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Wahrscheinlicher ist aber wegen des scharfen Kontrastes am Kopf und der im Foto nur angedeutet erkennbaren laaaangen Schwanzfedern, dass Du da Falkenraubmöwen gesehen und fotografiert hast
Ja, sehr schön. Glaube ich auch eher. (Sehr) lange Schwanzfedern (darum ja auch lat. "...longicaudus") -> Falkenraubmöwe, sonst in etwa dieser Farbgebung "Schmarotzerraubmöwe" (unglücklicher Name im Deutschen, die sind nicht mehr "Schmarotzer" als die anderen... die schwedische Bezeichnung (kust)labb ist unverfänglicher und bedeutet offenbar nichts Spezielles, nur diesen Vogel, Etymologie unklar; ähnlich ja beim Unglückshäher, den man im Norden relativ häufig sieht und der vielmehr ein ziemlich "lustiger" Vogel ist... zB schwedisch weniger negativ "lavskrika" von "lav" = Flechte... Finnisch kann ich das schlechter... naja, überhaupt nicht einschätzen )
ist dann wohl normal, dass sich Möwen (die man eher mit *Meer* assoziiert) so weit von der Küste tummeln. (?)
Naja, zum einen sind die Raubmöwen bei aller Ähnlichkeit eine eigene, von den Möwen unterschiedene Familie, und zum anderen sind die Lebensgewohnheiten der Falkenraubmöwe nochmal speziell, ich zitiere als öffentliche Quelle mal den NABU (https://www.nabu.de/tiere-und-pflanz...enraubmoewe/):
"Falkenraubmöwen sind im Brutgebiet hauptsächlich in der trockenen Tundra und in Heiden der Hochebenen anzutreffen. Auf dem Vogelzug und im Winter halten sie sich vor allem auf dem offenen Meer des Südatlantiks und Pazifiks auf."
Ich kenne die auch regelmäßig von der Varangerhalbinsel, aus dem Sarek und (wohl südlichste Ecke) Stekenjokk am Vildmarksvägen. Im schwedischen Namen "Fjällabb" und dem norwegischen "Fjelljo" spiegelt sich das Brutgebiet auch wieder - wobei das Fjell ja "ganz oben" bis ans Meer herabreicht.
Schatten ist gut und erholsam, aber dann doch nicht ganz so schlaffördernd wie der Regen am Abend zuvor. Nach den nötigen 4 Stunden war ich um 3:30 Uhr hellwach und zu neuen Taten aufgelegt. Die Sonne stand ja am Himmel, also warum nicht früh aufbrechen? Zumal die heutige Strecke auf der Karte interessant aussah und der Fjellfex den Morgen bestimmt auch nicht vertrödeln würde.
Aufbruch um 5:30 Uhr
Letzter Blick zum Marsujärvi. Zuerst ging es teils über Geröll- und Schneefelder, teils über Grasflecken östlich um den Ropi herum. Der Morgen war so frisch, dass ich zum ersten und einzigen Mal dieser Tour Mütze und Handschuhen trug.
So sah das Gelände am Ropi aus.
Roabinibba heißt der Nordwestausläufer des Ropi. Rechts an dem Felshügel ging es vorbei und dahinter ins Tal hinunter.
Blick zum Ropi von der Roabinibba.
Halbe Stunde Pause mit Blick ins Tal und die weitere Strecke. Bizeoaivi in der Bildmitte, links davon wollte ich den Höhenzug queren.
Blick zurück
Den Einschnitt, in dem der Bach fließt, konnte man lange nicht einsehen …
… und war auf dieser Seite von Schnee gesäumt. An den meisten Stellen wäre man vermutlich eher mit der Schneekante in den Bach eingebrochen als ihn zivilisiert zu queren.
Pitsijoki. Hier ging es einfach und sicher über Trittsteine.
Oberhalb nicht …
… und unterhalb auch nicht. Die frühe Wanderzeit Anfang Juni hatte eben doch noch ihre Tücken, obwohl der größte Teil der Strecke einfacher war als erwartet. Auf dem Sattel zwischen Bizeoaivi und Bizejohgieravárit war es dann Zeit für die Frühstückspause.
Noch ein Blick zurück zum Ropi. Danach ging es über ein größeres Schneefeld (leider kein Foto) auf die andere Seite.
Der spitzkegelige Berg Čáibma in der Ferne diente als neuer Orientierungspunkt.
