[FI][NO] in 45 Tagen von Finnland nach Norwegen

[Dotti]

Ich mag diese „Eintönigkeit“ ja auch sehr, gerade dieses Reizarme, diese Weite ist mein Ding. Ich kann daher Deine Gefühle und Deinen Genuss gut nachvollziehen und erfreue mich an den Bildern. Nur um die Stille beneide ich Dich, die werde ich ohrtechnisch nicht mehr erleben dürfen und bei Deinen Worten oben fällt mir auf, wie sehr ich das doch vermisse (und schon auf meiner letzten Finnlandreise vermisst habe.)

Dann wirst Du hier vermutlich noch viel Freude habe, denn es wird steinig, sehr steinig und eintönig werden. Toll für uns Beide!

Ja, das mit der Stille, die Ich so aus meinem Leben in einer Großstadt nie erlebe, da brummt und rauscht immer irgendwas, das ist für mich wirklich ein tiefgreifendes Erlebnis. Immer wieder. Da merkt man erstmal wie man im Alltag mit allerhand Geräuschen und auch visuellen Reizen "bombardiert" wird. Das Du das nicht mehr erleben kannst ist natürlich nicht schön-aber vieleicht bleibt ja die Erinnerung an das hören der Stille in deinen Gedanken erhalten. Ich wünsche es Dir. Sonst werde Ich Dir weiterhin in "Textform" berichten wie still es ist!

[Torres]

Sehr schön!

Und ich merke, ich muss da wieder hin.
Du schreibst sehr schön und vor allem sehr verlockend!

[Dotti]

Tag 7: 14km // 103 Hm rauf // 222 Hm runter


©OpenStreetMapContributors

Der Tag 7, der 29. August 2023. Der Tag beginnt wie der vorige geendet hat. Im Zelt. Im Schlafsack.

Es war ein schöner Tag. Zumindest in meiner Erinnerung. Das es den ganzen Tag so grau und wolkig war wusste Ich gar nicht mehr. Wie schön Ich es empfunden habe kommt auf den Fotos leider nicht ansatzweise rüber. Finde Ich. Und Ich war ja "dabei". Ich sollte es wissen.



Blick zurück auf den Sevetijärvi




Das Lavu an einem See dessen Name Ich nicht mehr erinnere ist zum großen Teil abgebrannt




Ich bin den ganzen Tag in der Vätsarin Wilderness Area unterwegs, erst auf dem Samenpolku, den Ich aber bald verlassen habe und dann teils weglos, teils auf vage erkennbaren Pfaden, an den unendlich vielen Seen entlang. Ich wollte noch weiter Richtung Osten vorstoßen. Mir hat diese waldige, mit Steinen durchsetzte, wild und unberührt wirkende Landschaft dermaßen gut gefallen, ein Gefühl der Freiheit befiel mich.

Feuer machen-Dank Grillanzünder kein Problem. Gut für die Seele.


Ich machte Feuer, kochte Kaffee, also heisses Wasser und Instant Kaffepulver rein um genau zu sein, und genoss den Tag der sich einfach so entwickelte, planlos, genau wie Ich es mir wünschte.

Nach Näätämö 20 KM-für mich mehr weil Ich noch weglos Richtung Ost unterwegs sein werde


Ich traf wieder auf den Samenpolku. Ich dachte grade darüber nach wie einsam und unbekannt die Gegend doch ist als Ich in der Ferne etwas "rotes" sah. Ein Zelt? Tatsächlich. Hilleberg? Logo. Deutsche? In dem Fall-Nein. Das Tunnelzelt direkt quer über den Weg "gebastelt". Es waren etwas beengte Verhältnisse. An einer traumhaft schönen Stelle an einem See. Ich stieg vorsichtig über diverse Spannleinen und grüßte halblaut. Einige Wortfetzen einer mir unbekannten Sprache drangen aus dem geschlossenen Zelt an mein Ohr-vermutlich finnisch. Ich ging mal besser weiter.





Die Suche nach einem halbwegs ebenen Platz für mein Zelt gestaltete sich, gelinde gesagt, schwierig. So gut mir die Gegend auch gefiel, es war alles mit Steinen durchsetzt und mit Sträuchern bewachsen, von dem Gedanken eines "ebenen" Platzes hatte Ich mich schon längst verabschiedet. Irgendwann fand Ich einen Ort an dem Ich bleiben wollte. Schön. Aber eben nicht "eben". Egal-bin Ich ja gewohnt. Wird halt irgendwas unter die Luftmatratze gestopft.





Ich freute mich über den schönen Tag und die tolle "nicht einsame" Gegend, machte zum zweiten mal ein Feuer an diesem Tag und kochte darauf mein Abendessen.

[Dotti]

Sehr schön!

