[SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

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  • efbomber
    Erfahren
    • 23.08.2010
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    • Meine Reisen

    [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Aller Anfang ist schwer.
    Das ist ein Sprichwort, das immer dann zutrifft, wenn ich mich an einen neuen Reisebericht setze. So viel Spaß das Verfassen, das Raussuchen der Bilder und das erneute Durchleben auch bringen, so schwer fallen mir die ersten Zeilen.

    Prolog
    Da aber jede Geschichte einen Anfang hat, in denen meist einleitende Worte den Leser auf die nächsten Kapitel vorbereiten, will ich hier keine Ausnahme machen.
    Nach der Sarek und Stora Sjöfallet Tour von 2012 war für mich klar, dass ich wieder in den Norden muss. Anfangs habe ich noch gehofft, dass mein bester Freund Sebastian mich auf dem Weg erneut begleiten wird, aber seine berufliche Situation würde das für das kommende Abenteuer nicht zulassen. So blieben mir 2 Möglichkeiten offen, 2013 keine Tour unternehmen, oder 2013 meine erste Solotour starten. Das Nordfieber ließ Variante 1 nicht zu! Die Planungen begingen bereits im August 2012. Ich wollte eine Region in schwedisch Lappland besuchen, die einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist und die ich noch nicht kannte. Schnell ist hier die Entscheidung auf Abisko als Einstiegspunkt gefällt worden. Die Planung der Strecke hat mich einige Wochen gekostet, denn zum einen war mir nicht bewusst, wie viele Optionen in dieser Region einem offen stehen und welche verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten zusammenstellbar sind. Wie immer haben mir bei meinen Entscheidungen Reiseberichte anderer Forumsmitglieder den Weg gewiesen und die Sehnsüchte für bestimmte Gebiete geweckt. Dieser Reisebericht ist selbstverständlich auch als kleiner Dank zu verstehen

    Im Januar 2013 wurde der Urlaubsschein für den Reisezeitraum vom 15.06.2013 bis 07.07.2013 eingereicht und abgesegnet und ich konnte die organisatorischen Notwendigkeiten in Angriff nehmen. in den kommenden Wochen wurden die Zugtickets gebucht, Geld gewechselt, Nahrung gekauft, Ausrüstung ergänzt etc.. Ihr kennt das ja alle

    Die Anreise mit der Bahn kann ich jedem wärmstens empfehlen, der es ruhig angehen lassen will. Für mich war es die kostengünstigste Alternative (ca. 260 Euro Hin- und Rückweg), auch wenn es 36 Stunden benötigt um vom westfälischen Lippstadt nach Abisko zu gelangen. Die Zeit kann man wunderbar nutzen um sich gemächlich vom Alltag zu verabschieden.

    Kapitel 1 - Endlich unterwegs
    15.06 und 16.06
    Drei Uhr morgens stehe ich in Hamm auf dem Bahnhof. Den ursprünglichen Start in Soest lasse ich aus, da sonst sofort eine 50 minütige Umstiegszeit in Hamm auf mich gewartet hätte und ich so einfach noch eine Stunde länger ruhen konnte. An Schlaf war nicht zu denken gewesen, ich war viel zu aufgedreht vor meiner ersten Tour alleine. Meine Eltern sind ebenfalls vor Ort um sich bei mir zu verabschieden und mir noch ein letzes Mal einzutrichtern, dass ich nichts Riskantes unternehmen soll. Der Zug kommt mit 10 minütiger Verspätung an, ich steige ein und verfrachte den Rucksack über meinen Sitz. Gar nicht so einfach bei sperrigen 30kg. Kurz nach Abfahrt hänge ich in Gedanken meinen Sorgen nach, ob ich auch nichts Wichtiges vergessen habe. Ein kurzer Check meines Ziplockbeutels beruhigt mich sofort. Alle Fahrkarten und das Geld sind dabei.
    In Bremen steigt ein junges Paar ein, die die beiden Sitze neben mir besetzen. Eher aus Langeweile bekomme ich einige Gesprächsfetzen mit. "lange Fahrt, Treckingtour, Stockholm, Abisko". Ich spreche die zwei an und wie der Zufall so will, sind auch sie unterwegs nach Abisko und wollen den Kungsleden bis nach Kvikkjokk laufen. Die Wartezeit in Hamburg verbringen wir gemeinsam und wir tauschen unsere bisherigen Erfahrungen aus. Für die zwei ist es das erste Mal schwedisch Lappland. Um kurz nach halb 8 trifft der Zug ein, ohne Verspätung. Das Wetter verspricht warm zu werden. Das ist das erste Wochenende dieses Jahres in Deutschland, dass es über die 20 Grad Marke klettern soll. Ohne Besonderheiten gelangen wir auf die Fähre in Putgarden.
    Es ist gerade mal 4 Wochen her, dass ich mit meinem Kumpel Sven denselben Weg bis nach Stockholm zurückgelegt habe. Ich laufe auf dem Deck rum bei spitzenmäßigem Wetter, schwelge in Erinnerungen und genieße die Seeluft.



    In Kopenhagen wechseln wir flott in den Anschlusszug Richtung Stockholm. Hier verlieren wir uns aus den Augen. Ich bin wieder allein.... aber nicht lange. Neben mich gesellt sich eine Dame älteren Jahrgangs. Wir kommen ins Gespräch. Auch sie ist eine Deutsche, die ihre Freundin in Stockholm besuchen will. Ein wenig fragt sie mich noch zu meinem Vorhaben aus, aber der Dialog wird schnell zum Monolog, der immerhin unterhaltsam bleibt. Eine kleine Lebensgeschichte über ihren begabten Sohn, seinen Werdegang als Mediziner, dass er keine Zeit mehr für seine Mutter hat und sie kaum noch ihre Enkel zu Gesicht bekommt, wird detailiert beschrieben.
    Was soll ich sagen, die Fahrt vergeht wie im Flug! Und ich wollte noch ein Buch einpacken...
    Um 17 Uhr erreichen wir Stockholm, die Hitze ist kaum noch auszuhalten. Wie schon vor 4 Wochen sind die Schweden mit schönem Wetter gesegnet. Ich habe noch 5 Stunden Aufenthalt, bis mein Anschlusszug nach Abisko abfährt. Diese nutze ich um ein wenig durch Stockholm zu laufen. Später begebe ich mich in die Wartehalle des Bahnhofs und bestelle mir ein Whoppermenü beim Burgerking. Die letzte Mahlzeit hatte ich freitag mittag. Während ich den Burger verdrücke, wühlt ein Obdachloser in den Abfalleimern und den zurückgelassenen Resten einer Teenagergruppe auf den Tischen nach was Essbarem. Als er genug zusammen hat, setzt er sich zwei Tische weiter und fängt an die Reste zu vertilgen. Ich spiele kurz mit dem Gedanken ihm ein Menü zu spendieren, lasse es dann aber. 10 Minuten später setzten sich zwei gehetzt wirkende Südländer etwas abseits und schauen sich ständig um. Kurz darauf erscheinen zwei muskelbepackte Securityleute, sprechen in ihr Funkgerät und gehen auf die beiden zu. Ich bekomme fast einen Lachanfall als einer der Typen eine Sonnenbrille aus der Jeansjacke zaubert und sich diese aufsetzt. Als ob er nun unmöglich von den nur noch 7 Metern entfernten Wachleuten erkannt werden würde. Auf einmal tauchen 6 weitere Sicherheitsleute auf, die beiden Südländer werden jeweils von einem Paar eingehackt und abgeführt. Keiner Diskutiert rum, keiner setzt sich zur Wehr. Die verbliebenen Wachleute überprüfen Mülleimer, Tische und Bänke. Aller Wahrscheinlichkeit nach Drogendealer. Naja, Zeit zu gehen.

    Am Bahnsteig werde ich vermehrt nach Zügen, Halteorten und Wegbeschreibungen gefragt. Wieso denken die Leute immer, wenn man eine Outdoorkluft trägt, dass man sich automatisch überall auskennt? Schwedisch sehe ich nun wirklich nicht aus. Antworten kann ich hingegen schon. Nachdem ich begriffen hatte, dass die gute Frau nach Gävle will, kann ich ihr versichern, dass sie am richtigen Gleis steht. Die Ausprache Jävle ließ mich zuerst kurz ahnungslos dreinblicken

    Im Nachtzug schaffe ich es dann tatsächlich einige wenige Stunden zu schlafen, und das auch noch bequem, obwohl ich kein Schlafabteil gebucht hatte. Eine doppelte Sitzbank geht zur Not auch. Als ich am nächsten Tag aufwache, bemerke ich zwei Jungs, die ungefähr in meinem Alter sein müssten, sie sprechen deutsch und sitzen einige Reihen hinter mir. Beim letzten Umstieg in Boden kommen wir dann auch ins Gespräch. Die beiden sind aus Berlin und fahren den weiten Weg hier hoch um eine Woche zu trecken. Respekt! Wär mir fast zu wenig Zeit.
    In Kiruna wird noch einmal Halt gemacht und die Lock umgesetzt. Zeit ein wenig die Beine zu vertreten. Das Wetter sieht bei Weitem nicht mehr so freundlich aus, wie in Stockholm. Es ist frisch und bewölkt.



    Schlaf gibt es nun keinen mehr. In meinem Wagen ist eine chinesiche Großfamilie untergebracht, die lauthals über jeden schneebedeckten Hügel und Gipfel jubelt und zumindest für japanische Verhältnisse ganz stereotypisch die Kameras zuckt und fotografiert. Die restlichen Kilometer ziehen sich ein wenig, aber der Ausblick entschädigt für alles.

    Um kurz vor 17 Uhr erreichen wir endlich Abisko. Beinahe alle steigen aus und machen sich auf den Weg zur Turiststation. Auch die Großfamilie...



    Ich setze mich an die Haltestelle und überlege kurz. Bin total aufgedreht, die Müdigkeit ist komplett verflogen und wirklich Bock auf den Trubel habe ich auch nicht. Ich knipse noch ein paar Bildchen und beschließe noch einmal zu Hause anzurufen und mich für die nächsten Wochen abzumelden, während die letzten beiden Wanderer sich auf den Weg machen.



