[GL] Qaqqaqaqaaq – zwischen Eqalorutsit Kangilliit und Jespersen Bræ

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  • Borgman
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    [GL] Qaqqaqaqaaq – zwischen Eqalorutsit Kangilliit und Jespersen Bræ

    Tourentyp
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    Mitreisende
    ​ ​Solotour in Südwest-Grönland vom 06. bis 28. August 2025


    ​​​​​​​​​​

    Die grönländische Sprache ist genauso faszinierend und für uns fremdartig wie so ziemlich alles auf dieser Insel. Kalaallisut, ich werde sie niemals lernen. Vielleicht ist euch das Wort Qaqqaq schon mal untergekommen, es heißt schlicht „Berg“. Durch das Hinzufügen von Suffixen an den Wortstamm ergibt sich eine Bedeutung, die bei uns ein ganzer Satz wäre: „es gibt so viele Berge“ - Qaqqaqaqaaq. Als Wanderer und in meinem Fall kompletter Grönland-Neuling wird man schnell mit dieser Tatsache konfrontiert. Ja, es gibt viele Berge in Südgrönland, und die haben so ihre Tücken. Dazu kommen wir sehr bald. Eigentlich mag ich keine langen Einleitungen, aber ein paar nützliche Infos will ich doch unterbringen. Manche davon an der passenden Stelle später im Bericht, andere schon am Anfang. Eine Tour beginnt bekanntlich mit der Planung, und die hat eben auch ihre Tücken.

    ​​​​​​​​​​
    im Nebel gibt es manchmal auch gar keine Berge, Eqalorutsit Kangilliit

    Natürlich liest man alle verfügbaren Berichte zu der Gegend, für die man sich interessiert. Habe ich auch gemacht und schöne Bilder angeguckt, war danach aber nicht viel schlauer als vorher. Erstens gibt es nur sehr wenige, die einigermaßen detailliert sind, und dann weiß man ja auch nicht: sind die Berichteschreiber krass trainierte, lebensmüde Gesellen, die ständig ihre Grenzen austesten oder normale Wanderer wie ich, die zwar Erfahrung im weglosen Gehen mitbringen und Hindernisse als Herausforderungen annehmen, aber am Ende gerne noch alle Körperteile intakt an der richtigen Stelle haben und auch ein bisschen Zeit zum Erholen und Staunen brauchen? Und dann die Variablen, z.B. Gletscherflüsse, Buschwerk, Begehbarkeit von Gletschern und steilen Hängen in losem Moränenschutt. Das alles kann sich in wenigen Jahren stark verändern.

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    Landschaft im Wandel, Jespersen Bræ

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    Als sich die Fragezeichen immer mehr auftürmten, beschloss ich, das zu machen, was ich gut kann: improvisieren. Da ich eigene Erfahrung mit Gelände und Besonderheiten erst nach und nach sammeln musste, würde ich die ersten 10 Tourtage defensiv angehen, direkt von Narsarsuaq starten und nach Wetter, Lust und Fitness weiter in schwieriges Terrain vordringen (Johan Dahl Land) oder mich in einfacherem halten. Die 9 Tage danach wollte ich mich ungefähr an der von @Tilmann auf seiner eigenen Seite beschriebenen Runde von Igaliku zum Jespersen Bræ orientieren, die auf seinen Fotos für meinen Geschmack ungeheuer faszinierend aussah. Das war gesetzt.

    Zur groben Planung benutzte ich eine Online-Karte, Nunniffiit ...
    https://kort.nunagis.gl/portal/apps/...8fc8c26bf9be6b

    die hervorragend aufbereiteten Satellitenbilder von Dataforsyningen …
    https://dataforsyningen.dk/map/4783

    und für die aktuelle Schneelage sowie Situation von Getscherrändern und Eisfjorden die gröberen, tagesaktuellen (nur bei wolkenlosem Himmel natürlich), frei verfügbaren Bilder von Sentinel-2:
    https://browser.dataspace.copernicus...ateMode=SINGLE

    Die wenigen zum Kauf angebotenen gedruckten Papierkarten sind nicht so aktuell und decken auch nicht das ganze Gebiet ab, wollte ich aber unbedingt dabei haben.
    Arctic Sun Map: Narsarsuaq 1:50.000
    Vandrekort Sydgrønland: Narsarsuaq 1:100.000
    Vandrekort Sydgrønland: Narsaq 1:100.000

    Als ich die in Händen hielt, fand ich mehr zufällig heraus, dass Dataforsyningen eine komplette topographische Kartenserie der eisfreien Gebiete aufgelegt hat, deren einzelne Blätter man, sobald man sich als Benutzer angemeldet hat, anfordern kann und dann auch sofort kostenlos als pdf-Download zur Verfügung gestellt bekommt.
    https://dataforsyningen.dk/data/4848

    Großartig! So konnte ich ganz einfach die vorhandenen Karten ergänzen und hatte Papierkarten für das ganze Gebiet, das für mich in Frage kommen würde. Nachteil: sie haben, ebenso wie die identische Onlinekarte von Nunniffiit nur 50-Meter-Höhenlinien. Wenn man allerdings bei den Dataforsyningen-Satellitenbildern weit genug herein zoomt, erhält man 25-Meter-Höhenlinien. Jetzt kann man punktuell fragwürdige Stellen auf Papier markieren, den aktuellen Verlauf der Gletscherflüsse korrigieren (teils deutlich anders als auf den Wanderkarten) und, falls man aufs Eis will, die Gletscherfronten aus den Sentinel-Bildern übertragen. Das hilft wirklich – ich bin froh, dass ich mir die Mühe gemacht habe. Die magnetische Deklination beträgt 2025 für Narsarsuaq 20,45° West, also negativ.


