AW: [SE, NO] Eine Skitour von Kebnats nach Vakkotavare - 300 km rund um den Akkajaure
OT:
DAS WILL KEINER WISSEN
. Aber wir bleiben gerne zuhause 
Freuen uns schon alle auf viele Fotos + Packliste + Reisebericht bis spätestens 2 Stunden nach der Tour
Zitat von Järven
Beitrag anzeigen
DAS WILL KEINER WISSEN

Freuen uns schon alle auf viele Fotos + Packliste + Reisebericht bis spätestens 2 Stunden nach der Tour












Ich möchte heute so weit wie möglich kommen, um morgen stressfrei und nicht allzu spät die schwedische Sitashütte zu erreichen. Da es in den letzten Tagen weder geweht noch geschneit hat, kann ich zunächst der Spur der beiden Wanderer folgen, die vor einer Woche von Røysvatn Richtung Pauro aufgebrochen sind. Auf der hart gefrorenen Spur läuft es sich gut, und ich bin nicht die einzige, die auf diese Idee gekommen ist: Im Laufe des Vormittags entdecke ich auf der Skispur Spuren von Rentier, Schneehase, Vielfraß und Fuchs. Im Vergleich zu den letzten drei Tagen ist der heutige Weg über die Seen der reinste Spaziergang. Nach einer kurzen Abfahrt geht es über den Svártijávrre, dann über den Skuogejávrre, wo ich die ersten Eisangler treffe.





Am nächsten Morgen ist es wieder, sonnig, klar und kalt, wie gehabt. Der erste Versuch eines Wetterumschwungs ist gescheitert. Gestern bin ich 28 km in sechs Stunden gelaufen, die Pausen nicht eingerechnet. Und es war nicht halb so anstrengend wie die Tage davor. Über Seen laufen, und dann noch mit einer Skooterspur, ist wirklich eine Wohltat. Allerdings wird mir dabei auch schnell langweilig. Wie heute zum Beispiel. Um neun breche ich auf, doch viel zu sehen gibt es nicht auf dem Máttajávri, außer den ausgeprägten Erosionsrinnen an der Südflanke des Robečohka. Aber die sind dafür besonders schön:



Alles kommt auf die Pulka. Ich lege ich einen Zahn zu und genieße das mühelose Laufen übers Eis und die Vorfreude auf eine gemütliche Hütte. Ich umrunde den Alepoajvve und folge weiter der Skooterspur am Westufer des Sitasjaure. Schon um 14 Uhr erreiche ich die kleine Siedlung bei der Staumauer.
Bevor ich an Land gehe, laufe ich ein Stück hinaus aufs Eis, heraus aus dem Bergschatten, bis ich ein Handynetz habe, und rufe kurz zu Hause an. Dann mache ich mich auf zur Hütte. 

In der Nacht war es wieder sehr kalt, um -30 Grad sagt Kjell, der morgens schon früh auf den Beinen war. Kein Wunder: Die Hütte liegt praktisch auf Höhe des Sees, auf dem sich die Kaltluft staut. Pulka, Ski und Stöcke sind dick mit Reif überzogen. Ich bin die markierte Strecke von Sitas nach Hukejaure bereits letztes Jahr gelaufen und fand sie schon damals etwas langweilig. Das zweite Mal ist es nicht aufregender. Irgendwie kann ich dieser Landschaft nichts abgewinnen (das schlimmste Stück ist allerdings der durch Straße und Stromleitungen verschandelte Abschnitt von Ritsem bis Sitas). 
Immerhin einen aufregenden Zwischenfall gibt es: Ein wildes Tier, ein totes wildes Tier und wenig später die Überreste eines weiteren wilden Tiers, das wohl ein bißchen unvorsichtig war. Tja ... So ein Lemming lebt gefährlich (man achte auf die Täterspuren links):


Ansonsten geschieht nicht viel. Ich bin am Morgen fast zeitgleich mit Annika und Håkon aufgebrochen, und die Sonne geht schon unter, als wir fast gleichzeitig Hukejaure erreichen. 



