rechts, der erstmal im offenen Gelände verläuft. Diesem Pfad bin ich bis zur Renvaktarstuga gefolgt, bis dahin war er gut sichtbar, aber auf der Wiese dort habe ich ihn dann aus den Augen verloren, dann aber - oh Wunder - genau bei der Brücke an den Fluss gekommen.
      Danke für die Info! Ich hatte die Renvaktarstuga von der anderen Uferseite vom Zeltplatz aus gesehen und mir fast gedacht, dass es irgendwie dort lang gehen muss. Wäre ich dem sehr gut sichtbaren Weg von der Kota wieder runter gefolgt, wäre ich also zwangsläufig dort aufgetaucht!

      Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
      In der Region MUSS man einfach mindestens einmal den Pfad verlieren. Willkommen im Club
      Hahahaha Danke! Das ist eine sehr exklusive Mitgliedschaft, der ich gerne beiwohne

      Weiter gehts jetzt mit dem noch versprochenen Kapitel!
      Zuletzt geändert von efbomber; 15.02.2014, 21:36.

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      • efbomber
        Erfahren
        • 23.08.2010
        • 228
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        • Meine Reisen

        #83
        AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

        Kapitel 15 - Ein Spaziergang zum Lapporten
        01.07

        Direkt vor mir taucht ein Rentier auf einer Kuppe auf. Es kommt auf mich zu und legt sich vor mich hin. Ich schaue an mir hinab und bemerke, dass ich in meinen Händen eine Gabel und ein Messer halte. Als ich das Rentier wieder anschauen will steht ein fertig gedeckter Tisch mit einer riesigen Fleischtafel vor mir. Die sonne scheint und ich setze mich hin und will gerade das erste Stück Rentiersteak auf meinen Teller wuchten und es mir schmecken lassen.... *fiiiiiieeeeeeep* ..... Der Stuhl bricht unter mir zusammen und ich liege im Dreck..... *fiiiiiieeeeeeep* ..... Als ich aufstehe ist der Tisch verschwunden, die sonne verschwindet gerade hinter einer bedrohlichen Wolkendecke...... *fiiiiiieeeeeeep* ...... Der Regen kommt als Sturzflut vom Himmel, ich schwimme in Richtung meines Zeltes...... *fiiiiiieeeeeeep* ..... Ich schlage die Augen auf und vernehme zwei Dinge, meine Nachbarn, die Goldregenpfeifer nerven wie die Pest und ich wünschte mir ein Luftgewehr um sie zum Schweigen zu bringen. Das schlimmere Übel ist aber das Geräusch von Regen auf meinem Zelt. So ein Mist aber auch! Dabei ist gestern noch alles so schön trocken geworden. Hilft nichts, muss ich halt im Regen los. Als ich meine Klamotten ins Innenzelt hole und das T-Shirt schon angezogen habe, schaue ich kurz auf die Uhr und muss feststellen, dass es erst kurz nach 4 Uhr morgens ist. Okay.... kommt davon, wenn man so zeitig schlafen geht und dann wie ein Stein durchpennt. Die Klamotten fliegen nochmal ins Vorzelt und ich lasse den Regen einfach mal Regen sein

        Mein Versuch beim Steakdinner in meinem Traum anzuknüpfen scheitert leider. Aber immerhin hat der Spuk um 7 ein ende und die Sonne taucht sogar auf! Was für ein Glück, ich fühle mich frisch und super! Ich nehme mein Müsli draußen zu mir und genieße die Mückenfreie Landschaft, die ich beinahe für mich alleine habe. Nur die Goldregenpfeifer beobachten mich misstrauisch und fiepen wie die Irren. 15 Schritte laufen, fiep, 10 Schritte laufen, fiep, 15 Schritte zurück, fiep... So goldig ich die Piepmatze auch finde, hätte ich ein Gewehr bei mir gehabt, wäre es um sie geschehen!



        So sehr ich einen klaren, blauen Himmel in den Bergen liebe, muss ich auch zugeben, dass die Kulisse mit schnell daherziehenden Wolken auch wirklich etwas Schönes zu bieten hat. Ich bin fasziniert von dem Schauspiel und genieße einfach ein wenig das faule Lagerleben. Der Vorteil daran ist auch, dass das Zelt von alleine trocknet. In solchen Momenten schüttele ich es immer direkt nach dem Aufstehen aus und packe es erst ein, wenn der Rest bereits verstaut ist.



        Irgendwie weis ich, dass es heute nicht mehr regnen wird und ich beschließe diese Etappe einfach so zu nehmen, wie sie kommt und für mich das Maximalste herauszuholen. Meine Rückreise geht erst am 05.07 und der Weg zur Abisko Turiststation ist rein theoretisch schon heute schaffbar. Aber ich will nicht so schnell raus aus dem Fjäll, ich bin doch gerade erst warm geworden und entscheide mich recht schnell heute bei Lapporten an einem der beiden Seen mein Lager aufzuschlagen. Wenn das Wetter mitspielt kann ich vielleicht einen Tagesausflug auf den südlichen Vorgipfel des Nissončorru machen! Boah wär das toll!

        Mein Kram ist in wenigen Handgriffen verpackt und ich verabschiede mich von meinen nervtötenden Nachbarn mit einem "Perkele Fjällpiparen!" und hoffe, dass sie mich verstehen. Und zum Glück habe ich nach nur 10 Minuten Ruhe vor den Biestern. Es geht leicht auf einem gut sichtbaren Pfad geradeaus. Immer wieder gelangt man an flache, nahezu sandige Stellen. Die Bodenbeschaffenheit erinnert mich an die weichen Stellen, wo man leicht einsinkt, wenn das Tauwetter noch in vollem Gange ist. Jetzt ist alles trocken und ungefährlich. Über den Alip Vealevárri und den Viddjá flitzen die Wolken hinweg, aber ich darf im seichten Sonnenschein, mit T-Shirt und Hut bekleidet, laufen. So ists gut!



        Da ich den Weg sowieso irgendwann Richtung Lapporten verlassen muss, entscheide ich mich relativ zügig meine eigene Route zu finden. Die Landschaft ist malerisch und ich staune nicht schlecht, als ich plötzlich vor einem kleinen Canyon stehe und eine Flussquerung vor mir habe. Ich bin schon tatsächlich nach nur einem Stündchen spazieren gehen am Nissonvággijohka! Hier rüber zukommen ist mir nicht ganz geheuer. Da Wasser läuft wie in einer Steinrutsche hinab ins Tal und ich müsste noch irgendwie von den Steinvorsprüngen ins Wasser gelangen. Och ja, gehe ich einfach weiter flussaufwärts, hab doch eh alle Zeit der Welt



        Tatsächlich komme ich auch bald an eine geeignete Stelle an, wo man leicht drüber kommt. Das Wetter spielt zu 100% mit und ich beschließe direkt nach der Furt eine Pause auf einer Steinplatte einzulegen.



        Der kleine Wasserfall ist super und ich überlege kurz zu duschen, aber während der Furt siegt das Faultier in mir und ich begnüge mich damit lediglich am Wasser sitzend einen kleinen Snack zu verdrücken. Die Arme und das Gesicht wasche ich mir dann doch noch, die Erfrischung ist göttlich! Was würde ich dafür geben zu Hause so leckeres Wasser vor der Haustür zu haben!
        Mit Sonnenschein und Hut wird alles gut! Die gute Laune steht am Anschlag und das sieht man mir auch an!



        Auf der anderen Seite geht es einige Meter steil nach oben, aber ich lasse das flott hinter mir. Auf dem Hügel angelangt muss ich unbedingt kurz inne halten und die Landschaft mit meinen Blicken aufsaugen. Was für ein schönes Tal!



        Der Blick in die andere Richtung lässt einen die Weite erahnen. Ich stehe total auf sowas! Alleine diese kleine Anhöhe hat mir heute alles gegeben um die Qualen des gestrigen Tages vergessen zu machen. Das beste daran ist, dass mir noch immer niemand über den Weg gelaufen ist! Alles meins!



        Die Region wird jetzt ein wenig felsiger, was mir weitere tolle Motive beschert. Dieser große Findling wurde durch die Witterungsbedingungen quer gespalten. Beindrucken welche Kräfte durch etwas Wasser und Frost freigesetzt werden.