    So. Nach dem komplizierten Kartengedöns halte ich die Anreise ganz knapp. Am 05. August geht es nach der Arbeit mit dem Nachtzug von Hamburg nach Kopenhagen, wo am 06. um 12:15 Uhr der Flieger nach Narsarsuaq startet. Große Entspannung! Mir fällt es immer schwer, loszulassen und für drei Wochen in die Wildnis abzutauchen. Diesmal bin ich fast schon krankhaft aufgeregt und im Zweifel, ob ich so lange weg sein kann. Ja doch, du bist entbehrlich, mach dich nicht so wichtig. Spätestens auf dem Flug wird alles ganz leicht, ich freue mich ungetrübt auf eine spannende Tour, neue Eindrücke und Erlebnisse.

    ​​​​​

  • Borgman
    Dauerbesucher
    • 22.05.2016
    • 808
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    • Meine Reisen

    #2
    Mittwoch, 06. August

    In Narsarsuaq angekommen, führt der erste Weg den Wanderer üblicherweise direkt zum Blue Ice Cafe. Um Gas oder Spiritus zu kaufen, sich für das Hostel anzumelden, einen Bootstransfer zu buchen oder zu bezahlen, Informationen zur Wanderroute einzuholen, alles zusammen oder einfach nur auf einen Kaffee nach der Reise. Da bin ich keine Ausnahme. Bei Blue Ice Explorer kümmert man sich nett und geduldig um alle relevanten Anliegen. Vor Ort oder auch schon vorab per E-Mail. Hoffentlich bleibt es uns erhalten, wenn Ende 2026 wie geplant der internationale Flughafen nach Qaqortoq verlegt wird und der jetzige Flughafen Narsarsuaq zu einem Heliport schrumpft.


    Vieles wird sich verändern in Narsarsuaq ohne den Flughafen

    Ich kaufe meinen Spiritus, bezahle den Bootstransfer nach Itilleq am 17. und checke dann die Lage im Pilersuisoq-Laden. Weil ich nur für die ersten 10 Tage Nahrung dabei habe, bin ich darauf angewiesen, dort am 16. für die zweite Tour einzukaufen. Das Angebot ist naturgemäß für 160 Einwohner und ein paar Touristen etwas eingeschränkt und manche Regalfächer auch leer, aber Instantnudeln, Kekse und irgendwelche Nüsse sollte es eigentlich immer geben. Da darf ich dann halt nicht wählerisch sein. Geht klar.

    Jetzt bin ich frei bis Samstag nächste Woche – geiles Gefühl! – und vertrödele bei Sonnenschein und wenig Wind keine Zeit mehr im Kaff. Ich möchte heute noch hinter dem Flughafen den Gletscherfluss queren, morgen auf der Ostseite am Fjord nach Norden laufen. Die direkte Route zum Johan Dahl Land, also sofort ein steiler, pfadloser Anstieg von 500Hm und weiter bis auf 1050m über die Berge traue ich mir mit dem schweren Rucksack nicht zu, das bleibt pure Phantasie. Ein ruhiger Fahrweg am Fjord klingt dagegen äußerst attraktiv als Einstieg.


    auf dem Weg zum Fluss sieht man schon typische Vegetation


    die Bootspassage ist bei diesem Wetter reiner Genuss



    Auf der anderen Seite lasse ich das Packraft trocknen und denke mir, dass ich wohl heute keinen besseren Schlafplatz mehr finden werde als diese von Schafbeweidung geprägten grasigen Hügel. Bin auch müde, weil ich im Nachtzug keine Minute schlafen konnte. Nur Schatten hätte ich gerne. Es ist 18:30 Uhr, und die Sonne wird erst in vier Stunden untergehen. Die Zeitzone ist GMT-2, aber schon Südgrönland liegt dafür eigentlich zu weit westlich. Soll heißen, die Sonne hat (mit Sommerzeit) ihren höchsten Stand erst gegen 14 Uhr, geht spät auf und spät unter.



    Da links im Bild sind Birken, die gerade so einen ebenen Platz beschatten. Das ist meiner.



    Zum Waschen und Wasser holen muss ich hin und zurück jeweils einen guten halben Kilometer zum See gehen. Das ist mir die gute Zeltstelle wert. Uff – lange Reise – jetzt möchte ich nur noch schlafen.

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    • Fjellfex
      Fuchs
      • 02.09.2016
      • 1769
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      • Meine Reisen

      #3
      Hurra, es geht schon los - ich hatte gedacht länger warten zu müssen.
      Seit *ewigen* Zeiten liegt bei mir ein Trekkingführer Grönland vom Michael Vogeley herum ... aber den Hintern habe ich nie hochbekommen.
      Vielleicht ja auch deshalb, weil das für mich doch eine Nummer zu groß ist? Eisbären zum Beispiel. An der Ostküste ist das wohl echt ein Thema, im Westen und Süden eher weniger. (?)
      Und um Ecken einschätzen zu können aus denen man sonst keine Informationen bekommt, hat sich für mich google earth pro schon ein paar mal bewährt.
      Ich bin gespannt!