    Obwohl es etwas nieselt und das Wetter wie bei allen unseren vorangegangenen Touren hier oben anfangs nicht gerade einladend ist, packe ich alles ein, und sehe mich zuerst ein wenig um. Ich weis zwar, dass ich dem Paddus Naturstig folgen muss um Richtung Lapporten zu kommen, aber wo gehts hier denn los?
    Das hier ist die Aurora Skystation auf dem Njullá.



    Genau was ich gesucht habe. Ein paar Meter hinter dem Parkplatz findet sich ein Wegweiser!



    Aber was ist denn das? Sind das etwa Raupen? Der Wegweiser ist voll mit den grünen Tierchen.



    Ein Denkmal gibt es auch noch in der Nähe.



    Nachdem ich eine halbe Stunde nahe der Haltestelle in den Büschen rumgeirrt bin, finde ich endlich den richtigen Weg. Der Breiteste vom Parkplatz aus, natürlich muss ich den übersehen.... Nach nur wenigen Minuten wird Lapporten sichtbar. Der Weg ist von tausenden von Raupen gepflastert. Wirklich wiederlich. Ich dachte letztes Jahr im Stora Sjöfallet wären die schon eine Plage, aber das hier ist um Längen schlimmer. Die Biester baumeln an Fäden von den Ästen und lassen sich sofort auf einem nieder, wenn man sie nur streift. In kürzester Zeit bin ich eine kleine wandelnde Siedlung für die Viecher.

    Ob ich es heute noch bis dort hin schaffe? Der Plan ist eigentlich nur ein paar km laufen und eine geeignete Raststelle zum Ausruhen zu finden.



    Immerhin ist der Weg nicht mehr zu verfehlen, der Nieselregen hat auch aufgehört und ich gehe weiter, immer dem Blümchen folgend.



    Schon bald kommt man an eine kleine Lichtung, wo ich einige Nachbauten der traditionellen samischen Sommerhütten bewundern darf. Wirklich nett gemacht, ich nehme mir die Zeit und lese die Infotafeln.





    Irgendwann beschließe ich weiter zu gehen, wer weis schon genau wie lange es bei den Wolken hier oben trocken bleiben wird. Noch bin ich längst nicht aus dem Abisko Nationalpark.



    Der Weg führt seicht immer weiter hinauf. Steinig wie der Kungsleden und anscheinend viel begangen. Es kreuzen immer wieder andere Pfade und ab und an komme ich ins grübeln, ob ich wohl noch richtig bin. Hin und wieder taucht aber eine Blümchenmarkierung auf und gibt mir Gewissheit. Die Birken sind nahezu kahl gefressen von den Raupen. Eigentlich hätte hier schon alles in einem frischen Grünton erblühen müssen, so wirkt die Gegend eher trostlos und irgendwie kommt eine Endzeitstimmung auf. Wenn nicht hin und wieder Geräusche von Autos an mein Ohr dringen würden und das Hundegebell aus Richtung der Turiststation, wäre es komplett still. Ich bin durstig, schwitze viel und hoffe, dass ich bald an einen Wasserlauf gelange.



    Hier tauchen verstreut noch einige Kiefern zwischen den für diese Breitengrade typischen Birken- und Weidengewächse auf.



    Nach etwa einer Stunde erreiche ich die Grenze des Nationalparks Abisko. Ab nun darf ich mir ohne schlechtes Gewissen einen Zeltplatz suchen



    Das letzte Mal, dass ich etwas gegessen habe, ist schon 24 Stunden her. Ich pausiere, nehme einen Schluck Wasser, ich bin sehr sparsam, da ich noch kein fließendes Gewässer gefunden habe, und gönne mir einen Proteinriegel. Die Raupen auf meinen Klamotten lasse ich rumkrabbeln, solange man zwischen den Bäumen umherirrt, ist das zwecklos die Tiere abzustreifen. Die Plage pflastert quasi den Weg, den ich langlaufe!



    Langsam merke ich aber den Schlafmangel und hoffe, dass es nun nicht mehr allzuweit ist bis Lapporten. Irgendwie reitet mich gerade der Teufel und ich will es noch heute bis da hoch schaffen.



    In Gedanken rechne ich noch mit 5 bis 8 km, nach mehr sieht das nicht aus. Kurz darauf springt mir ein Schild ins Gesicht, als ob es extra für mich dort angebracht worden wäre!



    OK! 12 km schaffe ich heute nicht mehr. Was soll auch dieses Gehetze? Also weiter, bis ich fließendes Wasser finde, dann direkt das Zelt aufbauen, was futtern und eine Runde schlafen. Ich komme an einigen guten Plätzen vorbei. Sogar einen kleinen Steinofen gibt es hier



    Immer wieder halte ich inne und genieße die Stille, den Ausblick, die Natur! Es ist einfach nur herrlich nach einem Jahr endlich wieder hier oben unterwegs zu sein. Die lange Anreise habe ich schon zu dem Zeitpunkt vergessen. Sie ist es jedes Mal Wert gewesen!
    Das Wasser aus dem See lasse ich links liegen. Mir sind in unmittelbarer Nähe einfach zu viele alte Lagerstätten aufgefallen.



    Also weiter geht es! Mittlerweile wechseln sich Kahlfjäll und bewaldete Ausläufer ab. Der Weg macht mir sehr viel Spaß! Hier ein Blick zurück, kurz bevor ich die Waldgrenze hinter mich lasse. Der Törneträsk im Hintergrund. Die Gipfel des Gebirges am Nordufer in Wolken gehüllt.





    Es ist bereits kurz vor 8. Ich habe schon eine Weile diese hellen Punkte in einem Hang bemerkt. Endlich ist die Sicht freier und ich erkenne, dass es sich dabei um eine Ansammlung von Zelten handelt. Irgendwo habe ich gelesen, dass es hier oben eine Forschungsstation geben soll. Das ist sie vermutlich. Gut zu wissen, wo man im Notfall einen Ersatzhering oder sogar ein Ersatzzelt abstauben könnte
    Sieht auch nicht so aus, als ob jemand anwesend wäre.





    Alt und neu. Ich nehme mir immer noch die Zeit die kleinen Dinge zu bewundern. Wird ja nicht dunkel



    Irgendwie kommt Lapporten nicht näher und näher.



    An dieser Stelle ein kleiner Tipp für alle, die es eilig haben. Verlasst hier den Weg und folgt dem eher unscheinbaren Pfad nach Norden! Der ausgetrampeltere Weg südlich um den Aussichtpunkt führt irgendwann nach Abisko, aber an einer Abzweigung wird darauf hingewiesen. Ich bin der leider erst gefolgt und später umgekehrt. Den kleinen Umweg hätte ich mir sparen können.
    So langsam schleppe ich mich aber auch nur noch dahin. Ein Felsblock erweckt meine Neugier und ich lege hier eine weitere kleine Pause ein, ein Schluck Wasser, etwas Schokolade und weiter geht es.



    Irgendwann verlasse ich den Pfad um abzukürzen. Jetzt wird es auf die letzten Meter nochmal anstrengend. Die erste sumpfige Stelle auf dieser Tour. Nichts Neues für mich, aber so wirklich Bock hab ich da jetzt nicht mehr drauf.



    Um 21 Uhr beschließe ich, dass es jetzt gut ist für heute. Ich finde einen sehr schönen Zeltplatz, von dem aus ich den Ausblick auf den Törneträsk genießen kann. Leider gibt es hier in der Nähe aber kein Wasser. Mein übriger halber Liter ist mir in flüssiger Form wichtiger und ich entscheide nicht warm zu kochen. Sowieso fehlt mir irgendwie der Appetit und ich mampfe ein wenig Schokolade, ein paar Erdnüsse und lege mich dann irgendwann schlafen. Die Anreise hat mich doch mehr geschlaucht, als gedacht. Ich schlummere mit einem Grinsen ein, denn ich bin endlich wieder da wo es mich hinzieht.



    Nun ja. Hiermit ist der Anfang getan. Ab jetzt wird es alle paar Tage ein Update geben. Je nach Zeit, Lust und Laune. Ich hoffe ich kann meine Stimmungen halbwegs gut auf euch Leser übertragen und dass ihr auch an diesem Bericht etwas Freude haben werdet. Alle Kapitel werden aus den dunklen Ecken meiner Erinnerung verfasst. Lediglich die Zeitstempel der Bilder und meine Wanderkarte von calazo vervollständigen die Lücken. Es wird ein längerer Bericht mit vielen Fotos, da ich selber solche Berichte liebe!
    Zuletzt geändert von efbomber; 11.01.2014, 18:55. Grund: Rechtschreibung ausgebessert

  • Trolltinden
    Gerne im Forum
    • 14.01.2013
    • 61
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

    Super schön. Danke für den ersten Teil. Bin gespannt, wo die Tour durchgeht.
    Weiter so.
    lg

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    • theslayer
      Dauerbesucher
      • 13.11.2013
      • 587
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

      Freu mich auch schon riesig, mehr zu lesen, schonmal ein sehr interessanter und ausführlicher Anfang!

      Danke!
      Daniel
      Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
      Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

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      • SiSler
        Erfahren
        • 16.12.2013
        • 138
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

        ... sehr, sehr schön geschrieben .. irgendwie ist man dabei mit dir "eine" Tour zu starten. Vertraute Gedanken in ähnlichen Situationen und so harre ich gespannt der Dinge, die da folgen mögen .. Danke dafür!

        Gruß
        “I only went out for a walk and finally concluded to stay out ... for going out, I found, was really going in”
        (John Muir)

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        • Fjaellraev
          Freak
          Liebt das Forum
          • 21.12.2003
          • 13981
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          #5
          AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

          Der Anfang macht schon recht neugierig: In welchen Ecken treibst du dich wohl weiter rum, die Möglichkeiten sind ja echt fast unbegrenzt, so dass ich dort auch noch ein paar weisse Flecken habe.
          In die Richtung bin ich ja auch mal direkt aus dem Zug gestartet, aber direkt von Östra aus, und Feierabend gab es zumindest zeitlich deutlich früher. - Die Müdigkeit der Reise ist am ersten Tag doch immer noch spürbar...
          Die Raupen waren letztes Jahr wohl wirklich sehr extrem, keine Ahnung ob sich die Birken überhaupt noch erholt haben, aber auch einen Monat später sah es noch so sehr kahl aus.

          Gruss
          Henning
          Es gibt kein schlechtes Wetter,
          nur unpassende Kleidung.

