• bikevagabond
    Erfahren
    • 22.11.2013
    • 318
    • Privat


    [RU] Von Kältepol zu Kältepol (Tscherskigebirge 2023)

    Tourentyp Kanutour
    Breitengrad 66.0542179
    Längengrad 139.4728088
    Irgendwann habe ich mal was von einer "Pole to Pole Expedition" gelesen – und dachte mir, das kann ich auch! Meine Version davon sieht so aus: Ich verbinde einfach die kältesten bewohnten Orte der Nordhemisphäre – den "Kältepol" Oimjakon und den "Kältepol" Verchojansk. Mehr als 1000 weglose Kilometer durch die sibirische Bergwildnis galt es zu überwinden. Mit Fahrrad und Packraft. Sieben Wochen lang. Die größte Herausforderung dieser Tour: eine über 200 km lange Marschetappe durch das unbewohnte nördliche Tscherskigebirge...

    Start am Kältepol Oimjakon
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    Erster Rafting-Abschnitt auf der Indigirka
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    Bergtour zu den „Steinmenschen“ bei Ust-Nera
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    Indigirka im zentralen Tscherskigebirge
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    Weiter im Tal des Injali
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    Mehr als 100 Mal musste der Fluss durchquert werden
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    Großer Flussgletscher (Naled bzw. Aufeis)
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    Oberer Abschnitt des Injali-Tals
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    Erster Pass (1500 m)
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    Im Burkat-Tal
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    Zweiter Pass am Quellsee des Tscharky (1350 m)
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    Tscharky-Hochebene
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    Nomadenlager
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    Nachtlager am Beginn des zweiten Rafting-Abschnitts
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    Weiterfahrt auf dem Tscharky bzw. Muolakan
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    Durchbruch durch die Onelski-Bergkette
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    Am Rande der Tschibagalach-Bergkette
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    Mittellauf des Tscharky Ende August / Anfang September
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    Unterlauf des Tscharky
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    Übergang in die Adytscha mit hohen Canyonwänden
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    Träger Unterlauf der Adytscha
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    Weiter mit dem Fahrrad
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    Polarlichtnacht auf einem Pass namens „Schaman“
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    Fahrweg von Betenkes nach Batagaj
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    Batagaika Krater (weltgrößter Thermokarst)
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    Herbstliche Lärchentaiga
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    Passhöhe kurz vorm Ziel (520 m)
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    Ankunft am Kältepol Verchojansk
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    Letzte Nacht in Batagaj
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    Route von Oimjakon nach Verchojansk
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    Zuletzt geändert von bikevagabond; 09.12.2023, 01:29.
    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
    Meine bisherigen Reisen

  • Fjellfex
    Fuchs
    • 02.09.2016
    • 1664
    • Privat


    #2
    WAHNSINN!!
    Das ist ja exotischer und spannender als eine Reise zum Mond...

    Kommentar


    • bikevagabond
      Erfahren
      • 22.11.2013
      • 318
      • Privat


      #3
      Nachdem ich vor zwei Jahren schon den südlichen Teil des Tscherskigebirges durchquert hatte und von den menschenleeren Weiten mit ihren epischen Landschaften restlos begeistert war, wollte ich als nächstes unbedingt auch den zentralen und nördlichen Teil dieses gigantischen Gebirgszuges kennenlernen. Das Tscherskigebirge, dessen Ausdehnung mit unseren Alpen vergleichbar ist, war lange Zeit so schwierig zu erreichen, dass es erst in den späten 1920er Jahren durch sowjetische Kartografen erfasst und auf den Weltkarten sichtbar wurde. Auch heute, kaum hundert Jahre danach, ist vor allem zum nördlichen Gebirgsteil nur wenig bekannt bzw. beschrieben, so dass sich hier ein nicht-einheimischer Wildniswanderer noch wie ein Entdecker des frühen 20. Jahrhunderts fühlen darf. Allein diese Tatsache hat mich schon so sehr fasziniert, dass ich regelrecht angefixt war, einen für mich machbaren Weg mitten durch diesen Gebirgsteil zu finden. Doch egal welche Route ich mir auch anschaute, die Entfernungen zwischen den Flüssen erschienen mir in allen Varianten zu lang, um sie mit einem Boot im Gepäck und Proviant für mehrere Wochen bewältigen zu können. Bis ich mal in ein paar Satellitenbilder reinzoomte und durch Zufall Fragmente einer Kettenfahrzeugspur entdeckte, die in den Flusstälern parallel zum Hauptkamm tief in das Gebirge hineinzureichen schien. Auf dieser Spur, so dachte ich mir, könnte ich ein Fahrrad als Packesel einsetzen und wäre auf diese Weise vielleicht doch noch in der Lage, einen weit entfernten Fluss zu erreichen, der den angepeilten abgelegenen Nordwesten des Gebirges durchfließt und anschließend auf besiedeltes Gebiet zusteuert, denn irgendwie muss man ja am Ende auch wieder zurückkehren können...

      So richtig klar wird mir das Ganze aber erst zwei Monate vor meinem Tourstart, denn im Mai schreibe ich noch an einem Buch über meine Tschukotka-Reise von 2018(ebenfalls mit Fahrrad und Boot – auf dieser Tour sammelte ich erste Offroad-Erfahrungen mit einem schwer bepackten Fatbike in wegloser Bergtundra) und kann mich daher erst im Juni in die konkreten Planungen und Vorbereitungen stürzen. Während dieser Zeit stehe ich auch in Kontakt mit einem jakutischen „Bikerafter“ – Njurgun Efremov (wahrscheinlich der einzige Jakute, der kombinierte Touren dieser Art unternimmt) – denn er hatte schon lange vor mir Tschukotka mit Fahrrad und Boot bereist und zwar auf einer unfassbar langen Route mitten durch die weglose Wildnis, so dass ich seine Geschichte unbedingt in meinem neuen Buch unterbringen musste. Vor fünf Jahren hatte er mich mal per E-Mail angeschrieben, als er von meinem Tschukotka-Plan erfuhr, seitdem tauschten wir uns hin und wieder aus, aber zu einer persönlichen Begegnung war es bisher nicht gekommen, denn immer wenn ich mal einen Zwischenstopp in seiner Heimatstadt Jakutsk einlegte, befand er sich als Goldwäscher in irgendeiner entfernten Mine (oftmals den ganzen Sommer und Herbst). Diesmal scheint aber etwas anders zu laufen, denn er bekommt im Juni plötzlich frei und lädt mich spontan ein, mit ihm die Algama und den Utschur im Süden Jakutiens hinabzuraften (Robtrek hat über diese Flussroute mal einen Bericht verfasst, daher wusste ich sofort mit diesem Vorschlag etwas anzufangen). Eine großartige Idee, auf die ich gerne eingehen würde, doch so kurzfristig ist es mir vollkommen unmöglich mitzumachen, zumal ich ja auch schon einen ganz anderen Plan im Kopf hatte. Also schreibe ich ihm zurück, dass ich erst nach Beendigung des Buchprojekts um den 20. Juli herum Zeit finden würde, inzwischen auch an einer Reiseroute von Oimjakon nach Verchojansk tüftle und diese in maximal zwei Monaten mit Rad und Boot zu bewältigen plane. Damit scheine ich nun auch Njurguns Interesse geweckt zu haben, denn er fragt mich daraufhin: „Wie würde es dir gefallen, wenn ich an dieser Route teilnehme?“

      Njurgun auf seiner legendären Fahrt quer durch Tschukotka. Von 2006 bis 2013 arbeitete er sich in fünf Etappen von Jakutsk bis zur Beringstraße durch, wobei er stets ein Fahrrad dabei hatte...
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      Ja, warum nicht, denke ich mir. Ich wollte ihn ja schon immer mal persönlich kennenlernen und es gäbe wohl keinen passenderen Reisepartner, dem das Konzept, mit Rad und Boot weglose Wildnis zu durchqueren, so vertraut ist wie ihm. Auf der anderen Seite kommen mir aber auch ein paar Bedenken, denn eigentlich hatte ich mir vorgenommen, solch anspruchsvolle Routen nur noch mit Leuten umzusetzen, die ich gut kenne, mit denen ich voll auf einer Wellenlänge bin. Das heißt, man sollte vorab schon ein paar gemeinsame Touren unternommen haben, um ein solches Fazit überhaupt ziehen zu können. In diesem Fall würden wir uns aber erst vor Ort richtig kennenlernen und wichtige Details zur Ausrüstung und zu unseren Gewohnheiten erst dann abgleichen können. Die Zeit ist ohnehin schon viel zu knapp, um sich gebührend auf alles einzustimmen. Also schlage ich vor, dass wir es gerne versuchen können, sich aber jeder so vorbereiten sollte, als wären wir alleine unterwegs. Immerhin sind wir beide es gewohnt, solche Touren solo umzusetzen – es sollte also möglich sein, sich vollkommen ungezwungen auf dieses Experiment einzulassen. „Es wäre gut, wenn wir unsere Vorstellungen vergleichen, damit wir uns unterwegs auch gut verstehen.“, füge ich noch hinzu und schreibe ihm ganz konkret, wie ich diese Reise im Detail angehen möchte:

      – Ich habe keine sportlichen Ambitionen, möchte keine Höchstleistungen vollbringen und bin zurzeit auch nicht gut trainiert (ich habe während der letzten acht Monate an einem Buch geschrieben und mich kaum bewegt )
      – Ich werde also vergleichsweise langsam sein und auch immer wieder anhalten, um zu fotografieren oder die Natur links und rechts zu erkunden.
      – Meine Motivation für diese Reise ist das Unterwegssein in einer menschenleeren und landschaftlich schönen Gebirgsregion, in der ich vorher noch nicht war. Vor zwei Jahren durchquerte ich das Tscherski- und Momagebirge im Osten Jakutiens (auf der Route Susuman - Zyrjanka). Diesmal möchte ich den nördlichen Teil des Tscherskigebirges erleben.
      – Die Idee mit den Kältepolen kam mir erst danach, denn ich will am Ende unbedingt das Museum in Verchojansk besuchen. Es soll dort auch Fotos von Fahrradreisenden geben, die den Ort in den 1990er Jahren im Winter erreicht haben. Und ich möchte den Batagaika Krater sehen, an dem ich im Winter vor 6 Jahren vorbeigefahren bin, ohne zu wissen, dass er nur 5 km von der Straße entfernt ist. In Oimjakon war ich schon einmal, während meiner ersten Jakutien-Radreise 2007. Dort möchte ich das Gästehaus und die Wetterstation besuchen und herausfinden, ob es noch die Betreiberin Tamara und den Meteorologen Valeri gibt, bei denen ich damals zu Gast war. Es ist also eine persönliche Motivation, die Pole zu verbinden.
      – Die Route soll so aussehen (es gibt keine Hauptstraße!): Mit einer Marschroutka nach Tomtor, dann per Rad nach Oimjakon, ab hier mit dem Boot auf der Indigirka nach Ust-Nera, dort ein letztes Mal Proviant für 5 Wochen in der Wildnis aufstocken, dann weiter per Boot auf der Indigirka bis zur Mündung des Injali nördlich von Arga-Moj.
      – Hier beginnt der schwierigste Teil der Tour, da ich nicht weiß, wie die Bedingungen sind – es werden etwa 200 km zu Fuß über den Hauptkamm des Tscherskigebirges sein! Zunächst müssen wir das Rad im Flussbett schieben oder flussaufwärts treideln – wir werden vor Ort herausfinden, was besser funktioniert. Es gibt Spuren von Kettenfahrzeugen, denen wir folgen können, aber das Geröll könnte sehr grob sein. Dann kommen zwei Passquerungen (1500 m und 1350 m), hier gibt es nur noch Tundra, keine Bäume mehr. Ziel ist der Fluss Tscharky, wenn dieser erreicht ist und genug Wasser führt, kann es mit dem Boot weitergehen. Ich rechne mit zwei bis drei Wochen für diese 200 km.
      – Als nächstes Rafting auf den Flüssen Tscharky und Adytscha bis Betenkes. Betenkes ist das erste Dorf, an dem wir wieder das Rad aufbauen können, um nach Batagaj und Verchojansk weiterzufahren. Wenn das Wetter gut ist, noch kein Winter, dann können wir auch noch zu den Steinsäulen nördlich von Betenkes paddeln und erst an der Adytscha-Mündung auf das Fahrrad steigen – eine Fahrspur führt von dort direkt nach Batagaj.

      Offenbar habe ich mit diesen Ausführungen genau seinen Nerv getroffen: Richard, ich bin BEGEISTERT von deinem Plan!!! Ernsthaft!!!“, schreibt er mir euphorisch zurück... Perfekt! Darauf lässt sich doch bauen Kurz darauf tauschen wir uns schon über ein paar Ausrüstungsfragen aus, u.a. auch, welches Boot für ihn das geeignetste sein könnte (er überlegt, sich ein neues zuzulegen). Wie sich herausstellt, besitzt er immer noch sein altes Schlauchkajak, mit dem er bereits 2008 durch Tschukotka gepaddelt ist, und hat dieses sogar einsatzbereit an seiner Arbeitsstelle. Obwohl dieses schon ein wenig in die Jahre gekommen ist und die Luftkammern nicht mehr ganz dicht zu sein scheinen, plant er nun damit, die Algama und den Utschur alleine hinunter zu paddeln. Diese Flussroute liegt nämlich auf seinem Nachhauseweg und da ich erst Ende Juli nach Jakutsk kommen würde, sieht Njurgun keinen Grund, sich zu beeilen. Etwa drei Wochen würde die Flussfahrt dauern, so dass er bis Anfang Juli in der Hauptstadt Jakutiens ankommen sollte. Doch dann verzögert sich seine Abreise noch etwas, da er an einer anderen Bergbaubasis für eine weitere Woche anheuern konnte. Diese Schichtarbeit als Goldwäscher ist sein einziges Einkommen, und so nutzt er jede Gelegenheit, um etwas dazu zu verdienen. Am 17. Juni ist es dann aber soweit und er verlässt die Basis, fährt per Anhalter mit einem Kohlezug an den Beginn der Flussroute und verschwindet ins menschenleere Stanowojgebirge...

      Njurgun macht sein Schlauchkajak bereit für die Algama
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      Es ist das gleiche Boot, mit dem er schon 2008 durch Tschukotka paddelte
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      Der geneigte Leser wird sich inzwischen vielleicht fragen, warum ich mich so ausführlichst dieser Vorgeschichte widme? Ganz einfach: Weil sie eine Kette von Ereignissen beschreibt, die später einen Einfluss auf das weitere Geschehen haben wird. Und weil das, was als nächstes kommt, einfach zu krass ist, um es unerwähnt zu lassen...

      Der Juni ist schon fast vorüber, als Njurgun die Wetterstation Tschjulbju am Utschur erreicht. Hier gibt es lokales WLAN und so sendet er mir eine kurze WhatsApp-Nachricht, damit ich über seine aktuelle Position Bescheid weiß. Vor ihm liegen noch etwa 160 km auf dem Utschur, das Dorf Tschagda an der Mündung in den Aldan ist sein Ziel. Von dort will er sich dann mit einem Motorboot flussaufwärts an die Trasse nach Jakutsk bringen lassen. Er verbringt zwei Nächte an der Wetterstation und paddelt schließlich weiter. Eine Woche später, am 7. Juli, schreibt er mir erneut – und zwar wieder von der Wetterstation:

      „Hallo Richard! Ich hatte einen Unfall, ich habe mein Kajak mit all meinen Sachen flussabwärts auf dem Utschur-Fluss, in der Nähe des Megjuskjan-Zuflusses, verloren Daraufhin bin ich drei Tage lang barfuß in einem linken Plastikpantoffel zurück zur Tschjulbju-Wetterstation gelaufen, der rechte Pantoffel wurde von der Strömung mitgerissen, als ich den Megjuskjan-Fluss durchquerte. Ich bin jetzt an der Wetterstation, morgen werde ich ein Floß bauen und wieder aufs Wasser gehen, um herauszufinden, wo mein Kajak angespült wurde. Aus den Luftkammern tritt Luft aus, daher wird es wohl zur Hälfte untergetaucht sein und nur ein Teil davon aus dem Wasser ragen.“

      Ich bin geschockt, als ich diese Zeilen lese. Ein Szenario wie dieses, gestrandet mitten im Nirgendwo, wäre für mich der absolute Albtraum! Gut, dass es ihm gelungen ist, nach dem Verlust seines Bootes an die Wetterstation zurückzukehren. Drei Tage barfuß, ohne Essen, Schlafsack und Zelt... Wie hat er das überhaupt geschafft? Erst später erfahre ich den kompletten Hergang seines „Unfalls“. Starker Gegenwind zwang ihn unterhalb des Megjuskjan-Zuflusses zu einer Pause am linken Ufer. Er machte sich ein Feuer, kochte etwas zu Essen, als plötzlich ein Bär aus dem Gebüsch trat, der aufgrund des Windes nichts von all dem witterte und nun schon viel zu nah herangekommen war. Um den Bären zu vertreiben, schnappte sich Njurgun sein Schlauchkajak und hob es in die Höhe, denn nur so würde er groß und einschüchternd wirken. Doch genau in diesem Moment fegte eine Windböe heran und riss ihm das Boot mitsamt der daran befestigten Ausrüstung aus den Händen. Es flog direkt zum Fluss hinunter, geriet dort aufs Wasser und trieb allmählich davon, während Njurgun am Ufer hinterher rannte, um es noch irgendwie abzufangen – erfolglos, denn er konnte es nicht mehr erreichen. Mit ihm an Land blieben nur ein paar Töpfe, ein Gaskocher, ein Feuerzeug, ein Taschenmesser, eine Tüte Trockensuppe, ein Bärenspray, das Paddel und zum Glück auch sein Smartphone, mit dem er sich durch die Wildnis navigierte. Er entschied sich, zur Wetterstation zurück zu gehen, da diese deutlich näher lag als sein Zielort Tschagda.

      „Ich trug einen Anzug ohne T-Shirt und Plastikpantoffeln ohne Socken. Von der Stelle, an der das Kajak verloren ging, bis zur Wetterstation waren es entlang des Ufers etwa 56 km. Es war Abend und ich verbrachte die Nacht am Feuer. Am ersten Tag des Marsches zur Wetterstation verlor ich morgens meinen rechten Pantoffel und verletzte mich an einem Zeh des linken Fußes, gerade als ich den Megjuskjan-Fluss überquerte. Aufgrund der Verletzung konnte ich den verbliebenen Pantoffel auch nicht tragen und bin deshalb rund 35 km barfuß gelaufen, wie üblich in Eile, wobei ich viel Energie verschwendet habe. Am zweiten Tag bin ich nur noch ca. 15 km gelaufen, weil meine Füße wund waren und all meine Muskeln schmerzten. Am dritten Tag lief ich dann die restlichen 5 km und erreichte gegen 10 Uhr bereits eine Wohnbasis in der Nähe der Wetterstation. Dort lebt ein Mann – ein Ewenke namens Valera. Den Rest des Tages und die Nacht habe ich bei ihm verbracht und geschlafen, denn von den drei Nächten am Feuer schlief ich nur die ersten beiden ein wenig. Immer gegen 22 Uhr zündete ich ein Feuer an und schlief daneben bis 2..3 Uhr nachts, bis es anfing hell zu werden, und ging sofort weiter. In der dritten Nacht regnete es fast durchgehend, also baute ich am Hang des Ufers eine Feuerstelle aus großen flachen Steinen, damit der Regen das Feuer nicht überschwemmt, und verbrachte die Nacht daneben, wobei ich mich von Zeit zu Zeit mit verschiedenen Körperseiten zum Feuer drehte, um meine Kleidung zu trocknen. Den verbliebenen linken Pantoffel begann ich erst wieder am Nachmittag des zweiten Tages zu tragen, als die Schwellung am verletzten Zeh zurückgegangen war.“

      Steiniges Flussufer am Utschur
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      Wetterstation Tschjulbju
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole081_njurgunefremov.jpg Ansichten: 0 Größe: 321,2 KB ID: 3232276

      Njurgun erreichte Tschagda am 13. Juli. Ein Floß hatte er nicht mehr gebaut, er konnte sich an der Wetterstation ein Schlauchboot leihen und fuhr damit noch bis fast an die Mündung des Utschur, wo er von Fischern aufgegabelt und das letzte Stück per Motorboot mitgenommen wurde. Sein eigenes Boot hat er dabei allerdings nicht wiederfinden können. Wahrscheinlich ist es schon längst in den Aldan gespült worden oder es war irgendwo untergegangen... Später in Jakutsk frage ich ihn, wieso er nicht einfach ins Wasser gesprungen ist, um das Boot an Land zu holen – durch den Gegenwind kann es doch gar nicht so schnell flussabwärts getrieben sein? Als ich seine Antwort höre, bleibt mir die Spucke weg, denn der Grund dafür ist, dass er nicht schwimmen kann! Ein paar Meter würde er sich wie ein Hund über Wasser halten können, mehr jedoch nicht... Wie verwegen muss man eigentlich sein, wenn man trotzdem hunderte, ja tausende Kilometer auf den wildesten Flüssen Ostsibiriens zurücklegt und am Ende noch im kalten Polarmeer bis an die Beringstraße paddelt???

      „Was denkst du? Wirst du dich nun ausruhen und in Jakutsk bleiben, oder möchtest du trotz der Umstände noch die zweite Reise zu den Kältepolen machen?“, frage ich ihn, als er schon auf dem Weg in Richtung Tommot ist, um sich von dort dann mit einem Taxi nach Jakutsk bringen zu lassen. „Das hängt davon ab, ob ich mein restliches Geld dafür aufbringen kann. Ich muss erstmal ein neues Kajak, ein leichtes Zelt und einen neuen Schlafsack kaufen. Und ich muss auch Geld für die Reise und Lebensmittel einplanen...“ Ich biete ihm an, mein litauisches „Drakar Meridian“ mitzubringen. Dieses Expeditions-Schlauchboot, das ich mir mal für reine Flusstouren mit hohem Wildwasseranteil zugelegt habe, wäre mit 7 kg zwar deutlich schwerer als ein Packraft, aber verglichen mit dem verloren gegangenen Schlauchkajak immer noch 1 kg leichter und zudem robust und groß genug, um damit auch ein Fahrrad durchs Wildwasser zu manövrieren. Njurgun nimmt das Angebot an, denn der Transport nach Jakutsk wäre mit 5000 Rubeln (zusätzliches Fluggepäck) im Moment leichter zu bezahlen, als wenn er sich sofort ein neues Boot zulegen würde (ca. 30.000 Rubel bzw. 300 Euro).

      Fünf Tage später mache ich mich schließlich mit zwei Booten im Gepäck auf den Weg. Es ist der 20 Juli, der Beginn einer zehnwöchigen Reise ins Ungewisse, von der ich erst am 1. Oktober wieder zurückkehren werde.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole082.jpg Ansichten: 0 Größe: 142,1 KB ID: 3232277

      Wer noch ein bisschen zu den abgefahrenen Touren meines plötzlichen Reisegefährten nachlesen möchte – hier gibt es einen kurzen Abriss, in dem seine Unternehmungen bis zum Jahre 2010 aufgelistet sind (in jenem Jahr begleitete er den Weltumrunder Dimitri Kieffer auf seiner zweiten Winteretappe durch Tschukotka):
      https://nexusexpeditions.blogspot.co...n-efremov.html

      Im nächsten Teil gibt es dann wieder ein paar mehr Bilder zum Text.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole083.jpg Ansichten: 0 Größe: 156,6 KB ID: 3232278
      Zuletzt geändert von bikevagabond; 09.12.2023, 20:14.
      „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
      Meine bisherigen Reisen

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      • Nuklid
        Erfahren
        • 09.06.2013
        • 439
        • Privat


        #4
        WOW!! Danke für diese traumhaften Impressionen.

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        • ronaldo
          Freak
          Moderator
          Liebt das Forum
          • 24.01.2011
          • 12923
          • Privat


          #5
          Alter Falter... Hammer!!

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          • TilmannG
            Fuchs
            • 29.10.2013
            • 1375
            • Privat


            #6
            Unglaubliche Tour, supergute Fotos, irrwitzige Geschichten - Gratuliere!!!
            http://www.foto-tilmann-graner.de/

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            • sibirier
              Dauerbesucher
              • 17.10.2010
              • 875
              • Privat


              #7
              Supergeil! Das muss ich meinen Russen zeigen ))) Wenn ich darf...
              Echt stark!
              https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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              • paddel
                Fuchs
                • 25.04.2007
                • 1879
                • Privat


                #8
                Mir fehlen die Worte (56 km barfuß durch Sibirien).

                Und freue mich schon sehr auf den kommenden Bericht.
                Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                vorausgesetzt man hat die Mittel.

                W.Busch

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                • Intihuitana
                  Fuchs
                  • 19.06.2014
                  • 2122
                  • Privat


                  #9
                  Beeindruckend
                  Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                  • bikevagabond
                    Erfahren
                    • 22.11.2013
                    • 318
                    • Privat


                    #10
                    Freut mich, dass hier schon ein paar Leser andocken Soviel kann ich schon verraten: es wird im Verlauf noch ein paar weitere irrwitzige Geschichten geben - einer der Gründe, warum ich diesen Bericht unbedingt niederschreiben möchte.

                    Zitat von sibirier Beitrag anzeigen
                    Das muss ich meinen Russen zeigen ))) Wenn ich darf...
                    Nur zu... es ist ja alles öffentlich für jeden lesbar ;)
                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
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                    • vobo

                      Vorstand
                      Dauerbesucher
                      • 01.04.2014
                      • 848
                      • Privat


                      #11
                      Abenteuer! Gut, dass ihr beide offenbar wieder heile zuhause seid.

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                      • Blahake

                        Vorstand
                        Fuchs
                        • 18.06.2014
                        • 1934
                        • Privat


                        #12
                        Ich habe schon Deinen ersten Tscherskigebirge - Bericht verschlungen und freue mich umso mehr auf diesen! Und ich finde es sehr fein, dass Du Dir neben dem Bücher-Schreiben die Zeit nimmst, uns hier sogar für lau an Deinen Erlebnissen teilhaben zu lassen und dazu diese unglaublich schönen Bilder einstellst.

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                        • agricolina
                          Erfahren
                          • 05.05.2016
                          • 291
                          • Privat


                          #13
                          Bin natürlich auch angedockt – was für eine Tour wieder. Unfassbar schöne Bilder! Vielen Dank schon mal, bin sehr gespannt, was da noch so kommt!

                          Kommentar


                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1275
                            • Privat


                            #14
                            Alle Achtung, was für ein Bericht. Also erstmal ja (mal wieder!!!) eine ultrakrasse Tour die Du da unternommen hast. Aber was Du da vom Njurgun geschrieben hast, lässt mir ja wirklich die Haare zu Berge stehen. Wie abgebrüht muss man bitte sein um als Nichtschwimmer solche Wildflüsse zu befahren? Und dann auch noch, nach so einem Malheur, was locker hätte böse ausgehen können, gleich wieder loszuziehen. Ich weiß grad echt nicht ob das extrem beeindruckend und cool oder einfach nur leichtsinnig und dämlich finden soll. Vermutlich irgendwas dazwischen. 😂

                            Jedenfalls super spannend und zu lesen und weckt schon enorme Vorfreude auf die Fortsetzung. 😎

                            Kommentar


                            • bikevagabond
                              Erfahren
                              • 22.11.2013
                              • 318
                              • Privat


                              #15
                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                              Und ich finde es sehr fein, dass Du Dir neben dem Bücher-Schreiben die Zeit nimmst, uns hier sogar für lau an Deinen Erlebnissen teilhaben zu lassen und dazu diese unglaublich schönen Bilder einstellst.
                              ​Mit dieser Geschichte könnte man tatsächlich ein neues Buch füllen, aber ich habe erstmal genug vom Bücher schreiben und versuche mich lieber an einem Forumsbericht ;)

                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                              Ich weiß grad echt nicht ob das extrem beeindruckend und cool oder einfach nur leichtsinnig und dämlich finden soll. Vermutlich irgendwas dazwischen. 😂
                              Das sehe ich im Grunde ähnlich, wobei ich mich mit irgendwelchen Urteilen immer sehr lange zurückhalte und erstmal versuche, die Sicht meines Gegenübers einzunehmen. Das macht es übrigens auch gerade sehr schwer, den nächsten Teil zu schreiben, denn ich weiß ja schon, wie es am Ende ausgegangen ist... (zur Beruhigung: es ist niemandem was passiert, aber es gab doch einige Überraschungen)
                              „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                              Meine bisherigen Reisen

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                              • ronaldo
                                Freak
                                Moderator
                                Liebt das Forum
                                • 24.01.2011
                                • 12923
                                • Privat


                                #16
                                Du machst es ganz schön spannend... los jetzt!

                                Kommentar


                                • bikevagabond
                                  Erfahren
                                  • 22.11.2013
                                  • 318
                                  • Privat


                                  #17
                                  Teil 1: Der lange Weg zum Startpunkt der Tour

                                  Den Anreiseteil überspringe ich eigentlich gerne, aber da es sich diesmal um einen besonderen Fall handelt, will ich etwas ausführlicher darauf eingehen. Seit dem Krieg in der Ukraine ist es nämlich nicht mehr möglich, auf direktem Wege nach Russland zu fliegen. Wer es dennoch versucht, muss größere Umwege in Kauf nehmen, z.B. über Istanbul, Baku oder Belgrad. Oder man versucht, auf dem Landweg nach Russland zu gelangen, z.B. in den nahe gelegenen Oblast Kaliningrad. Diese Exklave ist zwar wie eine Insel im EU-Territorium, doch die Ostsee gilt als internationales Gewässer und darf weiterhin von russischen Airlines überflogen werden. Von Kaliningrad ist es also möglich, per Inlandsflug ins russische Kernland zu gelangen.

                                  Als ich anfing zu recherchieren, wie ich auf schnellstem Wege nach Kaliningrad kommen kann, stellte ich fest, dass sich diese Option schon längst etabliert hatte, denn es gibt inzwischen Bustransfers, die aus diversen Städten Deutschlands (oder Polens) direkt nach Kaliningrad fahren. Nur leider konnte ich die Mitnahme eines Fahrrades nicht klären, ein solches Gepäckstück würde, wenn überhaupt, nur mitgenommen werden, wenn es genug Platz im Gepäckfach gibt. Darauf konnte ich natürlich nicht bauen, also entschied ich mich, mit dem Zug bis nah an die Grenze zu fahren, um dann mit dem Rad selbige zu überqueren. Mein Flugticket nach Jakutsk hatte ich mir schon für den 24. Juli buchen lassen (über Freunde in Kamtschatka), den Beginn des Visums setzte ich auf den 22. Juli. Ich rechnete mit einem Tag für die Zugfahrt durch Polen und zwei weitere Tage für die Radfahrt zum Flughafen (insgesamt 150 km), wobei ich auch die Grenzüberquerung mit eventuell längeren Wartezeiten berücksichtigte.

                                  Mit meinem schwer bepackten Fatbike mache ich mich also am 21. Juli auf den Weg. Am Berliner Hauptbahnhof steige ich in den EC nach Gdynia (Gdingen). Das Ticket mit reserviertem Fahrradstellplatz hatte ich zum Glück schon zwei Wochen im Voraus gebucht, kurzfristig hätte ich keines mehr bekommen.

                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole084.jpg Ansichten: 0 Größe: 183,5 KB ID: 3233866

                                  In Tczew (Dirschau) wechsle ich dann in eine Regionalbahn und fahre am Abend noch bis nach Elbląg (Elbing). Da ich schon im Sommer vor einem Jahr in diesem Teil Polens mit dem Rad unterwegs war, wusste ich von einer Schutzhütte im Elbinger Naturpark Bażantarnia. Ich steuere sie gezielt an und verbringe hier meine erste Nacht ohne Zelt.
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole085.jpg Ansichten: 0 Größe: 206,2 KB ID: 3233868

                                  Leider ist das Dach der Hütte nicht ganz dicht und so tropft es an mehreren Stellen durch, als es gegen Mitternacht anfängt zu regnen. Es ist eine ungemütliche Nacht, in der ich meinen Schlafplatz mehrmals verlegen muss...
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole086.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,4 KB ID: 3233867

                                  Einen mittäglichen Gewitterguss sitze ich noch aus, dann fahre ich weiter nach Norden, immer nah am Frischen Haff entlang.
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole087.jpg Ansichten: 0 Größe: 256,1 KB ID: 3233884

                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole088.jpg Ansichten: 0 Größe: 115,8 KB ID: 3233870

                                  In Frombork (Frauenburg) gönne ich mir eine kleine Pause, hier gibt es das einzige Café weit und breit, direkt gegenüber vom Dom.
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole089.jpg Ansichten: 0 Größe: 201,0 KB ID: 3233869

                                  In Braniewo (Braunsberg) holen mich wieder ein paar Regenschauer ein. Nicht gerade das Wetter, das ich mir für eine reibungslose Anfahrt gewünscht hatte...
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole090.jpg Ansichten: 0 Größe: 142,7 KB ID: 3233908

                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole091.jpg
Ansichten: 2727
Größe: 73,4 KB
ID: 3233865
                                  Für eine Überquerung der Grenze ist es heute schon zu spät, also versuche wenigstens so nah wie möglich heranzukommen. Doch dann erspähe ich am Sportplatz eines kleinen Dorfes zufällig einen großen überdachten Rastplatz. Ganz klar – hier bleibe ich! Nichts geht über einen trockenen Schlafplatz!
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole092.jpg Ansichten: 0 Größe: 154,4 KB ID: 3233880

                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole093.jpg Ansichten: 0 Größe: 186,3 KB ID: 3233878

                                  Bis zum Grenzübergang Mamonowo II sind es noch etwa 10 km (Mamonowo I ist seit der Corona-Pandemie geschlossen). Ich nähere mich dem Posten auf kleinen Landstraßen, da der Hauptverkehrsweg eine Schnellstraße ist, auf der nur Autos fahren dürfen. Am Ende ist es nur noch ein Feldweg, der parallel zur Straße bis an die erste Schranke führt, erst dort offenbart sich mir ein offizielles Schlupfloch durch die Absperrung.
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                                  Die Grenzüberquerung an sich verläuft vollkommen entspannt, mit nettem Personal auf beiden Seiten. Da ich keine Fahrzeugpapiere vorlegen muss, darf ich mich an den wartenden Autos bis ganz nach vorn vorbeimogeln. An der russischen Abfertigung stehen schätzungsweise 50 Fahrzeuge, in Gegenrichtung an der polnischen etwa 40. Ich sehe viele deutsche Kennzeichen, vereinzelt auch polnische und russische. Es scheinen vorwiegend Russen zu sein, da ich in den Gesprächen nur Russisch höre. In meine Gepäcktaschen fällt nur ein kurzer Blick, dann darf ich auch schon weiterfahren. Nach 40 min bin ich durch und rolle weiter auf Kaliningrad zu.

                                  Ich biege ab auf eine Nebenstraße und durchquere das erste russische Dorf: Novosjolovo. In einer Seitengasse bemerke ich ein Graffiti, dessen Botschaft zur Zeit nicht passender sein könnte...
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                                  Ein Gedenkstein erinnert an die deutsche Vergangenheit. Bis 1945 hieß der Ort Groß Rödersdorf.
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                                  Typische Flurlandschaft.
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                                  Ab Pjatidorozhnoe folge ich dann der Hauptstraße parallel zum Frischen Haff.
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                                  Alte Kirchenruine in Uschakovo.
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                                  In dem Ort gibt es auch eine Burgruine namens „Brandenburg“. Besucher dürfen sich hier sogar mit den Rittern schlagen...
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                                  Mit dem Schaukämpfer komme ich anschließend noch ins Gespräch. Er erzählt mir von früheren Festivals, auf denen sich neben den russischen Gästen auch immer wieder Deutsche, Polen, Litauer, Italiener, ja sogar Mexikaner zusammenfanden, um sich gemeinsam die Kante zu geben. Jetzt kommen jedoch kaum noch Fremde hierher, schlechte Zeiten für ihn und seine Kollegen. Da ich ihn mit meinen rudimentären Russischkenntnissen nur teilweise verstehe, zeigt er am Ende unserer Unterhaltung noch symbolisch auf seinen Hintern und kommentiert dies mit „Filet Tschelovek“ – alles am Arsch...

                                  Kurz vor Kaliningrad gelingt mir noch ein Abstecher ans Frische Haff. Ein schöner Ort zum kampieren, den ich mir für meine Rückfahrt im Herbst vormerke.
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                                  Einfahrt ins Stadtgebiet.
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                                  Auch in Königsberg gibt es ein „Brandenburger Tor“.
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                                  Es hat sich mal wieder eingeregnet. Ich suche Schutz bei einem Bäcker und harre anderthalb Stunden aus, bis das Gröbste durchgezogen ist.
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                                  Einen Moment lang überlege ich, ein Hostel zu nehmen. Doch die Banken haben schon zu und meine übriggebliebenen 6000 Rubel der letzten Russlandreise reichen vielleicht gerade so aus, um das zweite Boot als zusätzliches Fluggepäck aufzugeben. Früher konnte ich derlei Beträge problemlos mit der Kreditkarte zahlen, jetzt muss ich dafür entsprechendes Bargeld einplanen. Ich habe insgesamt 1600 Euro dabei, die müssen aber noch in Rubel gewechselt werden. Es ist mein kalkuliertes Reisebudget, das für die kommenden zehn Wochen reichen muss (inklusive Rückflug).

                                  Als der Regen nachlässt, fahre ich über den Pregel weiter durchs Zentrum der Stadt.
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                                  Da sich der Flughafen etwa 15 km nördlich der Stadt befindet, geht es im Nieselregen noch hinaus ins Dunkel der Nacht.
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                                  Um für den zweitägigen Flug kein nasses Zelt einpacken zu müssen, nehme ich mir vor, in der Wartehalle des Flughafens zu übernachten. Doch dann taucht auf einmal diese schöne Autobahnbrücke auf, unter der es so unfassbar trocken ist. Da um diese Zeit kaum noch ein Auto fährt und ich in einer beleuchteten Wartehalle mit Menschengewusel sicher nicht besser schlafen würde, entscheide ich mich noch einmal für eine Freilandübernachtung.
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                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole116.jpg Ansichten: 0 Größe: 135,5 KB ID: 3233900

                                  Nach drei Tagen endlich am Kaliningrader Flughafen Chrabrovo.
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                                  Hier mache ich in aller Ruhe mein Gepäck flugfertig, das Rad verpacke ich noch in einen großen Sack (vom Hersteller „Radgarage“ genannt). Rad und Rucksäcke ergeben letztlich drei Gepäckstücke, die volle Radtasche ist mein Handgepäck.
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                                  Weiter geht’s mit der Airline S7.
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                                  Ich weiß nicht warum, aber hier gab es das günstigere Flugticket in der Business Class. Genau richtig für den Business Man, der am Morgen noch unter einer Brücke geschlafen hat
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                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole121.jpg Ansichten: 0 Größe: 109,0 KB ID: 3233901

                                  Wir fliegen über St. Petersburg und Moskau direkt nach Sibirien. Next Stop: Novosibirsk.
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                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole123.jpg Ansichten: 0 Größe: 89,4 KB ID: 3233903

                                  Mein Anschlussflug nach Jakutsk ist erst für den nächsten Morgen vorgesehen. Jetzt darf ich also doch noch eine Nacht in der Wartehalle verbringen – natürlich ohne zu schlafen...
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                                  Weiterflug über der westsibirischen Tiefebene.
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                                  Anflug auf Jakutsk.
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                                  Zuletzt geändert von bikevagabond; 16.12.2023, 18:16.
                                  „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                  Meine bisherigen Reisen

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                                  • bikevagabond
                                    Erfahren
                                    • 22.11.2013
                                    • 318
                                    • Privat


                                    #18
                                    Hier treffe ich nun das erste Mal auf Njurgun. Wir verstehen uns auf Anhieb gut, die Chemie scheint zu stimmen. Ich übergebe ihm das Boot mit einem der wasserdichten Rucksäcke und baue direkt vor dem Flughafengebäude mein Rad zusammen. Mir läuft der Schweiß in Strömen, denn es ist hochsommerlich heiß – mehr als 30 Grad im Schatten!
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole127.jpg Ansichten: 0 Größe: 135,3 KB ID: 3233913

                                    Über eine stark befahrene Hauptstraße gelangen wir in die Stadt. Zum Glück gibt es einen breiten Fußgängerstreifen, auf dem wir auch mit dem Fahrrad fahren können.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole128.jpg Ansichten: 0 Größe: 105,4 KB ID: 3233915

                                    Doch bevor wir ins Zentrum kommen, biegen wir ab in ein paar Seitengassen.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole129.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,8 KB ID: 3233919

                                    Hier befindet sich meine Gästeunterkunft, in die ich mich über einen empfohlenen WhatsApp-Kontakt einbuchen konnte: das „Gostevoj dom Sandra“. Es gibt einen gepflegten Hof hinter sicherem Tor – ideal, um das Rad draußen zu parken.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole130.jpg Ansichten: 0 Größe: 166,6 KB ID: 3233917

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole131.jpg Ansichten: 0 Größe: 201,8 KB ID: 3233918

                                    Schattige Sitzecke.
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                                    Gemeinschaftsküche.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole133.jpg Ansichten: 0 Größe: 127,1 KB ID: 3233920

                                    Ich habe mir ein Doppelzimmer gemietet, um meinen Jetlag auszuschlafen und ungestört meine Ausrüstung und die noch kommenden Lebensmitteleinkäufe sortieren zu können.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole134.jpg Ansichten: 0 Größe: 141,5 KB ID: 3233921

                                    Alternativ gäbe es nur noch Mehrbettzimmer, die man sich mit anderen teilt. In ein solches hat sich jetzt auch Njurgun einquartiert. Es stellt sich heraus, dass er gar keinen festen Wohnsitz hat, da er die meiste Zeit des Jahres in den Bergen arbeitet. Und wenn er nach Jakutsk zurückkehrt, mietet er sich ein Zimmer oder eine Wohnung auf Zeit. Während der letzten Tage war er aber bei einem Freund untergekommen, es hätte sich nicht gelohnt, für so kurze Zeit etwas zu mieten. Nun ist er hierher gewechselt und mein unmittelbarer Nachbar – ideal, um sich näher kennenzulernen und für die weiteren Vorbereitungen abzustimmen. Seine Ausrüstung hat er in einer kleinen Blockhütte untergebracht, bei einem Freund nicht weit von hier. Wir gehen noch am selben Abend hin und holen ein paar Sachen. Die wichtigsten Ausrüstungsteile hat er schon besorgen können: Zelt, Schlafsack, Angel... Jetzt wartet er noch auf ein optisches Visier für sein Jagdgewehr.

                                    Schon im Vorfeld hatte mir Njurgun angedeutet, mit einem Gewehr losziehen zu wollen. Ehrlich gesagt war ich nicht gerade begeistert von dieser Idee und antwortete ihm, dass ich an seiner Stelle den Karabiner nicht mitnehmen würde und außerdem nicht viel über die Jagd wisse. Doch das stachelte ihn erst recht an und so schrieb er mir vom Schneeschaf Tschubuku, das in den Bergen von Oimjakon und Verchojansk lebt und „sehr leckeres Fleisch“ hat. Und von wilden Rentieren und Elchen. „Wir können sie ebenfalls schießen und essen! Man kann das Fleisch in ein paar Tagen trocknen und mitnehmen.“ Das klang mir alles schon zu sehr nach Survival, dafür war ich nicht bereit, nicht auf dieser Reise, also schrieb ich ihm zurück, dass ich es zwar interessant fände, auf die Jagd zu gehen, aber nicht davon überzeugt bin, dass wir genug Zeit dafür hätten. Zumal es in meinen Augen vollkommen übertrieben wäre, ein Schaf, ein Rentier oder gar einen Elch zu erlegen – niemals könnten wir all das Fleisch verwerten... Dass er nun trotzdem daran festhält, beunruhigt mich etwas. Meinen Einwand kommentiert er am Ende so: “Wir werden wahrscheinlich nicht vorsätzlich jagen, es sei denn, wir sind hungrig. Wir werden auch nur die Tiere schießen, die uns entgegenkommen.“ Und da scheiden sich nun die Geister, denn ich möchte mich so vorbereiten, dass ich für die gesamte Zeitspanne Proviant dabei habe, Njurgun aber rechnet mit Jagderfolgen, um seinen Hunger zu stillen und plant entsprechend weniger Essen mitzunehmen. Als ich ihm sage, dass ich hier in Jakutsk schon die Lebensmittel für fünf Wochen in der Wildnis besorgen möchte – insgesamt mindestens 20 kg – schüttelt er nur den Kopf: „Das ist viel zu viel!“ Nun ja, ich kann ihn nicht zwingen, es mir gleich zu tun, aber wie wir damit umgehen werden, wenn es für ihn an der Zeit ist, zu jagen, während ich vor vollen Schüsseln sitze, werden wir noch irgendwie klären müssen...

                                    Als ich am nächsten Morgen meine Ausrüstung ausbreite, stelle ich mit Erschrecken fest, dass sich die Füßlinge meines Trockenanzugs anfangen aufzulösen. Beim Einrollen in Berlin, waren sie noch in Ordnung, doch jetzt scheint es irgendeine chemische Reaktion zu geben, und zwar an jener Stelle, an der ich vor drei Jahren mal einen Flicken mit Klebeband abgesichert habe... Naja, nach 10 Jahren regelmäßiger Nutzung darf so etwas schon mal passieren. Da sich das Ganze nun in eine klebrige Schmiere verwandelt und dadurch auch nicht wirklich flicken lässt, schneide ich die Füßlinge komplett ab und hoffe, dass ich auf dieser Tour nicht wirklich darauf angewiesen sein werde...
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                                    Dann mache ich mich auf den Weg ins Zentrum und lasse mich noch ein wenig vom rustikalen Charme meines Wohnviertels betören.
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                                    Hier findet man noch etliche der alten Holzhäuser.
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                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole138.jpg Ansichten: 0 Größe: 299,2 KB ID: 3233931

                                    Trinkwasserpumpe an staubiger Straße.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole139.jpg Ansichten: 0 Größe: 225,4 KB ID: 3233927

                                    Im Kontrast dazu ein typisches Wohnviertel im Stadtzentrum.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole140.jpg Ansichten: 0 Größe: 167,7 KB ID: 3233923

                                    Kinderspielplatz...
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                                    Stadtstrand an einem Nebenarm der Lena.
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                                    Ich besuche Michail Mestnikov, er ist der Chef der Tourfirma inYakutia. Kennengelernt haben wir uns im Sommer 2015, als ich mit Robtrek ins Suntar-Chajata-Gebirge ging. Seitdem hat er mir immer wieder geholfen, wenn ich in logistischen Dingen mal nicht weiterkam. Und so frage ich ihn auch diesmal, ob er für mich ein Sammeltaxi finden kann, das bereit wäre, zwei Typen mit zwei Fahrrädern und viel Gepäck bis nach Tomtor bei Oimjakon mitzunehmen, am besten übermorgen. Sofort telefoniert er ein paar Kontakte ab und reicht mir schon die erste Nummer, über die ich weitere Infos zur Abfahrt und den Preis erfragen kann.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole143.jpg Ansichten: 0 Größe: 137,9 KB ID: 3233935

                                    Dann erzähle ich ihm, dass mein diesjähriger Reisepartner der Jakute Njurgun Efremov sei. Natürlich kennt er ihn und es stellt sich heraus, dass er sogar mal für ihn gearbeitet hat. „Ich denke, dass du es mit Njurgun nicht einfach haben wirst. Er ist ein Einzelgänger, der seine eigenen Regeln im Leben hat. Ihr werdet einander verstehen müssen.“ Da hat er wohl Recht, denn auch ich bin ja im Grunde ein Einzelgänger und wahrscheinlich haben es andere auch nicht gerade einfach mit mir. Das wird auf jeden Fall noch interessant, wie sich zwei Vollblut-Individualisten für eine gemeinsame Tour zusammenraufen.

