[SE] [NO] Nördl Kungsleden + Lofoten (inkl Fotos)

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  • Der Entenmann
    Erfahren
    • 16.08.2007
    • 186

    • Meine Reisen

    #61
    Ah, der andere Schuldige ;)
    Och, son Bisschen Müsli geht doch... wenn irgendwann der Hüftgurt vom Rucksack nich mehr zu will, sollte man aber anfangen sich sorgen zu machen!
    Sticks and stones, I'll break yer bones,
    but words ain't worth a quarrel.

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    • Gast-Avatar

      #62
      8.8.2007

      Am nächsten morgen träumt Pempi vom DDay – die nahe Dünung, der Nazi Bunker und das extrem laute MG42 direkt neben dem Zelt –STOP- MG42 auf den Lofoten?
      Vorsichtig ein Äuglein auf.
      Auge an Hirn: Brauch Verstärkung.
      Zweites Auge auf.
      Hirn an Sehnerv: Raport!
      Sehnerv an Gehirn: Das Zeltdach wackelt.
      Gehirn an äußere Augenmuskeln: Glubschis schwenken!
      Sehnerv an Gehirn: Die Apsis flattert, bebt und fliegt hin und her.
      Gehirn an Sehnerv: Gute Arbeit. Ursache entdeckt. Augen schließen.
      [10min später]
      Trommelfell an Gehirn: Zu Hilf, mich zerreißts gleich
      Gehirn an Sprachorgan: Vincent wecken. Soll der sich drum kümmern…

      So in etwa deute ich aus Amateursicht die Vorgänge in Pempi – ansich schlüssig. Vielleicht reichts ja für den nächsten Nobelpreis. Insbesondere auf dem Feld der Oneirologie liegt noch einiges im Dunkeln…

      Fakt ist: Dat is ganz schön laut. Tatsächlich so laut, dass wir Hardcorechiller und PowerNapping-Meister das Problem nicht verdrängen können.
      Gestern Abend haben wir uns mal jegliche Verankerung gespart und über Nacht scheint der Wind ganz massiv aufgefrischt zu haben, sodass das ganze Zelt einen auf Anfall macht und mit Mörderlautstärke in allen Tonhöhen Beats von sich gibt.
      Ach Gott, dann stehen wir halt Ausnahmsweise mal nicht erst zu einer Zeit auf, wo viele andere bereits ihr Nachtlager suchen. Draußen fällt sofort auf, dass es tierisch warm ist. Trotz des doch sehr wie der Schwede so schön sagt blasigen Windes ist es Topless bzw mit Shirt super angenehm und der Zeltabbau führt bereits zu ersten Transpirationserscheinungen. Wir schätzen die Temperaturen einstimmig auf knapp unter 30° was allerdings vollkommen daneben sein könnte, da wir in der letzten Woche gelernt haben, wie schnell sich der Körper tatsächlich auf Temperaturen einstellt. Wie auch immer: Warm ist es. So warm wie noch nie in diesem Urlaub. Wieder ist kaum eine Wolke am Himmel und ohne den Wind wäre es richtiggehend unangenehm.
      Los geht es also auf den Weg zurück. Bei Tage ist der Weg etwas leichter zu gehen. Auf der anderen Seite treten jetzt einige haarsträubende Passagen zu Tage, über die wir gestern einfach so rübergestolpert sind.
      Die Sonne macht den anschließenden Aufstieg auf den 406 Meter hohen Pass nicht gerade zum Zuckerschlecken. Inbesondere auch der matschigen Pfad, in den man immer wieder tief einsinkt oder wegrutscht macht es nicht eben leicher. Pempi steht vor der totalen Resignation und auch mir grauts – allerdings mehr vor dem Wiederabstieg auf der anderen Seite, der meine armen Knie immer etwas übers Limit belastet.
      Ich höre Pempi immer wieder irgendwas von: "warum tue ich mir das an" nuscheln, und bin äußerst froh darüber selber gut im Training zu sein. Doch der gute hält durch und erreicht schließlich mit scheinbar allerletzter Kraft die Passhöhe, von der wir nach 10 Minuten Pause in der anderen Richtung wieder absteigen.
      Auf dieser Seite weht überhaupt kein Lüftchen mehr, die Sonne hingegen ist schon so weit rumgewandert ist, dass sie die ganze Zeit auf unsere Rüben brennt. Die Luft steht und ich sende Dankgebete gen Himmel, dass wir hier im Norden sind und nicht bei gleichen Temperaturen in Südeuropa, wo sich zu Staub und Dreck auch noch jede Menge Industrieabgase hinzugesellen würden. Hier ist es einfach nur zu warm.
      Doch irgendwann kommen auch wir unten an und dort wo wir ankommen befindet sich auch sofort der klare See an dessen anderen Ende wir gestern Nachmittag unser Fotoshooting hingelegt haben (1).

      Da ich auf der kompletten Etappe heute kein einziges Foto geschossen habe, versüße ich den Bericht mal mit einem Bildchen vom Aufstieg gestern, um mal ein wenig die Lage zu erklären:


