Mein Outdoorerlebnis - heute

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  • Firilion
    Erfahren
    • 09.10.2009
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    • Meine Reisen

    AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

    Zitat von Heike Peer Beitrag anzeigen
    Gute Idee mit den Aufnähern, werden wir uns auch besorgen. Mal sehen wem man so begegnet.
    Wo bekommt man die?
    OT: Wenn ich das wüßte...ich bin hier zwar über einen Thread(hier) gestolpert, wo diese erwähnt wurden, aber es scheinen alle ausverkauft zu sein. Fürchte ja fast, da bleibt nur FIDEA (fabrizier irgendwie deinen eigenen aufnäher) *grins*
    Vielleicht weiß ja jemand mehr als ich diesbezüglich...ich weiß nur, ich hätt gern welche
    Vielleicht mal hier sammeln, wer auch welche mag und neue bestellen/anfertigen lassen
    It's a magical world, Hobbes, ol' Buddy....let's go exploring!
    31.12.1995, the last Calvin & Hobbes Strip by Bill Watterson

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    • Burnfoot
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      • 27.02.2009
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      • Meine Reisen

      AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

      Schade, schade.....wir hätten gerne ein paar davon. Keine Chance noch welche zu bekommen????
      Wir würden sie gerne im nächsten Jahr auf unserer Tour durch Schottland spazieren führen.....
      Haben wir keinen Weg, so machen wir einen

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      • Burnfoot
        Dauerbesucher
        • 27.02.2009
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        • Meine Reisen

        AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

        Aufnäher-Thread eröffnen?????
        Haben wir keinen Weg, so machen wir einen

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        • Fjaellraev
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          • 21.12.2003
          • 13981
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          • Meine Reisen

          AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

          Setz mal eine entsprechende Anfrage ins Suche&Biete Forum, vielleicht hat ja ein anderer User noch einen oder mehrere Aufnäher übrig.
          Eine Neuauflage wird es vermutlich in der allernächsten Zeit nicht geben, da halt doch immer eine gewisse Menge hergestellt werden muss die dann (privat vorfinanziert) eine ganze Weile rumliegt bis Alle verkauft sind.
          Aber irgendwann kommt sicher die nächste Auflage

          Gruss
          Henning
          Es gibt kein schlechtes Wetter,
          nur unpassende Kleidung.

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          • Burnfoot
            Dauerbesucher
            • 27.02.2009
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            • Meine Reisen

            AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

            Danke, haben wir soeben gemacht.
            Haben wir keinen Weg, so machen wir einen

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            • Gast-Avatar

              AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

              Endlich mal wieder Waldluft schnuppern.....
              Zuletzt geändert von ; 05.02.2011, 11:35.

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              • Firilion
                Erfahren
                • 09.10.2009
                • 396
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                • Meine Reisen

                AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                ...dies ist nun die Fortsetzung meiner Harz-Expeditionen und ich fürchte, es wird erst enden, wenn ich mich dort auskenne wie in meiner eigenen Wohnung. Ich knüpfe an den Stil der letzten Beschreibung an, wenns Recht ist :P (siehe hier)

                Zunächst die Fakten, bevor ich mich erneut im Prosaischen verliere:
                Strecke: 28,5 km in ca. 7,5 Stunden
                Route: Auerhahn - Schalker Turm - Fastweg - Dicker Kopf - Sidecum - Eichweg - Steile Bramke - Große Bramke - Okerstausee - Schulenberg - Köte - Silberbach - Hubertusplatz - Goslarer Stadtweg - Schalker Teich - Festenburg - Oberer Schalker Graben - Kellerhalsteiche - Alte Harzstraße - Auerhahn
                gpx-Datei: klick

                Vielleicht sollte ich das "Gesamtprojekt" doch ins Reiseberichtforum auslagern in einen eigenen Thread, den ich je Wanderung weiterschreibe *grübel*

                -----
                Nein, den Wecker stelle ich bewußt nicht. Dieses Wochenende muss verschlafen werden, sonst wird es nie enden. Ruhe und Schonen ist angesagt, Dr. Szoltan Krümpli im Gedächtnis tobend zur Mahnung. Sonst kann ich mein Knie bald einsargen. Der Plan ist gewieft wie ausgereift. Ich habe vorsorglich am Freitagabend eine halbe Flasche Wein getrunken (Ich vertrage nur wenig Alkohol) - ein 2005er Buitenverwachting Cabernet-Merlot - um trickreich meinen Körper schachmatt zu setzen. Die Taktik sah vor, ihm durch einen mittelprächtigen Kater den Wunsch und Wille nach Wanderung zu nehmen.