                                    Unterwegs in Jakutsk. Mit dem Rad komme ich überall schnell hin und am Abend auch wieder rasch zurück.
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                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole145.jpg Ansichten: 0 Größe: 93,3 KB ID: 3233925

                                    Am zweiten Tag widme ich mich den Einkäufen. Zuerst geht es in einen Ausrüstungsladen, da ich noch ein paar Dinge benötige, die ich nicht aus Berlin mitnehmen konnte bzw. vergessen hatte.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole146.jpg Ansichten: 0 Größe: 172,4 KB ID: 3233941

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole147.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,4 KB ID: 3233922

                                    Mein erstes Shopping-Ergebnis: eine neue Teleskopangel (hatte ich in Berlin vergessen einzupacken), einen zusätzlichen Angelhaken, ein Bärenspray (es ist das erste Mal, dass ich in Russland ein solches finden konnte), eine neue Raketnitsa (Signalstift zum Abfeuern von Leuchtpatronen) und eine große Gaskartusche zum Kochen bei schlechtem Wetter bzw. in den Bergen oberhalb der Baumgrenze (ansonsten ist geplant, über dem Feuer zu kochen, daher sollte diese eine Kartusche locker zwei Monate reichen).
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole148.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,3 KB ID: 3233938

                                    Inzwischen hatte ich auch die Liste für mein fünfwöchiges Proviantpaket fertig und begebe mich am Abend noch in den nächstbesten Super- bzw. „Hypermarket“.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole149.jpg Ansichten: 0 Größe: 141,6 KB ID: 3233937

                                    Hier bekomme ich alles, was ich brauche...
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole150.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,8 KB ID: 3233936

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole151.jpg Ansichten: 0 Größe: 185,3 KB ID: 3233944

                                    Mein zweites Shopping-Ergebnis... Das muss fünf Wochen reichen! Was am rechten Rand liegt, hatte ich mir schon aus Berlin mitgebracht (u.a. Eipulver, Milchpulver, Trockengemüse und etwas Olivenöl).
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole152.jpg Ansichten: 0 Größe: 236,8 KB ID: 3233939

                                    Lauer Sommerabend im Hof unserer Unterkunft. Eine Weile sitzen wir draußen, doch mit der Zeit sammeln sich immer mehr Mücken, so dass wir irgendwann die Flucht nach drinnen ergreifen...
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole153.jpg Ansichten: 0 Größe: 163,5 KB ID: 3233924

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole154.jpg Ansichten: 0 Größe: 116,1 KB ID: 3233926

                                    Njurguns Rad. Es ist ein anderes als das, was er früher auf seinen wilden Fahrten verwendet hat. Ob es den Anforderungen der bevorstehenden Tour wirklich gewachsen ist?
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole155.jpg Ansichten: 0 Größe: 205,0 KB ID: 3233940

                                    Den Gepäckträger hatte er bisher nur mit einem Kabelschloss fixiert, da es unter dem Sattel keine Ösen zum Anschrauben gab...
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole156.jpg Ansichten: 0 Größe: 245,9 KB ID: 3233942

                                    Es war klar, dass er den Träger direkt am Rahmen befestigen muss. Das Beste wäre, ihn gleich durch einen anderen mit gerader Mittelstrebe zu ersetzen, damit die Hauptlast nicht schräg auf die Achse fällt. Da er aber kein passendes Teil auftreiben konnte, hat er einfach den Rahmen angebohrt, um den vorhandenen Träger anschrauben zu können.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole157.jpg Ansichten: 0 Größe: 102,6 KB ID: 3233943

                                    Auch für vorn empfahl ich ihm einen soliden Gepäckträger, damit sich die Gepäckmenge besser verteilen lässt (früher hatte er sein Gepäck immer nur hinten aufgestapelt). Auch dafür hat er nun eine Lösung gefunden, die ich sogar für richtig gut befinde, weil ich es selbst schon so gemacht habe (mit Kabelbindern statt Draht)
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole158.jpg Ansichten: 0 Größe: 131,3 KB ID: 3233928
                                    Zuletzt geändert von bikevagabond; 16.12.2023, 19:32.
                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                    Meine bisherigen Reisen

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                                      Erfahren
                                      • 22.11.2013
                                      • 318
                                      • Privat


                                      #19
                                      Nach drei Tagen in Jakutsk ist es dann endlich soweit: Wir haben ein Sammeltaxi (Marschroutka) gefunden, das uns nach Tomtor an den Startpunkt unserer Tour bringen wird – insgesamt 850 km nach Osten.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole159.jpg Ansichten: 163 Größe: 147,3 KB ID: 3233946

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole160.jpg Ansichten: 159 Größe: 153,4 KB ID: 3233948

                                      An der Lena müssen wir dann aber erstmal warten, denn es gibt bis heute keine Brücke über den riesigen Strom, so dass sich jedes Fahrzeug, das die Stadt nach Osten oder Süden verlassen möchte, erst einmal mit einem Fährschiff übersetzen lassen muss.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole161.jpg Ansichten: 157 Größe: 111,9 KB ID: 3233947

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole162.jpg Ansichten: 158 Größe: 116,4 KB ID: 3233951

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole163.jpg Ansichten: 156 Größe: 99,0 KB ID: 3233950

                                      Ganze drei Stunden vergehen, bis wir an der Reihe sind. An dem Fährport gibt es einige Straßenrestaurants, in denen man sich in der Zwischenzeit mit Fastfood beköstigen lassen kann. Ich hole mir eine Portion Plov, denn eine weitere Gelegenheit zum Essen wird es an diesem Abend nicht mehr geben.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole164.jpg Ansichten: 157 Größe: 102,3 KB ID: 3233949

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole165.jpg Ansichten: 160 Größe: 134,0 KB ID: 3233952

                                      Gegen 22 Uhr bekommen wir grünes Licht und dürfen auf das Schiff. Die Überfahrt zum Fährport Nizhnyj Bestjach ist etwa 15 km lang und dauert gegen den Strom mehr als eine Stunde. Während dieser Zeit hält unser Fahrer ein kleines Schläfchen.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole166.jpg Ansichten: 159 Größe: 127,8 KB ID: 3233953

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole167.jpg Ansichten: 157 Größe: 99,0 KB ID: 3233954

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole168.jpg Ansichten: 157 Größe: 121,3 KB ID: 3233956

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole169.jpg Ansichten: 157 Größe: 95,5 KB ID: 3233955

                                      Die Nacht wird dann durchgefahren. Bis Tschuraptscha ist die Trasse asphaltiert, danach wird es etwas holpriger und vor allem staubig. Als die Sonne aufgeht, sind wir schon tief in die Provinz eingetaucht.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole170.jpg Ansichten: 157 Größe: 73,9 KB ID: 3233957

                                      Unser Fahrzeug fährt übrigens mit jakutischem Gas.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole171.jpg Ansichten: 159 Größe: 127,5 KB ID: 3233959

                                      Als nächstes muss noch der Aldan überquert werden. Auch hier gibt es keine Brücke, also heißt es mal wieder Warten, diesmal auf das nächste Fährschiff, da hier offenbar nur alle drei Stunden eines anlegt (Immerhin! Im Jahr 2007 gab es nur zwei Abfahrten: eine morgens und eine abends...)
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole172.jpg Ansichten: 158 Größe: 124,9 KB ID: 3233958

                                      Bis zur gegenüberliegenden Anlegestelle sind es 10 km stromaufwärts, entsprechend lange ist auch diese Fähre unterwegs: ganze anderthalb Stunden.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole173.jpg Ansichten: 158 Größe: 110,8 KB ID: 3233960

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole174.jpg Ansichten: 159 Größe: 106,7 KB ID: 3233972

                                      Überbleibsel aus Coronazeiten...
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole175.jpg Ansichten: 157 Größe: 109,4 KB ID: 3233961

                                      Zwischenstopp in Chandyga mit Waschmöglichkeit vor einem Café...
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole176.jpg Ansichten: 161 Größe: 178,7 KB ID: 3233962

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole177.jpg Ansichten: 159 Größe: 138,9 KB ID: 3233965

                                      Danach geht es in die Berge und das Wetter wird abrupt regnerisch, sogar ein Gewitter mit Hagel zieht über uns hinweg. Der Gebirgsrand ist schon seit Tagen eine markante Wettergrenze, östlich von hier gab es wiederholt Regen, Regen, Regen... und es scheint auch noch eine Weile wechselhaft zu bleiben.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole178.jpg Ansichten: 156 Größe: 90,9 KB ID: 3233964

                                      Am Abend auf der Passhöhe (rund 1300 m) dann doch noch ein freundlicher Moment mit etwas Sonnenschein. In der Ferne sehen wir einen Ewenen mit ein paar Rentieren durch die Tundra wandern.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole179.jpg Ansichten: 158 Größe: 108,0 KB ID: 3233963

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole180.jpg Ansichten: 158 Größe: 102,4 KB ID: 3233966

                                      Das Café am Rande der Welt... unter den Einheimischen auch bekannt als „Kafe Kuba“, gelegen am Abzweig nach Oimjakon ;)
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                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole182.jpg Ansichten: 158 Größe: 127,4 KB ID: 3233968

                                      Nach fast 30-stündiger Fahrt kommen wir gegen Mitternacht in Tomtor an. Hier lassen wir uns rauswerfen, denn die letzten 40 km bis zum Dorf Oimjakon wollen wir selbst fahren.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole183.jpg Ansichten: 160 Größe: 125,1 KB ID: 3233969

                                      Wir sind nun am ersten Kältepol angelangt! Vor 16 Jahren endete hier meine erste Jakutien-Reise. Nun soll dieser besondere Ort der Beginn eines neuen Abenteuers sein...
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole184.jpg Ansichten: 158 Größe: 142,7 KB ID: 3233970

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole185.jpg Ansichten: 159 Größe: 163,5 KB ID: 3233971
                                      Zuletzt geändert von bikevagabond; 18.12.2023, 20:00. Grund: Passhöhe korrigiert (1000 -> 1300m)
                                      „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                      Meine bisherigen Reisen

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                                        • 24.01.2011
                                        • 12923
                                        • Privat


                                        #20
                                        Sehr ausgefallen und super spannend, danke fürs Teilen.

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                                        • berniehh
                                          Alter Hase
                                          • 31.01.2011
                                          • 2627
                                          • Privat


                                          #21
                                          Sehr beeindruckend. Bin gespannt wie es weitergeht
                                          www.trekking.magix.net

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                                            • 12.07.2008
                                            • 44496
                                            • Privat


                                            #22
                                            Dito :-)

                                            Kommentar


                                            • sibirier
                                              Dauerbesucher
                                              • 17.10.2010
                                              • 875
                                              • Privat


                                              #23
                                              Klasse! Das hast du super gemacht,dass alle Einzelheiten beschreibst...selbst für mich hier in Russland ist es sehr interessant !
                                              https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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                                              • momper
                                                Dauerbesucher
                                                • 05.12.2011
                                                • 746
                                                • Privat


                                                #24
                                                Fett! Vielen Dank für den Bericht!
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                                                • bikevagabond
                                                  Erfahren
                                                  • 22.11.2013
                                                  • 318
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  Teil 2: Kältepol Oimjakon und erste Raftingetappe bis Ust-Nera

                                                  Bevor ich zum weiteren Verlauf der Reise komme, schiebe ich mal einen kleinen Rückblick ein, und zwar auf meine erste Jakutien-Radtour, die mich Ende September 2007 über die alte Kolyma-Trasse zum Kältepol Oimjakon führte. Um diese Zeit war in den Bergen bereits der Winter eingezogen, es lag Schnee und die Temperaturen bewegten sich zwischen -12°C in der Nacht und +2°C am Tage.
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Name: poletopole186.jpg
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ID: 3236677

                                                  Das Leben auf dieser letzten Straße des eurasischen Kontinents war damals noch ein sehr abenteuerliches. Es gab nur wenig Verkehr und die relativ schmale Schotterpiste musste an vielen Stellen immer wieder ausgebessert werden. Hier traf ich auf ein paar Trassenarbeiter, die den ganzen Sommer und Herbst in solchen Zelten lebten – ganze drei Monate am Stück. Im Hintergrund links sieht man ihre Brotbäckerei.
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ID: 3236678

                                                  Auch Rentiernomaden vom Volk der Ewenen traf ich einmal, wobei diese immer noch auf die gleiche Weise umherziehen – daran hat sich bis heute nichts geändert.
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ID: 3236681

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ID: 3236676

                                                  Da der noch bestehende Teil der Brücke über den Hauptlauf des Flusses führte, wählte ich den Weg eines kletternden Fußgängers. Am abgerissenen Ende gab es nämlich eine Leiter, über die ich mit meinem Rad und all dem Gepäck wieder hinabsteigen konnte.
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ID: 3236679

                                                  Erst im Jahr 2014 wurde diese Brücke erneuert, so dass nun jedes Fahrzeug problemlos nach Oimjakon gelangen kann (Aufnahme von 2015).
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ID: 3236680

                                                  Auf den letzten 45 Kilometern von Tomtor nach Oimjakon gab es 2007 noch eine zerfurchte Spur durch aufgeweichten Grund (um diese Jahreszeit zum Glück schon gefroren).
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ID: 3236682

                                                  Ortseingangsschild mit der jakutischen Bezeichnung Öjmököön.
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ID: 3236683

                                                  Meine Gästeunterkunft in Oimjakon.
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ID: 3236684

                                                  Zwei Nächte war ich zu Gast bei Tamara Vasileva, die nicht nur das Gästehaus betreute, sondern auch mit Leidenschaft und voller Überzeugung dafür kämpfte, dass das Dorf Oimjakon als der einzig wahre Kältepol der Nordhemisphäre anerkannt wird. Man brüstet sich hier mit der tiefsten Temperatur, die je an einem von Menschen permanent bewohnten Ort gemessen wurde: -71,2°C! Diesen Wert hat sie nach eigenen Aussagen in St. Petersburg offiziell bestätigen lassen und die Dokumente dazu in einem kleinen privat hergerichteten Museum ausgestellt. Nichtsdestotrotz beansprucht auch der Ort Verchojansk nach wie vor den Titel „Kältepol“ (mehr dazu an späterer Stelle)...
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ID: 3236685

                                                  Während meines Aufenthaltes in Oimjakon besuchte ich auch den Meteorologen Valeri Vinokurov, der sich um die örtlichen Temperatur- und Niederschlagsmessungen kümmerte.
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ID: 3236686

                                                  Der Obelisk zum örtlichen Extremwert -71,2°C befindet sich allerdings in Tomtor, damit Durchreisende, die der alten Kolyma-Trasse von Jakutsk nach Magadan folgen, nicht extra ins Dorf Oimjakon abbiegen müssen.
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Name: poletopole197.jpg
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ID: 3236689

                                                  16 Jahre später stehe ich nun erneut an diesem markanten Ort und schaue mich neugierig um. Auch wenn die Fortsetzung der alten Kolyma-Trasse inzwischen verfallen und unpassierbar geworden ist (Tomtor ist zu einer Sackgasse geworden, der neue Weg führt schon seit vielen Jahren über Ust-Nera), scheint der Obelisk noch immer regelmäßig angesteuert zu werden.
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Name: poletopole198.jpg
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ID: 3236688

                                                  Die Gedenkstätte wurde etwas erweitert, hinter der Säule hat man inzwischen auch die Büste des sowjetischen Geologen Sergej Obrutschev (1891-1965) aufgestellt. Er war es nämlich, der im Jahr 1926 während einer Expedition in diesem Gebiet den angepriesenen Tiefstwert von -71,2°C aufzeichnete, im Übrigen auch genau jene Expedition, die zur kartografischen Erfassung des Tscherskigebirges führte...
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ID: 3236698

                                                  Zu den -71,2°C sei noch angemerkt, dass dieser Tiefstwert weder an einer Wetterstation noch direkt im Dorf Oimjakon gemessen wurde, sondern irgendwo im Gebiet Oimjakon. Eine offizielle Wetterstation im Dorf Oimjakon wurde erst im Jahr 1929 errichtet, so dass es noch einen zweiten Tiefstwert gibt, der am 6.2.1933 gemessen wurde und den man auch bei Wikipedia findet: -67,7°C (nach anderen Quellen auch -67,8°C; interessanterweise wurde exakt der gleiche Tiefstwert Jahre zuvor auch in Verchojansk erreicht, daher das konkurrierende Verhältnis der beiden Orte).

                                                  Den Erzählungen zufolge bestand die offizielle Wetterstation im Dorf Oimjakon allerdings nur bis zum Jahr 1951 (mit einer Lücke in der Messreihe von 1935 bis 1942). Der Grund dafür ist, dass schon 1942 eine weitere Wetterstation im Dorf Tomtor errichtet wurde, und zwar direkt neben dem Flugplatz, wo die Wetterdaten offenbar von größerer Bedeutung waren. Diese „Aerologische Station“ gilt seither als offizielle Wetterstation für den Standort Oimjakon. Wenn wir heute also in die Wetter-App schauen, um zu erfahren, wie kalt es in Oimjakon ist, dann stammen diese Werte in Wahrheit aus dem Ort Tomtor.
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ID: 3236687

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Name: poletopole201.jpg
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ID: 3236691

                                                  Unmittelbar neben der Wetterstation befindet sich auch der Festplatz, auf dem das jakutische Sonnenfest „Ysyach“ (jakutisch Ыhыах) gefeiert wird. Nur einmal im Jahr, während der längsten Tage um die Sommersonnenwende herum, versammeln sich hier die Bewohner der Region mit Gästen aus Nah und Fern.
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ID: 3236696

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Name: poletopole203.jpg
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ID: 3236690

                                                  Im Zentrum des Platzes ragt der prächtig verzierte Weltenbaum Aal Luuk Mas empor, der in der jakutischen Mythologie das Zentrum der Welt verkörpert (vergleichbar mit Yggdrasil aus der germanischen Mythologie). In Holz geschnitzte Bilder zeigen Szenen aus dem jakutischen Epos Oloncho.
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Name: poletopole204.jpg
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ID: 3236693

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Name: poletopole205.jpg
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ID: 3236692

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Name: poletopole206.jpg
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ID: 3236694

                                                  Wie es bei dieser Festlichkeit zugeht, zeigt ein Blogbeitrag des russischen Landschaftsfotografen Sergej Karpuchin (vor genau 10 Jahren startete er an diesem Ort zu einer 101-tägigen Fotoexpedition, die ihn entlang der Indigirka bis Chonuu führte und von dort noch mit Packpferden zum Bergsee Tabanda im nördlichen Tscherskigebirge):
                                                  https://karpukhins.livejournal.com/130453.html

                                                  Nachdem wir uns alles Interessante auf dem Festplatz angeschaut haben, biegen wir ab auf die Stichstraße nach Oimjakon und durchqueren noch einmal das Dorf Tomtor.
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Name: poletopole207.jpg
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ID: 3236695

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Name: poletopole208.jpg
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ID: 3236700

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Name: poletopole209.jpg
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Größe: 150,1 KB
ID: 3236699

                                                  Die Piste wurde inzwischen erneuert, sie fährt sich ganz passabel. Das Wetter ist allerdings noch immer sehr labil, und so erwischt uns zwischendurch ein kräftiger Gewitterschauer, den wir schutzlos über uns ergehen lassen müssen.
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Name: poletopole210.jpg
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ID: 3236703

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Name: poletopole211.jpg
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ID: 3236701

                                                  Das wechselhafte Wetter hat aber auch seine schönen Seiten.
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Name: poletopole212.jpg
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Größe: 86,4 KB
ID: 3236702

                                                  Njurgun hängt etwas hinterher. Das neue Packsystem mit dem Boot über dem Vorderrad lässt ihn so manches Mal das Gleichgewicht verlieren, so dass er die Anstiege vorsichtshalber schiebt. Bei Schritttempo ist man allerdings sofort von lästigen Mückenschwärmen umgeben, weshalb auch schon das Mückenspray zum Einsatz kommt...
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Name: poletopole213.jpg
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Größe: 232,5 KB
ID: 3236707

                                                  Die Kühe leben hier ein freies Leben und stapfen ohne Zaun quer durch die Taiga.
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Name: poletopole214.jpg
Ansichten: 2154
Größe: 256,5 KB
ID: 3236711

                                                  Neues Ortseingangsschild zum Dorf Oimjakon.
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Name: poletopole215.jpg
Ansichten: 2138
Größe: 202,8 KB
ID: 3236709

                                                  Berlin 6423 km... Der Pfeil zeigt in nördliche Richtung, da sich Jakutien auf der anderen Seite der Nordhalbkugel befindet.
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ID: 3236710

                                                  Am örtlichen Denkmal zum Kältepol Oimjakon, diese Anlage gab es auch schon vor 16 Jahren.
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Name: poletopole217.jpg
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ID: 3236708

                                                  Hier wird der Geologe Obrutschev mit einer Auflistung seiner Expeditionen gewürdigt.
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Name: poletopole218.jpg
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ID: 3236704

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Name: poletopole219.jpg
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ID: 3236706

                                                  Neues Kältepol-Denkmal mit Infotafel auf Englisch (wer den Text lesen will, einfach anklicken – ich habe das zweite Motiv etwas größer gelassen).
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Name: poletopole220.jpg
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ID: 3236705

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Name: poletopole221.jpg
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ID: 3236697
                                                  „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                  Meine bisherigen Reisen

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                                                  • bikevagabond
                                                    Erfahren
                                                    • 22.11.2013
                                                    • 318
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    Als die Sonne untergeht, bespreche ich mit Njurgun das weitere Vorgehen. Laut Wettervorhersage soll es morgen bei 10°C den ganzen Tag regnen, daher schlage ich vor, den Besuch bei Tamara gleich mit einer Übernachtung in ihrer Gästeunterkunft zu verbinden. Von Michail wusste ich, dass sie immer noch hier ist und Platz für Gäste hat. Doch Njurgun will keine Unterkunft, er hat nämlich kein Geld – gar kein Geld, wie er mir zu verstehen gibt... Ok, wenn es nicht zu teuer wird, könnte ich ihn ja einfach einladen. Die letzte Nacht in Jakutsk ging auch schon auf meine Kappe, da er sonst irgendwo außerhalb der Stadt in den Wald gegangen wäre. Also schlage ich vor, dass wir doch erstmal die Lage erkunden können, um zu schauen, was bei Tamara möglich ist. Doch Njurgun hat kein Interesse, er wirkt sichtlich unzufrieden und will am Ufer der Indigirka warten, wahrscheinlich um zu unterstreichen, dass es ihm ernst ist, keine Bezahlunterkunft in Anspruch zu nehmen. Ich aber habe absolut keine Lust, den Dauerregentag ausgerechnet hier in nassen Zelten auszusitzen, also rolle ich kurzerhand ohne ihn los und sage, dass ich in ca. 10 Minuten wieder da bin.
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Name: poletopole222.jpg
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ID: 3236716

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Name: poletopole223.jpg
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ID: 3236720

                                                    Nach etwa 15 min taucht sie schließlich auf, sieht mich und erkennt mich sofort wieder – nach 16 Jahren! Sie meint, dass ich damals einer der ersten ausländischen Radtouristen war und ihr deshalb so gut in Erinnerung geblieben bin. Das Bild ist vom Folgetag, denn sie wollte nicht in ihrer Alltagskleidung fotografiert werden.
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Name: poletopole224.jpg
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ID: 3236715

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                                                    Es ist ihre private Wohnung, in der sie nun ihr neues Museum eingerichtet hat. In mehreren Zimmern finden sich etliche Bücher, Poster und Landkarten, die in irgendeiner Weise mit dem Kältepol im Zusammenhang stehen. Auch die zwei Moskauer sind hier gerade zugange und dokumentieren alles, was ihnen interessant erscheint.
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Name: poletopole225.jpg
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ID: 3236718

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Name: poletopole226.jpg
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ID: 3236719

                                                    Auf dieser riesigen Karte erkennt man gut die Dimension der Autonomen Republik Jakutien. Da auf ihr sowohl Gebirgszüge als auch Flussläufe wunderbar abgebildet sind, habe ich hier mal zur besseren Veranschaulichung die komplette Reiseroute eingezeichnet (gelb: mit Sammeltaxi, blau: mit Boot, rot: mit Fahrrad, gepunktet: durch wegloses Gelände; dieses Bild kann für eine Vergrößerung angeklickt werden).
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Name: poletopole227.jpg
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ID: 3236717

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Name: poletopole228.jpg
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ID: 3236724

                                                    Dann gehen wir in das gegenüberliegende Gebäude, das für die Gäste vorbehalten ist. Hier gibt es eine riesige Fotowand, an der so einige Besucher des Hauses festgehalten wurden, als wäre es eine Hall of Fame... Auch ein Bild von mir konnte ich finden, das mich während meines Besuchs im September 2007 zeigt
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Name: poletopole229.jpg
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ID: 3236723

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Name: poletopole230.jpg
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ID: 3236722

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Name: poletopole231.jpg
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ID: 3236725

                                                    Inzwischen hat auch Njurgun hierher gefunden. Wie sich herausstellt, war er nur ein paar Häuser weitergegangen, in das örtliche Krankenhaus, um sein Handy zu laden... Er bespricht noch etwas mit Tamara, dann zieht er sich zurück und kocht sich wortkarg einen Tee. Die zwei Moskauer Nikita und Andrej sind gesprächiger und spendieren mir sogar eins ihrer mitgebrachten Dosenbiere. Ich erfahre, dass sie hierher gekommen sind, um die kleinen Flughäfen der Kolyma-Region zu besuchen und ihre Geschichte zu studieren. Etwa einen Monat Zeit haben sie sich dafür genommen und zufällig gerade einen Zwischenstopp in Oimjakon eingelegt. Beide sprechen sauberes Englisch, so dass wir uns wunderbar verstehen, vor allem mit Nikita vertiefe ich mich noch in ein längeres Gespräch. Er ist Sozialwissenschaftler und versucht mir anhand diverser Beispiele die Gesellschaft Russlands zu erklären, damit ich sie auch vor dem Hintergrund der aktuellen Situation besser verstehen würde.

                                                    Währenddessen taucht ganz unvermittelt ein weiterer Gast auf – ein Bergwanderer aus Wladiwostok, der soeben eine extreme Solo-Tour hinter sich gebracht hat. Ruslan ist sein Name und wir erfahren von ihm, dass er insgesamt 25 Tage im Suntar-Chajata unterwegs war, davon 22 Tage zu Fuß, wobei er auch die höchsten Berggipfel Palatka (2800 m) und Mus-Chaja (2960 m) bestiegen hat. Eigens dafür hatte er Steigeisen, Eispickel und ein Seil mitgenommen – und ein Packraft, mit dem er am Ende über den Fluss Agajakan wieder zurück zur Kolyma-Trasse paddelte. Während der dreieinhalb Wochen, die er im Gebirge unterwegs war, traf er nur einmal auf andere Menschen: auf Ewenen, die mit ihren Rentieren durch die Berge zogen. Gestartet war er in der Nähe des 1300 m hohen Passes, an dem wir auf der Hinfahrt einen kurzen Stopp einlegten. Zu diesem Zeitpunkt wog sein Rucksack mit all dem Gerödel etwa 40-42 kg, jetzt zum Ende der Tour nur noch 28 kg, da etwa 12 kg auf den Proviant fielen (er hatte mit 480 g pro Tag gerechnet). Eine beeindruckende Tour, die sofort unser aller Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sogar Njurgun taut jetzt etwas auf und löchert Ruslan mit ein paar Ausrüstungfragen, die ich aufmerksam mitverfolge.
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Name: poletopole232.jpg
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ID: 3236721

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Name: poletopole233.jpg
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ID: 3236726

                                                    Wir bekommen zu hören, dass er sich das Packraft von einem privaten Hersteller im Altai für nur 17.000 Rubel (bzw. rund 200 Dollar) beschaffte. Ich bin erstaunt über den geringen Preis, denn das Material macht auf mich einen sehr soliden Eindruck, so wie ich es von den hochpreisigen Packrafts namhafter Hersteller kenne. Auch das Gewicht von 3,1 kg steht dem in nichts nach! Am meisten faszinieren mich aber seine Ultralight-Paddelblätter: zwei kleine Kunststoffteile, die mit jeweils drei kleinen Schrauben an einen Stock aus dem Wald befestigt werden können. Das ist russischer Minimalismus!
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Name: poletopole234.jpg
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ID: 3236728

                                                    Übernachtet haben wir in den Betten nebenan. Da jeder einen Schlafsack dabei hatte, brauchte es keinen besonderen Aufwand, uns alle spontan zu beherbergen.
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Name: poletopole235.jpg
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ID: 3236727

                                                    Die Toilette ist hier wie üblich ein externer Verschlag am Ende des Grundstücks. Früher gab es nur die kleine Holzbude im Hintergrund, mit der neuen Hütte gibt es nun etwas mehr Komfort – sogar mit Heizkörpern an den Wänden, um sich im Winter nicht den Hintern abzufrieren...
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Name: poletopole236.jpg
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ID: 3236729

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Name: poletopole237.jpg
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ID: 3236731

                                                    Im Garten befindet sich auch ein kleines Gewächshaus, in dem Tamara ihr eigenes Gemüse anbaut.
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Name: poletopole238.jpg
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ID: 3236730

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Name: poletopole239.jpg
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ID: 3236732

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Name: poletopole240.jpg
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ID: 3236733

                                                    Ich bekomme eine Gurke und einen Paprika geschenkt – Gemüse aus dem kältesten Dorf der Welt...
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Name: poletopole241.jpg
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ID: 3236734

                                                    Da wir den heutigen Regentag vorwiegend im Gästehaus verbringen, packen wir auch immer wieder an, wenn es etwas zu tun gibt. Als die Regentonne überzulaufen droht, wird das wertvolle Wasser umgeschöpft und später auch zum Bewässern des Gewächshauses verwendet. Man muss sich vor Augen halten, dass Tamara hier alleine wohnt. Vor acht Jahren ist ihr Mann verstorben, seitdem muss sie einen Großteil der Alltagsaufgaben selbst bewältigen. Sie ist inzwischen 76 Jahre alt, macht aber noch einen sehr rüstigen Eindruck. Die drei russischen Gäste sind am Morgen schon abgereist, so dass sie jetzt nur noch uns zwei als Gäste hat. Normalerweise sind um diese Zeit gar keine Fremden hier, denn die Touristensaison am Kältepol ist nun mal der Winter (Januar bis März). Dass sich im Sommer gleich mehrere Reisende in ihrem Gästehaus treffen, ist die absolute Ausnahme.

                                                    Als am Nachmittag der Regen etwas nachlässt, besuche ich den Dorfmeteorologen Valeri. Er selbst erinnert sich nicht mehr an meinen Besuch vor 16 Jahren, aber seine Frau Albina! Er war früher Lehrer für Sport und Kultur, sie Geschichtslehrerin.
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Name: poletopole242.jpg
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ID: 3236735

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Name: poletopole243.jpg
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ID: 3236736

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Name: poletopole244.jpg
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ID: 3236737

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Name: poletopole245.jpg
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ID: 3236738

                                                    Auch tägliche Messungen zum Wasserstand der Indigirka gehören zum Programm. Offiziell spricht man daher nicht von einer meteorologischen, sondern von einer hydrologische Station (гидро пост). Valeri stellt fest, dass der Wasserstand seit gestern um 2 cm gestiegen ist und die Wassertemperatur aktuell 12°C beträgt. Im Winter, wenn der Fluss gefroren ist, kann das Eis 2-3 m dick werden!
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Name: poletopole246.jpg
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ID: 3236741

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Name: poletopole247.jpg
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ID: 3236743

                                                    Zurück am Gästehaus bereiten wir uns auf die morgige Weiterfahrt vor. Njurgun hat sich in ein Nebengebäude zurückgezogen und repariert einige Ausrüstungsteile. Seit unserer Ankunft in Oimjakon verhält er sich äußerst wortkarg, irgendetwas scheint ihn unzufrieden zu stimmen, doch er redet nicht darüber. Jeder Versuch, mit ihm ins Gespräch zu kommen, endet mit ein paar einsilbigen Antworten. Ich finde mich damit ab und lasse ihn einfach in Ruhe. Am Abend sehe ich dann, wie er anfängt, die Holzvorräte des Grundstücks in ofengerechte Scheite zu spalten. Offenbar hat er mit Tamara einen Arbeitsdeal ausgehandelt, um die erste Übernachtung nicht zahlen zu müssen. Ich helfe ihm beim Aufstapeln der gespaltenen Scheite, Ablösung beim Hacken lehnt er ab, er liebt diese körperliche Arbeit und sieht darin auch ein gutes Training. Die zweite Nacht im Gästehaus dürfen wir kostenfrei bleiben.
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Name: poletopole248.jpg
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ID: 3236745

                                                    Am nächsten Morgen heißt es dann Abschied nehmen. Es war ein herzliches Wiedersehen, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
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Name: poletopole249.jpg
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ID: 3236747

                                                    Auf dem Weg zur Einstiegsstelle holen wir noch frisches Brot aus dem örtlichen Magazin (von außen nicht als solches zu erkennen).
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Name: poletopole250.jpg
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ID: 3236740

                                                    Nur wenige hundert Meter weiter finden wir ein geeignetes Ufer, um unsere Boote ins Wasser zu lassen. Diesen Platz hatte ich bereits am Vortag ausgekundschaftet, damit wir nicht unnötig weit in die Aue fahren müssen.
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Name: poletopole251.jpg
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ID: 3236742

                                                    Wie Ruslan aus Wladiwostok, hat auch Njurgun für sein Paddel nur ein Paar Paddelblätter mitgebracht. Einen passenden Paddelschaft findet er im verfallenen Haus nebenan, wobei er die Holzlanze noch so zurechtstutzen muss, dass die Paddelblätter fest aufgesteckt werden können (sein Modell muss nämlich ohne Schrauben auskommen).
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Name: poletopole252.jpg
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ID: 3236748

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Name: poletopole253.jpg
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ID: 3236744

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Name: poletopole254.jpg
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ID: 3236746

                                                    Gegen 15 Uhr sind wir dann endlich auf dem Wasser – ab jetzt geht es paddelnd weiter!
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Name: poletopole255.jpg
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Größe: 194,1 KB
ID: 3236739

                                                    Bevor wir unsere Boote aufbauten, checkte ich auch mal das Gewicht unseres Gepäcks (mit einer kleinen Kofferwaage). Es zeigt sich, dass Njurgun ganze 15 kg weniger bei sich hat, obwohl er das schwerere Boot und ein Gewehr mit sich führt (Er: 49 kg +17 kg Fahrrad, Ich: 64 kg +18 kg Fahrrad; nicht berücksichtigt sind die Watstiefel und die Kleidung, die wir am Körper trugen).
                                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                    Meine bisherigen Reisen

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                                                    • Blahake

                                                      Vorstand
                                                      Fuchs
                                                      • 18.06.2014
                                                      • 1934
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      Und schöne Blumen vorm Haus hat sie auch, die Tamara! Tolle Frau!
                                                      Jetzt bin ich gespannt, ob Njurgun das geringere Gewicht durch russisches Improvisationstalent ausgleicht, oder ob er hungert, oder wie er sonst mit so wenig Gepäck klarkommt! Bei Eurem "Geartalk" mit dem russischen Packrafter wäre ich gern dabei gewesen, allerdings ohne da selbst mitreden zu können. 😅​

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                                                        • 31.10.2017
                                                        • 1935
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        Das hätte ich auch gerne miterlebt, wobei es mich schaudert, die Paddelblätter nur aufzustecken.... vor Allem weil es ein kritisches Ausrüstungsstück ist (na ja, Wasser ist auch nicht so mein Element...)

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                                                          • 22.08.2008
                                                          • 9204
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          Danke für die Einblicke vom Kältepol.
                                                          Ich lese weiter interessiert mit.
                                                          Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                                                            Erfahren
                                                            • 04.10.2020
                                                            • 275
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            Was für ein gewaltiges Abenteuer - ein ganz anderes "Kaliber" als ich es mir je zutrauen würde.
                                                            Tolle Bilder aus einer völlig anderen Welt 😍 Freue mich sehr auf Deine Fortsetzung (und dass es wohl gut ausgegangen ist).

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                                                            • bikevagabond
                                                              Erfahren
                                                              • 22.11.2013
                                                              • 318
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              Danke für eure Rückmeldungen! Ich versuche dranzubleiben und zeitnah weiterzuschreiben. Am längsten dauert immer das Raussuchen und Vorbereiten der Fotos...

                                                              Blahake & Bambus: Die Herangehensweisen der hiesigen Wildniswanderer (bzw. Bergwanderer und Packrafter) finde ich immer wieder interessant. Bei manchen Dingen schlagen wir uns die Hände über den Kopf zusammen, aber in ihren Kreisen ist es oft sogar anerkannt oder üblich. Auch dass Njurgun als Nichtschwimmer auf die Flüsse geht, relativiert sich, wenn man sich fragt, ob z.B. die Inuit je schwimmen gelernt haben, bevor sie mit ihren Kajaks auf die Jagd gegangen sind oder noch gehen (wobei fraglich ist, ob man schwimmend überhaupt noch irgendwo hinkommt bei einstelligen Wassertemperaturen...). Die Einheimischen dort sind mit einem ganz anderen Risikoverständnis aufgewachsen...

                                                              Zum Gepäck muss ich noch erwähnen, dass ich anders als Njurgun noch einiges an Fotoausrüstung dabei hatte (Spiegelreflex mit 3 Objektiven, Kompaktkamera, GoPro, großes Stativ), zudem noch einen Haufen Dokumente und Kartenblätter (nur die wichtigsten hatte ich auch für Njurgun ausgedruckt). Proviant hatte ich vermutlich das Doppelte dabei (also rund 10 kg mehr).​
                                                              „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                              Meine bisherigen Reisen

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                                                              • sibirier
                                                                Dauerbesucher
                                                                • 17.10.2010
                                                                • 875
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                Sehr spannend!
                                                                https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 22.11.2013
                                                                  • 318
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  Es folgt nun endlich der zweite Teil des zweiten Teils:

                                                                  Wir sind inzwischen mit unseren Booten auf der Indigirka. Es ist ein großartiges Gefühl, nach zwei Jahren Pause wieder auf einem Fluss durch menschenleere Wildnis paddeln zu können. Der immer noch kalte Wind weht zum Glück von hinten und die Strömung ist super flott. Wir kommen gut voran, im Schnitt etwa 7-8 km/h.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole256.jpg Ansichten: 0 Größe: 101,7 KB ID: 3241475

                                                                  Während ich immer wieder mein Paddel benutze, um vorwärts zu kommen, lässt sich Njurgun einfach nur treiben. Zunächst denke ich, dass er wegen der guten Strömung einfach keine Lust hat, selbst aktiv zu werden. Doch irgendwann bemerke ich, dass er sich während der Bootsfahrt immerzu irgendwelche Youtube-Videos anschaut, die er sich zuvor aus dem Internet auf sein Handy heruntergeladen hatte... Ich bin also immer weit vor ihm, versuche aber auf Sichtweite zu bleiben. Oft ist er kaum zu erkennen, da das olivgrüne Schlauchboot mit dem Hintergrund zu verschmelzen scheint. Dann ist es allein die helle Kluft seines Anzugs, die ich als kleinen beweglichen Punkt wahrnehmen kann. Als ich einmal am Ufer warte, damit sich unser Abstand wieder verringert, zieht er unbemerkt an mir vorbei. Ich war nie ein Freund von grellen Ausrüstungsfarben, jetzt wären sie allerdings sehr hilfreich gewesen.

                                                                  Nach etwa 23 km auf dem Fluss taucht am linken Ufer eine schöne Permafrostkante auf. Sie demonstriert eindrücklich, woraus der Untergrund dieses Landes hauptsächlich besteht: aus purem Eis! In einigen Gebieten Jakutiens reicht der ewige Frost bis zu anderthalb Kilometer in die Tiefe.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole257.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,4 KB ID: 3241477

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole258.jpg Ansichten: 0 Größe: 192,1 KB ID: 3241476

                                                                  Als es am Abend schon etwas schummrig wird, nähern wir uns zum ersten Mal der Frage, wo wir übernachten wollen. Eine schöne Schotterbank an der Mündung des Kurun-Jurjach trifft leider nur meinen Nerv. Njurgun will weiter, bis eine Hütte auftaucht, das wäre sicherer wegen der Bären. Am großen Zufluss des Kjuente vermutet er eine, doch bis dahin sind es noch mindestens 16 km, also rund zwei Stunden, so dass wir definitiv bis in die Dunkelheit paddeln würden. „Und was ist, wenn es keine Hütte gibt oder wir sie nicht bemerken? Wir sollten den nächstbesten Platz ansteuern!“, rufe ich ihm zu. „Ok, eine Stunde, dann legen wir an“, lautet schließlich der Kompromiss.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole259.jpg Ansichten: 0 Größe: 106,0 KB ID: 3241478

                                                                  Kurz darauf geraten wir vom Hauptlauf versehentlich auf einen breiten Nebenarm der Indigirka und machen damit ungewollt einen kleinen Umweg. Njurgun checkt konzentriert die vorab heruntergeladenen Satellitenbilder auf seinem Handy ab und scheint zu erkennen, auf welchem der vielen Nebenarme wir uns gerade bewegen. Als dann rechts von uns ein kleiner schnell fließender Verbindungskanal auftaucht, ruft er auf einmal „Hier rein!“ und biegt unvermittelt ab. „Niemals! Das ist viel zu riskant!“, brülle ich ihm noch hinterher, zumal ich es auch gar nicht mehr geschafft hätte, ihm zu folgen – ich war viel zu weit weg von der Stelle und hätte sofort gegen die starke Strömung ankämpfen müssen... Doch das ändert jetzt nichts mehr, denn Njurgun hat für sich entschieden und ist nun mit einem Schlag verschwunden. Tolle Leistung, denke ich mir... So eine unabgesprochene Aktion, dazu noch in der Dämmerung, empfinde ich auf einer gemeinsamen Tour als ein absolutes No-Go. Es ist ja nicht nur, dass wir uns gerade auf unbestimmte Zeit aus den Augen verloren haben, es wäre mir auf den nächsten Kilometern auch vollkommen unmöglich einzuschätzen, ob er schon vor mir oder noch hinter mir ist; ob ich dann einfach weiterpaddeln oder besser auf ihn warten sollte? Es wäre ja auch möglich, dass ihm etwas passiert, ohne dass ich davon mitbekomme. So ein kleiner Kanal könnte durch Holzverklausungen vollkommen blockiert sein, weshalb ich auch niemals absichtlich in einen solchen hineinpaddeln würde. Njurgun könnte darin hängen bleiben, das Boot verlieren oder gar ertrinken... Was wäre die richtige Entscheidung, wenn man sich nicht wiederfindet?

                                                                  Während meine Gedanken weiter um diese absurde (vermeidbare) Situation kreisen, starre ich konzentriert auf die düsteren Ufer, in der Hoffnung rasch einen Platz für die Nacht zu finden, denn es wird immer dunkler. Doch dann sehe ich in der Ferne plötzlich ein Lichtlein aufflackern, es scheint ein Feuer zu sein.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole260.jpg Ansichten: 0 Größe: 106,2 KB ID: 3241480

                                                                  Mein erster Gedanke: da muss ein Lager von einheimischen Fischern sein! Vielleicht ist es aber auch Njurgun, der schon weit vor mir an Land gegangen ist... Als ich näherkomme, sehe ich sein Boot mit dem Fahrrad am Ufer liegen – es ist tatsächlich Njurgun, der mir mit dem Feuer ein Signal gesetzt hat, damit ich im Dunkeln nicht an ihm vorbeipaddle.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole261.jpg Ansichten: 0 Größe: 154,2 KB ID: 3241479

                                                                  Er hat hier sogar einen richtig schönen Platz gefunden: mit erhöhtem Ufer, trockenem Grund und einer Blockhütte im Wald. Wirklich großartig, ich bin begeistert! Auf einmal komme ich mir vor wie ein pessimistischer Nörgler, der alles besser wissen wollte, denn Njurgun hat in allem Recht behalten: mit der Hütte, der Zeit, der Abkürzung... „Gratuliere! Du hast es geschafft, schneller zu sein!“ Ich belasse es dabei und beschwere mich nicht weiter. Es würde sowieso an ihm abprallen, er hat eben seine eigenen Regeln im Leben. „Ihr werdet einander verstehen müssen“, klingt es mir wieder durch den Kopf. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde.

                                                                  Schweigend bauen wir unser Lager auf. Während ich mich für das Zelt entscheide und mein Abendessen über dem noch immer brennenden Feuer koche, richtet sich Njurgun in der Blockhütte ein und heizt den dortigen Ofen ein bis es heiß wird wie in einer Sauna.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole262.jpg Ansichten: 0 Größe: 150,7 KB ID: 3241490

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole263.jpg Ansichten: 0 Größe: 118,2 KB ID: 3241483

                                                                  Unser Lagerplatz am nächsten Morgen.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole264.jpg Ansichten: 0 Größe: 312,3 KB ID: 3241486

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole265.jpg Ansichten: 0 Größe: 270,8 KB ID: 3241485

                                                                  Da Njurgun etwas später in die Gänge kommt als ich, schlägt er vor, dass ich schon vorfahren soll. Das kommt mir ganz gelegen, denn ich möchte zwischendurch auch mal die Berghänge besteigen, um einen Blick in die Weite zu erhaschen. Währenddessen würde er mich sicher wieder einholen. Und wenn nicht, dann sehen wir uns spätestens an der Wetterstation, die in etwa 60 km am linken Ufer auftauchen wird. Gestern hatten wir in 6 Stunden 45 km geschafft, also sollte bei einem Start um die Mittagszeit eine solche Etappe gut zu schaffen sein.

                                                                  Gegen 11 Uhr mache ich mich auf den Weg. Njurgun plant, eine Stunde nach mir ins Boot zu steigen. Kurz vor dem Zufluss des Kjuente bietet sich die erste Gelegenheit, einen der markanten Steppenhänge hinaufzuklettern. Die karge Vegetation an diesem trockenen Südwesthang erinnert mich sehr an die Mongolei.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole266.jpg Ansichten: 0 Größe: 208,7 KB ID: 3241484

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole267.jpg Ansichten: 0 Größe: 185,6 KB ID: 3241487

                                                                  Auch später bieten sich immer wieder faszinierende Perspektiven auf den Flusslauf. Von Njurgun derweil keine Spur, ich verbringe den ganzen Tag allein auf dem Wasser. Der Name Indigirka ist übrigens abgeleitet vom ewenischen Wort indej/indevur, was soviel heißt wie: lebendig, gesund sein...
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole268.jpg Ansichten: 0 Größe: 155,8 KB ID: 3241489

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole269.jpg Ansichten: 0 Größe: 147,2 KB ID: 3241481

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole270.jpg Ansichten: 0 Größe: 62,1 KB ID: 3241482

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole271.jpg Ansichten: 0 Größe: 34,1 KB ID: 3241488

                                                                  Es ist gerade erst 17 Uhr, da erreiche ich schon die Wetterstation. Die Strömung brachte es heute also im Durschnitt auf über 10 km/h!
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole272.jpg Ansichten: 0 Größe: 161,6 KB ID: 3241492

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole273.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,5 KB ID: 3241493

                                                                  Zufällig stiefelt gerade der örtliche Meteorologe am Bootsanleger herum, er scheint die Banja anzuheizen. „Privet – Hallo!“, rufe ich laut, damit er mich bemerkt. „Ich bin ein Reisender aus Deutschland. Mein Russisch ist leider nicht so gut, aber ich möchte mir gerne die Wetterstation anschauen. Ist das möglich? Ich bin selbst Meteorologe.“ Im ersten Moment wirkt er sichtlich überrascht, doch dann begrüßt er mich freundlich, stellt sich als Sergej vor und führt mich bereitwillig über das Gelände. Es ist wahrscheinlich das erste mal, dass ihn ein „Kollege“ aus Deutschland besucht...

                                                                  Wir gehen zum Haupthaus mit WLAN, in dem er mit seiner Frau Nadezhda (zugleich Stationsleiterin) und ihrer Mutter Margarita wohnt. Sie alle stammen aus der Altai-Region nahe der kasachischen Grenze. Normalerweise leben und arbeiten hier fünf Leute, aktuell sind sie aber nur zu dritt, da es zu wenig Interessenten für diese Station gibt.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole274.jpg Ansichten: 0 Größe: 159,2 KB ID: 3241496

                                                                  Früher lebten die Meteorologen in dieser alten Hütte. Sie wird jetzt nur noch im Sommer benutzt, im Winter sei sie zu kalt.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole275.jpg Ansichten: 0 Größe: 189,4 KB ID: 3241494

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole276.jpg Ansichten: 0 Größe: 170,9 KB ID: 3241495

                                                                  Die Wetterstation trägt übrigens den Namen „Jurty“ und existiert schon seit 1955. Aus irgendeinem Grund wurde sie aber nicht in den sowjetischen Karten verzeichnet.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole277.jpg Ansichten: 0 Größe: 162,2 KB ID: 3241497

                                                                  Das Messfeld hinter dem Haupthaus. Alle drei Stunden werden Temperatur, Niederschlag und Windwerte registriert.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole278.jpg Ansichten: 0 Größe: 207,6 KB ID: 3241498

                                                                  Sergej erzählt, dass die Winter hier mitunter sehr windig und damit äußerst ungemütlich sind. Vor allem die kalten Nordwinde werden zwischen den Bergflanken kanalisiert und fegen dabei oftmals den ganzen Schnee weg. Dafür sind die Temperaturen nicht ganz so extrem wie in Oimjakon, das Luftlinie inzwischen rund 80 km entfernt ist. Die tiefste Temperatur des letzten Winters betrug an diesem Ort -58°C.

