[SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Feragen

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    [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Feragen

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden / Norwegen
    Reisezeit: August 2011
    Region/Kontinent: Nordeuropa


    Wie schon mein letzter Reisebericht über die Kanutour im Glaskogen Naturreservat in Värmland/Schweden ist auch dieser Bericht etwas detaillierter geworden. Dafür ist sicherlich der ein oder andere Tipp zum Nachfahren drin. Ein Fazit kann ich kurz vorwegnehmen: Es war eine tolle anstrengende Tour mit vielen Umtragen … für leichtes Gepäck … was wir nicht hatten. Aber lest selber …

    Viel Spaß beim Lesen und Mitreisen,
    Christian


    Reisetag 1 – 20.8.2011

    Abflug

    Es ist wieder soweit: Drei Jahre nach unserem letzten großen nordischen Männerausflug ins Naturreservat Glaskogen sitzen wir wieder zusammen im Auto nach Norden. Das Ziel heißt jetzt Rogen/Femund, der Passat ist einer E-Klasse mit größerem Kofferraum gewichen, das übertriebene Gepäck vom letzten Mal haben wir entrümpelt und das stressige Beladen des Autos haben wir am Vortag erledigt, um morgens gleich durchzustarten. Also alles easy ...

    In Hameln kommen wir Dank der Tetris-Vorarbeiten vom Vorabend pünktlich los. Trotz mehr Ladevolumen, verschlanktem Gepäck und der Demontage unwichtiger Teile im Kofferraum haben wir unser Gepäck nur mit großen Mühen in den Kofferraum bekommen. Nach etwas Grübeln entpuppen sich die vorgepackten Materialtonnen mit ihrem fixen Volumen und dem lockeren Inhalt als Platzverschwender. Auch die Zelte, die wir letztes Mal noch vor Ort gemietet haben und das Mehrgepäck für die drei Norwegen-Tage nach der Kanutour fressen zusätzlich Volumen.
    Jetzt passt dank des sanften Druckes der automatisch schließenden Heckklappe alles und wir düsen dieses Mal ohne Umwege nach Kiel. Lediglich der alltägliche Stau am Elbtunnel und der letzte „preiswerte“ Tankstopp mit anschließendem Döner verzögern unsere Ankunft am Norwegen Kai, wo wir uns in die Warteschlange für die Color Magic einreihen.


    voll bis unters Dach

    Eine Seefahrt, die ist lustig …

    In der Schlange erfasst Alex und mich dann der Spieltrieb und wir probieren alle Funktionen unserer E-Klasse aus. Darunter ist auch die Liegefunktion der Vordersitze, die sich bis auf die Sitzfläche der Hintersitze herunterklappen lassen. Das nimmt allerdings Jans Kamera übel, die hinter meinem Fahrersitz in die Sitztasche gestopft ist. Und so sind wir noch nicht mal auf dem Schiff und haben schon den ersten Punkt auf unserer Verlustliste.

    Viel Zeit zur Trauer bleibt nicht, denn schnell geht es weiter auf die Color Magic, um uns mit duzenden anderen Urlaubern und Norwegern auf ein enges Autodeck zu quetschen.
    Nachdem wir unser Gepäck aus den letzten Ecken des Kofferraums herausgepuhlt haben, schlängeln wir uns an den wartenden Menschenmassen vor den Aufzügen vorbei über die Treppen zu unserer Kabine. Dort angekommen schauen wir nicht schlecht. In unserer übersichtlichen 4-Bett-Kabine ist nur ein Bett zu erahnen. Mit ein paar Handgriffen haben wir dann aber unsere vier Betten gefunden und machen uns zufrieden an die Erkundung des Schiffes.

    Nach kurzem Staunen über Größe und Ausstattung (Mall, Schwimmbad etc.) des Schiffes begeben wir uns auf die große Heckplattformen und Stauen gleich wieder: 30€ für vier Bier. Willkommen in Norwegen.
    Nach dem Auslaufen des Schiffes und dem Einlaufen des Bieres nutzen wir das sonnige Wetter für eine ausführliche Open-Air-Poker-Runde mit Karten aus dem Souvenir-Shop und einer Palette kultiviertem Dosenbier aus dem Dutyfree-Shop. Vorher haben wir noch unsere überschüssigen Importbiervorräte jenseits der Freimenge am schiffseigenen Zollautomaten verzollt, um beim norwegischen Zoll keine Verzögerungen zu riskieren.

    Beim Pokern in der Sonne auf Deck fallen uns dann viele lustige Gruppen auf. Eine Gruppe betrunkenen Norwegerinnen auf Junggesellenabschied zerstört einen Stuhl, die Deutsche Gruppe „Elchferien 2011“ von Kabine 513 ernährt sich nur von Äpfeln und Mineralwasser und norwegische Kinder spielen halbnackt stundenlang auf dem windigen und kälter werdenden Deck.

    Als es uns dann zu kalt und windig ist, verziehen wir uns ins Burger-Restaurant und verdrücken ein preiswertes Burger-Menu für 99 NOK. (≈ 13€) Danach geht es ins Casino, wo wir ein bisschen Kleingeld verspielen. Schnell stehen wir drei ohne Münzen da, während Alex für seine Münzen mittlerweile einen Becher braucht. Eingelöst ergibt dieser Schatz eine Runde Bier an der Theke für alle. Danke Alex!

    Doch der Abend ist noch jung und wir suchen wir uns nach der Durchfahrt der Storebæltsbroen einen neuen Platz zum Pokern. Das Deck ist mittlerweile zu ungemütlich und Sitzplätze ohne Bewirtung sind ja bewusst Mangelware. Bald kommt uns der Tower Night Club in den Sinn, der zwar offen ist, wird aber erst gegen 23:00 in Betrieb genommen wird.
    Und so sitzen wir ungestört mit den Resten unseres Biers bis 22:00 im Tower, bis eine Putzfrau den Club vorbereitet und uns warnt, dass uns die Security mit unserem Duty-Free-Bier bald hier rausschmeißen würden. Wir haben gerade ausgetrunken und die Dosen dezent verschwinden lassen, als ein freundlicher Herr im Anzug mit Ohrknopf prüfend die Runde macht.
    Während Christian sich auf die Kabine verzieht, genehmigen wir uns einen letzten Drink im Tower. Ab 23:00 füllt sich der Nightclub schnell und auch der norwegische Junggesellenabschied ist wieder mit von der Partie. Um 1:00 geht es dann auch auf die Kabine. „Gute Nacht, John Boy“
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 18.05.2013, 15:27.
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    #2
    AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

    Reisetag 2 – 21.8.2011

    Norwegen

    Um 7:30 klingelt der Wecker. Schließlich wollen wir noch was von Oslo-Fjord sehen. Schnell ist alles verpackt und wir sind mit Kaffee und Frühstück Achtern auf dem Schiff. Ausgewogen speisen wir mit Corny-Riegeln, Bifis und Muffins vor der schönen Kulisse des aufwachenden Fjordes.


    lecker Frühstück

    Bald ruft uns eine Stimme schon wieder zu den Autos und während wir noch auf das Anlegen warten spielen wir schon mal verschiedene Zoll-Kontrollszenarien durch. Als wir dann ziemlich spät durch die grüne Ausfahrt am Zoll vorbei fahren steht dort nur noch ein Zöllner, den wir schnell passieren können. Die anderen fünf Zöllner lassen sich schon andere Autos zeigen. Darunter ist nur ein Deutsches mit offensichtlicher Trekking-Ausrüstung, der Rest sind Norweger.
    Auf der E6 geht es zügig aus Oslo heraus und nach einer halben Stunde fahren wir schon durch ländliche Gegenden. Schnell haben wir das Gefühl, dass hier die Welt bald zu Ende ist. Und so tuckern wir pflichtgemäß mit der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit durch die spektakuläre norwegische Einöde. Nach 200 km schauen wir mal genauer auf den Sprit und freuen uns über einen Verbrauch von 5,4 l Diesel auf 100km. Nicht schlecht für eine zwei Tonnen-Auto mit fast maximaler Beladung. Die Reichweite zeigt noch gute 1400km an. Respekt ins Schwabenländle.



    Das Wetter versucht nicht, uns zu motivieren

    An Ende der Welt rechts ab

    Nach endlosen 410 Kilometern mit zahlreichen kurzen Raucher- und Kaffeepausen und einer literarischen Lesung aus Charlotte Roach‘ Buch „Schoßgebete“ erreichen wir gegen 18:00 Uhr Rorøs, den Ort der feministischen Bergarbeiterinnen – so haben wir zumindest die Tourismus-Broschüre auf Norwegisch verstanden.
    Da wir nicht wissen, was in Funäsdalen bei unsere Ankunft gegen 19:00 noch offen ist und sich unser Hunger immer vehementer meldet, lassen wir uns in der gut besuchten Pizzeria Milano in Rorøs eine 20€-Pizza schmecken, bevor wir weiter nach Funäsdalen düsen.
    Dabei wird uns auch wieder vor Augen geführt, wie versaut die norwegische Sprache manchmal wirkt - oder was wir reininterpretieren.


    Ein Beispiel

    Während wir uns langsam in der Region befinden, die wir auch mit dem Kanu befahren, fallen uns auch hier, wie auch schon auf dem bisherigen Anfahrt, Schäden an Straßen auf, die von Wasser stammen. Manchmal ist sogar der Straßenrand und Teile der Fahrbahn abgesagt, sodass ohne Vorwarnung plötzlich Absperrbarken mitten auf der Straße stehen.
    Auf den letzten Metern vorm Ziel wird schnell klar, dass Funäsdalen ein Wintersportort ist. Wir sehen Pisten, Lifte, Schilder für Langlaufstrecken und Skidoo-Verleihe. Die ganze Stadt wirkt auch ein bisschen wie im Sommerschlaf. Bevor wir zu unserer Hütte nach Rammundsberget weiterfahren erkunden wir die Lage für den nächsten Tag schon mal. Neben einem Besuch beim geschlossenen Topsport (Outdoorgeschäft und Kanuverleih) suchen wir uns auch schon mal Frühstücks- und Einkaufmöglichkeiten um Topsport herum.

    Weiter geht es nach Rammundsberget, wo wir eine Hütte für die kommende Nacht gebucht haben. Telefonische hatten wir zuvor vereinbart, dass der Schlüssel für uns im Briefkasten der Hütte deponiert werden soll. Die Hütte hat allerdings keinen und so machen wir uns auf die Suche nach dem Kasten. Während wir die Briefkästen in der Nähe der Rezeption absuchen, kommt aus dem Nichts eine Frau zu uns und drückt uns den Schlüssel in die Hand. Scheinbar hatte sie mit Ihrem Baby im Kinderwagen seit Rezeptionsschluss vor 90 Minuten auf uns gewartet. Schweden sind irgendwie härter als wir.
    Die Hütte an sich ist einfach, aber ausreichend ausgestattet. Nach dem letzten Umpacken und Überprüfen der vorgepackten Ausrüstung lassen wir den Tag mit einer Runde Poker vom Fernsehen ausklingen. Während der Wetterbericht kühles wechselhaftes Wetter für die nächsten Tage vorhersagt fängt es draußen an zu regnen. Tolle Wurst. Schnell in die viel zu warmen Schlafsäcke schlüpfen und auf besseres Wetter hoffen. „Gute Nacht, John Boy“ Alex gewinnt das Einschlafduell.


    Unsere Hütte in Rammundsberget beim Packen am nächsten Morgen
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      #3
      AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

      Tag 1 – 22.8.2011

      Los geht’s

      Der Wecker klingelt. Wir wachen etwas verschwitzt in unseren warmen Schlafsäcken auf und werfen als erstes einen Blick nach draußen. Wolken und … blauer Himmel. Und das alles ohne Regen. So fällt das Aufstehen leicht und nach ein paar Minuten stehen wir frisch geduscht und angezogen in unserem kleinen Gepäckchaos. Auf Grund fehlender Lebensmittelvorräte beschränkt sich unser Frühstück auf einen Kaffee.
      Zügig fliegen alle Taschen, Tonnen und Rucksäcke vor die Tür und finden nach und nach ihren Weg ins Auto zurück. Irgendwie muss unser Gepäck über Nacht mehr geworden sein und passt jetzt nicht mehr ganz ins Auto. Wozu gibt’s noch die Rückbank und den Beifahrersitz.


      Tetris - Teil 2

      Gegen 9:00 fahren wir los zu Topsport Funäsdalen, wo wir gegen 11:30 mit der Einweisung beginnen wollen. Vor Ort melden wir uns zunächst mal an. Allerdings hat Topsport von uns keine Buchung vorliegen. Nach einem Blick auf unsere ausgedruckte Bokningsbekräftelse und einem zweiten Blick ins Büro finden sie unsere Buchung von Februar und haben sogar noch zwei Boote übrig.
      Wir streifen etwas durch den Outdoor-Shop und finden noch zwei Mützen und einen wasserdichten Packsack, den wir zusammen mit unserer Kanumiete bezahlen wollen. Kalle, der Mitarbeiter von Topsport ist allerdings davon überzeugt, dass wir die Kanumiete schon bezahlt hätten. Wir brauchen zwei weitere Versuche, um ihm klar zu machen, dass wir die Miete noch bezahlen müssen. Haben die ein Glück, dass wir so ehrlich sind.

      Kalle erzählt uns noch, dass mit uns zwei Belgier starten werden, die allerdings nur eine Runde auf dem Rogen drehen wollen. Für die zwei Stunden bis zur Einweisung bietet uns Kalle noch an, auf einen lokalen Berg zu klettern. Wir ziehen aber lieber ein Frühstück und den Einkauf des Mittagsessens vor.
      Also geht’s erstmal über die Straße zu einer pinken Bäckerei. Dort eingetreten stehen wir in einem pastelfarbenen Lifestyle-Shop mit ein paar exquisiten Backwaren am Ende des Raums. Wir kaufen Kaffee und belegte Brötchen bei den netten Schwedinnen und lassen uns auf den extravaganten Möbeln nieder.
      Nach der Stärkung und der Ablehnung des Gratisex (=Gratisexemplar einer Zeitung) kümmern wir uns um unser Mittagessen im gegenüberliegenden Coop-Markt. Dort erstehen wir zwei große Baguettes und einen großen Berg Salami. An der Kasse fällt uns dann noch ein schwedisches PIXI-Buch vom Rattenfänger von Hameln in die Hände, das dann auch noch den Weg aufs Band findet.
      Vorm Coop stehend bemerken wir Bewegung bei Topsport. Vielleicht sind ja die Belgier schon da. So ist es dann auch und wir laden gemeinsam in Ausrüstung in den VW-Bus und den Bootsanhänger.


      Topsport Funäsdalen

      Gleich drauf folgt die Einweisung. Neben organisatorischen Dingen, Telefonnummern, allgemeinen Verhaltensregeln gibt Kalle uns auch Routenempfehlungen. Dabei sagt Kalle, dass wir uns eine harte Tour ausgesucht haben und spricht auch eine sechs Kilometer lange Umtrage an. Diesen Abschnitt wollten wir allerdings durchfahren und das Kanu lieber ein paar Male kurz umtragen. Davon rät uns Kalle aber auf Grund der Örtlichkeiten und des hohen Wasserstandes ab. Erst vor kurzem haben ein paar Kanuten dort ein Topsport-Kanu in einem Schwall in zwei Teile zerlegt. Für die große Umtrage braucht man je nach Kondition, Motivation und Ausrüstung ein bis vier Tage. Auf Grund unserer massigen Ausrüstung prognostiziert er uns zwei Tage Umtragen. Das wirft unsere Pläne natürlich durcheinander, da wir für diesen Abschnitt nur einen Tag geplant haben.

      Wir springen alle in den VW-Bus und schon geht es los in die Wildnis. Von Funäsdalen fahren wir Richtung Südosten und biegen hinter Tännäs rechts auf eine Schotterstraße ab. Diese führt dann direkt zu unserem Absetzpunkt Kärringsjövallen. Auf dem Weg dorthin fängt dann unser Bus noch an laut zu klappern, was Kalle nur lässig mit einem „Do you here that funny noise?“ kommentiert.

      Ernüchterung

      Übersichtskarte

      Schließlich kommen wir heil in Kärringsjövallen an. Wir laden unsere Sachen ab und Alex fachsimpelt noch etwas mit Kalle über die Ursache für das Klackern beim Bulli. Mit den Worten, dass jetzt ja nur eine leichte Umtrage von 700m auf uns warten würde verabschiedet Kalle sich von uns. Wir schnappen uns zusammen je eine Materialtonne und die Rackpacks und düsen los. Schon nach den ersten Metern relativiert sich Kalles Aussage. Der Weg ist eng und steinig und lässt sich mit zwei Personen, die zwischen einander eine Tonne und schweres Gepäck tragen sauschlecht bewältigen. Nach 300m haben wir dann genug und schmeißen unsere Klamotten für eine Pause auf den Weg. Zur Erkundung des weiteren Weges schnappe ich mir ein Rack und ein bisschen Kleinkram und düse den Weg weiter bis zum See Öster-Vingarna. Das geht erheblich besser und so entscheiden wir uns, unser Gepäck anders aufzuteilen. Zuerst geht jeder mit seinem Rackpack und Kleinkram alleine, dann folgen die Tonnen mit weiterem Kleinkram zu zweit und zum Ende kriegt das Boot Beine.


      knapp 40 kg Boot

      So stehen wir dann nach zwei Stunden am Öster-Vingarna und trinken unser erstes Feierabendbier. Auf Grund des Gewichtes der Tonnen haben wir uns spontan entschlossen, dass für jeden Abend mitgebrachte Bier heute Abend gesammelt feierlich zu vernichten.
      Zum Bier gönnen wir uns jeder ein halbes Baguette mit fünf Schichten Salami. Das schmeckt. Als dann ein kurzer Regenguss den blauen Himmel kurzzeitig verdunkelt, packen wir den Rest Brot ein und konzentrieren uns weiter aufs Bier.


