[AT] Von Wallhorntörl, Gartlsee und gnilrösaL - sommermorgentraumhaft
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Es ist eine Freude, viele bekannte Wege rund ums Virgental dank deines liebevollen Berichtes und der tollen Bilder noch einmal zu gehen. Und ebenso viele noch unbekannte Wege kennenzulernen. Beide Seiten des Tales, die Lasörling- und die Venedigerseite, bieten eine Fülle an Hochtälern, Höhewegen und Gipfeltouren.
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Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigenund ich stehe schon auf dem Gipfel der Gösleswand.
[...]
Auf dem Gipfel gibt es nicht viel zu tun (außer Aufpassen, daß man nicht über die Nordwestwand abstürzt), und die Aussicht ist eigentlich auch nicht viel besser als von dem viel leichter erreichbaren Bachlenkenkopf. Die Besteigung der Gösleswand ist also mehr so etwas wie eine Fitnessübung, aber auch so etwas ist ja nützlich.
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"Kleinvieh macht auch Mist" lautet das Sprichwort, und selbst ein Tagesausflug kann eine Lücke füllen. Die Lücke ist in diesem Falle der Bereich um die Bergerseehütte. Viele Beschreibungen des Lasörling-Höhenweges führen das Wandervolk auch hier hin, obwohl dies eigentlich ein Umweg ist. Ich besuchte die Bergerseehütte im Rahmen eines Tagesausflugs, der mich anschließend über die Berger Alm zurück nach Virgen führte. Kommt mit!
Von Prägraten aus steige ich zur Bergerseehütte auf. Ein kurzes Stück geht es eine Fahrstraße hinauf (nicht fotogen), danach einen langen Fußweg durch den Wald (auch nicht fotogen), und zuletzt einen Fußweg durch das Wiesengelände (ebenfalls nicht fotogen). So erreiche ich denn nach etwa 2:30 Stunden die Bergerseehütte. Diese bzw. ihre Lage ist allerdings durchaus fotogen:
# 132 Die Bergerseehütte am Bergersee
Hier trinke ich erst einmal einen Morgenkaffee, finde aber sowohl den Kaffee als auch den unfreundlichen Wirt so wenig einladend, daß ich beschließe, mich heute mittag lieber nur mit Trockenobst zu verköstigen als hier zum Essen einzukehren.
Man könnte von hier aus zur Lasörlinghütte aufsteigen; weil ich meinen Besuch hier aber nur als Tagesausflug konzipiert habe, gehe ich nur ein kleines Stück den Hang hinauf, um einen besseren Ausblick auf den See und seine Umgebung zu haben. Hier seht ihr ihn:
# 133 Der Bergersee mit der Venedigergruppe im Hintergrund; in Bildmitte das Tal, in dem die Eisseehütte liegt
Nach dem Wiederabstieg zur Bergerseehütte folge ich dann dem netten kleinen Waldweg zur Bergeralm:
# 134 Waldweg in Richtung zur Bergeralm
Dann aber kommt eine sehr angenehme Überraschung: um das sogenannte "Wetterkreuz" herum liegt ein Wiesengelände mit einer wunderbaren Aussicht auf die Venedigergruppe:
# 135 Wunderbare Aussicht auf die Venedigergruppe vom sogenannten "Wetterkreuz"
"Do legst di´ nieder", nein: da setze ich mich nieder und genieße dieses fantastische Panorama, bestimmt eine Viertelstunde lang.
Der Weiterweg in Richtung zur Bergeralm ist ebenso schön und leicht. Kurz vor der Bergeralm begegnet mir eine neunköpfige Gruppe, mit der ich ein wenig ins Plaudern komme. Es sind Dänen, die auf der Bergerseehütte übernachten wollen, und ich stimme sie ein auf das, was sie nun erwartet: die fantastische Aussicht vom Wetterkreuz und die weit weniger fantastische Bedienung auf der Bergerseehütte.
Wenig später erreiche ich die Bergeralm, wo ich mir eine Jause erhoffe (das Mittagessen hatte ich ja ausgelassen). Eine Jause haben sie dort leider nicht - es ist ja auch eine Alm und kein Gasthaus -, nur ein Radler. Dafür haben sie aber auch hier eine herrliche Aussicht: ins untere Virgental, über den Ort Virgen selbst, und bis hinunter nach Matrei:
# 136 Herrliche Aussicht von der Bergeralm ins untere Virgental
Eines der Gebäude sticht mir ganz besonders ins Auge: ganz aus Holz gebaut, zeigt es eigentlich keine äußerlich sichtbaren Merkmale von Modernität. Fast könnte man meinen, hier müßte doch jeden Moment Peter Rosegger (ihr wißt schon: der "Kleine Waldbauernbub" aus dem Mürztal in der Steiermark) die Treppe herunter kommen, wäre da nur nicht rechts unten die Stütze der Seilbahn...
# 137 Holzhaus auf der Bergeralm
Leider geht dieser bisher so herrliche Wandertag dann doch etwas bescheuert zu Ende: nicht weit unterhalb der Bergeralm stoße ich auf die Asphaltstraße und sehe eigentlich keine vernünftige Alternative, wieder nach Virgen zurück zu kommen, als nun kilometerlang auf dieser Asphaltstraße entlang zu latschen - äußerst langweilig. Das einzige Highlight des Rückwegs ist die köstliche Hauspizza (sehr empfehlenswert!) nebst einem Viertel Rotwein in einem Gasthof unten im Iseltal.
.Fortsetzung folgt
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Ein letztes Mal noch steige ich an der Endhaltestelle Ströden aus dem Postbus, das allerdings zu ungewohnter Stunde: zur Mittagszeit. - Am Vormittag hatte ich noch etwas ganz Wichtiges erledigt, nämlich einen alten Freund getroffen, der auf der Durchreise vom Ruhrpott nach Albanien gerade durch den Felbertauerntunnel gefahren war und sich daher kurz in Osttirol aufhielt. Den mußte ich einfach wieder sehen, und wir genossen gemeinsam Kaffee und Kuchen, bis es dann für uns beide Zeit war, wieder aufzubrechen.
Keine halbe Wanderstunde von der Endhaltestelle Ströden entfernt liegt die Islitzer Alm, und hier gönne ich mir rasch eine herrliche Tiroler Knödelsuppe. Dann breche ich auf in Richtung Neue Reichenberger Hütte. Wäre ich früher dran gewesen, hätte ich mit Sicherheit den längeren, also westlichen, Weg durch das Dabertal gewählt (auf dieser Route kennt unser Kamerad StefanBoe sich wohl aus), aber dafür habe ich heute eben keine Zeit mehr und wandere stattdessen durch das Großbachtal, also auf der kürzesten Route zur Hütte.
# 113 Blick zurück auf die Islitzer Alm
Der erste Teil des weiteren Aufstiegs ist effektiv, aber nicht attraktiv: eine gewalzte Forststraße windet sich in engen, steilen Serpentinen durch den Wald den Hang hinauf. So gewinne ich zwar schnell an Höhe, aber ein schönes Foto davon kann ich leider nicht bieten. Oberhalb der Baumgrenze beginnt dann ein Wanderweg, der bis zur Großbachalm eine Alternative zur Fahrstraße bildet und mehr oder weniger parallel dazu verläuft. Nach jener Alm gibt es dann nur noch den Wanderweg. Er führt - nett aber unspektakulär - über die Almwiesen, zunächst mit sehr geringem Gefälle. Erst dort, wo der Hang immer steiler in Richtung zur Paßhöhe "Bachlenke" ansteigt, gewinnt auch der Weg schneller an Höhe.