                                                                  Bevor Sergej zum Meteorologen wurde, war er Polizist in Novosibirsk. 10 Jahre ist es schon her, seit er sich dazu entschieden hat, an diese abgelegene Wetterstation zu wechseln. Im Sommer gibt es keine Zufahrtswege hierher. Lediglich im Winter, wenn die Sümpfe und der Fluss gefroren sind, kann er diesen Ort mit dem Auto verlassen. In der eisfreien Jahreszeit gibt es dagegen nur das Motorboot, mit dem er manchmal nach Ust-Nera fährt. Ansonsten verbringt er seine Lebenszeit fast ausschließlich hier. Urlaub nimmt er sich nur einmal in 1-2 Jahren, dann aber für 3-4 Monate am Stück. In dieser Zeit übernimmt eine Vertretung seinen Job. So war es auch im Sommer 2013, als der russische Landschaftsfotograf Karpuchin hier vorbei kam – den hat er deshalb nicht persönlich getroffen. Überhaupt scheinen hier nur selten „Touristen“ vorbeizukommen, den letzten Besuch gab es 2016 und Ausländer waren noch gar keine dabei, zumindest nicht in den letzten 10 Jahren...
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole284.jpg Ansichten: 0 Größe: 152,4 KB ID: 3241506

                                                                  Nachdem ich mir ein Bild von den meteorologischen Messungen machen konnte, gehen wir in die alte Hütte und setzen unser Gespräch bei einer Tasse Tee fort. Sergej versteht nicht, warum es mich in diese abgelegene Ecke verschlagen hat und stellt mir diverse Fragen. „Aber schau doch mal“, sage ich, „du lebst sogar hier und hast dafür die Stadt verlassen.“ – „Ja, weil man hier besser angeln und jagen kann.“, lautet seine Antwort. Dieses Argument habe ich schon von einigen Leuten gehört, die sich an den Rändern Sibiriens niedergelassen haben. Die Jagdlizenzen hier seien erschwinglich, für ein Bergschaf kostet sie z.B. nur 400 Rubel (4 Euro), für einen Bären 3000 Rubel (30 Euro). Das Gehalt hingegen ist nicht gerade üppig: umgerechnet 600 Euro/Monat verdient er als Meteorologe, seine Frau als Vorgesetzte immerhin 1000 Euro. Aber Gelegenheiten, etwas auszugeben, haben sie auch nicht gerade viel. Ihre Lebensmittelvorräte werden einmal im Jahr von einem Fahrzeug vorbeigebracht und frisches Gemüse bauen sie sich selbst an: Kohl, Zwiebeln, Kartoffeln, Mohrrüben unter freiem Himmel und Paprika, Tomaten, Zucchini in Gewächshäusern. Es ist ein nahezu autarkes Leben, das sie hier führen.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole279.jpg Ansichten: 0 Größe: 232,7 KB ID: 3241499

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole280.jpg Ansichten: 0 Größe: 216,5 KB ID: 3241501

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole281.jpg Ansichten: 0 Größe: 252,7 KB ID: 3241500

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole282.jpg Ansichten: 0 Größe: 185,0 KB ID: 3241503

                                                                  Nach etwa einer Stunde landet auch Njurgun hier an. Es ist inzwischen klar, dass wir nicht auf dem Stationsgelände übernachten werden (es gab keine Einladung und wir wollten uns auch nicht aufdrängen), also fragt Njurgun nach möglichen Jagdhütten in der Nähe, da er wieder auf eine solche Wert legt. Sergej kennt eine, die sich nicht weit entfernt, aber etwas abseits des Flussufers im Wald befindet und zeigt uns deren Position mit Hilfe einer Drohne (russisch „Quadrokopter“). Es stellt sich heraus, dass wir sie in etwa 5-6 km flussabwärts über ein Trockengerinne erreichen können.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole283.jpg Ansichten: 0 Größe: 136,0 KB ID: 3241505

                                                                  Gegen 20:30 Uhr verabschieden wir uns schließlich und paddeln noch ein Stück in die Abenddämmerung.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole285.jpg Ansichten: 0 Größe: 145,3 KB ID: 3241507

                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole286.jpg Ansichten: 0 Größe: 116,2 KB ID: 3241504

                                                                  Und da ist sie, die Hütte im Wald. Vom Ufer aus war nichts zu erkennen, aber durch die Vorerkundung aus der Luft, konnten wir den Zugang auf Anhieb finden. Es ist ein uriger Platz mit Feuerstelle, an dessen Rand sich allerdings schon einiges an Müll angesammelt hat. Da es mich auch diesmal nicht in den stockfinsteren und muffigen Holzverschlag zieht, verbringen wir den Abend mal wieder getrennt: Njurgun mit seinem Gaskocher in der Blockhütte, ich draußen am Feuer...
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole287.jpg Ansichten: 0 Größe: 198,4 KB ID: 3241491
                                                                  Zuletzt geändert von bikevagabond; 31.01.2024, 22:49.
                                                                  „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                  Meine bisherigen Reisen

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                                                                    Erfahren
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                                                                    • 318
                                                                    • Privat


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                                                                    Lagerplatz am Morgen. Sonniges Sommerwetter hat sich wieder eingestellt.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole288.jpg Ansichten: 0 Größe: 296,6 KB ID: 3241522

                                                                    Gegen 11:30 Uhr geht es weiter auf der Indigirka...
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole289.jpg Ansichten: 0 Größe: 194,6 KB ID: 3241518

                                                                    Wir hatten uns geeinigt, heute möglichst viel Strecke zu machen, da es morgen starken Gegenwind geben soll. Doch Njurgun lehnt sich wieder zurück und lässt sich nur treiben, der Fluss hat ja genug Strömung. Mir ist das zu langweilig, also paddle ich erneut voraus, um den daraus entstehenden Zeitvorteil für eine Hangbesteigung auszunutzen.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole290.jpg Ansichten: 0 Größe: 220,9 KB ID: 3241520

                                                                    Obwohl es ab jetzt durch eine weite Ebene geht, hat der Fluss eine faszinierende, teilweise auch beängstigende Wasserwucht. An manchen Kurven schaukeln sich wie aus dem Nichts dynamische Walzen auf, die mich so manches Mal an das Boot klammern lassen. Ich will nicht wissen, wohin mich die vertikalen Strömungen ziehen würden, falls ich in so einem Moment ins Wasser fallen sollte. Zumal es hier so gut wie keine Anlandemöglichkeiten gibt – überall säumt Gebüsch oder eine steile Kante die Ufer, von Schotterbänken weit und breit keine Spur...

                                                                    Als ein schöner Berghang direkt am Wasser auftaucht, lege ich schließlich eine Pause ein. Ich binde das Boot an einen Baum und steige direkt hinauf. Es ist schon eine Weile her, dass ich Njurgun hinter mir gesehen habe – es wird also Zeit, dass ich ihn wieder aufschließen lasse. An dieser Stelle würde er mit Sicherheit vorbeikommen, denn der Hauptlauf des Flusses war bisher klar erkennbar.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole291.jpg Ansichten: 0 Größe: 212,2 KB ID: 3241562

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole292.jpg Ansichten: 0 Größe: 292,8 KB ID: 3241523

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole293.jpg Ansichten: 0 Größe: 230,1 KB ID: 3241521

                                                                    Zwischen den Lärchenbäumen entdecke ich Sträucher mit Roten Johannisbeeren. Sie scheinen trocken-warme Standorte zu mögen, denn auch in anderen Regionen des nördlichen Sibiriens fand ich solche nur an sonnenexponierten Berghängen.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole294.jpg Ansichten: 0 Größe: 115,2 KB ID: 3241525

                                                                    Sogar eine Stachelbeere hat sich hier eingenistet (zum ersten Mal in der Wildnis Sibiriens entdeckt)
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole295.jpg Ansichten: 0 Größe: 144,4 KB ID: 3241519

                                                                    Fast eine Stunde verbringe ich an diesem Hang, doch Njurgun taucht nicht auf. Sollte ich ihn soweit abgehängt haben? Nein, unmöglich! Wahrscheinlicher ist, dass er in der Zwischenzeit unbemerkt an mir vorbeigepaddelt ist. Das kann aber auch nicht sein, da ich mein Boot mit dem roten Paddel so positioniert habe, dass es für ihn nicht zu übersehen wäre. Hmm... vielleicht ist er in einen Nebenarm abgebogen, um der Siedlung Terjut näher zu kommen. Ursprünglich wollte er gestern schon zu diesem Dorf paddeln, um Netz für ein Telefonat zu haben. Da er seinen Anruf aber schon an der Wetterstation via WhatsApp tätigen konnte, nahm ich an, dass es sich damit erledigt hat. Verflixt nochmal! Wieso sagt er mir nicht, dass er trotzdem noch zu diesem Dorf paddeln will!? Wenn dem so ist, kann ich hier natürlich lange warten. Also zurück zum Boot und weiter. Wenn wir uns heute nicht mehr zufällig treffen sollten, dann werden wir es spätestens morgen in Ust-Nera...
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole296.jpg Ansichten: 0 Größe: 189,5 KB ID: 3241524

                                                                    Brotpause auf dem Boot, während ich mich vom Fahrwasser den Fluss hinuntertreiben lasse.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole297.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,0 KB ID: 3241527

                                                                    Es geht weiter durch ein weites offenes Tal, am Nordhorizont kann ich schon die ersten 2000er des näherrückenden Tscherskigebirges ausmachen. Zum Abend hin passiere ich dann wieder ein paar Bergflanken mit teils spektakulären Abbrüchen, die mich durch ihren steppenartigen Charakter an die Mongolei erinnern. Auch Permafrost bekomme ich wieder zu sehen, als links neben mir eine baumlose Sumpfebene dahinzieht, mancherorts mit riesigen Überhängen.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole298.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,9 KB ID: 3241526

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole299.jpg Ansichten: 0 Größe: 247,7 KB ID: 3241543

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole300.jpg Ansichten: 0 Größe: 147,4 KB ID: 3241528

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole301.jpg Ansichten: 0 Größe: 112,3 KB ID: 3241534

                                                                    Kurz vor Sonnenuntergang kommt mir ein Motorboot mit Einheimischen entgegen, es ist das erste überhaupt seit unserem Start in Oimjakon.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole302.jpg Ansichten: 0 Größe: 102,3 KB ID: 3241529

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole303.jpg Ansichten: 0 Größe: 142,8 KB ID: 3241530

                                                                    Da gute Lagerplätze auf diesem Flussabschnitt rar sind, orientiere ich mich an den Beschreibungen Karpuchins, der hier während seiner 101-tägigen Expedition im Sommer 2013 mit seinem Katamaran ständig nach guten Fotospots suchte. Schon am Morgen meinte ich deshalb zu Njurgun, dass wir es mindestens bis zur Flussbiege nach Norden schaffen sollten, denn da befindet sich gegenüber einer flussnahen Mine ein guter Platz zum Zelten. Sogar eine kleine Hütte soll sich dort befinden, wenngleich Karpuchin ihr kein langes Leben mehr bescheinigte, da sie schon zu seiner Zeit nicht im besten Zustand war und ein kurz darauf folgendes Hochwasser sie sicher schon weggespült haben wird. Doch die Hütte steht immer noch da, wenn auch inzwischen unbenutzbar.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole304.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,7 KB ID: 3241535

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole305.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,8 KB ID: 3241531

                                                                    Immerhin gibt es daneben eine ordentliche Fläche zum Zelten, zudem auch die unmittelbare Möglichkeit, für einen schönen Weitblick den Hang hinaufzusteigen. Doch mir gefällt dieser Ort nicht, denn die Mine gegenüber entpuppt sich als eine aktive, aus der permanent irgendwelche Bulldozer zu hören sind (ohne sie zu sehen). Wenn ich schon in der Wildnis übernachte, dann bitte richtig! Ich steige also wieder ins Boot und lasse mich von der anhaltend kräftigen Strömung noch ein Stück weiter treiben.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole306.jpg Ansichten: 0 Größe: 82,2 KB ID: 3241532

                                                                    Inzwischen ist das Dämmerlicht schon ziemlich schummrig, so dass ich aus der Ferne überhaupt nicht mehr einschätzen kann, wo sich ein potentieller Lagerplatz am Ufer auftun könnte. Interessante Orte, die es wert sind, mal kurz an Land zu gehen, bemerke ich oft erst, als ich schon an ihnen vorbeigetrieben bin. Ich muss also immer nah an einem der beiden Ufer bleiben und hoffen, dass sich genau dort eine gute Möglichkeit ergeben wird. Als ich dann eine Insel passiere, die mit einer flachen Schotterbank am Rande eines Auwaldes lockt, lasse ich mich schließlich nieder. Es ist inzwischen 21 Uhr und ich blicke auf meine bisher längste zurückgelegte Tagesdistanz per Boot: auf etwas mehr als 80 km! Bis Ust-Nera verbleiben noch rund 40 km.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole307.jpg Ansichten: 0 Größe: 111,3 KB ID: 3241533

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole308.jpg Ansichten: 0 Größe: 90,0 KB ID: 3241536

                                                                    Auch am nächsten Tag wieder Sonne pur – ideal um die Akkus der Kameras und vom Smartphone zu laden. Die Temperatur klettert derweil auf sommerliche 23°C im Schatten (auch gestern gab es schon 20°C)!
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole309.jpg Ansichten: 0 Größe: 309,1 KB ID: 3241537

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole310.jpg Ansichten: 0 Größe: 200,0 KB ID: 3241542

                                                                    Zu Beginn verhält sich der Wind noch ruhiger als erwartet. Erst als der Fluss in das nun beginnende Tscherskigebirge eintaucht, kanalisiert er sich und bläst mir zeitweise kräftig ins Gesicht. Die Strömung der Indigirka ist aber immer noch flott genug, dass ich trotz Gegenwind recht gut vorankomme.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole311.jpg Ansichten: 0 Größe: 114,5 KB ID: 3241541

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole312.jpg Ansichten: 0 Größe: 89,7 KB ID: 3241545

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole313.jpg Ansichten: 0 Größe: 87,2 KB ID: 3241557

                                                                    Irgendwann am Nachmittag erreiche ich die Kolyma-Trasse, die sich durch lange Staubfahnen der dort fahrenden Trucks bemerkbar macht.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole314.jpg Ansichten: 0 Größe: 130,9 KB ID: 3241538

                                                                    Unterquerung der großen Brücke kurz vor Ust-Nera. Es gibt noch eine zweite bei Tomtor, wo unsere Tour startete, ansonsten führen keine weiteren Brücken über die Indigirka.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole315.jpg Ansichten: 0 Größe: 135,5 KB ID: 3241540

                                                                    Ankunft in Ust-Nera, im Hintergrund sind schon eindrucksvoll die weithin bekannten Steinsäulen (jakutisch Kisiljachy) zu sehen, die wir noch mit einer Wanderung erkunden wollen. Diese exponierten Felsen sind eine lokale Sehenswürdigkeit, zu der auch Touristen aus der Stadt Jakutsk herkommen.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole316.jpg Ansichten: 0 Größe: 88,7 KB ID: 3241539

                                                                    Es gibt nun wieder Handynetz, zum Glück auch Megafon. In den kleineren Ortschaften wie Tomtor, Oimjakon oder Terjut dominiert nämlich wie fast überall in der sibirischen Provinz der Anbieter Beeline, so dass ich mich bisher nirgendwo einklinken konnte. Nun kann ich aber schon vom Boot aus Nachrichten empfangen und beantworten. Als ich die mobile Datenverbindung aktiviere, ploppt bereits eine WhatsApp-Nachricht von Njurgun herein: „Ich bin in einem Gästehaus in der Str. Trudovja, Gebäude 9.“ – Njurgun ist tatsächlich schon da, er war die ganze Nacht durchgepaddelt, 120 km am Stück! Ich schreibe ihm zurück, dass ich keinen Stadtplan von Ust-Nera habe, dass es besser wäre, wenn wir uns direkt am Fluss treffen. Er schickt mir ein Luftbild mit der Anlegestelle, an der er frühmorgens an Land gegangen ist – es ist die gleiche Stelle, die auch ich angepeilt hatte.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole317.jpg Ansichten: 0 Größe: 145,0 KB ID: 3241559

                                                                    Zehn Minuten später treffen wir uns am vereinbarten Ort. Die Stimmung ist äußerst schlecht. Nicht nur ich bin von der Situation zwischen uns genervt, auch Njurgun ist sichtlich frustriert. Er erzählt, dass er mich gestern Abend zwei Stunden lang auf dem Gelände der Mine gesucht hätte, meinte er doch, ich würde dort auf ihn warten oder gar übernachten. Das war jedoch nie meine Intention, und so mache ich ihm klar, dass das ein Missverständnis war, genauso wie die Sache mit dem Telefonat, für das er tatsächlich in einen Nebenarm nach Terjut abgebogen war. Da ich den Offline-Translator auf meinem Smartphone gerade mit Internetunterstützung nutzen kann, versuche ich gleich ein paar längere Mitteilungen zu formulieren (ohne Internet schafft er nämlich nur zwei kurze Sätze). Ich mache Njurgun klar, dass ich vollkommen unzufrieden bin mit dem bisherigen Verlauf unserer gemeinsamen Tour, dass wir kein gutes Team sind, uns eigentlich nur an den Lagerplätzen sehen und nicht mal dann zusammen am Feuer sitzen oder gemeinsam essen, ja nicht mal ein Wort miteinander reden. Und dass es auf diese Weise für mich keinen Sinn macht, weiter gemeinsam unterwegs zu sein, wir würden uns nur gegenseitig nerven, denn die einzige gemeinsame Aktion sei die, dass wir uns tagtäglich absprechen müssen, wie wir uns wiederfinden können... „Wenn unsere Differenzen zu groß werden, dann sollte es in Ordnung sein, auf getrennten Wegen weiterzugehen“, schreibe ich abschließend. Mir ist wichtig, dass wir das hier und jetzt in Ust-Nera klären, denn es ist der letzte Ort, an dem Njurgun noch die Möglichkeit hat abzubrechen oder sich besser vorzubereiten, falls es für ihn ein Problem darstellen sollte, alleine weiterzuziehen. Doch Njurgun sieht in diesem Vorschlag lediglich einen „Vertragsbruch“ und antwortet einfach nur: „Wie du willst. Dann werde ich mich parallel bewegen.“

                                                                    Im Moment scheint ihm nur der Vodka wichtig, den ich für einen Goldsucher kaufen soll, denn ich hatte zugestimmt, dass wir einen alten Kollegen von ihm in den Bergen besuchen werden. Und für diesen Besuch wären zwei Flaschen nötig. „Er liebt Vodka. Ohne wären wir nicht willkommen“, machte mir Njurgun schon in Jakutsk klar. „Aber warum soll ich den Vodka alleine bezahlen?“, frage ich ihn nun. „Eine Flasche du, eine ich, das wäre doch nur fair!?“ Für Njurgun ein „weiterer Vertragsbruch“, denn ich hatte in Jakutsk bereits zugestimmt, den Vodka zu kaufen. Und da er auch jetzt null Bargeld bei sich hat, lasse ich mich mal wieder breitschlagen.

                                                                    Wortlos begeben wir uns in den Ort, Njurgun mit seinem Rad voran, ich zu Fuß hinterher.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole318.jpg Ansichten: 0 Größe: 149,1 KB ID: 3241544

                                                                    Die Abendsonne wirft ein kontrastvolles Licht über diesen letzten Hort der Zivilisation.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole319.jpg Ansichten: 0 Größe: 173,0 KB ID: 3241547

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole320.jpg Ansichten: 0 Größe: 161,4 KB ID: 3241548

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole321.jpg Ansichten: 0 Größe: 100,6 KB ID: 3241552

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole322.jpg Ansichten: 0 Größe: 120,4 KB ID: 3241549

                                                                    Dann gibt mir Njurgun zu verstehen, dass wir uns beeilen müssen, denn ab 20 Uhr Ortszeit dürfen die hiesigen Läden keinen Alkohol mehr verkaufen. In den ersten Geschäften wird jedoch überhaupt kein Alkohol angeboten. „Wir müssen in das Zentrum!“, sagt er daraufhin. Also drücke ich ihm 1000 Rubel in die Hand, damit er mit seinem Rad vorfahren kann. In der Zwischenzeit besorge ich mir noch wie ursprünglich geplant etwas Proviant – in etwa die Menge, die ich seit unserem Start in Tomtor aufgebraucht habe, damit ich weiterhin für ganze 5 Wochen Autarkie gerüstet bin.

                                                                    Zurück am Bootsanleger treffen wir uns wieder und Njurgun überreicht mir den Vodka.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole323.jpg Ansichten: 0 Größe: 183,5 KB ID: 3241551

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole324.jpg Ansichten: 0 Größe: 145,3 KB ID: 3241550

                                                                    Dann verabschieden wir uns auch schon wieder und er macht sich auf den Weg zurück in seine Gästeunterkunft. Er möchte hier noch auf das Zielfernrohr für sein Gewehr warten, ein Kumpel aus Jakutsk hätte es per Taxi nach Ust-Nera gesendet, doch bisher ist nichts eingetroffen. Njurgun vermutet, dass sich der Taxifahrer das Paket unter den Nagel gerissen hat und versucht nun die Angelegenheit über das WLAN seiner Unterkunft zu klären (er hat nur Beeline und kann deshalb nicht telefonieren). Ich werde jedoch schon zu den Steinsäulen weiterpaddeln, das Wetter ist gerade perfekt für eine Wanderung in die Berge, das will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Njurgun möchte dann morgen am Tage oder spätestens am Abend nachkommen.

                                                                    Als ich mich wieder aufs Wasser begebe, geht gerade die Sonne unter.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole325.jpg Ansichten: 0 Größe: 110,4 KB ID: 3241553

                                                                    Etwa 8 km lasse ich mich noch flussabwärts treiben, um mein Basislager möglichst nah am Aufstieg zu den Steinsäulen zu errichten. Auch diesmal orientiere ich mich an einer Koordinate, die Karpuchin in seinem damaligen Bericht hinterließ, denn diese würde mir einen gesicherten Zeltplatz am sonst schrägen Ufer garantieren. Doch als ich im Dämmerlicht den vermeintlichen Platz erreiche, suche ich zunächst vergebens. Ich stiefle über eine Sandbank, die wie eine Insel von Schlick umgeben ist und gar keinen Zugang zum Wald zulässt. Ja stimmt, als Karpuchin hier vorbei kam, herrschte Hochwasser, deshalb konnte er mit seinem Katamaran direkt am Wald anlegen. Bei dem jetzigen Wasserstand ist das jedoch unmöglich, also lasse ich mich noch bis zur Mündung eines Baches weitertreiben. Hier finde ich dann zum Glück noch eine ebene Fläche direkt auf dem Schotter und baue schließlich mein Zelt auf. Von hier würde ich auf jeden Fall einen Weg zu den Steinsäulen finden.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole326.jpg Ansichten: 0 Größe: 118,6 KB ID: 3241555

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole327.jpg Ansichten: 0 Größe: 92,9 KB ID: 3241554

                                                                    Noch lange liege ich wach im Zelt und versuche zu verstehen, was Njurguns eigentlicher Antrieb für diese Unternehmung ist. Meine Gesellschaft kann es nicht sein, doch was dann? Möchte er wirklich nur aus Prinzip mit mir weiter gehen oder sieht er in mir vielleicht so etwas wie ein Nahrungs-Backup? Was auch immer der Grund ist – ich merke, dass ich nicht länger bereit bin, die schlechte Stimmung zwischen uns zu ertragen. Eine Trennung erscheint mir mittlerweile unausweichlich, die Frage ist nur, wann, wo und wie sie stattfinden wird. Ich kann nur hoffen, dass sie dann im Einvernehmen geschieht...

                                                                    Violett markiert die geplante Bergtour zu den Steinsäulen.
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole328.jpg Ansichten: 0 Größe: 429,2 KB ID: 3241558

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole329.jpg Ansichten: 0 Größe: 260,3 KB ID: 3241556

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole330.jpg Ansichten: 0 Größe: 223,8 KB ID: 3241560

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole331.jpg Ansichten: 0 Größe: 172,2 KB ID: 3241561

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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Größe: 168,1 KB
ID: 3241546
                                                                    Zuletzt geändert von bikevagabond; 31.01.2024, 23:09.
                                                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                    Meine bisherigen Reisen

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                                                                      • 5374
                                                                      • Privat


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                                                                      Zitat von bikevagabond Beitrag anzeigen
                                                                      Da es mich auch diesmal nicht in den stockfinsteren und muffigen Holzverschlag zieht...
                                                                      Das geht mir auch so. Die ollen Hütten mag ich nicht. Alles müffelt irgendwie, man findet kaum eine saubere Fläche für den Schlafsack und außerdem gelingt es nie, alle Mücken totzuschlagen. Das ist im kleinen Zelt überhaupt kein Problem.


                                                                      Zitat von bikevagabond Beitrag anzeigen
                                                                      ... und frisches Gemüse bauen sie sich selbst an: Kohl, Zwiebeln, Kartoffeln, Mohrrüben unter freiem Himmel und Paprika, Tomaten, Zucchini in Gewächshäusern.
                                                                      Ich staune immer, was die dort im hohen Norden für prächtige Ernten einfahren! Kennst du da irgendeinen Trick der Leute? Oder ist das nur den sehr langen Tagen, also dem vielen Licht für das Wachstum zuzuschreiben?

                                                                      Kommentar


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                                                                        Erfahren
                                                                        • 22.11.2013
                                                                        • 318
                                                                        • Privat


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                                                                        Die Hütten verstehe ich als Notunterkünfte und würde sie auch nur dann beziehen, wenn es draußen richtig ungemütlich ist (Dauerregen, stürmischer Wind, ungewöhnliche Kälte...). Andererseits sind die Mücken am Abend schon ein wenig nervig gewesen, so dass ich mich freiwillig in den Rauch des Feuers gesetzt habe. Aber ich bin ja losgezogen, um die Natur zu erleben und mich nicht vor ihr zu verkriechen ;) Nun ja, jeder hat seine eigenen Prioritäten und das ist ja auch zu einem gewissen Grad ok...

                                                                        Bezüglich Gemüseanbau habe ich von keinen speziellen Tricks erfahren. Wahrscheinlich ist es die Kombi aus langen Tagen mit viel Licht und insgesamt recht warmen Sommern, die auch viel Sonne mit sich bringen (Kontinentalklima). Fruchtbarkeit der Böden wäre noch zu hinterfragen, denn soweit mir bekannt ist, sind die Taigaböden der borealen Nadelwaldzone nicht gerade nährstoffreich (d.h. da wird mit Sicherheit gedüngt).
                                                                        „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                        Meine bisherigen Reisen

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                                                                          Gerne im Forum
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                                                                          • 95
                                                                          • Privat


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                                                                          Es ist nicht nur ein abenteuerlicher Reisebericht, sondern auch eine interessante Sozialstudie, die da auf uns zukommt. Um ehrlich zu sein, wirkt dein „Reisepartner“ wie ein egozentrischer Soziopath. Interessant wäre seine Perspektive auf die bisherigen Ereignisse. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, aber eine schlechte Reisebegleitung scheint definitiv eine Belastung zu sein…

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 22.11.2013
                                                                            • 318
                                                                            • Privat


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                                                                            Das Schreiben dieses Berichts ist für mich eine kleine Gratwanderung. Einerseits will ich nicht zu persönlich werden und auch nicht urteilen, andererseits kann ich gewisse Ereignisse auch nicht ausblenden, da sie im weiteren Verlauf der Reise eine Rolle spielen. Njurguns Sichtweise auf die Dinge habe ich nie erfahren und kann deshalb nur mutmaßen, dass es mit der schlechten Kommunikation zusammenhing, die zu wiederholten Missverständnissen führte und diese wiederum zu der schlechten Stimmung.
                                                                            „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                            Meine bisherigen Reisen

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                                                                              • 875
                                                                              • Privat


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                                                                              Tja! Njurgun scheint nicht die beste Gesellschaft zu leisten... Ein komischer Typ...
                                                                              https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

                                                                              Kommentar


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                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                • 875
                                                                                • Privat


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                                                                                Ich erinnere mich an einen Thread im russ. Forum mit der Frage - "Warum machen eigenlich Menschen Solo-Touren?"
                                                                                Es wurden verschiedene Meinungen ausgesprochen, so was wie :
                                                                                - weil sie ihre Ruhe haben wollen und die Einsamkeit geniessen
                                                                                - weil sie schlicht keine Gesellschaft gefunden haben
                                                                                - weil sie schlechte Erfahrung haben und/oder die Verantwortung für noch jemaden nicht übernehmen wollen etc.

                                                                                ...Und dann kam einer und sagte : Boh! Das ist doch ganz einfach! Weil der Typ ein Arschloch ist und keiner will ihm Gesellschfat leisten!😁
                                                                                Also die Idee ist auch nicht so ganz ohne... )))
                                                                                https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 11.07.2008
                                                                                  • 1751
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  Hey Bikevagabond,

                                                                                  erstmal vielen Dank für den großartigen Bericht! Phantastische Bilder und super spannender Text, die einen richtig weit weg entführen.

                                                                                  Zu der schwierigen Situation mit Njurgun muss ich aber etwas loswerden:

                                                                                  Ich bin Osteuropäerin und kenne beide Seiten, wobei ich selbst erst in Deutschland mit Outdooraktivitäten angefangen habe. Trotzdem war es für mich nicht einfach, mit Russischsprachigen unterwegs zu sein - ich war z.B. vor wenigen Jahren in Tadschikistan mit zwei mir nicht bekannten Russen verabredet.

                                                                                  Die knappe Kalkulation des Essens und anderer Ausrüstung sowie die Einbeziehung der Jagd ist normal. Manchmal geht man so weit, wie wir, Westler, es uns nicht vorstellen können. Es funktioniert trotzdem! Genauso schwer ist es für die andere Seite nachzuvollziehen, warum wir nicht jagen wollen. Auch ist es üblich, das Essen zu teilen. (Beispiel: In Tadschikistan sollten die beiden für mich vorab einkaufen, meine Bitte lautete "550-600g/Tag". Eingekauft wurde für alle zusammen, umgerechnet etwa 400g/Tag. Auf der Tour hat man entsprechend wenig gegessen).

                                                                                  Schlechtere und schwerere Ausrüstung wird mit Zähigkeit und langsamerer Geschwindigkeit kompensiert. Wie in den Alpen jemand gesagt hat: " Bis ich Russen kennen lernte wusste ich nicht, dass man bei so schlechtem Wetter und so langsam so schwere Touren gehen kann". S.o. - es funktioniert trotzdem. Die 56km barfuß beeindrucken mich zwar sehr, sie wundern mich aber nicht. Beispiele würden hier Deinen Thread zuspammen.

                                                                                  Touristen ohne Geld bzw. Vagabunden, die keinen festen Wohnort haben, sind in der (krassen) Touristenszene normal. Meine Mutter warnte mich immer davor, so einen zu heiraten 😀

                                                                                  Die muffeligen Hütten zu benutzen anstatt frei zu zelten ist ebenfalls normal und hat vermutlich mit (früher) schlechteren Zelten zu tun. (In Dushanbe stimmte ich zu, in der bescheidenen Wohnung eines befreundeten Bergsteigers zu übernachten, wo wohl häufiger solche Zwischenlager statt finden. Es war kostenlos und u.a. deswegen (auch wegen einer Art Coolness bzw. Szenenzugehörigkeit) für meine Begleitung attraktiv. Wie sehr hätte ich mir da ein Hostelzimmer gewünscht! Trotzdem natürlich eine großzügige Geste vom Gastgeber.

                                                                                  Das waren nur wenige Punkte. Insgesamt finde ich das Verhalten von Njurgun im Wesentlichen nicht verwunderlich und nicht von der russischen Tradition abweichend. Eine starke Persönlichkeit, wie ein Einzelgeher sie nun mal hat, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Daher finde ich es super, dass Du Dich mit Deinen Urteilen zurückhälst. Denn schließlich sind wir Gäste und die "komischen Westler", nicht sie Einheimischen - oder, wie man im Russischen sagt, "man geht nicht mit eigenen Regeln in einen fremden Kloster".
                                                                                  Reiseberichte

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 22.11.2013
                                                                                    • 318
                                                                                    • Privat


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                                                                                    Zitat von sibirier Beitrag anzeigen
                                                                                    Also die Idee ist auch nicht so ganz ohne... )))
                                                                                    Ich denke, das liegt im Auge des Betrachters. Als wir in Ust-Nera aneinandergerieten, hätten wir beide gegenseitig diese Idee vertreten können... Für Njurgun war ich ein Wortbrüchiger, der die Absprache nicht einhalten wollte. Und für mich war Njurgun jemand, der kein Einsehen hatte, dass es mit uns beiden nicht passt.

                                                                                    Zitat von Nita Beitrag anzeigen
                                                                                    ... Insgesamt finde ich das Verhalten von Njurgun im Wesentlichen nicht verwunderlich und nicht von der russischen Tradition abweichend.​
                                                                                    Vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar! Ich hatte gehofft, dass es Rückmeldungen dieser Art geben wird. Tatsache ist, dass ich immer noch versuche, das Geschehene einzuordnen. Deine Ausführungen machen mir jedenfalls klar, dass ich mit der russischen Reiseszene offenbar noch viel zu wenig Kontakt hatte, um das nötige Gespür dafür zu haben, was unter diesen Leuten als selbstverständlich angesehen wird und wie ihr klassisches Denken und Handeln aussieht. Das könnte zumindest eine Erklärung dafür sein, warum wir so konsequent aneinander vorbei geredet haben.

                                                                                    Nun ja, ich werde versuchen das persönliche Thema auf das Wesentliche zu begrenzen. Mit den Beschreibungen will ich eigentlich nur nachvollziehbar machen, wie sich die Situation zwischen uns entwickelt hat und warum es dann zu dem gekommen ist, was kommen musste...
                                                                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                    Meine bisherigen Reisen

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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 11.07.2008
                                                                                      • 1751
                                                                                      • Privat


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                                                                                      Zitat von bikevagabond Beitrag anzeigen
                                                                                      Ich hatte gehofft, dass es Rückmeldungen dieser Art geben wird. Tatsache ist, dass ich immer noch versuche, das Geschehene einzuordnen.
                                                                                      Das kann ich mir vorstellen, dass es schwierig war und es Dich noch beschäftigt. Wir kamen 2015 mit einem Reisepartner nicht klar, obwohl wir es beide versucht haben - das arbeitet zumindest in mir immer noch.

                                                                                      Ich muss mich in meiner Einschätzung auch etwas zurückhalten, weil ich erst in Deutschland aktiv geworden bin. Auch steht die Welt nicht still und es hat sich in den letzten 20 Jahren auch in den Gepflogenheiten sicher viel getan. Früher gab es mehr Zentralisierung, sog. Touristenclubs (uneigennützig), die die Ausbildung betrieben und Ausfahrten organisierten. Jetzt gibt es viele kommerzielle Anbieter und zunehmend auch Individualreisende, welche früher eine Randerscheinung waren. Deswegen trifft man in der "Reiseszene" jetzt das gesamte Spektrum an Verhaltensweisen.
                                                                                      Ich bekomme die Tage Elternbesuch, spreche mit ihnen mal über alte Zeiten und melde mich dann wieder.

                                                                                      Noch zum Thema Nichtschwimmer: Auch hier freut es mich, dass Du versuchst es zu verstehen und zu erklären. Es ist vorstellbar, dass es richtig viele Nationen gibt, die eben nicht standardmäßig schwimmen, dafür aber paddeln können. In der ehemaligen Sowjetunion ist es schon üblich, schwimmen zu lernen, ob es aber auch für abgelegene Orte und Republiken gilt, weiß ich nicht. Andererseits: Wenn man einen Klettersteig geht, könnte man auch im Notfall im Klettergelände landen. Es lernen aber die Wenigsten deswegen zu klettern...
                                                                                      Reiseberichte

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                                                                                        • 02.09.2016
                                                                                        • 1664
                                                                                        • Privat


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                                                                                        "Reisebegleitung" ist echt ein Thema für sich...
                                                                                        Meine Touren sind für mich ein absoluter Höhepunkt und was "heiliges"... gar zu viele Kompromisse bloß um der Geselligkeit wegen will man da nicht eingehen.
                                                                                        Selbst gegenüber alten Kumpeln mache ich da im Vorfeld klare Ansagen was ich mir so vorstelle und wo meine "Kompromiss-Grenzen" liegen... auch auf die Gefahr hin, als "Arschloch" rüberzukommen.
                                                                                        Ich bilde mir ein, damit ganz gut gefahren zu sein.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 1934
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                                                                                          Ich finde ja die unterschiedlichen Herangehensweisen sehr interessant, auch wenn es das auf Tour sicher nicht ganz einfach macht. Aber mit denen kann man sich vielleicht arrangieren oder bestenfalls sich sogar inspirieren lassen. Ganz anders sehe ich aber die schlechte Kommunikation und mangelnde Absprache. Mal eben auf einen Nebenarm abzubiegen, wenn der Tourpartner gar keine Gelegenheit mehr hat, zu folgen!?
                                                                                          O.k., ihr habt Euch durch sein Feuer wiedergefunden. Aber konnte man sich darauf verlassen? Was, wenn Du weiter flussaufwärts schon Dein Lager aufgeschlagen hättest?
                                                                                          Ich erinnere mich mit gruseln an den Bericht von Robtrek vom Putorana-Plateau, als er tagelang nicht wusste, wo Lena und Sergei sind. Das ist eine Situation, die ich mir sehr, sehr unangenehm vorstelle. Im Sarek ist mir ja auch mal ein Wanderer begegnet, der nach seinem Kumpel suchte. Er wußte aber nicht mehr, ob sie sich an der Darreluoppal-Hütte oder an "der anderen, die mit D anfängt" treffen wollten.

                                                                                          Zitat von bikevagabond Beitrag anzeigen
                                                                                          ... ich werde versuchen das persönliche Thema auf das Wesentliche zu begrenzen.
                                                                                          Aber bitte nicht zu stark begrenzen, denn das ist doch besonders spannend und interessant! Und ich finde, Du bekommst es sehr gut hin, die Situationen zu beschreiben ohne Njurgun in ein schlechtes Licht zu rücken. Man merkt, dass Du ihm nicht unrecht tun möchtest.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 22.11.2013
                                                                                            • 318
                                                                                            • Privat


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                                                                                            Zitat von Nita Beitrag anzeigen
                                                                                            Deswegen trifft man in der "Reiseszene" jetzt das gesamte Spektrum an Verhaltensweisen.
                                                                                            Ich denke mal, dass der individuelle Faktor in unserem Fall schwerer wiegt, aber eine grundsätzliche Prägung scheint es immer zu geben und genau diesen Anteil versuche ich immer noch herauszufiltern.

                                                                                            Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                            Meine Touren sind für mich ein absoluter Höhepunkt und was "heiliges"... gar zu viele Kompromisse bloß um der Geselligkeit wegen will man da nicht eingehen.
                                                                                            Das sehe ich vollkommen genauso, ist aber wahrscheinlich auch ein typisch "westliches" Ding...

                                                                                            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                            Ich finde ja die unterschiedlichen Herangehensweisen sehr interessant, auch wenn es das auf Tour sicher nicht ganz einfach macht. Aber mit denen kann man sich vielleicht arrangieren oder bestenfalls sich sogar inspirieren lassen.
                                                                                            Genau das war auch meine Motivation, mich darauf einzulassen. Im Nachhinein glaube ich aber, dass der Tourplan einfach zu komplex und zudem schon sehr von meinen eigenen Vorstellungen geprägt war, und ich deshalb gar nicht mehr so frei war, um mich mit all den unterschiedlichen Herangehensweisen zu arrangieren. Eine einfache Flusstour, wie Njurgun sie am Anfang vorgeschlagen hat, wäre wohl die bessere Wahl für ein erstes Kennenlernen gewesen.
                                                                                            „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                            Meine bisherigen Reisen

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              • 318
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                                                                                              Teil 3: Bergtour zu den Steinsäulen und weiter auf der Indigirka

                                                                                              Als ich am nächsten Morgen aus dem Zelt schaue, ziehen Nebelschwaden über den Fluss. Es ist mal wieder frisch, um die 5°C, so wie schon in den vergangenen Nächten. Doch als die Sonne höher steigt und meinen Lagerplatz beleuchtet, wird es rasch wieder warm. Ich genieße die Stille, das herrliche Licht und den fantastischen Ausblick auf die Berge. Ab hier scheint der Flusslauf richtig malerisch zu werden.
                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3242563

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3242566

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3242568

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                                                                                              Anderthalb Stunden vergehen, bis ich die erste Granitsäule erreiche. Hier lege ich eine kurze Pause ein und entdecke direkt am Felsfuß ein kleines kaltes Wasserloch, in dem ich sofort meinen Durst stille.
                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3242569

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ID: 3242567

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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Name: poletopole341.jpg
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Name: poletopole342.jpg
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ID: 3242570

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole343.jpg
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ID: 3242571

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole344.jpg
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ID: 3242574

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole345.jpg
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ID: 3242585

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3242583

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole347.jpg
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ID: 3242578

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Name: poletopole348.jpg
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Größe: 178,1 KB
ID: 3242575

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole349.jpg
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Größe: 120,9 KB
ID: 3242577

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole350.jpg
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ID: 3242564

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole351.jpg
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ID: 3242576

                                                                                              Auf dem Rückweg zur ersten Felsgruppe.
                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole352.jpg
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ID: 3242579

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ID: 3242584

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Name: poletopole354.jpg
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ID: 3242580

                                                                                              An dieser Felsnische hatte vor 10 Jahren der Landschaftsfotograf Sergej Karpuchin sein Hochlager eingerichtet. Auch er ist damals nicht über die zweite Felsgruppe hinausgegangen.
                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3242581

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Name: poletopole356.jpg
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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole357.jpg
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ID: 3242587

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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Name: poletopole360.jpg
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ID: 3242586

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole361.jpg
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ID: 3242591

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Name: poletopole363.jpg
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ID: 3242595

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole364.jpg
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Name: poletopole365.jpg
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ID: 3242594

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole366.jpg
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ID: 3242607

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Name: poletopole367.jpg
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ID: 3242593

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole368.jpg
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ID: 3242596

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole369.jpg
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ID: 3242597

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Name: poletopole370.jpg
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ID: 3242598

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole371.jpg
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ID: 3242603

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                                                                                              Als wir gerade ins Gespräch kommen, zum Teil auch auf Englisch, taucht ein Motorboot mit weiteren Frauen auf. Sie alle gehören einer Reisegruppe an, die mit dem Touranbieter „Oimjakon Tours“ zu den Kisiljachy hinaufsteigen wollen. Und da neben den Steuermännern immer nur drei Personen mit Gepäck ins Boot passen, bringen sie ihre Teilnehmer mit insgesamt vier Transfers aus Ust-Nera hierher.
                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole372.jpg
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ID: 3242602

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole373.jpg
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ID: 3242606

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole374.jpg
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Größe: 260,5 KB
ID: 3242599

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole375.jpg
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ID: 3242600

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Name: poletopole376.jpg
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ID: 3242601

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                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole377.jpg
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Größe: 147,7 KB
ID: 3242604

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Name: poletopole378.jpg
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Größe: 134,4 KB
ID: 3242582
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                                                                                              Meine bisherigen Reisen

                                                                                              Kommentar


                                                                                              • bikevagabond
                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 22.11.2013
                                                                                                • 318
                                                                                                • Privat


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                                                                                                Am nächsten Morgen wieder Kaiserwetter vom Feinsten!
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole379.jpg Ansichten: 0 Größe: 158,0 KB ID: 3242612

                                                                                                Von Njurgun noch immer keine Spur, auch über den Sat-Messenger keine Antwort. Hat er es sich vielleicht anders überlegt? Oder ist er einfach nur eine weitere Nacht in der Unterkunft geblieben? Ich warte noch ein paar Stunden, lade Akkus, bade im Fluss, wasche Sachen und starre dabei immer wieder gebannt in die Richtung, aus der er kommen würde – doch er kommt nicht. Als die Sonne ihren Zenit erreicht, entscheide ich mich schließlich, ohne ihn weiterzufahren. In einer Tüte, die ich an einen Stock binde, hinterlasse ich ihm folgende Notiz: „Ich bin weitergefahren. Wenn wir uns nicht mehr treffen, deponiere ich den Vodka für deinen Freund am Beginn des Weges.“
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole380.jpg Ansichten: 0 Größe: 191,2 KB ID: 3242614

                                                                                                Dann steige ich ins Boot und lasse mich von der nicht mehr ganz so flotten Strömung den umso malerischeren Fluss hinuntertreiben.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole381.jpg Ansichten: 0 Größe: 124,2 KB ID: 3242621

                                                                                                Auch auf den folgenden Gipfelgraten zeigen sich immer wieder eindrucksvolle Kisiljachy-Reihen. Diese sind jedoch etwas weiter vom Fluss entfernt (mind. 10 km) und damit nicht so einfach erreichbar, wie die populären Felsformationen unmittelbar hinter Ust-Nera.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole382.jpg Ansichten: 0 Größe: 134,5 KB ID: 3242649

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole383.jpg Ansichten: 0 Größe: 108,4 KB ID: 3242650

                                                                                                Da sich am weiterführenden Flusslauf noch ein paar kleinere Siedlungen ohne Anbindung zur Kolyma-Trasse befinden, verkehren hier regelmäßig Motorboote mit Einheimischen. Zwei kamen mir schon entgegen, nun folgt ein drittes von hinten, während ich schon 30 km zurückgelegt habe. Doch wen sehe ich da!? Auch Njurgun ist auf diesem Boot und winkt mir schon von weitem zu...
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole384.jpg Ansichten: 0 Größe: 162,1 KB ID: 3242613

                                                                                                Er hat sich von diesem zufällig vorbeikommenden Motorboot spontan mitnehmen lassen, um mich einzuholen (er erreichte den vereinbarten Treffpunkt nur eine Stunde nach meiner Abfahrt). Nun lässt er sich absetzen und erzählt mir, was vorgefallen ist.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole385.jpg Ansichten: 0 Größe: 195,3 KB ID: 3242616

                                                                                                Als er am Morgen vor drei Tagen in Ust-Nera ankam, das Boot zusammenfaltete und sich zur Gästeunterkunft begab, hatte er am Anleger sein Paddel vergessen. Bemerkt hat er dies allerdings erst am gestrigen Abend, als er das Boot wieder aufbaute und lospaddeln wollte. Doch das Paddel lag schon längst nicht mehr da, wahrscheinlich hatte es ein Fischer in seinen Container verschlossen. Also ging Njurgun zurück zur Gostinica und baute sich aus Blechteilen und einer Holzleiste ein Ersatzpaddel. Gestartet sei er damit erst heute Vormittag.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole386.jpg Ansichten: 0 Größe: 132,3 KB ID: 3242618

                                                                                                Njurgun ist auf einmal unverhofft gesprächig, von schlechter Stimmung oder vorwurfsvollen Äußerungen keine Anzeichen. Er berichtet mir noch frei heraus, dass er für die Auslieferung seines Zielfernrohrs die Polizei in Jakutsk einschalten musste, denn es deutete einiges darauf hin, dass sich der Taxifahrer das Paket behalten hatte, anstatt es nach Ust-Nera auszuliefern. Daraufhin stattete die Polizei ihm einen Besuch ab – und siehe da: das Zielfernrohr war noch bei ihm (er tat wohl so, als ob er es vergessen hätte)... Erst danach kam es zur Auslieferung. Das alles hatte Njurgun schon versucht zu klären, während wir den ersten Abschnitt der Indigirka hinunter paddelten. „Es war eine stressige Situation für mich“, fügt er noch hinzu. Das könnte eine Erklärung sein, warum er sich die ganze Zeit so wortkarg und zurückgezogen zeigte.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole387.jpg Ansichten: 0 Größe: 223,9 KB ID: 3242615

                                                                                                Eine gewisse Anspannung scheint nun von ihm abgefallen zu sein und so treiben wir nun das erste Mal gemeinsam den Fluss hinunter und staunen gemeinsam über die spektakulären Uferabbrüche.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole388.jpg Ansichten: 0 Größe: 203,6 KB ID: 3242617

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole389.jpg Ansichten: 0 Größe: 236,8 KB ID: 3242623

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole390.jpg Ansichten: 0 Größe: 288,6 KB ID: 3242622

                                                                                                Njurguns neues Paddel ist vergleichsweise schwer und doch benutzt er es jetzt häufiger, als zuvor sein altes. Es ist genau die Mischung, die mir gefällt: ein bisschen paddeln, ein bisschen treiben lassen, dabei ein bisschen Quatschen und die Landschaft genießen. Irgendwie scheinen wir uns heute zu verstehen.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole391.jpg Ansichten: 0 Größe: 145,5 KB ID: 3242625

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole392.jpg Ansichten: 0 Größe: 107,7 KB ID: 3242619

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole393.jpg Ansichten: 0 Größe: 132,6 KB ID: 3242630

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole394.jpg Ansichten: 0 Größe: 116,1 KB ID: 3242624

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole395.jpg Ansichten: 0 Größe: 67,9 KB ID: 3242626

                                                                                                Der Flusslauf und die Landschaften begeistern mich. Es ist eine wahre Freude, über genau diese Wasserstraße in das Herz des Tscherskigebirges einzutauchen. Einziger Makel: die nicht ganz saubere Wasserqualität. Gerade hier in diesem Teil des Gebirges ist der Goldbergbau besonders aktiv. Es gibt etliche Minen, die einen Haufen Dreck produzieren, der dann über die Seitenzuflüsse in die Indigirka gespült wird. Spätestens seit Ust-Nera versuchen wir deshalb unser Trinkwasser nur noch aus kleineren Bächen zu schöpfen, die von zweifelsfrei unberührten Berghängen hinabrinnen. An schönen Plätzen zum Übernachten scheint es hier nicht zu mangeln und so erkunde ich nach Sonnenuntergang die ersten grasigen Uferbereiche, die auch einen lohnenswerten Ausblick in die Weite versprechen.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole396.jpg Ansichten: 0 Größe: 179,0 KB ID: 3242627

                                                                                                Doch dann erfahre ich von Njurgun, dass er noch unbedingt bis zur Bergarbeitersiedlung Predporozhnyj paddeln will (von den Einheimischen Jubilejnyj genannt) – mit der Begründung, dass es in Menschennähe weniger Bären gäbe und dass ihm das unnötige Auf- und Abbauen des Zeltes zu lästig sei. Das überzeugt mich aber nicht, auf eine Übernachtung in dieser malerischen Natur zu verzichten, zumal ich den oftmals heruntergekommenen Arbeitersiedlungen absolut nichts abgewinnen kann. Wir entscheiden uns also mal wieder, an getrennten Orten zu übernachten – Njurgun in Predporozhnyj, ich noch davor am Ufer.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole397.jpg Ansichten: 0 Größe: 80,9 KB ID: 3242632

                                                                                                Kaum sind wir auseinander, finde ich am linken Ufer einen herrlichen Platz mit Feuerstelle. Es ist ein offener Lärchenwald mit trocken-sandigem Boden – perfekt zum Zelten! Flugs richte ich mich ein und genieße schon bald am Feuer sitzend den stimmungsvollen Abend. Während ich mir einen Topf Buchweizen mit Trockengemüse koche, blicke ich über den still strömenden Fluss in das magische Licht der Mitternachtsdämmerung. Dann steigt auf einmal der Mond über die Berge und am Ufer hüpft sorglos ein Kaninchen vorbei. Wenig später sehe ich noch seltsames Tier durch den Fluss an mein Ufer schwimmen, doch als ich hinunter gehe, um es besser zu sehen, versteckt es sich sofort.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole398.jpg Ansichten: 0 Größe: 179,3 KB ID: 3242628

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole399.jpg Ansichten: 0 Größe: 261,0 KB ID: 3242629

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole400.jpg Ansichten: 0 Größe: 120,0 KB ID: 3242637

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole401.jpg Ansichten: 0 Größe: 132,5 KB ID: 3242635

                                                                                                In der Nacht gibt es frische 2°C, die mich tief in meinen Schlafsack kriechen lassen. Doch sobald am Morgen die Sonne hochsteigt, lockt der Tag sofort zu neuem Tatendrang.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole402.jpg Ansichten: 0 Größe: 212,7 KB ID: 3242634

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole403.jpg Ansichten: 0 Größe: 222,2 KB ID: 3242639

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole404.jpg Ansichten: 0 Größe: 257,1 KB ID: 3242636

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole405.jpg Ansichten: 0 Größe: 168,2 KB ID: 3242648

                                                                                                Eine halbe Stunde flussab erreiche ich schließlich die Siedlung Predporozhnyj. Früher war es ein richtiges Dorf, jetzt ist es nur noch eine große Basis für die hiesigen Bergarbeiter. Handynetz gibt es hier keins, auch keine Läden, in denen man noch etwas einkaufen könnte. Karpuchin schrieb in seinem Bericht von 2013 über diesen Ort:

                                                                                                „Der Name Predporozhnyj wird hier selten verwendet, jeder nennt die Siedlung Jubilejnyj. In den fünfziger Jahren wurde sie als reine Schürfsiedlung gegründet. Im Bezirk gibt es viele alluviale Goldvorkommen, die den Bau der Siedlung wahrscheinlich rechtfertigten. Aber jetzt haben sich die Zeiten geändert und die meisten Bergbaudörfer im Land sind geschlossen. Im Jahr 2007 wurde auch Jubilejnyj geschlossen, mittlerweile wohnt hier fast niemand mehr, nur das Artel arbeitet noch saisonal und nutzt die Ressourcen seines früheren Wohlergehens. Ungefähr zweihundert Menschen arbeiten. Alles ist voller Trostlosigkeit und Verfall. Und es ist unwahrscheinlich, dass es hier jemals wieder zu einer Wiederbelebung kommen wird.“

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole406.jpg Ansichten: 0 Größe: 102,0 KB ID: 3242643

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole407.jpg Ansichten: 0 Größe: 139,3 KB ID: 3242638

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole408.jpg Ansichten: 0 Größe: 165,1 KB ID: 3242645

                                                                                                Als ich mich gegen 11 Uhr dem alten Schiffsanleger nähere, sehe ich Njurgun am Ufer auf mich warten. Ich lande neben ihm an und erfahre, dass er die Nacht im Umspannwerk am oberen Dorfrand verbracht hat. Er ist einfach hin und hat die dort ansässigen Leute nach einem Platz für die Nacht gefragt und die haben ihn bereitwillig aufgenommen und mit allem versorgt. Plötzlich geht mir ein Licht auf, warum er so erpicht war, noch diesen Ort zu erreichen, denn als Gast unter Menschen bekommt er in der Regel auch zu Essen und schont damit seine knappen Proviantreserven. „Rund um Ust-Nera +/- 200 km gibt es Goldminen, die uns mit Essen verwöhnen können“, schrieb er mir schon in der Vorbereitungsphase.