        Mittlerweile geht es stetig bergauf und ich kann bereits einen ersten Blick ins Nissonvággi erhaschen. Auch hier hängen die Spitzen des Pallentjåkka in den Wolken. Schade.



        Die recht einfach zu laufende Ebene wird nun leider immer bewachsener. Das Areal wechselt sich nun öfters ab und macht auch Weidengestrüpp und größeren sumpfigen Passagen platz. Das Wetter hält noch immer zu mir und ich muss oft trinken. An diesem Bachlauf freue ich mich endlich wieder meinen Wasservorrat aufzufüllen, was ich aber dann doch lieber sein lasse. Zuerst trinke ich aus vollen Zügen aus meinem Becher, nur um beim dritten Schluck einen sauren Nachgeschmack zu verspüren. Ich spucke den Rest sofort aus, warte eine Minute und nehme dann einen kleinen Schluck und spüle damit meinen Mund aus. Total sauer und ekelig. Was zum Henker ist das nur? Da liegt doch nicht etwa ein totes Tier oberhalb im Bachlauf? Igitt!



        Ich folge dem Bächlein weiter und gelange an einen kleinen Sumpf. Hier läuft das Wasser aus allen möglichen Richtungen zusammen und findet sich im Bachlauf wieder. Die ganze Ebene sieht irgendwie ungesund sumpfig aus. Vielleicht sind das ja nur irgendwelche verrottenden Pflanzenteile, die diesen seltsamen Geschmack verursachen. Weitere Bachläufe sind laut Karte nun nicht mehr bis nach Lapporten eingezeichnet. Ich rationiere also meinen Rest in der Wasserflasche und nehme nur kleine Schlückchen. Damit sollte ich schon auskommen. Plötzlich fühle ich mich beobachtet. Ich bleibe stehen, schaue mich um und erschrecke mich, als ich kurz vor mir ein *fiep* höre. Oh mein Gott, nicht schon wieder diese Viecher
        Fjällpiparen Suchbild! Der Piepmatz hat einen Freund dabei! Finde ihn ;)



        Ich werde eine ganze Weile verfolgt und beschimpft, ich vermute mittlerweile, dass die Vögel mich aufs Übelste beleidigen, was sollten sie mir sonst mit dem Fiepen mitteilen wollen? Rückblickend werden die Wolken immer dichter und auch ich laufe nicht mehr im Sonnenschein durch die Gegend.



        Sumpf, Weiden, Sumpf, Weiden, immer im Wechsel. Phuu, ganz schön langatmig und der Durst ist auch blöd. Immerhin sind die Vögel wieder weg. Da liegt aber noch ein ganz schönes Stück vor mir!



        Aber der Blick runter ins Bessešvággi ist die Belohnung für die Mühen!



        Beim Zurückschauen sieht das gar nicht so wild aus, aber von hier oben täuscht es doch. Dieses konstante nach oben laufen ist nicht ohne. Wenn der Boden nicht sumpfig und matschig ist, läuft man über eine Vegetation, die wie eine Gummimatte jeden schritt federt. Von der Anstrengung her ist es ähnlich wie eine Wanderung am Sandstrand. Wenn ich doch nur mehr zu trinken hätte. Aber lange dauert es nicht bis ich bei Lapporten bin, dort gibt es dann wieder frisches Wasser!



        Hier sieht man ganz schön die Beschaffenheit des Bodens. Gut ist was anderes. Meine Stiefel ziehen ein wenig Nässe und es wird unangenehm.



        Ich laufe weiter den Hang hinauf, folge den ersten Wegmarkierungen und denke es handelt sich um den Pfad. Naja, nicht wirklich, denn ich komme viel höher als das eigentliche Tal raus. Aber immerhin lohnt sich der Ausblick. Das erste Mal, dass ich das charakteristische Trogtal zu Gesicht bekomme!



        Der Nissončorru ist leider in Wolken gehüllt. Schade! Aber erstmal ist frisches Wasser finden die Priorität Nummer 1. Ich begebe mich langsam weiter im Hang abwärts und folge den Markierungen. Bald gelange ich an einen Wasserlauf, wie ich vermute. Allerdings muss ich erschrocken feststellen, dass es hier kaum Wasser hat. Meinen Durst kann ich aber problemlos stillen. Endlich!



        Beim Auffüllen der Wasserflasche bricht ein Stück der Böschung weg und ich wäre im Wasser gelandet, wenn es hier genug gegeben hätte. Ich lache über mein Missgeschick und schnappe mir meine Klamotten. Weiter geht es dem Bächlein folgend. Das Tal ist der Wahnsinn! Tausende gelbe Blumen wachsen auf den Wiesen. Ein traumhaft schöner Anblick!



        Es geht noch immer leicht aufwärts. Ich vermute nach der kleinen Kuppe werde ich den ersten See zu Gesicht bekommen. Man meint zwar, dass das Tal recht klein ist, aber es zieht sich doch einige Kilometer in die Länge!



        Ich überquere den Čuonjájohka ohne weitere Probleme und wundere mich über den niedrigen Wasserstand doch sehr. Überall war es eher feucht und nass, und dann dieser Fluss, der sogar einen Namen hat, soll so wenig Wasser führen? Wie passt das nur zusammen? Mein Vorhaben auf den südlichen Ausläufer zu steigen hat sich heute somit sicherlich erledigt. Viel zu viele Wolken.



        Weiter im Tal gibt es viele gute Zeltplätze. Unter anderem findet man bereits aufgestellten Windschutz aus Steinplatten. Tolle Sache, aber noch ist mir das zu früh, ein paar Meter will ich noch laufen. Vom ersten kleinen See ist noch nichts zu sehen oder ahnen.



        Irgendwann finde ich aber eine tolle Stelle für mein Zelt und entscheide, dass jetzt der richtige Moment gekommen ist, das Lager aufzuschlagen. Ich finde eine kleine Erhöhung mit wenig Steinen im Untergrund, so dass ich die Heringe relativ leicht setzen kann.



        Der Blick Richtung Tjuonatjåkka ist noch frei. Nissončorru versteckt sich hinter mir in den Wolken. Noch während des Zeltaufbaus fallen erste Regentropfen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich schon den kleinen See erreicht habe, vor mir könnte auch lediglich eine Wassermulde sein. Jedenfalls will ich noch eilig den Wassersack auffüllen, allerdings erwischt mich noch beim Kramen im Rucksack ein Platzregen. Ich krieche sofort ins Innenzelt und will mir diese Behandlung nicht gefallen lassen! Den Schauer sitze ich kurz ab und dann kann es auch gleich weiter gehen....

        So, fertig für heute!
        Der Weg von dieser Seite nach Lapporten ist ganz... nun ja sagen wir mal interessant! Egal wie rum man läuft, tut sich nicht viel. Allerdings der Blick Richtung Bessešvággi hat schon seine gewissen Reize
        Die Goldregenpfeifer sind extreme Lärmterroristen! Da gibts nichts mehr zu diskutieren! Die Etappe hat mich lediglich 4 Stunden gekostet und ich habe mir dazu auch noch sehr viel Zeit gelassen. Der Plan die Gipfelbesteigung als Tagestour zu machen... *seufz* Das gehört schon ins nächste Kapitel, welches es wohl morgen geben wird! Gute Nacht!

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        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
          • 1279
          • Privat

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          #84
          AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

          Hehe, ja die guten Goldregenpfeiffer können einen manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Mir gefällt ja Dein lässiger unverbindlicher Schreibstil und ich finde darin hast Du sehr gut zum Ausdruck gebracht, was Du für die netten Vögelchen empfindest.

