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Vorbemerkung
Mir wurde gesagt, ein Ausflugsbericht wäre mal schön. Das habt ihr nun davon, der Ausflug wurde abgekürzt, dies ist ein Fachforum, deshalb dürft ihr vor allem die famosen Vorbereitungen lesen. Über allem steht: DAS ALTER

Fels

Fjord
Prolog
Mama jammert, als wäre sie 70. Mama war mal recht sportlich, ist in den letzten Jahren aber stressbedingt arg zurückgefallen. Mama fährt gerne an die Nordsee und lässt sich dort den Wind um die Nase wehen. Mama ist wetterfest. Mama hat die Fjorde Norwegens im Fernsehen gesehen und mag den Norden auch sonst, so aus der Ferne betrachtet, Nils Holgersson, Elche, Seen. Mama schwärmt, ich konnte es nicht glauben, wohl tatsächlich inzwischen für Königshäuser und mag Mette-Marit und Anhang ganz besonders. Ein bisschen nur!
Mama meldet ständig irgendwelche Zipperlein. Mama sollte abnehmen. Ich könnte mich auch mal wieder mehr bewegen. Ich sage: Jetzt ist Schluss, du bist noch lange nicht uralt, wir fahren nach Norwegen. In Norwegen muss man wandern, was sonst. Baden? Vielleicht mal fünf Sekunden im Fjord. Auto? Neeee, ich habe keine Lust auf ewig-lange Anreise und langwierige Kurverei und am Ende fährt man doch nur und steigt ab und an kurz aus. Mama will/kann auch nicht so lange weg, und Norwegen hat genug Infrastruktur. So sei es: Wir machen Mamas ersten Backpackerurlaub.
Aber wo genau?
Fjord muss wohl schon dabei sein, aber nicht so entfernt. Nah der Küste wandern ist eher schlecht, da wohl fix steil. Wo sieht Norwegen so aus, wie Norwegen gemeinhin auszusehen hat? Ich finde: Finse - Aurland, danke auch an Zwimon, dessen netter Reisebericht mich letztendlich restlos überzeugte: Klassiker, nicht abgelegen, trotzdem vielleicht nicht die absolute Rennstrecke und bisschen abwechslungsreich ohne große Steigungen – bis auf den letzten Tag, da geht es irgendwie 1000 m runter. Vielfältige Möglichkeiten, Hütten zur Not allerorten, recht kurz oder auch ausbaufähig, das packen wir! Mit Zelt! Und wenn es den ganzen Urlaub dauert.
Planung und Vorbereitung
Flug wird Mitte Jan. gebucht, 90 Euro pro Person nach Oslo, Lufthansa, na bitte. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ein paar Wochen vorher dann Bahn, 1. Nacht Oslo Ratzhotel gleich am Bhf., Rest offen. Zweifel steigen immer mal auf – ich fand norweg. Wanderwege schon anstrengend, vergleichsweise … der Rügenurlaub fällt mir ein, paar Jährchen her, Mama überrennt übermotiviert andere Wanderer, um dann so nach 3-4 km doch merklich langsamer zu werden und sich über jede Bank zu freuen, ohne Gepäck.
Equipment
Ich besorge: Zelt mit zwei Eingängen. Aber trotzdem kein überdimensioniertes Trekkingzelt, schließlich muss ich es tragen, mehr Komfort gibt es nicht. Probe an einem sonnigen Tag im Garten, Mama ist angetan, wie einfach es sich aufbaut, und, vor allem: Moskitonetz in den Türen, das ist ja besser als im Haus, keine Insekten und trotzdem gut belüftet! Ich sag nur, naja, Aufbau kann auch mal schwieriger sein, wenn es regnet und windet, um fehlende Frischluft mach ich mir keine Gedanken …
Neuer Daunenschlafsack, möglichst geräumig, Mama soll ihn einweihen, ich werde ihn erben, sofern Mama nicht plötzlich nur noch trekken möchte. Ich verkaufe meinen alten, gute Gelegenheit für einen Austausch. Spart 163 g oder so. Mama liegt Probe im Zelt, findet ihn viel zu warm, ich weise darauf hin, dass sie was für die Ohren einpacken soll. Und NEIN, nicht vorher waschen!!! Rucksack mein neuer, ich leih mir noch einen im Umfeld (der erwies sich übrigens als hervorragend, ganz ohne Probe). Mama ist vom Rucksack angetan, die Farbe - und merkbar gut gepolstert! Nicht zu vergessen hat man die Hände frei. Nur, scheint auf die Oberschenkel zu gehen, mit dem Gewicht. Schon beim Stehen in der Küche.