                                                                                                Einen kurzen Blick in die Siedlung will ich dann auch noch werfen, aber just in dem Moment kommt mir ein unfreundlicher Kerl entgegen, der mich forsch ermahnt, dass hier für Fremde kein Zutritt ist: „Zakryto – der Ort ist geschlossen!“ Auch Njurgun hätte er am Morgen schon angeschnauzt. Es stellt sich heraus, dass er der Wächter der Basis ist, offenbar im Auftrag seiner Bergbaufirma. Doch dann zeigt er sich auf einmal auskunftsfreudig, was die Geologenpisten der Umgebung angeht und zeichnet uns ein paar Varianten in den Sand.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole409.jpg Ansichten: 0 Größe: 135,9 KB ID: 3242641

                                                                                                Njurgun beharrt nämlich schon seit längerem darauf, eine komplett andere Route einzuschlagen, um einer mutmaßlichen Wegeverbindung zu folgen, die uns über mehrere Pässe und an vielen Gruben vorbei zum Oberlauf der Adytscha führen würde – als Alternative zum Tscharky. „Dort gibt es Menschen und WiFi. Und ein Gulag mit unbekannten deutschen Soldaten, das ist interessant!“ Mich aber begeistert dieser Vorschlag überhaupt nicht, denn er wäre mit einem großen Umweg zurück zur Kolymatrasse verbunden, wobei wir ein paar Abschnitte auch noch per Anhalter fahren müssten. Ein solcher Tourverlauf wäre vollkommen konträr zu meiner ursprünglichen Idee, dem Hauptkamm des Tscherkigebirges so nah wie möglich zu kommen und dabei tief in die menschenleere Wildnis einzutauchen. Nun ausgerechnet die geschundenen Bergbaulandschaften mit all ihren Minen und Gruben in den Fokus zu setzen, darauf habe ich absolut keine Lust...

                                                                                                „Njurgun, ich habe mehrere Wochen alle Möglichkeiten analysiert. Glaub mir, die Route durch das Injali-Tal zum Tscharky ist nicht nur die schönere, es ist auch die kürzeste und leichteste.“ – „Aber die Leute hier sagen, dass es im Injali-Tal keinen Weg gibt, dafür aber viele große Steine.“ – „Es muss einen Weg geben, auf den Satellitenbildern war eine deutliche Spur zu erkennen! Und die Steine dort sind normal, zumindest an der Mündung des Injali, ich habe es auf den Bildern des Fotografen Karpuchin gesehen. Aber ja, es kann sein, dass du mit deinem Fahrrad Probleme haben wirst. Lass uns erstmal deinen Kollegen in den Bergen besuchen und dann entscheiden.“ Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, gibt es von dort noch eine letzte Verbindungspiste, über die sich Njurguns Alternativplan umsetzen ließe. (Wörtliche Rede ist übrigens immer sinngemäß zu verstehen, ich habe nichts aufgenommen, kann mich aber an viele Diskussionen noch gut erinnern, wobei es einige prägnante Aussagen auch ins Tagebuch geschafft haben...)

                                                                                                Nach einer halben Stunde legen wir dann endlich ab und lassen uns von der Strömung weiter nach Norden treiben. Der Wind weht immer noch aus Gegenrichtung, zeitweise auch recht frisch, aber er bremst uns zum Glück kaum aus. Njurgun hat jetzt übrigens sein altes Paddel wieder. Er hatte seine gestrigen Motorbootfahrer darum gebeten, es bei Gelegenheit hinterher zu bringen, da sie wussten, in welchem Container es eingeschlossen wurde.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole410.jpg Ansichten: 0 Größe: 114,5 KB ID: 3242644

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole411.jpg Ansichten: 0 Größe: 124,0 KB ID: 3242640

                                                                                                Als ich am linken Ufer einen kleinen Bach erspähe, fülle ich meine Trinkwasserreserven auf und nutze die Gelegenheit für einen kleinen Rundumblick.
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole412.jpg Ansichten: 0 Größe: 174,3 KB ID: 3242642

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole413.jpg Ansichten: 0 Größe: 218,0 KB ID: 3242647

                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole414.jpg Ansichten: 0 Größe: 227,6 KB ID: 3242646

                                                                                                Kurz darauf erreichen wir schon die Stelle, von der wir in die Berge gehen wollen, um Njurguns alten Kollegen zu besuchen. Es ist der Mündungsbereich eines Flusses, der wie so viele andere eine dreckig-braune Brühe in die Indigirka spült...
                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole415.jpg Ansichten: 0 Größe: 135,8 KB ID: 3242633
                                                                                                Zuletzt geändert von bikevagabond; 08.02.2024, 17:57.
                                                                                                „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                Meine bisherigen Reisen

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 22.11.2013
                                                                                                  • 318
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                                                                                                  Irgendwo hier beginnt eine Piste, die uns über ein kleines Seitental direkt zur Hütte des Einsiedlers führen soll. Etwa 8 km Wegstrecke liegen vor uns, also bauen wir unsere Räder auf und bepacken sie mit dem Nötigsten, um für einen kleinen Ausflug mit Übernachtung gerüstet zu sein.
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole416.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,9 KB ID: 3242656

                                                                                                  Der Anfang der Piste ist jedoch alles andere als einfach, im Sommer scheint hier niemand langzukommen.
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole417.jpg Ansichten: 0 Größe: 281,9 KB ID: 3242658

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole418.jpg Ansichten: 0 Größe: 282,1 KB ID: 3242654

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole419.jpg Ansichten: 0 Größe: 210,6 KB ID: 3242655

                                                                                                  Wir müssen irgendwie den Hauptweg erreichen, der sich direkt im Flussbett befindet. Doch dann behindert uns ein Sumpf am Weiterkommen. Njurgun checkt seine Offline-Satellitenbilder, scheint einen „guten“ Parallelweg zu erkennen und rennt mit seinem Rad kurzerhand in den Wald hinein. Ein paar Meter folge ich ihm durch das dichte Gestrüpp, doch es taucht kein Weg auf, nicht mal ein Pfad. „Es ist sinnlos, hier gibt es keinen Weg!“, rufe ich ihm hinterher. „Doch, der Weg muss hier irgendwo sein!“, höre ich noch, während um ihn herum das Unterholz kracht. „Nein, zurück! Wir sollten umkehren!“ Doch es ist nichts zu machen, Njurgun geht einfach weiter und verschwindet nun endgültig im Dickicht. Ok, dann warte ich einfach, bis er ein Einsehen hat und zurück kommt. Falls er zurück kommt... Ich warte eine gefühlte Ewigkeit, will schon aufbrechen und auf meine Weise den richtigen Weg suchen, da kommt er doch noch zurück, ohne Rad, und erklärt mir, dass er den Parallelweg tatsächlich gefunden hätte. „Der Weg ist gut, besser als der Hauptweg, weil man hier nicht ständig durch den Fluss laufen muss.“ Er nimmt mich mit bis zu einer Stelle, an der sich eine vollkommen zugewachsene Fahrspur durch die Taiga zieht. Hier ist schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten keiner mehr gefahren, aber es scheint immer noch eine durchgehende Schneise zu geben. „Also gut, dann lass es uns versuchen.“

                                                                                                  Gemeinsam folgen wir nun der Spur, Njurgun zu Fuß voraus, ich mit dem Rad hinterher. Gleich müssten wir über Njurguns Rad stolpern, er hatte es auf dem Weg abgelegt, bevor er zu mir zurückgegangen ist. Doch wo ist es jetzt? Es hätte schon längst auftauchen müssen. „Wir sind auf einem anderen Weg“, stellt Njurgun irgendwann fest. Sein Rad liegt offenbar auf einer parallelen Spur. „Geh schon mal vor, ich komme gleich nach. In 500 Metern endet der Wald, dort treffen wir uns wieder.“ Dann verschwindet er erneut im Dickicht und ich schiebe mein Rad alleine weiter, in der Hoffnung, das besagte Ende des Waldes rasch zu erreichen.
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole420.jpg Ansichten: 0 Größe: 330,3 KB ID: 3242660

                                                                                                  Doch der Wald endet nicht, auch nach einem Kilometer nicht. Es geht durch versumpfte Wasserlöcher, durch dichtes Gebüsch, teilweise auch durch den Wald daneben. Es ist ein grauenvoller Weg, der mich vollkommen frustriert. Warum habe ich mich nur darauf eingelassen? Ab und zu höre ich Rufe aus der Ferne, Njurgun scheint noch weit hinter mir zu sein. Ich rufe einfach zurück, damit er ungefähr verorten kann, wo ich bin, so wie es Pilzsammler tun, die einander nicht verlieren wollen... Dann endlich eine Lichtung, an der es einen Abzweig nach rechts gibt. Ich erkunde ihn zu Fuß – er führt direkt zum Flussbett, in dem sich auch der Hauptweg befindet. Das Wasser ist klar und überhaupt nicht tief, sogar eine Motorradspur entdecke ich im feuchten Sand. Welch eine Erleichterung! Ich hinterlasse eine Notiz, damit Njurgun weiß, dass ich hier abgebogen bin.
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole421.jpg Ansichten: 0 Größe: 261,5 KB ID: 3242659

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole422.jpg Ansichten: 0 Größe: 209,5 KB ID: 3242657

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole423.jpg Ansichten: 0 Größe: 120,2 KB ID: 3242661

                                                                                                  Wären wir doch gleich auf den Hauptweg gegangen, der ist in einem tadellosen Zustand!
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole424.jpg Ansichten: 0 Größe: 325,4 KB ID: 3242662

                                                                                                  Schließlich taucht eine alte Grube auf und ich entscheide mich zu warten. Wenn der Wald irgendwo zuende sein soll, dann hier...
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole425.jpg Ansichten: 0 Größe: 219,3 KB ID: 3242664

                                                                                                  Über eine Stunde harre ich aus, doch Njurgun taucht nicht auf. Sollte er sein Fahrrad immer noch nicht wiedergefunden haben? Wieder einmal hinterlasse ich eine Notiz und fahre weiter. Das Ziel ist ja klar, also sollten wir uns spätestens an der Hütte des Goldsuchers treffen. Ein paar Kilometer weiter erreiche ich dann eine Fläche mit mehreren alten und einer neuen Hütte. Sollte es das hier schon sein? Ich schaue mich um, doch niemand ist da. Der Ort scheint eine verlassene Basis zu sein – mit Haupthaus zum Übernachten, einer Banja zum Schwitzen und einem „Bistro“ zum Speisen.
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole426.jpg Ansichten: 0 Größe: 187,7 KB ID: 3242663

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole427.jpg Ansichten: 0 Größe: 184,3 KB ID: 3242665

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole428.jpg Ansichten: 0 Größe: 151,8 KB ID: 3242666

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole429.jpg Ansichten: 0 Größe: 220,6 KB ID: 3242669

                                                                                                  Hier wurde einst das Essen ausgeteilt...
                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole430.jpg Ansichten: 0 Größe: 211,2 KB ID: 3242670

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole431.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,7 KB ID: 3242667

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole432.jpg Ansichten: 0 Größe: 152,3 KB ID: 3242673

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole433.jpg Ansichten: 0 Größe: 180,2 KB ID: 3242671

                                                                                                  Ich will schon umkehren und zurückfahren, da bemerke ich eine unscheinbare Fortsetzung des Weges. Sie führt ein weiteres Nebental hinauf, immer dicht am klaren Wasserlauf entlang. Der Zustand der Piste wird jedoch zusehends schlechter, immer öfter muss ich absteigen und mein Rad über grobes Geröll schieben. Gerade erreiche ich eine Furt, da kommt mir plötzlich ein Mann mit Gewehr entgegen. Er torkelt ein wenig, scheint angetrunken zu sein und bemerkt mich erst, als er über ein paar größere Steine steigt. Just in dem Moment nimmt er sein Gewehr von der Schulter und schwenkt es in meine Richtung... Verdammt! Will der etwa auf mich schießen!??

                                                                                                  In Sekundenbruchteilen rasen mir die wildesten Gedanken durch den Kopf: Njurguns Kumpel, Einsiedler, liebt Vodka, jetzt im Vollrausch – mit seinem getrübten Blick könnte er mich für einen Bären halten... Panisch reiße ich mein Rad herum, steige auf und rase wie ein Irrer das Tal hinunter. „Das gefährlichste Tier ist immer noch der Mensch“, geht es mir durch den Kopf. Erst als ich die alte Basis passiere, gönne ich mir eine kurze Verschnaufpause und ziehe mir etwas über, da die Abfahrt um einiges frischer war, als der Aufstieg. Was für ein bekloppter Ausflug, ich will nur noch zurück an den Fluss und friedlich weiterpaddeln.

                                                                                                  Doch dann höre ich einen Schuss und zucke abermals zusammen. Sollte mir der Kerl wirklich so schnell gefolgt sein? Ich bin gerade 2 km in Windeseile talabwärts gerast – unmöglich, das kann nicht sein! Vielleicht ist es Njurgun, der inzwischen die Basis erreicht hat, mich vorbeihuschen sah und mir mit dem Schuss ein Signal setzen wollte. „Njurgun!?“, rufe ich laut. Doch als Antwort vernehme ich nur ein leises Murmeln. Gebannt starre ich in die Richtung, aus der es gerade herkam, als plötzlich wieder die dunkle Gestalt mit dem Gewehr auftaucht. Scheiße! Wie hat er das nur geschafft, mir so schnell zu folgen!?? Diesmal ist er schon so nah, dass ich keine Chance mehr habe, davonzulaufen. „Ich bin ein Mensch – kein Bär“, rufe ich in meiner Verzweiflung und hoffe, dass er noch rechtzeitig zur Besinnung kommt...

                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole434.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,7 KB ID: 3242672

                                                                                                  Fortsetzung folgt...
                                                                                                  Zuletzt geändert von bikevagabond; 15.02.2024, 12:58.
                                                                                                  „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                  Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                    • 1934
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    Boah, nee, wie kannst Du uns mit so nem Cliffhänger hier zappeln lassen!?
                                                                                                    Das haben Deine Berichte doch gar nicht nötig!

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 05.05.2016
                                                                                                      • 291
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      Fantastisch! (Bilder!Route!Abenteuer!)
                                                                                                      Gruselig! (Psychokrieg! Bärenspuren! Menschenjagd!)
                                                                                                      Unmöglich! (Cliffhanger!!! Geht gar nicht !)

                                                                                                      Meine Nerven…bitte sofort weiterschreiben…
                                                                                                      Ganz großer Roman hier, vielen Dank zwischendrin noch mal.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Erfahren
                                                                                                        • 22.11.2013
                                                                                                        • 318
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        An dieser Stelle konnte ich einfach nicht anders 😁
                                                                                                        Ich schreibe nächste Woche weiter...
                                                                                                        „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                        Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                          • 875
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          Zitat von bikevagabond Beitrag anzeigen
                                                                                                          An dieser Stelle konnte ich einfach nicht anders 😁
                                                                                                          Ich schreibe nächste Woche weiter...
                                                                                                          😂😂😂 Klasse! Richtig nach dem Quentin Tarantino )))
                                                                                                          https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            • 875
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            Eins können wir ganz sicher behaupten : Der Typ mit dem Gewehr hat Richard nicht umgebracht...

                                                                                                            Ob Richard ihn umgebracht hat ?...hm...warten wir mal ab...😀
                                                                                                            Zuletzt geändert von sibirier; 09.02.2024, 18:50.
                                                                                                            https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

                                                                                                            Kommentar


                                                                                                            • Mortias
                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 10.06.2004
                                                                                                              • 1275
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              Ok, das ist jetzt schon etwas mies mit diesem Cliffhanger zu enden. 😅 Aber andererseits zeigt es auch Dein Schreibtalent. Denn der Bericht ist wirklich super spannend und anschaulich geschrieben. 👍 Den will man am liebsten in einem Rutsch durchlesen. Aber wenn ich den Bericht mit den anderen Touren vergleiche, über die Du geschrieben hast, habe ich schon ein wenig das Gefühl, dass nicht dasselbe Maß an Spaß aufkommen mag. Ist natürlich schade, dass Du durch Deine Reisebegleitung teilweise soviel Stress und Ärger hattest. Hoffe für den weiteren Tourverlauf mindert sich das dann, so dass das Erleben dieser genialen Landschaft klar im Vordergrund steht. 😎

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Anfänger im Forum
                                                                                                                • 09.02.2024
                                                                                                                • 35
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                Dein Bericht ist einfach fantastisch Richard, so etwas spannendes habe ich lange nicht mehr gelesen. Wie bestimmt viele andere in diesem Forum warte ich ungeduldig auf die Fortsetzung ☺️

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                  • 22.11.2013
                                                                                                                  • 318
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  Zitat von sibirier Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Ob Richard ihn umgebracht hat ?...hm...warten wir mal ab...😀
                                                                                                                  😂😂 Um es vorweg zu nehmen: in diesem Bericht wird es keine Toten geben...
                                                                                                                  Aber ja, es war nahe dran 😋

                                                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Hoffe für den weiteren Tourverlauf mindert sich das dann, so dass das Erleben dieser genialen Landschaft klar im Vordergrund steht. 😎
                                                                                                                  Das wird es auf jeden Fall noch, auch wenn mich die Differenzen noch lange beschäftigt haben.

                                                                                                                  Ansonsten will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen.
                                                                                                                  Es kommt natürlich immer anders, als man denkt...
                                                                                                                  „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                  Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 22.11.2013
                                                                                                                    • 318
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    Ich stehe also mit meinem Fatbike wie erstarrt auf dem Weg und sehe, wie der Kerl mit dem Gewehr langsam auf mich zu kommt. Diesmal behält er seine Waffe auf der Schulter und scheint meine letzten Worte verstanden zu haben. „Ja nje plochoj tschelovek, ja drug! – Ich bin kein Bandit, ich bin ein Freund!“, entgegnet er mir. Es fällt mir schwer, ihm zu vertrauen und so rastere ich aufmerksam jede seiner Bewegungen. Doch dann fällt mir auf, dass ich mit meiner ersten Einschätzung vollkommen daneben lag, denn er ist überhaupt nicht betrunken, lächelt sogar und reicht mir schließlich die Hand. „Mein Name ist Salach. Ein Jakut hat mich geschickt, um nach einem Radfahrer Ausschau zu halten.“ Das kann nur Njurgun gewesen sein. Ist er etwa schon da? Wie ist er an mir vorbei? Warum hat er mir kein Zeichen hinterlassen? In meinem Kopf drehen sich die Gedanken, um alles neu zu ordnen. „Warum hast du das Gewehr auf mich gerichtet, als du mich kommen sahst?“, frage ich Salach. „Du meinst an der Furt? Ich habe das Gewehr von der Schulter genommen, um damit besser über die Steine springen zu können.“ – „Und ich dachte, du wärest betrunken und wolltest auf mich schießen...“„Ich habe mich schon gewundert, warum du davonläufst“, erwidert er lachend. Ich bin also vor einem friedlichen Menschen geflüchtet, weil mir die Wahrnehmung einen Streich gespielt hat – was für ein peinlicher Irrtum! „Komm, lass uns zur Hütte gehen“, sagt Salach und setzt zum Rückweg an.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole435.jpg Ansichten: 233 Größe: 143,7 KB ID: 3243602

                                                                                                                    Eben noch auf der Flucht, folge ich nun meinem vermeintlichen Verfolger. Wir gehen zu Fuß – er voran, ich mit meinem Rad hinterher. Salach ist jung, wahrscheinlich viel jünger als der Einsiedler, und fit wie ein Turnschuh – ein Sportsmen, wie er selber sagt. Es stellt sich heraus, dass er aus der Kaukasusrepublik Ossetien kommt und mit beim Einsiedler wohnt, allerdings nur über die Sommermonate, um in den Bergen jagen zu können. Gegen halb Acht am Abend erreichen wir endlich die Hütte, die in Wahrheit ein kleiner aufgebockter Container ist. Davor an einem Feuer sehe ich Njurgun mit einem alten Mann ausgelassen schwatzen.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole436.jpg Ansichten: 235 Größe: 221,2 KB ID: 3243599

                                                                                                                    Als Salach die Geschichte unserer Begegnung erzählt, herrscht allgemeine Erheiterung. Inzwischen muss ich selber schmunzeln und lasse mich von der lockeren Stimmung mitreißen.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole437.jpg Ansichten: 238 Größe: 215,1 KB ID: 3243597

                                                                                                                    Das ist übrigens Salachs Motorrad, dessen Spuren ich im Flussbett sah. Er ist damit aus Ust-Nera bis hierher gefahren – über wilde Schotterpisten quer durch die Berge. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass die fahrbaren Verbindungen soweit ins Hinterland hineinreichen. Wobei „fahrbar“ ein irreführender Begriff ist, denn eigentlich sind diese Wege nur für große Trucks und Kettenfahrzeuge geeignet. Aber wer sich mit all den Schwierigkeiten arrangieren kann, versucht es unter Umständen auch mit einem Fahrrad ;)
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole438.jpg Ansichten: 234 Größe: 266,9 KB ID: 3243600

                                                                                                                    Nun lerne ich endlich Saurbek, den Einsiedler kennen. Auch er ist Kaukasier, halb Kabardiner, halb Inguschete, und bereits 68 Jahre alt. Seit 10 Jahren lebt er schon an diesem Ort, verbringt auch die Winter bei -60°C hier draußen und ist dabei die ganze Zeit auf sich gestellt. Sein Job: Geologe, zumindest früher, jetzt dürfte er in Rente sein. Vor vier Jahren arbeitete auch Njurgun hier, zwei Monate am Ende des Winters, im März und April 2019. Er wohnte damals als Einziger in der jetzt verlassenen Basis und kam jeden Tag hier hoch gestiefelt, um „Holz aus dem Wald zu holen“. Offenbar eine prägende Zeit, in der er Saurbek gut kennen und vor allem schätzen lernte: „Er war Mentor, Lehrer und Inspiration für mich“, sagt Njurgun. Umso größer ist nun die Wiedersehensfreude, denn sie hatten sich seit dieser Zeit nicht mehr gesehen...

                                                                                                                    Während wir uns unterhalten, köchelt über dem Feuer vor der Hütte ein großer Kessel Wasser. Als er endlich heiß genug ist, gibt es Tee und eine satte Portion Nudeln mit Konservenfleisch und Knoblauch, daneben noch ein paar Kartoffeln mit Salz. Die erste der zwei mitgebrachten Vodkaflaschen machte schon bei meiner Ankunft die Runde, nun wird auch die zweite gekappt.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole439.jpg Ansichten: 231 Größe: 116,9 KB ID: 3243601

                                                                                                                    Saurbek ist ein angenehmer Gesell – gastfreundlich, aufgeschlossen und auch jetzt nach einigen Gläschen Vodka vollkommen klar im Geiste. Die Goldsucherei sei nur ein Hobby, wie er sagt, und zeigt uns stolz seinen jüngsten Fund: drei kleine Nuggets, die zusammen drei Gramm auf die Waage bringen. Da ein Gramm mit 4000 Rubel gehandelt wird, könnte dieser Fund insgesamt 12.000 einbringen (entspricht dem Wert einer Autofahrt von Ust-Nera nach Jakutsk).
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole440.jpg Ansichten: 227 Größe: 101,6 KB ID: 3243605

                                                                                                                    Nach dem Essen zeigen uns Saurbek und Njurgun noch, wie das Gold aus dem Bach gewaschen wird.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole441.jpg Ansichten: 233 Größe: 194,0 KB ID: 3243603

                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole442.jpg Ansichten: 233 Größe: 202,5 KB ID: 3243598

                                                                                                                    Kurz vor Mitternacht sucht sich dann jeder von uns einen Platz zum schlafen. Während sich Njurgun in den Kleinbus nebenan absetzt, lege ich mich zu Salach und Saurbek in den Container (es gibt drei Pritschen mit Matratzen).
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole443.jpg Ansichten: 226 Größe: 69,4 KB ID: 3243604

                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole444.jpg Ansichten: 230 Größe: 129,4 KB ID: 3243611

                                                                                                                    Herrliches Konstrukt der Neuzeit: Über Sauerbeks Pritsche hängt eine Handyhalterung aus Draht, um sich vor dem Einschlafen noch einen Film anzuschauen.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole445.jpg Ansichten: 229 Größe: 124,9 KB ID: 3243613

                                                                                                                    Keine drei Stunden Nachtruhe vergehen, da höre ich auf einmal ein Motorengeräusch – ein Kamaz kommt angerollt und mit ihm zwei neue Gäste, die sich ohne Umschweife in die Hütte begeben. Es ist Artur, der Vater von Salach, der mit einem jakutischen Kollegen aus Ust-Nera gekommen ist, um den beiden Einsiedlern neue Lebensmittelvorräte zu bringen. Acht Stunden hat die Fahrt gedauert, deshalb ist der Hunger groß und Sauerbek, der eben noch fest schlief, kümmert sich sofort um deren Wohlergehen. Bei der Gelegenheit landet auch gleich ein neuer Vodkavorrat auf dem Tisch – abgefüllt in einen 5 Liter-Plastikkanister. Es wird also nach dem Essen noch ordentlich gebechert, angeregt diskutiert und dabei ständig geraucht, bis die Luft so dick ist, dass ich es nicht mehr aushalte...
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole446.jpg Ansichten: 229 Größe: 202,1 KB ID: 3243614

                                                                                                                    Nach anderthalb Stunden kratze ich die Kurve und begebe mich mit meinem Schlafsack etwa 50 m hinter die Hütte. Zum Glück gibt es in dieser lauen Nacht keine Mücken, sonst hätte ich wohl kaum eine Chance gehabt, mein Schlafdefizit auszugleichen.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole447.jpg Ansichten: 234 Größe: 252,3 KB ID: 3243608

                                                                                                                    Ich bleibe liegen, bis in dem kleinen Goldsucherposten wieder etwas Bewegung aufkommt. Aus meinem Schlafsack, den ich der Helligkeit wegen weit über meinen Kopf gezogen habe, schäle ich mich aber erst, als ich jemanden direkt neben mir vorbeistiefeln höre. Es ist Njurgun, der mich mit einem mahnenden Hinweis begrüßt: „Man sollte nicht auf einem Weg schlafen, dort gibt es paranormale Bewegungen.“„Okay, wo hätte ich denn sonst liegen sollen? Ich habe gut geschlafen.“ Wieder einmal wird mir bewusst, dass Njurgun in ganz anderen Kategorien denkt als ich, dass er jemand ist, der mit diesem Land und seinem Glauben eng verbunden zu sein scheint. Ihn näher kennenzulernen, bedeutet wahrscheinlich auch, einen Blick in die Seele der Einheimischen zu bekommen, die hier in den Bergen ihr Leben und ihr Auskommen haben. Und doch könnten die Charaktere der hier zusammengefundenen Truppe kaum unterschiedlicher sein. Das wird besonders deutlich, als es zum Frühstück wieder Vodka und ein paar hitzige Diskussionen gibt. Dabei geht es auch um den Krieg, um Putin, die Wagner-Söldner – jeder hat seine eigene Sichtweise auf die Geschehnisse und deren Hintergründe. Von den Details verstehe ich leider nur wenig, dazu ist mein Russisch nach wie vor zu schlecht. Ich sehe nur, wie Saurbek so manche verschwörerische Theorie Njurguns abwinkt, während Artur, der schon im Tschetschenien-Krieg dabei war, seine Überzeugungen mit ein paar Pistolenschüssen untermauert, und zwar direkt aus dem Container heraus... Beim ersten Mal gehe ich unweigerlich in Deckung, denn ich sitze genau neben der Tür und die Kugeln fliegen nur wenige Zentimeter an mir vorbei. Mir gefällt das überhaupt nicht, zumal schon etwas Vodka floss. Auch Sauerbek hält sich immer wieder die Ohren zu und bittet Artur, damit aufzuhören. Es zeigt sich, dass er eine Abneigung gegen Waffen hat und trotz seiner selbstversorgerischen Lebensweise nicht mal auf die Jagd geht...
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole448.jpg Ansichten: 230 Größe: 192,9 KB ID: 3243610

                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole449.jpg Ansichten: 232 Größe: 196,8 KB ID: 3243606

                                                                                                                    Ich mache drei Kreuze, als wir uns am frühen Nachmittag endlich zum Aufbruch entscheiden. Da sich Njurgun auf dem Weg hierher einen Platten einfing, hat er sein Rad etwa 2 km talwärts zurückgelassen und geht dieses Stück nun wieder zu Fuß.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole450.jpg Ansichten: 230 Größe: 251,7 KB ID: 3243607

                                                                                                                    Um Zeit zu sparen, fahre ich vor und versuche die Reifenpanne schon so weit wie möglich zu beheben, Flickzeug hatte ich glücklicherweise mitgenommen.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole451.jpg Ansichten: 231 Größe: 240,3 KB ID: 3243609

                                                                                                                    Es zeigt sich, dass der Grund für das Loch im Schlauch ein großer Riss im Mantel ist. Njurgun hatte diesen schon einmal von innen abgeklebt, er war also mit einem bereits kaputten Reifen gestartet...
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole452.jpg Ansichten: 224 Größe: 112,2 KB ID: 3243612

                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole453.jpg Ansichten: 228 Größe: 162,2 KB ID: 3243616

                                                                                                                    Als Njurgun irgendwann auftaucht, wechseln wir noch den lädierten Reifen von hinten nach vorn – hier sollte er einer geringeren Belastung ausgesetzt sein und hoffentlich bis zum Ende der Tour durchhalten.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole454.jpg Ansichten: 228 Größe: 241,0 KB ID: 3243617

                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole455.jpg Ansichten: 229 Größe: 224,4 KB ID: 3243618

                                                                                                                    Da ich mit meinem Fatbike über den unwegsamen Grund deutlich besser vorankomme, binde ich mir noch Njurguns Rucksack auf den vorderen Gepäckträger und rolle abermals voraus. Diesmal will ich auf dem Hauptweg im Bachbett bleiben und keinesfalls noch einmal den grässlich verwachsenen Weg durch den Wald nehmen. Doch dann zeigt sich, dass auch dieser nicht ganz einfach zu bewältigen ist, weil das letzte Stück zum Flussufer genauso wenig befahren wird. Die Piste nach Ust-Nera biegt nämlich schon vorher ab und so stehe ich plötzlich an einer meterhohen Abbruchkante.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole456.jpg Ansichten: 232 Größe: 299,4 KB ID: 3243621

                                                                                                                    Irgendwie finde ich dann aber doch noch eine Schneise, die mich auf nur wenigen hundert Metern durch das Bachbett direkt zum Ausgangspunkt führt – Glück gehabt!
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole457.jpg Ansichten: 230 Größe: 254,7 KB ID: 3243619

                                                                                                                    Zurück an der Indigirka.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole458.jpg Ansichten: 222 Größe: 95,1 KB ID: 3243620

                                                                                                                    Eine halbe Stunde nach mir ist auch Njurgun wieder da. Er wählte abermals die verwachsene Schneise durch den Wald, da er dort hinzu seine Mütze verlor. Gefunden hat er sie allerdings nicht mehr, dafür einige Pilze, mit denen er sein heutiges Abendessen aufpeppen will. „Willst du von hier auf den Bergbaupisten weiterfahren?“, frage ich ihn. „Oder ist es ok für dich, wenn wir wie geplant über das Injali-Tal in die Berge gehen?“ Er überlegt kurz, doch die Entscheidung scheint schon längst gefallen zu sein: „Lass uns auf der geplanten Route weitermachen.“ Gut möglich, dass ihn der kleine Fahrradabstecher umgestimmt hat, führte er doch über genau solche Pisten, die er als Alternative vorgeschlagen hatte... Im Licht der wärmenden Abendsonne bepacken wir unsere Boote und gehen noch für ein paar Flusskilometer aufs Wasser.
                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole459.jpg Ansichten: 232 Größe: 161,2 KB ID: 3243622

                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole460.jpg Ansichten: 225 Größe: 82,5 KB ID: 3243615
                                                                                                                    Zuletzt geändert von bikevagabond; 17.02.2024, 21:27.
                                                                                                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                    Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                      Erfahren
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                                                                                                                      • 318
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                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole461.jpg Ansichten: 198 Größe: 99,6 KB ID: 3243629

                                                                                                                      Es dauert nicht lange und die Sonne geht unter.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole462.jpg Ansichten: 200 Größe: 102,7 KB ID: 3243633

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole463.jpg Ansichten: 201 Größe: 125,9 KB ID: 3243632

                                                                                                                      Kurz darauf entdecken wir am linken Ufer einen zurückgelassenen UAZ.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole464.jpg Ansichten: 204 Größe: 133,1 KB ID: 3243628

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole465.jpg Ansichten: 203 Größe: 222,0 KB ID: 3243630

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole466.jpg Ansichten: 201 Größe: 144,9 KB ID: 3243631

                                                                                                                      Da zu diesem Ort keinerlei Pisten hinführen, wird das Fahrzeug sehr wahrscheinlich im Winter hierhergelangt sein, denn zur kalten Jahreszeit führt über den gefrorenen Flusslauf der Indigirka eine richtige Eisstraße (auf 1300 km Länge von Ust-Nera bis in die arktische Tundra nach Tschokurdach und Russkoje Ustje). Vor anderthalb Jahren wollte ich diesen vielleicht spektakulärsten Zimnik Jakutiens mit dem Fahrrad befahren – zusammen mit einem Filmteam für die MDR-Sendung BIWAK. Ein Jahr lang hatten wir zusammen an diesem Projektgefeilt, hatten den Touroperator Michail Mestnikov und sogar den Fotografen Sergej Karpuchin im Boot, doch dann kam der Krieg und wir mussten das Projekt komplett abblasen... Umso interessanter ist es für mich, die ursprünglich per Rad geplante Winterroute jetzt per Boot im Sommer zu erschließen.

                                                                                                                      Als wir uns einer großen Flussbiege mit eindrucksvollen Felswänden nähern, schaukelt sich der Fluss wie schon an einigen Stellen zuvor mit ein paar höheren Wellen auf. Kritische Momente gab es bisher noch keine, die wirklich gefährlichen Stromschnellen würden erst kommen, wenn wir die Indigirka schon verlassen haben.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole467.jpg Ansichten: 198 Größe: 109,0 KB ID: 3243635

                                                                                                                      Es folgt eine wunderschöne Flussschleife, die Karpuchin in seinem Bericht als „Hufeisen“ bezeichnete, so dass ich erneut mit dem Gedanken spiele, an einem seiner Fotospots zu kampieren. Njurgun allerdings möchte wieder an einer „Basis“ übernachten, wobei er die nächste Siedlung namens Arga-Moj bzw. Chatynnach meint. Bis dorthin sind es nur noch wenige Kilometer, also trennen wir uns mal wieder und ich versuche kurz vor dem Ort noch einen guten Platz mit schönem Blick über den Fluss zu finden. Doch zuvor muss ich noch etwas Trinkwasser aufspüren und pirsche eine ganze Weile am Fuße des letzten Steilhangs herum. Dabei stoße ich zum ersten Mal auf die Spuren eines Bären...
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole468.jpg Ansichten: 201 Größe: 168,6 KB ID: 3243634

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole469.jpg Ansichten: 203 Größe: 215,0 KB ID: 3243636

                                                                                                                      Das Nachtlager direkt am Fluss ist mal wieder ein Traum. Ich liebe solche stimmungsvollen Plätze, sie sind für mich der krönende Abschluss eines gelungenen Tages.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole470.jpg Ansichten: 203 Größe: 182,6 KB ID: 3243638

                                                                                                                      Als ich am nächsten Tag Arga-Moj erreiche, ist es schon fast 12 Uhr. Doch Njurgun scheint keine Eile zu haben, er stapft mit mir noch einmal hoch in den Ort und setzt sich dort an den Straßenrand.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole471.jpg Ansichten: 196 Größe: 117,6 KB ID: 3243637

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole472.jpg Ansichten: 202 Größe: 170,5 KB ID: 3243639

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole473.jpg Ansichten: 203 Größe: 168,0 KB ID: 3243640

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole474.jpg Ansichten: 203 Größe: 175,1 KB ID: 3243643

                                                                                                                      Wie Predporozhnyj ist auch Arga-Moj eine reine Arbeitersiedlung, wobei hier nicht nur eine, sondern zwei Bergbaufirmen das Sagen haben. Für Njurgun ein vertrauter Ort mit teilweise bekannten Gesichtern, da er auch in dieser Gegend schon mal gearbeitet hat. Jetzt wartet er nur noch auf die Kollegen, bei denen er übernachtet hat, um sich von ihnen zu verabschieden. Kurz darauf sind sie auch schon da und überreichen ihm ein frisch gebackenes Brot.

                                                                                                                      Weiterfahrt auf der Indigirka. Auf einer felsigen Anhöhe markiert ein auffälliges Schild die Grenze zum Momskij Rajon. Die Ebenen und Südhänge sind hier allesamt versteppt und erinnern mich vielerorts wieder an die Nordmongolei.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole475.jpg Ansichten: 202 Größe: 146,7 KB ID: 3243644

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole476.jpg Ansichten: 201 Größe: 159,4 KB ID: 3243641

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole477.jpg Ansichten: 204 Größe: 199,7 KB ID: 3243645

                                                                                                                      Wenig später folgt eine Linksbiege mit einer langen Felswand. Es sind unsere letzten Flusskilometer auf der Indigirka.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole478.jpg Ansichten: 198 Größe: 123,2 KB ID: 3243651

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole479.jpg Ansichten: 204 Größe: 163,2 KB ID: 3243642

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole480.jpg Ansichten: 205 Größe: 166,7 KB ID: 3243647

                                                                                                                      Am Ende der langen Abbruchkante lege ich noch einmal einen Zwischenstopp ein und besteige wie einst auch Karpuchin eine steppige Anhöhe, die einen fantastischen Blick in die Weite erlaubt. Von hier schaut man schon direkt in das Injali-Tal, über das wir als nächstes in die abgelegene Bergwelt des nördlichen Tscherskigebirges eintauchen wollen.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole481.jpg Ansichten: 203 Größe: 147,5 KB ID: 3243646

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole482.jpg Ansichten: 205 Größe: 189,3 KB ID: 3243648

                                                                                                                      Es ist hochsommerlich heiß: während auf dem Wasser angenehme 24°C herrschten, sind es an Land während der Hangbesteigung fast 30°C! Auf dem Rückweg entdecke ich im Aubereich eine Sandbank mit Schnittlauch...
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole483.jpg Ansichten: 207 Größe: 267,7 KB ID: 3243655

                                                                                                                      Als ich weiterpaddle, vernehme ich am linken Ufer auf einmal ein lautes Gerumpel, Rufe und Hundegebell. Ich recke meinen Hals, kann aber nichts sehen. Irgendwo hier am Ufer soll noch ein alter Mann mit seinen Pferden leben – war er es vielleicht? Kurz darauf erreiche ich schon die Mündung des Injali, der hier mit glasklarem Wasser die trübe Indigirka aufmischt. Ein Einheimischer aus dem weiter flussabwärts liegenden Dorf Tschumpu-Kytyl bzw. Tjurbeljach parkt hier mit seinem Motorboot und versucht im Kehrwasser nach Fischen zu angeln. Auch Njurgun hat sich hier niedergelassen und seine Angel ausgeworfen. Zwei Äschen konnte er bereits aus dem Wasser ziehen, übergibt sie am Ende aber seinem Landsmann, der schon vor ihm diesen Platz bezogen hatte.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole484.jpg Ansichten: 204 Größe: 183,0 KB ID: 3243654

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole485.jpg Ansichten: 204 Größe: 176,3 KB ID: 3243650

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole486.jpg Ansichten: 204 Größe: 187,2 KB ID: 3243652

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole487.jpg Ansichten: 200 Größe: 155,5 KB ID: 3243649

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole488.jpg Ansichten: 202 Größe: 175,0 KB ID: 3243653

                                                                                                                      Plötzlich taucht ein weiterer Motorbootfahrer auf und legt direkt bei uns an. Es ist ein alter Jakute mit Hörgerät im Ohr. Njurgun kommt auf Jakutisch mit ihm ins Gespräch und erfährt, dass es zufällig der besagte alte Mann ist, der hier in der Nähe mit seinen Pferden lebt. Ganja ist sein Name und wir hatten schon überlegt, ihn an seiner Hütte 4 km flussab zu besuchen, da auch Saurbek ihn kennt und wir ihm Grüße ausrichten sollten. Doch nun hat er uns gefunden und berichtet, dass er vorhin einem riesigen Elch begegnet ist, der ihn fast umrannte. Sein Hund ist sofort hinterher und er muss jetzt noch schnell sein Gewehr holen, um das Tier zu verfolgen und zu erlegen...
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole489.jpg Ansichten: 202 Größe: 192,9 KB ID: 3243661

                                                                                                                      Ein kleines Stück lassen wir uns noch flussabwärts treiben, dann legen wir endgültig an und rollen nach 10 Tagen auf der Indigirka unsere Boote ein. Alles wird getrocknet und für die nun folgende Offroad-Etappe per Rad umgepackt.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole490.jpg Ansichten: 201 Größe: 227,0 KB ID: 3243656

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole491.jpg Ansichten: 203 Größe: 273,8 KB ID: 3243660

                                                                                                                      Anderthalb Stunden später sind wir dann startbereit und stapfen vom Uferwald auf eine herrliche Steppenebene. Hier finden wir eine gut erkennbare Fahrspur, die der trockenen Terrassenkante folgt und von Ganjas Hütte herzukommen scheint.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole492.jpg Ansichten: 200 Größe: 195,0 KB ID: 3243657

                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole493.jpg Ansichten: 201 Größe: 201,5 KB ID: 3243658

                                                                                                                      Doch dann wechselt die Spur in die steinige Flussaue, in der es nun etliche Wasserlachen zu durchqueren gibt.
                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole494.jpg Ansichten: 200 Größe: 191,9 KB ID: 3243659

                                                                                                                      Wie wird es wohl weitergehen? Werden wir mit unseren schwer bepackten Fahrrädern hier durchkommen? Vor uns liegen mehr als 200 km Offroad-Strecke quer durch ein abgelegenes Gebirgsareal. Zwei, maximal drei Wochen habe ich für diese Etappe angesetzt – in dieser Zeit müssen wir es schaffen, an den Oberlauf des Tscharky zu gelangen. Sollten wir zu langsam sein, bliebe nur noch eine Rückkehr zur Indigirka. Alles hängt von der Begehbarkeit des Flussbetts ab, der Größe des Gerölls, der Tiefe der Furten. Es ist ein vager Plan, für den es keine Garantie gibt. Aber ich bin überzeugt davon, dass er mit einer gewissen Beharrlichkeit aufgehen kann.

                                                                                                                      Es ist der 10. August, der inzwischen 12. Tag seit unserem Start in Tomtor bzw. 6. Tag seit Ust-Nera. Wenn ich die Anreise ab Berlin mitzähle, sind für mich schon drei Wochen vergangen.
                                                                                                                      Zuletzt geändert von bikevagabond; 17.02.2024, 21:53.
                                                                                                                      „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                      Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                                        • 30.06.2009
                                                                                                                        • 5162
                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                        #60
                                                                                                                        Wow, dieser Reisebericht ist echt klasse! Super Landschaft, toll beschrieben, spannende Bekanntschaften. Nur Njürgen, oh Gott, ick könnt das nicht...

                                                                                                                        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                        meine Weltkarte

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                          • 13.02.2017
                                                                                                                          • 146
                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                          #61
                                                                                                                          Einfach nur: DANKE für den Bericht!

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                            • 17.07.2013
                                                                                                                            • 3140
                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            Auch von mir danke und

                                                                                                                            Was mir so gefällt ist, dass Du bei all Deinem Ärger über Njurgun so sachlich schilderst, dass meine Sympathien und Bewunderung voll auf Njurguns Seite sind.

                                                                                                                            Ich muss an einige Fabeln denken: Die Grille und die Ameise, die Grille und der Maulwurf, Hase und Igel

                                                                                                                            Die Art und Weise, wie Njurgun mit social skills, es immer wieder schafft, dann doch vor Dir anzukommen und eine warme Mahlzeit und ein Bett zu haben, lässt das deutsch organisierte Vorgehen nicht immer überlegen wirken.

                                                                                                                            Dein Schrebstil ist wirklich so, dass ich eine Minute nach dem Lesen schon nicht mehr sicher bin, ob ich nicht doch einen Kinofilm gesehen habe.

                                                                                                                            Sensationell

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                              • 22.11.2013
                                                                                                                              • 318
                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                              #63
                                                                                                                              Danke für euer Feedback, das mich motiviert, den ausführlichen Stil des Berichts beizubehalten!

