Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Tag 1
Weckerpiepen reißt mich aus dem Schlaf, leise sammle ich meine Habseligkeiten zusammen und trete auf den Gang hinaus um sie dort schlaftrunken in den Packsack zu stopfen, während im Abteil das nette Pärchen aus Uppsala friedlich weiter vor sich hin schnorchelt.
Es geht los! 2020 wurde coronabedingt doch wieder ein Alpensommer und mein kleines Bötchen konnte nur wochenends in Mecklen- und Brandenburg ausgeführt werden, aber jetzt liegen sie endlich vor mir: 6 Wochen Sumpf, Seen, Berge, Hitze, Schnee, Mücken, Gletscher, Himmel, Weite.
Der Zug fährt schon ein, ich verzurre hastig den Packsack am Gestell, jetzt aber fix! Aufbuckeln, durch die Tür zwängen, schon steh ich, etwas benommen, auf dem Bahnsteig Gällivare.
Ein wenig flau ist mir im Magen, ob das alles so hinhaut? Noch nie hab ich ein großes weitgehend wegloses Sumpf- und Waldgebiet durchquert, noch nie war der Rucksack so schwer, alles zur schlimmstmöglichen Mückenzeit, und plötzlich kommt es mir gar nicht mehr so sehr schlau vor, dass ich wie üblich keine Routenplanung gemacht habe und einfach ins Blaue hineinlaufe.
Alles was ich weiß ist dass ich in 3 Wochen Abisko erreicht haben muss, dann muss mein gestern in Stockholm aufgegebenes Paket mit den Bergschuhen in der dortigen Fjällstation abgeholt werden, und da ich Knochengestell kein Gramm Fett zu verlieren habe wird das Essen nicht länger reichen.
Vor 36 Stunden bin ich quasi direkt nach der Arbeit los, und natürlich habe ich in der Hektik was vergessen, Schmerzmittel und mein 50%-DEET-Nobite-Fläschchen. Macht nichts, denk ich mir, die werden sich hier ja auskennen mit Mücken, und frühstücke erstmal in Ruhe.
Im Supermarkt wird mir Djungelolja empfohlen, ich kaufe zwei Fläschchen. Ein garstiges Zeug, das ich nach spätestens einer Woche nicht mehr riechen kann, zumal mit Öl sich einzuschmieren so ziemlich das letzte ist wonach es mich in der Hitze verlangt. So verlege ich mich zunehmend auf mechanischen Mückenschutz und versuche die Biester so weit möglich zu ignorieren.
1 Kilo Butter wandert noch in den Sack, ein letztes Mal gibt es frisches Obst, ich koche mir ein paar Nudeln, kaufe eine Angelkarte am Bahnhof, trinke einen letzten Kaffee, und so ist es mittlerweile 12 Uhr mittags, als ich die Gleise nach Westen überquere.
Kurz dahinter beginnt schon der Vassaraträsket, da kann ich ja gleich in See stechen! Boot aufpumpen, Weste aufpusten, tausend Sachen wollen von Reisen auf Wanderung umgepackt werden, es dauert. Eine alte Frau kommt vorbei, die sich offenbar köstlich amüsiert und munter anfängt zu schwatzen, ich lächle verlegen, zucke mit den Schultern und versuche ihr zu verstehen zu geben, dass ich gar nichts verstehe. Sie lässt sich davon überhaupt nicht stören und gickelt und gackert noch vor sich hin, als ich schon auf dem Wasser bin. Sie wird die letzte menschliche Stimme für die nächsten 11 Tage sein.
Herrlich ist es auf dem See! Alles glitzert, alles steht in vollem Saft, ab und zu kann ich Fische im klaren Wasser sehen, in das ich immer mal wieder die nackten Füße tauche, denn es ist bulleheiß. Vor lauter Begeisterung fällt mir erst im Zufluss Torisjoki ein, dass ich ja auch mal ein Foto machen könnte:

Hier ist Schluss mit Paddelei, es geht durch lichten Wald mit ein paar moorigen Senken

den Torisjoki entlang

bis ich auf den Rallarstigen treffe, einen 44km langen Wanderweg, der Gällivare mit Porjus verbindet. Ein – bis auf einen Abschnitt unter einer Stromleitung – wirklich schöner Pfad, dem ich etwa 10 km folge, bis ich den Njietsahkjávvre erreiche. Ich bin gar nicht böse darum den noch ungewohnten und sackschweren Rucksack wieder vom Rücken zu bekommen, mache ihn am Boot fest und paddele federleicht gen Westen.

schiefe Brücke und korrespondierender Rucksack

Einsatzstelle, im Hintergrund der Njiehtsagistjåhkkå, mein nächstes Ziel
Hier auf der Ostseite stehen noch ein paar Ferienhäuser, das Westufer gehört schon zum Stubbá naturreservat. Heissahoppsa! Ich peile eine Insel an, weil ich da auf ein wenig Wind mit weniger Mücken hoffe. Tatsächlich hat sie noch ein paar vorgelagerte Miniinseln, von denen eine gerade genug Platz hat, dass ich drauf liegen kann. Und keine Mücken! Wunderbar! Nach einer Portion Nudeln lege ich mich auf das unglaublich dicke weiche Moospolster und dämmere schnell hinüber.

