[NO] Skikkelig kosetur - Lyngen und Kvænangen ganz entspannt

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  • Borgman
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    • 22.05.2016
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    [NO] Skikkelig kosetur - Lyngen und Kvænangen ganz entspannt

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisezeit: 10. Juni bis 16. Juni und 20. August bis 07. September 2024

    Reiseziel: Norwegen zwischen Tromsø und Alta

    Urlaubsziel: Erholung. Das Jahr war bis dahin anstrengend genug.




    Natürlich wollte ich auch die eine oder andere spannende Wanderroute erkunden auf die ich beim Kartenstudium neugierig geworden war und über die man nur wenige oder keine Informationen findet (mittlerweile erwartet man das hier im Forum wahrscheinlich sogar von mir). Aber das musste diesmal hinten anstehen. Wenn es sich nach Lust und Laune und Wetter so ergeben sollte, dann umso besser. Wenn nicht, würde trotzdem eine schöne Tour dabei herauskommen. Ich hatte einen Sack voller Ideen, aber außer der An- und Abreise war nichts festgelegt.

    Vielleicht erinnern sich manche von Euch noch an die Wanderung mit dem Fjellfex in Käsivarsi.
    Damals hatte ich mich nach dem Abschluss in Kilpisjärvi spontan für Lyngen als eine von drei möglichen Regionen entschieden, um die zweite Urlaubswoche zu verbringen. Dort sah das Wetter am besten aus, und bezüglich Landschaft und Tourcharakter versprach es ein interessanter Kontrast zu der eher geradlinigen Streckentour in Finnland zu werden.

    Lyngen på langs war ich vor vielen Jahren schon gegangen und musste feststellen, dass man als normaler Wanderer auf dieser stark zerklüfteten Halbinsel, jedenfalls abseits der offensichtlichen Routen, schnell an seine Grenzen stößt. Diesmal wollte ich mir die ganze Woche für einen kleinen Teil davon nehmen – den Norden – und mich da einfach ein bisschen tummeln.

    Das war im Juni. Diesen August hatte ich großes Interesse an einer Tour auf Sørøya und der Bergsfjord-Halbinsel, aber je näher der Tag der Abreise rückte, umso mehr spürte ich, dass ich mich nicht mal für die erste Woche auf ein Gebiet festlegen konnte. Ich hatte drei absolut freie Wochen im Norden vor mir, wollte erst mal in Alta ankommen und dann meinem Gefühl folgen. Was daraus geworden ist, werdet Ihr im Bericht erfahren. Das Wichtigste steht schon im Titel: eine „kosetur“, was schlicht bedeutet, dass die Erholung und das Draußensein wichtiger war als ein bestimmtes Ziel oder eine festgelegte Strecke. („skikkelig“ ist eine häufig gebrauchte Bekräftigung – wer eventuell Probleme mit der norwegischen Aussprache hat: man sagt „schickli kuhsetür“). Zum Abschluss hatten Tom, also evernorth, und ich ein paar gemeinsame Tage verabredet, und so endet der Bericht mit einem befriedigenden Zirkelschluss wieder in Lyngen.



    1. Teil: Lyngen, Nord-Lenangen



    2. Teil: Kvænangen – Loppa



    3. Teil: Kvænangen – Nordreisa



    4. Teil: Lyngen, Sør-Lenangen



  • Fjellfex
    Fuchs
    • 02.09.2016
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    #2
    Alleine schon die Fotos ... det blir skikkelig gøy!

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    • zilka

      Erfahren
      • 29.06.2017
      • 420
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      #3
      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
      Natürlich wollte ich auch die eine oder andere spannende Wanderroute erkunden auf die ich beim Kartenstudium neugierig geworden war und über die man nur wenige oder keine Informationen findet (mittlerweile erwartet man das hier im Forum wahrscheinlich sogar von mir).
      Ich erwarte gar nix, Borgman - auch wenn ich schon zu Deinen von Dir inspirierten Nachläufer*innen gehört habe! Ich freue mich nur über einen weiteren Bericht.

      Ikke stress. Hat mir mal ein norwegischer Busfahrer mit auf Tour gegeben.

      Und bei den Fotos habe ich auch gleich gedacht „WOW. Vielleicht sollte ich doch mal wieder ne richtige Kamera mit auf Tour nehmen…“
      Was für eine ist es denn, wenn man mal fragen darf?

      Bin gespannt auf mehr,

      zilka

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      • Borgman
        Dauerbesucher
        • 22.05.2016
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        #4
        Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
        ... det blir skikkelig gøy!
        Ja, das kann ich dir versprechen, mein guter Fjellfex. Selbst du als bekennender Küstenmuffel (falls ich das so sagen darf ) wirst auf deine Kosten kommen. Nicht versprechen kann ich, jeden zweiten Tag, oder gar wie du jeden Tag, einen neuen Teil zu liefern. Den Bericht will ich diesmal genauso entspannt schreiben wie die Tour war.

        zilka: Nee, Stress brauchen wir hier nicht, und man darf natürlich alles fragen. Ich hatte wieder meine inzwischen wirklich geliebte Fuji X-E4 dabei, ausschließlich mit dem 27mm/F2,8 Pancake ohne weitere Wechselobjektive. Den Vorteil einer einzelnen Festbrennweite sehe ich darin, dass man intuitiv schon den richtigen Bildausschnitt erkennt bevor man die Kamera einschaltet und weiß was man drauf kriegt und was nicht. Den Nachteil (Manches geht halt nicht) nehme ich in Kauf. Die JPGs lasse ich direkt in Classic Chrome ausgeben und benutze sie i.d.R. auch. Ich liebe die Farben, besonders die Blautöne. Aber, ja, das ist eine Binsenweisheit, nicht die Kamera macht gute Fotos. Die kannst du mit fast jeder hinkriegen.