Gewicht?
Ich rechne: okay, Mama sollte unter 10 kg bleiben. Besser wäre deutlich unter 10 kg. Eigentlich wären 5 kg gut. Oder gar keine Kilo. Ich – hab auch schon so 28 kg getragen, aber da war ich nicht nur jünger (sic!), sondern auch irgendwie fitter und schon da war mir das eigentlich zu viel und das Knie nach einer Woche Schrott. Irgendwie ist mir nicht danach.
Besorge erstmals Luftmatten – aber eher Region leichteste, wer soll das alles schleppen. Mama ist angetan, von der Farbe, auch nicht unbequem, aber doch irgendwie schmal. Denke über breitere Matten nach, wird verworfen, zu schwer und zu teuer.
Was ziehen wir an? Und anderer Kleinkram
Wir kaufen Wanderschuhe, ich finde sie etwas zu weich und durchlässig, aber Mama fühlt sich in ihnen wohler als in dicken Lederschuhen, also gut, das Goretex wird schon ein paar Regentage aushalten und wir rechnen selbstverständlich mit Sonne. Mama macht fortan ihre flotteren Spaziergänge damit, ich besorge die Profi-Wandersocken, die ebenfalls auf Wohlgefallen stoßen, so gemütlich.
Angeblich hat Mama Trekkingsandalen, unbequeme, okay, evtl. als Zweitschuhe. Ne Hose ist da, sogar mehrere potenzielle Kandidaten, diverses Unterzeugs eigentlich auch, das eine oder andere Oberteil wird noch besorgt, orientiert an 50 Euro – nicht, dass ich es Mama nicht gönnen würde, aber warten wir erstmal ab. Ne zivilere Goretex-Jacke habe ich ihr vor Jahren mal geschenkt, wenig genutzt, wird es schon noch tun, Stöcke! sind vorhanden, die vom Möbelhaus mit dem angenehmen Korkgriff, werden nicht gewogen. Kurz vor Abflug seh ich dann, die lassen sich nicht wirklich einfahren. Sie muss meine alten mit Plastikgriff nehmen, aber Mama meckert nicht. Mir sind die zu schwer inzwischen, ich geb meine nicht her.
Mama überrascht, sie besitzt eine Stirnlampe! Sonnenhut ist weiß mit Glitzersteinen, vom letzten Ostseeurlaub, gute Krempe. Zum Muttertag gibt es den praktischen Zahnbürstenschutz und ein Kulturtäschchen aus dem Profioutdoorladen – nein, nicht diese Dinger mit Rasierspiegel und Bügel.
Sonstige Vorkommnisse
Mama fragt sich, in was für eine Wildnis sie da geschleppt wird. Alle vier Wochen die bange Frage, wie viele km gehen wir? Ich sage: da kommt fast immer gleich auch schon wieder ein Bus vorbei, da ist immer gleich eine Hütte, es wird sowieso viel zu viele Strommasten geben, wir haben das Zelt, um jederzeit irgendwo stoppen zu können, wir haben den ganzen Tag Zeit, sonst ist da nichts zu tun. Schau doch in die Beschreibung, da steht immer LEICHT. Nur der letzte Tag vielleicht … aber da geht es nur bergab! Mama fragt, wie ist das mit Zecken, sie nimmt ihre Zeckenkarte mit. -- Zecken, damit haben Norweger in Deutschland ein Problem, aber soll sie, wenn es sie beruhigt, das Gramm ist noch drin - hoffentlich.
