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ich bin inzwischen ganz unruhig, ob sich das Problem mit dem Schielen noch verstärkt hat. Stelle mir das extrem unangenehm vor.
Ich fiebere auch mit: Anne, komm bloß gut und ohne bleibende Schäden nach Hause!
Du hattest ja gleich zu Beginn des Berichts schon etwas angeteasert, aber ganz wie TEK schreibt, hatte ich eher an Verstauchungen oder sowas gedacht. Solche möglicherweise neurologischen Ausfälle unbekannter Herkunft, die möglicherweise schnell behandelt werden müssen, um nicht dauerhaft zu bleiben oder akut lebensgefährlich zu werden - ich glaub, da hätte ich nach einer Nacht den Notruf betätigt (wenn ich denn einen dabei hätte). Du dagegen schneckst hart und tapfer weiter... ich hoffe, es geht alles gut und wir erfahren es bald
...Das mit dem Schielen hätte mir echt Angst gemacht. Wenn man sich einfach den Fuß verstaucht hat, ist das zwar ärgerlich, aber man weiß, was es ist und woher es kommt. Beim Schielen hätte ich mir Sorgen gemacht, dass irgendwas Schlimmes dahintersteckt...
Ich fiebere auch mit...Solche möglicherweise neurologischen Ausfälle unbekannter Herkunft, die möglicherweise schnell behandelt werden müssen, um nicht dauerhaft zu bleiben oder akut lebensgefährlich zu werden - ich glaub, da hätte ich nach einer Nacht den Notruf betätigt...
Hallo TEK, hallo Heiko, das ist klasse, dass Ihr auch dabei seid! Und an Euch alle Vier lieben Dank fürs mitfiebern. Ja, ich hätte auch an alles andere gedacht, was mir im Fjäll passieren könnte. Habe ja auch immer das InReach dabei, seit ich nicht mehr auf Wegen bleibe. Soweit wie Du, Heiko, habe ich da gar nicht gedacht. Ich habe natürlich überlegt, ob ich den Knopf drücken sollte, aber der Gedanke war recht schnell wieder weg, weil ich mir ja selbst helfen und weitergehen konnte.
Ich liege des Morgens im kuscheligen Schlafsack. Gleich werde ich die Augen öffnen und dann ist bestimmt alles wieder gut. Oder zumindest besser. 🙏
Ich mache die Augen auf und merke sofort – es ist sogar noch schlechter.
Gestern habe ich zumindest im Nahbereich, so etwa auf Armeslänge noch normal gesehen. Heute tanzen auch die nahen Gegenstände vor meinen Augen und ich hantiere mit vier Händen an zwei Töpfen. Beim Blick nach draußen sind die zwei Teusajaures weiter voneinander entfernt als gestern.
Na, hilft ja nix. Heute werde ich es bestimmt auf den Kungsleden schaffen, und kann dann morgen in Vakkotavare den Bus nach Gällivare nehmen.
Zum Glück ist das Wetter bombig schön!
Die einzige Unsicherheit ist jetzt nur noch der Hang hier unter mir und wie ich da runter zum See komme. Aber da gehe ich eigentlich nicht von größeren Schwierigkeiten aus, außer Gestrüpp.
So kommt es dann auch:
Nicht bequem, aber durchaus machbar, auch mit einem Auge. An manchen Stellen ist es zwar steil, aber nie wirklich schwer. Und in dem Fall haben die sonst hinderlichen Bäume ja auch mal den Vorteil, dass ich mich dran festhalten kann, wenn es bergab geht.
Ein bisschen schwieriger als sonst ist es halt wegen des Auges. Gerade hier bergab wäre es doch schöner, wenn ich die Tiefe eines Trittes besser erkennen könnte. Aber das geht halt ohne räumliches Sehen nur schlecht. Dafür helfen die Stöcke sehr.
So wurstele ich mich den Hang runter, bis ich wieder in leichteres Gelände und in Seenähe komme.
Schon fast unten
Inzwischen muss ich konsequent das linke Auge schließen und kann nicht mehr abwechseln, wie gestern noch. Wenn ich versuche, mit dem linken Auge zu gucken, wird mir sofort schwummerig bis schlecht und ich kriege Kopfschmerzen. Weil es aber fast nicht möglich ist, das Auge dauernd zuzukneifen, bastele ich mir mit einem Reparaturflicken von Fibi eine provisorische Augenklappe.
Jetzt nur noch um ein paar sumpfige Stellen rum, dann bin ich schon am Ufer des Teusajaure.
Das Wasser ist hier total flach.
