[NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August '12

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • barleybreeder
    Lebt im Forum
    • 10.07.2005
    • 6479
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

    Ah ja ein paar Bilder kommen bekannt vor...Torsbu..Veltdalshytta.

    Wir waren im August in der Tafjordfjella unterwegs über Billingen... Reindalseter.. Vakerstolen...Pytbua....und zurück

    Wirlich sehr nett die Gegend und recht abwechslungsreich,


    Viele Grüße
    Sebastian
    Barleybreeders BLOG

    Kommentar


    • Outdoorfetischist
      Dauerbesucher
      • 13.12.2010
      • 917
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

      Deine Reiseberichte sind echt toll. So nett und sympathisch geschrieben. Und voller Begeisterung. Ich glaub du hälst den Rekord in "auf möglichst vielen Photos Lächeln". Macht einen Riesenspaß, das zu lesen.

      Kommentar


      • Goettergatte
        Freak

        Liebt das Forum
        • 13.01.2009
        • 27465
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

        Moin Zwimon, sehr schöne Tour!

        Lönstrup:
        -Marupkirke: "Knochen sammeln am Strand verboten!"
        -Ferienhäuser: Das ist der Hammer, die betreffenden Häuser sind 1979 erbaut worden,
        damals war die Küstenkante noch 60-100 m entfernt, es wurden Stufen mit Kletterseil in die Küste gegraben, damit der
        Strand zu erreichen war.
        -Am Fuße Rubjerg Knudes gab es damals mächtige Tonklippen, weist Du ob die noch immer da sind?
        der Ton war im Wellenumspülten Bereich weich und modellierbar
        "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
        Mit erkaltetem Knie;------------------------------
        Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
        Der über Felsen fuhr."________havamal
        --------

        Kommentar


        • Zwimon

          Dauerbesucher
          • 04.08.2008
          • 543
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

          Zitat von fcelch Beitrag anzeigen
          Ich muss mich wiederholen:
          Toll, toll, toll.

          Und sehr angenehm das der gelbe Aufnäher nicht so oft im Bild ist....

          Alleine wäre nix für mich, vor so Solotouren habe ich großen Respekt. Bin gespannt wies weiter geht.
          Ach, ich habe auch noch soviel vor.....reicht nicht für ein Leben.
          Aber irgendwann gehts wieder los. Ich habe das Glück das meine Frau das auch mitmacht.
          Aber noch können wir die Kinder nicht alleine lassen. Und denen haben wir versprochen: 2013 nicht in N wandern sondern mal Ostsee.
          .....das nur so am Rande.
          Ich schmachte. Fernweh! Echt gemein
          Kommentare zum Aufnäher sind immer willkommen, deshalb ist er ja auf dem Rucksack


          Jaja das Fernweh, wird man meist nicht mehr los nach so einer Tur - ich hab auch noch viel vor, aber irgendwo muss man ja mal anfangen

          Zitat von barleybreeder Beitrag anzeigen
          Ah ja ein paar Bilder kommen bekannt vor...Torsbu..Veltdalshytta.

          Wir waren im August in der Tafjordfjella unterwegs über Billingen... Reindalseter.. Vakerstolen...Pytbua....und zurück

          Wirlich sehr nett die Gegend und recht abwechslungsreich,


          Viele Grüße
          Sebastian
          Das stimmt, die Gegend ist wirklich nett und abwechslungsreich. Aber vor allem nicht so überlaufen wie manch andere Gegend

          Zitat von Outdoorfetischist Beitrag anzeigen
          Deine Reiseberichte sind echt toll. So nett und sympathisch geschrieben. Und voller Begeisterung. Ich glaub du hälst den Rekord in "auf möglichst vielen Photos Lächeln". Macht einen Riesenspaß, das zu lesen.
          Danke dafür! Ohne Begeisterung würde ich nicht losziehen wollen, es soll doch Spaß machen, ist ja Urlaub, na jedenfalls die meiste Zeit. Wenn es die ganze Zeit nur eine Quälerei ohne Spaß wäre, bliebe ich wohl besser zu Hause

          Zitat von Goettergatte Beitrag anzeigen
          ...
          -Am Fuße Rubjerg Knudes gab es damals mächtige Tonklippen, weist Du ob die noch immer da sind?
          der Ton war im Wellenumspülten Bereich weich und modellierbar
          Das weiß ich leider nicht mehr so genau, habe da nicht so drauf geachtet, bin aus dem Mit-Knete-Spielen Alter gerade raus, Lego Technik ist gerade mein Favorit
          Zuletzt geändert von Zwimon; 27.09.2012, 14:44.
          NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

          Kommentar


          • Zwimon

            Dauerbesucher
            • 04.08.2008
            • 543
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

            Tag 16 Sonntag 12.08.12 Sprongdalshytta – Arentzbu
            Ich wache gegen 8:30Uhr total groggy auf. Draußen scheint die Sonne, es ist keine Wolke am Himmel, Kaiserwetter ist angesagt. Wuchte mich aus dem Bett. Trotz des gestrigen Tages, habe ich ein leichtes Grinsen im Gesicht, hab ich es trotz allem geschafft. Wieder um eine Erfahrung reicher. Wenn man denkt, man ist am Ende, geht immer noch sehr viel mehr. Jedenfalls bei mir, ich scheine in dieser Hinsicht ziemlich robust zu sein. Aber jeden Tag brauche ich das nicht, es ist aber beruhigend das zu wissen.


            Eigentlich wollte ich ja einen Pausentag machen, aber irgendwie juckt es mich schon heute bei dem Wetter loszuziehen. Und so weh tut es heute auch gar nicht, erstaunlich. Ich überlege hin und her. Engel Links, Teufel rechts. Soll ich's wirklich machen oder lass ich's lieber sein? Nimm dir die Frau…äh ich schweife vom Thema ab, so schlecht kann es mir heute also gar nicht gehen, wenn ich schon wieder Lieder vor mich hin singen kann.

            Alea iacta est. Ich mache es. Es sind ja nur 6h laut Karte, gestern hat es doppelt so lange gedauert. Auch ist kein großer Verschleiß von gestern zu spüren, es ist alles in Ordnung bei mir. Den Pausentag gönne ich mir dann in Arenztbu. Ich muss verrückt sein. Nun denn. Die Klamotten und Schuhe kommen zum Aufwärmen in die Sonne.


            Dann Frühstück und Packen. Soll ich wirklich? Mache noch einige Fotos, das Wetter ist echt perfekt, nur schwitzen werde ich wohl wie sau, die Höhenlinien auf der Karte lassen es schon sehr gut erahnen, es geht am Anfang direkt mal 250 Meter steil den Berg hoch. Heute hab ich mir die Karte mal besser angesehen. Aus Erfahrung lernt man ja manchmal, ob man dabei klüger wird, ich bezweifele es.






            Also los. Die Hütte ist aufgeräumt und wird wieder verschlossen. Dann laufe ich ein kurzes Stück den Bach bzw. den kleinen See entlang bis zum Abzweig nach Sota Sæter und Arentzbu.




            Kurz den Bach überquert und los den Berg hoch. Ganz schön steil, denke ich noch als ich mich bereits total verschwitz daran mache, mich den Hang hochzuschrauben. Es gibt wieder reichlich Schneefelder zu erklimmen. Die Karte hat nicht zu viel versprochen. Es ist steil. Und es ist warm. Sobald man aus dem Schatten des Berges tritt, wird es richtig warm.


            Aber ich beschwere mich besser nicht über das Wetter. Immer wieder hat man schöne Aussichten zurück zu den Hütten und auch rüber zum Jostedalsbreen. Echt super. Aber krass wie groß hier noch die Schneefelder sind.




            Unfassbar, die Sonne brennt und ich laufe über riesige Schneefelder. Ich möchte allerdings nicht verhehlen, dass die Schneefelder das Vorankommen doch auch erheblich beschleunigen. Es ist oft richtig bequem über sie aufzusteigen, besser als über Blockwerk, Geröll und all diesen komischen Mist. Die Höhenmeter indes bleiben immer eine Qual für mich.




            Nun erreiche ich einige kleinere Seen. Auch hier ist noch sehr viel Schnee. Dann komme ich zu dem größeren See auf 1467m. Diesen noch umrunden und ich sollte fürs Erste die höchste Stelle erreicht haben. Nicht schlecht, aber das Wetter macht mir schon ordentlich zu schaffen. Es gibt kein Entrinnen vor der Sonne.




            Dann gibt es eine Passage über viel Geröll, dem Gluggevardholet. Ich laufe dort so vor mir hin bis ich plötzlich den Blick auf das vor mir liegende Tal und die Seen habe.




            Ich muss kurz tief durchatmen und mich kneifen. Guck dir das an. Wo ist der See? Das gibt es doch gar nicht. Der ist noch total bedeckt mit Schnee und Eis. Das ganze Tal besteht nur aus Schneefeldern. Wo bin ich denn hier gelandet? Ohne Worte und sehr beeindruckend. Verrückt.
            Der Gluggevardvatnet ist nur zu erahnen. Es ist Mitte August und ich muss da jetzt durch das ganze schneebedeckte Tal hindurch. Na dann. Was ein Tag und was eine Tur. Zuerst noch ein wenig Fels bevor es dann über die Schneefelder geht.




            An den Rändern muss man aufpassen, ein ums andere mal versinke ich oft bis zum Oberschenkel in der dünnen Eisdecke am Rand. Aber es ist mir einfach egal. Es macht einfach total viel Spaß, auch wenn mich die Sonne so langsam grillt. Schneefelder und Felspassagen wechseln sich ab als ich den See umrunde.


            Der Blick zurück ist ebenso nicht von schlechten Eltern. Auf der Karte sind zwei weitere kleine Seen eingezeichnet, hier im Tal sind sie allenfalls zu erahnen. Ungläubig laufe ich weiter über die Schneefelder. So langsam merke ich die Auswirkungen der Sonne doch sehr. Es ist bald 14:00Uhr und eine Pause samt kühlem Schatten wäre nicht schlecht.


            Im Schatten eines großen Felsens mache ich schließlich dann Pause. Für heute ist Schokolade als Mittagssnack eingeplant. Ich ziehe sie aus dem Deckelfach meines Rucksacks und stelle fest, dass die Schokolade den Aggregatzustand geändert hat. Sie ist flüssig geworden. Also ab in den Schnee zum Kühlen. Ich mache ein Nickerchen und esse dann die ganze Tafel Ritter Sport. Ich komme wieder zu Kräften und es geht weiter. Wieder Schneefelder.




            Dann kommt irgendwann der Abstieg hinunter zum Greindalen. Am Horizont sehe ich die gezackten Gipfel des Hurrungane Massivs. Nett anzusehen. Da bin ich dann also in zwei Wochen.




            Nun wird es wieder felsiger. Ich nutze jeden Bach zum Trinken. Der Abstieg ist ganz okay, nur mein Knie macht sich wieder bemerkbar.


            Kurze Zeit später stehe ich an der Greindøla. Hier mündet der große Bach in den See. Einige schöne Zeltplätze gibt es hier. Ich zucke kurz, entscheide aber dann doch weiter zu gehen.




            Allerdings muss ich dann den Bach, der sich hier ganz schön breit macht, überqueren. Auf Furten habe ich keine Lust, also suche ich mir einen hübschen Weg von Stein zu Stein. Man bekommt so langsam Routine in so etwas. Irgendwann bin ich drüben. Es ist jetzt bald 16:00Uhr und es liegt noch einiges vor mir. Also weiter immer um die Seen herum und dem Fluss folgen. Keine Ahnung wie oft ich hier im Schatten großer Felsen Pause mache und etwas trinke, auf jeden Fall oft, sehr oft.

            Es zieht sich etwas, die Sonne heute habe ich komplett unterschätzt, das Tempo leidet zusehends unter dem herrlichen Wetter. Irgendwie verwirrend. Ein Schneefeld muss überquert werden, dann gelange ich zum Greindalsvatnet.


            Von hier aus rauschen die Wassermassen hinab zum fremsta Rausdalsvatnet. Der Weg ist hier etwas matschig, ich versenke meinen Schuh in einem Schlammloch. Der Tag wird jetzt aber doch etwas lang. Habe ich aus gestern etwa nicht gelernt? Dann kommt das weite Rausdalen.






