2. Teil: Kvænangen – Loppa
In der Einleitung hatte ich es schon angedeutet: für die Tour im Spätsommer mochte ich mich vor der Reise auf nichts festlegen. Ich wollte gerne mehr Troms- und Finnmark-Küste erleben und hatte deshalb den Hinflug nach Alta und den Rückfug von Tromsø gebucht. Bei der Vorbereitung stand mal Sørøya ganz oben, dann die Bergsfjord-Halbinsel. Für kurze Zeit sogar Stjernøya. Eine andere Idee war, die Halbinsel um Kvænangstindan mit einzubinden. Als dann Fjellfex von seinem Plan im südlichen Teil der Gemeinde Kvænangen erzählte, habe ich mir auch Kvænangsdalen und Navitdalen genauer angeschaut und eine mögliche Tour im Navitdal mit Übergang zum Reisadal in die Liste aufgenommen. Eine Woche vor Abreise beschloss ich, das Packraft nicht einzupacken, weswegen ein paar der ambitionierteren Varianten schon mal rausflogen.
Am Reisetag selber war dann die Wetterprognose so gut, dass ich aus dem Korb voller Möglichkeiten gar keine auswählte, sondern spontan Reinfjord als Startpunkt. Das ergibt eigentlich keinen Sinn – bei gutem Wetter wäre ja alles gegangen – aber mir schien es der perfekte Einstieg in eine Tour, die so entspannt und unverplant wie möglich werden sollte. Unbewusst wollte ich sicherlich alle Erwartungen unterlaufen, die ich selber schon aufgebaut hatte.
Dienstag, 20. August: Elljajávri
Nach Reinfjord kommt man mit dem Schnellboot, das an vier Tagen pro Woche zwischen Skjervøy und Burfjord pendelt. Bei manchen Fahrten ist es nur Bedarfshalt, man muss also vorher das Boot kontaktieren, aber heute wird Reinfjord regulär angefahren.

Ganz links im Bild liegt das Boot im Hafen von Burfjord, dem Hauptort von Kvænangen, die Berge im Hintergrund sind die Kvænangstindan. Eine halbe Stunde vor Abfahrt um 15:20 Uhr werden Unmengen an Baumaterial, Kisten, kleinere Möbel und alle möglichen anderen Sachen aus Lieferwagen und Pickups ausgeladen und am Anleger gestapelt. Aha, das rutebåt dient nicht nur dem Personentransport. Ich hatte mich schon gewundert, dass es in einer Gemeinde mit einigen bewohnten Inseln und auch Siedlungen auf dem Festland ohne Straßenanbindung keine Autofähre gibt. Hier löst man das pragmatisch. Ruck zuck ist alles per Kran verladen und die Fahrt beginnt.

(mit dem Telefon aufgenommen)

store Kvænangstinden beim Halt in Valanhamn

(noch eins vom Telefon)

Das Häuschen am Anleger Reinfjord und die Picknickbank sind, ebenfalls nordnorwegisch-pragmatisch, mit einem fetten Betonklotz gegen das Wegfliegen bei Sturm gesichert. Erster Hinweis darauf, dass raues Wetter hier keine Seltenheit ist.

Reinfjord mit Gárasnjunni
Heute ist aber ein warmer Spätsommertag, und auch für morgen ist trockenes Wetter bei um die 20°C angesagt. Während ich meine Sachen richte, spreche ich mit einem Einheimischen über meinen Plan (ich habe keinen und bin offen für Vorschläge). Er legt mir den Nærsokk am Olderfjord als besonders lohnenden Aussichtsberg ans Herz und mag auch die offensichtlich einfachste Querung der Halbinsel nach Sør-Tverrfjord. Gute Angelgewässer gäbe es durchgängig ab dem Kanasdalen, hier müsse ich es gar nicht erst probieren. Ja, ich schätze mangels Angelrute werde ich es auch später nicht probieren, aber vielen Dank für die Tipps! Wahrscheinlich komme ich darauf zurück. Zuerst möchte ich in eine andre Richtung, nämlich hoch zum Elljajávri und ganz vielleicht morgen eine Route zum Gletscher Langfjordjøkelen erkunden.
Äußerst gut gelaunt knabbere ich meinen letzten Apfel und beginne den Anstieg zwischen den Bächen Bonnikelva und Gaskajohka. Auf dieser, der östlichen Talseite, soll es für etwa 1/3 der Strecke einen Pfad geben, den ich auch sofort finde. Er ist sogar markiert und führt zu einer guten Aussichtsstelle: Vannberget.