      Hier gibt es auch einen pittoresquen Sandstrand (3). Ich bin schon gewillt den Ort zu einem veritablen Badesee auszurufen, als ich den ersten Schritt ins Wasser wage und Bekanntschaft mit dem Gefühl mache von tausenden Nadeln in die Treterchens gestochen zu werden. Scheiß die Wand an ist das kalt. Der Temperaturgradient ist natürlich an heißen Tagen wie diesem hier noch krasser, aber auch einreden a la: „Das wirkt nur so kalt, weil es draußen heiß wie selten ist“ bringt nichts. Weiter als bis zum Knie kommen wir nicht rein. Stattdessen machen wir uns bis auf Shorts nackisch und hauen uns auf den schönen Sand zum Nickerchen. Die Sonne brennt unerbittlich aber eine ganz sanfte Brise über dem Boden gestaltet den Aufenthalt äußerst angenehm. Entspannung pur. Nach langer Zeit lässt Pempi dann auch mal zur Abwechslung den Vernünftigen raushängen und appelliert ans Sonnenbrandbewusstsein. Also machen wir uns langsam wieder fertig, was so leicht gar nicht ist. Denn Rucksacktragen mit Sandkörnern auf der Haut kommt nur suboptimal. Irgendwie ist der Sand jedoch recht widerwillig, sodass es einige Zeit braucht alles weich wie n Babypopo zu kriegen.
      Der Weg hier unten am Wasser entlang ist dann auch in no time gemacht (2 ist gestriger Kletterpfad) und so stehen wir gegen Mittag wieder in A – umgeben von Italienern mit Foto und Videokameras immerhin aufgelockert durch ein paar deutsche Rentner. Im Tante Emma Laden kaufen wir schnell noch Äpfel, Pflaumen, Tomaten, Findus Bauernpfanne und jede Mänge Fruchtsäfte ein.
      Wir sind uns einig, dass eine Dusche heute Abend eine tolle Sache wäre. Zum einen sind wir gestern und heute einmal vollkommen durchgeschwitzt gewesen, außerdem hängen noch an allen möglichen und unmöglichen Stellen Sandsteinchen rum.
      Das YouthHostel bietet neben einigen kleinen Zimmern auch reguläre Rorbuer an. Doch den Luxus einer renovierten Fischerhütte können wir uns bei bestem Willen nicht leisten.
      „Do you want a Rorbu or do you prefer the youthhostel?“
      “How much is it?”
      “Youth Hostel is 180 p.P. Rorbu is 900”
      “Well, considering our budget, we will stick to the hostel”
      “Ok, I’ll give you a Rorbu anyhow. We don’t have any rooms left at the Hostel. It’s for six persons, so you probably have to share it with others to come.”


      Hey, coole Sache. Jeder, der schon einmal in einem modernen Rorbu genächtigt hat kann bestätigen, dass diese vollausgestatteten, sauberen ehemaligen Fischerhütten das Ultimativste an Komfort darstellen, was hier oben zu bekommen ist. Große Bäder mit modernen Garnituren, heißes Wasser, mit dem nicht zimperlich umgegangen wird. Und natürlich der große Aufenthaltsraum mit vollausgestatteter Küchenzeile, Esstisch, Stühlen, Wohnzimmer mit Fernseher und Polstermöbeln etc etc. Das ist Luxus pur. Wir suchen uns also erstmal eines der drei Doppelzimmer aus und machen uns breit. Darauf folgen zwei sehr sehr lange Duschen bis es schließlich an die Bauernpfanne geht.
      Diese Findus Bauernpfanne, das muss hier mal gesagt werden, ist im übrigen eine superleckere Erfindung und es ist mir schleierhaft, warum es sie nicht auch in Deutschland zu kaufen gibt. Zum ersten mal habe ich sie 2005 in Norwegen gegessen. Das nächste Mal dieses Jahr auf Island und jetzt endlich wieder. Sie ist jedes Mal ein Hochgenuss und gemessen an der 750g Portionsgröße geht der Preis von 8€ für norwegische Verhältnisse mehr als durch.

      Während ich also den Fortschritt der Braterei bewache, geht Pempi zum Fred aus Dresden und macht für den nächsten Tag ein Motorboot klar.

      Nach der wieder einmal herrlichen Pfanne hauen wir uns in die Betten und chillen einige Zeit herum. Der Komfort, den dicke, weiche Matrazen bieten wird leider im alltäglichen leidlich unterbewertet. Ihren wahren Wert kann man erst erfahren, wenn man ansonsten über Steinen und Wurzeln auf einer 1cm dicken Therm-A-Rest zu pennen hat.
      Es geht uns kurz gesagt wieder einmal perfekt.
      Gegen Abend raffen wir uns noch einmal auf, um die einlaufenden Angler mit ihren enormen Fängen zu begutachten. A scheint mittlerweile kein Geheimtip mehr zu sein. Hier direkt am Moskenestraumen werden Unmengen Kapitale gefangen und dann direkt im Hafen zerlegt, was ich immer wieder sehr interessant finde. Darunter ist diesmal u.A. ein fast mannshoher Heilbutt.
      Wir kommen mit einem Angler aus Düsseldorf ins Gespräch, der mir durch seine verantwortungsvolle und respektvolle Herangehensweise an die Angelei, die Fische und das Ökosystem sehr positiv auffällt.
      Wir unterhalten uns lange über Fanggründe und Anglerethik mit ihm, während er uns erklärt, wie man Dorsch idealerweise filettiert, wie man Würmer erkennt, rausschneidet etc etc. Er ist eine Woche zum Angeln hier oben und hat für die ganze Zeit ein Motorboot, auf dem er von morgens bis abends draußen ist. Er rät uns unglücklicherweise davon ab morgen ein Boot zu mieten, da das Wetter sehr schlecht werden soll und tatsächlich zieht sehr schnell Nebel auf und bald sind die umliegenden Berge nicht mehr zu sehen. Unser Plan erlaubt jedoch nur morgen ein Boot. Wir hoffen auf’s Beste.
      Früher hatte ich außerdem immer eine Meeresangel dabei, was bei diesem Urlaub nicht so direkt der Fall ist. Ich bin richtiggehend ein wenig traurig, dass ich auf den Lofoten bin und kein einziges Mal nen Pilker ins Wasser bringen kann, als ich von meinem Vater am Telefon den Tip bekomme, dass es in vielen kleinen Läden hier kleine Haspeln gibt, die inklusive Köderschnur für 100 Nkr weggehen.
      Bevor es also hoffentlich morgen aufs Boot geht, werden wir uns die wohl noch besorgen - Inbesondere weil Pempi noch nie im Leben eine Angel in der Hand hatte, geschweige denn einen Fisch.
      Nach dem langen langen Weg (10m) zurück zu unserer Rorbuer geht es erneut unter die Dusche (jaja man muss es ja schon ausnutzen gell) und schließlich in die Heia.