Julia meldet: Lemmingjahr, Vorsicht mit dem Trinkwasser. Ich bin so blöd und sag es Mama. Was werden wir trinken? Mama hat viel Durst. Ich wiegele ab, Problem wird vertagt, abwarten, ist noch lange nicht August.
Was wird gegessen? Mama will einkehren, nix da, wird sowieso nicht schmecken zu den Preisen und außerdem lassen wir die Hütten doch links liegen. Fertignudelgerichte, aber genügt eine Packung pro Person??? Besser noch Snickers einpacken oder …? Wie schwer wird das? Wie viele Tage rechne ich nun vorsichtshalber? Vielleicht doch besser zwei Gaskartuschen, für Tee und Abkochen und was auch immer.
Nächste Meldung, Oslo liftet seine Bahngleise im Sommer, bis 8. August. Wie gut, dass ich den 11. gebucht habe, mal schauen, Norweger sind gewiss pünktlich. Ich sag Mama vorerst nix und ist ja alles kein Problem.
Mama fürchtet, man werde sie auslachen. Ich sage, im Gegenteil, uns wird riesige Anerkennung und Bewunderung entgegenschlagen (natürlich schon auch etwas davon abhängig, wie Mama dann letztendlich unterwegs ist, aber das sag ich nicht). Soll ich eine Rettungsdecke einpacken? Ach, wir haben Schlafsäcke, jedes Gramm zählt …
Ich gewöhne mich an den Gedanken von mindestens 20 kg für vier Tage und versuche, die Joggingrunde nicht allzu oft abzukürzen - aber fit, naja, das kommt dann mit jedem Tag. Irgendwie ist die Tour so kurz, da geht der Schmerz doch gerade erst, wenn man unten am Fjord angekommen ist. Wir könnten eigentlich verlängern. Auf der Karte gibt es noch so ein verführerisches Seitental. Die Etappe ist aber ziemlich lang und Julia warnt.
Panikkäufe
Schau mich aber doch zunehmend um und fange an, so blödsinnige Dinge wie Titanbesteck oder Miniultrahandtücher zu kaufen und diese auf die Briefwaage zu legen. Die Miniultrahandtücher sind so mini, dass wir letztendlich ein Handtuch aus dem Schrank auseinanderschneiden, das seit Jahren unbenutzte Duschtuch aus Microfaser vom Discounter. Neuer Windschutz für den Kocher, der alte robuste ist mir für diese Unternehmung ausnahmsweise auch mal zu schwer. Angekommen wunder ich mich und leg ihn auf die Waage: Der Rollwindschutz von Relags in der großen Variante wiegt nicht 95 g, wie auf dem Beipackzettel und in allen shops vermerkt, sondern eher 150 g, hiermit sei der Skandal bekannt gegeben.
Fange an zu rechnen – auf dem groben Zettel steht: 17 kg für mich, 9 für Mama – nach oben hin noch offen bzgl. Zwischenmahlzeiten und Klamotten. Doch eine neue Tasse, das Gewicht ist sekundär, stilvoll soll es zugehen, also Emaille. Das Teil kommt mit dem Windschutz total verbeult und mit angedeuteten Rostflecken an, immerhin erstattet der Shop den Preis. Überschlage: aufgerundet ca. 500 g gespart bei Schlafsack und Kleinkram, wenn ich das alles zuversichtlich zusammenrechne, Suggestion ist alles. Fange gar an, Heringe zu wiegen, das Forum hat fatale Auswirkungen, immerhin stellt sich heraus: So schwer ist das Zelt gar nicht, aber die Heringe sind schwer, da können locker noch 200 g weg. Hurra!
