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Schroffe Gipfel, bunte Blumen und malerische Seen
Hüttentour durch die Schobergruppe (Hohe Tauern) im Juli 2023
Hüttentour durch die Schobergruppe (Hohe Tauern) im Juli 2023
Prolog
Neben vielen Tagestouren in den (Vor-)Alpen unternehmen mein Bergpartner und ich mindestens einmal im Jahr zusammen auch eine mehrtägige Wanderung. Die Planung bleibt dabei normalerweise an mir hängen, dafür nimmt mein Kumpel es ohne allzuviel Gejammer in Kauf, wenn ich mich mal wieder um ein paar hundert Höhenmeter verrechnet habe. Dieses Jahr wollten wir mal in eine Gegend, die wir bisher noch nicht kannten.
Gesucht war: Eine ruhige und nicht so überlaufene Ecke in den Alpen mit schöner Landschaft, gerne felsig und mit etwas Schotter (damit ich meine Schotter-Aversion endlich mal loswerde) für eine anspruchsvolle Bergwanderung. Es sollte aber immer Urlaub bleiben und kein "Extremsport" werden. Ein paar hübsche Gipfel durften gern auch auf dem Weg liegen und die Übernachtungen sollten in bewirtschafteten Hütten stattfinden. Für die Anfahrtszeit aus dem südlichen Münchner Umland sollten 3 Stunden mit dem Auto nicht allzusehr überschritten werden.
Ich habe lange gesucht. Und gefunden habe ich schließlich: Die Schobergruppe in den Hohen Tauern.
Die Schobergruppe liegt auf der Grenze zwischen Kärnten und Osttirol in den Zentralen Ostalpen. Der namensgebende Hochschober (3242m) ist allerdings gar nicht ihr höchster Gipfel, sondern das knapp 40 Meter höhere Petzeck mit 3283m. Große Teile des Gebriges gehören zum Nationalpark Hohe Tauern. Da der nahegelegene Großglockner viele Besucher "abwirbt" geht es in der Schobergruppe eher ruhig zu, obwohl es eine gute Hütteninfrastruktur und gut gepflegte Wege gibt.
Tour-Planung: Schöne Gegend, spärliche Infos
Die Infos zur Schobergruppe sind eher spärlich gesäht, aber wenn man etwas findet, dann sind auch immer Bilder von der grandiosen Landschaft und den herrlichen Gipfeln in der Region dabei. Auf ODS wird die Gegend in diesem Reisebericht von OutofSaigon erwähnt, im Web findet man ansonsten noch 2 oder 3 weitere, alte Tourenbeschreibungen in Blogs oder Foren. Irgendwann stolperte ich über eine alte Broschüre des österreichischen Alpenvereins in der drei verschiedene Rundwege angepriesen wurden: leichte Wanderung, mittelschwere Bergwanderung und ernsthafte Bergtour. (Achtung: Die Beschreibungen sind nicht mehr ganz aktuell, der Klimawandel arbeitet an den Wegen und verändert die Schwierigkeiten in alle Richtungen!)
Wir entschieden uns schließlich dafür den Weg der "Hochschoberrunde I" aus der AV-Broschüre nachzuwandern: Start und Ziel in Kals am Großglockner, genauer gesagt am Groß-Parkplatz beim Lucknerhaus am Ende der Mautstraße. Von dort aus über die Glorer Hütte zur Elberfelder Hütte, weiter zur Lienzer Hütte, zur Hochschoberhütte und schließlich über die Lesachalm zurück zum Parkplatz. Das klang nach einer schönen Rundtour. (Spoiler: War es auch! )
Tour-Vorbereitung
Die Hütten buche ich immer weit im Voraus und wir alten, bequemen Säcke gönnen uns dann auch nach Möglichkeit ein Zweierzimmer statt des Matrazen-Lagers (-> Urlaub! ). Soweit alles easy, die Hütten antworteten sehr schnell auf meine Anfragen und wir bekamen überall einen Schlafplatz. Naja, fast überall.
