[US] Northern Cascades 2022
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Keine Ankündigung bisher.
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Zitat von berniehh Beitrag anzeigenja in der Wildnis ist es überall sehr schönso allgemein hatte ich das zwar nicht gemeint, aber klar!
in der wildnis ist es überall sehr schön!danobaja
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resist much, obey little!
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9.Tag
Es sind noch 22 Kilometer zum Big Beaver Boat Camp am Ross Lake.
Um 9:40 wander ich los durch Wald talabwärts. Das Wetter ist mal wieder top, blauer Himmel, sonnig und heiß, bis auf paar Restwolkenfelder am Morgen und Vormittag. Trotz des schönen Wetters ist die Sicht ab Spätvormittag immer noch leicht diesig und ich frage mich ob hier irgendwo Waldbrände wüten. Im Wald bekommt man von der diesigen Luft allerdings kaum was mit.
Der Wald im Big Beaver Valley ist stellenweise wirklich phantastisch mit spektakulär große Nadelbäume.
im Hintergrund die Picket Range
den ganzen Tag führt der Trail durch Wald
Big Beaver Valley
Auf halbem Weg talabwärts verlasse ich laut Karte den North Cascades National Park und komme in die Ross Lake National Recreation Area. Ein Schild habe ich allerdings nicht gesehen, aber verwaltungstechnisch und von den Regulierungen her gehört das eh alles zusammen.
Auf der ganzen Strecke bis runter zum Ross Lake kommen mir nur zwei PNT-Thruhiker entgegen, die in Montana gestartet sind und zwei einheimische Bergsteigerinnen, die hoch zum Luna Peak wollen.
Big Beaver Valley - etwas diesige Sicht heute
Big Beaver Trail
Big Beaver Creek
ganz hinten links der Mt.Fury auf der Picket Range
Am Spätnachmittag erreiche ich den Ross Lake und hier ist im Gegensatz zu meiner heutigen Route ganz schön was los. Wie schon am Baker Lake sind die Campsites am Ross Lake ziemlich groß und voll, ein Großteil der Leute kommen mit dem Boot.
Auf dem Ross Lake Boat Camp wäre ich eigentlich gestern gebucht.
Im Gegensatz zu dieser Campsite sind die anderen Camps im Nationalpark mit nur zwei bis vier Sites recht klein mit nur wenige oder keine Leute.
Auf die Schnelle habe ich keine freie Site mehr gesehen und schlage mein Camp etwas abseits versteckt im Wald auf.
Es sind nur noch 8,5 Kilometer zum Trailhead am Ross Lake Damm und 181,5 Kilometer zurück zum Trailhead am Baker Lake Damm. Morgen geht´s also erstmal zum Einkaufen wieder zurück in die Zivilisation.
Ross Lake (490 m) - im Hintergrund der Jack Mountain in der Pasayten Wilderness, nach meinem Einkaufsstop führt der PNT dort weiter.....
hier mache ich mich auf die Suche nach einer Campstelle
Camp 9
Big Beaver Creek bei meiner Campstelle
Zuletzt geändert von berniehh; 03.12.2022, 14:24.
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10.Tag
Wie gestern wander ich auch heute um 9:40 los und folge den Trail durch Wald die letzten 10 Kilometer zum Ross Lake Damm. Am Morgen ist es noch bedeckt, aber im Laufe des Vormittages wird es sonnig und heiss. Auf dem Trail ist kaum was los, nur zweimal treffe ich Wanderer, aber am Damm sind natürlich viele Leute.
noch 10 Kilometer zum Ross Lake Damm
immer wieder hat man während der Wanderung Blicke auf den Ross Lake
Ross Lake
die Zivilisation in Sicht - dort vorne sieht man schon den Damm
Ross Lake Damm
Blick vom Damm
Ross Lake Damm
Am Damm befindet sich der Trailhead und hier wäre eigentlich auch mein Ausstiegspunkt, ein Stückchen weiter oben verläuft der Highway 20. Allerdings will ich noch den Happy Panther Trail zum East Bank Trailhead wandern, nochmal 8,5 Kilometer.
Der Happy Panther Trail verläuft am Hang das Südufer des Ross Lake entlang, ein Stückchen unterhalb des Highway 20.
Somit muss ich meinen nächsten Trekkingabschnitt nicht hier am Damm starten sondern kann direkt am East Bank Trailhead loslaufen. Der Vorteil dabei ist daß ich den Happy Panther Trail jetzt mit leichtem Rucksack wandern kann. Ansonsten hätte ich ihn am Beginn des nächsten Abschnittes mit mega schwerem Rucksack wandern müssen.
vom Damm muss ich über einen Kilometer diese blöde Schotterstraße folgen
hier der Trailhead
Happy Panther Trail
Ross Lake
auf dem Happy Panther Trail treffe ich keine Leute
nach 8,5 Kilometern erreiche ich den Trailhead, hier startet mein nächster Abschnitt auf dem recht populären East Bank Trail Richtung Pasayten Wilderness
Der East Bank Trailhead liegt direkt am Highway 20. Kurz vorher fülle ich an einem kleinen Bach meine Wasserflaschen auf für eine gründliche Dusche.
Nun geht´s also erstmal für die Resupply per Anhalter in die nächste Stadt. Mein nächster Trekkingabschnitt durch die Pasayten Wilderness wird ziemlich lang, ich muss also richtig viel Essen einkaufen, für 17 bis 18 Tage. Dafür will ich diesmal in eine Stadt mit Walmart. Bei meiner benötigten Menge an Essen kann man so ganz schön was sparen.
Als Orte kämen da nur Burlington oder Bellingham in Frage. Burlington ist von der Lage her günstiger weil es etwas dichter dran liegt, aber dort sieht es mit Wildcampen eher schwierig aus.
In Bellingham liegt direkt neben Walmart am nördlichen Stadtrand ein Waldstück, das ich mir als Wildcampstelle ausgesucht hatte.
Also geht es nun für geplante zwei Zero Days nach Bellingham, 99 Meilen entfernt.
Im Nachhinein war die Resupply in Bellingham für´n Arsch und eine Fehlentscheidung. Aber man kann ja vorher nicht ahnen was einem dort erwartet…….
per Anhalter geht es nun nach Bellingham
Zuletzt geändert von berniehh; 04.12.2022, 09:34.
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Obdachlosenhochburg Bellingham, 21. und 22. August 2022
Es ist schon 16:30 als ich mich beim East Bank Trailhead zum trampen an den Highway 20 stelle. Ehrlich gesagt rechne ich nicht mehr damit heute noch die 99 Meilen, bzw. 160 Kilometer nach Bellingham zu schaffen und stelle mich schon darauf ein irgendwo auf dem Weg für die Nacht campen zu müssen.