                                                                                                                              Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Was mir so gefällt ist, dass Du bei all Deinem Ärger über Njurgun so sachlich schilderst, dass meine Sympathien und Bewunderung voll auf Njurguns Seite sind.
                                                                                                                              Das freut mich zu hören, dass meine Beschreibungen auch solche Schlussfolgerungen zulassen. Es ist nicht immer einfach, aber ich gebe mir Mühe, das Ganze mit Abstand zu betrachten und persönlichen Wertungen nur dann einen Raum zu geben, wenn sie auch in der Situation vor Ort eine Rolle spielten. Und man mag es vielleicht nicht glauben: auf eine gewisse Art bewundere auch ich (immer noch) Njurguns verwegene Art zu reisen.
                                                                                                                              „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                              Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                • 3140
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Zitat von bikevagabond Beitrag anzeigen
                                                                                                                                Danke für euer Feedback, das mich motiviert, den ausführlichen Stil des Berichts beizubehalten!

                                                                                                                                .
                                                                                                                                ja, bitte unbedingt

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  • 875
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                                                                                                                                  Sehr interessant zu lesen 👍
                                                                                                                                  https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                    • 22.11.2013
                                                                                                                                    • 318
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                                                                                                                                    Es geht nun weiter durch das schmale Tal des Injali, welches von eindrucksvollen Bergketten mit bis zu 2000 m hohen Gipfeln umschlossen ist. Der Talgrund ist flach und das Gefälle moderat, doch es herrscht hier ein Gewirr von Flussarmen, Schotterbänken und Auwäldern, in dem man sich nur schwer zurechtfinden kann – wäre da nicht eine markante Fahrspur, die sich wie eine Leitline durch die Wildnis zieht. Diese Spur, die eindeutig von größeren Fahrzeugen herrührt, scheint nach den im Internet zugänglichen Satellitenbildern bis weit in den abgelegenen Nordwesten des Tscherskigebirges zu führen, so dass die Zuversicht entstand, auf dieser Strecke auch mit einem bepackten Fahrrad bis an den Oberlauf des Tscharky zu gelangen.

                                                                                                                                    Doch so ganz traute ich dieser Entdeckung nicht, da die Spur über lange Strecken immer wieder verschwindet und ich vor zwei Jahren schon die Erfahrung machte, dass solche Routen mitunter seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten nicht mehr befahren werden. Ich rechnete also damit, dass die Piste in einem erbärmlichen Zustand sein würde – überwachsen und versumpft – wobei es immer wieder besser bzw. notwendig sein könnte, das Fahrrad vollkommen offroad durch die unbewachsene Schotteraue zu schieben. Immerhin sind die Flusstäler hier von so vielen Freiflächen durchzogen, dass ein hindernisfreies Offroad-Gestiefel durchweg möglich sein sollte. Ich erfasste daher nicht nur die sichtbaren Pistenfragmente, sondern legte mir auch einen Track an, um im Zweifelsfall einer bevorzugten Offroad-Linie mit möglichst wenig Flussquerungen folgen zu können. All diese Informationen übertrug ich dann in passgenau zugeschnittene sowjetische Generalstabskarten im Maßstab 1:200.000, um stets einen Überblick zu den Möglichkeiten zu haben.

                                                                                                                                    Hier ein Beispiel vom Mündungsbereich des Injali mit den eigenen Kartierungen (graue Linien: Verlauf der erkennbaren Fahrspuren, violette Linien: Verlauf des Tracks, wenn dieser von den Fahrspuren abweicht oder Fahrspuren gänzlich fehlen; durch Anklicken kann der Kartenausschnitt vergrößert werden).

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole496.jpg Ansichten: 206 Größe: 815,5 KB ID: 3245578

                                                                                                                                    Da Njurgun etwas vergessen hatte und kurz nach unserem Start noch einmal zum Ufer der Indigirka zurückfuhr, bin ich schon ein längeres Stück vorausgefahren. Trotz der vielen Wasserlachen fährt sich der Weg immer noch besser als erwartet, daher peile ich als heutiges Tagesziel die erste große Furt an, die nach 7 km Pistenradeln auftauchen sollte. Ich bin regelrecht angefixt, endlich in dieses unbekannte Tal einzutauchen, über das ich im Vorfeld keinerlei Fotos oder Berichte finden konnte. Wahrscheinlich arbeitet sich hier nur alle paar Wochen ein einheimischer Konvoi durch, denke ich mir, als ich auf einmal ein Motorengeräusch vernehme, das immer näher kommt. Es ist ein geländegängiger Ural-Truck, der von Ganjas Hütte zu kommen scheint und schließlich neben mir stoppt.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole497.jpg Ansichten: 203 Größe: 234,0 KB ID: 3245574

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole498.jpg Ansichten: 204 Größe: 115,5 KB ID: 3245573

                                                                                                                                    Auch Njurgun befindet sich in der Besatzung, er war spontan aufgesprungen und will sich bei der Gelegenheit gleich bis zu einer kleinen Arbeiterbasis etwa 11 km hinter der Furt mitnehmen lassen. „Komm, steig auf, wir nehmen dich mit“, bietet mir der Fahrer an. Doch mir ist überhaupt nicht danach, schon jetzt Hilfe in Anspruch zu nehmen, zumal sich der Weg gerade problemlos fahren lässt und ich ohnehin versuchen möchte, jeden Kilometer selbst zurückzulegen. „Nein, fahrt ohne mich, ich werde an der Furt übernachten und morgen nachkommen.“ – „Bist du sicher?“, fragt mich Njurgun. „Ja! Der Weg ist gut, ich möchte ihn selbst befahren.“ Ich kann verstehen, dass Njurgun diesen mühsamen Teil der Route gerne einkürzen möchte, zumal sich sein Rad nicht so gut mit diesem Gelände verträgt. Aber da wir uns nun schon öfter wegen unterschiedlicher Vorstellungen getrennt haben, will ich mich auch diesmal nicht aus dem gewohnten Trott bringen lassen. Und so rattert der Lkw schließlich ohne mich weiter – Furt um Furt, Buckel um Buckel, unterm Strich kaum schneller als ich, so dass ich noch eine Weile warte, bis die Luft wieder von einer meditativen Stille erfüllt ist.

                                                                                                                                    Kaum eine halbe Stunde später erreiche ich schon die große Furt und treffe abermals auf den Truck, dessen Besatzung sich zu einer kleinen Vodkapause am Feuer entschieden hat.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole499.jpg Ansichten: 200 Größe: 150,9 KB ID: 3245576

                                                                                                                                    Es ist der Hauptarm des Injali, der an dieser Stelle tief und strömungsstark talwärts zieht. Bei einem Furtversuch zu Fuß würde man hier sofort weggerissen werden. Im Uferwald folge ich noch einer Schneise, doch auch an den anderen zugänglichen Stellen gibt es nirgendwo seichtes Wasser. Es wäre also definitiv notwendig, das Boot aufzubauen, um auf die andere Talseite zu gelangen.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole500.jpg Ansichten: 201 Größe: 147,5 KB ID: 3245577

                                                                                                                                    Die Truckfahrer bieten mir abermals an, mich mitzunehmen und so lasse ich mich nun doch darauf ein, aber nur für die Querung des Flusses, da sie auch mit Boot nicht ganz so einfach wäre (man würde auf der gegenüber liegenden Seite unweigerlich in steinige Stromschnellen geraten).
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole501.jpg Ansichten: 200 Größe: 181,4 KB ID: 3245579

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole502.jpg Ansichten: 200 Größe: 185,4 KB ID: 3245580

                                                                                                                                    Auch für so einen großen Lastwagen stellt diese Flussquerung eine Herausforderung dar. Der Fahrer schlägt einen riesigen Umweg ein, quert mehrfach den ersten Nebenarm, bis er eine sichere Stelle findet, die seicht genug ist, um den Ural auf die andere Seite des Hauptarms zu bringen. Während Njurgun vorn im Fahrerhaus einen Platz gefunden hat, sitze ich mit dem Rest der Truppe auf der schaukelnden Ladefläche.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole503.jpg Ansichten: 200 Größe: 152,3 KB ID: 3245581

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole504.jpg Ansichten: 199 Größe: 105,5 KB ID: 3245582

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole505.jpg Ansichten: 200 Größe: 86,1 KB ID: 3245583

                                                                                                                                    Eine halbe Stunde dauert das Manöver, erst dann erreichen wir die Fortsetzung der Fahrspur. Hier lasse ich mich wieder abwerfen und suche mir im fortgeschrittenen Dämmerlicht nur noch einen geeigneten Platz für die Nacht.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole506.jpg Ansichten: 200 Größe: 185,4 KB ID: 3245584

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole507.jpg Ansichten: 201 Größe: 155,1 KB ID: 3245585

                                                                                                                                    Am nächsten Tag gibt es wieder strahlendem Sonnenschein und am Nachmittag hochsommerliche 27°C.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole508.jpg Ansichten: 198 Größe: 168,2 KB ID: 3245587

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole509.jpg Ansichten: 202 Größe: 181,6 KB ID: 3245586

                                                                                                                                    Die Fortsetzung der Piste führt die meiste Zeit mitten durch den Auwald und ist trotz mancher Bachfurten und Sumpflöcher in einem gut fahrbaren Zustand. An einer Matschpassage sehe ich einmal Bären- und Wolfsspuren. Überfallen werde ich aber nur von lästigen Fliegen...
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole510.jpg Ansichten: 201 Größe: 314,4 KB ID: 3245593

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole511.jpg Ansichten: 202 Größe: 308,6 KB ID: 3245607

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole512.jpg Ansichten: 201 Größe: 273,5 KB ID: 3245589

                                                                                                                                    Als ein grobsteiniges Gerinnebett auftaucht, geht die Piste direkt an den linken Talrand, wo sie abschnittsweise zu einem richtigen Damm aufgeschoben wurde.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole513.jpg Ansichten: 199 Größe: 221,3 KB ID: 3245590

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole514.jpg Ansichten: 198 Größe: 189,6 KB ID: 3245591

                                                                                                                                    Nach zwei Stunden auf Achse erreiche ich schließlich die kleine Arbeiterbasis.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole515.jpg Ansichten: 197 Größe: 186,7 KB ID: 3245588

                                                                                                                                    Dass es hier eine Basis gibt, hatte ich beim Sichten der Satellitenbilder erst auf den zweiten Blick bemerkt. In den hochaufgelösten ESRI-Bildern ist diese nämlich nicht zu sehen, jedoch auf den Yandex-Bildern, die ebenfalls gut aufgelöst und definitiv aktueller sind. In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich auch an eine Bemerkung Karpuchins, der während seiner Fotoexpedition vor 10 Jahren eine leichte Trübung des klaren Injali-Wassers „durch Goldsucher“ feststellte. Die ESRI-Bilder müssen also um einiges älter sein, da sie einen Zustand zeigen, in dem es am Injali noch keinerlei Bergbauaktivitäten gab...

                                                                                                                                    Der Vergleich der beiden Satbilder zeigt auch gut, wie sich innerhalb weniger Jahre der Lauf des Flusses ändern kann. Es ist daher anzunehmen, dass auch die aktuelleren Yandex-Bilder, die ich für die Erstellung des Offroad-Tracks verwendet habe, inzwischen veraltet sind, zumal die dort erkennbare Basis nach Aussage der gestrigen Truckfahrer schon wieder geschlossen sein soll... So schnell können also auch mitten in der Wildnis Veränderungen vonstatten gehen, ohne dass man sie auf den vermeintlich aktuellen Satbildern nachvollziehen kann. Der Pistenverlauf scheint aber nach wie vor der gleiche zu sein (in den Bildausschnitten hellblau hervorgehoben; durch Anklicken können auch diese wieder vergrößert werden).
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole516.jpg Ansichten: 200 Größe: 501,8 KB ID: 3245597

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole517.jpg Ansichten: 202 Größe: 482,1 KB ID: 3245594

                                                                                                                                    Auf dem Gelände der Goldgräber-Basis, die vor einem Jahr noch in Betrieb war, scheint nun der Hund begraben zu sein – alles wirkt verlassen und verwahrlost. Und doch gibt es hier noch ein paar Männer, die die Stellung halten, einen treffe ich direkt am Hauptweg. Da er etwas schweißt und mich nicht bemerkt, rufe ich laut „Hallo“ und frage, wo der Ural parkt, der hier letzte Nacht eingetroffen sein sollte. Als er mich sieht, verweist er lediglich in eine Seitengasse und setzt wortlos seine Arbeit fort.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole518.jpg Ansichten: 199 Größe: 194,6 KB ID: 3245592

                                                                                                                                    Und tatsächlich – hier finde ich schließlich die komplette Lkw-Mannschaft, die sich in den frei zugänglichen Wohncontainern eingerichtet hat. Auch sie sind erst vor kurzem hier angekommen, da der Truck wegen defekter Scheinwerfer und gleichzeitig schwieriger Wegeverhältnisse erst heute bei Tageslicht weiterfahren konnte. Sie alle haben also wie ich irgendwo im Auwald übernachtet, offenbar mehr schlecht als recht, denn die meisten von ihnen liegen jetzt dösend in einem Matratzenlager. Njurgun aber ist am Werkeln und hat die Luftkammern aus dem Drakar Meridian geholt, damit das Boot in der Sonne besser austrocknen kann, was im Vergleich zu einem Packraft immer etwas länger dauert.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole519.jpg Ansichten: 201 Größe: 194,9 KB ID: 3245596

                                                                                                                                    Natürlich serviert man uns noch etwas zu Essen: es gibt Reis mit Hühnchen, dazu löslichen Kaffee und Tee.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole520.jpg Ansichten: 199 Größe: 219,6 KB ID: 3245595

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole521.jpg Ansichten: 199 Größe: 133,0 KB ID: 3245598

                                                                                                                                    Zwischendurch bekommen wir Besuch von den ansässigen Arbeitern – kernige Typen, die in der Mittagshitze nur in Unterhosen herumlaufen und von Staub überzogen ganz dem Klischee eines Schachtarbeiters entsprechen... Staunend betrachten sie mein bepacktes Rad und Njurguns Boot, welches nun wieder eingerollt wird, damit wir heute noch ein bisschen Strecke machen können.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole522.jpg Ansichten: 198 Größe: 188,6 KB ID: 3245599

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole523.jpg Ansichten: 200 Größe: 222,5 KB ID: 3245600

                                                                                                                                    Kurz vor 16 Uhr brechen wir auf, die Lkw-Mannschaft wird noch etwas länger bleiben, da es am Fahrzeug einiges zu reparieren gibt. Der Weg ist hier in einem ausgezeichneten Zustand, so dass wir auf den folgenden Kilometern wunderbar vorankommen.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole524.jpg Ansichten: 200 Größe: 250,1 KB ID: 3245601

                                                                                                                                    Schwierig wird es nur beim Furten seitlicher Zuflüsse...
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole525.jpg Ansichten: 198 Größe: 214,0 KB ID: 3245602

                                                                                                                                    ...und als der Weg direkt über einen Geröllhang führt.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole526.jpg Ansichten: 196 Größe: 167,6 KB ID: 3245603

                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole527.jpg Ansichten: 199 Größe: 195,3 KB ID: 3245604

                                                                                                                                    Am Abend passieren wir noch den Tschalby, der aus einem größeren Seitental geflossen kommt. Hier führt der Weg eine Anhöhe hinauf, auf der es auch einen Abzweig gibt, der durch die Berge in Richtung Arga-Moj zu führen scheint.
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole528.jpg Ansichten: 200 Größe: 181,5 KB ID: 3245605

                                                                                                                                    Auf den Satbildern sah es so aus, als ob es hier oben eine Hütte geben würde, doch wir finden keine und richten unser Lager schließlich am Wegesrand ein. Es ist das erste Mal auf dieser Tour, dass wir gemeinsam zelten und gemeinsam am Feuer sitzen...
                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole529.jpg Ansichten: 200 Größe: 162,3 KB ID: 3245606

                                                                                                                                    Während ich mir einen Pott Reis mit Trockengemüse koche, gibt es bei Njurgun Grünen Tee und chinesische Instand-Nudeln, von denen er sich ungefähr 20 Päckchen mitgenommen hat (den überall erhältlichen Klassiker Доширак). Wieder einmal frage ich mich, wie lange er mit dieser kargen Proviantrechnung durchkommen wird? Es wäre an der Zeit, dieses Thema mal ausführlicher zu besprechen, doch wir schweigen uns wie üblich an...

                                                                                                                                    Während sich Njurgun nach dem Essen ein Video anschaut, ziehe ich eine erste Bilanz: 25 km konnte ich heute zurücklegen, davon 15 km mit Njurgun – eine beachtliche Etappe, rechnete ich doch im Schnitt mit 10 bis 15 Tageskilometern. Und das, obwohl es unterwegs schon 7 Flussfurten zu queren gab (zwei davon knietief). So gut wird es aber mit Sicherheit nicht weitergehen. Der ausgefahrene Weg wird in wenigen Kilometern in das Changalas-Tal nach Süden abbiegen (in Richtung Kolyma-Trasse), während wir weiter dem Injali-Tal folgen müssen, in dem es auf den nächsten 50 km keinen Fahrweg mehr zu geben scheint. Auf den Satbildern war zumindest keiner mehr zu erkennen, so dass ich davon ausgehe, dass wir diesen Abschnitt vollkommen offroad bewältigen müssen, also immer schön den unbewachsenen Schotterflächen folgend. Dabei wird es allerdings nötig sein, mehr als 30-mal den Hauptarm des Injali zu queren. Unter diesen Umständen wird uns eine Tagesstrecke von 10 km schon sehr sportlich erscheinen, so dass ich mit mindestens 5 Tage für diese Teiletappe rechne. Doch vielleicht haben wir auch Glück und es gibt auch hier noch eine Fahrspur, der wir folgen können. In der Truck-Mannschaft war nämlich einer der Überzeugung, dass es auch im Injali-Tal eine weiterführende Spur geben soll. „Der Abzweig ist nicht zu übersehen!“, gab er deutlich zu verstehen...
                                                                                                                                    Zuletzt geändert von bikevagabond; 28.02.2024, 22:41.
                                                                                                                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                    Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                      • 22.11.2013
                                                                                                                                      • 318
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole530.jpg Ansichten: 0 Größe: 236,0 KB ID: 3245612

                                                                                                                                      Es dauert nicht lange und wir erreichen den Hauptlauf des Injali. Doch dann verschlechtert sich der Zustand der Piste und es geht durch einige halbmetertiefe eiskalte Wasserlöcher.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole531.jpg Ansichten: 0 Größe: 204,7 KB ID: 3245613

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole532.jpg Ansichten: 0 Größe: 264,3 KB ID: 3245614

                                                                                                                                      Es zeigt sich, dass dies lediglich ein alter Parallelweg ist, der nach 2 km wieder zurück zum Hauptweg führt. Also fahre ich noch ein Stück weiter, in der Hoffnung den richtigen Abzweig zu finden. Njurgun ist mal wieder verschwunden, am Hauptarm des Injali bog er aus unerfindlichen Gründen in die weglose Schotteraue ein und tauchte danach nicht mehr auf...
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole533.jpg Ansichten: 0 Größe: 255,9 KB ID: 3245616

                                                                                                                                      Kurz darauf entdecke ich neben zwei verfallenen Blockhüttchen einen weiteren Abzweig. Er führt schnurstracks zu einem großen Aufeis (Naled), auf dem sich eine unscheinbare Fahrspur fortsetzt. Sollte das nun unser Weg sein?
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole534.jpg Ansichten: 0 Größe: 143,2 KB ID: 3245611

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole535.jpg Ansichten: 0 Größe: 88,8 KB ID: 3245615

                                                                                                                                      Eins ist jedenfalls klar: hier müssen wir rein, weitere Abzweigungen würden nicht mehr zum Injali führen. Also kehre ich wieder um und warte am Ausgangspunkt unserer Erkundung, bis auch Njurgun wieder zurückkehrt. Es stellt sich heraus, dass er ebenfalls bis zum Naled vorgedrungen war. Dort hatte er aber im Gegensatz zu mir genauer hingeschaut, denn er bemerkte, dass es am Rand der Eisfläche noch einen weiteren Abzweig gibt – genau der, den wir suchten!
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole536.jpg Ansichten: 0 Größe: 188,6 KB ID: 3245619

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole537.jpg Ansichten: 0 Größe: 227,3 KB ID: 3245620

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole538.jpg Ansichten: 0 Größe: 186,8 KB ID: 3245617

                                                                                                                                      Ein paar Furten weiter gelangen wir wieder an den Hauptarm des Injali. Hier müssen wir jetzt durch, doch ich sehe schon, dass es mit dem Rad nicht möglich sein wird. Njurgun ist anderer Meinung und läuft geradewegs in die strömenden Fluten, muss dann aber auch erkennen, dass das Wasser am Ende zu tief wird. Er schafft es noch gerade so, sein Rad umzudrehen und zurückzukehren.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole539.jpg Ansichten: 0 Größe: 187,3 KB ID: 3245618

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole540.jpg Ansichten: 0 Größe: 193,7 KB ID: 3245622

                                                                                                                                      Nun ist uns beiden klar, dass wir hier nur mit dem Boot rüberkommen. Also baue ich flugs mein Packraft auf und portiere alles auf die andere Flussseite – zunächst mein eigenes Gepäck mit Fahrrad, dann Njurguns Gepäck mit Fahrrad und im dritten Durchgang schließlich noch Njurgun. Auf diese Weise geht es am schnellsten und man spart sich den Aufbau eines zweiten Bootes, zumal sich das Drakar nicht so leicht trocknen lässt. Mit einem Packraft ist man für solche Aktionen definitiv besser gerüstet – es brauchte nur eine halbe Stunde, um diese Furt paddelnd zu queren.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole541.jpg Ansichten: 0 Größe: 206,5 KB ID: 3245621

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole542.jpg Ansichten: 0 Größe: 202,8 KB ID: 3245624

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole543.jpg Ansichten: 0 Größe: 227,6 KB ID: 3245627

                                                                                                                                      Ich will gerade wieder mein Rad bepacken, da teilt mir Njurgun auf einmal mit, dass ihm schwindelig ist und er sich eine Weile ausruhen möchte: „Power no! Lass uns eine Pause machen.“ Ob sein Zustand vielleicht mit dem kargen Frühstück zusammenhängt, das heute nur aus ein paar Bissen Brot bestand? Ich habe das dumpfe Gefühl, dass seine knappe Proviantierung schon bald einen Bonus verlangt. Doch jetzt schon mit ihm auf die Jagd zu gehen, wäre mir zu früh. Es würde mir besser gefallen, wenn wir dieses Tal mit all seinen Schwierigkeiten erst einmal hinter uns bringen. Doch ausgerechnet diese Etappe wird von uns die meiste Energie einfordern...

                                                                                                                                      Etwa eine Stunde döst Njurgun im Schatten, dann entfacht er ein Feuer und setzt Wasser für eine Extraportion Chinanudeln an. „Lass uns gleich hier die Nacht verbringen“, schlägt er plötzlich vor. In Gedanken war ich schon dabei, dass wir noch ein bisschen Strecke machen, denn das Wetter ist gerade ideal und wir haben heute noch keine 6 km geschafft. „Es wäre gut, wenn wir nach der Pause noch ein Stück weitergehen“, versuche ich ihn zu überreden. „Nein, ich bleibe hier. Wenn du unbedingt willst, geh alleine.“ Im Grunde wäre es in Ordnung, mal einen Tag etwas auszuspannen, doch die schlechte Laune, mit der er mir begegnet, lässt mich dann tatsächlich packen und aufbrechen. Vielleicht gelingt es mir bei der Gelegenheit noch die nächste Hürde auszukundschaften, damit wir morgen etwas schneller vorankommen.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole544.jpg Ansichten: 0 Größe: 120,8 KB ID: 3245626

                                                                                                                                      Gleich hinter der Furt geht es ein längeres Stück durch den Wald, diesmal auf richtig trockenem Grund, so dass die Piste wie ein normaler Waldweg aussieht.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole545.jpg Ansichten: 0 Größe: 223,4 KB ID: 3245623

                                                                                                                                      Letztlich ist es aber die offene Schotteraue, die sich für ein Durchkommen am besten eignet und so führt die Fahrspur die meiste Zeit über das holprige Geröll (interessanterweise immer nah am angelegten Track, da es auch für die Fahrzeuge die idealste Linie zu sein scheint). Hier wird mir klar, warum die Spur auf den Satbildern kaum oder gar nicht erkennbar ist – sie hebt sich einfach zu schlecht von der Umgebung ab...
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole546.jpg Ansichten: 0 Größe: 198,4 KB ID: 3245628

                                                                                                                                      Ein herrliches Abendlicht liegt über dem wilden Land. Einziger Wehrmutstropfen: die allabendlich zunehmende Kriebelmückenplage, die mich auch während der Fahrt das Mückennetz überziehen lässt.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole547.jpg Ansichten: 0 Größe: 116,9 KB ID: 3245629

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole548.jpg Ansichten: 0 Größe: 105,8 KB ID: 3245632

                                                                                                                                      Nach 6 km dann wieder eine Aufzweigung. Ich wähle die linke Spur, da sie ausgefahrener zu sein scheint und markiere meine Entscheidung mit einem 2 m großen Pfeil am Boden.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole549.jpg Ansichten: 0 Größe: 211,4 KB ID: 3245633

                                                                                                                                      Offenbar habe ich an dieser Stelle gerade einen Bären aufgescheucht – es gibt frische Spuren, die sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung führen...
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole550.jpg Ansichten: 0 Größe: 151,7 KB ID: 3245631

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole551.jpg Ansichten: 0 Größe: 173,4 KB ID: 3245640

                                                                                                                                      Kurz darauf die nächste große Furt. Hier gehe ich heute nicht mehr durch, zumal es wieder nötig sein wird, das Boot einzusetzen.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole552.jpg Ansichten: 0 Größe: 90,6 KB ID: 3245635

                                                                                                                                      Ich parke mein Zelt nah am Abzweig, auf einer halbwegs ebenen Stelle mit schattigem Gebüsch im Rücken. So lässt es sich auch bei zunehmender Sonnenstrahlung noch eine Weile im mückensicheren Zelt aushalten.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole553.jpg Ansichten: 0 Größe: 322,9 KB ID: 3245634

                                                                                                                                      Typische Auenlandschaft des Injali.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole554.jpg Ansichten: 0 Größe: 214,9 KB ID: 3245636

                                                                                                                                      Zurück an der Furt, inspiziere ich die Möglichkeiten, auf die andere Seite zu gelangen. Durch die vielen Steine im stark strömenden Wasser, sehe ich jedoch kaum eine Chance, direkt rüber zu paddeln. Man würde unweigerlich an einem verholzten Prallufer landen, von dem es sehr umständlich wäre, in die offene Aue zurückzukehren.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole555.jpg Ansichten: 0 Größe: 176,5 KB ID: 3245643

                                                                                                                                      Also erkunde ich erstmal den anderen Abzweig und gelange einen Kilometer weiter an eine bessere Furt. Es gelingt mir ohne Probleme überzusetzen, so dass ich schon einen Teil meines Gepäcks auf die andere Seite bringe und die Fortsetzung der Fahrspur erkunde. Dann paddle ich zurück ans Ausgangsufer und warte im Wald Blaubeeren sammelnd auf Njurgun.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole556.jpg Ansichten: 0 Größe: 236,3 KB ID: 3245638

                                                                                                                                      Die Markierung am Abzweig hatte ich schon auf rechts gedreht, so dass er schon bald direkt hierher finden sollte. Doch als er 15:30 Uhr immer noch nicht auftaucht, entscheide ich mich ihm entgegen zu fahren. Ich war schon bereit, einige Kilometer Rückfahrt auf mich zu nehmen, da sehe ich am Abzweig, dass der aufgestellte Teil der Markierung umgeworfen wurde und die signalgebende Plastiktüte verschwunden war. Sollte es ein Bär gewesen sein? Oder war es Njurgun? Vorsichtshalber fahre ich noch einmal den linken Abzweig rein und siehe da: es war tatsächlich Njurgun, der sich für den falschen Weg entschied, weil er den riesigen Pfeil am Boden übersehen hatte... Zum Glück ist er gerade erst angekommen, so dass er noch nicht auf die Idee kam, mit dem Boot überzusetzen. Dennoch wirkt er irgendwie angefressen, als er mich kommen sieht. „Geht es dir wieder besser?“, frage ich. „Ja, alles in Ordnung“, antwortet er trocken. Den gestrigen Abend hatte er noch genutzt, um zu angeln, seine Watstiefel zu reparieren und sein Gewehr zu kalibrieren. „Lass uns den anderen Weg gehen, dort lässt sich die Furt besser queren“, sage ich und nehme ihm noch den Rucksack vom Vorderrad ab, damit er mir leichter folgen kann.

                                                                                                                                      Als wir schließlich das Ufer erreichen, an dem ich das bereits aufgebaute Boot an einen Strauch gebunden hatte, nehme ich wieder die Rolle des Fährmanns ein und überführe all unsere Ausrüstung, die Räder und zum Schluss auch Njurgun auf die andere Seite des Flusses. Diesmal bin ich gezwungen, die Ladung auf insgesamt fünf Überfahrten aufzuteilen, damit ich in den höheren Wellen nicht Gefahr laufe zu kentern. Und doch gelingt die Portage wieder in kürzester Zeit, so dass wir schon eine gute halbe Stunde später weiterfahren können.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole557.jpg Ansichten: 0 Größe: 177,0 KB ID: 3245625

                                                                                                                                      Es geht weiter auf einer kaum erkennbaren Spur quer durch die blanke Schotteraue. Zeitweise verschwindet sie ganz, so dass wir einfach der Nase nach über das Geröll stiefeln, immer die am leichtesten begehbare Linie wählend.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole558.jpg Ansichten: 0 Größe: 188,4 KB ID: 3245630

                                                                                                                                      Da ich mit meinem Fatbike leichteres Spiel habe, bin ich irgendwann weit vor Njurgun, bleibe aber stets auf Sichtweite und nutze den Vorprung, um so manche grobsteinige Abschnitte erstmal ohne Rad zu erkunden. Sobald ich dabei auf Fragmente einer Fahrspur stoße, kehre ich wieder um und gehe mit dem Rad in genau diese Richtung. Dabei bilde ich mir ein, dass ich damit auch Njurgun einen Gefallen tue, da er mir nur folgen braucht, doch es scheint ihm nicht zu gefallen, dass ich ständig vorausgehe und die Richtung bestimme. Als ich ihm einmal entgegen laufe, um mit ihm die nächsten Schritte zu besprechen, geht er wortlos an mir vorbei und schlägt bewusst eine andere Route ein.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole559.jpg Ansichten: 0 Größe: 130,3 KB ID: 3245637

                                                                                                                                      Okay, solange wir auf Sichtweite bleiben, kann ja jeder den Weg wählen, den er für den besseren hält. Als dann aber die ersten Auwaldinseln auftauchen und ich mit meinem Rad schon wieder ein ganzes Stück voraus bin, sehe ich, wie Njurgun hinter mir in einen anderen Korridor hineinläuft und zwischen den Bäumen verschwindet... Verflixt nochmal! Wieso gibt er mir nicht Bescheid oder versucht sich an so einer Stelle mit mir abzustimmen? Ich renne zurück, will ihn noch abpassen und rufe „Njurgun! Wo gehst du hin?“ Doch es gibt keine Reaktion, er läuft einfach weiter. Im Dauerlauf lege ich nach und hole ihn schließlich ein. „Was ist los? Warum antwortest du nicht? Ich habe dort drüben eine Spur gefunden.“ – „Na und? Ich habe hier auch eine Spur gefunden.“ – „Okay, dann wäre es aber gut, wenn wir uns an so einer Stelle absprechen würden! Sonst finden wir uns vielleicht nicht wieder.“ Doch das scheint ihn überhaupt nicht zu interessieren, denn er läuft trotzigen Schrittes weiter... Ich bin vollkommen genervt von dieser Situation und stelle für mich fest: So will ich nicht weitermachen! Soll er doch gehen, wohin er will. Von nun an werden wir uns parallel bewegen – jeder für sich, ohne den Anspruch, einander wiederzufinden. In Ust-Nera hatten wir uns ja im Grunde darauf geeinigt, es genau so zu machen, „falls unsere Differenzen zu groß werden sollten“...

                                                                                                                                      Resigniert stiefle ich zurück zu meinem abgelegten Rad und folge weiter dem Korridor, den ich bereits eingeschlagen hatte. Da mittlerweile die Sonne untergeht, rechne ich nicht mehr damit, dass wir uns heute noch wiedersehen. Doch dann treffen sich unsere Linien unverhofft wieder und ich sehe Njurgun vor mir auf eine Furt zulaufen.
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole560.jpg Ansichten: 0 Größe: 138,7 KB ID: 3245639

                                                                                                                                      Dort stoppt er, bis ich aufhole, läuft dann aber durch die Gegend, als ob er etwas sucht. Will er hier vielleicht übernachten? Es wäre besser, noch ein Stück weiter zu gehen, um im Auwald hinter der Furt einen geschützten Platz zu haben. Also gehe ich schon mal durch den ersten Flussarm und warte dort noch eine Weile, um zu sehen, was er als nächstes macht. Doch Njurgun baut weder das Zelt auf, noch folgt er mir – er wählt schlichtweg eine andere Stelle durch den Fluss und verschwindet erneut hinter ein paar Bäumen. Möglich, dass er dort einen guten Platz für die Nacht vermutet, also quere ich noch den zweiten Flussarm, um ebenfalls in den Auwald zu gelangen. Gleich hinter der Furt entdecke ich dann einen Platz, der mir richtig gut gefällt und entscheide mich, hier die Nacht zu verbringen, zumal auch Njurgun noch irgendwo in der Nähe sein sollte. Es wäre gut, wenn wir die Entscheidung, auf getrennten Wegen weiterzugehen, noch einmal im Einvernehmen besprechen würden. Also mache ich mich sogleich auf den Weg zu der Stelle, an der er vorhin den Fluss durchquert hat. Doch dann sehe ich nur wenige Meter neben meinem auserkorenen Lagerplatz seine Reifenspur im Sand – er ist tatsächlich noch weitergefahren! Unter diesen Umständen werde ich ihm heute nicht mehr folgen. Ich werde morgen einfach etwas zeitiger starten, um ihn an seinem Lagerplatz abzupassen.

                                                                                                                                      Im Licht der Abenddämmerung baue ich schließlich mein Zelt auf, entfache ein Feuer und koche mir mein Abendessen. Doch anstatt die Stille der Natur zu genießen, denke ich pausenlos darüber nach, was Njurgun so dermaßen verstimmt haben könnte. Sollte es wirklich damit zu tun haben, dass ich immerzu vorausgehe und die Richtung bestimme? Oder nervt es ihn grundsätzlich, dass er sich auf diese steinige Offroad-Strecke eingelassen hat, obwohl er doch die Möglichkeit gehabt hätte, einer anderen, mutmaßlich besseren Route zu folgen? Vielleicht nimmt er mir aber auch übel, dass ich ihn gestern in einem Moment zurückgelassen habe, in dem es ihm nicht gut ging – das könnte durchaus eine ganz schlechte Botschaft hinterlassen haben. Was auch immer das Problem ist – um es aufzuklären, müssten wir mal ganz konkret miteinander reden. Doch ausgerechnet dazu scheinen wir nicht in der Lage zu sein...

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole561.jpg Ansichten: 0 Größe: 233,3 KB ID: 3245641

                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole562.jpg Ansichten: 0 Größe: 44,5 KB ID: 3245642
                                                                                                                                      Zuletzt geändert von bikevagabond; 27.02.2024, 19:11.
                                                                                                                                      „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                      Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                        • 1275
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        Wieder ein überaus lesenswerter Abschnitt mit beeindruckender Natur. Mir gefällt es vor allem wie differenziert Du über die Probleme und Differenzen mit Njurgun schreibst und Dich dabei auch selbst kritisch hinterfragst und Ursachenforschung betreibst, anstatt die Schuld gleich pauschal bei ihm zu suchen. Ist halt nur echt schade, dass der Tourgenuss darunter so leidet. Gerade wenn man abends am Lagerfeuer sitzt gibt es bestimmt schönere Dinge als sich über sowas Gedanken machen zu müssen.

                                                                                                                                        Und so wie ich das lese scheint der Njurgun einfach kein wirklicher Teamplayer zu sein. Mag sein, dass er Gründe für seine Handlungen hat, nur halte ich es dann für sinnvoll über diese auch zu reden, anstatt nur stumm mein eigenes Ding zu machen. Naja, mal schauen wie sich das Drama noch so weiterentwickelt. 😉

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                          • 09.06.2013
                                                                                                                                          • 439
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          Ein riesiges Dankeschön für diesen spannenden Reisebericht, der sich unterhaltsamer als manch Roman liest.

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Dauerbesucher
                                                                                                                                            • 17.10.2010
                                                                                                                                            • 875
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            Das vorletzte Bild. Hast du da richtige Gummistiefel an? Kein EVA?
                                                                                                                                            https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 22.11.2013
                                                                                                                                              • 318
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                              Und so wie ich das lese scheint der Njurgun einfach kein wirklicher Teamplayer zu sein. Mag sein, dass er Gründe für seine Handlungen hat, nur halte ich es dann für sinnvoll über diese auch zu reden, anstatt nur stumm mein eigenes Ding zu machen. Naja, mal schauen wie sich das Drama noch so weiterentwickelt. 😉
                                                                                                                                              Ja, das "Drama" wird noch bis zum Ende der Tour gelegentlich ein Thema sein. Auf dem nächsten Tourabschnitt gibt es aber erstmal eine längere Verschnaufpause... Dass es mit einem neuen Reisepartner auch anders laufen kann, beschreibst du ja schön in deinem aktuellen Bericht zur Alaska-Tour (die auch noch zufälligerweise zur selben Zeit stattfand).​

                                                                                                                                              Zitat von sibirier Beitrag anzeigen
                                                                                                                                              Das vorletzte Bild. Hast du da richtige Gummistiefel an? Kein EVA?
                                                                                                                                              Die Watstiefel habe ich mir 2016 in Krasnojarsk zugelegt und seit 2021 nutze ich sie (so lange haben sie auf ihren Einsatz gewartet ) Das sind also klassische russische Gummistiefel - robust, stilvoll und im sumpfigen Gelände der beste Wanderschuh...
                                                                                                                                              „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                              Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                • 22.11.2013
                                                                                                                                                • 318
                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                Als ich am nächsten Morgen aufwache, bemerke ich einen starken Brandgeruch in der Luft. Rauchdunst eines entfernten Waldbrandes hat sich über das Tal gelegt und lässt die umliegenden Berge in einem apokalyptischen Licht erscheinen. Es ist die Kehrseite des sommerlich-warmen Wetters, das nun schon seit zwei Wochen anhält, wobei es seit dem Besuch an der Wetterstation „Jurty“ fast durchweg trocken blieb (während dieser Zeit gab es nur einmal Regen – während meiner Bergtour zu den Kisiljachi bei Ust-Nera).
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole563.jpg Ansichten: 0 Größe: 57,9 KB ID: 3247082

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole564.jpg Ansichten: 0 Größe: 39,0 KB ID: 3247079

                                                                                                                                                Kurz nach 9 Uhr bin ich schon starbereit und setze meinen Weg in das obere Injali-Tal fort. Njurgun dürfte gestern nicht mehr allzu weit vorausgegangen sein, also sollte ich schon bald auf sein Lager treffen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir unsere Entscheidung, auf getrennten Wegen weiterzuziehen, mit einvernehmlichen Worten beschließen sollten. Sich stillschweigend voneinander zu verabschieden, halte ich für den falschen Weg. Doch so aufmerksam ich mich auch umschaue – ich kann nichts entdecken, das auf Njurgun oder seinen Lagerplatz hindeutet. Möglich, dass er sich im Auwald abseits des Weges versteckt hat. Zuzutrauen wäre es ihm, zumal ich auch keinerlei Zeichen oder Markierungen finden konnte, ja nicht mal mehr eine Fortsetzung seiner Fahrradspur.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole565.jpg Ansichten: 0 Größe: 139,1 KB ID: 3247080

                                                                                                                                                Als dann nach zweieinhalb Kilometern die erste größere Furt auftaucht, gebe ich schließlich auf – hier wird er gestern Abend sicher nicht mehr durchgegangen sein. Das Wasser ist tief und strömungsstark, aber ich meine eine gute Linie zu erkennen, um die Furt problemlos queren zu können. Also setze ich den Rucksack auf den Rücken, ziehe meine Watstiefel an und laufe kurzentschlossen in den Fluss. Doch dann bemerke ich, dass die Furt viel tiefer ist als gedacht... Krampfhaft stemme ich mich gegen die kräftige Strömung, denn sie reißt mich fast davon. Der Wasserdruck auf die fetten Reifen und die eingetauchten Radtaschen ist dermaßen groß, dass ich das Rad kaum noch halten kann. Mit Ach und Krach schaffe ich es gerade so auf die andere Seite und stelle fest, dass ich die Passage vollkommen unterschätzt habe. Hier hätte ich definitiv das Boot aufbauen sollen!
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole566.jpg Ansichten: 0 Größe: 142,8 KB ID: 3247081

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole567.jpg Ansichten: 0 Größe: 194,8 KB ID: 3247078

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole568.jpg Ansichten: 0 Größe: 220,7 KB ID: 3247083

                                                                                                                                                Leider ist die Notwendigkeit eines Bootseinsatzes nicht immer sofort ersichtlich, so dass ich an der nächsten oberschenkeltiefen Furt ein weiteres Mal fast weggetrieben werde. Meine anfängliche Einschätzung war sogar, dass sie nur knietief sein würde, deshalb krempelte ich mir lediglich die Hosenbeine hoch und stieg mit meinen Trekkingsandalen ins Wasser, also ohne Watstiefel und ohne den Rucksack vom Gepäckträger abzunehmen. Ein fataler Fehler, der zum Glück nur mit einer nassen Hose und einer vollgelaufenen Radtasche bestraft wurde...

                                                                                                                                                An dieser Stelle war schon auf dem ersten Blick erkennbar, dass ein Furtversuch zu Fuß in einem Desaster enden würde. Also flugs das Packraft aufgebaut und alles in einem Rutsch auf die andere Seite portiert. Eine halbe Stunde dauert das Ganze.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole569.jpg Ansichten: 0 Größe: 140,2 KB ID: 3247084

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole570.jpg Ansichten: 0 Größe: 228,1 KB ID: 3247086

                                                                                                                                                Während die zahlreichen Furten der heutigen Etappe viel Zeit und Kraft kosten, lassen sich die Abschnitte dazwischen recht gut bewältigen, da die Fahrspur wieder einer klaren Linie folgt und entsprechend gut ausgefahren ist.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole571.jpg Ansichten: 0 Größe: 183,2 KB ID: 3247085

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole572.jpg Ansichten: 0 Größe: 140,9 KB ID: 3247093

                                                                                                                                                Als sich die Sonne dem Horizont nähert, lässt der Rauchdunst etwas nach und der Abend bekommt noch ein stimmungsvolles Licht. An einer schön gelegenen Furt mit Weitblick entscheide ich mich ausnahmsweise mal direkt auf dem Flussbettschotter zu zelten.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole573.jpg Ansichten: 0 Größe: 94,5 KB ID: 3247092

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole574.jpg Ansichten: 0 Größe: 135,9 KB ID: 3247087

                                                                                                                                                Obwohl ich zeitig gestartet bin und fast pausenlos unterwegs war, habe ich heute lediglich 14 km geschafft. Ich konnte zwar problemlos der Piste folgen, die sich insgesamt auch gut fahren lassen hat, doch der Wegeverlauf entsprach wie schon vermutet der Offroad-Version meines Tracks, so dass es auch zu den unvermeidbaren Flussfurten kam. Insgesamt 20-mal musste ich heute den Injali durchqueren, wobei 6 Furten knietief und 4 oberschenkeltief waren, plus eine, die sich nur per Boot bezwingen ließ. Kein Wunder, dass ich nach dieser Plackerei ziemlich fertig bin und das erste Mal echte Erholung brauche. Dabei muss ich unweigerlich an Njurgun denken, denn er wird es auf dieser Etappe noch schwieriger haben. Vor allem an den tiefen Furten wird er nicht nur das unpraktische Drakar aufbauen müssen, sondern jedes Mal auch gezwungen sein, einen neuen Schaft für sein Paddel zu schnitzen...

                                                                                                                                                Als der nächste Tag anbricht, bekomme ich Besuch von drei Tanklastern, die auf dem Weg nach Ust-Nera sind. Als sie mich in der Aue zelten sehen, stoppen sie natürlich und verwickeln mich in einen kurzen Plausch.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole575.jpg Ansichten: 0 Größe: 183,6 KB ID: 3247088

                                                                                                                                                „Von wo kommt ihr her?“, frage ich. „Von einer Mine weit entfernt in den Bergen. Am Pass befinden sich noch vier weitere Fahrzeuge, sie werden bald folgen.“ Interessant! Da hinten scheint es also etwas zu geben, das dem Weg eine gewisse Bedeutung verleiht. Doch wo genau sich diese Mine befindet, können oder wollen sie mir nicht erklären. Als ich erwähne, dass mein Ziel der Tscharky ist, erzählt mir einer aus der Truppe noch, dass er vor zwei Jahren ein paar Russen traf, die von Ust-Nera kommend auf gleicher Route zu diesem Fluss gegangen sind – allerdings zu Fuß mit großen Rucksäcken. Um auf dieser langen Marschetappe Gewicht zu sparen, ernährten sie sich unterwegs angeblich nur von Fisch, Beeren und Pilzen... Es ist im Grunde der gleiche Ansatz, den auch Njurgun auf dieser Reise verfolgt. Auf ihn komme ich dann auch noch zu sprechen, als ich mich von den Fahrern verabschiede: „Ein paar Kilometer flussabwärts werdet ihr noch einen Jakuten treffen, der wie ich mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir hatten ein paar Probleme, daher bewegen wir uns jetzt getrennt.“ Auch wenn wir uns nicht mehr sehen, sind wir doch irgendwie noch gemeinsam unterwegs. Zwar jeder für sich, aber auf gleicher Route, mit gleicher Richtung und gleichem Ziel... Schließlich krachen die Fahrertüren und die drei Tanklaster setzen sich wieder in Bewegung. Ein paar Minuten noch höre ich das Rattern ihrer Motoren bis mich wieder die gewohnte Stille umgibt, die lediglich vom Plätschern des Flusses unterbrochen wird.

                                                                                                                                                In der schattenlosen Demse koche ich mir noch einen Griesbrei und mache mich schließlich bereit für die nächsten anspruchsvollen Kilometer. Da ich noch die Anstrengungen des gestrigen Tages in den Knochen spüre, fühle ich mich etwas träge und lasse es heute etwas ruhiger angehen. Die Herausforderungen sind im Grunde die Gleichen: Flussquerung an Flussquerung, Orientierung im Gelände, Vorwärtskommen... Einmal muss ich mein Rad über ein paar Treibholzhaufen tragen, um eine geeignete Stelle zum Furten zu erreichen, ein anderes Mal ist dann wieder ein Bootseinsatz unumgänglich. Von kritischen Momenten bleibe ich heute aber verschont, obwohl ich einmal in zu tiefes Wasser gerate, welches mir sofort in den Watstiefel läuft. Einzig die zunehmend glitschigen Steine im Fluss machen es mir gelegentlich schwer, das schwer bepackte Rad in Balance zu halten. Auch in den weniger tiefen Furten muss ich mich dann vorsichtig nach vorne tasten – Schritt für Schritt, Radumdrehung für Radumdrehung...
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole576.jpg Ansichten: 0 Größe: 189,8 KB ID: 3247091

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole577.jpg Ansichten: 0 Größe: 206,3 KB ID: 3247090

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole578.jpg Ansichten: 0 Größe: 152,4 KB ID: 3247089

                                                                                                                                                Je weiter ich das Tal hinaufgehe, desto höher streben die umliegenden Berge, deren Gipfel nun schon die 2500 m-Marke erreichen. Der höchste von allen befindet sich sogar recht nah auf der linken Seite – ein namenloser Gigant mit kleinem Kargletscher, laut Karte fast 2700 m hoch.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole579.jpg Ansichten: 0 Größe: 85,8 KB ID: 3247094

                                                                                                                                                Auch die vor mir liegenden Bergketten beeindrucken mit ihren schroff gezähnten Graten, die im trüben Licht des wieder zunehmenden Rauchdunstes eine dramatische Kulisse abgeben.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole580.jpg Ansichten: 0 Größe: 154,7 KB ID: 3247095

                                                                                                                                                Am Nachmittag passiere ich mitten in der Schotteraue eine mysteriöse Gedenkstätte, die etwas Christliches und Heidnisches zugleich ausstrahlt. Auf dem Holzpfahl prangt eine Inschrift, die ich zunächst nicht entziffern kann. Dies gelingt mir erst am Ende der Reise mithilfe eines Mitarbeiters des Verchojansker Museums: „Sage Gott nicht, dass du in Schwierigkeiten bist, sondern sag, dass Gott mit dir ist.“
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole581.jpg Ansichten: 0 Größe: 159,9 KB ID: 3247096

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole582.jpg Ansichten: 0 Größe: 188,2 KB ID: 3247097

                                                                                                                                                Trotz des eingetrübten Wetters ist es immer noch hochsommerlich warm: gestern stieg die Temperatur auf 28°C, heute auf 25°C.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole583.jpg Ansichten: 0 Größe: 181,7 KB ID: 3247104

                                                                                                                                                Allmählich weitet sich das Tal und es gibt ein längeres Stück ohne Flussfurten.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole584.jpg Ansichten: 0 Größe: 152,1 KB ID: 3247105

                                                                                                                                                Erst nach 4 km zwingt mich der Injali wieder zum Absteigen. Da der Wasserlauf an dieser Stelle auf eine felsige Uferböschung trifft, von der man einen schönen Ausblick in die Weite hat, hebe ich mir die Flussquerung für den nächsten Tag auf.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole585.jpg Ansichten: 0 Größe: 156,7 KB ID: 3247098

                                                                                                                                                Im lichten Uferwald finde ich eine schöne Stelle für das Zelt und richte mich auf eine verregnete Nacht ein, denn es fängt ein wenig an zu tröpfeln.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole586.jpg Ansichten: 0 Größe: 251,4 KB ID: 3247100

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole587.jpg Ansichten: 0 Größe: 188,3 KB ID: 3247101

                                                                                                                                                Heute konnte ich fast 18 km zurücklegen und musste dabei 16 Flussfurten durchqueren, davon 6 knietiefe, 7 oberschenkeltiefe und eine per Boot (ich habe unterwegs eine Strichliste geführt). Wenn der Regen nicht zu einem Anschwellen des Wasserpegels führt, sollte ich morgen bereits das Ende der schwierigen Etappe erreichen. In etwa 8 km Entfernung wird aus einem schmalen Seitental von links eine weitere Fahrspur hinzukommen, die auf den Satbildern auch in der oberen Injali-Aue gut sichtbar blieb.