      ____
      Morgen gibts wieder einen Bericht mit Fotos

      PS: 13.000 Wörter, 18 Seiten bei 10pt - Ich glaub ich mach mir n Bilderbuch draus
      Zuletzt geändert von Sandmanfive; 28.03.2012, 20:58. Grund: Reisebericht wiederhergestellt

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      • Rainer Duesmann
        Fuchs
        • 31.12.2005
        • 1642
        • Privat

        • Meine Reisen

        #63
        Fetten Respekt!
        Ich bin beeindruckt von der Schreibe als auch von den Fotos!

        Vielen Dank,
        Rainer
        radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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        • Gast-Avatar

          #64
          9.8.2007

          Wir stehen grob drei Stunden nach Weckerklingeln auf, was so in etwa 11 Uhr sein müsste. Der Nebel hat sich gelichtet aber das Wetter ist trotzdem beschissen. Grau, regnerisch und ziemlich windig.
          Mit Unglauben müssen wir feststellen, dass wir kein Müsli mehr haben, also mache ich mich zum Tante Emma Lädchen auf, wo ich mittlerweile mit einem freundlichen Lächeln begrüßt werde, während Pempi Tisch deckt und warmes Wasser macht.
          Es gibt heute für uns zum Frühstück eine Riesenschüssel Cereals mit Äpfeln, Pfirsichen und Kirschsauce. Dazu heißen Kaffe. Das absolute Lodderleben
          Nachdem wir unsere Sachen gepackt haben, gönne ich mir noch eine wunderschöne Dusche. Danach geht’s auf zum Bootsverleih wo Fred nirgends zu finden ist. Irgendwo ist eine Handynummer angeschlagen, die wir auch gleich anrufen: „Jöä bün öm dröei wid döar“
          Naja, was macht man bei solchen Wartezeiten ohne Hütte zum verkriechen bei schlechtem Wetter? Richtig, man kauft im Tante Emma Laden etwas zu Essen, zu trinken und zu rauchen und macht es sich unter einem großen Überdach bequem.
          Wir haben Ciabatta, Kavli Baconost, Marylands Chocolate Cookies, Bier und ne Packung Tabak mit Papers. Wir haben also drei Stunden Zeit Zigarrettendrehen zu lernen bzw wieder zu erinnern. Die ersten Versuche sind desaströs. So ab der 5. Zigarette ist es möglich sie anzuzünden und einmal zu ziehen, bis sie sich in Wohlgefallen auflöst…
          Um 15:00 bekommen wir dann aber das Boot inkl kurze Einweisung gegen Pempis Perso.
          6,20m lang mit 75PS Außenborder und Kabine. Keine Rennziege, aber mit schön viel Platz.
          Innen ist es vollausgestattet mit Echolot und großem GPS Seekartenplotter. Letzterer scheint mir hier auch eine gute Idee zu sein. Wenn man bedenkt wie schnell gestern der Nebel aufgezogen ist, sitzt man ohne so ein Ding inkl seiner Wegaufzeichnungen und Wassertiefenangaben ziemlich in der Patsche. Eingespeichert sind auch diverse Fanghotspots und wir machen uns auch sogleich auf zu 007. Sobald wir den Hafen verlassen haben, treffen uns die ersten Vestfjordwellen mit voller Breitseite. 007 liegt etwa 4km vor der Küste. Auf der Fahrt können wir die enormen Fischschwärme (vermutlich Schellfisch) auf dem Echo beobachten, während die Lofotwand langsam im Dunst verschwindet und schließlich nicht mehr zu sehen ist.
          Wir stoppen die Maschine und blicken uns um. In alle Richtungen ist außer dem Nordmeer nichts zu sehen. Ein wenig komisch ist das Gefühl schon – inbesondere da ich Außenbordern generell nicht traue.
          Wir basteln also unsere Haspeln zusammen und lassen sie in die blauen Tiefen unter uns absinken. Die Köder sind mehr als ungeeignet für die Art Fischerei, die ich hier gerne betreiben würde: Auf den letzten 5 Metern der Schnur sind in 50cm Abständen weitere Schnüre angebracht, die mir kleinen Haken und Gummischwänzen verschiedener Farben bewährt sind. Tendenziell also etwas für Schwarmfische a la Hering und Schellfisch aber nichts für große Dorsche oder gar Heilbutte 
          So haben wir dann außer einigen Rucklern, die genauso gut Grundberührungen des Gewichts sein könnten kein Erfolgserlebnis. Das Boot hingegen wird übel hin und her geschleudert und wankt von 30° Neigung nach Backbord zu 30° Neigung an Steuerbord.
          Wir entschließen uns ob dieser Wellensituation lieber zurückzufahren und später noch einmal rauszufahren, wenn eventuell besseres Wetter ist. Die 6km Rückfahrt zum Hafen von A sind dann auch eher anstrengend. Mehr als 13Knoten sind trotz Vollgas nicht drin und das Bötchen hat so seine liebe Mühe den Kurs zu halten. Äußerst praktisch ist der GPS Plotter, der ähnlich wie in Hubschraubern die vollkommene Blindnavigation erlaubt. In A angekommen können wir dank ungünstig parkierter anderer Boote und Ebbe nicht anlegen und fühlen uns den Elementen ein wenig schutzlos ausgeliefert. Selbst hier im Hafen driftet das Boot im Wind immer wieder ab und macht es unmöglich zu entspannen bzw sich einfach mal zurückzulehnen.
          Das ist keine Lösung denken wir uns, und machen uns noch einmal auf, um im Nachbarhafen Tind unser Glück zu versuchen. Fehlanzeige. Nächster Hafen ist Sorvagen. Fehlanzeige. Schließlich landen wir in Moskenes, wo wir uns im großen Hafenbecken treiben lassen, bis uns auch das zu doof wird und wir weiter nach Reine tuckern. Tuckern ist hier etwas verharmlosend. Der Wind hat noch mal deutlich zugelegt und es ist ein wenig unverantwortlich so raus zu fahren. Es liegen um 6Bft an, was grobe See bedeutet und kombiniert mit Regen eine Sicht um 50m bedingt.
          Im Hafen von Reine wiederum ist alles herrlich ruhig und ich übergebe Pempi nach kurzer Einweisung das Steuer. Er soll mich zu einem Ponton fahren, wo ich zum Pinkeln kurz an Land gehen kann.
          Das klappt soweit auch ganz gut und so gehe ich beruhigt hinter den nächsten Busch. Als ich wiederkomme probiert Pempi im Hafenbecken auch schon die maximale Rückfahrgeschwindigkeit bei gleichzeitigem Steuereinschlag aus.
          Was für ein Glück, dass das Boot untermotorisiert ist, ansonsten hätte der gute sich gleich erstmal versenkt (Gleitrümpfe bohren sich bei Rückwartsfahrt sehr schnell ins Wasser und saufen schneller ab als man es glauben würde wollen). Aber was soll ich sagen – man geht halt gewisse Risiken ein, wenn man Pempi irgendeine Form von Schlüssel in die Hand drückt






