Die Schleimspur

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  • paddel
    Fuchs
    • 25.04.2007
    • 1864
    • Privat

    • Meine Reisen

    81. Etappe: 9.10.2011

    Rheinfelden - Wittlinger Höhe: 52,8 km per Rad mit paddel


    09.10.2011

    Die Übernahme des WAI am Bahnhofskiosk Rheinfelden CH klappt problemlos.

    Ich teile WAI mit wo’s langgehen soll: Über Degerfelden, Richtung Adelhausen durch den Wald nach Lörrach.
    Ziel: Kuchen und Tee.

    Wir spazieren noch kurz durch Rheinfelden CH.





    Überqueren den Rhein nach Rheinfelden D



    und schwingen uns aufs Fahrrad.

    Das weiß-grüne Radroutenschild taucht sofort auf, wir folgen ihm aus Rheinfelden raus Richtung Westen. Irgendwann sollte der Weg nach Norden abbiegen, tut er aber nicht. Auch die Schilder zeigen nach Westen – egal, Kuchen und Tee wir komme.

    Kreuzung.
    Weiß-grüne Schilder mit Beschriftung:
    Basel City „Nee!“
    Grenzach-Wyhlen „Ok!“
    Nicht wie geplant. Hätte mich aber auch gewundert wenn’s so geklappt hätte. Sparen wir uns die Höhenmeter.



    Die Sonne scheint, die Reifen surren auf für sie nicht gemachtem Untergrund.
    Weiß-grün, links, rechts, Grenzach, Industriegebiet.
    „The Chemical Company“ BASF sticht uns ins Auge und leicht in die Nase.
    Wir freuen uns auf Kuchen und Tee.
    Weiter den Schildern nach. Der Untergrund ändert sich kurz - mountainbikeprofilreifenfreundlich.
    Rechts Schrebergärten; links der Rhein und Basler Industrieanlagen.



    Mountainbikeprofilreifenfreundlich hört auf.

    Grenzübergang, wieder rein in die Schweiz.
    Schweizerisch vorbildlich tauchen an der ersten Kreuzung rot-weiße Radroutenschilder auf – beschriftet. Verfahren unmöglich.
    Geradeaus, links, rechts immer rot-weiß folgend kurbeln wir durch Riehen.
    WAI will Kuchen und Tee.

    Schon wieder ein Grenzübergang die Schilder wechseln auf weiß-grün.
    Rechts oben das Haus in dem ich in jungen Jahren meinem Rücken Gutes tat, indem ich eine sechs Meter lange Küchenarbeitsplatte alleine in den vierten Stock trug. Das WAI meldet Zweifel ob der Länge an – ts!

    Noch ein paar Mal gekurbelt, Ziel erreicht.

    Zuletzt geändert von hotdog; 15.10.2012, 12:13.
    Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
    vorausgesetzt man hat die Mittel.

    W.Busch

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    • paddel
      Fuchs
      • 25.04.2007
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      81. Etappe: 16.10.2011

      Rheinfelden - Wittlinger Höhe: 52,8 km per Rad mit paddel


      16.10.2011

      Von Lörrach unter der A98 lang



      geht es, auf in deutschem Wald üblichen Forstwegen, hoch auf den Dinkelberg.



      Dort kommt erst ganz langsam der Herbst an.





      Auf der Hohen Flum



      gibt es einen Rundumblick, heute leider nicht klar.





      Rasant geht es nach Schopfheim runter, der Wiese entlang



      und dann auf die Wittlinger Höhe. Dort lasse ich das WAI zurück, so dass Solasimon es auf seinem Weg zum Feldberg aufnehmen kann,



      und führe meinen Weg alleine fort.
      Zuletzt geändert von hotdog; 15.10.2012, 12:07.
      Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
      vorausgesetzt man hat die Mittel.

      W.Busch

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      • Solasimon
        Dauerbesucher
        • 09.12.2009
        • 904
        • Privat

        • Meine Reisen

        82. Etappe: 30.10.2012

        Wittlinger Höhe - Feldberg: 63,1 km mit Solasimon, janis, chrissi95, demonhunter und 8 weitere Pfadis


        30.10.2011
        Westweg: Basel-Langenebenen Hütte
        DAS WAI UNTERWEGS MIT DEN PFADIS.

        Um 5.30 war Treffpunkt am Bahnhof. Alle 10 erwarteten waren fast pünktlich da. Da um 5.52 der Zug abfuhr, bekam jede 2er-Kochgruppe ihren „Fressbeutel“ mit ca. 6kg incl. Gruppengepäck. Die Fahrt nach Basel war lustig, gelang gut und wir waren nicht zu überhören. Diverse Gesänge schallten durch den Zug, das Abteil mit den Notsitzen wurde zum Doppelstockbett und einige Sachen hatten scheinbar zwischenzeitlich Flügel bekommen.



        Plötzlich riefen chrissi95 und sein Bruder an, die in Basel zu uns stoßen wollten, dass sie ihren Zug nicht mehr bekommen haben. Sie fuhren daher nach Lörrach, durch dass wir sowieso wandern würden.
        Um 11:11 kamen wir in Basel an, kamen problemlos durch den Zoll und entdeckten am Badischen Bahnhof das erst Schild des Westwegs.



        Zuerst ging es ein ganzes Stückchen durch die Stadt...



        Aus Basel hinaus war die Strecke langweilig und wir wanderten für ca. 6km an einem Fluss entlang, immer geradlinig und gleichmäßig.





        Bei Lörrach verließen wir den Fluss und suchten den Bahnhof, denn wir standen zuerst an der Verladestation des Autozuges anstatt am Bahnhof. So sammelten wir die beiden Verspäteten um 13:48 in Lörrach ein und stellten unsere Uhren auf Hajkzeit um – eine Stunde vor (14:48). In Lörrach füllten wir noch unsere Flaschen und stiegen aus der Ebene auf die Ruine Rötteln hinauf, "sammelten" unterwegs das WAI an seinem virtuellen Übergabepunkt ein und erreichten die ehemalige Burg vor deren Toren wir um 16:30 unserer Zeit das erste Mal die Kocher anwarfen. Dabei stellte sich heraus, dass 1 Kocher vergessen war und an einem anderen die mitgenommene Kartusche nicht passte. 6-2=4
        Wir hatten also nur noch 4 Kocher für 6 Teams, das führte auch während der ganzen Tour zu Verzögerungen. Als schließlich alle gekocht, gegessen und gespült hatten, wurde es beim losgehen bereits dunkel. .
        So mussten wir schon recht bald die Stirnlampen angeworfen werden, denn wir hatten noch ein ganzes Stück vor uns. Wir starteten recht flott in Richtung Kandern und gingen durch die Wolfschlucht, mit ihren wohl beeindruckenden Felsen, die wir leider nur noch erahnen konnten. Als wir sie dann wieder verließen, waren wir schon fast in Kandern.



        In Kandern ließen wir uns am Brunnen wieder und fragten nach Wasser. Leider wollte uns ein Wirt kein Wasser geben, aber das öffentliche WC der Touriinfo konnte sich nicht wehren und wurde angezapft, um unsere Flaschen zu füllen.
        Von Kandern aus ging es steil hinauf zur Langenebenen-Hütte, einige aus unserer Truppe zeigten nach ca. 30km dann doch schon deutliche Ermüdungserscheinungen - na ja, erstmal einlaufen...
        Die Hütte: Ein Traum!
        Eine geschlossene Hütte mit Holzboden, Tür, Bänken innen und außen und einem beweglichem Tisch. Nach kurzer Beratung stand fest, wir bauen kein Tarp auf, sondern quetschen uns alle rein. Erst wurde noch einmal gekocht, dann das Nachtlager eingerichtet. Es wurde eng, nicht jeder hatte seine eigene Matte, aber es waren alle müde und es kehrte schnell Ruhe ein.

        Alle waren froh über die schöne Unterkunft und freuten sich auf den nächsten Tag, der eine echte Herausforderung werden würde...
        Zuletzt geändert von hotdog; 15.10.2012, 09:55.
        Nur der wird Gottes Anerkennung finden und leben, der ihm vertraut.
        Die Bibel - Römer 1,17

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        • Solasimon
          Dauerbesucher
          • 09.12.2009
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          • Meine Reisen

          82. Etappe: 31.10.2011

          Wittlinger Höhe - Feldberg: 63,1 km zu Fuß mit Solasimon, janis, chrissi95, demonhunter und 8 weitere Pfadis


          31.10.2011
          Westweg: Langenebenen Hütte - Trubelsmattkopf
          DAS WAI UNTERWEGS MIT DEN PFADIS

          Guten Morgen!


          Alle aufstehen

          Der Wecker klingelte um 7, um 7:30 standen wir dann auf. Der ganze Aufbruch zog sich, denn wir ahnten, was uns heute bevorstand: 32km + 2000hm!
          Nach dem Aufstehen frühstückten wir vor der Hütte.


          Müsli-Frühstück

          Und genossen den Ausblick in den Herbstwald - auf das "Y" der Wege.


          Die Weggabelung direkt vor der Hütte - ein "Y"

          Um 9:30 brachen wir dann endlich auf. Der Tag begann mit einem Hammer: 600 Höhenmeter Aufstieg am Stück um auf den Blauen zu gelangen. So gingen wir über Waldwege beständig dem Gipfel entgegen.


          Aufstieg über die Forstwege

          Um 12 Uhr erreichten wir dann endlich 1165m – den Gipfel des Blauen. Dort genossen wir den Sonnenschein und den Blick über das im Wolkenmeer liegende Rheintal. Man sah nur noch Wolken…


          Wolkenmeer

          Vor diesem Hintergrund machten wir natürlich ein Gruppenfoto.
          Als wir wieder aufbrachen, besuchten wir noch den Aussichtsturm und entdeckten den Belchen, unser nächstes Ziel – er war noch ein gutes Stück entfernt.


          Die Plakete auf dem Aussichtsturm

          Nachdem wir den Belchen gesichtet hatten, machten wir uns auf den Weg dorthin... und folgten den Pfaden über Weiden und schöne Pfade.


          Pfade über Weiden


          Kurz vor dem Gasthaus am Belchen.

          Als wir schließlich das Gasthaus unterhalb des Belchen erreichten, war es 17 Uhr, wir füllten mal wieder unsere Flaschen und machten uns an den Aufstieg. Im unteren Bereich kamen uns immer wieder Tageswanderer entgegen und warfen uns irritierte Blicke zu, da wir um diese Uhrzeit noch aufstiegen. Der erste Teil der Strecke war uninteressant und führte über Waldwege, aber nach ca. 150 von 400hm bog der Westweg auf einen Pfad ab. Bis jetzt hatte sich die Gruppe häufig auf einige hundert Meter gestreckt, aber als wir an einer Aussichtsplattform alle wieder zusammen kamen und den Blick auf die Alpen und auf den Blauen (der durch den Masten gut erkennbar ist) genossen, packten wir die Stirnlampen aus und stiegen gemeinsam singend auf.


          Sonnenuntergang mit Blick auf den Alpenhauptkamm

          Da es dunkel wurde und die Pfade nicht unbedingt einfach waren, schalteten die Ersten auch schon bald ihre Lampen ein. Wir genossen die Strecke bis zum Belchenhaus, die immer wieder spektakuläre Ausblicke auf den Sonnenuntergang bot, sehr.Während der Pause dort wurde es völlig dunkel und wir konnten den weiteren Weg nur noch im Schein der Stirnlampen begehen.
          Es stellte sich heraus, dass es vom Gipfel noch mehr als 6,5km zum Wiedener Eck sind und unser Ziel noch deutlich dahinter liegt. So mussten wir weiter und kamen zunächst sehr gut voran, aber nach einiger Zeit wurden zwei der Jungs immer langsamer. Alle waren sehr erleichtert, als wir das Wiedener Eck erreichte. Am ****-Hotel füllten wir unsere Flaschen und fantasierten darüber hier die Nacht zu verbringen und zu Essen.

          Dann gingen wir die letzten 3km und 150hm an. Diese schleppten sich einige von uns nur noch hinauf und so erreichten wir schließlich um 22.00 die Hütte am Trubelsmattkopf auf 1200 Meter Höhe. Auch diese Hütte war für uns groß genug, wenn auch lange nicht so komfortabel wie die Langenebenen Hütte. So kochten wir, teilweise unter Protest, aßen und fielen schließlich völlig erschöpft in die Schlafsäcke.

          Es war ein langer, anstrengender aber sehr schöner Tag.
          Zuletzt geändert von hotdog; 15.10.2012, 10:00.
          Nur der wird Gottes Anerkennung finden und leben, der ihm vertraut.
          Die Bibel - Römer 1,17

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          • Solasimon
            Dauerbesucher
            • 09.12.2009
            • 904
            • Privat

            • Meine Reisen

            82. Etappe: 1.11.2011

            Wittlinger Höhe - Feldberg: 63,1 km zu Fuß mit Solasimon, janis, chrissi95, demonhunter und 8 weitere Pfadis

            1.11.11
            Westweg: Trubelsmattkopf – Titisee
            DAS WAI UNTERWEGS MIT DEN PFADIS

            Am Morgen verschliefen wir erst mal unseren Wecker um 6:30 und wachten erst um 8:15 auf – wohl eindeutig eine Nachwirkung der letzten beiden Tage.
            Der Start gelang uns dieses mal aber schon deutlich besser als am vorigen Tag und so waren wir doch um 9:45 unterwegs in Richtung des 12km entfernten Feldbergs.


            Kurz nach dem Aufbruch

            Es ging noch einmal ein wenig hinauf und dann zum Nothschrei hinab. Dort füllten wir im Hotel, in dem alle gerade Frühstückten unsere Flaschen auf, wir waren ein bisschen deplatziert und wurden sogar leicht irritiert beobachtet. Als wir fertig waren und los wollten, wurde aus dem Nothschrei fast ein Notfall. Einer der Jungs war einen kleinen Moment abgelenkt und ging mit gesenktem Kopf los – genau gegen eine Geländerstrebe des Hotelbalkons. Die Folge war, dass er am Kopf blutete – es tropfte ihm aus den Haaren…
            Nach ca. einer Minute ließ die Blutung nach und ich konnte nach der Wunde sehen – ein knapp 1cm langer Riss, der nicht klafte und bereits nur noch leicht blutete…
            Er bekam einen Verband und eine Kompresse und alle zusammen noch ein paar Minuten Pause. Dann begann der Aufstieg zum Feldberg, vorbei am Nordic-Center, dem Bundeszentrum für nordisches Skifahren, in dem fleißig trainiert wurde.


            Nordic-Center

            Der Aufstieg zog sich und die Gruppe streckte sich, was aufgrund der nun hervortretenden Leistungsunterschiede immer häufiger geschah. Auf einem Vorgipfel des Feldbergs trafen wir dann alle wieder zusammen und genossen bei einer Pause den gigantischen Ausblick auf den Alpenkamm, dem Blick zurück auf den Belchen und einige Süßigkeiten.


            Pause


            Blick auf den Belchen

            Nach ein paar Minuten ging es weiter – denn am Gipfel wurden wir ja erwartet… Zuerst ging es ein paar Meter hinunter, und wieder angenehm bergauf, dann wurde es das letzte Stück steiler. Als wir oben standen, waren wir dann sehr verwundert, denn von einem Gipfelplateau waren wir nicht ausgegangen – das brachte die Zeitplanung durcheinander, denn es waren nur noch 5min und 1,8km und 2 Hügel zum Denkmal, dem Treffpunkt mit Uli…


            Auf dem Gipfelplateau

            Aber was sollte es, das letzte Stück schaffen wir auch noch… also ging es für einige noch die letzten paar Meter zur Aussichtsstelle, während ich mich mit ein paar anderen, gleich in Richtung Bismarkdenkmal aufmachte. Dort wartete Uli.G und wollte das WAI, die Dose die durch Deutschland wandert, übernehmen. Um 13:45 erreichten wir das Denkmal, übergaben die Dose an Uli, der etwas Schwierigkeiten hatte die große Dose in den kleinen Rucksack zu bekommen und machten Pause.


            Kochen am Bismarkdenkmal

            Es war ein lustiges Gefühl mitten in dieser Menschenmasse auf dem Rand des Denkmals zu sitzen und zu kochen, alle Tagestouris beobachteten die Sonderlinge. Es ergaben sich ein paar lustige Situationen – z.B. ein junger Mann kam auf uns zu und will von uns eine Isomatte ausleihen… die bekam er dann auch und war irritiert, denn er wollte scheinbar einfach trollen.



            Pause am Bismarkdenkmal

            Als wir gerade gekocht und gegessen hatte und Pause auf der Wiese machten, wurden ich plötzlich angesprochen „Simon?“ und war zuerst irritiert – die Frauenstimme kann doch nicht mich meinen, ich bin doch nur mit Jungs unterwegs… Nach dem zweiten Mal öffnete ich die Augen einen Schlitz und erkannte eine Bekannte mit ihrem Verlobten und war erst irritiert… Sie aber auch. Sie waren als Tagestouris da und mit der Seilbahn hochgefahren. Weder sie noch wir hatten mit bekannten Gesichtern auf dem Feldberg gerechnet…
            Nach kurzem Hallo gingen die Beiden weiter und wir wollten langsam starten. Aber nicht ohne ein Foto – also stellten wir uns auf und sprachen einen Mann an. Aber dieser war entweder ein Clown, verwirrt oder hatte noch nie fotografiert. Er hielt die Kamera verkehrt herum (Boden nach oben) und fand den Auslöser nicht. Wir riefen andersrum – da zeigte das Objektiv auf ihn… irgendwann musste tatsächlich einer von uns nach vorne und ihm die Digicam richtig in die Hand drücken… So gelang es ihm schließlich doch noch uns abzulichten.


            Abmarsch nach der Pause

            Vom Feldberg aus bildeten sich 2 Gruppen, die Schnellen und die Langsameren (Einem schmerzte der Fuß, ein anderer ist sowieso gemütlich unterwegs und ein fitter Kerl und ich sahen nicht ein, warum wir hetzen sollten, wenn sowieso auf die Langsamen gewartet wird). Diese beiden Gruppen trafen sich auf den folgenden 16km ganze 3 Mal…


            Blick zurück aufs Bismarkdenkmal

            Es war eine gute Stimmung – zumindest in der hinteren Gruppe und wir führten interessante Gespräche während wir abstiegen und den Weg zum Titisee zurücklegten.


            Blick zurück auf den Gipfel während die Sonne untergeht

            Um 19:50 erreichten wir schließlich den Bahnhof in Titisee und nahmen nach der Zeitumstellung den Zug um 19:19.

            Alle waren völlig erledigt und wir saßen/lagen stinkend, müde, schlafend aber glücklich im Zug nach Hause.
            Zuletzt geändert von hotdog; 15.10.2012, 09:51.
            Nur der wird Gottes Anerkennung finden und leben, der ihm vertraut.
            Die Bibel - Römer 1,17

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              86. Etappe: 24.3.-25.3.2012

              Breisach - Karlsruhe: 199 km per Rad mit Pfad-Finder

              Die Befreiung des WAI

              24. März 2012

              "Ich bin echt zu alt für so einen Scheiß." Schlaftrunken stolpere ich um 7 Uhr morgens aus dem Nachtzug von Berlin in die anheimelnde Kälte des Freiburger Hauptbahnhofs hinaus. In den vergangenen neun Stunden ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass sich das Wort "Liegewagen" nicht ohne Grund vom Wort "Schlafwagen" unterscheidet. Warum tue ich mir das an?