            Bis zur Hütte kann es jetzt nicht mehr weit sein. Innerlich fluche ich ganz schön, die blöde Hütte kommt und kommt einfach nicht in Sicht. Endlich gelange ich zur Brücke mit dem Abzweig nach Nørdstedalseter. Die Wassermassen rauschen hier unter der Brücke sehr beeindruckend her.


            Nicht schlecht. Nun sehe ich auch die Hütte. Na endlich, wird ja auch langsam Zeit. Wieder so ein langer Tag. An der Hütte schließe ich zuerst die ältere Hütte auf, habe wieder alles für mich allein. Die Lebensmittel sind aber in der neueren Hütte.




            Die gefällt mir auch sehr viel besser, also beziehe ich dort Quartier, esse Ananas und mache dann Feuer. Wasche mich und mache dann Abendessen. Es gibt Pasta mit Pizzafyll. Eine riesige Portion fällt mir zum Opfer, aber nach dem dürftigen Mahl gestern Abend war das auch dringend nötig. Morgens und während des Tages bekomme ich meist eh nicht so viel herunter. Papp satt lehne ich mich zurück und lasse den Tag Paroli laufen, wie Horst Rubesch sagen würde.

            Gegen 22:00Uhr bekomme ich dann doch noch Besuch. Ein französisches Pärchen kommt völlig fertig an. Die haben einen ziemlich fiesen Tag hinter sich, so kaputt wie sie aussehen. Sie trinken was, ich frage sie aus. Kommen vom Jostedalen aus hier her. Haben Ewigkeiten gebraucht und waren froh, dass die Hütte auf ist, sie haben keinen Schlüssel. Sie machen sich etwas zu Essen und wir unterhalten uns noch etwas. So richtig geübt in langen und schweren Touren scheinen sie nicht zu sein, eher auf Backpacking Tour mit kleinem Ausflug in die Wildnis. Nun denn. Sie erzählen, sie wären vier Wochen unterwegs da gerade Arbeitslos in Frankreich. Und Norwegen wäre so teuer. Das stimmt wohl, teuer ist es hier, aber die Landschaft ist einfach unbezahlbar. Ich gehe zu Bett und morgen wird es definitiv endlich mal einen Ruhetag geben. Versprochen.

            Tag 17 Montag 13.08.12 Arentzbu
            Versprochen ist versprochen. Ich penne bis 11:00Uhr. Unglaublich, was ein Luxus, endlich Urlaub. Das Wetter ist wieder überragend. Gönne mir ein ausführliches Frühstück. Bald ist es 13:00Uhr. Meine französischen Mitbewohner ziehen los, sie brechen auf nach Fast. Nach dem Blick ins Hüttenbuch werde ich ein wenig ärgerlich. Alle Vorurteile in Bezug auf Ausländer und deren Zahlungsmoral auf norwegischen Hütten wird bestätigt. Ich sage dazu wohl besser nichts weiter. Schönen Gruß an Ann und Thomas an dieser Stelle.


            Der Tag gestaltet sich kurzweilig. Ich sitze in der Sonne, trinke Kaffee und Eistee. Dann noch Wäsche waschen, Schuhe putzen. Zwischendurch gehe ich insgesamt vier Mal unten am Fluss Baden, da gibt es eine ganz fantastische Stelle, ein kleiner Nebenfluss zweigt kurz hinter dem Wasserfall ab und bildet dort eine schöne Gumpe. Fast wie im Freibad, nur sehr viel schöner (und kälter).














            Was ein entspannter Tag. Rummgameln de Luxe. Gut das ich hierhin gegangen bin. Am Abend kommt dann doch tatsächlich noch jemand vorbei. Völlig verschwitzt kommt ein Däne an. Er heißt Øystein und stellt sich als Hyttevakt vor. Er ist etwas fertig, macht kurz Pause. Wir quatschen und ich lade ihn auf eine Zwiebelsuppe ein, die ich gerade koche.

            Øystein erzählt, dass er die nächsten vierzehn Tage hier bleiben wird um diese und die Hütte in Fast etwas auf Vordermann zu bringen. Fast sein ganzer Rucksack scheint aus Lebensmitteln zu bestehen, sogar Mehl zum Brotbacken hat er dabei. Er bittet mich, morgen Kerzen mit nach Fast zu nehmen, die sind dort scheinbar ausgegangen, er hat es auf dem Hinweg kontrolliert.

            Nach der Suppe gönne ich mir eine Dose Laks, dann gibt es Pasta mit Tomatensoße und Salamistückchen. Sehr gut.

            Anschließend versuche ich mir einen groben Plan für die Tour durch Jotunheimen zusammenzuklöppeln. Der Plan sieht eine schöne Runde vor: Turtagrø – Skogadalsbøen – Olavsbu – Gjendebu – Memurubu - Gjendesheim – Glitterheim – Spitterstulen – Leirvassbu – Skogadalsbøen – Vetti Gaard
            Wenn möglich möchte ich auch den Glittertind und den Galdhøpiggen erklimmen. Schauen wir mal, ob das so klappt. Aber einen Plan hab ich schon mal.


            Dann lese ich noch etwas und verabschiede mich nach diesem wirklich harten Tag ab ins Bett. Wandern kann so schön sein.

            Tag 18 Dienstag 14.08.12 Arentzbu – Fast
            Um 8:00Uhr ist die Nacht zu Ende. Wasche mich und frühstücke mit Øystein. Packe meine Sachen, den Abwasch will er später machen, er hat glaube ich auch die nächsten zwei Wochen sehr viel Zeit für alles Mögliche.


            Dann Abmarsch in Richtung Fast. Ich nehme noch zwei Packungen Kerzen mit und verabschiede mich von Øystein. Die Etappe heute sollte eigentlich recht entspannt sein. Ich laufe eine halbe Stunde durch matschige Wiesen, immer parallel zum heimsta Rausdalsvatnet.






            Dann geht es etwas einen Bergrücken hoch. Es kommen einige wirklich tolle Wasserfälle und Brücken. Das Wasser fließt in unzähligen Kaskaden den Berg hinunter. Der Bach heißt hier Kvitene.










            Ich freue mich über so viel schöne Landschaft. Dann geht es weiter Richtung Fjellsli, einem alten Seterplatz. Die Hütte ist abgeschlossen, ich mache es mir vor der Hütte bei netter Aussicht gemütlich und trinke etwas. Herrlich hier, die Hütte würde ich auch nehmen.








            Nach der Pause geht es kurz den Berg hoch, nette Aussichten Richtung Mørkrisdalen hat man hier. Die Brücke über die Austra lasse ich geschwind hinter mir und mache mich auf südwestwärts gen Fast.




            Es geht etwas bergan vorbei an netten Seen und schönen Zeltplätzen. Auf dem höchsten Punkt des heutigen Tages, unterhalb des Tråneklanten, mache ich Pause. Nach der Salami kommt das Nickerchen. Immer wieder schön in einer solchen Umgebung Pause zu machen, innezuhalten und wegzudösen. Ein Traum.


            Das Gebimmel einiger Schafe und deren Glocken weckt mich wieder. Okay, ich gehe ja schon weiter. Nun geht es abwärts zum Åsetvatnet. Das letzte Stück ist ziemlich steil und die Alm sowie einige Ferienhäuser kommen in Sicht. Leider ziehen jetzt Wolken auf. Ein Trailrunner läuft den Berg hoch und kommt mir entgegen.




            Ich steige hinab zur Åsetealm. Niemand da, nur Schafe. Also direkt weiter das letzte Stück zur Hütte. Es ist erst 15:00Uhr, mit der langen Pause ein wirklich kurzweiliger Tag. Gut so.


            Der weitere Weg zur Hütte ist schnell erledigt. Der Trailrunning Mann überholt mich. Wir reden kurz über Ultraläufe, Langturen und über seine Hütte hier. Er ist extra zum Streichen selbiger aus Oslo gekommen. So eine Hütte kann ganz schöner Ballast sein, erfahre ich. Keine Ahnung, entgegne ich, habe leider gerade keine.






            Um halb vier checke ich ein. Den Schlüssel hab ich ja schon. Wie gehabt, alles für mich alleine. Wo sind denn die ganzen anderen Wanderer? Vermutlich hinter den Bergen am Horizont, in Jotunheimen. Will ich da überhaupt hin?


            Richte mich ein, trinke etwas und gehe im Bach Baden, der sich in großen Bögen durch den alten Seterplatz schlängelt. Hübsch hier.


            Dann sehe ich mich etwas um. Die zweite Hütte ist eine urige alte Steinhütte. Sehr schön hergerichtet und saugemütlich. Allerdings nicht mit einer so tollen Aussicht auf das Hurrunganemassiv wie von der anderen aus.








            Ich hänge meine verschwitzten Sachen in den Wind. Dann gibt es Kaffee und ich gammele etwas herum und lasse den lieben Gott einen guten Mann sein.




            Gegen Abend gibt es wieder Pasta, diesmal mit Tomatentunfischsauce. Die Tunfischdosen sind auch schon etwas älter, auf der aktuellen DNT Preisliste sind sie nicht mehr zu finden.

            Es sind auch noch andere Leute da, wie ich feststelle. In einer der Nachbarhütten sind Großeltern mit ihren Enkeln. Der Mann kommt irgendwann vorbei und wir quatschen kurz. Ihnen gehört die Alm hier und sie machen ein paar Tage Ferien.

            Die Kerzen mitzubringen war auch eine gute Idee, hier gibt es nicht mal mehr eine kleinen Stumpen. Zum Tagesausklang setze ich mich auf den Hügel neben der Hütte. Es ist so schön hier, kitschig wäre eine Untertreibung, wie am Computer zusammengebastelt. Aber ich beschwere mich besser nicht.




            Als es dann kälter wird gehe ich in die Hütte, schreibe Tagebuch und lese noch etwas. Irgendwann sehe ich zwei große Glühwürmer durch die Nacht tanzen. Was ist das denn? Ich sollte weniger Harry Hole Bücher lesen wenn ich unterwegs bin, da bekommt man dann bei so etwas immer gleich komische Gedanken. Die Glühwürmer kommen näher und ich erkenne zwei Personen.


            Immer wieder gefriert mir da kurz das Blut in den Adern, wenn man so abgeschieden alleine in der Hütte sitzt und plötzlich Lichter im Dunkeln sieht, plötzlich die Tür aufgeht und man nicht weiß wer kommt. Aber ich glaube das ist eher so eine körpereigen Reflexsache. Halb so wild.


            Schon geht die Tür auf und Vater mit Sohn fragen mich nach Kerzen. Es gibt nirgends welche in der Steinhütte, die sie beziehen wollen. Ich reiche ihnen welche. Sie sind zum Fischen hier und etwas spät dran. Sie verabschieden sich bis zum Morgen und entschwinden in die Nacht. Ich gehe dann auch alsbald ins Bett. Bis morgen dann.
            Zuletzt geändert von Zwimon; 27.09.2012, 17:03.
            NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

            Kommentar


            • Zwimon

              Dauerbesucher
              • 04.08.2008
              • 543
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

              Tag 19 Mittwoch 15.08.12 Fast – Vigdalstølen
              Es ist 8:15Uhr als ich aufstehe. Ich will gerade anfangen mir das Frühstück einzuverleiben als der Nachbar auf der Matte steht. Eivind, so heißt er, lädt mich zu frisch gebratener Forelle ein. Die haben sie heute früh schon aus dem See gezogen. Och, bevor ich mich schlagen lasse, na klar, gerne.

              Drüben vor der Steinhütte begrüßt mich schon Eivinds Sohn. Ein Haufen Forellen liegt im Gras und Eivind kommt gerade aus der Hütte. Eine große Pfanne mit frisch gebratenen Forellen. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. Dazu wird richtiges Brot mit richtiger Butter gereicht. Essen kann also beim Wandern auch lecker sein. Wir sitzen vor der Hütte, essen ein richtig leckeres Frühstück. Mal wieder Glück gehabt würde ich sagen. Eivind erzählt, dass sie nur für zwei Tage hier sind, zum Fischen, haben sich den See samt Boot gemietet. Sie kommen aus Leikanger am Sognfjord. Er bietet mir sogar an, Sachen für mich bei sich aufzubewahren, falls ich keine Lust habe, mein Zelt und den ganzen Kram durch Jotunheimen zu schleppen. Ist och mit einem kleinen Rucksack viel angenehmer. Ich werde mal drüber nachdenken.