                                                                                                                                                Am nächsten Morgen regnet es immer noch – zwar nur leicht, aber beständig. Ganz anders die eben aktualisierte Wettervorhersage meines Satellitenmessengers: sie zeigt einen Sonne-Wolken-Mix mit NULL Prozent Niederschlagswahrscheinlichkeit! Ein prägnantes Beispiel dafür, wie zuverlässig koordinatenbezogene Piktogramm-Prognosen sind, wobei es im aktuellen Fall auch am Rauchdunst liegen kann, der in den Modellrechnungen sicher nicht eingegangen ist (mehr Aerosole = mehr Kondensationskerne = mehr Wolken- bzw. Tröpfchenbildung).
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole588.jpg Ansichten: 0 Größe: 159,7 KB ID: 3247102

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole589.jpg Ansichten: 0 Größe: 102,5 KB ID: 3247099

                                                                                                                                                Da ich dennoch eine Tendenz zu besserem Wetter erwarte, nutze ich die erstbeste Regenpause, um einzupacken und weiterzugehen. Je früher ich das Injali-Tal hinter mir habe, desto besser – es ist die Achillesferse der Tour. Erst wenn diese unberechenbarste aller Etappen gemeistert ist, kann ich mich entspannter auf den Rest einlassen.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole590.jpg Ansichten: 0 Größe: 203,5 KB ID: 3247112

                                                                                                                                                Die hinzukommende Fahrspur von links habe ich nicht bemerkt. In der buschigen Aue aber scheint der Weg auf einen generell besseren Untergrund zu treffen, so dass ich wieder ein paar längere Abschnitte fahrend zurücklegen kann.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole591.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,3 KB ID: 3247106

                                                                                                                                                Die Furten sind nach wie vor anspruchsvoll, inzwischen aber nicht mehr ganz so tief. Als es einmal quer durch einen vielfach aufgezweigten Flussbereich geht und ich mir eine individuelle Route abseits der Fahrspur suche, kommt mir gerade die angekündigte 4er-Kolonne entgegen. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht in ihrem Sichtfeld befinde, scheinen sie mich nicht zu bemerken und fahren durch, ohne anzuhalten.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole592.jpg Ansichten: 0 Größe: 156,6 KB ID: 3247103

                                                                                                                                                Im Schotterbett finde ich einen sonderbar geschliffenen Stein. Derweil regnet es unaufhörlich weiter, aber nur leicht, so dass ich auch ohne Regenkleidung nicht durchnässe.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole593.jpg Ansichten: 0 Größe: 99,3 KB ID: 3247109

                                                                                                                                                Auf den Satbildern hatte ich schon gesehen, dass die Fahrspur abschnittsweise auch durch den Wald am rechten Auenrand zu führen scheint, erkennbar an ein paar auffällig hellen Schneisen. Als ich die erste Stelle erreiche, biegt mein Weg tatsächlich nach rechts und wirkt plötzlich wie ein ganz normaler Waldweg.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole594.jpg Ansichten: 0 Größe: 258,4 KB ID: 3247108

                                                                                                                                                Doch ausgerechnet hier wird es dann noch unverhältnismäßig oft nass, denn alles Wasser der Umgebung scheint sich auf diesem Weg zu sammeln. Streckenweise laufe ich wie in einem Fluss, wobei das Wasser mitunter so eisig kalt ist, dass sich flache Nebelschwaden darüber bilden...
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole595.jpg Ansichten: 0 Größe: 194,4 KB ID: 3247110

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole596.jpg Ansichten: 0 Größe: 143,2 KB ID: 3247114

                                                                                                                                                Eine gewisse Erleichterung macht sich breit, als ich wieder in die offene Aue zurückkehre. Wenn es hier mal etwas schwieriger wird, habe ich definitiv mehr Spielraum, eine für mich optimale Passage zu finden.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole597.jpg Ansichten: 0 Größe: 116,9 KB ID: 3247107

                                                                                                                                                Als dann eine erhöhte Stelle mit einer einzelnen frei stehenden Lärche auftaucht, ist der Moment gekommen, das Lager aufzuschlagen. Während rundherum alles quietschnass ist, finde ich direkt unter dem Baum ein lauschig trockenes Plätzchen, an dem es sich auch im anhaltenden Nieselregen gut draußen sitzen lässt.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole598.jpg Ansichten: 0 Größe: 241,1 KB ID: 3247113

                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole599.jpg Ansichten: 0 Größe: 203,9 KB ID: 3247111

                                                                                                                                                Derweil passiert mich ein weiterer Fahrzeugtross flusabwärts: ein Trekol-Pistenfahrzeug, das von einem übergroßen Quad mit Anhänger begleitet wird. Diesmal sind sie es, die sich ein ganzes Stück abseits der eigentlichen Fahrspur durch die Aue bewegen, so dass ich sie erst sehen kann, als sie schon längst an mir vorbeigefahren sind.
                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole600.jpg Ansichten: 0 Größe: 140,3 KB ID: 3247115
                                                                                                                                                Zuletzt geändert von bikevagabond; 15.03.2024, 00:21.
                                                                                                                                                „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                  • 318
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                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole601.jpg Ansichten: 0 Größe: 238,7 KB ID: 3247120

                                                                                                                                                  Trotz der vielen Schwierigkeiten genieße ich die Abwechslung, die der Weg jeden Tag aufs Neue mit sich bringt. Es wird nie langweilig oder eintönig – das Gegenteil ist der Fall, zumal sich durch die zurückgehende Vegetation immer häufiger schöne Weitblicke ergeben.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole602.jpg Ansichten: 0 Größe: 162,3 KB ID: 3247117

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole603.jpg Ansichten: 0 Größe: 190,2 KB ID: 3247157

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole604.jpg Ansichten: 0 Größe: 124,5 KB ID: 3247119

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole605.jpg Ansichten: 0 Größe: 170,4 KB ID: 3247118

                                                                                                                                                  Am Nachmittag erreiche ich das zweite noch großflächig erhaltene Naled. Diese Aufeisflächen, von denen es laut Kartenmaterial früher noch ein paar mehr gab, bilden sich bevorzugt in den flachen Talbereichen, in denen sich der Fluss in viele langsam fließende Nebenarme auffächert. Wenn der Winter kommt, friert hier das Wasser schneller als anderswo und zwar schichtweise von unten nach oben, so dass sich ein meterhoher Eispanzer bilden kann. Im Frühling wird das Eis dann lediglich linienhaft durchschnitten, wobei große Teile den ganzen Sommer und damit auch Jahre oder Jahrzehnte überdauern können. Deshalb nenne ich diese Eisfelder auch gerne Flussgletscher.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole606.jpg Ansichten: 0 Größe: 109,5 KB ID: 3247156

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole607.jpg Ansichten: 0 Größe: 117,4 KB ID: 3247121

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole608.jpg Ansichten: 0 Größe: 145,2 KB ID: 3247158

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole609.jpg Ansichten: 0 Größe: 118,8 KB ID: 3247123

                                                                                                                                                  Um mir einen Überblick zu verschaffen, wo es weitergehen könnte, besteige ich eine felsige Anhöhe, die sich wie eine Insel aus der flachen Ebene hebt. In der Tundra am rechten Rand scheint es zumindest keine Fahrspuren zu geben.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole610.jpg Ansichten: 0 Größe: 161,2 KB ID: 3247124

                                                                                                                                                  Also bleibt nur der Weg mitten durch, wobei es wahrscheinlich am schlauesten ist, den eisfreien Korridoren am linken Rand zu folgen. Dort komme ich dann tatsächlich reibungslos durch, obwohl sich der Kanal zwischen den 2-3 m hohen Eisflanken vorübergehend auf wenige Meter verengt. Währenddessen vernehme ich gelegentlich ein dumpfes Rumpeln, das dem Grollen eines entfernten Gewitters ähnelt – immer dann, wenn irgendwo Teile des permanent schmelzenden Eises abbrechen.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole611.jpg Ansichten: 0 Größe: 168,3 KB ID: 3247125

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole612.jpg Ansichten: 0 Größe: 87,9 KB ID: 3247127

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole613.jpg Ansichten: 0 Größe: 109,2 KB ID: 3247126

                                                                                                                                                  Ich bin total fasziniert von dieser unwirklichen Wanderung zwischen Wasser, Eis und Geröll, so dass ich wiederholt stoppe, um diese einmalige Stimmung mit meiner Kamera einzufangen.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole614.jpg Ansichten: 0 Größe: 209,5 KB ID: 3247128

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole615.jpg Ansichten: 0 Größe: 137,4 KB ID: 3247129

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole616.jpg Ansichten: 0 Größe: 150,0 KB ID: 3247130

                                                                                                                                                  Irgendwann stoße ich wieder auf eine markante Fahrspur – ich bin also auf der richtigen Seite.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole617.jpg Ansichten: 0 Größe: 168,4 KB ID: 3247132

                                                                                                                                                  Geradezu einladend wirkt das inzwischen zugängliche Ufer, so dass ich mich kurzerhand entscheide, hier die Nacht zu verbringen.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole618.jpg Ansichten: 0 Größe: 132,3 KB ID: 3247133

                                                                                                                                                  Von der Böschung habe ich einen wundervollen Blick über das weite Flusstal. Nachdem ich einen guten Platz für das Zelt finden konnte, hole ich noch mein Rad hinterher und trage alles was ich brauche, den Hang hinauf.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole619.jpg Ansichten: 0 Größe: 119,9 KB ID: 3247131

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole620.jpg Ansichten: 0 Größe: 171,9 KB ID: 3247134

                                                                                                                                                  Ich liebe solche exponierten Lagerplätze – es ist einer der schönsten, den ich auf dieser Tour ausfindig machen konnte. Inzwischen ist auch die Luft wieder klarer geworden, so dass die Farben der Dämmerung für ein stimmungsvolles Licht sorgen.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole621.jpg Ansichten: 0 Größe: 123,0 KB ID: 3247135

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole622.jpg Ansichten: 0 Größe: 150,6 KB ID: 3247136

                                                                                                                                                  Mein beschaulicher Lagerplatz bei Sonnenaufgang.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole623.jpg Ansichten: 0 Größe: 310,5 KB ID: 3247139

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole624.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,5 KB ID: 3247138

                                                                                                                                                  Ein weiteres Mal bekomme ich Besuch von einer Fahrzeugkolonne – es ist die gleiche, die mir schon vor drei Tagen begegnet ist. Jetzt sind die Tanklaster auf dem Weg zurück ins Gebirge und in Begleitung des Trekol mit dem übergroßen Quad, welche vorgestern Abend an mir vorbeifuhren. Ich bin erstaunt, dass es hier unterm Strich etwa alle zwei Tage zu einer Fahrzeugbegegnung kommt – soviel Verkehr hatte ich auf dieser abgerissenen Piste absolut nicht erwartet.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole625.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,2 KB ID: 3247137

                                                                                                                                                  Diesmal legen die Männer eine richtige Pause ein und schenken mir sogar eines ihrer Brote. „Die letzten Tage waren anstrengend, ständig musste ich den Fluss durchqueren, einige Male gelang mir das nur mit dem Boot“, erzähle ich ihnen. „Dabei hast du noch Glück! Das Wasser ist zurzeit besonders niedrig, denn es hat schon lange keinen richtigen Regen mehr gegeben. In manchen Jahren ist der Fluss viel voller, da hättest du an jeder Furt ein Boot gebraucht...“ Ja, auch dass es hier eine so gut ausgefahrene Spur gibt, ist ein großes Glück, denn vollkommen offroad wäre ich in der mit Treibholz durchzogenen Aue des Mittellaufs sicher an meine Grenzen gekommen. So einfach wie in den Flusstälern des Tschuktschengebirges kann man sich hier nicht durcharbeiten. Kein Wunder, dass Njurgun an diesem Gelände keine Freude finden konnte, obwohl ich immer noch der Überzeugung bin, dass er mit dem Fahrrad schon viel anspruchsvollere Offroad-Strecken hinter sich gebracht hat und eigentlich daran gewöhnt sein müsste. „Habt ihr unterwegs meinen radreisenden Kollegen getroffen?“, frage ich die Trucker. Ich bin neugierig, wo sie Njurgun zuletzt gesehen haben und was er ihnen so erzählt hat. Doch ihre Antwort fällt ernüchternd aus: „Nein, da war sonst niemand auf der Strecke.“
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole626.jpg Ansichten: 0 Größe: 206,2 KB ID: 3247141

                                                                                                                                                  Sehr merkwürdig, wie kann das sein? Ich hätte schwören können, dass es bei so vielen Kolonnenfahrten zu einer Begegnung gekommen sein muss! Unweigerlich beginnt mein Kopf zu rattern und spielt alle möglichen Szenarien durch, die in dieses Bild passen könnten. Es wäre zum Beispiel möglich, dass Njurgun seine Lagerplätze auch später noch abseits des Weges eingerichtet hat und die Trucker-Kolonnen stets ahnungslos an ihm vorbeigefahren sind? Vielleicht ist er aber auch umgekehrt, da ihm die Route durch das Injali-Tal schon seit längerem nicht mehr zusagt und mit den vielen tiefen Furten schließlich zu heftig wurde? An seiner Stelle wäre ich dann einfach ins Boot gestiegen, um zur Mündung des Injali zurückzuraften, denn von da ließe sich die Tour mit einer Flussfahrt auf der Indigirka bis nach Chonuu fortsetzen, wobei zwischendurch auch eine Trekking-Tour in die Berge der „Verlorenen Welt“ möglich wäre (gegenüber von Tschumpu-Kytyl) – das wäre zumindest mein Plan B gewesen. Vielleicht ist Njurgun aber auch mit der zweiten Lkw-Kolonne mitgefahren, um sich an die Kolyma-Trasse zurückbringen zu lassen? Ich vermute, dass es eines der Umkehr-Szenarien ist, denn wenn er noch den Willen haben sollte, meiner Route nach Batagaj und Verchojansk zu folgen, wäre er doch sicher auf die jetzt vor mir stehenden Trucks aufgesprungen!? Oder sollte ihm gar etwas passiert sein? Es wäre ja möglich, dass er beim Queren eines tiefen Flusses von der Strömung weggerissen wurde und nun in echten Schwierigkeiten steckt?? Falls es tatsächlich zu einem derartigen Drama gekommen sein sollte, würde ich mir wahrscheinlich Vorwürfe machen... Nein, nein! Warum sollte ich mich denn in so einem Fall verantwortlich fühlen? Es war schließlich seine Entscheidung, zu gehen. Und er ist definitiv erfahren genug, um sich in Problemsituationen selber helfen zu können. Wer drei Tage lang barfuß und ohne Ausrüstung durch die Taiga laufen kann, um den muss man sich nicht sorgen... „Vielleicht hat ihn ja ein Bär gefressen?“, scherzen die Trucker. „Nein, das glaube ich nicht, er hat doch ein Gewehr dabei...“

                                                                                                                                                  Schließlich ist es soweit und die Kolonne zieht weiter – irgendwohin zu einer geheimnisvollen Mine inmitten des nördlichen Tscherskigebirges.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole627.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,2 KB ID: 3247140

                                                                                                                                                  Im kontrastvollen Sonnenlicht des Nachmittags zeigen sich die schroffen Berge endlich wieder von ihrer malerischen Seite.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole628.jpg Ansichten: 0 Größe: 145,8 KB ID: 3247142

                                                                                                                                                  Auch heute gibt es zu Beginn noch einige Flussfurten, später sind es nur noch Bachläufe, bis das Wasser sogar ganz versiegt. Auch auf dieser Etappe zeigt sich die Piste über lange Strecken in einem gut fahrbaren Zustand. Erst zum Ende hin werden die Steine immer gröber und die fahrbaren Abschnitte immer kürzer (maximal 100 m, wenn es gut kommt).
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole629.jpg Ansichten: 0 Größe: 191,5 KB ID: 3247148

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole630.jpg Ansichten: 0 Größe: 174,9 KB ID: 3247143

                                                                                                                                                  Kurz vorm Talschluss biegt die Fahrspur schließlich nach rechts und führt über die Baum- und Buschgrenze aus der Aue heraus.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole631.jpg Ansichten: 0 Größe: 115,9 KB ID: 3247144

                                                                                                                                                  Als ich in der flechtenbewachsenen Bergtundra eine kleine Anhöhe erspähe, ist sofort der Platz für die Nacht ausgemacht. Kein Lüftchen weht, kein Plätschern ist zu hören – es ist unglaublich still hier oben (ich befinde mich inzwischen auf über 1300 m). Doch das Beste ist: der schwierigste Teil der Tour ist endlich geschafft!
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole632.jpg Ansichten: 0 Größe: 70,5 KB ID: 3247145

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole633.jpg Ansichten: 0 Größe: 105,9 KB ID: 3247146

                                                                                                                                                  Bis zum ersten großen Pass sind es nur noch wenige Kilometer. An rostigen Fässern vorbei führt die Piste zunächst in eine düstere Schlucht hinein.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole634.jpg Ansichten: 0 Größe: 160,5 KB ID: 3247147

                                                                                                                                                  Überreste eines alten Rentierzauns deuten darauf hin, dass hier früher die nomadisch umherziehenden Ewenen ihr Revier hatten.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole635.jpg Ansichten: 0 Größe: 249,1 KB ID: 3247149

                                                                                                                                                  Nach gut 2 km Fußmarsch erreiche ich eine versumpfte Hochebene. Während am trockenen Lagerplatz noch die Lemminge piepsten, sehe ich hier nun einige Grashüpfer über den Weg springen (ich hätte nicht gedacht, dass es die in solch rauen Gefilden noch gibt).
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole636.jpg Ansichten: 0 Größe: 192,7 KB ID: 3247150

                                                                                                                                                  Auf der Passhöhe geht es dann streckenweise über grobe Blockfelder, die an manchen Stellen auch noch von Wasser überflutet sind. Insgesamt aber nichts, das sich nicht auch mit einem bepackten Fahrrad überwinden lässt.
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole637.jpg Ansichten: 0 Größe: 193,3 KB ID: 3247152

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole638.jpg Ansichten: 0 Größe: 221,9 KB ID: 3247154

                                                                                                                                                  Und dann ist es soweit: ich stehe auf kanpp 1500 Metern, dem höchsten Punkt der Tour! Ein besonderer Moment, den ich natürlich mit einem „Passfoto“ festhalten muss ;) Über die vor mir liegenden Bergketten kriechen derweil dicke Nebelwolken herab. So wie es aussieht, hat sich im Nordstau des Gebirges Kaltluft angesammelt, die nun allmählich rüberschwappt. Damit könnte in den nächsten Tagen tatsächlich mal ein konkreter Wetterwechsel eintreten (die Wettervorhersage des Satmessengers hat es schon angedeutet).
                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole639.jpg Ansichten: 0 Größe: 125,7 KB ID: 3247151

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole640.jpg Ansichten: 0 Größe: 134,5 KB ID: 3247153

                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole641.jpg Ansichten: 0 Größe: 195,8 KB ID: 3247155

                                                                                                                                                  Da ich in meinem Logbuch neben der zurückgelegten Tagesstrecke auch jede größere Furt notiert habe, hier noch eine Zusammenfassung zu den Herausforderungen der Injali-Etappe:

                                                                                                                                                  Tag 12 (10.8.): 8,8 km, 1 Flussfurt (mit Lkw)
                                                                                                                                                  Tag 13 (11.8.): 25,0 km, 7 Flussfurten (2 knietief)
                                                                                                                                                  Tag 14 (12.8.): 11,8 km, 5 Flussfurten (1 knietief, - oberschenkeltief, 1 mit Boot)
                                                                                                                                                  Tag 15 (13.8.): 6,0 km, 2 Flussfurten (- knietief, 1 oberschenkeltief, 1 mit Boot)
                                                                                                                                                  Tag 16 (14.8.): 14,2 km, 20 Flussfurten (6 knietief, 4 oberschenkeltief, 1 mit Boot)
                                                                                                                                                  Tag 17 (15.8.): 17,7 km, 16 Flussfurten (6 knietief, 7 oberschenkeltief, 1 mit Boot)
                                                                                                                                                  Tag 18 (16.8.): 19,8 km, 20 Flussfurten (5 knietief, 4 oberschenkeltief)
                                                                                                                                                  Tag 19 (17.8.): 14,0 km, 16 Flussfurten (2 knietief)
                                                                                                                                                  Tag 20 (18.8.): 15,6 km, 16 Flussfurten (1 knietief)
                                                                                                                                                  Tag 21 (19.8.): 3,5 km bis zum Pass

                                                                                                                                                  Injali-Tal von der Mündung bis zum Pass:
                                                                                                                                                  9 Tage, 136,4 km, 103 Flussfurten (23 knietief, 16 oberschenkeltief, 4 mit Boot, 1 mit Lkw)

                                                                                                                                                  Die Hauptarbeit dieser Etappe lag definitiv in der Bewältigung der zahlreichen Flussfurten. Durch die unerwartet guten Pistenverhältnisse konnte aber dennoch ein Vorankommen von durchschnittlich 15 km/Tag erreicht werden, was einem „Best Case“ entspricht (in der Planung rechnete ich mit 10 bis maximal 15 km/Tag).
                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von bikevagabond; 06.03.2024, 18:46.
                                                                                                                                                  „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                  Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                    Erfahren
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                                                                                                                                                    • 318
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                                                                                                                                                    Teil 5: Über den zweiten Pass zur Tscharky-Hochebene

                                                                                                                                                    Der erste von zwei Pässen ist geschafft, doch die Piste bleibt noch eine Weile verblockt, so dass ich mich stellenweise an den Kammweg im Riesengebirge erinnert fühle.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole642.jpg Ansichten: 20 Größe: 229,4 KB ID: 3248725

                                                                                                                                                    Irgendwann ist es aber soweit und der Untergrund wird wieder fahrbar, dazu noch mit einem tollen Weitblick über die vor mir liegenden Bergtäler (ganz hinten links ist schon das Hochtal des Tscharky zu sehen).
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole643.jpg Ansichten: 20 Größe: 141,9 KB ID: 3248723

                                                                                                                                                    Bevor ich wieder in tiefere Gefilde eintauche, passiere ich noch eine alte Basis. Die Hütten und Prospektionslinien am Berghang konnte ich schon auf den Satbildern sehr gut erkennen, so dass ich mich die ganze Zeit fragte, ob sich hier noch Leute aufhalten?
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole644.jpg Ansichten: 20 Größe: 231,7 KB ID: 3248728

                                                                                                                                                    Schnell wird klar, dass dieser Ort schon seit längerem verlassen ist.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole645.jpg Ansichten: 20 Größe: 199,5 KB ID: 3248726

                                                                                                                                                    Eine der zwei Hütten scheint noch gelegentlich in Benutzung zu sein und bietet für den Notfall einen trockenen Unterschlupf.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole646.jpg Ansichten: 20 Größe: 220,6 KB ID: 3248724

                                                                                                                                                    Die andere jedoch gammelt vor sich hin und wirkt wie eine Zeitkapsel, in der schon seit vielen Jahren nichts mehr angerührt wurde...
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole647.jpg Ansichten: 20 Größe: 253,2 KB ID: 3248727

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole648.jpg Ansichten: 20 Größe: 187,7 KB ID: 3248730

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole649.jpg Ansichten: 20 Größe: 180,6 KB ID: 3248731

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole650.jpg Ansichten: 20 Größe: 192,0 KB ID: 3248729

                                                                                                                                                    Zurück am Weg, treffe ich zum dritten Mal auf die Truckfahrer, die mit ihren Tankwagen eine entfernte Mine versorgen. Jetzt sind sie mal wieder auf dem Weg nach Ust-Nera und beschenken mich erneut mit einem Proviantbonus.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole651.jpg Ansichten: 20 Größe: 236,9 KB ID: 3248734

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole652.jpg Ansichten: 20 Größe: 241,5 KB ID: 3248733

                                                                                                                                                    Auf die Frage, in welchem Zustand die weiterführende Piste sei, bekomme ich eine wenig mutmachende Antwort: „Der Weg zum Tscharky ist schlecht – viel schlechter und sumpfig... Dagegen ist dieser Weg wie Asphalt!“ Dann erzählen mir die Fahrer noch, dass es in einigen Kilometern ein paar weitere Hütten geben soll – mit Banja und richtigen Pritschen zum Übernachten. Wenn dem so ist, sollte ich versuchen, sie noch heute zu erreichen. Der Wind hat inzwischen spürbar zugenommen, weht mit beißender Kälte aus Nord und lässt mich bei jeder Böe frösteln, so dass ich mich ausnahmsweise mal nach einer festen Unterkunft sehne. Doch zuvor muss noch ein Canyon gequert werden, bei dem ich mich frage, wie hier die Trucks durchkommen, denn man muss mitten durch den Fluss, vorbei an etlichen großen Felsbrocken...
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole653.jpg Ansichten: 20 Größe: 231,8 KB ID: 3248732

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole654.jpg Ansichten: 20 Größe: 233,0 KB ID: 3248736

                                                                                                                                                    Dahinter geht es dann in die schützende Taigazone des Burkat-Tals.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole655.jpg Ansichten: 20 Größe: 141,5 KB ID: 3248735

                                                                                                                                                    Richtig idyllisch erscheint mir das halb bewaldete Tal, als auf der linken Seite eine einzelne freistehende Blockhütte auftaucht. Sie macht einen soliden und heimeligen Eindruck, so dass ich schon mit dem Gedanken spiele, zu bleiben.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole656.jpg Ansichten: 20 Größe: 183,2 KB ID: 3248738

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole657.jpg Ansichten: 20 Größe: 143,0 KB ID: 3248741

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole658.jpg Ansichten: 19 Größe: 155,1 KB ID: 3248737

                                                                                                                                                    Da es aber erst 17 Uhr ist, erkunde ich noch ein wenig die Umgebung und entscheide mich schließlich, ein Stück weiterzufahren.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole659.jpg Ansichten: 19 Größe: 180,5 KB ID: 3248743

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole660.jpg Ansichten: 19 Größe: 127,4 KB ID: 3248744

                                                                                                                                                    Ein paar hundert Meter abwärts entdecke ich dann eine ganze Reihe weiterer Blockhütten. Es scheint früher eine richtige Geologensiedlung gewesen zu sein – mit Wohnhütten, Sommerzelten, Banja, Backofen, Öllager...
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole661.jpg Ansichten: 19 Größe: 200,8 KB ID: 3248739

                                                                                                                                                    Vieles ist aber auch hier schon verfallen und verwahrlost. Nur eine Hütte ist noch voll intakt und wohnlich eingerichtet.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole662.jpg Ansichten: 19 Größe: 123,3 KB ID: 3248742

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole663.jpg Ansichten: 20 Größe: 117,0 KB ID: 3248740

                                                                                                                                                    Hundehütte davor.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole664.jpg Ansichten: 20 Größe: 267,8 KB ID: 3248745

                                                                                                                                                    Zeltgerüst nebenan.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole665.jpg Ansichten: 19 Größe: 287,3 KB ID: 3248747

                                                                                                                                                    Müllplatz.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole666.jpg Ansichten: 20 Größe: 243,6 KB ID: 3248748

                                                                                                                                                    An sich ein guter Ort, um schlechtes Wetter auszusitzen, doch irgendwie hat mir die freistehende Einsiedlerhütte davor besser gefallen, so dass ich nach ausgiebiger Inspektion der kleinen Geologensiedlung wieder zu ihr zurückfahre. Hier mache ich es mir dann gemütlich, während von draußen immer wieder kalte Windböen gegen die Holztür donnern.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole667.jpg Ansichten: 20 Größe: 99,7 KB ID: 3248746

                                                                                                                                                    Als ich in der Dämmerung noch einmal vor die Hütte gehe, bemerke ich an einem weit entfernten Berghang talabwärts einen Lichtpunkt – zweifellos ein Ort, an dem sich Menschen befinden! Doch ob es sich dabei um eine bewohnte Basis oder gar um die mysteriöse Mine handelt, werde ich im weiteren Verlauf der Tour nicht mehr klären können...
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole668.jpg Ansichten: 20 Größe: 58,2 KB ID: 3248749

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole669.jpg Ansichten: 19 Größe: 64,3 KB ID: 3248750

                                                                                                                                                    Die Nacht verlief ohne Regen, doch der graue Himmel und der kalte Wind sind geblieben.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole670.jpg Ansichten: 19 Größe: 206,4 KB ID: 3248753

                                                                                                                                                    Der Weg ist immer noch ziemlich gut ausgefahren und führt anfangs ein Stück durch die offene Waldtundra, später dann abschnittsweise durch die dichter werdende Lärchentaiga.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole671.jpg Ansichten: 19 Größe: 170,6 KB ID: 3248751

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole672.jpg Ansichten: 19 Größe: 252,3 KB ID: 3248752

                                                                                                                                                    Die meiste Zeit aber geht es direkt im Flussbett des Burkat weiter. Dabei muss auch hier etliche Male der Wasserlauf durchquert werden, was jedoch aufgrund der geringen Wassermenge kein Problem darstellt. Weiter unten versiegt der Fluss sogar komplett!
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole673.jpg Ansichten: 19 Größe: 203,4 KB ID: 3248754

                                                                                                                                                    Auf den Satbildern dieses Abschnitts ist die Fahrspur sowohl im Wald als auch im Schotterbett gut sichtbar, an einer Stelle lässt sich sogar ein Fahrzeugtross erkennen – offenbar genau jener, dem ich schon dreimal begegnet bin (Form und Farbe der Trucks deuten darauf hin).
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole674.jpg Ansichten: 19 Größe: 359,9 KB ID: 3248755

                                                                                                                                                    Als nach 13 km das Tal des Burkat auf das Tal des Mjurele trifft, befinde ich mich auf 1000 m über NN. Hier zweige ich nach links ab, um als nächstes über den Oberlauf des Mjurele zum zweiten Pass zu gelangen. Da der kalte Wind inzwischen auf Ost gedreht hat, bläst er nun mit voller Wucht das Tal hinauf, so dass ich immer in Bewegung bleiben muss, um nicht auszukühlen.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole675.jpg Ansichten: 19 Größe: 162,0 KB ID: 3248756

                                                                                                                                                    Am Anfang ist auch dieses Flusstal vollkommen trocken. Erst nach zweieinhalb Kilometern treffe ich auf einen ersten Bachlauf. Ausgerechnet hier sehe ich eine große Äsche durch das flache Wasser schwimmen! Wie sie wohl hierhin gekommen ist? Im weiteren Verlauf nimmt die Wassermenge noch etwas zu und ich habe es wieder mit einem richtigen Flusslauf zu tun, der permanent gequert werden muss. Das größte Problem sind dabei die glitschigen Steine, die jede einzelne Furt zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit machen.

                                                                                                                                                    Gerade mal 9 km bin ich das Mjurele-Tal hinaufgegangen, da zweigt die ausgefahrene Spur plötzlich in ein rechtes Seitental ab. Vermutlich geht es hier zur ominösen Mine...
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole676.jpg Ansichten: 19 Größe: 136,5 KB ID: 3248758

                                                                                                                                                    Auch wenn der gute Pistenzustand lockt – auf dieser Route würde ich sehr wahrscheinlich in einer Sackgasse landen. Ich muss unbedingt im Tal des Mjurele bleiben, also geht es ab jetzt offroad durch die Schotteraue.
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole677.jpg Ansichten: 19 Größe: 195,0 KB ID: 3248757

                                                                                                                                                    Doch dann entdecke ich wieder Fragmente einer Fahrspur und kann noch einige Kilometer zurücklegen – bis ich einen schönen Felsvorsprung erreiche, der mit seinem herrlich bunten Tundrateppich zum Verweilen einlädt. Ganze 27 km habe ich heute geschafft – in diesem Gelände eine Rekordetappe! Direkt vor meinem Zelt hüpft dann noch ein neugieriger Hermelin herum, der mit langem Hals immer wieder in meine Richtung lugt...
                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole678.jpg Ansichten: 19 Größe: 215,8 KB ID: 3248760

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole679.jpg Ansichten: 19 Größe: 196,1 KB ID: 3248759

                                                                                                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole680.jpg Ansichten: 19 Größe: 73,8 KB ID: 3248761
                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von bikevagabond; 16.03.2024, 00:33.
                                                                                                                                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                    Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                      • 318
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                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole681.jpg Ansichten: 0 Größe: 198,4 KB ID: 3248764

                                                                                                                                                      Ich hatte mich schon auf einen kompletten Pausentag eingerichtet, da reißt am Nachmittag plötzlich die Wolkendecke auf und lockt mich zu einem kleinen Rundgang über die Klippenkante. Bei diesem Licht sieht das Tal gleich viel freundlicher aus und auch der weitere Verlauf der Fahrspur lässt sich aus der exponierten Perspektive ganz gut nachvollziehen.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole682.jpg Ansichten: 0 Größe: 255,0 KB ID: 3248767

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole683.jpg Ansichten: 0 Größe: 260,8 KB ID: 3248765

                                                                                                                                                      Blick auf die umliegenden Berge im Norden und Osten. Auf den 2000ern des Tscherski-Hauptkamms hat es frischen Neuschnee gegeben!
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole684.jpg Ansichten: 0 Größe: 172,2 KB ID: 3248766

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole685.jpg Ansichten: 0 Größe: 168,6 KB ID: 3248763

                                                                                                                                                      Tolle Farben, die jetzt in der Sonne so richtig leuchten.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole686.jpg Ansichten: 0 Größe: 238,5 KB ID: 3248768

                                                                                                                                                      Da es nicht mehr regnet, versuche ich trotz der fortgeschrittenen Tageszeit noch ein Stück weiterzukommen und betrachte die imposanten Felswände nun von unten. Wo es weiß ist, haben sich Vögel ein Nest gebaut...
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole687.jpg Ansichten: 0 Größe: 223,0 KB ID: 3248771

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole688.jpg Ansichten: 0 Größe: 264,2 KB ID: 3248772

                                                                                                                                                      Etwa 10 km schaffe ich noch und erreiche damit endlich den zweiten Pass auf 1370 m Höhe. Es ist ein überwältigender Moment, als ich aus dem Mjurele-Tal emporsteige und vor mir die weite Hochebene des Tscharky erblicke. Hier befindet sich auch der Quellsee des Tscharky, an dessen Ufer ich schließlich mein Zelt aufschlage – direkt neben einer einzelnen Lärche, die mir Schutz vor dem frischen Ostwind bietet. Da das Thermometer nur noch 2°C anzeigt, verziehe ich mich rasch ins Zeltinnere.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole689.jpg Ansichten: 0 Größe: 159,8 KB ID: 3248769

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole690.jpg Ansichten: 0 Größe: 147,2 KB ID: 3248770

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole691.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,6 KB ID: 3248774

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole692.jpg Ansichten: 0 Größe: 132,8 KB ID: 3248773

                                                                                                                                                      Auch der nächste Tag präsentiert sich mit strammem Eiswind super ungemütlich, so dass ich mich ausgerechnet hier in der schutzlosen Bergtundra für einen kompletten Pausentag entscheide. Ich bleibe einfach im Schlafsack liegen und esse, döse, schreibe, lese... Am Abend gehe ich noch eine kleine Runde zum Ausfluss des Sees und entdecke dabei die Überreste eines früheren Nomadenlagers (Gläser, Stiefel, Geweihe).
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole693.jpg Ansichten: 0 Größe: 127,8 KB ID: 3248776

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole694.jpg Ansichten: 0 Größe: 367,0 KB ID: 3248777

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole695.jpg Ansichten: 0 Größe: 203,9 KB ID: 3248784

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole696.jpg Ansichten: 0 Größe: 99,2 KB ID: 3248775

                                                                                                                                                      Nach zwei unruhigen Nächten an diesem unwirklichen Ort blicke ich erneut in eine wolkenverhangene Szenerie, die von peitschenden Ostwinden und Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt begleitet wird. Jetzt ziehen sogar noch Schneefälle auf, die kurzzeitig für eine weiße Umgebung sorgen.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole697.jpg Ansichten: 0 Größe: 65,4 KB ID: 3248788

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole698.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,8 KB ID: 3248778

                                                                                                                                                      Ich warte bis der letzte Schauer durchgezogen ist, dann baue ich mein Zelt ab. Noch länger will ich hier nicht ausharren – ich muss weiter, irgendwohin, wo ich dem ganzen Unbill nicht mehr so ungeschützt ausgesetzt bin.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole699.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,6 KB ID: 3248781

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole700.jpg Ansichten: 0 Größe: 127,3 KB ID: 3248780

                                                                                                                                                      Mit dem Rückenwind komme ich auf der flachen Ebene fix voran, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Wenn die Piste in diesem Zustand verbleibt, könnte ich es vielleicht in einem Rutsch bis zum geplanten Einstiegspunkt für das Rafting schaffen! Doch schon nach 6 km wird es dann doch noch schwieriger: die erste zerfurchte Sumpfpassage taucht auf, hier zum Glück noch trocken, aber genau so könnten die nächsten 15 oder gar 30 km aussehen...
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole701.jpg Ansichten: 0 Größe: 187,4 KB ID: 3248779

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole702.jpg Ansichten: 0 Größe: 179,9 KB ID: 3248782

                                                                                                                                                      Ich wähle daher die nächstbeste Fahrspur zum Fluss, um im Schotterbett des Tscharky weiterzukommen. So wie es aussieht, scheint es sogar die Hauptspur zu sein.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole703.jpg Ansichten: 0 Größe: 185,2 KB ID: 3248785

                                                                                                                                                      Der Fluss führt hier schon ordentlich Wasser, doch es gibt alle paar Meter flache Stellen, die einen vorzeitigen Bootseinsatz sinnlos machen würden. Ich muss also auch diesem Flusslauf zu Fuß folgen – und zwar Furt um Furt, von Gleithang zu Gleithang, bis er irgendwann genügend Wasser für ein Rafting führen wird.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole704.jpg Ansichten: 0 Größe: 167,0 KB ID: 3248797

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole705.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,0 KB ID: 3248783

                                                                                                                                                      Auf einer Steinböschung zur Rechten stoße ich zufällig auf einen alten geodätischen Messpunkt.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole706.jpg Ansichten: 0 Größe: 192,8 KB ID: 3248787

                                                                                                                                                      Am Nachmittag lässt sich dann auch mal die Sonne blicken – endlich! Ich bin total fasziniert von den knalligen Herbstfarben der Tundra und staune über die hell aufleuchtende Nebelhaube, die immer noch die Gipfel der Onelski-Bergkette im Nordosten verhüllt. Genau in diesem Licht wollte ich das Hochtal erleben!
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole707.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,2 KB ID: 3248789

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole708.jpg Ansichten: 0 Größe: 206,9 KB ID: 3248790

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole709.jpg Ansichten: 0 Größe: 124,9 KB ID: 3248791

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole710.jpg Ansichten: 0 Größe: 91,1 KB ID: 3248792

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole711.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,0 KB ID: 3248793

                                                                                                                                                      Nach 11 km im Flussbett mit 60 tieferen Furten erreiche ich schließlich den Rand einer plateauartigen Erhebung, die ich natürlich sofort besteige, um mir einen Rundumblick zu verschaffen. Es ist ein herrlicher Platz bei herrlichem Abendlicht, so dass ich hier trotz zugiger Kälte gleich mein Zelt aufschlage.
                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole712.jpg Ansichten: 0 Größe: 205,6 KB ID: 3248794

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole713.jpg Ansichten: 0 Größe: 74,5 KB ID: 3248795

                                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole714.jpg Ansichten: 0 Größe: 167,4 KB ID: 3248796
                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von bikevagabond; 16.03.2024, 00:42.
                                                                                                                                                      „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                      Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                        • 22.11.2013
                                                                                                                                                        • 318
                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                        In der Nacht fällt erneuter Schnee, zeitweise auch Regen. In den Bergen bleibt der Flockenwirbel sogar großflächig liegen und lässt die Onelski-Bergkette am Morgen wie aus einem Wintergemälde erscheinen.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole715.jpg Ansichten: 7 Größe: 137,3 KB ID: 3248801

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole716.jpg Ansichten: 7 Größe: 112,9 KB ID: 3248800

                                                                                                                                                        Ein wenig durchgefroren begebe ich mich am späten Vormittag wieder in das Schotterbett des Tscharky und folge den Fragmenten der verbliebenen Fahrspur. Dabei passiere ich gleich zu Beginn eine kleine Eisfläche, die sich im Schatten einer hohen Uferböschung gehalten hat. Irgendwer scheint hier etwas kühl zu lagern, abgedeckt mit einer blauen Plane und markiert mit drei sich kreuzenden Holzstangen. Obwohl mich meine Neugier darunter schauen lässt, kann ich nicht erkennen, um was es sich handelt... Vielleicht ist es Rentierfleisch? Oder Fisch? Aber würde so ein frei zugängliches Depot nicht Bären anlocken?
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole717.jpg Ansichten: 7 Größe: 119,6 KB ID: 3248807

                                                                                                                                                        Kurz darauf erreiche ich das zugehörige Lager, das einheimischen Rentierhirten zu gehören scheint. Die Truckfahrer hatten schon angedeutet, dass es hier im Hochtal ein Zeltlager geben soll. Dass es sich so dicht an meinem Weg befindet, sehe ich als willkommene Gelegenheit, einen Blick in das archaische Leben dieser Leute zu werfen. Also lege ich kurzerhand mein Rad auf die Seite, schnappe meine Kamera und stiefle zu ihnen hin.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole718.jpg Ansichten: 7 Größe: 133,3 KB ID: 3248814

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole719.jpg Ansichten: 7 Größe: 155,4 KB ID: 3248802

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole720.jpg Ansichten: 7 Größe: 226,8 KB ID: 3248815

                                                                                                                                                        Merkwürdig nur, dass niemand zu sehen ist. Erst als ein Hund anschlägt, tritt ein Mann aus einem der Zelte. Der scheint aber kaum überrascht zu sein, hier draußen einen Fremden anzutreffen. Er stellt sich einfach nur an den nächstbesten Busch und pinkelt – direkt in meine Richtung... Ist das die Art, wie man sich hier begrüßt? „Privet!“, rufe ich ihm entgegen. Doch von seiner Seite gibt es nur ein lautes Gebaren, wie man es von Leuten im Vollrausch kennt... Okay, dieser Besuch wird wohl etwas speziell. Eigentlich habe ich keine Lust auf sowas, aber unhöflich will ich auch nicht sein, also gehe ich unbeirrt auf ihn zu.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole721.jpg Ansichten: 7 Größe: 140,5 KB ID: 3248803

                                                                                                                                                        Jetzt spricht er mich auch mit Worten an, doch verstehen tue ich nur sehr wenig. Immerhin winkt er mich ins Zelt, in das ich nun mit ihm hineintrete. Die Einrichtung ist typisch einfach und auf das nötigste reduziert (zwei Matratzen und ein Ofen), wäre da nicht noch ein riesiger Flachbildfernseher in der Ecke... Gerne hätte ich diese skurrile Szenerie mit einem Foto eingefangen, doch ich wage es nicht, die Kamera herauszuholen, da auf der Matratze daneben noch ein Saufkumpan meines volltrunkenen Erstkontakts lümmelt. Mit Schaum vorm Mund brüllt er diesen nun an, der wiederum müht sich einen ab, um in eine aufrechte Position zu gelangen.

                                                                                                                                                        Trotz oder wegen der angespannten Situation, versuche ich die beiden in ein Gespräch zu verwickeln und frage sie nach den Rentieren, weiteren Menschen, wie oft hier Fahrzeuge durchkommen und ob sie außer mir schon andere Touristen getroffen haben. „Ich bin mit dem Fahrrad hierher gekommen“, erkläre ich ihnen beiläufig. Doch genau das scheint nun ihre Vorstellungskraft zu sprengen und so verlangen sie plötzlich Beweise: „Pokazhij! Pokazhij! – Zeig uns dein Rad!“ Es ist mal wieder mein Erstkontakt, der den Ton angibt und zwar einen ernsten, wobei sich in seiner aufbrausenden Art der Schaum von seinen Lippen löst und in Spritzern durch die Luft fliegt... „Es ist unten am Fluss“, erwidere ich und bilde mir ein, sie würden jetzt mit mir dort hin gehen wollen, um es sich anzuschauen. Doch ich höre nur eine Wiederholung ihrer Forderung: „Zeig es! Zeig es!“ Genau in diesem Moment wird es mir zu ungemütlich und ich will nur noch weg von hier. „Also gut, ich hole es“, sage ich, verlasse das Zelt, mache noch ein paar Fotos vom Lager und gehe zurück zum Flussufer. Eine bessere Gelegenheit werde ich nicht haben, um mich problemlos davonzustehlen...