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          • efbomber
            Erfahren
            • 23.08.2010
            • 228
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            #6
            AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

            Zuerst schon Mal Danke an alle für die bisher netten Worte!

            Wer wissen will, wo es langgeht, sollte am besten den zweiten Teil lesen, den ich gleich Online stellen werde, bevor ich raus gehe zum Grillen

            Dort habe ich ein wenig von meinen geplanten und den tatsächlichen Abläufen preis gegeben.

            Gruß
            David

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            • efbomber
              Erfahren
              • 23.08.2010
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

              Kapitel 2 - Ein ganz normaler Tourenbeginn
              17.06 und 18.06

              Irgendein Geräusch weckt mich, ich fühle mich wie nach einem durchzechten Wochenende. Der Lärm ist mir nur all zu gut bekannt. Regen, der auf meine Zeltwände herniederprasselt. Verwundert bin ich nicht, das hätte mich eigentlich schon gestern treffen sollen, aber offiziell wäre sowieso erst heute mein erster Wandertag gewesen. Ich schaue kurz auf meine Uhr und stelle erschrocken fest, dass es erst 3 Uhr morgens ist. Das erklärt dann jedenfalls meine Müdigkeit, also Augen zu und weiterschlafen. Leider lässt der Regen kaum nach, so dass die Geräuschkulisse eigentlich nie wirklich abnimmt. Minutenweise hole ich den Schlafmangel nach.

              Ab 7 überlege ich, was ich machen soll. Hier abwarten kann ich nicht, mein Wasservorrat neigt sich dem Ende zu und ich mache mich langsam abmarschbereit. Das Wetter wird aber immer schlimmer, so dass ich fertig angezogen im Zelt auf meiner Isomatte hocke und mir selbst das Ziel setzte spätestens um 12 die Regenkluft auszupacken und dennoch loszumarschieren. Die Wettervorhersagen, die ich mir zu Hause noch angesehen hatte, versprachen sowieso keinen Sonnenschein.
              Wie ich da so sitze und überlege, was das Beste wäre, fällt mir auf ein Mal ein, dass heute meine beste Freundin Geburtstag hat. Aus purer Langeweile packe ich mein Smartphone aus und schaue, ob es hier oben noch Empfang gibt. Ein Anruf und und eine Gratulation aus dem Fjäll hätte doch was! Natürlich gibt es kein Signal und ich verstaue das Gerät wieder enttäuscht ins Gepäck. Um 11:40 nehme ich meinen Mut zusammen und stülpe die Regenklamotten über. Der erste Blick nach draußen verheist aber nichts Gutes.





              Das schöne Panorama vom Vortag wird durch den Regen getrübt, aber ich sage mir, mehr als nass werden kann man nicht. Also los! Ich baue das Lager ab und komme dabei in den Regenklamotten schon ins Schwitzen. Regen auf Wanderungen macht mir nichts aus, solange ich keine Anstrengungen vor mir habe. Sobald die Regenklamotten angezogen werden gibt es kein drumherum mehr, ich schwitze mich nass! Die Alternative ist, ohne Regenkluft weiter zu laufen, was es keinesfalls besser macht. In kurzer Zeit bin ich startklar. Gefrühstückt habe ich nicht... Nach ungefähr 1,5km komme ich an eine stark mit Gestrüpp bewachsene Stelle, die durch den Dauerregen ordentlich sumpfig geworden ist. Hier gibt es die volle Packung Nässe für mich! Von allen Seiten quasi



              Das Gute an dieser Passage ist aber, mitten durch das Buschwerk fließt ein kleines Bächlein! Endlich gibt es wieder frisches Wasser! Ich setze meinen Rucksack auf einer ausgedörrten Wurzel ab und trinke ausgiebig direkt aus dem Wasserlauf. Ich liebe das frische Gebirgswasser in Schweden! Schnell wird noch meine 1L PET Wasserflasche aufgefüllt und eine Hand voll getrocknete Feigen gefuttert, bevor es weiter geht. Mittlerweile bin ich klitschnass und fange an zu frieren. Es hat sich merklich abgekühlt. Ich schätze die Temperatur auf 3 bis 5 Grad, bei dem Wind empfinde ich es aber als wesentlich Kälter. Ursprünglich wollte ich mir bei der ersten Möglichkeit eine warme Mahlzeit zubereiten um wieder Energie in den Körper zu bekommen, aber sobald ich auch nur für 2 Minuten Halt mache, friere ich zu sehr. Also laufe ich einfach weiter! Die Sicht wird ebenfalls immer schlechter. Die Wolken hängen nun schon ein ganzes Stück tiefer und anstatt auf den Kompass zu schauen laufe ich frei nach Schnauze durch die Pampa.



              Rückwirkend betrachtet weis ich nicht ob die schlechte Sicht wirklich nur dem mieserablem Wetter zugeschrieben werden kann oder doch den beschlagenen Brillengläsern
              Um die Sicht ein wenig aufzubessern wechselte ich von der Kapuze zum Hut, was jedoch zur Folge hatte, dass der Regen nun in meinen Nacken tropfte. Aber zu dem Zeitpunkt spielte es bereits keine Rolle mehr. Mittlerweile bin ich so ausgelaugt, dass ich mir nur noch einen Zeltplatz wünsche. Wohlgemerkt bin ich bis jetzt noch keine 3 Stunden unterwegs. Ich hätte längst Lapporten erreichen müssen. Irgendwann bin ich nur noch am Zittern und beschließe die Notbremse zu ziehen. Die ersten Anzeichen einer Unterkühlung sind da und ich baue mein Zelt zwischen Schneeresten auf einem bewachsenen Felsen auf. Eigentlich hätte ich schon längst auf den einen oder anderen Seitenarm des Miellejohka stoßen müssen, die einzige Erklärung hierfür ist, dass ich zu weit nach Westen abgedriftet bin. Zu meiner Verteidigung muss ich gestehen fast gar nicht auf die Karte oder den Kompass geschaut zu haben, die Wolken verdeckten den Einstieg komplett. Weder der Golkkokčohkka noch der Bonjinčohkka sind sichtbar.

              Mit Mühe und Not schaffe ich es das Zelt aufzubauen. Meine Finger spüre ich kaum noch. Anschließend klettere ich vom Felsen und rutsche dabei ab, falle aber weich auf ein Weidengestrüpp. Das einzige Wasser in der Näher rührt vom geschmolzenen Schnee her. Ich nehme einen Schluck in den Mund und koste das etwas brackig schmeckende Wasser. Zum Kochen sollte es reichen. Ich fülle drei Flaschen in meinen Wassersack und krieche ins Zelt. Vereinzelt fallen mit dem Regen erste Schneeflocken vom Himmel und ich beginne stark dran zu zweifeln, dass ich mich warm bekomme. Völlig fertig hocke ich mich im Zelt auf meinen bereits ausgerollten Schlafsack und bleibe einige Minuten sitzen, froh endlich aus dem kühlen Wind herausgekommen zu sein. Irgendwann entledige ich mich der von Nässe triefenden Klamotten. Das ist dann auch der Punkt wo ich registriere, wie saublöd ich gewesen bin, die Klamotten nicht schon draußen ausgezogen zu haben. Der komplette Schlafsack hat sich mit Wasser vollgesogen. Bevor ich auch nur ans Kochen denken kann, verkrieche ich mich in die klamme Penntüte und schlottere mich halbwegs warm. Meine Beine sind eiskalt und werden auch nach einer Stunde nicht wärmer, so dass ich beschließe die Notdecke aus meinem eigenhändig zusammengestellten Erste-Hilfe-Set zu holen. Das wirkt und nach 30 Minuten bessert sich mein Zustand. Leider bin ich so betrübt über den Verlauf der Dinge, dass ich wieder nichts koche und einfach nur versuche zu schlafen. Immerhin muss ich keinen Durst leiden und aktuell kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als im Schlafsack eingemümmelt zu liegen. Während es draußen weiterhin am Stück durchregnet, jetzt immerhin ohne Schnee, beschließe ich gegen 1 Uhr morgens abzubrechen und erst ein Mal zur Turiststation in Abisko umzukehren. Da ich keine Ahnung habe, ob sich das Wetter bessern wird oder nicht, und ich einfach gehörigen Respekt davor habe mich am Rande einer Unterkühlung zu bewegen, ist das in meinen Augen die einzige sinnvolle Lösung. Psychisch bin ich dann tatsächlich in der Lage um 1 aufzustehen, um 3 mein nasses T-Shirt anzuziehen um es im Schlafsack aufzuwärmen und dann endlich um 7 Uhr morgens gebe ich mir den letzen Ruck und ziehe mich wieder komplett an. Als ich das Zelt verlasse sieht das Wetter nicht mehr ganz so unfreundlich aus und es hört sogar auf zu regnen.

              Hier der Zeltplat am morgen des 18.06



              Ich packe alles flott zusammen, die Regenklamotten kann ich zum Glück eintüten und mache mich auf den Rückweg. Ich rutsche erneut vom Vorsprung ab, diesmal jedoch mit dem Rucksack. Das Weidengestrüpp ist wieder zur Stelle und verhindert Schlimmeres. Auf den ersten Metern lege ich einen Zahn zu und nach wenigen Minuten friere ich nicht mehr. Es klart immer mehr auf und ich kann wieder den Törneträsk im Norden bewundern.



              Der Abisko Nationalpark ist ebenfalls wieder in Sicht!



              Auf dem Rückweg denke ich viel über die Entscheidung zurückzugehen nach. Aber ganz rational betrachtet habe ich hier für mich persönlich richtig entschieden. 2012 hatte ich mich ganz fest auf eine spezielle Route festgelegt und war absolut am Boden zerstört, als Dauerregen und Schneeschmelze eine Flussquerung unmöglich gemacht hatten und Sebastian und ich den wohl anstrengendsten Tag unserer bisherigen Erlebnisse umsonst gemacht haben. Diese Frustration wollte ich nicht noch ein Mal erleben und habe mir von vornherein dutzende Alternativen überlegt. Es ist schließlich mein Urlaub und ich habe nichts davon, wenn ich mir den Hintern abfrierend meine Kilometer fresse, nur um hinterher sagen zu können, dass ich alles wie geplant geschafft habe.