Blick nach Osten ins Bonnikdal, die Wand links im Hintergrund ist Áibmadasgáisá

Elljavággi
Direkt vor dieser Stelle steigt der Pfad nach rechts steil an. Da komme ich mit dem schweren Rucksack schon auf dem ersten Kilometer mächtig ins Schwitzen.

Aber die Aussicht vom Vannberget belohnt die Mühe. Links store Kvænangstinden mit seiner charakteristischen, fast 200m tiefen Scharte, rechts die kegelige Insel Haukøya und dahinter die Ostseite von Kågen, deren Westseite ich im Juni von Lyngen aus bewundert habe. Toll, schon am ersten Tag eine Verbindung zur letzten Tour. Ich mag so was.

oberes Elljavággi, ab hier geht es pfadlos weiter

Blick zurück, der Buckel links oberhalb der Mitte ist Vannberget
An dieser Stelle muss ich ein Stück über sehr losen Schotter queren. Der letzte Anstieg vor dem See wird dann steinig:


fast schon ein Blockfeld, jedenfalls sehr grobes Geröll

Elljajávri
Geschafft! Jetzt muss ich nur noch den Abfluss queren und einen Zeltplatz suchen. Interessant finde ich den Kontrast zwischen dieser, also der Westseite und der Ostseite des Sees. Hier grauer Fels, dort nur verschiedene Brauntöne, was ja eigentlich auf eisenhaltiges Gestein hindeutet. Sieht außerdem ziemlich schroff aus. Da will ich morgen aufsteigen? Weiß ich noch nicht, wird sich finden.
Was sich nicht so schnell findet ist ein geeigneter Platz für die Nacht. In dem steinigen Gelände am Westufer gibt es zwar Gras, aber ums Verrecken keine ebene Stelle. Lange laufe ich hoch und runter, kreuz und quer und nehme dann die einzig mögliche. Das Zelt steht zwar abschüssig, aber die Liegefläche ist genau auf der Länge einer Matte einigermaßen eben. Passt.

In der Einleitung hatte ich es schon angedeutet: für die Tour im Spätsommer mochte ich mich vor der Reise auf nichts festlegen. Ich wollte gerne mehr Troms- und Finnmark-Küste erleben und hatte deshalb den Hinflug nach Alta und den Rückfug von Tromsø gebucht. Bei der Vorbereitung stand mal Sørøya ganz oben, dann die Bergsfjord-Halbinsel. Für kurze Zeit sogar Stjernøya. Eine andere Idee war, die Halbinsel um Kvænangstindan mit einzubinden. Als dann Fjellfex von seinem Plan im südlichen Teil der Gemeinde Kvænangen erzählte, habe ich mir auch Kvænangsdalen und Navitdalen genauer angeschaut und eine mögliche Tour im Navitdal mit Übergang zum Reisadal in die Liste aufgenommen. Eine Woche vor Abreise beschloss ich, das Packraft nicht einzupacken, weswegen ein paar der ambitionierteren Varianten schon mal rausflogen.
Am Reisetag selber war dann die Wetterprognose so gut, dass ich aus dem Korb voller Möglichkeiten gar keine auswählte, sondern spontan Reinfjord als Startpunkt. Das ergibt eigentlich keinen Sinn – bei gutem Wetter wäre ja alles gegangen – aber mir schien es der perfekte Einstieg in eine Tour, die so entspannt und unverplant wie möglich werden sollte. Unbewusst wollte ich sicherlich alle Erwartungen unterlaufen, die ich selber schon aufgebaut hatte.
Dienstag, 20. August: Elljajávri
Nach Reinfjord kommt man mit dem Schnellboot, das an vier Tagen pro Woche zwischen Skjervøy und Burfjord pendelt. Bei manchen Fahrten ist es nur Bedarfshalt, man muss also vorher das Boot kontaktieren, aber heute wird Reinfjord regulär angefahren.