# 114 Der Wiesenweg im obersten Teil des Großbachtals;
im Hintergrund die Paßhöhe "Bachlenke"
Kurz unterhalb der Bachlenke liegt noch einmal ein Minisee:
# 115 Minisee kurz unterhalb der Bachlenke
Ein Wanderer begegnet mir und sagt beruhigend zu mir: "Du bist schon fast da", und nach wenigen weiteren Schritten stehe ich dann tatsächlich auf der Paßhöhe "Bachlenke" - laut Schild 2612m hoch - und schaue noch einmal zurück ins Großbachtal und auf das Venedigermassiv dahinter:
# 116 Die Paßhöhe ist erreicht; der Großvenediger ist genau unter der kleinen Kumuluswolke
Die Neue Reichenberger Hütte ist nun nur noch 300m entfernt. Sie liegt fotogen nahe einem kleinen See, dessen niedriger Wasserspiegel der Trockenheit des Jahres 2022 geschuldet ist.
# 117 Ankunft an der Neuen Reichenberger Hütte
"Alle Hütten haben einen Hüttenweg, aber die Neue Reichenberger Hütte hat gleich vier davon" lese ich im Internet, und in der Tat ist dies ein richtiger Verkehrsknotenpunkt, wie aus dieser Wegweiserbatterie ersichtlich wird:
# 118 Die Neue Reichenberger Hütte ist ein Verkehrsknotenpunkt
(im Hintergrund der Bachlenkenkopf)
Auf der Hütte dann mehr oder weniger "das Übliche". Auffallend sind lediglich die Griesgrämigkeit des Hüttenwirts sowie der Zustand der Hüttenschuhe. Wenn ihr mich fragt, dann gehören diese sogenannten "Hüttenschuhe" allesamt auf den Müll, zerfetzt wie sie sind. Weder vom Abendessen noch vom Nachtlager ist mir etwas Besonderes in Erinnerung; ich werde wohl - in freudiger Erwartung des kommenden Morgens - früh schlafen gegangen sein.
Als ich aber am kommenden Morgen auf die Uhr schaue, bin ich verdutzt: wieso ist es um sechs Uhr immer noch so dunkel? Die Erklärung: der ganze Bereich um die Hütte liegt im Nebel, und an eine schöne Morgenwanderung ist leider nicht zu denken. Mist! So schlage ich erst einmal die Zeit tot mit der Einnahme des Hüttenfrühstücks. Da habe ich schon Besseres gegessen. Ein mildernder Umstand ist allerdings, daß diese Hütte nur per Hubschrauber versorgt werden kann, und da sollte man eben keine Wunderdinge erwarten.
Erst gegen neun Uhr hebt sich der Nebel, und ich sehe den Bachlenkenkopf westlich der Hütte sowie die Gösleswand und die Finsterkarspitze östlich davon.
# 119 Der Morgennebel hat sich aufgelöst, und ich sehe die Gösleswand (links) sowie die Finsterkarspitze (rechts)
Von einem Versuch, die Finsterkarspitze (3029m) zu besteigen, hat der Wirt mir abgeraten ("weglos und nur sehr selten begangen, daher riskant für einen älteren Herrn im Alleingang"). Der Bachlenkenkopf (2759m) und die Gösleswand (2912m) seien aber problemlos, meint er. Letzteres wundert mich etwas, denn die Gösleswand sieht aus diesem Blickwinkel nicht gerade kinderleicht aus, aber wie der Österreicher sagt: "Schau ´mer mal!"
Der Weg auf den Bachlenkenkopf ist in der Tat ein Kinderspiel, ein Weg wie im deutschen Mittelgebirge, gerade einmal gut zum Aufwärmen am Morgen. Nach einer halben Stunde bin ich auch schon oben und schaue hinüber zum Großvenediger und zum Wallhorntörl, wo ich mit meinem Sohn gewesen war (siehe hier )
# 120 Blick vom Bachlenkenkopf (2759m) in die Venedigergruppe
Östlich des Bachlenkenkopfes, auf der anderen Seite der Bachlenke, über die ich gestern nachmittag gekommen bin, liegt die Gösleswand. Aus diesem Blickwinkel sieht sie noch unbezwingbarer aus als von der Hütte. Über diese Wand möchte ich nicht hinunter kugeln.
# 121 Die Gösleswand, dahinter in der Ferne der Großglockner
Aber es wird ja alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und ich werde mir die Aufstiegsroute zur Gösleswand einmal aus der Nähe anschauen. Ich steige also gemütlich wieder ab zur Bachlenke und gehe von dort weiter nach Osten bis zur nächsten kleinen Paßhöhe, der "Roten Lenke". Warum die so heißt, wird mir klar, als ich dort ankomme: in einem kleinen Bereich rund um jene Paßhöhe steht ein rötliches Gestein an. Dieses verwittert auch sehr leicht, viel leichter als die umgebenden Gesteine, und so ist der Bereich um jene Paßhöhe herum von rötlichem Lehm bedeckt. Von der Roten Lenke führt ein Wanderweg den Südosthang der Gösleswand hinauf, und ich bin selbst überrascht, wie leicht dieser Weg ist: T2, keine Frage. Der Hüttenwirt hatte recht (natürlich): problemlos. So ist, ab der Bachlenke gerechnet, kaum mehr als eine Stunde vergangen, und ich stehe schon auf dem Gipfel der Gösleswand.
# 122 Auf dem Gipfel der Gösleswand (2912m)
Auf dem Gipfel gibt es nicht viel zu tun (außer Aufpassen, daß man nicht über die Nordwestwand abstürzt), und die Aussicht ist eigentlich auch nicht viel besser als von dem viel leichter erreichbaren Bachlenkenkopf. Die Besteigung der Gösleswand ist also mehr so etwas wie eine Fitnessübung, aber auch so etwas ist ja nützlich.
In Ermangelung anderer Möglichkeiten, mich auszutoben, steige ich denn wieder zur Hütte ab, verbringe den Nachmittag mit Herumsitzen und Radler-Trinken und schaue zu, wie die sinkende Sonne die Gösleswand beleuchtet:
# 123 Die Gösleswand im Abendlicht, von der Neuen Reichenberger Hütte aus gesehen
Auch am nächsten Morgen ist es um die Hütte herum wieder sehr neblig, und so frühstücke ich erst einmal dort. Die meisten anderen Wanderer tun das ebenso. Bei der Bezahlung der Rechnung stelle ich fest, daß der Wirt ausnahmsweise einmal ein freundliches Gesicht macht, und er bestätigt auch in Selbstironie, daß der Moment des Kassierens der einzige Moment am Tag sei, an dem er lächelt.
Erst nach acht Uhr, für meine Begriffe also ziemlich spät, breche ich auf in Richtung zur Lasnitzenhütte. Die Route führt wiederum zur Roten Lenke hinauf, und dieser Weg ist mir nun vertraut; gehe ich ihn denn nun schon zum dritten Mal innerhalb von 24 Stunden. Ich überquere die Rote Lenke und steige ab ins Kleinbachtal; dies allerdings nicht in der Absicht, durch dieses Tal weiter abzusteigen nach Prägraten; vielmehr muß ich diesen Talschluß nur queren, um zur Micheltalscharte zu gelangen.
# 124 Nach Überschreiten der Roten Lenke quere ich den obersten Teil des Kleinbachtals auf dem Weg zur Micheltalscharte
# 125 Letzter Blick zurück zur Gösleswand; der Aufstieg von Südosten her ist leicht (T2), aber ein Sturz über die Nordwestwand wäre wohl tödlich
Der Weiterweg über die Micheltalscharte zur Lasnitzenhütte ist eine schöne Bergwanderung, aber auch nicht außergewöhnlich fotogen. Natürlich habe ich dokumentarische Fotos davon, aber weil ich euch nicht mit mittelprächtigen Fotos langweilen will, beschränke ich mich hier auf knappe Worte. Wir steigen ohne Probleme zur Micheltalscharte hinauf und ebenso problemlos auf der anderen Seite wieder ab ins Tal. "Wir", das sind in diesem Falle ich selbst und eine Gruppe junger Leute aus Belgien. Mit Genugtuung stelle ich fest, daß die auch nicht fitter sind als ich selbst, und so bilden wir für circa zwei Stunden eine nette Wandergemeinschaft, bei der niemand über- oder unterfordert ist.