              Noch bevor ich den Zeltplatz des Vortages erreiche ist meine Stimmung wieder heiter und ich genieße die Landschaft. Die Gipfel haben wesentlich weniger Schnee als letztes Jahr im Stora Sjöfallet anfang Juli. Der Mai war einer der wärmsten Maimonate seit der Wetteraufzeichnung in Schwedisch Lappland. Als ich die ersten Wäldchen erreiche, gesellen sich auch einige Mücken zu mir. Erstaunlicherweise haben mir die Viecher auf dem Hinweg keine Probleme bereitet, nunja, Insektenmittel drauf und Ruhe ist. Kurz hinter der Forschungsstation kommt mir der erste andere Hiker entgegen. Eine junge Schwedin mit leichtem Gepäck, vermutlich auf dem Weg zu eben diesem Zeltlager. Wir grüßen uns nur freundlich und jeder geht seiner Wege. Kurz darauf treffe ich auf ein etwas älteres Paar. Ich erkundige mich nach dem Wetter und ob es einen Trockenraum in Abisko gibt. Beide schenken mir mitfühlende Blicke, anscheinend mache ich einen kümmerlichen Eindruck, obwohl ich mich mittlerweile wieder richtig gut fühle. Zum Wetter können sie nichts genaues sagen, die Turiststation hingegen können sie mir wärmstens empfehlen. Ich laufe weiter und schaffe die komplette Strecke in ungefähr 4 Stunden.

              Als ich dann endlich vor der Rezeption stehe muss ich mir eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte, wie groß die Station ist. Ich nehme ein Zimmer, nachdem ich die Mitgliedschaft des STF unterzeichnet habe und lasse mir alles von der Rezeptionistin erklären. Wir schauen uns sogar zusammen die Wettervorhersagen der nächsten 7 Tage an. Regen... na super. Morgen soll es noch ganz ok sein, aber dann eher schlecht. Kurz vorab, ich habe auf dieser Tour gelernt, dass ein wunderschöner Wandertag gleich zu sezen ist mit einem trockenen Wandertag

              Wie ich es einst im Wehrdienst gelernt habe, kümmere ich mich zuerst um meine Ausrüstung und hänge einen der zwei riesigen Trockenräume komplett mit meinem Kram voll. Zwischendruch schaltet ein Witzbold das Gebläse immer wieder ab, vermutlich ein Saunagänger, den der Lärm stört. Die Saunen liegen nämlich direkt neben den Trockenräumen. Irgendwann gibt er auf und das Gebläse läuft unterbrechungsfrei weiter. Nach nur wenigen Stunden sehen die Sachen wieder halbwegs trocken aus.



              Anschließend gönne ich mir eine warme Dusche und koche mir gleich eine doppelte Portion Nudeln mit Jägersauce. Mein Gaumen ist auf Wanderung nicht sonderlich anspruchsvoll. In meinen Rucksack schaffen es eher praktische Dinge, wie Gabelspaghetti, die einfach ein tolles Packmaß haben! Ich schlinge also 4 volle Teller davon in mich hinein und lege mich anschließen für ein Stündchen ins 5 Betten große Zimmer, dass ich mit niemandem teilen muss.



              Den Nachmittag und Abend nutze ich dazu mir Gedanken über den folgenden Ablauf der Tour zu machen und die Gegend um die Turiststation zu erkunden. Den Canyon wollte ich mir eigentlich bis zum Abschluss meiner Tour aufheben, aber kurz gucken schadet ja nicht

              Sonnenschein im Norden!



              Einfach nur traumhaft schön der Abiskojåkka







              Am späten Nachmittag genehmige ich mir einen Kaffee in der Küche als eine ältere Dame eintritt. Sie spricht mich auf schwedisch an und ich erwidere, dass ich nur der englischen und deutschen Sprache mächtig bin. Sie grinst und sagt dann in fließendem Deutsch, dass dies kein Problem sei. Wir leisten uns Gesellschaft und erzählen von unseren Touren. Sie lebt eigentlich in Stockholm, vor 50 Jahren ist sie aus Deutschland ausgewandert, aber ein bis zwei Mal im Jahr reist sie in den hohen Norden, mittlerweile über 70 Jahre alt und unternimmt nur noch Tagestouren!! Respekt! Ich bin wahrhaft begeistert und inspiriert! Solche Begegnungen auf meinen Reisen geben mir den nötigen Antrieb und wie schon erwähnt die Inspiration!
              Allgemein ist am Dienstag Mitte Juni nichts los in der Turiststation und das Bettchen wird ausgiebig genutzt. Immerhin ein stolzer Preis von 290 SEK als STF-Mitglied, 390 SEK ohne Mitgliedschaft. Meine Blickrichtung aus dem Fenster gen Norden neckt mich bereits mit der so sehnsüchtig erhofften Sonne



              Morgen ist es dann so weit. Neuer Tag, neues Glück, neuer Anlauf! Ich freue mich schon riesig! Und ja, wie immer bislang, es läuft zu Beginn ganz und gar nicht so wie es soll

              Vielleicht ist es jetzt für den Leser interessant zu wissen, was ich ursprünglich geplant hatte und wie nun meine Alternative ausgesehen hat. Die Hauptattraktionen meiner Route sollten Lapporten, Mårmapass und das Kaskassavagge sein. Alles andere habe ich mir recht offen gelassen. Jedoch machen Hochtäler bei schlechtem Wetter mit wenig bis gar keiner Aussicht in meinen Augen einfach keinen Sinn. Schließlich will ich die Schönheit der Landschaft genießen und nicht die Wolken- und Nebelsuppe. Der neue Plan sah also wie folgt aus: Den Kungsleden laufen bis sich wettertechnisch eine Besserung wahrnehmen lassen würde und dann die höher gelegenen Gebiete in Anlauf nehmen.

              Selbstverständlich weis ich selbst, dass der Kungsleden ein sehr gut erschlossener Wanderweg ist, wo man doch recht häufig in Kontakt mit anderen Leuten kommt. Von einer Tour alleine kann hier also nicht die Rede sein? Nicht ganz, das stimmt, aber in den nächsten Tagen war ich erstaunt wie wenig auf diesem Hauptwanderweg los war! Es gab auch Begegnungen mit anderen Menschen, teilweise bin ich Etappen mit einer anderen Person zusammen gelaufen. Aber ich muss sagen, alle Begegnungen waren fast durchweg positiv und ich möchte diese Erlebnisse nicht missen! Wer sich von euch nun sagt, "Och nööö, schon wieder ein Kungsledenreisebericht!", der sollte ein paar Kapitel später wieder reinlesen, denn ich bekam auch meine Einsamkeit, ab von dem großen Weg
              Zuletzt geändert von efbomber; 12.01.2014, 13:46. Grund: Zimmerpreise und Rechtschreibung nachgebessert

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              • Fjaellraev
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                • 21.12.2003
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                #8
                AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                Der Entscheid umzudrehen und die ganze "Tourenplanung" über den Haufen zu werfen ist nicht einfach, aber er war wohl unter diesen Umständen das einzig richtige. Am Schluss zählen ja die Erlebnisse und nicht die "verpassten" Orte.
                Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                Allgemein ist am Dienstag mitte Juni nichts los in der Turiststation und das Bettchen wird ausgiebig genutzt. Immerhin ein stolzer Preis von 395 SEK als STF-Mitglied, 495 SEK ohne Mitgliedschaft.
                Hast du irgendwie Einzelzimmer gebucht, oder noch irgendetwas dazu gebucht (Frühstück...)? Ich habe letzten Sommer jeweils 290 SEK bezahlt, hatte aber auch entsprechend Gesellschaft im Zimmer.

                Gruss
                Henning
                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                nur unpassende Kleidung.

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                • efbomber
                  Erfahren
                  • 23.08.2010
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                  #9
                  AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                  Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                  Hast du irgendwie Einzelzimmer gebucht, oder noch irgendetwas dazu gebucht (Frühstück...)? Ich habe letzten Sommer jeweils 290 SEK bezahlt, hatte aber auch entsprechend Gesellschaft im Zimmer.
                  Danke für die Info Henning!
                  Ich habe hier noch 100 SEK Mitgliedsgebühr mit eingerechnet, die ich bezahlt habe und somit alles teurer gemacht
                  290 SEK als Mitglied ist natürlich für eine Übernachtung vollkommen richtig!

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                  • Prachttaucher
                    Freak

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                    • 21.01.2008
                    • 12111
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                    #10
                    AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                    Gefällt mir irgendwie gut, daß Du so flexibel bist und Deine Pläne einfach rechtzeitig änderst. Bei den Akto-Bildern muß ich mir immer sagen : Nein, daß ist jetzt kein Foto, was ich gemacht habe.

                    Nur so eine Frage : GPS nimmst Du nicht mit ? Sicher kein Allheilmittel, aber mir hilft das bei widrigen Bedingungen schon, wenn ich das Teil mal anmache und nachschaue, ob die von mir zu Hause eingegebenen Wegepunkte noch halbwegs in der Nähe sind.

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                    • efbomber
                      Erfahren
                      • 23.08.2010
                      • 228
                      • Privat

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                      #11
                      AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                      Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                      Gefällt mir irgendwie gut, daß Du so flexibel bist und Deine Pläne einfach rechtzeitig änderst. Bei den Akto-Bildern muß ich mir immer sagen : Nein, daß ist jetzt kein Foto, was ich gemacht habe.
                      Das Akto hat hier seine Einweihungstour gefeiert und mit Bravour bestanden! Es wurde mir zu fairen Konditionen vom Forumsmitglied nicknacker2 überlassen. Hier nochmals ein dickes Danke an dich!!

                      Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                      Nur so eine Frage : GPS nimmst Du nicht mit ? Sicher kein Allheilmittel, aber mir hilft das bei widrigen Bedingungen schon, wenn ich das Teil mal anmache und nachschaue, ob die von mir zu Hause eingegebenen Wegepunkte noch halbwegs in der Nähe sind.
                      Das ist eine berechtigte Frage. Ich bin eigentlich in der Lage mit Karte und Kompass zuverlässig umzugehen, allerdings kann man sich bei widrigen Wetterbedingungen schon mehr aufs GPS verlassen. Und ich kenne mich, wenn ich zu faul bin unter meiner Regenkluft den Kompass rauszuholen, dann wird das mit dem GPS nicht anders laufen
                      Abgesehen davon besitze ich kein GPS und die meisten Regionen in diesem Gebiet sind eigentlich einfach zu wandern -> auf der einen Seite rein ins Tal, auf der anderen wieder raus.