                Dieser Wein, dieser edle Tropfen Erdenblut, ich muss ihm ein paar Zeilen widmen. Auch Weine können Reisen sein, lassen Träume neu erblühen, Fernweh fremder Ziele erklingen, geben Kunde über Land und Leute. So auch dieser. In der Nähe von Constantia in Südafrika werden die Reben an Südhängen zur Reife gelassen. Man spürt im Klang des Weines die Kühle, in der seine Trauben reiften, diesen Tanz der Temperaturen einer südlichen Welt. Er ist durchaus fruchtig, doch tragend und gehaltvoll. In ihm verstecken sich die Gerbstoffe nicht, sie haben es auch nicht nötig, unterstreichen in ihrer Herbheit die tiefe Farbe. Klar strukturiert, komplex dabei, aber nicht überladend. Ein kleiner, erster Schluck, ich schließe meine Augen und gehe auf eine Reise, stehe Sekunden später in den Weinhängen, rieche die klare Luft und das Feuer Südafrikas, während die Luft meine Beine lind umspült. In dieser Cuveé eint sich die Zerissenheit und wechselhafte Geschichte eines Landes zu einem Blick in die Zukunft.
                Ein Fehler, denn nun denke ich an den Otter Trail im Tsitsikamma National Park. Statt mich auf meiner Couch liegend abzuschießen, beginne ich nach freien Terminen auf der offiziellen Website zu googeln und ob ich die mit meinen geplanten Urlaubsterminen 2010 koppeln kann. Ein Kampf zwischen Geist und Körper entbrennt. Der eine mag mehr Wein, der andere lieber fit für morgen sein. Es scheint ein Sieg des Geistes zu werden, doch dann überlistet mich der Körper hinterücks mit....Müdigkeit. Ich schlafe ein, viel zu früh.

                Samstag morgen, kein Wecker. Ich wache auf, alles dunkel; erschreckend. Der Blick auf die Uhr verheißt nichts Gutes. In der Tat, es ist grad einmal 6:30 Uhr. Ich drehe mich griesgrämig um, ziehe die Decke über den Kopf, fluche, schimpfe, grummle und schlafe doch nicht wieder ein. Um 7 Uhr stehe ich auf, koche Kaffee, packe den Rucksack (fluche noch mehr) und ehe ich mich versehe sitze ich im Auto. Ich erreiche die A7 Richtung Natur. Freudig begrüßt mich der schlaftrunkene Mond in einem rasch aufziehenden Morgenhimmel. Alle Zeichen stehen auf "Raus", was ein Himmel.


                Die Farbe des Weines scheint in den Wolken des Morgens nachzuhallen, die Natur berauscht sich an sich selbst. Es wirkt, als hätte sie wenige Tropfen des holden Getränks als Tupfer in den Himmel verteilt. Unwirklich ziehen die Kilometer an mir vorbei. Ich habe nicht das Gefühl zu fahren, nein, ich stehe und die Welt bewegt sich fort, zieht mich zu sich in ihren Garten, möchte mir ein weiteres Meisterwerk auf einer endlosen Bühne vorführen. Ich möchte "Zugabe, Zugabe" schreien, doch verharre in Stille und Bewunderung.


