[RU] Kamtschatka 2012

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  • codenascher

    Lebt im Forum
    • 30.06.2009
    • 5145
    • Privat

    • Meine Reisen

    AW: [RU] Kamtschatka 2012

    @Ali
    Zu deinen Fragen, meine Antworten:

    Es war sicherlich nicht immer einfach alle Wünsche und Meinungen unter einen Hut zu bekommen. Wie du folgerichtig angemerkt hast, war hier doch ein Haufen "ausgeprägter Individualisten" zusammen unterwegs. Aber, erstaunlicherweise fanden wir grundsätzlich und relativ schnell einen gemeinsamen Nenner. Nicht immer konnten alle Wünsche eines jeden einzelnen respektiert werden, aber eben doch erstaunlich gut - ich hätte selber nicht damit gerechnet.

    Gerade in meinen Beiträgen schwingt doch ein wenig Ärger über einzelne Entscheidungen was die Tourenplanung anbelangt mit. Aber man beugt sich halt der Mehrheit. An anderer Stelle wurde dann halt auf meine Belange rücksicht genommen und gut ist.

    Einen Guide oder ähnliches braucht man auf Kamtschatka wahrscheinlich nicht, wobei uns hier SarekManiac aufgrund ihrer Erfahrung und auch ihrer Russischkenntnisse doch sehr viel abgenommen hat. (Auch schon während der Vorbereitungen)

    Was sich jetzt sicherlich weniger Nett anhören wird, ähnlich wird es auch später in meinem Fazit stehen, aber: ich werde im Vorfeld einer jeden Tour auf jeden Fall das Fitneß-und Erfahrungslevel meiner Mitwanderer in Erfahrung bringen. Dies ist beim besten Willen nicht bös gemeint, nur habe ich mich auf der Tour leider viel zu oft darüber aufgeregt.

    @haggis
    und das beste daran, sicherlich nachhaltiger als Elitepartner und co. Zumindest brauchten wir uns nicht zu verstellen. Rülpsen statt Blumen

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • Atze1407
      Fuchs
      • 02.07.2009
      • 2425
      • Privat

      • Meine Reisen

      AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

      Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
      26.07.2012 Auf zum Tolbacik

      Heute begann endlich der lang ersehnte aufregende Teil der Tour. Auf zu den Vulkanen!!!
      Unsere bestellten Taxen trafen erst auf erneutes anfragen mit einer halben Stunde Verspätung bei uns ein. Unser LKW der uns zur Leningradskaja Basa bringen sollte stand schon bereit – Geiles Teil!!!


      Unser LKW









      Mit dem LKW ging es über die Brücke, welche den Kamtschatkafluss überspannt Richtung Kljucevskoj Naturpark. Nachdem wir die Schotterpiste verlassen haben, merken wir recht schnell warum wir in solch einem großen Geländegängigem Fahrzeug sitzen. Größtenteils ging es über Stock und Stein. Fahrrinnen tief wie PKW Reifen, Pistenabschnitte welche auf 50 und mehr Metern komplett unter Wasser standen, weite Lavafelder. Während wir schmale Gletscherflüsse queren merken wir jedes mal, wie der LKW und wahrscheinlich auch unser Fahrer arbeiten, sich gegen die starke Strömung der Flüsse bäumen. Als wir die Baumgrenze erreichen ist es um uns geschehen. In der Ferne sehen wir den Kljucevskoj und den Kamen – welch faszinierender Anblick dieser zwei perfekt geformten mit Schnee und Eis bedeckten Pyramiden.




      Der Kljucevskoj und der Kamen

      Wenig Bäume, weniger Mücken, dafür verdammt viele Bremsen. Als wir weiter fahren verfolgen uns die verdammten Blutsauger noch einen Moment eh sie ablassen.