Und ich merke, ich muss da wieder hin.
Du schreibst sehr schön und vor allem sehr verlockend!

Du glaubst gar nicht wie sehr mich das freut. Ich geb mir hier auch richtig Mühe um das halbwegs lesbar und interessant zu gestalten.

[Dado]

Hi Dotti,

dein neues Bericht gefällt mir sehr, ist lesbar und richtig interessant, weiter so 👍

Es ist auch schön dass du deine Gedanken mit uns teilst, vielleicht lese ich deswegen dein Bericht so gerne ☺️

[Dotti]

Tag 8: 18km // 186 Hm rauf // 190 Hm runter


©OpenStreetMapContributors

Der Tag 7, der 30. August 2023. Der Tag begann bewölkt. Dann halt erstmal Kaffee. Und, was ist denn jetzt los? Sonne! Blauer Himmel! Fast den ganzen Tag!



Ich bin schon morgens begeistert. Und diese Freude über diese unglaublich schöne, unspektakulär spektakuläre Gegend hielt den ganzen Tag an. Ein Tag der mir soviel Freude, Kraft und Energie schenkte, das... OK, Schluß mit der Schwärmerei, Ich geh jetzt erstmal los.











War der Tag gestern schon so schön bei eher mittelmäßigem Wetter, so war es heute für mich einfach zauberhaft. Die Landschaft, nunja, seht selbst... meine Begeisterung habe Ich ja schon kundgetan. Wer Einsamkeit, unberührt und wild erscheinende Landschaften mag-könnte sein das er hier richtig ist...







Ich orientierte mich weiter nach Osten, fand einen Pfad, verließ den Pfad, stapfte wieder weglos gen Osten. Ab und an ein Blick auf den Kompass. Ich traf auf eine Fahrspur die mich zu einer Lichtung führte wo ein paar Hütten stehen.



So eine Markierung habe Ich noch nie gesehn


an der Holzlatte hängt an einem Faden ein viereckiges Stückchen aus Leder. Erst dachte Ich jemand hat sich einen Scherz erlaubt, aber Ich fand die gleiche Art öfters. Handelt es sich um eine traditionelle und althergebrachte Art der Markierung? Weiß da jemand etwas? Ich fand diese übrigens auch im Süden der Varangerhalbinsel wieder.


Von dort ging Ich, erst auf einem Weg, dann schnurstracks grade durch den lichten Wald direkt zum Vuontisjävri. Ein kühler, frischer Wind blies mir entgegen, blauer Himmel, Sonnenschein, mein "Gemüt" freut sich sehr darüber.







Ich bin so froh und dankbar "einfach mal so" hierhergekommen zu sein, vieleicht meinem Bauchgefühl folgend. Innerlich spüre Ich, Ich werde wiederkommen. Ich möchte diese Gegend gerne noch weiter erkunden. Für mich, ein aus mir unerfindlichen Gründen, ein wunderbarer Ort. Fühle mich wohl hier. Es muss ja nicht immer alles erklärbar sein. Manchmal sollte man auch einfach seinem Herz folgen-auch beim wandern. Und sonstwo.










Von hier gehe Ich nun nach Norden, Richtung Näätämö. Da kann Ich hoffentlich meine "Powerbänke" aufladen. Auf dieser Tour hatte Ich kein Solarpanel dabei, werde Ich aber in Zukunft auch in dieser sehr nördlichen Region und zu dieser Jahreszeit mitnehmen.

Erst gehe Ich weglos mit Kompass in der Hand, damit Ich die Richtung nicht verliere, durch den schönen Wald. Dann auf Pfad. Irgendwann stoße Ich wieder auf den Samenpolku, dachte Ich, ist aber ein anderer Weg. Ähnliche Richtung, aber nicht genau dort wo Ich hin möchte. Also erstmal wieder weglos, dann treffe Ich auf den richtigen Pfad. Die Orientierung ist einfach, Kompass aber sinnvoll.

Hab heute noch gar keine Pause gemacht. Vieleicht hier? Oohh ja.


Warum nicht? Weil der ganze Tag sich nach Pause "anfühlt" also nach etwas Schönem












Ich treffe zwei Finnen, über die Rucksäcke muss Ich glaub Ich hier nicht mehr viel sagen, anscheinend irre schwer. Wir unterhalten uns kurz. Sie schleppen ihr Zeugs irgendwo hin und bauen dort ihr Camp auf für eine Woche. Von dort machen sie dann kürzere Unternehmungen, Angeln, Bäume fällen, Feuer machen, essen, trinken. Lassen es sich gutgehn. Sie haben einen großen Grill dabei, zwei Äxte, eine große Säge, einiges an Angeln und anderem "Klimbim" was der Mensch halt so meint zu brauchen.








Ich gehe noch ein bischen weiter, und als Ich an einem schönen Platz, direkt an einem See, mit Feuerstelle, vorbeikomme baue Ich mein Zelt dorthin. Grade.