          Wir machen uns dann auch irgendwann wieder auf nach A. Der Wind hat noch einmal deutlich zugenommen und beträgt jetzt gute 7Bft, was mit sehr grober See und weißem Schaum von den brechenden Wellenköpfen einhergeht.
          Das GFK knackt und schreit bei jedem Schlag und Sturz in die Wellentäler. Abwärts in ein Wellental steigt die Geschwindigkiet auf teilweise 12 Knoten. Der drauffolgende Berg bremst das Boot abrupt auf häufig unter 5 Knoten runter. Ich danke Gott, dass wir einen Suzuki Außenborder haben und keinen Amerikaner wie Mercury, Evinrude o.ä. Denn ein Motoraussetzer käme hier alles andere als geil.
          Pempi hat derweil ein Dauergrinsen auf der Visage, was ich so noch nie von ihm gesehen habe. Wie ein König sitzt er mit der rechten am Gas und der linken am Steuer und jagt das Boot über beide Ohren grinsend und jubelnd in die Dünung. Ich habe es nicht gerade leicht mich festzuhalten. Nachdem ich ne Viertelstunde bei Pempi im Führerhaus gestanden habe und sehe dass er mit dem Boot zurecht kommt, schnappe ich mir die Videocam und purzel damit nach draußen, wo ich mich ans Heck setze und das ganze Drama um uns herum filme – hierbei sei erwähnt, dass diese Sony HDR Kamera erstaunlich wasserdicht ist und auch nach vielen dutzenden Litern Seewasser klaglos weiterfilmt.
          Im Hafen von A angekommen, stellt sich heraus, dass unser Tante Emma Laden bereits geschlossen hat. Im Nachbarort soll es wohl einen Shop geben, der länger offen hat. Da wir kein Abendessen mehr haben, lässt das nur einen Weg offen. Wir müssen mit dem Boot einkaufen fahren
          Also geht es noch einmal raus ins Unwetter. Pempi geht von Bord und sucht den Laden, während ich im Hafenbecken Stellung halte. Er soll neben Lebensmitteln auch zwei große Schwedenpilker (Chromkeil+Drilling+Blutfahne) kaufen. Das Nonplusultra hier in der Gegend. Es gibt sie in diversen Größen und als er eine halbe Stunde später wiederkommt, präsentiert er auch gleich seinen Kauf. 750g und 30cm lang ;)
          Na Prost Mahlzeit denk ich mir. Das Ding alleine wird ja mit ner Haspel schon schwer zu „drillen“ geschweige denn der Fisch, der an so’n Köder geht.
          Aber das soll uns erst morgen kümmern. Nun geht’s zurück nach A, wo wir im Hafen festmachen und im Boot gemütlich Nudeln mit Speck und Tomatensouce machen. Draußen regnet es immer noch und so richtig Lust jetzt rauszutreten und einen Zeltplatz zu suchen haben wir nicht. Also bleiben wir im Boot bis es Mitternacht ist. Lange wird diskutiert, wie so ein Urlaub mit nem Mädel aussähe bis wir zu dem Schluss kommen, dass es in dieser Form gänzlich unmöglich ist. Angesichts des anhaltenden Wetters draußen kommt Pempi irgendwann mit dem Vorschlag doch hier in der Kabine zu pennen. Nach zunächst einigem Widerstand beuge ich mich schließlich und so basteln wir uns zwei kommode Schlafgemache. Etwas eng zwar, aber eigentlich ganz gemütlich. Um und bei zwei Uhr kommen wir schließlich zum Schlafen. Der Wecker ist morgen schon um 7 gestellt. a.) Um bei gutem Wetter noch mal ausgiebig das Boot nutzen zu können (24h Miete) und b.) Wer weiß, ob Fred es gut findet, dass wir in seinem Boot pennen…
          Gute Nacht.