Nach einer Stunde Wartezeit hält plötzlich ein Wohnmobil an. Ich hatte mich schon gewundert, denn normalerweise kommt es nur sehr selten mal vor daß Wohnmobilfahrer Tramper mitnehmen.
Es war ein Ehepaar auf dem Weg nach Hause zum Whatcom Lake, also vor den Toren Bellinghams. Nun war ich natürlich froh es heute doch noch nach Bellingham zu schaffen.
Total nette Leute waren das, so richtig aus der alten Hippi-Zeit. Während der Fahrt erzählt er mir daß er früher jahrelang kreuz und quer per Anhalter durch Amerika getrampt ist, dabei auch illegal auf fahrende Güterzüge aufgesprungen ist. Dabei haben die beiden sich auch kennengelernt, sie hat ihm beim Trampen mitgenommen und seitdem sind sie zusammen.
Die beiden warnen mich ich soll in Bellingham sehr vorsichtig sein und mich auf der Straße von niemanden ansprechen lassen. Sie erzählen mir von der extrem hohen Zahl Obdachloser in Bellingham, harten Drogen und gewalttätige Auseinandersetzungen.
In der Nähe ihres Hauses am Whatcom Lake lasse ich mich an einer Bushaltestelle absetzen und erwische gegen 20:00 den letzten Bus nach Bellingham, nur noch 6 Meilen entfernt.
Und nun?
Das Waldstück neben Walmart hatte ich mir vor über 10 Tagen zum campen ausgesucht aber an die genaue Lage kann ich mich jetzt nur noch vage erinnern. Das heisst ich brauche Internet und Google Maps um dorthin zu finden, habe aber keine US-Simkarte. O2 hat meinen Mobile Daten Zugang gesperrt, also bin ich auf Wlan angewiesen um ins Netz zu kommen. In der Nähe des Busbahnhofes finde ich kein funktionierendes Wlan, also muss ich mich ohne Google-maps irgendwie durchfragen.
Ich hatte immer gedacht Bellingham sei eine Kleinstadt. Erst viel später lese ich auf Wikipedia daß sie mit 91.000 Einwohnern fast schon eine Großstadt ist.
Jetzt am Sonntagabend um 20:45 Uhr fahren auch keine Busse mehr und ich stimme mich schon auf einen ziemlich langen Fußmarsch ein. Egal, ich habe ja Zeit und wenn ich erst um Mitternacht ankomme ist es OK.
Im Dunkeln wander ich auf der Cornwall Ave Richtung Norden durch ein Wohngebiet, auf jeden Fall ist das schonmal die richtige Richtung.
Auf der Kreuzung Alabama St schiesst direkt vor mir wie im Film plötzlich mit quietschenden Reifen ein großer SUV über die Kreuzung, während seine große Plastikkiste voll mit Farben, Lacken, Spraydosen, dreckigen Lappen, Werkzeugen, usw im hohen Bogen vom Dach des Fahrzeuges geschleudert wird und mit lautem Knall mitten auf der Kreuzung landet. Der Fahrer bremst kurz ab, fährt dann aber weiter. Das muss er doch definitiv gehört und bemerkt haben!? Sowas erlebt man wahrscheinlich nur in Amerika.
Damit die Kiste nicht zur Gefahr für andere Autofahrer wird ziehe ich sie von der Kreuzung runter und lasse sie am Straßenrand stehen. So kann der Fahrer sie gleich sehen, falls er nochmal zurückkommen sollte um seine Kiste zu suchen.
Irgendwann biege ich nach links und später wieder nach rechts auf die Meridian St.
Walmart müsste an der Meridian liegen, also muss ich diese Straße nur noch Richtung Norden bis an den Stadtrand folgen.
Fast zwei Kilometer weiter unterquere ich die vielbefahrene Interstate 5.
Kurz dahinter liegt auf der linken Seite McDonalds, worauf ich mich schon den ganzen Tag so gefreut hatte. Leider stehe ich mal wieder vor verschlossener Tür. Auf einem Zettel an der Tür steht daß das Restaurant ab 22:00 wegen Personalmangel geschlossen ist und nur noch der Drive Thru Schalter offen hat. Dabei ist es noch gar nicht 22:00 sondern erst 21:40. Angepisst marschiere ich weiter auf der Meridian Richtung Norden.
Auf dem Bürgersteig kommt mir ein verranzt aussehendes Pärchen entgegen, die einen vollgemüllten Einkaufswagen vor sich herschieben, offensichtlich Obdachlose. Ich frage sie wie weit es noch ist und bekomme freundlich Auskunft.
Es geht jetzt durch ein ausgedehnetes amerikanisches Stadtrandgewerbegebiet, voll mit Shopping-Märkte, große Parkplätze und alle möglichen Betriebe. Darunter auch einige Hotels, Best Western, Holiday Inn Express, Quality Inn Grand Suites usw, halt die üblichen dubiosen Ketten wo man bestimmt 200 bis 300 Dollar die Nacht zahlt. Ich frage mich wer wohl so viel Geld für eine Übernachtung ausgibt und dazu auch noch in so einer Gegend. Das ist wirklich nur was für die Durchreise.
Jede noch so kleine Buschfläche neben der Straße ist voll mit zerfetzten Matrazen, Schlafsäcken und sonstigen Müll von den vielen Obdachlosen.
Kurz vor Walmart sehe ich auf der linken Seite eine Wendy´s Filiale, wo ich mich erstmal für ne Stunde reinsetze und ein Burger Menü verdrücke. Auch hier funktioniert das Wlan nicht.
Als ich über den großen Walmart-Parkplatz laufe ist es schon fast Mitternacht. Ich steuere die hinterste Ecke des Grundstückes an und sehe dort schon von Weitem eine Kolone aus 8 bis 9 Fahrzeugen, schrottige Autos, verdreckte Wohnmobile und ein Haufen herumlungernder Leute, einige mit Bierdose in der Hand, genau dort wo ich in den Wald eintreten will. Vor den Fahrzeugen stapelt sich der Müll aus zerrissen Pappkartons, es wird sogar Lagerfeuer gemacht und von einem der Autos kommt mir eine große braune Katze entgegengerannt. So ein Mist, auch hier Obdachlose.
Beim Vorbeilaufen werde ich zwar bemerkt aber nicht angesprochen, was mir auch ganz recht ist.
Eigentlich würde mich schon interessieren was das für Leute sind, da ich aber auf der Suche nach einer versteckten Wildcampstelle bin will ich möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen.
Zu meinem Unmut wird das Walmart-Grundstück auch noch von einem stabilen zwei Meter hohen Eisenzaun begrenzt, der mir den Zugang zum Waldstück versperrt. Hinter dem Zaun stehen Schilder „no trespassing – beware of dog“.
Wachhunde auf einem verwilderten Waldgrundstück??