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        • Fjellfex
          Fuchs
          • 02.09.2016
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          #5
          Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
          du als bekennender Küstenmuffel (falls ich das so sagen darf )
          Aber natürlich kann man das so sagen mein guter Borgman da es der Wahrheit entspricht.
          Was mich aber (wie du ja weißt) nicht davon abhielt mit Blick auf Loppa wilde Tourenphantasien zu hegen... vor denen ich dann doch gekniffen habe. Aber jetzt bekomme ich das ja hier bequem als armchair traveller serviert.

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          • zilka

            Erfahren
            • 29.06.2017
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            #6
            Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
            armchair traveller
            … kannte ich noch nicht, den Begriff

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            • Borgman
              Dauerbesucher
              • 22.05.2016
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              #7
              Teil 1: Lyngen, Nord-Lenangen




              Montag, 10. Juni: Nordspitze

              Der Tag beginnt unausgeschlafen und gleich mit einem saublöden Missgeschick. Ich kam gestern gegen 22:00 Uhr aus Kilpisjärvi, musste mir noch am bewaldeten Hang einen Platz suchen (was gar nicht so einfach war), fand dann zwar eine bequeme Liegestelle, aber nicht in den Schlaf. Obwohl mir die Mitternachtssonne hier am Nordhang zwischen den Bäumen nichts anhaben konnte, waren nicht mehr als zwei Stunden am frühen Morgen drin. Genug Kaffee für einen anständigen Kick ist auch nicht mehr übrig – ich muss dringend einkaufen. Warum habe ich den nicht schon gestern in Kilpishalli besorgt?

              Jedenfalls stolpere ich beim Zeltabbau in halbwachem Zustand zwischen Abspannleinen und eng stehenden Fichten herum und ramme mir dabei das noch aus dem Baum ragende Ende von einem selbst abgebrochenen Ast mit voller Wucht in die Rippen. Da bleibt mir erst mal die Luft weg vor Schmerz. Die Wunde ist nicht groß, und die Rippe scheint auch nicht gebrochen zu sein, aber das wird einen ganz schönen Erguss geben. Scheiße, wie dumm kann man eigentlich sein? Ich hasse Fichtenwald!



              Lyngseidet. Mein Ziel ist der Extra-Markt, im Bild gut zu erkennen. Da kaufe ich alles was ich für die Woche an Essen brauche und zur Sicherheit mehr Mückenmittel. Die Blutsauger waren ja schon in Käsivarsi zahlreich und könnten bei wenig Wind auch hier an der Küste zur Plage werden. Dann wasche ich noch ein paar Sachen im Waschbecken der Kundentoilette (besonders die Wandersocken profitieren von warmem Wasser und viel Seife) und stelle beim Rausgehen fest, dass es Gratis-Kaffee gibt. Der kommt mir sehr gelegen. Och ja, vielleicht wird der Tag doch noch gut.

              Nach einem sonnigen Picknick in der Grünanlage ist meine Laune dann auch wieder im oberen Bereich. Von einer pisseligen Rippenprellung, beschließe ich, lasse ich mir nicht den Urlaub vermiesen. Einigermaßen beschwingt gehe ich zum Fähranleger, wo um 12:55 Uhr der Bus nach Russelv abfährt, und lasse mich für gut anderthalb Stunden durch unvergleichliche Landschaft schaukeln. Der Busfahrer sieht seinen Fahrplan wohl eher als unverbindlichen Vorschlag, denn schon bald sind wir 10, dann 15 Minuten vor der angegebenen Zeit. Sollte man wissen, falls man auf der Strecke zusteigen will.



              Bei Russelva am Ende der asphaltierten Straße beginnt, wie schon beim ersten Besuch, die Tour. Anders als damals habe ich aber keine lange Strecke vor mir, sondern alle Zeit der Welt. Fühlt sich gut an. Gemächlich schlendere ich auf dem Fahrweg bis zum letzten Haus und weiter auf dem Wanderpfad zur Lyngstuva …



              das ist der Hubbel da links von der Mitte. Dort lasse ich den Rucksack stehen, breite die gewaschenen Sachen zum Trocknen aus und erkunde zuerst den felsigen Küstenstreifen westlich davon.




              Russelvfjellet

              Dann will ich zum Schiffswrack an der Nordseite, mitten zwischen Sørklubben und Nordklubben.







              Das ist immer noch nicht entsorgt und ein eindrucksvolles Mahnmal für die Hybris des Menschen, der glaubt, die Naturgewalten mit ein bisschen Stahl und Technik bezwingen zu können.


              raue Küste


              rechts Nordklubben, dahinter Kågen, links hinten Arnøya



              Anschließend suche ich mir einen Weg zur alten Hütte am Signal- äh ... Türmchen. Eigentlich sollte man etwas höher steigen, aber die Kletterei zwischen den Felsen macht auch Spaß. Die Hütte ist offen und gemütlich, wenn auch etwas vollgestellt, im winzigen Spitzboden kann man sogar übernachten, aber heute ist es drinnen viel zu heiß. Selbst draußen wird mir die Sonne auf die Dauer etwas unangenehm. So gehe ich zurück zum Rucksack, und jetzt, am späten Nachmittag kommen die ersten Spaziergänger. Das wird den ganzen Abend andauern, es kommen immer mehr Leute. Wahrscheinlich wollen einfach viele Menschen an der Nordspitze die Mitternachtssonne bewundern.