Countdown
Mama wird fünf Wochen vorher krank und hat Muse, die Routenbeschreibungen zu lesen, was nicht zur Beruhigung beiträgt. Zwimon schreibt was von steilem Schneefeld und Leuten in Sandalen. Mama will andere Sandalen. Tja, leichte Zweitschuhe, was nimmt man? Der Discounter bietet mal wieder was – ich glaube nicht, dass sie leicht sind, aber Mama ist begeistert.
Vom Schwimmen tut ihr seit vier Wochen die Schulter weh, alte Judoverletzung.
Rückfahrt mit Zug wird aus Spargründen auch gebucht, so haben wir noch 1,5 Tage in Oslo und einen Rahmen für das Ganze. Lange wird überlegt, bis das Ratzhotel schon ausgebucht ist, hoffe auf schönes Wetter und Campen im Fjord für einen Tag. Mama spart. Ich rätsele, ob nicht doch ein kleinerer Rucksack genügt, oder das Leichtding. Aber die werden alle brüsk zurückgewiesen. Wahrscheinlich überschätze ich heillos meine Kapazitäten, aber ich sehe auch nicht ein, alles zu tragen, während sie einen Tagesrucksack nimmt, das ginge vermutlich auch gar nicht. Und immerhin überragt mich Mama um 2-3 Zentimeter.
A.B.B. schießt um sich und eine Bombe geht hoch. Demnächst werde ich den Geheimdienst vorab informieren, wo Mama demnächst Urlaub machen möchte.
Ich beobachte die Wetterkarte – manche Dinge will man eigentlich nicht wissen. Die Temperaturen sinken im Vgl. zur Vorwoche angeblich um 10 Grad. Die Regenmenge steigt tägl., allerdings noch im unteren mm-Bereich. Mama, du hattest doch eine Regenhose? Handschuhe sollten vielleicht doch eingepackt werden.
Nach langem Hin und Her verwerfe ich das Zelten im Fjord, 2 Tage Hotel, da hat man wenigstens noch was vom Frühstück, denn der Rückflug geht früh.
Mir wurde gesagt, ein Ausflugsbericht wäre mal schön. Das habt ihr nun davon, der Ausflug wurde abgekürzt, dies ist ein Fachforum, deshalb dürft ihr vor allem die famosen Vorbereitungen lesen. Über allem steht: DAS ALTER

Fels

Fjord
Prolog
Mama jammert, als wäre sie 70. Mama war mal recht sportlich, ist in den letzten Jahren aber stressbedingt arg zurückgefallen. Mama fährt gerne an die Nordsee und lässt sich dort den Wind um die Nase wehen. Mama ist wetterfest. Mama hat die Fjorde Norwegens im Fernsehen gesehen und mag den Norden auch sonst, so aus der Ferne betrachtet, Nils Holgersson, Elche, Seen. Mama schwärmt, ich konnte es nicht glauben, wohl tatsächlich inzwischen für Königshäuser und mag Mette-Marit und Anhang ganz besonders. Ein bisschen nur!
Mama meldet ständig irgendwelche Zipperlein. Mama sollte abnehmen. Ich könnte mich auch mal wieder mehr bewegen. Ich sage: Jetzt ist Schluss, du bist noch lange nicht uralt, wir fahren nach Norwegen. In Norwegen muss man wandern, was sonst. Baden? Vielleicht mal fünf Sekunden im Fjord. Auto? Neeee, ich habe keine Lust auf ewig-lange Anreise und langwierige Kurverei und am Ende fährt man doch nur und steigt ab und an kurz aus. Mama will/kann auch nicht so lange weg, und Norwegen hat genug Infrastruktur. So sei es: Wir machen Mamas ersten Backpackerurlaub.
Aber wo genau?