Bizejohgieravárit
Leichtes Wandergelände östlich der Berge. Die weitere Route bis zur Hütte war offensichtlich: NNO bis zur Waldzone, dann nach Norden zum Fluss Kaskasjoki. Feuchtgebiete umgehen.
Blick nach Norden
Erste Birken. Man sieht hier schon, dass selbst im Wald noch etwas Schnee lag.
Blick zurück auf Bizejohgieravárit
Ab hier lief ich auf Rentierpfaden durch den Wald, querte einen Bach mit den ersten Blumen der Tour und kam in hügeliges, unübersichtliches Gelände.
Hier war ich irritiert. Warum bitteschön war hinter dem Fluss ein See? Das passte überhaupt nicht zur Karte. Westlich der Hütte konnte ich noch nicht sein, also folgte ich einem Pfad nach Westen, in der Hoffnung, dass die Hütte plötzlich vor mir aufploppen würde. Das tat sie dann auch – umschwirrt von Wolken kleiner grünlich-durchsichtiger Fliegen und, ja, Mücken.
Offensichtlich war der See gar kein See, sondern der Hauptarm des Flusses. Er führte mächtig viel Wasser und würde kaum zu queren sein. Aber das war, wenn überhaupt, ein Problem für morgen. Die Hütte war bewohnt, und zwar von Mäusen. Weil ich wusste, dass Fjellfex schon schlechte Erfahrungen mit Mäuse-Hütten gemacht hatte, reinigte ich zuerst Boden und Tisch von Mäusekot, bevor ich an den See zum Baden ging. Danach wusch ich noch meine Wandersachen, auch Hose, Softshell und Socken. Nicht, dass sie besonders dreckig wären, aber der Tag bot sich dafür an.
Den Rest hat der Fjellfex schon sehr schön beschrieben, danke!
Ich mach' dann mal Werbung: Echte Bestimmungsbücher ins Fjell zu schleppen wäre mein Ding ja auch nicht (mehr), das IMHO beste Bestimmungsbuch für die Vögel Europas gibt's aber auch als ultraleichte Android-App, https://play.google.com/store/apps/d...irdguide&hl=de.
Sicher als App verbesserungsfähig, aber allemal besser als eine einfache (gescannte) pdf.
Wenn man es viel nutzt, muss man das aber beim Akku-Management beachten ...
Vielen Dank an die ODS-Schwarmintelligenz in Sachen Ornithologie.
Hier hätte ich einen weiteren Kandidaten:
Wen haben wir denn da?
Männchen einer Spornammer.
(Verbreitungs-/Brutgebiet in Europa spiegelt sich im lateinischen Namen wieder: Calcarius lapponicus. Schwedisch auch: Lappsparv = "Lappensperling/-spatz", oder finnisch Lapinsirkku = "Lappenammer", aber da musste ich nachgucken )
PS Oh, da waren wir fast gleichzeitig... sorry...
Zuletzt geändert von Ljungdalen; 21.06.2024, 18:38.
Meine Grobplanung: mittelfristiges Ziel ist die Puuvrasjoki autiotupa. Als Tagesetappe etwas zu lang. Außerdem hatte ich ja reichlich Zeit. Ich würde das auf 2 Tage aufteilen. Wetteraussichten: bis 9 Uhr sollte es trocken sein, ab dann sollten Regenschauer und abends vielleicht auch Gewitter daher kommen. Also früher Start um das schöne Wetter zu nutzen (Borgman und ich vereinbarten 6 Uhr) und vielleicht ist dann um 9 schon wieder Feierabend bei mir, wenn bis dann die Distanz nach Puuvrasjoki hinreichend verkürzt ist.
Da ich abends dann keine Kochgelegenheit haben würde, gab es die warme Mahlzeit halt in der Früh: Instantnudeln. Da fühlte ich mich dann wie ein Radprofi bei der Tour de France, die morgens ja auch gerne Pasta essen.
Der Morgen an der Hütte war herrlich; kaum zu glauben, dass da bald Regen kommen sollte:
Heute wollten Borgman und ich uns dann auch endgültig trennen: er musste schneller als ich nach Kilpisjärvi, da sein Proviant begann zur Neige zu gehen, und außerdem wollte er sich noch ein paar Tage in seinem geliebten Norwegen tummeln.
Los ging´s gemeinsam dem Kaskasjoki entlang flussaufwärts nach Nordwest.
Ich nutzte es noch einmal aus so eine hübsche Staffage zu haben:
In der Bildmitte der Berg Biggosoaivi. Dahinter (nördlich) wollte ich nach links (westlich) abbiegen.