Ich marschiere noch 200 Meter weiter zur anderen Ecke des Grundstückes, dabei schaue ich mir paarmal um ob mir niemand folgt. Normalerweise wäre es mir egal, da ich aber zwei Nächte hier campen will und tagsüber mein Camp unbeaufsichtigt stehenlassen will, wäre es schlecht wenn jemand sieht wo ich zelte.
Am Nordende des Walmart Grundstückes wächst vor dem Eisenzaun ein dichter hoher Buschzaun. Ich zwänge mich da durch um erstmal aus der Sicht zu kommen. Nun bin ich in einem engen tunnelartigem Durchgang zwischen dem Buschzaun und Eisenzaun und überlege wie ich über diesen blöden Eisenzaun kommen soll, der oben auch noch mit so spitze Eisendinger, ähnlich wie Stacheldraht versehen ist. Man müsste es schon sehr geschickt anstellen dort rüberzusteigen ohne sich die Hose kaputt zu reissen, dazu auch noch mit schwerem Rucksack und im Dunkeln. Nur das sehr vage Licht von den Parkplatz Laternen dringt durch den Buschzaun bis hier durch.
Ich lasse meinen Rucksack liegen und gehe den Eisenzaun entlang um nach einer Möglichkeit zu suchen. Nach 10 Metern schaue ich mich um und sehe im Dunkeln meinen Rucksack nicht mehr. Schnell gehe ich zurück und hole meinen daypack mit dem ganzen Geld, Wertsachen und Fotokram raus um es am Mann zu haben, für den Fall daß mir jemand folgen sollte.
Der Boden dieses engen Durchganges ist übersäät mit Müll und ich denke hoffentlich hat hier nicht auch noch jemand hingekackt und ich trete nicht in die Scheisse. Meine Stirnlampe will ich nicht anmachen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ein umgekippter Einkaufswagen liegt hier rum, den ziehe ich bis an den Eisenzaun ran und steige da rauf. Das ist also die Lösung, so kann ich über den Zaun klettern.
Auf der anderen Seite wächst ein junger dünner Baum direkt am Zaun, an dessen Äste kann ich mich festhalten um so mit meinem Rucksack irgendwie den Zaun zu übersteigen. Dann gehe ich noch 50 bis 100 m weiter durch den dschungelartigen Buschwald bis ich eine flache Stelle für mein Zelt finde.
Mein Plan für den nächsten morgen wäre eigentlich gewesen mein Zelt erstmal stehenzulassen um dieses Waldstück nach einer besseren Campstelle abzusuchen, wo ich ungestört für zwei weitere Nächte bleiben kann.
Aber als ich morgens im Hellen meine Zelttür öffne sehe ich zu meinem Schrecken etwa 100 m entfernt durch die Bäume ein Auto stehen und rechts daneben ein kleines Haus, was letzte Nacht im Dunkeln nicht zu sehen war. So ein Mist, falls jetzt in diesem Moment jemand zum Auto geht, würde er mein Zelt sehen.
Im Schnelltempo baue ich mein Camp ab, lege meinen Rucksack irgendwo in den Busch und kundschafte die Gegend aus. Ein enges Netzt aus Reiterpfade verläuft hier kreuz und quer durch das Waldstück und ich sehe einige große Rehe. Vielleicht ist das ein privates Jagdgrundstück?
Ich stelle fest daß hier kein Plätzchen zu finden sein wird um auf Dauer unentdeckt zu bleiben.
Die Südseite des Grundstückes ist von einem Elektrozaun begrenzt. Keine Ahnung ob da Strom drin ist, ich steige da rüber ohne den Zaun zu berühren und stoße auf der anderen Seite auf einen Pfad.
Auf jedes noch so kleine freie Plätzchen hinter dem Zaun campen Obdachlose. Eigentlich wären das auch gute Campstellen wenn nicht alles hoffnungslos mit Plastikmüll übersäät wäre. Das ganze Waldstück ist zu einer Müllkippe verkommen, so schlimm daß ich es nicht glauben würde würde ich es nicht mit eigenen Augen sehen.
Ok man ist Obdachlos und das ist auch Scheisse, aber dann kann man ja trotzdem sein Camp sauber halten. Jetzt tun mir diese Menschen plötzlich nicht mehr leid, sollen sie doch in ihrem Dreck verrecken! Wer so lebt, hat auch ohne Obdachlosigkeit sein Leben nicht mehr im Griff.
Der Pfad führt durch eine Lücke im Zaun wieder zurück auf das Walmart Grundstück, direkt dort wo letzte Nacht die Leute waren, die jetzt immer noch da sind.
Die nächsten ein/zwei Stunden kundschafte ich einen Kilometer weiter nördlich ein weiteres kleines Waldstück aus. Auch hier alles voll Obdachlosencamps, die allerdings verlassen und nicht mehr bewohnt sind.
verlassenes Obdachlosencamp, noch halbwegs sauber und aufgeräumt verglichen mit den bewohnten Camps bei Walmart
Im hintersten Winkel dieses Waldstückes finde ich eine gute Campstelle. Dort liegt zwar ein zerfetztes Zelt rum, aber weil es aussieht daß schon länger keiner mehr hier war, würde ich mich wohl sicher fühlen. Der große Nachteil ist aber daß diese Stelle viel zu weit draußen liegt.
Ich entscheide mich meinen Rucksack jetzt am Tage erstmal bei Walmart im Busch liegenzulassen, so kann ich mich heute abend immer noch entscheiden entweder hier zu campen oder nicht.
Ich marschiere zurück Richtung Stadteinwärts, kaufe auf dem Weg Gaskartuschen und checke noch einen weiteren Supermarkt ab.
In Bellingham gefällt es mir überhaupt nicht, der Waschsalon liegt meilenweit entfernt und mit Bibliotheken sieht es ebenfalls schlecht aus. Ich hatte im Netz zwar zwei hier in der Nähe gefunden, stelle nun aber fest daß die eine geschlossen ist und die zweite ist eine College Library, also nur für Studenten. Die große Hauptbibliothek liegt im Stadtzentrum, also ewig weit entfernt.
Der Walmart hier gefällt mir auch nicht, Salami hatten sie keine und Vollmilchpulver ist ausverkauft. Meine Entscheidung steht nun fest, hier will ich keine zweite Nacht bleiben.
Erstmal gehe ich zum Mittagessen zu McDonalds und gegen 15 Uhr marschiere ich zurück zu Walmart, hole meinen Rucksack aus dem Busch und suche mir eine Busverbindung nach Sedro-Woolley.
Mit dreimal umsteigen komme ich dort am Abend an und erreiche im Dunkeln meine alte Campstelle, wo ich für zwei Nächte campe.