      Der Tolbacik



      An der Leningradskaja Basa angekommen fühle ich mich auf den Mond versetzt. Unwirklich, gar Schemenhaft liegt die Leningradskaja Basa in den Wolken. Der Untergrund schwarz. Überall schwarze Asche, vereinzelte grüne Punkte – Die Natur holt sich ganz langsam das zurück, was vor beinahe 30 Jahren unter der Asche des Tolbatschiks begraben wurde. Zwischen unseren Beinen verwirbeln sich die feinen Wolkenfetzen im Wind.
      Um die eigentlich Basa, bestehend aus der Hütte des Rangers, einem größeren Aufenthaltsraum und zwei kleineren Hütten zum einmieten standen bestimmt 50 2-Mann Zelte der russischen Marke „Red Fox“ windschief herum.
      Es nieselte und die Temperaturen hatten so gar nix mehr gemein mit den sommerlichen Temperaturen, wie wir sie noch vor nicht einmal zwölf Stunden hatten. Ein Temperaturdelta von beinahe 30°C...
      Der Tolbatschik versteckte sich hinter einer dicken Wolkendecke. Ich hoffte, dass die ersten Vergleiche mit dem uns bereits bekannt unbekannten „Nieschinski“ nur Blödelei blieben.

      Wir machten uns mit dem Lager vertraut. Die Quelle, die übel riechenden Toilettenhäuschen, der Aufenthaltsraum, die Waschbecken – ohne diese angenehmen Unannehmlichkeiten wäre ein Leben hier oben nicht möglich.
      Zum Abend wurde es ein wenig voller in der großen Hütte. Die kommerziellen Touren kamen von ihren Ausflügen wieder. Von den zwei großen Tischen nahmen wir bis zu diesem Zeitpunkt einen komplett für uns in Anspruch, nun teilten wir ihn mit einer Schweizer Exkursion.


      Das rechte Klo hat doch deutlich weniger gestunken als das linke
      Herrlich, nicht genug das die Russen mit ihrer Natur schonungslos umgehen, nein mit solchen Transportmitteln werden auch jede menge Touris durch die empfindliche Landschaft gekarrt und zerstört, um dann zu Hause über Sinn und Unsinn von LNT zu debattieren...

      Trotzdem schöner Bericht aus einer ebenso schönen Gegend.

      LG
      Atze
      Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
      Abraham Lincoln

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      • Enja
        Alter Hase
        • 18.08.2006
        • 4898
        • Privat

        • Meine Reisen

        AW: [RU] Kamtschatka 2012

        Du plädierst für ein Besucher-freies Kamtschatka? Die Gekarrten richten doch vermutlich relativ wenig Schaden an, da sie "öffentliche Verkehrsmittel" benutzen und in fertigen Camps hocken.

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        • dfens
          Dauerbesucher
          • 13.12.2010
          • 721
          • Privat

          • Meine Reisen

          AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

          Zitat von Atze1407 Beitrag anzeigen
          Herrlich, nicht genug das die Russen mit ihrer Natur schonungslos umgehen, nein mit solchen Transportmitteln werden auch jede menge Touris durch die empfindliche Landschaft gekarrt und zerstört, um dann zu Hause über Sinn und Unsinn von LNT zu debattieren...

          Trotzdem schöner Bericht aus einer ebenso schönen Gegend.

          LG
          Atze
          OT: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Brecht. Nur mal so als Denkanstoss, bevor wir hier
          die Russen
          verurteilen.
          Some people just need a high five.
          In the face.
          With a chair.

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          • Atze1407
            Fuchs
            • 02.07.2009
            • 2425
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            • Meine Reisen

            AW: [RU] Kamtschatka 2012

            @ defens
            Es geht hier nicht nur um die Russen, Du kannst das auch bei den Amis sehen.

            Und die dort mit diesen "Taxis" unterwegs sind, die brauchen ans "Fressen" garantiert nicht denken.
            Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
            Abraham Lincoln

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            • Enja
              Alter Hase
              • 18.08.2006
              • 4898
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              • Meine Reisen

              AW: [RU] Kamtschatka 2012

              Ich verstehe nicht so ganz, was du sagen möchtest. Bist du grundsätzlich gegen Kamtschatka-Reisen?

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              • ühürü
                Erfahren
                • 07.08.2007
                • 266
                • Privat

                • Meine Reisen

                AW: [RU] Kamtschatka 2012

                OT:
                Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                Was sich jetzt sicherlich weniger Nett anhören wird, ähnlich wird es auch später in meinem Fazit stehen, aber: ich werde im Vorfeld einer jeden Tour auf jeden Fall das Fitneß-und Erfahrungslevel meiner Mitwanderer in Erfahrung bringen. Dies ist beim besten Willen nicht bös gemeint, nur habe ich mich auf der Tour leider viel zu oft darüber aufgeregt.
                Sven, ich kenn Dein Fazit ja schon.
                Ich erinnere mich daran, dass Du auf der Tour erzählt hast, dass Du nie wirklich krank oder ernsthaft verletzt warst und Schmerzen nicht wirklich kennst. Falls mir das falsch in Erinnerung sein sollte, sorry, dann lass ich mich gern korrigieren.

