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[NO] Sørøya på langs 2025
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Hallo Blahake , schön, dass du mitliest. Du bist mir minimal zuvor gekommen mit der Antwort. Ich hatte sie gar nicht gesehen. Beim Hantieren mit dem Kocher habe ich immer superviel Angst, ein Loch in das Zeltgewebe zu schmelzen oder das ganze Zelt abzufackeln. Denn ich denke, das geht bei dem Polyamid ruckzuck, auch wenn es reißfest nach der Militärnorm soundso ist, beidseitig siliconbeschichtet und so weiter. Ich hatte mir immer mal vorgenommen, an einem alten Stück Zeltstoff einen nicht zerstörungsfreien Brandversuch zu machen, aber ich bin noch nicht dazu gekommen. Vielleicht hat hier ja jemand einschlägige Erfahrungen.
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Ich koche immer im Zelt (nicht in der Apsis), weil es superbequem ist und das Zelt dabei so schön warm wird. Aber auf die Feuerfestigkeit aller in der Gefahrenzone vorhandenen Gewebe von Zelt, Schlafsack usw. würde ich jetzt nicht vertrauen, egal was ein Test mit "vergleichbarem" Material ergeben mag. Eine stabile Unterlage ist wichtig (z.B. die Sitzmatte), oder ein Schlauchbrenner, der nicht auf die Gaskartusche aufgeschraubt werden muss. Der wiegt dann halt auch etwas mehr.
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JasonBerlin Ein eindeutiges Ja! Also zumindest solange man mit gut kontrollierbarem Brennstoff und vorsichtig unterwegs ist. Ich nutze das Soulo seit 2017 jährlich auf Trekkingtouren und bei den Skandinavientouren 2023 & 2024 war das Wetter so schlecht, dass ich öfters in der Apsis oder direkt vor der Apsis gekocht habe (s. Reiseberichte im Forum). Kochen bei Schlechtwetter bedeutet bei mir i.d.R. allerdings auch nur "Wasser aufheizen"...Zitat von JasonBerlin Beitrag anzeigenMacht total Spass hier mitzulesen, freue mich über die tollen Bilder der schönen Landschaft.
Hast du im Soulo mal bei schlechtem Wetter gekocht ? Würde das entspannt gehen ?

Goldi : Ich habe deinen Bericht bislang leider erst überfliegen können, aber das was ich davon gelesen habe finde ich toll.
Freu mich schon den fertigen Bericht zu lesen. 
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Hallo Kondor, schön, dass du vorbei schaust. Du kannst gerne von Anfang an lesen oder dir etwas aus der Mitte rauspicken. Die Handlung ist zwar fortlaufend, aber es besteht keine Spoilergefahr.
Mir fällt allerdings gerade auf, dass ich kein einziges Vogelbild zu bieten habe. Sorry dafür.
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Ich würde gerne das nächste Kapitel hochladen, aber ich schaffe es nicht, Bilder einzufügen. Ich scheitere schon beim ersten Bild. Es erscheint zwar unten als Anhang, wird aber nicht im Bericht dargestellt. Beim Hochladen wurden auch keine Pixelzahlen angezeigt und es ging verdächtig schnell. (Also bitte nicht den Autor beschimpfen, wenn es hier nicht weitergeht.) Ich bleibe dran und versuche es später nochmal. Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich.
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Tag 6 (2. September 2025): Tarhalsen!
Die Kurzfassung
Strecke: 14,1km; 688hm
Wetter: vormittags sonnig, später Wolken
Getroffene Personen: ein älteres norwegisches Paar
Um kurz nach fünf schaue ich aus dem Zelt. Die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über den See.
Sonnenaufgang über dem Linjevannet
Ich stehe auf und genieße es, wie die aufgehende Sonne alles in ihr goldenes Licht taucht.
Mein Camp 5 am Linjevannet in der Morgensonne
Frühstück gibt es heute im Windschutz des Zeltes. Ich löffle mein Müsli und lasse mich von der Sonne wärmen.
Frühstück
Das ist meine Lieblingstageszeit. Der Tag ist noch neu und frisch, die Luft ist klar und alles wirkt aufgeräumt und voller Tatendrang. Die Sonne bringt den Tau zum Glitzern und wärmt den kühlen Morgen langsam auf. Ich nehme einen Schluck heißen Kaffee, schließe die Augen und genieße den Moment.