              Die Hände in die Jackentaschen spüren Papier. Richtig, das war es es: Ich ziehe einen gefalteten DIN A4-Bogen heraus. Der Bescheid über die Bewilligung eines länderübergreifenden Amtshilfeersuchens:

              ODS-Amtshilfeersuchensbescheid.pdf

              Um 9 Uhr werde ich mich mit Uli.G. treffen, um ihn nach knapp fünf Monaten vom WAI zu erlösen. Was auf seine Weise auch ein Rekord ist, denn so lange hat das WAI noch nie pausiert, sieht man einmal von den rund 20 Kilometern ab, die Uli mit dem WAI Anfang März von Freiburg nach Breisach zurückgelegt hat.

              Ich nutze die Zeit für eine kleine Stadtrundfahrt durch Freiburg.


              • Erstaunt stelle ich fest, dass man hier in den Südstaaten offenbar noch nicht die Segnungen geschlossener Abwasserkanäle kennt.
              • Dafür viel Ordnungssinn an anderen Stellen: Die Kehrwoche wird hochmodern mit Müllpustern betrieben.
              • Und es gibt offenbar eine Fahrradabstellverbotszone.



              Da ich diesmal ultraleicht unterwegs bin, wandle ich einige runde Metallscheiben in ein Frühstück um und begebe mich dann zum Bahnhof, um nach Breisach weiterzufahren. Dort treffe ich Uli und den Entklöteten - Uli reagiert etwas gereizt, als ich das Wort in den Mund nehme, keine Ahnung warum - und übernehme das WAI.



              Um 9:00 betritt das WAI zum ersten Mal französischen Boden. Oder, um genau zu sein, elsässischen Boden.

              Auch wenn ich einen Mangel an Frankophobie nicht als meine Stärke ansehen würde, muss ich zugeben, dass die Ausschilderung der Radrouten und Radwege deutlich besser ist als in Deutschland. Über nette Nebenstraßen erreiche ich schnell das Straßburger Tour der alten Festung Neubreisach oder Neuf-Brisach. Der Wiederaufbau derTore nach den Beschädigungen 1870/71 lässt noch auf sich warten. Aber der Rest der Festung ist weitgehend so erhalten, wie sie sich der Erbauer Herr von Vauban zu Beginn des 18. Jahrhunderts ausgedacht hat.


              • Das Haus des Festungskommandanten dient heute als Museum.
              • Das Rathaus.
              • Mit dem frisch erworbenen Elsaß-Aufkleber posiert das WAI kurz vor der Festungskirche, bevor es weitergeht.




              • Ein Gradierwerk?
              • Nein. Ein Maislager.
              • Der jüdische Friedhof von Biesheim.


              Bei Marckolsheim kehre ich auf die deutsche Seite zurück. Hier sollte in den siebziger Jahren das Kernkraftwerk Wyhl gebaut werden. Damals hatten die Wutbürger noch lange Haare und Erfolg.

              Da mir das ewige Geradeausfahren am Rheinufer zu langweilig ist, folge ich neugierig einer kleinen Raute mit blauen Wellen durch die Rheinauen - inzwischen habe ich nämlich den von einer Radwanderkarte 1:60.000 abgedeckten Bereich erreicht. Etwas irritiert furte ich einen kleinen Bach. Das soll ein Radwanderweg sein? War er natürlich nicht, habe ich aber erst wieder zurück in Berlin festgestellt. Es handelt sich um den Rheinauen-Wanderweg Basel-Kehl, der das Beste aus einer an Wiederholungen nicht armen Landschaft macht.


              • Der Leopoldskanal nach Freiburg ist inzwischen wieder ein Fließgewässer.
              • Eine sogenannte Nato-Rampe. Hier wäre beim Einfall der Roten Horden eine Pontonbrücke festgemacht worden, um der Bundeswehr eine "strategische Frontbegradigung" zu ermöglichen.
              • Pause in den Rheinauen.




              • An einem Nebenarm des Rheins. Kurz darauf habe ich einen Platten, ein Holzsplitter (!) hat sich durch den Mountainbike-Reifen gebohrt.
              • Eine Mistelplantage. Miraculix hätte seine Freude gehabt.



              Im Naturschutzgebiet Taubergießen suche ich vergeblich nach den großspurig von der Karte angekündigten "Schiffsländen", wo sich im 19. Jahrhundert Auswanderer nach Übersee gesammelt haben. An der Staustufe Gerstheim überquere ich noch einmal kurz die Grenze, um eine Verkostung der angeblich so tollen Merguez-Bratwurst beim einem mobilen Würstchenverkäufer vorzunehmen: Zwei sehr fettige und sehr rote Würstchen, so dick wie Nürnberger, aber doppelt so lang, werden in ein aufgeklapptes Dönerbrötchen mit scharfer Soße eingelegt. Nach meiner Ansicht ist das nicht die 3,90 Euro wert, die es gekostet hat. Aber während ich da sitze, fahren zahlreiche deutsche Autos vor, holen Merguez und fahren wieder zurück. Armes Baden-Württemberg. Gibt es da kein besseres Essen, so dass man Schund beim Franzmann holen muss?



              • Wurstbrater
              • Piraten und ihr Mutterschiff
              • Aber bitte Vorsicht beim Anschalten der Stehlampe!




              Kurz vor Meißenheim begegne ich dem ersten Bunker, der daran erinnert, dass das linke Rheinufer nach dem 1. Weltkrieg von französischen Truppen besetzt war, um einen deutschen Überraschungsangriff zu verhindern. In Meißenheim selbst wird man umso unbarmherziger in 21. Jahrhundert befördert.



              • Bunker.
              • Leben am Fluss in Meißenheim.
              • Das Raumschiff Fuchs ist gelandet.



              Ich folge wieder der blauen Welle und werde noch einmal kräftig durchgeschüttelt. Der weiter oben gezeigte Lesesessel im Wasser hat meine Fantasie auf eine falsche Fährte gelockt, was ich vom "Kulturwehr Kehl" zu erwarten habe. Es handelt sich keineswegs um ein Hundertwasser-Bauwerk, sondern allenfalls um ein Jahrhunderthochwasserschutzbau. Zweck ist vereinfacht ausgedrückt die Regulierung des Grundwasserstands, denn der Rhein ähnelt hier in weiten Bereichen eher einem Kanal.


              Das Kulturwehr Kehl.

              Inzwischen habe ich meine geliebte Detailkarte verlassen und bin wieder auf den Bikeline-Radreiseführer angewiesen. Das ist aber auch kein Drama, denn die Sonne verabschiedet sich, als ich die Stadtgrenze von Kehl erreiche. An der Jugendherberge setze ich vorsorglich einen Waypoint in meinen Zauberkasten, aber nach der äußerst mäßigen Nacht zuvor ist mir nach garantiert geräuscharmer Umgebung. In unmittelbarer Nähe der Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Rhein finde ich eine Pension, deren Inhaber mir nach gut gespieltem Entsetzen über meine Preisvorstellungen zu 82 Prozent entgegenkommt. Wie sich am nächsten Morgen zeigt, war ich der einzige Gast!

              Technische Daten: 98 km in 9:25 h brutto


              25. März 2012

              Nach gut 10 Stunden Schlaf bin ich einigermaßen wiederhergestellt und sattle mein Fahrrad. Mit einer kurzen Stadtrunde fahre ich mich warm. Kehl erscheint mir so austauschbar wie Wetzlar oder Gießen.


              • Das Canon-Objektiv ist nicht schuld, die Brückenpfeiler sind wirklich so schief!
              • Denkmal für die deutsch-französische Freundschaft seit 1870/71.
              • Selbst Cottbus hat mehr Bahn-Fernverkehr als Kehl Hbf - obwohl hier einer der wichtigsten Bahn-Grenzübergange ins Nachbarland ist.



              Vom Bahnhof Kehl fahre ich schnurstracks in Richtung Straßburg. Zum ersten Mal verfranze ich mich bei den Franzosen. Der Baustelle auf der Haupteinfallstraße sind offenbar auch einige Radwegschilder zum Opfer gefallen.

              Enttäuscht stelle ich fest, dass die Eingeborenen immer noch nicht den zweiten Turm des Straßburger Münsters fertiggebaut haben. Welscher Schlendrian! Selbst die Kölner haben es 1880 geschafft, ihren Dom fertigzubauen - auch wenn es erst preußischen Anschubs bedurfte.


              • WAI mit Münster.
              • Die Altstadt hat ein bisschen was von Disneyland.
              • Das Schloss.
              • "Wenn ich groß bin, werde ich ein TGV", sagte sich die Straßenbahn.
              • Das Anwerbebüro der Fremdenlegion liegt direkt am Radweg nach Norden. Falls es mal jemand von den Hardcore-Survivelern suchen sollte.




              Über einen bunkergespickten Damm geht es nach Norden. Mein seit diversen Touren durch den böhmischen Festungsgürtel und zum "Ostwall" geschulter Blick stellt fest, dass es keinen ernsthaften Schutz gegen frontalen Beschuss gibt.



              Eigenmächtig verlasse ich den ausgeschilderten Radweg und umgehe Wantzenau und Kilstett, bis ich den Rhein bei Gambsheim queren kann.



              • Erfrischung 1 - bleifrei natürlich, "ich muss ja noch fahren!"
              • Erfrischung 2
              • Zwergenfachhandel
              • Ein Aalfischerboot
              • Uferidyll




              Da ich mit Moltebär verabredet bin und zeitlich etwas hintenan liege, ziehe ich jetzt zügig durch. Am Strandbad Rappenwört verabschiede ich mich vom Rhein und folge stumpf den Radwegweisern in Richtung Karlsruhe-Zentrum.

              Früher hat man einfach einen Bauzaun aufgestellt, heute ist es ein "Projekt". Da ich nicht nach Karlsruhe gegangen bin, sondern gefahren, lasse ich das Bundesverfassungsgericht schnell hinter mir.

              Endlich stehe ich vor dem Karlsruher Schloss.



              Um 18 Uhr übergebe ich das WAI an Molte. In einer Gartengaststätte feiern wir die Befreiung des WAI aus der Südbadylonischen Gefangenschaft.



              Technische Daten: 101 km in 9:40h brutto

              Epilog
              Um 23:15 steige ich in den Nachtzug nach Berlin. Die Arbeit am Montag überstehe ich noch, aber von Montag auf Dienstag schlafe ich zwölf Stunden. Ich bin zu alt für so einen Scheiß.

              Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
              Angehängte Dateien
              Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 22:28.
              Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                86b. Etappe: 26.3.2012 - 24.4.2012

                Kurier Karlsruhe: 272,6 km auf dem Rennrad mit Moltebaer



                Mo 26., Di 27., Do 29.03. und Di 24.04.12

                Route: mit dem WAI in Karlsruhe, um Karlsruhe und um Karlsruhe herum

                Die folgenden knapp 275 km werden die KAotischsten und schlechtdokumentiertesten Kilometer der gesamte Schleimspur sein...
                Bis wir uns beim Stammtisch beraten wollten, habe ich das WAI kurzerhand in meinen Ortlieb-Rucksack gepackt und während einiger Schichten (vier Mal vormittags) als Radkurier kreuz und quer durch Karlsruhe und Umgebung geschleift. Netterweise kam ich dabei fast in unserem gesamten Einsatzgebiet herum, das sich vom Rhein bis an die ersten Hügel des Kraichgaus und nördlichsten Ausfläufer des Schwarzwalds bei Ettlingen erstreckt.

                Auf Fotos in der Stadt habe ich mal verzichtet. Da habe ich normalerweise keine Lust, unnötig anzuhalten und abzusteigen, außerdem ist's dort einfach nur business-as-usual. Stattdessen habe ich mir die Zeit für ein hübsches Foto an Orten genommen, die ich überaus häufig oder wirklich nur zufällig mal durchfahre, die eine gewisse Ruhe verströmen - gerne auch im Kontrast zu ihrer direkten Umgebung.


                Pfinz-Entlastungskanal


                Hochwassersperrtor, Rheinhafen Karlsruhe




                Graf-von-Wiser-Eiche, tief im Hardtwald


                Beim Stadion des lokalen Drittligisten.
                Vor dem Relegationsspiel gegen die Eintracht erhielten wir überraschend viele Aufträge um mal eben 10-20 Karten zu kaufen und nach Frankfurt zu schicken




                An der Alb, kurz vor Ettlingen
                Zuletzt geändert von hotdog; 17.02.2013, 17:51.
                Wandern auf Ísland?
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                  87. Etappe: 26.4.2012

                  Karlsruhe - Bruchsal: 27,7 km zu Fuß mit Cattlechaser


                  26. April 2012
                  Unterwegs mit dem WAI von Karlsruhe über drei Gipfel nach Bruchsal

                  Morgens fahre ich mit der Straßenbahn zu Moltebaer und hole das WAI ab. Ich bin ganz aufgeregt, als Molte es mir vorstellt. Aber die Nervosität ist unangebracht. Wir verstehen uns sofort. Also geht es gleich los, hinweg über drei Gipfel nach Bruchsal.

                  Das Wetter ist nach den spätwinterlichen Temperaturen der letzten Tage sehr freundlich geworden. Die Sonne scheint und es hat angenehme Wandertemperaturen.

                  Nicht weit von Moltebaer entfernt mache ich einen Abstecher durch die „schönste Straße von Karlsruhe“, die sehr kleine aber wirklich ansehnliche Melanchthonstraße. Ich habe mal um die Ecke gewohnt und dort oft geparkt. Die Straße ist wie gesagt wirklich sehr, sehr hübsch – aber es manchmal sehr nervig sein, am Samstagmorgen den leeren Bierkasten und verkaterten Kopf im Zick-Zick um Volkshochschüler Fach Architektur auf ihren Führungen zu schleppen.





                  Von der Melanchthonstrasse geht es weiter auf die Durlacher Allee, die sich mehrere Kilometer durch die Stadt bis zum Stadtteil Durlach zieht. Durlach ist heute in Karlsruhe eingemeindet und hat eine sehr hübsche Altstadt, da Durlach vor der Gründung von Karlsruhe die Hauptstadt der Grafschaft Baden-Durlach war. Durch die Altstadt geht es vorbei an der Karlsburg, der ehemaligen Residenz des Markgrafen.





                  Nicht weit hinter der Karlsburg ist schon der Rand der Oberrheinebene erreicht. Über den Dächern der Durlacher Altstadt taucht der Karlsruher Turmberg auf. Der heißt so, weil – naja, eben ein Turm darauf steht. Der Stadtteil Turmberg hat eine gute Altbausubstanz und einen schönen Blick über den rest von Karlsruhe, weshalb die Tatsache, vom Turmberg zu stammen, in Karlsruhe immer noch mit bedrohlichen Stigmata des sozialen Brennpunktes behaftet ist. So wohnte dort jahrelang ein gewisser Manni Schmider (=Big Manni), der dort ein florierendes Industrieunternehmen namens FlowTex der Sozialhilfe entfliehen konnte.

                  Der 256 m hohe Berg ist angeblich der nördlichste Berg des Schwarzwaldes. Nördlicher erhebt sich die sanfte Hügellandschaft des Kraichgaus. Warum der Turmberg denn nun zum Schwarzwald gehören soll, weiß ich nicht. Ich dachte bis zum Blick in Wikipedia immer, er würde zum Kraichgau gehören. Das stünde dem kümmerlichen Hügel zumindest besser.





                  Ich besteige meinen ersten Berg des Tages zusammen mit dem WAI. Die Turmbergbahn lassen wir verächtlich aus. Stattdessen nehmen wir die scheinbar endlosen Treppen hinaus zum „Gipfel“. Die ersten knapp 150 Höhenmeter liegen hinter uns. Das WAI bewundert in einer kurzen Verschnaufpause mit mir Karlsruhe vom Turmberg aus. Im Vordergrund KA-Durlach, in der Mitte das Zentrum und hinten links mit den Schornsteinen der Rheinhafen. Ganz hinten übrigens sind die Berger des Pfälzer Waldes zu sehen.





                  Ab dem Turmberg wird es dann sehr gemütlich. Kein Lärm der Stadt mehr, kaum Menschen, jede Menge Wald und Wiesen. Der Weg führt hinter dem Turmberg zu dem nordöstlichsten Karlsruher Stadtteil Grötzingen und von dort auf dem Fernwanderweg Vogesen-Odenwald nach Norden. Zunächst habe ich links immer noch schöne Blicke in die Oberrheinebene, dann windet sich der Weg den Hügel hinauf in den Wald. Nun bin ich wirklich komplett allein. Es ist faszinierend, seine Heimat einmal an einem Werktag aus der Perspektive eines Urlaubes zu sehen. Ich entdecke Ecken, die ich ohne das WAI wohl nie gesehen hätte. Das gefällt mir.

                  Mitten im Wald findet sich eine Pflanzenschule der Gemeinde Pfinztal. Unter anderem steht dort ein echter Mammutbaum. Gut, er ist mit den ganz alten in Nordamerika nicht vergleichbar, aber das WAI wirkt schon sehr klein und beeindruckt neben dem Mammutbaum.




                  Der Wald lichtet sich schließlich und im komme durch ein kleines Tal nach Weingarten. Weingarten heißt so, weil – na ja, dort eben viele Weingärten liegen. Es handelt sich um schrebergartenähnliche kleine Weinhänge, die viele Leute als Hobby bewirtschaften. Der kleine Weinberg für Normalverdiener.





                  Kurz vor Weingarten halte ich an und bereite eine Tüte Trekkingnahrung zu. Ich überlege noch kurz, irgendwo in Weingarten einzukehren. Weingarten hat eine hübsche Altstadt und angeblich viele gute Lokale. Unter anderem das erst kürzlich mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete „Walksche Haus“. Als Gourmet wäre das natürlich sehr reizend für mich. Aber in meiner Trekkingkluft werden sie mich bestimmt postwendend aus dem Restaurant komplimentieren. Also esse ich die Trekkingnahrung. Es schmeckt ehrlich gesagt ziemlich scheulich. Auf Tour nach einem langen Tag in der Wildnis finde ich es absolut in Ordnung. Aber hier, kurz vor Weingarten, ist es kein Vergnügen. Gut, Hauptsache satt, denke ich.

                  Ich gehe weiter in das kleine Städtchen und komme auch an der Brücke in der Innenstadt vorbei. Bei Fotografieren fällt mir Folgendes aus:

                  1. Das Haus rechts neben dem Fluss ist das Walksche Haus.
                  2. Es hat neben dem Gourmet-Restaurant auch ein Bistro mit einer sehr schönen Terrasse.
                  3. Das Bistro hat einen eigene Bistrokarte mit eher „normalen“, aber sehr lecker klingenden Speisen.
                  4. Es sitzen Leute mit Casualware im Bistro, d.h. ich wäre in meiner Kluft auch willkommen gewesen.

                  Das finde ich nun wieder sehr, sehr …Sch….e. Wieso hab ich Depp denn unbedingt VOR Weingarten die Trekkingnahrung zubereiten wollen!!!


                  Anmerkung: Das Walksche Haus ist links inklusive des Bistrobereiches zu sehen!


                  Von der Weingartner Altstadt steige ich über den dortigen Wartturm auf den Katzenberg. Das ist eigentlich nur ein ziemlich grüner Hügel, an dessen Rande die Weingärtner ersten den Wartturm und zweitens ihren Friedhof gebaut haben. Mit ca. 240 m ist er aber der zweite bedeutende Gipfel, den das WAI und ich heute besteigen. Es geht nun weiter durch Wälder mit viel Waldmeister und noch mehr Bärlauch nach Untergrombach. Dort besteige ich den dritenn und höchsten der drei Gipfel. Seit Weingarten sind dunkle Wolken aufgezogen. Beim Aufstieg fallen die ersten Tropfen. So kommt meine Regenjacke heute nun doch noch zum Einsatz.

                  Im Regen erreiche ich in 272 m ü.d.M. den „Gipfel“ des Michaelisberges mit der wunderschön gelegenen Kirche St. Michaelis.





                  Über Untergrombach geht der Blick in die nun wolkentrübe und verregnete Rheinebene. Der Pfälzer Wald ist im Hintergrund noch zu sehen.





                  Es geht von Michaelisberg nördlich weiter durch Wälder und riesige, zwieblig stinkende wilde Bärlauchwiesen (ich hab noch nie soviel Bärlauch auf einen Haufen gesehen!), schließlich wieder hinab in der Oberrheinebene und von dort durch die Industriegebiete von Bruchsal zum Bahnhof. Bruchsal wurde im Krieg stark beschädigt und in etwa so pragmatisch aufgebaut wie z.B. Kassel, Madgeburg oder Oberhausen. Schön ist lediglich das alte Barockschloss, welches das WAI aber nicht gesehen hat. Den Bericht zu Bruchsal erspare ich euch also. Nachdem ich das WAI in Bahnhofsnähe abgelegt habe, besteige ich den Zug nach Karlsruhe.

                  Fazit: Schön war’s! Das sollte ich öfters machen, die Heimat einfach mal als Tourist zu betrachten. Und das Walksche Haus werde ich auch noch mal als Gast besuchen…
                  Zuletzt geändert von hotdog; 15.10.2012, 09:48.
                  Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                    88. Etappe: 27.5.2012

                    Bruchsal - Zeutern: 57,9 km auf dem Rennrad mit entre_dos_tierras und Moltebaer



                    So 27.05.12:

                    Route: Bruchsal-Sinsheim-Zeutern

                    Auf dem Weg zum WAI-Depot in Bruchsal kamen wir am Rintheimer Bahnhöfle vorbei. Eingerahmt von zwei Bahnübergängen lädt ein zum Restaurant umgebauter Bahnwaggon zum Essen ein.
                    Hier soll sehr empfehlenswerte, thailändische Küche gereicht werden - steht auf meiner ToDo-List gleich neben dem Rim Wang und dem Pershia.
                    Wir brausen durch den nördlichen Hardtwald auf schnurgeraden Schotterpisten.



                    Zitat von Cattlechaser Beitrag anzeigen
                    Das WAI ist in Bruchsal in der Nähe des Bahnhofs gut versteckt abgelegt.
                    Und so war es auch, die Findungsphase des WAI gestaltete sich einfach:



                    In Bruchsal wollten wir uns kurz das Barockschloß und den Schloßgarten anschauen, dort fand allerdings eine Ausstellung statt und es wurde heftig gebaut, weshalb wir außer Absperrgittern und Bauzäunen nicht sehen konnten. Wie zum Hohn wurden wir mit den Aufzeichnungen eines gewissen Leopold Mozart konfrontiert: "Die Residenz in Bruchsal ist sehenswürdig, die Zimmer sind vom allerbesten Geschmack; nicht viele Zimmer, aber so edl, unbeschreiblich reitzend und kostbar, daß man nichts angenehmeres sehen kann."
                    Naja... vielleicht wurde zu Poldis Zeiten ja gerade mal nicht gebaut... wir wollten jedoch nicht bis zur Fertigstellung warten und fuhren am Belvedere und Rotenberg vorbei in Richtung Nordosten von dannen.





                    Unsere Route schlängelte sich weiter durch den Kraichgau, besser bekannt als die badische Toskana - völlig zu Recht!
                    Einige Passagen kamen mir noch von der Frühjahrs-RTF des RV Badenia sehr vertraut vor, obwohl in Gegenrichtung befahren.



                    Die Straße windet sich an schönen Dörfern, uralten Bauernhäusern und einer netten, kleinen Burg vor Sinsheim entlang. Es geht auf und ab, über Felder und zwischen kleinen Wäldchen hinweg. Es ist warm, leicht sonnig, ein ruhiger, verkerhsarmer Pfingssonntagnachmittag und das Radeln ist ein Genuß.





                    Mit entre_dos_tierras ist wirklich gut Kirschen essen



                    Nach der herrlichen, gezogenen Abfahrt in das von der A6 ausgewaschene Tal (durch das mittlerweile die Elsenz fließt) in Sinsheim angekommen, erkundeten wir ein wenig die Altstadt, trieben Schabernack mit dem WAI, ignorierten das Technikmuseum, die Rhein-Neckar-Arena und den 'Unterkiefer von Mauer' (das bis heute älteste Fossil eines Vertreters der Gattung Homo in Deutschland).
                    Wir befanden uns tief in der dritten Phase der Hitchhiker'schen Entwicklungsgeschichte und uns drängte einzig und allein die Wo-Frage: "Wo kriegen wir die besten Wiener Schnitzel?"







                    Schließlich fuhren wir dann doch zum erstbesten Italiener zurück und luden dort Kohlenhydrate nach, einfach weil alle anderen am Pfingstsonntag zu hatten. Wir wurden jedoch sehr von dieser Entscheidung belohnt, denn die Pizzen waren so groß wie Wagenräder und schmeckten vorzüglich. Gegen Ende mußten wir die Zähne zusammenbeißen und kämpfen, was die Wampe hergab - Pizza mortale grandiosa





                    Auf dem Nachhauseweg fuhren wir noch bis zur nächsten S-Bahnstation in Zeutern by-WAI-means, bevor wir uns völlig dekadent in die Fächerstadt zurückgondeln ließen - eine WAIse Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
                    Zuletzt geändert von hotdog; 17.02.2013, 16:33.
                    Wandern auf Ísland?
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                      89. Etappe: 12.-13.7.2012

                      Zeutern - Rheinbrücke: 45,3 km auf dem Rennrad mit Moltebaer



                      Do/Fr 12./13.07.12:

                      Wer radelt so spät durch Nacht und Prärie?
                      Es ist der Molte mit dem WAI.
                      Die Nachtluft ist frisch doch das Radeln hält warm,
                      aber so richtig Lust hat er nicht und eine Adaption des Erlkönigs macht es auch nicht besser.


                      Route: Zeutern-Rheinbrücke

                      Da sich Sinsheim als totes Gleis herausstellte und dem nächsten in der Reihe völlig überraschend klar wurde, daß er nur am kommenden Wochenende Zeit hätte und ausschließlich von Karlsruhe nach Mannheim paddelnd das WAI tragen könne, mußte die ach-so-vernachlässigte Tupperbox kurzfristig irgendwie wieder aus dem Kraichgau ans Rheinufer der Beamtenstadt gelangen. Und wer soll's ausbaden? Blöde Frage...
                      Also hieß es: nach der Arbeit etwas entspannen, Sachen richten, Energiespeicher füllen und mit der S-Bahn ins beschauliche Zeutern fahren.
                      Um zehn vor elf geht die Reise mit voller Christbaumbeleuchtung los, bis Stettfeld noch recht idyllisch zwischen Kraichgaudörfern entlang, in der Rheinebene von Ubstadt-Weiher bis Karlsdorf-Neuthard jedoch etwas hektischer wegen des höheren Verkehrsaufkommens in der Nähe der A5.
                      Nahe der Ortschaft Forst böte sich der Heidesee für ein wenig Entspannung an und jährlich wird dort ein Triathlon ausgerichtet, den diesmal wohl ein gewisser Sebastian gewonnen hat. Der könnte sich mal ein Scheibchen von mir abschneiden!
                      Aber es geht weiter, vorbei an Bruchsal, unter der A5 entlang, durch Karlsdorf-Neuthard, Spöck, Friedrichstal und schon bin ich in höchst vertrautem Gebiet - denkste! Nordöstlich des FZK fahre ich erstmal 500 m in die falsche Richtung, in der dunklen Nacht sieht der Wald halt einfach ganz anders aus...



                      Nun aber, ich passiere die Grabener Allee und den Nordeingang des FZK, umrunde das Areal am westlichen Zaun und fahre nach Leopoldshafen hinein. Nun ist es wirklich nur noch ein Kinderspiel, hinter Eggenstein halte ich mich westlich und rolle leise durch das Altrheingebiet 'Kleiner Bodensee' und schon tut sich der Ölhafen vor mir auf.
                      Hier wird stündlich frisches Rohöl aus Rotterdam herangekuttert und in den nebengelegenen Raffinerien in handelsübliche Kettenlängen gecrackt, destilliert usw. Die Szenerie ist ein wenig unheimlich, besticht aber durch ihren außergewöhnlichen Mix aus Industrie und Natur. Ein kilometerlanger, schnurgerader Weg säumt die begradigte Alb und führt mitten durch das Raffineriegelände hindurch. Rechts und links rund um die Uhr Licht, Dampf, Geräusche, Lokomotiven, Aggregate, Kessel, Rohre, keinerlei Menschen, stattdessen Kaninchen, Rehe und... tja... und Mücken...
                      Altrhein, Sommer: Mücken, logo! Zum Glück bin ich gegen Malaria immun aber dennoch nerven die kleinen, juckenden Knubbel an den rasierten Waden irgendwann zu sehr um noch weitere Nachtaufnahmen zu machen, ich fahre weiter.



                      Bei des Großen Ensos Papierfabrik rechts abbiegen, nicht über die Brücke in die Pfalz fahren und am Yachthafen Maxau deponiere ich das WAI schließlich bei den Hochwassermarkierungen des Wasser- und Schifffahrtsamts Mannheim.
                      Das WAI ist nun offiziell nicht mehr in Karlsruhe und LihofDirk sollte mit seinem Kajak passabel am Rheinufer anlegen und die Treppe am Ufer hinaufsteigen können, um die Forenlade an sich zu nehmen.



                      Und hier liegt das WAI nun, sofern es nicht von den Vater Rheins Wellen mitgerissen und nach Rotterdam geschwemmt wird. Knapp 5 km entfernt von Pfad-Finders Route vor 114 Tagen...
                      Nach 375,8 km konnte ich der Schnecke endlich mal Beine machen! Juhu!
                      Zuletzt geändert von hotdog; 17.02.2013, 16:35.
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                        • 07.04.2008
                        • 20009
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                        • Meine Reisen

                        AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

                        2. Oktoberwoche:
                        Es ist früh morgens, so gegen 11 Uhr. Ich kann nicht länger schlafen, ich bin zu nervös. Heute soll es los gehen; ich werde mit dem WAI die Strecke Bad Sobernheim - Mainz in Angriff nehmen. Geplant sind 3 Tagesetappen.
                        Bereits vor 10 Tagen habe ich dem WAI zur Akklimatisierung das sehr sehenswerte Freilichtmuseum Bad Sobernheims gezeigt.

                        Nein, da sind keine Leckerli drin!

                        Heute aber wird es ernst.
                        Obwohl ich mich gewissenhaft vorbereitet habe, frage ich mich immer wieder, warum ich mir das antue. Eine Tour im Oktober! Immerhin befindet sich Mainz ungefähr auf dem selben Breitengrad wie Rubbeldiekatzk, äh, Irkutsk! (Mainz 50° Nord, Irkutsk 52° Nord.) Ich hoffe, meine Ausrüstung reicht für dieses Abenteuer aus. Vorsichtshalber habe ich mir in den letzten 1,5 Jahren einiges an Gewicht angefuttert. Es ist damit zu rechnen, auf große Kälte zu stoßen. Ausserdem sieht es vermutlich an den einsamen Streifen der Nahe sehr schlecht mit der Lebensmittelversorgung aus. Aber für das Sammeln von Pilzen und Beeren unterwegs habe ich keine Zeit. Dafür ist die Strecke zu gewaltig, mein Zeitplan zu eng bemessen. Also muss der Körper auf seine eigenen Reserven zurückgreifen.
                        Treu-genervter Begleiter wird mein Hund Wolle sein. Meine Katzen habe ich am Abend vor dem Aufbruch beim abendlichen Spaziergang mit Hund gefragt, ob sie mit möchten, sie haben aber dankend abgelehnt. Vernünftige Tiere. Der Hund hingegen wedelte mich ob der Aussichten begeistert an. Tja, der kleine, doofe Kerl weiss es nicht besser. In seiner Straßenhundezeit hat ihn nichts auf die folgende Tortour vorbereitet…

                        Fortbewegungsmittel wird ein Hochleistungs-Tretroller aus Tschechien sein (Kostka Uni Sport).


                        Als andere Verkehrsmittel waren kurz das Fahrrad und Inline-Skates in Überlegung. Das Fahrrad fiel raus, weil ich bei normalen Rad-Tagesetappen den Hundeanhänger hätte mitnehmen müssen. Das wollte ich mir im Zug nicht antuen und ins Auto passen Rad, Hänger und Hund nicht.
                        Von den Inlinskates bin ich abgekommen, da ich z.T. auf nicht geteerten Wegen und Landstrassen mit Hund unterwegs sein werde. Ausserdem ist strichweise Regen vorhergesagt. Da ist mir die Kombination Skates und Hund zu gefährlich.

                        In Mainz herrscht wunderbarstes Oktoberwetter. Ich überprüfe den Luftdruck des Rollers, packe den Lenkerkorb und meinen Rucksack, gehe in Gedanken noch einmal kurz die Packliste durch: Alles dabei, es kann losgehen.

                        Meine Packliste:
                        Im Lenkerkorb (von Reisenthel):
                        Kamera mit Ersatzakku (Canon 600d mit Sigma 17-70)
                        Handy mit Ersatzakku (Motorola 08/15)
                        hochspezialisiertes Kartenmaterial
                        1 Stück Zwetschenkuchen
                        Kackebeutel für Hundehinterlassenschaften


                        Im Rucksack (Ortlieb, dient im Notfall auch als Biwaksack):
                        1 Baumwollnicki-Jacke (von ???,bordeauxrot)
                        1 Packung Papiertaschentücher (Danke)
                        Schlüssel
                        Wasser für den Hund
                        und natürlich das WAI

                        am Körper:
                        1 Unnerbux (Sloggi)
                        1 BH (Passionata)
                        Socken (Falke TK1)
                        Hose (Schöffel Medusa)
                        Baumwoll-T-Shirt mit Werbeaufdruck (Fruit of the Loom)
                        Turnschuhe (Adidas)
                        orthopädische Einlagen
                        Brille (Jump up)
                        Basecap (Stetson 5-panel-Cap)
                        kleiner Beutel mit Leckerli (Trixie)
                        Uhr (von Dingsbums)

                        am Roller:
                        Wasserflasche, 0,6 Liter
                        Zugleine für den Hund

                        am Hund:
                        Geschirr
                        normale Leine
                        viel Wolle und zunehmend Dreck

                        Ich lade Roller, Gepäck und Hund ins Auto und ab geht es durch unwirtliche Gebiete zum Startpunkt im Hinterland, nach Bad Sobernheim an der Nahe. Das Auto wird im Parkhaus verstaut, der Roller ausgeladen. Bevor es aber endlich losgeht, werfe ich noch einen Blick in den Stadtkern von Bad Sobernheim.

                        Da war das Wetter noch schön.

                        Ich überlege kurz, ob jemand eine Neutronenbombe über Sobernheim abgeworfen hat: Die Straßen und Gassen sind menschenleer. Kein Mensch ist unterwegs, auch nicht in der Fußgängerzone. Das eigentlich malerische Städtchen, der letzte Außenposten der Zivilisation vor der Wildnis, wirkt trostlos. Schließlich finde ich doch noch am Wegesrand ein paar
                        Lebensmittel.

                        Wer weiss, wann ich wieder was bekomme, also greife ich zu.
                        Ausserdem spare ich mir so ganze 50 Cent:


                        Weiter schaue ich mir den Ort dann nicht mehr an. Trotz meiner Nervosität vor der geplanten Expedition mit ihren Unwägbarkeiten zieht es mich hinaus. Ich möchte mich körperlich und psychisch an meine Grenzen bringen, möchte Eichhörnchen und Elstern Auge in Auge gegenüber stehen, ich möchte den Fahrtwind spüren und eins mit der Natur auf bisher ungerollerten Wegen werden.
                        Ausserdem ist mein Zeitplan eng. Ich muss mich beeilen um nicht vom ersten Schnee überrascht zu werden. In Irkutsk sind es gerade um die Null Grad… Pünktlich zum Aufbruch ist auch an der Nahe das gute Wetter weg, es zieht sich zunehmend zu.
                        Gedankenvoll mache ich mich auf den Weg. Ich hoffe, ich bin nicht zu spät aufgebrochen. Leise fluchend bereue ich, dass ich aus Kostengründen keinen SPOT dabei habe. Aber egal, man wächst an seinen Aufgaben.
                        Trotz des schlechter werdenden Wetters komme ich auf gut geteerten Wegen gut voran. Zunächst links an der Bahnlinie entlang, rechts ganz nah aber leider ausser Sicht, fließt die Nahe dahin.
                        Bald treten Bahn und Fluss zurück, der Weg ist breit und gut überschaubar, zu beiden Seiten gibt es Wiesen und Felder: Hier darf Wolle noch leinenlos mitflitzen.


                        Noch ist er munter und fröhlich, ist sich dem Ernst und der Gefährlichkeit der Tour nicht bewusst. Ein Segen für ihn, ich wünschte, ich wäre auch so unbekümmert.

                        galoppelgaloppel

                        Im weiteren Verlauf folgt der Weg immer mehr oder weniger dicht der Nahe.
                        Für ein paar Kilometer muss man den separaten Radweg leider verlassen, der Naheradweg verläuft über die Landstraße:


                        Er steigt zunehmend an und führt in die Weinberge hinein hoch zur Gutsverwaltung Schloss Böckelheim:


                        Ich packe die Steigeisen aus, mit Mühe kommen wir hoch. Aber wo's hoch geht, warten auch schöne Abfahrten:


                        Bei Niederhausen ist die Nahe zu einem kleinen Stausee aufgestaut. Vorsichtig bewegen wir uns über die schmale, morsche Hängebrücke, der zur anderen Seite führt.

                        Puh, Glück gehabt, das Vorhaben gelingt.

                        Wolle ergötzt sich an den Pfützen auf dem Weg.

                        Zum Glück, ich habe den Wasserfilter zu Hause vergessen.

                        Richtung Bad Münster am Stein - Ebernburg führt der Weg durch dichte Urwälder:


                        Bald jedoch öffnet sich die Landschaft wieder. Der Blick schweift linker Hand über die Nahe. Ich erhasche einen ersten Blick auf den erfurchtgebietenden Rotenfels, mit 202 Metern Wandhöhe die höchste Steilwand nördlich der Alpen. (Naja, wenn man Skandinavien auch mal raus lässt.)


                        Zu seinen Füßen liegen Bad Münster am Stein und Ebernburg.


                        Zu Besichtigungen bleiben keine Zeit, wir müssen heute noch bis Bad Kreuznach durchkommen. Ausserdem wirkt Bad Münster noch ausgestorbener als Bad Sobernheim. Nur wenige Leute unterwegs, verrammelte Läden. Liegt es an der Nachsaison, am Montag Nachmittag, fährt man heute nicht mehr zur Kur oder erlebte die Stadt einen Zombie-Angriff?
                        Einer der wenigen Hinweise auf Menschen ist ein Portemonnaie, das ich auf dem Radweg finde. Ich schaue hinein, finde eine eindeutige Adresse und stecke es ein, um es dem Besitzer wieder zukommen zu lassen. Ein Kurgast, der mich beobachtet hat, dem ich nicht geheuer bin und dem offensichtlich langweilig ist belehrt mich mit erhobenem Zeigefinger: "Was Sie da gerade eingesteckt haben... Das geht so nicht! Sie haben alles, was sie hier finden, drüben in der Klinik abzugeben!" Ja, danke, Du mich auch. Die Klinik freut sich bestimmt, wenn sie den Geldbeutel eines 14-jährigen Schülers bekommt.

                        Ich rollere weiter auf den letzten paar Kilometern Richtung Bad Kreuznach. Die Nahe wird breiter, ich auch.


                        Kreuznacher Brückenhäuser:


                        Ein letzter Blick in der Dämmerung von der Brücke Richtung meiner nächsten Etappe und ich rollere zum Bahnhof.


                        Den ersten Tag habe ich wider Erwarten überlebt. Auch dem Hund geht es noch gut und ich musste ihn nicht als Notproviant schlachten. Mal schauen, was die nächste Etappe bringt.
                        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                        • Chouchen
                          Freak

                          Liebt das Forum
                          • 07.04.2008
                          • 20009
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

                          T'schuldigung, etwas später als versprochen und mit wenig Text (<chronische Faulheit)


                          2. Tourtag:
                          Goldner Oktober, die Sonne lacht, der Muskelkater ist besser, der Hund heiss aufs Rennen.
                          Nach den knapp 28 km von vorgestern stehen heute nur ca. 18 km an.
                          Erstes Dörfli nach Bad Kreuznach ist Bretzenheim.

                          Endlich denke ich daran, das WAI aus dem Rucksack zu nehmen und ihm die Umgebung zu zeigen. Das habe ich beim ersten Tourtag total vergessen.

                          Durch Weinreben überrankte Gassen


                          und mit netten Begegnungen am Wegesrand


                          geht es wieder Richtung Nahe.


                          Oh, Gott, hier gibt es DÜKER!!! Hoffentlich sind sie satt. Trotz meiner Angst, wage mich aber doch über die Brücke. Hätte ich gut mein Dükerspray oder wenigstens die Dükerglocke dabei! Aber beides liegt zu Hause!


                          Geschafft, wir leben noch.

                          Jetzt zeige ich dem WAI zum ersten Mal die Nahe.

                          Es blinzelt verschüchtert ins glitzernde Wasser.

                          Nach einer Weile kommen wir an dieser Dükerschleuse vorbei:

                          Sehr praktisch, erwachsene Düker und Radfahrer kommen hier nicht durch, wohl aber Hunde, 20''-Roller und lediglich leicht geduckte Chouchens. Eine sehr umsichtige Einrichtung, die im weiteren Verlauf das Dükerspray überflüssig macht.

                          Ohne Zwischenfälle komme ich gut voran.


                          Die Nahe auf ihren allerletzen Kilometern:


                          Am bereits sichtbaren Rheinufer befinden sich seltsame Botschaften:


                          In Bingen angekommen bekommt das WAI nach dieser kräftezehrenden Tour eine Kürbissuppe und ein Glas Riesling.
                          Es lässt mich probieren. Der Riesling ist zwar aus dem Rheingau, aber dennoch genießbar.
                          Rechts unter dem Teller kann man mein detailliertes Kartenmaterial, ein Sonderdruck von russischen Armeekarten, sehr schwer zu bekommen, erkennen.


                          Der Beginn des Mittelrheins: Schiffe, Burgen, Weinberge, Güterzüge und viel Krach:


                          Goethe schaufelt richtig rein:


                          Weil ich so schnell voran gekommen bin, möchte ich ein paar Kilometer auf den nächsten Tourtag gut machen und rollere rheinaufwärts nach Gaulsheim. Dort stelle ich fest, dass von dort die Zugverbindung zurück zum Auto besch...eiden ist. Also zurück nach Bingen Hbf und von dort zurück zum Smartie und nach Hause. Macht aber nichts, denn so komme ich direkt an der Nahemündung vorbei. (Im Hintergrund ist der Mäuseturm zu sehen.) Das WAI schweigt ehrfurchtsvoll.


                          Also bin ich am Ende doch bei knapp 30 km gelandet.
                          Macht nichts, Wolle und ich sind gut drauf, das Wetter war traumhaft, morgen kann es auf zur finalen Etappe gehen!
                          "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                          • Kris
                            Alter Hase
                            • 07.02.2007
                            • 2799
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            92. Etappe: 2.8.2012

                            Neustadt - Kaiserslautern: 56,7 km per Rad mit Kris


                            Zitat von Kris Beitrag anzeigen
                            Ausführlicher Bericht folgt dann nach meinem Umzug...
                            Zitat von hotdog Beitrag anzeigen
                            So, nu aber... Auch wenns die nicht vorhandene Reihenfolge hier weiter untergräbt.
                            ______________________________________________________________________________


                            2. August 2012

                            Mit der Bahn mache ich mich an diesem Vormittag auf den Weg zum virtuellen Standort des Wai: Neustadt a.d. Weinstraße. Wenige Tage zuvor hatte dort in standesgemäß pfälzischem Ambiente am Elwetritschebrunnen und ebensolchen Getränken die Übergabe des Wai mit Dirk stattgefunden…

                            Eigentlich hatte ich ja ganz andere Ideen, was ich der Plastikdose alles zeigen wollte; doch auf einmal drängte wegen eines hoppladihopp anstehenden Umzugs die Zeit. Schade, aber so blieb nur die Direttissima durch den nördlicheren Teil des Pfälzerwalds. Aber es gibt ja auch Schlimmeres.

                            Das erste Etappenziel ist bereits aus dem Zug heraus unverkennbar; Fernsehturm und Wetterstation auf dem Gipfel der Kalmit machen es einem leicht. Do geht’s später enuff, Wai!




                            Wenig später stehe ich dann auch in Neustadt, wo mein Mitstreiter und sein Ross schon auf mich warten… Das Wai ist zufrieden mit seinem gut gepolsterten und schattigen Plätzchen im Packsack und so kanns endlich losgehen.




                            Ziemlich Oldschool. Doch irgendwie sympathischer als all diese Premiumprädikatswanderkonzeptgedöns-Schilder, ne?




                            Das Städtchen liegt hinter uns. Von nun an gibt’s Wald. Und Höhenmeter…



                            Es ist wie so oft im Pfälzerwald: Stundenlang weit und breit kein Mensch – es sein denn, eine Hütte ist in der Nähe. Und so sind die Wanderer, denen wir nun öfters begegnen dann auch ein sicheres Indiz dafür, dass wir es bis zur ersten Pause nicht mehr weit haben: die Hellerhütte naht, die ersten gut 300 Höhenmeter sind geschafft. Spannende Geschichten hat es schon erlebt, das Wai…




                            Für den CC -30° wär das hier heute nix. Schätzungsweise 60 Grad zu warm.




                            Gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg und schwuppsdiwupp sind wir oben auf der Kalmit, den mit 673 Metern höchsten Berg des Haardtrandes und gleichzeitig höchster Punkt der Tour. Zwar kein strahlender Sonnenschein, dafür aber Philippsburg immer schön im Blick. Über dem Schwarzwald, in dem sich das Wai in jungen Jahren einst für längere Zeit verlaufen hatte, liegt ein gnädiger Schleier.




                            Unsere Stimmung hingegen ist ungetrübt. Auf der Terrasse vorm Kalmithaus werden verlorengegangene Elektrolyte aufgefrischt und der Vorrat vorsichtshalber noch um einige Rationen aufgestockt. Richtung Bett rollt es von hier aus - was will man mehr?

                            Dank Satellitenunterstützung fällt es nicht weiter schwer, den für die Nacht auserkorenen Trekkingplatz aufzustöbern. Unsere Nachbarn, die Stunden später ankommen, berichten da von etwas größeren Problemen. Den Beiden ist auch entgangen, dass die in der Karte eingezeichnete Quelle zwar nicht sehr weit entfernt, dafür aber gute 200 Höhenmeter tiefer liegt. Nach anderthalb Stunden sind sie wieder da – ohne Wasser.

                            Unterdessen sind wir – drei Jungs mit riesigen Rucksäcken und Hängematten-Malerplanen-Kombos sind noch zu uns gestoßen, so dass wir heute insgesamt zu siebt den Trekkingplatz bevölkern - zum gemütlichen Teil des Abends übergegangen. Das ist das wirklich nette an der Idee der offiziellen Plätze – Lagerfeuer ohne Angst vorm Förster.




                            Weniger toll ist hingegen die Erkenntnis, dass es offensichtlich auch an solchen Orten A….löcher gibt, die sich nicht zu benehmen wissen. In den Sträuchern am Boden findet sich ohne große Ambitionen versteckter Müll – Fertigfrikadellenpackungen und Co. Wenig überraschend daher wohl auch die prächtig gedeihende Mäuseschar auf dem Platz...den ganzen Abend über wieselt es. Als irgendwann der ruft, entdecke ich als erstes ein Loch im Moskitonetz meines Zeltes – keine halbe Minute später befördere ich den aufgeschreckten pelzigen Verursacher mit einem Rückhand-Volley Longline aus meiner Schlafstatt. Schleich dich!


                            3. August 2012
                            Als wir uns aus Zelten und Hängematten schälen, hält der Tag bereits strahlenden Sonnenschein für uns parat... Ich mache ein paar Schnappschüsse und stelle fest, dass der Akku der geliehenen Kamera offensichtlich nicht viel auf der Pfanne hat – also sparsam sein mit Fotos, damit er das Ende der Tour noch mitbekommt. Egal, wir sonnen uns noch ein bisschen und bald darauf sitzen wir wieder im Sattel gen Kaiserslautern.








                            Sobald wir vom Trekkingplatz aus wieder die ersten Höhenmeter zum Abzweig erklommen haben, rollt es. Mit Ausnahme eines kleinen Gegenanstiegs zur Totenkopfhütte bedeutet das knappe 11 Kilometer ausschließlich bergab, bis wir schließlich im Speyerbachtal auf etwa 200m NN ankommen. Eine nette Abfahrt auf leider sehr ausgewaschenen Schotterpisten – die Bremsen an meinem Rad haben mit dem Zusatzgewicht und den häufig notwendigen Bremsmanövern so ihre Probleme und kreischen schrill durch den Wald.




                            Wie verloren, so zerronnen (oder wie war das nochmal), könnte das Motto nun lauten: Kaum unten angekommen, erwartet uns der nächste Anstieg hinauf zum ehemaligen Forsthaus Schwarzsohl. Die Höhenmeter ziehen sich wie Kaugummi auf dem sandigen und von schwerem Forstgerät zerfahrenen Wegen. Das kostet ne Menge Körner und macht nicht wirklich Spaß… Aber die Aussicht auf eine Gerstenkaltschale auf Schwarzsohl schiebt ein wenig an.




                            Endlich oben angekommen dann doppelte Erkenntnis: Das Forsthaus hat geschlossen und mein Begleiter merkt, dass es keine gute Idee war, ausschließlich mit Rucksack unterwegs zu sein. Durch die ständige Last hat er Nackenprobleme und beschließt, sich auf zum nächsten Bahnhof zu machen… Schade. Aber die Mission muss natürlich erfüllt werden: Für mich geht es daher erstmal wieder bergab nach Waldleiningen. In der Mittagshitze gönne ich mir nochmal ein Päuschen.




                            Offensichtlich kennt die gewählte Route nur zwei Zustände: steil rauf oder steil runter. Kaum habe ich Waldleiningen hinter mir gelassen, steht der nächste Stich an. Zwei Kilometer später bin ich oben und stehe an der B48 um sie zu queren. Wäre ich am Berg 10 Sekunden schneller gewesen, würde der Bericht hier nun recht abrupt enden. Mit geschätzten 230 kommt ein Motorrad ums Eck. Wenigstens hört man sie vorher.

                            Noch einmal folgt auf den nächsten Kilometern das altbekannte auf & ab-Spielchen, bis ich mich langsam aber sicher auf den letzten Anstieg hinauf zum Humberg freuen darf. Und tatsächlich steht er dann vor mir, der Humbergturm.




                            Die letzten positiven Höhenmeter der Tour lege ich zu Fuß zurück: 163 Stufen führen hinauf auf den 35 Meter hohen Turm. Die Aussicht ist gar nicht mal übel, findet auch das Wai.




                            Deutschlands höchster Fußballberg hat schon bessere Zeiten erlebt. Ich mag ihn aber trotzdem...




                            Oben links liegt offenbar ein Schatz versteckt. Blöd, dass ich das erst jetzt sehe.




                            Da kommen wir her. Die Kalmit – in der Lücke zwischen den Baumkronen zu erahnen - trägt die Nummer 9. Luftlinie 24,3 Kilometer entfernt, weiß die schlaue Tafel.




                            Das Etappenziel liegt uns zu Füßen: Kaiserslautern. Auf dem Bremerhof, links einsam im Wald gelegen, werden wir das Ende einer schönen Tour begießen – und Dingsbums hat gleichzeitig einen ordentlichen Ausgangspunkt für die waiteren Etappen.




                            Machs gut, WAI!
                            Zuletzt geändert von hotdog; 01.11.2012, 15:14.
                            „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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                              Fuchs
                              • 17.08.2008
                              • 1503
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                              93. Etappe: 7.9.2012

                              Kaiserslautern - Lauterecken: 41,9 km per Rad mit dingsbums


                              Auch zu mir kam das WAI zu einem eher schlechten Zeitpunkt. Wie immer hatte ich viel zu spät angefangen, an meinem aktuellen Projekt zu arbeiten. Die Deadline saß mir im Nacken, im Forum hatte sich kein WAIterträger gemeldet, und so saß das WAI auf meinem Schreibtisch und schaute mir bei der Arbeit zu. Zu der Zeit hatte ich auch noch Mailkontakt mit jemandem, dessen Signature "I love deadlines. I love the whooshing noise they make as they go by. Douglas Adams." lautete. Kam mir wie Hohn vor, obwohl es ja eigentlich ein Trost war, dass Douglas Adams anscheinend genauso faul im Schreiben war wie ich.

                              Zurück zum WAI, es tat sich was im Forum, Mondsee meldete sich und wollte dem WAI Rhein und Mosel zeigen. Da bis dahin aus dem Saarland noch kein Lebenszeichen gekommen war, hatte ich bisher eine Tour in Richtung Erbeskopf geplant. Aber warum sollte das WAI nicht erst nach Mainz. Nur an meiner schon geplanten Etappe entlang der Lauter wollte ich wenn möglich festhalten, und warum auch nicht? Lauter, Glan, Nahe, Flusstäler sind schön. Der Donnersberg als höchster Berg der Pfalz wurde damit zwar leider ausgelassen, aber wenn wir alles mitnehmen, braucht das WAI ja noch länger ...

                              Ich plante also einige Stunden Pause vom Schreiben. Kris hatte das WAI zum Bremerhof gebracht, von da sollte es weitergehen. An einem Freitagnachmittag entschied ich mich, das WAI schon mal von dort zur Lauterspring zu bringen. So würden wir zum einen wirklich die gesamte Lauter entlangradeln, die schließlich namensgebend für Kaiserslautern ist. Außerdem musste auch ich einfach mit dem WAI noch ein bisschen durch den Pfälzerwald. Obwohl ich seit über 20 Jahren in Kaiserslautern lebe und auch nicht vorhabe, daran etwas zu ändern, fällt es mir schwer, es als Wahlheimat zu bezeichnen. Aber egal, was man von Kaiserslautern als Stadt hält, eines ist einfach nur toll: Egal in welche Richtung man sich aus der Stadt hinaus bewegt, nach spätestens 5 Minuten steht man mitten im Wald. Okay, wenn man sich Richtung Ramstein Air Base bewegt, wird man schnell von einem Zaun gestoppt, aber dann ist man auch selbst schuld, weil es schließlich noch genügend andere Himmelsrichtungen gibt.

                              Für das Fahrrad hatte ich mich entschieden, weil ich seit meinem Sturz im März immer noch leichte Probleme mit dem Knie habe. Wandern ist noch keine so gute Idee, musste ich kurz vorher bei einer Probewanderung feststellen. Mein Fahrrad ist zwar nicht wirlich geeignet für so manchen Weg im Pfälzerwald, weswegen ich nicht nur bergan, sondern manchmal auch bergab abstieg und schob, aber egal. Vor allen Dingen erinnerte ich mich an die vielen Touren, die ich zu meiner Studentenzeit mit dem Mountainbike unterwegs war - schön war das. Und die Überlegung, mir doch mal wieder ein solches zuzulegen, kam auf. (Mein altes ist leider aus dem Fahrradschuppen verschwunden, vermutlich mit einem der studentischen Mitbewohner der Hauses, die recht häufig wechseln. Es steht zwar eins in einer ähnlichen Farbe da, aber da ist ein Neukauf vermutlich billiger, als das wieder fahrtüchtig zu machen. Aber wer weiß, vielleicht wurden die beiden einfach verwechselt ...)

                              Start war am Bremerhof, ich radelte also raus aus der Stadt, kehrte aber nicht im (wirklich schönen) Biergarten ein, sondern startete von dort meine Tour.


                              Start am Bremerhof, erst später fiel mir auf, dass passenderweise der Bremen-Aufkleber vorne ist.

                              Erstes Ziel war der Dreieckstein. Ich zitiere aus einer Broschüre der Stadt KL: "Nach überwundenem Anstieg gelangt man zum Dreieckstein. Hier treffen Staats-, Stifts- und Stadtwald zusammen. Die drei Seiten des Steins zeigen noch heute das Wappen der Kurpfalz als einstigem Besitzer des Reichs- und damit Staatswaldes, das städtische Wappen und die sogenannte Stiftsangel des Chorherrenstiftes, das aus dem Prämonstratenserkloster hervorgegangen ist und Besitzer des sogenannten Stiftswaldes war."







                              Von hier gingen viele Wege ab, wo sollte ich weiter? Da ich später als geplant losgekommen war, außerdem langsamer war als erhofft, ließ ich den Abstecher zur Pälzer Weltachs weg und machte mich auf kürzerem Weg zur Lauterspring.







                              Dies bedeutete, dass ich doch am Humbergturm vorbei kam.



                              Da Kris den aber schon mit dem WAI bestiegen hatte, bewunderte ich ihn nur kurz in der Abendsonne und fuhr weiter, auf meinem früher absoluten Lieblingsweg. Heute würde man das Ding wohl als Singletrail bezeichnen, für mich war es immer nur ein schöner Weg, der sich mit einer angenehmen Steigung am Hang entlang zieht. So sah ich das wenigstens früher, mit etlichen Kilos weniger und auf einem Mountainbike. Mit meinem jetzigen Eigengewicht und Fahrrad stieg ich tatsächlich zwischendurch ab, das Tempo, die nicht allzu breiten Reifen und Wurzeln auf dem Weg waren einfach keine gute Kombination. Schön war der Weg trotzdem.







                              Danach blieb ich dann auf einem breiteren Forstweg, der auch mit meinem Fahrrad gut zu machen war.



                              Bei solchen Wegen wir hier auf dem Foto bin ich immer ganz fasziniert und frage mich, wann wohl genau dies als Straße angelegt worden ist ... Außerdem war ich froh, dass ich hier hoch und nicht runter musste - ich mag das gar nicht, wenn das so in die Arme schlägt.

                              Und schon war die Lauterspring erreicht. Die Lauterquelle selbst liegt unzugänglich in einem eingezäunten Wasserschutzgebiet, dieser Stein in der Nähe macht aber darauf aufmerksam. Er ist einer der vielen Rittersteine im Pfälzerwald. Wäre auch mal ein Projekt, die alle abzuwandern. :-)



                              Die Lauter fließt dann mehr oder weniger entlang der Landesstraße, auf dieser machte ich mich auch zurück nach Kaiserslautern. In der Stadt selbst ist die Lauter leider kanalisiert und verläuft unterirdisch. Als Kind der Mosel habe ich das auch erst gar nicht kapiert, als ich nach Lautern zog. "Wo ist denn hier der Fluss? Wie kann man denn eine Stadt ohne Wasser bauen?" Gut, bevor die Lauter kanalisiert war, wurden wohl regelmäßig Teile der Stadt überflutet. Die waren früher Feuchtgebiet und nicht umsonst tragen viele Straßen die Bezeichnung Woog in ihrem Namen.

                              Der Weg zurück führte mich dann vorbei an der Gaststätte Quack, der Kleingartenanlage Licht-Luft und dem Warmfreibad. Zum Schluss ging es noch durch den Volkspark. Auch diese Strecke weckte einige Erinnerungen, vor allen Dingen, als ich zum ersten Mal in dieser Ecke war. Ich hatte Studienfrust und dachte, ich muss einfach mal raus und meinen Frust ablaufen. Gesagt, getan, schließlich haben wir ja den Pfälzerwald vor der Tür. Ein Schild unterwegs zeigte einen Rundwanderweg über großen und kleinen Humberg, das klang gut, auf dem Humbergturm war ich auch vorab schon mal gewesen. Ich folgte also immer dem Wanderweg mit der Nummer 5 - bis irgendwo auf dem kleinen Humberg keine 5 mehr zu sehen war. Entweder ich hatte eine Abzweigung verpasst oder der Weg mit der Nummer 5 wurde nicht mehr gepflegt. Egal warum, der Weg Nummer 5 war nicht mehr da. Verlaufen hatte ich mich nicht wirklich, ich hätte jederzeit den bisherigen Weg zurücklaufen können. Aber das wäre weit gewesen, darauf hatte ich gar keine Lust. Und obwohl ich die Nummer 5 verloren hatte, sah man mittlerweile eine schöne rote 3 auf den Bäumen. Da dachte ich mir, irgendwo wird dieser Weg ja auch hinführen und folgte diesem weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam mir ein Mann entgegen - juchu, ich konnte nach dem Weg fragen. Ich erkläre diesem Mann also, dass ich mich mehr oder weniger verlaufen habe und frage ihn, ob er mir weiterhelfen kann. Er guckt leicht verwirrt, was mich im Nachhinein nicht verwundert, denn keine 300 Meter weiter kam ich zur Unterführung der Bahnstrecke, dahinter ist die Straße, und meint nur "Dahinten ist gleich das Quack." Quack? Jetzt gucke ich verwirrt. Was er wohl erkennt und ergänzt: "Bei Licht-Luft." Quack? Licht-Luft? Hilfe, wo bin ich hier gelandet? Er erkennt meine Verwirrung und meint nur "Sie sind nicht von hier, oder?" Das konnte ich nur bejahen, ein gutes Jahr in Kaiserslautern reichte nicht aus, um diese Ortskenntnisse zu gewinnen. Hilfreich ergänzte er dann: "Hinten beim Warmfreibad raus." Freibad - ja, das kannte ich als Student natürlich, ich war gerettet. Und so lernte ich Quack und Licht-Luft kennen. Bei Licht-Luft gab es übrigens eine Telefonzelle, von der aus ich meinen Freund anrief, damit er sich keine Sorgen mehr machen muss - war unnötig, er hatte mich noch nicht vermisst. :-)

                              An diese und andere Geschichten dachte ich, während ich das WAI in die Stadt und Richtung Kaiserbrunnen brachte. Lustigerweise ist die Gegend 'hinten beim Quack rein in den Wald' mittlerweile 'meine Ecke' geworden. Ist von mir zuhause aus mit am nächsten und einfach weniger los, als wenn man von Wildpark, Betzenberg oder Bremerhof kommt. Und so konnte ich mich auch schon für die Hilfe damals 'bedanken', indem jetzt ich Joggern Auskunft erteile, wie sie wieder zurück auf Wege kommen, die sie kennen.

                              Fotos gibt es vom letzten Stück keine mehr, da es mittlerweile dunkel wurde. Den Kaiserbrunnen haben wir an diesem Tag auch nicht mehr erreicht, da kurz vorher mein Vorderreifen der Meinung war, er hätte seinen Dienst getan und die Luft verlor. So schob ich dann die letzten Meter nachhause, auf der einen Seite fluchend, auf der anderen Seite aber auch zufrieden über eine kleine Tour, die irgendwie auch eine Reise in die Vergangenheit war.
                              Zuletzt geändert von hotdog; 08.11.2012, 09:29.

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                              • dingsbums
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                                93. Etappe: 9.9.2012

                                Kaiserslautern - Lauterecken: 41,9 km per Rad mit dingsbums


                                Während ich am Samstag fleißig am Schreibtisch saß, kümmerte sich mein Mann um den Vorderreifen. Super, ich war ihm dankbar. So konnte ich mit dem WAI am Sonntag weiter die Lauter entlang.

                                Der erste Stop war dann am Kaiserbrunnen, den ich freitags nicht mehr erreicht hatte. Die Details sind wirklich ganz nett, die Elemente sind typisch für Kaiserslautern bzw. die Pfalz.


                                Kaiserbrunnen


                                Der Fisch als Wahrzeichen der Stadt, auch im Stadtwappen. Warum auch immer, schließlich gibt es in Lautern nicht wirklich Wasser!


                                Nähmaschine - Pfaff


                                Ein Fußball von Fritz Walter

                                Zuerst übersah ich tatsächlich die Elwetritsche, wusste aber, dass sie da sein mussten - und fand sie dann auch.


                                Die versteckte Elwetritsch

                                Weiter ging's, vorbei am Japanischen Garten, und schon kurz später kam ich am Gelände der Gartenschau an. Hier wurde damals für die Landesgartenschau extra die Lauter wieder ans Tageslicht geholt, heute kann man beim Bummel entlang dieser Neuen Lauter Dinos beobachten. Ich habe ein paar Zaungastfotos gemacht. Besonders gut gefällt mir immer der lange Hals, der vor den Sandsteinfelsen rausguckt. Von oben auf der Brücke sieht man ihn besser als auf meinem Foto, aber ich wollte ja weiter an der Lauter entlang.


                                Gartenschaugelände, hier 'entspringt' die Neue Lauter.


                                Gartenschaugelände


                                Mein Lieblingsdino

                                So nach und nach sah man dann etwas mehr Fluss. Die gemütliche Fahrt am Sonntagmorgen, im Sonnenschein, war wirklich schön. In den Dörfern sah man z.B. die typischen Fußballspiele am Sonntag, es waren zwar einige Ausflügler unterwegs, aber noch nicht zuviel los.


                                Ein erster Blick auf die Lauter


                                So langsam wird es ein Flüsschen


                                Immer am Fluss entlang


                                Auch das Radwegschild ist hübsch.

                                Und schneller als gedacht war ich in Wolfstein, damit war tatsächlich schon ein Großteil der Strecke hinter mir. Kurz danach guckte die Burg Alt-Wolfstein idyllisch zwischen den Bäumen raus.


                                Wolfstein


                                24:11


                                Burg Alt-Wolfstein


                                Kurz vor Lauterecken

                                In Lauterecken angekommen, war ich vom Zusammenfluss von Lauter und Glan aber sehr enttäuscht.


                                Hier fließt die Lauter in die Glan.

                                So setzte ich mich an eine schönere Ecke, hatte ein Mini-Picknick, fotografierte das WAI in der Lauter (der Stein war so rutschig, deswegen ging ich lieber nicht selbst weiter rein :-) und dann ging es ab zum Bahnhof, zurück nachhause und zur Arbeit. (Tatsächlich hatte ich sogar Unterlagen dabei und arbeitete schon auf dem Rückweg. Deadlines sind Scheiße.)


                                Nette Ecke an der Lauter, wurde mein Picknickplatz.


                                Das WAI in der Lauter

                                Auf dem Weg zum Bahnhof bot sich noch dieser nette Blick auf das Kriegerdenkmal in Lauterecken, warum auch immer die schwedische Fahne hier weht. Ich fand es gut! Und freute mich, dass ich dank WAI den Tag nicht wieder komplett am Schreibtisch verbracht hatte, sondern eine nette kleine Radtour genießen konnte.


                                Kriegerdenkmal in Lauterecken


                                Hier geht's zum Bahnhof. Außerdem gibt's hier dann auch den Glan-Blies-Weg.


                                Die Glan, Blick flussaufwärts.


                                Die Glan, Blick flussabwärts. In diese Richtung führte dann schussels nächste Etappe.

                                Edit: Es heißt übrigens der Glan. Finde ich komisch ... hätte ich nie gedacht. Vergesse ich auch immer wieder.
                                Zuletzt geändert von hotdog; 08.11.2012, 09:31.

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                                • Torres
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                                  AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

                                  Donnerstag, 20.12.2012

                                  (Wittlich) Mühlheim - Trier.

                                  Transportart: Fahrrad
                                  Wetter gut : Erst kein Regen, dann Schneeregen, dann Regen, dann viel Regen bei 0 bis 4 Grad.

                                  52 km + 2 km Lokalbesuch (Gesamt 64 + 2 km)


                                  Warum transportiert ein aus Hamburg stammendes Nordlicht das WAI ins Saarland? Nun, ich wurde mit 14 Jahren ins Saarland „zwangsverschleppt“: In eine Region, deren Kultur mir fremd war, deren Sprache ich nicht verstand und mühsam lernen musste (um nicht gleich als „aus dem Reich“ stammend identifiziert zu werden) und wo (danke Ditschi für diesen Ausspruch ) sich jede Menge Hügel (hier: Berge genannt) befinden, welche die Sicht versperren.

                                  Den Saarradweg bin ich nie gefahren. Früher gab es keinen durchgängigen Radweg von Trier nach Saarbrücken, sondern nur den Leinpfad, der dazu diente, die Schiffe zu ziehen. Fahrrad fahren konnte man da nicht. So bin ich gespannt, was mich erwartet. Große Teile der Strecke kenne ich zwar vom Auto oder der Bahn aus, aber mit dem Fahrrad ist das natürlich etwas anderes.

                                  Aber fangen wir von vorne an:

                                  Am Mittwoch abend besuche ich dingsbums in Kaiserslautern und hole das WAI.



                                  Schnell werden noch die letzten Zeilen in das Tourentagebuch geschrieben, das sich im WAI befindet.

                                  Virtuell befindet sich das WAI in Mühlheim an der Mosel. So stehe ich den nächsten Tag heldenhaft früh auf und radele (meist bergab) 4 km zum Saarbrücker Bahnhof. Es ist recht frostig und die wenigen Fußgänger schauen mich an, als hätte ich einen an der Scheibe. Aber das bin ich ja schon gewohnt.

                                  Gegen halb neun bin ich am Hauptbahnhof, der sich nun Eurobahnhof nennt. Ich dachte immer, dass nenne man Sparkasse. Auch der Werbespruch neben dem Vorplatz gefällt mir.








                                  Das Reisezentrum ist leer und ich erwerbe bei der Auszubildenden einen Fahrschein für 17,55 Euro. Die Fahrradmitnahme ist frei. Der Zug steht bereits am Gleis und ich schließe mein Fahrrad an. Dann stelle ich mich auf den Bahnsteig. Der Schaffner kommt und fragt: „Frische Luft schnappen“ und ich sage mit Blick in den bedeckten Himmel: „Ja, vielleicht werde ich ja noch sonnenbraun im Gesicht “. Er stutzt, dann versteht er und lacht. Ich setze noch einen drauf: „ Morgen ist Weltuntergang, da muss man noch etwas für den Teng tun“.





                                  In Wittlich steige ich aus. Erst einmal die Winterhandschuhe anziehen, ohne ist es zu kalt. Vor dem Kindergarten - oder ist es die Schule? - ist ein kleines Gehege.





                                  Auf gut ausgebauten und gut ausgeschilderten Radwegen geht es auf flacher Strecke Richtung Mülheim.





                                  Nach 12 Kilometern erreiche ich um 11.48 Uhr die Mosel, fahre über die Brücke zum Moselradweg und dann wieder zurück, da ich im Gegensatz zu dingsbums auf dieser Seite der Mosel bleiben möchte. Naiv wie ich bin, denke ich, weil Trier von hier aus gesehen rechts der Mosel ist, würde ich besser rechts Mosel fahren (Edit: Eigentlich ist die Innenstadt von Trier auf der linken Seite. Aber der Campingplatz ist auf der rechten Seite). Leider ist das nicht praktikabel, denn es gibt Stellen, an denen die Berge direkt in die Mosel fallen.


                                  Die Luft ist frisch bei um die 0 Grad und die Straßen sind menschenleer. Aber noch fühlt sich die Luft trocken an und so ist mir angenehmen warm. Ich gebe Gas und mache die ersten Fotos, nicht wissend, dass mein Navi den Track nicht aufzeichnet. Die Funktion war ausgestellt. WER WAR DAS? Ich hasse es, Schuld zu sein!.Aber im Moment macht mir das nichts aus, denn ich merke es erst am nächsten Abend. Leider kann ich dadurch nicht jedes Bild einem konkreten Ort zuweisen.
                                  Die ersten Bilder entstehen kurz hinter Mülheim. Majestätisch liegen die Weinberge neben mir und die Weinstöcke zeigen herbstlichen Glanz. Stille liegt über der Mosel. Wenn es nicht so kalt wäre, würde ich jetzt romantische Gefühle entwickeln. Das dies nicht geschieht, ist gut so, denn der Tag ist kurz. In ungefähr vier Stunden wird es schon wieder dunkel werden.














                                  Hier sieht man den Randstreifen an der Straße. Da ich nicht auf dem offiziellen Moselradweg bin, fehlt eine separate Fahrradspur. Belagstechnisch ein Vorteil, denn der Asphalt auf Straßen ist erfahrungsgemäß besser zu fahren als Radwege. Es ist viel Betrieb: Insgesamt werden mich in der nächsten Stunde drei Fahrzeuge überholen. Dieses geschieht aber laut. Immer wieder erstaunlich, wie wenig es einem als Autofahrer bewusst ist, wie laut ein fahrendes Auto ist.





                                  Ich erreiche den ersten Ort namens Kesten und verliere prompt den Radweg, der wohl jetzt über die Hügel geht. Der Moselradweg ist also nur auf einer Seite, soviel ist mir jetzt klar. Vielleicht hätte ich mir doch vorher eine Karte besorgen sollen.





                                  Religiöse Symbole in Form von kleinen Kreuzen oder Felsandachtsstätten säumen den Weg und ein Kreuz in der Ferne beeindruckt mich.




                                  Edit:
                                  Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                  Das Kreuz müsste der "Große Herrgott" auf dem Geierkopf bei Wintrich sein.


                                  Und immer wieder Weinstöcke. Später werde ich Winzer sehen, die gewandt die Stöcke beschneiden und hochbinden. Was für eine Arbeit bei der Kälte und angesichts der Vielzahl der zu bearbeitenden Pflanzen. Das wäre nichts für mich.






                                  Ich fahre an Minheim vorbei und dann ist der Weg zu Ende und ich muss auf die andere Seite wechseln. Und nicht nur das: Leicht fängt es an zu nieseln. Das kann ja heiter werden.

                                  Nein, das Rad ist nicht von mir, das lag da schon....





                                  Ein Wegweiser für die Wanderer:





                                  Ich schiebe das Rad einen schmalen Weg zur Brücke hoch, wo ich von St. Johannes begrüßt werde.





                                  Die andere Seite der Brücke bewacht St. Nikolaus. Ein leichter Wind kommt auf und ohne ein weiteres Foto zu machen, eile ich weiter.


                                  Im nächsten Ort (Niederemmel?) gefällt mir ein Haus. Es sieht geheimnisvoll aus.





                                  Das Wasser ist höher als sonst.








                                  Ich erreiche Piesport und man sieht recht gut, wie hochwassergefährdet Moseldörfer sein können. Ich habe schon viele Moselhochwasser an der luxemburgischen Grenze gesehen und möchte mit den Anwohnern nicht tauschen. Das Wasser selbst ist kein Problem. Aber das was dann zurückbleibt, ist einfach nur ekelhaft.








                                  Das Wetter wird immer ungemütlicher und ich kühle stark aus. Das macht sich in einer deutlichen Leistungseinbuße bemerkbar, die mit einer nachlassenden Geschwindigkeit einhergeht. An der Kondition kann das nicht liegen. Und mein Gepäck ist ausnahmsweise moderat. Ich habe zwar die Ausrüstung dabei, aber nur das Notwendigste: Zelt (Dragonfly), Antelope, NeoAir, Evazote, Reactor, 2 Tüten Suppe und ein Satz warme Merinobekleidung. So leicht war ich lange nicht mehr unterwegs. Aber die feuchte Kälte lässt die Beine durch eisen und es kommt mir vor, als hätten die Muskeln die Aktivität eingestellt.

                                  In Drohn macht der Radweg einen kleinen Schlenker und an einem Flüsschen halte ich an und ziehe mir die Regenhose und die zusätzliche Regenjacke über, um meine wasserabweisenden Klamotten vor dem einsetzenden Regen zu schützen. Letzte Woche, als ich den Wetterbericht gecheckt hatte, waren Sonne und 10 Grad angesagt. Dabei hätte es bleiben können. Noch weiß ich nicht, dass der Regen kurz darauf in Schneeregen übergeht. Genau das Wetter, was ich hasse wie die Pest. Diese fiese, feuchte Nullgrad Sch..... Schnee wäre kein Problem, ich habe Winterreifen drauf. Aber das hier ist nichts halbes und nichts ganzes. Die kleinen Schneeflocken schmelzen nämlich sofort und werden zu Wassertropfen. Zeitweise regnet es auch kleine Eispartikel, die im Gesicht weh tun.

                                  Unter diesen Bedingungen versuche ich diszipliniert Strecke zu machen. Ohne an zu halten passiere ich Neumagen(-Drohn) und verzichte auf das Foto: Ältester Weinort Deutschlands. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt Trittenheim und mit entgeht das einzig erhaltene Fährturmpärchen völlig. Ich friere.


                                  In Leiwen (?) stoße ich das erste Mal auf die kritischen drei Buchstaben. Nämlich die Frage: LNT oder nicht?





                                  Anders ausgedrückt: Wähle ich hier die Option a) auf dem Weg bleiben oder b) am Randstreifen entlang hangeln und den Rasen zerstören. Ich entscheide mich wie üblich für c) umdrehen und fahre in der Folge die parallel verlaufende Landstraße weiter. Eine sehr gute Entscheidung, denn der Blick nach unten zeigt mehrfach, dass eine Fahrt auf dem Radweg lebensgefährlich sein kann. Auf der anderen Seite der Überflutungsstelle steht eine kleine Kirche. Um welche es sich handelt, habe ich bisher nicht herausgefunden, aber vielleicht kennt sie hier ja jemand.




                                  Edit:
                                  Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                  Klar, ist ja fast Heimat. Das ist die Laurentius-Kapelle, hier im Sommer, oberhalb Trittenheim, und Blick nach Klüsserath von da oben.


                                  Und noch ein kurzer Blick zurück:





                                  Der Radweg gefällt mir. Die Weinberge strahlen die Ruhe der Jahrtausende aus und die Mosel fließt unerschütterlich träge. Von wie vielen Weltuntergängen die Hänge an den Seiten wohl erzählen könnten? Morgen, am 21.12.2012, soll ja laut Maya- Kalender der Weltuntergang statt finden. Für mich ist es schon der Dritte.

                                  Knapp eine Stunde später komme ich an einer Felsenmadonna vorbei. Sie fasziniert mich und so mache ich Fotos. Im Sommer wird es hier wunderschön sein und der Platz kostbaren Schatten spenden. Ich mache dagegen Zehengymnastik. Zwar sind die Schuhe warm genug, aber angesichts dieser Feuchtigkeit kommen mir meine Füße steifgefroren vor. Immerhin verspüre ich keine Schmerzen, sie sind also nicht wirklich kalt.









                                  Und weiter geht es.









                                  Etwas später fahre ich an einem Weinort vorbei und erinnere mich, dass ich die Landstraße schon einmal gefahren bin. Damals war brütende Hitze, viele Menschen und Stoßstangen-Urlaubsverkehr. Heute kann ich die Begegnungen mit Menschen an einer Hand abzählen. Spaziergänger sind keine unterwegs. Von Zeit zu Zeit hört man allerdings die Autos auf der Landstraße auf der anderen Seite.


                                  Routinemäßig halte ich nach Zeltplätzen Ausschau, doch gut sieht es hier nicht aus. Die Campingplätze haben alle geschlossen und Wiesen und Weinberge sind tabu. Der schmale Streifen in Ufernähe käme als Notlösung vielleicht in Frage, aber der Untergrund ist so feucht, dass er ungeeignet ist. Und wer weiß, wie viel Wasser noch von oben und unten kommt. Langsam beschleicht mich der Verdacht, ich hätte das Zelt auch zu Hause lassen können. Dabei hätte ich Lust, aus dem kuscheligen Schlafsack heraus auf die Mosel zu schauen. Dass es bald dunkel sein wird, dringt noch nicht ganz zu mir vor.


                                  An Wegesrand häufen sich nun kleine römische Kulturdenkmäler. Erst denke ich, dass auf dem Schild „Trinken verboten“ steht, aber es weist auf einen römischen Fund hin: „“Trinkender Satyr. Römisches Relief aus dem 2. Jh. n. Chr. gefunden in Neumagen“. Später werden ein Kopf, ein Stein und sonst was hin zu kommen.





                                  Wieder passiere ich einen geschlossenen Campingplatz. Die Wohnwagen sehen furchtbar aus, vergammelt. Es wird die Feuchtigkeit sein, die ihnen zusetzt. Auch neuere Wagen sind bereits von einem grünlichen Schimmer überzogen.


                                  Ich nähere ich mich Longuich und dieses Bild zeigt den Blick zurück:





                                  Dass ich meinen Fotoapparat zücke, hat aber einen anderen Grund:





                                  Vor lauter Schreck ziehe ich erst einmal den Kopf ein. Das ist aber erst unter der Brücke nötig. Sie ist tatsächlich nicht sehr hoch und das könnte unbedarfte Radfahrer durchaus den Kopf kosten. Oder eine Gehirnerschütterung auslösen. Ich stelle das WAI auf mein Fahrrad, damit es besser gucken kann und mache die Bilder.





                                  Und dann noch eins mit Wasser





                                  Noch ca. eine halbe Stunde habe ich Zeit, bis es dunkel wird. Ich muss mich sputen. Und dann finde ich den ultimativen Zeltplatz: Trocken, sandig, eben und Flussblick. Er ist direkt unter der Autobahnbrücke. Soll ich oder soll ich nicht? Um die Jahreszeit rechnet damit keiner Gut, es ist ein wenig (ziemlich) laut dort, die Aussicht ist bescheiden, aber ich könnte das Zelt morgen trocken einpacken. Ich ringe mit mir. Bis Trier sind es immer noch ca. 15 Kilometer und eigentlich wollte ich es bis Trier schaffen, damit ich mein Pensum morgen gut schaffe. Und soll ich jetzt wirklich hier herum stehen, bis es dunkel wird? Es wäre dumm, Tageslicht zu verschwenden. Ich entscheide mich, weiter zu fahren. In Trier ist ein Reisemobilstellplatz. Ihn werde ich nutzen.


                                  Etwas später wird der Radweg auf die andere Seite der Mosel geführt. Auf der Brücke wird eindringlich darauf hingewiesen, dass das Fahrrad zu schieben ist, aber ich kann nicht mehr laufen. Meine Beine sind in Schockstarre. Also radele ich, da sich ja der Fußgängerverkehr in Grenzen hält. Genau Null Personen begegnen mir. Aber, ich bin ehrlich: Wäre es wärmer, hätte ich geschoben. Ich bin so b... Nichts einreißen lassen und der Fußgängerweg ist wirklich eng.

                                  Erstaunlich schnell erreiche ich eine städtische Umgebung – es ist das 1969 in Trier eingemeindete Ehrang. Ich folge den Radwegschildern und begegne den üblichen Anzeichen nahenden städtischen Wohnens: Hundebesitzern mit Hunden. Der Radweg schlängelt sich, es wird überraschend schnell dunkel und der Regen nimmt zu. An einem Gebäude checke ich im Navi die Entfernung zur Innenstadt von Trier, es sind noch 6 km. Das ist geschätzt eine halbe Stunde Fahrzeit. Vorausgesetzt ich verfahre mich nicht. Ein Auto kommt auf mich zu und sucht einen Autohändler. Als ich sage, dass ich das erste Mal hier bin und hier ein Fahrradweg ist, stöhnt der Fahrer auf. Irgendeine Straße ist wohl gesperrt. Er irrt geradeaus weiter.

                                  Der Regen wird stärker und die Luftfeuchtigkeit steigt. Wetter, das man besser vor dem Ofen absitzt. Ich suche im Navi den Campingplatz. Und finde ihn nicht. Aber ich weiß ja, wie die Straße heißt, soviel Vorbereitung habe ich investiert. Und dann beginne ich nach zu denken. Ich habe Lust zu zelten, aber ist es auch sinnvoll? Wo ist denn nun der Campingplatz? Will ich wirklich die ganzen nassen Klamotten die Nacht über in der Apsis lagern und morgen wieder anziehen? Die ersten beiden Schichten sind durch, das steht fest. In den Schlafsack brauche ich die Sachen nicht zu nehmen, der wird sowieso zusammen gefallen sein. Und dann morgen das klitschnasse Zelt einpacken? Und in der Nacht darauf bei diesen Temperaturen ein nassen Zelt aufbauen? Wandern und Fahrrad fahren sind einfach zwei unterschiedliche Dinge. Ich schalte ein wenig mehr Hirn ein und entscheide heute mal wieder - - und zu meinem Bedauern, echt! - darauf zu verzichten, den Helden zu spielen. Ich schaue nach Unterkünften. Trier hat eine Jugendherberge. Leider stimmt die vom Navi ausgewiesene Telefonnummer nicht. Mist. Umsonst hat es mir in die Jacke geregnet. Und nun? Ich könnte jetzt mit dem anderen Telefon googeln, aber der Regen geht mir gewaltig auf den Keks. Was solls, ich fahre einfach spontan vorbei und notfalls zelte ich im Garten.


                                  Ich biege hinter dem Gebäude rechts um die Ecke, denn der Fahrradweg verlässt nun die Mosel. Am Ende des Weges ist eine Tankstelle und hier ist auch die gesuchte Werkstatt. Der Typ hatte gesagt, die Werkstatt wäre genau hinter dem Gebäude. Ja, er hatte Recht. Er hätte nur links abbiegen müssen, statt gerade aus weiter zu fahren.


                                  Ich schiebe mein Fahrrad über die Bahngleise und biege in die Landstraße ein. Hinter mir leuchtet eine weihnachtliche Einkaufsstraße und ich bekomme eine meiner Eingebungen. Ich bin nämlich einfach platt. Batterie leer. Ich schiebe zur Tankstelle zurück und frage nach einem günstigen Hotel. Man empfiehlt mir das „Haus am Berg“ und ich radele vorbei am Bahnhof Ehrangauf dem Bürgersteig dort hin. Es brennt Licht und ich schleppe mein Rad samt Radtaschen die steile Treppe zum Eingang hoch. Ich klingele doch nicht ohne mein Fahrrad! Die Begrüßung ist nett und ich bekomme ein schönes Zimmer für 43 Euro mit Frühstück. Das Fahrrad könnte sogar in einen Trockenraum in die Tiefgarage stellen, aber die ist ein paar Häuser weiter und vor dem Hotel kann ich besser packen. Also parke ich auf der Terasse.


                                  Im warmen Zimmer merke ich, wie durchgefroren ich bin. Das fühlt sich verdammt stark nach Erkältungsalarm an. Ich dusche so heiß es geht und ziehe alle warmen Klamotten an, die ich habe. Zittern tue ich trotzdem noch eine Weile. Das war knapp. Gut, dass ich nicht gezeltet habe.

                                  Der Pensionsbesitzer reserviert mir einen Tisch in besten Restaurant der Umgebung und ich schnappe das WAI und radele zur „Zur Kanzel“.












                                  Derartige Lokale findet man in Hamburg nicht. Funktionell und dennoch gemütlich. Es ist Weihnachtsfeierzeit und jeder Platz ist besetzt. Wer nicht reserviert hat, wird abgewiesen. Ich bestelle erst einmal ein Bitburger für das WAI. Nachdem ich eine warme Suppe geschlabbert habe, geht es mir merklich besser. Langsam aber sicher wird mir warm.





                                  Gegen 20 Uhr radele ich durch menschenleere Straßen zurück zum Hotel. Es befindet sich im Drosselweg (Insider vom letzten Wochenende, Stammtisch Hamburg).
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                  • Torres
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                                    Liebt das Forum
                                    • 16.08.2008
                                    • 30593
                                    • Privat

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                                    AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

                                    Freitag, 21.12.2012 (ehemaliger Weltuntertagstag)

                                    Trier - Dreisbach.

                                    Wetter: Nebelfeuchte, Dribbsregen, Nieselregen, Ficelle = Bindfadenregen.
                                    Wegbeschaffenheit: Asphalt oder Batsch. Temperaturen geschätzt um 4 Grad.

                                    60 km


                                    Ich habe gut geschlafen und das Frühstück ist perfekt. Meine Sachen sind alle getrocknet. Leichte Anflüge von Erkältung zeigen sich. Der Himmel ist diesig und es sieht nach Regen aus. Der angekündigte Schnee- und Eisregen wird ausbleiben. Die Temperaturen schwanken um die 4 Grad.





                                    Ich folge den Radwegschildern und durchquere Trier-Pfälzel.





                                    Ab und zu wird man an die Jahreszeit erinnert. In drei Tagen ist Weihnachten.





                                    Wieder befinde ich mich an der Mosel. Von hier aus sind es ca. 6 km bis nach Trier.








                                    Der Radweg ist eigentlich gesperrt. Das sehe ich aber erst in Trier. Auf dem Schild steht „Hochwasser“.





                                    Ich schiebe das Fahrrad die Brückenauffahrt hoch, um einen Schlenker in die Innenstadt des (ehemaligen) Augusta treverorum („Stadt des Augustus im Land der Treverer“) zu machen. Ich will dem WAI die Porta Nigra zeigen. Die Porta Nigra war die größte Enttäuschung meines römisch angehauchten Lebens. So wie sie in meinem Lateinbuch abgedruckt war, hatte ich sie mir als ein monumentales Bauwerk vorgestellt. Und dann stand ich vor einem winzigen, schmutzigen Stadttor. Mal sehen, was ich heute von ihr denke.





                                    Aber zunächst fällt mein Blick auf ein Plakat und ich träume von Sommer und Musik.





                                    Ich finde den Radweg zur Porta Nigra. Nur wenige Menschen sind auf der Straße und die Ampelschaltung für Radfahrer ist gelinde gesagt idiotisch. Und dann steht die Porta Nigra auch schon vor mir und ich bin ganz überrascht: Eigentlich macht sie ja doch was her!









                                    Die erste Schulklasse taucht auf und ich rolle durch das Tor. Ich überlege, noch andere Bauwerke zu fotografieren, aber ich bin locker mit Hosentreger in Merzig verabredet. Lieber nicht so viel Zeit verlieren. So fotografiere ich noch eine Figur und wende mich in Richtung Touristeninformation. Vielleicht haben die dort einen Aufkleber für mich.




                                    Und da sehe ich die Porta Nigra von anderen Seite. Das war also der Anblick beim ersten Mal! Von vorne ist sie beeindruckend, von hinten nicht. Sie hat sozusagen eine Schokoladenseite.





                                    Ich erwerbe einen Aufkleber von der Porta Nigra, denn mehr Aufkleber haben sie nicht. Aber sie haben die ADFC Radkarte Rheinland-Pfalz / Saarland. Natürlich habe ich das gewusst, das gehörte zu meiner professionellen Vorbereitungsstrategie. Sie erleichtert die Wegfindung ungemein.

                                    Langsam füllt sich der Innenhof der Porta Nigra und die Reisebusse kommen. Die Schülergruppe, besteht aus Franzosen, die nun aufgeregt eine Trierer Rallye absolvieren und hektisch nach schlüssigen Informationen suchen. Eine amerikanische Reisegruppe und einige Engländer sind ebenfalls unterwegs. Ich dagegen flüchte und fahre zurück an die Mosel, um mich wieder in die Einsamkeit zu begeben.








                                    Auf der gegenüberliegenden Seite schimmert auf dem Hügel etwas durch den Nebel. Ich erinnere mich dunkel an eine Kapelle oder ein Kreuz auf einem Berg, aber es lässt sich nicht erkennen, ob es sich tatsächlich um dieses Objekt handelt. Kurz darauf ist es ganz im Nebel verschwunden.




                                    Edit:
                                    Zitat von Kris Beitrag anzeigen
                                    Kapelle und Kreuz stehen (unscheinbarer und nicht auf dem Foto) ein paar hundert Meter weiter... Was du fotografiert hast, ist die Mariensäule.

                                    Hier besungen von den Leiendecker Bloas.


                                    Der Radweg verläuft parallel der Straße und das mit der Stille war nichts. Die Autos tun meinen Ohren weh. Auch die Bahnlinie bahnt sich auf der Höhe der Staustufe Trier ihren Weg parallel durch das Moseltal.








                                    Kurze Zeit später sehe ich Schwäne und als sie mich sehen, kommen sie sofort angeschwommen. Anscheinend werden sie hier im Sommer von Touristen und Spaziergängern verwöhnt.





                                    Andere Vögel machen es ihnen nach.





                                    Und so gelingen mir schöne Bilder.











                                    Auf der anderen Seite sieht man schemenhaft Schloss Monaise.





                                    Und dann bin ich auch schon in Konz.





                                    Und radele auf die Saarmündung zu. Die Mosel knickt nun nach rechts ab und ganz links im Bild unter der Brücke beginnt die Saar.





                                    Der Radweg führt über die Brücke hinweg und am Ende in einer Schleife hinunter, so dass man direkt an der Saarmündung herauskommt.









                                    Ein Schild zeigt, dass der Radweg nach rechts abknickt. Ich bedanke mich, fast wäre ich geradeaus gefahren.





                                    Und nun beginnt der schönste, landschaftlich vielfältigste und naturbelassenste Abschnitt dieser Tour, der bis Merzig seine Faszination entfalten wird. Viele Teile dieser Gegend sind besonders geschützt und auch Angeln ist an vielen Stellen unterbunden. Auch wenn das Tal von Auto, Schiff und Eisenbahn genutzt wird, so nimmt man dieses doch nicht wahr.











                                    Eine große Artenvielfalt und magische Momente sind der Dank.





                                    Ein Naturcampingplatz zeugt von menschlichen Spuren.





                                    Herbstfarben und immer wieder Nebel.















                                    Es ist wärmer geworden und ich ziehe die Regenhose aus. Ein Fehler, sofort wird mir wieder kalt. An der Staustufe Kanzem entdecke ich ein Schild. Ein MYOG-Projekt?





                                    Eine künstliche Wassereinleitung fasziniert mich.








                                    Ich ziehe meine Regenhose wieder an, da es zu nieseln angefangen hat und überlege, ob der Spruch „Ich bin ein Stein, lasst mich hier raus“, einen Sinn ergibt.





                                    Ich fühle eine gewissen Befriedigung über den Beweis der Überlegenheit der norddeutschen Kultur , werde ihn aber weder Ditschi noch Göga zum Raten vorlegen.





                                    Ich bin jetzt in Saarburg und das bisherige Nieseln geht in Regen über. Erst schwach, dann immer stärker.














                                    Und dennoch finde ich es schön hier. Das Landschaftsbild wirkt vertraut.








                                    Ein Naturschutzgebiet kommt und man muss 200 Meter lang das Fahrrad schieben. Das ist auch geboten, denn der Weg ist schmal, abschüssig und glitschig. Im Sommer wird es hier wunderschön sein. Das Schild scheint sich allerdings nur an Männer zu richten, denn es ist spricht Mann und Frau mit "Lieber Radfahrer" an.








                                    Diesmal ein natürlicher Wasserzufluss.





                                    An der Schleuse Serrig regnet es noch, aber dann wird der Regen schwächer und hört auf. Und ich nähere mich einem Gebiet, das Hosentreger als erschreckend und ich als faszinierend empfinde: Dem Berg des Bergwerkes in Taben.





                                    Der Radweg führt hier links über die Brücke und dann auf der anderen Seite der Saar entlang weiter. Der Weg ist nicht asphaltiert und überall ist das Wasser rötlich gefärbt von der Farbe der Steine der Umgebung. Von Anfang an hat es mich fasziniert, wie hier Menschen dem Berg ihre Lebensgrundlage abtrotzen. Hosentreger dagegen empfindet ein Schaudern, wie der Mensch in die Natur eingreift.












                                    Wieder schließt sich ein unglaublich schönes Teilstück an und an einer Stelle verpasse ich das Foto meines Lebens, als ich die Kamera zu spät zücken kann. Aber diejenigen, die mir gelingen, sind auch schön.














                                    Dann führt der Weg in den Wald und ich schiebe mit meine durchgefrorenen Beinen das Fahrrad gute zwanzig Minuten den Hügel hinauf. Vor mir sind zwei Spaziergänger und ich vermute, dass Mettlach nahe ist. Der Weg führt zu der Lutwinuskapelle. Von dort aus sieht man Mettlach in der Ferne liegen.
















                                    Ich telefoniere mit Hosentreger und teile ihm mit, dass ich es wohl nicht bis Merzig schaffen werden, sondern schauen werden, ob die JH in Dreisbach geöffnet ist. Er ruft zurück und teilt mir mit, dass die JH geöffnet hat und er mich dann dort besuchen kommen wird. Damit ist Zelten gestrichen und mein Ziel steht fest.





                                    Ich biege in einen Vorort von Mettlach ein, dort ist ein Gästehaus von Villeroy und Boch, aber eine Fabrik oder das Museum liegt nicht am Weg. Dafür entdecke ich urplötzlich, dass mein Navi nicht mitloggt. Gut. Von jetzt an schon.


                                    Ich biege nun in Richtung Saarschleife ab. Es wird wieder kühl und hier ist die völlige Einsamkeit. Es ist still. Vögel hört man kaum. Der Zug fährt durch den Berg und eine Straße gibt es hier nicht. Eine unheimliche Gegend, die schon immer meine Phantasie angeregt hat. Wunderschön.


















                                    Fangzäune gegen Steinschlag: Hässlich, aber nützlich.





                                    Die Saarschleife beginnt. Und ich erschreckend mich furchtbar, als lautlos ein Schiff in die Saarschleife einbiegt und geräuschlos an mir vorbei fährt.












                                    Dann bin ich an einem Punkt ziemlich in der Mitte. Hinter mir oben auf dem Berg wird der Aussichtspunkt sein, von dem aus die berühmten Saarschleife-Fotos gemacht werden.





                                    Ich finde die richtige Stelle für das WAI






                                    und will es gerade aus dem Rucksack holen, da fängt es auf einmal an, Bindfäden zu regnen. Das kann ich dem WAI nicht an tun. Von dem schönen Ausblick von eben ist nichts mehr zu sehen.








                                    Eilig ziehe ich die Regenjacke über und verstaue WAI und Kamera. Es besteht kein Zweifel, dass die Jugendherberge eine gute Idee ist.

                                    Ein letzter Blick zurück.





                                    Dann schiebe ich mein Fahrrad den Berg zur Jugendherberge hoch. Die Herberge ist renoviert, professionell geführt und ich erhalte für 21 Euro inklusive Frühstück ein Vierbettzimmer. Nur Handyempfang sucht man hier vergebens. Dafür kann ich mir für 3 Euro für 24 Stunden W-Lan erkaufen. Ich rufe Hosentreger von der Telefonzelle in der JH an. Er holt mich ab und ich verbringe einen sehr schönen Abend bei Abendbrot in seiner Familie. Und erfahre, dass Fritz eine Fritzin ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
                                    Oha.
                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                    Kommentar


                                    • Torres
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                                      • 16.08.2008
                                      • 30593
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

                                      22.01.2012

                                      Dreisbach- Saarbrücken

                                      Wetter: Kein Regen, ergiebiger Dauerregen bei um die 7-9 Grad.

                                      66 Kilometer


                                      Ich hole mein Fahrrad aus dem Tischtennisplatzschuppen und schließe es vor der Tür an. Es ist kurz nach 7 Uhr. Meine Nase ist zu und ich huste erbärmlich. Die Freck?
                                      Das Frühstück ist luxuriös und auch die wichtigsten Lebensmittel sind vorhanden: Fleischkäs und Lyoner. Nur Doppelwecks gibt es nicht. Dafür gesunde Vollkornbrötchen.








                                      Der rote Sand klebt beharrlich am Fahrrad fest, und wie ich mein Glück kenne, wird es regnen. In der Tat, das wird es, aber erst einmal ist es nur neblig.





                                      Ich verlasse die Jugendherberge und radele den Hügel herunter. Noch ein Blick zurück zur Saarschleife:






                                      und einer nach vorne.





                                      Es ist feucht und kühl, aber erheblich wärmer als gestern. Die Regenhose kann den ganzen Tag im Rucksack bleiben. Am Straßenrand lädt ein Haus trotz des Weltuntergangs zu einer Party am 26.12.2012 ein. Der Weihnachtsmann war nicht so optimistisch und hat sich erhängt.





                                      Der Radweg führt an der Straße entlang, doch Autos sind keine unterwegs. Es ist Samstag. Eine Siedlung taucht im Dunst auf – vermutlich Schwemlingen - und die ersten Hundespaziergänger sind zu sehen.





                                      Ich befinde mich nun an einem Anleger und als ich die Kirche gegenüber fotografiere – gehört sie noch zu Mettlach oder schon zu Besseringen? – schwimmt eine Schwanfamilie auf mich zu: Eltern und Kind.




                                      Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                                      Die Kirche auf der anderen Saarseite ist St. Gangolf, das Überbleibsel des früheren Kapuzinerklosters St.Gangolf, von dem nur noch die Kirche steht (war mal ganz früher die Pfarrkirche von Besseringen - bis die irgendwann Anfang des 20. Jhdt. mitten im Dorf gebaut wurde). Das Kloster wurde irgendwann in den 80ern des zurückliegenden letzen Jahrhunderts des zurückliegenden Jahrtausends - also ca. 1985 - mangels Ordens-Nachwuchses abgerissen.


                                      Noch weiß ich nicht, dass ich gleich in ein Familiendrama verwickelt werde.





                                      Der junge Schwan sucht die Nähe von Mama, die sich von ihrer besten Seite zeigt.





                                      Das missfällt Papa aufs Tiefste.












                                      Interessiert schaut Mama zu,





                                      während der junge Schwan mit dem Schnabel malträtiert wird.





                                      Um dann zufrieden in das Wochenende zu gleiten.



                                      Ich passiere die Maria Cronn, einen Ausflugsdampfer, der Touristen zur Saarschleife fährt. Die Namensgeberin Maria Croon (1891-1983) ist eine aus dem Bauerndorf Meurich in der Region Trier-Saarburg stammende Lehrerin und Schriftstellerin, die später nach Merzig übergesiedelt ist. Sie hat in kleinen Geschichten die bäuerliche Welt und das Brauchtum ihrer Heimat geschildert, so dass ihr Werk volkskundlichen Wert hat. 1966 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und seit 1984 gibt es den Maria-Croon-Preis, mit dem Personen und Institutionen im Saarland ausgezeichnet werden, die den Heimatgedanken pflegen.





                                      Ich radele nun Richtung Besseringen.











                                      Ich schmunzele. Der Radweg endet und die Auffahrt zur Brücke ist für Fahrzeuge aller Art gesperrt. Dabei ist hier eine Fahrradhauptverkehrsstraße.





                                      Oder?





                                      Ich fahre über die Eisenbahnbrücke und sehe den Tunnel, durch den der Regionalzug aus Saarbrücken nach Mettlach fährt. Dann finde ich kurz den Radweg nicht wieder (es geht links ab und das steht auch da, aber ich bin unkonzentriert und fahre erst geradeaus und biege dann rechts ab und muss wieder umkehren) und dann bin ich wieder am Wasser.





                                      Regungslos sitzt der Graureiher am Uferrand und ich bedauere, dass mir kein besseres Bild gelingt. Gestern hatte ich unerwarteterweise einen auf meiner Seite der Saar gesehen und wir hatten uns kurz in die Augen geschaut, aber als ich nach der Kamera griff, flog er davon. Vielleicht habe ich heute mehr Glück und begegne weiteren Tieren.

                                      Der Radweg wechselt erneut die Seite, ich bliebe aber an der Straße, da ich den Wolfspark Werner Freunds besichtigen möchte. Freund ist der Mann, der mit den Wölfen lebt. Die Zugangsstraße wird bebaut, aber Hosentreger hatte mir erklärt, an welcher Stelle ich der Baustelle ausweichen kann. Als ich auf die Zufahrt einbiege, sind viele Autos unterwegs und nach kurzer Zeit wird mir das alles zuviel. 2 km Schiebestrecke liegen vor mir, die Zeit und Nerven kosten werden. Ich mache noch ein Foto, dann wende ich und fahre zurück zur Natur.

                                      Denke ich.

                                      Denn schon bald wird die Autobahn nach Saarbrücken mein mehr oder weniger laut hörbarer Begleiter sein. Übrigens ist die Gegend hier ein bekanntes Obstanbaugebiet: Merziger Apfelsaft.

                                      Zwei große rot-weiße Stahlschranken queren den Radweg. Eine clevere Art, Fahrradfahrer zu ballettösen Einlagen zu zwingen. Gut, es soll die Autos abhalten, das sehe ich ein. Aber mit Packtaschen ist das schon ziemlich knapp hier. Ausprobiert Kein Wunder, dass die meisten Radfahrer über den Rasen fahren.


                                      An dieser Stelle sieht man bereits die Autobahn, die wie ein Band das Land von der Saar trennt. Das Geräusch ist mir vertraut – kein Sonnenbad in den Saaranlagen Saarbrückens ohne das Geräusch der Autobahn.










                                      Auf der Höhe von Hilbringen wird es touristisch: Yachthafen, Kids-Indoorhalle, McDonalds und bombastischer Radwegweiser. Der Müll der MacMenues wird mich ungefähr einen Kilometer begleiten. Anscheinend gefällt es, romantisch am Wasser zu essen und die Reste liegen lassen. Andere essen im Auto und machen dann die Tür auf, werfen den Müll raus und fahren wieder. Jemand anderes wird es schon wegräumen. Auch hier ist ein typischer Hundeausführplatz, wie überall, wo es eine Zufahrtmöglichkeit mit dem Auto gibt.








                                      Und dann fahre ich doch noch dem Firmennamen vorbei, der die Region zwischen Mettlach und Merzig mitgeprägt hat. Hier das Werk in Merzig.





                                      Der Radweg verläuft jetzt parallel zur Autobahn und mir tun die Ohren weh. Im Sommer schützen vielleicht die Bäume, im Winter wird der Schall weit getragen. Dennoch ist es schön hier. Die Hinweisschilder sind unter einer Autobahnbrücke angebracht.














                                      Eine Infotafel weist auf die Fähre Fremersdorf hin, die jahrzehntelang die Seiten der Saar miteinander verbunden hat.






                                      Die Autobahn wechselt nun die Seite und der Radweg wird über die Nied geführt.








                                      Die Nied führt Hochwasser und die Flusslandschaft ist typisch für diese Region.





                                      Der Radweg wird durch ein Waldstück zurück an die Saar gelenkt und wieder findet sich ein Bild für den Leuchtturmthread. Der „Leuchtturm“ befindet sich auf der Höhe von Beckingen.











                                      Langsam nähere ich mich Dillingen und der Dillinger Hütte. Dillingen ist immer noch ein wichtiger Industriestandort und der Ausbau der Saar bis Dillingen ist abgeschlossen, damit das Schiff als Transportmittel genutzt werden kann. Neuerdings ist im Gespräch, die Moselwehre zu verbreitern, damit größere Schiffe die Saar hinauffahren können.














                                      Die Dillinger Hütte kommt in Sicht. Die meisten anderen Hütten der Region sind entweder stillgelegt oder produzieren nur noch sehr spezialisiert. Die Dillinger Hütte ist ca. 300 Jahre alt und das größte Grobblechwerk Europas. Dillinger Bleche finden sich in vielen industriellen Großprojekten wieder und in den Hochöfen wird noch Roheisen produziert. Es ist eine dieser Industrien, welche die Grundlage für unseren heutigen Wohlstand geschaffen haben. Früher hieß es: Mein Großvadder schafft uff der Hütt, mei Vadder schafft uff der Hütt unn ich geh aach uff der Hütt schaffe. Das ist längst vorbei. Heute heißt es: Ich schaff im Büro.





                                      Eine ökologische Ausgleichsfläche ist Rückzugsgebiet für die Wasservögel.





                                      Als ein buntgekleideter Jogger um die Ecke kommt, fliegen die beiden davon. Kurze Zeit später sehe ich sie an einem anderen Gewässer. Doch ein Foto gelingt mir nicht. Wieder kommen Jogger und Radfahrer dazu und die Vögel fliegen eilig davon. Es ist viel los hier, das warme Wetter hat die Wochenendsportler angezogen. Die Dillinger machen ihren Wochenendsport. Reiseradler begegnen mir keine. Dafür freue ich mich über einen Kajakfahrer, der ruhig seine Bahn zieht.





                                      Die Einmündung der Prims, ein weiterer Reiher und dann rückt die Hütte mit der Hochofenanlage wieder in das Blickfeld.














                                      Rechts von mir liegen nun landwirtschaftliche Flächen, auf denen sich eine Giebeltunnelkonstruktion befindet. Das Hochhaus mit dem typischen Emblem zeigt mir sofort, wo ich mich befinde: Saarlouis. Immer noch ist das Werk einer der bedeutendsten Arbeitgeber der Region: Ay gucke mol, do ist mei Auto. Du hascht doch gar ke Auto. Ay jo, awwer von dem Auto hann ich die Stoßstang gemach. Heute ist leider auch dieser Standort von Stellenabbau betroffen.





                                      Und dann zeigt Saarlouis, dass es perfekt auslännisch parliere kann: Man fährt also nicht in den Oart, sondern in die Zity.








                                      Da Saarlouis als heimliche Hauptstadt des Saarlandes gilt, entscheide ich mich für einen Schlenker. Göga wird es freuen, denn die ehemalige Festung Saarlouis mit in die Stadt integrierten Wällen, Gräben und Bauwerken von Vauban sollte nach seinem Geschmack sein. Ich nähere mich der Vauban- Insel mit Denkmälern für Marschall Ney und den (vergessene) Soldaten Lacroix. Die Legende besagt, dass er von den Franzosen beim Abzug vergessen wurde.












                                      Es ist viel Verkehr, man fährt zum Weihnachtseinkauf in den Globus. Das ist DER Supermarkt im Saarland und dort gibt es (angeblich) die besten Schwenker zu einem guten Preis.





                                      Ein Blick zur Seite, als ich mein Fahrrad über die Brücke schiebe.





                                      Und dann stehe ich vor einer Kanone.








                                      Auf der anderen Seite der Straße sind die Kasematten.









                                      In den Kasematten befinden sich verschiedene Restaurants. Auch das Restaurant „Zum Leuchtturm“ ist vertreten. In Saarlouis habe ich übrigens das erste Mal im Leben Champagner getrunken. Es war der Empfang des Bürgermeisters und als man mir ein wenige Zentimeter hohes Glas in die Hand drückte („Champagnerschale“), schwante mir Fürchterliches. Nach zwei ruinierten Silvesternächten aufgrund eines Billigsektes, stand mir nach Sekt nicht der Sinn. Aber mein Ansinnen nach Mineralwasser wurde mit einem entsetzten Blick zurückgewiesen. Also nippte ich an dem Champagnerglas und nach dem ersten Schluck wurde die Welt bunt und schön und mir schlagartig klar, dass ein guter Champagner nichts, aber auch gar nichts, mit einem schlechten Sekt gemeinsam hat. Der Champagner war übrigens eine Spezialanfertigung für die Gäste des Bürgermeisters.

                                      Ich lenke meine Schritte in Richtung Markplatz. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal hier war. Das Kaufhaus Pieper gibt es noch. Wenn man früher etwas auf sich hielt, fuhr man von Saarbrücken aus zu Pieper nach Saarlouis, um shoppen zu gehen. Das machte Eindruck. Ich war nur einmal darin.








                                      Autos suchen einen Parkplatz und der kleine Wochen-/Weihnachtsmarkt schließt gerade. Man spricht saarländisch, hochdeutsch, französisch und lothringisch. Ich verspüre Hunger und mach ein Bild für lina und alle anderen Anhänger des wahren Apostrokatastrophen.





                                      Ein Hamburger und ein hotdog erscheinen mir nicht schmackhaft genug. Ich entscheide mich für Merguez. Es sind die kleinen und sie schmecken gut. Die Dame fragt auf hochdeutsch, ob ich ein halbes Brötchen möchte. Sie hat mich als Tourist eingestuft. Ich nicke, wohlwissend, dass sie mir ein halbes Doppelweck geben wird. Also ein ganzes Brötchen. Das aber mit einem anderen Brötchen (Weck) zu einem Doppelbrötchen verbunden war (Doppelweck). In direkter Übersetzung aus dem Saarländischen ist die Bezeichnung halbes Brötchen = halbes (Doppel)Weck naheliegend. Genaugenommen ist die Bezeichnung aber nicht ganz richtig. Im Hochdeutschen wäre ein halbes Brötchen sozusagen ein Viertel-Doppelweck. Verstanden?


                                      Kaum habe ich mein Essen in der Hand, fängt es an: Genau. Es fängt an zu regnen. Erst ein wenig und dann immer mehr.

                                      Ich breche meine Stadtbesichtigung ab und eile am Globus vorbei in Richtung Saar. Und da steht wieder einer. Und rührt sich nicht. Zunächst. Als ich ihm nachsteige, sehe ich ihn wieder. Und mir gelingen endlich einmal ein paar Bilder aus der Nähe. Bis auch er wegfliegt.








                                      Der Regen ist noch stärker geworden und wird bis zum Abend nicht mehr aufhören. Immerhin ist es nicht mehr so kalt wie gestern und so kann ich nur mit der Softshellhose fahren. Sie ist wasserabweisend genug und erfüllt meine vollsten Erwartungen.


                                      Ich nähere mich nun Lisdorf und fahre an der Lisdorfer Au vorbei. Sie ist einerseits ein Schutzgebiet, andererseits ist sie aber auch das bedeutendste landwirtschaftliche Nutzgebiet dieser Region.






                                      Auf der linken Seite befindet sich eine Abraumhalde. Welche Fabrik sich am Fuße befindet, weiß ich nicht. Aber die Maschine auf dem Berg fasziniert. Später werde ich noch andere Schlackenberge sehen, die mittlerweile so stark bewachsen sind, so dass man ihren Ursprung nur noch erahnen kann. Sie werde touristisch genutzt.










                                      Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                                      Die Fabrik am Fuße des Tafelberges bei Ensdorf ist das Grubengebäude mit Förderturm der Grube Ensdorf - seit Sommer 2012 wird dort keine - wie auch an der Saar überhaupt - Kohle mehr gefördert. Der Berg - ich schätze mal 150 m hoch - besteht nicht aus Schlacke (also das, was bei der Verhüttung übrig bleibt), sondern ist der Abraum aus der Grube, also sog. totes Gestein. Seit letzem Jahr wird ganz oben übrigen Wein angebaut. Und: Dort soll irgendein Naherholungsgebiet errichtet werden.


                                      Ich passiere die Lisdorfer Kirche und erreiche das Kraftwerk Ensdorf.





                                      Rechts schimmert ein gelber Lichtpunkt durch den Regen und ich mache ein paar Fotoexperimente.





                                      Unter der Brücke nach Bous mache ich Halt. Der strömende Regen „Ergiebiger Dauerregen“ zermürbt. Hundebesitzer fahren mit dem Auto vor, lassen den Hund kurz kacken und flüchten zurück in die warme Wohnung. Ich tröste mich mit schokoladiger Wegzehrung, die mir Hosentreger überreicht hatte. ☺ Danke noch einmal dafür.





                                      Ich passiere die Villa Zind und dank google kann ich mir endlich merken, dass es sich um eine Weinhandlung handelt.





                                      Auf der Höhe liegt die Hermann Röchling Höhe, ein Stadteil von Völklingen. Die Benennung ist umstritten, da der Unternehmer Röchling, der das Stahlwerk zur Blüte führte, dem Nationalsozialismus nahe stand und während des Krieges bis zu 70000 Zwangsarbeiter im Stahlwerk beschäftigt hatte. Er wurde nach dem Krieg als Kriegsverbrecher verurteilt, aus dem Saarland verbannt und das Privatvermögen wurde ihm entzogen. Später erhielt die Familie das Unternehmen zurück, hat sich aber in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Stahlbereich zurückgezogen.
                                      Dennoch hat der Name für viele Saarländer bis heute immer noch einen guten Klang. Der Name Röchling stand ein Jahrhundert lang für Arbeit und die Aussicht auf bescheidenen Wohlstand. Um die Arbeitskräfte vor Ort zu halten, förderte Röchling den Eigenheimbau seiner Arbeiter und dieser wurde durch einen hohen Anteil an Eigenleistung nach der Schicht realisiert. Das mag dazu beigetragen haben, dass es im Saarland eine der höchsten, wenn nicht sogar die höchste Eigenheimquote in Deutschland gibt.


                                      Oha.
                                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                                        • 16.08.2008
                                        • 30593
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        AW: Saarland/Rheinland-Pfalz: Die Route

                                        Und dann kommt die Völklinger Hütte in Sicht. Kohle und Stahl. Diese Region hier war einmal das Herz des Saargebietes. Die Hütte(n) bestimmte(n) das Leben und die Landschaft. Sie war laut und dreckig und der Geruch lag überall in der Luft. Und heute? Nur noch wenige Teile sind in Betrieb und der größte Teil ist Museum. Bald wird dieser Teil der Geschichte aus der lebendigen Erinnerung der Menschen verschwunden sein.





                                        Meiner Erinnerung nach war das hier einmal die längste Fertigungsstraße Europas. Lange war sie allerdings nicht in Betrieb, denn seit den 80iger Jahren des letzten Jahrunderts begann die Stahlindustrie in Deutschland zu wanken. Die Völklinger Hütte wurde 1986 geschlossen, die Burbacher Hütte bereits in den 70iger Jahren.









                                        Es ist ein langes Gebäude und ich brauche ziemlich lang, bis ich es passiert habe. Und dann entfaltet sich vor meinen Augen das Wahrzeichen der Völklinger Hütte: Die Glasgebläsehalle mit ihren charakteristischen Türmen.









                                        Die Atmosphäre hat etwas Fremdes, Distanziertes, Irreales. Es ist nämlich unglaublich ruhig hier. Nur eine Gruppe Mountainbiker stört die Stille. Es fehlt der Lärm, die Geräusche der Maschinen, das Zischen und vor allem der Geruch. Menschen sieht man keine. Bleierne Stille liegt über der Szenerie. Hier ist eine Welt untergegangen, die ich – wenn auch nur kurz – noch erleben konnte und die sich tief in das Gedächtnis eingeprägt hat. Seit 1994 ist die Völklinger Hütte UNESCO Weltkulturerbe und steht damit auf einer Stufe mit dem Kölner Dom.









                                        In der Glasgebläsehalle befindet sich ein wirklich sehenswertes, interaktives Museum, das ein Stück von der Vergangenheit aufleben lässt. Wer in der Gegend ist, sollte es besichtigen. http://www.voelklinger-huette.org/








                                        Ich denke an die Häuser an der Elbe, in denen früher die Lotsen wohnten – ihren Arbeitsplatz vor Augen. Heute wohnen dort reiche Städter. Wird es hier auch einmal so sein?





                                        Ein produzierendes Werk von Saarstahl gerät in mein Blickfeld und ich fotografiere die Flamme. Leider wird sie streckenweise von dem Qualm verdeckt.












                                        Ein letzter Blick auf Völklingen und wer Völklingen von früher kennt, sieht die Veränderung des Stadtbildes. Früher waren die Häuser grau in grau. Ein Anstrich lohnte sich nicht, er hielt nicht lange. Seitdem es die Hütte nicht mehr gibt, ist das anders. Das gilt übrigens auch für Saarbrücken und Dörfer in der Umgebung, die von dem Ruß und dem Dreck betroffen waren. Heute leuchten die Häuser in freundlichen Farben und haben ihre Tristheit abgeschüttelt.





                                        Der Radweg führt nun direkt an der Autobahn entlang.





                                        In der Ferne sieht man zwei Fördertürme. Auch sie sind Überbleibsel einer vergangenen Zeit. Sie gehören zu der ehemaligen Grube (Völklingen-) Luisenthal. Hier waren 1962 299 Bergleute verunglückt. Es war mit das schwerste Grubenunglück der Bundesrepublik überhaupt.
                                        http://de.wikipedia.org/wiki/Grube_Luisenthal. 1994 wurde der Betrieb eingestellt.






                                        Am Wehr bei Gersweiler gibt es einen Kanurastplatz. Gut zu wissen. In der Ferne sieht man (Saarbrücken-) Burbach auf. Der Feierabendverkehr nimmt zu. Anscheinend sind die meisten Geschenke gekauft und nun geht es heim zur Familie.





                                        Ich überhole zwei Spaziergänger. Der Fahrradweg führt nun ein kurzes Stück regenfrei unter der Autobahn entlang und ich genieße das Stück.





                                        Auf der Höhe der Messehallen zeigt sich die Innenstadt von Saarbrücken zeigt in der Ferne.








                                        Ein Zug holpert auf der anderen Seite ganz nahe am Wasser vorbei und ich vermute, dass er das Stahlwerk beliefert. Der Bürgerpark mit seinem pseudorömischhistorischem Bauwerk kommt in Sicht. Ich sage dazu nix. Saarbrücken hat eine Begabung, Dinge zu realisieren, die knapp daneben sind. Aber man gibt sich Mühe.






                                        Die Berliner (sic!) Promenade kommt in Sicht.





                                        Zur Innenstadt geht es nun rechts ab, aber ich fahre noch ein Stück geradeaus, um ein Foto von der Alten Brücke zu machen.





                                        Und an dieses Bild kann sich dann endlich die allseits bekannte Frage anschließen:
                                        Wie heißt der Nebenfluss der Saar mit 13 Buchstaben?

                                        Na? Nicht schummeln!

                                        Genau!: Stadtautobahn.

                                        An den Lichtern sieht man, wie tief die Stadtautobahn neben der Saar liegt. Um sie zu erstellen wurde vor vielen Jahren – waren es die 60iger? – Teile des Schlossparkes abgebrochen und die Autobahn direkt an der Saar unterhalb des Schlosses gebaut. Damals war natürlich noch nicht so viel Verkehr und da man Geld sparen wollte, wurde die günstigere und damit tiefere Lösung gewählt. Man wusste zwar von Überschwemmungen der Saar, schätzte diese aber als ein seltenes Ereignis ein. Diese Theorie hat sich in der Folge leider nicht bewahrheitet und so tritt die Saar regelmäßig über die Ufer. Dann wird die Autobahn gesperrt und umgeleitet und hinterher muss alles wieder aufwändig gereinigt werden. Die teurere Lösung wäre folglich die günstigere geworden. Inzwischen denkt man sogar über eine Tunnellösung nach, wobei hier wohl auch die Lärmbelästigung durch den ständig zunehmenden Verkehr eine Rolle spielt. In den idyllischen Saaranlagen am Staden – dort, wo die alten Villen stehen -, ist der ständige Geräuschpegel gegenwärtig.

                                        Ich wende, um Richtung Innenstadt ab zu biegen und während ich das Rad zur Brücke hochschiebe, überlege ich, was man auf die Schnelle Touristen so zeigt. Ludwigskirche, Schloss, St. Johanner Markt. Okay. Das ist zu schaffen. Zwar geht mir der Regen inzwischen richtig auf den Keks, aber Saarbrücken bei Nacht sieht nett aus. Das muss ich ausnutzen.

                                        Ich radele auf bekannten Wegen zur Ludwigskirche. Leider ist es nicht mehr so einfach, die Linse des Objektivs trocken zu halten. Mittlerweile ist auch das Trockentuch klitschnass. So stellt es die falsche Kirche scharf. Aber das zweite Bild ist alles besser.









                                        Das barocke Schloss ist in der Nähe. Es war lange Jahre in einem schlechten Zustand und verfiel zusehens. Erst überlegte man, es ab zu reißen, dann entschied man sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, das Schloss grundlegend zu sanieren. Der Architekt Gottfried Böhm entwarf einen modernen Mittelbau und ich finde, die Lösung ist gut gelungen. Stichwort für die barocke Architektur Saarbrückens ist übrigens das Wort „Stengelbauten“. Friedrich Joachim Stengel (1694-1787, geboren in Zerbst und gestorben in Saarbrücken) ist der Name des Architekten, der das Stadtbild prägt und u.a. Ludwigskirche, Schloss und die St. Johanner Kirche entworfen hat.








                                        Das Schloss bildete früher eine Sichtachse mit der Ludwigskirche und dem St. Johanner Markt. Diese ist allerdings durch Neubauten eingeschränkt worden.





                                        Ich will gerade mein Fahrrad in Richtung Innenstadt schieben,




                                        da fällt mir glücklicherweise noch ein, dass man vom Schlosspark einen Blick über die ganze Stadt hat. Verdammt, fast hätte ich das tatsächlich vergessen. Nichts wie hin.


                                        Und hier also Saarbrücken von oben. Leider bekomme ich die Linse wieder nicht ganz trocken.











                                        Das große imposante Gebäude ist übrigens das Saarbrücker Staatstheater, dass 1937-1938 im neoklassizistischen Stil nach den Entwürfen von P.O. Baumgarten gebaut wurde.

                                        Als ich zurück zum Schlossplatz schiebe, hat jemand das Licht im Mittelteil des Schlosses angestellt. Also noch einmal die Kamera auspacken.





                                        Und dann entscheide ich mich, auch das WAI zu fotografieren. Ein Schloss ist doch genau der richtige Hintergrund. Und das bisschen Regen macht doch nichts. Ich platziere es auf der Hinweistafel zu der Skulptur auf der linken Seite, die hier leider vom Baum fast verdeckt wird. Sie ist ein Mahnmal gegen Rassismus.








                                        Dann schiebe ich mein Fahrrad über die Alte Brücke, die zum Altstadtfest in einer Richtung gesperrt wird, damit sie unter den gleichmäßigen Schritten der Leute nicht zusammen bricht. Auf dem St. Johanner Markt ist Weihnachtsmarkt.





                                        Die Fröschengasse.










                                        Der Schwenker. Schwenkbraten ist Nationalgericht.





                                        Das traditionelle Gasthaus „Zum Stiefel“. Viele Lokale kenne ich nicht mehr, aber der Stiefel ist geblieben.





                                        Nun fehlt noch das Foto vom Brunnen des St. Johanner Marktes, aber er wird durch singende Weihnachtsmänner versperrt. Auch an der Seite kommt man nicht ran. So mache ich nur zwei Bilder von der – ja was ist das eigentlich? Eine Säule?








                                        In grauer Vorzeit ging hier noch die Straße durch. Dann wurde vermutlich in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem St. Johanner Markt eine Fußgängerzone gemacht und der Brunnen in die Mitte versetzt. Seither ist er der zentrale Platz Saarbrückens.

                                        Der Regen zermürbt mich und mir ist kalt geworden. So radele ich so gut es angesichts der Massen von unkonzentrierten Menschen geht, durch die zur Fußgängerzone der Bahnhofstraße (Fahrrad frei) Richtung Bahnhof.








                                        Die ehemalige Bergwerksdirektion ist jetzt ein Konsumtempel, für den auch der Bahnhofsvorplatz umgestaltet wurde.











                                        Und dann stehe ich auch schon am Bahnhof.






                                        Hier ist das WAI jetzt virtuell zu Hause. Die letzten Schritte habe ich auf der Hinfahrt bereits gemacht.

                                        Auf mich wartet nun noch in einiger Entfernung eine lange Schiebestrecke und so gebe ich Gas. Ich wähle die mir bekannten Schleichwege und bin überrascht, dass sie für Fahrräder freigegeben sind. Hier hat sich einiges getan. Als ich mit müden Beinen die gewohnte Bergstrecke hochschiebe – 25 lange Minuten lang – überlege ich, ob die Menschen wohl früher auch wegen jeder Kleinigkeit ins Tal gelaufen sind, als es noch keine Autos gab und man schnell mal ins Auto hüpfen und in den Supermarkt und wieder zurück fahren konnte. Dann überlege ich, warum es mir mal wieder nicht eingefallen ist, mein Auto unten zu parken. Dann hätte ich das Fahrrad einladen können und mit dem Auto hoch fahren können. Anderen wäre das eingefallen, da bin ich mir sicher.

                                        Aber dann bin ich irgendwann da und Weihnachten kann beginnen.
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                        Kommentar


                                        • dingsbums
                                          Fuchs
                                          • 17.08.2008
                                          • 1503
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          97. Etappe: 16.12.2012

                                          Bullay - Mühlheim: 53,6 km per Rad mit dingsbums

                                          Tatsächlich steht mein Bericht der Moseletappe noch aus, außerdem dann der vom letzten Montag. Also, los geht es mit meiner Moselstrecke.

                                          Torres hatte sich bereiterklärt, das WAI kurz vor Weihnachten bis Saarbrücken zu tragen. Ich half dadurch mit, dass ich diese Strecke etwas verkürzte, und an einem verregneten 3. Advent mit dem WAI die Mosel hoch radelte. Virtuell war das gute Stück in Bullay, physikalisch noch bei Mondsee, die zusammen mit buntekuh die (ebenso verregnete) Strecke von Bingen bis Bullay zurückgelegt hatte.

                                          Allerdings passte es ganz gut, dass sie an diesem 3. Advent irgendwo im Hunsrück Feuerzangenbowle genoss, und ich so morgens auf meinem Weg zur Mosel kurz stoppte, um danach mit WAI meinen Weg nach Bullay fortzusetzen, mein Fahrrad im Kofferraum.

                                          In Bullay angekommen parkte ich am Bahnhof und los ging die Reise. Ich hatte beschlossen, erst einmal hoch zum Prinzenkopfturm zu 'fahren', um von dort den Blick auf die Moselschleife zu genießen. Danach sollte die Tour dann so richtig losgehen.

                                          Dazu musste ich erst mal über die Doppelstockbrücke, unten Autos (und Fahrräder), oben die Bahn. Ein erster Blick auf die Mosel ließ schon erahnen - Hochwasser. Was wird mit den Radwegen sein? Ich bin gespannt ...


                                          Doppelstockbrücke Bullay


                                          Das sieht nach Hochwasser aus ...

                                          Aber erst hieß es hoch zum Prinzenkopfturm, den ich von hier unten schon erkennen konnte. Ich hatte mich während meiner Planung für den kürzesten Weg entschieden. Ich dachte mir, wenn es da einen Wanderweg hoch gibt, dann kann ich ja die Serpentinen hoch schieben, aber immer noch besser als 'hintenrum' zu fahren. Nun ja, dieser Weg war schmal und rutschig, weder für meine Schuhe noch für mein Fahrrad neben mir geeignet. Aber gut, umkehren wollte ich auch nicht mehr, Augen zu und durch.


                                          Kein Weg für mich und mein Fahrrad ...


                                          Aber der erste Blick zurück ist schon nett!

                                          Die Aussicht vom Prinzenkopf war das auch auf alle Fälle wert, obwohl mich dieses erste Stück Zeit und Energie kostete, die ich später am Tag vermissen würde. Leidtragender war im Zweifelsfall Torres, weil ich einfach nicht so weit kam, wie ursprünglich geplant. So wurde die nächste Etappe länger als erhofft.


                                          Aussicht vom Prinzenkopfturm


                                          Aussichtsturm Prinzenkopf

                                          Es gab auch ein Turmbuch, in das das WAI sich eintrug.


                                          WAI und Turmbuch


                                          Turmbucheintrag


                                          Das WAI genießt die Aussicht.

                                          Ich mag diese Stelle, an der man die Schleife selbst ja gar nicht sieht, und so den Eindruck gewinnen könnte, dass man sich zwischen 2 Flüssen befindet. Auf der Marienburg habe ich in jungen Jahren auch mal ein nettes Wochenende verbracht, da wurden Erinnerungen wach ... Sie befindet sich im Besitz des Bistums und wird zur Jugendarbeit genutzt.


                                          Marienburg


                                          Pünderich

                                          Ich hatte entschieden, alle Moselschleifen 'auszufahren'. So ging es vom Prinzenkopf an der Marienburg vorbei runter nach Zell und über die nächste Moselbrücke auf die rechte Moselseite, auf der ich dann auch blieb.

                                          Hier passierte es zum ersten Mal: Radweg unter Wasser. Zum Glück stand das Wasser immer gleich vorne auf den Radwegen. Ich hätte um so mehr geflucht, je weiter ich hätte zurückfahren müssen. Der Weg direkt an der Straße war natürlich weniger schön, aber immerhin gab es einen Randstreifen, den man auch als Radweg ansehen konnte, so musste ich nicht direkt auf der Straße fahren.


                                          Radweg, Hochwasser

                                          In Burg wurde es dann Zeit für die erste Pause. Während die Einheimischen noch beim Frühschoppen saßen (aber nicht mehr lange, es wurde Zeit fürs Mittagessen), gab es für mich vor allen Dingen einen warmen Tee. Es war regnerisch, windig, für Dezember zwar nicht wirklich kalt, aber ungemütlich.


                                          Pause in Burg

                                          Frisch gestärkt ging es dann weiter, die nächste Schleife wartete. In Enkirch zeigte auch die Staustufe - ja, das Wasser steht hoch.


                                          Staustufe Enkirch


                                          Weinberg mit Transportbahn

                                          Ich habe dann auch mal ein Foto einer dieser recht verbreiteten Transportbahnen hier in den Steilhängen gemacht. Ohne diese ist die Arbeit in den Steillagen noch aufwändiger. Bei den Weinbergen war ich etwas überrascht, wie wenige erst geschnitten waren. Zumal Torres ein paar Tage später wohl andere Winzer schon beim Binden antraf.

                                          In Traben-Trarbach erwischte mich dann ein richtiger Guss. So stellte ich mich kurz unter der Brücke unter, machte eine Pause, meine Fotos. Nachdem der heftigste Regen vorbei war, ging die Reise weiter.


                                          Traben-Trarbach, es regnet.


                                          Schutz unter der Brücke


                                          Blick zurück auf Traben-Trarbach

                                          Auch Kröv auf der anderen Moselseite stand unter Wasser. Obwohl es ja viele ausgefallene Namen für Weinlagen gibt, gehört der Kröver Nacktarsch vermutlich schon zu den speziellsten. Wieder wurden Jugenderinnerungen wach, internationales Trachtentreffen in Kröv, schwimmende Bühne auf der Mosel, viel Wein, ...


                                          Kröv auf der anderen Moselseite

                                          Die Ürziger Hänge nutze ich dann, um mal die netten Steillagen an der Mosel zu fotografieren. An der Saar habe ich in ähnlichen Hängen schon Trauben gelesen - eine echte Herausforderung. Und sicher nichts für Leute mit Höhenangst. Wie man sieht, hatte ich zwischendurch sogar richtig schönes Wetter.


                                          Weinberge bei Ürzig


                                          Weinberge bei Ürzig


                                          Weinberge bei Ürzig

                                          In Rachtig war dann wieder eine Pause fällig. Das von mir auserkorene Restaurant hatte einen netten 'Wintergarten', im Eck stand ein Heizöfchen, da ließ ich mich nieder. Offensichtlich unbemerkt vom Kellner. Sonst war niemand da, er dachte der Wintergarten sei komplett leer, betritt diesen und rülpst laut. Dann entdeckt er mich - war ihm das peinlich. Mich hat es nicht gestört, und er hat mich danach um so zuvorkommender bedient.

                                          Mittlerweile wurde mir aber klar - mein Plan für heute war zu ambitioniert. Bis zum nächsten Ort mit Bahnhof würde ich nicht mehr kommen. Busanbindung war sowohl für mich als auch für Torres schlecht, die Fahrräder mussten ja transportiert werden. Was tun? Jetzt nach Wittlich zu fahren, dazu hatte ich gar keine Lust. Aber eine Option sah okay aus: Von Wittlich könnte man recht nett an der Lieser entlang nach Mülheim 'rollen', also könnte ich heute noch bis Mülheim fahren. Irgendwie würde ich von dort schon zu einem Ort mit Bahnhof kommen, zwar vermutlich ohne Fahrrad, aber dann mit der Bahn zurück nach Bullay zu meinem Auto.

                                          Gesagt, getan. Auf zum Endspurt. Die Staustufe bei Zeltingen war fast gar nicht mehr zu sehen. Allerdings ist die Stufe selbst auch kleiner als die bei Enkirch, habe ich später gelesen.


                                          Staustufen Zeltingen

                                          Kurz vor Bernkastel-Kues sehe ich dann das erste (und einzige) Schiff des Tages. Wenig los heute auf der Mosel, muss am Sonntag oder Weihnachten liegen.


                                          Ein Schiff! Bernkastel schon im Hintergrund.

                                          In Bernkastel ist Weihnachtsmarkt, aber auf den habe ich heute auch keine Lust mehr. Die Mosel steigt weiter, ich denke, die Autos haben nicht von Anfang an in der Mosel geparkt.


                                          Bernkastel-Kues


                                          Radweg und Parkplatz unter Wasser


                                          Bernkastel-Kues

                                          Ich mache mich auf die letzten Meter, pünktlich zur Dämmerung komme ich in Mülheim an. Ein letztes Beweisfoto mit WAI, dann denke ich über den Heimweg nach. Der gestaltete sich aufwändiger als geplant, denn von Mülheim fährt kein Bus nach Wittlich, nur nach Trier. Egal, irgendwann steige ich in Bullay aus dem Zug, fahre (eine etwas andere Strecke) mit dem Auto nach Mülheim, lade mein Rad ein und ab nach Hause!


                                          Das WAI in Mülheim, Endpunkt der heutigen Reise.
                                          Zuletzt geändert von hotdog; 25.05.2013, 07:34.

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