                Anscheinend kann jemand, der jung und fit und gesund ist und aus eigener Erfahrung nicht weiß, wie sich starke Schmerzen anfühlen, wohl nicht nachvollziehen, was für ein Tritt (ins Gemüt) so ein arrogant wirkendes Fazit wie Deines ist. Auch wenns "nicht böse gemeint" ist von Dir.

                Mich hats bei der Tour genervt und belastet, dass - u.a. - meine körperliche Unzulänglichkeit die Gruppe aufhielt. Ich bin nicht gern Bremsklotz und selbst eher ungeduldig, wenns nicht vorangeht.

                Im Übrigen gabs vor der Tour nicht nur von mir erst Bedenken und Zaudern, weil ich eben nicht rundum fit bin, ohne daran wirklich viel ändern zu können. Auch Training verschafft mir nicht die fehlende Schilddrüse oder ändert was an meinen Hüftgelenkschäden und ihren Begleiterscheinungen. Traning für Ausdauer und Muskulatur hatte ich durchaus im Programm. Mit körperlichen Einschränkungen hatte in unserer Gruppe nicht nur ich zu tun.

                Unter anderem ein Beitrag, der lange vor der Tour geschrieben wurde, überzeugte mich, dass ich mitkommen kann. Die Wanderung auf den Kilimanjaro 2008 hatte ich ja auch ohne jegliche Probleme mit meinem Hüftgelenk bzw. mit den Spätfolgen meiner Hüftoperationen im Kindesalter absolviert. Damals gabs ein paar Probleme durch Höhenkrankheit, aber über 4.000 m würden wir ja nicht wandern. Also entschloss ich mich mitzufahren und die Flüge zu buchen.

                Folgende Aussage gab es in der Planungsphase:
                "Ich würde das ganz entspannt sehen und die Tour auf jeden Fall als Gruppe planen. Ich muss kein Leistungssport draus machen. Dann schon lieber mit einem Teil der Gruppe einen Gipfel nehmen während der andere teil einen Ruhetag macht und danach gemeinsam weiter. Ich will einfach nur die Landschaft geniessen und tolle Eindrücke mit nach Hause nehmen. Auch wenn ich spass daran habe an meine Grenzen zu gehen ist das nicht das Ziel einer solchen Tour. Spontane Änderungen kann man bei einer so großen Gruppe immer machen, ohne dass das gleich kritisch wird. Von daher: erstmal alles zusammen planen und vor Ort lieber improvisieren wenn es anders kommt."

                Landschaft genießen und tolle Eindrücke sammeln: na gern. War dann auch so aus meiner Perspektive.

                Ich bin in normalem Gelände meist ziemlich schnell und ausdauernd unterwegs und bin eher jene, die auf andere warten muss. Bei dieser Tour war es speziell bei der ersten Tour nach der nicht möglichen Furt KEIN normales Gelände - für mein Verständnis. Damit, dass wir uns tagelang durchs Dickicht wühlen, in dem man dank Gestrüpp nicht sieht, ob der nächste Schritt wieder in ein Schlammloch führt, hat keiner gerechnet. So hieß es von allen neun Mitwanderern vor Ort.
                Jaja: "wir wussten, es wird kein "Spaziergang". Aber eine Wanderung auf Wanderwegen würde es sein - so wars geplant. Es kam anders und wir haben das Beste daraus gemacht. Wie es halt jedem und jeder von uns möglich war.

                Dass ich mir bei der Tour zum toten Wald einen grippalen Infekt einfing und ein paar Tage übel hustete, war nervig. Nicht nur für mich. Plötzlich beim Aufstieg zum Tolbachik eine halbe Minute lang keine Luft mehr zu bekommen und quasi aus dem letzten Loch zu pfeifen, kam unerwartet. Gut, dass wir an dem Tag alle unabhängig voneinander liefen, so fühlte sich keiner genötigt, zu warten, umzukehren bzw. meinetwegen abzubrechen.

