Main - Rhein - Lahn. WAI meets UNESCO Welterbe.

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  • Torres
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    • 16.08.2008
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    • Meine Reisen

    #61

    Es geht nun Richtung Hauptstraße. Dass ich jetzt bereits in Koblenz-Horchheim bin, wird mir erst später klar, die Übergänge zwischen Lahnstein und Koblenz scheinen fließend zu sein. Links neben mir kommt die kurz darauf die Joseph-Mendelssohn-Schule in den Blick. Der Bankier Josef Mendelssohn hatte sich 1918 in Horchheim ein Weingut samt Gutshaus gekauft, das 1905 von dessen Nachkommen an den Rheinisch-Westfälischen Verein für Bildung und Beschäftigung evangelischer Diakonissen verschenkt wurde.

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    Dass der Mendelssohn für den Ort eine Bedeutung gehabt haben muss, wird mir später klar, als erneut sein Name zu lesen ist. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich trotz der Schilder nicht einfach weitergelaufen bin. Anscheinend hätte ich am Anglerheim die Mendelssohn - Allee nehmen können und wäre direkt an dem ehemaligen Gutshaus und dem Park vorbeigekommen. Stattdessen quetsche ich mich an viel zu engen Bürgersteigen an viel zu vielen Menschen vorbei, während immer mal wieder der Verkehr tobt. Immerhin entdecke ich das erste Mal Buslinie 1 nach Braubach, sie scheint recht häufig zu fahren. Die Information wird mir am nächsten Tag nützlich sein.

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    Ratlos betrachte ich diesen Turm, es scheint mir, es müsse noch irgendwas in der Nähe sein, aber das Gutshaus entdecke ich nicht.

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    Dafür betrachte ich mit Schaudern den Zubringer zur Brücke über den Rhein.

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    Über diese Brücke werde ich wohl kaum gehen können. Wieder Baustellenschilder, allerdings nur für die Radfahrer gibt es eine Umleitung, ich darf hier einbiegen (was Radfahrer nicht stört, sie fahren hier trotzdem).

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    Wohl ist mir nun beim Betreten der Brücke überhaupt nicht, die Brücke ist mehrfach ausgeflickt, die Bahn furchtbar nah, das Wasser tief und kalt, der Weg eng. Was, wenn mich jemand über die Brüstung wirft? Ich unterdrücke meine Fantasien und laufe einfach weiter.

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    Blick auf Koblenz

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    Bauarbeiter machen auf der anderen Seite der Bahngleise Pause. Ein Zug nach Neuwied rauscht vorbei, dann noch einer. Ein Radfahrer drängelt sich an mir vorbei.

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    Blick auf die Festung Ehrenbreitstein. Ihr gegenüber liegt mein Ziel.

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    Aber auch dieser Abschnitt ist einmal vorbei. Es fängt an zu nieseln. Ich könnte jetzt am Rhein weitergehen, aber ich entscheide mich, abzukürzen. Ein Neubauviertel, schöne Häuser und ruhig. Diesen Garten des Grauens bewundere ich besonders, er ist mir ein Foto wert.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2043.jpg Ansichten: 0 Größe: 729,7 KB ID: 3300818

    Es regnet stärker und ich überlege, den Bus zu nehmen, der ein paar Schritte vor mir hält. Eine Familie steigt ein und muss erst Fahrscheine lösen, ich könnte einfach hineinspringen und so tun, als wäre ich gelaufen. Nein, Ehrlichkeit siegt, ich laufe weiter und lasse ihn fahren. Am Kreisverkehr eine schöne alte Villa. Architektenbüro.

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    Ich passiere wieder eine kleine Brücke. Das Wasser nennt sich Rheinlache.

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    Schön ist es hier. Ich biege nun in die Rheinwiesen ein. Im Baum hängt ein Drachen.

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    Ein paar Spaziergänger, Jogger und Radfahrer sind unterwegs.

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    Auf der anderen Seite befindet sich ein Kanuclub und wirbt für Kajakkurse.