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          • Trolltinden
            Gerne im Forum
            • 14.01.2013
            • 61
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            #85
            AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

            Sehr schön. Da hast du einsame Wege ausgesucht. Der Kampf durch die Birken, das Weidegestrüpp... erinnert mich auch immer ans Rappadalen. Schön, bist du nun wieder bei Lapporten gelandet. Jetzt heisst es, die letzten Tage im Fjell noch zu geniessen.
            lg

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            • efbomber
              Erfahren
              • 23.08.2010
              • 228
              • Privat

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              #86
              AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

              Kapitel 16 - Das ätzende Ende
              01.07 - 03.07

              ... Jetzt regnet es schon seit 3 Stunden! Verdammt nochmal, warum passiert das jetzt wieder gerade mir? Das Wetter Konnte nicht noch eine halbe Stunde aushalten, oder? Ich verzichte jetzt aufs Wasser holen und krieche in den Schlafsack. Die Klamotten fliegen natürlich ins Innenzelt, wo mittlerweile einige Mücken Schutz und Komfort suchen. Wasser holen kann ich immer noch später, Hunger habe ich sowieso noch nicht, also egal. Nach einem Nickerchen sieht die Welt wieder bestimmt anders aus! Mit dem kleinen Problem, dass der Regen so laut aufs Zelt prasselt, dass ich kein Auge zu bekomme! So liege ich also im Schlafsack, in meinem Zelt, wieder im Regen. Aber immerhin bin ich diesmal in Lapporten!
              Um 21 Uhr packt mich die Langeweile und ich krame in meinem Beutel mit den Rückreisetickets rum nur um etwas lesen zu können. Da ich noch genug Akkus übrig habe, schaue ich mir auch die Bilder der vergangenen Tage an, besonders die mit Sonnenschein, und schwelge in Erinnerungen. Zum Regen gesellt sich auch ein strenger Wind, der wenigstens für eine Abwechslung in der Geräuschkulisse sorgt. Ich frage mich ernsthaft, womit ich das verdient habe, aber irgendwozu wird das ja sicherlich gut sein. Oder?....

              Nach dem Regen kam der Wind, nach dem Wind kommt die Kälte. Ich kann meinen Atem im Zelt sehen, es hat sich merklich abgekühlt. Schade, dass es immer noch regnet und nicht schneit. Ich mag ja Schnee doch sehr gerne und so ein kleiner Schneesturm hätte doch was Feines. Zumindest fallen Flöckchen nicht so laut aufs Zelt! Nach zwei Stunden frösteln krame ich die Notdecke wieder aus dem Rucksack und lege diese zusätzlich um meine Beine. Das ständige Liegen und der Mangel an Bewegung lässt die Kälte doch viel eher an einen ran, als wenn man in Bewegung ist. Ich weltze mich von einer Seite auf die andere und weis nicht, was ich noch machen soll. Ab und an nasche ich etwas Schokolade, aber auch das kann meine Stimmung nicht merklich steigern. Es ist bereits mitten in der Nacht und noch bin ich der festen Überzeugung, dass der Spuck morgen früh vorbei ist.
              Irgendwann beobachte ich die Insekten, die sich an meinem Innenzelt tummeln. Die Raupen schnippe ich einfach hinfort, Mücken werden zwischen Innen- und Außenzelt vorsichtig zerdrückt. Bei zweihundert habe ich aufgehört mitzuzählen. Es werden nicht weniger. Dann gibt es da noch ganz kleine Käfer, die nicht so oft vorkommen wie das andere Kriechzeug. Sie laufen eher gemütlich rum, aber wenn man an die Zeltwand haucht und somit die Temperatur schlagartig nach oben bringt, flitzen die wie von der Tarantel gestochen davon. Es reicht sogar, wenn man ganz vorsichtig den Finger an die Zeltwand hält. Der Temperaturanstieg wird vermerkt und in Windeseile die Flucht ergriffen. So verbringe ich meine Zeit bis zur Mittagszeit des folgenden Tages. Der Regen hat bislang noch keine Minute Pause eingelegt. Ich schaue ab und an aus dem Zelt nur um mich zu vergewissern, dass der Rest der Welt noch da ist. So sieht es um 12:23 am 02.07 aus. Scheiße! Keine Besserung in Sicht.



              Ich habe noch immer keinen Hunger, stopfe aber dennoch Erdnüsse, Trockenobst und Schokolade in mich hinein. Mein Wasservorrat von einem knappen Liter ist auf die Hälfte geschrumpft. Irgendwann muss ich für kleine Wanderer und vors Zelt. Es ist bitterkalt, ich gehe nicht weit, erledige mein Geschäft und fülle die Flasche an einer Pfütze auf. Bevor ich am Zelt bin, bin ich klitschnass. Ich trockne mich schnell ab, bevor ich mich in den Schlafsack lege. Ich habe ja aus meinen Fehlern gelernt
              Um 16:29 reißt die Wolkendecke etwas auf, was mich sogleich hoffen lässt, dass der Regen endlich aufhört!



              Als absoluter Widerspruch dazu fallen immer dickere Tropfen. Etwas später wird die Sicht auch sofort wieder schlechter.



              Ich liege weiter rum und fühle mich wie im Gefängnis. Mittlerweile liege ich schon mehr als 24 Stunden im Zelt und habe nur einige wenige Minuten Powernapping gemacht. Mehr ging einfach nicht. Das Getöse um mich herum ist einfach zu laut. Der Nachmittag neigt sich dem Ende zu und ich der Abend bricht an. Es wird Zeit sich eine Ausweichstrategie einfallen zu lassen. Wie soll die aussehen? Ach ja, richtig... einfach die Sachen zusammenpacken und loslaufen! Aber ich habe mich so auf das Lapporten gefreut und da ich ja noch genügend Zeit habe, will ich noch bis zum Morgengrauen warten. Die Nacht wird lang... sehr lang! Aus purer Verzweiflung, weil ich dieses verdammte Regengeräusch nicht mehr ertragen kann, packe ich mein Smartphone und die Kopfhörer aus und höre etwas Musik. Die Regentropfen hallen nur noch dumpf durch die Musik hindurch. Der Akku zeigt über 90% an, was mir mindestens noch 5 Stunden Musik bescheren sollte. Knapp 80 Minuten später fällt er auf unter 15%. Ich fluche, schalte das Teil aus und packe es wieder ein. Diese Drecksteile sind echt ungeeignet für Outdoorerlebnisse! Die Akkulaufzeit bei vielen kälteren Tagen ist miserabel! Selbst ausgeschaltet verliert der Akku enorm an Leistung. Und nein ich habe keinen ipod oder sowas in der Art

              Das einzige Geräusch sind ab und an Vogellaute und ein heulendes Bellen. Wie soll ich es beschreiben... ich assoziiere den Laut mit einem Fuchs. Das veranlasst mich nochmals aus dem Zelt zu kriechen und mich umzusehen. Das Geräusch höre ich noch öfters. es bewegt sich schnell um meinen Lagerplatz herum und wird immer leiser. Schade, nichts gesehen. Abtrocknen und wieder ins Zelt.
              Es ist mittlerweile Nacht und ich stehe dem Wahnsinn sehr nahe. Entweder das oder ich packe schleunigst meine sieben Sachen und verdrücke mich von hier. vor über 30 Stunden hat es angefangen zu regnen, warum sollte es denn bald aufhören, es gibt keine Anzeichen dafür. Vielleicht ist ja weiter unten das Wetter schön und die Wolken sammeln sich hier einfach nur. Völlig entnervt und übermüdet in Selbstmitleid versunken merke ich anfangs gar nicht, dass es um mich herum ruhiger wird. Irgendwann fällt mir die Veränderung der Geräusche auf und ich stelle fest, dass der Regen nachgelassen hat. Ein Blick nach draußen zeigt allerdings kaum Besserung in Wanderrichtung.



              Zur selben Zeit zeigt der Blick zurück sogar ein wenig blauen Himmel. Unglaublich, was das für einen Unterschied ausmachen kann, je nachdem wo man sich im Gebirge befindet!



              Am 03.07 um 05:39 sieht es so hinter mir aus.



              Allerdings muss ich in diese Richtung laufen. Es ist derselbe Zeitstempel auf den Fotos....



              Während des Zeltabbaus weht mir die ganze Zeit ein leichter Sprühregen entgegen. Da es noch recht weit bis Abisko Turist ist, hacke ich den Wandertag bereits als nass und unangenehm ab und wechsle erst gar nicht in die Regenklamotten, die das Wandern nur noch anstrengender gestalten würden. Die Sicht ist fast nicht vorhanden. Ich laufe gegen den Wind und somit gegen den Sprühregen an.



              Das Panorama von hier oben, auf das ich mich so gefreut habe, kann ich vergessen. Ich gehe wenige Meter an den seen entlang und kann diese nicht mal sehen. An einer Stelle laufe ich genau am Ufer entlang. Ich sehe ungefähr 8 Meter weit aufs Wasser, das war es dann auch schon. Der Wind pfeift über Felsen hinweg und erzeugt schaurig schöne Geräusche dabei. Ich komme mir vor wie der Protagonist in einem Horrorfilm. Ich bleibe zwischendurch kurz stehen und lausche, höre aber nichts außer Wasser, Regen, Wind und mein Atmen. Lange bleibe ich nie stehen um nicht zu frieren. Ich war kurz nach Start schon ordentlich nass und Meter für Meter wird es schlimmer.
              Hier die Aussicht auf den See. Ob es der Große oder der Kleine ist.... keine Ahnung.



              Nach über 30 Stunden Dauerregen ist das Tal nicht nur nass, es schwimmt beinahe. Kaum eine ebene Stelle ist trocken. Das Wasser steht teilweise einige Zentimeter hoch. Die Trampelpfade sind wie kleine Flüsse geworden, ich muss mir meinen eigenen Weg suchen und helfe mir mit den Steinmarkierungen, die ich ab und an erblicken kann. Die Stiefel sind bereits vollgelaufen. Alles widerlich, alles kacke!



              Nach einer knappen Stunde höre ich ein gedämpftes Tosen. Ein Wasserfall? Je weiter ich komme, desto dröhnender wird es. Irgendwann stehe ich vor einer kleinen Anhöhe und sehe... rein gar nichts! Das Wasser scheint hier vom großen See abzulaufen. Das Getöse lässt auf einen ordentlichen Wasserfall schließen. Vermutlich begründet durch den vielen Regen. Meine Laune ist im Keller, ich hätte das doch so gerne gesehen! Aber alles Meckern und Fluchen bringt jetzt nichts. Ich laufe frustriert weiter und hoffe, dass ich in Abisko meine ruhe haben werde, die Klamotten trocknen und endlich etwas Leckeres und Warmes zu Essen kochen kann.
              Nach der Anhöhe geht es bergab. Ich muss also tatsächlich am ende des Tals angelangt sein. Ich bin vorsichtig beim Hinabsteigen, es ist einfach zu glatt und nass und das letzte, was ich noch gebrauchen kann, ist ein Sturz mit Verletzungsfolge. Eigentlich denke ich, dass es jetzt nur noch ein "Die Tour nach Hause bringen" ist, wiege mich damit aber schon zu sehr in Sicherheit. Plötzlich stehe ich nämlich vor einem reißenden Strom, den es zu überqueren gilt. Klasse! Besser kann es ja nicht mehr kommen. Der Wasserstand ist Dank dem Regen doch schon enorm. Das Flussbett lässt aber von seiner Breite her schließen, dass es durchaus noch übler zur Sache gehen kann, als das, was vor mir liegt. Ich gehe rauf und runter und finde nur diese eine Stelle als geeignet zum Furten. Die Steinmännchen, die gute Stellen markieren, sind alle vielleicht unter normalen Umständen einfach, aber aktuell unmöglich. Am beeindruckendsten finde ich einen Findling, dessen obere Hälfte, die aus dem Flussbett herausragt größer als ich selbst ist. Normalerweise furte ich gerne im "Windschatten" von größeren Felsen, weil hier die Strömung gebrochen wird. Bei diesem Stein wäre es tödlich gewesen. Direkt dahinter verbirgt sich eine ca. 1,5 Meter tiefe mit Wasser gefüllte Mulde. Wäre der Strom hier ebenfalls am Fließen gewesen, hätte man das nicht sehen können. Ich verliere hier samt Furt eine halbe Stunde, ärgere mich aber nicht sonderlich darüber. Bei der Furt war der letzte Arm der schlimmste, er war relativ tief und ging mir bis Mitte meines Oberschenkels. Warum ich mir die Furtschuhe angezogen habe, weis ich bis heute nicht. Alles Andere war ohnehin schon nass.



              Die Stelle sieht auf dem Foto fast zahm aus. Dort bin ich im Zickzack hindurch. Am Ufer an Land zu gelangen ist relativ schwer. Die Seite ist rausgebrochen und ich ziehe mich mit beiden Händen aus dem Wasserlauf auf den Boden hoch. Heile auf der anderen Seite angekommen, suche ich mir einen Stein in der Nähe der Böschung, der etwas windgeschützt liegt und ziehe mir wieder die nassen Klamotten über. Innerhalb der drei Minuten, die das dauert, reist die Wolkendecke teilweise auf. Ich fasse es nicht! Ich laufe weiter und will eigentlich nicht mehr zurückblicken, aber ich tue es dennoch. So sieht es um 7:26 aus.



              Hätte ich noch 2 Stunden gewartet, dann wäre ich im Sonnenschein durchs Lapporten gewandert! Mir steht die Pipi fast in den Augen und ich bin wütend. Was hätte noch 2 weitere Stunden ausgemacht bei knapp 40 Stunden abwettern.... Mir kommen automatisch ein paar Flüche über die Lippen und ich laufe weiter. Der Blick auf den Torneträsk ist leider immer noch größtenteils verdeckt. Aber ich erwarte auch kein Entgegenkommen vom Wetter mehr auf dem Rest der Tour!



              Es gibt jetzt kaum noch Fotos vom Rest der Strecke. Wozu auch, keine 3 Wochen ist es her, da bin ich denselben Abschnitt gelaufen. Aber die Vegetation hat sich verändert. Ich laufe an einigen Pilzen vorbei und bin total erstaunt, dass bei diesen Temperaturen die Dinger so gut wachsen. Normalerweise könnte mich nichts davon abhalten welche zusammeln und später unten in Abisko Turist eine leckere Suppe daraus zu kochen. Steinpilzcremesuppe habe ich immer noch als Grundlage dabei. Aber meine Laune ist so dermaßen im Keller, dass ich Pilze stehen lasse. Irgendwann beim Abstieg verfalle ich in einen routinierten Trott. Ich nehme meine Umgebung kaum noch wahr und laufe die Strecke ab. An dem Strom, wo ich am Anfang der Tour mein fehlendes Wasser aufgefüllt habe, rutsche ich auf einem Stein aus, als ich einer Möve hinterhergucke. Ich mach mich lang, knalle beim Sturz gegen eine Birke und schürfe mir ganz leicht den Knöchel meiner linken Hand auf. Ich stehe auf und gehe stumpf weiter. Nichtmal zum Schimpfen habe ich noch Lust. Irgendwann registriere ich, dass meine linke Hand voller Blut ist. Ich wische es an meiner Hose ab und sehe, dass sich das nur wegen dem Niesel so gut verteilt, die Wunde zwickt etwas, ich ignoriere es und laufe weiter. Moltebeeren ohne Ende stehen hier rum. Leider die falsche Jahreszeit!



              Das letzte Foto von diesem Tag zeigt nochmals den erstklassigen Ausblick, den ich auf den Torneträsk hatte! Ihr müsst nur etwas genauer am Horizont schauen! Da hinter den Wolken sollte er irgendwo sein



              Diesmal begegnet mir niemand bis zur Turiststation. Ich hatte nun keinen menschlichen Kontakt mehr seitdem sich Oskari von mir verabschiedet hatte. Ein mulmiges Gefühl kommt in mir hoch, als ich so beim Abstieg bin. Ich werde langsamer und suche Dinge, die den Abstieg hinauszögern. Aber ich muss runter und meine Klamotten in den Trockenraum verfrachten. Vor allem meine Füße sind die Hölle! Dadurch, dass die Stiefel ständig mit Wasser gefüllt sind, sind die Füße sehr weich und jeder Tritt schmerzt extrem. Ich habe auch weiter oben einen Affenzahn an Tempo zugelegt, aber wozu eigentlich. Auf den letzten 7-8 Kilometern hört selbst der Niesel auf. Die Klamotten trocknen aber nicht mehr von selbst. Die sind klitschnass. Frieren tue ich nicht und ich lege noch einige Pausen ein. Ich bin traurig, dass die Tour zu ende gegangen ist, vor allem noch so beschissen. Aber wie zu Beginn, ich kann mir das nicht aussuchen, so ist es nun einmal und damit muss ich leben.

              Gegen 11 Uhr am 03.07 komme ich an der Turiststation an. Es ist erschreckend.... die Sonne scheint mittlerweile und der Himmel ist größtenteils blau. Die Leute sind wesentlich zahlreicher unterwegs als noch vor knapp 3 Wochen. Ich werde von den meisten schief angeguckt. So nach dem Motto, wie zum Henker sieht der denn aus? Ich denke mir "fuck you" lächle aber freundlich. Bin ja schließlich gut erzogen. Ich nehme mir ein Zimmer, sage ich möchte ein Bett unten haben. Im Zimmer merke ich, dass ich die obere Liege bekommen habe. Keine Lust mich zu streiten, ich sitze ein paar Minuten im 5-er Zimmer für mich alleine. Ich gehe zuerst meine Ausrüstung säubern, die Putzfrauen sind wieder unterwegs. Wir kommen ins Gespräch, ich erzähle meine Tortur der letzten 3 Tage in einer Ultrakurzfassung und ende mit dem Satz "Now I need a shower badly!", worauf die Putzfrau nur trocken antwortet "Yes, I can smel that.".
              Im Zimmer schäle ich mich aus den Klamotten. Die Stiefel stinken wie der Tod. Dank dem Sumpfwasser muffeln die Teile nach verrottendem Gehölz. Im Waschraum wringe ich die Klamotten aus, hänge sie zum Trocknen auf, dann gehe ich eine halbe Stunde lang duschen! Die Socken wasche ich im warmen Wasser unter der Dusche um den Sumpf und die Erde da raus zu bekommen.

              Als Highlight gönne ich mir heute mal einen Besuch im Restaurant. Irgendwie muss ich doch meine schlechte Laune bekämpfen. Es ist recht voll dort, zumindest für meine Verhältnisse übervoll, auch wenn mehr als die Hälfte der Tische frei ist. Ich freue mich auf Rentierbraten oder Elchgulasch oder sowas in der Art. Es gibt Kartoffeln, Brathering, eine kleine Auswahl an frischen Salaten und ganz besonders toll, frischen Saft! Ich bediene mich einfach, keine Ahnung wo hier jemand rumrennt, wo man das bezahlen muss. Lecker ist es! Später steht eine Dame am Buffet und füllt auf, ich frage nach dem Preis fürs Buffet und wo ich es bezahlen kann, die Kasse sei ja unbesetzt. Kein Problem, sie macht die Kasse auf. Ich meine mich erinnern zu können, dass ich 120 Kronen bezahle oder so. Absolut in Ordnung! Das Essen ist spitze!

              Den Rest des Tages verbringe ich dann im Zimmer. Ich habe Schlaf nachzuholen. Draußen strahlt die Sonne als ob es einen Wettbewerb zu gewinnen gäbe, ich finde das nicht witzig und halte mein Nickerchen. Keine 20 Minuten später bekomme ich Gesellschaft. Zwei Schweden. Trailrunner. Sie sind hier um in Norwegen an einem Wettkampf teilzunehmen. Sie wollen trainieren und ziehen sich um. Das Zimmer sieht aus wie nach einem Bombeneinschlag... Egal, ich liege hier oben und bewege mich heute nicht mehr weg! Kurz darauf kommt noch jemand. Eine junge Schwedin aus Stockholm, wie ich schnell erfahre. Sie ist mit einer Bekannten für 3 Tage hier oben gewesen. Vorgestern nach Abiskojaure, gestern abgewettert, heute zurück. Sissi ist 23 Jahre alt und ne ganz angenehme Gesprächspartnerin. Sie geht ebenfalls kurz duschen und anschließend hockt sie sich nur mit einem Handtuch bekleidet neben mich und wir quatschen über unsere Touren. So hatte ich auch ein wenig fürs Auge
              Ihr Freund (war ja sowas von klar!) ist beim Militär und konnte nicht mit. Aber eine befreundete Soldatin von ihm, wollte hier rauf. Sissi nahm die Gelegenheit wahr und hat sich angeschlossen. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass die zwei sich nicht sonderlich gut leiden können. Kurz läuft ihre Bekannte vor dem Fenster lang, was Sissi mit "That's the bitch!" kommentiert. Also beste Voraussetzungen für so eine Tour
              Anfang ging es wohl noch, aber nach den ersten Kilometern war Schicht im Schacht. Das dauernd von der "dumb cow" angeboten wurde Sissi das Gepäck abzunehmen, weil sie ja beim Militär ist und viel fitter, es würde ihr nichts ausmachen das mitzuschleppen... Phuu, ich kann Sissi gut verstehen, das nervt einfach auf Dauer. Daher ist die Bekannte auch im Zelt geblieben. Irgendwann ist es Abend, wir hatten echt Spaß beim Reden und meine Laune ist wieder gut. Gegen 23 Uhr bekommen wir noch einen Mitbewohner. Wie sollte es anders sein, ein junger Bursche Anfang bis Mitte 20. Er bereitet sich seine Militärnahrung vor, weil er noch Hunger hat. Mir fällt auf, dass er alles mit einer Hand und seinem Mund macht. Also Tüte aufbeißen und Umrühren und so. Als ich frage warum, erzählt er uns seine Story.
              Er hat Urlaub und war im Fjäll um einen Fjälltriathlon zu absolvieren. Kanu fahren, Mountainbiken und Trailrunning auf einen Gipfel. Beim Mountainbiken ist er gestürzt und hat sich den Arm verletzt, was ihn nicht davon abgehalten hat den Triathlon zu beenden. Krasser Typ! Den Arm konnte er danach nicht mehr bewegen, ist nach Hause gefahren und hat festgestellt, dass es zu Hause wieder halbwegs ging. Kurzerhand hat er den Rucksack gepackt, ist hier hoch gefahren und HEUTE nach Abiskojaure gelaufen, wo es wieder schlimmer wurde. Das Zelt konnte er nicht aufbauen und nach Rücksprache mit dem Hüttenwart hat er sich entschieden wieder zurückzulaufen. HEUTE! Also 28 km mit diesem Handicap ist schon beeindruckend. Harte Sau!

              Kurz nach zwölf schlafen wir alle ruhig ein und ich ärgere mich erneut über das Hochbett. Bullenhitze hier oben!

              Fazit für die letzten Tage:
              Regen kann einem die Tour richtig gut vermiesen! Allerdings nach so einer langen Zeit im Zelt lernt man sich selbst zwangsläufig sehr gut kennen! Oft habe ich an schöne Momente mit Freunden zurückgedacht, das hilft aber auch nur bedingt weiter. Irgendwann ist man einfach nur noch kirre in der Birne. Sowas gehört aber auch dazu und ich habe gelernt, dass das Wandern nicht immer ein Zuckerschlecken ist Keine Gipfeltour mehr, keinen schönen Ausblick von Lapporten herab. So ist das nun mal.

              Was für eine Tour! Die Reise ist aber noch nicht ganz vorbei. Ich hoffe, ich komme dieses WE zum Ende

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              • efbomber
                Erfahren
                • 23.08.2010
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                #87
                AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                Kapitel 17 - Tagestour und Abschied
                04.07 - 07.07

                Als ich die Augen öffne ist Sissi bereits am Packen. Sie will heute ganz früh auf den Nuolja und von der Sky Station den Ausblick genießen, bevor heute nachmittag ihr Zug Richtung Stockholm abfährt. Ich wünsche ihr viel Spaß, sie mir eine gute Reise und schon ist sie weg. Die beiden Läufer machen sich für die nächste Trainigseinheit bereit und der Soldat packt auch sein Zeug zusammen. Ich warte bis alle fertig sind und stelle fest, dass sich keiner berufen fühlt die Bude zu putzen. Ich genehmige mir ein Frühstück aus dem kleinen Laden bei der Rezeption. Brot mit Rentier drauf. Echt lecker! Ein Elchstofftier wird auch gekauft als kleines Souvenir für die erste Solotour.

                Gegen 9 ziehe ich mir die noch klammen Stiefel an und mache eine kleine Rundtour entlang des Abiskojåkka. Das Wetter ist nicht mehr ganz so fantastisch wie gestern. Es sind ein paar Wolken unterwegs. Heute will ich kein Trübsal blasen und lenke mich damit ab auf die kleinen Dinge um mich herum zu achten. Wie diese kleine Hummel bei der Arbeit.



                Der Canyon hat es mir echt angetan. Die Steinformationen und die Farbe des Wassers sind wirklich klasse.



                Die Klarheit des Wassers nach den ganzen Regentagen ist beeindruckend. Ich hätte immer gedacht, dass gerade dann jede Menge Matsch und Erde mit hinuntergespült wird.



                Ich habe mir vorgenommen bis zum Torneträsk zu gehen, was gar nicht so leicht sein wird. Ständig bleibe ich stehen und muss Fotos machen oder einfach nur die Landschaft auf mich wirken lassen. Es ist kein Mensch außer mir unterwegs, was ich sehr verwunderlich finde, da es bei der Turiststation nur so von Tagestouristen wimmelt.



                Das poröse Gestein wird durch ein Stahlseil abgegrenzt, was anscheinend die Wenigsten davon abhält sich dennoch bis an den Rand vorzuwagen. Ich habe Respekt davor und halte mich schon hinter den Absperrungen auf.



                Auf diesem Bild stehen eine Ansammlung von Birken, die von den Raupen verschont geblieben sind. Warum ist mir ein Rätsel. Eigentlich sollte hier alles in diesen frischen Grüntönen strahlen.



                Weiter unten verläuft ein großer flacher Stein in den Wasserlauf. Ich hocke mich hin und genieße die Aussicht und entspanne meine doch arg mitgenommenen Füße von der gestrigen Etappe. Der Blick rauf zur Turiststation, die von hier unten wie eine kleine Burg aussieht.



                Wie ich das alles vermissen werde, wenn ich wieder zu Hause bin....



                Hunderte dieser kleinen Falter flattern durch die Lüfte. Ob das die transformierten Raupen sind?



                Wenige Meter später komme ich an einen kleinen Privatstrand. Da wäre genau für mich Platz!



                So ganz alleine bin ich hier unten dann doch nicht unterwegs. Der kleine Frosch hüpft mir auf dem Pfad entgegen.



                An einer Flussgabelung bleibe ich stehen und schaue nach einer Möglichkeit auf die kleine Insel zu kommen. Diese ist weitaus grüner als die Bäume am Festland. Vermutlich kommen hier die Raupen nicht so gut ran.



                Aber es ist unmöglich von dieser Seite aus auf die Insel zu gelangen. Das wäre dort drüben bei der Steinbank vielleicht ein wenig leichter.



                Es ist nicht mehr weit bis zum Torneträsk und meine Vorfreude steigt. Der Blick über diesen gigantischen See muss traumhaft sein



                Leider komme ich nicht mehr sonderlich weit. Ein Schild steht plötzlich neben dem Pfad. Bird Sanctuary vom 01.05 bis 31.07! Na super! Ich bin selbstverständlich nicht so asozial das zu ignorieren und mache kehrt. Aber woanders an den Torneträsk zu laufen... nee, lieber noch hier durch die Gegend streifen. Hebe ich mir das für meinen nächsten Besuch auf
                Ich suche mir eine Anhöhe um Lapporten ordentlich ins Bild zu bekommen, aber von hier unten ist das schwieriger als man denkt. Immer hat man irgendwelche Bäume, Sträucher, Stromleitungen oder Straßenlampen im Blick. Naja abgesehen davon ist das heute auch schon wieder halb mit Wolken verhangen und nicht mit strahlend blauem Himmel gesegnet. Was solls, ein anderes Mal! Der Blick auf die kleine Insel mit Abiskojåkka, Torneträsk und den Bergen auf der Nordseite ist dafür um so schöner!



                Hier noch einmal besonders gut zu sehen, wie viel grüner es auf der kleinen Insel ist.



                Auf dieser Seite sieht der Wald aber irgendwie surreal aus. Frühling am Boden, Winter in den Baumkronen.



                An der Turiststation ist der Sommer ausgebrochen. Sowohl die Hitze ist krass, als auch die ganzen Blumen auf den Grünflächen.



                Was hätte ich nur dafür gegeben so ein Wetter oben bei Lapporten zu haben, ach verdammt, während der gesamten Tour!!! Ich glaube kaum, dass ich freiwillig zurückgekommen wäre ;)



                Die Kleewiese hat den Raupen zum Glück wohl nicht gemundet. Birkenblätter scheinen deren Leibgericht zu sein.



                Selbst bei Turiststation ist kaum was los. Die Tagestouristen scheinen alle bei der Sky Station zu sein. Wäre eigentlich auch eine tolle Sache gewesen. Von da oben hätte ich sicherlich ein paar gute Fotos vom Lapporten bekommen. So muss ich mich mit Flachlandbildern zufrieden geben. Es ist kurz nach 13 Uhr und ich beschließe heute wieder das Restaurant zu besuchen. Im Zimmer angekommen sehe ich, dass ich einen neuen Mitbewohner bekommen habe. Zumindest liegt sein Zeug auf dem Bett, von ihm ist keine Spur zu sehen. Ich krame mein Geld raus und freue mich schon auf etwas Fleischiges! Am Buffet ernüchtern sich meine Vorstellungen von einem Steak rapide. Es ist Donnerstag und es gibt Pfannkuchen mit Früchten und Sahne. Boah das ist zwar auch voll lecker, aber so meine Bedürfnisse sind doch nicht 100%ig zufrieden gestellt. Egal.

                Als ich nach dem Essen im Zimmer aufschlage liegt mein Mitbewohner im Bett und döst. Er sieht total fertig aus. Ich grüße kurz und denke, dass es eine dieser schwierigen Bekanntschaften wird, so Leute die nicht gerne reden. Von ihm aus kommt nichts und ich frage ob er gerade seine Tour startet oder beendet hat. Weder noch, er kommt grad irgendwo von Nordwesten her. War Angeln. Aber das Wetter war so beschissen, dass er keine Lust mehr hatte und er will jetzt noch an die finnische Grenze. Er hofft dass es dort besser laufen wird. Schon sind wir im Gespräch verwickelt und labern und labern. Nach 3 Stunden stellen wir uns dann auch mal endlich vor. Axel kommt aus Schweden, genauer gesagt aus Kiruna und ist einer von 4 Ärzten dort. Ocha, immer gut so jemanden zu kennen, denke ich mir
                Das krasse bei ihm ist, er nimmt seinen Jahresurlaub am Stück. Die 6 Wochen verbringt er dann in der Wildnis, dabei hat er Lebensmittel für 1 Woche, den Rest muss er durch Angeln und sammeln dazubekommen. Sammeln ist natürlich zur jetzigen Jahreszeit eher nicht möglich. Er war 4 Wochen bei meist miserablem Wetter unterwegs. Dieser stetige Dauerregen sind für diese Region normalerweise sehr untypisch, versichert er mir. Ich frage ob er jetzt kurz zu Hause vorbeischaut, worauf er meint, dass er das nicht kann. Er hat seine Wohnung vermietet und muss noch 2 Wochen in der Wildnis oder seinem Auto pennen. Ich erfahre viel über Kiruna, die Erzmine und den damit verbundenen Wohnungsmangel. Die Zeit streicht dahin und wir verstehen uns prima, so prima, dass wir alle Pläne für den nachmittag vergessen. Als es 19 Uhr ist, futtern wir zusammen in der Küche und quatschen über diverse Themen wie Politik, Wehrdienst, Umweltsünder, die Freaks, die man teilweise hier oben antrifft und so weiter. Axel wollte sich eigentlich erholen und den gesamten Tag mit Pennen verbringen, aber als wir endlich dazu kommen ist es schon Freitag kurz vor 2 Uhr morgens. Dank der Mitternachtssonne kriegt man das einfach nicht mit. Axel hat eine gute Ausrede um die Zeit aus den Augen zu verlieren. Er nimmt nie eine Uhr mit auf seine Tour. Wie er das dann weis, wann er zurück muss, frage ich ihn. Weis er nicht, er macht das frei nach Schnauze. Kam schon vor, dass er ein, zwei Tage später zurück war. Was sein Arbeitgeber davon hält? Nicht viel, aber er muss es tolerieren, will ja sonst kaum ein Arzt hier oben arbeiten. Hmmm hätte ich doch nur Medizin studiert, meine Bewerbung wäre sofort reingeflattert, denke ich mir

                Morgens bin ich als erster wach, packe in Ruhe meine Klamotten zusammen und frühstücke den Rest von meinem Müsli weg. Oben bei Lapporten hatte ich ja noch gespart. Anschließend kümmere ich mich um die lauten Verpackungsarbeiten, womit ich Axel wecke. Er ist total kaputt, wird aber flott munter und packt ebenfalls zusammen. Ich will die Putzarbeiten erledigen, er hält mich aber davon ab. Warum das denn? Weist du wie teuer das hier ist? Ja weist du, du hast ja auch bezahlt, also lass das sein, dafür haben die Putzfrauen. Hier bekommst du nicht mal frische Bettwäsche und zahlst fast so viel wie in einem Hotel in Stockholm. Hmpf... ich habe ein schlechtes Gewissen und fege zumindest den gröbsten Schmutz zusammen. Damit ist er einverstanden. Danach geben wir die Schlüssel ab und hocken uns an eine Sitzbank mit Tisch nach draußen und beobachten die Leute um uns herum. eigentlich wollte Axel früh los, aber er fragt wann mein Zug kommt. Gegen 14:30. Ok, sagt er, bleibt ja noch Zeit. Er leistet mir bis zur Abreise Gesellschaft, wofür ich echt dankbar bin. Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir holen uns ein Brötchen aus dem kleinen Laden und etwas zu trinken. Sofort bekommen wir an unserem Tisch Gesellschaft von zwei frechen Spatzen. Die stört unsere Anwesenheit nicht im Geringsten und sie hüpfen über den Tisch und picken die Krümel weg.



                Da ich weis, was für eine Zugfahrt mir noch bevorsteht, will ich um 1 noch kurz in das Restaurant. Axel klinkt sich hier aus und verabschiedet sich von mir. Ich wünsche ihm alles Gute und sitze keine 5 Minuten später mit Kartoffelpüree, Schweinebraten gefüllt mit Trockenpflaume und jede Menge Grünzeug am Tisch. Endlich Fleisch!! Leider mag ich die Kombination Fleisch und Trockenobst nicht sehr gerne

                Das Wetter zieht sich stark zu und es fängt an zu nieseln. Ich stehe mittlerweile am Bahnsteig mit 10 anderen Reisenden. Das Wetter wird schlechter und meine Laune auch. Ende, vorbei, das wars, jetzt wieder warten, bis es das nächste Mal losgeht. Im Zug habe ich bis nach Stockholm einen Einzelplatz! Sauber! Keiner da, der mich stört. In Kiruna müssen wir mehr als eine Stunde zwischenhalten, die Erzbahn hat Vorrang! Danach geht es weiter, ich bin der einzige in meinem Abteil, der eine Elchkuh mit ihrem Kalb keine 20 Meter vom Gleis entfernt beim Äsen bemerkt. Ein Foto bekomme ich nicht mehr hin, obwohl der Zug sehr langsam unterwegs ist. Ich mache die Augen zu und schlafe etwas.

                In Stockholm komme ich mehr als eine Stunde eher an. Tja, die SJ ist besser als die DB, die schafft nicht mal 5 Minuten Verspätung von Soest nach Hamburg auszugleichen. Ich habe noch genug Umstiegszeit und bin hier auf einen kleinen Plausch mit Vintervik und Kuoika verabredet. ODS-Stammtisch Stockholm, wenn man so will
                Die Metropole wirkt auf mich sehr beengend. So viel Leute bin ich einfach nicht mehr gewohnt. Das Wetter ist hier wie eigentlich immer, wenn ich hier bin, richtig toll! Wir treffen uns am Bahnhof, laufen zu einem Bäcker, genießen Backware, einen Joghurtdrink mit Himbeeren (!! richtig lecker!!) und ich berichte die ersten Erlebnisse. Ich kann mich noch gut erinnern, wie negativ ich das Regenwetter empfunden habe. Ich muss jedoch gestehen, beim Verfassen des Berichtes war dies schon sehr, sehr weit nach hinten gerückt. Die Positiven Eigenschaften überwiegen im Nachhinein halt doch immer. Der Aufenthalt ist sehr kurz und ich muss schon wieder um kurz nach 12 weiter.

                Beim Umstieg in Koppenhagen treffe ich auf einen alten Bekannten. Hubert, den ich in Sälka kennen lernen durfte! Wie klein doch die Welt ist. Er hatte natürlich Pech am Kebnekaise, es war bewölkt und die Aussicht nicht gut, er war trotzdem oben. Dort an der Fjällstation hat er sein erstes Gewitter erlebt. Er meint das ist nicht vergleichbar mit Deutschland. Sehr furchteinflößend und beeindruckend zugleich. Auf die Erfahrung verzichte ich doch gerne
                Auf der Fähre und in Hamburg kaufen wir uns dann nochmals über den Weg und regen uns über die typisch deutsche Hektik auf, die hier überall an den Tag gelegt wird.

                Um 2 in der Nacht von Samstag auf Sonntag werde ich von meinen Eltern am Bahnhof abgeholt. Wieder daheim. Es gibt noch etwas zu Essen, dann geht es unter die Dusche und es gibt wenige Stunden Schlaf. Montag geht es wieder zur Arbeit, als ob nichts gewesen ist.

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                • efbomber
                  Erfahren
                  • 23.08.2010
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                  #88
                  AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                  Fazit

                  Was gibt es da groß zu erzählen? Ich fand die Tour gelungen, ich hatte meinen Spaß, auch wenn das Wetter an ein paar Tagen gegen mich war. Die größte Angst hatte ich, dass ich alleine nicht klar komme, was jedoch unbegründet war. Damit hat sich für mich eine ganz neue Möglichkeit ergeben. Ich kann jetzt einfach los, wenn es mich danach sehnt. Ich muss nichts mit jemandem abklären oder Kompromisse finden. Das ist toll, auch wenn man die schönen Erlebnisse nicht teilen kann.

                  Eine Solotour ist nichts, wovor man Angst haben sollte. Bedenken sind normal und natürlich, aber für alle, die das schon immer mal machen wollten und sich das bisher nie getraut haben, macht es einfach! Es ist eine total andere Erfahrung als, wenn ihr zu Zweit oder in einer Gruppe unterwegs seid. Ich bin richtig glücklich, dass ich diese Erfahrung machen durfte!

                  Was hat sich jetzt dadurch für mich geändert? Mehrere Dinge. Zuert will ich jetzt mindestens ein Mal im Jahr eine Tour starten, ich kann einfach nicht mehr 2 Wochen Urlaub zu Hause machen. Dazu ist die Freizeit einfach zu kostbar! Vielleicht reicht es auch für 2 große Touren, mehr als 3 Wochen am Stück wird schwer, aber die gehen ja eventuell. Weiterhin öchte ich jetztt doch einmal den Kungsleden komplett laufen. Von vielen als Wanderautobahn verrufen hat er dennoch seine schönen Seiten. Die Landschaft war zumindest auf meinen Etappen beindruckend und richtig schön! Das kann ich mir sehr gut zum späten Zeitpunkt in der Saison vorstellen, oder aber wieder genauso früh. Da dürfte das Aufkommen an anderen Wanderern vergleichbar gering sein, wie auf dieser Tour. Abgesehen davon gibt es noch dutzende Alternativen und Paralleltäler. Dieses Jahr wird es mich nicht dort hin ziehen, eher wieder ewiter südlich, aber für das kommende Jahr sind die Optionen vielfältiger denn je! Die Solotour war das absolut beste, was ich 2013 auf die Beine gestellt bekommen habe.

                  Eine Packliste habe ich ja ebenfalls versprochen. Die muss ich aber immer noch digitalisieren. Das gibt es irgendwann im Laufe der Woche.

                  Zum Ende vielen lieben Dank fürs Mitlesen und die durchweg positiven Feedbacks von euch! Es hat mir sehr viel Freude bereitet diese mittlerweile knapp 70 Stunden Arbeit in den Reisebericht zu stecken. Ich hoffe es hat euch bis zum Schluss Spaß gemacht und dass ich vielleicht den einen oder anderen / die eine oder andere für eine Solounternehmung begeistern konnte. Für mich war es eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens.

