Tag 9
Obwohl der Himmel am späteren Abend bewölkt war, und das Zelt somit angenehm schattig, lag ich lange wach, bis ich für zwei, drei Stunden wegdämmerte. Was nicht weiter schlimm ist – der Körper holt sich schon den Schlaf, den er braucht. Da muss man sich nicht verrückt machen. So gegen 5 Uhr ging ich mal zur Hütte, um zu fragen, was ich noch zur Reinigung beitragen könnte, aber der Fjellfex hatte alles im Griff und schickte mich wieder weg. Auch gut, so konnte ich mich einem extrastarken Kaffee widmen.
Um 5:45 Uhr verabschiedete sich Fjellfex. Da war ich schon am Packen und folgte ihm kurz nach sechs. Bei dem kühlen, bedeckten Wetter und spürbarem Nordwind fühlte es sich gut an, dass ich wieder mein eigenes, etwas strafferes Tempo anschlagen konnte. Was noch begünstigt wurde durch die vielen Tierpfade, denen man zwischen Moor und Hang bequem folgen konnte. Später peilte ich den NO-Ausläufer des Jorba Gáisávárri an und fand auch hier leichtes Wandergelände vor.


Am Bach zwischen Jorba und Gaskkamus Gáisávárri wäre ich fast am Pause machenden Fjellfex vorbeigezogen. Hätte er nicht laut gerufen, ich hätte ihn nicht bemerkt. Ich war so gut im Flow, dass ich nicht lange stehen bleiben wollte. Und auch schon auf das Alleinsein gepolt, also nicht mehr so gesellig wie noch gestern.
Über den zweiten Bach und hoch zu dem Sattel südöstlich des Nuorttamuš Gáisávárri ging ich noch und stellte dort um 8:15 Uhr das Zelt für eine Frühstückspause auf. Borgman style eben. Ich mag es, wenn man nicht deshalb weitergeht, weil es zu kalt wird, sondern weil man genug ausgeruht hat.


Nette Aussicht über diverse Gáisávárris von hier. Der bleigraue Himmel machte keine Anstalten, auch nur den allerkleinsten Sonnenstrahl durchzulassen, aber laut Vorhersage des FMI sollte es für zwei Tage trocken bleiben. Weiter ging es, immer noch durch einfaches Gelände, östlich des Nuorttamuš G. nach Norden und an geeigneter Stelle rüber zum Gurdogeaščohkka – einem Berg, der mir durch seine (für finnische Verhältnisse) markante Form und Felsfront für die nächsten Stunden als Landmarke gute Dienste leisten sollte. Statt jetzt ziemlich gerade nach Nordosten zu laufen, ging ich aus unerfindlichen Gründen einen Bogen nach Osten und erst nah an dem See Kivikaltio durch Moor und Bach in die richtige Richtung, ließ mich einfach ein bisschen durch die Landschaft treiben.

unverkennbar Gurdogeaščohkka

Blick in meine Laufrichtung zum Njágoaivi, dem bemerkenswert unmarkanten Hügel links
Mittagspause (12:30 bis 14:15 Uhr) irgendwo am flachen Hang. Ich war jetzt voll im entspannten Solo-Modus und genoss es, dass ich zum ersten Mal auf dieser Tour nichts im Kopf haben musste. Mein Ziel war Giellájohka Camping an der Karigasniemi-Inari-Straße, aber ob ich dort zwei Tage früher oder einen später ankam und auf welcher Route, war herzlich egal.

Blick vom Njágoaivi zum Urretoaivi
Njágoaivi war tatsächlich so unmarkant, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich ihn schon überschritten hatte, bis ich auf den steinigen nördlichen Hubbel stieß. Ab jetzt peilte ich den linken, also nordwestlichen Hang des Urretoaivi an und kam durch wechselndes Gelände, teils steinig, krautig, nass an den Fluss, der mich bis zum Ende mehr oder weniger leiten sollte: Kiellajoki (oder Kielajoki, die Papierkarte spendiert nur ein „l“, die Onlinekarte und der samische Name geben zwei).