Um 7:30 Uhr ist alles gepackt und ich breche auf. Der Weg besteht zunächst wieder aus einer Quadspur.
Weg vom Linjevannet weg
Nach kurzer Zeit geht es an einem Bach entlang das Vesterelvdalen hinunter. Vor mir sehe ich schon den Sandstrand.
Blick in die Finnvika-Bucht mit einem Teil des Sandstrandes
Hinunter zum Strand geht es durch interessante Felsen
Das Ufer der Westküste liegt morgens noch im Schatten, aber langsam kommt die Sonne um die Berge herum und zaubert ein schönes Spiel aus Licht und Schatten:
Ich zeige schon mal das Bild vom gesamten Strand, das ich später von der anderen Seite der Bucht aus gemacht habe:
Der „große Sand“ Storsand trägt seinen Namen zu Recht.
Der Strand ist wirklich umwerfend schön. Heller, feiner Sand, kristallklares Wasser, einzelne Felsen und das alles eingerahmt von majestätischen Bergwänden.
Einige Felsen haben bizarre Formen
Jemand hat aus Treibholz und einem Stück Fischernetz ein Beachvolleyball-Feld gebaut:
Beachvolleyballfeld
Eine Schotterstraße kommt hier vorbei und verbindet den Strand mit dem Ort Akkarfjord am gleichnamigen Fjord. Von dort aus möchte ich übrigens in zwei Tagen die Fähre zurück nach Hammerfest nehmen. Vermutlich fahren die Leute aus Akkarfjord ab und zu hierher und feiern arktische Beachparties. Ein Klohäuschen gibt es auch und zwei große Zielscheiben für was auch immer. Pfeil und Bogen? Speere? Äxte?
Ich nehme die Straße, aber nicht in Richtung Akkarfjord, sondern an der Westküste entlang.
Sie führt zum Bauernhof Finnvik. Ein Pickup kommt mir entgegen und ich mache ihm Platz. Der Fahrer, ein bärtiger Mann mit Holzfällerhemd bedankt sich mit einem Kopfnicken und wir winken uns zu. Es ist vermutlich der Farmer von Finnvik. Echt erstaunlich, dass so hoch im Norden noch Landwirtschaft betrieben wird.
Blick zurück auf den Bauernhof Finnvik am Ende der Schotterstraße. Im Hintergrund der Strand, bei dem ich vorher war.
Der Schotterweg endet am Bauernhof. Danach steigt das Gelände an und bildet ca. 70m über dem Meer ein grasbewachsenes Hügelland. Der SPL führt direkt an der Kante entlang, wo das Gelände steil zum Wasser abfällt. Ich bin begeistert.
Steile Westküste zwischen den Buchten Finnvika und Gamvika.
Die Szenerie verlangt mal wieder nach einer Selbstdarstellung
Für das Bild muss ich ein paar Anläufe nehmen. Mal ist ein Grashalm vor der Linse, dann verwackelt der Wind die Kamera und mehrfach ist der Horizont schief. Ich habe gerade das Ministativ wieder zusammengeschoben und im Beckengurt verstaut, als mir tatsächlich zwei Wanderer entgegenkommen, die ersten auf der gesamten Wanderung. Es ist ein älteres norwegisches Paar, das hier auf dem Nordteil Sørøyas zwei Tage mit Zelt unterwegs ist. Sie waren gestern an der Nordspitze Tarhalsen und zeigen mir auf der Karte, welchen Weg sie gegangen sind und wo sie übernachtet haben. Ich berichte von meinem Weg und lobe die guten Markierungen des SPL, aber sie sagen, dass es auf dem weiteren Abschnitt nach Tarhalsen weniger gut sei und man den Weg andauernd verliere. Außerdem sind sie noch ein wenig außer Puste, da sie eben den Sandfjellet hinaufgestiegen sind („like powder snow!“). Wir wünschen uns noch gegenseitig alles Gute und verabschieden uns.