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                      • attue
                        Erfahren
                        • 10.01.2010
                        • 250
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                        #12
                        AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                        ich kann deinen Eindruck vom Kungsleden voll teilen.. wir sind ihn nur kurz später gegangen und haben uns ebenfalls nicht wie auf einer Wanderautobahn gefühlt.. es war toll.

                        zu deiner Erschöpfung/Unterkühlung hat sicher auch beigetragen so lange ohne vernünftiges essen zu sein. Zumindest kenne ich das von mir so dass wenn ich zu wenig esse ich sehr schnell friere. Schlussendlich war es sicher gut zurückzukehren!!

                        Schön dass du den "unglücklichen" Tourstart auch hier mitteilst und andere davon lernen lässt.

                        Bin schon gespannt wie es weitergeht!

                        lg attue

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                        • efbomber
                          Erfahren
                          • 23.08.2010
                          • 228
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                          Zitat von attue Beitrag anzeigen
                          ich kann deinen Eindruck vom Kungsleden voll teilen.. wir sind ihn nur kurz später gegangen und haben uns ebenfalls nicht wie auf einer Wanderautobahn gefühlt.. es war toll.

                          zu deiner Erschöpfung/Unterkühlung hat sicher auch beigetragen so lange ohne vernünftiges essen zu sein. Zumindest kenne ich das von mir so dass wenn ich zu wenig esse ich sehr schnell friere. Schlussendlich war es sicher gut zurückzukehren!!

                          Schön dass du den "unglücklichen" Tourstart auch hier mitteilst und andere davon lernen lässt.

                          Bin schon gespannt wie es weitergeht!

                          lg attue
                          Hallo attue!
                          Der Nahrungsmangel spielt natürlich eine ausgesprochen wichtige Rolle, wenn es um das Kälteempfinden geht. Schlafmangel, kaum was gegessen, am ersten Tag gerade Mal einen halben Liter Wasser getrunken... Das sind alles Dinge, auf die man achten muss um seinen Körper auf einer Tour bei Laune zu halten. Vor allem ist trinken wichtig. In der Regel benötige ich zwischen 5 und 8 Liter an einem normalen Wandertag.

                          Das Schlimme ist ja, dass ich es bereits besser weis und ungeachtet dessen mich dennoch nicht daran gehalten habe. Selbst Schuld sage ich nur

                          Ich finde das gehört auch einfach in einen ehrlichen Reisebereicht rein. Ich will euch ja nicht nur ein paar Bilder zeigen, sondern meine Erlebnissem it euch teilen. Außerdem, wie du schon sagst, könnten andere davon lernen.

                          Gruß
                          David

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                          • Zeppenvolk

                            Anfänger im Forum
                            • 04.12.2006
                            • 38
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                            Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                            Danke für die Info Henning!
                            Ich habe hier noch 100 SEK Mitgliedsgebühr mit eingerechnet, die ich bezahlt habe und somit alles teurer gemacht
                            290 SEK als Mitglied ist natürlich für eine Übernachtung vollkommen richtig!
                            Hej,
                            ich zahle jährlich 23 € Mitgliedsbeitrag im DJH. Diese Mitgliedschaft wird auch vom STF anerkannt, so dass ich dadurch
                            den ermäßigten Übernachtungspreis in den STF-Hütten zahle.

                            Im Übrigen spannender Bericht bisher. Ich warte auf die Fortsetzung. 2009 habe ich auch einmal eine Tour wegen Dauerregens abgebrochen, denn quälen wollte ich mich damals auch nicht. Die Fotos erinnern mich an meine früheren Aufenthalte in Abisko. Man kann von
                            dort verschiedene Touren unternehmen. Dieses Jahr habe ich auch Abisko als Ziel - aber nur als Parkplatz und Endpunkt.

                            Grüße aus Süd-Siegerland
                            Rudolf
                            Der Weg ist das Ziel

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1279
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                              Gefällt mir sehr gut bisher. Da werden Erinnerungen wach, besonders beim Zeltplatzbild oberhalb vom Torneträsk. Da dachte ich auch erst "Moment, das könnte auch von mir sein". Ärgerlich ist natürlich, dass Dein Start so blöd verlief, aber Respekt von Deiner Selbsteinschätzung eine mögliche Unterkühlung und widrige Umstände rechtzeitig zu erkennen und auch die Konsequenzen daraus zu ziehen. Ich weiss nicht, ob ich mich in solch einer Situation auch so vernünftig verhalten hätte. Find ich aber echt gut, dass Du den Bericht sehr ehrlich verfasst. Jetzt bin ich natürlich gespannt wie das weitergeht. Aber das mit den Raupen ist ja schon ziemlich krass, hätt nicht gedacht, dass es da soviele von gibt.

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                              • efbomber
                                Erfahren
                                • 23.08.2010
                                • 228
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                Zitat von Zeppenvolk Beitrag anzeigen
                                Hej,
                                ich zahle jährlich 23 € Mitgliedsbeitrag im DJH. Diese Mitgliedschaft wird auch vom STF anerkannt, so dass ich dadurch
                                den ermäßigten Übernachtungspreis in den STF-Hütten zahle.
                                Danke für den Tip! Wäre eine Überlegung wert. Wie weist du dich denn vor Ort damit aus?

                                Zitat von Zeppenvolk Beitrag anzeigen
                                Im Übrigen spannender Bericht bisher. Ich warte auf die Fortsetzung. 2009 habe ich auch einmal eine Tour wegen Dauerregens abgebrochen, denn quälen wollte ich mich damals auch nicht. Die Fotos erinnern mich an meine früheren Aufenthalte in Abisko. Man kann von
                                dort verschiedene Touren unternehmen. Dieses Jahr habe ich auch Abisko als Ziel - aber nur als Parkplatz und Endpunkt.
                                Irgendwann ist einfach der Punkt erreicht, wo es zu viel des Guten ist und der Urlaub muss auch ein wenig Erholung mit sich bringen. Komplett abbrechen musste ich zum Glück noch nie, nur umdisponieren

                                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                Gefällt mir sehr gut bisher. Da werden Erinnerungen wach, besonders beim Zeltplatzbild oberhalb vom Torneträsk. Da dachte ich auch erst "Moment, das könnte auch von mir sein". Ärgerlich ist natürlich, dass Dein Start so blöd verlief, aber Respekt von Deiner Selbsteinschätzung eine mögliche Unterkühlung und widrige Umstände rechtzeitig zu erkennen und auch die Konsequenzen daraus zu ziehen. Ich weiss nicht, ob ich mich in solch einer Situation auch so vernünftig verhalten hätte. Find ich aber echt gut, dass Du den Bericht sehr ehrlich verfasst. Jetzt bin ich natürlich gespannt wie das weitergeht. Aber das mit den Raupen ist ja schon ziemlich krass, hätt nicht gedacht, dass es da soviele von gibt.
                                Danke Mortias
                                Der Zeltplatz dort oben hat sich einfach richtig angefühlt! Das war wie der beste Platz im Wohnzimmer auf dem Sofa! Nur mit besserem Ausblick
                                Die Selbsteinschätzung war ein ganz wichtiger Bestandteil meiner ersten Tour allein. Ich habe mir einige unumstößliche Regeln gesetzt. Zähneklappernd im Zelt liegen war eines davon. Da muss halt eine Alternative herhalten. Der direkte Aufbruch nach einer strapaziösen Anreise passiert mir nicht noch ein Mal!
                                Die Raupen waren widerlich!

                                Danke für das positive Feedback! Das spornt natürlich an schnell weiter zu schreiben. Deshalb gibt es auch jetzt gleich die Fortsetzung

                                Gruß
                                David

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                                • efbomber
                                  Erfahren
                                  • 23.08.2010
                                  • 228
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                  Kapitel 3 - Teil 1 - So schön kann der Kungsleden sein
                                  19.06

                                  Obwohl die Betten in der Turiststation simpel gehalten sind, habe ich sehr gut geschlafen, bin jedoch schon vor dem Weckruf meiner Uhr wach. Die freie Zeit wird natürlich direkt genutzt um das erste (!!!) Frühstück auf der Tour zu mir zu nehmen. In der Küche ist niemand heute morgen, so dass ich ungestört den Ausblick auf den Törneträsk genießen kann, während ich das Gewicht meines Rucksacks Löffel für Löffel dezimiere. Ich weis jetzt schon, dass ich viel zu viel Essen mit mir herumschleppe, obwohl ich im Vergleich zur Vorjahrestour bereits mit 20% weniger pro Tag kalkuliert habe. Nach dem Futtern packe ich schnell meine Sachen, da ich noch das Zimmer zu reinigen habe. Auch wenn es schon beim Einzug am Vortag nicht wirklich sauber war, sehe ich keinen Grund darin es genau so zu hinterlassen. Man bekommt ja nicht umsonst einen kleinen Laufzettel mit Checkboxen in die Hand gedrückt, was es alles zu putzen gilt. Bett ausschütteln und bürsten, Staubsaugen, Waschbecken säubern, Fenster putzen und den Boden wischen. Bis auf die Fenster arbeite ich alle Punkte ab. Als ich in den letzten Wischzügen mit dem Mopp liege und aus meiner Stube heraustrete, nehme ich zwei Putzfrauen wahr, die 2 Räume weiter genau dieselbe Arbeit verrichten. Sie begrüßen mich und danken mir meinen Fleiß mit einem anerkennenden Lächeln. Vielleicht war es aber auch nur Mitleid, weil ich so doof war und mich als einziger daran gehalten habe

                                  Um 9 Uhr checke ich aus und kaufe mir noch 3 Gutscheine zu 500 SEK mit meiner Kreditkarte, da ich nicht weis, wie das auf dem Kungsleden laufen wird und ich mit meinem Bargeld eventuell nicht auskomme. Kreditkartenzahlungen sind ja nicht mehr möglich! Schließlich habe ich doch eine etwas andere Tour im Sinn gehabt. So sehen diese Gutscheine übrigens aus!