                Ich fand die Landschaft beeindruckend und nie langweilig und habe es genossen, dort zu sein. Auch wenn es für mich ungewohnt war, bei Tour 1 täglich vor dem Schlafengehen eine Ibu 800 nehmen zu müssen, um schlafen zu können trotz fiesen Muskelzuckungen im Bein. Sonst nehme ich vielleicht zweimal jährlich überhaupt eine Schmerztablette, aber nicht beim Wandern.

                Tut mir für Dich leid, wenns entgegen Deiner Erwartung nicht die spektakulärste Reise Deines Lebens überhaupt wurde und Du Dich so oft aufregen musstest.
                Zumindest langfristig hat sich die Reise ja gelohnt, und meine Prognose von damals war richtig: "Von wegen 'nur ein Urlaubsflirt'..."

                Vielleicht hatte ich meine Erwartungen vorher niedriger gesteckt, ich freute mich auf weitgehend menschenleere Gegenden, viele Vulkane, viel Grün. Mich hat Kamtschatka begeistert und ich würde wieder hinfahren, gäbe es nicht so viele andere lohnende Ziele, die ich noch ansteuern will.

                Allerdings werde ich die nächsten Reisen wohl eher wieder zu zweit mit meinem Wanderkomplizen machen. Oder in einer kleineren Gruppe, die nix dagegen hat, zwischenzeitlich mal die Schnellen ziehen zu lassen und sich temporär zu trennen, damit alle zu ihrem Recht kommen.
                Dabei fand ich unsere Truppe durchaus gelungen gemischt und hatte viel Spaß.

                Im Übrigen: frohes neues Jahr!
                In der Liebe ist es wie beim Verbrechen - ohne den richtigen Komplizen wird es nichts.

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                • Jens2001
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                  AW: [RU] Kamtschatka 2012

                  Hm, da war aber ordentlich schlechte Stimmung und es krachte wohl mächtig in Gebälk der Reisegruppe...
                  Ich sag's euch mal so, da ihr bis jetzt noch nicht wirklich viel von Kamtschatka gesehen habt, solltet ihr dass nicht so tragisch nehmen.
                  Ihr müsst da sowieso noch mal hin , und einen ersten Eindruck und Einstieg habt ihr jetzt.

                  "Normales Gelände" findet man auf Kamtschatka eigentlich nur weit im Norden und im Süden gibt es ein bisschen Hochtundra, sowie die touristisch etwas erschlossene Gegend um Esso sind mit einem Wegnetz durchzogen gut zu gehen.
                  Kamtschatka ist geologisch betrachtet "junges Land" da laufen noch riesige Umgestaltungen ab und die Vegetation kann sehr heftig sein. Der Südliche Teil (südlich der Linie Gorely, Opala Fluss) mit der extrem hohen Bärendichte ist wirklich unzugänglich außer Bärenpfaden und kleinen Bächen als Weg bleiben dann nur noch die Flüsse als Wege oder der Hubschrauber aber es ist unbeschreiblich schön.

                  Lohnen tut es sich allemal wieder hin zu fliegen, mich wird die Halbinsel wohl nie wieder los lassen.

                  lg Jens

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                    • 26.04.2010
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                    AW: [RU] Kamtschatka 2012

                    Zweifellos ist die kritische Selbseinschätzung der eigenen Kondition vor alle Euphorie zu stellen. Auch wenn Verzicht schwer fällt. Solange sich nicht die Auffassung einzelner, Ich habe gebucht...[/I]breitmacht
                    Ist ohnehin ein heikles Thema und ein Fettnäpfchen dazu, in das ich sehr erfolgreich mit der Frage getrampelt bin. Unter Belastung mutiert der Friedlichste plötzlich zum Tier.

                    Wer hat denn aber die Touren herausgesucht?