Nach kurzer Zeit stehe ich oben auf der sehr steilen Düne des Sandfjellets. Ich hatte schon in norwegischen Berichten darüber gelesen. Eigentlich ist es ein normaler Berg, aber der Wind weht den Sand aus der Bucht immer wieder so gegen dessen Nordflanke, dass sie eine große, steil abfallende Düne bildet.
Der Abhang des Sandfjellets von oben. Die Spuren sind vermutlich die des norwegischen Paares.
Von hier oben kann man nicht den gesamten Abhang überblicken, da das Gelände stark gekrümmt ist. Ich gehe einfach drauf los und merke beim Abstieg, dass ich mich nach rechts halten muss, um nicht auf die Felsen zu stoßen. So gehe ich leicht schräg den Hang hinunter und komme mit jedem Schritt mehr ins Rutschen. Es ist tatsächlich wie auf einem Schneefeld. Ich schlittere bergab und werde immer schneller. Den Gedanken, wie es wohl wäre, jetzt zu stolpern, mich zu überschlagen und unkontrolliert mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken den Hang hinunterzurollen, verdränge ich erfolgreich. Es macht riesig Spaß.
Der Hang des Sandfjellets von unten. Rechts sieht man schräg verlaufend meine frische Spur.
Der Strand unten ist ebenfalls breit und feinsandig, aber nicht so schön wie der vorhin. Am anderen Ende gibt es eine skurrile Treibgutsammlung.
Medizinball-große rostige Metallkugeln – Schwimmkörper für welchen Zweck auch immer.
Der Hafen von Quimper in der Bretagne vermisst eine Fischkiste.
Ich verlasse auch diesen Strand und folge der Küste. Vor mir liegt ein weiterer Bauernhof, Gamvik, der hauptsächlich aus einer großen Halle besteht mit einem Schafgehege davor. Bevor ich den Hof erreiche, zweigt der markierte Weg von der Küste ab und führt am Zaun einer Weide entlang.
Vor mir her laufen drei Schafe, die offensichtlich den Eingang suchen.
Die Markierungen führen den Anhang hoch und ich verlasse die Küste und dem Bauernhof. Oben wird der Boden karger und steiniger. Über eine Talsenke hinweg kann ich Kjøttvikvarden sehen, ein klotziges Steinmonument, das im neunzehnten Jahrhundert als Landmarke errichtet wurde.
In der Ferne gut sichtbar die Landmarke Kjøttvikvarden.
Morgen werde ich beim Rückweg von Tarhalsen daran vorbeikommen, aber heute lasse ich es rechts liegen. Erstmal gehe ich in das Tal hinunter, in dem die beiden letzten Seen vor dem Ende der Insel liegen, Vassvikvannet und Kjøttvikvannet. Hier möchte ich sicherheitshalber nochmal meine Flaschen auffüllen, denn ich möchte in der Tarhalshytta übernachten und dort gibt es kein Wasser. In der Karte sind noch ein paar kleine Bäche eingezeichnet, aber mir sind auf der Tour schon mehrfach auf der Karte verzeichnete Bäche begegnet, die in echt eingetrocknet oder nicht vorhanden waren. Auf die Seen kann ich mich verlassen:
Der Vassvikvannet, einer der beiden nördlichsten Seen Sørøyas.
Leier sieht der Abfluss etwas unappetitlich aus:
Abfluss des Vassvikvannet. Hier wollte ich eigentlich Trinkwasser schöpfen. Lieber nicht.
Der Wind hat alles, was so auf der Oberfläche schwimmt, hier zu einem schleimigen Schaum zusammengetrieben. Bäh! Ich lasse meine leeren Flaschen stecken und gehe ein Stück stromabwärts den Bach entlang. Er mäandert durch die Wiese und sieht nach ein paar Metern schon viel sauberer aus. Ich vertraue auf die Biofilter-Wirkung der Wiese und fülle meine Flaschen. Außerdem ist Zeit für eine Mittagspause. Ich finde leider keine windgeschützte Stelle und so wird es eine kurze Pause. Dann geht es den Hang hinauf, weiter nach Norden.