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    Die Häuser an der Kaiserin-Augusta-Anlage wirken imposant.

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    Ich nähere mich jetzt der Seitenstraße, die direkt zum Bahnhof führt. Wenn ich jetzt weiterlaufe, wird es dunkel sein, bis ich am Ziel bin.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2058.jpg Ansichten: 0 Größe: 675,2 KB ID: 3300826

    Das beleuchtete Gebäude möchte ich aber noch fotografieren. Keine Ahnung, was sich darin befindet, aber es gefällt mir.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2060.jpg Ansichten: 0 Größe: 515,0 KB ID: 3300827

    Ich biege nun links ab und staune.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2062.jpg Ansichten: 0 Größe: 483,1 KB ID: 3300828

    Ich trete näher. Es ist ein Denkmal für Kaiserin Augusta, Königin der Preußen, die hier in Koblenz glücklich war. Und nestele das WAI heraus.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2063.jpg Ansichten: 0 Größe: 455,1 KB ID: 3300829

    Maria Luise Augusta Catherina von Sachsen-Weimar-Eisenac​h, geboren in Weimar. Den ganzen Abend werde ich mich damit beschäftigen, ihre Biographie zu lesen. Eine gebildete, kluge, tolerante Frau, von der man erwartete, still und geräuschlos Begleiterin der Herrschers zu sein. Eine Liebesheirat war die Ehe mit Prinz Wilhelm von Preußen, später Kaiser Wilhelm I. nicht. Dazu kamen inhaltliche Differenzen. So versuchte sie Einfluss auf den Kaiser zu nehmen, dieser aber, in militärisch-preußischer Tradition erzogen, konnte oder wollte ihr schon allein aufgrund seiner Prägung nicht folgen. Daher konnte sie nur ansatzweise umsetzen, was durchaus geboten gewesen wäre. So hatte sie den Ansatz, andere gesellschaftliche Gruppen bzw. das Volk mit einzubeziehen, war tolerant gegenüber Katholiken und konnte sich für Kriege weniger begeistern, dafür für Diplomatie. Ihre Einmischung machte sie zur Gegenspielerin Bismarcks, der für Frauen in der Politik nichts übrig hatte. Zunächst hatte ich übrigens gedacht, sie wäre meinem Urgroßvater begegnet, der Schlossgärtner in Wilhelmshöhe war. Tatsächlich war das aber Kaiserin Auguste Viktoria, die Frau ihres Enkels Wilhelm II. Kaiserin Augusta hatte von 1850-1858 einige schöne Jahre in Koblenz, als ihr Mann Militärgouverneur am Rhein und in Westfalen wurde. Der Koblenzer Hof war dem Weimarer Hof sehr viel ähnlicher. Die Rheinanlagen, in denen ihr Denkmal steht, wurden von ihr angelegt.

    Dieses Monument ist ein würdiger Abschluss des Tages. Ich eile zum Bahnhof, denn mein Zug wird gleich fahren und nun ist es tatsächlich dunkel.

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    Zuletzt geändert von Torres; 21.12.2024, 20:24.
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    • Torres
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      • Meine Reisen

      #62
      20.12.2024

      Es ist wunderbares Wetter, wenn auch etwas kälter. Die Bahnsteigdurchsage bringt mich in Kontakt mit einer Frau, die auf dem Weg nach Hamburg zu ihrem Sohn ist. "Der Zug nach Koblenz fährt heute auf Gleis 1". Beim dritten Mal lachen wir, denn er fährt immer auf Gleis 1. Der Zug ist überfüllt, mindestens 4 Waggons fehlen, so biete ich ihr an, sich neben mich zu quetschen und wir unterhalten uns angeregt.

      Ich suche den Punkt, an dem ich gestern vom Weg abgewichen bin, entscheide mich aber gegen den Wasserweg, um dem WAI ein wenig die Stadt zu zeigen. So laufe ich die Kurfürstenstraße entlang.