Blick in meine Laufrichtung, rechts Urretoaivi, links Urroaivi (nicht verwechseln, sonst landet man, wie bei den beiden in gegensätzliche Richtungen fließenden Patajokis, in der Irre samischer Flurbenennung). Dazwischen der Kiellajoki, der hier von Süden kommend nach Osten abknickt. Bis zum Fluss musste man sich noch ein kurzes Stück mühen ...

… die Furt war trotz Wasser bis Mitte Oberschenkel und kräftiger Strömung problemlos …


… und dahinter kam das allerschönste Wandergelände. Selten hat man am Ende eines langen Wandertages noch wirklich Lust, meine Füße schmerzten in der kurzen Pause nach der Furt auch ein bisschen, aber das hier gab neuen Auftrieb. An der Nordwest-Ecke des Urretoaivi finden sich die besten Zeltstellen, falls mal jemand in der Gegend wandert. Die sollte man sich merken. Ich folgte noch weiter dem Kiellajoki nach Osten durch zunehmend steiniges, krautiges Gelände und zweifelte schon an dieser Entscheidung. Hätte ich nicht doch besser schon früher das Zelt aufgebaut? Erst einen Kilometer vor dem nächsten Querbach aus Süden fand ich gegen 16:45 Uhr eine geeignete Stelle.

Zum Waschen war das Wasser unerwartet deutlich kälter als alles bisher. Immer noch wehte mäßig stark ein frischer Nordwind. Na ja, sauber wollte ich trotzdem werden. Ich übergoss wie üblich zuerst großzügig Kopf und Rumpf mit dem Topf – nach einem kurzen Kälteschock war alles weitere gut zu ertragen. Und das Gefühl danach wie immer unbeschreiblich wohlig und federleicht. Niederschlag: 0 mm, Sonne: 0 Minuten, reine Gehzeit: 6,5 Stunden.
Obwohl der Himmel am späteren Abend bewölkt war, und das Zelt somit angenehm schattig, lag ich lange wach, bis ich für zwei, drei Stunden wegdämmerte. Was nicht weiter schlimm ist – der Körper holt sich schon den Schlaf, den er braucht. Da muss man sich nicht verrückt machen. So gegen 5 Uhr ging ich mal zur Hütte, um zu fragen, was ich noch zur Reinigung beitragen könnte, aber der Fjellfex hatte alles im Griff und schickte mich wieder weg. Auch gut, so konnte ich mich einem extrastarken Kaffee widmen.
Um 5:45 Uhr verabschiedete sich Fjellfex. Da war ich schon am Packen und folgte ihm kurz nach sechs. Bei dem kühlen, bedeckten Wetter und spürbarem Nordwind fühlte es sich gut an, dass ich wieder mein eigenes, etwas strafferes Tempo anschlagen konnte. Was noch begünstigt wurde durch die vielen Tierpfade, denen man zwischen Moor und Hang bequem folgen konnte. Später peilte ich den NO-Ausläufer des Jorba Gáisávárri an und fand auch hier leichtes Wandergelände vor.


Am Bach zwischen Jorba und Gaskkamus Gáisávárri wäre ich fast am Pause machenden Fjellfex vorbeigezogen. Hätte er nicht laut gerufen, ich hätte ihn nicht bemerkt. Ich war so gut im Flow, dass ich nicht lange stehen bleiben wollte. Und auch schon auf das Alleinsein gepolt, also nicht mehr so gesellig wie noch gestern.
Über den zweiten Bach und hoch zu dem Sattel südöstlich des Nuorttamuš Gáisávárri ging ich noch und stellte dort um 8:15 Uhr das Zelt für eine Frühstückspause auf. Borgman style eben. Ich mag es, wenn man nicht deshalb weitergeht, weil es zu kalt wird, sondern weil man genug ausgeruht hat.