Im Tal angekommen, sagen die jungen Leute, sie wollten jetzt über den eigentlichen Lasörling-Höhenweg zur Bergerseehütte gehen, um dort zu übernachten. Ich selbst hingegen plane, heute zurück ins Tal abzusteigen; denn es ist wieder einmal trübes Wetter angesagt. So trennen sich hier eben unsere Wege. Mein Abstieg in Richtung Lasnitzenhütte ist ein leichter und gemütlicher Weg mit schöner Aussicht über das Virgental hinweg zur Venedigergruppe:
# 126 Abstieg zur Lasnitzenhütte, den Großvenediger immer im Blick
# 127 Ohne Worte
# 128 Weiterer Abstieg zur Lasnitzenhütte
Gegen Mittag treffe ich dann an der Lasnitzenhütte ein. Sie ist ein wirklich schöner und einladender Platz für eine längere Rast - sehr empfehlenswert. Noch ist es sonnig und warm, so daß die Gäste bevorzugt im Schatten sitzen, wie ihr hier seht:
# 129 und 130 Die Lasnitzenhütte, überragt vom Großvenediger
Auch ich lasse mir hier ein Mittagessen geben: Kalbsbraten mit Klößen. Diese Hütte bietet eine richtig gute Küche; kein Wunder - ist sie doch dank Straßenanbindung leicht mit allem (einschl. frischem Fleisch) zu versorgen. So mache ich hier eine ausgiebige Pause und genieße das Ambiente.
Dennoch lüge ich mir nichts in die Tasche: ich habe noch rund zwei Stunden weiteren Abstiegs vor mir, um in Prägraten den Bus zu erreichen, und so mache ich mich denn wohl besser auf den Weg, BEVOR es anfängt zu regnen.
# 131 Beim Abstieg von der Lasnitzenhütte nach Prägraten hat der Himmel sich bereits eingetrübt
Es klappt auch alles ziemlich so, wie ich es geplant bzw. kommen sehen hatte: ich erreiche meinen Bus ohne Hetzerei, und tatsächlich fängt es wenig später an zu regnen. So war "gnilrösaL" wirklich ein schönes Erlebnis.
.Fortsetzung folgt
(allerdings vielleicht besser erst,
nachdem der Fußball-Rummel und
der Weihnachts-Rummel vorbei sind)Zuletzt geändert von OutofSaigon; 27.11.2022, 01:52.
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4 - gnilrösaL mit Schlagobers
"Wilde Berge, schmale Grate, weite Matten, klare Seen" - solcher Beschreibung eines Wanderweges kann ich nicht widerstehen, und so kam der Lasörling-Höhenweg auf die Agenda meines Osttirol-Urlaubs 2022. Dabei machte ich diese mehrtägige Tour allerdings nicht in einem Zug, sondern abschnittsweise, und auch das nicht durchgehend in der üblicherweise beschriebenen Richtung von Ost nach West. Stattdessen wanderte ich durch den westlichen Teil dieses Höhenweges in umgekehrter Richtung: von West nach Ost. So wird aus "Lasörling" dann eben "gnilrösaL"
Den östlichen Teil hingegen durchwanderte ich in der "üblichen" Richtung. Obendrein fügte ich meinen Wanderungen durch die Lasörling-Gruppe noch ein ganz besonderes Highlight hinzu, das "Schlagobers" sozusagen, und jenes wird dann den Schlußpunkt meines Berichts hier bilden. - Nun aber der Reihe nach:Zuletzt geändert von OutofSaigon; 23.11.2022, 06:47.
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Es freut mich sehr, wenn euch mein Bericht gefällt. Ich schreibe den ja nicht für mich selbst (dazu bräuchte ich kein solches Forum).
@Bergahorn: es mag für die Leserschaft interessant sein, deine eigenen Fotos zu sehen und von deinen eigenen Erlebnissen zu lesen. Nach eigenem Gutdünken kannst du entweder einen separaten Bericht verfassen oder Ergänzungen zu diesem meinem Bericht anbringen - ich hätte mit letzterem kein Problem und hoffe, die Moderatoren sehen das ebenso gelassen (bin aber nicht sicher).
Das Böse Weibl mag leicht zu besteigen sein. Dasselbe habe ich auch vom Hohen Prijakt gehört (ebenfalls ein Dreitausender). Letzterer hat den Vorteil, nahe einer Hütte gelegen zu sein (Hochschoberhütte); und von dort sind es wohl nur so etwas wie drei Stunden hinauf und zwei Stunden wieder hinunter. Das hätte ich wohl sehr gerne gemacht, aber das Wetter hat ja nicht gepaßt (siehe oben)
Übrigens: warum gibt es mehrere Berge, die "Böses Weibl" oder ähnlich heißen? Das kann doch nicht nur Zufall sein...
Ein männliches Pendant dazu kenne ich nicht; allemal könnte man auf einen Berg in den Niederen Tauern verweisen: das "Mosermandl"
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auch von mir ein herzliches Danke. War fast zwei Wochen zur Pflege meiner ältesten Schwester im Ruhrgebiet und hatte nicht wirklich Internetzugang. Umso schöner, jetzt den Rest deines Berichte zu lesen, du bringst einem das Gebiet echt näher.
Grüße (endlich wieder) aus Berlin
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Danke für diesen tollen Bericht! Es ist besonders schön, wenn man über bekannte Gegenden liest und dann noch so grandiose Bilder präsentiert bekommt!Da kamen Erinnerungen hoch, auch wenn ich nicht immer genau die gleichen Wege wie du gegangen bin. Für Schobergruppen-Anwärter: Das Böse Weibl ist ein leichter Dreitausender und durchaus lohnend. Der Hochschober blieb mir wetterbedingt leider auch verwehrt. Trotzdem eine wunderbare Ecke!
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Ich hatte bisher keine konkrete Planung für die Schobergruppe oder sonst ein Ziel in jener Gegend, aber dieser tolle Bericht weckt mein Interesse. Sehr gut, sehr gut! In Gedanken wandere ich mit (und anscheinend soll es noch weiter gehen - darauf bin ich schon gespannt). Man kann dort wohl viel Schönes sehen, ohne sich kaputt zu machen; denn das will man/ich ja auch wieder nicht...
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Vielen Dank für Deinen Bericht und die vielen, schönen Bilder!
Ich plane für nächstes Jahr auch gerade an einer Rundtour in der Schobergruppe. Man findet wirklich sehr wenige Reiseberichte für diese Ecke, daher auch nochmal Danke für den Link.
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Die Sonne zu genießen, so lange sie scheint, das ist die Kunst des Lebens. - Leider sagt die Wettervorhersage für heute, daß es nur bis zum frühen Nachmittag sonnig sein wird und danach mit Gewittern und Regen zu rechnen ist. Somit werde ich auch heute nicht lange fackeln, schon gar nicht auf das Hüttenfrühstück warten, sondern mich möglichst rasch auf den Weg machen. Dabei ist der Weg - wie vorgestern identifiziert (siehe oben) - der Aufstieg zum Kesselkees-Sattel mit folgendem Wiederabstieg zum Lucknerhaus. Letzteres liegt wieder in Osttirol, wohingegen die Elberfelder Hütte ja noch in Kärnten liegt. - Gedacht, getan: um sechs Uhr verlasse ich die Hütte und breche auf.