          ____
          Diese Tage habe ich wenig bis gar nichts fotografiert. So ein Motorboot kommt auf Film einfach besser. Es bleibt uns also nur übrig auf longwaynorth zu warten
          Zuletzt geändert von Sandmanfive; 28.03.2012, 20:59. Grund: Reisebericht wiederhergestellt

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          • KuchenKabel
            Fuchs
            • 30.01.2006
            • 2032
            • Privat

            • Meine Reisen

            #65
            Jetzt gehts aber los... Könnt ihr das Tempo halten, mit dem ihr jetzt den Bericht fortsetzt? Nicht das irgendwer rauchende Finger bekommt und es erst in ein paar Monaten weitergeht ! Trotz des genialen Textes will ich jetzt endlich den Film sehen. Ich möchte nicht mehr, sondern ich will! Ich will, ich will, ich will!
            ,,Man wäre kein guter Anarchist, wenn man auf Grundsätzen beharren würde!'' - Eva Demski

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            • Mr.Sunrise
              Fuchs
              • 01.02.2007
              • 1230
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              Was für ein genialer Reisebericht!
              Da kann man das Warten zwischen den einzelnen Tagen gar nicht aushalten.

              Zu dem Film kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen, ich WILL den Film sehen!

              Gruß,
              Daniel
              Mr.Sunrise`s Outdoor Blog
              Gründungsmitglied der ABF - Autonome Buff Fraktion

              Da ist Purpur drin - Purpur ist auch ein Obst!

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              • Mika Hautamaeki
                Alter Hase
                • 30.05.2007
                • 3979
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                Nu hab ichs auch endlich mal geschafft den Trailer zu sehen. Goiles Ding! Wie lange müssen wir noch auf den Film warten???
                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                A. v. Humboldt.

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                • Gast-Avatar

                  #68
                  10.8.2007

                  Korrektur: Der Wecker ist bereits für 6:30 gestellt. Groß was ändern tut das allerdings nicht und so machen wir uns erst um halb Zehn daran die Reisverschlüsse zu öffnen. Ein Landgang zur Blasenentleerung später tuckern wir auch schon bei heute deutlich besserem Wetter in den Vestfjord. Hat schon Stil einfach so aufzustehen und losfahren zu können
                  Mit den neuen Schwedenpilkern geht es pronto zu den Fanggründen. Die Sonne kommt durch die etwas diesige Luft und wärmt angenehm, wohingegen die Wellen noch immer ihre Späßchen mit dem Boot treiben. Zum Glück aber ein ganz anderes Kaliber als gestern.
                  Nach Stoppen des Motors schmeiße ich dann auch sogleich den Unterwasserteil meiner Angelaparatur über Bord und warte bis zur Grundberührung bei nur gut 60m Tiefe. 5 Sekunden später habe ich auch schon hübsch spürbaren Widerstand. Ahja, entweder etwas kleineres oder ein Dorsch vermute ich und fange an mit der Haspel die Schnur einzuholen. Das geht zwar ansich ganz gut, ist aber auf Dauer schwerst anstrengend. Die Schnur scheint kein Ende nehmen zu wollen als endlich in der Tiefe der Pilker aufblinkt. Dahinter blinkt in regelmäßigen Abständen ein respektabler Bauch auf.
                  Schließlich kommt das gute Stück an die Oberfläche und ich bin doch etwas erstaunt was für Fischlein man mit einer Haspel handeln kann. Von unten begrüßt mich ein 60-70cm langer Dorsch. Das kann sich doch sehen lassen für den ersten Auswurf. Schnell an Bord geholt und kaputt gemacht - das wird ein hübsches Essen abgeben.
                  Vom ersten Fang motiviert pilkern wir in den nächsten 45min bis die Arme lahm werden – Fangen tun wir nichts. Sehr enttäuschend. Zudem steigt mir der Fischgeruch so langsam in die Nase (ich bin kein Fan davon) und so fahren wir erstmal zurück nach A, wo uns Fred beim Filetieren hilft.
                  Wir nehmen nur das vollends grätenfreie Rückenfleisch doch selbst das könnte eine vierköpfige Familie ernähren.
                  Im Tante Emma Laden unseres Vertrauens kaufen wir schnell noch ein bischen Gemüse und Souce bevor wir uns ans Braten machen.
                  So richtig haben wir es nicht raus – der Fisch zerbröselt eher in der Pfanne, als das er schön knusprig werden würde. Naja egal. Gesund ists trotzdem und das Selbstversorgerprinzip ist befriedigend.
                  Nach dem Essen geht es sofort wieder ins Boot. Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit grandios verbessert: Sonne pur und so gut wie gar kein Wind mehr. Das nutzen wir natürlich sofort zum Benzin-Verblasen und Filmen desselben. Schließlich kreuzt unseren Weg ein kleines Paddelboot, mit raushängenden Angeln. Aha denke ich mir – ansich keine schlechte Idee mit den mitgelieferten Ködern durch einen Köhlerschwarm zu ziehen. Gesagt getan, Pempi hält seine Leine über Bord, während ich uns per Echolot zu größeren Schwärmen lenke. Wir fahren direkt über eine große Anhäufung rüber und ich denke mir noch, jetzt müsste aber bald mal was kommen, als Pempi von hinten ruft: „Öhh Meister, ich glaub, vielleicht, also vielleicht auch nicht, aber eventuell hab ich was“
                  Also Motor aus und n bisl fachmännisch an der Zwibbel gezupft. Ja, da ist tatsächlich was dran. Ein denkwürdiger Moment: Pempis erster Biss, sein eventuell erster Fang. Das muss natürlich auf Video festgehalten werden. Während ich in der wüsten Kabine nach der Cam buddel holt der Don seine Schnur ein. Nach 30sek wird ihm das spontan zu anstrengend und er legt ne kleine Pause ein. Ich krieg fast n Herzanfall, als ich das sehe und spiele fortan CheerLeader. Es fruchtet – an der Schnur hängen zwei Köhler in typischer Schwarmgröße. Ein doch respektabler Fang. Gegessen haben wir heute schon genug, also versuch ich die Guten von den Haken zu lösen. Beim Ersten klappt es gut und er schwimmt etwas bedröppelt taumelnd wieder in die Tiefe. Der zweite hat den Köder zu tief geschluckt und verspürt nur noch einen dumpfen Schlag. Selbst aus dem toten Fisch kriege ich den Haken so ohne weiteres nicht raus und so schmeißen wir ihn einfach mit den anderen Ködern wieder rein. Das scheint zumindest einen weiteren Köhler aus dem nächsten Schwarm nicht weiter zu stören, als er direkt an den nächsten Haken geht. Auch diesen kriegen wir klaglos wieder frei, wobei sich allerdings die Schnur hoffnungslos verkneult und die Anglerei für diesen Urlaub beendet. Wir konstatieren: Fische sind auch nicht sonderlich klüger als Mücken und Fliegen. Immerhin kann man sie essen, was ihnen immerhin eine Daseinsberechtigung schafft.
                  Irgendwann hebt Pempi den toten Köhler –Gott habe ihn gnädig- auf, blickt mich grinsend an und holt aus. Das ist für mich der Moment in allergrößter Not die Kabinentür zuzuknallen als von draußen auch schon ein feuchter, glibberiger Fisch gegen das Fenster sprötzelt. Super! Jetzt stinkt nicht nur das Heck nach Fisch – aber Pempi der Grobolfaktoriker riecht das ja sowieso nicht...