                                                                                                                                                        Etwas abseits sehe ich noch einen prächtigen Rentierbullen grasen – er scheint neben dem Hund das einzige Tier an diesem Ort zu sein.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole722.jpg Ansichten: 7 Größe: 149,6 KB ID: 3248816

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole723.jpg Ansichten: 7 Größe: 143,5 KB ID: 3248804

                                                                                                                                                        Als ich wieder am Rad bin, gehe ich einfach weiter meines Weges. Gerne hätte ich an so einem Ort noch etwas mehr Zeit verbracht, aber auf so eine Gesellschaft kann ich getrost verzichten.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole724.jpg Ansichten: 7 Größe: 178,3 KB ID: 3248805

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole725.jpg Ansichten: 7 Größe: 168,1 KB ID: 3248812

                                                                                                                                                        Die Sonne scheint wieder und lässt aus der feuchten Luft Schauerwolken emporsteigen. Da der Wind nun endlich nachgelassen hat, fühlt es sich das erste Mal seit dem Injali wieder angenehm warm an.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole726.jpg Ansichten: 7 Größe: 81,5 KB ID: 3248806

                                                                                                                                                        Am Zufluss des Uriltin hoffe ich auf eine deutliche Zunahme der Wassermenge, um vielleicht schon das Boot einsetzen zu können. Doch dann weitet sich das Schotterbett und lässt den Flusslauf in mehrere flache Ärmchen aufzweigen, so dass ich noch ein paar Kilometer weitergehen muss.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole727.jpg Ansichten: 7 Größe: 219,6 KB ID: 3248819

                                                                                                                                                        Ein Naled befindet sich in diesem Bereich des Tscharky.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole728.jpg Ansichten: 7 Größe: 121,6 KB ID: 3248818

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole729.jpg Ansichten: 7 Größe: 125,8 KB ID: 3248820

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole730.jpg Ansichten: 7 Größe: 124,6 KB ID: 3248817

                                                                                                                                                        Vor den Onelski-Bergen ziehen Regenschleier über die weite Tundra und lassen im kontrastvollen Abendlicht einen prächtigen Regenbogen entstehen.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole732.jpg Ansichten: 7 Größe: 83,5 KB ID: 3248808

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole733.jpg Ansichten: 7 Größe: 53,2 KB ID: 3248809

                                                                                                                                                        Als sich dass Flussbett wieder verengt, werden die Furten mit jeder Querung tiefer. Ich gehe noch so weit, bis sich der aufgezweigte Wasserlauf wieder in einen markanten Kanal vereint.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole734.jpg Ansichten: 7 Größe: 188,4 KB ID: 3248811

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole735.jpg Ansichten: 7 Größe: 105,5 KB ID: 3248833

                                                                                                                                                        Genau an dieser Stelle taucht wie gerufen ein herrlicher Felsvorsprung auf, der sich wie eine Insel aus der flachen Aue erhebt – der perfekte Platz für das nächste Nachtlager!
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole736.jpg Ansichten: 7 Größe: 174,0 KB ID: 3248835

                                                                                                                                                        Irgendwer hat hier vor langer Zeit mal einen Shelter erreichtet.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole737.jpg Ansichten: 7 Größe: 313,8 KB ID: 3248810

                                                                                                                                                        Fantastischer Rundumblick von meiner kleinen Festung.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole738.jpg Ansichten: 7 Größe: 151,6 KB ID: 3248834

                                                                                                                                                        Der nächste Tag startet mit freundlichem Sonnenschein und lässt mich schon früh aus dem Zelt steigen. Da ich nun endlich am Beginn der zweiten Raftingetappe bin, entscheide ich mich für einen entspannten Pausentag und erkunde zunächst die herrlich bunte Lärchentaiga, die ab hier wieder die festen Ufer säumt.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole739.jpg Ansichten: 7 Größe: 316,5 KB ID: 3248821

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole740.jpg Ansichten: 7 Größe: 193,6 KB ID: 3248822

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole741.jpg Ansichten: 7 Größe: 265,0 KB ID: 3248823

                                                                                                                                                        Dann nutze ich die angenehmen Bedingungen für ein längst überfälliges Vollbad im Fluss und spüle bei der Gelegenheit auch gleich ein paar meiner Sachen durch.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole742.jpg Ansichten: 7 Größe: 311,8 KB ID: 3248824

                                                                                                                                                        Auch das Fatbike wird noch durchgecheckt, da das Vorderrad während der letzten Tage immer wieder etwas Luft gelassen hat. Das Loch im Schlauch ist winzig und lässt sich nur durch Eintauchen in einen ruhigen Wasserpool finden. Auch wenn ich das Rad in den nächsten Wochen nicht brauchen werde – besser jetzt das Ganze reparieren, als später bei vielleicht ungemütlichem Wetter...
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole743.jpg Ansichten: 7 Größe: 269,3 KB ID: 3248825

                                                                                                                                                        Das Boot baue ich auch schon auf, damit ich morgen zeitig starten kann.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole744.jpg Ansichten: 7 Größe: 266,2 KB ID: 3248826

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole745.jpg Ansichten: 7 Größe: 214,9 KB ID: 3248827

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole746.jpg Ansichten: 7 Größe: 149,7 KB ID: 3248828

                                                                                                                                                        Und dann ist der Tag auch schon rum, so dass ich erst in der Dämmerung dazu komme, noch ein paar „Taigabrote“ zu backen. Ich nehme mir vor, das erste von zwei Kilo Mehl in einem Rutsch zu verarbeiten. Damit alles am Schnürchen läuft und ich während des Teigknetens nicht noch Holz sammeln oder die Zutaten auspacken muss, lege ich mir alles penibel zurecht.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole747.jpg Ansichten: 7 Größe: 264,6 KB ID: 3248829

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole748.jpg Ansichten: 7 Größe: 231,0 KB ID: 3248830

                                                                                                                                                        Wie einst von den Ewenen im Suntar-Chajata abgeschaut, frittiere ich die fertigen Teigfladen in Sonnenblumen-Öl, bis sie braun und knusprig sind.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole749.jpg Ansichten: 7 Größe: 168,8 KB ID: 3248831

                                                                                                                                                        Ganze zweieinhalb Stunden dauert die Backaktion, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wie das duftet! Es ist immer wieder eine Wonne, mitten in der Wildnis in ein knusprig-frisches „Taigabrot“ beißen zu können. Ich kann mich kaum zurückhalten, es nur bei ein paar Kostproben sein zu lassen. Immerhin sollen die Brote nun den Pausenproviant der kommenden Woche ausfüllen.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole750.jpg Ansichten: 7 Größe: 269,5 KB ID: 3248832

                                                                                                                                                        Bis tief in die Nacht hinein genieße ich noch die Stimmung am Feuer, während es unter dem klaren Sternenhimmel zum ersten Mal richtigen Frost gibt. Morgen, am 26. August, werde ich endlich zum Rafting übergehen und in die malerisch anmutenden Täler des nördlichen Tscherskigebirges eintauchen. Vier Wochen sind inzwischen seit dem Start in Tomtor vergangen bzw. drei Wochen seit der letzten Versorgungsstation Ust-Nera.
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole751.jpg Ansichten: 7 Größe: 143,4 KB ID: 3248836

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole752.jpg Ansichten: 7 Größe: 165,6 KB ID: 3248813

                                                                                                                                                        Auch zu dieser Etappe habe ich noch einen Überblick in Zahlen:

                                                                                                                                                        Tag 21 (19.8.): 10,0 km vom ersten Pass ins Burkat-Tal, 4 Flussfurten (1 knietief)
                                                                                                                                                        Tag 22 (20.8.): 27,2 km vom Burkat-Tal ins Mjurele-Tal, 30 Flussfurten (2 knietief)
                                                                                                                                                        Tag 23 (21.8.): 10,5 km vom Mjurele-Tal zum zweiten Pass, 4 Flussfurten
                                                                                                                                                        Tag 24 (22.8.): 0 km (Pausentag am Quellsee des Tscharky)
                                                                                                                                                        Tag 25 (23.8.): 20,2 km durch das Hochtal des Tscharky, 60 Flussfurten
                                                                                                                                                        Tag 26 (24.8.): 21,7 km durch das Hochtal des Tscharky, 43 Flussfurten (5 knietief)
                                                                                                                                                        Tag 27 (25.8.): 0 km (Pausentag am Beginn der zweiten Rafting-Etappe)

                                                                                                                                                        Für die Strecke über den zweiten Pass zum paddelbaren Tscharky lässt sich zusammenfassen:
                                                                                                                                                        5 Tage, 89,6 km, 141 Flussfurten (davon 103 im Tscharky, 8 knietief)

                                                                                                                                                        Unterm Strich hat also die insgesamt 226 km lange Bergetappe von der Indigirka zum Tscharky ziemlich genau zwei Wochen gedauert (ohne die zwei Pausentage). Damit liege ich nach wie vor gut in der Zeit und kann das bevorstehende Wildnisrafting ganz entspannt angehen. Die Inventur meiner Proviantreserven hat zudem ergeben, dass ich noch für insgesamt 19 Tage zu essen habe. Das sollte locker reichen, um damit sorgenfrei bis nach Betenkes zu gelangen.
                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von bikevagabond; 16.03.2024, 00:56.
                                                                                                                                                        „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                        Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                          Lebt im Forum
                                                                                                                                                          • 30.06.2009
                                                                                                                                                          • 5162
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          Einfach nur eine starke Tour! Danke danke danke. Bin gespannt, ob und wann (davon gehe ich aus) du Njurgun wieder triffst.

                                                                                                                                                          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                          meine Weltkarte

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                            • 10.06.2004
                                                                                                                                                            • 1275
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            Einfach nur eine starke Tour! Danke danke danke. Bin gespannt, ob und wann (davon gehe ich aus) du Njurgun wieder triffst.
                                                                                                                                                            Ja, das habe ich mich auch schon gefragt. Ich hab zumindest den Eindruck, dass Du seine Abwesenheit die letzten Tage nicht sonderlich bedauert hast. 😉 Aber die Begengung mit den Einheimischen war ja schon krass. Da kann ich gut verstehen, dass Du Dich unwohl gefühlt hast. 😳

                                                                                                                                                            Und ich find es ja grundsätzlich interessant, dass es überhaupt eine Schotterpiste gibt. Das erscheint mir manchmal etwas surreal, wenn auf einmal ein LKW, eine Hütte oder andere Spuren der Zivilisation in dieser wunderschönen Wildnis zu sehen sind. Und gerade Deine letzten paar Tage waren echt beeindruckend. Diese Weite und diese Farben. Einfach wunderbar. 🤩

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                              • 22.11.2013
                                                                                                                                                              • 318
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Einfach nur eine starke Tour! Danke danke danke. Bin gespannt, ob und wann (davon gehe ich aus) du Njurgun wieder triffst.
                                                                                                                                                              Das freut mich zu hören! Was Njurgun angeht, da werde ich noch nix vorwegnehmen ;)

                                                                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Ich hab zumindest den Eindruck, dass Du seine Abwesenheit die letzten Tage nicht sonderlich bedauert hast. 😉
                                                                                                                                                              Natürlich nicht, es war ja plötzlich so richtig entspannt Bedauert habe ich nur die unversöhnliche Art des Abschieds...

                                                                                                                                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Und ich find es ja grundsätzlich interessant, dass es überhaupt eine Schotterpiste gibt. Das erscheint mir manchmal etwas surreal, wenn auf einmal ein LKW, eine Hütte oder andere Spuren der Zivilisation in dieser wunderschönen Wildnis zu sehen sind. Und gerade Deine letzten paar Tage waren echt beeindruckend. Diese Weite und diese Farben. Einfach wunderbar. 🤩
                                                                                                                                                              Da wird es auf der nächsten Etappe noch eine Steigerung geben Die zugehörige Fotoauswahl zu begrenzen, fällt mir jedenfalls nicht einfach (bin gerade dran)... Generell muss ich mich mal ranhalten mit dem Weiterschreiben, sonst wird es knapp, noch vor dem Sommer fertig zu werden ;)​ Ich hoffe, dass ich den nächsten Teil über das Wochenende fertig bekomme.
                                                                                                                                                              „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                              Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                                Anfänger im Forum
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                                                                                                                                                                • 35
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                  • 12.06.2014
                                                                                                                                                                  • 266
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  Super spannend. Ich hab gerade alles vom Start bis hierher verschlungen und bin begeistert. Vieles was ich an Fragen/Anmerkungen gehabt hätte, wurde bereits gesagt ... brauch ich also nicht nochmals aufzuwärmen. Die Situation bei den beiden Jägern hätte mir definitiv Angst gemacht. Mir scheint es beim Lesen so, als ob die Gegend nicht so abgeschieden ist, wie Du erhofft hattest. Täuscht der Eindruck? Oft gibt es Spuren oder Fahrwege und doch häufiger Begegnungen mit Menschen.
                                                                                                                                                                  Bin gespannt wie es weitergeht.
                                                                                                                                                                  ---
                                                                                                                                                                  I'd rather be out on the hills...
                                                                                                                                                                  http://chorltoniac.blogspot.com

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                    • 13.04.2019
                                                                                                                                                                    • 464
                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                    #82
                                                                                                                                                                    Vielen Dank für diesen unglaublich tollen Bericht!!! Spannend geschrieben und wahnsinnig schöne Bilder, ich bin völlig hin und weg! Und freue mich natürlich auf die Fortsetzung!

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                      • 22.11.2013
                                                                                                                                                                      • 318
                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                      #83
                                                                                                                                                                      Nochmal danke für eure Rückmeldungen! Ab jetzt liegt der Fokus ja mehr auf die Bilder bzw. die schönen Landschaften, aber ich versuche das Ganze trotzdem noch so zu beschreiben, dass man sich ein lückenloses Bild zu den Bedingungen auf dieser Route machen kann.

                                                                                                                                                                      Zitat von Mancunian Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      Mir scheint es beim Lesen so, als ob die Gegend nicht so abgeschieden ist, wie Du erhofft hattest. Täuscht der Eindruck? Oft gibt es Spuren oder Fahrwege und doch häufiger Begegnungen mit Menschen.
                                                                                                                                                                      Ja, der Eindruck täuscht ein wenig, da ich bisher jeden Hinweis auf menschliches Treiben in diesen Bericht aufgenommen habe. Ich finde das immer wieder interessant, wenn man an solch abgelegenen Orten auf eine Hütte trifft oder über die Relikte alter Lagerstätten stolpert. Dort draußen bleiben manche Dinge über Jahrzehnte unberührt liegen und erscheinen mitunter wie ein Freilichtmuseum zu einer untergegangenen Kultur. Und dass es auch in dieser Abgeschiedenheit einen sichtbaren Fahrweg gibt, war ja der Anlass, ausgerechnet diese Route zu wählen und sie dann auch mit dem Fahrrad zu wagen. Von daher hat mich eigentlich nur die Qualität des Weges und deren Frequentierung überrascht (was ich positiv sehe, da es mir zu einem besseren Vorankommen verholfen hat). Auch die Begegnungen mitten in der Wildnis betrachte ich als bereichernden Aspekt, denn sie machen oft das gewisse Etwas einer solchen Reise aus. Unterm Strich war das für mich eine der schönsten Wildnistouren, die ich je gemacht habe - v.a. weil ich auf dieser recht langen Route die ganze Zeit abseits von irgendwelchen Hauptwegen unterwegs sein konnte und das mit richtig viel Abwechslung!
                                                                                                                                                                      „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                      Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                        • 22.11.2013
                                                                                                                                                                        • 318
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        Teil 6: Rafting auf dem malerischen Tscharky bzw. Muolakan

                                                                                                                                                                        Nach einer frostigen Nacht mit -5°C begrüßt mich der neue Tag in einem herrlichen Licht. Reif überzieht die Freiflächen, auch mein Zelt ist vollkommen vereist. Mit der höher steigenden Sonne wird es jedoch rasch wärmer, so dass ich schon bald aus dem Zelt steige und mich auf die bevorstehende Flussfahrt durch das nördliche Tscherskigebirge einstimme. Einen Monat lang habe ich diesem Moment entgegengefiebert – nun wird er Wirklichkeit!
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole753.jpg Ansichten: 0 Größe: 126,8 KB ID: 3250317

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole754.jpg Ansichten: 0 Größe: 280,7 KB ID: 3250316

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole755.jpg Ansichten: 0 Größe: 306,0 KB ID: 3250319

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole756.jpg Ansichten: 0 Größe: 351,6 KB ID: 3250320

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole757.jpg Ansichten: 0 Größe: 309,3 KB ID: 3250324

                                                                                                                                                                        Gegen 10:45 Uhr bin ich dann endlich startbereit. Etwa 440 Flusskilometer quer durch die herbstliche Bergwildnis liegen vor mir – erst dann werde ich wieder einen Fahrweg erreichen, auf dem ich meine Tour zum zweiten Kältepol Verchojansk mit dem Fahrrad fortsetzen kann.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole758.jpg Ansichten: 0 Größe: 162,6 KB ID: 3250318

                                                                                                                                                                        Leider hat sich der Himmel inzwischen eingetrübt, doch auch bei diesen Lichtverhältnissen bin ich immer wieder beeindruckt von den prächtigen Farbkontrasten der parkartigen Tundrenlandschaft.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole759.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,5 KB ID: 3250321

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole760.jpg Ansichten: 0 Größe: 141,2 KB ID: 3250323

                                                                                                                                                                        Der Tscharky, laut sowjetischem Kartenmaterial auch Muolakan genannt, zeigt sich schon auf den ersten Paddelkilometern abwechslungsreich mit vielen flotten Abgängen, wobei es noch immer ein paar Flachwasserpassagen gibt, die mich wiederholt ausbremsen. Vor allem in den aufgezweigten Flussbereichen muss ich mehrfach aussteigen und das beladene Boot über die teilweise aus dem Wasser schauenden Steine treideln. Ansonsten komme ich aber gut voran, jetzt im Boot definitiv besser bzw. leichter als wenn ich weiterhin ein 70 kg schweres Fatbike durch die Aue schieben würde.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole761.jpg Ansichten: 0 Größe: 167,3 KB ID: 3250322

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole762.jpg Ansichten: 0 Größe: 208,7 KB ID: 3250325

                                                                                                                                                                        Obwohl ich immerzu die gleichen Bergketten vor mir habe, eröffnet sich mir nach jeder Flussbiege ein neuer Blick in die Ferne. Ich bin regelrecht begeistert von der Fülle an Landschaftsmotiven, die mich hier umgeben. Vor allem die roten Strauchteppiche der waldlosen Ebenen lassen die menschenleere Wildnis geradezu paradiesisch erscheinen...
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole763.jpg Ansichten: 0 Größe: 172,8 KB ID: 3250326

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole764.jpg Ansichten: 0 Größe: 138,0 KB ID: 3250329

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole765.jpg Ansichten: 0 Größe: 123,0 KB ID: 3250330

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole766.jpg Ansichten: 0 Größe: 144,3 KB ID: 3250327

                                                                                                                                                                        Hin und wieder blockieren auch umgestürzte Bäume den Flusslauf. Solche Stellen sollte man immer rechtzeitig auf dem Schirm haben, um nicht versehentlich hinein zu steuern. Auch wenn die Wasserwucht noch überschaubar ist, kann ein Hängenbleiben im Geäst unangenehme bis fatale Folgen haben.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole767.jpg Ansichten: 0 Größe: 278,8 KB ID: 3250328

                                                                                                                                                                        Ein Grüppchen einer mir unbekannten Wasservogelart hat die Flucht ergriffen – eine Szenerie, die ich in den nächsten Tagen noch einige Male zu sehen bekomme. Oft schwimmen sie eine ganze Weile panisch flussab, ehe sie sich in eine sichere Ufernische zurückziehen, um dort bewegungslos zu verharren.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole768.jpg Ansichten: 0 Größe: 274,2 KB ID: 3250331

                                                                                                                                                                        Dann auf einmal ein größeres Tier – ein Elch tritt am linken Ufer aus dem Auwald und stapft unbekümmert durch den Fluss. Er sieht mich kommen, scheint aber keine wirkliche Scheu zu haben. Erst als er das rechte Ufer erreicht hat, nimmt er im Galopp Reißaus. Was für eine majestätische Begegnung! Ob Njurgun in so einem Moment sein Gewehr gezückt hätte?
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole769.jpg Ansichten: 0 Größe: 245,3 KB ID: 3250332

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole770.jpg Ansichten: 0 Größe: 133,3 KB ID: 3250333

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole771.jpg Ansichten: 0 Größe: 143,4 KB ID: 3250334

                                                                                                                                                                        Eine typische Flachwasserpassage, die mich mal wieder zum Aussteigen zwingt. Nach dem Zufluss des Sjurjuge wird das Vorankommen etwas flüssiger.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole772.jpg Ansichten: 0 Größe: 173,9 KB ID: 3250336

                                                                                                                                                                        Als auf der linken Seite eine Sumpffläche mit kleineren Seen auftaucht, lege ich für einen kurzen Fotostopp an. Vollkommen überrascht stolpere ich dabei über ein paar Monolithe, die an dieser Stelle etwas unwirklich aus dem grasigen Boden schauen.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole773.jpg Ansichten: 0 Größe: 172,1 KB ID: 3250335

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole774.jpg Ansichten: 0 Größe: 130,7 KB ID: 3250337

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole775.jpg Ansichten: 0 Größe: 151,3 KB ID: 3250338

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole776.jpg Ansichten: 0 Größe: 151,2 KB ID: 3250340

                                                                                                                                                                        Auch hier scheinen ab und zu noch schwere Fahrzeuge hinzukommen, wobei der Zustand der Spur ahnen lässt, dass dies nur selten der Fall ist. Eine Fortsetzung der Sumpfspur lässt sich auf den ESRI-Satellitenbildern noch bis in das Elgendzha-Tal nachverfolgen, das über einen flachen Pass erreicht werden kann.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole777.jpg Ansichten: 0 Größe: 201,8 KB ID: 3250339

                                                                                                                                                                        Noch überraschter bin ich, als ich wenige hundert Meter weiter diese nagelneue Blechhütte vorfinde. Sie ist vollkommen verrammelt und wird offenbar nur im Winter angesteuert.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole778.jpg Ansichten: 0 Größe: 179,0 KB ID: 3250344

                                                                                                                                                                        Der Platz scheint aber schon viel länger in Benutzung zu sein, denn es finden sich in der Umgebung etliche hölzerne Utensilien, die wie aus einer anderen Zeit erscheinen.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole779.jpg Ansichten: 0 Größe: 210,0 KB ID: 3250341

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole780.jpg Ansichten: 0 Größe: 201,3 KB ID: 3250342

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole781.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,7 KB ID: 3250343

                                                                                                                                                                        Ist das eine Aufhängung für Gerätschaften oder ein Schamanenbaum? In dem gelb-blauen Beutel befindet sich Buchweizen...
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole782.jpg Ansichten: 0 Größe: 241,0 KB ID: 3250345

                                                                                                                                                                        Latrine mit tollem Ausblick ;)
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole783.jpg Ansichten: 0 Größe: 195,5 KB ID: 3250346

                                                                                                                                                                        Auf der bewaldeten Anhöhe dahinter entdecke ich noch eine alte Blockhütte, in der aber nur Baumaterialien lagern. Ein Bär scheint sich darunter eine Schlafstätte gegraben zu haben.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole784.jpg Ansichten: 0 Größe: 224,0 KB ID: 3250347

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole785.jpg Ansichten: 0 Größe: 175,2 KB ID: 3250348

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole786.jpg Ansichten: 0 Größe: 188,6 KB ID: 3250349

                                                                                                                                                                        Alles in allem ein beeindruckend schöner Ort, den die Einheimischen hier für ein Lager ausgewählt haben. Da aber der Zugang vom Flussufer etwas unbequem ist, lasse ich mich von der Strömung noch etwas weiter treiben, in der Hoffnung, an der nächsten Biegung eine zugänglichere Böschung mit Ausblick zu finden.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole787.jpg Ansichten: 0 Größe: 203,6 KB ID: 3250351

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole788.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,5 KB ID: 3250353

                                                                                                                                                                        Laut Satbildern sollte sich hier ein großflächiges Naled befinden. Doch außer ein paar Resten am geschützten Rand scheint hier schon seit vielen Jahren kein Eis mehr den Sommer zu überdauern (die ganze Fläche ist grün bewachsen, teilweise schon mit richtigen Sträuchern).
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole789.jpg Ansichten: 0 Größe: 186,9 KB ID: 3250350

                                                                                                                                                                        Die angepeilte Böschung hatte dann doch keinen guten Platz zu bieten, also paddle ich weiter auf den Durchbruch der Onelski-Bergkette zu. Im letzten Licht der Abenddämmerung finde ich dann in der strauchlosen Aue eine schöne Zeltfläche mit großartigem Rundumblick – und zwar direkt am Beginn des tief eingeschnittenen Tals, das mir bei diesem Licht wie eine Pforte zu einer verwunschenen Bergwelt vorkommt...
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole790.jpg Ansichten: 0 Größe: 105,5 KB ID: 3250352

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole792.jpg Ansichten: 0 Größe: 80,8 KB ID: 3250355

                                                                                                                                                                        Der nächste Tag präsentiert sich von Beginn an vollkommen verregnet, so dass ich es wieder mal vorziehe, im Zelt liegen zu bleiben. Es wäre wirklich schade, den landschaftlich schönsten Teil der Tour bei so unschönem Licht vorbeiziehen zu lassen, zumal es mir auch überhaupt keinen Spaß machen würde, bei Dauerregen unterwegs zu sein. Morgen werde ich dann einfach etwas früher starten, um auf meine Strecke zu kommen. Die aktuelle Wetterinfo meines Satmessengers lässt zumindest auf zwei bis drei gute Tage hoffen, bevor der nächste große Niederschlag heranzieht.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole793.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,5 KB ID: 3250356

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole794.jpg Ansichten: 0 Größe: 109,0 KB ID: 3250357

                                                                                                                                                                        Am späten Nachmittag endet der Regen ganz plötzlich und die Sonne kommt noch kurz zum Vorschein.
                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole795.jpg Ansichten: 0 Größe: 256,3 KB ID: 3250359

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole796.jpg Ansichten: 0 Größe: 139,7 KB ID: 3250358

                                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole797.jpg Ansichten: 93 Größe: 224,7 KB ID: 3250360

                                                                                                                                                                        Da ich inmitten der Aue auf einer recht flachen Insel zelte, mache ich mir ein wenig Sorgen, dass der Flusspegel noch bedrohlich ansteigen und meine Zeltfläche überspülen könnte. Doch im breiten Tal des Oberlaufs scheint das Regenwasser nur langsam zusammenzulaufen, so dass ich bisher keinerlei Pegelanstieg bemerken konnte. Ruhig schlafen kann ich trotzdem nicht, denn der Fluss scheint die ganze Nacht zu sprechen. Neben dem allgemeinen Rauschen höre ich jetzt ab und zu auch ein ungewöhnliches Glucksen und Blubbern, das mich jedes Mal in Alarmbereitschaft aufschrecken und aus dem Zelt schauen lässt. Im Halbschlaf träume ich davon, wie mit einem Schlag das Wasser ansteigt, mir bis an den Zelteingang rückt und mein Boot davon treibt (ich konnte es nirgendwo richtig anbinden). Wenn ich dann in so einem Moment durch ein auffälliges Wassergeräusch geweckt werde, muss ich mich erst einmal vergewissern, dass alles beim Alten ist und das Boot immer noch an seinem Platz. Doch auch dann finde ich keine wirkliche Ruhe, denn das nächste ungewöhnliche Platschen lässt mich plötzlich glauben, dass ein Bär durch den Fluss stapft und direkt auf mein Zelt zukommt (die traumatische Bärenbegegnung meiner letzten Sibirienreise scheint noch immer nachzuwirken...). Jedenfalls dauert es eine ganze Weile, bis ich mich an die unregelmäßigen Geräusche gewöhne und am Ende der Nacht doch noch etwas durchschlafen kann.
                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von bikevagabond; 27.03.2024, 12:02.
                                                                                                                                                                        „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                        Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                                          • 22.11.2013
                                                                                                                                                                          • 318
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                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole798.jpg Ansichten: 0 Größe: 181,0 KB ID: 3250364

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole803.jpg
Ansichten: 1947
Größe: 140,5 KB
ID: 3250366
                                                                                                                                                                          Der weitere Flusslauf, der nun entgegen der Logik die Onelski-Bergkette durchschneidet (anstatt z.B. drumherum zu fließen) und damit noch einmal in das Kerngebiet des Tscherskigebirges gelangt, ist auf jeden Fall ein landschaftliches Highlight! Das Tal ist relativ eng, so dass sich das Wasser oft in einem einzigen Kanal konzentriert und an den Gefällestufen mit flotter Geschwindigkeit hinabfließt. Dazwischen sammelt es sich gelegentlich in stillen, mitunter richtig tiefen Wasserkörpern, in die ich aufgrund des beeindruckend klaren Elements stets bis zum Grund blicken kann. Eigentlich ein gutes Angelrevier, doch bisher konnte ich noch keine Fische entdecken.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole799.jpg Ansichten: 0 Größe: 200,2 KB ID: 3250365

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole801.jpg Ansichten: 0 Größe: 194,7 KB ID: 3250367

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole802.jpg Ansichten: 0 Größe: 177,9 KB ID: 3250368

                                                                                                                                                                          Am Ende des Durchbruchs weitet sich das Tal wieder und der Flusslauf dröselt sich in mehrere flache Nebenarme auf – die perfekten Voraussetzungen für ein Naled, das hier eindrucksvoll die gesamte Talbreite ausfüllt.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole804.jpg Ansichten: 0 Größe: 176,0 KB ID: 3250369

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole805.jpg Ansichten: 0 Größe: 173,6 KB ID: 3250370

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole806.jpg Ansichten: 0 Größe: 154,7 KB ID: 3250371

                                                                                                                                                                          Zum Glück gibt es einen wasserreichen Hauptkanal, der mich problemlos mitten durch das Eisfeld führt. Währenddessen muss ich natürlich auch mal anhalten, um mir das Eis aus nächster Nähe anzuschauen. Es ist immer wieder faszinierend, in einer grünen Taigalandschaft auf solche Eispanzer zu treffen.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole807.jpg Ansichten: 0 Größe: 142,3 KB ID: 3250372

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole808.jpg Ansichten: 0 Größe: 110,2 KB ID: 3250375

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole809.jpg Ansichten: 0 Größe: 125,5 KB ID: 3250373

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole810.jpg Ansichten: 0 Größe: 149,6 KB ID: 3250376

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole811.jpg Ansichten: 0 Größe: 140,0 KB ID: 3250374

                                                                                                                                                                          Im weiteren Verlauf verteilt sich das Wasser dann doch noch und ich muss eine längere Strecke treideln. Als es sich wieder sammelt, tauchen auf einmal helle Granitblöcke auf – diese werden fortan den Charakter des Flusses bestimmen.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole812.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,9 KB ID: 3250380

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole813.jpg Ansichten: 0 Größe: 127,9 KB ID: 3250381

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole814.jpg Ansichten: 0 Größe: 175,7 KB ID: 3250383

                                                                                                                                                                          Scharfkantiges Metamorphgestein an einer abgeschliffenen Uferkante.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole815.jpg Ansichten: 0 Größe: 237,9 KB ID: 3250378

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole816.jpg Ansichten: 0 Größe: 201,5 KB ID: 3250384

                                                                                                                                                                          Ein bedrohlich wirkender Regenschauer nähert sich vom Hauptkamm, so dass ich am Ende des Naleds eine kurze Regenpause einlege. Dabei blicke ich auf einen außergewöhnlich tiefen Wasserpool, doch auch in diesem kann ich keine Fische entdecken.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole817.jpg Ansichten: 0 Größe: 147,1 KB ID: 3250379

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole818.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,9 KB ID: 3250377

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole819.jpg Ansichten: 0 Größe: 116,8 KB ID: 3250382

                                                                                                                                                                          Bei wieder aufreißendem Himmel geht es weiter durch verblocktes Wildwasser. Es ist ein regelrechter Hindernisparcour, in dem es kaum eine Chance gibt durchzupaddeln ohne dabei irgendwo hängenzubleiben oder aufzusitzen.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole820.jpg Ansichten: 0 Größe: 145,1 KB ID: 3250385

                                                                                                                                                                          Diesen markanten Klotz könnte man glatt als Sehenswürdigkeit verzeichnen...
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole821.jpg Ansichten: 0 Größe: 143,9 KB ID: 3250386

                                                                                                                                                                          Als die Sonne wieder ihr Licht in die herbstlich angefärbte Landschaft wirft, scheinen die Berge mit ihren roten Tundramatten regelrecht zu brennen...
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole822.jpg Ansichten: 0 Größe: 184,2 KB ID: 3250388

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole823.jpg Ansichten: 0 Größe: 126,5 KB ID: 3250387

                                                                                                                                                                          Blick ins obere Onnech-Tal mit rauchendem Vulkan ;)
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole824.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,9 KB ID: 3250389

                                                                                                                                                                          Von Wolken umgarnter 2000er der Tschibagalach-Bergkette, die hier den Hauptkamm des Tscherskigebirges darstellt und das Tscharky-Tal nach Norden abgrenzt.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole825.jpg Ansichten: 0 Größe: 126,3 KB ID: 3250391

                                                                                                                                                                          Auf der anderen Seite dieser Bergkette befindet sich ein größerer Bergsee mit dem Namen Tabanda bzw. Tobanda, der so abgelegen ist, dass er von den wenigen Touristen, die hierher finden, nur per Helikopter angesteuert wird. Auch der Landschaftsfotograf Sergej Karpuchin war schon an diesem See, aber nicht mit dem Heli, sondern zu Pferd mit einheimischen Rentiernomaden aus dem Gebiet Chonuu. Es war die letzte Etappe seiner legendären 101-tägigen Fotoexpedition, auf der er bis zum hereinbrechenden Winter über die Hochweiden rund um den Tobanda-See wanderte. Dabei dokumentierte er nicht nur einen unvergleichlich schönen Teil des Tscherskigebirges, sondern auch das rastlose Leben der mit den Rentieren umherwandernden Ewenen. Die Bilder, die er in seinem umfangreichen Forumsbericht veröffentlichte, hatten mich derart inspiriert, dass ich nicht umhin kam, diesen abgelegenen Bergsee mit in meine Routenplanung einzubeziehen.

                                                                                                                                                                          Schnell wurde mir aber klar, dass es vom Tscharky nur eine Möglichkeit gibt, um an diesen See gelangen: auf einer 37 km langen Hochgebirgsroute, die mich vom kleinen Rudnaja-Tal über einen unbekannten 2000 m hohen Pass führen würde. Hin und zurück könnte so ein Abstecher eine gute Woche in Anspruch nehmen! Doch ich bin inzwischen am zweifeln, ob ich diese Bergwanderung wirklich noch auf mich nehmen möchte, denn es müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:
                                                                                                                                                                          1. genug Proviant, um im Anschluss noch die restliche Raftingstrecke meistern zu können
                                                                                                                                                                          2. gute körperliche Verfassung, um den zusätzlichen Belastungen standzuhalten
                                                                                                                                                                          3. gutes Wetterfenster, damit sich so ein Abstecher wirklich lohnt
                                                                                                                                                                          4. ein sicherer Platz, um die nicht benötigte Ausrüstung inkl. Boot und Proviant für eine Woche zurückzulassen

                                                                                                                                                                          Da ich mich jetzt dem Startpunkt der potentiellen Bergwanderung nähere, ist es an der Zeit, die Bedingungen zu prüfen, um eine Entscheidung zu treffen. Proviant habe ich tatsächlich noch genug, so dass ich mir den Abstecher definitiv leisten könnte (1. = erfüllt). Doch ich merke auch, dass inzwischen die Luft raus ist, dass meine Kraftreserven auf Sparflamme gehen und ich mich für zusätzliche (unnötige) Anstrengungen nur noch schwer motivieren kann, zumal ich gerade erst aufs Boot umgestiegen bin (2. = teilweise erfüllt). Zudem ist für übermorgen ein Wetterwechsel mit längerem Regen und starkem Wind vorhergesagt – es würde mich dann ausgerechnet bei der Überquerung des 2000 m hohen Passes treffen. Wenn es dabei zu ungemütlich werden sollte, wäre ich gezwungen, das schlechte Wetter im Zelt auszusitzen, wobei fraglich ist, was danach noch kommt (3. = nicht erfüllt).

                                                                                                                                                                          Damit ist die Sache eigentlich schon klar, doch bevor ich mich komplett gegen die Bergwanderung entscheide, inspiziere ich noch den Mündungsbereich des Rudnaja. Würde ich hier überhaupt einen geeigneten Platz für das zurückgelassene Gepäck finden? Tatsächlich überzeugt mich auch dieser Punkt nicht, denn es gibt direkt am Flussufer nur den typischen Auwald, der bei Hochwasser überspült werden könnte. Erst 2 km hinter dem geplanten Startpunkt treffe ich das erste Mal auf eine erhöhte Uferböschung, doch auch hier finde ich keinen guten Platz, um z.B. den Proviant bärensicher an einem Baum aufzuhängen oder auf einem Felsvorsprung zu deponieren (4. = auch nicht erfüllt). Schade! Es wäre eine einmalige Gelegenheit gewesen, diesen See auf eigene Faust zu besuchen. Doch irgendwie beruhigt es mich auch, dass ich ab jetzt nur noch den Fluss hinabfahren muss. Ich werde gewiss auch ohne diese krönende Bergwanderung auf ein gelungenes Wildnisabenteuer zurückblicken können. Manche Ideen bleiben eben nur eine Träumerei...

                                                                                                                                                                          Als ich den Mündungsbereich des Rudnaja passiere, entdecke ich am gegenüberliegenden Ufer beiläufig die Überreste eines uralten Nomadenlagers. Zunächst bemerke ich nur die Stümpfe vor langer Zeit gefällter Bäume, bei genauerem Hinsehen dann noch einige alte Lattenkonstruktionen – und Blaubeeren in Hülle und Fülle...
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole826.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,5 KB ID: 3250390

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole827.jpg Ansichten: 0 Größe: 287,7 KB ID: 3250392

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole828.jpg Ansichten: 0 Größe: 289,5 KB ID: 3250393

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole829.jpg Ansichten: 0 Größe: 162,6 KB ID: 3250394

                                                                                                                                                                          Blick ins Rudnaja-Tal, welches mich auf kürzestem Wege zum Bergsee Tobanda führen sollte.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole830.jpg Ansichten: 0 Größe: 227,8 KB ID: 3250395

                                                                                                                                                                          Rudnaja-Mündung in den Tscharky.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole831.jpg Ansichten: 0 Größe: 285,7 KB ID: 3250397

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole832.jpg Ansichten: 0 Größe: 210,5 KB ID: 3250398

                                                                                                                                                                          Bei Sonnenuntergang lasse ich mich noch ein kleines Stück den Fluss hinabtreiben, wobei es einige ruppige Stellen mit halbmeterhohen Wellen zu passieren gibt. Als es zu dämmern anfängt, wird es allmählich frischer und es bilden sich flache Nebelschwaden über dem brausenden Wasser. Ich hoffe, noch vor dem Dunkelwerden einen guten Platz für die Nacht zu finden, da taucht neben mir plötzlich eine herrlich bunte Freifläche auf – mit Blaubeeren satt und einem tollem Blick über den Fluss. Sofort wird mir klar: hier bleibe ich!
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole833.jpg Ansichten: 0 Größe: 244,1 KB ID: 3250400

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole834.jpg Ansichten: 0 Größe: 230,6 KB ID: 3250396

                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole835.jpg Ansichten: 0 Größe: 133,5 KB ID: 3250399

                                                                                                                                                                          Gegen Mitternacht zeigt sich dann auch noch das erste Polarlicht der Tour! Für kurze Zeit flammt im Norden ein diffuser Bogen auf und lässt dabei auch ein paar Strahlen tanzen.
                                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole836.jpg Ansichten: 0 Größe: 97,5 KB ID: 3250401
                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von bikevagabond; 27.03.2024, 12:19.
                                                                                                                                                                          „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                          Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                            • 22.11.2013
                                                                                                                                                                            • 318
                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                            #86
                                                                                                                                                                            Als der neue Tag hereinbricht, gibt es wieder reichlich Sonnenschein. Es ist eine wahre Freude, die herbstlich angefärbte Landschaft in so einem Licht zu erleben. Dazu noch mit spätsommerlicher Wärme, die bereits am Lagerplatz die 20°C-Marke übersteigt.
                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3250404

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Name: poletopole839.jpg
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ID: 3250407

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Name: poletopole840.jpg
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ID: 3250403

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Name: poletopole841.jpg
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ID: 3250406

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Name: poletopole842.jpg
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ID: 3250408

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole843.jpg
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ID: 3250409

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole844.jpg
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ID: 3250412

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Name: poletopole845.jpg
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Größe: 330,6 KB
ID: 3250410

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole846.jpg
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ID: 3250411

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Name: poletopole847.jpg
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ID: 3250416

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole848.jpg
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ID: 3250417

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Name: poletopole849.jpg
Ansichten: 1898
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ID: 3250414

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole850.jpg
Ansichten: 1919
Größe: 221,8 KB
ID: 3250413

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Name: poletopole851.jpg
Ansichten: 1886
Größe: 157,4 KB
ID: 3250415

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Name: poletopole852.jpg
Ansichten: 1864
Größe: 119,0 KB
ID: 3250418

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole853.jpg
Ansichten: 1888
Größe: 174,0 KB
ID: 3250419

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole854.jpg
Ansichten: 1901
Größe: 239,4 KB
ID: 3250420

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Name: poletopole855.jpg
Ansichten: 1899
Größe: 285,5 KB
ID: 3250421

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Name: poletopole856.jpg
Ansichten: 1891
Größe: 184,4 KB
ID: 3250423

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Name: poletopole857.jpg
Ansichten: 1909
Größe: 243,3 KB
ID: 3250422

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole858.jpg
Ansichten: 1869
Größe: 159,5 KB
ID: 3250424

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Name: poletopole859.jpg
Ansichten: 1863
Größe: 120,3 KB
ID: 3250427

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: poletopole860.jpg
Ansichten: 1875
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ID: 3250425

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Name: poletopole861.jpg
Ansichten: 1856
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ID: 3250426

                                                                                                                                                                            Es dauert nicht lange und der Fluss nimmt wieder seinen typischen Lauf ein, wobei es erneut zu teils wuchtigen Abgängen und halbmeterhohen Wellen kommt. Wahrscheinlich hätte ich heute locker 30 km zurücklegen können, aber da ich erst spät gestartet bin und mir auch unterwegs viel Zeit gelassen habe, bleibt es wieder mal bei 20 Tageskilometern. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, da ich meine noch reichlich vorhandene Zeit lieber hier in den herrlichen Bergtälern verbringe, als später in der flachen Taiga.
                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3250428

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ID: 3250430

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                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                                                            Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                              • 22.11.2013
                                                                                                                                                                              • 318
                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                              Das Filetstück der geangelten Äsche grillte ich mir noch am Abend über dem Feuer, den Rest koche ich mir am nächsten Morgen zu einer Fischsuppe.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole867.jpg Ansichten: 0 Größe: 237,2 KB ID: 3250520

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole868.jpg Ansichten: 0 Größe: 221,5 KB ID: 3250439

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole869.jpg Ansichten: 0 Größe: 198,6 KB ID: 3250436

                                                                                                                                                                              Auch heute komme ich erst mittags los und treibe noch eine Weile an der hohen Flussterrasse entlang, die stufenweise immer höher steigt. An einer Stelle bemerke ich dann eine riesige Hangrutschung und sehe, dass hier Teile des Permafrostes freiliegen. Da die grauen Eispanzer unentwegt schmelzen, purzeln permanent Steine vom Hang hinab. Vorsichtig steige ich hinauf, um mir diesen Prozess aus nächster Nähe anzuschauen.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole870.jpg Ansichten: 0 Größe: 159,1 KB ID: 3250438

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole871.jpg Ansichten: 0 Größe: 281,2 KB ID: 3250437

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole872.jpg Ansichten: 0 Größe: 203,4 KB ID: 3250435

                                                                                                                                                                              Es ist interessant zu sehen, wie aus dem schmelzenden Eis eine zementartige Brühe freigesetzt wird, die sich unten am Fluss in einem schlammigen Schwemmfächer sammelt und für eine sichtbare Trübung des Flusswassers sorgt.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole873.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,7 KB ID: 3250442

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole874.jpg Ansichten: 0 Größe: 126,0 KB ID: 3250440

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole875.jpg Ansichten: 0 Größe: 99,2 KB ID: 3250441

                                                                                                                                                                              Ab diesem Punkt ist Schluss mit dem glasklaren Wasser und es stellt sich eine türkisgraue Färbung ein, wie man sie auch von Gletscherflüssen kennt.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole876.jpg Ansichten: 0 Größe: 161,8 KB ID: 3250443

                                                                                                                                                                              Die hellen Granitblöcke sind wieder da und es kommt erneut zu verblockten Wildwasserpassagen. Ist man über eine Schwelle rüber, hört man in der Regel schon die nächste rauschen.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole878.jpg Ansichten: 0 Größe: 170,9 KB ID: 3250445

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole879.jpg Ansichten: 0 Größe: 231,9 KB ID: 3250446

                                                                                                                                                                              Die Lichtkontraste sind mal wieder der Hammer – an jeder Biegung gibt es was fürs Auge...
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole880.jpg Ansichten: 0 Größe: 206,8 KB ID: 3250449

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole881.jpg Ansichten: 0 Größe: 124,6 KB ID: 3250447

                                                                                                                                                                              Kurz hinter dem gut sichtbaren Zufluss Jasandja entdecke ich am linken Flussufer wieder einen alten Lagerplatz. Hier sogar mit dem Grundgerüst einer kleinen Hütte und einer Milchkanne aus Sowjetzeiten (mit SSSR-Gravur)...
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole882.jpg Ansichten: 0 Größe: 317,5 KB ID: 3250448

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole883.jpg Ansichten: 0 Größe: 270,7 KB ID: 3250451

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole884.jpg Ansichten: 0 Größe: 296,4 KB ID: 3250450

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole885.jpg Ansichten: 0 Größe: 294,8 KB ID: 3250456

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole886.jpg Ansichten: 0 Größe: 298,4 KB ID: 3250452

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole887.jpg Ansichten: 0 Größe: 128,3 KB ID: 3250453

                                                                                                                                                                              Diese Kaffedose ist aber ein Produkt der Neuzeit – damit ist klar, dass es auch nach 2016 noch Menschen an diesen Ort verschlagen hat...
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole888.jpg Ansichten: 0 Größe: 117,8 KB ID: 3250454

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole889.jpg Ansichten: 0 Größe: 108,1 KB ID: 3250455

                                                                                                                                                                              Wieder ein herrliches Flussufer, das zu einer kleinen Brotpause einlädt. Auch heute gibt es noch einmal 22°C am Nachmittag!
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole890.jpg Ansichten: 0 Größe: 227,1 KB ID: 3250458

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole891.jpg Ansichten: 0 Größe: 314,1 KB ID: 3250466

                                                                                                                                                                              Typischer Uferabbruch eines erodierenden Prallhangs.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole892.jpg Ansichten: 0 Größe: 189,5 KB ID: 3250459

                                                                                                                                                                              An dieser eigenartig bewachsenen Böschung scheint es vor langer Zeit mal gebrannt zu haben.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole893.jpg Ansichten: 0 Größe: 201,9 KB ID: 3250457

                                                                                                                                                                              Auch im weiteren Verlauf präsentiert sich der Flusslauf mit einem ordentlichen Gefälle und Wildwasser am laufenden Band. Manche Abgänge sind dabei so wuchtig, dass ich mein Boot durch 1 m hohe Wellen steuern muss. Solange ich aber den schrägen Brechern ausweichen kann, geht alles gut und ich muss nur das hereingeschwappte Wasser aus dem Bootsinnern schöpfen. Da jetzt aber vermehrt größere Granitblöcke im Strom auftauchen, muss ich auch zwischen den Abgängen stets konzentriert bleiben. Vor allem die nur knapp an die Wasseroberfläche reichenden Blöcke erkenne ich oft erst im letzten Moment, wobei diese am gefährlichsten sind, denn dahinter bauen sich inzwischen richtige Walzen auf, die mich in einem unachtsamen Moment durchaus kentern lassen könnten. Zum Glück schaffe ich es immer rechtzeitig den richtigen Kurs einzuschlagen, auch wenn ich dabei so einige Male ins Schwitzen komme...
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole894.jpg Ansichten: 0 Größe: 163,4 KB ID: 3250462

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole895.jpg Ansichten: 0 Größe: 209,5 KB ID: 3250461

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole896.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,2 KB ID: 3250460

                                                                                                                                                                              Bevor es gänzlich zuzieht, lässt sich noch ein letztes Mal die Sonne blicken.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole897.jpg Ansichten: 0 Größe: 114,7 KB ID: 3250464

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole898.jpg Ansichten: 0 Größe: 110,0 KB ID: 3250463

                                                                                                                                                                              Auf einer hinter mir liegenden Bergflanke bemerke ich eine filigrane Struktur, die mich unweigerlich an ein bekanntes Wappentier erinnert
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole899.jpg Ansichten: 0 Größe: 175,4 KB ID: 3250467

                                                                                                                                                                              Als ich am Abend meine heutige Paddeletappe beschließe, gelingt mir eine Punktlandung, denn es war mein Plan, das nächste Lager genau hier, in der Nähe eines kleinen Sees aufzuschlagen. Es scheint mir ein reizvoller Ort zu sein, um den bevorstehenden Wetterwechsel auszusitzen.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole900.jpg Ansichten: 0 Größe: 227,0 KB ID: 3250465

                                                                                                                                                                              Von Norden her nähert sich schon das dunkle Gewölk, das dem spätsommerlichen Wetter ein jähes Ende bereiten wird. Wenige Minuten später peitschen schon die ersten Windböen herab. In Eile baue ich mein Zelt auf und schaffe es gerade noch alles hineinzuwerfen, bevor der kräftige Regen einsetzt.
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole901.jpg Ansichten: 0 Größe: 172,5 KB ID: 3250468

                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole902.jpg Ansichten: 0 Größe: 293,5 KB ID: 3250469

                                                                                                                                                                              Ein bisschen Weltuntergangsstimmung kommt auf, als ich aus dem Zelt heraus die wogenden Wipfel der Bäume betrachte und dem kalten Prasseln des Regens lausche. Es ist der Beginn eines 35-stündigen Dauerregens, der den Flusspegel noch bedrohlich steigen lassen wird – ausgerechnet hier, wo es im näheren Umkreis keine erhöhte Böschung gibt, auf die ich mich im Notfall hinaufretten könnte...
                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole903.jpg Ansichten: 0 Größe: 124,1 KB ID: 3250470
                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von bikevagabond; 27.03.2024, 13:04.
                                                                                                                                                                              „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                              Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                                                • 24.01.2011
                                                                                                                                                                                • 12923
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                Grandios!
                                                                                                                                                                                Danke fürs Teilen.

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                  • 09.02.2024
                                                                                                                                                                                  • 35
                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                  #89
                                                                                                                                                                                  Von mir auch ein großes Dankeschön für so ein tolles Bericht 👏

                                                                                                                                                                                  Freue mich auf die Fortsetzung ☺️

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                    • 17.10.2010
                                                                                                                                                                                    • 875
                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                    #90
                                                                                                                                                                                    Unglaublich!
                                                                                                                                                                                    Richard, danke für deine Mühe, den Bericht zu schreiben- es ist wirklich höchst interessant, spannend und die Bilder...
                                                                                                                                                                                    https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                      • 05.10.2020
                                                                                                                                                                                      • 24
                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                      #91
                                                                                                                                                                                      Da schließe ich mich sibirier gleich mal an, wirklich unglaublich!
                                                                                                                                                                                      Bin schwer beeindruckt von deiner Reise, von der du auch noch so gute Bilder gemacht hast.
                                                                                                                                                                                      Gratuliere und Dankeschön!