Der Bach aus dem Seitental vor dem Berg war etwas größer. Ging gerade noch von-Stein-zu-Stein.
Borgman zog es trotzdem vor in die Watschuhe zu wechseln.
Bis hierher kam wir recht gut voran dank einiger Wildpfade. Dahinter wurde es übler: Vegetation, ein paar Geländerippen, hauptsächlich aber Geröllfelder... die mag ich gar nicht!
Wildpfade sah man hinter dem Bach auch keine mehr. Wahrscheinlich wird den kleinen Rentieren schon im Kindergarten beigebracht "Das Gelände da ist pfui igitt igitt. Da gehen höchstens deutsche Touristen lang..."
Ich habe mir auf den Solotouren angewöhnt schon beim kleinsten Unbehagen Umwege einzulegen. Wenige Höhenmeter oberhalb schien eine Geländeterasse zu sein auf der ich wohl viel angenehmer voran käme, aber ich wollte Borgman bis zur verabredeten Stelle begleiten. Dem schien das Geröll viel weniger auszumachen.
Aber 1km vor der Stelle meinte ich dann doch, dass ich schon zu lange jenseits von dem war, was man eine Schnittmenge zwischen unseren Tourvorlieben nennen könnte und schlug vor die Verabschiedung auf jetzt sofort vorzuschieben.
Das war natürlich relativ abrupt und ungeplant und irgendwie blöd, aber nach einer Zehntelsekunde Bedenkzeit schien dann auch Borgman der Meinung zu sein, dass dies unter den Umständen am vernüftigsten ist.
Also verabschiedeten wir uns, dankten für die gemeinsam schöne Zeit und gingen je unserer Wege.
Also nix wie hoch zu dieser Geländeterasse, und dort fand ich dann Verhältnisse, die mir viiiel mehr behagten:
Ich traf sogar wieder auf Tierpfade:
Da kann meine Routenwahl also nicht so blöd gewesen sein...
Beim folgenden Bild habe ich schon den Schwenk nach Westen vollzogen; im Hintergrund schon der Roggejavri:
An dieser Stelle erwischte mich schon ein kräftiger Regenschauer obwohl es erst 8:10 war.
Der Insektenflugverkehr war an diesem Tag nicht so schlimm wie am Tag zuvor, aber vorhanden.
Wenn man mit dem Rucksack mal einen Ast streifte erhob sich eine kleine Wolke, und zahlreiche Tierchen blieben dann auch an Jacke und Rucksackhülle hängen:
Am Roggejavri entschied ich mich für die Südseite.
Im Nachhinein betrachtet wäre die Nordseite vielleicht besser gewesen: Vegetation und Geröll waren etwas unangenehm. Meine Rettung war ein gut zu gehendes Schneefeld etwas oberhalb:
Westlich des Sees bei der Wasserscheide ließ ich es gut sein: das genügt für heute. Es war gerade trocken und schön - das wollte ich dazu nutzen mein Lager gemütlich einzurichten:
Jetzt kann der Regen kommen.
Der Regen wollte aber nicht so recht kommen. Zu Beginn der Tour war das Wetter meist besser als vorhergesagt.
Als es später am Tag nach einer langen Trockenphase aussah, machte ich noch einen Spaziergang auf die südöstlich gelegene Anhöhe und wurde mit vielen schönen Blicken belohnt.
Eindeutiger Blickfang im Osten war *die Pyramide*:
Blick nach Norden - über diesen Höhenzug wollte Borgman gehen... war er vielleicht schon dort?
Blick nach Nordwesten über den Njamatjavri hinweg:
Blick beim Rückweg auf den Roggejavri:
Später am Abend wurde der Himmel doch finsterer und man hörte entfernten Donner.
Hatten auf dem Weg von der Hütte bis zum Lager die Insekten etwas genervt, war ab dem Zelt aufbauen der Spuk ziemlich vorbei, nicht zuletzt auch weil ein Lüftchen wehte.
Merlin (nicht Merilin), wie der gleichnamige, gerade auch im Norden verbreitete kleine Falke (Falco columbarius), nehme ich an, nicht wie die Sagengestalt.
Danke für den Hinweis, habe ich mal installiert, sieht auf den ersten Blick gut aus.
Wir hatten uns gestern auf Start um 6 Uhr verabredet, da ab 9 Uhr mit Regen zu rechnen sein sollte. So konnten wir vorher schon ein Stück schaffen. Da ich dem Fjellfex vor dem Packen und meinem eigenen Kaffee einen Pott Wasser kochen wollte, stellte ich ausnahmsweise den Wecker. Sonst bin ich auch ohne den immer früh wach, aber 4:30 Uhr konnte ich dann doch nicht garantieren. Es war der herrlichste Morgen – fast windstill, mild (im Vergleich zu gestern) und sonnig.