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      • zilka

        Erfahren
        • 29.06.2017
        • 445
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Ich bin auch gespannt!
        Noch ein Bericht in meinem Lieblings-Unterforum zum Verfolgen…
        Und mit Packraft!

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        • fhvdrais
          Dauerbesucher
          • 16.08.2015
          • 596
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          • Meine Reisen

          #5
          Ich auch, sehr!
          Gab's viele Mücken Anfang August?

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          • Borgman
            Dauerbesucher
            • 22.05.2016
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            • Meine Reisen

            #6
            Fjellfex : Eisbären nicht, aber auf eine unerwartete Bedrohung komme ich im nächsten Teil zu sprechen. Und ich wette um ein 6-er Pack Kvikk Lunsj, dass du auch mit Google Earth Pro in manchen Gebieten Grönlands nicht weit kommst. Im Johan Dahl Land z.B. sind ganze Höhenzüge mit dicken schwarzen Flechten überzogen – das wirkt wie eine Art „Stealth Mode“: beim reinzoomen der Satellitenbilder wird plötzlich der Bildschirm schwarz. Naja, vielleicht nicht ganz, aber du verstehst was ich meine. Ob und wenn ja wie und wo man Gletscherflüsse queren kann, lässt sich auch nicht mit den besten Online-Tools vorher einschätzen.

            zilka : Schön, dass du dabei bist. Das Packraft wird noch mehrmals zum Einsatz kommen.

            fhvdrais : zu den Mücken komme ich auch sehr bald. Ich kann jetzt schon dringend anraten, ein Kopfnetz auf die Packliste zu setzen

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            • Borgman
              Dauerbesucher
              • 22.05.2016
              • 808
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              • Meine Reisen

              #7
              Donnerstag, 07. August

              Noch im Halbschlaf, nach einer erholsamen Nacht, sickert ein nahes, schlagendes Geräusch allmählich in mein Bewusstsein. Hm … grunz … gähn … das Außenzelt flattert im Wind. Okay … gääähn … nicht schlimm. Aber dann bin ich plötzlich hellwach. Wieso? Welcher Wind? Jetzt spüre ich, dass etwas sehr lebhaft gegen meine Füße drückt. Ein Tier! Es muss durch den Lüfter gekommen sein und strampelt wohl in Panik. Ein Hase, der nicht mehr raus findet? Nee, Scheiße, es ist ein Polarfuchs, der rein will und wie wild den Stoff bearbeitet. Als ich draußen bin, will er mich angreifen, läuft immer wieder Kreise um mich und versucht, an mich ranzukommen. Lässt sich nicht durch brüllen und fuchteln vertreiben. Erst als ich ihn mit dem Stock erwische, wird er vorsichtig und läuft nach einigen weiteren halbherzigen Attacken den Hang hoch. Ist er endlich weg?

              Nach einem schnellen Frühstück (ich hätte auch das weglassen sollen), packe ich zusammen und muss noch mal dringend wo hin. Da ist der Fuchs wieder und startet erneut eine endlose Reihe von Angriffen. Er kennt ja jetzt meine Reichweite. Verdammt! Lass mich fertig packen und verschwinden! Erhöhten Speichelfluss oder Schaum vor dem Maul als Anzeichen von Tollwut sehe ich nicht, aber es gibt ja wohl keine andere Erklärung für dieses Verhalten. Ich darf nicht zulassen, dass er mich beißt, erwische ihn noch mal mit dem Stock und brülle so laut ich kann – bestimmt hört man es bis Narsasuaq. Jetzt verzieht er sich in die Ebene, was bedeutet, dass er mich weiter beobachtet. Aber ich kann endlich fertig packen und losgehen.


              Fuchs läuft Kreise um mich …


              und greift an

              Nach 100 Metern ist er wieder da, aber ich komme wenigstens voran. Solange ich mich mit im Kreis drehe und ihn auf Abstand halte, kann ich immer ein paar Schritte machen. Nach einer Zeit, die mir wie eine Stunde vorkommt, aber wahrscheinlich nicht mehr als zehn Minuten sind, bleibt er zurück. Was für ein Biest! So ein stressiger Start in den Tag! Den Urlaub hatte ich mir wahrlich entspannter vorgestellt. Muss man jetzt immer damit rechnen, dass irgendwelche tollwütigen Viecher angerannt kommen? Ich drehe mich noch mal um. Kein Fuchs zu sehen.

              Beim Gehen beruhige ich mich allmählich. Die Wolken lösen sich auf, man sieht schon blauen Himmel, es weht ein leichter Wind bei 9°C. Obwohl ich dem Fahrweg folge, komme ich mit dem schweren Rucksack nur mäßig voran. War die richtige Entscheidung, den Ball erst mal flach zu halten. Oder leicht hügelig, denn ein bisschen geht es immer hoch und runter am Fjord.


