Tag 5 (Teil 1)
Als ich um 5.30 Uhr aus meinem Quilt krabbele, *trommelwirbel*, knallt wie immer die Sonne auf mein Luxushotel. Diesmal habe ich zwischen 22.00 Uhr und 3.30 Uhr richtig gut geschlafen, aber dann war mir wie so oft kalt, alles fühlte sich feucht an und alles hat gefühlt an mir geklebt. Trotzdem bin ich dann aber irgendwann nochmal eingeschlafen bis jetzt gerade, und so bin ich nun den Umständen entsprechend gefühlt nicht allzu unfit.
Ich halte die Hitze hier drinnen also mal wieder nicht mehr aus, packe alles zusammen, bringe alles komfortablerweise zu der Picknickbank und stelle auf dem Weg dorthin bereits leider fest, dass mein linker Knöchel ziemlich doll schmerzt (5/10). Trotzdem gönne ich meinem – Achtung Teekesselchen-Alarm - HEIß geliebten Zelt ein Fotoshooting an diesem durchaus für mich angenehmen Ort.
Friedlich steht die Hütte mitten im Laddejahka-Panorama
und auch die Hütte der Stugvärdin
scheint die Morgenruhe noch zu genießen.
Das Einzige, was mich leicht beunruhigt, ist der sich direkt hinter der Picknickbank befindende steile Abhang, aber trotz eines derzeit leichten Windes vertraue ich mal darauf, dass meine Sachen nicht hinunterwehen werden.
Kurz sehe ich nochmal die Mutter mit ihrer Tochter vor der Gemeinschaftshütte, aber es kommt zu keinem Gespräch mehr.
Und so starte ich um 7.34 Uhr die heutige vor mir liegende Etappe. Ein genaues Ziel habe ich mal wieder nicht und so lautet mein derzeitiger Plan, die Hitze und meinen Körper entscheiden zu lassen, ob ich irgendwo vor Arasluokta oder vielleicht sogar im optimistischen bzw. eher unrealistischen Fall erst hinter Arasluokta nächtigen werde.
Vorbei an der Hütte der so netten Stugvärdin schnecke ich mit meinen Knöchelschmerzen und einem ihr zuwinkenden Abschiedsgruß an ihr vorbei und erreiche bald die Brücke,
von welcher aus ich im Jahre 2016 die imposanten großen runden Löcher in den Felsen sehen konnte.
Foto von 2016!!!
Foto von 2016!!!
Diesmal ist der Wasserstand aber viel höher und von Löchern ist weit und breit nichts zu sehen. Obwohl das Wasser sehr reißend ist,
bringe ich die Überquerung gut hinter mich. Auf der anderen Seite erwartet mich und meinen Sonnenschirm eine wunderbare Aussicht hinab ins Tal
und so lasse ich die Brücke hinter mir.
Plötzlich erschreckt mich mitten an diesem friedlichen Morgen ein vor mir flüchtendes Schneehuhn

Aber bevor der heutige Pflicht-Anstieg beginnt, frage ich mich noch, ob die Hütten dort drüben über dem erdigen Abhang noch viele Jahre stehen werden oder irgendwann versetzt werden müssen wegen Erdrutschgefahr?
Wie auch immer – nun gibt es keine Ausreden mehr für den bevorstehenden Anstieg.
Bereits nach ein paar Minuten bin ich in meiner langen Schlaf-Jogging-Hose und meinem langen Merino-Oberteil nassgeschwitzt und komme nur sehr langsam und humpelnd voran.
Phasenweise gibt es absolut Null Wind, aber stattdessen viele Moskitos, welche mir nervigerweise teilweise im Gesicht herumfliegen

Ein weiteres Schneehuhn flattert plötzlich vor mir hoch und erschreckt sich genauso wie ich. Anstatt aber seine ca. 9 herumirrenden Babys zu beschützen, rennt er selber egoistischerweise vor mir weg.
Erste Schneefelder posieren bald für ein Fotoshooting
und wäre es nicht so unendlich heiß und fast immer windstill, würden mich die heute viel unterwegs seienden Moskitos vielleicht gar nicht nerven. Alles zusammen ist aber in Kombination mit absoluter Windstille sehr unschön.
Die Sonne knallt ununterbrochen weiter auf meine lange schwarze Hose, aber immerhin ist wie immer die Landschaft herrlich.
Habe ich eigentlich schonmal erwähnt, dass mir heiß ist?

Gefühlt bleibe ich alle 2 Minuten stehen,
trinke etwas, versuche den Knöchel zu entlasten, schwitze vor mich hin und/oder genieße die Aussicht, wenn ich nicht gerade von Moskitos angegriffen werde.
Auch hier sieht man deutlich, wieviel Schnee erst vor kurzem geschmolzen ist.
Je höher ich schnecke, desto höher wird an manchen Stellen der Schnee.
Glücklicherweise werden die Knöchelschmerzen nach und nach weniger. Noch traue ich dem Braten aber nicht und bin vorsichtig. Aber je mehr ich schnecke, desto mutiger werde ich wieder, normal aufzutreten.
Vorbei geht es nun an einem großen Rentierzaun, in dem aber weit und breit kein Rentier zu sehen ist, und vorbei an mehreren kleinen Hütten der Rentierzüchter.
Wie so oft reiht sich eine kurze Pause an die nächste
und der Versuch, mal ein paar Pflanzen ein Fotoshooting zu gönnen,
scheitert eher kläglich
an der nicht guten Qualität des Fotoapparates

Der Anstieg zieht sich gefühlt unendlich in die Länge und nimmt und nimmt kein Ende.
Irgendwann nähere ich mich schwitzschneckend einem von mir zu überquerenden Schneefeld,
welches bereits jetzt am frühen Morgen total aufgeweicht ist
und fleißig vor sich hinschmilzt.
Inzwischen ist es trotz keiner langen Pausen meinerseits bereits 10.33 Uhr und ich erreiche dieses hübsche Steingebilde,
welches für mich aussieht wie ein sitzendes Kamel.
Genau hier hatte ich 2016 einen netten Trail-Magic-Moment, denn mehrere Wanderer-Parteien hatten sich damals hier unterhalten und Rentier-Wurst zum Probieren verteilt. Leider hatte ich aber kein Wort ihrer schwedischen Kommunikation verstanden und war dann recht schnell weitergeschneckt.
Seit dem Beginn des Anstieges ist es immer noch fast durchgängig windstill und vor allem an sumpfigen Stellen
feiern heute die Moskitos große Partys.
Ich will endlich oben sein, aber dieser Wunsch wird noch nicht erfüllt.
So langsam brauche ich mal wieder Wassernachschub, aber es ist gar nicht so leicht, eine passende Stelle zu finden.
Der Schnee ist teilweise noch echt hoch und auf gar keinen Fall werde ich mehr von diesem weichen Schnee überqueren als notwendig.
Und dann erreiche ich irgendwann eine mir sehr stark in Erinnerung gebliebene Stelle:
Den Wasserfall. Auch er führt heute viel mehr Wasser als im Jahre 2016.
Foto von 2016!!!
Foto von 2016!!!
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