Ich muss mit Fibi erst mal ein Stückchen weiter in Seemitte treideln bevor ich einsteigen kann. Dann ist es aber nochmal ein sehr genussvolles, wundervolles Paddeln auf dem ruhigen Wasser. Einfach schön!
Die obligatorische Zwischenanlandung lege ich an einem flachen Uferstück ein.
Schickes Provisorium
Und so sieht das Auge inzwischen aus! 😥
Beim Paddeln stört die Einäugikeit weniger als beim Wandern und so kann ich das hier noch mal so richtig auskosten.
Beim Blick auf den weiteren Verlauf des Sees würde ich am liebsten einfach weiter geradeaus paddeln. Das müsste doch auch gut funktionieren!? Später schaue ich mir das auf der Karte an und denke, dass das wirklich auch eine schöne Idee sein könnte. Am Seende beginnt sogar ein Weg, der dann zum Gágirjávri führt und auf dem könnte man gemütlich weiterpaddeln um unweit von Vietas / Stora Sjöfallet auszusteigen.
Aber solche Gedanken erlaube ich mir jetzt nicht mehr, mit dem Auge sollte ich wohl lieber schleunigst in medizinische Behandlung.
Teusajaurestugorna
So lande ich einerseits schweren Herzens gegenüber den Teusajaurestugorna am Südufer an, andererseits und in erster Linie aber erleichtert, dass ich jetzt auf dem Kungsleden und damit quasi wieder in der Zivilisation bin.
Ich packe Fibi ein und begebe mich auf den breit ausgetretenen Weg.
Hier komme ich gut voran, auf dem einfachen Weg ist das räumliche Sehen nicht so wichtig.
Blick zurück, da hinten im Hang stand heute Nacht mein Zelt
Den Weg kenne ich ja schon, den bin ich vor schlappen neun Jahren in der anderen Richtung gegangen. Damals habe ich an dem Zufluss zum Gáppejåhkå gezeltet, den man wahlweise direkt auf dem Kungsleden durchwaten kann oder über eine etwas westlicher gelegene Brücke queren. Heute will ich aber noch ein bisschen weiter gehen, damit ich es morgen nicht mehr so weit nach Vakkotavare habe. Inzwischen regnet es etwas, aber als ich mir etwa zwei Kilometer weiter einen Zeltplatz suche, ist es zum Glück wieder trocken. Hier habe ich einen schönen Blick auf den Sarek, das ist doch ein guter Platz für meine letzte Nacht im Fjäll.
Nachdem ich mich niedergelassen, mein Geraffel sortiert und Abendessen gekocht habe, merke ich doch, dass ich ziemlich fix und alle bin. Bisher habe ich mir nicht übertrieben viele Sorgen um mein Auge gemacht. Wohl weil ich zusehen musste, voranzukommen. Das hat mich genug beschäftigt und abgelenkt. Jetzt aber fällt einige Anspannung von mir ab und macht den Weg frei für Sorgen und schlechte Gedanken. „Letzte Nacht im Fjäll!?“ Hoffentlich nur für dieses Jahr und nicht für immer.
Umso wehmütiger betrachte ich die Sarekberge und den Sonnenuntergang, entdecke den Nijak und den Suottasjiegna, da bin ich auch schon mehrfach langgegangen.
Ich mache übertrieben viele Fotos, weil mir die Szenerie so gut gefällt, ich mich an viele schöne Touren hier im Fjäll erinnere und ich unterschwellig Bange habe, dass ich das in Zukunft nicht mehr machen kann.
Suottasjjiegŋa
Meine Augenklappe habe ich inzwischen durch einen Teil meiner ausgesucht feinen Lingerie ersetzt. Bei der gewichtseinsparenden Planung hatte ich ja darüber nachgedacht, auch das Teil zuhause zu lassen. Ich konnte da aber irgendwie nicht über meinen Schatten springen. Jetzt weiß ich, wozu das gut war:
Das ist unter ästhetischen Gesichtspunkten jetzt nicht gerade überragend, aber sehr praktisch. Wesentlich bequemer als der Reparaturflicken und drückt vor allem nicht auf das Auge.
Ich lese hier ja auch immer noch fleißig mit und möchte Dir an dieser Stelle mal zwischendurch meinen größten Respekt aussprechen. Die bisherige Tour war sowieso klasse, aber wie taff Du das Problem mit dem Auge meisterst, beeindruckt hier sicher nicht nur mich.
Zuletzt geändert von Muecke; 26.02.2024, 00:50.
Grund: Schreibfehler...