              Blick zurück nach Narsarsuaq und weiter über den Tunulliarfik (Eriksfjord, auch Skovfjorden)



              Hier mache ich Pause und drücke den Reset-Knopf. Von so einem kleinen Tier lasse ich mir nicht die die Tour vermiesen. Erst jetzt dämmert mir, dass ich den Tollwutfall melden sollte, damit sich ein Jäger darum kümmern kann. Ja, mache ich, wenn ich in 9 Tagen wieder zurück komme. Wanderer sind auf dieser Seite praktisch nie, und wer hier wohnt, kümmert sich selber. Jetzt will ich die Gedanken lieber darauf lenken, was vor mir liegt. Es zieht mich magisch zum Eqalorutsit Kangilliit, dem westlichen Eisfjord. Dafür muss ich auf die andere Fjordseite paddeln, über einen Bergsattel von gut 600m Höhe steigen und ein dicht bewachsenes Tal entlang gehen. Klingt abwechslungsreich, also los.


              der Fahrweg wird nicht oft befahren


              nur wenige Eisbrocken verirren sich in diesen Fjordarm

              Die Stille hier tut mir gut nach der lauten Reise und dem holperigen Start. An der schmalsten Stelle …





              blase ich das Boot auf und paddele auf die andere Seite. Zwei kleine Motorboote fahren vorüber, stoppen, fahren wieder ein Stück, stoppen und immer so weiter, als suchten sie was. Man sieht sie auf dem Foto ganz hinten.


              das Wasser ist ganz milchig vom Gletscherstaub


              Blick zur Gannet Bugt, dem Fjordende


              links sieht man wieder eins der Boote

              Nach der Überfahrt, als ich gerade Mittagspause mache, kommt ein Hubschrauber, steht über Land in der Luft, fliegt ein Stück, steht wieder, fliegt eine Runde, landet auf der anderen Seite, fliegt wieder ein Stück, steht in der Luft und so weiter. Definitiv suchen sie was. Hatte ich was von Stille gesagt? Für bestimmt zwei Stunden herrscht ein Heidenlärm. Hoffentlich haben sie gefunden, was sie suchten, hoffentlich ist kein Mensch zu Schaden gekommen. Natürlich macht man sich Gedanken. Es könnte ein Paddler sein, oder ein Packrafter, bei dem man nicht weiß, ob er an Land oder auf dem Wasser verschwunden ist.



              Das wird heute nichts mehr mit der Entspannung, ich finde auch nicht richtig in den Tourmodus. Bis zu dem See 227m nordwestlich vom Hof Qinngua will ich noch gehen und dort einen Platz suchen. Ich könnte bis kurz davor dem, auf dieser Seite häufiger befahrenen, Weg folgen, entscheide mich aber für einen Schafpfad am Hang.





              Erst hier fällt mir so richtig auf wie trocken der Boden und die Vegetation ist. Seit Wochen kann es nicht viel geregnet haben. Eigentlich sind es nur vielleicht fünf Kilometer im Gelände von der Anlandestelle bis zum See, aber die ziehen sich schier endlos. Niedriges Weidengesträuch, krautige Wiesen und steinige Stellen wechseln sich ab, der Wind hat etwas aufgefrischt, so dass es in der Sonne nicht zu warm wird, und der Blick ist herrlich.


              Blick zurück


              Blick Richtung Qinngua


              See 227m

              An einem anderen Tag wären noch ein paar Kilometer drin gewesen. Heute bin ich einfach nur froh, dass es am See trotz viel Gesträuch Zeltmöglichkeiten gibt. Wegen der (zu vermeidenden) Abendsonne schlage ich mich auf die linke, westliche Seite …



              richte mich gemütlich ein und klebe die mindestens 20 Löcher zu, die der Fuchs in mein Akto gebissen hat. Nicht, dass sie die Funktion groß beeinträchtigen – ich will sie nur nicht mehr sehen. Lieber gucke ich auf Klebestreifen (Kinesio-Tape haftet überraschend gut auf Silnylon, für das Innenzelt eignet sich Heftpflaster) als auf tollwütige Bisse.







              Muss ich so was noch mal befürchten? Bei uns und in Skandinavien gibt es ja keine Tollwut mehr, deshalb habe ich nie einen Gedanken daran verschwendet. Scheint in Grönland noch ein Thema zu sein, aber auch hier glaube ich, dass die Wahrscheinlichkeit, einem tollwütigen Tier zu begegnen, äußerst gering ist. Vorsichtshalber schließe ich die Lüfter und entspanne mich. Obwohl ich das Gefühl, dass Grönland mich abschrecken will, nicht ganz aus dem Hinterkopf verbannen kann, bin ich zuversichtlich: morgen wird ein besserer Tag.

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              • JulianD
                Gerne im Forum
                • 26.10.2017
                • 96
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Krasser Flashback, danke dafür! Bin 2019 genau so gestartet, aber ins Johan-Dahl-Land haben wir uns nicht gewagt, sondern am Fjord entlang nach Narsaq gelaufen. Es war eine unglaubliche Angelei und wir konnten uns ausschließlich von Fisch ernähren. An der Küste gab es auch im Gegensatz zum Inland keine Mücken. Aber jetzt kommst: an einem Lager (in meinen Aufzeichnungen kann ich bestimmt sehen, wo genau) kam auch ein Fuchs nachts an mein Zelt. Allerdings lies er sich durch einen Schlag gegen die Schnauze von innen vertreiben. Ich weiß noch genau, wie mein Puls ging, da ich im Halbschlaf zuerst an einen schnüffelnden Eisbären dachte, die sich kurze Zeit zuvor in der Gegend herumgetrieben hatten. Ich freue mich auf den Rest!