Leider stellte sich nämlich heraus, dass die Lesachalmhütte schon seit vielen Jahren geschlossen ist. Bei der Touristinfo in Kals sagte man mir, dort habe inzwischen eine Art Berghotel aufgemacht, das sei nun die einzige Übernachtungsmöglichkeit in der Gegend. Hotel klang teuer, aber mit wurde versichert, der Wirt habe der Gemeinde zugesagt, dort auch günstige Bergsteigerunterkünfte bereitszustellen. Also rief ich bei diesem 'Glödis Refugium' mal an. "70 Euro pro Nacht und Nase", erklärte man mir unfreundlich. Ich wies auf die Aussage der Touristinfo hin, dass es auch günstige Übernachtungsmöglichkeiten für Bergsteiger geben solle. "Das sind die Bergsteigerzimmer", kam als Anwort. Puh. Wir überlegten eine Weile, rangen uns aber letztlich doch dazu durch, dieses Zimmer zu nehmen. Es gab auch nach längerer Recherche einfach keine sinnvolle Alternative. Also gebucht, per geforderter Vorkasse 140 Euro bezahlt und gut ist. Dachten wir. Denn es kam anders...
Zwei Wochen bevor es losgehen sollte, kam eine Mail vom 'Glödis Refugium'. Man könne nicht öffnen, da man keinen Strom habe. Wir könnten nicht kommen. "Waaaas?!" Online behaupten sie, sie haben schon seit Monaten geöffnet?!
Ich setzte mich zu Tante Google und studierte mal die Lokalpresse: Der Wirt hatte als Mitglied der Alpgenossenschaft ein (sehr umstrittenes) Wasserkraftwerk bauen lassen, um es dann für sein Hütten-Hotel zu nutzen. Danach hatte er sich aber wohl mit den Alplern überworfen und im Streit um die Stromrechnung drehte man ihm letztlich das Wasser und somit den Strom ab.
Es folgte ein längerer Mailverkehr. Ich erklärte dem Wirt, wir brauchen keinen Strom, sondern nur einen Schlafplatz. Der Wirt erklärte mir, das sei nicht möglich, er habe geschlossen. Ich fragte nach Alternativen (Schuppen, Vordach, wasauchimmer) und erklärte ihm, das da eine mehrtägige Wanderung, viel Planung und weitere Hütten-Reservierungen dranhingen. Er erklärte mir, das sei nicht möglich, er habe geschlossen. Irgendwann platzte mir der Kragen und ich forderte mein Geld zurück, dass ich ja bereits bezahlt hatte. Dann ging plötzlich doch was... Er bot mir alternativ seine Almhütte in der Nähe an, rückte aber nicht wirklich mit weiteren Infos raus. Egal, nehmen wir. Die Kommunikation endete allerdings, ohne das so richtig klar war, wann und wo wir uns melden sollten, um in diese Hütte reinzukommen. Der Wirt antwortete nicht mehr auf Emails. Wir beschlossen, es einfach zu riskieren, notfalls würden wir schon irgendeinen Kuhstall auf dieser Alm finden, in dem wir die Nacht verbringen könnten. Sicherheitshalber packten wir noch eine weitere Lage warme Klamotten ein, die Notfall-Biwacksäcke sind ja sowieso immer dabei. Aber es blieb spannend...
Anreise
Wir waren mit dem Auto unterwegs. Zusätzlich zu den Spritkosten haben wir für Autobahn-Maut (10€), Passtraße (hin und zurück je 13€) und Glocknerstraße (inkl. parken 15€) insgesamt 51€ "Straßenbenutzungsgebühren" in Österreich bezahlt.
Der Parkplatz beim Lucknerhaus ist riesig und gut besucht, denn dort gibt es einige Kletterfelsen, Spazierwege mit Glocknerblick für Turnschuh-Touristen und ein Nationalparkzentrum. Außerdem starten hier viele Bergsteiger ihre Touren zum Großglockner. Große Schilder weisen auf ein Übernachtungsverbot am Parkplatz hin, diverse Wohnmobile, Vans und Busse behaupten das Gegenteil. Wir haben es nicht ausprobiert, denn die Glorer Hütte liegt weniger als 2 Stunden Fußmarsch entfernt.
Die Anreise mit den Öffentlichen ist theoretisch auch möglich, aber kaum günstiger und sehr aufwändig, weil die Busse nur spärlich und zu eher ungünstigen Zeiten fahren. Dafür müsste man wohl ggf. eine Übernachtung im Lucknerhaus (Achtung: sehr teuer!) einplanen.
Disclaimer:
Dem ein oder anderen wird in diesem Tourenbericht vielleicht etwas zuviel "Luxus" drin sein: Im Voraus gebuchte Hüttenübernachtungen, überschaubare Gehzeiten und viele Pausen. Aber die Ansprüche sind eben verschieden, meine eigenen übrigens auch. Diese Tour war als gemütlicher Urlaub geplant und so haben wir sie auch umgesetzt - und sehr genossen.
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