              Was mich zu einem ernsthaften Problem führt, also nicht die Menschen, sondern die Sonne. Ich möchte auf jeden Fall hier übernachten, brauche aber einen schattigen Platz.



              Blick nach Russelva. Zu den nächsten Bäumen in ebenem Gelände müsste ich einige Kilometer zurück laufen. Die Heuwiese am letzten Haus ist dann doch zu sehr Privatgrund.


              die Felsen bieten nicht genug Sonnenschutz …


              außerdem brütet hier ein Austernfischer, der sich lautstark beschwert, wenn man ihm zu nahe kommt

              Nach längerem Suche finde ich schließlich am Hang eine Birke mit ungewöhnlich ausladendem Blätterdach und stelle mein Zelt darunter. Dass der Boden nicht ganz eben ist, kann ich leicht ausgleichen. Außerdem plätschert ein Bach direkt in der Nähe, in dem ich mich an diesem warmen Abend ausgiebig wasche. Wegen der Rippenprellung kann ich zwar nicht auf der rechten Seite liegen und nur ein paar Minuten auf dem Rücken, aber problemlos auf der linken Seite. Geht doch alles ganz gut. Bin gespannt wie es morgen auf der längeren Rucksackstrecke wird.



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              • Borgman
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                • 22.05.2016
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                • Meine Reisen

                #8
                Dienstag, 11. Juni: Ytre Gamvika

                Mit vier bis fünf Stunden Schlaf war die Nacht ausreichend erholsam. Mehr erwarte ich auch nicht zu Zeiten der Dauersonne. Heute Morgen sorgt ein dünner Wolkenschleier für angenehm diffuses Licht und gute Laune. Tatsächlich mag ich in dieser Jahreszeit die bedeckten Tage fast noch lieber als die sonnigen. Nach dem obligatorischen Frühkaffee mit drei Bixit breche ich kurz vor 7:00 Uhr auf. Ich habe ein Ziel, ytre Gamvika an der Ostseite der Halbinsel, aber noch keinen Plan. Am einfachsten sieht auf der Karte die Route durch das Russelvdal aus … ja, mal sehen … erst mal runter zum Pfad. Eigentlich habe ich keine Lust heute auf der Straße zu gehen.

                Wie sich zeigt ist das auch gar nicht nötig. Direkt hier am ersten (auf der Karte nicht eingezeichneten) Bächlein sieht der Hang steil, aber machbar aus.







                Nach den ersten 100 Höhenmetern geht es mit moderater Steigung auf das Russelvfjell zu, das ich links, also östlich umgehen will. Kurze Pause zum Ausschnaufen mit dem letzten Apfel.


                in der Mitte Nordlenangsneset, dahinter rechts Reinøya und links Ullstinden


                etwas buckeliges Gelände zum Kvalvikdalen hin


                ganz links im Bild die weitere Aufstiegsroute am Nordhang Russelvfjellet


                Kvalvikdalen mit Kågen im Hintergrund


                Blick auf Arnøya beim weiteren Aufstieg

                Das läuft alles wie geschmiert. Auch die Schneefelder sind wider Erwarten fest und gut begehbar. Und die Aussicht wird immer besser, trotz der Wolken.


                Vorterøya und Kågen



                Als auch die zweite Stufe überwunden ist, geht es nur noch über Geröll bis zum Russelvfjellvatnet. Die Strecke zieht sich etwas, lohnt sich aber wegen des prachtvollen Blicks auf den zugefrorenen See und die schroffe Ostseite des Russelvfjells. Verdiente Frühstückspause mit Lefse und kaltem Instantkaffee (ein paar von den kleinen Tütchen sind im Rucksack für solche Fälle) auf steinigem Untergrund.





                Krasser Kontrast: von der saftig grünen Küste in diese karge Schnee- und Steinlandschaft noch vor dem Frühstück. Weiter geht es in ziemlich gerader Linie auf den Berg lille Peppartinden zu, bevor ich dann nach Süden zu den Lomvatnan schwenke.


                links lille Peppartinden, rechts in den Wolken Peppartinden


                Jorranvárri, Peppartinden, Kalddalstinden


                Peppartinden, Kalddalstinden, Storgalten, Daltinden, ganz hinten Storurdtinden

                Hier wird das Gelände unübersichtlich mit zahllosen Buckeln und Rinnen, die ich nach der Karte so nicht erwartet hätte.


                Storgalten in voller Pracht, vorne Lomvatnan




                lille Peppartinden


                Russelvfjellet

                Diese Strecke ist einigermaßen anstrengend, befriedigt aber in vollem Maße meine Vorliebe für wegloses Gehen mit Hindernissen. Es macht Spaß eine mir unbekannte Landschaft lesen zu lernen und darin eine gangbare Route zu finden. Südöstlich der Lomvatnan und eine Stufe tiefer komme ich in ein breites, grünes, von Bächen durchzogenes Tal.