              Eine Frage, die mir öfters gestellt wird, kommt zur Sprache: Sind eigentlich die Deutsche sauer auf Griechenland? Ich antworte, dass das Einige wohl sind, mir die Sache im Endeffekt aber etwas zu kompliziert für eine einfache Antwort ist und man das Ganze mit der Euro Rettung wohl differenziert betrachten muss. Eivind stimmt zu, merkt an, dass die Norweger sich wohl glücklich schätzen können, dass der Krug mit solchen Dingen an ihnen vorbei geht.

              Er arbeite für ein Forschungszentrum, das sich mit Umfragen und Meinungsbildung zu verschiedensten Themen beschäftigt. Er meint, dass Norweger durchschnittlich nur 11% ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben und auf dem besten Wege sind, eine Art Dubai des Nordens zu werden. Einem Land, in dem die Leute unfassbar großen Wert auf Konsum legen. Ich kann das weder bestätigen noch widerlegen, dafür stecke ich da zu wenig drin, aber das manche Leute hier etwas mehr Geld verdienen und es auch gerne ausgeben, habe ich wohl schon bemerkt.

              Zurück zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens. Eivinds Sohn hatte meinen BVB Aufnäher am Rucksack entdeckt. Er findet den BVB auch toll, insbesondere Robert Lewandowski hat es ihm angetan. So reden wir auch noch über Fußball. Da kann ich besser mitreden als bei Diskussionen über internationale Finanzkrisen. Ich erfahre wie es um die norwegische Liga bestellt ist und wie teuer die Karten für ein Championsleague Spiel von Manchester United in Oslo waren. Um die 100€ für die günstigste Kategorie. Unfassbar. Und dann noch für ManU.

              Ich erzähle von Dortmund, vom Stadion, von der Atmosphäre im Stadion und von den günstigen Preisen. Ungläubiges Staunen. Ich beschließe, mich für das Frühstück zumindest mit einer Autogrammkarte von Robert Lewandowski zu bedanken, sobald ich wieder in Deutschland bin. Hoffentlich ist sie angekommen, abgeschickt habe ich sie auf jeden Fall.

              Es wird langsam Zeit aufzubrechen. Ich bin fast schon spät dran. Aber ehrlich gesagt ist mir das auch ganz recht, ich habe nicht so viel Lust auf den knackigen Anstieg, der mich direkt heute Morgen erwartet. Von 856m auf ungefähr 1400m oder so. Keine Ahnung wie viel, ich will es gar nicht wissen. Richtig Karten lesen und so, nicht wahr? Wir erledigen gemeinsam den Abwasch, sage Tschüss und mache mich Abmarschbereit. Das Wetter ist wieder gut und verspricht einen verschwitzten Tag. Also los. Einmal quer über den Seter und über die Bachläufe.


              Dann geht es auch schon hoch zum Kjervafosso. Auf den Wasserfall habe ich gestern schon oft geschaut, echt nett anzusehen, aber so hoch. Egal, ich hab heute sowieso nichts Anderes vor. Der Weg ist schon gut steil, aber jetzt auch nicht so krass. Nur etwas schlecht ausgewiesen. Ich versteige mich prompt, finde aber schnell zurück auf den Weg. Es geht schneller voran als gedacht, scheinbar macht sich das Training langsam bemerkbar. Der Blick zurück ist auch ganz nett.


              Gegen 11:20Uhr bin ich am Wasserfall oben. Ich pausiere, rufe kurz zu Hause an und genieße die Aussicht rüber nach Hurrungane und Jotunheimen.




              Weiter geht es bergan hoch zum Hamarsdalsbandet. Auch hier wieder Schneefelder ohne Ende.


              Aber auch der ein oder andere Zeltplatz mit Fließend Wasser vor der Tür ist hier zu finden.


              Immer weiter geht es hoch, Schnee und Fels wechseln sich ab.




              Dann ganz zum Schluss des Aufstieges kommt noch ein wirklich großes Schneefeld. Da kommt man aber dann schnell hoch, wäre doch gelacht.


              Der Blick zurück ist immer noch ganz famos.


              Oben angelangt geht es direkt wieder abwärts.


              Zuerst über große Schneefelder auf denen man ganz gut beschleunigt. Treffe vier Österreicher, von denen ich später noch auf den Hütten lesen werde. Sie sind unten am Fjord gestartet und wollen bis Sota Sæter laufen. Nichts für mich, das wären mir zu viele Höhenmeter, ich laufe lieber so rum, ich faule Socke.


              Es wird nun grüner. Im Schatten eines Felsens mache ich Pause und esse Schokolade. Dann folge ich dem Pfad in das Hamarsdalen hinab.


              Traumhaft schön hier und super Wetter. Ich passiere den Hamarsdalsvatnet auf einem schönen Pfad, der sich hier den Berg hinunter schlängelt.




              Drei Norweger kommen mir noch entgegen, kurzer Small Talk und weiter geht es zum Øystølsreset.


              Dann kommt auch schon die Vigdøla in Sicht. Dem Fluss muss ich quasi bis zur Hütte folgen. Ich bin so ein Glückspilz, das Wetter ist echt ein Traum.


              Ich laufe durch das Vigdalen, bald wird es sehr viel grüner, Birken und Sträucher säumen den Weg.


              Die Brücke nach Vigdalstølen kommt in Sicht.




              Schnell drüber und um 17:00Uhr bin ich an der Hütte. Nett hier, klein aber fein, nur vier Betten im Schlafraum und zwei in der Stube.






              Im Schlafraum sind auch noch Sachen, die Hütte war aber abgeschlossen. Da ist wohl noch wer hier in der Umgebung unterwegs. Ich gehe zum Schuppen, da ist das Essenslager. Das ist etwas geschröpft, liegt wohl daran, dass die Hütte nur eine halbe Stunde entfernt von einer Straße ist und sich die meisten Leute ihr Essen mitbringen. Ananas gibt es leider nicht mehr, aber dafür noch Fruchtcocktail.


              Mal was Anderes. Ich setze mich hinter die Hütte und entspanne mich beim Fruchtcocktail. Kein Anlass zu Klage, auch heute nicht. Alles in Ordnung, quasi bestens.




              Dann kommt ein älteres Ehepaar und holt seine Sachen. Sie waren zum Moltebeerenpflücken hier. Sie entschwinden und ich koche mir Spaghetti. Nach dem Abendessen wird es schnell frisch und ich schreibe noch Tagebuch. Bei einigen Seiten Jo Nesbø beschließe ich den Tag.

              Tag 20 Donnerstag 16.08.12 Vigdalstølen – Navarseter – Gaupne – Luster
              Der letzte Tag der Breheimen Tur steht auf dem Programm. Das Frühstück nehme ich in der Sonne vor der Hütte ein. Die kleine Hütte ist schnell aufgeräumt und los geht es.


              Zuerst zurück zum Fluss und über die Brücke. Dann über die Breidseter Alm. Ein kurzer Blick zurück und es wird ein wenig waldig.




              Der erste Schweiß rinnt. Blicke zurück ins Vigdalen und Dalsdalen ergeben sich. Schön, wenn nur nicht der Aufstieg wäre.






              Erst von 770m auf 970m zur Fivla Hütte und dann bis auf 1200m am höchsten Punkt der Etappe. Hoffentlich muss ich nicht runter bis zum Fjord nach Gaupne laufen. Muss ich später natürlich doch, aber das weiß ich ja jetzt noch nicht.


              Um 11:00Uhr bin ich bei den Fivla Hütten. Mache Pause, trinke einen ganzen Liter Wasser und schaue mir die Hütten an. Die sind echt toll, super eingerichtet. Hätte mir auch gefallen.




              Nach einer halben Stunde nehme ich die letzten 250hm aufwärts für heute in Angriff. Erstaunlich schnell erledige ich das. Der Weg ist bequem, eine leichte Brise kommt auf und über die Umgebung mit den Aussichten muss ich ja nicht viele Worte verlieren.




              Das Stongfjellet auf 1200m ist dann erreicht und ich lasse mich wieder hinunter rollen. Ich blicke gen Westen, es ist einfach toll hier. Und ich fühle mich, als könnte ich Bäume ausreißen.






              Schneller als gedacht kommt der Heggedalsvatnet auf 1025m in Sicht. Bin ich wirklich schon hier? Es ist doch erst halb eins?


              Um 13:00Uhr laufe ich am Ufer des Sees entlang und treffe ein paar Jugendliche, die hier zelten.


              Oberhalb von Heggedalen auf 791m mit seinen Hütten esse ich mein letztes Snickers bevor ich mich an den steilen Abstieg mache.




              Der ist um viertel vor zwei erledigt und weiter geht es durch das Engjadalen nach Navarsete.






              Kurze Pause hier zum Trinken. Ich würde schon gerne runter zum Fjord.


              Hier am Seterplatz gibt es haufenweise Ferienhütten und auch einen Fahrweg. Ich will mich zum Wanderparkplatz durchschlagen und versuchen eine Mitfahrgelegenheit zu finden.


              Ich laufe über die Brücke und verliere den Weg. WTF! Verloren auf den letzten Metern. Lande auf einer großen matschigen Wiese mit viel Wollgras. Was soll das denn jetzt? Ich stelle mich wirklich selten dämlich an. Irgendwann finde ich auf den Weg zurück. Der Fahrweg ist eher eine Piste, auf Autos brauche ich hier nicht warten. Ich folge der staubigen Piste und irgendwann kommt eine richtige Straße für richtige Autos. Leider wird diese wohl eher selten von Autos benutzt und so laufe ich einfach weiter talwärts. Links und rechts gibt es reichlich Felder, Wiesen, Scheunen und Sommerhäuser.

              Aber von Autos weit und breit keine Spur. Ätzend diese Asphalt Lauferei, aber ich kann mich ja jetzt schlecht hier heulend in den Staub werfen, das wird hier keinen beeindrucken. Laufe also weiter die Straße runter. Ein einzelnes Auto kommt hoch, fährt aber leider auch hoch. Hoffentlich ein Bauer der nur nach dem Rechten sieht und schnell wieder runter fährt um mich mitzunehmen. Ein kleiner Funken Hoffnung wenigstens. Weiter geht es, Serpentine um Serpentine.


              Die Füße brennen, lustig ist es jetzt nicht mehr. Noch mehr Serpentinen, kurze Geraden, Serpentinen. Irgendwann dann sehe ich das erste Mal den Fjord. Juhu, das Ende ist nah. Serpentine, Serpentine oh wie mag ich dich, nicht.


              Kommt quälen wirklich von Qualität oder umgekehrt? Ich weiß es nicht mehr, schalte um auf Autopilot. Unten gibt es ganz sicher einen Supermarkt. Wenn Coca Cola schlau ist, schicken sie ein Kamerateam, das dokumentiert, wie ein stinkender und staubiger Wanderertyp sich eine Cola holt und diese dann mit dem größt möglichen Genuss in sich hinein schüttet. Wer bestimmt eine super Werbung. Gleich danach könnte dann eine beliebige Biermarke kommen…

              Endlich kommen die ersten Häuser von Gaupne in Reichweite. Und wie auf Kommando erscheint der Bauer von oben im Auto. Er hält an, sagt aber es lohne sich nicht mehr mich mitzunehmen, er muss woanders hin und es sind doch eh nur noch ein paar hundert Meter. Ach so, na dann, kein Problem und noch einen schönen Tag.

              Dann erreiche ich tatsächlich den Supermarkt. Der Rucksack fliegt in die Ecke und eine der leckersten Colas die ich je getrunken habe versöhnt mich etwas mit dem fiesen Abstieg. Ein geiles Gesöff nach einer guten Anstrengung. Ein Bier oder Cider wäre vielleicht auch nett, später, ganz sicher.