[Dotti]

Hi Dotti,

dein neues Bericht gefällt mir sehr, ist lesbar und richtig interessant, weiter so 👍

Es ist auch schön dass du deine Gedanken mit uns teilst, vielleicht lese ich deswegen dein Bericht so gerne ☺️

Du bist ja echt ein treuer Leser. Vielen Dank das Du mir das sagst. Das freut mich ungemein. Ich werde mich aber wohl etwas kürzer fassen müssen, sonst bin Ich hier noch in etlichen Monaten mit dem Bericht zugange.

Es freut mich sehr das Du an meinen Gedanken auch interessiert bist. Ich bin ja in erster Linie Mensch-auch beim wandern. Da gehört das "menschsein" irgendwie auch dazu.

[fhvdrais]

Klasse Bericht, herrliche Fotos - schade dass es nur noch 37 Tage sind ...
Wieviel Kilo Futter hattest Du eigentlich im Rucksack, bzw. wieviele Kalorien pro Tag?

[Dotti]

Tag 9: 18km // 231 Hm rauf // 259 Hm runter


©OpenStreetMapContributors

Tag 9, es ist der 31. August 2023. Ich steh früh auf. Warum? Keine Ahnung. Und mach erst mal Feuer. Und koche mir auf dem Feuer Kaffee. Nicht weil Ich muss-sondern weil Ich will. Während der Morgen dämmert sitze Ich also am Feuer und trinke Kaffee.

Während Ich hier so vor dem Rechner sitze muss Ich fast lachen. Oder weinen. Das wirkt alles so weit weg. Also nicht nur geographisch. Etwas Skuril. Wie eine Szene aus einer anderen Welt. Einer schönen Welt.







Die Tage werden jetzt Ende August schon merklich kürzer. Es wird später hell, früher dunkel. Ich mag das. Endlich Richtige Tage. Richtige Nächte.

Heute erreiche Ich Näätämö. Da Ich so früh aufgestanden bin komme Ich auch recht früh dort an.



hier finde Ich wieder so eine vermutlich sehr alte Markierung. Das gefällt mir. Auffällig Unauffällig




Der Funkmast von Näätämö kommt in Sicht


Näätämö. Ein paar Häuser. Eine Tankstelle. Zwei Supermärkte. Schön hier.


Es ist halb acht. Die beiden Supermärkte sind noch geschlossen. Vor dem Nord1 Market stehen ein paar Tische und Bänke und, zu meiner großen Freude, findet sich sogar eine Außensteckdose. Die Funktioniert. Geil. Ich stöpsel erstmal meine Powerbank drann, dann breite Ich meinen ganzen Krempel aus der während der letzten Nacht doch erheblich nass geworden ist. Zelten am See. Schön, aber mit "Nebenwirkungen".

Um 10 Uhr öffnen die beiden Supermärkte. Ich kaufe einiges an Lebensmitteln, größtenteils frische Artikel. Ich trödel noch ein bischen rum. Will noch etwas warten bis die zweite Powerbank voll ist. Derweil stopf Ich mir noch allerhand rein. Hab mir schön Kuchen gekauft. Ess Ich natürlich auf. Komplett.

Dann mache Ich mich auf den Weg. In einem Bogen in nordwestlicher Richtung werde Ich die Rousajärvi Autiotupa wohl morgen erreichen.

hier gehts lang. Richtung Rousajärvi. 27 KM. Aber nicht heute.


Es geht erstmal bergauf, weiter auf dem Samenpolku. Ich erreiche eine baumlose Bergkuppe, von hier habe Ich trotz des bewölkten Himmels schöne Aussicht auf das Gebiet das Ich die letzten Tage bewandert habe.









Dann geht es wieder herunter, teils auf Pfad, teils auf einer Quadspur, teils auf einer Piste. Ich erreiche einen Zaun, bin wohl mal wieder irgendwo falsch, oder besser, gar nicht, abgebogen. Ist aber egal. Ich folge einfach dem Zaun und komme an ein Rentiergitter. Hier bin Ich richtig.











Im Mikado war Ich schon immer schlecht. Spielt hier aber keine Rolle. Kann man auch nicht essen.


Ich erreiche den Näätämöjoki, zum zweiten mal. Er ist mittlerweile zu einem mächtigen, breiten Fluß geworden mit starker Strömung. Hier geht mit "Seepferdchen" oder ähnlichen Qualifikationen nix. Gut das es eine Brücke gibt.



die "Auffahrten" sind manchmal etwas abenteuerlich. Aber mir egal. Ich bin ja Fußgänger.


Die Hängebrücke über den Näätämöjoki








Auch hier wieder die Flüsse im "Doppelpack". Der nächste: Kallojoki. Auch wieder mit Brücke.