                                  Die Gültigkeitsdauer ist 5 Jahre und sie können in allen STF-Hütten in ganz Schweden eingelöst werden. Den Restbetrag bekommt man auf dem Kungsleden voll ausgezahlt. Aber Achtung, wenn ihr diese Gutscheine in Abisko benutzt, dann gibt es nur 10% des übriggebliebenen Betrages als Bargeld!! Wenn ihr also 300 SEK ausgebt mit dem Gutschein, dann gibt es nur 20 SEK Rückgeld anstatt 200 SEK. Das hat mir die Tante an der Rezeption aber erst nach meiner Tour verraten.

                                  Bevor ich losmarschiere schaue ich mir nochmals die Wettervorhersagen an. Heute soll es definitiv trocken bleiben und meine Dankbarkeit dafür kennt momentan keine Grenzen! Anschließend lungere ich noch ein wenig rum und mache mir Gedanken zur heutigen Kleiderordnung. T-Shirt mit Hut reicht aus! Viertel vor 9 stehe ich dann vor dem Tor, das Tausende als Einstieg oder Ende für ihre Wanderungen fotografiert haben. Ich schließe mich hier dem Mainstream an und knipse ebenfalls Eines.



                                  Bei genauerer Betrachtung des Wegweisers, bin ich äußerst froh, dass ich nicht den Njakajaure naturstig laufe. Denn Marty McFly und sein Anhang versammeln sich gerade zum Familienausflug. Die anderen Pfade scheinen keine Option für sie zu sein.



                                  Die ersten Meter auf dem ausgetrampelten Weg sind sowas von entspannt, da macht sich selbst das Rucksackgewicht kaum bemerkbar. Keine 5 Minuten unterwegs bekommt man erste wunderschöne Einblicke auf den Abiskojåkka.







                                  Die Sonne lässt sich nun auch stellenweise immer öfters blicken und mir steht langsam der Schweiß im Gesicht. Der Hut verschwindet im Rucksack, schließlich ist sie noch nicht stark genug um mir einen Sonnenbrand zu bescheren, es weht kaum ein Lüftchen, aber es wird direkt angenehmer. Ab und an verschwinden die "canyontypischen" Felswände um den Abiskojåkka und der Strom wird sofort breiter. Ich spiele mit dem Gedanken ein wenig das Furten zu üben, lasse es aber bleiben. Ich will heute doch mindestens bis zur Abiskojaurestugorna und da ich die Beschaffenheit des Weges nicht kenne, sollte ich mit unnötigen Taten meine Zeit nicht verschwenden. Besser investiert man an solchen Tagen in Pausen an schönen Orten



                                  Immer wieder erstaunlich wie sich die Beschaffenheit eines Flusses in nur wenigen 100 Metern verändern kann. Diese Biegung gefällt mir besonders, man blickt aus einer leicht erhöhten Position und kann die schneebefleckten Gipfel von Giron und Tjåmuhas im Hintergrund gut erkennen. Ich halte inne und sauge diesen Anblick in mich auf! Hier treffe ich auch auf einen weiteren Wanderer, der vor mir den Platz für sich beansprucht hat. Ich lasse ihm seine Ruhe und schreite weiter.
                                  Die Stelle ist übrigens als Meditationsplats auf der Karte Kebnekaisefjällen von Calazo markiert und vor Ort mit einem hölzernen Pfeiler.





                                  Irgendwann verschwindet der Wald zu meiner Linken und gibt den Blick aufs Lapporten frei. So sieht das also ohne Wolken aus!



                                  An dem kleinen namenlosen Bächlein stelle ich meinen Rucksack auf der Holzbrücke ab und lege meine erste kurze Pause ein. Dabei gönne ich mir einen Happen Proteinriegel und klares Wasser, köstlich und erfrischend!



                                  Immer wieder finde ich Gründe kurz an zu halten und das eine oder andere Foto zu machen.



                                  Kaum zu glauben, dass es erst eine knappe Stunde her ist, dass ich in Abisko aufgebrochen bin, als ich eine große rote Metallbrücke erreiche. Hier setze ich erneut ab und mache eine längere Pause, in der ich das Flussbett erkunden gehe. Der aktuelle Wasserstand lässt die Brücke irgendwie sinnfrei erscheinen, aber ausgewurzelte Bäume im Bachbett und weggeschwemmte Hänge lassen keinen Zweifel übrig, dass zu gegebener Zeit enorme Wassermassen Richtung Törneträsk fließen.





                                  Beim Erkunden betrachte ich die Steine im Flussbett genauer und laufe durch die Gegend, wobei die doch recht tief hängende Brücke meinem Schädel in die Quere kommt. Ein lautes metallisches "Klong", das nachhallt und ein gepfeffertes "Fuck" meinerseits erklingen beinahe zeitgleich. Ich reibe mir die Stirn und schaue mich sofort um. Das Ausbleiben von schallendem Gelächter gibt mir Gewissheit, dass diese Situation unbeobachtet geblieben ist. Nochmal gut gegangen! Direkt hinter der Brücke wird es kurz sumpfig, wo viele hübsche Blümchen meine Aufmerksamkeit beanspruchen.



                                  Wenige Schritte weiter komme ich an einer Hütte und mehreren Toilettenhäuschen vorbei. Zwei Zelte stehen auf dem Platz verteilt, niemand zu sehen. An einem Unterstand, der stark an eine deutsche Bushaltestelle aus Holz erinnert, schnürt ein Hiker an seinem Rucksack herum. Er würdigt mich keines Blickes und somit verzichte ich auf ein freundliches "Hej".

                                  Anfangs dachte ich ja noch, dass die Raupenplage es garnicht bis hierher geschafft hat, da doch wesentlich mehr Laub auf den Birken zu sehen war. Dies wurde aber immer spärlicher, je weiter man voran kam. Die schiere Masse war teilweise wirklich erschreckend. Tausende sind unter meinen Wanderstiefeln gestorben, Tausende sind aber auch den natürlichen Witterungsbedingungen zum Opfer gefallen. Die Poolparty ist wohl schief gegangen...



                                  Man sollte sich auf seinen Wegen auch ruhig mal umdrehen. Die Perspektive ist ausschalggebend für weitere wunderschöne Eindrücke! Ich tue dies immer öfter, da ich sehr gut voran komme und nicht schon am frühen Nachmittag an der Abiskojauresturgorna ankommen möchte.



                                  Ein wenig abseits des Kungsleden erblicke ich ein Kleinod der Entspannung und schlage mich durch die extrem sumpfige und von Elchen und Rentieren zugekötelte Stelle bis zur Uferböschung. Foto- und Snackpause! Das laute Wasserrauschen lässt mich alles vergessen. An ganz besonderen Stellen krame ich mein Smartphone aus dem Rucksack um ein kleines Video aufzunehmen, dies ist so ein Moment. So liebe ich meine Touren!



                                  An dieser Stelle möchte ich mich entschuldigen, dass ich diesen Tag bereits in 2 Teile splitten muss. Ich habe ihn eigentlich als zusammenhängenden Bericht weitergeschrieben, aber der Tagesbericht wäre zu groß geworden. Teil 2 gibt es aber vielleicht in Kürze, andernfalls morgen Abend!

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                                  • Fjaellraev
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                                    • 21.12.2003
                                    • 13981
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                    Als ich in den letzten Wischzügen mit dem Mopp liege und aus meiner Stube heraustrete, nehme ich zwei Putzfrauen wahr, die 2 Räume weiter genau dieselbe Arbeit verrichten. Sie begrüßen mich und danken mir meinen Fleiß mit einem anerkennenden Lächeln. Vielleicht war es aber auch nur Mitleid, weil ich so doof war und mich als einziger daran gehalten habe
                                    Es gibt ja auch die Möglichkeit die Reinigung gegen Bezahlung machen zu lassen, aber ich vermute zwischendurch machen sie es auch sonst (Sicher nicht täglich) da es eben zuviele Gäste gibt die es nicht oder nur ungenügend erledigen. Wenn ich nicht gehe bevor die letzten Mitbewohner aufgestanden sind greife ich auch immer zum Staubsauger...
                                    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                    Um 9 Uhr checke ich aus ...
                                    ....
                                    Viertel vor 9 stehe ich dann vor dem Tor, das Tausende als Einstieg oder Ende für ihre Wanderungen fotografiert haben.
                                    Und was hast du in den 23:45h dazwischen angestellt Sorry der musste sein.

                                    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                    Immer wieder erstaunlich wie sich die Beschaffenheit eines Flusses in nur wenigen 100 Metern verändern kann. Diese Biegung gefällt mir besonders, man blickt aus einer leicht erhöhten Position und kann die schneebefleckten Gipfel von Giron und Tjåmuhas im Hintergrund gut erkennen. Ich halte inne und sauge diesen Anblick in mich auf! Hier treffe ich auch auf einen weiteren Wanderer, der vor mir den Platz für sich beansprucht hat. Ich lasse ihm seine Ruhe und schreite weiter.
                                    Die Stelle ist übrigens als Meditationsplats auf der Karte Kebnekaisefjällen von Calazo markiert und vor Ort mit einem hölzernen Pfeiler.
                                    Der Marmorbrottet (Marmorbruch), so der offizielle Name der Stelle, ist wirklich ein schöner Platz. Und auch sonst hat die Strecke, wie du richtig gemerkt hast, einige schöne Plätze zu bieten an denen der übliche Kungsledenwanderer meist achtlos vorbeiläuft.

                                    Freue mich schon auf die weiteren Teile deines Berichts
                                    Henning
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

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                                    • efbomber
                                      Erfahren
                                      • 23.08.2010
                                      • 228
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                      Kapitel 3 - Teil 2 - Systemadministratoren halten zusammen
                                      immer noch der 19.06

                                      Irgendwann gehe ich dann doch weiter. Ein paar Minuten später komme ich an eine weitere Metallbrücke. Es ist kurz vor 12 und auch wenn noch nicht die Hälfte der Strecke geschafft ist, will ich etwas Neues ausprobieren. Ein warmes Mittagessen gönne ich mir in der Regel nicht, denke mir aber, dass es sicherlich nicht schaden kann. Ich packe mein Kochgeschirr aus und habe die Wahl zwischen skandinavischer Krabbensuppe und Gespenstersuppe. Ich sehe mich kurz um, grusele mich kein Stück und packe die Gespenstersuppe wieder ein. Während ich dann so einige Meter abseits der Brücke hocke und vor mich hinkoche, schleicht sich der Wanderer, den ich kurz vorher am Holzverschlag gesehen habe, zu mir hin. "You german?" "Ja. Grüß dich"
                                      Vor mir steht Konstantin. Er fragt mich, wo ich hin gehe und nachdem ich die Hütten am Abiskojaure als Ziel preisgebe, fragt er auch gleich, ob wir nicht zusammen gehen wollen. Da ich ungerne andere Leute mit meinem doch eher gemütlichen Wanderstil belasten möchte, weise ich ihn auch direkt darauf hin, dass ich langsam unterwegs bin und er sich das gut überlegen soll. "Kein Problem, das kommt mir gelegen. Ich fühl mich eh nicht so gut, bin ein wenig geschafft.", sagt er. Jetzt fällt es mir ebenfalls auf. Ich frage sein wievielter Tag auf Tour das ist und staune nicht schlecht, als er sagt, dass dies sein erster Tag wäre. Ohoh....