kein Platz für Freitag
Weckerpiepen reißt mich aus dem Schlaf, leise sammle ich meine Habseligkeiten zusammen und trete auf den Gang hinaus um sie dort schlaftrunken in den Packsack zu stopfen, während im Abteil das nette Pärchen aus Uppsala friedlich weiter vor sich hin schnorchelt.
Es geht los! 2020 wurde coronabedingt doch wieder ein Alpensommer und mein kleines Bötchen konnte nur wochenends in Mecklen- und Brandenburg ausgeführt werden, aber jetzt liegen sie endlich vor mir: 6 Wochen Sumpf, Seen, Berge, Hitze, Schnee, Mücken, Gletscher, Himmel, Weite.
Der Zug fährt schon ein, ich verzurre hastig den Packsack am Gestell, jetzt aber fix! Aufbuckeln, durch die Tür zwängen, schon steh ich, etwas benommen, auf dem Bahnsteig Gällivare.
Ein wenig flau ist mir im Magen, ob das alles so hinhaut? Noch nie hab ich ein großes weitgehend wegloses Sumpf- und Waldgebiet durchquert, noch nie war der Rucksack so schwer, alles zur schlimmstmöglichen Mückenzeit, und plötzlich kommt es mir gar nicht mehr so sehr schlau vor, dass ich wie üblich keine Routenplanung gemacht habe und einfach ins Blaue hineinlaufe.
Alles was ich weiß ist dass ich in 3 Wochen Abisko erreicht haben muss, dann muss mein gestern in Stockholm aufgegebenes Paket mit den Bergschuhen in der dortigen Fjällstation abgeholt werden, und da ich Knochengestell kein Gramm Fett zu verlieren habe wird das Essen nicht länger reichen.
Vor 36 Stunden bin ich quasi direkt nach der Arbeit los, und natürlich habe ich in der Hektik was vergessen, Schmerzmittel und mein 50%-DEET-Nobite-Fläschchen. Macht nichts, denk ich mir, die werden sich hier ja auskennen mit Mücken, und frühstücke erstmal in Ruhe.
Im Supermarkt wird mir Djungelolja empfohlen, ich kaufe zwei Fläschchen. Ein garstiges Zeug, das ich nach spätestens einer Woche nicht mehr riechen kann, zumal mit Öl sich einzuschmieren so ziemlich das letzte ist wonach es mich in der Hitze verlangt. So verlege ich mich zunehmend auf mechanischen Mückenschutz und versuche die Biester so weit möglich zu ignorieren.
1 Kilo Butter wandert noch in den Sack, ein letztes Mal gibt es frisches Obst, ich koche mir ein paar Nudeln, kaufe eine Angelkarte am Bahnhof, trinke einen letzten Kaffee, und so ist es mittlerweile 12 Uhr mittags, als ich die Gleise nach Westen überquere.
Kurz dahinter beginnt schon der Vassaraträsket, da kann ich ja gleich in See stechen! Boot aufpumpen, Weste aufpusten, tausend Sachen wollen von Reisen auf Wanderung umgepackt werden, es dauert. Eine alte Frau kommt vorbei, die sich offenbar köstlich amüsiert und munter anfängt zu schwatzen, ich lächle verlegen, zucke mit den Schultern und versuche ihr zu verstehen zu geben, dass ich gar nichts verstehe. Sie lässt sich davon überhaupt nicht stören und gickelt und gackert noch vor sich hin, als ich schon auf dem Wasser bin. Sie wird die letzte menschliche Stimme für die nächsten 11 Tage sein.
Herrlich ist es auf dem See! Alles glitzert, alles steht in vollem Saft, ab und zu kann ich Fische im klaren Wasser sehen, in das ich immer mal wieder die nackten Füße tauche, denn es ist bulleheiß. Vor lauter Begeisterung fällt mir erst im Zufluss Torisjoki ein, dass ich ja auch mal ein Foto machen könnte:
Hier ist Schluss mit Paddelei, es geht durch lichten Wald mit ein paar moorigen Senken
den Torisjoki entlang
bis ich auf den Rallarstigen treffe, einen 44km langen Wanderweg, der Gällivare mit Porjus verbindet. Ein – bis auf einen Abschnitt unter einer Stromleitung – wirklich schöner Pfad, dem ich etwa 10 km folge, bis ich den Njietsahkjávvre erreiche. Ich bin gar nicht böse darum den noch ungewohnten und sackschweren Rucksack wieder vom Rücken zu bekommen, mache ihn am Boot fest und paddele federleicht gen Westen.
schiefe Brücke und korrespondierender Rucksack
Einsatzstelle, im Hintergrund der Njiehtsagistjåhkkå, mein nächstes Ziel
Hier auf der Ostseite stehen noch ein paar Ferienhäuser, das Westufer gehört schon zum Stubbá naturreservat. Heissahoppsa! Ich peile eine Insel an, weil ich da auf ein wenig Wind mit weniger Mücken hoffe. Tatsächlich hat sie noch ein paar vorgelagerte Miniinseln, von denen eine gerade genug Platz hat, dass ich drauf liegen kann. Und keine Mücken! Wunderbar! Nach einer Portion Nudeln lege ich mich auf das unglaublich dicke weiche Moospolster und dämmere schnell hinüber.
kein Platz für Freitag
Kommentar