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ID: 3300948

      An der nächsten Kreuzung erinnere ich mich an die spöttische Diskussion von aufgeklärten Autofahrern über den Nutzen des Deutschlandstickets. Kann weg, bringt keine Reduzierung der Autofahrten. Während ich am Kreisverkehr verzweifelt nach einer Überquerung suche, wütet mein Inneres: Das Deutschlandticket ist soziale Teilhabe für Frauen, die sich diesen Verkehr und diese Verkehrsführung nicht antun: Straßen, enge Gehwege, große Autos, schnelle Radwege, Radwege auf Hauptverkehrsstraßen, alles von Männern geplant, die einfach nicht begreifen können, dass es Teile der Bevölkerung gibt, z.B. Frauen, die nicht so wagemutig sind, wie sie und die jetzt endlich diesem blöden Verkehr aus dem Weg gehen können, weil Busfahren nichts mehr kostet. In der Mitte des Kreisels ist übrigens eine Art zentraler Busbahnhof. Aber ich darf ja nicht Bus fahren, es ist gegen die Regeln.
      Ich beruhige mich wieder und nehme die Unterführung, die ich inzwischen gefunden habe. Zwei verdächtig aussehende Männer kommen mir auf dem schmalen Stück entgegen, aber als sie neben mir sind, sehe ich, dass einer gerade Brötchen gekauft hat und der andere träumt. Und dann nähere ich mich auch schon dem ersten Ziel:

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      Stop! Erst noch die viel befahrene Straße überqueren.

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      Das kurfürstliche Schloss.

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ID: 3300951

      Es sind einige Spaziergänger unterwegs. Besichtigen kann man es leider nicht.

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      Zwar wuseln einige Leute im Schloss herum, aber sie bereiten vermutlich eine Veranstaltung vor. Mieten kann man es nämlich.

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ID: 3300953

      Als ich zurückgehe, kommen mir drei fröhlich sich unterhaltende Osteuropäerinnen mit Einkaufstüten entgegen. Erst denke ich, ich sollte sie aufklären, dass man das Schloss nicht besichtigen kann. Dann fällt der Groschen und tatsächlich gehen sie zum Seiteneingang. Sie arbeiten hier.

      Neben dem Schloss ist der Theaterparkplatz. Aber wo ist das Theater? Das hier ist es nicht, das ist die Struktur- und Genehmigungsdirektion, dahinter folgt das Oberlandesgericht.

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      Ich irre herum. Vor gefühlt tausend Jahren hatte ich mich mal in Koblenz mit Vegareve getroffen, als ich auf dem Weg zu meinen Eltern war. Sie hatte mir das Schloss gezeigt und auch etwas zum Theater gesagt, aber ich habe alles vergessen. Auch wo ihre Wohnung war, weiß ich nicht mehr, ich erinnere nur noch die hübsche Wohnung mit den Klavier. Ich checke alle möglichen Quellen und sehe: Nichts. Das kann nicht sein. Schließlich stelle ich die Theorie auf, dass das Theater dort sein könnte.

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ID: 3300955

      Weiter verfolge ich das aber nicht, denn ich will weiter. Der in meiner App vorgeschlagene Weg führt mich nur auf den Josef-Görres-Platz.

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ID: 3300956

      Hier steht die Historiensäule, die in 10 Bildern 2000 Jahre Koblenzer Geschichte erzählt und 1992 zur 2000-Jahr-Feier errichtet wurde. Der Bildhauer ist Jürgen Weber.

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ID: 3300957

      An der Seite steht eine Bank.

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ID: 3300958

      Der Weihnachtsmarkt ist überschaubar besucht und auch ich verzehre nichts, denn ich bin nicht hungrig. Aber ich bräuchte eine Örtlichkeit und die nächste ist hier in der Nähe.