                Kurze Zeit später erreiche ich via B82 und B241 Auerhahn (nahe Hahnenklee). Ich parke meinen roten Rasenmäher auf dem durchweichten Wanderparkplatz, der mehr einem forstwirtschaftlichen Sammelplatz für Holz gleicht, zerfahren und zerfurcht von unzähligen Vollerntern und Transportfahrzeugen. Obgleich das Wetter zunächst einen Samstag aus dem Bilderbuch verspricht, bin ich der einzige dort. Stört mich nicht, gut so. Rein in die Trekkingschuhe, Rucksack - jetzt mit ODS Aufnäher! - auf den Rücken und ab durch die Mitte.


                Hauptwanderweg 1, sie hättens nicht auf das Schild pinseln müssen. Man siehts auch so sofort, diese asphaltiere Wanderautobahn durch den Wald. Hier könnten Kolonnen von Wanderern in Reih und Glied durchstampfen, Massenabfertigung mit "Naturfeeling" ohne gleich sämtlichen Kontakt zur Zivilisation zu verlieren. Dann gleiten die von der aufsteigenden Sonne entsandten Perlenstränge durch das Blätterdach, brechen sich in des Nebels früher Frische, gefiltert von tausend kleinen Laubsieben in den Baumkronen. Mein anfänglicher Zorn, über mich und die Autobahn hier, wird mir förmlich ausgebrannt, hinterlässt keine Leere, sondern füllt sich mit Frohmut. Mein Blick wandert magisch entlang der Perlenketten, lässt sich bereitwillig blenden.


                Die Schalker Höhe, ein metallenes Monster in lieblicher Landschaft. Andere würden sagen, ein Aussichtstürmchen. Sicher, solche Konstruktionen waren einmal sehr beliebt und man findet sich fast überall in deutschen Wäldern, Wiesen und Auen. So mag ich der Tradition vergangener Tage Tribut zollen und wage den Aufstieg. Der Wind pfeift mir um die Ohren, die schwere Last auf meinem Rücken lässt meinen Körper wanken, die engen Stufen quäle ich mich hinauf auf den Olymp! Was eine Aussicht, alle Pein ist vergeben.


                Neben dem Metallmonster eine Holzhütte, darinnen leuchten Farben, schallen Stimmen. Zwei Wanderer haben Nachtquartier bezogen, scheinen soeben aufgewacht zu sein, die Schlafsäcke noch auf dem Boden liegend. Ich überlege kurz, doch finde keine Zeit für ein längeres Gespräch, denn ich bin sprachlos. Ich blicke gen weiterem Weg, verharre regungslos und staune


                -----
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                Zuletzt geändert von Firilion; 08.11.2009, 14:01.
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                • Firilion
                  Erfahren
                  • 09.10.2009
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                  • Meine Reisen

                  AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                  Es keimt in mir der Gedanke der Undankbarkeit. Wenn dies zu sehen bereits zu Beginn mir möglich war, was mag da noch alles kommen? So ziehe ich weiter, nehme Kurs Richtung Dicker Kopf und Sidecum. Die Lichtspielereien begleiten mich noch eine ganze Weile, die ich entlang einer Tannenbaumreihe schreite. Ein kürender Abschluß des Herbstes, Sonne satt. Den Regen des Nachmittages zu erahnen, welch Tor hätts hier gewagt.


                  Allmählich hat sich auch der Weg gewandelt. Ich wate durch Schlamm, quitsche mich durch feuchtes Gras, platsche hier und da durch kleine Pfützen. Vergnügt einem kleinen Kind gleich, welches damit vortrefflich seine Eltern ärgert. Eine Balanceakt, eine Gradwanderung zwischen nassen Füßen und feucht-fröhlichem Spass. Ich muss an ein Lied denken, dass ich vor längerer Zeit gehört habe. Später habe ich herausgefunden, es war von Reinhard Mey. Sonst nicht wirklich in meiner Musiksammlung und in meinem Geschmack diesbezüglich vorhanden, gefiel es mir ob seines Textes gut. Es heißt einfach nur "Frei!". Wie frei kann man sein? Wie viele Ketten, Zwänge, enge Welten abwerfen. Über wie viele Tellerränder blicken, schweben, treiben, ohne Grenzen. Und welche Lasten doch noch tragen, welche Regeln, Normen, Hürden niemals überwinden? Gewohnheit, Gleichgültigkeit, gedrillt bis zur Akzeptanz des nicht akzeptierbaren. In mir kämpft das Chaos mit der Ordnung. Bildlich, ich bin ein Kind der Gegenwart, prügelt hier ein grüner Ork auf einen ritterrüstungtragenden Menschen ein und umgekehrt. Ein ewiger Kampf ohne Sieger. Ich schreite nicht ein, lasse beide ihren Kampf austragen.