Kleiner See vor der Hütte um 4:43 Uhr
Dass heute der große Regentag werden sollte, konnte ich mir absolut nicht vorstellen. Ich setzte in Gedanken ein Fragezeichen hinter die Wettervorhersage und stellte mich auf einen normalen Wandertag ein, vielleicht mit ein paar Schauern ab Mittag. Mit den Jahren entwickelt man ja auch ein Gefühl für das Wetter. Und irrt sich trotzdem manchmal.
Wir genossen die letzte Stunde auf Kaskasjoki und waren um 6 gleichzeitig abmarschbereit. Bis zum Kaskasjärvi wollten wir noch zusammen gehen, danach trennten sich unsere Wege. Fjellfex wollte nach WNW in zwei Tagen zur Puuvrasjoki-Hütte und ich weiter nach Norden.
Biggosoaivi. Rechts und weiter hinter dem Berg liegt der Kaskasjärvi.
Mich hätte eine Route östlich des Flusses über Gaskkasoaivi und Siikavaarat mehr interessiert, aber eine Furt schien zu riskant. So blieben wir auf dieser Seite und arbeiteten uns langsam zum Biggosoaivi vor. Wirklich langsam. Der Wald war hier relativ dicht, es gab nach dem Moor kaum noch Rentierpfade, dafür aber etliche Geröllfelder. Und Mücken! Der Fjellfex hatte sich wohlweislich vorher mit Autan eingesprüht, aber ich wollte erst mal abwarten. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Erst als ich schon etliche Stiche und Kriebelmückenbisse hatte, war ich überzeugt, dass es ohne Gift nicht geht.
Den Bach vor dem Biggosoaivi musste ich in Sandalen furten, während es Fjellfex mit seinen längeren Beinen gerade so eben über die Steine schaffte. Hoffentlich hat er Fotos von der Strecke. Eine Weile gingen wir noch zusammen, aber dann war mir das Tempo doch zu gemächlich. Wir waren schon anderthalb Stunden unterwegs und noch immer nicht am Kaskasjärvi. Jetzt hatte sich der Fjellfex in den Kopf gesetzt, jedes Geröllfeld oberhalb zu umgehen, wo man eigentlich einfach darüber gehen konnte und meiner Meinung nach sowieso besser weiter unten im Wald. So verabschiedeten wir uns am Biggosoaivi, etwas eher als geplant. Ich fand dann auch schnell einen Rentierpfad und war kurz vor 8 am Bach aus dem Roggejávri:
Leider wurde das Gelände danach nicht einfacher, es gab hier viel Geröll im Wald und nasse Stellen. Obwohl gerade der erste Schauer nieder ging, brauchte ich dringend eine halbe Stunde Pause, die ich an eine Birke gelehnt unter dem Regenschirm verbrachte. Ja, ich hatte ausnahmsweise einen Schirm dabei. Ohne Boot war Platz für ein paar kleine Extras. Weiter ging es nach NW am des Geassevárri entlang.
Blick in meine Wanderrichtung. Die von Mooren durchsetzte Ebene hoffte ich, auf einer einigermaßen trockenen Route durchqueren zu können.
Blick zurück zum Kaskasjärvi
So sah das Gelände aus. Auch ohne den Fjellfex kam ich nicht übermäßig schnell voran.
Geassevárri
Hinter dem kleinen Bach an der Nordseite des Geassevárri wurde das Gelände wieder sehr einfach, und es war um 9:20 Uhr Zeit für mein wohlverdientes Frühstück. Während der Pause zog noch ein Regenschauer durch, aber der zunehmend kräftige Wind aus SO brachte keine weiteren Niederschläge.
Noch einfacher wurde das Laufen, als ich auf eine Quadspur traf, die vorerst in die richtige Richtung lief und in der Karte nicht eingezeichnet war. Ich wollte sowieso später auf die Hauptpiste treffen, die das Gebiet diagonal von Saarikoski bis zum Raittijärvi durchschneidet. Sicher war, dass meine Quadspur zu dieser Piste führte. Unsicher war, wo sie diese traf. Anfangs sah es ganz gut aus, aber dann wurde mir mehr und mehr klar, dass sie zu weit nach Westen abdriftete. Sollte ich sie jetzt nach Norden verlassen? Wenn ich schlau wäre ja. Andererseits lief es sich hier so unbeschwert, dass ich mich nicht dazu durchringen konnte. Den Umweg von ein paar Kilometern nahm ich in Kauf.