              Gaupne macht nicht so den tollsten Eindruck, vielleicht ist es in Luster auf dem Campingplatz ja schöner. Der Bus ist leider schon weg, ergo Daumentaxi. Wir sind ja nicht in Deutschland, sollte also ohne Probleme klappen.

              Gehe rüber zur Hauptstraße. Da stehen allerdings schon drei Polen die heute noch bis nach Lom trampen wollen. Optimistisch. Ich möchte ihnen nicht in die Quere kommen, sie waren eher da. Ändere meine Taktik und sehe zwei deutsche Wohnmobile auf den Supermarktparkplatz rollen. Die Leute gehen einkaufen. Als sie wieder aus dem Supermarkt kommen, spreche ich sie direkt an. Kein Problem und schon bin ich an Bord und auf dem Weg nach Luster. Das war ja einfach.

              Unterwegs unterhalten wir uns nett, ich merke wie sehr sich die Sicht auf das Land von Otto-Normal-Touristen und Wanderern unterscheidet. Echt krass, völlig unterschiedliche Eindrücke. Um viertel vor fünf lassen sie mich dann in Luster am Campingplatz raus. Ich bedanke mich und checke ein. Der Platz liegt direkt am Fjord, allerdings auch direkt am Sognefjellsvegen. Sei’s drum. Ich packe meine Sachen an einen Baum auf dem Platz und latsche rüber zur Bäckerei.


              Die ist echt super und ich hole mir natürlich zuerst einen Boller. Die Belohnung für eine tolle Wanderwoche. Und die Bäckerei ist echt nur zu empfehlen, falls mal jemand in der Ecke ist.


              Dann kaufe ich noch kurz im Supermarkt ein, auch Bier gibt es natürlich. Zurück auf dem Camper baue ich mein Zelt auf, gehe Duschen.


              Was eine Wohltat. Zur Abwechslung koche ich Nudeln mit Tomatensoße, der Dolmio Mann darf auf keiner Norwegen Tour fehlen.




              Zum Ausklang des Tages setze ich mich auf den Bootssteg. Chips, Nesbø, Bier und diese Aussicht nach einem solchen Tag, einer solchen Tour. Unbezahlbar.

              Zuletzt geändert von Zwimon; 28.09.2012, 14:23.
              NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

              Kommentar


              • Nita
                Fuchs
                • 11.07.2008
                • 1722
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                Hei Ihr beiden,

                mein Glückwunsch zur tollen Tour und DANKE für die Fotos und den Bericht!!!

                Habe zwar noch nicht alles gelesen, bin aber schon begeistert, u.a. weil Reinheimen mich dringend interessiert und zu 99% mein nächstes Ziel wird

                Halb so wild bisher denke ich, auch wenn bei mir der Schweiß in Strömen fließt und Ulrich mich ein wenig skeptisch guckt. (...)Und das macht mir sogar Spaß, auch wenn es nach Außen hin vielleicht anders aussieht
                Zwimon, Dich könnte man durchgehend zitieren Behalte Deinen Optimismus und Liebe zum Draussensein!!!

                So, freue mich auf den Rest heute Abend
                Reiseberichte

                Kommentar


                • Zwimon

                  Dauerbesucher
                  • 04.08.2008
                  • 543
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                  Zitat von Nita Beitrag anzeigen
                  Hei Ihr beiden,

                  mein Glückwunsch zur tollen Tour und DANKE für die Fotos und den Bericht!!!

                  Habe zwar noch nicht alles gelesen, bin aber schon begeistert, u.a. weil Reinheimen mich dringend interessiert und zu 99% mein nächstes Ziel wird



                  Zwimon, Dich könnte man durchgehend zitieren Behalte Deinen Optimismus und Liebe zum Draussensein!!!

                  So, freue mich auf den Rest heute Abend
                  Danke dafür, aber geh da nicht hin, ist überhaupt nicht toll da, würde wirklich davon abraten

                  Und den erwähnten Rest werde ich hoffentlich immer behalten, auch wenn es manchmal echt schwer fällt
                  Zuletzt geändert von Zwimon; 29.09.2012, 12:30.
                  NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                  Kommentar


                  • Zwimon

                    Dauerbesucher
                    • 04.08.2008
                    • 543
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                    Teil 3 Jotunheimen


                    Tag 21 Freitag 17.08.12 Luster – Turtagrø – Skogadalsbøen
                    Die Nacht war irgendwie ziemlich durchwachsen als ich mich gegen 8:00Uhr aus dem Zelt schäle. Laute LKWs, spielende Kinder und ein ziemlich unruhiger Schlaf waren nicht so der Bringer. Zum Frühstück gibt es einen großen Joghurt. Es gibt ja gleich noch was Leckeres vom Bäcker. Schnell alle Sachen wieder im Rucksack verstaut, der Bus wird nicht warten.

                    Gegen neun schlendere ich rüber zum Bäcker und hole mir eine Zimtschnecke. Was auch sonst.


                    Dann rüber zum Supermarkt. Ein halbes Kilo Walters Mandler Schokolade, Müsli und diverses Kleinzeug frischen meine Lebensmittelvorräte auf.


                    Der Bus ist pünktlich und ich werfe meinen Rucksack ins Gepäckabteil. Bin schon sehr gespannt, wie die Busfahrt wird, soll ja recht spektakulär sein.


                    Bis Fortun ist noch alles ziemlich normal, dann aber geht es über krasse Serpentinen steil den Berg hoch. Der Busfahrer muss echt Nerven aus Drahtseilen haben, nichts für Zartbesaitete. Aber es macht Spaß, wenn man nicht unbedingt darüber nachdenkt, wie steil es hier den Berg runter geht. Wir überholen tatsächlich einige Radfahrer und Radwanderer. Die haben sich was vorgenommen. Respekt und Anerkennung. Der Sognefellsvegen ist schon eine Herausforderung für solch eine Fortbewegung.


                    Nach rund einer Stunde spuckt mich der Bus in Turtagrø aus. Das Wetter ist eher, naja, nicht so gut. Nebelig, Nieselregen. Meine Stimmung ist etwas gedrückt. Ich hadere etwas, aber nach einem Toilettengang im Hotel mache ich mich dann doch auf. Es ist 11:00Uhr und ich bin etwas demotiviert. Egal, ich hab es mir ja so ausgesucht.




                    Ich laufe kurz die Straße hoch und nehme dann den Treckerweg hinein ins Helgedalen. Es ist ziemlich nebelig, wirklich kalt ist es hier auch nicht. Nicht so mein Wetter.


                    Kurz kam ja auch der Gedanken auf, hoch zur Fannaråkhytta auf 2000m zu laufen, aber bei dem Wetter und meiner Motivation bleibt es bei einem kurzen Gedanken. Ich bin doch nicht vollkommen doof und tue mir das auch noch an. Auch wenn die Aussicht da oben an ein paar Tagen im Jahr überwältigend sein soll. Aber heute ist wohl eher einer von den 300 anderen Tagen. Gemütlich laufe ich den Fahrweg entlang, Kühe kreuzen meinen Weg, es ist echt bequem hier zu laufen.


                    Gegen zwölf bin ich dann am Talende, auch der Fahrweg findet hier ein Ende und es geht den Berg über einen normalen Wanderweg hoch. Mir kommen einige Wanderer entgegen, alleine in dieser einen Stunde schon mehr als in den Wochen zuvor zusammen. An der Ekrehytta mache ich Pause, hier gabelt sich der Weg dann auch, einmal hoch zum Fannaråken und einmal Richtung Skogadalsbøen.


                    Der Kaisarpasset soll es für heute für mich sein, das wird mir schon reichen. Im Nebel steige ich unmotiviert bis auf ungefähr 1400m auf.


                    Komischer Tag heute. Ich hadere etwas mit der Entscheidung durch Jotunheimen zu ziehen, keine Ahnung wieso. Oben am Kaisarpasset mache ich eine halbe Stunde Pause. Das hilft ein wenig gegen die miese Stimmung.








                    Nach der Pause im Nebel geht es steil hinab zum Gjertvatnet. Treffe drei Norweger die zum Angeln hier sind.


                    Weiter geht es dann in das Gjertvassdalen. Hier ist es etwas flacher und besser zu laufen. Ich passiere eine Hütte, aber die sieht irgendwie komisch, vielleicht aufgegeben aus. Später am Abend erfahre ich, dass sie im Winter 90m weit weggeflogen ist. Respektabel für so ne kleine Hütte das in einem Stück zu überstehen.


                    Den Gjertvassbreen bekomme ich leider auch nur im Nebel zu sehen, trotzdem nett anzuschauen. Ich laufe weiter das Tal hinab.


                    Auf halben Weg runter zur Ganzjahresbrücke unterhalte ich mich länger mit drei Norwegern, sie sprechen sogar etwas Deutsch mit leichtem Wiener Schmäh. Hört sich witzig an.


                    Um viertel vor fünf bin ich dann an der Brücke über die Utla. Ich trinke noch schnell etwas und mache mich dann an den Endspurt zur Hütte. Ich will dort zelten, soll ja ganz nett da sein.




                    Der Weg ist feucht und schwülwarm. Was soll das den jetzt?






                    Egal, nach einer weiteren halben Stunde bin ich da. Wirklich sehr hübsch hier. Vor der Hütte sitzen alle in der Sonne trinken Bier und haben Spaß. Fast wie in den Alpen hier. Ich bezahle fürs Zelten und hole mir eine Cola. Baue mein Zelt oberhalb der Hütte auf und gehe weiter oben am Bach Baden.




                    Die 30NOK für die Dusche spar ich mir mal besser. Aber der Trockenraum ist echt der Hammer. Die Abluft des Dieselaggregats entfacht einen wahren Sturm im Raum. Da wird echt Alles trocken. Sehr erfrischend ist es dann hier im Bach.


                    Anschließend gibt es Abendessen in der Sonne. Dann Abwasch und ein Nach-dem-Essen Getränk aus der mobilen Minibar beim Tagebuch schreiben. Laphroaig – gute Wahl.

                    Unten an der Hütte sind nun die Leute nach dem Abendessen heraus gekommen. Es wird Feuer gemacht und einige Sherpas, die sich hier um die Wege kümmern, kochen Chili Tee und Kaffee. Echt richtig nett und gemütlich hier. Unterhalte mich nett und es macht hier echt Spaß. Richtiger Urlaub.


                    Die Welt wird auch immer kleiner – was man nicht so alles im Netz unter https://www.facebook.com/SkogadalsboenTuristhytte findet: Bålpanne - Koking av chilli-suppe

                    Gegen zehn wir es frisch und ich gehe in die supergemütliche Stube. Setze mich zu den Leuten von heute Nachmittag. Wir unterhalten uns lange über alles Mögliche und natürlich Fußball. Das geht immer und überall auf der Welt. Irgendwann ist Sperrstunde und ich verkrümele mich ins Zelt. Die Stimmung ist wieder deutlich besser. Geht doch, man muss nur wollen.
                    NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                    Kommentar


                    • Zwimon

                      Dauerbesucher
                      • 04.08.2008
                      • 543
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                      Tag 22 Samstag 18.08.12 Skogadalsbøen – Olavsbu
                      Wache um halb sieben auf. Es regnet, na toll. Versuche den Regen wegzuschlafen und gucke um 9:00Uhr nach dem Rechten. Immer noch Regen. Na toll? Was machen? Zitat Tagebuch: „Irgendwie schei*e!“

                      Richtiger Regen, so was hatte ich schon lange nicht mehr. Ich beschließe, einfach loszuziehen, heute Abend penne ich einfach in Olavsbu, da kann ich alles trocknen. Ich verzichte auf das Frühstück, habe weder Lust etwas zu essen noch den Kocher für Kaffee oder Tee anzuwerfen. Ein Kvickk Lunsj muss fürs Erste reichen. Gehe zum Klo, hole mein Zeug aus dem Trockenraum. Da ich im Allgemeinen eh nie wirklich Bock auf Frühstück und Müsli im Speziellen habe, gebe ich das noch original verpackte Kilo Müsli auf der Hütte ab, wäre mir zu schade es wegzuwerfen. Sie bedanken sich und ich verspreche in ungefähr einer Woche wieder zu kommen. Am Wochenende soll es auf der Hütte dann auch eine Party mit Live Musik und Vorträgen von Sherpas geben. Hört sich gut an, ich werde das mal im Hinterkopf behalten.