      Regen - ein seltenes Bild auf der Tour

      Nach gut zwei Stunden Kanutour kommen wir dann auch endlich mal zum Paddeln. Wir folgen dem Öster-Vingarna durch die pralle Sonne und malen uns schon mal aus, dass wir in den nächsten Tagen sicherlich Sonnenbrand bekommen, da die Sonnencreme in Deutschland geblieben ist.


      Mini-Umtragen - lästig, aber besser als die langen Umtragen zu Beginn der Tour

      Von diesem Gedanken lenkt uns die nächste 700m-Umtrage dann schnell wieder ab. Mit besserer Organisation und mehr Anstrengung meistern wir dieses Hindernis in einer guten Stunde. Beim Einsetzpunkt geben wir den Belgiern noch zwei Bier zur Gewichtsreduzierung aus und paddeln dann weiter auf dem Stora Tandsjön.


      Stora Tandsjön - wirklich!

      Bis zum Rogen sind es nur noch ein paar kleine Seen und ein kleiner Fluss. Das alles wird allerdings durch fünf kurze Umtragen unterbrochen. Und so kämpfen wir uns bei langsam untergehender Sonne über die max. 50m langen Umtragen weiter in Richtung Rogen. Hier machen sich die mitgenommen Gummistiefel bezahlt. Mit Wasserschuhen hätten wir uns beim ständigen Rein/Raus mächtig kalte Füße geholt.

      Auf dem Rogen

      Als die Sonne dann nicht mehr direkt zu sehen ist, erreichen wir den Rogen. Trotz fortgeschrittener Zeit und sichtbarem Lagerplatz auf einer Landzunge in der Nähe von Rosbodarna fahren wir noch ein bisschen auf den spiegelglatten See heraus und genießen beim Wasserfiltern das Panorama.


      Endlich freie Fahrt

      Beim Lagerplatz eingetroffen, ist es dann auch schon kurz nach neun. Neben uns sind die Belgier und ein schwedisches Pärchen in der Gegend. Während die Schweden gemütlich auf dem See angeln, machen die Belgier ein Feuer, um ihre Sachen zu trocknen. Einer der beiden war beim Befahren eines kleinen Schwalls ins Wasser gefallen.
      Zügig bauen wir die Kocher auf und machen uns an die Zubereitung von Wildgulasch mit Reis. Bald ist das Mahl angerichtet und gegen 22:00 genießen wir unser Abendessen am Wasser im Sonnenuntergang.


      So kennen wir Skandinavien

      Nach zwei Bieren zur Gewichtsreduzierung trollen wir uns in unsere neuen Helsport Fjellheimen Zelte, die beim Aufbau schon überzeugt haben. Nach 15 Minuten „Abkühlphase“ im Zelt können wir in unsere neuen superwarmen Schlafsäcke krabbeln. „Gute Nacht, John Boy!“ Wer heute das Einschlafduell gewinnt, ist nicht mehr festzustellen.
      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 23.05.2014, 21:07. Grund: Karte eingefügt
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        #4
        AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

        Tag 2 – 23.8.2011


        Gleiten auf dem Rogen

        7:00 – der Wecker holt uns aus dem Schlaf. Bei unserer letzten Tour haben wir teilweise vier Stunden gebraucht, um loszukommen – das muss und wird dieses Mal besser werden. Nach einer kurzen Findungsphase schmeißen wir die Kocher an und bereiten das Frühstück vor - heute gibt es Rührei (aus Eipulver) mit gebratenem Speck und gebackenen Bohnen. Nach Frühstück, Abbau und Abwasch starten wir um 9:30 auf den spiegelglatten Rogen.


        Pause auf dem Rogen

        Für unsere heutige Etappe haben wir perfektes Wetter. Die Sonne strahlt und ein leichter Rückenwind in Richtung Südwest unterstützt uns noch zusätzlich. Für heute stand eigentlich eine Tour durch die vielen kleinen Seen nördlich des Rogensees auf dem Plan. Auf Grund des höheren Zeitbedarfs der Ritze sparen wir uns das aber. Die Ritze ist mittlerweile der Arbeitstitel für den Abschnitt des Røa, den wir im wahrsten Sinne des Wortes umgehen müssen. Schließlich ist das ein Tal am Arsch der Welt … Zusätzlich wollen wir heute Mittag noch auf den Bustvålen steigen und bei einem perfekten Ausblick Mittag essen.
        Auf den kommenden Kilometern sehen wir unsere ersten Lemminge. Diese sind allerdings nicht mehr wirklich vital und schwimmen tot auf der Wasseroberfläche. Wir sind wohl im Lemmingjahr angekommen.


        Endlich mal richtig Platz zum Paddeln

        Als wir zur Mittagszeit dem Bustvålen immer näher kommen, zweifeln wir, ob wir wirklich da rauf steigen wollen. 250 Höhenmeter Aufstieg zum 996m hohen Gipfel sind kein Pappelstiel. Zudem sehen wir im Süden die ersten dunklen Wolken aufziehen, die unser Wetterbericht für heute prognostiziert hat. Spontan entscheiden wir uns für den Hügel, der von uns den Namen „Die Alternative ohne Namen“ bekommt. Dieser Hügel Klippnäset (wie sich später rausstellt) liegt südöstlich des Bustvålen auf einer Landzunge am Rogenufer und kommt auch immerhin auf eine Höhe von 834 Metern. Das sollte für ein schönes Mittagessen reichen.


        Klippnäset (links) und Bustvålen (hinten rechts)

        Und so sichern wir unsere Boote am Ufer und beginnen mit dem Aufstieg auf den Hügel. Oben angekommen bietet sich trotz geringerer Höhe ein imposanter Ausblick über den Rogen. Etwas getrübt wird der Ausblick durch den aufziehenden Regen von Osten. Das hält uns aber nicht davon ab, eine Runde MRE-Lotto zu spielen, bei dem jeder ein beliebiges MRE ziehen darf. Wirkliche Nieten sind heute nicht dabei. Als die 1200 Kalorien pro Person weitestgehend vernichtet sind, verstecke ich am höchsten Punkt des Hügels noch einen Geocache, bevor wir uns wegen des anrückenden Regens wieder auf den Rückweg zu unseren Kanus machen. Dort angekommen zieht die Regenzelle allerdings südlich an uns vorbei und wir haben uns umsonst beeilt.


        Aussicht beim Mittagessen auf dem Klippnäset

        Erster Regen

        Wir paddeln weiter Richtung Südwesten zum Ende des Rogens. Dort peilen wir die Hütte bei Reva an, die unser derzeitiges Tagesziel darstellt. Sollten wir aber weiterhin so gut vorankommen, werden wir vielleicht heute noch den Rogen verlassen.
        Dem steht jetzt erstmal ein Wolkenband entgegen, das mit heftigem Regen zwischen uns und dem Seeende quer zu unserer Fahrtrichtung durchzieht. Wir steuern bei auffrischendem Wind eine Bucht an, um den starken Regen durchziehen zu lassen. Wasserdicht angezogen geht es nach 20 Minuten Pause dann weiter in Richtung der Reste des Regengusses. Davon bekommen wir im weiteren Verlauf allerdings nur noch ein paar Spritzer ab, sodass das Regenzeug nach einem Kilometer schon wieder in den Tiefen des Bootes verschwindet.

        Schneller als erwartet erreichen wir die Bucht am Ende des Rogens. Mit einem freundlichen "Velkommen i Norge" passieren wir am frühen Nachmittag die unsichtbare Grenze zwischen Norwegen und Schweden. Die durch die Besteigung der Alternative ohne Namen gesparte Zeit nutzen wir nun noch, um ein paar Umtragen für den nächsten Tag abzuarbeiten. Am Ende des Rogen kürzen wir etwas ab und verlassen den Rogen nicht durch den großen Abfluss, sondern durch einen Nebenzugang zum Røa, was uns etwas Weg und eine Umtrage spart.

        Endlich wieder umtragen

        Wir fahren langsam in die kleine Bucht ein und finden schnell das Ende des Sees. Plätschernd bahnt sich das Wasser seinen Weg durch eine Lücke zwischen zwei kleinen Hügelketten. Leider ist der Durchfluss nicht befahrbar, da zu wenig Wasser durch zu viele Steine fließt. Die Anlegestelle auf der rechten Seite des Abflusses ist gut zu erkennen, das Gelände dahinter gefällt uns dafür nicht so. Hinter dem flachen mit Moos bewachsenen Ufer türmen sich gleich Unmengen von Steinen auf, durch die, von der Wasserlinie aus gesehen, kein Weg führt.


        Hier ist Schluss fürs Kanu


        An Land finden wir dann schnell einen 100 Meter langen Trampelpfad zum Rogshåen. Und so machen wir unsere drei Touren durch den verwinkelten Weg. Bei den Booten wird es dann zum Ende noch mal anstrengend. Die Boote tragen wir dann zu viert über die Felsen und unter den niedrigen Ästen hindurch. Hier fallen uns zum ersten Mal auch die bunten Plastikspäne auf, die überall zwischen den Steinen liegen. Manche Paddler haben ihre Kanus hier scheinbar einfach ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Rumpf über die Steine gezogen.


        Tragen unter erschwerten Bedingungen

        Nach der Umtrage fahren wir durch ein paar kleine langgezogene Seen, die uns den Weg zwischen zwei Wällen aus Fels weisen. Mittlerweile brennt die Sonne auch schon wieder mächtig und wir spekulieren, wer den ersten Sonnenbrand bekommt.


        Die Brücke vorm Litlbuddhåen

        Als nächstes steht die Umtrage zum Litlbuddhåen an, wo der Røa unter einer Brücke hindurch fließt. Da das Wasser ziemlich schnell durch ein paar große Steine fließt, gehen wir auf Nummer sicher und tragen um. Wir paddeln durch die stärker werdende Strömung und legen an einem Steinfeld rechts vor der Brücke an. Von hier sind es ca. 20m bis zu einem weiteren Steinfeld, das schon zum Litlbuddhåen gehört. Durch beide Felder können wir das Kanu weder im Wasser ziehen, noch können wir es einfach tragen. Und so brechen wir uns einen ab, bis die Ausrüstung umgetragen ist. Wären wir hier mal gefahren. Nach etwas Mühe kommen wir auch aus dem Steinfeld auf den Litlbuddhåen.
        Da unsere Motivation für heute aufgebraucht ist, suchen wir uns einen Lagerplatz. Nach kurzer Rundfahrt über den kleinen See finden wir eine schöne flache Halbinsel unterhalb des Schwalles. Hier bleiben wir.

        Fiske Fridjolf

        Die Halbinsel ist relativ komfortabel. Große ebene Flächen für Zelte, weicher schwammartiger Boden, zwei Feuerstellen und ein Kiesstrand sind alles was man braucht. Und so machen wir uns erstmal an die Körperpflege. Ein paar Kleidungsstücke finden auch den Weg ins Wasser bevor es uns zu kalt wird. Der große Hunger ist noch nicht da und so kümmern wir uns um Holz und frisches Wasser. Da die Insel scheinbar ziemlich oft bewohnt wird, ist totes Holz in der Nähe Mangelware. Darum fahren Alex und ich noch mal zum Holz suchen zum anderen Ufer und füllen auf dem Weg zurück unsere Wasservorräte auf dem See wieder auf.


        Unser zweites Lager

        Danach ist die Verpflegung dran. Heute stehen Nudeln mit Tomatensauce auf dem Plan. Nach zwei Tellern Spaghetti backen wir noch ein paar Fladenbrote für das morgige Frühstück, bevor wir unser Geschirr abwaschen. Während wir noch fleißig beim Abwaschen bzw. Abtrocknen sind, steht plötzlich wie aus dem nichts ein älterer Mann hinter uns. Fiske Fridjolf, so unser späterer Spitzname für ihn, trägt einen blauen Pulli mit einem Wappen und abgeschnittene Gummistiefel und hat außer einem Messer und einem Fernglas nichts bei sich. Er stellt sich als Fischereiaufseher und fragt uns, ob wir angeln würden. Wir verneinen und zeigen auf unseren riesigen Ausrüstungsberg, der noch unmotiviert über die Halbinsel verteilt liegt. Mit dem Hinweis, dass wir ja viel Gepäck hätten, kommen wir mit ihm ins Gespräch und holen uns von ihm ein paar Tipps für die kommende Strecke. Dann verabschiedet sich Fiske Fridjolf und verschwindet wieder im Wald. Nachdem wir uns kurz abgeschaut haben, können wir ihn schon nicht mehr sehen. Seltsame Erscheinung.


        Die Lagerküche

        Jetzt wo die Kontrolle vorüber ist, können wir uns ja mit ein paar Bierchen ans Lagerfeuer machen. Wir heizen mit dem trockenen Holz kräftig an und vernichten einige Kilos Bier. Später lassen wir das Feuer runter brennen, löschen es ab, räumen unser Lager auf und gönnen uns noch etwas Voltaren. Gegen 22:30 kriechen wir in unsere Zelte. Dank der Wärme im Zelt brauchen wir wieder einige Zeit, bevor wir schlafen können. „Gute Nacht, John Boy!“ Alex gewinnt heute.
        Das Leben ist kein Ponyhof!

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        • Gast202105024
          Gelöscht
          Fuchs
          • 03.07.2012
          • 1920
          • Privat

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          #5
          AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

          Toller Bericht, den ich wirklich gern lese!

          Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
          und vernichten einige Kilos Bier. Später lassen wir das Feuer runter brennen, löschen es ab, räumen unser Lager auf und gönnen uns noch etwas Voltaren.
          OT: Heikle Kombination. Wofür den das Voltaren? Prophylaktisch?

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          • hotdog
            Freak

            Liebt das Forum
            • 15.10.2007
            • 16106
            • Privat

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            #6
            AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

            Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
            Während wir noch fleißig beim Abwaschen bzw. Abtrocknen sind, steht plötzlich wie aus dem nichts ein älterer Mann hinter uns. Fiske Fridjolf, so unser späterer Spitzname für ihn, trägt einen blauen Pulli mit einem Wappen und abgeschnittene Gummistiefel und hat außer einem Messer und einem Fernglas nichts bei sich. Er stellt sich als Fischereiaufseher und fragt uns, ob wir angeln würden. Wir verneinen und zeigen auf unseren riesigen Ausrüstungsberg, der noch unmotiviert über die Halbinsel verteilt liegt. Mit dem Hinweis, dass wir ja viel Gepäck hätten, kommen wir mit ihm ins Gespräch und holen uns von ihm ein paar Tipps für die kommende Strecke. Dann verabschiedet sich Fiske Fridjolf und verschwindet wieder im Wald. Nachdem wir uns kurz abgeschaut haben, können wir ihn schon nicht mehr sehen. Seltsame Erscheinung.
            Ganz in der Nähe eures Lagerplatzes ist ja die Møllerbua. Vermutlich kam er da her.
            Zuletzt geändert von hotdog; 15.05.2013, 06:58.
            Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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              #7
              AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

              Zitat von Pedder Beitrag anzeigen
              OT: Heikle Kombination. Wofür den das Voltaren? Prophylaktisch?
              OT: eher psychologisch
              ... und weils Gewicht reduziert
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              • ckanadier

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                #8
                AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                Freue mich schon auf die Fortsetzung, da scheint sich über die Jahre einiges verändert zu haben wenn man da mittlerweile auch Canadier ausleihen kann.
                http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

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                  #9
                  AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                  Tag 3 – 24.8.2011

                  Routine

                  7:00 – Aufstehen ist angesagt. Nachdem ich heute morgen im Halbschlaf etwas Regen vernommen habe, schälen wir uns jetzt bei aufgelockerter Bewölkung aus den Zelten. Während wir die Zelte abbauen und die Ausrüstung verstauen, backte Christian die Brotfladen vom Vorabend wieder auf. Mit Schinken, Käse Honig oder Nutella schmecken die wunderbar. Dank Christians neuer Mischung sind das jetzt auch keine verbrannten Teigklumpen mehr.
                  Gegen 9:00 Uhr sitzen wir dann tatsächlich schon mit gepackten Klamotten im Kanu - neuer Rekord. Die Zeit können wir allerdings auch brauchen, da wir heute viele verschiedene Umtragen vor uns haben. Ziel ist es, im Laufe des Tages möglichst nah an die Ritze heranzukommen. Im Idealfall kommen wir heute noch bis auf den Øvre/Nedre Roasten, dem größeren See vor der Ritze. Bis dahin stellen sich allerdings noch bis zu 14 Umtragen in den Weg.
                  Heute kommen uns zum ersten Mal die detaillierten Satellitenbilder zu Gute, die wir für die kniffligen Stellen ausgedruckt haben. Was in der Theorie etwas oversized klingt, ermöglicht uns vor Ort auf den folgenden 15 Kilometern einen schnellen Überblick über das jeweilige Hindernis und gibt uns quasi die Möglichkeit um Kurven und durch Wälder zu schauen. So lassen sich Etappen und Umtragen besser planen und wir erleben keine bösen Überraschungen bei Länge und Gelände einer Umtrage.

                  Der Weg ins Nichts

                  Auf dem Weg zum Roasten stehen uns zunächst zwei kleine Schwälle im Weg, denen ein Steinfeld im Wasser des Storrundhåen folgt, dass aber nach Sat-Bildern befahrbar sein sollte. Darauf folgen dann zwei Umtragen bis zum Kløtthåen. Der Weg zum Storbuddhåen wird dann vier Mal unterbrochen, wobei der Höhepunkt eine 400m-Umtrage sein wird. Diesen Teil wollen wir umgehen, indem wir bis zum Südende des Kløtthåen paddeln und von dort ca. 600m auf einem Weg umtragen. Von der Entfernung her sparen wir nicht viel, wir müssen aber nur einmal Boote ent- und beladen. Eigentlich müssten wir heute auch noch die letzten fünf kleinen Umtragen bis zum Øvre Roasten schaffen, um unserem Tagesziel gerecht zu werden. Mal gucken, wie schnell die ganzen kleinen Umtragen zu meistern sind.


                  Imposant, aber für uns nicht fahrbar

                  Bei der Ausfahrt aus dem Litlbuddhåen stehen uns zunächst zwei kleine Schwälle im Weg, die wir schnell rechts bzw. links umtragen. Die darauf folgende Ansammlung großer Steine im Wasser durchfahren wir ohne Berührung, indem wir einfach in der Strömung bleiben und ein bisschen auf die Steine im Wasser aufpassen. Auf dem Storrundhåen können wir endlich mal wieder 1400 Meter frei paddeln, bis wir zu zwei 60 und 100 Meter langen Umtragen kommen, die wir auf gut sichtbaren Pfaden links zügig umtragen. Überhaupt gibt es für jede Umtrage mindestens einen kleinen Pfad, der mehr oder weniger direkt zum Unterwasser führt.

                  Auf dem nordöstlichen Teil des Kløtthåen machen wir kurz Pause, beratschlagen noch mal über unsere beiden Optionen und bleiben beim Plan, die vier kommenden Wildwasserstücke in einem Stück zu umtragen. Wir folgen dem Kløtthåen vorbei an Kløfthåbua-Hütte. Hinter der Hütte fließt das Wasser nach Westen mit viel Getöse in den Teil des Røa, den wir umtragen wollen. Dort halten wir uns links, um nicht in den Sog des Abflusses zu geraten. Die 900 Meter bis zum Südende kämpfen wir uns gegen Wind bis zum Rand einer versumpften Bucht vor. Dort finden wir einen Pfad, der in die Richtung des Weges führt, auf den wir wollen. Der würde aber 200m mehr Tragerei bedeuten. Also erkunden wir noch mal den sumpfigen Bereich mit vielen Wasserpflanzen. In der Mitte der Pflanzen finden wir eine schmale Rinne, die gerade für den Tiefgang unseres Kanus reicht. Die Rinne mündet in einer kleinen Bucht mit einer akzeptablen Anlegestelle. Als das andere Kanu dann auch da ist, ziehen wir die Boote auf den sumpfigen Untergrund und dann über einen Pfad auf einen natürlichen Wall, der den Kløtthåen im Süden begrenzt. Hier beginnt sichtbar der Weg zum Storbuddhåen. Bisher haben wir die Umtragen ohne Gepäck erkundet, dieses Mal wollen wir den langen Weg aber nicht umsonst gehen. Und so machen wir uns mit unseren Rackpack und etwas Kleinkram auf den Weg. Der Pfad wird schnell steil und felsig, führt an einem matschigen Bachbett entlang in ein Meer aus großen Steinen. Dort ist der Pfad zunächst durch Steinmännchen erkennbar, endet dann aber in einem riesigen Feld aus Felsen. Jetzt wäre das Navi von Vorteil, dass aber noch ans Boot montiert an der Austragestelle auf uns wartet. Alex klettert etwas weiter in die Steine und entdeckt in 150m vor uns eine Bucht des Storbuddhåen. Wir setzen unseren Weg fort und müssen kurz vorm Wasser feststellen, dass die Wasserfläche nicht zum Storbuddhåen gehört, sondern ein kleiner See in mitten der Felsen ist. Mist, Sackgasse. Wir teilen uns auf. Alex und Christian klettern auf einen nahen Hügel und Jan und ich folgen der Richtung des vermeintlichen Weges und dem Lauf des vorhin entdeckten Baches.

                  Bald finden wir wieder Steinmännchen und folgen diese über 200m durch unwegsames Gelände. Als dann nach weiteren 150m immer noch kein Hinweis auf den Storbuddhåen zu sehen ist, drehen wir wieder um. Hier mit Gepäck und Boot durchzulaufen ist sowieso zu riskant und anstrengend.
                  Bei unseren abgelegten Lasten treffen wir Alex und Christian wieder. Auch sie haben den Storbuddhåen nicht gesehen. Wir geben die Idee auf, hier umzutragen und gehen ernüchtert zurück zu unseren 300m entfernten Booten.
                  Mit viel Frust lassen wir die vollen Boote den Wall herunter gleiten und schleifen sie zum Wasser. Zu allem Überfluss hat der Wind gedreht und wir paddeln wieder gegen den Wind zurück zur Kløfthåbua Hütte. Dort angekommen legen wir in einem großen Bogen um den Sog direkt vor der Hütte an und inspizieren missmutig die hier beginnende Umtrage.
                  Bevor wir diese jedoch in Angriff nehmen, machen wir erstmal Mittag. Auf zwei Kochern vor der Hütte bereiten wir vier kulinarisch wertvolle Maggi-Nudeltüten zu, die wir dann drinnen am Tisch mit Heißhunger verschlingen. Allerdings haben wir beim Kauf einen kleinen Fehler gemacht. Die Chinanudeln haben im Vergleich zu den anderen Nudeln weniger als die Hälfte an Kalorien.

                  Kanus schleppen

                  Während des Mittagessens werfen wir einen Blick in das Hüttenbuch und stellen fest, dass viele Kommentare von Leuten im Buch stehen, die in der Hütte nach einem Kentern im hier beginnenden Wildwasser übernachtet haben. Das bestärkt uns im Vorhaben die 100m Wildwasser zu umtragen. Direkt an der Hütte beginnt der Pfad, auf dem wir unsere Klamotten in eine kleine Bucht unterhalb des Wildwassers tragen. Beim Einsetzen können wir in 40m Entfernung schon den nächsten Schwall sehen, der sogar befahrbar sein könnte. Wir paddeln quer über die Bucht und legen links in einem Feld aus Steinen an. Aus der Nähe betrachtet sieht der Schwall nicht mehr so fahrbar aus. Da werden wir wohl die Kanus doch über das Steinfeld und durch ein paar Bäume tragen. Das Umtragen dieses 10m-Schwalles durch Wasser, über Steine und durch Bäume kostet uns im Endeffekt 45 min, was die Laune noch weiter sinken lässt.

                  Bis zur nächste Auffälligkeit auf unseren Satellitenbildern sind es jetzt erstmal wieder 200 Meter, die wir nach einer kleinen Pause genüsslich treiben. Dort angekommen landen wir an und gucken uns die Engstelle an. In der starken Strömung sehen wir ein paar Steine, die aber beim Anfahren auf der richtigen Seite kein Hindernis sind. Hier fahren wir durch. Gesagt, getan. Alex und ich zurren noch mal alles fest und lassen uns von der Strömung mit ein paar Richtungskorrekturen durch die Engstelle ziehen. Kurze Zeit später folgen Jan und Christian ohne Probleme. Das hat Spaß gemacht – die Laune steigt wieder!


                  Endlich mal nicht umtragen

                  Während wir langsam das breitere Stück des Flusses herunter trieben, hören wir schon das unverkennbare Rauschen unserer nächsten Umtrage. Nach Satellitenbildern schießt der Fluss dort durch ein enges Tal und einen kleinen Wasserfall herunter.
                  Wir legen links an und inspizieren zunächst den Pfad zum Storbuddhåen ohne Gepäck – wir sind ja lernfähig. Der Weg beginnt im unwegsamen Gelände. Nach dem Wasserfall führt der Weg dann lange Zeit in der Nähe des rauschenden Wasser in einen kleinen Wald, hinter dem dann die Einsetzstelle in den Storbuddhåen liegt. Alles in allem sind das 400m Meter, die wir in der nächsten Zeit noch sechs Mal gehen werden. Auch auf dieser Umtrage sehen wir wieder jede Menge Plastikspäne von Booten. Manche Boote scheinen hier auf der Tour reichlich Gewicht zu verlieren.


                  Auf diesem Bild ist ein Pfad versteckt

                  Wir gehen zurück zum Startpunkt, tragen die Rackpacks runter, laufen wieder hoch, tragen die Tonnen runter, laufen wieder hoch und zirkeln die Boote auf dem Schultern durch Felsen und niedrige Bäume zum Storbuddhåen.


                  Ohne Worte

                  Nach 90 Minuten haben wir alles am Storbuddhåen und auch die Schnauze voll. Es ist 17:00 Uhr und die kommenden fünf Umtragen zum Øvre Roasten machen wir heute nicht mehr. Die zwei sinnlosen Stunden beim südlichen Umtrageversuch am Kløtthåen fehlen uns genau jetzt. Good Bye, Tagesziel.


                  Ein Grund fürs Tragen

                  Wir paddeln über den Storbuddhåen und suchen uns einen Lagerplatz. Das nördliche Ufer ist ungeeignet, da es dort meist steil und steinig ist. In der Mitte des Sees sind mehrere flache Inseln, die zum Zelten einladen. Die Hinweise „No Camping“ halten uns allerdings davon ab und wir fahren immer mehr zum Ende des Sees. Dort beginnt unsere nächste Umtrage. Wenn wir dort einen Lagerplatz finden, haben wir morgen einen kleinen Startvorteil. Die Erkundung beider Ufer bringt außer einem Weg für die morgige Umtrage nichts.

                  Also fahren wir in leichtem Nieselregen und bei Gegenwind wieder zurück und suchen am südlichen Ufer einen geeigneten Lagerplatz. Dort finden wir nach einigem Suchen eine Halbinsel, die bei genauer Betrachtung ausreichend aber nicht optimal ist. Von dort aus können wir allerdings ein großes flaches Gebiet mit mehreren Feuerstellen sehen, dass uns geradezu einlädt.
                  War paddeln hin und entladen unsere Kanus. Ein Stück landeinwärts bauen wir unser Lager auf und schmeißen die Kocher an. Neben Reis mit Gulasch gibt es heute noch Grießbrei zum Nachtisch, der noch in unseren Vorräten schlummert. Bisher sind wir mit unserer Planung perfekt hingekommen und haben sogar noch ein paar Erdnüsse und Gummibärchen über.
                  Unser nicht ganz nach Plan verlaufener Tag endet mit einem Lagerfeuer zu später Stunde. Als der Wind dann ungemütlicher wird, verkrümeln wir uns in die Zelte. „Gute Nacht, John Boy!“ Alex gewinnt schon wieder.
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                    #10
                    AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                    Zitat von ckanadier Beitrag anzeigen
                    Freue mich schon auf die Fortsetzung, da scheint sich über die Jahre einiges verändert zu haben wenn man da mittlerweile auch Canadier ausleihen kann.
                    Angst vor Massentoruismus musst Du aber am Rogen nicht haben. Topsport hat 10-15 Boote und in Käringsjön gibt auch noch ein paar. Das wars im Umkreis von 40 km ums Rogen-Gebiet. Der nächste Verleih ist dann erst wieder das Femund Canoe Camp am Südende des Femundsees.
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                      #11
                      AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                      Tag 4 – 25.8.2011

                      Routine im Regen

                      Ich wache um 6:30 auf, weil der Regen auf unser Zelt prasselt. Guten Morgen, Storbuddhåen. Als wir um 7:00 aufstehen, zeugen nur noch ein paar Tropfen auf dem Zelt vom letzten Schauer. Ohne Verzögerungen machen wir uns an die Zubereitung von gebackenen Bohnen, gebratenem Speck und Rührei aus Eipulver. Zu Hause würde man letzteres nicht anrühren, hier schmeckt das aber durchaus gut.
                      Nach dem obligatorischen Einpacken geht es heute gegen 9:15 los. Heute Nacht hat uns unsere Motivation eingeholt und so starten wir voller Elan auf den Storbuddhåen. Vor uns liegen heute Vormittag sechs Umtragen bis zum Øvre Roasten, knapp fünf Kilometer auf Øvre Roasten und Nedre Roasten und der erste Teil der Ritze. Von den sechs Kilometern wollen wir heute Nachmittag zwei schaffen und dann bei der DNT-Hütte Røvollen übernachten.


                      Trübe Wetteraussichten am Morgen

                      Die ersten drei Umtragen sind Kinderkram. Mittlerweile hat aber leichter Regen eingesetzt, der die moosigen Steine rutschig macht. Die erste Umtrage haben wir gestern ja schon besichtig. Links gehen mehrere Pfade am Schwall vorbei. Nach 15 Minuten ist dieses Hindernis passiert. Die nächste Umtrage führt ca. 100 Meter südlich an einem langen rauschenden Schwall vorbei. Bei der Pause vorm Einsetzen genießen wir zunächst auf einem Felsen den Blick auf die tosenden Wassermassen.
                      Beim letzten Schwall dieses Trios müssen wir schon 200 Meter umtragen. Wir versuchen so nah wie möglich heranzukommen und landen kurz vor den ersten Wellen in der Strömung an. Der folgende Transport macht uns mittlerweile keine Mühe mehr. Wir haben uns in den letzten Tagen gut an das Tragen auf Steinen gewöhnt, alle Sachen sind sauber gepackt und unserem Gepäck fehlen 12 Kilo Bier und 5kg andere Nahrungsmittel.


                      Die gute Laune äußert sich in Blödsinn

                      Unterhalb der Umtrage erreichen wir einen langgezogenen See, auf dem wir erstmal eine kleine Raucherpause einlegen. Wir verlängern die Pause und lassen uns von der leichten Strömung ruhig ins nächste Tal treiben. In der Kurve entdecken wir plötzlich fünf Rentiere, die sich zwischen den Bäumen herum treiben. Als sie uns auch entdecken, treten sie den geordneten Rückzug an und verschwinden über den nächsten Hügel.
                      Das ist auch gut so, denn das nächste Hindernis verlangt unsere Aufmerksamkeit. Wir legen links an und balancieren mit unserer Ausrüstung die 30 Meter ins Unterwasser. Nach ein paar Metern erreichen wir den nächsten Schwall und schlagen uns nach links in den Wald. Wenn wir dort einen Pfad zum Øvre Roasten finden, können wir mit einer Umtrage gleich zwei Hindernisse umgehen. Wir sind erfolgreich und 30 Minuten später durchbricht der erste Bootsrumpf die Wasseroberfläche des Øvre Roasten.


                      Øvre Roasten

                      Wir blicken auf einen (für derzeitige Verhältnisse) großen See. An den zwei Kilometer langen Øvre Roasten schließt sich nach einer Engstelle der Nedre Roasten an, hinter dem schon die Ritze folgt. Eigentlich knurren die Mägen schon bedenklich, es fängt aber an zu regnen. So werfen wir uns ins Regenzeug und paddeln erstmal in der Hoffnung weiter, dass es bald wieder aufhört. Spätestens beim Übergang von Øvre Roasten zu Nedre Roasten werden wir aber anlegen und etwas Essen.
                      Als wir dort angekommen sind, regnet es immer noch und so kommt zum ersten Mal unser neues Tarp zum Einsatz. Zwischen zwei Bäumen im Windschatten eine Landzunge machen wir es uns gemütlich und kochen wieder Maggi-Nudeln (diesmal die kalorienhaltigen). Eigentlich wären heute die MRE dran, die 1200kcal-Kraftpakete lassen wir uns morgen für das große Schleppen in der Ritze.
                      Etwas angefroren durch den nicht ganz zu verhindernden nassen Wind packen wir unser provisorisches Lager wieder ein und machen uns auf die letzten zweieinhalb Kilometer zur Ritze auf.

                      Die Ritze

                      Jetzt ist es soweit – die Ritze liegt direkt vor uns. Wir legen am nordwestlichen Ufer des Nedre Roasten kurz vor einer Brücke bei einigen kleinen Anglerhäuschen an. Dahinter fließt das Wasser in den ersten großen Schwall, mit dem ein sechs Kilometer langer Abschnitt des Røa beginnt, den wir wegen seiner vielen Schwälle und Wasserfälle umgehen sollen.
                      Bis zur Brücke sind es erst einmal 150m über kleinere Steine. Trotzdem müssen wir hier die schon wieder aufpassen, nicht umzuknicken. Nach einer Pause und der Besichtigung der Brücke wollen wir gucken, wie der Weg nach Røvollen weiter geht und stehen nach 50 Metern vor einem riesigen Feld aus großen Steinen, dass wir lt. Karte überqueren müssen. Sicherheitshalber schauen wir uns mal an, wo wir das Steinfeld wieder verlassen können, um nicht wieder mit Gepäck doof dar zustehen. Zeitraubendes Springen von Stein zu Stein bringt uns dann auf die andere Seite, wo uns Steinmännchen und die roten T’s den Weg auf eine Böschung weisen. Oben wird dann der Weg besser und ist vor allem gut zu erkennen.
                      Auf dem Rückweg zu unserer Ausrüstung finden wir dann auch noch jede Menge rote Ts, sodass wir wohl die optimale Route gefunden haben.


                      Optimaler Untergrund zum Boote-Schleppen

                      Die Rackpacks lassen sich verhältnismäßig gut tragen, die Tonnen und Boote machen zu zweit etwas Mühe, da immer irgendeiner springt, raufklettert oder runtersteigt. Immerhin sind die Steine trocken. Nach einer endlosen kraftraubenden Stunde und ganzen 300m netto liegen auch unsere Boote samt Ausrüstung fernab jedes Wassers auf dem kleinen Hügel.
                      Wenn der Weg nach dem guten Stück, das wir einsehen können, wieder so steinig wird, dann wird es mit unserem heutigen Tagesziel eng. Auf jeden Fall wird es bis zur DNT-Hütte Røvollen noch verdammt weit werden. Wir schnappen uns die Racks und machen uns im Gänsemarsch auf in Richtung Hütte. Nach etwa 300 Metern hat der erste genug und wir packen unsere Racks in die Landschaft, bevor der Rest folgt. Und so arbeiten wir uns den ganzen Nachmittag in 300 Meter-Schritten weiter. Dank unserer übermäßigen Ausrüstung sind die Schritte immer 300m netto. Wenn die gesamte Ausrüstung dann 300 Meter weiter liegt, sind wir brutto 1500 Meter gelaufen. Kalle hat Recht. Das hier wird echt hart. Was würden wir jetzt für einen 15 kg Rucksack geben. Den könnten wir zusammen mit dem Boot tragen und würden heute mächtig Meter sparen. Zu allem Überfluss folgen wir an einer Stelle nicht den Wegzeichen, sondern dem größeren Pfad und landen prompt in einer Sackgasse. Die Stimmung sinkt auf einen Tiefpunkt.
                      Jammern hilft nichts, wir müssen nach Røvollen. Neben dem Weg gibt es in diesem Gelände keine Möglichkeit ein Zelt oder gar ein kleines Lager aufzubauen. Also weiter schleppen, schleppen, schleppen …

                      Røvollen

                      Gegen 19:00 Uhr taucht dann endlich die DNT-Hütten Røvollen zwischen den Bäumen auf. Dort angekommen, bzw. nachdem wir alle Ausrüstung auf der Lichtung vor den Hütten gesammelt haben, ist das erste Drittel der Ritze geschafft und wir rechnen schnell mal für morgen hoch. Wir haben heute in knapp fünf Stunden zehn Kilometer brutto (zwei Kilometer netto) geschafft. Morgen werden es 20 Kilometer brutto sein, also neun Stunden plus Mittagspause. Wenn wir wieder um 9:00 losmachen sind wir um 18:30 am Femund, wenn das Gelände nicht schlechter wird, es nicht regnet oder wir nicht zum Ende hin erschöpft langsamer werden. Das sind ja rosige Aussichten.


                      Boote fern ab vom Wasser - willkommen in Røvollen

                      Wir schlagen unsere Zelte an einer Feuerstelle auf und bemerken Bewegung in einer der Hütten. Unser erster Kontakt sind allerdings jetzt erstmal Mücken- und Knot-Schwärme, die sich auch mit großzügigem Einsatz von Mückenschutzmittel nicht vertrieben lassen. Liegt vielleicht daran, dass wir norwegische Mücken mit schwedischer Chemie vertreiben wollen. Als die Zelte unter erschwerten Bedingungen aufgebaut sind, kommen wir mit den Norwegern ins Gespräch. Die vier Männer und eine Frau sind mit ihren drei Hunden auf Angel- und Wandertour ein paar Tage in der Hütte gewesen. Sie erklären uns auch, dass wir hier pro Nase 70 NOK zahlen müssen, um hier bei den Hütten übernachten zu können. Da wir uns vorher nicht mit den DNT-Hütten beschäftigt haben, hätten wir das ohne die Norweger nicht gewusst bzw. gemacht. Wir zahlen aber gerne, da das hier die einzige Möglichkeit zum Zelten in der Ritze ist. Überhaupt ist der Anlage hier ganz schön. Die vier Hütten bieten von Schlafplätzen, Wasserstelle und Brennholz bis zu Lebensmitteln alles, was man braucht.
                      Die Norweger bestärken uns auch noch in unserem Umtragen der Ritze. Sie meinen, dass das Durchfahren nichts bringt, da man die meiste Zeit durch schwereres Gelände tragen muss. Vielleicht haben sie das auch nur gesagt, um uns aufzumuntern.
                      Unter Angriffswellen der Mücken kochen wir unsere obligatorischen Nudeln mit Soße und backen nebenbei Brotfladen für den nächsten Tag. Irgendwann reicht es uns mit den Mücken und wir machen mit dem nassen Holz ein kleines Feuer. Das reicht, um unser Lager einzuräuchern, schreckt aber nur einen Teil der Mücken ab.

                      Darauf erstmal einen Jägermeister. Als wir vom Abwaschen zurückkommen, wartet schon einer der Norweger auf uns und fragt uns, was für tolle Zelte das sind, die wir da haben. Welch ein Ritterschlag: Norweger bewundern unsere Zelte. Das liegt vielleicht auch daran, dass es norwegische Helsport Fjellheimen 3 Camp sind. Nach etwas Fachsimpeln mit auf beiden Seiten begrenztem englischen Zeltvokabular fragt er nach dem Preis. Zu seinem Erstaunen kostet das norwegische Zelt in Deutschland (im Angebot) etwa die Hälfte vom Norwegischen Preis. Das wundert uns beim Preisniveau in Norwegen nicht wirklich. Er lässt sich von mir noch die Adresse von Outdoorfair geben und wir kommen weiter darüber ins Gespräch, wo wir denn herkommen. Wir erklären, dass wir aus Hameln kommen und erwähnen das Rattenfänger-Märchen. Das kennt er allerdings nicht und so zücken wir unseren Joker, das Schwedische Rattenfänger-Pixi-Buch, das sich auf dubiosen Wegen die Teilnahme an unsere Tour erschlichen hat. Soviel zum Thema Übergepäck. Mit dem kleinen Geschenk stapft er ein paar Minuten später wieder zu seinen Kumpels nach drinnen.

                      Bevor wir in die Schlafsäcke kriechen, steht das abendliche Heißgetränk an. Nach einem Tee mit Rum werden wir experimentierfreudig und probieren eine Dr. Oetker Kaltschale. Igitt, ist das Zeug warm ekelhaft. Schnell Zähneputzen und in die Zelte. „Gute Nacht John Boy“ Ich bin so schnell weg, dass Alex keine Chance hat, zu gewinnen.
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                        #12
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                        Tag 5 – 26.8.2011

                        Los geht’s

                        Der Wecker reißt uns um 7:00 aus dem Schlaf. Regen. In der Nacht bin ich auch schon mehrfach aufgewacht und habe Regen auf dem Zelt gehört. Wir drehen uns noch mal um, bevor der Wecker um 7:30 wieder klingelt. Dieses Mal ist das Zeltdach ruhig.
                        Wir kriechen aus den Zelten und beginnen mit dem Aufbau fürs Frühstück. Dabei sehen wir ca. zehn Rentiere, die um Røvollen herum grasen. Vom unserem Lärm und der Morgentoilette lassen sie sich auch nicht stören. Erst als die Hunde bei den Hütten lauter werden, ziehen sie sich langsam zurück in die Wildnis.
                        Nach Brötchen und Kaffee fühlen wir uns gestärkt für den Tag. Wir packen alles wieder ein und sammeln die Ausrüstung am Weg. Auch die Norweger machen sich langsam fertig. Wir kommen uns irgendwie bescheuert vor, zwischen Rucksackwanderer fern ab vom Wasser mit Booten hin und her zu laufen. Da müssen wir wohl durch. Kurz vor neun sind wir fertig und brechen zur 20 km „Wanderung“ mit unhandlichem Gepäck auf. Verfluchte Ausrüstung!

                        20km

                        Hinter den Hütten geht die Sch… gleich los. Nach der Überquerung eines leicht überfluteten Baches müssen wir durch ein Gebiet mit matschigen Wegen. Der Regen von heute Nacht hat noch den Rest dazu gegeben. Zwar führen hier immer mindestens drei Pfade zum Ziel, aber keiner kommt ohne Matsch aus. Hilft nichts. Wir starten wieder unser übliche Hin- und Hergelaufe und werden dabei von den Norwegern aus Røvollen grinsend überholt.
                        Immerhin endet das große Gematsche beim ersten Wendepunkt. Danach gibt es zwar immer noch kleine matschige Flecken, damit kommen unsere Stiefel aber bestens klar. Immerhin sieht der Himmel gut aus - mit etwas Glück haben wir zum Mittag Sonne.


                        Wasser auffüllen

                        In 400 Meter Stücken arbeiten wir uns heute durch den Wald und über Steine und ab und zu überqueren wir kleine Bäche. Als wir dann an einen größeren Bach gelangen, der vom kleinen See Finnkoiloken auf dem Weg zum Røa ist, machen wir eine Frühstückspause. Dabei fallen uns das restliche Wasser und ein paar Schokoriegel zum Opfer. Das Wasser können wir hier am Bach praktischerweise wieder auffüllen. Gut, dass wir den Wasserfilter dabei haben, aus dem Bach hätte ich ohne Filter nicht getrunken.


                        Was passt hier nicht ins Bild?

                        Während wir erholt Wasser pumpen, gesellen sich zu allem Überfluss noch die ersten Sonnerstrahlen zu uns.
                        Motiviert machen wir uns auf die nächste Etappe. Dabei kommen uns drei ältere Männer mit voll bepackten Bergans Alpinist Rucksäcke entgegen, die uns etwas entgeistert fragen, was wir denn hier so weit vom Fluss entfernt mit Kanus machen würden. Da kamen wir uns doch gleich wieder bescheuert vor.


                        Ausrüstung im Nirgendwo

                        Gegen 12:30 haben wir Hälfte der Tagesstrecke geschafft. Wir zwingen uns noch zu einer Etappe und machen dann auf ein paar Steinen in praller Sonne gemütlich Mittag. Heute gibt’s wieder MRE. Die bringen mächtig Dampf und das Gewicht unseres Gepäcks reduziert sich wieder um zwei Kilos.


                        Schöner Weg - sogar mit Booten

                        Kurz nach dem Mittag teilt sich der Weg und wir müssen mal wieder erkunden. Hätten wir gleich richtig auf Karte und GPS geguckt, hätten wir uns die Verzögerung sparen können. Hier, ca. eineinhalb Kilometer vorm Femundsee, ändert sich auch das Terrain. Während wir bisher weitestgehend eben gelaufen sind, geht es jetzt kontinuierlich bergab. Bis zum Femundsee müssen wir noch ca. 40 Höhenmeter verlieren. Das erste Stück gestaltet sich perfekt. Der Weg ist nahezu steinfrei und führt direkt auf unser Tagesziel zu. Allerdings wird jetzt der Rückweg, der sonst immer der Regeneration gedient hat, bergauf etwas anstrengender. Das kann uns aber auch nicht mehr ausbremsen. Überhaupt sind wir noch erheblich besser drauf als gestern Abend.


                        Besuch am Wegesrand

                        Zur guten Laune trägt neben dem Wetter auch eine Herde Rentiere bei, die sich in der Nähe eines unserer Ausrüstungsdepots durch den Wald futtert. Nach dem Stück, auf dem wir uns fast erholen konnten, kommt es dann noch mal richtig dick. Der Weg wird wieder steinig und führt über kleine Hügel auf und ab. Den Höhepunkt bildet ein knapp zehn Meter hoher Absatz, über den wir die Kanus mit gemeinsamen Kräften einen 60°-Abhang nach unten wuchten müssen. Auf der letzten Etappe zur Røa-Brücke bei Starrhåen erschweren uns dann noch große Steine den Marsch, in denen sich der Weg verliert.


                        Nicht zur ÜBERquerung mit Kanus optimiert

                        Am Røa angekommen machen wir zunächst auf der halbrunden Brücke Pause. Unter uns wird der Røa zum vorletzten Mal vorm Femundsee wild. Von hier aus sind es zu Fuß noch 600 Meter Umtrage zum Anleger der MS Fæmund II, einem kleinen historischen Dampfer. Alternativ tragen wir die Kanus noch 200 Meter hinter den letzten Schwall und paddeln aus der Mündung des Røa heraus auf den See. Die Aussicht auf 400 Meter weniger Schleppen macht die Entscheidung leicht.
                        Wir balancieren die Kanus über die Brücke, über ein paar von Bibern sauber gefällten Birken und durch große Steine zur Mitte des letzten Schwalls. Von hier können wir mit ein paar Kniffen durch die untere Hälfte des Schwalls fahren, bevor 100 Meter weiter noch mal ein Engpass mit starker Strömung und einigen Unterwasserhindernissen folgt.


                        Das letzte Stück zum Umtragen

                        Wir glauben es kaum, diese komischen langen grünen Dinger die wir seit eineinhalb Tagen mit uns rumschleppen kann man umgedreht ins Wasser setzen und schwimmen lassen. Dann kann man sich mit dem Rest der Ausrüstung hineinsetzen und sich auf Wasser fortzubewegen. Wahnsinn!
                        Wir paddeln ohne Probleme durch den Restschwall und passieren mit viel Spaß die letzte Stromschnelle vorm Femundsee, der sich wenig später vor uns öffnet.


                        Der Blich nach Süden - der Femund verschwindet im Dunst



                        Geschafft

                        Nach den ganzen kleinen Gewässern der letzten Tage kommt einem der sowieso schon große Femundsee noch gigantischer vor. Von unserem Boot aus blicken wir drei Kilometer zum gegenüberliegenden Ufer, sechs Kilometer zum Nordende und nach ca. fünfzehn Kilometern verliert sich der See im Süden. Wir biegen am Ende des Røa links Richtung Süden ab und fahren auf der Suche nach einem Lagerplatz am steilen Ufer weiter. Wenig später paddeln wir um einen Kiesstrand mit toten Lemmingen herum, von dem ein Pfad auf das hohe Ufer führt, und legen dort an. Oben angekommen erwartet uns das Zelt-Paradies. Im Gebiet zwischen Røa und Dampferanleger befinden sich Duzende Lagermöglichkeiten, die scheinbar auch schon öfter in Anspruch genommen wurden. Wir entscheiden uns für einen Platz direkt oberhalb des Steilufers mit Blick auf den See und den gegenüberliegenden Berg Flenskampan (1292m).


                        Waschtag

                        Nachdem die Zelte aufgebaut sind, ist Waschtag. Die letzten Tage haben unsere Vorräte an tragbarer Wäsche arg dezimiert. So finden besonders viele Klamotten ihren Weg über den Femundsee auf unsere improvisierte Wäscheleine. Auch wir springen noch mal kurz in die A….kalten Fluten.
                        Das ist genau das Richtige nach einem anstrengenden Tag. Heute sind wir laut GPS über 19 Kilometer gelaufen und ganze 800 Meter gepaddelt.


                        Werbefoto für unseren Wildfleischer

                        Wir haben die Ritze also in eineinhalb Tagen geschafft. Beim Essen feiern wir das noch ein bisschen. Heute gibt es überraschenderweise wieder Wildgulasch mit Reis. Gemütlich sitzen wir am Ufer, stärken uns beim Essen, genießen den Ausblick auf den See und beobachten die Lemminge, die hier überall auf der Insel rumwuseln. Als dann ein paar Mücken versuchen uns zu stechen, merken wir, dass die kleinen Biester in den letzten Tagen doch ein paar Spuren bei uns hinterlassen haben. Das anschließende Zählen der Stiche an den Händen gewinne ich mit 24 Stichen an der linken Hand knapp.


                        Ausblick beim Essen

                        Immer mehr Wolken sammeln sich am Himmel und es fängt bald an zu nieseln. In unserer entspannten Stimmung macht uns das aber nichts aus und wir lassen sogar die Wäsche auf der Leine hängen. Stattdessen bauen wir ein Lagerfeuer auf, das aber wegen des nassen Holzes nur langsam in Gang kommt. Als es heruntergebrannt ist und wir unser letztes Bier für diese Tour genossen haben, fängt es an zu nieseln und wir verkrümeln uns in die Zelte. „Gute Nacht, John Boy!“ Wer heute gewinnt, ist nicht mehr festzustellen.
                        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 27.10.2014, 10:17.
                        Das Leben ist kein Ponyhof!

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                          #13
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                          Tag 6 – 27.8.2011

                          Surfing Femund

                          Ich wache um 7:45 auf. Nach der gestrigen Königsetappe und wegen des geringen Tagespensums steht unser Wecker auf 8:00 Uhr. Noch bevor dieser klingelt hör ich Rascheln in unserem Vorzelt. Ich blicke durch den Mückenschutz und sehe einen Lemming zwischen unseren Schuhen. Als er meine Bewegung im Zelt wahrnimmt, sucht er quiekend das Weite. Wir kriechen aus dem Zelt und blicken auf leichte Bewölkung. Ein Griff an die trockene Wäsche verrät uns, dass es heute Nacht nicht geregnet hat. Perfekt!

                          Bei leichtem Wind bauen wir unsere mobile Küche am Steilufer auf und bereiten mit Blick auf den unruhigen See Rührei mit Bohnen und Speck zu. Während des Frühstücks frischt der Wind weiter auf und als es den obligatorischen Löffel Honig zum Nachtisch gibt, zeigen sich die ersten Wellen auf dem Femundsee.
                          Wir schleppen alles wieder runter ans Wasser, wo unsere Boote übernachtet haben. Als die MS Fæmund II gegen 9:30 vorbeischippert., brechen wir auf. Mittlerweile zeigt sich der Femund von seiner unschönen Seite. Die Wasseroberfläche ist mittlerweile von großen Wellen überzogen. Zum unserem Glück kommen die Wellen genau von Süden und drücken uns in Richtung Norden, wo wir hinwollen.


                          MS Fæmund II

                          Wir bleiben in der Nähe des Ufers, um bei stärker werdenden Wellen oder im Notfall nah an Land zu sein. So fahren wir die vier Kilometer nach Norden bis zu ein paar Inseln nahe des Ostufers. Dort müssen wir einen kleinen Bogen um ein paar Felsen unter der Wasseroberfläche fahren und kriegen die Wellen zum ersten Mal seitlich zu spüren. Wenn wir weiter am Ufer entlang fahren, müssen wir bei Koltjønna 700 Meter parallel zu den Wellen fahren. Da das bei der Wellenhöhe nicht so die beste Idee ist, entscheiden wir uns, an der Insel Jabben vorbei direkt auf die Halbinsel Røstneset zu zufahren. Die Wellen kommen dann direkt von hinten und drücken uns in die richtige Richtung. So entfernen wir uns langsam vom Ufer und fahren auf die zwei größten Inseln zu. Alex und ich fahren vorne und Jan und Christian folgen. Wir machen nur halbe Kraft um das andere Boot auf unsere Höhe kommen zu lassen. Als wir mit ca. zehn Metern Abstand fahren und das Boot als Vergleich zu den Wellen sehen, wird uns die deren Höhe und Größe erst richtig bewusst. Zwischen zwei Wellentälern liegen gute drei Bootslängen und die Höhe zwischen Wellental und –gipfel misst knapp einen Meter. Nicht gerade optimal, aber umdrehen ist jetzt nicht. Allerdings kommen die Wellen für uns immer optimal von hinten und sind durch ihre Länge sehr gut zu fahren. Sollte sich die Richtung und die Form ändern müssen wir umdisponieren.
                          Bald sind wir zwischen den Inseln hindurch und kommen in deren Wellenschatten. Jetzt ist es ein Kinderspiel bis zur Spitze der Halbinsel Røstneset. Leider können wir nicht direkt am Ufer entlang auf die Rückseite der Insel fahren, da sich die Wellen am Ufer des Femundsees an Steinen nahe der Oberfläche brechen. 20 Meter weiter können wir jedoch eine Wende fahren und im ruhigen Wasser hinter der Halbinsel entspannt anlegen.


                          Der ungemütliche Femund

                          Femund schon zu Ende

                          Das hat mal wieder Spaß gemacht. Die Wellen im Rücken haben uns die sieben Kilometer bis hier in einer Stunde fahren lassen. Auf der Halbinsel Røstneset machen wir erstmal Pause, rauchen eine, machen Fotos und gehen mit dem Schaufel spazieren. Den härtesten Teil haben wir hinter uns. Heute wollen wir noch bis zum Rundtjønna fahren. Davon trennen uns noch eine drei Kilometer lange Bucht im Norden des Femundsees, drei Wasserrinnen bzw. Umtragen und ein kleiner See. Der Rest wird also nur noch Easy Going Paddeltour.
                          Wir folgen dem immer ruhiger werdenden Femundsee bis in die Bucht von Nordvika. Bei der weiteren Einfahrt in die Bucht wird das Wasser bei einer Sandbank zwischen mehreren Inseln immer flacher - so flach, dass wir auf Grund laufen. Da wir ja auf einem See sind, steigen wir schon aus Prinzip nicht aus, sondern bekommen das Kanu mit Bordmitteln wieder frei. Kurze Zeit später erreichen wir die Siedlung Nordvika, die aus ein paar einzelnen Häusern besteht. Wirklich bewohnt sehen die aber nicht aus.


                          Einsames Nordvika

                          Am Ende des Sees erreichen wir die erste Rinne des heutigen Tages. Bevor wir uns in diese allerdings hineinstürzen, machen wir erstmal Mittag. Wir landen auf einer alten versunkenen Holzfähre an, neben der ein Nachbau an Land liegt. Unter der Infotafel zu deren Bau machen wir es uns gemütlich und kochen uns ein letztes Mal Fertignudeln.


                          Spellflåte Nordvika

                          Rushhour im Nirgendwo

                          Gut gesättigt starten wir in die erste von drei Rinnen, die Kalvrenne, die früher mal zu Holztransport benutzt wurde. Diese ist auf jeden Fall breit genug und bis zum Ende einsehbar. Zuerst lassen sich Jan und Christian hindurch treiben, dann folgen wir. Sobald uns die Strömung in die Rinne gezogen hat, fangen wir an, wie wild zu paddeln und erreichen zum Ende der Rinne 18 km/h (lt. GPS). Das hat Spaß gemacht - und die nächste Rinne wird noch länger.
                          Über einen kleinen See sehen wir schon die Einfahrt in die Lortholrenna. Rechts davon führt eine Schneise durch den Wald auf der vor sich hin rottende Holzbalken auf den Boden liegen. Wir vermuten, dass hier früher mal Holz oder Boote über die Engstelle gezogen wurde. Wir wollen allerdings die Rinnen fahren, die von der Breite her auch gut aussieht. Wieder fahren Jan und Christian zuerst ein. Zu spät müssen sie erkennen, dass die Lortholrenna nach 10 Metern enger wird und schon steckt das Kanu fest. Gut, dass wir nicht gleich hinterher gefahren sind.
                          Sofort staut sich das Wasser hinter dem verklemmten Kanu und drückt das Heck weit nach oben. Die beiden springen aus dem Kanu, um das Gewicht zu reduzieren. Das Boot bleibt zwar in der Rinne stecken, aber das Wasser kann besser unter dem Boot durchfließen.


                          Da wollten wir durch

                          Währenddessen sind Alex und ich ans Ufer gesprintet und über die Steine zur Rinne gesprungen. Gemeinsam sichern wir das Boot und entladen die Ausrüstung. Mit vereinten Kräften heben wir dann auch das Kanu aus der Rinne auf die seitliche Begrenzung aus Holz. Nach einer kleinen Pause machen wir uns an die Umtrage zum Litllangtjønna. Dabei helfen uns die Holzbalken im Wald, die den Kanutransport erleichtern.
                          Als Alex und ich die letzten Sachen aufnehmen, kommen vier Norwegern in Kanadiern auf uns zu, die nach der Fahrbarkeit der Lortholrenna fragen. Wir erzählen ihnen von unserem anderen Kanu und spontan entscheiden sie sich auch fürs Tragen. Und als wären acht Person an diesem verlassenden Ort nicht schon genug, treffen wir an einer Brücke am Litllangtjønna noch ein Deutsches Rentnerehepaar, das hier in der Gegend wandert. Während wir uns noch mit den beiden unterhalten, schießt noch ein schmales Kajak aus der Rinne. Beim Weiterpaddeln kommen dann noch ein paar Wanderer auf den kreuzenden Weg an die Brücke. Rushhour im Nirgendwo.

                          Unsere Serie von Begegnungen reißt nicht ab. An einer 30 Meter breiten Stelle des Litllangtjønna meldet Alex von vorne plötzlich lautstark einen Lemming. Tote schwimmende Lemminge haben wir in den letzten Tagen dauernd gesehen, aber dieses Exemplar ist quicklebendig und schwimmt flink über den See. Ganz schön zäh der kleine.
                          Nach 700 Metern ist der Litllangtjønna schon zu Ende und die letzte Rinne für heute steht an. Unsere Lernkurve zeigt nach oben und so legen wir vorher an und erkunden erstmal die Lage. Über glitschige Steine arbeiten wir uns bis zur hölzernen Rinne vor, die dann leider zu eng für unser Kanu ist. Immerhin führen wieder ausgelegte Baumstämme vom Litllangtjønna zum Rundtjønna. Nach zehn Minuten und zwanzig Metern schwimmen beide Boote im Rundtjønna.


                          Die Rinne ist zu eng

                          Früher Feierabend

                          Bei einsetzendem Regen paddeln wir langsam Richtung Norden und halten nach einem Lagerplatz Ausschau. Wo wir auf dem gut drei Kilometer langen Rundtjønna übernachten, ist egal, da wir morgen keine große Entfernung mehr vor uns haben.
                          Bis zu einer Engstelle nach 600 Metern ist an einen Lagerplatz nicht zu denken, da das Ufer überall steil ist. Nachdem wir uns durch eine flache Engstelle mit Steinen und Wasserpflanzen durchgeschlängelt haben, wird das Gelände besser. Optimale Lagerplätze finden wir trotzdem nicht. Nach einem guten Kilometer passieren wir die Hütte Furrubakken, wo der Kajakfahrer von der Lortholrenna angelandet ist und das Gelände vorbereitet. Nördlich der Hütte geht eine kleine Bucht vom Rundtjønna ab. Dort versuchen wir auch mal unser Glück. Und tatsächlich finden wir in der Bucht einen großen Lagerplatz für auf der Rückseite eine Halbinsel, die die Bucht einfasst.
                          Da es sich vom See aus einfacher anlegen lässt, umrunden wir die Halbinsel noch einmal und holen unsere Kanus an einer schönen Kante aus dem Wasser. Vom See aus müssen wir über einen kleinen Hügel, der uns Sicht- und Windschutz bietet. In der leichten Senke dahinter ist ein perfekter Platz mit weichem Boden, viel Platz und einer Feuerstelle. Der geneigte Outdoorer horcht bei dem Wort Senke in Verbindung mit Zelt auf, uns hat der Platz so gut gefallen, dass wir das glatt übersehen haben.

                          Gegen 15:00, so früh wie sonst nie, bauen wir unsere Zelte auf. Nach einer entspannten Pause machen sich Alex und ich über den See zum anderen Ufer auf, um abgestorbenes Holz zu suchen. Um unseren Lagerplatz herum ist nämlich nichts mehr zu holen. Mit einem voll beladenen Boot und einem auf dem Rückweg gefüllten Wasserkanister kehren wir zurück.
                          Nach einer Mückenattacke ziehen wir das Feuermachen vor. Als wir das Feuer am Laufen haben sind die Mücken dann weg, dafür kommt aber der Regen. Wir hängen das Tarp mit Seilen zwischen die Bäume und ziehen mit unserer Ausrüstung unter das künstliche Dach. Gerade rechtzeitig, denn über die Bucht an unserem Lager sehen wir schon eine schwarze Wand heranziehen, die sich dann in einem 30 Minuten Regenguss entlädt.


                          Unser Lager im Regen

                          Immerhin haben wir noch schnell so viel Holz auf das Feuer gelegt, dass es der Flutung erfolgreich widersteht. Langsam wird es Zeit an Essen zu denken. Zunächst steht wieder das Brotbacken für den kommenden Morgen dran. Dank vorgefertigter Backmischung und verbesserter Back- -ähm- Brattechnik klappt das mittlerweile richtig gut. Lediglich die Trangiapfanne nimmt uns die hohen Temperaturen des Gasbrenners langsam übel und wirft ihre Beschichtung auf der Unterseite ab.
                          Im Anschluss gibt’s dann noch ein letztes Mal Nudeln mit Tomatensauce. Beim Essen hören wir aus der Richtung der Hütte Furrubakken schon lautes Gebrüll. Nach dem Essen wird es dort dann richtig laut. Uns packt die Neugier und wir bewegen uns im Schutz der einbrechenden Dunkelheit konspirativ auf den Hügel der uns von der Hütte trennt. Über die Bucht können wir erkennen, wie die Norweger im Schein eines großen Feuers lautstark saufen und Flunkiball spielen. Geht doch nicht über einen Abend in der Natur.

                          Zurück am Feuer gönnen wir auch einen Jägermeister. Aus Langeweile probieren wir noch mal eine warme Kaltschale. Diesmal „verfeinern“ wir sie mit Rum, was aber den Würgreiz eher erhöht. Die Kaltschale und wir werden wohl keine Freunde mehr.
                          Gegen 22:00 wird es kühl und wir trollen uns in die Zelte. „Gute Nacht John Boy“ Das Einschlafen fällt heute eher schwer, da wir verhältnismäßig wenig gemacht haben. Alex gewinnt die heutige Ausdauerdisziplin.
                          Das Leben ist kein Ponyhof!

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                          • 5-oclock-charlie

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                            Tag 7 – 28.8.2011

                            Überschwemmung

                            Der letzte richtige Tag bricht an. Da wir es heute locker angehen lassen können, ist der Wecker gleich mal auf 8:00 gestellt. Draußen ist alles klitschnass, da es in der Nacht mehrfach kräftig geregnet hat. Dank der vorbereiteten Brotfladen geht das Frühstück heute auch wieder sehr schnell. Kurze Zeit später ist das Geschirr abgewaschen und die Zelte sind abgebaut. Auch die Norweger von nebenan sind schon aktiv und räumen bei einem großen Feuer den Platz auf.


                            Foto im Regen

                            Während wir die Sachen zu den Booten bringen, kündigt sich das nächste Unheil schon wieder an. Von Osten zieht eine schwarze Regenfront auf. Innerhalb von Minuten ist es fast wieder dunkel. Wir drehen schnell die Boote über die verpackte Ausrüstung und flüchten uns unter das wohlweislich stehen gebliebene Tarp, bevor im Himmel die Schleusen geöffnet werden. 15 Minuten lang ist unser Tarp von einer Wand aus Wasser umgeben und die ganze Senke beginnt sich mit Wasser zu füllen. Dort wo unsere Zelte standen, steht das Wasser bald zehn Zentimeter hoch. So ein Regenuss wäre heute Nacht eine böse Überraschung im Zelt gewesen. Da haben wir ja wieder mehr Glück als Verstand gehabt.


                            Einer der Besucher zum Frühstück

                            Als der Regen dann endlich nachlässt, brechen wird auf. Schnell noch das rettende Tarp eingepackt und schon geht es auf Wasser. In voller Regenmontur paddeln wir 1500 Meter auf eine Hütte am Ende des Rundtjønna zu, wo eine Rinne zum See Feragen fließt. Von dort sind es dann noch elf Kilometer bis zur Siedlung Feragen, dem Endpunkt unserer Paddeltour.

                            Mini-Wildwasser

                            An der Rinne angekommen müssen wir wieder feststellen, dass wir mit unseren Booten nicht hindurch passen. Die 200 Meter lange Umtrage am Haus wollen wir aber auch nicht nehmen. Auf der Karte bzw. dem Satellitenbild ist noch der Langtjønnbekken, ein kleiner natürlicher Fluss vom Rundtjønna in den Feragen, zu erkennen, den wir erstmal erkunden.
                            Eine Einfahrt vom See aus ist nicht möglich, da das Wasser über eine Staumauer aus dem See fließt. Es gibt aber wieder eine Rampe aus verrottenden Balken, mit der wir die Boote bequem vom See ca. 30 Meter in den Fluss ziehen können. Der Langtjønnbekken danach ist zwar nicht tief, ist aber mit etwas Geschick und bei dem derzeit relativ hohen Wasserstand fahrbar.

                            Wir ziehen unser Boote an der Rampe aus dem Wasser und bugsieren sie über die Balken in die Strömung des Langtjønnbekken. Dieses Mal lassen uns Jan und Christian den Vortritt und wir vereinbaren, dass wir unsere Erkenntnisse über den Fluss nach hinten brüllen. Mit Paddelschlägen bremsen wir unsere Fahrt in der Strömung ab und steuern unsere Kanus auf der Suche nach den tiefsten Stellen so langsam wie möglich durch die Kurven des Baches. Mit einigen sanften Grundberührungen meistern wir die 350 Meter, bevor sich der Fluss kurz vor dem Feragen teilt. Wir folgen dem Großteil des Wassers scharf nach links und nach einem kleinen Ausschlag des Popometers schwimmen wir auf dem Feragen. Das hat Spaß gemacht… am liebsten gleich noch mal.

                            Feragen

                            Nun sind wir also auf dem Feragen, den wir der Länge nach Richtung Norden entlang paddeln müssen. In guten zehn Kilometern Entfernung liegt außerhalb des Sichtbereiches die Siedlung Feragen. Dort wird unsere Kanutour entweder heute oder morgen enden. Wenn wir vorher keinen guten Lagerplatz finden, werden wir heute noch bis zum Ende des Sees fahren.
                            Als eine Gruppe Jugendlicher in Kajaks aus dem Langtjønnbekken kommt, brechen wir auf Richtung Norden. In zwei bis drei Kilometern Entfernung wollen wir uns erstmal einen Rastplatz für das letzte Mittagessen auf der Tour suchen. Während wir langsam Richtung Norden paddeln, kommt unser Freund, der Wind, wieder ins Spiel. Er treibt kleine Wellen Richtung Norden vor sich her, die uns noch schneller ans Ende unserer Tour bringen.

                            Bevor wir noch weiter nach Norden geschoben werden, suchen wir uns eine kleine Bucht, in der wir geschützt anlegen und Essen können. Das stellt sich am geradlinigen Ufer des Feragen allerdings als Herausforderung heraus. Gegenüber der Insel Litlholmen finden wir dann eine schöne Stelle. Die Freude über das Mittagessen wird aber gleich wieder durch einsetzenden Regen getrübt. Also holen wir das nasse Tarp wieder aus dem Boot und bauen uns einen kleinen Unterstand in die Landschaft – wir haben ja Zeit. Mit Blick auf den 1561 Meter hohen Storviglen und die ihn umgebenden ähnlich hohen Berge, die teilweise in Wolken hängen, machen wir uns an unsere letztes MRE-Bingo. Bis auf Alex haben wir alles akzeptable MREs. Alex zieht mit einer Art Thunfischpaste die Niete.


                            Mittagsrast

                            Von unserem Tarp haben wir nicht nur einen guten Blick auf das gegenüberliegende Bergpanorama, sondern auch auf den Feragen vor uns. Und das, was wir dort nach dem Essen sehen, gefällt uns gar nicht. Der See hat sich mittlerweile durch den Wind in ein Wellenmeer verwandelt. Je weiter man vom Ufer wegsieht, desto höher scheinen die Wellen zu sein, die diesmal viel kürzer sind als auf dem Femundsee.

                            Wenn wir weiter wollen, müssen wir also möglichst nah am Ufer bleiben, um uns aus dem gröbsten herauszuhalten. Immerhin fällt das Ufer hier scheinbar steil ab, sodass keine Steine knapp unter der Wasseroberfläche lauern. Interessant wird es dann bei Langneset. Dort macht das Ufer einen Knick und verläuft 500 Meter grob Richtung Nordosten. Dort können wir nicht mehr im 90°-Winkel zu den Wellen fahren, wenn wir nicht stumpf ans Ufer rauschen wollen.
                            Wir bauen unser Tarp wieder ab und zurren alles im Boot richtig fest. Bei leichtem Nieselregen machen wir uns wieder aufs Wasser und paddeln erstmal 1500 Meter Richtung Norden. Bei Langneset wird es dann interessant. Wir ändern die Richtung und paddeln die 500 Meter im 45°-Grad Winkel zu den Wellen. Das Boot wird ziemlich unruhig, lässt sich aber auf Grund des hohen Gewichts noch gut bewegen. Wir lassen das andere Boot wieder aufschließen, um nahe bei einander zu sein.
                            Ein Blick nach hinten verheißt aber nichts Gutes. Über den See scheint sich von Süden ein unsichtbare Grenze auf uns zu zu schieben, hinter der die Wellen größer werden und zu allem Überfluss über die ganze Breite des Sees Schaumkronen tragen. Je näher uns diese Linie kommt desto wahrscheinlicher wird eine Pause am Ufer. Und so drücken wir auf die Tube, bis das zweite Boot plötzlich nicht mehr hinter uns ist. Nach einem schnellen Rundumblick sehen wir Jan und Christian, wie sie am Ufer für eine Zigarettenpause anlegen. Wir sparen uns das Anlegen und laufen 100 Meter später in eine kleine geschützte Bucht ein.


                            Der Feragen von seiner schlechten Seite

                            Als die beiden dann an uns vorbeipaddeln, starten auch wir wieder in die Wellen. Die Schaumkronen sind uns etwas näher gekommen, was uns aber nicht mehr so doll stört, da wir von hier noch gute drei Kilometer bis zum Ende des Sees haben. Also packen wir noch mal an und schieben uns mit den Wellen weiter durchs Wasser. Bald können wir die ersten kleinen Schuppen am Ende des Feragen erahnen. Dort werden wir morgen früh abgeholt. Hoffentlich finden wir dort noch einen schönen Lagerplatz für unseren letzten Abend. Von diesem Gedanken lenkt uns die aktuelle Realität erstmal wieder ab. Wir legen zwar nicht ganz am Ende des Feragen an, wo die Wellen direkt auf Land treffen, allerdings verengt sich der See schon früher und die Wellen schaukeln sich schon 500 Meter vorm Ende auf. Jetzt ist langsam der Zeitpunkt erreicht, vom See zu gehen. Würden wir nicht noch 200 Meter vom Ziel entfernt sein, wären wir sicherlich an Land gegangen. So geben wir noch mal Gas und meistern die letzten Meter auch noch. Beim Anlegen kommen wir in starke Brandung und kentern auf den letzten Meter fast noch. Nach einem Sprung aus dem Kanu ziehen wir die Kanus schnell auf den Kiesstrand, bevor noch mehr Wasser in die Boote schwappt.

                            Erschöpft machen wir erstmal eine kleine Pause. Warum haben wir auf den letzten Metern unserer Kanutouren immer hohe Wellen? Schon auf unserer ersten großen Kanutour im Glaskogen mussten wir bei ähnlichen Bedingungen den großen Glafsfjorden queren.

                            Rausschmeißer-Wetter

                            Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät, dass es erst noch früh am Nachmittag ist. Schön, wie schnell man mit Wellen sein kann. Heute sind wir immerhin zwölf Kilometer gepaddelt und haben somit unsere Kanutour beendet. Zur Belohnung dafür, dass wir diese anspruchsvolle Tour doch relativ gut gemeistert zu haben, gönnen wir uns erstmal einen Jägermeister und blicken noch mal kurz zurück auf die Tour.

                            Dann steht aber schon unser nächstes Problem an. Wo finden wir hier einen Lagerplatz. Vom Kiesstrand führt ein Weg hinter den Bootshäusern entlang. Die Flächen vor und zwischen den Bootshäusern eigenen sich nicht für unser Lager. Zudem sind sie dem starken Wind ziemlich ausgesetzt. Nach ca. 100 Metern führt der kleine Weg auf einen größeren. Nach links geht ein Weg den Hang hinauf. Dort werden wir wahrscheinlich keinen ebenen Lagerplatz finden. Wir nehmen den Weg am Ufer entlang und stoßen gleich auf eine ebene Fläche. Diese ist eine Art Wendestelle auf der große Mengen an Ästen und Zweigen gestapelt sind. Diese Stelle würde gehen, ist aber nicht wirklich schön. Wir gehen den Weg noch ein Stück weiter, finden aber in dem angrenzenden Wäldchen keine freie Fläche für unser Lager. Die Wendestelle wird also unser letzter Lagerplatz sein.


                            Unser letzter Lagerplatz (der einzige nicht so schöne Platz)

                            Wir bauen unsere Zelte auf dem einzigen wirklich ebenen Streifen direkt an der Straße auf und basteln dann das Tarp zwischen die Zelte und den großen Holzhaufen. Für diese schlechte Lage haben wir ein ganz akzeptables Lager gebaut. Wir verziehen uns unter das Tarp und kochen erstmal einen Kaffee. Dazu gibt’s noch ein paar Kleinigkeiten von unserem Buffet. Abzüglich des heutigen Abendessens und des Frühstücks für morgen haben wir noch jede Menge an Kleinigkeiten für zwischendurch wie Erdnüsse, Schokolade und MRE-Überbleibsel. Über die machen wir uns bei einer gepflegten Partie Poker her, bevor wir Kalle eine SMS schreiben, um ihn zu bitten, dass er uns am kommenden Tag schon eine Stunde früher abholt. Als es uns dann zu windig zum Pokern wird, verziehen wir uns in eines der Zelte.


                            Als Windschutz sind die Äste gut zu gebrauchen

                            Gegen 19:00 haben unsere Mägen den Süßkram von vorhin verdaut und schreien nach Abendessen. Heute ist noch mal Reis mit Gulasch dran. Routiniert machen wir uns unser Abendessen, bevor noch eine Kanne Kaffee aufgesetzt wird. Nach Verfeinerung mit Honig und Rum ist dieser jedoch kaum noch trinkbar. Also gibt es noch einen Tee, der mit gleichen Zutaten durchaus genießbar ist.
                            Den Rest des Abends verbringen wir beim Pokern im mit fast 20 Grad brutal warmen Zelt, bevor es zur Körperpflege in die kalte Nacht und danach in die Schlafsäcke geht. Kurz vorm Einschlafen witzeln wir bei uns im Zelt noch darüber, dass hier heute Nacht hoffentlich kein LKW oder ähnliches wenden will und uns hier glatt übersieht. „Gute Nacht, John Boy!“ Alex gewinnt heute.
                            Das Leben ist kein Ponyhof!

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                            • 5-oclock-charlie

                              Dauerbesucher
                              • 23.11.2008
                              • 731
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                              AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                              Tag 8 – 29.8.2011

                              Ende Gelände

                              Der Wecker klingelt um 8:00 und wir wachen auf, ohne heute Nacht von einem wendenden LKW überfahren zu worden zu sein. Draußen setzt sich das bescheidene Wetter von gestern fort. Immerhin ist es zur Zeit trocken. Wir kratzen die letzten Reste zum Frühstück zusammen und machen noch einmal Rührei mit Speck und Bohnen.


                              Frühstück

                              Obwohl wir heute nicht mehr aufs Wasser müssen, geben wir Gas, um kurz vor 10:00 fertig zu sein, falls uns Kalle früher abholt. Als Jan und ich gegen 9:30 noch beim Abwaschen sind und Alex und Christian die Zelte abbauen, kommt Kalle schon mit einem Pathfinder samt Bootsanhänger um die Ecke gedüst. Wer weiß, was der „funny noise“ mit dem VW-Bus angerichtet hat. Wir packen zügig weiter, während Kalle schon mal die Kanus von der Aussetzstelle holt. Als er zurück kommt, bewundert er erstmal unser praktisches Tarp (Decathlon 19,-€) und fragt uns über unsere Tour aus. Als das Tarp dann auch verpackt ist, schmeißen wir unsere Ausrüstung in den Pathfinder und auf den Bootsanhänger und verabschieden uns vom (jetzt) ruhigen See.

                              Zurück in Schweden

                              Die Rückfahrt von Feragen im warmen Pathfinder (Klimaanlage auf tropischen 18°C) dauert ca. 50 Minuten. Kalle will auf jeden Fall schneller sein und räubert mit dem Bootsanhänger über die kurvigen Straßen zurück nach Funäsdalen. Während der Fahrt erzählt er uns noch, dass die Belgier ihre Tour verlängert hätten, weil sie es in den geplanten fünf Tagen nicht um den Rogensee geschafft hätten. Stolz erzählen wir von der Bezwingung der Ritze in 1,5 Tagen.


                              Topsport Fuhrpark

                              In Funäsdalen angekommen parkt Kalle gekonnt neben dem vermissten VW-Bus ein. Zügig laden Alex, Christian und Jan unsere Sachen von dem Gespann, während ich drinnen unsere eingelagerten Rucksäcke zurückbekomme und unser Auto vom öffentlichen Parkplatz zu Topsport hole. Bevor wir unseren Kombi packen, trinken wir noch einen Abschlussjägermeister. Mit viel gutem Willen und sanften Druck passt alles wieder in den Kofferraum. Wie sich doch Gepäck vermehrt, wenn die Verbrauchsgegenstände aufgebraucht sind - seltsam.


                              Vor Topsport machen wir gerne das Abschlussfoto

                              Wir machen mit und ohne Kalle Abschlussfotos vorm Topsport-Laden und gehen noch einen Kaffee bei den Mädels gegenüber trinken. Denen entgeht natürlich nicht unser „natürlicher“ Look. Auf die Frage, wo wir denn nach einer Woche wieder herkommen, antworten wir lapidar mit „... from the middle of nowhere ..-“, was wiederum mit eine „Oh, you were in Norway“ kommentiert wird. Die mögen sich hier


                              Die rosa Bäckerei

                              Nach dem pastellfarbenen Bäckereiwunderland haben wir noch ein paar SEK übrig und decken uns mit Getränken für die Fahrt ein. Sobald wir dann über die Grenze sind, werden wir beim Coop an der Straße nach Rorøs ein paar NOK in ein Mittagessen investieren.

                              Roadtrip

                              Und schon sind wir wieder im Auto unterwegs. Vor uns liegen 220 Kilometer bis Trondheim, wo wir es uns heute Abend in einem Hotel richtig gut gehen lassen. Gleich hinter Funäsdalen ist die Fahrt schon wieder zu Ende. Im Vorbeifahren sehen wir einen großen Wasserfall und düsen gleich zurück, um uns den mal näher anzuschauen. Nachdem wir ein bisschen um den 70 Meter hohen Wasserfall herumgeklettert sind und ein paar Fotos gemacht haben, schwingen wir uns wieder ins Auto und düsen weiter bis zum Coop hinter der Norwegischen Grenze. Dort erstehen wir ein paar Köttbullar mit Brötchen und eine Packung Zigaretten (für schlanke 10 € pro Packung). Bei angenehmen 8°C halten wir an einem idyllischen Rastplatz und machen uns über die Köttbullar her. Daran kann uns auch leichter Nieselregen nicht hindern.

                              Frisch gestärkt geht es dann weiter über die schier endlosen Straßen Richtung Trondheim. Unterwegs gibt es viel zu sehen, besonders fallen uns wieder die viele Wasserschäden auf. An manchen Stellen ist die Straße abgesackt, anderswo sehen wir kleine Erdrutsche und ausgespülte Bachbetten. Ein bisschen hatten wir das auch schon erwartet, da wir auf der Hinfahrt, besonders um Rorøs schon viele kleine Schäden gesehen haben. In der Vorbereitung der Tour haben wir oft nach dem Wetter im Rogen geschaut und dabei viele Bilder von Überschwemmung gesehen. Besonders sind uns zwei Bilder in Erinnerung geblieben. Das eine zeigte einen großen Bagger, der in seiner Schaufel Menschen aus einem überschwemmten Haus rettet und das andere einen Fluss, der vor einem Supermarkt über die Reste einer Brücke und durch ein Dorf fließt.
                              Nachdem wir eine längere Zeit auf der Rv30 durch ein kleineres Tal gefahren sind, kommen wir in das Dorf Ålen (Holtålen) am Gaula. Während wir uns noch über Absperrungen wundern, fahren wir über eine Brücke, deren Zufahrten mit Schotter angeschüttet sind. Das ist Brücke vom Hochwasserbild. Als wir weiter durch das Dorf fahren, sehen wir neben den zerstörten Häusern am Supermarkt noch mehr schwere Beschädigung. ( Video 1 / Video 2) Am heftigsten sieht der Sportplatz aus, wo der gesamte Kunstrasen zu einem großen Knäul zusammengeschoben wurde. Auf den folgenden 600 Metern sehen wir dann noch die sechs Tore vom Fußballplatz in Bäumen hängen.


                              Der Sportplatz von Ålen


                              Der Gaula hat sich einen Weg gesucht

                              Auch im folgenden Tal des Gaula sieht es wüst aus. Überall am Ufer sehen wir Wasserschäden (Video) in den Wälder. Zwischendurch liegt mal ein Traktor oder eine Hauswand am Flussufer. Ein Stück weiter gab es mal eine Brücke ans andere Ufer, heute sind davon nur noch ein paar verbogene Stützen übrig. Die Stahlträger von der Brücke liegen 50 bzw. 500 Meter weiter verdreht im Flussbett. Was für eine Menge Wasser hier durchgeschossen sein muss. Wenig später stehen wir in der Warteschlange vor einer Tunnelbaustelle, die wir dann wenig später mit einem Follow-me-Fahrzeug durchfahren dürfen. Im Tunnel erkennen wir dann den Grund für die Baustelle: Das Wasser hat Teile der Fahrbahn unterspült und 20qm große Betonplatten von der Tunnelwand abrutschen lassen.


                              Der Gaula von seiner schönen Seite

                              Wir fahren weiter in Richtung Trondheim und kommen gegen 17:30 in der drittgrößten Stadt Norwegens an, wo wir uns zwei Zimmer im P-Hotel in der Innenstadt gebucht haben. Nachdem wir einen teuren Parkplatz für uns Auto gefunden haben, checken wir ein und schlagen unser Lager in den beiden Zimmer auf. Unsere Lagerplätze sind heute besonders gut: Neben einen festen Dach haben wir noch einen See mit warmen Wasser aus der Wand, beheizten Waldboden und große Thermarest-Matten auf Beinen. Kurzum, wir genießen die Annehmlichkeiten des modernen Lebens und gönnen uns erstmal eine ausgiebige warme Dusche. Während im Fernsehen eine deutsche Derrick-Folge aus den frühen 90ern mit Norwegischen Untertiteln läuft, zivilisieren wir uns langsam wieder.

                              Graffis-Grillfest

                              Auf geht es in die Stadt. Da wir außer eines Stadtplanes aus dem Hotel keine Information haben, wo wir heute Abend was Essen gehen, machen wir uns zunächst nach Trondheim Downtown auf. Dort finden wir aber nur Fastfood-Restaurants, die wir uns an diesem Abend aber nicht geben wollen. Wir machen kehrt, gehen an den alten Speichern am Nidelv entlang und versuchen unser Glück in Richtung Bahnhof. Nach der Brücke über einen Seitenarm des Nidelv sehen wir über ein Hafenbecken eine altes Hafengebäude mit einem halben Duzend Restaurants, die jeweils eine schöne Terrasse zum Hafen haben.

                              Dort angekommen finden wir zunächst keine Kombination aus freien Plätzen auf der Terrasse und einer ansprechenden bzw. verständlichen Speisekarte. Bei Grafis Bar ziemlich am Ende des Reihe von Restaurants werden wir dann fündig. Zwar ist draußen kein Platz mehr frei, die Karte spricht uns aber dank international gültigen Speisebezeichnungen wie Rumpsteak oder Spare Ribs und dem Hinweis auf eine Deutsche Karte an. Wir finden drinnen einen Platz und bekommen das Versprechen, dass der nächste Tisch draußen für uns da ist. Ein großes Bier ist schnell bestellt, die deutsche und englische Karte fallen aber aus. Und so hangeln wir uns durch die Norwegische Karte durch. Schnell fällt uns Graffis Grillfest ins Auge, bei dem alles dabei ist, was auf dem Grill Rang und Namen hat. Das ist jetzt genau das richtige.
                              Nach wir mit einem köstlich kalten Bier auf die erfolgreiche Tour angestoßen haben, dürfen wir auch schon nach draußen umziehen. Wenig später färbt sich der Himmel im Sonnenuntergang rot, die 40x60cm Grillplatte kommt und ein frisches Bier steht auf dem Tisch. Was will man mehr…
                              Nach der Zeit gefräßigen Schweigens genießen wir bei Bier und Kaffee noch etwas den Ausblick, bevor es an den unangenehmen Teil des Abends geht – die Rechnung über 80€ pro Nase.


                              Graffis Grillfest


                              Rock-Koma

                              Weiter geht es in die Kneipenwelt Trondheims. Erstes Ziel sind ein paar Kneipen, die wir um unser Hotel herum gesehen haben. Auf dem Weg dorthin kommen wir auf der Fjordgata am Rock Club „Rock City“ vorbei. Da die Bierpreise im Rock City für hiesige Verhältnisse extrem günstig sind, wollen wir hier erstmal ein Bier trinken, bevor es in die stilvolleren, aber teuren Kneipen geht. Bei guter Rockmusik gönnen wir uns unser erstes Bier, dann das zweite, quatschen mit den Pärchen hinter der Theke, trinken ein Bier, spielen Billard, trinken ein Bier, quatschen mit Einheimischen, trinken einen Jägermeister, spielen etwas Billard, trinken Bier, machen uns mit den Einheimischen über den Kneipentrottel lustig, trinken ein Bier und schon ist es drei Uhr und der Club schließt. Das kommt uns nicht ganz ungelegen, da sich unser Geldbeutel negativ proportional zu unserem eigenen Füllungsgrad geleert hat. Zeit ins Bett zu gehen - John Boy ist voll und wir lassen den heutigen Wettbewerb ausfallen.


                              Licht geht aus in Trondheim
                              Das Leben ist kein Ponyhof!

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                              • 5-oclock-charlie

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                                • 23.11.2008
                                • 731
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                                #16
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                                Reisetag 3 – 30.8.2011

                                Der Tag danach

                                Um 8:15 klingelt brutal der Wecker – Zeit, unser Parkticket zu erneuern. Alex erklärt sich bereit, zum Auto zu gehen und es vor Norwegischen Knöllchen zu schützen. Als wir um neun wieder von Baulärm geweckt werden und kriechen wir unter die Dusche. Mit einem Minimum an Lebensenergie schleppen wir uns in andere Zimmer und vertilgen erstmal unser Frühstück (einen Apfel, ein Sandwich und ein Trinkpäckchen), das heute morgen an der Tür hing.
                                Gegen 10:00 sind wir dann fertig, packen unsere paar Sachen zusammen und checken im Hotel aus. Zeit, erstmal wach zu werden. Wir bringen unsere Rucksäcke ins Auto und gehen in die Innenstadt. Vor jeglichem Einkauf müssen wir erstmal Geld holen. Der gestrige Abend hat unsere Barmittel bis auf ein paar Münzen für den Parkscheinautomaten vollständig aufgefressen. Und so ist der erste Geldautomat unserer.
                                Die frischen Kronen investieren wir gleich in Kaffee, Reiseverpflegung und eine deutsche Bildzeitung. Während wir langsam wieder wach und klar werden geht’s zurück zum Auto.

                                Der Roadtrip geht weiter

                                Gegen 11:00 starten wir. Immerhin sind es 330 Kilometer bis zu unserem Tagesziel Åndalsnes. Von Trondheim fahren wir zunächst die E39 Richtung Westen am Meer entlang und biegen bei der Hafenstadt Orkanger Richtung Süden auf die Rv65 ab, die uns wieder auf die E6 führt. Dieser folgen wir dann durch 100 Kilometer Postkartenmotive am Dovrefjell bis Dombås, wo wir die E136 bis Åndalsnes nehmen.

                                Auf der E6 erwachen unsere Mägen wieder zum Leben und fordern eine Mittagspause. Wir geben nach und halten bei Oppdal an der spektakulären Raststätte Oppdalsporten. Drinnen gibt’s dann einen Burger mit Pommes für 18€ (da haben wir uns mittlerweile schon dran gewöhnt) von der wahrscheinlich unfreundlichsten Bedienung der Welt.
                                Weiter geht’s über die Dovrefjell Hochebene auf der E6 bis Dombås. Von dort aus sind es noch 100 Kilometer durch ein immer enger werdendes Tal bis Åndalsnes.


                                Oppdalsporten

                                Wir genießen die spektakuläre Landschaft, die nach jeder Kurve neue Postkartenmotive bereit hält. Während der Fahrt buchen wir uns noch schnell eine Hütte bei Knut vom Mjelwa Camping, dessen Daten wir uns in Deutschland schon rausgesucht haben. Auf halber Strecke von Dombås vor Åndalsnes stoppen wir noch mal bei einem Coop und kaufen neben Hackfleisch fürs Abendessen noch Milch, Brötchen und Orangensaft fürs Frühstück.
                                Kurz vor Åndalsnes werden die Berge dann immer höher und steiler, Felswände und hohe Wasserfälle wechseln sich ab. Dort, wo die Straße zum Trollstigen abgeht, öffnen sich die Berge und die ersten Häuser von Åndalsnes sind zu sehen.


                                Auf dem Weg nach Åndalsnes


                                Zombiestadt Åndalsnes

                                Wir biegen am Hinweisschild nach Mjelwa ab und fahren zum Mjelwa Camping. Dort melden wir uns bei Knut an, lassen uns unsere Hütte zeigen und kaufen noch ein paar Duschmarken. Unsere Hütte hat zwei Zimmer mit 2 Stockbetten, Tisch, Sofa und Kochnische auf kuscheligen 15qm. Für ein paar Stunden und eine Nacht reicht das dicke.


                                Unser Trockner

                                Jetzt wollen wir erstmal nach Åndalsnes rein fahren, um dort noch ein paar Souvenirs für zu Hause zu kaufen. Vorher machen wir unsere Hütte noch wohnlich und breiten unsere nassen Zelte in und vor der Hütte zum Trocknen aus.
                                Mit dem Auto geht es nach Downtown Åndalsnes. Beim Parken im Zentrum sehen wir noch ein fahrendes Auto, danach reißen unsere menschlichen Kontakte ab. In der folgenden halben Stunde sehen wir bei unserem kurzen Stadtrundgang am Ufer des Romsdalsfjorden keinen einzigen Menschen. Es ist zwar schon 18:00, komisch kommt uns das aber trotzdem vor. Erst Spekulationen kommen in Gang. Heißeste Erklärung ist eine beginnende Zombieapokalypse, vielleicht sind aber auch nur alle beim Fußballspiel, das wir auf der Hinfahrt gesehen haben. Wir genießen das traumhafte Panorama auf die umliegenden Berge und planen für den nächsten Morgen noch mal einen Besuch zum Einkaufen.



                                Ein Fjordblick in Åndalsnes

                                Auf dem Rückweg nach Mjelwa halten wir das erste Mal seit Kiel wieder an einer Tankstelle. Im Tank ist zwar noch ein Viertel drin, wir wissen aber nicht, wann wir morgen auf den 330 Kilometern bis Fagernes wieder eine Tankstelle sehen. Mit den 30 getankten Litern im Tank kommen wir jetzt auf jeden Fall bis nach Deutschland.
                                Zurück bei Mjelwa Camping gibt’s dann noch leckere Spaghetti mit Napoli-Bolognese. Langsam haben wir aber auch genug von Nudeln mit Tomatensauce. Wie sind wir nur auf diese Essenplanung gekommen. Nächstes Mal muss unser mitgenommenes Essen unbedingt abwechslungsreicher werden.

                                Nach dem Abwasch gönnen wir uns noch eine Partie Poker mit ein paar importieren Deutschen Bierchen, bevor wir früh ins die Betten fallen. Die letzte Nacht und die lange Fahrt stecken uns wohl doch mehr in den Knochen als erwartet. „Gute Nacht, John Boy!“ Ein Gewinner ist heute bei vier Leuten nicht festzustellen – ich war’s auf jeden Fall nicht.
                                Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 12.05.2014, 08:53.
                                Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                • 5-oclock-charlie

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                                  AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                                  Reisetag 4 – 31.8.2011

                                  Aufstieg zum Trollstigen

                                  Nach 9 ½ Stunden Schlaf meldet sich der Wecker um 7:30 unsanft. Ein Blick aus dem Fenster lässt uns wach werden. Der Regen von gestern hat aufgehört und zwischen dem Dunst im Fjord ist blauer Himmel zu sehen. Das Wetter brauchen wir für unsere heutige Landschaftstour. Auf unserer Königsetappe ist erstmal der Trollstigen dran, danach fahren wir durch die Fjorde zum Geiranger Fjord, um dann von dort über die Jotunheimen Hochebene nach Fagernes zu fahren. Alles ins allem sind das 330 Kilometer, die uns mit den Zwischenstopps den ganzen Tag beschäftigen.
                                  Jetzt beschäftigt uns zunächst das Frühstück. Neben Brötchen gibt es Orangensaft und Milch. Letztere ist allerdings nicht das, wofür wir sie gehalten haben. Die gekaufte Milch entpuppt sich als eine Art bittere Molke. Schnell ein Schluck Orangensaft zum Nachspülen. Dummerweise sind wir beim Saft dem nächsten Irrtum zum Opfer gefallen. Bei dem vermeintlichen Orangensaft handelt es sich um Konzentrat, was sich gleich an Christians Gesicht abzeichnet. Selbst verdünnt ist das Zeug kaum trinkbar.


                                  Das ganz alltägliche Chaos im Laderaum

                                  Frisch gestärkt stopfen wir wieder alles in unser Auto, melden uns ab und fahren zum Einkaufen von Mitbringseln für die Daheimgebliebenen wieder nach Åndalsnes. Diesmal ist der Ort belebt und wir stürmen den Souvenirshop, den wir gestern schon gefunden haben. So richtig fündig werden wir allerdings nicht.
                                  Also geht es weiter im Touri-Programm. Dazu fahren wir ein Stück zurück, um dann auf die Straße zum Trollstigen zu kommen. Schon bei der Einfahrt ins vorgelagerte Tal wirken die Berge spektakulär. Wenig später sehen wir dann das Ende des Tals und die Straße auf der wir den Trollstigen hochfahren werden. Kurz vorm Anstieg halten wir noch mal für eine Zigarettenpause an und bewundern den Ausblick.

                                  Dann geht es die spektakuläre Straße den Berg hoch. In vielen Kurven schlängelt sich die enge Straße an der Steilwand entlang. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke passieren wir eine Brücke über einen Wasserfall. Die zweite Hälfte der Strecke wird noch etwas enger. Zum Glück ist heute morgen noch wenig los, sodass wir in einem durchfahren können. Oben angekommen stehen wir auf einer Baustelle. In den Sommermonaten wird an einem Besucherzentrum gebaut, dass im Rahmen des Projektes Touristenstraßen entsteht. Uns interessieren vor allem die beiden Aussichtsplattformen an der vorderen Felskante von denen man ins Tal und auf den Trollstigen gucken kann. Wir genießen ein gute Viertelstunde die Aussicht und fahren dann weiter Richtung Valldal.


                                  Trollstigen von oben - eine Muss für jeden Norwegen-Touri

                                  Weiter zum Geirangerfjord

                                  Valldal ist der nächst größere Ort in Richtung Geiranger. Vom Trollstigen geht es zunächst durch ein Tal voller Postkartenmotive. Von den spektakulären Ausblicken lenken nur die Schafe ab, die hier brav hintereinander an der Straße entlang laufen.
                                  In Valldal wollen wir Mittag essen, da wir nicht wissen, wann und wo wir wieder etwas kaufen können. Unsere Suche fällt allerdings ergebnislos aus. Ein Restaurant gefällt uns nicht, ein Imbiss hat zu und ein weiteres Restaurant finden wir trotz Schildern nicht. Immerhin füllen wir hier unseren Getränke- und Süßigkeitenvorrat auf, mit dem wir den Mittagshunger noch etwas verzögern können.


                                  Mit der Fähre von Eidsdal nach Linge ...

                                  Wir fahren weiter zur drei Kilometer entfernten Fähre Eidsdal-Linge. Dort überqueren wir zusammen mit vielen deutschen Touristen und einem tschechischen Reisebus den traumhaften Fjord. In Eidsdal angekommen suchen wir noch mal nach einer Gelegenheit Mittag zu essen. Leider finden wir dort nur geschlossene Restaurants. Zu allem Überfluss hat sich bei unserer Suchaktion auch noch der tschechische Reisebus an uns vorbeigemogelt, hinter dem wir jetzt den Anstieg in Richtung Geiranger antreten müssen. Nach einer Kehre beschleunigen wir ihn dann aus und haben die kommende Strecke und Sichtbehinderung durch den Bus für uns alleine. Auf der graden Strecke beim See Eidsvatnet überholt er uns allerdings bald wieder mit einer Geschwindigkeit weit jenseits aller Begrenzungen. Da muss wohl jemand sein Programm einhalten. Wir genießen weiter bei unseren vorschriftsmäßigen 70 km/h die Landschaft.


                                  .. durch einen tollen Fjord


                                  Gay Ranger Fjord

                                  Kurz vorm Gerianger Fjord machen wir noch mal eine kleine Pause auf einem Parkplatz, von dem wir den Fjord schon ein bisschen einsehen können. Noch sieht der Fjord nicht besonders spektakulär aus und von den im Internet angekündigten beiden Kreuzfahrtschiffen ist auch noch nichts zu sehen. Keine zwei Kilometer weiter sieht das schon ganz anders aus. In der ersten großen Haarnadelkurve runter in den Fjord halten wir an und gehen zu der großzügigen Aussichtsplattform, die uns einen Ausblick über den beeindruckenden Fjord bietet. Unten im Fjord sehen wir dann auch die beiden kleinen Kreuzfahrtschiffe, die im Fjord fast verschwinden. Eine einlaufende Fähre, ein Hurtigroutenschiff und ein paar zwischen den Schiffen paddelnde Kajaks sind von hier oben auch noch zu erkennen. Wir genießen noch etwas die Aussicht und schlängeln uns hinter dem jetzt langsam fahrenden Tschechen-Bus über die Serpentinen ins Tal.


                                  Von der Ecke möchte mal runterschauen (erledigt 2012)

                                  In Geiranger angekommen, finden wir direkt am Fähranleger einen Parkplatz und sind sofort mitten im Massentourismus angekommen. Nahe des Fähranlegers sind nämlich auch gleich die Anlegestellen, von denen gerade 5000 vorwiegend britische und amerikanische Kreuzfahrer zurück auf ihrer Schiffe gebracht werden. Darauf gönnen wir uns erstmal einen Burger am Hafenimbiss und gucken uns das Schauspiel etwas an. Nach einem kleinen Rundgang in Geiranger und dem Einkauf von Mitbringseln in einem gigantischen Souvenirshop geht es wieder auf die Piste.


                                  Der Ort Geiranger mit Kreuzfahrern

                                  Darfs noch etwas höher sein

                                  So wie wir nach Geiranger reingekommen sind, so geht es über Serpentinen auch wieder raus. Bei der Djupvasshytta machen wir dann auf gut 1000 Metern Höhe am idyllischen See Djupvatnet Pause. Von dort fällt uns ein Werbeschild für den Dalsnibba Panoramic View auf. Das haben wir doch schon mal gehört. Sofort habe ich das Panorama-Bild von dort oben im Kopf.


                                  Der Straße verschwindet hier ab und zu mal

                                  Als alle wieder im Auto sind, brauchen wir nicht diskutieren: Unser nächstes Ziel heißt Dalsnibba. Nach 100 NOK Maut geht’s ab in die Wolken. Über die steile kurvige Straßen schrauben wir uns schnell die 500m bis zur Spitze des Berges hoch. Zwischendurch haben wir mehrfach das Gefühl, dass die Straße hinter der nächsten Kurve oder Kuppe im Nichts endet. Oben angekommen werden wir mit einem traumhaften Ausblick über die umliegenden Fjorde und Berge belohnt. Das verbliebene Kreuzfahrtschiff ist nur noch klitzeklein zu erkennen und wir können in alle Richtung bis zum bergigen Horizont schauen. Das verdanken wir auch dem perfekten sonnigen Wetter, das uns seit dem Trollstigen begleitet. Auf der Suche nach jemanden, der ein Foto von uns vor dem Panorama macht, lernen wir noch eine junge Mitarbeiterin des Shops auf der Bergspitze kennen, die aus Erfurt kommt. Als Dank für das Foto nehmen wir ihrer Kollegin im Mauthäuschen auf 1000m noch einen Kaffee mit und machen uns wieder an die Abfahrt.


                                  Gruppenfoto auf fast 1500m

                                  Roadtrip

                                  Unten (für unsere derzeitigen Verhältnisse auf 1000m Höhe) angekommen fahren wir wieder auf die Rv63. Durch ein Gebirgstal voller idyllischer Seen fahren wir weiter Richtung Oppland. Nach ein paar Kilometern auf der Rv15 gucken wir verdutzt. War das links am Straßenrand nicht gerade ein ausgebranntes Flugzeug mit einem großen Hakenkreuz auf dem Leitwerk? Wir werfen den Anker, drehen bei nächster Gelegenheit um und fahren zurück. Tatsächlich das liegt auf einem Parkplatz neben der Straße ein ausgebrannter Bomber mit Hakenkreuz. Bei der näheren Betrachtung können wir dann auf einem Schild lesen, dass dies nur eine Kulisse für den Film „Into the White“ ist, der von Britischen und Deutschen Piloten handelt, die sich zusammen nach einem Abschuss hier in der Gegend in eine Hütte flüchten, um im Winter zu überleben.


                                  Ungewöhnliches am Wegesrand

                                  Wir folgen der schier endlos scheinenden Straße und dem Tal weiter bis hin zum Campingplatz Dønfoss, wo wir uns einen Kaffee und ein Eis ziehen wollen. Wenn wir nicht noch 360 Kilometer von Oslo entfernt gewesen wären, hätte man hier glatt übernachten können. Überall stehen zwischen Bäumen niedlich Holzhütten mit Grasdach, alles auf dem Gelände ist perfekt gepflegt und zu allem Überfluss gibt am rauschenden Fluss noch ein Naturschwimmbecken, das allerdings leer ist. Da die Entfernung von hier nach Oslo viel zu groß bzw. bis morgen Mittag nur mit einer Nachtfahrt zu bewältigen ist, fahren wir weiter bergab bis hinter Oppland, von wo aus wir nach Süden abbiegen.


                                  Ausblick vom Naturschwimmbad am Dønfossen


                                  Camping und Hütten in Dønfoss

                                  Von hier aus geht es kontinuierlich weiter nach oben. Wir genießen die Landschaft, freuen uns übers Panorama, philosophieren über die harten Winter in dieser Region und merken dabei aber gar nicht, dass wir die rund um den Jotumheimen Nationalpark die Baumgrenze passieren und trotzdem noch immer höher fahren. Als wir dann langsam den höchsten Punkt zu erreichen scheinen, sagt uns ein Blick auf das GPS, dass wir knapp an den 1400 Metern kratzen – und das ganz ohne Mautgebühr


                                  Endlose Straße auf 14xx m


                                  Postkartenmotive am laufenden Band

                                  Bergab eröffnet sich ein traumhaftes Panorama in die endlose Landschaft. Kurz vor dem See Bygdin ereilt uns dann wieder ein ganz naheliegender Ausblick, nämlich der auf die Hintern einer Herde störrischer Kühe, die über die Straße ins Tal getrieben wird. Nach etwas Wartezeit schaffen wir es, uns durch die Wiederkäuer zu schlängen und haben freie Fahrt nach Beitostølen.


                                  Stau

                                  Dort angekommen staunen wir nicht schlecht. Wie aus dem Nichts kommen wir in dieser kargen Landschaft in einen ansehnlichen und vor allem großen Skiort. Danach sind es noch 40 Kilometer bis Fagernes, die wir, mittlerweile ziemlich matschig, zügig abarbeiten. Für heute reicht es mit dem Autofahren.

                                  Nobelhütte

                                  Die Hütte in Fagernes haben wir unterwegs telefonisch gebucht. Vor Ort stellt sich die etwas teure Hütte dann als geräumige Luxus-Ferienwohnung mit allen Annehmlichkeiten der Zivilisation heraus. Neben HD-TV, Kühlschrank, Herd und eigener Dusche, entdecken wir zu allem Überfluss noch einen Geschirrspüler.
                                  Nachdem wir die Hütte in ein Schlachtfeld aus Ausrüstung verwandelt haben, kochen wir Essen. Damit keine Abwechslung aufkommt, gibt es heute wieder die letzten Vorräte Reis und Gulasch. Beim Essen läuft im TV noch der Norwegische Strongest Men Contest, während beim Pokern die Outdoor-Reportage von Ed Stafford über seine Reise entlang des kompletten Amazonas läuft. Besonders alt werden wir heute Abend nicht mehr. Gegen 22:30 verkrümeln wir uns in unsere Betten. „Gute Nacht, John Boy“ Ich gewinne.
                                  Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                    AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                                    Reisetag 5 – 1.9.2011

                                    Ziel: Oslo

                                    Um 7:00 brüllt uns der Wecker an, damit wir noch ein bisschen was von Oslo sehen. Zügig räumen wir unsere Sachen ein, springen unter die Duschen, werfen einen letzten Blick auf das Panorama vorm Balkon und beladen nach einem Frühstück das Auto.


                                    Unsere "Hütte" in Fagernes

                                    Als wir gegen 8:00 starten, liegen 190km und zweieinhalb Stunden Fahrt bis Oslo vor uns. Bei einsetzendem Regen füllen wir die Bordverpflegung bei Coop in Fagernes noch mal auf und starten zu unseren letzten Etappe in Norwegen.
                                    Die Fahrt führt uns von Fagernes über Aurdal und Honeføss. Kurz hinter Sundvollen werden wir von der E16 auf eine kleine Nebenstraße geleitet, weil die E16 im großen Stil erweitert wird. Wir fahren an einem großen See vorbei und meinen eine bekannte Insel zu erkennen. Das Hinweisschild auf die Fähre nach Utøya bestätigt sich unsere Vermutung. Mit leicht mulmigem Gefühl fahren wir an einem mit Blumen und Bildern geschmückten Podest vorbei weiter nach Oslo.


                                    ...

                                    1-Stunden-Sightseeing mit Dönerburger

                                    Kurz vor 11:00 fahren wir an unserer Fähre vorbei in die Innenstadt von Oslo, um dort noch eine gute Stunde Express-Sightseeing zu machen. Nahe des Bahnhofs finden wir ein Parkhaus und starten unseren Sprint durch die Norwegische Hauptstadt. Wir laufen bis zum Königsplast, der durch ein Stahlgestell vor dem Palast nicht gerade verschönert wird. Dann geht’s schon wieder zurück zum Auto, vorbei an mehreren Fastfood-Restaurants, die wir liegen lassen, da direkt am Parkhaus ein Imbiss war. In dem Dönerimbiss bestellen wir uns dann vier Burger zum Mitnehmen und warten 20 Minuten, bis der „Koch“ unser Essen endlich hinbekommt.


                                    Vorbereitungen von Christo?

                                    Es ist schon fast 13:00 als wir das Parkhaus verlassen – um 14:00 geht unsere Fähre. Leider finden wir den Weg zum Fährhafen dank mehrerer Baustellen und einem Navi ohne norwegische Detailkarte nicht gleich und gondeln erstmal in Oslo herum. Irgendwann stehen wir dann vor der neuen Oper auf der falschen Seite des Hafens. Jetzt aber schnell in den Tunnel, der unter der Stadt zum Fährhafen führt. 13:20 stehen wir dann endlich in der Schlange für die Fähre und können unsere Burger essen. Die stellen sich allerdings als absolute Katastrophe heraus, da sie eigentlich nur ein matschige Haufen aus Brötchen, Fleisch und Sauce sind. Als dann meine Hände völlig eingesaut sind, geht es natürlich in unserer Schlange weiter auf die Color Fantasy. Alex fischt dann noch irgendwo rechtzeitig ein Taschentuch her und mit Burgerhaufen im Schoß geht es an Bord.


                                    Auslaufen in Oslo

                                    An Bord

                                    Dort angekommen folgt das üblich Ritual: Klamotten auf die Kabine bringen, Bier aus dem Dutyfree-Shop holen und dann Platz zum Pokern suchen. Unterbrochen wird die Routine nur durch Dinters Fund einer Owners Suite Schlüsselkarte, die wir brav bei der Information abgeben. Gegen 18:00 Uhr meldet sich dann unerwartet der Magen schon wieder und wir gehen ins Arme-Leute-Restaurant, die Burgerbar, und gönnen uns zur Abwechslung mal einen guten Burger. Mit den restlichen Kronen kaufen wir etwas Kleinkram im Bordshop und verzocken das übrige Kleingeld im Casino. Und wieder sind wir alle Pleite und Alex leert die Automaten. Das reicht wieder für ein paar Britische/Irische Biere im Pub. Nach ein paar Runden Poker in der Kabine ist mit uns nichts mehr anzufangen und wir verkriechen uns früh ins Bett. „Gute Nacht, John Boy“ Ein Gewinner ist nicht mehr festzustellen.



                                    Reisetag 6 – 2.9.2011

                                    Boys are back in Town

                                    8:00 Klingelt der Wecker. Wir haben geschlafen wie die Steine. Als wir dann alles verpackt haben und zum Aufwachen mit Kaffee an der Reling stehen, fahren wir schon an Laboe vorbei. Wir bleiben noch an Deck bis die Fähre ihr Wendemanöver beginnt und machen uns dann auf dem Weg zum Auto. Willkommen zurück in Deutschland.
                                    Kurz hinter Kiel wird es dann richtig Deutsch: Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h wird aufgehoben. Juhu. Wenig später biegen wir erstmal für ein Frühstück und einen Tankstopp ab, um danach wieder auf die Rennbahn zu fahren. Irgendwie waren die norwegischen Straßen entspannter. Zurück im Weserbergland verabschieden sich zunächst Dinter und Jan, bevor ich Alex seiner Freundin zurückgebe. Endlich wieder zu Hause ...



                                    Rückblick

                                    Wir ziehen wieder ein sehr positives Fazit - das war wieder eine aufregende und herausfordernde Tour durch eine eindrucksvolle Landschaft. Bis auf ein paar kleine Herausforderungen alles wieder super geklappt.
                                    Deutliches Verbesserungspotenzial haben wir allerdings bei unserer Ausrüstung. Die war in weiten Teilen für diese Tour ungeeignet, da sie für die Strecke zu schwer und zu unhandlich gewesen ist. Wie einfach hätten wir es haben können, wenn wir bei den Umtragen einfach nur einen 15-18kg schweren Rucksack samt Boot hätten schultern müssen.

                                    Kilometer


                                    Puuh - die Kanu-Kilometer überwiegen

                                    Tops & Flops

                                    Wie auch schon auf der letzten Tour haben wir wieder nach demokratischen Prinzipien ein Ranking der besten und schlechtesten Ausrüstungsgegenstände gewählt:
                                    Besonders positiv sind dieses Jahr die vielen neuen Ausrüstungsgegenstände aufgefallen. Die brandneuen Helsport-Zelte haben ihre Bewährungsprobe bestanden, der Wasserfilter hat sich auch zum ersten Mal bewährt, mit dem leistungsstarken Gaskocher ging das Kochen gleich viel schneller als beim Trangia, die Faserverstärkte UL-Toilettenschaufel hat den norwegischen Boden ausgehalten und die Gummistiefel waren den alten Wasserschuhen überlegen. Aber auch Klassiker, wie die Bundeswehrisomatte und die emaillierte Kaffeekanne haben wieder tapfer ihren Dienst verrichtet.
                                    Wo Licht ist, ist auch Schatten. Besonders negativ sind die mitgenommen Fackeln, drei Rollen Klebeband, meine alten Wasserschuhe, Knicklichter, Raumspray und die voluminösen Materialtonnen aufgefallen. Bitte fragt nicht, wie einige Sachen davon mit auf die Tour gekommen sind.

                                    Verloren

                                    Auch diese Tour kam nicht ohne materielle und gesundheitliche Verluste aus. Besonders schmerzte der Verlust diverser Rücken, Handgelenke, Schienbeine und eines Knies. Materiell gesehen haben wir uns von Camcorder (zerstört), Wasserkanister (zerstört), Bundeswehrriemen (verloren), Dosenöffner (verloren), Isomatte (verloren in der Ritze), Wasserschuhen (entsorgt) und einer Teflonpfanne (durchgebrannt) verabschieden müssen.

                                    Getroffen

                                    Besonders zu erwähnen sind hier noch die Menschenmassen, die uns auf unserer Wildnistour begegnet sind. Mal im Ernst - das waren so wenige, dass wir sie sogar hier aufführen können. In der einen Woche vom Absetzen bis zum Abholen war genau 28 Menschen mehr als 50 Meter in unserer Nähe: Kalle, einen Angler auf der ersten Umtrage, die Belgier, Fiske Fridjolf, vier Norweger in Røvollen, drei Wanderer in der Ritze, zwei Wanderer nahe der Anlegestelle der MS Fæmund II, vier Kanuten, zwei deutsche Rentner, ein Kajakfahrer und drei Wanderer an der zweiten Rinne, drei Kajakfahrer auf dem Feragen und zuletzt ein Motocross-Fahrer bei der Aussetzstelle.


                                    Wetter


                                    Höchst- und Tiefsttemperaturen
                                    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 03.09.2014, 11:20.
                                    Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                    • recurveman
                                      Erfahren
                                      • 17.08.2011
                                      • 401
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                                      Danke für den tollen Reisebericht...
                                      Und auch für die Erkenntnis, dass es letztes Jahr mit meiner Frau klug war auf dem Rogen zu bleiben und nicht Richtung Femund zu paddeln. Die Schlepperei wäre für meine bessere Hälfte (sehr klein und zierlich) nach meiner Einschätzung nichts gewesen.
                                      Dabei hatte wir nicht mal Bier dabei

                                      Gruß,

                                      Thomas.

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                                      • 5-oclock-charlie

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                                        • 23.11.2008
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                                        #20
                                        AW: [SE] [NO] Trekking mit Kanu: Kanutour vom Rogen über Røa und Femund zum Fera

                                        Zitat von recurveman Beitrag anzeigen
                                        Danke für den tollen Reisebericht...
                                        Und auch für die Erkenntnis, dass es letztes Jahr mit meiner Frau klug war auf dem Rogen zu bleiben und nicht Richtung Femund zu paddeln. Die Schlepperei wäre für meine bessere Hälfte (sehr klein und zierlich) nach meiner Einschätzung nichts gewesen.
                                        Dabei hatte wir nicht mal Bier dabei

                                        Gruß,

                                        Thomas.
                                        Wenn man mit zwei Kajaks oder einem leichten Ally unterwegs ist, leichte Ausrüstung hat (Whiskey statt Bier ) und genug Zeit mit bringt, um auch mal nur 2-3km am Tag zu schaffen, kann man auch mit zierlichen Personen Richtung Femund starten. Belohnt wird man mit vielen schönen und einsamen Ecken.
                                        Das Leben ist kein Ponyhof!

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