                  Das Schwertgeklirr in meinem Kopf verstummt, mein Blick wird scharf, giert entlang des Weges Richtung Zukunft. Ich bin in der Gegenwart angekommen, habe diesen schwerelosen Zustand erreicht, von dem ich bereits im "Allein auf Tour..." Thread schrieb. Ich habe versucht diesen einmal einzufangen, doch glaube nicht, dass ein Bild mich wiedergeben kann, nicht in diesem Moment


                  ...bis sich die Natur einen weiteren Jünger suchte. Sie drang dem Geschöpf Firilion in den Verstand, den es tief in das Nebelgebirge zog. Dort verfiel er der Natur. "Sie ist zu mir gekommen, mein eigen, mein liebes, mein eigen...mein Schatz." Die Natur verlieh Firilion ein natürlich-fröhliches Leben. Seit vielen Jahren veredelt sie seinen Verstand. Doch wartete sie nicht, sondern sucht sich stets neue Anhänger....ähm ja, sorry. Wir sehen hier in der Entfernung den nebelumspülten Brocken. Eifrig schrubbt er seinen Gipfel, sodass es über alle Maßen schäumt. Versucht verzweifelt die Horden an Menschenmassen hinfortzufegen, die beständig auf seinem Kopf rumturnen. Durchhalten, kleiner Berg, Hilfe naht in Form von Regen.


                  Ich erreiche die Hütte am Sidecum. Von hier sind es nur wenige Schritte bis zu einer phänomenalen Aussicht. Leicht diesig eingehüllt ist dieser Tag, doch die Fernsicht ist immer noch schön:


                  Da in der Hütte bereits hoher Andrang herrscht, beschließe ich, weiterzuziehen. Ich möchte noch Wasser sehen, also heißt die Richtung "Okerstausee". Das Wetter beginnt sich zu wandeln. Sonne weicht Wolken. Doch die Wolken trüben nur den Himmel, nicht mich. Ich nehme den Eichweg, abseits der gängigen Routen. Ein Pfad, bepflanzt mit Geröll und Gestein, durch urige Baumlandschaften fließend, teils vom Sturm gezeichnet.


                  Der Himmelsmaler läutet zur Pause, indem er ein samtweiches Kissen zaubert. Kaum habe ich gen oben gespäht, möchte ich ein wenig rasten, meinen Kopf ablegen, eintauchen in eine sanfte Traumwelt. Ich lasse mich in dieses Federbett fallen und verweile ein wenig. Brotzeit!


                  Da mich mein Wunsch nach Wasser ein wenig Zeit kosten wird, breche ich alsbald wieder auf, stolpere die steile Bramke herunter Richtung Okerstausee. Am Fuße erreiche ich die große Bramke und eine - leider - asphaltierte Straße. Die Landschaft wirkt fremd, entleert, traurig. Vielleicht liegt es auch am Regen, der eingesetzt hat.
                  Versteht mich nicht falsch. Ich liebe den Regen. Ich stürme aus dem Haus, wenn die Fäden zu Boden plätschern. Und denke immer an eine Zeile aus einem Song. Es ist 1992, ich bin 13 und Soul Asylum werfen Runaway Train auf den Markt. 1992, ich könnte ein Buch über dieses Jahr und die 5 Jahre davor schreiben, doch dann kam dieses Lied und fasst alles zusammen. "Bought a ticket for a runaway train, like a madman laughin' at the rain." Ja, auch ich kann lachen, wenn es regnet!
                  Aber hier, nein, hier drückt sich mir ein anderes Bild in meinen Film. Ich habe vor längerer Zeit eine Dokumentation über Tschernobyl gesehen, wie es heute dort ist. Diese verseuchte Tristesse. Unsichtbare Gewalt, die das Land im Würgegriff hält. Doch die Landschaft so schön, friedlich, aber entfremdet und leer. Eben jene Bilder entstehen bei diesem Anblick. Es könnte dort sein, es ist hier. Es könnte überall auf der Welt sein. Das macht es so "normal", so einprägsam, so real. Das macht Angst. Blendet man dies Wissen aus, so wird das Auge verführt und besänftigt.