# 100 Aufbruch von der Elberfelder Hütte um sechs Uhr; die aufgehende Sonne beleuchtet den Gipfel des Roten Knopf
Von der Hütte muß ich zunächst ein wenig absteigen, um den Bach zu überqueren, dann geht es sofort wieder bergauf, und dies auf einem netten kleinen Wiesenweg, der sehr angenehm zu begehen ist, erst recht im Schein der Morgensonne - auch dies ein Sommermorgentraum:
# 101 & 102 Aufstieg in Richtung Kesselkees-Sattel bei herrlichem morgendlichen Sonnenschein; im Hintergrund der Tamerkopf
Ein gutes halbes Stündchen geht es so dahin, dann erreiche ich eine Schwelle, oberhalb derer es ziemlich anders aussieht, nämlich sehr steinig:
# 103 Blick zurück über einen steinigen Abschnitt; im Hintergrund der Hornkopf
Weiter und weiter geht mein Aufstieg, nun wieder über einen eher grasigen Abschnitt. Mittlerweile ist es auch acht Uhr vorbei, und ich beschließe, hier nun meine Frühstückspause zu machen. Hinter mir kommen wahrscheinlich andere Wanderer, aber denen bin ich ja mindestens anderthalb Stunden voraus, und so kann ich mich hier gemütlich hin setzen, ohne in die "Prozession" zu geraten. Zum Frühstück gibt es Müsliriegel und Trockenobst, dazu Wasser; eben wie immer. Kaffee, Tee, Orangensaft, Toast, Marmelade, Wurst, Käse - leider alles Fehlanzeige, aber das stört mich überhaupt nicht. Ich habe die Sonne, die Ruhe, die herrliche Landschaft um mich herum, damit bin ich glücklich, DAFÜR (und nicht zum Essen) bin ich in diese Berge gekommen.
# 103 Frühstückspause am Fuß des Tamerkopfes
# 104 Blick zurück über das Gößnitztal; in der Mulde links (noch im Schatten), müßt ihr euch den Hinteren Langtalsee vorstellen, den ich gestern besucht habe
Nach dem "genießerischen" Frühstück geht es wieder weiter hinauf (natürlich, was auch sonst?)
# 105 Ein weiterer Blick zurück über das Gößnitztal; links der Hornkopf, rechts daneben die Klammerköpfe, und über dem kleinen See der Rote Knopf
Mit zunehmender Höhe wird der Weg immer steiniger - klar! - und auch immer steiler; das letzte Stück vor dem Paß quert er auch einen richtig steilen Hang, so daß einige Wanderer, die mir bereits entgegen kommen, in diesem Abschnitt durchaus etwas nervös sind. Ich finde es aber nicht so schlimm - immer noch T2, nach meiner Auffassung. Ich nähere mich der 3000m-Marke und muß dementsprechend tief atmen, aber dann ist der Paß erreicht, der höchste Punkt dieser Strecke, und auch der höchste Punkt, den ich bei meinen Wanderungen durch die Schobergruppe erreicht habe. Auf diesem Sattel befindet sich ein Biwak, das ihr hier seht:
# 106 Das Gernot-Röhr-Biwak auf dem Kesselkees-Sattel
Anmerkung: über die genaue Höhe dieses Punktes bin ich mir nicht im Klaren. Ich bin ziemlich sicher, daß auf dem Schild 2980m stand (das steht ja auch auf Opentopomap), aber im Internet finde ich abweichende Angaben über die genaue Höhe dieses Biwaks, obwohl sich dieses, wie ihr seht, genau auf dem Scheitelpunkt des Sattels selbst befindet. Es ist eben irgend etwas zwischen 2900m und 3000m (und damit schon an der Grenze dessen, was unser Kamerad Wafer noch mag).
Auf der anderen Seite dieses Sattels schaue ich auf ein Meer von Steinen. Wo ist das Kesselkees? Viele von euch wissen es sicher: "Kees" ist die Bezeichnung für ein permanentes Schneefeld, das auch im Sommer (fast) niemals komplett abschmilzt. "Ferner" sagt man anderswo dazu. Hier war einmal ein solches Kees, aber jetzt ist es verschwunden, abgeschmolzen. Was noch im 19. Jhdt so gut wie nie eintrat, ist jetzt normal geworden: der Schnee ist nur noch im Winter und Frühjahr vorhanden; das eigentliche "Kees" ist Geschichte.
# 107 Die Nordseite des Kesselkees-Sattels; der Gipfel links ist das Böse Weibl (3119m)
Von diesem Sattel führt, wie zu erwarten ist, ein Weg hinauf zum nächstgelegenen Gipfel, dem Bösen Weibl. Ich überlege kurz, ob ich dort noch hin gehen soll - dann hätte ich auf dieser Tour wenigstens einen Dreitausender bestiegen -, entscheide mich dann aber doch dagegen; denn ich sehe sehr wohl den großen Wolkenschatten über diesem Berg sowie die Kumuluswolken in der Ferne, und will nicht in die Gewitter kommen, jedenfalls nicht in solch großer Höhe. Also steige ich wohl besser ab in Richtung Lucknerhaus; denn bis dort hin ist es ohnehin noch ein ganzes Stück, und wir alle wissen, wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen kann.
# 108 Auf dem Abstieg vom Kesselkees-Sattel in Richtung Lucknerhaus; rechts oben der Großglockner
Mit abnehmender Höhe erscheint zwischen den Steinen mehr und mehr Gras; ich erreiche allmählich wieder die Mattenregion und nähere mich dem Peischlachtörl.
# 109 Blick auf das Peischlachtörl (2484m)
Na, und wie ich mich langsam dem Peischlachtörl nähere, da nähert sich mir von hinten - schau, schau! - wieder die nette Dame, die ich schon zwei Mal getroffen hatte. Sie ist fit (natürlich auch viel jünger als ich selbst) und hat mich eben eingeholt, obwohl ich vor ihr von der Hütte gestartet war. Sie will nun allerdings weiter zur Glorer Hütte über die Ostroute, wohingegen ich an Anbetracht der Wettervorhersage diesen Ehrgeiz nicht habe, sondern nach Westen weiter absteigen und meine Tour durch die Schobergruppe zum Abschluß bringen möchte, so lange alles noch so schön ist. Daher trennen sich unsere Wege auch fast augenblicklich wieder.
Der Weiterweg zum Lucknerhaus ist landschaftlich schön und technisch ganz einfach: durch die hier offenbar sehr zahlreichen Wanderer (viele auch mit Kindern) ist der Pfad breit ausgetreten, fast eine Wanderautobahn. Das schafft ja wohl noch jeder.
# 110 Abstiegsroute in Richtung Lucknerhaus
Für mich persönlich ist es eine nette kleine Erinnerung, daß nicht lange danach von links her der unscheinbare kleine Pfad einmündet, auf dem ich einige Zeit vorher mit meinem Sohn unterwegs war, als wir von Kals über die Tschadinalm zum Lucknerhaus gingen (siehe Abschnitt "Kaleidoskop" oben).
# 111 In den Weg zum Lucknerhaus mündet von links der Weg von der Tschadinalm (und die Kumulus-Bewölkung sieht zunehmend bedrohlich aus)
Am Lucknerhaus angekommen, überbringe ich zu allererst der Wirtin die Grüße, die mir das Team von der Elberfelder Hütte aufgetragen hatte. Wiederum ist die Freude groß, und ich schmunzele in mich hinein. Dann ist es aber schon 12 Uhr vorbei und Zeit für das Mittagessen. Bis zur Abfahrt des Postbusses ist es noch eine Weile, und so genieße ich die letzte lange Rast dieser Tour in vollen Zügen (hier ganz wörtlich zu nehmen; denn zwei große Radler habe ich mir natürlich auch bestellt). Kaum ist der Bus abgefahren, da fängt es auch schon an zu regnen, und ich lächele hoch zufrieden: ich habe auch aus diesem Tag wieder das Beste heraus geholt und damit meine Tour durch die Schobergruppe höchst erfolgreich abgeschlossen, wenn auch ohne den Hochschober. Und bei der Ankunft in Matrei sehe ich dann endgültig bestätigt, daß es besser war, hierher zurückzukehren.