                  Ich setze mich noch einmal auf den Bug und wir düsen eine letzte Runde bei grandiosem Wetter über die See.




                  Direkt vorne vor der Windschutzscheibe festgeklammert kann ich ein gewisses Titanic gemischt mit Death Proof Gefühl nicht abstreiten. Dann geht es leider wieder zurück in den Hafen. Die Mietzeit ist vorbei und 70 Liter verblasener Sprit wollen bezahlt werden.

                  Nach allen Formalitäten machen wir uns auf gen Reine. Ich habe mir für den Urlaub auf jeden Fall den Blick vom Reinebringen vorgenommen, den ich zum ersten Mal in einem Geo Sonderheft über Nordskandinavien gesehen habe…und natürlich begeistert war.
                  Nach 20min Asphalttreten und Daumen raushalten, hält ein mitfünfzigjähriger Norweger mit seinem vollkommen zugeräumten alten 80er Opel an und fragt wohin wir möchten. Er kann uns nur bis nach Sorvagen/Moskenes mitnehmen, welches etwa auf halber Strecke liegt. Wir fahren natürlich gerne mit und sofort fängt er an diverses Gerümpel von den Rücksitzen in den schon vollen Kofferaum zu verfrachten etc. Mit Mühe und Not quetschen wir uns in den völlig überladenen Wagen und sind doch sehr glücklich. Gerade jemand, dessen Auto sowieso zum Bersten voll ist, nimmt uns mit. In den letzten 20min sind diverse große Geländewagen an uns vorbeigefahren, die mit nur einer Person besetzt waren. Das spricht definitiv für unseren norwegischen Kollegen…
                  …welcher anscheinend einmal Rallye Rennfahrer war. So zumindest fetzt er seinen Opel um die Kurven. Nur wenige Milimeter vom Bordstein entfernt und mit enormer Geschwindigkeit düsen wir also quietschenden Reifens auf der einzigen Straße nach Moskenes. Das Ortszentrum liegt etwa 500m abseits der „MainRoad“ und wir signalisieren ihm, dass wir gerne schon an der Kreuzung aussteigen würden, um nicht den Weg wieder zurücklaufen zu müssen So hätten wir immerhin 5km gespart. Er brabbelt nur was von „soke, s’ok“ vor sich hin und hält vor dem Restaurant/Imbissladen/Laden am Fähranleger, steigt aus, geht in den Shop und lässt völlig ungeniert den Motor laufen und die Schlüssel in der Zündung. Wir zwei gucken uns etwas blöde an und erkennen mal wieder wie kultiviert die nordischen Länder so sind.
                  Nach 2min kommt er wieder raus, setzt sich in die Karre und düst weiter – „to Reine you want!? – ok“
                  In Rekordtempo werden wir also im Eiltaxi nach Reine gefahren und können unser Glück noch gar nicht so recht fassen. 10km von A nach Reine Zentrum in guten 30min, davon 20 zu Fuß. Unterwegs frage ich ihn noch nach dem Reinebringen. In dem Bergführer der Stokkvika-Pass-Bekanntschaft stand etwas von wegen sehr schwieriger Weg etc. „Well it’s no problem form e – but I’m norwegian you see!“ Hrhr ja auf ein paar Dinge sind die Norweger wirklich stolz. Er meint aber, dass wir es auch gut packen können und zeigt uns im Vorbeifahren noch den Einstieg, der wirklich nirgends markiert ist und im Endeffekt nur ein Minitrampelpfad in die Büsche ist. Besser hätte es also nicht laufen können.
                  In Reine angekommen steht natürlich als erstes Essenfassen auf dem Programm. Das wird auch gleich zufriedenstellend im Tankstellenshop erledigt (u.a. endlich wieder die Findus Bauernpfanne). Hier im Dorfzentrum von Reine ist eine kleine Grünfläche mit Bänken drum herum. Also bauen wir erstmal unsere Fressalien auf und starten den Primus Multifuel MFS. Hier, in der Zivilisation fällt mir zum ersten Mal wirklich auf wie laut das gute Stück doch ist. Das Zischen ist schätzungsweise bis zum anderen Ende der Grünfläche zu hören und wir sammeln einige verwunderte Blicke ein. Immerhin wird die Findus Mahlzeit mit 2,2kw Leistung schnell warm. Dazu brutzeln wir uns noch richtig schön fettigen Bacon und verpesten den halben Platz mit Bratgeruch ^^
                  Während so alles vor sich hinköchelt verputzen wir erstmal unsere Vorspeise bestehend aus 800g Fruchkonservendosen.
                  Nachdem wir alles aufgegessen haben, überschlagen wir einmal die auf den Verpackungen aufgedruckten Gewichte und kommen auf 1,6kg pro Person. Oh yeah – that’s manly!
                  Nach ner Runde Verdauen holen wir uns noch einige Informationen an der Tankstelle. „It is impossible to go up there with backpacks“…“no way to put up a tent up there“
                  Ahja, naja wollen wir doch mal schauen. Wir müssen uns jetzt auch langsam aufmachen, denn die Sonne steht schon sehr tief und wenn wir den Sonnenuntergang noch erleben wollen, müssen wir uns etwas beeilen.
                  Der Aufstieg gestaltet sich bis auf wenige „Wo ist der Weg?“-Momente leichter als erwartet. Die ersten 200Hm geht es im dichten Urwald bergan, sodass pieksende und festhängende Zweige die meisten Gedanken an schmerzende Oberschenkel verdrängen.
                  Mit Verlassen der Baumgrenze wird der Weg schließlich steiler. An vielen Stellen müssen wir jetzt die Hände aktiv hinzunehmen und ein wenig klettern. Soweit aber kein Problem.
                  Irgendwann wird es natürlich dennoch anstrengend, was mich zunächst mal eher weniger stört, da ich unbedingt zum Sonnenuntergang oben will. Komme was Wolle. Ich laufe also ein wenig voran und versichere mich durch periodische Zurufe, dass bei Pempone alles ok ist.