                  Ein Seitenarm des Okerstausees entspringt am Horizont. Neben meinem Weg reist die große Bramke, ein Zulauf der geschwätzigen Art. Munter springt sie über Steine und altes Holz, erzählt von ihrem Ursprung, einer Quelle weit entfernt. Ich lausche ihrem Monolog, der im Tal widerhallt. Im Hintergrund untermalt der Regen ihre Rede mit einer leicht tragenden Symphonie.


                  Der Stausee führt wenig Wasser, sein Seitenarm ist schlapp, hängt trocken im Winde und verlockt zu einem Abstieg in das freiliegende Grün. Verflogen die Gedanken von eben, vergangen der Schrecken. Die Vergänglichkeit der Szenerie erhebt sie zu etwas besonderem. Ein Teil des Ganzen, doch scheinbar nicht von hier. Ein zugereister Gast der Jahreszeit, der bald schon neue Gefilde aufsuchen wird.


                  Ein Stück muss ich der B498 folgen, gräßlich, doch lieblich den Anblick auf der anderen Seite der Seite. Ein weiterer Zufluß des Stausees. Die Entschädigung für das kleine Teilstück entlang der Bundesstraße.


                  ---
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                  Zuletzt geändert von Firilion; 08.11.2009, 13:58.
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                  • Firilion
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                    • 09.10.2009
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                    • Meine Reisen

                    AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                    Ich steige Richtung ökologischem Overkill auf. Der Weg täuscht über das bald Kommende hinweg. Noch windet er sich melancholisch entlang des Berges. Ein letztes Mal durchatmen, Kraft tanken.


                    Dann öffnet sich die Pforte zur Hölle. Schulenberg im Oberharz! Des Teufels Seelenschlitten stehen fauchend, knurrend, sprungbereit, hier in der Manifestation von Reisebussen auf einem Großparkplatz. Meine Route bedeutet mir, dass ich ein gutes Stück diese Insel des Grauens in einem Meer aus Hoffnung kreuzen muss. Hier geben sich Gaststätten, Pensionen und Ferienhäuser die Klinke in die Hand, reihen sich zu einem dunkeldrohenden Spalier des Massentourismus und ich beginne meinen Spießrutenlauf. Ich versuche mich durchzuschleichen, gehe leise, tänzelnd, verstecke mich ab und an hinter Häuserecken. Keine Aufmerksamkeit ziehen, dies hier ist Feindesland. Leider habe ich meine Tarnmittel vergessen, die mich als einem der Ihren kennzeichnen würde. Ich werde entdeckt, die Sirenen pfeifen los. Aus Schleichen wird Sprint, ich renne um mein Leben. Die "Frei" Schilder der Häuser peitschen auf mich ein, die Straße verwandelt sich in glühend-gellende Magma, während die plakativen Speisekarten auf mich einbrüllen. Ich ziehe die Schnüre meiner Regenjacke ein wenig enger, damit mich ihre Kapuze besser schützt. Nicht zurückblicken, weiter, bloß weiter! Die Touristeninformationsbehörde entsendet all ihre Truppen. Sie durchkämmen den Ort, die Wanderstöcke Waffen gleich im Anschlag. Die Pranken ihrer Jacken verheißen Pein, gehüllt sind sie alle in die gleiche Uniform. Welch Preis mag ihnen nur für meinen Kopf versprochen worden sein? In höchster Not, verzweifelt dem Scheitern nahe, erspähe ich den Waldesrand. In voller Fahrt, gepaart mit dem unbändigen Willen überleben zu wollen durchbreche ich eine Ortsausgangssperre, werfe Dreckklumpenmatschgranaten von meinem Schuhen auf die Häscher...und entkomme. (In meinem Kopf spielt dabei die ganze Zeit Edvard Griegs Peer Gynt Suite Nr.1 , Satz 3 "In der Halle des Bergkönigs". klick und dann bildlich vorstellen, wie der Firi durchs Dorfs schleicht und flitzt, verfolgt von einer Horde Touris! Alles weitere überlasse ich eurer Phantasie. Das Bild ist direkt von "oben" in Schulenberg richtung Staumauer geknipst)