# 112 Regenwetter bei der Ankunft in Matrei (so blieb es dann übrigens noch drei Tage lang)
Fazit: Es war eine tolle Tour von insgesamt sechs Tagen, vier davon bei herrlichem Wetter. Das war zwar deutlich weniger, als ich ursprünglich avisiert hatte (10-12 Tage), aber es war dennoch "ein Gedicht" und kann zur Nachahmung empfohlen werden (wäre da nicht die unangenehme Route im allerobersten Teil des Gößnitztales, würde ich sogar sagen: "vorbehaltlos"). Durch Besteigungen des Hochschober, Glödis, Roten Knopfes oder Bösen Weibls könnte man die von mir gemachte Tour auch noch "aufmotzen", falls es gewünscht wird. Andererseits ist der Abstecher zu den drei Seen ja optional, und man könnte diese Route - ohne die optionalen Elemente - also auch in drei Tagen bewältigen. -- Übrigens habe ich in diesen sechs Tagen nur ein einziges Mal auf der Hütte gefrühstückt; vier Mal (ohne den ersten Tag) war ich schon lange vor dem Frühstück von der jeweiligen Hütte aufgebrochen.
Zusatzbemerkungen:
1) auf den Outdoorseiten gab es bis 2022 lediglich einen weiteren Bericht aus der Schobergruppe, aber der handelt von einer Wintertour. Nun aber gibt es noch einen dritten Bericht über die Schobergruppe, geschrieben von Muecke. Sehr lesenswert! Ihr findet ihn hier.
2) Auf einem anderen Forum fand ich einen netten Bericht, geschrieben 2015 von einer Person, die sich "derYeti" nennt (muß wohl deutlich größer und schwerer sein als ich *grins*). "derYeti" ist im Prinzip meine Route gegangen, aber beginnend am Lucknerhaus und endend in St. Johann (also in umgekehrter Richtung wie ich selbst) und damals noch über die Hornscharte, von deren Überschreitung mir im Sommer 2022 ja so dringend abgeraten wurde. Auch ihm blieb die Bezwingung des Hochschober allerdings versagt. - Wer jenen Bericht lesen will, kann hier klicken .
Zum Abschluß ein Blick auf die Landkarte
(Opentopomap, mit ergänzenden Eintragungen von mir - für jeden Wandertag eine andere Farbe)
Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
Zuletzt geändert von OutofSaigon; 21.12.2024, 09:03.
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Ganz herzlichen Dank, lieber Dominik!
Wenn ein Schweizer sich positiv über Österreich äußert, dann ist das ja ein ganz besonderes Kompliment - das wissen wir alle
Was ich hier mit euch teilen will, sind ja nicht nur Fotos, sondern Erlebnisse; und so versuche ich mein Bestes, euch diese in Bild und Wort zu vermitteln (und selbst dies bleibt natürlich unvollständig; denn die Stille und das ganze Ambiente muß man einfach selbst erlebt haben).
Ein absoluter Knaller war der Gartlsee. Andere Zielpunkte sieht man oft schon einige Zeit lang vor sich, nähert sich ihnen allmählich. Der Gartlsee ist ganz anders: du kletterst die abgebildete Leiter über diesen kleinen Felsriegel hoch, überschreitest denselben mit wenigen Schritten, und dann liegt urplötzlich der Gartlsee vor deinen Füßen. Nur Sekunden vorher war er noch nicht zu sehen gewesen. Und wenn du dann auch noch die fantastische Beleuchtung hast, die ich damals hatte, dann verschlägt es dir die Sprache. Nur eine Stunde später ist es schon nicht mehr dasselbe, und spätestens ab zehn Uhr wirkt es wahrscheinlich irgendwie "ganz normal"
Und ja: in Bälde geht es weiter mit meinem Bericht ...
@agricolina: ich hatte das Wort "Rundtour" so gemeint wie "Roundtrip" auf einem Flugticket: hin-und-zurück. Aber du hast recht: im Deutschen verbinden wir mit dem Wort "Rundtour" eher die Vorstellung eines Rückwegs, der anders ist als der Hinweg. Ich werde versuchen, mich zu bessern...Zuletzt geändert von OutofSaigon; 03.11.2022, 05:22.
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Wunderschöne Bilder sind es, die Du hier mit uns teilst lieber Gottfried
Da freue ich mich schon auf die (häppchenweise) Fortsetzung Deines Berichts!
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Sehr schön! Ich hatte ja spekuliert, dass das Ziel deiner schönen Tagestour der Rote Knopf selbst ist. Allerdings ist mir da keine Rundtour eingefallen - aber du bist ja auch zu den Seen den gleichen Weg hin und zurück gegangen.
Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigenP.S. Als "Inhaber" des Großen Latinums finde ich deinen Nutzernamen schon interessant...
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Wenn auf der Speisekarte nur ein einziges Gericht steht, muß man nicht lange überlegen: dann gibt es eben das, und fertig! - Eigentlich paßt die Metapher mit der Speisekarte hier aber nicht so recht; denn als die "normalen" Hüttengäste mit dem Verspeisen ihres Frühstücks beginnen, bin ich schon längst weg, und zwar auf dem Weg, den ich gestern abend als die einzig vernünftige Option für diesen Tag identifiziert hatte (siehe oben).
Nach einem kurzen Anstieg, der meinen Körper schnell auf "Betriebstemperatur" gebracht hat, wandere ich den Hangweg entlang, der sich oberhalb der Hütte an der Ostseite des Gößnitztals befindet. Wer genau hinschaut, sieht diesen Weg schon auf Foto # 91 rechts oben. Im Osten erhebt sich bereits die Sonne und scheint auf den westseitigen Talhang, während ich selbst mich noch im Schatten befinde.
# 93 Hoch oberhalb des Gößnitzbaches wandere ich am frühen Morgen meinem Ziel entgegen
Mein Ziel sind die drei kleinen Bergseen am östlichen Hang oberhalb des Gößnitztals: auf der Kompass-Karte sind sie als Vorderer, Mittlerer und Hinterer Langtalsee bezeichnet. Dabei ist der Vordere See der dem Talausgang bzw. dem Dorf Heiligenblut am nächsten gelegene der drei. Wenn man von der Hütte aus startet, trifft man auf diesen See also als letzten. Interessanterweise liegen diese drei Seen alle fast auf gleicher Höhe, man kann also schlecht von einem Unteren, Mittleren, und Oberen Langtalsee sprechen.
Nach etwa einer Stunde Wandern erreiche ich den Hinteren Langtalsee. Er liegt aber noch ganz im Schatten, und das Foto, das ich hier mache, ist eigentlich nur für dokumentarische Zwecke zu gebrauchen. Weil ich auf dem Rückweg aber sowieso wieder hier vorbei kommen werde, zeige ich euch ein schöneres Foto von diesem kleinen See erst später.
Von dort zum Mittleren Langtalsee ist es nicht weit, und nach einer guten halben Stunde bin ich auch schon da. "Perfektes Timing", sage ich mir, und mache ein paar Fotos davon.
# 94 Der Mittlere Langtalsee um genau 8:17h morgens
Vom Mittleren zum Vorderen Langtalsee ist die Strecke wieder deutlich länger: über eine Stunde. Und nun bricht auch schon richtig der Morgen an. Als ich mich umdrehe und talaufwärts zurück schaue, sehe ich dies:
# 95 Blick zurück talaufwärts. Es wird euch nicht überraschen, daß irgendjemand irgendwann einmal diesen Berg "Roter Knopf" getauft hat
Es ist ein wirklich schöner und gemütlicher Wanderweg, den ich in aller Ruhe genieße. Ein ganz kurzer Abschnitt ist ein wenig steiler und mit einem Drahtseil zum leichteren Navigieren versehen (eine wirkliche "Sicherung" ist eigentlich nicht notwendig), aber im Großen und Ganzen ist diese Route fast ein Spaziergang mit wunderbarer Aussicht.