                Da ich südlich des Bachs weiter gehen will, furte ich die beiden Hauptarme so bald wie möglich und stelle danach das Zelt für die Mittagspause auf. Gegen die durchziehenden Nieselschauer und überhaupt für die Gemütlichkeit. Ich bin ziemlich erschöpft und schlafe eine Runde, bevor ich meine Kornmos mit Aufstrich esse. Jetzt noch ein ordentlicher Kaffee und weiter – ich freue mich auf ytre Gamvik. Vor dem Abstieg steuere ich allerdings noch einen vielversprechenden Aussichtspunkt an …



                nämlich den kleinen Fels-und-Heide-Buckel da vorne. Der Blick auf Peppartinden und die Wasserfälle, die vom Gletscher Gamvikblåisen herunterstürzen ist wirklich grandios.







                Lille Peppartinden sieht von hier auch eindrucksvoll aus. Auf dem Bild erkennt man eine Fahrspur, die in meiner Karte nicht eingezeichnet ist, von der ich aber hoffe, dass ich sie für den Rückweg zur Westseite auf einer einfacheren Route, dann südlich statt nördlich des Russelvfjells, nutzen kann. Ist vorgemerkt.



                Heute geht es aber erst mal in mehreren steilen Stufen den terrassenförmigen Hang hinunter zur Ytre Gamvika. Ob die Fahrspur noch weiter geht sehe ich nicht, es dürfte aber selbst für Quads zu steil sein. Das hier heißt Skáidi, also samisch für Land zwischen den Flüssen, und ich ahne schon, dass mir weiter unten ein Problem blüht:


                Skáidielva auf der einen Seite …


                und der Gletscherfluss auf der andern



                Da ist kein Durchkommen. Nach der Schneeschmelze bestimmt, aber jetzt ist mir das zu riskant. Bis zum Meer, wie ich gehofft hatte, werde ich es nicht schaffen. Ja, das ist nun mal so und nicht zu ändern. Leichten Herzens verzichte ich auf die letzten 200 Meter Strecke und suche mir etwas höher und noch vor dem kräftigen Regen einen Zeltplatz mit schöner Aussicht. Weil das Stratospire zwei Eingänge hat, muss ich mich nicht mal zwischen Meer und Bergen entscheiden.





                Später mache ich noch einen Spaziergang ins Tal und wasche mich im Gletscherfluss. Es gibt gewöhnliche Kriebel- und Steckmücken, aber auch gerade so viel Wind, dass sie nicht allzu lästig werden. Ytre Gamvika ist wirklich ein herrliches Fleckchen.

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                • Namie
                  Gerne im Forum
                  • 23.03.2023
                  • 52
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  So jetzt bin ich auch hier gelandet bin schon ganz hin und weg von den schönen Bildern und dem schönen Bericht

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                  • Borgman
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                    • 22.05.2016
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                    #10
                    Namie: Danke, das freut mich! Es geht auch gleich weiter mit dem nächsten Teil.

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                    • Borgman
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                      #11
                      Mittwoch, 12. Juni: Ausruhen und ein kurzes Stück zurück

                      Heute habe ich es gar nicht eilig von diesem Urlaubsparadies im abgelegenen ytre Gamvikdalen wegzukommen. Vielleicht bleibe ich sogar den ganzen Tag hier. Das Wetter sieht am Morgen nur mittelprächtig aus: ein frischer Westwind drückt dicke Wolken über die Berge, die sich gelegentlich abregnen. Das schwache Mobilnetz reicht nicht aus um eine neue Vorhersage abzurufen, das müsste ich mal von einer anderen Stelle im Tal oder etwas höher ausprobieren. Ja … später. Momentan finde ich es sehr angenehm im Zelt.

                      Am Vormittag regnet es mehr, da will ich auch nicht raus, aber nach dem Mittagessen kann ich mich zu einem Spaziergang aufraffen und kriege zur Belohnung eine erfreuliche Vorhersage: Donnerstag und Freitag soll schönes Wetter sein. Das kann ich natürlich besser nutzen, wenn ich heute schon den ersten Anstieg in Richtung Russelva mache und damit die Strecke morgen etwas verkürze. Also packe ich zusammen und gehe gegen 16:15 Uhr gegen kalten Wind und Nieselregen den Hang hoch.





                      Den Fluss furte ich diesmal weiter östlich, weil ich direkt unterhalb lille Peppartinden bessere Zeltstellen vermute. Na ja … das Gelände ist größtenteils steinig und nass, immer wieder behindern durchziehende Nebelschwaden die Sicht.


                      Furt Skáidielva



                      Hier treffe ich auf die Fahrspur und suche rechts und links davon, damit ich sie morgen, falls es immer noch so neblig ist, nicht lange suchen muss. Auf einem kleinen Hügel finde ich schließlich eine ebene, trockene Stelle, wasche mich noch kurz im Bach und wärme mich am Kaffee. Im Tagebuch notiere ich noch: „rechte Seite (Rippen) immer noch schmerzhaft beim Rucksack aufsetzen, Hüftgurt anziehen, hinlegen, aufstehen usw. Wird weder besser noch schlechter.“ Also, ich hätte eigentlich Besserung erwartet, muss aber wohl noch geduldig sein.


                      Donnerstag, 13. Juni: Nordlenangsbotn



                      Ja, das hatte ich befürchtet. Der Nebel hält sich hartnäckig, und es weht immer noch ein kühler Westwind. Da ich aber hervorragend geschlafen habe, verliere ich keine Zeit, sondern stürze mich um 7:00 Uhr ins Vergnügen. So gut es geht folge ich der Quadspur nach Westen, wo der Nebel herkommt.