Blick Nach Norden. Ab hier geradewegs durch die Pampa hätte mir den Umweg erspart.
Blick Richtung Saarikoski
Punkt 12:00 Uhr traf ich südlich vom See 591m, einen Kilometer östlich vom Harrijärvi, auf die Hauptpiste, die eigentlich auch nur eine raue Quadspur ist, auf der im Moor breite Bohlenwege angelegt sind. Sie sollte für die nächsten zwei Stunden mein Wanderweg sein.
Da kamen zwei ganz kleine Rentiere auf mich zu gelaufen:
Eines war etwas größer als das andere, also schienen sie keine Geschwister zu sein. Mehr Rentiere waren weit und breit nicht zu sehen. Sie trauten sich immer näher, als wollten sie fragen: „Hast du unsere Mama gesehen? Wir suchen unsere Mama!“
Und als ich traurig den Kopf schüttelte: „Kannst du … vielleicht … bitte! … unsere neue Mama sein?“ Es brach mir das Herz. Was war passiert? Wie konnte ich diese verlorenen Tiere hier alleine lassen? Aber was sollte ich für sie tun? Ich konnte doch nur hoffen, dass sie auf andere Rentiere trafen, die sie aufnahmen.
In Gedanken ganz bei den beiden Kleinen setzte ich meinen Weg fort. Die Sonne brannte, wenn gerade keine Wolken davor waren, und gleichzeitig wehte der Wind unangenehm von der Seite. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich nichts für die Rentiere getan hatte. Auf dem Weiterweg und während der 20 Minuten Pause fühlte ich mich miserabel.
An manchen Stellen ein guter Wanderweg …
… an anderen Stellen … äh … weniger gut
Mittagspause gegen 13:30 Uhr für eine gute Stunde. Danach lief ich noch bis zum letzten Bach auf 740m Höhe auf der Piste und schwenkte dann allmählich nach Westen, direkt auf den Südhang des Gomatoaivi zu.
Blick zurück: links Siikavaarat und Gaskkasoaivi, in der Mitte war unsere Hütte, rechts Biggosvárri, Biggosoaivi und Geassevárri.
Hier verlasse ich die Piste
Blick zurück
Gomatoaivi erhebt sich nur wenig aus umliegenden Landschaft. Die Schneeflecken links von der Bildmitte waren mein Ziel, kaum 2½ km entfernt.
Mitternachts-Sonnenschutz konnte man hier vergessen, aber dafür gab es die perfekte Zeltwiese. Weil es noch früh war ließ ich den Rucksack stehen und, lief ich eine Runde in der Gegend herum:
Meine Zeltwiese mit Čáibma im Hintergrund
Zugang zum Badestrand …
… wenn es nur nicht so windig gewesen wäre, hätte man glatt versucht sein können
Habe dann doch lieber an der Wiese gebadet. Herrlich kaltes Wasser! Mir gefiel dieser Platz ausgesprochen gut. Und auch, dass es nach Kaffee und Abendessen gegen 20 Uhr ein paar Mal donnerte und dicke Wolken aufzogen. Das Gewitter war weit weg, aber ein leichter Regenschauer erhöhte noch mal den Gemütlichkeitsfaktor. Leider hatten sich über den Tag vier der Kriebelmückenbisse vom Morgen an der rechten Hand und am Unterarm entzündet. Es waren die größeren Biester, die einfach herzhaft zubeißen statt wie ihre winzig kleinen Kolleginnen erst eine Stelle mit dünner Haut suchen zu müssen. Meine rechte Hand war deutlich angeschwollen und spannte bei Bewegungen, tat aber nicht weh. Ein seltsamer, anstrengender Tag mit starken Eindrücken.
Heute sollte es also zur Puuvrasjoki autiotupa gehen. Hierzu ging ich zunächst für gute 2km nordöstlich weglos am Njamatjavri vorbei,
die Ausläufer des Geassevarri entlang, in Richtung der Piste Saarikoski - Raittijärvi. Im Wald sowie über offene Feuchtflächen könnte das unangenehm werden, ab der Piste erhoffte ich mir leichtes Vorwärtskommen.
Der Wald an den südwestlichen Hängen des Geassevarri war dann aber ganz ok; so etwas
war die Ausnahme. Trotz nicht so guter Übersicht erreicht ich am gewünschten Punkt die Freifläche:
Ich konnte schon den auf der Karte verzeichneten Rentierzaun sehen, und nicht weit dahinter wäre die Piste.