Anstieg ohne Anhaltspunkt
Die Landschaft ist unübersichtlich. Wenn man nicht gerade auf einer Anhöhe steht, sondern ein paar Meter tiefer, dann hat man kaum einen Anhaltspunkt. Die Wegmarkierungen sind auch verschwunden, da hatte das norwegische Paar von vorhin Recht. Andererseits ist die Navigation denkbar einfach: Immer nach Norden, bis es nicht mehr weiter geht. Ein paar mal denke ich schon, jetzt muss die Spitze aber kommen, nur um hinter der nächsten Kuppe weiteres flaches Gelände vorzufinden.
Das nördlichste Plateau von Sørøya bildet wieder eine echte Mondlandschaft.
(gleich geht´s weiter)
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(Fortsetzung Tag 6)
Dann treffe ich doch noch auf einen Bach mit frischem Wasser. Er ist sogar markiert als letzte Wasserstelle vor Tarhalsen. Sehr fürsorglich.
Letzte Wasserstelle
Ich schütte das fragwürdige Wasser vom Vassvikvannet weg und nehme frisches Wasser auf.
Dann kann ich tatsächlich die Spitze sehen:
Tarhalsen von weitem gesehen
Die Sonne ist zwar mittlerweile hinter Wolken verschwunden, aber es ist trotzdem ein erhabener Anblick. Das Ziel ist nah!
Die felsige Landspitze Tarhalsen
Zunächst muss ich von dem Plateau, über das ich die ganze Zeit gewandert bin, auf Meereshöhe absteigen. Der Fußweg führt in Serpentinen abwärts. Zum Glück gibt es ein Geländer.
Abstieg zu Tarhalshytta
In dieser Einkerbung zwischen dem Inselplateau und dem Felsrücken von Tarhalsen liegt die winzige Hütte Tarhalshytta. Zu ihr steige ich ab und um 14:00 Uhr bin ich an der Hütte.
Tarhalshytta von oben
… und von vorn.
Ich hatte schon bei der Vorbereitung von den beiden öffentlichen Hütten gelesen, die für eine Nacht jedem Wanderer offenstehen, Gamvikvannethytta und eben Tarhalsyhtta. Die Gemeinde Hammerfest, zu der die Nordhälfte von Sørøya gehört, hat beide errichten lassen und unterhält sie. Im Hüttenbuch ist nachzulesen, dass Tarhalshytta 2009 durch Schüler der weiterführenden Schule in Hammerfest mit dem Schwerpunkt Tischlerei gebaut wurde. Ich vergebe eine Eins mit Sternchen und Smiley. Sie wurde an dem Platz errichtet, an dem früher die Hütte des Leuchtturmwärters stand.
Ich werfe einen Blick hinein:
Die Hütte sieht gemütlich aus mit ihren 2,5 Schlafplätzen.
Leider ist vom alten Ofen das Ofenrohr bereits demontiert und er ist nicht mehr in Betrieb. Der neue ist zwar schon beschafft, aber noch in Kartons verpackt. Der Smiley wird wieder durchgestrichen!
Neuer Ofen im Anlieferungszustand, originalverpackt.
Ich lasse meinen Rucksack in der Hütte und mache mich auf zur echten Nordspitze. Zu ihr führt der alte Leuchtturmwärterweg, der Fyrvogterveien. Als der erste Leuchtturm dort gebaut wurde, wurde der Steig angelegt, um dem Leuchtturmwärter seinen Weg von der Wohnhütte zu seinem Arbeitsplatz zu ermöglichen.
Von der Hütte muss man erstmal durch eine kleine Bucht voller Treibholz, das offenbar die Meeresströmung hier ablädt.
Bucht mit Treibholz. Im Hintergrund erkennt man eine Holztreppe und einen Steg in der Felswand, der Beginn des Leuchtturmwärterweges.
Der Weg ist fast durchgehend mit einem Geländer versehen, das zwar manchmal bedrohlich wackelt, aber besser als nichts.
Hier sollte man besser nicht ausrutschen.
Der Weg führt hoch auf eine Grasfläche, die etwas über einhundert Meter über dem Meer liegt. Rundherum fallen die Felswände steil zum Wasser ab. Am Ende steht ein knubbeliger Leuchtturm.
Die Nordspitze.