                    Völlig erschöpft suche ich nach einem Ort, an dem ich ein wenig Kraft tanken kann. Wohl dem, der die Natur zum Freunde hat. Ein Stück des Weges stöhne ich mich bis zu diesem lauschigen Plätzchen. Ich erreiche den Schalker Teich von Norden her, dessen türkisfarbenes Wasser meiner Seele Linderung verspricht. Es wird des Teufels trübe Gedanken filtern, sie mild entfernen und mich förmlich wiederbeleben.


                    Ich gehe zur Staumauer dieses kleinen Teiches. Die Farbe weicht, die Anmut bleibt. Regenperlen tanzen auf dem Wasserparkett, Fische schnappen danach und maulen doch ins Leere. Jeder Tropfen fügt sich zu Fläche, Tiefe, Urgewalt. Ein rotrostiger Baum taucht seine Paddel in das Nass, plant eine Runde über den See zu fahren, lässt sich treiben und bleibt doch an Ort und Stelle verhaftet.


                    Es zieht mich weiter in Richtung Festenburg. Ein beinahe von der Natur genommer Fleck. Zwar auch hier in abgeschwächter Form die Szenerie von Schulenberg, doch auf verlorenem Posten. Ich habe keine Schwierigkeiten die Siedlung zu kreuzen und entschwinde unbemerkt auf der anderen Seite, um meinen Weg fortzusetzen.


                    Der obere Schalker Graben schlängelt sich bissig durch den Wald, frisst sich derb seinen Weg. Langsam beginnt das Licht seinen Heimweg anzutreten, geht in Dämmerung, Zwielicht über. So trägt sich die Stimmung des Weges wunderbar in mein Gemüt. Eine herrliche, wenngleich durchs nahe Wasser ziemlich durchweichte, Strecke. Ich erblickte den Lochstein, eine alte Begrenzung eines Bergwerkes und kann hier nur noch mit Blitzlicht fotografieren. Ich merke, viel Zeit für Aufnahmen bleibt nun nicht mehr. (Inschrift des Steines: Alhier wenden die König Carler 6 Maassen aufn Haubtgang heir runter wars Joachim Christian Behr VOBM Georg Fritrich Glesner. UBM Georg Niclaus Mersmann Ge. W. 25, Juli 1752.)


                    Der obere Schalker Graben geht in ein besonderes Schutzgebiet über, welches dem Wanderer versperrt ist. Das grämt mich nicht, erscheint vernünftig und ich weiche auf eine andere Strecke aus, die mich direkt zu den Kellerhals Teichen führt. Jene werden nicht vom Graben gespeist, sondern sind eigenständig. Eine 15 Meter hohe Erdwand schützt die darunterliegende Straße. Über den Damm geht es auf das letzte Stück meiner heutigen Wanderung.


                    Entlang der alten Harzstraße, mittlerweile ist es fast dunkel, wandere ich zurück nach Auerhahn, das Brummen der Bundesstraße 241 stets im Ohr. Erst ein gutes Stück weiter verblassen diese Geräusche und eine letzte Ruhe vor dem Ende des Ausflugs legt ihren Schleier auf mein Haupt. Kurz vor dem Parkplatz gibt der Wald den Blick frei, auf Straße, Dämmerung und mein Ziel. Zeit für die Heimfahrt...