# 96 Kurzes Steilstück an einem ansonsten recht leichten Wanderweg
Ich sehe keinen Grund, mich besonders zu beeilen, und so ist es schon Viertel nach neun Uhr, als ich schließlich den Vorderen Langtalsee erblicke. Von der Hütte bis hierher war ich somit insgesamt über drei Stunden unterwegs gewesen.
# 97 Der Vordere Langtalsee
Nun ist es Zeit für eine Rast. Ich setze mich also bei diesem herrlichen Wetter einfach ins Gras und schaue mich um. Es ist ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Hinter dem westlichen Talhang ist der Gipfel des Großglockner zu sehen.
# 98 Der Gipfel des Großglockner über dem westlichen Talhang
Hier verweile ich lange: über eine Stunde. Warum auch nicht? Das Wetter könnte nicht besser sein, das Ambiente ist einfach nur ein Traum, und der Rest meines Tagesprogramms ist ja ohnehin nur "Zurück gehen".
An zwei Erlebnisse jener Raststunde werde ich mich noch sehr lange erinnern. Das erste: irgendwann, als ich mit dem Fernglas einfach nur so durch die Landschaft schweife, sehe ich weit unter mir am Talhang drei Rothirsche. Es sind drei anscheinend noch eher junge Männchen, Achtender oder so. Sie sind noch in der Art von "Junggesellen-Club", die bei Hirschen und ähnlichen Tierarten für jüngere Männchen typisch ist. Es war reiner Zufall, daß meine Augen gerade im richtigen Moment auf die richtige Stelle des Talhangs geblickt haben, sonst hätte ich sie gar nicht bemerkt. Sie bleiben auch nicht lange dort, wo ich sie entdeckt habe, sondern sind in weniger als einer Minute wieder verschwunden.
Das zweite Erlebnis ist eine wiederholte Störung meiner Ruhe: ein Hubschrauber knattert das Tal hinauf. Von wo genau er kommt, weiß ich natürlich nicht, aber sein Ziel ist eindeutig die Elberfelder Hütte. Vier Mal hinauf und vier Mal wieder hinunter fliegt er und macht jedes Mal einen gewaltigen Krach. Mit Interesse registriere ich, daß der Lastensack manchmal ziemlich senkrecht unter dem Hubschrauber hängt, manchmal aber auch im 45-Grad-Winkel hinterher fliegt. Tja, Leute: das ist eben der Unterschied zwischen vollen und leeren Bierdosen
Es war absolut herrlich, hier zu sein; trotzdem will ich auch nicht ewig hier sitzen. Etwa um halb elf Uhr gehe ich also langsam wieder zurück. Auf dem Rückweg begegnen mir - zum ersten Mal heute - andere Wanderer: sie sind talabwärts unterwegs, wollen aber nicht nur zum Vorderen Langtalsee, sondern weiter bis nach Heiligenblut.
Es ist schon nach zwölf Uhr, als ich wieder den Hinteren Langtalsee passiere. Mittlerweile liegt er natürlich voll in der Sonne, so daß ich euch dieses Foto offerieren kann:
# 99 Der Hintere Langtalsee
Tja, und circa um halb zwei Uhr bin ich dann wieder in der Hütte und schaue auf die Speisekarte, ob es nicht doch mehr gibt als nur ein einziges Gericht ...
Den Nachmittag vertrödele ich eigentlich nur, aber mit gut fünf Stunden Wandern bin ich für heute eben zufrieden.
Beim bzw. nach dem Abendessen habe ich dann noch zwei interessante menschliche Begegnungen: als erstes sehe ich wieder die nette Dame, die mir gestern im Talschluß des Debanttales begegnet ist. Wir erkennen einander natürlich sofort und begrüßen uns lachend. - Die zweite Begegnung ist ganz anders: ich plaudere mit einem Herrn, etwas jünger als ich, der erzählt, er wandere den "Kärntner Grenzweg" entlang. Das ist ein Weitwanderweg, für den man fünf bis sechs Wochen braucht (weitere Einzelheiten dürft ihr selbst ergoogeln). Der Herr spricht auch in dem Hharrten Kharrnterr-Dialekt, an dem der Österreicher den Kärntner erkennt. Als wir aber weiter plaudern, stellt sich heraus, daß er eigentlich gar nicht aus Kärnten stammt, sondern aus dem Bundesland Salzburg. Weil ich mich dort ganz gut auskenne, frage ich weiter: "Von wo genau?" - "Großarltal" antwortet er. Und weil ich auch das Großarltal ganz gut kenne, frage ich wiederum: "Von wo genau?" - "Hüttschlag" sagt er. -- Ich denke, mich rührt der Donner. So erzähle ich ihm nun, daß ich vor genau 50 Jahren zu einem Wanderurlaub in Hüttschlag war, und daß jener Wanderurlaub in mir ein für alle Mal die Liebe zu den Bergen und zum Bergwandern geweckt hat. Einige von euch mögen sich daran erinnern, daß ich davon vor drei Jahren schon einmal erzählt habe, nämlich hier .
So geht nun dieser Abend zu Ende. Es war wiederum ein wunderbarer Tag gewesen, und ich freue mich auf morgen.Zuletzt geändert von OutofSaigon; 25.12.2022, 08:11.
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Vielen Dank, lieber Stefan! - Ich sagte ja: Osttirol hat sich mir gegenüber in seinem besten Licht gezeigt, und das war ganz wörtlich gemeint gewesen.
Eine schöne Lage haben ja viele Hütten, entweder in dem Sinne, daß die Hütten selbst und ihre Umgebung recht fotogen sind, oder in dem Sinne, daß die Aussicht von der Hütte richtig gut ist. Für beides finden sich Beispiele in Osttirol (und auch in meinem bescheidenen Bericht hier).
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Ganz tolle Fotos!! Die Hütten in der Schobergruppe liegen ja dermaßen schön!! Vor allem die Hochschoberhütte, aber auch die anderen beiden. Muss ich mal hin.
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Vielleicht hatte ich mir den Wecker gestellt, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht mehr, und es ist ja auch egal. - Jedenfalls blinzele ich um fünf Uhr aus dem Hüttenfenster in die Dunkelheit und sehe - die Sterne. Wunderbar! Somit ist der Himmel klar, und es wird ein schöner Tag werden. Also packe ich im Schein meiner Stirnlampe rasch, aber so leise wie möglich, meine Sachen, verlasse die Hütte und mache mich in der herrlichen Kühle des frühen Morgens auf den Weg zum Leibnitztörl, d.h. in Richtung Lienzer Hütte. Von Harry und seinen zwei netten Assistenten hatte ich mich schon am Vorabend verabschiedet, und Harry hatte natürlich volles Verständnis gehabt für meinen Wunsch, die frühen Morgenstunden auszunutzen.
Ich werfe ich einen letzten Blick zurück auf die Hochschoberhütte, in der ich mich so wohl gefühlt hatte. Noch sind die Farben fahl - der Ausdruck "Morgengrauen" kommt ja natürlich von "grau".
# 72 Fahle Farben beim Abmarsch von der Hochschoberhütte kurz vor halb sechs Uhr
Den Weg hatte ich mir schon am Vortag angeschaut; er führt am Rand der Moräne entlang, ist gut ausgetreten und nicht zu verfehlen. So gehe ich denn dahin und gewinne dabei natürlich auch einiges an Höhe. Als ich mich nach einer reichlichen halben Stunde kurz umdrehe und zurück schaue, sehe ich, daß bereits die Sonne aufgeht. Vorbei ist es mit den fahlen Farben.