Umsteigen auf der Busfahrt von Bellingham nach Sedro-Woolley
meine alte Campstelle in Sedro-Woolley, wo ich vor elf Tagen auch schon war
der Farmlandfeldweg führt von meiner Campstell in den Ort rein
In Sedro-Woolley verbringe ich den halben Tag in der Library am Computer und der Waschsalon liegt auch gleich um die Ecke.
Zum Einkaufen fahre ich mit dem Bus nach Burlington, die Fahrt kostet nur einen Dollar. Darauf hätte ich auch früher kommen können.
Bei Walmart in Burlington finde ich fast alles und was ich dort nicht finde kaufe ich bei Fred Meyer.
Sedro-Woolley
Am Mittwoch den 24. August geht es endlich zurück zum Trailhead.
Zunächst nehme ich den 15:40 Bus nach Concrete, eine Stunde Fahrt für einen Dollar. Von dort geht es per Anhalter weiter, noch 49 Meilen zum East Bank Trailhead.
Die erste Mitfahrgelegenheit bekomme ich ohne Wartezeit gleich mit dem ersten Auto, mit einer Frau aus Marblemount, die mich die 22 Meilen bis dorthin mitnimmt.
Fahrt auf dem Highway 20 nach Marblemount
Marblemount - an der Grenze des North Cascades National Park
Von Marblemount muss ich ein ganzes Stückchen am Highway marschieren, da die Straße keinen Seitenstreifen hat und nirgends Autos anhalten können.
Irgendwann hält aber doch ein kleiner LKW mit offener Ladefläche und Gabelstapler an, der eine Kiste Bienenstöcke transportiert. Der Fahrer will nach Twisp, fährt also direkt am East Bank Trailhead vorbei. Super!
Das Führerhaus ist voll mit Gerödel, da ist kein Platz mehr und der Fahrer sagt ich kann mich hinten auf die Ladefläche setzen. Mit dem Spanngurt befestigt er meinen Rucksack und auf dem Rucksack kann ich mich während der Fahrt setzen. An den anderen Spanngurt, mit dem die Bienenstockkiste befestigt ist, kann ich mich festhalten, ich soll aber nicht die Kiste berühren weil sie so furchtbar stinkt.
Nicht daß ich Bedenken oder Schiss hätte mich dahinten raufzusetzen, aber trotzdem frage ich nochmal vorsichtig nach ob das nicht illegal ist und er deshalb keinen Ärger mit der Polizei kriegen kann. In seiner typisch lässigen amerikanischen Art winkt er ab und sagt,
„Don't worry about that, I'll take responsibility,” und wirft mir ne Dose Bier zu, die ich während der Fahrt trinken kann.
gleich geht die Fahrt los
Dies war die beste Fahrt, die ich per Anhalter auf dieser Reise erlebt habe, open-Air auf dem Highway 20 durch den North Cascades National Park. In Deutschland würde man sowas niemals erleben.
Kurz vor dem Dunkelwerden steige ich am East Bank Trailhead aus und schaffe es gerade noch im Wald neben der Straße eine Campstelle zu finden, bevor es ganz dunkel ist.
Open-Air Fahrt durch den Cascades National Park
bei der Ankunft am East Bank Trailhead wird es dunkel
meine Campstelle neben dem Highway am nächsten morgen
Zuletzt geändert von berniehh; 10.12.2022, 14:38.
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Trek 3
Pacific Northwest Trail mit Varianten
Teil 2
Durch die Pasayten Wilderness
Länge: 280 Kilometer
Dauer: 16 Tage
Ich wander weiter Richtung Osten durch die grandiose Pasayten Wilderness.
Dies ist mit fast 280 Kilometern der längste Abschnitt des PNT ohne eine einzige Straßen- oder Fahrwegquerung. OK, das war jetzt nicht alles auf dem PNT, ich bin auch zwei Varianten gegangen, die die Tour um mindestens drei bis vier Tage und so einiges an Meilen verlängert hat.
Alle paar Tage traf ich mal PNT-Thruhiker und alle waren sie begeistert und fanden die Route durch die Pasayten Wilderness mit Abstand den spektakulärsten Abschnitt des gesamten PNT.
Auch vor meiner Tour haben mir Einheimische Hiker von der Pasayten Wilderness vorgeschwärmt. Sie beschrieben sie mir als sehr einsam und schön, landschaftlich anders als die übrigen Gegenden der Northern Cascades, weniger schroff und hochalpin, dafür aber weitläufiger und offener.
Ich wurde nicht enttäuscht, das ist wirklich eine mega phantastische Gegend, die man nur empfehlen kann.
Allerdings hat die Pasayten Wilderness leider auch ihre großen Negativseiten:
Nirgendwo sonst auf der Welt habe ich die Auswirkungen der Klimaerwärmung deutlicher zu Gesicht bekommen wie in der Pasayten Wilderness. Gefühlt die Hälfte aller Wälder dort sind verbrannt, von verschiedenen Feuern in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren, davon einige Große Brände in den letzten ein bis drei Jahren.
Eine Einheimische Hikerin, die mich zwei Wochen später per Anhalter mitnimmt, bezeichnete die verbrannten Wälder als „Silver Forest“. Sie kennt die Pasayten Wilderness sehr gut und sagte zu mir daß es gut für die Wälder ist wenn sie abbrennen, damit sie sich erneuern können.
Meine Meinung dazu:
Das mag früher vielleicht mal so gewesen sein. Waldbrände hat es in Nordamerika schon immer gegeben, aber seitdem sich aufgrund der Klimaerwärmung in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren die jährlichen Waldbrandflächen im Gegensatz zu früher verfünft bis zehntfacht haben, ist es nicht mehr lustig.
Hinzu kommen dann noch diverse aktuelle Brände von diesem Jahr, die gerade zum Zeitpunkt meiner Wanderung wüteten und die die verbleibenen Restwaldflächen nochmals drastisch dezimierten. Einige Brände waren recht groß und das alles in Verbindung mit tagelangem dichten Rauch und diverse Trail- und Gebietssperrungen.
Wenn man sich life über den schlechten Zustand der Erde informieren will, sollte man die Pasayten Wildernes durchwandern, die wie ein Mahnmal für so viele Gegenden auf der Welt stehen. Abschnittsweise habe ich mich dort gefühlt wie vor dem Weltuntergang…….
11.Tag (1)
Gegen 10 Uhr wander ich los. Für heute gibt es nicht viel zu schreiben. Ich folge den East Bank Trail durch dichten hohen Wald das Ostufer des Ross Lake entlang durch die Ross Lake National Recreation Area. Den Wald fand ich sehr schön. Es ist heiss und sonnig, ab Nachmittag paar Wolken mit Wärmeschauer.
Auf dem Trail war jetzt nicht viel los, nur dreimal treffe ich andere Wanderer, alles Zweier-Teams. Auf den Campsites am Seeufer waren aber doch mehr Leute am campen, klar die kann man ja auch mit dem Boot erreichen.
Nach 20 Kilometern schlage ich bei der Devils Junktion abseits des Trails mein Zelt auf. Hier verlasse ich morgen früh den East Bank Trail und folge den Trail Richtung Osten in die Pasayten Wilderness hinein……
Start am Trailhead
East Bank Trail
Ruby Creek
East Bank Trail
auf der zweiten Hälfte der heutigen Wanderstrecke stößt der Trail paarmal ans Ufer des Ross Lake
der East Bank Trail folgt dann auch mal für eine Weile das Seeufer
am anderen Ufer sieht man alte Waldbrandflächen
East Bank Trail
der Devils Creek wird auf einer Hängebrücke gequert
der Devils Creek von der Hängebrücke
East Bank Trail
Camp 11 (576 m)
Zuletzt geändert von berniehh; 11.12.2022, 10:18.
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12.Tag (2)
Mit Essen für 17 bis 18 Tage war mein Rucksack mit deutlich über 30 Kg ziemlich voll und schwer. Daher mache ich heute mal einen entspannten Tag, starte morgens erst spät, mache nachmittags schon früh Feierabend und wander nur 7,5 Kilometer.
Ich verlasse den East Bank Trail und folge den Trail Richtung Osten sanft bergauf durch Wald vom See weg. Nach etwa zwei Kilometern verlasse ich die Ross Lake National Recreation Area und komme in die Pasayten Wilderness.
durch dichten Wald führt der Trail vom Ross Lake weg
hier beginnt die Pasayten Wilderness
Es geht weiter sanft bergauf Richtung Osten auf einer Hochroute oberhalb des Devils Creek Valley.
Dieser Trail ist bekannt als Devils Dome Loop, ein viertägiger Rundtrek mit Start- und Endpunkt am Highway 20, der bei Hikern recht beliebt ist wegen seiner weiten Fernblicke über diese grandiose Landschaft.
Es ist wenig los, über den ganzen Tag treffe ich nur zwei Einzelwanderer und ein Paar. Der Trail sieht auch nicht aus daß er mega viel begangen wird, einige Stellen sind etwas verwachsen und gelegentliche umgestürzte Bäume blockieren den Weg.
Es ist heute wieder heiß und sonnig, in der Höhe weht ein frischer brisiger Wind und abends ist es bewölkt mit leichtem Schauer.
Den ganzen Tag über riecht man Feuer und die Luft ist leicht diesig-verraucht. Einer der Wanderer, die ich heute treffe, spielt es herunter und erzählt mir daß hier irgendwo paar kleine Feuer brennen aber ich mir deswegen keine Sorgen machen muss. Naja, meine Sorge ist auch eher eine schlechte Sicht und schlechte Fotoqualität aufgrund der verrauchten Luft.
der Trail verläuft weit oberhalb des Devils Creek Valley am Hang entlang
durch die Bäume sieht man den Jack Mountain
und hier blickt man zurück zum Ross Lake
der Jack Mountain ist mit 2766 m der höchste Berg der Pasayten Wilderness
Jack Mountain
Devils Creek Valley / Pasayten Wilderness
auf dem Dry Creek Pass (1789 m)
Am Nachmittag erreiche ich den Dry Creek Pass, wo im alpinen Nadelwald auf 1789 m eine Top Campstelle liegt, groß genug für nur ein Zelt, aber leider ohne Wasser. Eigentlich ist es noch zu früh zum campen aber ich habe auch keine Lust mehr heute noch viel weiter zu wandern.
Ich lege meinen Rucksack erstmal hier hin um mir diese Campstelle zu sichern und folge den Trail weiter Richtung Osten um zu sehen ob irgendwo ein Bach auftaucht. Ein entgegenkommender Wanderer erzählt mir daß der nächste Bach noch drei Meilen entfernt liegt, wo auch eine gute Campstelle liegt, allerdings campen dort schon Leute.
Ich gehe zurück zum Rucksack und entscheide mich hierzubleiben. Zum Wasserholen steige ich für 10 Minuten den Hang runter bis zum ersten kleinen Rinnsal.
Camp 12 (1789 m) auf dem Dry Creek Pass
Blick von meiner Campstelle runter zum Ross Lake
und auf der anderen Seite im Süden liegt das Devils Creek Valley mit dem Jack Mountain
Devils Creek Valley
Jack Mountain
Ross Lake
Zuletzt geändert von berniehh; 12.12.2022, 21:43.
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13.Tag (3)
Heute ist es grau bewölkt mit paar Sonnendurchbrüche und recht kühl.
Morgens ist die Sicht noch relativ klar, aber das ändert sich schnell. Die Luft wird zunehmend diesig verraucht, am Nachmittag sogar extrem stark. Den ganzen Tag hat man wieder einen sehr unangenehm penetranten Feuergeruch in der Nase, noch viel schlimmer wie gestern.
Ich folge weiter den Trail Richtung Osten, zunächst für paar Meilen sanft bergauf zum Devils Dome. Der Name klingt wie ein spektakulär aussehender Berg, das ist er aber nicht. Es ist nur ein flacher unbedeutener Hügel, dafür aber mit einer spektakulären Aussicht. Mit 2128 m ist dies die höchste Stelle des Devils Dome Loop.
weiter geht´s Richtung Osten
Jack Mountain
Middle Creek Valley
auf dem Devils Dome (2128 m)
verrauchte Sicht auf den Jack Mountain
Nur dreimal treffe ich heute andere Wanderer, zwei Paare und ein Dreier Team, alles PCT-Thruhiker, obwohl dies gar nicht der PCT ist. Aber was machen die denn hier??
Ganz einfach: Hier in der Wilderness ist es absolut verboten die Grenze nach Kanada zu überqueren. Wenn die Thruhiker also ihr Endziel die kanadische Grenze erreicht haben müssen sie wieder zurück zum Highway 20. Viele wanderen den gleichen Weg auf dem PCT wieder zurück, aber einige nehmen auch eine andere Route, um nicht zweimal die gleichen Weg zu gehen. Der Devils Dome Loop ist eine von mehreren mögichen PCT-Ausstiegsvarianten.
Blick nach Norden
weiter geht´s auf einer Hochroute Richtung Osten
nochmal das Devils Creek Valley mit dem Jack Mountain - die Sicht wird immer verrauchter
North Fork Devils Creek Valley
North Fork Devils Creek Valley
auf dem Devils Pass (1842 m) verzweigt sich der Trail, der Devils Dome Loop führt nach Süden und ich nehme den Trail nach Osten zum PCT
North Fork Canyon Creek Valley
North Fork Canyon Creek Valley
alte eingekrachte Hütte - hier verplemper ich über eine Stunde Zeit weil ich den Trail verloren habe
das North Fork Canyon Creek Valley ist so extrem verraucht daß man fast nichts mehr sieht
North Fork Canyon Creek Valley
Camp 13 auf dem Deception Pass (1630 m)
Zuletzt geändert von berniehh; 14.12.2022, 22:36.
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Hallo bernieh,
ein super Bericht, vielen Dank.
Da Du gerade in der Gegend bist, Im Mount-Baker Nationalforst, am Desolation Peak war mal Jack Kerouac einen Sommer lang als Brandwache stationiert. Zu lesen im "Allein auf einem Berggipfel"
Ich selbst war 1987 nur am John Muir Trail unterwegs.
L.G. Hans
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Danke.
Das Buch kenne ich nicht, ist aber sicher sehr interessant.
Den John Muir Trail bin ich auch mal gegangen, war mega .
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14.Tag (4)
Es sind noch 7 Kilometer bis zum Holman Pass, wo der Trail auf den PCT zweigt. Um 9:20 wander ich los. Zunächst führt der Trail sanft für 300 m nach oben über den Sky Pilot Pass.
Zunächst ist es noch bewölkt, aber dann klart es auf und ab Vormittag strahlt die Sonne von einem wolkenlosem Himmel. Man riecht zwar noch Feuer und es ist auch noch leicht diesig-verrauchte Luft, aber deutlich besser wie gestern. Vermutlich hat der Wind über Nacht gedreht.
auf dem Sky Pilot Pass (1920 m)
auf der anderen Seite führt der Trail weiter am Hang das obere Canyon Creek Valley entlang
dahinten der sanfte bewaldete Holman Pass
Zwei Wanderer kommen mir entgegen und etwa einen Kilometer vor dem Holman Pass mache ich im oberen Canyon Creek Valley am Bach meine frühe Mittagspause.
Das Vorwärtskommen ist ein wenig nervig, auf einer Länge von drei bis vier Kilometern liegen ständig Bäume auf dem Trail.
gemütliche Stelle für meine Mittagspause
bis zur PCT Abzweigung blockieren viele umgestürzte Bäume den Weg
Auf dem flachen bewaldeten Holman Pass zweige ich auf den PCT und treffe auch promt eine Gruppe Thruhiker, die hier ihre Mittagspause machen.
Ich folge den Trail heute noch über 10 Kilometer Richtung Norden.
Der PCT und PNT verlaufen ab hier über einen Tag lang auf der selben Route. Kurz vor der kanadischen Grenze trennen sich die Wege wieder, der PNT verläuft dann weiter Richtung Osten und der PCT endet kurz darauf an der Grenze.
Alle PCT Thruhiker, die es bis hierher geschafft haben, sind also jetzt auf dem Endspurt ihrer Reise.
Mit der Einsamkeit ist es jetzt erstmal vorbei, bis zu meinem Camp heute abend treffe ich noch fast 40 PCT-Hiker und die gleiche Menge morgen ebenfalls nochmal, so viele wie noch nie an einem Tag. Auf meinen vorigen PCT Abschnitten nördlich vom Stevens Pass traf ich nur 10 bis 12 am Tag und zwischen dem Snoqualmie Pass und Stevens Pass sogar nur 5 bis 10 pro Tag.
Aber warum sind denn hier auf einmal so viele unterwegs??
Nun, im Frühjahr starten in Campo etwa 50 Thuhiker am Tag, aber bei weitem nicht alle schaffen es bis zur kanadischen Grenze. Ich weiss nicht mehr wie hoch genau die Abbruchquote ist, sie wird wohl deutlich über 50 Prozent liegen, irgendwo habe ich sogar mal gelesen daß sie bei 70 bis 80 Prozent liegen soll. Wenn das stimmt müssten hier jetzt deutlich weniger Leute unterwegs sein.
Warum hier trotzdem so viele Thruhiker unterwegs sind kann mehrere Gründe haben. Als Hauptgrund vermute ich die vielen Waldbrände in Oregon. Dort gab es auch diesen Sommer mal wieder etliche Brände und Trailsperrungen. Die Thuhiker mussten also immer wieder Abschnitte per Anhalter überspringen und später wieder einsteigen. Zwei Hiker aus Kalifornien haben mir erzählt sie haben sogar ganz Oregon übersprungen, da sie keine Lust hatten ständig aus- und wiedereinzusteigen. Deshalb haben sie lieber mal den ganzen Bundesstaat übersprungen und sind in Washington wieder eingestiegen.
Viele der Wanderer, die ich hier heute und morgen treffe, wären normalerweise also noch gar nicht hier, sondern erst viel weiter südlich, wenn es die Feuer und Trailsperrungen nicht geben würde und sie nichts überspringen müssten.
Für viele Thruhiker ist das sicher frustrierend und ich weiss auch nicht ob es dann noch als Thruhike zählt wenn man Abschnitte überspringen muss. Daher haben sich auch nicht alle an die Trailsperrungen gehalten.
Wer trotz Trailsperrung gegangen ist und erwischt wurde, dem wurde das Permit entzogen, er wurde aus dem Gebiet heraus eskortiert und musste obendrauf auch noch eine hohe Geldstrafe zahlen.
Einige Thuhiker sollen deshalb auch nachts gewandert sein um nicht erwischt zu werden. Einigen Ausländern, die erwischt wurden, sollen sogar ihr US-Visum entzogen worden sein und sie mussten Amerika verlassen wegen „trespassing on federal land“.
Das sind aber alles nur Trailstories, die hier von Hiker zu Hiker weitererzählt werden und deren Wahrheitsgehalt sich nur schwer überprüfen lässt. Jeder erzählt es vermutlich etwas anders weiter oder dichtet noch was hinzu, so daß am Ende Geschichten dabei rauskommen, die so gar nicht passiert sind.
Vom Holman Pass bleibt der PCT erstmal auf einer Hochroute auf oder knapp unterhalb des Gebirgskammes bis zum Hopkins Lake.
Etwa eine Meile vom Holman Pass passiere ich einen Bach, wo ich meine Wasserflaschen auffülle. Mehrere Hiker erzählen mir daß dies die letzte Wasserquelle bis zum Hopkins Lake sein soll, bis auf ein Minirinnsal, aus dem das Wasser nur tropfenweise kommen soll so daß es eine halbe Ewigkeit dauert bis die Flasche voll ist.
Natürlich habe ich bis zum Hopkins Lake noch drei/vier weitere Wasserquellen gesehen, so daß es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre so viel Wasser mitzuschleppen. Aber besser so als andersrum.
PCT und PNT verlaufen erstmal auf der gleichen Route
oberes Canyon Creek Valley
Blick vom Rock Pass (1995 m) zurück ins obere Canyon Creek Valley
Rock Pass
Blick zurück ins Canyon Creek Valley
auf der anderen Seite liegt das Rock Creek Valley
weiter geht´s zum Woody Pass
Rock Creek Valley
Rock Creek Valley
Am Spätnachmittag finde ich kurz vor dem Woody Pass eine gute Campstelle.