Nette Aussicht über diverse Gáisávárris von hier. Der bleigraue Himmel machte keine Anstalten, auch nur den allerkleinsten Sonnenstrahl durchzulassen, aber laut Vorhersage des FMI sollte es für zwei Tage trocken bleiben. Weiter ging es, immer noch durch einfaches Gelände, östlich des Nuorttamuš G. nach Norden und an geeigneter Stelle rüber zum Gurdogeaščohkka – einem Berg, der mir durch seine (für finnische Verhältnisse) markante Form und Felsfront für die nächsten Stunden als Landmarke gute Dienste leisten sollte. Statt jetzt ziemlich gerade nach Nordosten zu laufen, ging ich aus unerfindlichen Gründen einen Bogen nach Osten und erst nah an dem See Kivikaltio durch Moor und Bach in die richtige Richtung, ließ mich einfach ein bisschen durch die Landschaft treiben.

unverkennbar Gurdogeaščohkka

Blick in meine Laufrichtung zum Njágoaivi, dem bemerkenswert unmarkanten Hügel links
Mittagspause (12:30 bis 14:15 Uhr) irgendwo am flachen Hang. Ich war jetzt voll im entspannten Solo-Modus und genoss es, dass ich zum ersten Mal auf dieser Tour nichts im Kopf haben musste. Mein Ziel war Giellájohka Camping an der Karigasniemi-Inari-Straße, aber ob ich dort zwei Tage früher oder einen später ankam und auf welcher Route, war herzlich egal.

Blick vom Njágoaivi zum Urretoaivi
Njágoaivi war tatsächlich so unmarkant, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich ihn schon überschritten hatte, bis ich auf den steinigen nördlichen Hubbel stieß. Ab jetzt peilte ich den linken, also nordwestlichen Hang des Urretoaivi an und kam durch wechselndes Gelände, teils steinig, krautig, nass an den Fluss, der mich bis zum Ende mehr oder weniger leiten sollte: Kiellajoki (oder Kielajoki, die Papierkarte spendiert nur ein „l“, die Onlinekarte und der samische Name geben zwei).

Blick in meine Laufrichtung, rechts Urretoaivi, links Urroaivi (nicht verwechseln, sonst landet man, wie bei den beiden in gegensätzliche Richtungen fließenden Patajokis, in der Irre samischer Flurbenennung). Dazwischen der Kiellajoki, der hier von Süden kommend nach Osten abknickt. Bis zum Fluss musste man sich noch ein kurzes Stück mühen ...

… die Furt war trotz Wasser bis Mitte Oberschenkel und kräftiger Strömung problemlos …


… und dahinter kam das allerschönste Wandergelände. Selten hat man am Ende eines langen Wandertages noch wirklich Lust, meine Füße schmerzten in der kurzen Pause nach der Furt auch ein bisschen, aber das hier gab neuen Auftrieb. An der Nordwest-Ecke des Urretoaivi finden sich die besten Zeltstellen, falls mal jemand in der Gegend wandert. Die sollte man sich merken. Ich folgte noch weiter dem Kiellajoki nach Osten durch zunehmend steiniges, krautiges Gelände und zweifelte schon an dieser Entscheidung. Hätte ich nicht doch besser schon früher das Zelt aufgebaut? Erst einen Kilometer vor dem nächsten Querbach aus Süden fand ich gegen 16:45 Uhr eine geeignete Stelle.

Zum Waschen war das Wasser unerwartet deutlich kälter als alles bisher. Immer noch wehte mäßig stark ein frischer Nordwind. Na ja, sauber wollte ich trotzdem werden. Ich übergoss wie üblich zuerst großzügig Kopf und Rumpf mit dem Topf – nach einem kurzen Kälteschock war alles weitere gut zu ertragen. Und das Gefühl danach wie immer unbeschreiblich wohlig und federleicht. Niederschlag: 0 mm, Sonne: 0 Minuten, reine Gehzeit: 6,5 Stunden.
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