Ganz links im Bild liegt das Boot im Hafen von Burfjord, dem Hauptort von Kvænangen, die Berge im Hintergrund sind die Kvænangstindan. Eine halbe Stunde vor Abfahrt um 15:20 Uhr werden Unmengen an Baumaterial, Kisten, kleinere Möbel und alle möglichen anderen Sachen aus Lieferwagen und Pickups ausgeladen und am Anleger gestapelt. Aha, das rutebåt dient nicht nur dem Personentransport. Ich hatte mich schon gewundert, dass es in einer Gemeinde mit einigen bewohnten Inseln und auch Siedlungen auf dem Festland ohne Straßenanbindung keine Autofähre gibt. Hier löst man das pragmatisch. Ruck zuck ist alles per Kran verladen und die Fahrt beginnt.

(mit dem Telefon aufgenommen)

store Kvænangstinden beim Halt in Valanhamn

(noch eins vom Telefon)

Das Häuschen am Anleger Reinfjord und die Picknickbank sind, ebenfalls nordnorwegisch-pragmatisch, mit einem fetten Betonklotz gegen das Wegfliegen bei Sturm gesichert. Erster Hinweis darauf, dass raues Wetter hier keine Seltenheit ist.

Reinfjord mit Gárasnjunni
Heute ist aber ein warmer Spätsommertag, und auch für morgen ist trockenes Wetter bei um die 20°C angesagt. Während ich meine Sachen richte, spreche ich mit einem Einheimischen über meinen Plan (ich habe keinen und bin offen für Vorschläge). Er legt mir den Nærsokk am Olderfjord als besonders lohnenden Aussichtsberg ans Herz und mag auch die offensichtlich einfachste Querung der Halbinsel nach Sør-Tverrfjord. Gute Angelgewässer gäbe es durchgängig ab dem Kanasdalen, hier müsse ich es gar nicht erst probieren. Ja, ich schätze mangels Angelrute werde ich es auch später nicht probieren, aber vielen Dank für die Tipps! Wahrscheinlich komme ich darauf zurück. Zuerst möchte ich in eine andre Richtung, nämlich hoch zum Elljajávri und ganz vielleicht morgen eine Route zum Gletscher Langfjordjøkelen erkunden.
Äußerst gut gelaunt knabbere ich meinen letzten Apfel und beginne den Anstieg zwischen den Bächen Bonnikelva und Gaskajohka. Auf dieser, der östlichen Talseite, soll es für etwa 1/3 der Strecke einen Pfad geben, den ich auch sofort finde. Er ist sogar markiert und führt zu einer guten Aussichtsstelle: Vannberget.

Blick nach Osten ins Bonnikdal, die Wand links im Hintergrund ist Áibmadasgáisá

Elljavággi
Direkt vor dieser Stelle steigt der Pfad nach rechts steil an. Da komme ich mit dem schweren Rucksack schon auf dem ersten Kilometer mächtig ins Schwitzen.

Aber die Aussicht vom Vannberget belohnt die Mühe. Links store Kvænangstinden mit seiner charakteristischen, fast 200m tiefen Scharte, rechts die kegelige Insel Haukøya und dahinter die Ostseite von Kågen, deren Westseite ich im Juni von Lyngen aus bewundert habe. Toll, schon am ersten Tag eine Verbindung zur letzten Tour. Ich mag so was.

oberes Elljavággi, ab hier geht es pfadlos weiter

Blick zurück, der Buckel links oberhalb der Mitte ist Vannberget
An dieser Stelle muss ich ein Stück über sehr losen Schotter queren. Der letzte Anstieg vor dem See wird dann steinig:


fast schon ein Blockfeld, jedenfalls sehr grobes Geröll

Elljajávri
Geschafft! Jetzt muss ich nur noch den Abfluss queren und einen Zeltplatz suchen. Interessant finde ich den Kontrast zwischen dieser, also der Westseite und der Ostseite des Sees. Hier grauer Fels, dort nur verschiedene Brauntöne, was ja eigentlich auf eisenhaltiges Gestein hindeutet. Sieht außerdem ziemlich schroff aus. Da will ich morgen aufsteigen? Weiß ich noch nicht, wird sich finden.
Was sich nicht so schnell findet ist ein geeigneter Platz für die Nacht. In dem steinigen Gelände am Westufer gibt es zwar Gras, aber ums Verrecken keine ebene Stelle. Lange laufe ich hoch und runter, kreuz und quer und nehme dann die einzig mögliche. Das Zelt steht zwar abschüssig, aber die Liegefläche ist genau auf der Länge einer Matte einigermaßen eben. Passt.

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