                                      Während ich die Suppe löffle beschränkt sich Konstantin aufs Rauchen. Artig werden die Kippenfilter in die Tasche gesteckt; ich glaube hätte er die Stummel in die Walachai geworfen, hätte ich mich nicht auf ihn eingelassen, aber so machte er einen positiven Eindruck auf mich. Also laufen wir den Rest des Weges zusammen, ich soll vorgehen. In Gedanken sorge ich mich etwas, ob ich ihm nicht zu langsam bin und schaue mich schon nach wenigen Metern um. Ich staune nicht schlecht, als er bereits ein gutes Stück hinter mir her trottet. Okay, ich warte bis er aufschließt und laufe weiter. 500 Meter später muss ich erneut auf ihn Warten. Ich frage was los ist und er sagt, dass er trotz voller Montur friert und wirklich ausgelaugt ist. Wir legen ein Päuschen ein, wo ich ihn immer wieder ermuntere Wasser zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen. Das ungute Gefühl regt sich in mir, dass er mir eventuell auf der Strecke umkippen könnte. Die Befürchtung äußere ich ihm gegenüber jedoch nicht. Ich mache wesentlich langsamer und lasse ihn nicht all zu weit hinter mich fallen. Anfangs ärgere ich mich noch über das selbst mir zu langsame Tempo, aber irgendwie verfliegt das recht schnell und meine Aufmerksamkeit richtet sich ausgiebig meiner Umgebung. Ein wunderschöner Tag!

                                      Vergissmeinnicht!



                                      Wir schleichen weiter und holen eine Mutter mit ihrem Sohn im Teenageralter ein. Mama schleppt Junior mit auf Tour, ich sage dem Jungen, dass er dafür seiner Mutter nicht genug danken kann. Er stimmt mir zu und wir ziehen weiter. Sind wir also doch nicht die Langsamsten
                                      Die Raupen haben hier bereits ganze Arbeit geleistet. Die Gegend gleicht teilweise einem postapokalyptischem Albtraum, aus den Endzeitromanen, die ich hin und wieder lese.



                                      Alle paar Meter wird eine kurze Verschnaufpause eingelegt, Konstantin braucht sie aber auch und es ist mir lieber ganz spät an zu kommen als gar nicht. Gibt ja genug Rastmöglichkeiten mit tollem Ausblick, so wie hier.



                                      Während ich meinen blauen Palstikbecher ins Wasser tauche und drauf los trinke, verwendet Konstantin sein Filtersystem. Zu dem Zeitpunkt fällt mir auf, dass sein Equipement wirklich erste Sahne ist. Bach-Rucksack, North Face Jacke, Fjällräven Hose, Meindl Schuhe, Sea to Summit Gamaschen, neue Treckingstöcke, Handschuhe, ja sogar die Glogs, die am Rucksack baumeln sehen neu aus.
                                      "Du, sag Mal, hast`denn sowas schon vorher Mal gemacht?"
                                      "Nein, ist meine erste Tour. Ein Arbeitskollege hat gesagt der Kungsleden wär total geil und easy going."
                                      Irgendwie weis ich gerade gar nicht wie ich darauf reagieren soll und schweige einen Moment zu lange. Konstantin merkt es und gibt einen passenden Kommentar ab.
                                      "Der kriegt was auf die Fresse, wenn ich wieder zurück bin!"
                                      Wir lachen und unterhalten uns weiter. Sein Kollege ist ein Fitnessjunkie und Mukkibudenbesucher. Na das erklärt schon Einiges, auch wenn ich selbst nicht wirklich gut für diese Tour austrainiert bin, beschließe ich den bisherigen Teil des Kungsleden insgeheim für mich auch als easy going ab zu stempeln. Konstantin ist wirklich ein netter Kerl und die Zeit mit ihm macht auf seine ganz besondere Art und Weise wirklich Spaß. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals in meinem Leben in einem Team derjenige wäre, der der Fittere ist.

                                      Einige hundert Meter weiter müssen wir aber erneut absetzen, er bemängelt die Rückenschmerzen, die das Gepäck verursacht und ist ganz baff, als er erfährt, dass ich ebenfalls über 30kg trage; würde man mir kein Stück ansehen. Mir Vollidiot fällt erst jetzt auf, dass sein Hüftgurt unterhalb der Pobacken hängt und das komplette Gewicht an seinen Schultern zieht. Die gebäugte Körperhaltung nach vorne spricht Bände. Ich sage ihm, dass der Rucksack für seine Körpergröße falsch eingestellt ist, worauf er meint, dass man da nichts verstellen kann. Verwundert bestehe ich darauf, dass das unmöglich ist und meine, dass es je nach Hersteller anders geht. Dann zeige ich ihm an meinem Deuter, wie man die Schultergurte in der Höhe verstellt und berichte ihm von Sebastians Tatonka, dessen Hüftgurt dieselbe Funktion vorzuweisen hat. Ein kurzer Blick auf sein Gepäck und ein erneutes "Das geht bei dem Modell nicht". Innerlich seufze ich, denke mir aber, ok, ist dein Rücken. Wir laufen weiter und Konstantin schlägt sich echt tapfer!



                                      Bei der nächsten Pause fängt er dann doch am Hüftgurt an rumzufummeln und auf ein Mal verkündet das laute Ratschen eines Klettverschlusses die viariable Enstellbarkeit! Ich helfe ihm die korrekte Höhe einzustellen und siehe da, die Last auf seinen Schultern verringert sich immens! Konstantin ist happy, ich bin es auch.



                                      Mittlerweile häufen sich die Fragen, ob es noch weit ist. Ich blicke auf den Abiskojåkka, stelle fest, dass er immer breiter wird und werfe einen vorsichtigen Blick auf die Karte.



                                      Auch die Enten machen auf einem Stein im Wasser Pause, was man leider auf dem Bild kaum erkennt.



                                      Der Ábeskojávri ist nicht mehr weit, aber gute 5 km haben wir mindestens noch vor uns. Ich versuche ihn aufzumuntern und auf andere Gedanken zu bringen. Bald müsste das kleine Sami-Dorf in Sicht kommen!
                                      Auf einmal macht sich ein dröhnendes WumpWumpWumpWump im Tal breit. Unsere Blicke richten sich nach oben. Zuerst denke ich, dass es sich um einen Fiskflyg-Heli handelt, aber die machen ein anderes Geräusch. Es scheint eine schwerere Militärmaschine zu sein, der kurz darauf eine Zweite folgt. Maschinen vom Norrbotten Regemente? Mir geht durch den Kopf, dass ich mich vermutlich verpflichtet hätte, wenn wir bei der Bundeswehr unsere Übungen in so einem wunderschönen Gebiet absolviert hätten.



                                      Kurz darauf erreichen wir die verstreuten Sami-Hütten am Auslauf des Ábeskojávri! Hat uns dann tatsächlich noch eine ganze Stunde bis hierher gekostet. Wir begeben uns voller vorsicht zu den Hütten. Warum Vorsicht geboten ist, fragt ihr? Weil direkt auf den kleinen Pfaden abseits des Kungsleden mehrere Zweibeiner ihre große Notdurft verrichtet haben, die dann dezent mit einem Klecks weißem Klopapier garniert wurde. Ekelhaft! Das muss echt nicht sein! Später mehr dazu.



                                      Die Hütten sehen anders aus, als die Nachbauten nahe der Turiststation. Hier wird die Benutzung offensichtlich! Wir marschieren weiter und ich lege klammheimlich einen Zahn zu. Konstantin hält jetzt besser mit und scheint die kleine Tempoerhöhung nicht zu bemerken. Der Giron wird leicht in Sonnenstrahlen getaucht und gibt durch die dadurch geworfenen Schatten nochmals ein tolles Motiv her.



                                      Endlich sind wir am Ábeskojávri angelangt!



                                      Konstantin beist sich durch! Junge, solltest du jemals diesen Bericht lesen, ich hab echt Respekt vor deiner Leistung! Gut gemacht!



                                      Nach einer längeren Laufphase entscheiden wir uns für eine ausgedehntere Pause. Unser Wasservorrat neigt sich dem Ende zu und auf einer größeren freien Fläche sind zwei Holzplanken auf Felsen gelegt. Wir hocken uns hin, mampfen wieder eine Kleinigkeit und gehen dann ans Ufer um das Wasser nachzufüllen. Im Dickicht entdecken wir die obere Hälfte eines Tiertransportkorbes! Die Spekulationen darüber wie das Ding hierherkommt sind eine Willkommene Abwechslung. Hier tanken wir unsere Trinkgefäße auf.



                                      Während wir auf den Planken hocken, laufen insgesamt 2 Wandererpäärchen an uns vorbei. Bisher wirklich nicht viel los hier! Nach 20 Minuten begeben wir uns aber wieder auf die Strecke und wandeln erneut durch komplett kahlgefressenen Birkenwald.



                                      Der Giron zum Zweiten! Das Lichtspiel an den Hängen fasziniert mich und ich knipse drauf los.



                                      Nun ist es nicht mehr weit! Wir können die Brücke sehen, die zu den Hütten führt. Aber das Wetter ist so schön, dass wir auf einem kleinen plataeu-ähnlichen Bereich die Beine austrecken und uns von den mittlerweile durch die Sonne erwärmten Steinen die Knochen aufheizen lassen.