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                    • Jens2001
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                      AW: [RU] Kamtschatka 2012

                      Unter Belastung mutiert der Friedlichste plötzlich zum Tier.
                      das stimmt, auf der anderen Seite hatte ich auch schon den Fall, dass auf einer Expedition die Leute, die am sportlichsten und am meisten durch trainierten Leute (allerdings ohne Expeditionserfahrung) als erstes in die Knie gegangen sind.
                      Weil sie einfach nichts zum Zusetzen hatten, und die Körperliche Belastung ganz anders und ausdauernder war als beim Sport.

                      lg

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                      • Jens2001
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                        • 02.04.2006
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                        AW: [RU] Kamtschatka 2012

                        Einen Guide oder ähnliches braucht man auf Kamtschatka wahrscheinlich nicht, wobei uns hier SarekManiac aufgrund ihrer Erfahrung und auch ihrer Russischkenntnisse doch sehr viel abgenommen hat. (Auch schon während der Vorbereitungen)
                        nein, wenn man nicht total "Blind" ist, braucht man auch keinen Guide. Wenn man sich außerhalb der "Schweiz von Kamtschatka" in der Gegend um Esso sowie der Hausberge von Petropavlowsk aufhält, ist eine gute Kartografie das A und O, denn Wege gibt es dann so gut wie keine mehr außerhalb des besiedeltem Gebietes.

                        In meinem ersten Sommer habe ich vollkommen autark geplant... das war ein Fehler!

                        Inzwischen plane ich die Unterstützung meiner russischen Freunde mit ein, insbesondere die der Fischer an der Küste, hast du bei denen einen Freund, hast du viele, dass macht die Sache viel einfacher, wenn man dort gut vernetzt ist!

                        lg Jens
                        Zuletzt geändert von Jens2001; 01.01.2013, 14:18.

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                        • Enja
                          Alter Hase
                          • 18.08.2006
                          • 4898
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                          AW: [RU] Kamtschatka 2012

                          Je größer die Gruppe ist, desto langsamer kommt man voran. Man erweitert dann eher seine Sozialkompetenz als etwas anderes. Mit "Kräfte vorher einschätzen" ist das auch so eine Sache. Die passende Virusinfektion haut den stärksten Mann aus den Schuhen.

                          Und ja, unter solchen Umständen mutiert fast jeder. Die einen werden immer entspannter und freundlicher. Übernehmen jede Arbeit. Stützen die Schwächeren. Entwickeln ungeahnte Kräfte. Die anderen mutieren halt zum Tier.

                          Körperliche Belastungen. Die mentalen sind auch nicht zu unterschätzen. Am besten dazu noch ein schwieriges Klima, viele Mücken, wenig zu essen......

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                          • ühürü
                            Erfahren
                            • 07.08.2007
                            • 266
                            • Privat

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                            Nein, mächtig gekracht hat es vor Ort nicht. Eine Diskussion gabs über den weiteren Verlauf während der ersten Tour, durchaus heftig und emotional geführt. Anhand von Äußerungen im Reisebericht merke ich nun, wie u.a. die Auswirkungen meiner Einschränkungen von anderen wahrgenommen wurden. Und das ist auch okay, ich bin wie gesagt selbst ungeduldig und warte ungern. Nur waren offensichtlich die Voraussetzungen und Erwartungen an diese Reise verschieden.

                            Selbstkritisch bin ich durchaus; hätte es im Vorfeld bei Gesprächen nicht Aussagen über die Ziele der Reise gegeben wie eben "kein Leistungssport/Natur erleben/etwas Angeln" etc., hätte ich verzichtet, den Flug zu buchen. Dass es anstrengend werden kann und wird, war mir klar.

                            Ich hätte z.B. auch gern den Krater des Tolbachik erreicht, für mich war halt gut 600 Höhenmeter vorher Schluss - noch nie vorher hatte ich bei einer Erkältung unter Belastung einen asthmatischen Anfall und war ziemlich schockiert, dass mein Körper so streikt. Frustriert war ich trotzdem nicht, die Aussicht während des Aufstiegs auf die Lavalandschaft ringsum war grandios.
                            Die Wanderung am Kilimanjaro war definitiv auch "kein Spaziergang", es gibt Schätzungen, dass nur 40 % der Wanderer dort den Gipfel erreichen. Da gabs bei mir im Magen Radau, aber ich konnte ohne zu viel Quälerei bis nach oben steigen. Mein Bein hat da auch bei gelegentlich zehn-zwölf Stunden täglicher Wanderzeit und am letzten Tag mit 27 km keinen Mucks gemacht.