Der Kallojoki


Da sich hier mehrere Wege irgendwie verzweigen und auch diverse Quadspuren nicht wirklich für mehr Klarheit sorgen schlag Ich mich einfach ins Gebüsch. Also weglos. Die Idee hatten anscheinend auch zwei Andere. Störten sich aber nicht an meiner Anwesenheit und waren eifrig bei der Sache die Blätter von den Bäumen zu futtern. Toll, So aus der Nähe. Ich war Fasziniert.













Ich erreichte das Suopumavaara, ein Bergplateau, südlich des gleichnamigen Sees. Eigentlich hatte Ich für heute genug, aber da es hier kein Wasser gibt gehe Ich noch ein bischen weiter. Pünktlich bevor Ich das Zelt aufstellen möchte fängt es an zu regnen. Gehörig. Am südwestlichen Ende des Sees finde Ich nach einigem suchen einen Platz für das Zelt. Ein schöner Platz. Halt etwas "schepp". Also so wie immer.

Zeltplatz 9 am Suopumajävri

[Dotti]

Klasse Bericht, herrliche Fotos - schade dass es nur noch 37 Tage sind ...
Wieviel Kilo Futter hattest Du eigentlich im Rucksack, bzw. wieviele Kalorien pro Tag?

Ich freue mich sehr das Dir der Bericht und die Fotos gefallen. Noch 37 Tage... uiuiui, da hab Ich mir ja was aufgehalst. Mal sehen wie und wann Ich den Bericht hier fertigbekomme. Hoffentlich noch vor 2027. Hab halt auch noch anderes zu tun.

Deine Fragen kann Ich Dir leider nicht beantworten, weil Ich die Antworten selber nicht kenne. Ums kurz zu machen:

Wieviel Kilo Essen? Keine Ahnung. Aber es waren die letzten Jahre immer so ca. 15 Kg Essen für drei Wochen. Langt mir.
Kalorien? Du meinst berechnen? Keine Ahnung. Ich zähl weder Kalorien, Schritte, Punkte oder sonstwas.

Ich denk grad, dafür das Ich keine Ahnung habe läufts irgendwie ziemlich gut finde Ich, oder?

[fhvdrais]

Ich denk grad, dafür das Ich keine Ahnung habe läufts irgendwie ziemlich gut finde Ich, oder?

Ja, siehst nicht mal abgemagert aus ...
Mit 5kg Futter pro Woche komme ich auch in etwa hin, aber 15kg davon am ersten Tag im Rucksack wären mir eindeutig zu schwer.

[Dotti]

Tag 10: 18km // 231 Hm rauf // 259 Hm runter


©OpenStreetMapContributors

Tag 10, es ist der 01. September 2023.

Morgens Regen. Mittags Regen. Um 13:38 Uhr Regen. Abends Regen. Nachts Regen. Es war nass. Im großen und ganzen. Ich natürlich auch. Und zwar ganz erheblich. So zumindest meine Erinnerung. Die Fotos scheinen meine Erinnerung zu bestätigen.

Zeltplatz 9 am nächsten Morgen.


Der Pfad hat mir gut gefallen, gut markiert, Karte nicht nötig. Der Hebst hat schon deutlich Spuren an Fauna und Flora hinterlassen. Es macht mir hier richtig Freude zu gehen, trotz des Wetters. Eine richtige schöne Herbstwanderung.











am Savuslammet muss der Abfluss gefurtet werden. Nasse Füsse? Mir unbekannt. Noch.












Gemächlich windet sich der Weg bei leichtem auf und ab der Rousajärvi Autiotupa entgegen.






Dort mache Ich erstmal Pause, trinke Kaffee, esse sicherlich auch irgendwas, trockne mich. Wohl wissend das der "Trockenzustand" nur von kurzer Dauer sein wird. Trotzdem sehr angenehm. Feuer mache Ich nicht im Kamin da Ich nicht vorhabe hier länger zu bleiben. Ich stecke meine Nase mal etwas in die Kartenausdrucke die Ich für den Enarestin ab der norwegischen Grenze bis Karlebotn benötigen würde.



Der Enarestin. Oder auch Inarinpolku Trail (Anárašmáde). Darauf freute Ich mich ganz besonders. In der Berschreibung heißt es unter anderem:
On the Norwegian side, a map and a compass are unquestionably needed, because the trail is marked in the old traditional way by stones piled up so that the one on the top shows the direction.

Das klang spannend. Ich freute mich drauf.

Vorerst machte Ich mich aber erstmal wieder auf Richtung finnisch-norwegische Grenze. Die würde Ich anscheinend morgen passieren.

