Auf der folgenden Etappe lag wieder kein Schnee, denn trotz Jahresanfang war es um die +8°C warm. Im Kontrast zu den vielen matschig grauen Regenfarben erschien jedoch das „insektenfreundliche Dorf Binnen“ irgendwie sehr – hm, wie könnte man das bezeichnen – liebevoll? Hier findet man sowohl viele fantasievolle Gegenstände in Form von beispielsweise Schildern als auch fröhliche, kommunikative Bewohner: Es machte sich an ganz vielen kleinen Eindrücken bemerkbar, dass die Binner ihr Dorf lieben, das inmitten ausgedehnter Grünflächen liegt.
Am Dorfende (dem Weserweg nach) war ich aber erst einmal am Rätseln, da ich die Fortführung des Weges herausfinden wollte: Ungefähr eine halbe Stunde lang erkundete ich sternförmig die Möglichkeiten, wobei die möglichen Zugänge aber immer wieder an Grundstücken und Toren scheiterten – und das bei einer Bevölkerung, die, laut öffentlichen Aushängen, ausgiebig der Wanderlust frönt!
Dabei fand ich, bei der obligatorischen Suche nach Schutzhütten/Unterständen, eine kleine Hütte auf dem örtlichen Schützenplatzgelände, dessen Zugangspfad wohl schon seit Längerem ausgiebig mit Laternen beleuchtet wird, die mittlerweilen in den Büschen verschwinden. Der Platz, von dem der Weg abzweigte, gehört wiederum zu einem größeren sozialen Komplex, bestehend aus einer Kirche mit mehreren 800-jährigen Eichen drumherum sowie mehreren Kindergartengebäuden mit Spielplätzen. Auch die Freiwillige Feuerwehr hat hier einen Standpunkt.
Nach viel Gerätsel und schließlich Nachfragen bei Anwohnern stellte es sich heraus, dass der Weg wohl doch über eins der Kindergartengelände ging – das Tor dürfe man übergreifend öffnen. Danach geht es über die große Rasenfläche, an deren Ummauerungsende sich wiederum ein Tor befindet, welches man in der umringenden Botanik nicht findet, wenn man es nicht weiß.
Dahinter folgt ein Pfad zur nächsten Straße – und auf dem Spielplatzschild klebte tatsächlich ein Weserweg-Hinweiser (der Sorte für Eingeweihte, nämlich nahezu komplett verblichen
Kurz vor den Häusern von Bühren gibt es einen hübschen Abzweig auf Waldwege, und auf Markierungen auf Bäumen ist ja meistens Verlass, jedenfalls solange die Bäume noch stehen

Bühren machte einen ähnlich sympatischen Eindruck wie Binnen – wo sieht man schon Schilder, die wegen kreuzender Eichhörnchen zum Langsamfahren auffordern? Ich geriet in ein Gemüsebrühe-Duftwölkchen (da war wohl gerade jemand am Kochen, und das eher mit Streuwürze als aus Gemüseabschnitten (was die Nase alles so zuordnen kann
Hier fand sich auch wieder mal eine Markierung, die noch besser leserlich war – Brückengeländer werden dafür erfahrungsgemäß oft genutzt.
Die Weser sieht man nicht (sie ist hinter dem Damm), aber man konnte sie riechen. Hier entlang führt auch der Weserradweg, aber es waren nur sehr wenige Radfahrer unterwegs. Näher an Wasser kommt man auch später: Es gibt hier einige Teiche.
Der Weg mäandert vor sich hin, es wurde auch langsam dunkler (die Wegsuche-Zeit in Binnen fehlte mir jetzt). An einem Parkplatz an den Teichen klärte sich die Ursache des klopfenden Geräusches, das schon von weiter weg hörbar war: Hier standen Autos, und das Klopfen hatte sich inzwischen in Richtung Musik verändert. War da auch Grillgut-Duft? Ein Jogger bog ab auf eine teichbegleitende Runde, viel war nicht mehr zu sehen, aber ab Parkplatz und auf der Zufahrtsstraße von Nienburg her ist mit größerem Verkehrsaufkommen zu rechnen – immerhin fuhren die Autos eher langsam, und ein Rad-/Fußgängerweg begleitet die Straße hinter einer Buschreihe. Der Kirchturm von Nienburg schien auch gar nicht mehr weit weg zu sein.
Als ich Nienburg erreichte, sah man, trotz Vollmond, schon fast nichts mehr: Ein paar Spaziergänger·innen mit und ohne Hund hoben sich kaum von der Umgebung ab.
Nach einem eher recht neu gebaut erscheinenden Wohngebiet mit schicken Häusern geht der Weg abbiegend auf eine Weserbrücke zu. Geradeaus geht es zu einem Einkaufsgelegenheitsgelände (Gartenmarkt, Supermarkt, Elektroshop etc.), wo ich die Getränkedose abgeben konnte, die ich unterwegs gefunden hatte und welcher Betrag gleich wieder re-investiert wurde – irgendwie freut mich sowas immer
So, jetzt habe ich ungefähr den „Halfway Point“ zwischen Porta Westfalica und Bremen erreicht :-)
Nun denn – demnächst weiter :-)
Die an der Weser wohnenden Menschen sind wirklich wunderbar!!

(ok, ein bisschen schade wär’s schon, denn das Kloster Schinna ist wirklich sehenswert, und die Strecke am Kanal entlang ist erfreulicherweise weder asphaltiert noch geschottert).
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