                            Wir haben die Kamtschatka-Touren gemeinsam geplant, es gab keinen ernannten Reiseleiter, aber natürlich Leute mit mehr Erfahrung. Normales Gelände heißt für mich nicht: planierte Wege/"Wanderautobahnen". Ich war aber nicht vorbereitet darauf, zwei Tage durchs Dickicht zu wandern, meist ohne sehen zu können, wohin ich meinen Fuß setze. Der Tourverlauf im Bystrinski-Park war ja ansonsten mit vorgesehenem und vorhandenem Weg. Die verhinderte Furt sorgte für diesen Umweg am zweiten Tag und später über die Felshänge zum See, und ich behaupte, darauf war keiner von uns vorbereitet. Für manche war der Umgang damit leichter. Ich fands gleichzeitig anstrengend und toll, dort unterwegs zu sein.

                            Dass der Süden Kamtschatkas beeindruckend ist, glaube ich, auch aufgrund von Filmen über diese Ecke. Finanziell wars nicht drin, dorthin zu reisen, da eben Zusatzflüge nötig gewesen wären. Und ich fand auch unsere Touren schon sehr beeindruckend.
                            Zuletzt geändert von ühürü; 01.01.2013, 13:48.
                            In der Liebe ist es wie beim Verbrechen - ohne den richtigen Komplizen wird es nichts.

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                            • Torres
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                              AW: [RU] Kamtschatka 2012

                              OT: @ühürü: Bist Du vielleicht ähnlich höhenempfindlich/höhenkrank bereits in tieferen Lagen wie ich? Klingt mir nämlich fast danach. Das geht bei mir mit Leistungseinbrüchen, Magenproblemen und Asthmaanfällen einher. Muss bei Dir nicht so extrem sein, aber vielleicht mal zum Nachdenken. Ich wusste ja auch jahrelang nicht, was mit mir los ist und habe es auf Anstrengung oder was gerade sonst plausibel war geschoben.
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                              • ühürü
                                Erfahren
                                • 07.08.2007
                                • 266
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                                AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                OT: @ühürü: Bist Du vielleicht ähnlich höhenempfindlich/höhenkrank bereits in tieferen Lagen wie ich? Klingt mir nämlich fast danach. Das geht bei mir mit Leistungseinbrüchen, Magenproblemen und Asthmaanfällen einher. Muss bei Dir nicht so extrem sein, aber vielleicht mal zum Nachdenken. Ich wusste ja auch jahrelang nicht, was mit mir los ist und habe es auf Anstrengung oder was gerade sonst plausibel war geschoben.
                                OT:
                                Glaube ich nicht. Womit ich Deinen Hinweis keineswegs beiseiteschieben will, ist ja nicht verkehrt, darüber nachzudenken.

                                So oft war ich zwar noch nicht in der Höhe, aber in Tansania war ich nach der Kilimanjarotour noch länger unterwegs, auch in der Höhe, am Mount Meru und anderswo, und kam bestens zurecht. Da war ich natürlich auch akklimatisiert. Meine später angereiste Schwester musste sich schon auf gut 2.500 m erbrechen und hatte üble Kopfschmerzen, Kopfweh hatte ich dagegen gar nicht und war dann ja auch leistungsfähig und guter Dinge. Die Magensache war erst bei deutlich mehr als 4.000 Metern.

                                Der Leistungseinbruch in Kamtschatka lag bei mir zunächst am unwegsamem Dickicht hügelauf und hügelab (= ständiges Ausbalancieren = Muskelbelastung im schwächeren rechten Bein). Kein Bremsklotz sein zu wollen und somit nicht lange pausieren zu wollen war natürlich auch ein Faktor. Bremsenstiche in die Lippe = arge Schwellungen nervten zusätzlich.
                                Bei Tour 2 dann der Infekt und die Husterei, die mich einmalig kurz in Luftnot brachten. (Dennoch gilt: Je ne regrette rien. )
                                In der Liebe ist es wie beim Verbrechen - ohne den richtigen Komplizen wird es nichts.