Ich also soweit wieder trocken, meine Klamotten eher weniger. Spielt aber eigentlich auch keine Rolle, nach einiger Zeit war auch Ich wieder ziemlich nass. Denn es regnete immer noch ganz ordentlich. Der Weg Richtung Grenze ist wirklich schön, durch eine verregnete Birken- und Strauchlandschaft. Die Blätter an den Bäumen, die Sträucher, alles wirkte irgendwie bunt und herbstlich. Mir hat es sehr gefallen.















Nach 18 Km die doch ganz ordentlich an meinen Kräften gezerrt haben entschied Ich mich es für heute gut sein zu lassen und stellte mein Zelt bei heftigem Regen irgendwo hin.

[Dotti]

Mit 5kg Futter pro Woche komme ich auch in etwa hin, aber 15kg davon am ersten Tag im Rucksack wären mir eindeutig zu schwer.

Ja klar, scheint erstmal viel. Aber das, was Ich für diese 15 KG bekomme, nämlich drei Wochen komplette Freiheit und Unabhängigkeit, auf Nichts und Niemanden angewiesen zu sein, auf keine Infrastruktur, keine Supermärkte, keine Restaurants und ähnliches, stehen gehen, und zelten wann und wo Ich will, (fast) ohne Zeitlimit, ohne Plan... ganz ehrlich: das ist mir jedes Kilo Wert. Dafür würde Ich auch 40 KG Kuchen, Kekse, Müsliriegel und sonstwas schleppen.

Zu meiner "Mir egal" Wander-Mentalität... also einfach ins "blaue" hinein unterwegs sein zu wollen, passt es so recht gut.

[Spartaner]

Schuhe:
Ich benutze die Jagdstiefel Beaver Perform II der Firma Alfa Boots aus Norwegen und bin mit diesen Stiefeln mittlerweile 1300 km gewandert. Bin in jeden Bach gestiegen, durch sämtliche Sümpfe und Moorlöcher die sich mir boten 😎 aber nix zu machen: sind immer noch dicht... drüber Gamaschen und meistens noch eine Regenhose über der Trekkinghose. Mit dieser Kombination habe Ich bis auf eine Ausnahme alle Flüsse problemlos furten können ohne lästigen Schuhwechsel und hatte fast Ausnahmslos trockene Füße. Wenn die Gamaschen richtig anliegen und oben richtig fest zugezurrt sind läuft auch kaum Wasser von oben in die Stiefel, auch wenn das Wasser bis Mitte Oberschenkel geht. Funktioniert für mich sehr gut.

Sehr interessante Technik!

Ich erinnere mich, dass vor wenigen Monaten/Jahren mal jemand mit außerordentlich hohem Selbst- und Sendungsbewusstsein eine ähnliche Technik als das Nonplusultra der problemlosen Furtung beschrieben hat.
Der wurde natürlich von der Masse der Forumianer sogleich verbal niedergestreckt, welche mit ständig Umziehen oder dauerhaft nassen Füßen unterwegs waren.

Aber ganz objektiv betrachtet denke ich, der hatte recht. Du zeigst ja ebenfalls, dass das gut geht.

[Dotti]

Tag 11: 14km // 162 Hm rauf // 129 Hm runter


©OpenStreetMapContributors

Tag 11, es ist der 02. September 2023.

Am nächsten morgen als Ich das Zelt öffne und rausgucke, der Himmel nach wie vor grau-aber kein Regen. Schön.



Ich steh erst mal auf und schau mich um. In allen Himmelsrichtungen zeigt sich mehr oder weniger das gleiche Bild. Eine offene "reizarme" Landschaft. Nie endend. Ich bin alleine in dieser Weite. Einige Seen, ein paar Birken, Sträucher, der Boden mit Flechten, Gräsern und Moos bewachsen. Die Blätter zeigen sich inzwischen in einem herbstlichen Farbton, also gelb, manchmal auch rötlich und heben sich fast unnatürlich bunt von dem grauen, bewölkten Himmel ab. Der Herbst scheint zu kommen. Mit großen Schritten-Ich übrigens auch. Heute mit großen Schritten unterwegs, zumindest "Innerlich". In "echt" aber eher mit "kleinen".

Zeltplatz 10 am nächsten Morgen




Sogar die Sonne ist da-pünktlich zum Frühstück


Ich freu mich das es sich anscheinend erst mal ausgeregnet hat, packe meinen nassen Krempel zusammen. Ich fühl mich richtig gut, kräftig und ausgeruht. Wandern ohne Limit, bis hinter den Horizont. Hoffentlich nie endend.













Markierung auf finnischer Seite Variante "redundant". Also Holzpfalhl und "Steinmänchen"










Ich erreiche die Grenze zu Norwegen. die "Schlagbäume" sind geschlossen. Ich muss selber ran. Also erst mal "schieben". Danach darf Ich die Grenze "durchsteigen". Pass muss Ich nicht vorzeigen. Aber Uhr umstellen. Eine Stunde Zeitverschiebung. Ist ja wichtig. Wegen Meetings, Terminen und so..