An diesem riesigen Felsblock direkt neben der modernen Grenzmarkierung Nr. 259 haben Adolf Friedrich von Schweden und Friedrich V. von Dänemark 1763 eine Vereinbarung über den norwegisch-schwedischen Grenzverlauf geschlossen; eine gemeißelte Inschrift mit den königlichen Monogrammen erinnert an das Ereignis.





Der Weg durch das Čuhčavaggi ist wunderschön, auch wenn die penetranten Wintermarkierungen das Gefühl der Einsamkeit etwas stören. Nach vorne sehe ich den ganzen Morgen das Kebnekaisemassiv, und als ich das Tjäktjavagge erreiche, den Vaktposten, Kaskastjåkka, Pyramiden und noch den einen oder anderen Gipfel, den ich auf der Karte nicht identifizieren kann. Ich gönnen mir ein ausgiebiges Päuschen auf der Isomatte, nehme Karte und Kompass und spiele eine Runde "Berge-Raten".





Als in in Singi aufbreche, schneit es. Da ich Zeit habe, wird es eine gemütliche Etappe: Nur bis Kaitum. Diese Hütte kenne ich noch nicht, und das ist doch jetzt eine gute Gelegenheit, die Wissenslücke zu schließen. Am Vorabend hatte ich überlegt, eine kleine Schleife via Liddujávrrit, Gavgulvággi zu drehen, aber da die Sicht sowieso nicht toll ist, bleibe ich auf dem markierten Hauptweg. Da es warm ist, könne ich mir auf halbem Wege eine ausführliche Siesta auf der Isomatte.







In Kaitum gibt es einen Laden, ich erstehe Ananas in der Dose, Lettöl, Chips und eine frische Möhre. Ich bin der einzige Gast, aus Teusa kommt an diesem Tag niemand, und die Finnen sind weiter Richtung Kebnekaise, Nikkaluokta, wie 90% aller Kungsledenwanderer - ich frage mich immer wieder, warum.






Das Warnschild "Steile Abfahrt" ist nicht ohne Grund aufgestellt. Die Abfahrt durch den dichten Birkenwald ins Teusadalen, Schwedens mächtigstes Fjälltal, ist eine Herausforderung. Ich gehe zu Fuß, die Pulka, an Reepschnüren gesteuert vorweg.
Ich habe schon von Kjell gehört, das Marianne wieder Hüttenwirtin in Teusajaure ist, und freue mich sehr auf das Wiedersehen. Letztes Jahr hat sie sich bitterlich beklagt: Sie war siebzig geworden und hatte nach den STF-Statuten die Altersgrenze erreicht. Aber nun sind die Statuten wohl geändert, bzw. um eine "Lex Marianne" erweitert worden.


Fast ist die Tour schon vorbei, ich kann es kaum glauben. Heute muss ich mich etwas sputen, denn ich möchte den Nachmittagsbus nach Gällivare erwischen. Ich könnte auch einen Tag später fahren, aber lieber als in Vakkotavare übernachte ich Gällivare, dann kann ich morgen noch Einkaufen gehen.





Oben auf der Hochebene genieße ich die tief verschneite Weite im verschleierten Sonnenlicht. Ein herrlicher Abschluss einer wunderschönen Tour. Oben auf dem Pass mache ich eine kurze Pause, mit Fernblick auf die Bergketten von Stora Sjöfallet und Sarek. Dabei entdecke ich auch den Slugga, an dem vor 18 Tagen meine Tour begann.
Wie schon im Teusadalen erledige ich den Weg hinunter zur Straße lieber zu Fuß, Bis auf einige Scharmützel der Pulka mit dem Birkenwald verläuft der Abstieg ohne Probleme. Unten bleibt mir noch eine Dreiviertelstunde, bis der Bus kommt, gerade genug Zeit, um einen heißen Tee zu kochen und Ski und Stöcke reisefertig zu verpacken.
Kommentar