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                                • Jens2001
                                  Dauerbesucher
                                  • 02.04.2006
                                  • 892
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                                  AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                  was ich mir auch vorstellen kann duch die ungeheueren Mengen an Mücken schmieren viele ständig Deet haltige Mittel und die verträgt auch nicht jeder so gut!
                                  gestochen wird man trotzdem ständig, wenn auch nicht mehr so viel wie ohne.
                                  Die Vegetation ist heftig, wir haben mal für eine Strecke für die 3 Tage geplant waren 10 Tage gebraucht, allerdings jeder mit 45kg auf dem Rücken (neben dem Outdoorkram Boot Gumotex Orinoco, viel Fotokram, Fliegenfischerausrüstung) und ganz wenig zu Essen, mein Kollege wollte zwischendurch sterben! Ein zurück gab es nicht, da wir an unserem Absetzpunkt auch allein gewesen wären.
                                  Den ganzen Tag in den Hochstauden ist heftig, aber noch viel schlimmer ist Slanik (Gestrüpp aus Erlen oder Zirbelkiefern vom Schnee flach gedrückt).
                                  Meiner Erfahrung nach, funktioniert Demokratie bei Reisen auf denen es heftiger wird nur bis zu einem gewissen Grad, in letzter Konsequenz sollte es einen geben, der dann noch vernünftig Entscheiden kann und in letzter Konsequenz sagt was gesagt und getan werden muss!
                                  Ich mach sein einigen Jahren richtig heftige Reisen und das in Situationen mit extremer Anspannung immer mal wieder einer "durchdreht", scheint normal zu sein. Ich habe gerade ein Buch über Alaska aus den 60er Jahren gelesen, da kam das auch mehrfach vor.

                                  lg
                                  Zuletzt geändert von Jens2001; 01.01.2013, 14:56.

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                                  • Enja
                                    Alter Hase
                                    • 18.08.2006
                                    • 4898
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                                    AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                    Soweit ist es ja bei dieser Tour nicht gekommen. Das liest sich doch eher harmlos.

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                                    • ühürü
                                      Erfahren
                                      • 07.08.2007
                                      • 266
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                                      AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                      Also "durchgedreht" oder "zum Tier mutiert" ist bei unserer Reise keiner... Mir schienen soweit alle bei Verstand. Ausdauernde Lachanfälle ereilen mich auch hier in Berlin, Pülür kann das bestätigen.
                                      Die Stimmung in der Gruppe war meistens gut - und dass sich einzelne besser verstehen und andere halt miteinander auskommen, aber nicht davon ausgehen, allerbeste Freunde zu werden, ist doch völlig normal.
                                      Meine Beiträge jetzt schreibe ich auch nicht mit Schaum vor dem Mund.

                                      Zur Mückensache: Wir haben ja nicht in DEET gebadet. Ständiges Schmieren ging eh nicht, so viel Antimückenmittel hatten wir nicht mit. Arme und Beine halt, für den Kopf das Mückennetz.
                                      In der Liebe ist es wie beim Verbrechen - ohne den richtigen Komplizen wird es nichts.

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                                      • Jens2001
                                        Dauerbesucher
                                        • 02.04.2006
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                                        AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                        Wir haben ja nicht in DEET gebadet.
                                        trotzdem, wenn ich Asthma Anfall in Verbindung mit Deet höre, gehen bei mir alle lichter an...

                                        lg

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                                        • Kati79
                                          Erfahren
                                          • 18.03.2009
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                                          Es liest sich hier schlimmer als ich es vor Ort empfunden habe. Wir haben vor der Reise gedacht, dass man eine 9-köpfige Gruppe zur Not teilen kann, dass Leute sich auch zu zweit oder dritt abspalten können, wenn es ihnen zu schnell zu langsam oder aus anderen Gründen unangenehm ist mit der ganzen Gruppe zu reisen. Verletzungen kann es ja auch geben. Aber das Gelände bei der ersten Tour und die Einschätzung, dass es für zwei Leute allein schwierig wird sich durchzuarbeiten, haben dazu geführt, dass wir zusammengeblieben sind. Gründe für die Entscheidung, sich nicht aufzuspalten, waren Erfahrungen der ersten 2 Tage: Bären, die ganzen Löcher in denen man sich was brechen konnte, Furten, bröselige Steilhänge, Hilfe kann man nur schwer holen, wenn der andere Teil der Gruppe 2 Tage entfernt ist. Aber das sind Erfahrungen, die man eben vor Ort macht und nicht zuhause vorm Fernseher. Dafür muss man dann eben bis Kamtschatka und es ausprobieren oder warten bis mal jemand einen Reisebericht schreibt.