Irgendwie habe ich mir die Spitze spektakulärer vorgestellt. Ein kühn vorspringender Felsen, eine Aussichtsplattform oder so ähnlich. Wenigstens eine Tafel mit Richtungspfeilen nach Spitzbergen, Nordpol, New York und so. Stattdessen nur ein Grasbuckel mit einem Leuchttürmchen und als nüchternes Beiwerk einen Batteriecontainer und zwei Solarpanele. Naja, was soll´s. Ich bin am Ziel und glücklich.
Ich posiere am Leuchtturm, eher ein Leuchttürmchen.
Ich schaue noch eine Weile auf das Meer, das sich nach allen Richtungen erstreckt und gehe dann zurück zur Hütte.
Rückweg nach Tarhalshytta
Ohne Ofen ist es ziemlich frisch in der Hütte, aber in Fleecesachen und mit einem heißen Tee lässt es sich aushalten.
Ich studiere die Karte. Da ich den SPL in sechs Tagen geschafft habe und meinen Zeitpuffer nicht gebraucht habe, habe ich jetzt zwei Bonustage gewonnen. Ich schlürfe meinen Tee, schaue mir den Küstenverlauf an und überlege, was ich an den beiden Tagen machen werde.
Es kommt an diesem Abend niemand mehr und so habe ich die Hütte und das untere XXL-Bett für mich allein.
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Google nach "trawl net bobbin".Zitat von Goldi Beitrag anzeigen
Medizinball-große rostige Metallkugeln – Schwimmkörper für welchen Zweck auch immer.
Es sei denn, die hatten eine kyrillische Aufschrift.
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Hallo Robtrek, ja so was mit Fischfang, Netzen und so. Hatte ich mir auch gedacht. Ich glaube aber, es sind floats und keine bobbins, denn sonst wären sie nicht an Land gespült worden, sondern lägen noch auf dem Meeresgrund. Treibstofftanks für russische Raketenantriebe wäre aber auch interessant. Sehr schön recherchiert. Da möchte ich als Dr. Sheldon Goldi noch etwas nerdiges draufsetzen: Die Inschrift "...operating temperature range of between -170C and -196C ..." spricht eher für einen Tank für flüssigen Sauerstoff als für Hydrazin, wie im Independent-Artikel spekuliert wird.Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
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Angespülte Medizinbälle scheinen häufiger vorzukommen, dieser z.B. in Irland.
Re russische Raketen-Treibstofftanks habe ich sogar persönlich 😌 Feldrecherchen betrieben. Wenn auch nicht direkt am Meer wie du, sondern nördlich des Kaspischen Meeres. Wir fuhren auf Sandpisten in die Steppe hinein und wunderten uns, warum der Einheimische an der letzten Siedlung die Frage gestellt hatte: "Auf der Suche nach Metall?" Stunden später begannen wir alle paar km auf verbeulte raketenförmige Gegenstände zu stoßen, jeder ca. 3-5 m lang. Das waren wohl Treibstofftanks von Interkontinentalraketen, die von dort ins Zielgebiet nach Kamtschatka geschossen werden. Ich wollte zuerst ein paar Trümmerstücke als ungewöhnliches Souvenir mitnehmen und dachte dann, besser doch nicht, wer weiß was da noch für Rückstände dran sind? Von den Sørøya-Medizinbällen hätte ich mir aber gleich ein paar eingesteckt, sowas kann man immer gebrauchen, z.B. wie im o.g. Link beschrieben als Gartengrill.
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Ah, ich merke, das ist genaue dein Thema, Robtrek. Da soll noch einer sagen, Trekking wäre keine Raketenwissenschaft.
Ich ärgere mich gerade ein bisschen, dass ich nicht die vielen anderen lustigen Dinge fotografiert habe, die da so rumgelegen haben. Da waren Riesengolfbälle, metergroße eckige Schwimmkörper, Flaschen, Holzmöbel und zwei oder drei seltsame Plastikhelme, die wie Pilotenhelme aussahen. Ich glaube, in dem Moment hat mich der ganze Müll zu sehr gestört, als das ich ihn auch noch auf Bildern festhalten wollte. So geht es einem ja oft. Man macht lauter idyllische Postkartenfotos und blendet die Realität drumherum aus. Dabei hatte ich mir extra vorgenommen, mit den Fotos meine ganze Tour zu dokumentieren und quasi ein Fototagebuch zu führen. Nächstes mal...