Das Feuchtgebiet bereitete keine Probleme, ebenso wenig wie ein Bach.
Direkt beim Zaun sah ich dann eine Gruppe Rentiere, die sich außerhalb des etwa 2 Quadratkilometer großen Areals aufhielten.
Nach ein wenig Suchen fand ich eine gute Stelle, um unter dem Zaun durch zu krabbeln. Möglich, dass diese Stelle von Tieren innerhalb des Geheges (vielleicht ja diejenigen, die ich in der Nähe sah) zur Flucht benutzt worden war: es gab da einige Rentierhaare:
Und kurz dahinter war dann auch die Piste:
Was es außerdem gab: Rentiere .... hunderte! Ich habe zwar schon mal so eine große Herde gesehen, aber nicht so nah.
Für Rentierromantiker gäbe es hier noch ein kurzes (*nicht gelistetes*) Video mit Originalton: da hört man dann auch das ulkige Gegrunze der Tiere; kennt vielleicht nicht jeder. Rentiere beim Njamatjavri (youtube.com)
Ich versuchte natürlich so dezent und harmlos-aussehend wie möglich durch das ganze hindurch zu gehen, aber eine gewisse Unruhe brachte ich doch in die Truppe.
Dann war die Stelle erreicht an der die Piste den eingezäunten Bereich wieder verlies. Ein Gatter gab es dort nicht, eher ein sperriges Teil Zaun, und wenn man eine Art Seemannsknoten löste, konnte man sich an dem sperrigen Zaun vorbei mogeln. Hinter mir sperrte ich dann so gut es ging wieder zu.
Direkt daneben waren Häuser, und aus einem von ihnen
kam mir ein Mann entgegen, der mich etwas auf Finnisch (oder Samisch?) fragte.
"Sorry?"
Er fragte auf Englisch ob ich auch den Zaun wieder schön versperrt hätte.
"I did my very best! But perhaps it could be a good idea if you take a look ... just to be sure..."
Ob ich denn von Raittijärvi komme?
Ne, weglos von Osten...
Ich zeigte ihm die Stelle auf der Karte und erzählte auch von den vermeintlichen Flüchtlingen und der Stelle am Zaun.
Da war er sofort sehr hellhörig. Ich zeigte ihm meine Bilder die er mit maximaler Vergrößerung studierte. Und da er auch ein Kalb und Muttertier erkannte, sagte er, dass er sich drum kümmern müsse.
Ich hatte den Eindruck, dass ich durch meine Informationen bei ihm rehabilitiert war... auch dann noch, wenn er mir für das sachgerechte Schließen des Zauns bloß 7 von 10 möglichen Punkten vergeben hätte.
Lange unterhielten wir uns nicht, er erzählte aber noch, dass die Rentiere 1x die Woche gemolken werden.
Für den Weiterweg hatte ich 2 Varianten. Auf beiden müsste ein Bach gequert werden (der Harrejohka) und ich hatte mir die Stellen im Vorfeld auf Luftaufnahmen angeschaut. Die Furt auf dem kürzeren Weg sah so lala aus, bei der längeren Variante gab es jedoch sogar eine Brücke. Getreu meinem Motto "lieber Umwege als irgendwelche Stunts" habe ich natürlich die längere Variante gewählt.
So sah das aus in der Gegend hier:
Richtig angenehm mal wieder auf einer Piste zu schlendern... und da ist ja auch die Brücke:
Einen guten km nach der Brücke bog ich auf eine kleinere Piste Richtung Norden ab, die mich bis zur Hütte führte; zunächst über die Anhöhe Bihtovarri hinweg, wo ich dann ein Päuschen machte und mich am Panorama erfreute - hier Richtung Nordwesten zum Peeravaara:
Angenehmes Wandern:
Hier bog ich links ab; rechts wäre es zum Harregielas gegangen:
Dann erreichte ich den ersten der beiden Arme des Vuomusjohka:
Ich find´s ja netter wenn ich nicht in die Watschuhe wechseln muss, und etwas abseits fand ich tatsächlich eine gute Stelle:
Beim zweiten Arm des Baches war aber Schuhwechsel angesagt:
Jetzt war es nicht mehr weit. Blick zurück; mein gestriger Aussichtshügel (an dessen Fuß mein Zelt stand) ist markiert:
Blick nach WSW:
Und da wären wir:
Das "Hüttenbuch" war ein DinA5 Heft und erst zu 3/4 voll, obwohl es bis 2015 zurück reichte. Auf den von mir besuchten Hütten dürfte es kaum einen Tag geben, wo die Hütte überfüllt ist. Ich war bisher stets der erste Sommergast gewesen; letzter vorheriger Besuch meist einen Monat her, und beim Durchblättern des Buches sah ich nur finnische Einträge. (Das alles dürfte entlang vom Nordkalottweg oder zum Halti anders sein.)