Mein Gott, Blahake, was für ein Bericht! Ich bewundere echt, wie rational Du letzlich mit dieser ja doch extrem belastenden Situation umgegangen bist. Ich bin wie wohl alle hier schon sehr gespannt, wie es weitergegangen ist, insbesondere was am Ende aus deiner Augenproblematik geworden ist.
Übrigens bei dem Bild mit dem Buff und der improvisierten Augenklappe musste ich spontan denken die "Packraft-Piratin". Wärst Du statt mutterseelenallein in Lappland auf einem der populären US-Trails unterwegs gewesen, hätte das glatt dein Trailname werden können.
- erstens kann eine schöne Frau nichts entstellen, schon gar keine schöne Lingerie, wo und wie auch immer am Körper eingesetzt
- zweitens ernenne ich dich zu BlahakUL zwecks optimalem multiuse diverser Ausrüstungsteile
- drittens ist mir noch eingefallen, dass du ja dann auch die Sonne doppelt gesehen hast (man muss immer das Positive sehen, gerne auch doppelt!)
- viertens darf ich lauter blöde Bemerkungen machen, weil ich weiß, wie dick das Ende ist, das noch kommt
- fünftens ist das suottasdingsda Foto echt der Hammer
Ich lese hier ja auch immer noch fleißig mit und möchte Dir an dieser Stelle mal zwischendurch meinen größten Respekt aussprechen. Die bisherige Tour war sowieso klasse, aber wie taff Du das Problem mit dem Auge meisterst, beeindruckt hier sicher nicht nur mich.
Danke, aber so taff bin ich gar nicht. Ich hatte ja vor Ort kaum andere Optionen. Ansonsten bin ich auch ganz gut in "Jammern und Wehklagen".
Ohje, dein Körper macht ja echt ganz schön Mist
Ich hoffe wie alle Mitleser/innen hier, dass du inzwischen wieder gesund bist!!!
Hm, insgesamt möchte ich über meinen Körper trotzdem nicht meckern, der hat mich ja schon oft brav und ohne zu murren durchs Fjäll getragen. Keine Ahnung, was ihn da mit dem Auge geritten hat. 🤷
Mein Gott, Blahake, was für ein Bericht! Ich bewundere echt, wie rational Du letzlich mit dieser ja doch extrem belastenden Situation umgegangen bist. Ich bin wie wohl alle hier schon sehr gespannt, wie es weitergegangen ist, insbesondere was am Ende aus deiner Augenproblematik geworden ist.
Übrigens bei dem Bild mit dem Buff und der improvisierten Augenklappe musste ich spontan denken die "Packraft-Piratin". Wärst Du statt mutterseelenallein in Lappland auf einem der populären US-Trails unterwegs gewesen, hätte das glatt dein Trailname werden können.
Hallo Poro, Du auch hier!
Danke, den Namen nehm' ich gerne! Später auf der Heimreise hatte ich so eine richtige Augenklappe und ein kleiner Junge sagte "You look like a pirate!" Das hab' ich auch als Kompliment genommen! agricolina, die die Geschichte ja schon aus mündlicher Erzählung kennt, hatte auch schon vorgeschlagen, dass ich den Bericht "Pirates of the Akkajaure" nenne.
Oh weh, diese richtig schöne Wanderung hat aber eine dramatische Wendung genommen. Ich bin gespannt wie das ausgegangen ist und hoffe das Beste!
Danke, ja, mir wäre weniger Drama lieber gewesen. 🙈 Aber ich gehe davon aus, dass ich auch diesen Sommer wieder ins Fjäll kann, vielleicht versuche ich es, verlockt durch Deinen schönen Bericht, mal mit dem Børgefjell.
- erstens kann eine schöne Frau nichts entstellen, schon gar keine schöne Lingerie, wo und wie auch immer am Körper eingesetzt
- zweitens ernenne ich dich zu BlahakUL zwecks optimalem multiuse diverser Ausrüstungsteile
- drittens ist mir noch eingefallen, dass du ja dann auch die Sonne doppelt gesehen hast (man muss immer das Positive sehen, gerne auch doppelt!)
- viertens darf ich lauter blöde Bemerkungen machen, weil ich weiß, wie dick das Ende ist, das noch kommt
- fünftens ist das suottasdingsda Foto echt der Hammer
😂😂😂 Danke, und ja, das mit der doppelten Sonne versuche ich, mir zu Herzen zu nehmen, wenn ich wieder ins Jammern und Wehklagen verfalle.