Die Grenze zu Norwegen. Gut gesichert.


Die "Schlagbäume"


Grenzstein auf der norwegischen Seite


Nach erfolgreicher Einreise nach Norwegen also ab jetzt auf dem Enarestin unterwegs. Schon auf den ersten Metern merke Ich das Ich mich etwas umstellen muss und genauer hinsehen sollte um den richtigen Weg zu finden. Gab es bis zur Grenze auf der finnischen Seite immer einen gut sichtbaren, ausgetretenen Pfad der mit kleinen Holzpfählen und orangener Markierung gekennzeichnet war gibt es das auf der norwegischen Seite nicht. Keine "T"s, keine Wegweiser und ähnliches.

ein "Zeichen" da Ich richtig bin


noch ein "Zeichen". Unauffällig fügt es sich in die Landschaft






Ab und an fand Ich einen Pfad, der verlor "mich" aber immer mal wieder-oder Ich ihn. Aber egal, wir beide, also der Pfad und Ich, fanden immer wieder zusammen. Dank der norwegischen Markierungen. Und die waren dermaßen gut angebracht. Unauffällig, das es das Wandererlebnis nicht beeinträchtigte, aber immer genau dort, wo Ich eine Orientierungshilfe brauchte.




ein"großer" Hinweis, von weitem gut sichtbar


eine "kleiner" Hinweis, manchmal etwas versteckt


Manchmal auch nur ein einziger Stein, an einer Stelle die mir ins Auge stach. In nah und fern. Manchmal in einer bestimmte Form die mir ganz "leise" und auf eine harmonische in die Landschaft integrierte nicht störende Art den richtigen Weg wies. Da hat jemand mit ganz viel Erfahrung fürs Gelände und einem "Gespühr" für den "Menschen" Markierungen gesetzt. Genau dort wo man sie braucht. Ein Meisterstück.

auch auf diesem Bild ist eine Markierung zu sehen


hier auch? Keine Frage, das ist eine Markierung






Das tat mir richtig gut. Es führte dazu das Ich deutlich langsamer unterwegs war, der Weg mich etwas "bremste", also im positiven Sinne, und Ich ein anderes, langsameres, gefühlt glücklicheres gehen begann. Schritt für Schritt. Das gefiel mir.

Es soll hier nicht verschwiegen werden das Ich auch oft die Markierungen, besonders am Anfang, nicht fand, oder nicht sah, eben weil sie so "anders" sind. Also Karte und Kompass sind hier, zumindest für mich, unerlässlich gewesen. Meine Kartenausdrucke waren mir wenig hilfreich, der Maßstab zu groß und damit zu ungenau. Ich habe die App von Kartverket HVOR? benutzt. Generell auf der ganzen Tour. Das hat sehr gut geklappt. Auch auf der finnischen Seite.

Ich fand einen Zeltplatz, an einem See, das wollte Ich gerne. Schön-aber etwas "hubbelig". Also mal wieder "schepp". Wie immer. Der Mensch, wenn er glücklich ist, schläft anscheinend auch auf "schepp" und "hubbelig" ganz ordentlich. Wie Ich diese Nacht mal wieder herausfand. Wieder was gelernt.



Ein Regenbogen in der Nähe des Zeltplates. Wusste Ich gar nicht mehr. Schön.


Zeltplatz 11


zelten am See. Nasser Schlafsack "vorprogrammiert". Gerne.






Rücklblickend waren das sicherlich, nicht nur in meiner Erinnerung, einige der schönsten Tage auf dieser Tour, die Gedanken an diese ereignislosen und einsamen Tage werde Ich sicher noch lange in mir tragen.

[Dotti]

Sehr interessante Technik!

Ich erinnere mich, dass vor wenigen Monaten/Jahren mal jemand mit außerordentlich hohem Selbst- und Sendungsbewusstsein eine ähnliche Technik als das Nonplusultra der problemlosen Furtung beschrieben hat.
Der wurde natürlich von der Masse der Forumianer sogleich verbal niedergestreckt, welche mit ständig Umziehen oder dauerhaft nassen Füßen unterwegs waren.

Aber ganz objektiv betrachtet denke ich, der hatte recht. Du zeigst ja ebenfalls, dass das gut geht.

Möglich das Ich diese Vorgehensweise durch Beiträge in diesem Forum kennengelert habe. Kann mich aber nicht mehr erinnern. Ist schon lange her. Seitdem Ich so in Skandinavien unterwegs bin hat mein Erleben einen ganz anderen Charakter, eine sehr viel höhere Qualität. Mehr Freude, mehr intensives Erleben. Mich kaum noch mit "Nebensächlichkeiten" wie nassen Füssen, Sumpf, Moor und ähnlichem beschäftigen zu müssen. Mittlerweise freue Ich mich richtig auf Sumpfgebiete!