                  Endlich zeichnet sich der Gipfel mit seinen 442 Metern ab und die Füße werden leicht. Vor mir öffnet sich ein atemberaubendes Panorama. Denn auf der anderen Seite des Passes fällt der Reinbringen quasi senkrecht die 400+ Meter hinab, sodass man aus der Vogelperspektive auf die kleinen Häuser von Reine direkt unter sich blickt. Die Sicht ist schlichtweg gigantisch. Die Luft ist stahlblau und am Horizont zeichnet sich das 60-80km entfernte norwegische Festland klar und deutlich ab. Zudem kann man von hier aus einmal an fast der gesamten Küstenlinie der Lofoten entlangblicken. Hinzu kommt der Sonnenuntergang zur Linken hinter den rauen und gewaltigen Bergen der Lofoten. Schlechthin fantastisch.



                  Irgendwann stößt auch Pempi hinzu. Schwer vom Aufstieg gezeichnet und mit sichtlich genervt-verzweifelten Gesichtszügen. Doch beim Erblicken der Szenerie vor ihm, weichen alle Strapazen herrlich sichtbar vom Gesicht – als würde auf einen Schlag alle Lebensenergie wieder zurückkehren. Und ja, er hat wirklich allen Grund dazu…
                  Nach diversen Fotos und nachdem der Adrenalinschub etwas nachgelassen hat, fällt mir auf, wie beschissen kalt es hier oben ist. Von unten hoch weht ein beständiger Wind und die Temperaturen sind nach Sonnenuntergang bei funkelnd klarem Himmel arg gefallen. Ein Zelt aufbauen kann man hier leider tatsächlich nicht, dazu ist der Grat zu schmal. Aber die Aussicht entschädigt für alle Mühen des Auf- und kommenden Wiederabstiegs. Um auch nichts auszulassen, machen wir uns noch an den Trampelpfad, der den Grat bergan schmückt. Wir erreichen einen Zwischengipfel, begeistern uns für die noch einmal bessere Aussicht als mir so beim Umgucken auffällt auf was wir hier gerade stehen. Hier verbreitert sich der Grat ein klein wenig zu einem winzigen Plateau: Grasbewachsen und ohne sichtbare Steine. Oh yeah baby. Schnellcheck: Passt das Zelt? Könnte gehen. Oh man wie geil wäre das. Pempi brauche ich natürlich nicht überzeugen also überlegen wir kurz gemeinsam, ob es verantwortbar ist. Logisch isset. Vorsichtig holen wir das Zelt hervor. Alle Teile müssen beschwert werden, damit der Wind sie nicht davonrafft. Zum ersten Mal bauen wir das Zelt „nach Vorschrift“ auf. D.h. nach Ermittlung der Windrichtung spannen wir das Innenzelt mit allen verfügbaren Heringen auf so gut es überhaupt geht. Vorsichtig geht’s an das Gestänge. Einer sichert das Zelt, während der andere sich um den weiteren Aufbau kümmert. Nachdem auch das Außenzelt gespannt ist, dass man drauf trommeln könnte, spannen wir so gut es geht ab und vertäuen noch im Zelt das Gewebe mit dem Gestänge.
                  Ich bin richtig gehend ein bischen stolz auf das Zelt. Wie ein futuristischer Panzer kauert das Marmot Bise 3P auf dem Grat. Scheinbar alle Muskeln spannend und allem trotzend, was die Natur so in Petto hat. Nichts kann es wegwehen oder auch nur das Gestänge ein bischen verrücken. Das ist wirklich mal genial.