                      Gegen 10:00Uhr laufe ich dann los, mit Regenhose an. Das ist mir bisher genau ein Mal auf all den Touren vorher passiert. Eine völlig neue Erfahrung. Ein sehr schwitzige obendrauf. Ich laufe wieder durch den Wald zur Brücke über die Utla. Es ist soo warm und schwül! Unfassbar, komme mir vor wie im Regenwald. Was soll das jetzt? Ich bin echt genervt. Aber spezielle Situationen erfordern spezielle Lösungen.


                      Ab Hysebøen laufe ich einfach nur mit der Unterhose an weiter und lasse die Regenhose weg. Schon besser und sehr befreiend, hoffentlich sieht mich so keiner. Dann geht es ins Storeutledalen. Hier gibt es viel Buschwerk. Ohne Hose an werde ich aber total nass von den Büschen und Sträuchern. Ah, was ist denn heute los? Also wieder Regenhose. Es nervt! Zur Beruhigung ein weiteres Kvikk Lunsj. Bis zur Brücke und dem Abzweig nach Leirvassbu zieht es sich dann. Mache eine Pause und trinke was.




                      Irgendwie läuft es heute nicht so, der Flow ist mir abhanden gekommen. Und jetzt geht es schön den Berg hoch. Einige grundsätzliche Dinge bringen mich zum Nachdenken, aber die blöden Gedanken werden bei einer weiteren Pause im Nieselregen mit einer großen Portion Walters Mandler und Eistee bekämpft. Es hilft etwas, scheint mir jedenfalls so. Weiter geht es etwas (wohl eher gefühlt) steiler hoch ins Rauddalen. Heute heißt es über den Kampf ins Spiel zurückzufinden. Aussicht ausreichend, Nebel und Niesel sehr gut.


                      Ist man allerdings erst mal oben, wird es flacher und besser zu gehen, auf weitere Pausen habe ich bei dem Wetter keine Lust. Der Weg ist gut, nur muss man viele Bäche überqueren. Das aber ist ja nicht Neues. Ich laufe das Tal hoch, immer parallel zu den Seen, die hier wie an der Perlenschnur aufgereiht sind. Gegen 15:00Uhr komme ich endlich zum Rauddalsvatnet. Hier könnte man auch gut Zelten.


                      Ein Ende ist absehbar. Ich passiere den Abzweig zur Strecke hinüber ins Skogadalen, Gott sei Dank bin ich da nicht her gegangen, der Pass ist völlig in den Wolken. Vom Ende des Sees aus sehe ich dann die Hütte. Kann ja dann nicht mehr so weit sein. Los Endspurt wider der nicht vorhandenen Wanderlust. Los, los, wenn man die Hütte sieht ist es doch fast geschafft. Pustekuchen, während ich weiter das Tal hoch laufe ist die Hütte nicht mehr zu sehen. Super Motivation.

                      Plötzlich taucht eine Gruppe Rentiere auf. Sie laufen über ein Schneefeld und sind weder scheu noch in Eile. Das ist dann also wieder so etwas wie eine Motivationshilfe. Ich mache meinen Frieden mit der Etappe und nehme das letzte Stück zur Hütte.








                      Über Blockwerk und fies glatte Steine komme ich der Hütte näher. Nur noch über die blöde Brücke und dann hoch zur Haupthütte. Es ist jetzt 16:30Uhr. Gar nicht so schlecht die Zeit, für so einen komischen Tag.


                      Die Gebäude hier sind ganz schön groß. Ich trete ein und eine ältere Dame begrüßt mich. Ah ja, die Hyttevakt. Kleiner Plausch, Aufklärung wie es hier so zu laufen hat und dann werde ich in die obere Hütte verfrachtet. Kein Ding, die ist scheinbar brandneu und überaus komfortabel.


                      Ein norwegisches Paar ist schon da. Ich beziehe mein Quartier im Jungszimmer, hier gilt die Separation der Geschlechter. Die Separation der Altergruppen war ja auch bereits durch die älteren Damen erfolgt, wie ich bei einem kurzen Besuch später in der anderen Hütte feststelle. Unten Familien- und Seniorenhütte, oben die Partyhütte für das junge Volk wie mich.

                      Das Zelt wandert in den großen Trockenraum, der Ofen darin bollert dann auch schnell. Hole Wasser unten am Bach und wasche mich. Sehr gut. Erfrischt und Umgezogen gönne ich mir einen Kakao und entspanne in der Stube.


                      Es kommen noch zwei Norweger, Stephan mit seiner Freundin. Er entdeckt meinen BVB Aufnäher und fängt an über Dortmund und die „Gelbe Wand“ zu erzählen. Seine Freundin verdreht die Augen, sie kennt das scheinbar schon. Er ist großer Lillestrøm SK Fan und auch gerne unterwegs in Sachen Fußball, erzählt von Dortmund, Wattenscheid, Düsseldorf und kleineren Stadien in Deutschland. Das Lokal „Wenkers“ in Dortmund ist ihm noch in Erinnerung, ist aber auch ein komischer Name für ausländische Gäste, denke ich mir so insgeheim. Auch Claus Reitmaier, ältere Fußballanhänger werden sich erinnern, ist ihm ein Begriff: „He was forty-one when he played for Lillestrøm and was still the best goalkeeper in the league! He played like Gordon banks, looked like Stallone and spoke English like Arnold! He was a true hero in Lillestrøm!”

                      Sehr gut, Fußball ist also doch wichtig. Nicht nur für mich. Der ewige Fjell-Small-Talk Woher? Wohin? Wie lange? ist ja auf die Dauer auch langweilig. Abends gibt es dann die bewährte Pizzafyll-Pasta-Kombination für mich. Hinterher waschen wir alle zusammen ab und unterhalten uns gemütlich den Abend lang, nicht nur über Fußball. Nix Partyhütte.

                      NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                      Kommentar


                      • Zwimon

                        Dauerbesucher
                        • 04.08.2008
                        • 543
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                        Tag 23 Sonntag 19.08.12 Olavsbu – Gjendebu
                        Das Wetter sieht nicht so schlecht aus heute morgen, selbst die Sonne lässt sich kurz blicken. Das lässt hoffen. Genehmige mir Griesbrei mit viel Honig und packe langsam meine Sachen. Stephan samt Freundin will auch nach Gjendebu laufen. Nach dem Abwasch und Aufräumen starten wir gemeinsam.




                        Aber unsere Tempi sind zu unterschiedlich, ich bin zu schnell für die Beiden, auch wenn ich es ruhig angehen lasse. Schnell lasse ich die Seen an der Hütte hinter mir. Heute ist alles gut. Die Etappe ist relativ leicht und kurz, das Wetter angenehm.




                        Ich wandere gemütlich durch das Rauddalen und passiere See für See.




                        Das Wetter wird immer besser, gut so. Gegen Mittag treffe ich erst zwei ältere Damen aus Norwegen, unterhalte mich nett. Eine Gruppe junger Deutscher läuft Wort- und Grußlos an mir vorbei, immer den Blick auf den Boden. Ist das jetzt exemplarisch für uns Deutsche gewesen oder waren die Jungs nur platt? Keine Ahnung, ich finde den kurzen Plausch eigentlich immer total nett.


                        Es wird etwas matschiger, aber nicht der Rede wert. Der Blick auf den Slettmarkbrean macht Laune.




                        Dann geht es um den See Grisletjønnen auf 1400m. Auch schön, kann man bestimmt gut Zelten hier. Ich gehe noch ein Stück weiter und mache mit Blick auf den Gjendevatnet und das Veslådalen bei bestem Wetter Pause.




                        Ich mache das Handy an, gestern war DFB Pokal, mal sehen ob ich hier das Ergebnis rein bekomme.


                        Es wird immer wärmer, der Abstieg gerät schweißtreibend. Überquere den Bach und folge ihm talwärts.




                        Beim Blick auf den Besseggen in der Sonne kommt mir die Geschichte von Peer Gynt in den Sinn, passt gut zu meinen Gedanken heute.


                        Der BVB hat gewonnen, irgendwann hatte das Handy wohl kurz Empfang. Sehr gut. Dann kann ich es auch gleich wieder ausmachen. Braucht man ja eh für sonst nichts hier.

                        Es geht immer weiter hinunter Richtung See, herrliches Wetter. Da könnte heute auch mal ein Bier in der Sonne für mich herausspringen. Ich erreiche die ersten Zäune und den Birkenwald, der auf dem Weg zur Hütte durchquert werden muss.




                        Dann nur noch die Ausläufer der Storåe überqueren, über die Brücke und ich bin um 15:00Uhr an der Hütte. Kurzweilig war das heute.


                        Ich suche mir einen Zeltplatz auf der anderen Seite der Hütte zum Bootsanleger hin und checke ein.


                        Baue das Zelt auf und gehe Duschen. Super Dinger, so lange man möchte und nur 10NOK. Dann sitze ich vor der Hütte in der Sonne. Stephan kommt mit seiner Freundin Kristin an, wir unterhalten uns und die Atmosphäre ist fast wie im Biergarten, sehr entspannt.




                        Irgendwann gibt es dann in der Hütte Abendessen. Ich gehe zum Zelt, will da kochen. Es gibt Asia Nudeln, Real Turmat und Kakao.




                        Anschließend schreibe ich an der Hütte noch mein Tagebuch. Es wird aber schnell frisch und ich gehe in die Stube und sitze dann mit Kristin, Stephan und zwei Deutschen gemütlich beisammen. Weil es heute so schön war, hole ich mir auch ein Bier dazu. Die überaus nette Dänin, die an der Rezeption arbeitet, braucht mich gar nicht groß überreden, ihr Deutsch mit dänischem Akzent ist echt total bezaubernd, für mich der schönste Akzent den man haben kann

                        Zuletzt geändert von Zwimon; 30.09.2012, 23:08.
                        NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                        Kommentar


                        • sarek2007
                          Erfahren
                          • 22.08.2007
                          • 449
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                          Ist ja ein Ding. Wir waren auch am Samstag in Olavsbu, allerdings in der Haupthütte - und da war Party pur, wenn auch nur in der Nacht beim gemeinsamen Sägen. Mein Zelt hast Du wahrscheinlich im Trockenraum der oberen Hütte gesehen. Das musste ich morgens im Regen einpacken.

                          Ansonsten grandioser Bericht!

                          Kommentar


                          • teuchter
                            Gerne im Forum
                            • 06.01.2012
                            • 55
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                            Wieder mal ein herrlicher Bericht von dir, danke. Ich krieg schon wieder Lust loszulaufen und bereue fast schon, meine Sommerpläne von Norwegen zu "Heimat erwandern" geändert zu haben... Ja gut, die Schweiz ist auch schön, aber eben doch nicht Norwegen
                            Aber sag mal, wie schaffst du es, immer so viel gutes bis sehr gutes Wetter zu haben? Ich glaube, ich mach da jeweils etwas falsch...
                            Ich warte mal gespannt auf den Rest der Tour, denn Nordmarka war auch mal in der ursprünglichen Planung drin.

                            Ha det!

                            Kommentar


                            • Zwimon

                              Dauerbesucher
                              • 04.08.2008
                              • 543
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                              Zitat von sarek2007 Beitrag anzeigen
                              Ist ja ein Ding. Wir waren auch am Samstag in Olavsbu, allerdings in der Haupthütte - und da war Party pur, wenn auch nur in der Nacht beim gemeinsamen Sägen. Mein Zelt hast Du wahrscheinlich im Trockenraum der oberen Hütte gesehen. Das musste ich morgens im Regen einpacken.

                              Ansonsten grandioser Bericht!
                              Danke dafür. Ist ja witzig, das Zelt hab ich gesehen, da hingen ja mehrere Zelte. Seid ihr dann nach Leirvassbu gelaufen? Dann hab ich euch glaub ich loslaufen gesehen

                              Zitat von teuchter Beitrag anzeigen
                              Wieder mal ein herrlicher Bericht von dir, danke. Ich krieg schon wieder Lust loszulaufen und bereue fast schon, meine Sommerpläne von Norwegen zu "Heimat erwandern" geändert zu haben... Ja gut, die Schweiz ist auch schön, aber eben doch nicht Norwegen
                              Aber sag mal, wie schaffst du es, immer so viel gutes bis sehr gutes Wetter zu haben? Ich glaube, ich mach da jeweils etwas falsch...
                              Ich warte mal gespannt auf den Rest der Tour, denn Nordmarka war auch mal in der ursprünglichen Planung drin.

                              Ha det!
                              Danke für das Lob. Warum das immer mit dem Wetter so gut klappt? Keine Ahnung, irgendwie habe ich bisher immer einfach nur Glück gehabt Ich fand die Nordmarka zum Ausklang super, ist aber schon total anders als im Fjell

                              Grüße Simon
                              Zuletzt geändert von Zwimon; 01.10.2012, 08:54.
                              NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                              Kommentar


                              • Zwimon

                                Dauerbesucher
                                • 04.08.2008
                                • 543
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                                Tag 24 Montag 20.08.12 Gjendebu – Memurubu – Gjendesheim
                                Zum Frühstück gibt es wieder Griesbrei mit viel Honig, das Essenspaket wartet ja hoffentlich schon in Gjendesheim, da kann ich ruhig mal reinhauen. Ich packe mein Zeug und bezahle in der Hütte für Bier und Übernachtung. Das Nesbø Buch bleibt auch hier, die nette Dänin freut sich darüber sehr, so viele Bücher auf Deutsch gibt es hier nicht.


                                Ich empfehle mich und treffe noch Stephan. Wir quatschen noch ein bisschen. So wirklich weiß ich noch nicht, was ich von dem Tag halten soll, geht es doch heute den Bukkelægret hoch, 400m Aufstieg vom See hoch mit einigen ziemlich steilen Abschnitten.


                                Die ersten 2km geht es gemütlich am Seeufer entlang. Ich lasse den Bootsanleger rechts liegen und laufe über den Schmalen Pfad weiter.




                                Der See liegt ruhig da und die Farbe schlägt mich in seinen Bann. Dann nimmt das Elend seinen Lauf.


                                Es geht bergan. Zuerst über Geröll und Schutt, dann aber schnell steil den Berg hoch.


                                Die Stöcke stören zeitweise, ich muss die Hände zum Klettern benutzen. Irgendwie uncool, so mit dem großen Rucksack hier hoch.

                                Bei Regen muss das ein kleines Himmelfahrtskommando sein. Einige Passagen sind mit Ketten versichert. Die Stöcke kommen an den Rucksack und ich wuchte mich da hoch.


                                Langsam aber stetig gewinne ich an Höhe. Ich mache öfters kurz Pause, an einigen Stellen mag ich gar nicht runter sehen oder nachdenken, ich mag meine Höhenangst in diesen Momenten nicht so sehr. Aber es geht, erstaunlicherweise sogar besser als gedacht. Serpentine um Serpentine wird niedergerungen, es dauert und dauert, ich arbeite mich hoch.


                                Gegen 12:45Uhr hab ich es endlich geschafft. Ich mache drei Kreuze, aber so schlimm war das jetzt auch nicht, da geht noch was. Der Ausblick zurück dagegen entschädigt für die Anstrengung. Das hat sich gelohnt.


                                Mit einem Tagerucksack kommt hier wohl auch meine Oma hoch, grinse ich, ich stelle mich aber auch manchmal an. Weiter geht es über die Memurutunga.




                                Ein paar Wanderer kommen mir entgegen. Es geht auf und ab.




                                Ich erreiche den Abzweig hinunter zum Memurudalen, im Hintergrund ist der Memurubrean zu sehen. Leider ist es ziemlich bewölkt hier, etwas schade aber halt nicht zu ändern.




                                Kurz darauf mache ich an einem der kleineren Seen Pause. Walters Mandler und Instant Orangengetränk belohnen mich für den bisherigen Tag. Es wird frisch und nieselt, wird heute wohl nichts mit einem Nickerchen. Weiter dann zum Sjugurdtindtjønne hoch. Eine Gruppe älterer Damen kommt mir entgegen, es soll noch tüchtig auf und ab gehen. Richtig was los hier – was ist hier bloß bei Superwetter in den Sommerferien los?

                                Weiter dann, immer weiter. Die Aussichten sind wirklich toll. Irgendwann komme ich zum höchsten Punkt von heute, hoch über dem Memurudalen. Hier fällt die Wand steil, wirklich steil ab. Spektakulär.


                                Ich laufe am Grat entlang, auch wenn das nicht der eigentliche Weg ist, aber es ist einfach zu faszinierend hier entlang zu gehen.


                                Auch das Tagesziel kommt schon in Sicht. Krass, da muss ich jetzt her.


                                Auf- und Abstiege wechseln sich ab, man verliert trotzdem langsam an Höhe. Es geht ganz gut, dennoch ziemlich kraftraubend. Aber die Aussichten, die Aussichten, meine Güte, wer hat sich das bloß ausgedacht?




                                Der letzte Teil des Tages kommt dann. Es geht steil die schmale Zinne Sjugurdtind hinab. Unten sieht man gut wie die Muru in den See mündet, die Hütte liegt steil unterhalb. Das wird wohl ein Fest für die Knie.




                                Aber auch das ist schneller als gedacht erledigt, gegen 16:00Uhr stehe ich vor der Hütte. Was ein riesen Klopper, nicht wirklich ansehnlich. An der Rezeption hole ich mir eine Cola und bezahle den Zeltplatz. Vor der Tür quatsche ich dann mit einer Gruppe vom österreichischen Alpenverein die auch von Gjendebu aus gelaufen sind. Sie warten auf ihr Gepäck per Boot. Dann möchte ich mal die Zeltwiese etwas unterhalb der Hütte inspizieren. Niemand da, der Zeltet. Ich sehe dann am Anleger eine Gruppe Leute.

                                Stutze kurz, kommt da heute noch ein Boot nach Gjendesheim? Jawohl, so ist es. Hm, die Hütte hier ist echt kein Bringer, teuer und sehr touristisch, der Zeltplatz irgendwie lieblos und das Wetter soll morgen auch schlecht werden, so war jedenfalls die Vorhersage in der Hütte. Muss ich mir bei schlechtem Wetter den Besseggen mit dem großen Rucksack antun? Nö, eigentlich nicht.




                                Also hole ich mir an der Rezeption meine Zeltgebühr wieder und nehme das Boot! Dusche und warme Hütte mit Abendessen, ich komme! Auf dem Boot wird es frisch und es nieselt. Treffe zwei Mädels aus Augsburg die den Besseggen heute zusammen mit ihrem Hund gegangen sind. Der Arme Hund ist echt arm dran, konnte ja nicht wissen worauf er sich da eingelassen hat. Völlig fertig liegt er unter der Bank, der arme Hund. Frauchen hat erbarmen und zieht ihm eine Jacke an. Wusste gar nicht das TNF jetzt auch eine Hundekollektion herausgebracht hat.






                                Nach kurzer Fahrt kommen wir dann in Gjendesheim an. Gehe rüber zur Rezeption, heute gönne ich mir das Abendessen samt Bett im Schlafsaal hier. Frage noch, ob sie für mich ein Lebensmittelpaket haben. Ach ja, richtig, sie können sich tatsächlich daran erinnern. Auf dem Weg zum Schlafsaal sammele ich im Skistall meinen Beutel ein. Das hat ja gut geklappt, vielen Dank Ulrich dafür!




                                Dann Duschen und Abendessen. Ich schlage mir den Bauch so richtig voll. Drei Gänge und sehr lecker. Mit meinem schwedischen Tischnachbarn rede ich dann hinterher noch über die Knutshø und andere Turen hier. Bei einem Bier und Schmökern in diesen tollen Büchern über Jotunheimen aus dem Glittertind Forlag, die hier überall auf den Hütten liegen, beschließe ich den Tag.

                                NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                                Kommentar


                                • Julia
                                  Fuchs
                                  • 08.01.2004
                                  • 1384

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                                  Ich lese die ganze Zeit mit und hätte schon so manchen Kommentar abgeben können, z.B. darüber, wie schade ich es finde, dass Du Skridulaupbu-Slæom nicht gegangen bist, weil es so nämlich immer noch keine Erste-Hand-berichte hier drin über diese Etappe gibt, und darüber, was für eine verdammt geile Tour Du durch Breheimen hattest, aber hier muss ich jetzt mal einhaken:
                                  Zitat von Zwimon Beitrag anzeigen
                                  Bei einem Bier und Schmökern in diesen tollen Büchern über Jotunheimen aus dem Glittertind Forlag, die hier überall auf den Hütten liegen, beschließe ich den Tag.
                                  Danke für die Blumen!!

                                  Ich freu mich sehr auf den Rest von Jotunheimen, auch wenn die Sonne hier nicht so vom blauen Himmel lachte wie noch in Breheimen. Und möchte Dir zum Bukkelægret gratulieren, den find ich auch toll. Ich teile auch Deine Ansichten zu den Aussichten hier überaus!

                                  Wir waren im August mit Barnas Turlag (30 Teilnehmer, davon 14 Kinder im Alter von 6-11 Jahren) drei Tage von Torfinnsbu via Gjendebu und Memurubu nach Gjendesheim unterwegs, in fantastischem Sonnenschein, mit dem Besseggen als Abschluss. Ich hab allerdings geschummelt und meinen schweren Rucksack die letzten beiden Etappen per Boot geschickt.

                                  Du schreibst wunderbar, Simon! Das hier macht lesesüchtig !

                                  Kommentar


                                  • Zwimon

                                    Dauerbesucher
                                    • 04.08.2008
                                    • 543
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                                    Zitat von Julia Beitrag anzeigen
                                    Ich lese die ganze Zeit mit und hätte schon so manchen Kommentar abgeben können, z.B. darüber, wie schade ich es finde, dass Du Skridulaupbu-Slæom nicht gegangen bist, weil es so nämlich immer noch keine Erste-Hand-berichte hier drin über diese Etappe gibt, und darüber, was für eine verdammt geile Tour Du durch Breheimen hattest, aber hier muss ich jetzt mal einhaken:

                                    Zitat von Zwimon Beitrag anzeigen
                                    Bei einem Bier und Schmökern in diesen tollen Büchern über Jotunheimen aus dem Glittertind Forlag, die hier überall auf den Hütten liegen, beschließe ich den Tag.
                                    Danke für die Blumen!!
                                    Bitte gerne! Über die Bücher braucht man wirklich nicht viele Worte verlieren, die sind einfach perfekt. Und das ist bestimmt nicht nur meine exklusive Meinung Schade, dass es mit der Signatur für meine "Fjelltopper" Ausgabe nicht geklappt hat, muss ich auf jeden Fall nachholen.

                                    Zu der fehlenden Etappe. Hab mich auch ein wenig geärgert, aber jetzt hab ich einen Grund da wieder hin zufahren, die will ich mir unbedingt noch holen

                                    Breheimen war schon wirklich super was das Wetter angeht, aber das Utledalen bei völlig blauem Himmel war auch ziemlich nett, kommt ja noch

                                    Ich freu mich sehr auf den Rest von Jotunheimen, auch wenn die Sonne hier nicht so vom blauen Himmel lachte wie noch in Breheimen. Und möchte Dir zum Bukkelægret gratulieren, den find ich auch toll. Ich teile auch Deine Ansichten zu den Aussichten hier überaus!
                                    Wir waren im August mit Barnas Turlag (30 Teilnehmer, davon 14 Kinder im Alter von 6-11 Jahren) drei Tage von Torfinnsbu via Gjendebu und Memurubu nach Gjendesheim unterwegs, in fantastischem Sonnenschein, mit dem Besseggen als Abschluss. Ich hab allerdings geschummelt und meinen schweren Rucksack die letzten beiden Etappen per Boot geschickt.

                                    Du schreibst wunderbar, Simon! Das hier macht lesesüchtig !
                                    Coole Tur für die Kinder, da haben sie gut was weggeschafft! Das war wohl zu der Zeit, als ich in Breheimen war.
                                    Danke widerum für die Blumen

                                    Hilsen Simon
                                    NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                                    Kommentar


                                    • Zwimon

                                      Dauerbesucher
                                      • 04.08.2008
                                      • 543
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #38
                                      AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                                      Tag 25 Dienstag 21.08.12 Gjendesheim – Russvatnet
                                      Um halb acht habe ich genug vom Schlafsaal, schläft man günstig muss man doppelt so lange schlafen um sich zu erholen. Heute Abend wird auf jeden Fall gezeltet. Es soll eh nur bis zum Russvatnet gehen, quasi eine gemütliche Halbtagestour. Vorher aber Frühstück. Eier! Wurst! Käse! Fisch! Frisches Brot! Obst! Gemüse! Ich komme mir vor wie im Schlaraffenland, weiß gar nicht was ich zuerst essen soll! Und dann noch Matpacke und Äpfel für unterwegs! Esse so lange, bis sie mich fast aus dem Speisesaal werfen. Zeit spielt heute kein Rolle, noch einen Kaffee? Ja gerne. Komme erst gegen elf Uhr los. Was ein Luxus.






                                      Schaue mir kurz den Kiosk unten am See und die Tafeln zum Besseggen an. Dann laufe ich hoch den Weg, zu Anfang in Richtung Besseggen. Das Wetter ist natürlich so gar nicht schlecht heute, warum gucke ich mir die Vorhersage überhaupt noch an? Langsam sollte ich ja schlauer werden.




                                      Biege dann ab in Richtung Glitterheim. Es geht gemütlich den Berg hoch zum Bessvatnet.




                                      Schnell über die Brücke und es ist schon Mittag.


                                      Da ich ja jetzt immerhin schon eineinhalb Stunden unterwegs bin, mache ich Pause, genieße die Aussicht und die ersten Brote des Tages sind fällig. Und ein Apfel, selten war ein Apfel leckerer.






                                      Fast eine ganze Stunde sitze ich faul rum. Was geht es mir gut. Nur der Wind frischt auf. Es geht weiter, ich laufe um die Bessheimrundhøe.


                                      Die Berge Rondanes im Nord-Osten sind gut zu erkennen. Da war es letztes Jahr auch total schön, denke ich so.


                                      Weiter geht es und schon erscheint der Russvatnet im Blickfeld.


                                      Ich laufe hinab, ein paar Schafe kreuzen meinen Weg. Unten am See gibt es einen schönen Bade- und Zeltplatz, direkt am Abfluss des Sees in die Russa.


                                      Überlege kurz, aber auf der anderen Seeseite sollten auch ein paar nette Stellen zu finden sein. Also geschwind über die Brücke und vorbei an den privaten Hütten.


                                      Die sehen beim Blick durch die Fenster recht feudal aus, sind aber abgeschlossen. Kein Wunder, hierher gibt es auch einen Fahrweg. Weiter dann am Seeufer.




                                      Kurz bevor der Weg nach Spitterstulen vom Ufer aus ansteigt, finde ich einen tollen Zeltplatz mit kleinem Kiesstrand. K(l)eine Spuren war für die Vormieter eher unwichtig, in der Asche der Feuerstelle gibt es reichlich unverbrannten Müll zu bestaunen. Ärgerlich. Einzelne Wandere laufen noch vorbei.


                                      Dann gehe ich Baden, eiskalt aber in der Umgebung mit dem Wetter wird einem schnell wieder warm. Ich entsteige gerade unbeschürzt den Fluten, als natürlich wer auftaucht. War ja klar. Der Typ ist aber scheinbar Kummer gewohnt. Als wir uns unterhalten, erzählt er, dass er beruflich hier als Ranger unterwegs ist. Dachte die Jotunheim Kappe wäre von dieser norwegischen Sportartikelmarke. Netter Job auf alle Fälle, falls sie noch jemanden brauchen, kann er mich gerne anrufen. Dann geht er weiter, muss ja zum Feierabend wieder in Gjendesheim sein. Als nächstes ist das zweite Brot fällig.


                                      Ich genieße die Sonne und hänge einfach ab, was ein Leben.


                                      Gegen 19:00Uhr gibt es dann Erbswurst mit Asia Nudeln für alle. Nachdem ich mich vom Glutamatschock erholt habe, erledige ich rasch noch den Abwasch bevor es leider anfängt etwas zu nieseln.







                                      Tag 26 Mittwoch 22.08.12 Russvatnet – Glitterheim
                                      Juhu, kein Regen, sehr gut. Schnell raus und ab ans Frühstück. Eine Scheibe Pumpernickel mit Schokocreme und Kakao, das Frühstück für Champions. Dann Packe ich mal wieder den ganzen Kladderadatsch ein, das könnte ich jetzt wohl auch ohne Probleme im Halbschlaf.

                                      Stiefele los. Unterwegs möchte ich mich entscheiden, ob ich über den Vestre Hestlægerhøe oder den Tjørnholet gehen mag. Bis zur Brücke über die Tjønholåe habe ich dazu Zeit. Der Blick auf den Russvatnet ist echt cool und auf der anderen Seite des Baches entdecke ich eine Gruppe Rentiere.




                                      Leider nimmt mir das Wetter die Entscheidung ab, werde wohl über den Vestre Hestlægerhøe gehen, laut Reiseführer ist der andere Weg im Regen und wohl nicht so toll. Sei’s drum.


                                      Die Brücke kommt, sieht aus als hätte MacGyver seine Finger mit im Spiel gehabt. Ein wenig Tüddelband hier und fehlende Bohlen über Aluleitern da. Da hat der TÜV wohl ein Auge zugedrückt. Die Rentiere sind jetzt in der Nähe, machen keine Anstalten zu verschwinden.








                                      Ich folge dem Weg, lasse den Abzweig hinter mir und versteige mich irgendwann. Hä, da war doch gerade noch der Weg, was soll das jetzt? Finde aber schnell wieder zurück, wäre ja noch schöner.




                                      Der Abzweig nach Memurubu kommt auch bald, wieder sehr kurzweilig heute. Nur schade, dass man die Gletscher unter den Wolken nicht in voller Pracht genießen kann.




                                      Weiter hoch zur Scharte, die den heutigen Höhepunkt darstellt. Unzählige von den Schneefeldern gespeiste Bäche fließen hier den Hang hinab. Praktisch zum Trinken.




                                      Das letzte Stück geht über ein Schneefeld und schon bin ich oben auf 1685m. Aber jetzt passiert das Undenkbare. Es fängt an zu regnen und ich überlege kurz die Regenjacke anzuziehen. Nö, die Softschell muss reichen, gibt ja heute vermutlich einen Trockenraum. Nur der Rucksack wird mit der Regenhülle versehen.


                                      Der Abstieg jetzt wird nicht so launig, ziemlich glitschig und auch tückisch auf dem glatten Geröll. Laut vor mich hin fluchend bin ich gegen halb zwei damit durch und laufe über die matschigen Wege hin zur Brücke über den Veo Fluss. Die Hütte ist schon eine ganze Weile zu sehen.


                                      Um zwei bin ich an der Hütte. Entscheide mich zu Zelten mir aber die Verpflegung in der Hütte zu gönnen. Hab ja Urlaub. Bin so ziemlich alleine hier. Außerhalb der Ferien ist hier unter der Woche wenig los. Nur am Hang oberhalb der Hütte befindet sich eine Helsport Tunnelzeltausstellung. Eine Schulklasse ist auch noch hier, zeltet dort und ist heute im Nebel hoch auf den Glittertind.


                                      Ich melde mich an und baue mein Zelt auf. Nach der Dusche wasche ich ein paar Sachen durch und hänge schnell den Trockenraum voll, bevor gleich die Schulklasse alles blockiert. Am Zelt noch schnell Tee gekocht und ab in die Stube.




                                      Lese und stelle fest, es gibt ganz schön bekloppte Leute. Fünf Wochen auf Langtur mit großem Gepäck, die spinnen die Norweger




                                      Sehe mich dann draußen noch ein wenig um bevor es Abendessen gibt. Am Tisch sitze ich mit drei Deutschen, die wollten Klettern gehen und hatten schlechtes Wetter. Stattdessen sind sie jetzt ein paar Tage im Fjell unterwegs. Sie erzählen, das ihre Urlaubskasse um 400€ geschröpft wurde, 11km/h zu schnell mit dem Auto. Kostet zu Hause wahrscheinlich nur 20€. Herzlich willkommen in Norwegen.


                                      Das Abendessen aber versöhnt uns alle. Es gibt frisch geräucherten und gekochten Lachs, Rentierzunge mit Rømme und Frühlingszwiebeln. Dann noch Rentiereintopf und Kuchen hinterher. Da fällt mir wirklich kein Grund ein, mir draußen im nassen Zelt ein Real Turmat reinzuhauen. Daumen hoch für das Essen in Glitterheim, kann ich nur empfehlen.


                                      Beim Kaffee quatschen wir noch lange, wir sind alle an der Grenze zum Platzen, so lecker war es. Danach sitzen wir noch in der Stube beisammen, schauen uns die Schulklasse an. Die haben draußen selber gekocht, vorzugsweise Real Turmat auf dem Trangia. Jetzt werden die fehlenden Kalorien mit Chips und Cola aufgefüllt. Die Gitarre wird herumgereicht und es ist echt gemütlich. Gewöhnungsbedürftig für uns Nichtnorweger ist allerdings, das die Jungs, vielleicht sind sie so 15 oder 16, alle riesige Messer am Gürtel tragen. Könnte ich ja hier mal auf Klassenfahrt vorschlagen, kommt bestimmt gut an. Gute Nacht.
                                      Zuletzt geändert von Zwimon; 01.10.2012, 16:38.
                                      NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                                      Kommentar


                                      • sarek2007
                                        Erfahren
                                        • 22.08.2007
                                        • 449
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #39
                                        AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                                        Zitat von Zwimon Beitrag anzeigen
                                        Danke dafür. Ist ja witzig, das Zelt hab ich gesehen, da hingen ja mehrere Zelte. Seid ihr dann nach Leirvassbu gelaufen? Dann hab ich euch glaub ich loslaufen gesehen
                                        ...
                                        Ja genau, wir sind so gegen halb 10 nach Leirvassbu aufgebrochen. Da waren wir die letzten die die untere Hütte verlassen haben. Die ersten waren schon vor 8 wieder unterwegs.

                                        Gruß,
                                        Tilman

                                        Kommentar


                                        • Zwimon

                                          Dauerbesucher
                                          • 04.08.2008
                                          • 543
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: [NO] Reinheimen, Tafjordfjella, Breheimen, Jotunheimen & Nordmarka im August

                                          Tag 27 Donnerstag 23.08.12 Glitterheim – Spiterstulen
                                          Es regnet richtig als ich aufwache. Egal, das Frühstück in der Hütte wartet. Vorher schaue ich kurz im Trockenraum nach, der ist kurz vorm Überlaufen, die Schüler haben ihn voll gestopft. Aber es scheint alles trocken zu sein.


                                          Das Frühstück gerät überaus üppig. Sitze wieder mit den Deutschen zusammen, wir essen und essen und essen…bis uns das freundliche Küchenmädel rauskehrt. Das Frühstück hat sich gelohnt. Hoffentlich kann ich gleich noch laufen. Den Glittertind kann ich mir bei dem Wetter von der Backe putzen, das macht einfach keinen Sinn.

                                          Als ich anfange mein Zeug zu packen, laufen schon zwei Gruppen an mir vorbei gen Spiterstulen. Läuft trotz des Wetter ganz gut, das Einpacken, nur das nasse Zelt bereitet mir ein wenig Kummer. Ich habe keinen Bock das Innenzelt auszuhängen. Das muss dann einfach heute nach dem Wiederaufbau trocknen, es wird keine andere Wahl haben. Das extra Kilo Feuchtigkeit, dass ich dadurch mitschleppe, ignoriere ich einfach geflissentlich.

                                          Also los über die rutschigen Planken an der Hütte. Heute dann aber wirklich in der Regenjacke. Laufe gemächlich das Veodalen hoch.




                                          Alles easy und entspannt. Schöne Aussichten auf den Styggehøbrean gibt es hier trotz des Regens. Das Talende ist rasch erreicht und es geht über Geröll hoch ins Veslglupen, einem engen Tal.






                                          Das dumpfe Grollen von Steinschlag begleitet meinen Aufstieg hier. Beeindruckend. Ich laufe auf eine dreier Gruppe Deutscher auf. Habe ich denen jetzt wirklich auf dem kleinen Stück fast eine Stunde abgenommen? Kann doch gar nicht sein. Es sind zwei Männer und eine Frau. Auf halber Höhe treffe ich die Frau, wir quatschen kurz, die Männer warten weiter oben.


                                          Ich laufe durch das enge und dunkle Tal entlang der Seen über Schneefelder und Geröll.


                                          Am Ende sitzt dann die zweite Gruppe und macht Pause. Ein Stückchen weiter kommt doch dann tatsächlich die Sonne raus. Na dann, ich lasse mich nicht lange bitten und mache Pause. Sehr gut.


                                          Aber die Freude ist nur von kurzer Dauer, der Regen kehrt zurück. Weiter also. Leider sind die Berge und Gletscher hier fast gänzlich in Wolken gehüllt, wirklich sehr schade, hier gibt es sonst sicher sehr viel mehr zu sehen.


                                          Der Weg durch die Skautflye ist nicht sonderlich schwer, nur die Steine sind etwas rutschig. Die drei Deutschen haben mich in der Pause überholt, jetzt habe ich sie wieder eingeholt.


                                          Quatsche beim Laufen mit der Frau, das macht das Wetter doch erträglich, wenn es auch nicht wirklich so richtig schlecht ist. Geht schon. Wir reden über die Gefahren, des Alleine-Unterwegs-Seins, sie berichtet von ihren Erfahrungen. Danach bin ich froh den PLB dabei zu haben, so was möchte ich nicht erleben.

                                          Auch die andere Gruppe hole ich ein. Wie ich es immer so mache, spreche ich die ersten an. Die sind nicht wirklich gesprächig, immerhin erfahre ich, dass sie aus Australien kommen und zum ersten Mal in Norwegen und im Fjell unterwegs sind. Dann laufe ich auf ein weiteres Gruppenmitglied auf. Er wartet hier, eine Gruppe Rentiere ist ganz in der Nähe.


                                          Da ich die nicht vertreiben möchte, wenn ich weiterlaufe, rede ich mit ihm ein wenig. Er ist vom DNT und Turleder. Die Gruppe besteht aus vier Australiern und er führt die Tour an. Sie haben sie von Down Under aus gebucht. Er lässt durchblicken, dass sie sich wohl etwas viel zugemutet haben, er schon einen Ruhetag mehr machen musste als geplant. Aber wer die Musik bestellt hat, muss sie auch bezahlen, da müssen sie jetzt durch, auch wenn sie für die Etappen sehr viel länger brauchen.

                                          Den Galdhøpiggen morgen werde sie aber auf keinen Fall schaffen. Der Mann muss echt eine Engelsgeduld haben. Mit den vielen Mitwanderern und zahmen Rentieren hier kommt man sich schon fast vor wie im Wildpark Vosswinkel, Disneyland für Wanderer. Egal, es macht trotzdem Spaß. Durch die ganze Quatscherei und Trödelei bin ich erst um 15:00Uhr am Skautkampen. Von hier sehe ich das erste Mal den höchsten Berg Norwegens. Sieht ja nett aus, aber muss ich da wirklich hoch? Wir werden sehen.






                                          Ich biege ums Eck und sehe das Tagesziel, Spiterstulen. Ich möchte dort Zelten und morgen ziemlich früh, sofern das Wetter passt, hoch auf den Galdhøpiggen.


                                          Der Abstieg runter zur Straße ist anstrengender als gedacht, es geht über ziemlich viel Geröll und ausgewaschen ist es auch. Es dauert noch fast eine Stunde bis ich die Straße entlang zur Hütte laufe.


                                          Bezahle in der Hütte den Zeltplatz, hole mir eine Cola und baue mein Zelt auf der anderen Flussseite auf. Trocknet schnell in der Sonne. Sieht hier aus wie in einem Basislager. An den Zelten kann man die Herkunft der Leute erkennen. Das Wochenende steht vor der Tür, dementsprechend voll ist es hier. Das Wetter soll auch gut werden, das spricht für einen Aufstieg, aber was gebe ich schon auf den Wetterbericht.


                                          Nach der Dusche gehe ich im Küchenhäuschen Abendessen machen. Das Kabuff ist voll von Schülern, gefühlte 100 Trangia Kocher schwängern die Luft mit Ruß, überall brutzeln Würstchen, mal mehr oder weniger schwarz, vor sich hin, es gibt Lompe med Pølse für alle. Diesen Snack aus Teigfladen mit Würstchen gibt es hier überall. Ich hab sie beim Camping, im Kiosk auf dem Galdhøpiggen oder auch im Stadion bei Vålerenga getroffen.


                                          Ich begnüge mich mit Real Turmat. Zeitig gehe ich dann ins Bett. Ich muss komplett bescheuert sein, habe mir für morgen vorgenommen um sechs Uhr aufzustehen und hoch auf den Gipfel zu steigen. Ich habe echt einen an der Waffel. Nebenan sitzen sie gemütlich am Lagerfeuer vor dem Lavuu. Sie versuchen mich mit dem „Earth Song“ in den Schlaf zu singen. Nun ja, klappt eher mäßig…

                                          Tag 28 Freitag 24.08.12 Galdhøpiggen
                                          Es ist der 24. August, der Tag an dem die Bundesliga wieder beginnt. Dortmund spielt gegen Werder, ich könnte mich den ganzen Tag lang darauf freuen, später mit den Jungs und Mädels endlich wieder in den Tempel gehen, eine paar Pilsetten zischen und die schwarz-gelben Dortmunder Jungs zum Sieg brüllen. Aber nein, ich stehe lieber um sechs Uhr auf, um 1400hm auf diesen komischen Berg zu wandern, nur weil er da ist.

                                          Was ist wohl bekloppter? Wahrscheinlich können die meisten Leute weder das eine noch das andere nachvollziehen. Sei’s drum, da bin ich wohl eine doppelt gespaltene Persönlichkeit.

                                          Immerhin sieht das Wetter viel versprechend aus. Ich esse rasch eine Scheibe Brot mit Schokolade und werfe noch ein paar Riegel zum Tee in den Rucksack. Ich mache es also wirklich. Laufe los, die anderen hier schlafen noch den Schlaf der Gerechten, vielleicht bin ich ja nachher tatsächlich der Erste oben und habe die Aussicht exklusiv, na ja für ein paar Minuten vielleicht.


                                          Es geht schnell hoch und ich komme rasch ins Schwitzen. Weg mit der Jacke. Schön Aussicht dann ins Visdalen. Dann über Schneefelder und Geröll hoch. Leider gibt es vom Aufstieg nicht wirklich viele Fotos, nur Nebel und Waschküche. Hoffentlich ändert sich das später. Auf 1900m unterhalb des Svellnosi Kamms mache ich Pause, immer noch Nebel. Schnee und Geröll wechselt sich ab. Plötzlich wird es neben mir steil, das Gelände fällt senkrecht ab zum Styggebrean. Na immerhin weiß ich jetzt, das der Gletscher wirklich da ist. Weiter hoch zum Keilhaus topp, endlich taucht der Gipfel auf.


                                          Über Schneefelder geht es hoch. Die sind allesamt noch mit Eis überzogen, war wohl doch etwas frisch hier letzte Nacht. Macht es mir aber einfacher. Gegen elf bin ich dann tatsächlich oben. Verrückt, keiner da. Alles ist total still, beängstigend ruhig.


                                          Die Scheiben der Hütte sind mit Eisblumen verziert. Aber langsam kommt die Sonne durch. Bin etwas kaputt. Trinke und esse etwas, rufe kurz zu Hause an, um von meinen Heldentaten zu erzählen. Lege mich 45 Minuten in die Sonne, dann erst kommen die nächsten Leute hoch. Es sind Esten und es gibt einen Gipfelschnaps für alle, ich kann mich nicht erwehren. Franzosen kommen als nächstes, wollten auch die Ersten sein, Pech gehabt, der dicke Deutsche war ne Stunde eher oben Da müsst ihr früher aufstehen.

                                          Dann geht es Schlag auf Schlag, unglaublich wie viele kommen. Von der Juvasshytta laufen sie über den Gletscher. Eine Kohorte Eiskrieger bewegt sich über den Gletscher. So müssen sich die Burgherren im Mittelalter gefühlt haben, als sie die Angreifer schon von weitem aus haben heranstürmen sehen.






                                          Ein Junger Kerl stürmt voran. Außer Atem rennt der arme Tropf direkt zur Hütte und schließt sie auf. Aha, ein Doofer muss also voran laufen um schon mal Kaffee aufzusetzen. Gehe dann mal kurz zur Hütte, ganz schön groß hier.




                                          Der Typ erzählt, er bliebe das ganze Wochenende hier oben. Da bin ich doch etwas neidisch, bei dem Wetter sicher unschlagbar hier abends und morgens allein zu sein. Beim nächsten Mal. Ich will aber nicht lange stören, Kaffee und Hot Dogs müssen vorbereitet werden.


                                          Ich sitze noch etwas in der Sonne, habe heute ja massig Zeit.














                                          Vor mir sitzt ein Norweger, ziemlich drahtig. Hat nur einen sehr kleinen Rucksack und Trailrunningschuhe an. Zwei Stunden und zehn Minuten hat er hoch gebraucht, sagt er und zündet sich eine Kippe an.


                                          Um viertel vor zwei mache ich mich wieder an den Abstieg. Ski wären jetzt cool.


                                          Die Schneefelder fliegen nur so vorbei, es macht echt Laune und geht super schnell. Den Aufstieg zur Svellnose spare ich mir, laufe herum über das Gletscherfeld.








                                          Über die Geröll- und Schneefelder geht es weiter abwärts. Total kurzweilig und ich werde beim Abstieg über die großen Schneefelder leicht euphorisch bis fast schon übermütig. Krass, was man ohne Nebel und Wolken für Aussichten hat. Bin froh es gemacht zu haben. Das letzte steile Stück überwinde ich auch noch.






                                          Es kommen immer noch Leute hoch, immerhin ist es schon 15:00Uhr. Aber mit Jeans und Adidas Samba ist man ja für so einen kleinen Ausflug sicherlich auch gut ausgerüstet. Spiterstulen kommt wieder in Sicht und um 16:00Uhr sitze ich wieder an meinem Zelt. Zur Belohnung gibt’s ein Bier.




                                          Die Dusche anschließend ist herrlich. Rumgammeln bis zum Abendessen. Beschließe gegen acht Uhr noch der Hütte einen Besuch abzustatten. Da kann ich dann im Warmen auf das Ergebnis warten. Wer das Buch „Der norwegische Gast“ von Anne Holt kennt, fühlt sich wie in der Filmkulisse zu diesem Buch. Schöner siebziger Jahre Chick gemischt mit einer Prise „Sauerlandstern“




                                          Am Nebentisch veranstaltet eine Gruppe von Geschäftsfreunden aus Bergen ein Trinkgelage vom Allerfeinsten. Nicht pöbelnd und ausufernd, eher schick mit reichlich Wein und traditionellen Trinkliedern. Als dann noch alle aufgerufen werden, die morgen hoch zum Gladhøpiggen wollen und vorher ihren Gletscherführer treffen wollen um ihm Fragen stellen zu können, empfehle ich mich. Ist mir irgendwie unheimlich hier. Zu viele komische Leute in zu teuren Klamotten hier, nichts für mich heute.

                                          Ach ja:

                                          Ballspielverein Borussia aus Dortmund – SV Werder Bremen 2:1

                                          1:0 Marco Reus (11., Rechtsschuss, Vorarbeit Blaszczykowski)
                                          1:1 Theodor Gebre Selassie (75., Kopfball, Vorarbeit Arnautovic)
                                          2:1 Mario Götze (81., Rechtsschuss, Vorarbeit Lewandowski)

                                          Geht doch

                                          Zuletzt geändert von Zwimon; 02.10.2012, 22:08.
                                          NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X