# 73 Kurz nach sechs Uhr: die fahlen Farben sind Vergangenheit; herrlich das frühe Sonnenlicht auf den Vilgratner Bergen im Hintergrund, während das Iseltal (im Mittelgrund) noch im Schatten liegt. Links unten im Foto seht ihr die Hochschoberhütte
# 74 Die aufgehende Sonne beleuchtet die Gipfel des Hohen und des Niederen Prijakt. Dort hinauf hatte ich vor zwei Tagen gehen wollen, aber es hat nicht sollen sein (siehe Foto # 62)
Ich komme nun rasch voran; denn der Weg in Richtung Leibnitztörl ist nicht schwer. Nur im obersten Teil des Aufstiegs ist ein kurzer Abschnitt, der auf der Wanderkarte mit einem Leiter-Symbol gekennzeichnet ist: eine kleine Kletterstelle. Als ich diese erreiche, sehe ich aber, wie harmlos sie ist: über allemal zwölf Höhenmeter oder so führt so etwas wie eine Treppe, d.h. an der Felsoberfläche befestigte Holzscheite, über die man nach oben läuft. Es gibt auch noch ein Seil-Geländer zum Festhalten bzw. Emporziehen. Das schaffe ich problemlos.
# 75 Harmlose Kletterstelle im obersten Teil des Aufstiegs zum Leibnitztörl
Ihr Lieben, ich bin ein passionierter Frühaufsteher und habe wahrhaftig viele tolle Morgenstimmungen gesehen, aber was sich meinem Auge bietet, als ich die erwähnte Kletterstelle überwunden habe und nun an das Ufer des Gartlsees trete, das läßt sogar mir den Mund offen stehen:
WAAAHH!
Sommermorgentraumhaft!
# 76 Sonnenaufgang am Ufer des Gartlsees
Mehrere Minuten lang stehe ich einfach nur so da und lasse diese Szene auf mich wirken. Da verschlägt es mir einfach die Sprache.
Dann gehe ich ein paar Schritte am Ufer entlang und drehe mich um. Auch das eine tolle Szene: der Hohe und der Niedere Prijakt spiegeln sich in der perfekt glatten Wasseroberfläche.
# 77 Der Hohe und der Niedere Prijakt spiegeln sich im Gartlsee
Ich hatte im Titel dieses Berichts versprochen, euch zum Gartlsee "mitzunehmen", und ich habe dieses Versprechen nun eingelöst. Wer hiervon nicht beeindruckt ist, dem ist eben nicht zu helfen.
Die eigentliche Paßhöhe zum Debanttal, das Leibnitztörl (2591m), liegt nur ein paar Schritte östlich des Gartlsees. Dennoch erreiche ich jene Paßhöhe erst eine halbe Stunde nach dem Überwinden der oben erwähnten Kletterstelle; so lange hatte ich mich, staunend wie ein Kind, am Gartlsee aufgehalten. Vom Leibnitztörl blicke ich nach Nordosten, über das Debanttal hinweg, zur Gößnitzscharte, welche die Grenze zu Kärnten bildet; dort beginnt das Gößnitztal, mein heutiges Tagesziel.
# 78 Blick vom Leibnitztörl zur Gößnitzscharte
Auch hier sehe ich fasziniert, wie das Licht der Morgensonne über die Felsen streift und ihnen eine plastische Erscheinung verleiht, die sie im Mittagslicht nicht mehr haben werden.
# 79 Morgenlicht auf den Felsen des Leibnitztörls
Anschließend geht es hinunter ins Debanttal, in Richtung zur Lienzer Hütte. Es ist wieder ein leichter Weg, zumal ich ja nun bergab gehe.
# 80 Blick zurück zum Leibnitztörl während des Abstiegs ins Debanttal
# 81 Der Talschluß des Debanttals mit dem Glödis (3206m), einem formschönen und beliebten Kletterberg
# 82 "Hast du gerade "Schafskopf" zu mir gesagt???"
Nun ist es nicht mehr "in aller Herrgottsfrühe" wie bei meinem Aufbruch sondern schon halb neun Uhr, und es wird langsam schön warm. Es begegnen mir auch recht zahlreiche Wanderer im Aufstieg. Einige haben den Hochschober im Visier, andere wollen den Glödis (3206m) besteigen. Sie sind alle von der Lienzer Hütte her gekommen, die ich bald erreichen werde. Mit den meisten wechsele ich nur ein paar freundliche Worte, aber mit einer Dame plaudere ich etwas länger (ich sollte sie in den folgenden Tagen auch noch zwei weitere Male treffen).
# 83 Noch einmal der Glödis
Kurz vor zehn Uhr treffe ich dann an der Lienzer Hütte ein, knalle meinen Rucksack auf eine Holzbank und bin der Meinung, daß ich mir nun einen Kaffee verdient habe. Eine nette junge Dame - sie stammt aus Nepal - bringt mir denselben auch alsbald, und so lasse ich erst einmal die Beine baumeln.
# 84 Vormittagsrast an der Lienzer Hütte
Ich liege gut in meinem Zeitplan (kein Wunder bei dem frühen Aufbruch!), will heute ja nur noch über die Gößnitzscharte zur Elberfelder Hütte gehen, und so raste ich rund zwei Stunden hier, konsumiere auch noch ein frühes Mittagessen, komplett mit einem Bier. Im Gegensatz zur Hochschoberhütte hat die Lienzer Hütte Straßenanbindung, und so ist es kein Problem, jederzeit alle notwendigen Zutaten für ein gutes Gericht bereit zu halten (und Bier selbstredend auch).
Mit meinem Schuhwerk bin ich gut zurecht gekommen. Bei der kleinen Wanderung vorgestern in Richtung zum Hohen Prijakt hatte ich gemerkt, daß meine Bergstiefel doch ziemlich oft auf den feuchten Felsen ins Rutschen kamen; vermutlich deshalb, weil die Sohle aus einer relativ harten Gummimischung besteht. Nach dem Wechsel auf Zustiegsschuhe war es dann weit besser, und ich fühlte mich viel sicherer beim "Herumturnen" in felsigem Gelände. Dafür sind solche Schuhe ja auch optimiert (Gletscherbegehungen mit Steigeisen wären natürlich wieder eine andere Sache). So werde ich dann meine ganzen restlichen Wanderungen durch Osttirol mit diesen Zustiegsschuhen machen. In den Hütten stehen fast nur Bergstiefel, lediglich ich laufe in Halbschuhen umher, aber ich komme so eben besser zurecht. Sollen die anderen doch denken, was sie wollen!
Erst kurz vor zwölf Uhr breche ich wieder auf. Das sollte ja wohl dicke reichen für die Strecke über die Gößnitzscharte bis zur Elberfelder Hütte - auf dem Wegweiser steht "3:30h".
# 85 Blick zurück auf die Lienzer Hütte beim Aufstieg zur Gößnitzscharte
Der erste Teil des Anstiegs zur Gößnitzscharte ist ausgesprochen zahm, ein ganz normaler kleiner Wiesenweg; wäre da nicht das Gefälle, könnte man ihn fast als etwas langweilig empfinden. Dann aber wird es doch mehr und mehr "Typisch Hochgebirge" mit eindrucksvoller Szenerie:
# 86 und 87 Aufstieg vom Debanttal zur Gößnitzscharte
Hier ein Panorama-Video von der Szenerie entlang jener Aufstiegsroute:
Dies sind so die Hochgebirgslandschaften, von denen Stefan in Beitrag # 22 sprach: "weitläufige Bergwildnis"
Der Anstieg zieht sich erstaunlich in die Länge (mit den angezeigten 3:30h bis zur Elberfelder Hütte werde ich wohl nicht auskommen), aber schließlich stehe ich dann doch auf der Paßhöhe (2732m), die übrigens auch die Grenze zwischen Osttirol und Kärnten markiert.