      Es sind viele Leute hier, die ich soeben mit einem Bildbearbeitungsprogramme entfernt habe, weil ich den Button nicht gefunden habe, mit dem man die Gesichter schwärzen kann. Unglaublich, ich bin schockiert, dass man wirklich nichts sehen kann. Links kam mir eine alte Frau entgegen, in der Mitte standen drei Personen, die sich unterhalten haben und rechts ein Paar, das miteinander redete.

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ID: 3300959

      Wie dem auch sei: Ich befinde mich auf dem Jesuitenplatz mit dem Johannes-Müller-Denkmal und dem Koblenzer Rathaus. Johannes Müller war ein in Koblenz geborener Mediziner (1801-1858), der mit dem Handbuch der Physiologie (1833-40) ein Buch herausgab. das ihm weltweit Anerkennung verschaffte und der zu Plankton und zu marinen Einzellern forschte. Es gibt ein Müllersches Gesetz und eine Müllersche Larve. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann...ler_(Mediziner)

      Der Ort, den ich suche, befindet sich im Standesamt. Als ich die Unterführung betrete, glitzern die Kugeln im Sonnenlicht. Hier herrscht Weihnachtsstimmung, alles ist voller Menschen. Hoffentlich passiert hier kein Attentat, denke ich, denn ich habe keine Poller gesehen. Noch weiß ich nicht, dass es am Abend Magdeburg treffen wird.

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ID: 3300960
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      • Torres
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        • Meine Reisen

        #63
        Das Deutsche Eck ist nun nicht mehr weit. Ich bemerke es daran, dass mir eine Truppe ausländischer Touristen entgegenkommt, angeführt von einem Guide, der Englisch mit starkem Akzent spricht und eine dieser mit Nummern versehenen Plastikkellen hochhält, mit denen Kreuzfahrtschiffe ihren Gästen ermöglichen, ihren Ausflug und ihre Gruppe wiederzufinden. Obwohl der Gehweg breit ist, muss ich mir als Gegenverkehr Platz erkämpfen. Man schaut mich erstaunt an. Dass andere Menschen auch den Gehweg nutzen, scheint sie zu wundern.

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ID: 3301094

        Ich habe mich nie wirklich mit dem Deutschen Eck beschäftigt. Ich wusste, dass es das gibt, unter anderen aus dem Film "Heimat" von Edgar Seitz. Dennoch habe ich es immer mit Deutschtümelei und NS-Zeit verbunden und mir vorgestellt, man fände dort brutalistische Bebauung oder etwas ähnliches. Völlig entgangen ist mir, dass diese Landzuge hier etwas besonders war, weil hier Mosel und Rhein spitz zusammenlaufen. 1216 bat der Erzbischof den Deutschen Orden nach Koblenz und übergab ihm Teile des Geländes der Kastorkirche und des St. Nikolaus-Krankenhauses. Daraufhin errichtete der Orden bald darauf das Deutschherrenhaus. Die Landzunge an Mosel und Rhein hieß zuerst Deutscher Ordt und dann Deutsches Eck. Wenn ich mich nicht irre, sind das die Kastorkirche und das Deutschherrenhaus.

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ID: 3301095

        Auf dem Weg zu dieser Stelle war ich bereits wieder drei Reisegruppen begegnet und ich entwickele langsam Spaß daran, ihnen entgegen zu laufen. Diesen Stein kann ich noch nicht zuordnen, auch hier steht Deutsches Eck auf einem Schild, aber das kann nicht gemeint sein.

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ID: 3301096

        Es ist der Kastorbrunnen, 1812 von einem französischen Präfekten erbaut, sollte er an den (misslungenen) Russlandfeldzug Napoleons erinnern. Er kommt später noch einmal ins Bild.