                  Vor allem, da es jetzt hier draußen wirklich saukalt geworden ist. Meine Hände frieren arg…an einem Sommertag von bestem Wetter Anfang August. Man merkt dann halt doch wo man ist. Hier oben hilft auch der Golfstrom nicht mehr viel ;)



                  Also ganz fix noch ein Foto von unserem Plätzchen und dann ab ins Zelt, wo es zumindest windstill ist. Draußen rauscht der Wind über das Moos und unser Zelt, drinnen in der Apsis tut der Kocher beim Bereiten von Cafe dasselbe. Mit heißem Cafe im Berghaferl ist die Welt schließlich perfekt. Die Hände werden prima gewärmt und wir genießen auf der windabgewandten Seite den guten alten Nescafe, wie wohl nur wenige Leute je Cafe genossen haben ;)
                  Heute Nacht, das steht mal so fest wie ein Doppel-T-Träger, haben wir den geilsten Zeltplatz der Welt erwischt. Es ist einfach nur noch genial. Insbesondere auch, da die Lichtstimmung aufgrund des hier nur sehr langsam vonstatten gehenden Sonnenuntergangs sehr lange anhält. Es ist schließlich schätzungsweise Mitternacht als wir uns in die Dauen verkriechen und noch eben das Tagebuch schreiben. Ich stelle mir den Wecker auf 3:00 – der Sonnenaufgang entlang der Küstenlinie der Lofoten müsste ebenso atemberaubend sein…Gute Nacht.
                  Zuletzt geändert von Sandmanfive; 28.03.2012, 21:00.

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                  • Onyx
                    Fuchs
                    • 21.06.2007
                    • 1082
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    Das ist mal wirklich ein geiler Zeltplatz.
                    Die Wahrheit ist ein wegloses Land

                    - Northernworld.de | Bilder von Unterwegs
                    - Bewaehrungsprobe.de | Das Outdoor Portal

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                    • kuhtreiber
                      Gerne im Forum
                      • 30.03.2006
                      • 89
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      WOW!!!!!!

                      seit langem die schönsten bilder die ich gesehen habe!!
                      dazu eine lockere schreibe - gratulation!!!

                      ich war noch nie im norden - aber ihr habt es geschafft -
                      ich bin vom nordvirus infiziert!!!!

                      bitte bitte mehr davon!

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                      • Gast-Avatar

                        #71
                        Der Profi kanns halt

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                        • doesse
                          Anfänger im Forum
                          • 31.01.2007
                          • 27
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #72
                          UUUUNGLAUBLICH guter Bericht, unglaublich gute Fotos ! Macht bloss den Film fertig, mir läuft schon der Sabber im Munde zusammen...

                          Ach ja, danke für eure Mühen (sowohl bei der Materialbeschaffung als auch beim Schreiben des Berichts) und nicht aufhören.

                          Gruss,
                          /doesse
                          // life just don\'t work without coffee

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                          • stefN
                            Dauerbesucher
                            • 04.06.2004
                            • 544

                            • Meine Reisen

                            #73
                            Tja, was kann man zu diesem Bericht noch sagen? Fast so, als wäre man selbst dabei.

                            Habe erst jetzt angefangen zu lesen und kann mir so eine ziemlich große Dröhnung reinziehen . Zu groß, denn ich muss mich auch noch um andere Sachen kümmern .

                            Grüße von
                            Stefan

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                            • Christian J.
                              Lebt im Forum
                              • 01.06.2002
                              • 9245
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #74
                              Geiler Bericht, saustarke Fotos! Macht mal ordentlich weiter in dem Stil!
                              "Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
                              Durs Grünbein über den Menschen

                              Kommentar


                              • Sam
                                Erfahren
                                • 28.08.2003
                                • 445

                                • Meine Reisen

                                #75
                                Die letzten zwei Photos könnten in einen Katalog oder Bildband aufgenommen werden. RESPEKT!
                                Ciao Sam

                                Kommentar


                                • Schoolmann
                                  Fuchs
                                  • 10.10.2003
                                  • 1336
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #76
                                  Könnte echt das Titelblatt vom MARMOT Katalog werden. Die Bilder und Bericht sind echt toll!
                                  www.nordland-virus.de

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                                  • Jogi
                                    Fuchs
                                    • 11.02.2005
                                    • 1065
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #77
                                    Applaus, Applaus, Applaus!
                                    Ich erlebe ein Wechselbad der Gefühle bei der Rezeption Eures Berichtes:
                                    Ergriffenheit ob der super Bilder, Fernweh, dann gibt's auch noch was zu lachen (klasse Humor) - also rund rum super!

                                    Danke dafür!

                                    Yogi
                                    JAG HAR KOMPISAR I SKOGEN!

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                                    • PharmazieFlip
                                      Erfahren
                                      • 22.09.2007
                                      • 371
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #78
                                      sehr guter bericht

                                      jetzt mal eine frage, nach dem lesen eurem bericht hätt ich auch interesse an einer tour in dieser art

                                      was glaubt ihr, wie erfahren man für den teil in schweden sein sollte ?
                                      Zuletzt geändert von PharmazieFlip; 14.10.2007, 16:03.
                                      mein Reiseblog, doch nicht auf dem AT, aber in Irland, Nepal & in Tschernobyl

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                                      • X-13
                                        Anfänger im Forum
                                        • 28.03.2007
                                        • 19

                                        • Meine Reisen

                                        #79
                                        OT: Du hattest geschrieben dass du durch eine National Geographic Ausgabe inspiriert worden bist bei der Wahl des Reiseziels, weißt du vielleicht noch welche Ausgabe das war?

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                                        • Der Waldläufer

                                          Alter Hase
                                          • 11.02.2005
                                          • 2941
                                          • Privat

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                                          #80
                                          Wieso hast Du denn eigentlich mit den Fotos nicht am Fotowettbewerb teilgenommen?!?!!?
                                          I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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