                      Kalddalen – ja, kann ich bestätigen, es ist tatsächlich kalt

                      Manchmal lichtet sich der Nebel, so dass man einen näher liegenden Hang oder See erkennen kann, dann zieht er sich wieder zu. Die Quadspur verliere ich regelmäßig auf Schnee- und Geröllfeldern, finde sie aber wie durch ein Wunder jedesmal wieder. Ohne sie wäre ich in diesem hügeligen Gelände aufgeschmissen. Man erkennt nicht viel auf den Fotos, außer dass die Sicht wirklich mies ist … jaa, so ist die Strecke wenigstens exzellent dokumentiert:




                      Abfluss Lomvatnan




                      wie soll man hier die Quadspur wiederfinden?




                      Øvre Tverrelva

                      Hier mache ich nach einer Stunde eine kurze Pause. Danach geht es auch schon mehr bergab, und die Spur ist praktisch durchgehend erkennbar. Leichtes Gehen. Frühstückspause ist dann dort, wo ich an einer Trinkwasser-Entnahmestelle auf den angelegten Fahrweg treffe.




                      obligatorisches Brückenfoto, hier wird das Trinkwasser abgeleitet


                      Russelva – rechts der Mitte Lyngstuva und die Nordspitze


                      Russelvfjellet

                      Kurz hatte ich überlegt, ob es nicht nett wäre über den Sattel am Hæsafjellet zum Lenangsstraumen zu gehen, aber keinerlei Lust verspürt wieder in die Wolkenzone zu steigen. So treffe ich bald auf die Straße und folge ihr einige Kilometer nach Süden.



                      Bei so wenig Verkehr ist es sogar ganz erholsam, mal nicht auf die Füße achten zu müssen.



                      Kleine Pause mit Picknickbank an der Sandbukta. Obwohl jetzt die Sonne durchkommt, hält sich die Zahl der Badegäste überraschenderweise in Grenzen.



                      Nordlenangsbotn bei Niedrigwasser. Ganz am Ende möchte ich so weit wie möglich in das Tal hinein gehen und dann mal schauen was man da so alles machen kann. Ich bin gespannt. Zuerst muss ich aber über die Brücke und durch eine kleine Siedlung, wo der Wanderpfad beginnt.


                      anfangs auch eine Fahrspur





                      An der kleinen Landzunge Sommarneset gibt es die perfekten Zeltplätze, ich bin ganz begeistert. Hier darf das Zelt während der Mittagspause trocknen und ich meine müden Beine auf der weichen Krähenbeerenheide ausstrecken. Herrlich!



                      Jetzt geben die Wolken den Blick zum Tverrbakktinden frei, links davor Svartfjellet. Der Berg ganz links in den Wolken ist Storurdtinden, den ich vorgestern von der anderen Seite gesehen habe.



                      Weiter geht es durch lichten Birkenwald und nasse Moorwiesen. Ein Pfad oder Fahrweg ist nicht immer zu erkennen, aber verlaufen kann man sich auch nicht. Wahrscheinlich ist es sogar besser, direkt an der Wasserkante zu gehen, zumal bei Ebbe.


                      hier noch mal Tverrbakktinden


                      nach zwei Kilometern kommt man durch eine kleine Hüttensiedlung …


                      und wieder durch perfektes Zeltgelände



                      Noch eine kurze Pause um 17:00 Uhr hinter der Brücke über den nördlichen Zweig der Vassdalselva. Ich bin schwer versucht hier mein Nachtlager zu errichten, möchte aber weg von den Hütten und mehr Wildnisgefühl. Also laufe ich noch ein Stück auf dem Wanderpfad, der hier beginnt, ins Tal hinein.


                      Rødtinddalen, links Kvasstinden, rechts Bjørndalstinden



                      Blick talaufwärts. Ganz am Ende steht eine Hütte (Vaggashytta), die ich aber heute nicht mehr erreichen werde. Sieht näher aus als es ist. Nach der Brücke über die Tverrelva geht es einen guten Kilometer durch lichten, steinigen Birkenwald. Um ziemlich genau 18:30 Uhr entdecke ich eine passende Stelle mit Sonnenschutz und baue das Zelt auf.


                      Brücke Tverrelva





                      Bei 11-12°C ist es trotz Sonne nicht übermäßig warm bei der großen Waschaktion im Gletscherfluss, aber danach beim Feierabendkaffee mit Schokolade bin ich absolut tiefenentspannt. Es gibt manchmal Plätze … da fühlt man sich sofort geborgen, obwohl man gar nicht so recht benennen kann woran das liegt. Dieser ist nicht mal besonders praktisch – etwas weg vom Wasser, leicht uneben – und trotzdem einer der gemütlichsten, die ich jemals hatte. Mit anderen Worten: ich fühle mich sauwohl hier.

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                      • Moltebaer
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                        • 21.06.2006
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                        #12
                        Spannende Motive, macht super Vorfreude mitzulesen
                        Wandern auf Ísland?
                        ICE-SAR: Ekki týnast!

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                        • Borgman
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                          • 22.05.2016
                          • 795
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                          #13
                          Moltebaer: danke, dann schreibe ich doch gleich mal weiter ...