Heute habe ich nur noch wenige Kilometer auf dem Kungsleden bis runter nach Vakkotavare. Da kommt um 14:00 Uhr der Bus nach Gällivare, das geht selbst für eine Langschläferin ganz locker.
Hier begegnen mir wieder reichlich Menschen, einigen gebe ich recht großzügig von meinen Fruchtgummis ab, ich habe ja nun Vorräte übrig. Auf meine schicke Augenklappe spricht mich niemand an.
Unten an der Hütte habe ich noch reichlich Zeit, bis der Bus kommt. Auf den Bänken sitzen schon einige Menschen, Platz gemacht wird mir von zwei jungen Frauen erst auf meine Nachfrage. Ganz entspannt bin ich inzwischen nicht mehr, jetzt, wo ich mich nicht mehr darauf konzentrieren muss, wie ich weiterkomme, wächst die Sorge um das Auge weiter.
Der Bus verspätet sich und macht es mir dadurch auch nicht leichter. Ich spreche sicherheitshalber alle möglichen Leute an, die freundlich aussehen und frage nach, ob das hier auch die richtige Stelle für den Bus ist. Obwohl ich das doch eigentlich genau weiß. Mit manchen entwickeln sich nette Gespräche. Ein Pärchen steht hier mit einem Campingbus, die bieten mir sogar an, mit Ihnen nach Gällivare zu fahren.
Aber ich bin ja zuversichtlich, dass der Bus kommt und lehne das freundliche Angebot ab. Und dann kommt er auch endlich. Der Fahrer ist ein ausgesprochen freundlicher und lustiger Mensch, der mit den Fahrgästen Scherze treibt, aber auf eine durchaus charmante Art.
Während der Pause in Stora Sjöfallet frage ich ihn, wo ich in Gällivare einen Arzt oder ein Krankenhaus finde. Und der gute Mensch bietet mir sofort an, an der Endhaltestelle einfach sitzenzubleiben, er werde mich dann in die Klinik bringen.
In Kebnats korrigiert er die Menschen, die „Gällivare“ nicht richtig aussprechen und droht ihnen an, sie wieder auf das Boot zurückzuschicken. .
Unter den Fahrgästen, die in Kebnats einsteigen, ist ein älteres schwedisches Paar, die sprechen mich gleich auf mein Auge an und fragen, ob ich Hilfe brauche. Ich sage ihnen, dass mich der Fahrer ins Krankenhaus bringen wird, bin aber doch ein bisschen gerührt, wie empathisch sie auf mich zugehen. Als sie in Gällivare aussteigen versichern sie sich noch einmal, dass ich versorgt bin.
Ich bleibe nun also sitzen, während alle aussteigen und ihr Gepäck ausladen. Dann fährt mich der gute Fahrer tatsächlich mit dem großen Linienbus an die Notaufnahme im Krankenhaus. Das ist mal ein Service!
Genau genommen lädt er mich auf dem großen Parkplatz in etwa hundert Metern Entfernung ab, wo er gut halten kann und entschuldigt sich sogar noch, dass er nicht näher heranfahren kann.
Als ich meinen Rucksack schultere, hat er noch eine Frage:
Er zeigt auf Krümel und fragt: „What's his name?“
Krümel platzt natürlich vor Stolz!
OT: Das Folgende spielt sich indoors ab und hat daher in einem Outdoorforum nichts zu suchen 🤷♀️. Nur in Kürze: Das linke Augenlid war inzwischen fast komplett geschlossen. In drei Tagen im Krankenhaus Gällivare und acht Tagen im Klinikum zuhause hat sich keine Ursache gefunden. Nach einigen Wochen begann das Lid langsam, sich wieder zu öffnen, aber das Schielen blieb. Nach nunmehr sechs Monaten hat sich das Schielen zwar verbessert, stagniert aber jetzt seit drei Monaten. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass es doch noch in der richtigen Richtung weitergeht. Dann könnte es klappen, dass ich bis zum Sommer wieder normal sehen kann und dann, ja dann... dann gehe ich bestimmt wieder ins Fjäll! 🙏🙏🙏
Da können wir uns ja nur bedanken, dass Du den Mut hast, hiervon zu berichten. Ich erinnere mich noch gut an Deine erste Nachricht über die Erleichterung den Kungsleden unter den Füßen zu haben, sie kam aus dem Krankenhaus.
Was für viele schöne Tage vorab haben wir gesehen…
Und jetzt zeige ich dem schielenden Auge erneut meinen fast völlig wiederhergestellten Stinkefinger - auf dass es sich auch wieder herstellen wird!
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