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                        • 1275
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        Also ehrlich mein Herr, wie schaffst Du es immer nur solche Cliffhanger einzubauen? 😉 Davon abgesehen mal wieder absolut geniale Bilder. Gerade die roten Strauchteppiche sind wunderschön. Und freut mich natürlich, dass Du die Zeit hast das schlechte Wetter auch mal auszusitzen um dann bei besserem Wetter die Natur angemessen genießen zu können. 😎

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                                          • 22.11.2013
                                                                                                                                                                                          • 318
                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                          #93
                                                                                                                                                                                          Mann, mann, wie die Zeit verrennt... Drei Wochen sind nun schon vergangen und ich hab immer noch keine Fortsetzung abgeliefert. Eigentlich wollte ich zeitnah weiterschreiben, aber irgendwie scheint das seit den ersten wärmeren Tagen nicht mehr so gut zu klappen 😉 (bin nun doch wieder öfter outdoor unterwegs) Aber ich hab den Text inzwischen fast fertig und werde ihn sicher morgen oder übermorgen hier einstellen. Danke auch noch für eure motivierenden Worte, ohne die wäre ich vielleicht schon in die Sommerpause gegangen 😄 Ich hoffe mal, dass ich auch noch den Adytscha-Teil bis Betenkes vor dem Sommer fertig bekomme, den Rest (Radfahrt zum Kältepol Verchojansk und Rückreise) werde ich dann wohl erst im Herbst anpacken...
                                                                                                                                                                                          „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                                          Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                            • 22.11.2013
                                                                                                                                                                                            • 318
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            Die Wettervorhersage meines Satmessengers hatte es schon angedeutet, dass es mit dem Wetterumschwung einen längeren Regen geben würde. Doch dass es die ganze Nacht, den ganzen Tag und nochmals eine Nacht durchregnen würde, hatte ich nicht erwartet. Ich liege im Zelt, harre der Dinge und versuche mich so gut es geht zu beschäftigen. Es gibt noch einen Fahrtbericht zur bevorstehenden Adytscha, den ich mir wie den zur Indigirka daheim mit Google übersetzt und ausgedruckt hatte, um unterwegs noch einmal alles Beschriebene mit Blick auf die Karte durchgehen zu können. Als zwischendurch der Regen etwas nachlässt, gehe ich eine kleine Runde ums Zelt und schaue dabei prüfend auf den Flusspegel, der nun sichtbar zu steigen beginnt.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole904.jpg Ansichten: 0 Größe: 151,1 KB ID: 3254700

                                                                                                                                                                                            Am Nachmittag gibt es für eine Stunde nur Getröpfel, so dass ich die Gelegenheit nutze, ein wenig die Umgebung zu erkunden. Bis zur Mündung eines Baches gehe ich und entdecke dabei mal wieder Spuren von Menschen: Stümpfe vor langer Zeit gefällter Bäume und zwei leere Konservendosen...
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole905.jpg Ansichten: 0 Größe: 274,1 KB ID: 3254702

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole906.jpg Ansichten: 0 Größe: 184,1 KB ID: 3254701

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole907.jpg Ansichten: 0 Größe: 205,3 KB ID: 3254703

                                                                                                                                                                                            Auf der topografischen Karte aus Sowjetzeiten ist in diesem Bereich ein gestrichelter Pfad am Flussufer eingezeichnet, doch außer den Baumstümpfen und Dosen konnte ich keinerlei Hinweise finden, dass sich hier noch Menschen durch die Wildnis bewegen – kein Pfad, keine Spur, nicht mal ein altes Lager. Das überwiegend sumpfige Gelände mit seinen buckeligen Seggenbüscheln ist hier auch nicht gerade gut begehbar. Dafür wimmelt es nur so von Blaubeeren – ein wahres Schlaraffenland zieht sich am Ufer entlang, so dass ich während meiner kleinen Wanderung immer wieder in die Büsche greife und mich an den zum Teil kirschgroßen Waldvitaminen regelrecht überfresse
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole908.jpg Ansichten: 0 Größe: 187,8 KB ID: 3254704

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole909.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,9 KB ID: 3254705

                                                                                                                                                                                            Am Abend registriere ich, dass der Fluss bereits einen halben Meter angestiegen ist (ein größerer Stein an der Anlegestelle, der gestern Abend noch vollkommen frei lag, ist nun vollständig im Wasser verschwunden). Vom Gesamteindruck her scheint sich damit die Durchflussmenge mehr als verdoppelt zu haben. Entsprechend angespannt verbringe ich die zweite Nacht an diesem Ort. Ich kenne die Dynamik dieses Flusses nicht und kann absolut nicht einschätzen, was da noch an Wasser hinterherkommen könnte – weder wieviel, noch wie schnell. Kein Wunder, dass mich wieder beklemmende Träume durch den Halbschlaf begleiten: diesmal sehe ich mich auf dem Dach eines Wolkenkratzers sitzen, von dem ich nicht mehr herunterkomme...

                                                                                                                                                                                            Als ich morgens gegen 4 Uhr aus dem Zelt blicke, hat sich der Wasserstand des inzwischen grau eingetrübten Flusses um einen ganzen Meter erhöht! Weiterschlafen kann ich jetzt nicht mehr und beobachte sorgenvoll die weitere Entwicklung. Da ich kaum noch etwas zum Lesen habe, vertreibe ich mir die Zeit mit Schreiben und dokumentiere meine unmittelbaren Eindrücke direkt ins Tagebuch...
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole910.jpg Ansichten: 0 Größe: 108,1 KB ID: 3254706

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole918.jpg Ansichten: 0 Größe: 241,7 KB ID: 3254708

                                                                                                                                                                                            5 Uhr: Das Rauschen des Flusses hat sich verändert, ist dumpfer geworden. Wellenschläge am Ufer sind zu hören, ab und zu auch ein Rumpeln, wenn das angehobene Treibholz aneinander schlägt. Um einen Meter ist das Wasser bereits gestiegen, erste Sträucher sind schon verschwunden – eine beunruhigende Situation. Und es scheint immer schneller zu steigen, aktuell etwa 10 cm pro Stunde. Wieviel Zeit werde ich noch haben, bis ich flüchten muss? 6 Stunden? 4 Stunden? Ich befinde mich auf jeden Fall in der Gefahrenzone, zelte ich doch auf angeschwemmten Sand. Ich werde abwarten und den Wasseranstieg weiter beobachten. Der Dauerregen ist nun (nach 34 Stunden) in nassen Schneefall übergegangen und die Temperatur auf unter 4°C abgefallen.

                                                                                                                                                                                            6 Uhr: Die Niederschläge scheinen endlich abzuklingen – nach 35 Stunden! Es flöckelt nur noch ein bisschen. Hoffnung? Das Wasser wird definitiv noch eine Weile weitersteigen. Also packe ich schon ein paar Dinge ein und erkunde das Hinterland nach trockenen Plätzen, die etwas höher gelegen scheinen. Etwa 100 m abseits vom Ufer befindet sich eine kleine flechtenbewachsene Erhebung – vielleicht einen halben Meter höher. Dummerweise muss man durch den buckeligen Sumpf laufen, um da hin zu gelangen. Alternativen gibt es keine. Einpacken und weiterpaddeln ist leider auch keine Option – der Fluss hat sich in eine graue, wild brausende Brühe verwandelt, die nun etliches an Treibholz, teilweise auch ganze Bäume mit sich führt, und alles mögliche überspült. Schon vom Lagerplatz sehe ich einige unheimliche Wellenberge – an Stellen, wo vorher nichts war. Es wäre definitiv zu riskant, ausgerechnet jetzt aufs Wasser zu gehen. Ich kenne den Fluss nicht und es gibt auch keine brauchbare Beschreibung. In der Enzyklopädie der Flüsse Ostsibiriens ist von einem 3 m-Wasserfall die Rede, der sich irgendwo auf den nächsten Kilometern kurz vor dem Zufluss der Boldymba befinden soll. Ich glaube nicht, dass er existiert – auf den Satbildern war nichts dergleichen zu erkennen, nicht mal ansatzweise. Aber falls es ihn doch geben sollte, hätte ich bei der aktuellen Strömung kaum eine Chance, rechtzeitig anzulanden, zumal die Ufer jetzt oftmals überspült und schlecht zugänglich sind.

                                                                                                                                                                                            7 Uhr: Der Wasserstand ist seit 4 Uhr tatsächlich um ca. 30 cm gestiegen. Bleiben mir also noch 3-4 Stunden bis zum erzwungenen Umzug auf die Flechteninsel. Vielleicht aber ebbt die Hochwasserwelle bis dahin noch ab. Ich gebe die Hoffnung nicht auf und harre weiter aus. Das Zelt durch den Sumpf tragen würde ich mir gerne ersparen...

                                                                                                                                                                                            11 Uhr: Das Wasser ist wie befürchtet bis in den Bereich vorgedrungen, den ich als kritisch eingestuft hatte (nur noch 1 m vom Zelt entfernt) – bei einem Pegelanstieg von nun insgesamt anderthalb Metern! Zum Schluss schien es jedoch langsamer zu steigen – sollte es doch noch stagnieren, bevor es mein Zelt erreicht? Ich entscheide mich, weiter abzuwarten... Inzwischen ist ein grässlich kalter Nordostwind aufgekommen, der in Böen mit Stärke 5-7 in Richtung Fluss weht. Ich mache mir nun bald mehr Sorgen, dass mir das Zelt davonfliegen könnte – direkt auf den Fluss. Wenn das passieren sollte, wäre es hoffnungslos verloren – inklusive Schlafsack und Isomatte. Als ich das Zelt verlasse, sichere ich es mit zusätzlichen Heringen. Dann laufe ich das Ufer ab, um mir ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Vom steinigen Prallufer ist nichts mehr zu sehen – es ist komplett überschwemmt. Auch der Sumpf hat sich vom Regen gefüllt und läuft nun über – an Stellen, die gestern noch trocken waren. Der Fluss hat nach wie vor eine beängstigende Dynamik. In der Ferne flussab sehe ich eine wild aufgeschäumte Stelle mit hohen Wellen. Wäre ich jetzt mit dem Boot auf dem Wasser, könnte ich dieses Hindernis nur schwer umgehen und würde wahrscheinlich voll hineinrauschen, eventuell sogar kentern...

                                                                                                                                                                                            Gestern Nachmittag sah der Fluss noch so aus.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole912.jpg Ansichten: 0 Größe: 166,0 KB ID: 3254709

                                                                                                                                                                                            Heute Mittag von der gleichen Stelle...
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole913.jpg Ansichten: 0 Größe: 160,6 KB ID: 3254711

                                                                                                                                                                                            Schon teilweise überspültes Prallufer.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole914.jpg Ansichten: 0 Größe: 252,8 KB ID: 3254710

                                                                                                                                                                                            13 Uhr: Kein weiterer Pegelanstieg mehr! Das Wasser scheint sogar wieder etwas zurückzugehen. Ich muss also doch nicht mein Zelt versetzen und kann entspannt am Platz bleiben. Vielleicht fällt der Pegel bis morgen wieder soweit ab, dass ich beruhigt weiterpaddeln kann. Zwei Tage am selben Ort sind mir genug – länger möchte ich hier nicht festsitzen...

                                                                                                                                                                                            Flusspegelanstieg am Lagerplatz (gestern früh, heute früh und heute mittag):
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole915.jpg Ansichten: 0 Größe: 231,4 KB ID: 3254718

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole916.jpg Ansichten: 0 Größe: 250,6 KB ID: 3254707

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole917.jpg Ansichten: 0 Größe: 243,7 KB ID: 3254712

                                                                                                                                                                                            Bis 16 Uhr geht das Wasser um etwa 20 cm zurück, im weiteren Verlauf dann aber kaum noch. Es wird wohl eine Weile dauern, bis der Pegel wieder ein Niveau erreicht, das mich gefahrlos weiterpaddeln lässt. Immerhin regnet oder schneit es nicht mehr und am nächsten Morgen reißt sogar der Himmel auf. Zögerlich lugt der Mond zwischen den Wolken hervor und lässt die morgendliche Szenerie in einem mystischen Licht erscheinen. Klar und deutlich zeigen sich jetzt auch die frisch verschneiten Berggipfel im Westen, die im Licht der aufgehenden Sonne ein tolles Fotomotiv abgeben. Direkt hinter dem höchsten unter ihnen, dem 2100 m hohen Njulkandja, verabschiedet sich dann auch der abnehmende Mond.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole919.jpg Ansichten: 0 Größe: 115,9 KB ID: 3254713

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole920.jpg Ansichten: 0 Größe: 98,1 KB ID: 3254716

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole922.jpg Ansichten: 0 Größe: 110,6 KB ID: 3254719

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole923.jpg Ansichten: 0 Größe: 88,7 KB ID: 3254717

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole924.jpg Ansichten: 0 Größe: 247,0 KB ID: 3254721

                                                                                                                                                                                            Es ist ein herrlicher Start in den Tag, wenngleich ein frischer, denn bei Temperaturen um 0°C kommt wieder ein spürbarer Wind auf, der mich ordentlich frösteln lässt. Da der Flusspegel über Nacht kaum gefallen ist und immer noch mindestens 1 m über Normal liegt, wird es besser sein, auch noch den heutigen Tag abzuwarten. Ich entscheide mich für eine kleine Wanderung durchs Hinterland, um von einem nahe gelegenen Berggipfel einen schönen Rundumblick zu erhaschen. Schon auf der Karte wirkte dieser Talabschnitt irgendwie reizvoll, weshalb ich mein Lager unbedingt hier aufschlagen wollte. Und ich werde nicht enttäuscht, denn schon auf den ersten paar hundert Metern bin ich total angetan von der Vielfalt an schönen Perspektiven, die mir dieser abwechslungsreiche Landstrich bietet: Zuerst eine Art Moräne, auf dem verkohlte Pinienbüsche an einen früheren Waldbrand erinnern, dahinter ein nicht verzeichneter kleiner See, in dem sich die umliegenden Berge wunderbar spiegeln, dann eine wilder Bach, dessen Strömung so kräftig ist, dass ich eine Weile nach einer geeigneten Passage suche, und schließlich der Aufstieg zu einem kahlen 935 m hohen Bergvorsprung, der mir einen fantastischen Blick in die Weite erlaubt...
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole925.jpg Ansichten: 0 Größe: 214,0 KB ID: 3254720

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole926.jpg Ansichten: 0 Größe: 250,7 KB ID: 3254726

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole927.jpg Ansichten: 0 Größe: 211,2 KB ID: 3254722

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole928.jpg Ansichten: 0 Größe: 156,6 KB ID: 3254724

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole929.jpg Ansichten: 0 Größe: 271,4 KB ID: 3254725

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole930.jpg Ansichten: 0 Größe: 270,9 KB ID: 3254728

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole931.jpg Ansichten: 0 Größe: 203,9 KB ID: 3254723

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole932.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,0 KB ID: 3254729

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole933.jpg Ansichten: 0 Größe: 164,4 KB ID: 3254727

                                                                                                                                                                                            Blick zurück auf den Tscharky, an dessen Ufer ich mein Zelt stehen lassen habe (ganz links erkennt man auch den kleinen See, den ich zu Beginn passierte).
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole934.jpg Ansichten: 0 Größe: 191,9 KB ID: 3254730

                                                                                                                                                                                            Sogar aus dieser Entfernung lässt sich erahnen, dass der Fluss immer noch zu wild ist, um ihn gefahrlos hinunter zu raften.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole935.jpg Ansichten: 0 Größe: 238,6 KB ID: 3254731

                                                                                                                                                                                            Wenn ich dem Bachlauf weiter ins Seitental hinauf folgen würde, käme ich zu diesem See, der sich auf einer flachen Passhöhe befindet.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole936.jpg Ansichten: 0 Größe: 119,4 KB ID: 3254732

                                                                                                                                                                                            Und da ist es wieder: das Wappentier des Tscharky 😉
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole937.jpg Ansichten: 0 Größe: 137,1 KB ID: 3254735

                                                                                                                                                                                            Im Südwesten erkenne ich auch schon die Boldymba, die ein paar Kilometer flussabwärts in den Tscharky mündet. Das Gelände sieht jedoch nicht so aus, dass sich hier noch ein 3 m hoher Wasserfall verstecken würde.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole938.jpg Ansichten: 0 Größe: 195,4 KB ID: 3254734

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole939.jpg Ansichten: 0 Größe: 161,0 KB ID: 3254733

                                                                                                                                                                                            Um mir auch ein Bild aus nächster Nähe zu verschaffen, gehe ich auf meinem Rückweg direkt zum Tscharky hinunter. Zufällig lande ich dabei an einer Schlüsselstelle, die wohl den vermeintlichen Wasserfall repräsentiert: eine wuchtige Stromschnelle mit gefährlichen Wellen und Walzen auf ganzer Breite! Eine Weile stehe ich am Ufer und betrachte respektvoll die wild schäumenden Wassermassen, die sich in der Flussmitte besonders hoch aufschaukeln – wenn ich da durchrauschen würde, wäre eine Kenterung garantiert. Bliebe also nur eine Umgehung am rechten Rand, wobei es dort einige größere Steinblöcke gibt, die mir zum Verhängnis werden könnten. Dicht am Ufer sollte es aber möglich sein, ohne ernsthafte Probleme durchzukommen...
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole940.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,9 KB ID: 3254736

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole941.jpg Ansichten: 0 Größe: 174,1 KB ID: 3254738

                                                                                                                                                                                            Zurück zum Lagerplatz folge ich einem Bärenpfad, der über zwei Kilometer nah am Ufer entlangführt. Dabei versuche ich die Dynamik des Flusses stets im Blick zu behalten, um dessen Befahrbarkeit einzuschätzen. Doch es scheint auf diesem Abschnitt keine weiteren Problemstellen zu geben, die sich nicht auch umgehen lassen. Von daher bin ich optimistisch, morgen endlich meine Flussfahrt fortsetzen zu können.
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole942.jpg Ansichten: 0 Größe: 303,6 KB ID: 3254737

                                                                                                                                                                                            Den späten Nachmittag nutze ich noch für einen Sprung ins kalte Nass und den Abend für eine weitere Brotbackaktion. Wenn ich schon so viel Zeit an einem Ort verbringen muss, sollte ich sie auch sinnvoll ausnutzen. Mehr als drei Stunden dauert es diesmal, um das zweite Kilo Mehl in 30 leckere „Taigabrote“ zu verwandeln (aufgeteilt in 13 herbe mit Knoblauch und Kräutern und 17 süße mit Rosinen und Zucker).
                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole943.jpg Ansichten: 0 Größe: 248,7 KB ID: 3254741

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole944.jpg Ansichten: 0 Größe: 219,2 KB ID: 3254739

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole945.jpg Ansichten: 0 Größe: 299,1 KB ID: 3254740

                                                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole946.jpg Ansichten: 0 Größe: 143,4 KB ID: 3254742
                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von bikevagabond; 19.04.2024, 13:06.
                                                                                                                                                                                            „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                                            Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                              • 22.11.2013
                                                                                                                                                                                              • 318
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole947.jpg Ansichten: 0 Größe: 224,4 KB ID: 3254751

                                                                                                                                                                                              Auf den ersten zwei Kilometern komme ich wie geplant durch – alle Hindernisse lassen sich problemlos umgehen. Allerdings sind jetzt durch den niedrigeren Wasserstand ein paar zusätzliche Steinblöcke zum Vorschein gekommen, die mich beim Queren der wuchtigen Schwelle schließlich ins Straucheln bringen. Wo es gestern noch einen paddelbaren Korridor zwischen den Blöcken gab, ist es jetzt viel zu eng geworden – ich bleibe hängen und kippe dabei fast aus dem Boot – zum Glück nur fast...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole948.jpg Ansichten: 0 Größe: 168,8 KB ID: 3254755

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole949.jpg Ansichten: 0 Größe: 195,9 KB ID: 3254750

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole950.jpg Ansichten: 0 Größe: 184,5 KB ID: 3254753

                                                                                                                                                                                              Danach wird es für eine Weile ruhiger und ich lehne mich für einen Moment mal ganz entspannt zurück. Am rechten Ufer bemerke ich dabei ein paar aufgestellte Holzstangen – wieder mal ein altes Lager, das ich mir gerne aus nächster Nähe anschauen möchte, doch die kräftige Strömung bietet mir keine Gelegenheit anzulegen. Nach ein paar missglückten Versuchen, am Ufer Halt zu finden, lasse ich mich kurz darauf in einen rechten Nebenarm hineinziehen. Schon in diesem Moment vernehme ich ein dumpfes Rauschen – irgendetwas scheint sich hinter der nächsten Kurve zu verbergen. Hastig steuere ich das flache Gleithangufer der Schotterinsel an und es gelingt mir noch, an der letztmöglichen Stelle anzulanden, bevor der Strom wieder so stark wird, dass er mich gnadenlos in die Mitte des Flusslaufs gezogen hätte. Zu Fuß laufe ich ein Stück vor und sehe, wie sich der Nebenarm weiter verengt und sich in der Kurve zu einem wilden Getöse mit riesigen Wellen aufschaukelt. Wenn ich hier reingeraten wäre, hätte es mich definitiv umgeworfen! Ein Glück, dass ich noch rechtzeitig anhalten konnte...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole951.jpg Ansichten: 0 Größe: 181,9 KB ID: 3254754

                                                                                                                                                                                              Doch wie jetzt weiter? Am Inselufer abwärts treideln würde mir nichts bringen, denn auch von links kommt ein kräftiger Strom in den Hauptlauf zurückgeflossen, wobei auch der Punkt des Zusammentreffens mit hohen Wellen einhergeht, in die ich direkt hineingeraten würde, wenn ich am Inselende wieder ins Boot steigen sollte. Ich realisiere, dass ich zurücktreideln muss, um in den anderen, weniger wuchtigen Nebenarm zu gelangen. Dieser ist zwar von großen Blöcken mit kleinen Walzen durchsetzt, aber nur hier sehe ich eine Chance, heile von meiner wild umströmten Insel herunter zu kommen. Also ziehe ich das Boot an den Inselanfang und paddle von dort so schnell es geht, zwischen den Blöcken an das ganz linke Ufer, denn dieses scheint begehbar zu sein. Hier gelingt es mir dann, mein Boot an den hohen Wellen vorbei zu treideln, obwohl das Wasser zwischen den Felsen und am Rande eines Treibholzhaufens grenzwertig tief ist. Gestern wäre ich hier sicher nicht durchgekommen...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole952.jpg Ansichten: 0 Größe: 176,0 KB ID: 3254752

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole953.jpg Ansichten: 0 Größe: 199,4 KB ID: 3254756

                                                                                                                                                                                              Damit war die Problemstelle aber noch nicht überwunden, denn ich bin nun an dem Ufer, an dem die Boldymba in den Tscharky mündet. Auch dieser an sich unspektakuläre Zufluss präsentiert sich als reißender Strom, der mich sofort in die Mitte des Tscharky schieben würde, wo sich immer noch in unregelmäßigen Abständen hohe, teils auch schräge Wellen aufschaukeln. Eigentlich könnte ich es wagen, aber da gerade alles in mir auf maximale Sicherheit gepolt ist, bin ich nicht bereit, dieses vermeidbare Risiko einzugehen. Ich wähle den mühsamen Weg und zerre mein Boot nun auch die Boldymba hinauf, bis ich nach etwa 100 m eine Stelle erreiche, an der ich gefahrlos die Flussseite wechseln kann.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole954.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,5 KB ID: 3254761

                                                                                                                                                                                              Erst hinter der Boldymba-Mündung steige ich wieder ins Boot, doch die Verschnaufpause währt nur kurz, denn schon nach einem Kilometer taucht die nächste, nunmehr dritte wuchtige Schwelle auf. Auch hier gibt es eine angsteinflößende Dynamik mit über 1 m hohen Wellen, so dass ich es vorziehe, das Ganze am rechten Ufer treidelnd zu passieren. Auf den Fotos sieht das Wildwasser irgendwie nicht so dramatisch aus, aber auch an dieser Stelle hatte ich mächtig zu kämpfen, dass mir das Boot nicht aus den Händen gerissen wird...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole955.jpg Ansichten: 0 Größe: 171,0 KB ID: 3254758

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole956.jpg Ansichten: 0 Größe: 154,5 KB ID: 3254757

                                                                                                                                                                                              Danach wird es endlich ruhiger und der Flusslauf teilt sich zuweilen in mehrere Arme auf. Die Fließgeschwindigkeit bleibt aber flott, vom Charakter her ähnelt der Tscharky nun der Indigirka, zumal das verschmutzte Wasser auch wieder für das typische Knistern sorgt, das sich anhört, als ob tausende klingende Kristalle auf den Bootsschlauch treffen (in Wahrheit sind es die Sedimentteilchen). Als ich vor acht Jahren auf der Judoma zum ersten Mal dieses Geräusch wahrnahm, dachte ich zuerst, mein Boot schlägt Leck und lässt Luft. In einem Fahrtbericht zur Adytscha von 2017 wird dieses Phänomen als „singendes Wasser“ bezeichnet. Die Raftinggruppe erklärt es in ihrer Schlussfolgerung etwas ausführlicher:

                                                                                                                                                                                              „Fast entlang der gesamten Flusslänge erlebten wir ein Phänomen, das keiner von uns zuvor beobachtet hatte – „singendes Wasser“. Der Effekt scheint nur in schlammigem Wasser aufzutreten. Das Wesentliche ist, dass in Bereichen einer Rolle (russ. „Perekat“) mit einer großen Anzahl von „Pilzen“, wo eine aktive Durchmischung stattfindet, Geräusche aus dem Wasser deutlich hörbar sind, die wir entweder mit dem Geräusch von sehr leichtem Regen verglichen haben, oder mit einem leisen Geräusch eines entfernten Steinschlags oder mit dem Geräusch von brutzelndem Öl in einer Bratpfanne. Man kann den Klang verstärken, indem man das Ohr an den Ballon des Katamarans hält, der als Resonator fungiert. Wir erklären dieses Geräusch durch das Aneinanderreiben zahlreicher Schwebeteilchen, die in vertikalen Wasserströmen turbulenter Flussabschnitte in großen Mengen vorhanden sind und dort zusätzlich aufgewirbelt werden.

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole957.jpg Ansichten: 0 Größe: 141,5 KB ID: 3254760

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole958.jpg Ansichten: 0 Größe: 94,6 KB ID: 3254759

                                                                                                                                                                                              Dann plötzlich wieder eine Elchbegegnung: ein kapitales Tier ohne Geweih bemerkt mich und steigt aufgeschreckt den Hang hinauf. Für ein Foto ist er leider viel zu schnell weg... Trotz grauen Wetters genieße ich den Blick in die stille Berglandschaft, wobei mich vor allem die herbstlichen Farben begeistern, die an manchen Stellen mit tiefroten Farbtupfern überraschen.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole959.jpg Ansichten: 0 Größe: 167,2 KB ID: 3254762

                                                                                                                                                                                              Kurz vor und hinter einer Naled-Fläche mit Eisresten auf der linken Seite wird der Wasserlauf wieder etwas ruppiger und ich muss mein Boot aufmerksam an den hohen Wellen vorbeischiffen. Es ist noch immer kein Zurücklehnen möglich, denn auch in den ruhigeren Bereichen gibt es teilweise Wellen mit Halbmeterschächten, die ich stets frontal durchlaufen muss, damit mir nicht allzu viel Wasser ins Boot schwappt. Auch mitten im Fluss verankerte Baumstämme können eine ernste Gefahr darstellen, wenn ich sie zu spät sehen und daran hängen bleiben sollte...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole960.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,2 KB ID: 3254764

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole961.jpg Ansichten: 0 Größe: 126,8 KB ID: 3254763

                                                                                                                                                                                              Inzwischen habe ich den Rand des Gebirges erreicht und der Flusslauf hält auf eine weitläufige Taigaebene zu. Doch bevor mich nur noch flaches Land umgibt, passiere ich einen letzten markanten Hügel, der sich unmittelbar hinter dem Zufluss Unga-Sibikte erhebt. Genau hier möchte ich mein nächstes Lager schlagen, denn es ist auch die letzte Chance auf einen Rundumblick aus größerer Höhe.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole962.jpg Ansichten: 0 Größe: 156,5 KB ID: 3254765

                                                                                                                                                                                              Als ich am Ufer anlege, um einen geeigneten Platz für das Zelt zu finden, bin ich mal wieder hellauf begeistert von den Lagerbedingungen: Es gibt eine herrlich ebene Fläche mit trockenem Flechtengrund in offener Lärchentaiga, zudem auch einen schönen Blick über den Fluss – was will man mehr? Einziges Manko: ein gut ausgetretener Bärenpfad, der genau über meinen auserkorenen Platz führt. Das hält mich aber nicht davon ab, an diesem schönen Ort zu bleiben...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole963.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,2 KB ID: 3254766

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole964.jpg Ansichten: 0 Größe: 306,2 KB ID: 3254767

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole965.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,2 KB ID: 3254768

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole966.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,3 KB ID: 3254770

                                                                                                                                                                                              Am nächsten Tag sieht es für einen Moment lang so aus, als würde es einen heiteren Tag geben, doch kurz nach Sonnenaufgang zieht es schon wieder zu.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole967.jpg Ansichten: 0 Größe: 155,8 KB ID: 3254769

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole968.jpg Ansichten: 0 Größe: 271,3 KB ID: 3254771

                                                                                                                                                                                              Ein Streifenhörnchen hüpft durch das Ufergebüsch.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole969.jpg Ansichten: 0 Größe: 252,6 KB ID: 3254772

                                                                                                                                                                                              Schon gestern Abend bemerkte ich diesen abgeschabten toten Baum direkt am Bärenpfad. Es scheint eine Art Markierbaum zu sein, an dem sich der Bär regelmäßig reibt, um seinen Geruch zu hinterlassen – erkennbar an den Fellbüscheln, die am Stamm sichtbar hängengeblieben sind.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole970.jpg Ansichten: 0 Größe: 334,5 KB ID: 3254773

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole971.jpg Ansichten: 0 Größe: 109,1 KB ID: 3254774

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole972.jpg Ansichten: 0 Größe: 93,0 KB ID: 3254775

                                                                                                                                                                                              Nach dem Frühstück besteige ich noch den kleinen Berg, der sich direkt neben meinem Lagerplatz befindet. Ich brauche nur ein paar Meter über eine buckelige Sumpffläche laufen und schon geht es schnurstracks den Blockhang zum Gipfel hinauf.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole973.jpg Ansichten: 0 Größe: 297,4 KB ID: 3254776

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole974.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,9 KB ID: 3254777

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole975.jpg Ansichten: 0 Größe: 289,6 KB ID: 3254781

                                                                                                                                                                                              Im weichen Flechtengrund bemerke ich immer wieder solche Gänge, die wahrscheinlich im Winter unterm Schnee von Mäusen oder Lemmingen getreten wurden.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole976.jpg Ansichten: 0 Größe: 304,0 KB ID: 3254782

                                                                                                                                                                                              Ankunft auf dem Gipfel, von dem man in alle Richtungen in die Ferne schauen kann.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole977.jpg Ansichten: 0 Größe: 159,5 KB ID: 3254778

                                                                                                                                                                                              Das Tal des Zuflusses Unga-Sibikte.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole978.jpg Ansichten: 0 Größe: 165,9 KB ID: 3254780

                                                                                                                                                                                              Blick auf die verzweigte Aue des Tscharky.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole979.jpg Ansichten: 0 Größe: 187,4 KB ID: 3254779

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole980.jpg Ansichten: 0 Größe: 138,4 KB ID: 3254783

                                                                                                                                                                                              Beim Herumstiefeln bemerke ich noch einen mysteriösen Steinkreis, der mich an eine uralte Grabstätte erinnert. Sollte hier in grauer Vorzeit mal ein Ewenenhäuptling bestattet worden sein? Später in Verchojansk zeige ich die Fotos dem Leiter des örtlichen Museums, um eine Antwort darauf zu finden, doch seiner Einschätzung nach handelt es sich dabei um keine Grabanlage, sondern um einen geodätischen Messpunkt aus der Geologenzeit. Er sei nur deshalb aus Stein errichtet worden, weil in der näheren Umgebung kein passendes Stangenholz greifbar war...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole981.jpg Ansichten: 0 Größe: 234,5 KB ID: 3254784

                                                                                                                                                                                              Nach zwei Stunden bin ich wieder unten und begebe mich auf den Fluss.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole982.jpg Ansichten: 0 Größe: 189,5 KB ID: 3254785

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole983.jpg Ansichten: 0 Größe: 269,4 KB ID: 3254786

                                                                                                                                                                                              Blick zurück auf den Hügel, von dem ich eben noch heruntergeschaut habe (es ist der rechte).
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole984.jpg Ansichten: 0 Größe: 131,5 KB ID: 3254787

                                                                                                                                                                                              Es herrscht eine düstere Lichtstimmung, die Wolken scheinen sich immer mehr zu verdichten. Gegen 14 Uhr kommt dann auch noch Regen auf, der mir mit eiskaltem Wind anderthalb Stunden ins Gesicht schlägt. 8°C und ein leichter Gegenwind reichen, dass ich trotz Trockenanzug und permanenter Paddelbewegung ins Frieren komme. Vor allem die Füße in meinen Watstiefeln sind ständig eisekalt...
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole985.jpg Ansichten: 0 Größe: 134,2 KB ID: 3254788

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole986.jpg Ansichten: 0 Größe: 93,1 KB ID: 3254789

                                                                                                                                                                                              Es geht auf langer Strecke durch die aufgezweigte Aue mit vereinzelten Treibholzhaufen. Die Strömung ist nach wie vor flott und der Flusslauf weitgehend hindernisfrei.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole987.jpg Ansichten: 0 Größe: 121,3 KB ID: 3254790

                                                                                                                                                                                              Vor einigen Tagen war hier noch alles überflutet.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole988.jpg Ansichten: 0 Größe: 132,9 KB ID: 3254791

                                                                                                                                                                                              Eine Gruppe Gänse bleibt mutig am Ufer, bis ich an ihnen vorbei bin.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole989.jpg Ansichten: 0 Größe: 124,8 KB ID: 3254792

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole990.jpg Ansichten: 0 Größe: 67,3 KB ID: 3254793

                                                                                                                                                                                              Am rechten Zulauf des Juktyken gibt es plötzlich wieder große Blöcke im Wasser und mit ihnen eine erneute Wildwasserschwelle! Ich muss also auch in der verzweigten Aue stets auf der Hut bleiben... Irgendwann aber knickt der Flusslauf nach Westen ab und das Wasser vereint sich wieder in einem einzigen Kanal. Von nun an rückt die halb verschneite Bergkulisse des nördlichen Tscherskigebirges zusehends in die Ferne. Die neuen Ufer sind trostlos, oft auch mit abgebranntem Wald. Erst als eine knallgelbe Weidenaue auftaucht, bekommt die Landschaft wieder ein einladendes Gesicht.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole991.jpg Ansichten: 0 Größe: 155,4 KB ID: 3254794

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole992.jpg Ansichten: 0 Größe: 251,8 KB ID: 3254795

                                                                                                                                                                                              Mein Nachtlager schlage ich auf der Rückseite einer großen Mäanderschleife auf. Rund 50 km konnte ich heute zurücklegen! Als ich das Zelt aufbaue, setzt neuer Regen ein, der mir noch bis zum nächsten Morgen aufs Zeltdach pladdert. Bei solchem Wetter bleibt mir nichts anderes übrig, als mein Essen auf dem Gaskocher im Vorzelt zuzubereiten.
                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole993.jpg Ansichten: 0 Größe: 265,4 KB ID: 3254797

                                                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole994.jpg Ansichten: 0 Größe: 129,3 KB ID: 3254796
                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von bikevagabond; 20.04.2024, 22:08.
                                                                                                                                                                                              „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                                              Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                • 22.11.2013
                                                                                                                                                                                                • 318
                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole995.jpg Ansichten: 0 Größe: 256,8 KB ID: 3254803

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole996.jpg Ansichten: 0 Größe: 318,0 KB ID: 3254806

                                                                                                                                                                                                Das ungemütliche Regenwetter bleibt mir aber hartnäckig erhalten und sorgt nun für wiederholte, teils kräftige Schauer.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole997.jpg Ansichten: 0 Größe: 133,1 KB ID: 3254804

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole998.jpg Ansichten: 0 Größe: 101,6 KB ID: 3254802

                                                                                                                                                                                                Auf den nächsten Kilometern gibt es ein paar verblockte Abgänge, insbesondere an den canyonartigen Mäanderkurven mit teils hohen Felswänden. Ich schaffe es, mich überall problemlos durchzumanövrieren, auch wenn es ab und an mal etwas hektisch zugeht, um den höchsten Wellen auszuweichen.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole999.jpg Ansichten: 0 Größe: 196,8 KB ID: 3254805

                                                                                                                                                                                                Am Nachmittag lichtet sich der Himmel und die Sonne kommt raus – ein Fest für die Sinne nach dem ganzen Grau!
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1000.jpg Ansichten: 0 Größe: 98,1 KB ID: 3254801

                                                                                                                                                                                                An dieser letzten Canyonwand enden dann auch die Wildwassermäander.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1001.jpg Ansichten: 0 Größe: 211,3 KB ID: 3254808

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1002.jpg Ansichten: 0 Größe: 241,2 KB ID: 3254807

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1003.jpg Ansichten: 0 Größe: 271,3 KB ID: 3254809

                                                                                                                                                                                                Als sich der Flusslauf wieder in mehrere Arme aufgabelt, erwischt mich noch einmal ein kräftiger Regenschauer – diesmal mit unmittelbar folgendem Sonnenschein, so dass ich wie geflasht vor einem Wahnsinns-Regenbogen stehe...
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1004.jpg Ansichten: 0 Größe: 116,1 KB ID: 3254811

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1005.jpg Ansichten: 0 Größe: 96,9 KB ID: 3254810

                                                                                                                                                                                                Das abziehende Schauergewölk sieht aus wie ein entfernter Waldbrand.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1006.jpg Ansichten: 0 Größe: 92,0 KB ID: 3254812

                                                                                                                                                                                                Am Osthorizont bekomme ich noch einmal die schneebedeckten Gipfel der unerreichbaren Ausläufer des nördlichen Tscherskigebirges zu sehen.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1007.jpg Ansichten: 0 Größe: 117,5 KB ID: 3254813

                                                                                                                                                                                                Eine ganze Weile paddle ich mit guter Geschwindigkeit durch flache Auwälder, bis ich gegen Abend den Blockhang eines 700 m hohen Bergmassivs erreiche. Eigentlich hatte ich gehofft, hier einen Platz für die Nacht zu finden, doch das Gelände bietet nirgendwo eine Fläche fürs Zelt. Während ich den Hang nach ebenen Stellen absuche, bekomme ich immerhin einen fantastischen Weitblick bei herrlichem Abendlicht geboten.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1008.jpg Ansichten: 0 Größe: 225,7 KB ID: 3254814

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1009.jpg Ansichten: 0 Größe: 179,3 KB ID: 3254815

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1010.jpg Ansichten: 0 Größe: 168,5 KB ID: 3254819

                                                                                                                                                                                                Ich paddle noch ein Stück der untergehenden Sonne hinterher, in der Hoffnung an der nächsten Flussbiege einen alternativen Platz zu finden, doch es taucht keiner auf. Die mit Lärchen bewachsenen festen Ufer sind stets so weit weg, dass ich sie nicht erreichen kann und die Auen sind mir entweder zu verwachsen, zu steinig oder einfach zu trostlos.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1011.jpg Ansichten: 0 Größe: 129,9 KB ID: 3254816

                                                                                                                                                                                                Es ist schon ziemlich duster, als ich auf der rechten Flussseite endlich eine Böschung erreiche, die mit richtigem Lärchenwald bewachsen ist. Doch auch hier ich finde keinen Zugang, da der Hang überall steil ins Wasser fällt und keine Möglichkeit zum anlanden bietet. Ich will mich schon mit der steinigen Schotteraue am gegenüberliegenden Ufer begnügen, da höre ich auf einmal einen Bach plätschern. Ich steuere direkt auf ihn zu und siehe da: es gibt an seiner Mündung ein paar Steinblöcke im Wasser, die es mir erlauben anzulegen und aus dem Boot zu steigen! Im Halbdunkeln schleppe ich nun all mein Gepäck den Hang hinauf, bis ich auf einer terrassenartigen Anhöhe einen Premiumplatz fürs Zelt finde – was habe ich doch andauernd für ein Glück ;)
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1012.jpg Ansichten: 0 Größe: 156,7 KB ID: 3254818

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1013.jpg Ansichten: 0 Größe: 150,1 KB ID: 3254817

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1014.jpg Ansichten: 0 Größe: 122,6 KB ID: 3254820

                                                                                                                                                                                                Die Vorteile des gewählten Lagerplatzes zeigen sich auch am nächsten Morgen. Gerade jetzt zu dieser Jahreszeit freue ich mich über jeden Sonnenstrahl, der wärmt und meine Akkus lädt.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1015.jpg Ansichten: 0 Größe: 218,7 KB ID: 3254821

                                                                                                                                                                                                Das Boot hatte ich unten an der Bachmündung an einen starken Baum gebunden.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1016.jpg Ansichten: 0 Größe: 249,1 KB ID: 3254824

                                                                                                                                                                                                Vor mir liegt nun die letzte Etappe auf dem Tscharky, die durch mehrere Canyons führen soll – hier geht es in den ersten hinein. Kurz davor begegnete mir zum dritten Mal ein Elch, der nach unserem Aufeinandertreffen durch die Schotteraue flüchtete...
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1017.jpg Ansichten: 0 Größe: 144,3 KB ID: 3254822

                                                                                                                                                                                                In den felsigen Schluchten gibt es eine schnelle Strömung mit Wellen an den Kurven, aber kein ernsthaftes Wildwasser und auch keine gefährliche Stellen mehr. Das Wasser ist inzwischen etwas klarer geworden, wobei die Farbe ins leicht Grünliche gewechselt ist (mit Sichttiefe um 1 m). An manchen Abgängen bemerke ich aber immer noch das „singende Wasser“.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1018.jpg Ansichten: 0 Größe: 228,5 KB ID: 3254825

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1019.jpg Ansichten: 0 Größe: 212,5 KB ID: 3254826

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1020.jpg Ansichten: 0 Größe: 257,4 KB ID: 3254823

                                                                                                                                                                                                Als ich eine enge Mäanderschleife passiere, laufe ich für ein paar Fotos das Gleithangufer ab und entdecke dabei eine Feuerstelle. Möglich, dass diese von anderen Raftern stammt, die hier irgendwann mal durchgekommen sind.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1021.jpg Ansichten: 0 Größe: 315,5 KB ID: 3254827

                                                                                                                                                                                                Das in manchen Bäumen hängengebliebene Treibgut zeigt schön, wie hoch mitunter das Wasser steigt – im Extremfall könnten es hier ganze 4 m mehr sein!!
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1022.jpg Ansichten: 0 Größe: 259,2 KB ID: 3254828

                                                                                                                                                                                                An der südlichsten Rechtsbiege klettere ich ein letztes Mal eine felsige Böschung hinauf und werde mit diesem schönen Canyonblick belohnt. Die Taiga wirkt hier sehr einladend – mit einer angenehmen Mischung aus lockerem Lärchenwald, eingestreuten Pininienbüschen und hellem Flechtengrund.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1023.jpg Ansichten: 0 Größe: 211,7 KB ID: 3254829

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1024.jpg Ansichten: 0 Größe: 249,9 KB ID: 3254831

                                                                                                                                                                                                Auf den letzten Kilometern schneidet sich der Tscharky schließlich durch eine tiefe Schlucht mit schätzungsweise über 50 m hohen Canyonwänden. Auf den Berggipfeln der Umgebung zeigen sich auch schon die ersten Kisiljachy, die später am Unterlauf der Adytscha wieder zu einer Touristenattraktion werden.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1025.jpg Ansichten: 0 Größe: 180,4 KB ID: 3254830

                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1026.jpg Ansichten: 0 Größe: 183,5 KB ID: 3254832

                                                                                                                                                                                                Plötzlich kommt mir ein Motorboot entgegen – die ersten Menschen seit 13 Tagen! (bzw. das erste motorisierte Fahrzeug seit 18 Tagen...)
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1027.jpg Ansichten: 0 Größe: 159,4 KB ID: 3254833

                                                                                                                                                                                                Es ist ein älteres Paar von der Wetterstation „Ust-Tscharky“ (Ustje=Mündung, also „Tscharkymündung“). Sie scheinen nicht überrascht zu sein, hier draußen einen paddelnden Radfahrer zu treffen. Stattdessen erzählen sie mir, dass hier vor zwei Tagen ein „Jakut“ durchkam und nach einem Deutschen gefragt hätte... Ich bin vollkommen perplex, als ich diese Nachricht höre. Njurgun war also schon hier! Aber wie kann das sein?? „Kam er von der Adytscha oder vom Tscharky?“, frage ich sie. „Vom Tscharky“, lautet ihre unmissverständliche Antwort.Verrückt! Njurgun war demnach nicht umgekehrt, sondern weiterhin meiner Route gefolgt. Und dann hat er mich sogar noch überholt – unbemerkt! Ein merkwürdiges Gefühl macht sich breit, nahm ich doch die ganze Zeit an, in dieser scheinbar menschenleeren Bergwildnis allein unterwegs zu sein. Doch nun stelle ich fest, dass dies nur eine Illusion war, denn Njurgun blieb die ganze Zeit in meiner Nähe... „Bis zur Wetterstation sind es nur noch 10 km, du kannst dort übernachten“, sagen sie mir noch. Dann verabschieden sich die beiden und fahren weiter den Tscharky hinauf. Kurz darauf kommen sie schon wieder zurück und rufen mir noch einmal wohlwollend zu: „In ein paar Kilometern, auf der linken Seite!“ Genau in diesem Moment erreiche ich die Mündung des Tscharky in die mächtige Adytscha.
                                                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: poletopole1028.jpg Ansichten: 0 Größe: 170,3 KB ID: 3254834
                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von bikevagabond; 19.04.2024, 13:47.
                                                                                                                                                                                                „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                                                Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                                                                  • 17.07.2013
                                                                                                                                                                                                  • 3140
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                                                                                                                                                                                                  Was für unfassbar schöne Farben diese Schlechtwettertage noch zu bieten hatten und dann noch der Regenbogen.

                                                                                                                                                                                                  Bist Du sicher, dass nicht auch noch ein
                                                                                                                                                                                                  am Ufer stand, dass Du wegretouchiert hast, um Dein Publikum nicht restlos mit Schönheit zu überfordern?

                                                                                                                                                                                                  Dass Njurgun Dich am Ende wieder überholt hat, passt zur restlichen Geschichte. Es freut mich, ihn in Sicherheit zu wissen

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 22.11.2013
                                                                                                                                                                                                    • 318
                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                    #98
                                                                                                                                                                                                    Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                    Bist Du sicher, dass nicht auch noch ein
                                                                                                                                                                                                    am Ufer stand, dass Du wegretouchiert hast, um Dein Publikum nicht restlos mit Schönheit zu überfordern?
                                                                                                                                                                                                    Schön formuliert 😅😅
                                                                                                                                                                                                    „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                                                    Meine bisherigen Reisen

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                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                      • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                      • 4006
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      da ich grad Deinen wunderbaren Mongolei-Faden gefunden habe: Geht es hier vielleicht auch bald weiter?
                                                                                                                                                                                                      wäre schön
                                                                                                                                                                                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                      A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                        • 22.11.2013
                                                                                                                                                                                                        • 318
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        Ja, das ist der Plan. Deshalb möchte ich zur Mongolei auch nicht ausführlicher werden ;)
                                                                                                                                                                                                        „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                                                        Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          • 5162
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          Das freut mich sehr!

                                                                                                                                                                                                          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                                                                          meine Weltkarte

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                            • 08.12.2024
                                                                                                                                                                                                            • 21
                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                            bikevagabond

                                                                                                                                                                                                            Ich hoffe sehr, es geht hier noch weiter..
                                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von aQayaQa; 20.02.2025, 16:08.

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                                                              • 25.04.2007
                                                                                                                                                                                                              • 1879
                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                              Ja, würde mich auch freuen.
                                                                                                                                                                                                              Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                                                                                                                                                                                                              vorausgesetzt man hat die Mittel.

                                                                                                                                                                                                              W.Busch

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                                • 22.11.2013
                                                                                                                                                                                                                • 318
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                Tut mir leid, dass ich euch so lange hinhalten muss... Ich hatte bisher keine Zeit und Muße, mich nochmal in die Geschichte reinzuhängen. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich auch den Schlussteil richtig anpacken kann...
                                                                                                                                                                                                                „Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.“
                                                                                                                                                                                                                Meine bisherigen Reisen

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                                  • 16.01.2013
                                                                                                                                                                                                                  • 181
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                  Wir sind sehr gespannt wie es weitergeht.
                                                                                                                                                                                                                  Twenty years from now you will be more dissapointed by the things you didn´t do, than by the things you did. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. (Mark Twain zugeschrieben)

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar