Gestern erst dachte ich, es ist doch schön, noch so viele noch nicht beendete Wanderwege zu haben, obwohl ich gerade die Lücke am Anfang des Weserberglandwegs geschlossen hatte.
Steinbergen–Deckbergen
(und retour)
Genauso entzückend schnell wie die letzten Male ging es in Steinbergen wieder ins Grüne, diesmal am Rande von ausgedehnten Weideflächen für Galloway-Rinder. Etwas irritierte die Werbe-Plakatierung am Zaun, und hierbei besonders die Attribute, die diesen beeindruckenden Wuschelviechern zugeschrieben wurden: „Natürlich, winterhart, zutraulich, wirtschaftlich, schön, schmackhaft“ … (an wen wendet sich diese Werbung eigentlich? Die Kombination von „zutraulich“ und „schmackhaft“ klang ja schon mal sehr suboptimal …).
Der Walnussbaum am Weg hatte ein paar Nüsse abgeworfen und Walderdbeeren gab es auch noch welche. Oben am Waldrand stand, auf einer großen Wiese, eine optimal platzierte Schutzhütte mit Sitzgelegenheiten im Außenbereich und toller Aussicht ins Tal und auf die bewaldeten Hügel, über die ich hergekommen war. Die Mutterkühe samt ihren Kälbchen waren zunächst gar nicht zu sehen, da sie sich in den Waldrandschatten zurückgezogen hatten.
Suchbild mit Galloways
Nach den ersten Metern im Wald zweigte der Weg ab. Ein Schild warnte vor Lebensgefahr wegen Baumfällarbeiten vom 23. bis 26. September und empfahl, statt des Weserberglandwegs den X11 zu wählen – von dem ich zwar dank vorherigen Recherchen wusste, aber dessen Zeichen nirgends zu sehen waren. Aber da der 26. schon vergangen war, waren hier eh keine Probleme zu erwarten.
Der Weg führt jetzt sehr schön zwischen hauptsächlich Buchen in Waldrand-Nähe entlang, immer mal wieder mit hübschen Ausblicken (teilweise auch mit Sitzbänken) auf den gegenüber liegenden bewaldeten Hügel und die Weser dazwischen, die man nicht zwar nicht sieht, aber die, laut Karte, dennoch da ist
Begleitet von seidig aussehendem Gras an den Wegrändern geht es weiter zwischen Weiden und frisch beernteten Maisfeldern – sehr hübsch war das hier!
Blick zurück – am Waldrand, wo der Weg rauskommt, gibt es sogar eine Aussichtsbank
Noch ein bisschen den Hügel wieder hoch, dann kommt man an der sog. Unabhängigkeitsstraße raus, die sich durch die Hügel schlängelt; zahlreiche Motorradfahrende waren schon die ganze Zeit über zu hören.
Am Straßenrand zweigt der Weg überraschenderweise in die Botanik ab – der Eingang zu diesem Pfad war kaum wahrnehmbar. Er weitet sich schließlich zu einem Wiesengrundstück mit Hochsitz, das fast wie eine Streuobstwiese aussieht. Auch hier hatte man bis vor kurzem weniger Aussicht – der Mais war erst geerntet worden.
Bevor man auf die Straße trifft, steht im Gras noch eine dieser geschwungenen Sitzbänke, die allerdings schon etwas verrottet aussah. Zur Straße führten Treppen mit ziemlich hohen Stufen in ausgewaschener, aber dennoch bröckeliger Erde – hier war ich ganz froh darüber, einen der Trekkingstöcke mitgenommen zu haben. Nur zufällig entdeckte ich außerdem ein Sitzgrüppchen im Straßenbegleitgrün.
Gegenüber waren weitere Treppenstufen angebracht, die aber einfacher zu bewältigen waren. Hier hatten also die Baumfällarbeiten stattgefunden – na, das wäre doch locker per Straße zu umgehen gewesen! Die Abzweigrichtung muss man anfangs erraten, denn Schilder gibt es hier erst später wieder.
Der Weg entfernt sich wieder von der Straße und geht, begleitet von hübschen Aussichten, ohne allzu viele gefällte Bäume am Wegrand weiter. Hin und wieder gibt es Infotafeln, z.B. über die Entstehung von Hohlwegen durch Pferdekutschen: drei nebeneinander, unter denen man, je nach Wegbeschaffenheit, auswählen konnte. Das Bergwerk, zu dem sie führten, war aber inzwischen geschlossen. Knöterich wuchs hier auch wieder, diesmal ein anderer (er heißt ja auch Pfefferkraut – vielleicht sollte ich bei Gelegenheit mal welchen probieren?), und Brombeeren waren selten geworden, d.h. die meisten waren schon vertrocknet.