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                • Borgman
                  Dauerbesucher
                  • 22.05.2016
                  • 808
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Hallo Julian, freut mich, dass du dabei bist. Polarfüchse sind neugierig und kommen gerne mal in Zeltnähe. Deiner war ziemlich sicher gesund, und zum Glück ist das auch in Grönland der Normalfall. An einem anderen Tag in einer anderen Gegend hatte ich in der Dämmerung, um jetzt mal vorzugreifen und keine Fuchspanik zu schüren, noch mal einen Fuchs, der sich vergewissern wollte, ob meine Abspannleinen auch halten. Mein riesiger Schreck war vollkommen unbegründet - er hat sofort das Weite gesucht und ließ sich bis zum Morgen nicht mehr blicken. Und nicht nur Füchse: wieder woanders waren es kleine Vögel, die sich am Zelt zu schaffen gemacht haben. Naja, sie haben dabei gepiepst, also keine Verwechslungsgefahr. Mein armes Akto musste ganz schön was einstecken auf dieser Tour.

                  Dein Hinweis auf gute Angelmöglichkeiten ist bestimmt für manche wertvoll.

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                  • TilmannG
                    Fuchs
                    • 29.10.2013
                    • 1387
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                    ​...

                    Natürlich liest man alle verfügbaren Berichte zu der Gegend, für die man sich interessiert. Habe ich auch gemacht und schöne Bilder angeguckt, war danach aber nicht viel schlauer als vorher. ... Und dann die Variablen, z.B. Gletscherflüsse, Buschwerk, Begehbarkeit von Gletschern und steilen Hängen in losem Moränenschutt. Das alles kann sich in wenigen Jahren stark verändern....
                    ...Die 9 Tage danach wollte ich mich ungefähr an der von @Tilmann auf seiner eigenen Seite beschriebenen Runde von Igaliku zum Jespersen Bræ orientieren, die auf seinen Fotos für meinen Geschmack ungeheuer faszinierend aussah. Das war gesetzt....
                    ​​​​​
                    Hei Bernd - da bin ich jetzt extrem gespannt dabei!!!
                    Die Variablen - vor allem der Gletscherrückgang und daraus resultierend die Veränderung der Wasserlandschaft - sind bei Grönlandtouren wirklich extrem. Schon ein Jahr nach unserer Süd-Grönlandtour konnten wir anhand von neuen Sat-Bildern fast darauf setzten, dass wir vielleicht die letzten waren, die Motzfeldt Sø fussläufig erreicht haben. Aber du hast ja ein Boot dabei...und ich will wirklich nicht vorgreifen!

                    Dein Erlebnis mit dem Polarfuchs ist krass - wir hatten viele Begegnungen, aber so etwas nie. Meist waren sie in Fjordnähe, wo sie im breiten Gezeitengürtel gut Muscheln finden. Trotzdem hatte ich immer etwas Schiss, dass sie unsere Lebensmittel plündern, wenn wir bei Extratouren das Zelt zurück ließen.
                    Auch die bei dir offensichtliche Trockenheit hat mich überrascht, wenngleich die Schafzüchter in den letzten Jahren von Problemen mit zu hohen Temperaturen berichtet hatten.
                    Viele Grüße von Tilmann
                    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                    • jeha
                      Erfahren
                      • 04.08.2005
                      • 395

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Grönland und Packraft - da bin ich sowas von dabei! Das wäre mein Traum...
                      Bin sehr gespannt wie es weitergeht!!!


                      Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                      Seit *ewigen* Zeiten liegt bei mir ein Trekkingführer Grönland vom Michael Vogeley herum ...
                      Bei mir auch...

                      Kommentar


                      • Borgman
                        Dauerbesucher
                        • 22.05.2016
                        • 808
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        TilmannG: Moin Tilmann, du kannst dich auf bekannte Landschaft freuen, die jetzt vielleicht ein bisschen anders aussieht. Was Motzfeldt Sø angeht, werde ich noch nichts vorwegnehmen, aber dank der aktuellen Satellitenbilder hatte ich zumindest eine Vorstellung von der Lage der Gletscherfronten und -randseen und dem Verlauf der Gletscherflüsse. Mit dem Packraft könnte es bei guten Bedingungen klappen, zu Fuß eher nicht, da hast du recht.
                        Jetzt wo du es sagst: Lebensmittel in einfachen Packbeuteln sind vermutlich nicht 100% sicher vor Füchsen...
                        Viele Grüße zurück!

                        jeha: dann bleib dran, hoffentlich kannst du deinen Traum verwirklichen. Ich bemühe mich um baldige Fortsetzung.

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                        • Borgman
                          Dauerbesucher
                          • 22.05.2016
                          • 808
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Freitag, 08. August

                          Nach einer wunderbar erholsamen Nacht herrscht am Morgen endlich die ersehnte absolute Stille. Herrlich – das fühlt sich jetzt wirklich wie ein Neustart an. Bei 0°C und geschlossenen Lüftern hat sich viel Kondenswasser gebildet. Was mir herzlich egal ist. Entgegen meiner Gewohnheit trödele ich noch ein bisschen herum, gönne mir einen zweiten Kaffee zu meinen Keksen mit Erdnussbutter und gehe erst los, als die Sonne das Zelt bescheint, gegen 8:30 Uhr.



                          Die Weidensträucher, die den See auf dieser Seite dicht an dicht belagern, sind auch sehr nass. Da helfen Gamaschen nur bedingt. Also, ich kann kniehohe Gamaschen in Grönland nur empfehlen – sie verhindern schon die vorzeitige Zerstörung der Hosenbeine durch all die sperrigen Zweige, aber nicht, dass die Hose nach kurzer Zeit trieft. Ist mir auch herzlich egal. Und auch, dass die kurze Strecke zur nördlichen Seeseite ziemlich anstrengend ist. Heute bin ich richtig gut gelaunt.



                          Rechts von dem Bacheinschnitt in der Mitte geht es hoch. Der ist tiefer als es von hier aussieht und kann vorerst nicht gequert werden. Ein Schafpfad, den ich am Hang finde, erleichtert das Gehen erheblich.


                          Blick zurück zum See 227m


                          der Einschnitt nach oben …


                          und nach unten


                          weiter oben wird es steiniger


                          noch weiter hoch



                          In der steinigen, von kleinen Seen durchsetzten Ebene, die nach dem ersten Anstieg erreicht wird, sollte man sich nicht sklavisch an den Routenvorschlag in der Karte halten, sondern seinem Instinkt folgen. Hinter dem ersten See mache ich von 11 bis 13 Uhr ausgiebig Pause und nehme dann das letzte Stück bis zur Passhöhe von knapp 650m Höhe in Angriff. Jetzt komme ich in der Sonne ordentlich ins Schwitzen.


                          die beiden Seen 620m kurz vor dem Übergang



                          Geschafft! Ab jetzt geht es nur noch runter. Auch für den Abstieg halte ich mich nicht an den Routenvorschlag, sondern quere so bald es möglich ist auf die rechte Bachseite …


                          genau hier …

                          wo ich auf einen Schafpfad treffe, der recht steil aber völlig problemlos ins Tal führt. Der nur von hier oben niedlich aussehende Gletscherfluss, Qinnguata Kuua, ist für Wanderer nicht zu furten. Deshalb ist diese Route die kürzeste und beste zum Eqalorutsit-Gletscher. Ein neuer, auf den Dataforsyningen-Satellitenbildern noch nicht, aber bei Sentinel-2 erkennbarer Fahrweg lässt darauf schließen, dass es eine ruhige, breite Stelle gibt, die man zumindest bei geringerem Pegel im September mit dem Traktor queren kann. Die man vielleicht mit dem Packraft queren kann. Ansonsten gäbe es einen Kilometer westlich von hier eine Alternativroute über den See 527m und Paaratiisi, die neue Tourmöglichkeiten eröffnet.


                          Blick nach WNW zum Eqalorutsit-Gletscher


                          problemloser Abstieg



                          Bevor ich dann später durch das namenlose Tal gehe (sieht nach viel Gesträuch aus), möchte ich an einer kleinen Hütte Pause machen, auf die man nach dem Abstieg eigentlich gleich stoßen sollte. Die angebliche Stelle habe ich extra in der Karte markiert. Ja, entweder bin ich dumm oder blind oder die Hütte ist zu gut getarnt oder existiert nicht. Jedenfalls kann ich sie nicht finden, obwohl ich sogar ein unnötiges Stück weiter gehe, bevor ich dann nach Westen schwenke und am ersten Bach vom Gegenhang das Zelt aufstelle. Mittagspause von 16 bis 17:30 Uhr. Ich muss für eine Weile Schatten haben und vor allem Ruhe vor den Fliegen, Mücken und Kriebelmücken, die in großer Zahl das Tal bevölkern. Wie in Island sind die Fliegen besonders lästig, weil sie gezielt in Nase und Ohren hinein krabbeln. Beim Wandern geht es mit Kopfnetz ganz gut, in der Pause wünschte man sich Wind. Zigarillo-Rauch beeindruckt sie kein bisschen.


                          Blick zurück, links von der Mitte mein Abstieg, am rechten Rand die Alternativroute

                          So anstrengend die Strecke durch die Ebene war, wegen Gesträuch bis knapp einen Meter Höhe, so angenehm wird nach der Pause der Weiterweg. Ein Schafpfad schlängelt sich entlang der rechten Talseite, vermeidet das dichteste Buschwerk und hält sich gezielt an gut gangbare Stellen. Als ich ihn zwischendurch verliere, fange ich schon an zu fluchen – die Sträucher sind hier noch höher, um 1,5m – finde den Pfad aber nach wenigen Minuten wieder und bin der glücklichste Mensch.


                          mein Freund, der Schafpfad


                          Blick zurück talaufwärts (hier gelingt es nicht, die Insekten für eine Fotosekunde zu verscheuchen)


                          Ziel in Sicht

                          Im Tal brauche ich noch eine kurze Pause und erreiche dann endlich die Killertomate aus dem Weltall …


                          diese kleine Hütte ist unübersehbar …

                          und steht offen. Ob sie so richtig für Wanderer gedacht ist, kann ich nicht sagen – hauptsächlich für die Schafhalter, vermute ich. Heute ist es darin so heiß, dass man einen Rührkuchen backen könnte (sofern man die Zutaten zufällig im Rucksack findet), aber bei schlechtem Wetter kann man prima übernachten.


                          Tomate ganz links



                          Wenige hundert Meter weiter finde ich um 20 Uhr am Strand eine perfekte Stelle zum Zelten. Nach der Waschaktion und dem obligatorischen „Nachmittagskaffee“ steht die Sonne schon tief, es wird schnell kühl und die Insektenplage lässt nach. Ganz herrlich!



                          Nur wirklich ruhig ist es hier nicht. Ungefähr alle 10 bis 15 Minuten rumpelt oder kracht es, wenn Eis von der Gletscherfront abbricht oder auf dem Wasser schwimmende Eisbrocken entzwei brechen. Manchmal entsteht dabei eine kleine Flutwelle, die in die Bachmündung hinein drückt. Ich vermute, dass die Aktivität bei Knallwetter wie heute am Abend besonders hoch ist und über Nacht nachlässt.


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                          • vobo

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                            #14
                            Knallwetter ist gut! Ich erinnere mich wie Du mir vor ein paar Jahren mal das norwegische Knallvær beigebracht hast

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                            • Borgman
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                              • 22.05.2016
                              • 808
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                              #15
                              Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                              Knallwetter ist gut! Ich erinnere mich wie Du mir vor ein paar Jahren mal das norwegische Knallvær beigebracht hast
                              Hehe, ja, das Wort hat an dem Abend auch für mich eine neue Bedeutung gewonnen

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                              • Borgman
                                Dauerbesucher
                                • 22.05.2016
                                • 808
                                • Privat

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                                #16
                                Samstag, 09. August

                                Wieder eine kühle, klare, windstille Nacht bei nicht viel mehr als 0°C. Ausgeschlafen und bestens aufgelegt schaue ich am Morgen in den blauen Himmel und beschließe spontan, dass ich zwei Tage bleiben werde. Heute, weil es hier zum Verrücktwerden schön ist und ich das gute Wetter in aller Ruhe auskosten will. Und morgen, weil es den ganzen Tag regnen soll. Für Anfang der Woche sieht die Vorhersage so mittelprächtig aus, aber darauf gebe ich noch nichts. Gegen 7:20 Uhr lasse ich mein kondensnasses Zelt stehen, überquere die Strandebene nach NNW und mache mich an den Anstieg zu dem Höhenzug, der das Tal vom Gletscher trennt.


                                da unten steht das Zelt

                                Vom Strand kann man kaum was vom Gletscher sehen, also muss man für einen besseren Ausblick irgendwo hoch. Der Berg 522m direkt nördlich der Bucht sieht von hier zu steil aus, aber rechts daneben könnte es klappen. Trotz Mütze und Handschuhen ist mir kalt, und ein Teil nasses Weidengestrüpp ist am Hang unvermeidlich. Ich suche mir eine Route, die zumindest stellenweise auf Gras und Geröll verläuft.

                                Als die Sonne über den Berg kommt, wird es schlagartig warm, und schon versammeln sich sämtliche Fliegen, Mücken und Kriebelmücken um das einzig verfügbare Säugetier. Verdammt, ich habe Kopfnetz und Mückenmittel vergessen. Zurück zum Zelt will ich nicht, also muss es ohne gehen. Zwischen dem Berg und einem Bacheinschnitt geht es tatsächlich problemlos hoch auf eine Verebnung mit kleinen Seen. Ah gut, ja, Wasser habe ich auch nicht dabei. Irgendwie ist mein Ausflug schlecht vorbereitet.


                                der Hügel hinter dem See verspricht gute Aussicht auf den Gletscher …

                                darf ich vorstellen: Eqalorutsit Kangilliit Sermiat







                                Hammer! Der trägt seinen pompös klingenden Namen wahrlich zu recht. Gegenüber ist ein flacher Seitengletscher, auf den ich jetzt gerne gehen würde, aber der wild zerklüftete Hauptgletscher ist hier etwas mehr als drei Kilometer breit. Auch würde es mich reizen, von hier durch das nördliche Johan Dahl Land nach Osten zum Nordbosjø zu wandern. Dafür ist mir erstens die Wettervorhersage nicht stabil genug, und zweitens bin ich dafür momentan nicht abenteuerlustig genug. Nee, ich bin eigentlich zufrieden mit kleineren Zielen und einem entspannten Zeitbudget. Zurück geht es auf der selben Route mit noch mehr Insekten.


                                der Bacheinschnitt, links davon ist die steilste Stelle des An- und Abstiegs


                                Blick zurück von weiter unten


                                mit Blick auf die Bucht halte ich mich rechts am Hang in Richtung Gletscherfront




                                Eqalorutsit Kangilliit






                                komischer Vogel

                                Strandspaziergang zurück zum Zelt. Auf dem Weg begegnen mir zwei Däninnen, die gestern noch später als ich gekommen sind, um 22 Uhr. Eine von ihnen hat sogar in der brütend heißen Tomatenhütte übernachtet, die andere vernünftigerweise daneben im Zelt. Sie haben sich mit dem Boot nach Qinngua fahren lassen und sind ab dem See 277m ähnlich meiner Route gelaufen. Anders als ich haben sie die Hütte in der Ebene nach dem Abstieg gefunden und dort ihre Pause gemacht. Wir unterhalten uns noch ein bisschen über das bevorstehende Wetter und verschiedene Routenoptionen. Die beiden wollen heute noch zurück, möglichst den Aufstieg der Alternativroute schaffen und in 5-6 Tagen über die Bucht Tasiusaq nach Sillisit und weiter nach Narsaq laufen.

                                Gegen 12 Uhr, der Ausflug hat länger gedauert als gedacht, stelle ich das Zelt um, damit es sich besser beschatten lässt und ruhe nach dem Kaffee erst mal eine Stunde aus. Sobald Quilt, Regensachen, Softshell usw. auf dem Außenzelt ausgebreitet sind, wird es drinnen angenehm kühl. Gegen 13:30 Uhr ist Ebbe und damit Zeit für einen Spaziergang zwischen den gestrandeten Eisbrocken.

                                Tipp: Gezeitentabelle mitnehmen und wirklich den niedrigsten Wasserstand abwarten.









                                Absolut faszinierend, wie vielfältig das Eis geformt ist. Ich könnte stundenlang staunen, phantastische Wesen darin entdecken und Fotos machen. Dann gehe ich noch ein Stück am steinigen Südufer entlang und zurück.





                                Man sieht von hier nur einen kleinen Teil der drei Kilometer langen Gletscherfront. Für einen richtigen Überblick müsste ich weit den steilen Hang entlang gehen und dann 500 Meter aufsteigen. Dafür bin ich heute zu faul, mir reichten die großartigen Eindrücke des Tages vollkommen aus.




                                ein Selfie mit Eisbrocken





                                Beim Rückweg zum Zelt läuft das Wasser allmählich wieder auf. Ich nehme mir noch einen Mini-Eisberg für den Vorgarten mit, weil die Sonne jetzt von der Bucht scheint und ich den Schatten brauche … so kann man es aushalten …


                                und machen mir erst mal einen …


                                na was schon: Kaffee!

                                Der leichte, kühle Wind kann die Insekten nicht vertreiben, aber jetzt kann ich wieder das Kopfnetz überziehen, wenn es zu viel wird. Die paar normalen Mückenstiche von meiner Dummheit am Vormittag sind schon verschwunden, und die 20+ Bisse der Kriebelmücken fangen gerade an zu jucken (man erkennt sie an dem winzigen dunklen Punkt in der Mitte der Rötung). Das ist ja das Tückische an Kriebelmückenbissen: sie jucken nicht sofort, sondern später, manchmal erst in der Nacht oder am nächsten Tag. Da hilft nur Kühlen, hier kein Problem, oder kortisonhaltige Salbe – davon habe ich auch eine kleine Menge dabei.

                                Am späteren Nachmittag geselle ich mich nach der großen Waschaktion zu den ortsansässigen Schafen an den Strand und fühle mich schon fast als Einheimischer.


                                Sommer, Sonne, Strand und Schafe


                                mein Zelt links im Hintergrund

                                Jaa, ich weiß – zu viele Fotos. Falls jemand immer noch nicht genug hat, habe ich ein kleines Extra-Album bei Flickr eingerichtet, mit noch ein paar Bildern und Video-Schnipseln: https://www.flickr.com/photos/144877...77720328894289

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                                • codenascher

                                  Lebt im Forum
                                  • 30.06.2009
                                  • 5199
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Sehr schöner Bericht bis hierher, werde Dir weiter durch diese interessante Landschaft folgen!

                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                  meine Weltkarte

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                                  • Fjellfex
                                    Fuchs
                                    • 02.09.2016
                                    • 1769
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                    https://www.flickr.com/photos
                                    Vielen Dank insbesondere für die Video-Schnipsel. Ich bin ja ein Freund bewegter Bilder; das hat noch mal eine extra Dimension, zum Beispiel wenn der Eisschollen-Eintopf ein wenig in der Mini-Dünung rumschwappt.

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                                    • Philipp
                                      Alter Hase
                                      • 12.04.2002
                                      • 2755
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      Hallo Borgmann,

                                      vielen Dank für den schönen Bericht. Er weckt gute, alte Erinnerungen 😏.
                                      Die Landschaft hat sich stark gewandelt - vor 30 Jahren konnten wir noch einfach auf und über den Jespersen Breen latschen, um nach Sydpröven zu gelangen, jetzt sehe ich auf Deinen Bildern einen breiten seitenparallelen Abfluss..

                                      Der nur von hier oben niedlich aussehende Gletscherfluss, Qinnguata Kuua, ist für Wanderer nicht zu furten.
                                      Vor ebenfalls 30 Jahren ließ sich dieser Fluss durchwaten, auch wenn wir recht lange brauchten, um eine gute Stelle zu finden. Vermutlich waren wir aber auch nur naiv (und hatten Glück), und es ist besser, bei der Routenplanung nicht darauf zu bauen.

                                      Ich bin gespannt, wie es weitergeht und über welche Landschaften Du im Vergleich zu "früher" noch berichten wirst :-).

                                      Gruß, Philipp


                                      "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

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                                      • zilka

                                        Erfahren
                                        • 29.06.2017
                                        • 445
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen

                                        Jaa, ich weiß – zu viele Fotos.
                                        Finde ich ÜBERHAUPT nicht!!!

                                        zilka

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