Diese Stiefel anzuschaffen war sicher eine der besten Entscheidungen in den letzten Jahren und hat für mich neben anderer Ausrüstung den größten positiven Einfluß auf meine Trekkingtouren gehabt. Für mich funktioniert es so sehr gut.

[Dotti]

Tag 12: 16km // 151 Hm rauf // 237 Hm runter


©OpenStreetMapContributors

Heute ist der 12. Tag, es ist der 03. September 2023.

Ach Du meine Güte! 165 Fotos habe Ich an diesem Tag geschossen. Warum? Es war einfach mal wieder dermaßen schön für mich.



Trotz dem langsameren gehens ziehen die Tage in einem atemberaubenden Tempo an mir vorbei. Abends, wenn Ich im Zelt liege und den Tag in Gedanken noch mal erlebe, fällt es mir manchmal schwer diese vielfältigen Eindrücke noch zu erinnern, obwohl sie ja erst ein paar Stunden zurückliegen. Immer mal wieder kommt mir Kassiopeia in den Sinn, die Schildkröte, aus dem Buch Momo. So sollte man sein Leben eigentlich leben. Langsam, dann kommt man gut voran. Denke Ich. Aber der "Mensch" orientiert sich offensichtlich eher an den "grauen Herren" mit den Aktentaschen.

Heute mache Ich es wie Beppo, der Straßenkehrer, ein Mensch, glücklich mit dem was er tut. Ein Schritt, eine Besenstrich. Ich mach auch einen Schritt, aber ohne Besen-dafür mit Stock. Muss mich ja irgendwo festhalten. Im leben-wie auch beim wandern. Also noch einen Schritt. Und noch einen.

Der Tag geht so weiter wie der letzte aufgehört hat. Weglos, immer den Markierungen folgend durch diese wohl sehr unbekannte Gegend. Ich sah Niemanden. Nicht mal eine Fußspur. Oder Fußabdrücke. Und hörte nichts. Immer wieder stehen bleiben und nichts hören. Wunderbar.

Immer den Markierungen folgen




auch hier kleine ganz unscheinbare "feine" Markierungen




mal gucken wo Ich hin muss Die Ausdrucke waren allerdings für meinen Zweck nicht zu gebrauchen




Ich folge also den Markierungen des Inarestin, meist weglos, für mehrere Stunden. Eine schöne, ruhige und friedliche Atmosphäre. Es tat mir gut.

Dann erreichte Ich das südliche Ende des Äsllatjoaskijävri, ein schmaler langezogener See, ca. 2,5 Km lang. An dessen Ostufer führt der Weg, Ich war mittlereweile auf einem gut erkennbaren Pfad unterwegs, entlang. Hier war der Herbst schon deutlich weiter fortgeschritten, es erfreute mich ein bunter "Strauß" an schönen Herbstfarben. Ein kräftiger, herbstlicher Wind pfiff mir durch den Bart.

der See Äsllatjoaski






Blick zurück nach südost












Ich erreichte schließlich das Nordende des Sees. Die Landschaft wurde etwas flacher, die Sonne brach ab und zu durch die Wolken und zauberte "Lichtblicke" auf die Landschaft. So etwas erlebe Ich besonders gerne.

Der Pfad verlief sich wieder, aber Ich suchte und fand immer wieder weitere Markierungen. Oder sie fanden mich. Es war wie an Ostern. Ostereier suchen. In Norwegen. Es macht einfach unheimlich Freude so zu gehen. Ein großartiges Gefühl der Freiheit. Keine Wegsucherei. Kein folgen von Pfaden. Weglos. Und trotzdem nicht "planlos". Geführt durch die norwegischen Markierungen. Es ist wie ein "Flow". Es war allerdings nicht immer so. Der Blick aufs Handy fand dann doch öfter mal statt.

















nördlich des Juggejärvi musste der Abfluß gefurtet werden, aber wie gehabt: gut "bestiefelt" kein Problem. Wasser bis knapp unters Knie. Und Füße immer noch trocken. Ich verstehs nicht. Die Stiefel scheinen echt was zu taugen.





Westlich des Juggesjärvi, am Nordufer des nächsten namenlosen Sees, fand Ich einen schönen Platz. Hier wollte Ich bleiben und baute mein Zelt auch umgehend hin. Ich erkundete noch ein bischen die Gegend, machte Feuer, und freute mich über den schönen Abend im Sonnenuntergang. Mit Mondaufgang. Toll.

[blauloke]

Einfach schön, dein ruhiger Bericht.
Von mir aus kannst du immer so weiter schreiben.

[Dotti]

Einfach schön, dein ruhiger Bericht.
Von mir aus kannst du immer so weiter schreiben.