Hohlweg, beginnend zwischen zwei mächtigen Buchenstämmen
Nach ausgedehntem Flanieren gelangt man zur nächsten Straße, jetzt am Ortsrand von Deckbergen – hier war also meine Anschlussstelle!
Oben zweigt der Weserberglandweg gen Osten in Richtung Schaumburg ab, kurz nachdem man die Springsteine passiert hat. Eine Infotafel informiert über dieses Naturdenkmal: Sie bestehen aus sehr hartem Korallenoolith, das ist ein Kalkstein, dessen frühere weichere Zwischenräume ausgespült worden waren, sodass es aus der Entfernung aussah, als würden sie aus dem Hügel heraus springen. Begonnen hat das Ganze so: „In grauer Vorzeit war er ein Meeresgrund, auf dem sich Korallen und Muschelschalen ablagerten. Später legten sich andere Erdschichten darüber …“
Ein paar der Springsteine
Ok, nun also wieder retour.
Ich suchte die Markierung E11, aber nichts davon war zu sehen. Auf dem Aushang des Wanderparkplatzes mit der zugewachsenen, dunklen und ungepflegten Schutzhütte, die auch nicht besser aussah als damals, als ich vor längerer Zeit hier vorbeigekommen war, stand aber was von XN und W (Weserweg Münden–Porta–Bremen – hallo, lange nicht gesehen! :-)) und später einem Nebenweg des Pilgerwegs Loccum–Volkenroda.
Abgesehen vom wegbegleitenden Springkraut zu Beginn (dessen Geruch ich im wahrsten Sinne des Wortes übel finde) wurde es dann doch noch hübsch.
Der Wirtschaftsweg ist auch als Radweg ausgeschildert, und hin und wieder überholte ein bunt gekleideter Radfahrer, das Trikot oft farblich passend zum Fahrrad. Der Weg war stellenweise erstaunlich schmal, später teilweise asphaltiert, und er führt knapp unterhalb des Hügelkamms entlang. Markierungen mit X11 waren nach wie vor nicht zu sehen, aber nach Überqueren der Straße war stellenweise das Zeichen des Pilgerwegs zu finden.
Es ging überwiegend hügelabwärts, und so kam ich überraschend zügig wieder zum Ausgangspunkt zurück. Die Galloways standen inzwischen am anderen Weidenende, und die Schutzhütte lag hübsch in der Abendsonne – wenn das keine Gelegenheit war, endlich Tee und Kekse auszupacken!
Der mitgebrachte halbe Liter Tee war schnell ausgetrunken, doch saß ich dort noch relativ lange mit Blick auf die erst kürzlich zurückgelegten Wanderstrecken, inklusive des Straßenabschnitts nach Rinteln – es war ein wirklich schönes Plätzchen hier. Als es dunkler wurde und so kühl, dass auch die zusätzliche Jacke nicht mehr wesentlich wärmte, ging ich nachschauen, ob noch abgeworfene Walnüsse dazu gekommen waren.
Hiermit also: Ende des Einschubs mit dem bisher noch fehlenden Teil von Porta Westfalica aus. Die diesmalige Waldrandstrecke fand ich besonders hübsch, und sie trägt zur Vielfalt des Weges bei. Demnächst also weiter in der Gegend um Bodenwerder.
Vielleicht sollte man an der Gaststätte einen Leergutautomaten aufstellen? Oder einen Hundebeutelspender, um kleckerfreien Rücktransport zu ermöglichen, plus aufgedruckte Zuknote-Anleitung für alle Fälle? Ich verstehe so ein Verhalten einfach nicht – der nächste Windstoß weht die leeren Dosen garantiert in die Botanik.
und gondelte mehr als eine halbe Stunde lang die eigentlich lediglich 10 km zurück. Seltsame Entfernungen hier … Ich hatte ja ursprünglich vorgehabt, bis Rinteln zu wandern, aber laut Beschilderung kam dieser Ort nicht näher, sondern war immer so um die 10 km entfernt vom jeweiligen Standpunkt. Ok, das konnte an den jeweiligen Wegschleifen gelegen haben – die waren zwar nicht so groß, aber addierten sich hier wohl.
… eigentlich …
Und: Hach, schön, ein bisschen fachsimpeln
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