                  Gruß
                  David

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                  • Mortias
                    Fuchs
                    • 10.06.2004
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                    #89
                    AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                    Wow, 70 Stunden Aufwand zum verfassen eines Reiseberichtes. Hut ab vor dieser Arbeitsleistung!!! Und nochmal ein ganz großes Dank dafür, dass Du Dir die Zeit genommen hast, so ehrlich und detailliert über die Landschaft aber auch über Deine persöhnlichen Erfahrungen und Emotionen zu berichten. Da konnte ich mich so richtig gut hineinversetzten und fühlte mich auch sehr oft an meine erste Solotour erinnert. Ich hab es damals ziemlich ähnlich empfunden mit der Begeisterung. Schade nur, dass Du die letzten Tage so ein unheimliches Pech mit dem Wetter hattest. So lange im Zelt abwettern zu müssen stelle ich mich schon übel vor. Und gut kann ich auch Deinen Frust nachvollziehen, den Torneträsk nicht in seiner vollen Schönheit bewundern zu können. Das hätte mich ähnlich stark angekotzt. Aber dennoch hab eich den Eindruck, dass Du trotz allem ganz gut auf Deine Kosten gekommen bist. Schade nur, dass Du nicht noch länger unterwegs warst, war mittlerweile echt eine schöne Gewohnheit geworden immer regelmäßig die Updates aus Deinem Reisebericht zu lesen.

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                    • Fjaellraev
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                      • 21.12.2003
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                      #90
                      AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                      Na da hat es dich zum Schluss ja nochmal richtig erwischt.
                      30 Stunden im Zelt, ich denke da wünscht man sich schonmal etwas grösseres als das Akto. Mir würde es in dem Moment auf jeden Fall so gehen, aber meine grösseren Zelte wiegen leider auch das Doppelte.
                      Um bei solchem Wetter wenigstens halbwegs zum schlafen zu kommen sind Ohrenpfropfen ganz hilfreich. Als Seitenschläfer habe ich manchmal nur im "oberen" Ohr einen drinnen, so dass ich heftige Geräusche doch noch mitbekommen würde. - Sie erleichtern mir auch das Schlafen im Zug, oder mit schnarchenden Zimmergenossen, ungemein.
                      Bei dem Bach nach Lapporten musste ich erstmal auf die Karte schauen, als ich da vor ein paar Jahren Anfang September, auch nicht bei optimalem Wetter (Den Seen entlang hatten wir etwa gleiche Sicht), hoch bin habe ich den Bach ohne ihn gross wahrzunehmen gequert.
                      Wenn du das nächste Mal in Abisko bist und runter an den Torneträsk willst, folge dem "Fahrweg" von der Station zum alten Hafen. Von dort aus hat man einen recht guten Blick auf Lapporten. Meine Sommerbilder habe ich nicht im Netz aber hier eines vom Winter (Gut da stand ich ein paar Meter auf dem See draussen, aber das macht nicht viel aus).
                      Man kann auch dem Ufer entlang ein Stück in Richtung Delta laufen.
                      70 Stunden für den Reisebericht, das tönt zwar erstmal nach viel und ist es auch, aber ich vermute ich habe jeweils nicht viel weniger gebraucht... Danke auf jeden Fall für deine Arbeit.

                      Gruss
                      Henning
                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                      nur unpassende Kleidung.

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                      • ranunkelruebe

                        Fuchs
                        • 16.09.2008
                        • 2211
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #91
                        AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                        Vielen Dank für diesen schönen, erheiternden udn ehrlichen Bericht!

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                        • Mika Hautamaeki
                          Alter Hase
                          • 30.05.2007
                          • 4006
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                          • Meine Reisen

                          #92
                          AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                          Vielen, vielen Dank für diesen genialen Bericht!!!! Der Aufwand von Dir hat sich auf jeden Fall gelohnt! Mich hat der Bericht mehrere Tage phantastisch unterhalten!
                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                          A. v. Humboldt.

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                          • Cameiro
                            Gerne im Forum
                            • 02.11.2011
                            • 85
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #93
                            AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                            Hallo David!

                            Tausend Dank für deinen tollen Bericht!!!

                            Man konnte sich richtig in die Tour hineinversetzen und all deine Hoch- und Tiefpunkte miterleben. Da werden Erinnerungen an ähnliche Szenarien, Situationen und Begegnungen wiederbelebt - toll!

                            Hatte mich mich immer gefreut, wenn wieder eine neue Etappe hinzukam!

                            Weiter so! Meiner bescheidenen Meinung nach kann nur die Solotour das ungefilterte Naturerlebnis nahebringen!

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                            • Skandinovize
                              Anfänger im Forum
                              • 14.02.2014
                              • 34
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #94
                              AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                              Mh, ..., DANKE FÜR DEN BERICHT mehr gibt es hier nicht zu sagen

                              Alles andere wurde schon gesagt, und/oder beschreibt überhaupt wie genial Dein Reisebericht war.

                              Schön finde ich Deine Anmerkungen zum Solo-Lauf im Fazit. Ich bin noch nie alleine losgezogen - vielleicht wird es mal Zeit.

                              Die 70 Stunden Arbeit haben sich gelohnt. Voll und ganz

                              Gruß
                              Alex

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                              • Dwalinn
                                Gerne im Forum
                                • 26.07.2009
                                • 94
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #95
                                AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                Ich habe deinen Bericht sehr gern gelesen. Schade das er nun fertig ist. Vielen Dank.

                                Gruß,
                                Henning

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                                • Igelstroem
                                  Fuchs
                                  • 30.01.2013
                                  • 1987
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #96
                                  AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                  Ich finde die souveräne Subjektivität bezaubernd, mit der Du Dich an der drohenden Monotonie des Genres ›ODS-Reisebericht aus Lappland‹ vorbeigemogelt hast. Oskari, Sissi, Axel; dreißig Stunden bei Dauerregen im Zelt, alles sehr fein und aufschlussreich beschrieben. Und das ausgerechnet von einem Lippstädter.
                                  Lebe Deine Albträume und irre umher

                                  Kommentar


                                  • Chaot
                                    Gerne im Forum
                                    • 18.01.2011
                                    • 76
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #97
                                    AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                    Ein toller und ehrlicher Reisebericht über Höhen und Tiefen, den ich gerne verschlungen hab.
                                    Bin begeistert und der Arbeitsaufwand den Bericht zu schreiben verdient höchsten Respekt.
                                    Die Straße gleitet fort und fort,
                                    durch Berg und Schlucht, durch Feld und Tann,....

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                                    • Boby
                                      Anfänger im Forum
                                      • 24.06.2013
                                      • 27
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #98
                                      AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                      Vielen Dank für diesen schönen Bericht, fast so als ob man selbst dabei gewesen wäre.

                                      Hast du unterwegs eigentlich Tagebuch geführt oder hast du dir die ganzen Details alle so merken können?
                                      ...but she would not think of battle that reduces men to animals,
                                      so easy to begin and yet impossible to end.
                                      For she the mother of all men did council me so wisely then
                                      I feared to walk alone again and asked if she would stay.

                                      Kommentar


                                      • RobMenzel
                                        Gerne im Forum
                                        • 05.12.2013
                                        • 59
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #99
                                        AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                        Danke für diesen sehr ausführligen Einblick in Dein "Reisetagebuch". Das ganzr stimmt moch schon voller Vorfreude

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                                        • efbomber
                                          Erfahren
                                          • 23.08.2010
                                          • 228
                                          • Privat

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                                          AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                          Zitat von Boby Beitrag anzeigen
                                          Hast du unterwegs eigentlich Tagebuch geführt oder hast du dir die ganzen Details alle so merken können?
                                          Das ist alles in den Tiefen meiner Gehirnwindungen abgespeichert. Die Tour ist ja auch noch keine 5 Jahre her, die feineren Details werden sicherlich irgendwann schwinden, aber ein halbes Jahr sich alles sehr sehr genau merken ist kein Problem. Habe im Allgemeinen auch ein richtig gutes Gedächtnis.

                                          Vielen Dank an euch alle, für die netten Feedbacks! Da weis man, wofür man sich die Mühe und Arbeit macht!

                                          Jetzt schulde ich euch nur noch Rückmeldung zur Ausrüstung, wo ich bisher leider noch nicht zu gekommen bin.

                                          Gruß
                                          David

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