Obwohl es noch früh ist entscheide ich mich zu bleiben nachdem ich mich vorher abgesichert habe daß es in der Nähe eine Wasserquelle gibt.
Zur Zeit sind hier so viele Thruhiker unterwegs daß abends alle guten Campstellen im nahen Umkreis belegt sind. Wer sein Zelt früh aufschlägt hat die freie Auswahl auf die besten Campstellen.
Die Thruhiker schlagen ihr Camp i.d.Regel erst spät auf und oft in Gruppen. Tagsüber wandert zwar jeder für sich aber abends treffen sich alle im Camp wieder. Der Schnellste sucht die Campstelle aus und wartet bis die anderen nachkommen. Die letzten trudeln erst ein als es schon fast Dunkel ist.
Camp 14 (1960 m)
am Abend nehmen Feuergeruch und verrauchte Luft wieder zu
Zuletzt geändert von berniehh; 17.12.2022, 13:25.
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Moin Bernie,
die abgestorbenen Bäume im Rock Creek Valley, sind das Waldbrandüberreste oder hat das andere Ursachen (oder sehen die nur tot aus)So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
A. v. Humboldt.
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ja die Bäume sind tot, aber Waldbrandflächen sind es definitiv nicht. Aus der Ferne betrachtet sieht es mir eher nach Borkenkäferschäden aus.
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Borkenkäferschäden stimmt. Verursacht durch die Klimaerwärmung. In den Schutzgebieten lässt man das so stehen und wartet, was draus wird.
Quelle: Rangervortrag im RMNP.
Trotzdem sieht es traurig aus.
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15.Tag (5)
PCT-Thruhiker scheinen meistens lange Wandertage zu machen. Gestern Abend haben die letzten hier schon fast im Dunkeln ihr Zelt aufgeschlagen und heute morgen in aller Herrgottsfrühe, als die Sonne noch nichtmal zu sehen war, hatten sie in nullkommanichts schon ihr sieben Sachen zusammengepackt und marschieren an meinem Camp vorbei als ich noch fast im Halbschlaf liege. Naja, sie haben ja nichtmal sieben Sachen, vielleicht höchstens drei.
Es sind noch 15 Kilometer (bzw. knapp 10 Meilen) zur kanadischen Grenze. Für die Thruhiker ist heute also ihr letzter Tag vor dem erfolgreichen Abschluss ihrer Tour. Einige lassen auch hier schon ihr Zelt stehen und wandern ohne Gepäck zum Grenzstein und wieder zurück.
Der schnellste Thruhiker dieses Sommers soll den kompletten PCT in 50 Tagen geschafft haben, ohne Support. Das macht einen unglaublichen Schnitt von 85 Kilometern pro Tag. Keine Ahnung wie das zu schaffen ist. Angeblich soll er im Schnitt nur vier Stunden pro Nacht geschlafen haben.
Auch das ist eine trail story deren Wahrheitsgehalt ich nicht überprüft habe.
Um 7:25 wander ich los und folge den Trail weiter nach Norden. Es folgt eine atemberaubende Hochroute mit Hammer Fernblicke. Es ist wolkenlos und sonnig, später wird es heiss. Am Morgen herrscht eine klare Sicht mit Rauchschwaden unten in den Tälern.
morgens am Camp
der Woody Pass (2017 m) wird überwandert
hammer Fernsicht nach Westen bis zum Mount Baker
und nach Südwesten
die Rauchschwaden dort hinten im Fools Creek Valley stammen vermutlich vom Elbow Fire
Rustle Creek Valley
Chuchuwanteen Creek Valley
Rauchschwaden im Chuchuwanteen Creek Valley
Kammwanderung auf 2130 m Höhe
spektakuläre Kammroute
Hopkins Lake
Zwischen den ganzen PCT-Hikern treffe ich heute sogar mal wieder ein PNT-Thruhiker aus Colorado, der in Montana gestartet ist und auf dem Weg zum Pazifik ist. Mit ihm unterhalte ich mich für 10 Minuten. Er schwärmt mir von der Landschaft vor, die er in den letzten Tagen durchwandert hat und sagt das war bisher der schönste Abschnitt des PNT. Das schlechte dabei ist allerdings ein 7 Meiler langer Abschnitt am Pasayten River, der extrem frustrierend und langsam sein soll, da der Trail ständig von Baumstämmen blockiert ist. Ich erzähle ihm daß ich diesen Abschnitt eh nicht gehen werde weil ich ab dem Airstrip eine Alternativroute plane.
Dann fragt er mich wie schlimm die Feuer am Ross Lake und im North Cascades National Park sind. Ich antworte ihm keine Ahnung, ich weiss nichts von Feuern dort. Er erzählt mir daß der PNT durch den North Cascades National Park inzwischen offiziell gesperrt ist und er auch kein Permit mehr dafür bekommen hat. Etwas frustriert sagt er daß er dann wohl am Ross Lake aussteigen und am Baker Lake wieder einsteigen wird, also den kompletten Nationalpark überspringen muss, der nach der Pasayten Wilderness auch mit zu den schönsten Abschnitten des PNT zählt.
Kammroute
Chuchuwanteen Creek Valley
Castle Fork Valley
Abstieg zum Hopkins Lake (1882 m)
Trail oberhalb vom Castle Creek Valley
Castle Creek Valley
Selfie mit einem PCT-Thruhiker aus Utah, der gerade von der kanadischen Grenze zurückkommt. Dort wird zum erfolgreichen Abschluss der Tour erstmal gefeiert und wenn man nichts hochprozentiges dabei hat wird zum Anstoßen eben Kaffee gekocht.
Die Wanderer, die ich heute und gestern auf dem Trail traf, werden einer der letzten Thruhiker sein, die diesen Sommer die kanadische Grenze erreichen, bevor der PCT-Abschnitt durch die Pasayten Wilderness bis zur Grenze für den Rest des Sommers wegen Feuer gesperrt wird.
Castle Pass (1664 m)
Auf dem flachen bewaldeten Castle Pass, drei Meilen vor der kanadischen Grenze, passiere ich die unscheinbare und leicht zu übersehende Abszweigung nach Osten. Erst wander ich daran vorbei, lasse dann meinen Rucksack liegen und gehe zurück bis ich sie finde.
PCT-Hiker haben die Abzweigung unkenntlich gemacht um zu verhindern daß nachfolgende PCT Hiker so kurz vor der kanadischen Grenze auf den falschen Trail Richtung Osten biegen.
Ich verlasse also den PCT und folge nun weiter den PNT. Dieser Trail ist schmaler und sieht deutlich weniger begangen aus. Für den Rest des Tages treffe ich niemanden mehr.
Heute wander ich noch sieben Kilometer, zunächst über den Frosty Pass und dahinter das Frosty Creek Valley abwärts.
nächstes Ziel der Pasayten River
der Trail führt sanft bergauf zum Frosty Pass
Blick vom Frosty Pass (1982 m) Richtung Osten das Frosty Creek Valley abwärts -
dort hinten sieht man das Parks Fire, ganz am Anfang seiner Entstehung als es noch sehr klein ist. Das Parks Fire wird sich zum größten Feuer entwickeln daß im Sommer 2022 in der Pasayten Wilderness wütete.
Frosty Creek Valley
der Trail führt noch ein Stück den Hang entlang und dann nach rechts runter ins Tal
Frosty Creek Valley
Camp 15 (1545 m)
Zuletzt geändert von berniehh; 18.12.2022, 21:38.
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Zitat von berniehh Beitrag anzeigen....
Der schnellste Thruhiker dieses Sommers soll den kompletten PCT in 50 Tagen geschafft haben, ohne Support. Das macht einen unglaublichen Schnitt von 85 Kilometern pro Tag. Keine Ahnung wie das zu schaffen ist. Angeblich soll er im Schnitt nur vier Stunden pro Nacht geschlafen haben.
Auch das ist eine trail story deren Wahrheitsgehalt ich nicht überprüft habe.
.....
https://fastestknowntime.com/route/pacific-crest-trail-ca-or-wa
https://thetrek.co/pacific-crest-tra...anding-record/
.... und ich habe in 7 Monaten nicht mal die ganze Strecke geschafft.
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die frage nach dem thru-hike.
ich kenns vom AT so:
flip-flop in einer saison zählt, wenn komplett, als thru.
wenn lücken sind zählts gar nicht,
wenn es nicht in einem jahr komplettiert wird gilt man am ende als 2000-miler. egal wielange man braucht dafür.danobaja
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resist much, obey little!
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Zitat von danobaja Beitrag anzeigenwenn lücken sind zählts gar nicht,
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16.Tag (6)
Heute wird mal wieder ein entspannter und nicht so langer Wandertag, nur leichte Talwanderung.
Es ist heiss und sonnig und gegen 9:40 wander ich los.
Zunächst wander ich das Frosty Creek Valley weiter abwärts zum Chuchuwanteen Creek, von dort dann über einen niedrigen bewaldeten Sattel zum Soda Creek, der drei Kilometer weiter ins breite Haupttal des Pasayten Rivers einmündet. Im unteren Frosty Creek liegen einige Bäume über den Weg und im Soda Creek ist der Trail zeitweise etwas verwachsen, aber ansonsten gut gangbar.
Während einer Pause überholen mich drei Wanderer, die den Robinson Creek Trail gehen wollen.
Trail im Frosty Creek Valley
wie üblich wieder mit einigen Bäumen über den Trail
Frosty Creek
Chuchuwanteen Creek
Dead Lake auf dem niedrigen Waldsattel (1559 m)
im Soda Creek Valley ist der Trail etwas verwachsen
im Pasayten River Valley (1285 m) wird der Talboden flach und trocken
hier liegt ein großes älteres Waldbrandgebiet
Im Pasayten River Valley erreiche ich nach 10,5 Kilometern die Trail Junktion.
Der PNT führt Richtung Norden weiter aber ich will auf dem Trail Richtung Süden. Das heisst ab hier gehe ich eine Variante über den Shellrock Pass und Butte Pass mit Besteigung des Osceola Peak. Von den Hidden Lakes kommend will ich schließlich wieder zurück auf den PNT. Diese Variante dauert drei Tage länger als wenn ich von hier aus direkt auf dem PNT weiterwandern würde. Die Route über den Shellrock Pass sieht auf Google spektakulärer aus, da nehme ich den dreitägigen Umweg doch gerne in Kauf.
Von der Junktion wander ich heute noch 6 Kilometer das Pasayten River Valley aufwärts. Nach zwei Kilometern biege ich auf den Robinson Creek Trail, der das Middle Fork Pasayten River Valley aufwärts führt. Als ich eine super Campstelle finde mache ich Schluss für heute.
Einige Wanderer kommen hier noch vorbei, eine vierer Gruppe, ein Paar sowie ein Einzelwanderer, alles PCT-Thruhiker. Der Robinson Creek Trail ist eine beliebte Ausstiegsvariante des PCT.
von der Junktion nehme ich den Trail Richtung Süden
der Trail überquert den Pasayten Airstrip
am Südende des Airstrips liegt diese Hütte versteckt im Wald
weiter geht´s durch Wald - der Trail ist ab hier gut freigeschlagen, einfach und schnell bewanderbar
Robinson Creek Trail
ab hier geht´s wieder über die alte Waldbrandfläche
Irgendwo hier muss die Abzweigung auf dem Trail zum Point Defiance sein, einer Hochroute zum Berk Creek. Nach etwas Rumsuchen finde ich sie zwar, der Trail ist aber nicht mehr extistent, seit dem Waldbrand quasi kaum mehr gangbar und nicht mehr instandgehalten. Naja bevor ich mir das antue bleibe ich lieber auf dem freigeschlagenen Trail im Tal.
unter dieser Baumorgie liegt der alte Trail zum Point Defiance
da bleibe ich lieber auf den freigeschlagenen Robinson Creek Trail
Camp 16 (1370 m)
solche Campstellen mag ich
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eyy bernie, ich beneide dich!
was für eine schöne tour!
ich war ja oft im august in der gegend, aber so trocken und braun hab ich es nie erlebt. auch kein einziges grosses feuer. gefallene bäume gabs schon, aber halt mal einen oder zwei pro tour je nachdem wo man unterwegs war. ab und an mal eine kleine rauchfahne weit weg. ein einziges mal erinnere mich an ein rauchiges tal bei ner wanderung. 1999 durfte ich 1x nicht losgehen, grizzly und feuer. die gefahr die vom bär ausging schien den rangern grösser, oder vielleicht dachten die auch ich hätte mehr angst vor ihm als vor dem feuer wollten mir angst machen.
das war damals keine katastrophe, sondern normal. da bin ich 20 meilen gefahren und dann dort los.
so ein desaströses ausmass wie du es gesehen hast gabs vor 25 jahren nicht. borkenkäfer war kein thema. 2 km hinter dem letzten parkplatz hat man niemanden mehr getroffen. meist war unser auto das einzige dort, wenn man die hotspots im nationalpark gemieden hat und sich mit "ntl. forest " als startpunkt begnügt hat.
der einzige grosse waldbrand, den ich gesehen habe war 1985 die blowout-zone des mt. helens.
danobaja
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resist much, obey little!
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