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                          • Borgman
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                            • 22.05.2016
                            • 795
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                            #14
                            Freitag, 14. Juni: Abstecher Vaggasvatnet

                            Also, ich fühle mich an diesen Platz immer noch besonders wohl, möchte aber auch noch mehr erleben, wenn ich schon mal hier bin. Sehr attraktiv, weil von mächtigen Bergen umgeben, sieht auf der Karte Vaggasvatnet aus. Bestimmt kann man auch zu einem der beiden Vaggas-Gletscher aufsteigen. Wetter soll ja gut werden: bisschen Sonne, paar Wolken, bis 15 Grad. Während ich meinen Morgenkaffee schlürfe entsteht der Plan. Ich gehe auf dem Pfad weiter bis zur Hütte, lasse dort den Rucksack stehen und erkunde die Gegend ohne Gepäck. Dann reicht es, wenn ich am Abend zur Hütte zurück komme.



                            Momentan hängen die Wolken wie angenagelt auf 500m Höhe. Das wird sich hoffentlich in den Vormittagsstunden ändern. Aufbruch, weil es hier so gemütlich ist, erst um 8:00 Uhr. Der Pfad ist meist gut zu erkennen, abgesehen von einigen nassen Stellen, und das Gelände einfach. Nach weniger als einem Kilometer komme ich an einem Windschutz mit Plumpsklo vorbei:



                            Dann geht es bis zur Brücke, Vaggashytta steht auf der Ostseite, immer mehr oder weniger nah der Botnelva entlang. Die Stege, die den Wanderern die Querung der Bäche aus Nedre- und Øvrevatnet erleichtern sollen, wären selbst so früh im Sommer nicht nötig gewesen, aber …





                            die Brücke schon. Sieht nicht so aus, als ließe sich der Fluss an irgendeiner Stelle ohne Lebensgefahr furten. Das wird nix mit der Hütte. Ich nehme das mit einem Achselzucken zur Kenntnis, aber wer kein Zelt mit hat und in der Hütte übernachten will hat einen ziemlich weiten Rückweg vor sich.

                            Auch auf der Westseite geht fast bis zum Talende ein Pfad weiter, also ändert sich für mich eigentlich nichts. An der letzten möglichen Stelle baue ich jetzt eben das Zelt auf, frühstücke in aller Ruhe und lasse meine Sachen dort.



                            Talende Nordlenangsbotn. Nach rechts steigt man dann hoch zum Kvasstinddalen. Was sich leider auch nicht ändert ist die Wolkensituation. Obwohl es jetzt schon fast 11:00 Uhr ist, haben sie sich um keinen Meter gehoben. Na, vielleicht wird das noch.


                            wild und schön ist die Landschaft trotzdem


                            sieht sehr schnuckelig aus, die Hütte



                            Steiniger Anstieg im Birkenwald. Wo die Bäume zu dicht stehen, kann man auf das Geröll ausweichen. Und als der Hang wegen größerer Blöcke und einiger Felsbuckel unübersichtlich wird, baue ich zwei Steinmännchen, damit ich beim Abstieg den richtigen Einstieg finde.


                            Wasserfall vor der ersten Verebnung im Kvasstinddalen



                            Gleich an der ersten möglichen Stelle nach dem Wasserfall furte ich vorsichtig den Gletscherbach. Man erkennt auf dem Foto große Steine und dazwischen tiefe Löcher … also, um das vorwegzunehmen, es gibt später bessere Stellen.



                            Hinter dem zweiten Wasserfall komme ich bald zum lille Vaggasvatn. Spätestens hier hätte ich ein unvergessliches Panorama faszinierender Berggipfel erwartet. Was ich stattdessen bekomme ist das hier:



                            Ganz rechts im Bild stürzt der Bach vom vestre Vaggasblåisen herunter. Die Wolken hängen also eher auf 450m Höhe und machen keinerlei Anstalten sich aufzulösen. Okay, dann eben nicht. Ich bin ein ganz kleines bisschen enttäuscht, streiche nach der Hütte nun auch den Gletscher von meinem Plan und mache einfach das beste draus. Zum (großen) Vaggasvatnet steige ich ein Stück auf und komme dann nördlich des Sees in unwegsames Gelände mit groben Geröllfeldern.


                            Vaggasvatnet


                            Blick zurück



                            Vaggasvatnet Südseite mit Vaggåsen (420m), das ist der Felshügel links. Am rechten Bildrand ginge es hoch zum austre Vaggasblåisen, wenn es denn irgendeinen Sinn machen würde. Das ist schon ziemlich mühsames Gehen und wird im weiteren Verlauf nur unwesentlich besser. Ich will nach einer ungemütlich feuchtkalten Pause aber auf jeden Fall noch um diesen Vaggåsen herum gehen und einen Blick auf die Ostseite werfen.


                            Seitental östlich Vaggåsen


                            kleiner See südlich Vaggåsen


                            Lyngen Ostseite – auch hier bleibt das herrliche Bergpanorama der Vorstellung überlassen


                            am kleinen See geht es wieder nach Westen



                            Das Schneehuhn auf dem Felsen wirkt auch etwas verloren. Jetzt geht es wieder runter zum Vaggasvatnet, diesmal zur Südseite und dem Bach vom austre Vaggasblåisen.



                            Der lässt sich etwas weiter unten problemlos queren. Links am Hang geht es weiter um den See. Ich folge einem Rentierpfad, der mich sicher über die leichtesten Stellen der Geröll- und Schneefelder führt. Auf die Rentiere ist Verlass. Überhaupt ist die Südseite viel einfacher als die Nordseite – kein Wunder, dass es dort keine Pfade gab.