Fjord muss wohl schon dabei sein, aber nicht so entfernt. Nah der Küste wandern ist eher schlecht, da wohl fix steil. Wo sieht Norwegen so aus, wie Norwegen gemeinhin auszusehen hat? Ich finde: Finse - Aurland, danke auch an Zwimon, dessen netter Reisebericht mich letztendlich restlos überzeugte: Klassiker, nicht abgelegen, trotzdem vielleicht nicht die absolute Rennstrecke und bisschen abwechslungsreich ohne große Steigungen – bis auf den letzten Tag, da geht es irgendwie 1000 m runter. Vielfältige Möglichkeiten, Hütten zur Not allerorten, recht kurz oder auch ausbaufähig, das packen wir! Mit Zelt! Und wenn es den ganzen Urlaub dauert.
Planung und Vorbereitung
Flug wird Mitte Jan. gebucht, 90 Euro pro Person nach Oslo, Lufthansa, na bitte. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ein paar Wochen vorher dann Bahn, 1. Nacht Oslo Ratzhotel gleich am Bhf., Rest offen. Zweifel steigen immer mal auf – ich fand norweg. Wanderwege schon anstrengend, vergleichsweise … der Rügenurlaub fällt mir ein, paar Jährchen her, Mama überrennt übermotiviert andere Wanderer, um dann so nach 3-4 km doch merklich langsamer zu werden und sich über jede Bank zu freuen, ohne Gepäck.
Equipment
Ich besorge: Zelt mit zwei Eingängen. Aber trotzdem kein überdimensioniertes Trekkingzelt, schließlich muss ich es tragen, mehr Komfort gibt es nicht. Probe an einem sonnigen Tag im Garten, Mama ist angetan, wie einfach es sich aufbaut, und, vor allem: Moskitonetz in den Türen, das ist ja besser als im Haus, keine Insekten und trotzdem gut belüftet! Ich sag nur, naja, Aufbau kann auch mal schwieriger sein, wenn es regnet und windet, um fehlende Frischluft mach ich mir keine Gedanken …
Neuer Daunenschlafsack, möglichst geräumig, Mama soll ihn einweihen, ich werde ihn erben, sofern Mama nicht plötzlich nur noch trekken möchte. Ich verkaufe meinen alten, gute Gelegenheit für einen Austausch. Spart 163 g oder so. Mama liegt Probe im Zelt, findet ihn viel zu warm, ich weise darauf hin, dass sie was für die Ohren einpacken soll. Und NEIN, nicht vorher waschen!!! Rucksack mein neuer, ich leih mir noch einen im Umfeld (der erwies sich übrigens als hervorragend, ganz ohne Probe). Mama ist vom Rucksack angetan, die Farbe - und merkbar gut gepolstert! Nicht zu vergessen hat man die Hände frei. Nur, scheint auf die Oberschenkel zu gehen, mit dem Gewicht. Schon beim Stehen in der Küche.
Gewicht?
Ich rechne: okay, Mama sollte unter 10 kg bleiben. Besser wäre deutlich unter 10 kg. Eigentlich wären 5 kg gut. Oder gar keine Kilo. Ich – hab auch schon so 28 kg getragen, aber da war ich nicht nur jünger (sic!), sondern auch irgendwie fitter und schon da war mir das eigentlich zu viel und das Knie nach einer Woche Schrott. Irgendwie ist mir nicht danach.
Besorge erstmals Luftmatten – aber eher Region leichteste, wer soll das alles schleppen. Mama ist angetan, von der Farbe, auch nicht unbequem, aber doch irgendwie schmal. Denke über breitere Matten nach, wird verworfen, zu schwer und zu teuer.
Was ziehen wir an? Und anderer Kleinkram
Wir kaufen Wanderschuhe, ich finde sie etwas zu weich und durchlässig, aber Mama fühlt sich in ihnen wohler als in dicken Lederschuhen, also gut, das Goretex wird schon ein paar Regentage aushalten und wir rechnen selbstverständlich mit Sonne. Mama macht fortan ihre flotteren Spaziergänge damit, ich besorge die Profi-Wandersocken, die ebenfalls auf Wohlgefallen stoßen, so gemütlich.