        Ich gehe nun ein wenig drumherum, um den Reisegruppen auszuweichen und wundere mich über die Straßenumbenennung. Esther Bejarano ist mir ein Begriff, sie war eine politische sehr aktive Holocaust-Überlebende, die 2021 in Hamburg gestorben ist (geboren 1924 in Saarlouis). Das Netz klärt mich auf, dass mit dem Straßennamen "Danziger Freiheit" die Nationalsozialisten die Wiederangliederung Danzigs an das Deutsche Reich propagierten. Koblenz ist eine der letzten Städte, die den Namen getilgt haben. https://www.koblenz.de/umwelt-und-pl...heit-ehemalig/

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ID: 3301097

        Die Touristendichte steigt und gleichzeitig wird es plötzlich friedlich und still. Als läge Magie in der Luft. Und da ist er, der Kaiser. Es nicht mehr das Original, es wurde bei Kriegsende zerstört, sondern ein Nachbau, der nach einigem Hin und Her - der Ort sollte ab 1953 an die Teilung Deutschlands erinnern und bekam einen entsprechenden Flaggenmast, erst die deutsche Wiedervereinigung beendete diese Streitigkeiten - 1993, ausgerechnet am Sedantag, aufgestellt wurde.

        Beeindruckend, muss ich feststellen.

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ID: 3301098

        Näher heran komme ich nicht, der Rasen ist abgesperrt.

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ID: 3301099

        Und so sieht er also von der Seite aus - ein wenig sieht es aus, als würde er fliegen. An seine Seite schmiegt sich Viktoria, die Göttin des Sieges.

        Ich betrete den Platz, die Zahl der Gruppen hat ein wenig abgenommen und vor meinen Augen entfaltet sich malerisch die Festung Ehrenbreitstein. Und es sind tatsächlich Kreuzfahrttouristen, die hier überall in Gruppen herumgeführt werden. Man sieht ganz recht ein Flusskreuzfahrtschiff, es ist die Fahrt Basel-Amsterdam.

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ID: 3301100

        Am Denkmal stehen viele Leute, einige auf den Treppen, so dass ich erst einmal an die Spitze gehe. Als sich eine Gruppe entfernt, kann ich auch das WAI an der Umgebung teilhaben lassen. Darf ich vorstellen? Kaiser Wilhelm I. und Göttin Viktoria. Es wird kein Zufall sein, dass das Denkmal seiner Frau so viel nahbarer war.

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ID: 3301102

        Nun wende ich mich dem Eck zu. Ich lege das WAI neben zwei Bananen, die ich gleich verzehren werde, damit das WAI erfährt, was Obst und Vitamine sind. Meinen Schatten habe ich herausretouchiert.

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ID: 3301101

        Hier auf dem Platz finden viele Veranstaltungen statt, auch Rhein in Flammen ist von hier aus gut zu sehen. Nachdem ich gegessen habe, flüchte ich vor einem schreienden Kind. Einen Moment überlege ich, das Denkmal zu besteigen, man aus dem Inneren herausschauen (daher wurde es wohl auch gesprengt, man fürchtete versteckte deutsche Soldaten), aber mir fehlt die Lust. Ich laufe noch ein wenig an der Seite entlang und folge dann einer Kreuzfahrertruppe, die in Richtung Ludwigmuseum geführt wird. Aha, da ist also ein Innenhof. Es ist eine von einem Sammlerehepaar im Deutschherrenhaus begründete Kunstausstellung und ich stelle fest, dass ich da unbedingt mal hinein muss.

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ID: 3301103

        Die Menschen hindern mich ein wenig am Fotografieren, so lasse ich den "Daumen" aus, eine interessante Skulptur. Aber zu einem der Gärten zieht es mich dann doch, das Bild ist durch einen Zaun gemacht, ich habe mich vorgedrängelt.

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ID: 3301104

        Durch die Bäume blinzelt das Dikasterialgebäude, Mitte des 18.Jhs. nach Plänen von Balthasar Neumann vom Kurfürsten Franz Georg Schönborn auf der anderen Flussseite errichtet. Ursprünglich stand es neben Schloss Phillipsburg, das aber von 1801 von den Franzosen zerstört wurde. Rechts im Bild sind die Streben der Seilbahn, die zur Festung Ehrenbreitstein führt.

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ID: 3301106

        Auch die Platten interessieren mich.

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ID: 3301105

        Und links sieht man noch einmal das Denkmal. Im Tor standen zwei Männer vor einem Auto, auch das ist wegretouchiert, allerdings so, dass man es sieht.

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ID: 3301107

        Ein schnelles Foto vom Eingang der Kastorkirche.

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ID: 3301108

        Es ist die Figur des Heiligen Kastor. Die Basilika St. Kastor ist ein Beispiel der Romantik am Mittelrhein und ich müsste sie unbedingt besichtigen, aber mir fehlt die Zeit. Ich würde gerne noch den schnelleren Zug bekommen und suche die Bushaltestelle. Für ein Foto des Brunnens mit seiner Inschrift reicht die Zeit aber noch.

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ID: 3301109

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ID: 3301110

        Dann spurte ich aber auch schon los. Die Bushaltestelle ist nicht weit. Den Zug werde ich dennoch nicht bekommen. Erst ist der Bus zu spät und trägt keine Nummer, zeigt also auch kein Fahrziel an. Die vier Ukrainerinnen um die 60, die mit mir gewartet haben und ihm sagen, wohin sie wollen, werden weggeschickt, er führe nicht. Also steige ich gar nicht erst ein und meine zu den Damen, der Bus nimmt keine Fahrgäste mit. Er überlegt und ist immerhin so nett, zu sagen, dahinten gäbe es auch eine Bushaltestelle. Ich sage, aber hier steht doch dran, dass der Bus, den wir wollen, von hier fährt und er fragt, wohin ich denn wolle. Hauptbahnhof. Ja, da fährt er hin, ich könne einsteigen, die anderen wollten nach Nassau, da fährt er nicht hin. Ich winke die Ukrainerinnen herbei, yes, town. Sie sind begeistert und wollen ihm nun zeigen, dass sie ein Ticket haben, er ist genervt, er ist viel zu spät. Er will gerade die Tür schließen, da kommen vier junge, afrikanischstämmige Touristen samt Übersetzerin, aber ohne Ticket. Er diskutiert und kassiert, das dauert. Nun fährt der Fahrer mit dem Bus einmal um den Block, da er nicht wenden kann und gerade, als er Gas geben will, kommt eine Oma mit Rollator um die Ecke und hinter ihr eine kleinere Gruppe, das dauert, bis sie über den Zebrastreifen sind. An der Kreuzung zum Theater geht die Ampel nicht, zumindest haben alle anderen Ampelphasen, nur diese Ampel nicht, ein Mann vor dem Bus steigt aus und spricht den Busfahrer an, der sagt, rufen sie die Polizei. Vorne gibt es Gehupe, ein Schweizer Kleinwagen fährt etwas weiter vor und anscheinend gibt es eine Schranke, die Ampel wird grün. Die Ukrainerinnen drücken den Stop - Knopf, der Bahnhof ist nicht weit, aber der Bus muss noch den Umweg über das Einkaufszentrum (Stadtmitte, Löhr-Center) machen, der Verkehr stockt. Die Stadt ist knackevoll, Weihnachtsmarkt ist hier auch, ungeschützt. Der Bus füllt sich am Einkaufscenter, das dauert. Endlich erreicht er den Hauptbahnhof, ich springe schnell heraus und sprinte durch den Tunnel. Der Zug um 06 ist längst weg, der um 20 auch, von dem um 26 sehe ich gerade noch die Rücklichter, als ich am Bahnsteig ankomme. 40 Minuten warten. Toll.
        Immerhin fällt mir jetzt ein, was die Ukrainerinnen meinten: Sie wollten nach Nassau, dem Nassau hinter Bad Ems, in dem ich mit dem WAI eine Nacht verbracht hatte und wo der Radweg zeitweise direkt an der Bahnstrecke lag. Na klar, sie wollten einfach nur zum Bahnhof Koblenz - zur Regionalbahn nach Nassau. Wohin sonst, fragt sich der Bahnfahrer. Es ist die schnellste Verbindung.
        Oha.
        (Norddeutsche Panikattacke)

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