In dem Buch sah ich sogar einen Eintrag von Mehtamikko,
einem finnischen Youtuber, ursympathischer Gaudibursch, der seine Videos netterweise mit englischen Untertiteln versieht, und für den ich gerne hier etwas Werbung mache.
Januar 2023 ist der auch von Pättikkä nach Kilpisjärvi gegangen (mit weniger Schlenkern als ich; Kaskasjoki und Termisjärvi sowie meine Gipfelchen wurden von ihm übersprungen), und wenn jemand gerne den Vergleich mit dem Winter hat, dann gäbe es das hier: AATSALTA AILAKALLE – Hiihtovaellus läpi Käsivarren erämaan, testissä OAC XCD BC (youtube.com)
Auch der heutige Tag war nicht ganz mückenfrei, es war aber nicht sonderlich lästig. Bloß als ich mir nach dem Essen draußen noch einen Kaffee gönnen wollte, fing ich unwillkürlich an mit der Hand vorm Gesicht zu fuchteln und räumte das Feld.
[URL=filedata/fetch?id=3266044&d=1719131235]
Mehr als der Schauer am Abend konnte nicht gefallen sein, denn am Morgen war das Zelt trocken. Es wehte ein frischer Südwind bei geschätzt 5-6°C, der Himmel war bedeckt. Ich hatte luxuriöse fünfeinhalb Stunden wie ein Stein geschlafen und fühlte mich aufgelegt zu Heldentaten. Die Hand war noch genauso angeschwollen als am Abend, aber auch nicht mehr, also vorerst kein Grund zur Besorgnis. Aufbruch nach Kaffee mit drei Bixit um 7:15 Uhr.
Mein Ziel war der Berg Termisvaara, auf den ich gerne noch bei guter Sicht steigen wollte, wahrscheinlich von Süden. Morgen (Samstag) würde ich mich dann ein bisschen am Termisjärvi tummeln und entweder dessen Abfluss oder, falls mir das zu heikel wäre, westlich die Zuflüsse furten. Dann konnte ich Sonntag bequem nach Kilpisjärvi laufen und um 18:05 Uhr den Bus nach Norwegen erwischen.
Anfangs war das Wandergelände sehr angenehm. Ich ging westlich am Gomatoaivi entlang und dann nördlich eines großen Feuchtgebiets im Tal direkt auf Virdinibba zu (auf dem Foto der leicht spitzige Berg links).
In der Ebene stand überall Wasser zwischen den Geröllbrocken und Grashöckern. Ein Hindernislauf mit vielen kleinen Umwegen. Dieser eine Kilometer vom Hang bis zum Bach aus dem Moor war nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen würde. Wie es aussah, waren alle Ebenen und flacheren Hänge nass und steinig und alles darüber Geröll mit Schneefeldern und ein paar trockenen, bewachsenen Stellen.
Erster Bach im Tal
Zweiter Bach. Hinter dem kleinen See fließen beide zusammen. Am Hang machte ich nach knapp 1½ Stunden eine kurze Pause. Wie man sieht, kam manchmal die Sonne durch. Danach ging es für eine weitere Stunde an der Virdinibba entlang nach NW.
Falkenraubmöwe
Virdinibba
Steinig – nass – steinig am Nordosthang. Die Umwege zu den besseren Stellen, mal lagen sie etwas tiefer, mal etwas höher, sparte ich mir und ging in möglichst gerader Linie.
Hier erkennt man es sehr gut. Termisvaara als höchster Berg der Gegend war ab jetzt immer zu sehen, die Orientierung bereitete keinerlei Probleme. Frühstückspause (10:15 bis 11:45 Uhr) im Zelt an einer trockenen Stelle genau nördlich der Virdinibba. Das war eine anstrengende Strecke. Gefühlt kam ich nur im Schneckentempo voran, weil die Landschaft so weit und gleichförmig ist. Mit all den Buckeln, Geröllfeldern und Slalom um die Wasserlöcher hatten die Beine ganz schön was zu tun.