Angeblich hat Mama Trekkingsandalen, unbequeme, okay, evtl. als Zweitschuhe. Ne Hose ist da, sogar mehrere potenzielle Kandidaten, diverses Unterzeugs eigentlich auch, das eine oder andere Oberteil wird noch besorgt, orientiert an 50 Euro – nicht, dass ich es Mama nicht gönnen würde, aber warten wir erstmal ab. Ne zivilere Goretex-Jacke habe ich ihr vor Jahren mal geschenkt, wenig genutzt, wird es schon noch tun, Stöcke! sind vorhanden, die vom Möbelhaus mit dem angenehmen Korkgriff, werden nicht gewogen. Kurz vor Abflug seh ich dann, die lassen sich nicht wirklich einfahren. Sie muss meine alten mit Plastikgriff nehmen, aber Mama meckert nicht. Mir sind die zu schwer inzwischen, ich geb meine nicht her.
Mama überrascht, sie besitzt eine Stirnlampe! Sonnenhut ist weiß mit Glitzersteinen, vom letzten Ostseeurlaub, gute Krempe. Zum Muttertag gibt es den praktischen Zahnbürstenschutz und ein Kulturtäschchen aus dem Profioutdoorladen – nein, nicht diese Dinger mit Rasierspiegel und Bügel.
Sonstige Vorkommnisse
Mama fragt sich, in was für eine Wildnis sie da geschleppt wird. Alle vier Wochen die bange Frage, wie viele km gehen wir? Ich sage: da kommt fast immer gleich auch schon wieder ein Bus vorbei, da ist immer gleich eine Hütte, es wird sowieso viel zu viele Strommasten geben, wir haben das Zelt, um jederzeit irgendwo stoppen zu können, wir haben den ganzen Tag Zeit, sonst ist da nichts zu tun. Schau doch in die Beschreibung, da steht immer LEICHT. Nur der letzte Tag vielleicht … aber da geht es nur bergab! Mama fragt, wie ist das mit Zecken, sie nimmt ihre Zeckenkarte mit. -- Zecken, damit haben Norweger in Deutschland ein Problem, aber soll sie, wenn es sie beruhigt, das Gramm ist noch drin - hoffentlich.
Julia meldet: Lemmingjahr, Vorsicht mit dem Trinkwasser. Ich bin so blöd und sag es Mama. Was werden wir trinken? Mama hat viel Durst. Ich wiegele ab, Problem wird vertagt, abwarten, ist noch lange nicht August.
Was wird gegessen? Mama will einkehren, nix da, wird sowieso nicht schmecken zu den Preisen und außerdem lassen wir die Hütten doch links liegen. Fertignudelgerichte, aber genügt eine Packung pro Person??? Besser noch Snickers einpacken oder …? Wie schwer wird das? Wie viele Tage rechne ich nun vorsichtshalber? Vielleicht doch besser zwei Gaskartuschen, für Tee und Abkochen und was auch immer.
Nächste Meldung, Oslo liftet seine Bahngleise im Sommer, bis 8. August. Wie gut, dass ich den 11. gebucht habe, mal schauen, Norweger sind gewiss pünktlich. Ich sag Mama vorerst nix und ist ja alles kein Problem.
Mama fürchtet, man werde sie auslachen. Ich sage, im Gegenteil, uns wird riesige Anerkennung und Bewunderung entgegenschlagen (natürlich schon auch etwas davon abhängig, wie Mama dann letztendlich unterwegs ist, aber das sag ich nicht). Soll ich eine Rettungsdecke einpacken? Ach, wir haben Schlafsäcke, jedes Gramm zählt …
Ich gewöhne mich an den Gedanken von mindestens 20 kg für vier Tage und versuche, die Joggingrunde nicht allzu oft abzukürzen - aber fit, naja, das kommt dann mit jedem Tag. Irgendwie ist die Tour so kurz, da geht der Schmerz doch gerade erst, wenn man unten am Fjord angekommen ist. Wir könnten eigentlich verlängern. Auf der Karte gibt es noch so ein verführerisches Seitental. Die Etappe ist aber ziemlich lang und Julia warnt.