                            zwischen Vaggas- und lille Vaggasvatnet

                            Zum Abschluss gehe ich für einen besseren Blick auf den Wasserfall vom vestre Vaggasblåisen noch den Schlenker über einen Moränenhügel …


                            keinen Deut anders als vor vier Stunden …


                            noch ein letzter Blick auf die beiden Vaggas-Seen …


                            und mache mich dann auf den Heimweg.


                            die niedliche Hütte



                            Um 17:20 Uhr bin ich wieder am Zelt. Obwohl ich den Stock rechts mitgenommen und durch einen ziemlich krummen Birkenast ersetzt habe, steht es noch ganz prima. Nach dem vielen Geröll und unwegsamen Gelände müssen meine Beine etwas ausruhen. Aber hier bleiben? Nee, ich will wieder zu meinem letzten Platz zurück. Eine Wanderstunde schaffe ich noch.

                            Am Windschutz mache ich einen technischen Halt und nutze das utedo (die Tür fehlt, aber es ist ja kein Mensch weit und breit), dann richte ich mir meinen äußerst gemütlichen Platz wieder ein, hole Wasser, kurze Katzenwäsche und … abschlappen! Je nun, von dem Abstecher hatte ich mir mehr versprochen, z.B. Berge, aber eine coole Tagestour war es unter den gegebenen Umständen trotzdem. Hätte ich sie doch auf morgen verschieben sollen? Da soll es sonnig werden, mit ein paar Wolken. Haha, jaja, wer’s glaubt! Das war für heute auch angekündigt.

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                            • Goldi
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                              • 11.09.2022
                              • 264
                              • Privat

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                              #15
                              Ich lese und verfolge auf Norgeskart gespannt deine Tour. Trotz der Wolken tolle Fotos und eine tolle Landschaft. Danke schon mal.

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                              • Borgman
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                                • 22.05.2016
                                • 795
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                                #16
                                Goldi: gern geschehen! Ja, die Tromsküste hat Einiges zu bieten, und ein paar lohnende Tipps für wenig bekannte Routen und Abstecher wird es im weiteren Verlauf noch geben. Mit einem davon schließe ich auch gleich diesen Teil ab.

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                                • Borgman
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                                  • 22.05.2016
                                  • 795
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                                  #17
                                  Samstag, 15. Juni: Nordlenangsåsen

                                  Nach einer für Mitte Juni ordentlichen Portion Schlaf finde ich mich gegen 5 Uhr erneut an meinem schon vertrauten Wohlfühlplatz zwischen den Birken, einen guten Kilometer südlich der Tverrelva-Brücke. Die Wolken trotzen erneut der optimistischen Vorhersage, indem sie wie festgenagelt auf 500m Höhe hängen. Was ist heute – Groundhog Day? Aber bevor ich erneut denke, dass sie sich bestimmt bald auflösen und einen Abstecher in höhere Gefilde erwäge, meldet sich noch etwas schläfrig mein Verstand: den Machtkampf zwischen realen Wolken und einem fiktiven Wetterbericht gewinnen die Wolken ohne besondere Anstrengung. Sie müssen einfach nur gar nichts tun.

                                  Und das sollte ich auch. Schließlich ist Urlaub und Erholung angesagt. Aktivität nach Wetterlage. Also, was kann man hier machen ohne gleich wieder in die Wolken zu geraten? Na ja, ich wüsste da was. Die Siedlung Nordlenangsbotn soll direkt am Hafen einen bei Einheimischen beliebten Joker-Markt beheimaten. Beim Gedanken an frische Äpfel, ein kühles Bier, Brot und andere leckere Sachen, vielleicht sogar ein Wienerbrød, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Nicht dass es mir an Nahrung fehlte, aber ein paar Extras könnten mir durchaus das letzte Urlaubswochenende versüßen. Und die kleine Halbinsel westlich der größeren Halbinsel lockt mit einer Hügelkette bis maximal 175m Höhe, sowie einem unverbauten Küstenstreifen.

                                  Unter der Voraussetzung, dass es Trinkwasserbäche gibt, stelle ich mir einen Tag dort ganz nett vor. Morgen Abend geht es dann mit dem Schnellboot nach Tromsø, wo am Montag ganz früh mein Rückflug startet. Klingt gut, das will ich machen.
                                  Mit neuem Elan packe ich mein Geraffel zusammen und gehe um 7 Uhr ziemlich flott in anderthalb Stunden zu der vom Hinweg am Donnerstag schon bekannten Landzunge Sommarneset.






                                  Frühstückspause

                                  Der Aufstrich verspricht Nüsse, besteht aber zum allergrößten Teil aus Zucker. Schmeckt trotzdem nicht schlecht mit Kornmo zu schwarzem Kaffee. Ich lasse mir Zeit für einen zweiten Kaffee, der Supermarkt läuft ja nicht weg. Irgendwann geht es dann weiter zur Straße und auf dieser bis Nordlenangen Downtown.


                                  Blick zurück zum Nordlenangsbotn

                                  Im Joker-Markt kaufe ich ein, lade mein Telefon und wasche ein paar Sachen (auch die Wanderhose, damit sie sauber ist für den Rückflug). Die neu erworbenen Schätze trage ich dann ein Stück weiter auf der Straße nach Norden und dann auf einen deutlich erkennbaren Wanderweg, der bald sanft nach Nordwesten ansteigt. Mittagspause! Nach dem ersten Bier sinkt meine Wanderlust auf angenehmste Weise gegen Null.


                                  die Rentiere sind auch sehr entspannt ...




                                  aber nur die Trollblumen bewegen sich noch weniger als ich

                                  Zwischendurch hat man immer mal den Eindruck als würde die dünne Wolkenschicht jeden Moment aufbrechen und die Sonne durchkommen, aber als es dann tatsächlich passiert, dauert es nur wenige Minuten. Am späteren Nachmittag gehe ich weiter, bis ich auf einen Bach treffe und suche mir dann einen Platz auf dem lang gezogenen Hügelrücken Nordlenangsåsen.



                                  Den finde ich erst ziemlich weit oben, und zum Waschen muss ich den ganzen Weg zurück zum Bach gehen.



                                  Als ich danach wieder zurück am Zelt bin, hat der Nebel den Hügel schon komplett eingehüllt. Schade eigentlich – von hier hat man an klaren Tagen bestimmt einen tollen Blick. Andererseits liegt das nächste Bier schon bereit. In kurzer Zeit werde ich sowieso etwas benebelt sein, dann ist es mir egal.


                                  Sonntag, 16. Juni: Nordlenangsneset zum Abschluss

                                  Eines muss ich dem Nebel lassen: man schläft hervorragend unter seinen Fittichen. Nicht nur hält er die Mitternachtssonne ab, auch die Geräusche sind gedämpft und man fühlt sich richtig schön geschützt. Allerdings macht er am Morgen keinerlei Anstalten, sich aufzulösen. Und die gewaschenen Reiseklamotten sind sogar noch etwas nasser als gestern Abend.

                                  Trotzdem packe ich um 9:30 Uhr zusammen, trage den Rucksack zu einer leicht findbaren Stelle am Fuß des Hügelrückens und drehe eine Runde um die Nordspitze. Also zur Westseite, dann bis Nordlenangsneset und an der Ostseite zurück. Wenn ich schon mal Urlaub am Meer mache, will ich auch eine richtige Küstenwanderung.


                                  ein paar Meter hat sich der Nebel schon gehoben


                                  Pfad auf dem Hügelrücken




                                  interessante Felsen schon am Pfad zur Westseite


                                  auch hier alles voller Blumen


                                  Windschutz Arnenga


                                  durchgängig ist ein Pfad erkennbar


                                  Austernfischer












                                  Nordlenangsneset

                                  Hier kann man nach Herzenslust zwischen den Felsen herumklettern, kleine Strände entdecken und sogar überraschend gut zelten. Vielleicht sollte man dann Wasser mitnehmen, denn es gibt nur zwei, drei winzige Bäche an der Nordwestseite und einen etwas größeren im Nordosten. Ich finde diese Landschaft super schön und kann die Runde absolut empfehlen.

                                  Das war doch ein befriedigender Abschluss. Zurück am Rucksack, vertrödele ich noch die Zeit und schlendere dann viel zu früh zum Hafen. Jetzt, erst jetzt, keine Stunde zu früh und zum ersten Mal seit Donnerstag, löst sich der zähe Küstennebel auf. Soso, nachdem es sich lange geziert hat, ist Lyngen jetzt doch zu einem versöhnlichen Abschied bereit. Keine Sorge, ich komme wieder!









                                  Das ist mein Boot nach Tromsø, und damit endet auch schon der erste Teil. Wäre das der einzige Wanderurlaub dieses Jahr, dann fände ich die Ausbeute an Tagen mit guter Bergsicht etwas mager, das muss ich zugeben. Aber so viel Nebel im Sommer dürfte selbst in Troms eher die Ausnahme sein. Während der Fahrt mit dem Schnellboot wächst in mir der Wunsch, mehr von dieser großartigen Küste kennenzulernen.

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                                    #18
                                    Ich bin natürlich auch dabei und folge Dir! Sehr fein, wie Du das Beste draus machst, wenn das Wetter nicht so mitspielt, und überhaupt die entspannte Herangehensweise! Und die blauen Seen sehen auch unterhalb der Wolken wunderschön aus!

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                                      #19
                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                      Nach dem ersten Bier sinkt meine Wanderlust auf angenehmste Weise gegen Null.....
                                      Als ich danach wieder zurück am Zelt bin, hat der Nebel den Hügel schon komplett eingehüllt. Schade eigentlich – von hier hat man an klaren Tagen bestimmt einen tollen Blick. Andererseits liegt das nächste Bier schon bereit. In kurzer Zeit werde ich sowieso etwas benebelt sein, dann ist es mir egal.
                                      Hehe....
                                      Auch Arctic beer... oder was kannst du empfehlen? Na ja, "Hauptsach es geht de Hals runner un macht schwindlisch..." (wie man in Frankfurt sagt ).
                                      Das war ein sehr schönes Präludium ... aber jetzt bin ich wahnsinnig gespannt was ich in Loppa und Reinfjord alles verpasst habe!

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                                      • Borgman
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                                        • 22.05.2016
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                                        #20
                                        @Blahake: schön, dass du dabei bist, Anne! Ja, in diesem Jahr passte es so gut, dass ich mir keine ambitionierte Streckentour vorgenommen hatte, die wäre am Ende aus verschiedenen Gründen gescheitert, sondern komplett improvisieren wollte.

                                        @Fjellfex: Mack ølbryggeri hat mich noch nie enttäuscht. Arctic beer, Isbjørn, das normale Pilsner – ich kann alle Sorten empfehlen.
                                        Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                        ... aber jetzt bin ich wahnsinnig gespannt was ich in Loppa und Reinfjord alles verpasst habe!
                                        Dann will ich dich nicht länger auf die Folter spannen ...

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