                                          Unser Plan uns in der Park-Verwaltung oder Information, wo man auch die Permits kauft bessere Karten zu kaufen, die vielleicht nicht 30 Jahre alt sind oder welche, die mehr zur Wegbeschaffenheit sagen, ist auch nicht aufgegangen. Mit den russischen Militärkarten hatten wir schon das Detaillierteste, was man so bekommen kann.

                                          Die zweite Tour war ebenfalls von Zuhause aus anvisiert worden. Wir wussten, dass wir vor Ort in Busse umsteigen müssen oder uns einen Transport organisieren müssen. So weit üblich. Da wir uns sinnvoller Weise für die Anreise zu den Vulkanen per Transport entschieden hatten, mussten wir auch bescheid geben wo wir wann wieder abgeholt werden wollen. Und das bedeutete vor Start der zweiten Tour entscheiden zu müssen, ob wir 1. eine Tour gehen und uns woanders abholen lassen, als dort wo wir ins Gelände entlassen wurden oder 2. uns an der gleichen Stelle abholen lassen, wo wir abgeladen wurden. Tja, nachdem wir auf der ersten Tour die Erfahrung der Unberechenbarkeit des Geländes gemacht haben war es uns dann zu heikel die 2. Tour an einem unbekannten Ort enden zu lassen. Nur weil man meint, dass 80 km in 8 Tagen gut zu machen sind, heißt das nicht, dass man es schafft. Wir haben dann aufgrund mehrerer unbekannter Größen die sichere Variante der Leningradskaja Basa gewählt. Aber die Gründe zähle ich noch mal auf: 1. Wassermangel (in dem Bereich direkt um den Tolbacik für 2 Tage, d.h. Jeder muss mindestens 4 Liter mehr schleppen), 2. unbekanntes Gelände zwischen Tolbacik und Kozyrewsk (verzweigte Flüsse, Asche und aller Voraussicht nach wieder viel Gestrüpp, durch das man ewig braucht), 3. Gesundheitszustände sind unberechenbar, Hilfe schlecht zu holen, 4. es gibt keinen Handyempfang (man kann sich nicht woanders abholen lassen).

                                          In Anbetracht des Wetters das uns dann am Tolbacik erwartet hat und des Geländes, durch das wir mit dem LKW gefahren sind, bin ich froh über das feste Lager. Wir hatten mindestens 4 Tage lang durchgehend Nebel und Regen, nämlich die ersten. Und sobald man aus der Asche raus gefahren ist Richtung Straße (da gabs nur eine), ging es durch Wald und zwar dichten Wald mit ganz vielen Mücken und lange (mindestens 2 Tage Fußmarsch). Das hatten wir schon bei der ersten Tour. Und der Weg für den Transporter war extrem schlammig, den wäre man gegangen und da hätte man auch keine 5 km/h gemacht.

                                          Die Zusammensetzung der Gruppe war eine Mischung aus Leuten, die Interesse angekündigt hatten, weil sie gern mal nach Kamtschatka wollten und Leute, die ich persönlich angefragt hab, weil ich der Meinung war, dass es sozial passt und eine größere Gruppe besser ist. Ich war froh drüber, dass wir mehr Frauen als Männer waren, das entschärft aus meiner Sicht den sportlichen Ehrgeiz ein bißchen und schützt davor sich Dinge vorzunehmen, die nicht schaffbar sind. Und noch eine Binsenweisheit: Irgendwer ist immer der oder die Langsamste. Und alle sind froh, wenn sie es nicht sind. Und es wäre gut, sich nicht zu lang Gedanken darüber zu machen, sondern mit der Situation umzugehen, es gelassen zu nehmen und sich auf die spannenden Momente zu konzentrieren. Das haben wir meistens während der Tour getan.

                                          Mein Fazit: Im Gegensatz zu vielen anderen Reisezielen, hat auf Kamtschatka die Natur bestimmt wie weit wir vorankommen, wie angenehm oder unangnehm es war. Hitze und Kälte, Mücken, heiße Quellen, kaltes Gletscherwasser, zu viel Wasser an den Furten und zu wenig Wasser bei den Vulkanen und das unberechenbare ätzende Gelände. All das hat sich eingebrannt in mein Gedächtnis, aber genau das mag ich an solchen Touren. Je ätzender es wird, desto eher bleibt es für immer vorm inneren Auge und freu mich drüber. Ich bereue nichts.

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