# 88 Blick von der Gößnitzscharte nach Südwesten ...
# 89 ... und hier noch einmal mit dem Teleobjektiv: im Vordergrund die Felsen der Gößnitzscharte, im Mittelgrund das Leibnitztörl, das ich am Morgen überschritten hatte, dahinter die Vilgratner Berge, und ganz in der Ferne die Sextener Dolomiten (unsere Experten werden sogar einzelne Gipfel identifizieren können)
Sofort hinter der Gößnitzscharte wird der Weg leider ausgesprochen unangenehm: eine einzige Felstrümmerwüste, kilometerlang. Einen Weg im eigentlichen Sinne gibt es nicht, sondern nur eine markierte Route, entlang derer man über die Steine eiert. Richtig besch... finde ich das. Hier kann ich nicht im üblichen Tempo marschieren, und es wird mir immer klarer, daß die Zeitangabe "3:30h" auf dem Wegweiser bei der Lienzer Hütte ziemlich unrealistisch war. Dabei war ich in der Venedigergruppe immer sehr gut mit den Zeitangaben auf den Wegweisern zurecht gekommen, habe immer in etwa so lange gebraucht (oft sogar weniger) als dort angeschrieben stand. Der Unterschied liegt darin - das dämmert mir dann im Laufe der Zeit -, daß die Wegweiser hier vom Alpenverein aufgestellt wurden, in der Venedigergruppe aber vom Tourismusverband; diese beiden Institutionen legen unterschiedliche Maßstäbe an, aber koordinieren sich nicht - a´ bisserl blöd find i´ des...
# 90 Der oberste Teil des Gößnitztals, eine unangenehm zu begehende Felstrümmerwüste; im Hintergrund die Klammerköpfe mit der Klammerscharte links daneben
Irgendwann ist aber auch dieser besch...e Abschnitt der Route zu Ende, und ich sehe mit Erstaunen, daß am unteren Ende dieser Felstrümmerwüste ein recht großer Bach austritt. Wo kommt dieses viele Wasser her? Von den weitgehend trockenen, felsigen Hängen allein kann es ja nicht kommen. Ich vermute also stark, daß sich unter dieser Felstrümmerwüste noch Reste des einstigen Gletschers verbergen, vom Wanderer nicht zu sehen. Der Bach ist das Schmelzwasser dieser Eisreste. Da aber eine Erneuerung dieser Eisreste ja nun nicht mehr stattfinden kann, werden sie irgendwann einmal komplett abgeschmolzen sein, und der Bach wird weitgehend versiegen. In vielleicht zehn oder zwanzig Jahren werden die Leute in der Elberfelder Hütte noch lange Gesichter machen: chronischer Wassermangel!
In solche Gedanken versunken, wandere ich weiter abwärts und sehe, als ich einen kleinen Felsrücken überschreite, die Elberfelder Hütte in nur noch geringer Entfernung vor mir - na, endlich! Weit über vier Stunden (Pausen nicht eingerechnet) war ich von der Lienzer Hütte bis hier her unterwegs gewesen. Wunderbar auch, endlich einmal wieder grüne Wiesen zu sehen, nach der langen Plackerei über die besagte Felstrümmerwüste.
# 91 Die Elberfelder Hütte im Gößnitztal, umgeben von grünen Wiesen, ist nun schon fast zum Greifen nahe - endlich!
Ich erreiche die Hütte, gehe hinein und überbringe als erstes einmal die Grüße an das Hüttenteam, die mir Harry von der Hochschoberhütte "mitgegeben" hatte. Darüber freut man sich auch sehr, was ich irgendwie lustig finde. Da leben wir nun im Zeitalter von Email, Whatsapp usw. (und auf den Hütten haben sie ja auch alle Empfang!), aber wenn ein Wanderer einen mündlichen Gruß vom Kollegen mitbringt, dann freuen sie sich fast wie kleine Kinder, als ob wir noch im 19. Jahrhundert lebten. So ist der Mensch eben doch noch Mensch geblieben, anstatt nur ein Whatsapp-Nachrichten-Empfangs-Roboter zu sein. Das ist doch etwas sehr Positives, oder?
Anschließend raste ich ein wenig, und bald gibt es das Abendessen. Danach trete ich (wie einige andere auch) noch einmal vor die Hüttentür, um die herrlich kühle Abendluft zu genießen.
# 92 Abendstimmung an der Elberfelder Hütte
Am späteren Abend diskutiere ich ein wenig mit dem Hüttenteam und anderen über meine weiteren Wanderoptionen. "Kann man über die Hornscharte zur Adolf-Nossberger-Hütte gehen?" frage ich unschuldig (von dieser Option hatte ich nämlich gelesen). "Um Gottes willen, bloß nicht!!", kommt die Antwort ohne Zögern. "Der frühere Weg über die Hornscharte ist mittlerweile extrem von Steinschlag gefährdet; daher hat der Alpenverein alle Wegweiser und alle Wegmarkierungen entfernt. Man kann leichtsinnige Wanderer natürlich nicht in Ketten legen, aber der Alpenverein will die Begehung dieser gefährlichen Route keinesfalls auch nur im leisesten nahe gelegt haben." Hmmm, kapiert. -- Ich habe aber auch absolut keine Lust darauf, noch einmal über diese verdammte Felstrümmerwüste zurück zur Gößnitzscharte zu gehen. Somit sind meine ursprünglichen Pläne, die Adolf-Nossberger-Hütte und die Wangenitzseehütte aufzusuchen, leider geplatzt. Allerdings erinnere ich mich sehr wohl, daß einige Wanderer, denen ich unterwegs begegnet bin, die Wirte jener beiden Hütten als unfreundliche Menschen beschrieben haben, und so ist dieser "Verlust" wohl zu verschmerzen.
Was bleibt also? Von der Elberfelder Hütte gibt es nur zwei andere Wege zurück in die Zivilisation: entweder nach Nordosten das Gößnitztal hinab bis nach Heiligenblut an der Großglockner-Hochalpenstraße oder nach Nordwesten, über den Kesselkees-Sattel zum Lucknerhaus am Fuß des Großglockner. Ersteres will ich nicht, weil die Rückfahrt von dort nach Matrei in Osttirol arg lang wäre; also bleibt nur letzteres, und damit ist die Angelegenheit entschieden. Punktum.
Für morgen aber empfiehlt mir das Hüttenteam wärmstens eine schöne Tagestour, und von dieser werde ich euch im nächsten Abschnitt berichten.
(Spannung, Spannung ...)
Zuletzt geändert von OutofSaigon; 23.11.2022, 07:03.
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Hallo agricolina,
Es freut mich sehr, wenn mein Bericht gefällt. Bleib/t dran!
Ich war nie vorher im Virgental und betrachte es nun auch als "gesehen". Die Welt ist groß.
Wildzelten ist wohl (fast) überall in Österreich (fast) völlig verboten; das ist auf diesem Forum und anderswo schon viel diskutiert worden. Auf dem Grundstûck einer Berghütte mag es erlaubt sein; jedenfalls sah ich direkt neben der Lasörlinghütte ein Zelt - knallrot und wohl selbst auf Google Earth zu sehen
Gruß,
Gottfried
P.S. Als "Inhaber" des Großen Latinums finde ich deinen Nutzernamen schon interessant...
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Sehr schön, ich freue mich, hier manches aus einer tollen Ecke wieder- und neu entdecken zu können! Das Virgental ist sommers wie winters ein Traum. Leider nicht mit dem Zelt erlaubt. Bin gespannt, was noch kommt.
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