                    Grüße
                    Euer Mats
                    Zuletzt geändert von Firilion; 08.11.2009, 15:03.
                    It's a magical world, Hobbes, ol' Buddy....let's go exploring!
                    31.12.1995, the last Calvin & Hobbes Strip by Bill Watterson

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                    • Pfad-Finder
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                      • 18.04.2008
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                      • Meine Reisen

                      AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                      Es muss nicht immer Harz sein
                      (sorry Firi, die Überschrift stand schon, bevor ich Deinen Post gesehen hatte)

                      Zur Abwechslung war ich heute mal im "Labbi" (Labske piskovce), dem böhmischen Gegenstück zum "Elbi" (=Sächsisches Elbsandsteingebirge). Von Hrensko/Herrnskretschen über Ruzova/Rosenthal zum Ruzovsky vrch/Rosenberg, den ich aber mangels zu erwartender Aussicht nicht bestieg. Weiter über Kamenicka Stran/Kamnitzleiten nach Ceska Kamenice/Böhmisch Kamnitz.

                      Technische Daten: 27,6 km in 6:55 h.


                      • Im Gegensatz zu Berlin war die Vegetation schon novemberlich, ein Sturm hatte offenbar den Großteil der Blätter heruntergefegt
                      • Holzfällarbeiten hatten einen Teil der Wege in Schlammpisten verwandelt („Gamaschen sind feige!“)
                      • Mitteleuropäische Feldgazellen bei der Mittagspause
                      • „Das Reh springt hoch, das Reh springt weit – wieso, es doch Zeit!“


                      Erst in der anbrechenden Dämmerung gab es das Sahnehäubchen der Tour: Gemsen! Sie sind Anfang des 20. Jahrhunderts aus den Alpen hergebracht worden, um den Jägern etwas Abwechslung zu bieten. Inzwischen fühlen sie sich in der Vulkankegellandschaft nördlich von Böhmisch Kamnitz sehr wohl.




                      (sorry für die Bildqualität - Canon G10 mit ISO 400 bzw. 800 auf über 200m Entfernung, beide Bilder massiv beschnitten. Tipp für alle, die vor ähnlichen Aufgaben stehen: Lieber auf den Bildstabilisator setzen als auf kürzere Belichtungszeit)

                      Pfad-Finder
                      Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 08.11.2009, 22:51.
                      Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                        • 21.01.2008
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                        AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                        Zitat von Firilion Beitrag anzeigen
                        ...Vielleicht sollte ich das "Gesamtprojekt" doch ins Reiseberichtforum auslagern in einen eigenen Thread, den ich je Wanderung weiterschreibe *grübel*..
                        OT: Ja mach das doch mal - so eine Art "Harz-Endlos-Thread". Eine endlose Quelle für Inspirationssuchende. Die Länge eines großen Reiseberichts hast Du sicher auch schon zusammen. Vielleicht hilft ja auch ein lieber Mod dabei

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                          AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                          Suchbild.
                          Wer versteckt sich unterm Apfelbaum? Heute gegen 8 Uhr..

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                          • Atze1407
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                            • 02.07.2009
                            • 2425
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                            AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                            ups, sieht dem Bild von dir ähnlich.
                            Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                            Abraham Lincoln

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                            • Prachttaucher
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                              • 21.01.2008
                              • 11905
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                              AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                              OT: jetzt hast Du Dein Geheimnis verraten. Nebenbei züchtest Du Apfelbäume mit speziellen Elchäpfeln, denen kein Elch widerstehen kann. Die nimmst Du dann auch auf Tour mit und kommst so zu den vielen Bildern.