Panikkäufe
Schau mich aber doch zunehmend um und fange an, so blödsinnige Dinge wie Titanbesteck oder Miniultrahandtücher zu kaufen und diese auf die Briefwaage zu legen. Die Miniultrahandtücher sind so mini, dass wir letztendlich ein Handtuch aus dem Schrank auseinanderschneiden, das seit Jahren unbenutzte Duschtuch aus Microfaser vom Discounter. Neuer Windschutz für den Kocher, der alte robuste ist mir für diese Unternehmung ausnahmsweise auch mal zu schwer. Angekommen wunder ich mich und leg ihn auf die Waage: Der Rollwindschutz von Relags in der großen Variante wiegt nicht 95 g, wie auf dem Beipackzettel und in allen shops vermerkt, sondern eher 150 g, hiermit sei der Skandal bekannt gegeben.
Fange an zu rechnen – auf dem groben Zettel steht: 17 kg für mich, 9 für Mama – nach oben hin noch offen bzgl. Zwischenmahlzeiten und Klamotten. Doch eine neue Tasse, das Gewicht ist sekundär, stilvoll soll es zugehen, also Emaille. Das Teil kommt mit dem Windschutz total verbeult und mit angedeuteten Rostflecken an, immerhin erstattet der Shop den Preis. Überschlage: aufgerundet ca. 500 g gespart bei Schlafsack und Kleinkram, wenn ich das alles zuversichtlich zusammenrechne, Suggestion ist alles. Fange gar an, Heringe zu wiegen, das Forum hat fatale Auswirkungen, immerhin stellt sich heraus: So schwer ist das Zelt gar nicht, aber die Heringe sind schwer, da können locker noch 200 g weg. Hurra!
Countdown
Mama wird fünf Wochen vorher krank und hat Muse, die Routenbeschreibungen zu lesen, was nicht zur Beruhigung beiträgt. Zwimon schreibt was von steilem Schneefeld und Leuten in Sandalen. Mama will andere Sandalen. Tja, leichte Zweitschuhe, was nimmt man? Der Discounter bietet mal wieder was – ich glaube nicht, dass sie leicht sind, aber Mama ist begeistert.
Vom Schwimmen tut ihr seit vier Wochen die Schulter weh, alte Judoverletzung.
Rückfahrt mit Zug wird aus Spargründen auch gebucht, so haben wir noch 1,5 Tage in Oslo und einen Rahmen für das Ganze. Lange wird überlegt, bis das Ratzhotel schon ausgebucht ist, hoffe auf schönes Wetter und Campen im Fjord für einen Tag. Mama spart. Ich rätsele, ob nicht doch ein kleinerer Rucksack genügt, oder das Leichtding. Aber die werden alle brüsk zurückgewiesen. Wahrscheinlich überschätze ich heillos meine Kapazitäten, aber ich sehe auch nicht ein, alles zu tragen, während sie einen Tagesrucksack nimmt, das ginge vermutlich auch gar nicht. Und immerhin überragt mich Mama um 2-3 Zentimeter.
A.B.B. schießt um sich und eine Bombe geht hoch. Demnächst werde ich den Geheimdienst vorab informieren, wo Mama demnächst Urlaub machen möchte.
Ich beobachte die Wetterkarte – manche Dinge will man eigentlich nicht wissen. Die Temperaturen sinken im Vgl. zur Vorwoche angeblich um 10 Grad. Die Regenmenge steigt tägl., allerdings noch im unteren mm-Bereich. Mama, du hattest doch eine Regenhose? Handschuhe sollten vielleicht doch eingepackt werden.
Nach langem Hin und Her verwerfe ich das Zelten im Fjord, 2 Tage Hotel, da hat man wenigstens noch was vom Frühstück, denn der Rückflug geht früh.
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