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Tag 7 (3. September 2025): Von Hütte zu Hütte, verfolgt von den drei Schafen
Die Kurzfassung
Strecke: 8,6km; 496hm
Wetter: Sonne-Wolken-Mix
Getroffene Personen: abends kam M. vorbei, ein deutscher Angler auf Landgang
Ich habe gut geschlafen in meinem Maxibett. Aber ich schlafe eigentlich immer gut auf Wanderungen, sei es im Zelt oder in einer Hütte. Am schlechtesten schlafe ich in der Regel in der ersten Hotelnacht nach der Tour. Zu warm, zu weich, zu stickig.
Mangels fließenden Wassers findet die Hygiene am Morgen nur mit wiedervernässten Feuchttüchern statt. Ich bin früh dran und in der Hütte ist es vor Sonnenaufgang noch schummerig. Ich mache ein paar Kerzen und Teelichter an und frühstücke erstmal.
Frühstück bei Kerzenschein
Draußen ist es nahezu windstill und die Sonne scheint durch einen Wolkenschleier.
Blick von der Tarhalshytta nach Osten
Um 6:30 Uhr breche ich auf. Eigentlich gibt es keinen Grund, so früh dran zu sein, da ich heute nur das kurze Stück zur zweiten Hütte hier im Norden von Sørøya laufen will, der Gamvikvannethytta. Dazu werde ich keinen halben Tag benötigen. Aber die unbeheizte Tarhalshytta ist über Nacht nicht wärmer geworden und so möchte ich mich nach dem Frühstück nicht länger als nötig aufhalten. Ich schreibe mich in das Hüttenbuch ein, fege den Boden und räume die Teelichter weg. Dann gehe ich die steilen Serpentinen hinauf, die ich gestern abgestiegen bin.
In der Morgensonne sieht der Anfang des Tarhalsen-Felsrückens imposant aus. Am unteren Bildrand sieht man die kleine Tarhalshytta und links hinter dem Treibgut den Anfang des Leuchtturmwärterweges.
Etwas weiter oben hat man einen Blick auf die Westflanke von Tarhalsen, die morgens noch im Schatten liegt.
Ich folge dem gut sichtbaren Weg, der direkt an der östlichen Steilküste entlangführt. In der Ferne ist schon mein Zwischenziel zu sehen, das Monument Kjøttvikvarden. Die Morgensonne hat sich zwar verhüllt, aber es ist trotzdem ein imposanter Anblick.
Ostküste von Sørøyas Nordteil mit der Landmarke Kjøttvikvarden
Ich pirsche mich vorsichtig an die Kante vor und schaue hinunter:
Hier geht es 200m runter
Dann geht es den sanften Anhang hoch zu Kjøttvikvarden. Aus der Nähe sieht das Monument auch nicht schöner aus als aus der Ferne:
Die Landmarke Kjøttvikvarde. Die Kontur sieht aus, als hätte ich mit zu kleiner Brennweite fotografiert, aber es ist wirklich so gekrümmt.
Im Internet ist nachzulesen, dass es 1853 im Auftrag der Königlich Norwegischen Schifffahrtsbehörde errichtet wurde und mit 12,5m Höhe der „höchste Steinhaufen Norwegens“ sei. Ich finde, der Google-Übersetzer trifft es mit Steinhaufen ganz gut.
Ich mache Vormittagspause mit dem Monument als Rückenlehne und genieße die Sonne, die immer wieder mal durch die Wolken schaut.
Nach Süden kann ich im Gegenlicht den Landvorsprung Stauren sehen:
Die Landspitze Stauren. Das begehbare Land endet dort, wo der gerade Anstieg im rechten Winkel nach unten abbricht. Hier schon mal eine Vorhersage: Dort werde ich morgen Mittagspause machen.
Das „Inland“ des Nordteils von Sørøya ist sanftes Hügelland. Durch das wandere ich jetzt nach Süden.
Blick nach Süden. Rechts sieht man den „Sandfjellet“. Dort befindet sich auch das Tal, das die Ost- und die Westküste verbindet und in dem liegt der See Gamvikvannet mit der gleichnamigen Hütte, meinem heutigen Tagesziel.