                                      Ich streife ein wenig durch die Gegend und muss erschrocken feststellen, dass jede Ritze in den Felsen und jeder Felsvorsprung genutzt wird um sich von unliebsamem Müll zu trennen! Die Flächen drumrum sind zugeschissen und das Toilettenpapier wächst hier anscheinend auf Büschen! Entschuldigt, aber das kann man nicht mehr beschönigend ausdrücken. Wieso muss man sowas machen, wenn sich die Hütten nur 10 Minuten entfernt befinden? Ich scheiße doch zu Hause auch nicht vors Badezimmer und hänge das gebrauchte Toilettenpapier übern Kaktus, weil mir der Weg bis zum Klo zu weit ist
                                      Die Feuerstellen sind im Allgemeinen auch sehr zahlreich. Teilweise mit Müll zugeworfen, wie hier im Bild zu sehen.



                                      Die übelste und dreisteste Feuerstelle lag mitten auf dem Kungsleden! Als Brennmaterial diente einer von 3 dicken Ästen der Birke, die keine zwei Meter weiter stand. Natürlich einfach rausgebrochen. Ich liebe ja selbst ein kleines Feuer am Lagerplatz, aber für sowas habe ich einfach kein Verständnis. Faulheit und Ignoranz mancher Besucher versauen den Naturliebhabern das Wohlfühlempfinden!

                                      Noch während ich mich ärgere ziehen zwei einzelne Wanderer an uns vorbei. Irgendwann folgt eine Gruppe Schweden. Schon vom Weitem sind sie als solche zu erkennen. Die Herren der Gruppe sehr praktisch und effizient gekleidet, die Damen hingegen in hautengen Leggins. Definitiv nett anzusehen, aber der praktische Aspekt erschließt sich weder mir noch Konstantin. Irgendwann rappeln wir uns auf und trotten die letzten Meter zu unserem Tagesziel.

                                      Noch ein letzter Blick auf die herrliche Wildnis, bevor ich mich auf das Lagerleben mit anderen Leuten einstelle.



                                      Konstantin überquert die Hängebrücke nach mir und ist sichtlich geschafft. Das weckt irgendwie Erinnerungen an meine allererste Sarektour, ging mir nicht anders.



                                      Kurz rätseln wir noch über die rote Konstruktion im Wasser, die wie ein großer Torpedo aussieht und sich in der Strömung um die eigene Achse dreht. Eine Wasserpumpe vermuten wir und liegen goldrichtig! Das Wetter wird immer besser und wir melden uns beim Hüttenwart an. Beide nehmen wir einen Zeltplatz für eine Nacht. Ich lasse mir die Option offen morgen direkt zu verlängern, das Wetter sollte richtig mies werden. Ich will direkt einen der 500 SEK Schecks einlösen, was selbstverständlich nicht geht. Es kommen fast alle damit in den Laden und der Hüttenwart hat kein Bargeld mehr zum Auszahlen. Zum Glück habe ich noch genug Scheine dabei. Konstantin ist erstaunt, dass der kleine Laden so gut befüllt ist und ärgert sich, sein ganzes Essen mitzuschleppen. Hätte er ja nicht ahnen können, dass man hier was kaufen kann. Irgendwie zweifle ich noch heute daran, dass er sich großartig Gedanken zu diesem Urlaub gemacht hat
                                      In dem kleinen Shop kommen wir an einem großen Sticker von einem Rottweiler vorbei, der an der Tür des Privatraums vom Stugvärd hängt. "This is my dog, Atos. He is protecting us around here!" Ich lache mit ihm und denke er spaßt nur, da ich weit und breit keinen Vierbeiner entdecken kann. Als wir den Laden verlassen kommt auf ein Mal etwas Riesiges um die Ecke der Hütte geschossen. Ich denke mir sofort "Scheiße! Ein Bär!" und kann im letzten Moment einen erschreckten Ausruf unterdrücken. Tatsächlich handelt es sich bei der Erscheinung um einer der größten Rottweiler, den ich je zu Gesicht bekam. Atos kommt auf mich zugetrottet und begrüßt mich persönlich, verliert aber auch sofort das Interesse. Phuuu, der Puls verlangsamt sich wieder und ich hoffe, man liest mir die Anspannung im Gesicht nicht ab.

                                      Wir erhalten die Einweisung vom Hüttenwart auf Englisch, dass er wie fast jeder Schwede hier oben nahezu perfekt beherrscht. Als die kleine Gemeinschaftsküche vorgestellt wird, fügt er am Ende hinzu "This is the common swedish system. You have to do everything by yourself, and then pay for it!" So viel Wahrheit in so wenigen Worten

                                      Nachdem wir unsere Zelte aufgeschlagen haben, Konstantin hat für sich alleine ein neues Hilleberg Nammatj 2 eingepackt, kochen wir uns unser Abendessen draußen vor der Küche mit unseren Trangiasets um Spiritus loszuwerden. Zum anderen haben wir auch Angst vor den abenteuerlich wirkenden Gasherden, die aussehen, als ob sie es durch beide Weltkriege an vorderster Front geschafft hätten. Konstantin hat das große Trangiaset mit Kessel und allem Pi-Pa-Po dabei. Ich kann nicht anders und muss nach seinem Beruf fragen, wo nimmt man für so eine Ausrüstung die Kohle her? "Ich bin Sysadmin, verdien' nicht schlecht" Was für ein Zufall. Auch ich verdiene meine Brötchen als Systemadministrator! Allerdings kommt im Laufe des Abends raus, dass mein Bruttogehalt in etwa seinem Nettogehalt entspricht. Ich hab mir geschworen, dass ich während meines Urlaub nicht an die Arbeit denke, aber an diesem Punkt fühlte ich mich ein wenig abgezockt. Hier der Blick von unserem Sitzplatz auf die Sauna, zwei Gäste die am Tisch sitzen und die, die stehen, sind die beiden zukünftigen Hüttenwarte. Der ältere Herr mit Hut hat einen chronischen Husten. Nahezu nach jedem Wort wird ein trockener Huster nachgelegt. Anfangs irritiert mich das sehr, aber je mehr ich mich mit ihm unterhalte, desto normaler wird es. Er erinnert mich an Sam Hawkins aus den alten Karl May Streifen, ein Original! Als ich mein Geschirr reinigen gehe, wird es ganz kurz hektisch an der Sauna. Bevor ich mitkriege was los ist, ist die Sache auch schon vorbei. Ein Adler hat sich einen Fisch aus dem Ábeskojávri gekrallt und fliegt davon. Ich kann ihn noch so gerade ausmachen, bevor er aus dem Blickfeld verschwindet. Wirklich toll zu sehen, was diese Szene bei den Leuten auslöst, die sie beobachten konnten. Alle wirken aufgedreht und es gibt direkt Gesprächsstoff.



                                      Bei dem knalligen Rot in der Sonne verstehe ich immer mehr die Leute, die sich rote Zelte kaufen! Der Kontrast ist einfach nur genial!

                                      Im Laufe des Abends trudeln nur noch wenige Leute bei der Hütte ein. Einer von ihnen ist Markus! Ein junger Bursche aus Bayern stammend. Er hat gerade seine schulische Ausbildung abgeschlossen und noch ein wenig "luft" bevor es ans Studieren geht. Diese Zeit verbringt er mit einem Interrail-Ticket auf Reisen. Wir sitzen zu dritt an einem Holztisch und unterhalten uns miteinander, den Hüttenwarten, den anderen Gästen. Es ist sehr gesellig und lustig. Der Stugvärd erzählt uns vom Strand weiter hinten und wir wissen nicht, ob er uns auf den Arm nimmt, wie mit dem Whirlpool hinter der Sauna.... Trotzdem ziehen wir mit einem Handtuch bewaffnet los und staunen nicht schlecht!



                                      Beinahe windstill! Toll! Hier lässt es sich aushalten! Ich kann den Hüttenwart schon verstehen, warum er mittlerweile das siebte Jahr hintereinander in Abiskojaure anzutreffen ist!



                                      Wir gehen alle gemeinsam ans kristallklare Wasser und laufen los. Der See ist so flach, dass man 20 Meter hinein spazieren kann und gerade eben hüfttief im Wasser steht. Um uns herum schwimmen Fische und springen an die Oberfläche. Ich tauche kurz unter, Markus flieht wieder zurück an den Strand. Lange ohne Klamotten hält man es aber nicht aus, da wir das Buffet für eine Schwadron von Mücken darstellen. Flott abgetrocknet gehen wir wieder zurück und lassen uns an der Sitzbank draußen nieder, wo uns Markus auf einer groben Karte von ganz Schweden zeigt, wo er schon bisher war. Die anderen haben sich mittlerweile alle zurückgezogen. Wir folgen gegen 23 Uhr. Ich döse im Zelt vor mich hin und dämmere beinahe weg, als ein Gekreische losbricht, dass ich beinahe aus dem Schlafsack springe! Es ist kurz nach 00 Uhr und die Möven streiten sich um irgendwas. Als eine Möve als Sieger aus dem Gezanke hervor geht und endlich Stille einkehrt, fängt Markus an zu schnarchen

                                      Tja, das war der erste, ereignissreiche Tag auf dem Kungsleden. Absolut nicht das, was ich mit meiner ersten Planung haben wollte, aber ein spitzenmäßiger Ersatz! Die Leute sind super interessant und nett, jeder hier hat seine eigene spannende Geschichte und manchmal lohnt es sich wirklich zuzuhören! Mehr als ein halbes Jahr sind seit der Tour vergangen und es sind immer noch so viele Details präsent, dass ich im Bericht zwangsläufig abkürzen muss, weil es sonst einfach zu sehr ausartet! Was erwartet euch im nächsten Kapitel? Neben verdammt schlechtem Wetter dürft ihr euch fragen, was aus Konstantin wird, wie viele Leute in eine Gemeinschaftsküche passen und wie man am "besten" seine Lebensmittel über den Kungsleden transportiert

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                                      • efbomber
                                        Erfahren
                                        • 23.08.2010
                                        • 228
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [SE] 3 Wochen alleine unterwegs in der Wildnis Schwedisch Lapplands

                                        Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                        Und was hast du in den 23:45h dazwischen angestellt Sorry der musste sein.
                                        Das passiert mir auch sonst sehr oft
                                        9:44 auf dem Zeitstempel der Bilddatei lesen und irgendwie dank dem kuriosen Gehirn viertel vor 9 draus machen.

                                        Aber gut aufgepasst du Fuchs
                                        Gruß
                                        David

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