Danach ging es genau so weiter. Quer durch das Tal, östlich der Virdnijávrrit über den Bach hin zum flachen (und deshalb sowohl steinigen als auch nassen) Südhang des Goddečohkka.
An dessen Westseite war es nur kurz besser (Blick zum Termisvaara). Nördlich des Feuchtgebiets Goddeláhku, direkt vor dem keinen See auf der Wasserscheide querte ich sehr nass zum Gegenhang am Jalgesčorru. Hier brauchte ich eine Weile um überhaupt nur eine trockene Stelle für eine kurze Rast an einem Windschutz-Stein zu finden. Definitiv nicht mein Lieblingsgelände.
Am Jalgesčorru. Es war milder, aber etwas windig. Nur noch selten kam die Sonne durch die Wolkendecke. Jetzt musste ich mich entscheiden. Die defensive Variante hieße von Süden hoch zum Termisvaara, dann an dessen Süd- oder Westseite zelten und morgen alle Bäche vor dem Termisjärvi einzeln furten. Die attraktivere Variante, weiter nach Norden und Termisvaara von Osten besteigen, hatte am Ende ein großes Fragezeichen: würde die Furt am Seeabfluss bei dem vielen Wasser überhaupt machbar sein? Ich setzte alles auf eine Karte und entschied mich für letztere Variante. Im schlechtesten Fall, wenn ich vor der Furt umkehren musste, verlor ich auch nicht mehr als einen halben Tag.
Bach südöstlich Termisvaara
Osthang Termisvaara. In die Richtung ging ich noch bis kurz vor dem See 811m auf dem Sattel, etwa einen Kilometer vor und 200m über dem Termisjärvi. Ich war erschöpft von der langen, unwegsamen Strecke und schlief eine halbe Stunde im Zelt, bevor ich meine Mittags-Kornmos aß. Zur Not würde sich die Stelle auch als Nachtlager eignen.
See 811m, der Berg links ist schon Jollánoaivi. Ein guter Kaffee brachte mich wieder auf die Beine, aber ich wollte es beim Abstecher zum Termisvaara belassen. Die Furt konnte bis morgen warten.
Der Anstieg war dann erfreulich viel einfacher als er von weiter weg ausgesehen hatte, und der Blick von der Abbruchkante selbst bei verhangenem Wetter großartig:
Blick nach NO zum Seeabfluss. Sah von hier machbar aus, und flussabwärts gäbe es noch zwei andere Stellen, die ich probieren könnte.
Auf dem Termisjärvi schwammen noch Eisschollen
Blick nach WNW Richtung Norwegen. Links der Berg Saana bei Kilpisjärvi.
Hier gab es gutes Mobilnetz für Grüße nach Hause und eine aktuelle Wettervorhersage. Morgen so ziemlich den ganzen Tag Regen, danach wieder trocken. Wenn es wirklich viel regnet, sollte ich die Furt doch besser schon heute angehen. Ich sparte mir also das letzte Stück zum Gipfel und ging zurück zum Zelt. Gegen 17:20 Uhr packte ich schnell zusammen und sammelte meine Kräfte für eine weitere Wanderstunde.
Blick zum Dierpmesgobejávri (noch vor der Mittagspause aufgenommen). Direkt nördlich des Sees schien mir die beste Abstiegsroute zum Termisjärvi zu sein.
Genau hier. Trotz einiger verblockter Stellen im Geröll klappte der Abstieg dann auch ganz hervorragend.
Blick zurück
Furt voraus
Termisjärvi. Weil ich durchaus bereit bin aus Fehlern zu lernen, ging ich die Furt nicht an wie damals die Kárášjohka (erschöpft, ohne Pause, Augen zu und durch), sondern setzte mich vorher ein halbe Stunde hin, rauchte eine und genoss die unerwarteten Sonnenstrahlen.
Furt am Termisjärvi. Der Pegel schien nur wenig über Normalniveau zu sein. In der ansprechenden Terrassenlandschaft gegenüber würde ich mir gleich einen Platz suchen.
Geschafft. Nur ein kurzes Stück war mehr als knietief mit stärkerer Strömung. Gar kein Problem.
Jetzt wollte ich aber auch für den Regentag die absolut perfekte Zeltstelle finden. Das dauerte eine Weile, war aber von Erfolg gekrönt:
Rentiere als Nachbarn sind immer willkommen
Erst um 20:30 Uhr konnte ich nach Zeltaufbau und Waschen am Bach meinen mehr als verdienten Nachmittagskaffee einnehmen. Jetzt durfte es meinetwegen so viel regnen wie es wollte.
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