Der markierte Weg verflüchtigt sich wieder, aber hier liegt alles so nah beieinander, dass man nicht verloren gehen kann. Ich halte mich zunächst an die Ostküste.
Das Gelände wird zwischendurch mal etwas felsiger.
Dann ist es wieder flach und karg. Sind das etwa die drei Schafe, die gestern den Eingang zu ihrer Weide gesucht haben?
Ich sehe den Gamvikvannet und die Bucht des Sandfjellets schon von oben.
Von einem Hügel aus nach Westen gespäht, sieht man am Ufer zwei der Häuser des Bauernhofs Gamvik und dahinter den – na klar – Gamvikfjorden und noch dahinter, schon im offenen Meer die beiden Inseln Kamøya (links) und Lille-Kamøya (rechts). Besonders die kleine Insel mit ihren markanten Zacken ist ein echter Blickfang.
(Den aufmerksamen Fact-Checkern ist vielleicht nicht entgangen, dass dieses Foto von einer Position gemacht wurde, die nicht auf dem Track am Anfang des Kapitels liegt. Die Erklärung: Ich war mittags schon in der Hütte und bin am Nachmittag nochmal (ungetrackt) ein bisschen herumgelaufen. Dabei ist das Bild entstanden. Ich wollte aber nicht Landschafts- und Hüttenbilder durcheinander springen lassen. Daher habe ich die Chronologie kurz mal aufgehoben - künstlerische Freiheit sozusagen.)
Ich stoße auf die Verbindungsstraße von Gamvik-Bauernhof nach Akkarfjord. Dort sehe ich auch schon die Hütte am See.
Gamvikvannethytta am gleichnamigen See. Lille-Kamøya schiebt sich links hinten auch noch ins Bild.
Die drei Schafe werden mir langsam unheimlich. Schon wieder lungern sie scheinbar zufällig in der Nähe meines Weges herum. Sehr konspirativ. Und wenn ich dann an ihnen vorbei gehe, tun sie so, als würden sie ganz eifrig Gras fressen. Aber nicht mit mir. Ich behalte euch im Auge.
Bevor mich die Schafe völlig aus dem Konzept bringen, wende ich mich lieber der Hütte zu. Sie ist wirklich sehr schön gelegen.
Es gibt sogar ein hütteneigenes Boot. Es ist angebunden, aber nicht abgeschlossen. In der Hüttenmappe wird erklärt, dass man es sich als Hüttengast ausleihen kann. Es gibt sogar Schwimmwesten in der Hütte.
Das Boot der Gamvikvannethytta
Allerdings hat der Wind im Laufe des Tages enorm aufgefrischt und weht jetzt wirklich stark, so stark wie auf der ganzen bisherigen Tour nicht. Ich würde rudernd vermutlich nicht dagegen ankommen und müsste das Boot am Ufer bis zur Hütte zurückziehen. Also verzichte ich lieber auf eine Bootsfahrt.
Die Hüttentür ist mit zwei Hackklötzen gesichert.
Den Zettel an der Tür übersetzt mir Google mit: “Das Türschloss ist etwas umständlich. Es ist nicht abgeschlossen.“ Aha. Ich räume die Klötze beiseite, drehe am Türknauf und die Tür geht problemlos auf. Scheint nicht so schlimm zu sein, das umständliche Türschloss. Den ganzen Tag über habe ich keine Probleme damit, aber später in der Nacht werde ich noch ein wahres Schockerlebnis haben.
Jetzt schaue ich erstmal rein.
Gamvikvannethytta von innen
Die Hütte ist viel größer als die Gestrige. Es gibt allerdings keine Betten, nur eine einzelne Matratze. Im Hüttenbuch lese ich, dass die meisten Gäste auch nur tagsüber zum Aufwärmen hier waren. Übernachtungseinträge sind sehr selten. Viele angeln wohl im See und nutzen dafür das Ruderboot.
Es ist noch vor 12:00 Uhr und ich esse bei der Sitzbank am Boot zu Mittag. Dann breite ich ein paar Sachen in der Hütte zum Trocknen aus und gehe mit leichtem Gepäck nochmal los, die Gegend erkunden.
Wieder zurück, mache ich Feuer im Ofen und in kurzer Zeit ist die Hütte so warm, dass ich im T-Shirt dasitze und die Fenster aufmachen muss.