Mach Ich. Wird sofort erledigt. Schön das es Dir gefällt. "Unruhiger" wirds auch nicht werden.

[Dotti]

Tag 13: 20km // 279 Hm rauf // 392 Hm runter


©OpenStreetMapContributors

Ich bin nun schon fast zwei Wochen unterwegs. Es ist der 04. September 2023. Ich näher mich mit großen Schritten Karlebottn. Dem Ende des Enarestin. Leider viel zu schnell. Diese Gegend hat es mir angetan. Hier werde Ich sicher wieder herkommen. Aber noch bin ja ja nicht da. Glücklicherweise.

erstmal Kaffee trinken am Morgen des Tag 13


Es folgt ein weiterer schöner Tag durch eine weite, leere und "reizvolle-reizarme" Landschaft. Immer den Markierungen folgend, mal auf "Fragmenten" die eine Fußspur sein könnten, mal weglos, mal auf einem mittelmäßig erkennbaren Pfad. Daran könnte Ich mich gewöhnen. Und das tat Ich auch. In den nächsten Wochen. Auf Varanger. Ohne Markierungen.





Markierungen die schon aus der Ferne deutlich als solche zu erkennen sind




zu meiner Überraschung stieß Ich auf einen Rastplatz. Wo Ich keine Pause machte. Zu windig.








Irgendwann traf Ich auf eine ausgefahrene Quadspur der der Enarestin ab nun folgt. Wie es so ist, eine Quadspur, in erdigem, feuchtem Gelände, bei Regen, der zwischenzeitlich ganz ordentlich zeigte was er noch in der "Kanne" hat.











Das vorwärtskommen wurde etwas beschwerlicher, Schlammlöcher, Matsche, Sumpf und so. Dank meiner "Stiefel-Gamaschen-Regenhosen" Kombination hat das aber alles seinen Schrecken verloren. Also einfach durch. Ein großes "Vergnügen". Für die Stiefel. Und für den Mensch. Man fühlt sich irgendwie gleich 40 Jahre jünger.





Ich erreichte das Südufer des Njiđggujávri, dort stehen ein paar Sommerhäuser. Da Ich keine Lust hatte der Quadspur weiter zu folgen bog Ich nach links ab und stieg erst mal irgendwo hoch. Einen Überblick verschaffen. Dann auf der anderen Seite wieder runter.





Auf meiner Karte fand Ich einen Weg nach Norden, sah gut aus. Was nicht so gut aussah war diese kleine "Unterbrechung" die der Weg auf der Karte aufwies. Wie Ich etwas später feststellte.

kleine "Unterbrechung". Aha.


Der Abfluß des Njiđggujávri. Und der hat schon einiges an "Zug" und scheint auch ordentlich tief. Nachdem Ich da erst mal so reingestiegen bin erkannte Ich recht schnell das das so nix wird. Also wieder zurück. Ich enschloß mich es nochmal zu versuchen allerdings in Crocs die Ich eigentlich nur zum furten mitgenommen hatte. Hier kamen sie das einzige mal auf dieser Tour zum Einsatz. Lass Ich ab sofort zu hause. Ich also "hosenlos", dafür mit Crocs ausgestattet, vorsichtig rein, die Steine rutschig, die Strömung ganz ordentlich. Abenteuer muss sein. Zumindest ein kleines. Das Wasser stieg. Erst übers Kie. Dann Mitte Oberschenkel. Dann höher. Sehr schön. "Untenrum" mal wieder alles sauber. Ich wars zufrieden und erreichte wohlbehalten die andere Seite.

Nachdem Ich also "frischgeduscht" war zog Ich mich wieder um und ging mal weiter, einer Fahrspur folgend, an einigen Fischerhütten vorbei und erreichte das Áddjálasguolbba, eine weite, mit flechten bewachsene Ebene. Hier gefiel es mir auf Anhieb und so suchte Ich mir einen Platz fürs Zelt. Schwierig bei so einer großen, ebenen Fläche. Wasserwage unnötig.















Hier gab es dann auch das einzige Mal auf dieser Wanderung ein paar Mücken so das Ich ein Netzhemd überstreifte. War eigentlich nicht nötig, aber Ich hatte es ja sowieso dabei.

Ich erkundete noch die Umgebung, auf der Suche nach Wasser, was Ich auch nördlich der Ebene in Form des Abflusses des Molonjoasjávri fand.

Ein bischen wehmütig setzte Ich mich vors Zelt und überdachte nochmal den Tag. Einerseits das diese Tage auf dem Enarestin nun zu Ende gingen, nur die Erinnerung bleibt. Andererseits gespannt was mich in den nächsten Wochen auf Varanger erwarten würde.

Bald packte Ich mich ins Zelt und schlief umgehend ein.