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                              • lina
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                                • 12.07.2008
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                                AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                                Und nun nochmal Harz (Sonntag, kein Regen )

                                Nachdem hier ja so viele vom Harz schwärmen (und der ja auch gar nicht so weit weg sein soll ) wollte ich doch auch mal hin, solange es noch ein bisschen grün ist da

                                Also spontan nach Schierke gefahren, dort übernachtet, und am nächsten Morgen sah das Wetter auch recht vielversprechend aus



                                Deswegen ging's dann auch zügig ab in die Botanik, erst einmal in Richtung Elend





                                Auf den dazwischen liegenden Straßen kurvte schon ein Reisebus am anderen, also nichts wie weg -- zum Glück gibt es ja noch viele kleinere Pfade. Am Bahnhof der Harzbahn, den ich kreuzte, war hingegen nix los, auch keine Grüppchen, welche die "Erlebnis Gaststätte Wagon B1" besuchen wollten, die Busse fuhren wohl eher zum Brocken.

                                Hinter dem Bahnhof dann weiter in den Wald und in die Pilze


                                (weiß jemand, was das für welche sind?)

                                an der nächsten Trinkwasser-Quelle das Wasser probiert



                                die Bahnschienen überquert



                                und weiter gelaufen nach Mandelholz, vorbei an geschlossenen Vogelhäuschen, verwitterten Wegweisern, Märchenwald-Installationen () ...,





                                ... und nach Zecken- und Fuchsbandwurm-Warnungs-Schildern
                                ließ sich schließlich auch ein bisschen die Sonne blicken



                                Nun einmal die Straße queren in Mandelholz (an der Steinpilz-Suppe im hiesigen Restaurant "Grüne Tanne" (ab 11. November eine Zeitlang geschlossen) war kein Vorbeikommen, sie ist auch wirklich eine Pause wert ), dann weiter zum Stausee und rechts daran vorbei



                                Neben einigen wenigen Spaziergängern gab es auch hier vorwiegend Graureiher zu sehen, und natürlich Pilze, Pilze, ...


                                eine Marone (färbte sich später blau)

                                wachsend unter anderem auf wunderschön samtig grünem Waldboden



                                und noch mehr Pilze



                                Weil ich nach Drei Annen Hohne wollte, ging der Weg durch Königshütte (wo auch der Hexenstieg hindurch führt) und dann wieder, nach Dorf-Ende, rechts abbiegend in den Wald.



                                Langsam wurde es dunkler ...



                                ...



                                ...

                                whooops?!?



                                Nein, das war nur die Kamera ...
                                (trotzdem würde ich gerne wissen, von welchem Tier dieser Schädel ist?)



                                Und schließlich zurück zum Parkplatz und wieder nach Hause mit einem Dankeschön-Gedanken an ODS: ohne Euch wäre ich weder auf die Idee gekommen, eine Thermoskanne mit heißem Tee noch eine Daunenweste für Pausen mitzunehmen -- hat sich beides als sehr nützlich erwiesen
                                Zuletzt geändert von lina; 14.01.2019, 17:31. Grund: Fotos repariert

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                                • Gast-Avatar

                                  AW: Mein Outdoorerlebnis - heute

                                  OT:
                                  jetzt hast Du Dein Geheimnis verraten. Nebenbei züchtest Du Apfelbäume mit speziellen Elchäpfeln, denen kein Elch widerstehen kann. Die nimmst Du dann auch auf Tour mit und kommst so zu den vielen Bildern.

                                  Das ist nur die halbe Wahrheit.... :grins:

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                                  • Markus K.
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                                    Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                    (trotzdem würde ich gerne wissen, von welchem Tier dieser Schädel ist?)
                                    Hast Du mal ein größeres Bild von dem Schädel?
                                    "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                                    -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

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                                    • cast
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                                      (trotzdem würde ich gerne wissen, von welchem Tier dieser Schädel ist?)

                                      Wenn ich mich nicht sehr täusche (das Bild ist wirklich ein wenig klein) handelt es sich um den Schädel einer Sau, in dem Fall Frischling.
                                      "adventure is a sign of incompetence"

                                      Vilhjalmur Stefansson

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                                        Zuletzt geändert von lina; 14.01.2019, 17:31. Grund: Foto repariert

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                                          Würde mich Cast anschliessen. Schaue auch mal hier:

                                          http://images.google.de/imgres?imgur...%3Dde%26sa%3DG
                                          "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                                          -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

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