Ich schreibe gerade Tagebuch, als es an die Tür klopft. Herein kommt ein Mann mittleren Alters. Er hat kein Gepäck dabei und sieht auch sonst nicht nach einem Wanderer aus. Ich bitte ihn herein und nach kurzer englischer Begrüßung merken wir, dass wir beide aus Deutschland sind. Er setzt sich und wir quatschen ein bisschen. Er heißt M. und ist zum Angeln mit zwei anderen Deutschen hier. Er sagt, dass es ganz schön anstrengend sei. Jeden Tag morgens mit dem kleinen Motorboot raus, den ganzen Tag auf dem Meer angeln, nachmittags zurück und die Fische ausnehmen und einfrieren. Obwohl die See sehr ruhig aussieht, schaukelt es wohl doch ganz schön und man merkt ihm an, dass er sich an Land wohler fühlt als auf dem Wasser. Deshalb habe er heute einen Tag Auszeit vom Fischen nehmen müssen und erkunde zu Fuß die Gegend. Er habe Rauch auf dem Kamin gesehen und sei neugierig gewesen. Andererseits schwärmt er mit leuchtenden Augen von den kapitalen Dorschen, die sie da draußen fischen und was für ein Kampf es sei, so einen großen Fisch müde zu machen, um ihn endlich an Bord ziehen zu können. Mann gegen Fisch sozusagen. Klingt sehr nach Hemingway. Ich frage ihn, wie er die ausgenommenen Fische denn nach Hause transportiert. Er erklärt mir, dass sie eine große Styropor-Transportkiste haben, deren Inhalt wohl drei Tage problemlos gefroren bleibt. Die geben sie als beim Rückflug als Sondergepäck auf. Das scheint hier bei den Angeltouristen gang und gäbe zu sein. Dann verabschieden wir uns und er geht zurück nach Akkarfjord zu seiner Ferienwohnung.
Ich lasse das Feuer im Ofen herunterbrennen, mache mir ein Tütenessen und sortiere meine Sachen. Alles nasse Zeug ist schön trocken geworden, auch der Schlafsack und das Zelt. Zum Schlafen lege ich die (saubere) Evazote-Zeltunterlage auf die Matratze und habe ein herrlich bequemes Lager.
Jetzt kommt der Schockmoment: Als ich nachts mal kurz raus muss und wieder in die Hütte zurück will, dreht der Türknauf frei durch, ohne den Riegel zu greifen. Die Tür bleibt zu. Ich draußen, in kurzer Hose, T-Shirt, nur die Fleecejacke hatte ich mir übergezogen. Mein gesamtes Gepäck, Handy, Kleidung, Geld, alles ist drin. Ich draußen. Verdammt. Was jetzt? Der Türknauf dreht ohne jeden Widerstand. Ich rüttle an der Tür, ziehe und drücke den Knauf, hebe ihn an und drücke ihn nach unten, damit er irgendwie die Mechanik greifen kann. Nichts hilft. Ich bin ausgesperrt. Soll ich die Tür irgendwie aufbrechen? Aber womit? Sie geht nach außen auf, ich bräuchte also irgendetwas zum Hebeln. Oder nach Akkarfjord gehen und Hilfe holen. Aber es ist mitten in der Nacht. Soll ich einfach irgendwo klingeln? Da ich nicht weiß, was ich machen soll, probiere ich einfach weiter an der Tür. Eine gefühlte Ewigkeit später (in echt wahrscheinlich nur wenige Minuten) macht es klack und, als wäre es das normalste der Welt, geht die Tür völlig unspektakulär auf. Ich kann nicht mal sagen, dass ich anders gedreht hätte als die unzähligen male davor. Egal, Hauptsache die Tür ist auf. Ich könnte heulen vor Erleichterung. Ab jetzt lege ich immer ein Holzstück unten in die Tür, so dass der Schnappverschluss nicht einrasten kann und halte sie von innen mit einem Packriemen zu.
Ich liege im Schlafsack und denke, dass ich bei soviel Adrenalin nicht mehr schlafen kann, aber kaum habe ich das gedacht, bin ich auch schon wieder eingeschlafen.
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