[SE] [NO] Nördl Kungsleden + Lofoten (inkl Fotos)

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  • Gast-Avatar

    #41
    Na das hört sich doch ganz nach 'nem fiesen Wolf bei Herrn Pempi an...
    Vaseline in d... gut geschmiert läuft besser

    Peter

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    • X-13
      Anfänger im Forum
      • 28.03.2007
      • 19

      • Meine Reisen

      #42
      Ich schliesse mich meinen Vorrednern an einer der besten Breichte die ich je gelesen habe.
      Bitte mehr davon

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      • Gast-Avatar

        #43
        6.8.2007

        Den Wecker haben wir uns auf quasi unmenschliche 7:45 gestellt, um auch ja nicht die Bahn nach Narvik zu verpassen. Nach dem Aufstehen, überlege ich noch kurz, ob es moralisch vertretbar ist nachdem wir alles wieder perfekt weggeräumt haben, ohne Bezahlung zu türmen. Erkenntnis: Dem ist nicht so. Immer diese Moral.
        Nachdem wir dem Kassenpersonal dann verklickern konnten, dass wir de fakto nur ein paar Stunden dort waren, haben sie uns auch irgendwie nur den halben Preis abgebucht, was ich als recht zuvorkommend empfinde.
        Im angeschlossenen Shop kaufen wir noch schnell alles, was wir so fürs Überleben in Norwegen brauchen und machen uns dann auf den Distanztrek zur Eisenbahnstation (100m ^^)
        Um 8:54 soll die Bahn planmäßig ankommen. Soll. Um 9:00 tritt eine Dame in perfektem Deutsch an uns heran und verklickert, dass das Zügli erst um 12 führe, da sie irgendwelche Gleisprobleme hätten, und der 9 Uhr Zug komplett ausfiele.
        Ich höre meine Fußsohlen durch die Trekkingstiefel hindurch Anfeindungen der übelsten Art an mich höchstpersönlich senden. “Ey du Arsch, 30km Gewaltmarsch gestern Nacht..wofür? Um jetzt hier am romantischen Bahnsteig von Abisko Turiststation 3h zu warten!? Schwachmat.“
        Tjoar…bisl blöd gelaufen, aber was gibt es in so einer Situation besseres als…Essen? Also packen wir unsere kompletten, gerade gekauften Vorräte aus, und schmeißen auf dem Bahnsteig den Brenner an.
        Auf eine 500g Packung Müsli für zwei folgt eine Doppelpackung Ravioli pro Person – wir äh - wachsen halt noch.
        Doch schon nach einer halben Stunde wird Pempi unruhig und tut etwas, was mir unter dieser Sohlensituation so gar nicht einfallen würde: Auf dem Bahnhof rumtappern. Wie ein kleines Kind tüdelt er mal hier mal da herum, verschwindet für ne Zeit, kommt wieder und entdeckt schließlich das Wartehäuschen des Bahnhofs für sich, in dem außer einigen Bänken, einem Monitor und einem geschlossenen Schalter eigtl nicht viel ist.



        Nach ein paar Minuten folgt unmittelbar auf einen undefinierbaren Knall ein ungläubig geschrienes: „Alter…..!!!“ Dann ist Stille.
        Kurze darauf kommt der Don etwas wackelig aus dem Gebäude rausgestolpert und kann sich vor Lachen und Schock kaum artikulieren.
        „Man, da drin hängt so n goldenes Ding an der Wand. Und noch so’n goldenes Ding direkt daneben.“ Je nach Auslegung -kindliche Neugier oder planloser Leichtsinn- erforderte natürlich eine genauere Untersuchung dieses so wunderschön schimmerenden güldenen Dings an der Wand, was mit einer Öffnung des selbigen unabdingbar verbunden ist.



        Der wissenschaftliche Entdeckergeist förderte auch schon bald die Erkenntnis zu tage, dass es sich dabei um einen 230V Thermostaten von um die Jahrhundertwende handelt. „Beim Widerzusammenbau kamen jedoch leider erhebliche Mängel bzgl. Der Abisolierung, die keiner TÜV Norm entspricht, in Form einer plötzlichen Schockentladung durch meinen Körper zum Vorschein.“
        Ich habe gerade in eine Steckdose gefasst und lebe noch – wie geil ist das denn!!!


        Irgendwann kommt dann auch der Zug und die 1,5h Fahrt nach Narvik verlaufen bei mittelschlechtem Wetter (grau, diesig) recht Ereignislos da tendenziell schlafend.
        In Narvik angekommen springt der ganze Zuginhalt wie durch Kommando auf den Bahnsteig und entert die Bahnhofshalle, die mit nur einer armen Seele besetzt ist.
        So dauert es auch etwas, bis wir zu unserer Info kommen. „Wo gibt es denn hier n BurgerKing?“ und so Nebensächlichkeiten a la „Wie kommen wir auf die Lofoten?“
        BurgerKing gibt es mal wieder nicht, aber dafür ein Speedboat mit Studentenrabatt.
        Wir bekommen eine Karte von Narvik, in die er uns sogar noch den genauen Weg zum Hafen einskizziert und machen uns auf den Weg.
        Zwischenstopp machen wir im Einkaufszentrum, wo wir nach unserer frühmorgendlichen Mampfaktion erstmal wieder die Vorräte aufstocken müssen und tatsächlich einen Händler für MiniDV Bänder finden.
        Weiter geht’s gen Hafen, wo wir an einer ortsansässigen Tanke noch ein wenig BurgerKing Substitut zu uns nehmen, bevor es aufs Schiff geht. Schiff mag hier leicht hochgestapelt sein – um die 20m ist es lang und macht einen teils etwas runtergekommenen Eindruck. Sorgen mache ich mir allerdings keine – die Norweger, ihre Schiffe und Sicherheitsstandards zählen wohl zu den besten der Welt. Also ab unter Deck, wo wir 15€ pro Person für 3,5h Speedboat Fahrt zahlen. Das kann sich sehen lassen!?
        Es geht recht bald los und sofort nachdem wir die Hafenbereiche von Narvik verlassen haben, legt der Herr Kaläu auch die Hebel auf dem Tisch. Das gute Stück macht tatsächlich mächtig Dampf – Bug Hoch, Heckfontäne und schon bald ist die Gleitphase erreicht.
        An der Tür nach draußen steht ein dickes Schild: „Under no circumstances leave the cabin during the journey“ – mhm fragen kann man ja trotzdem mal denk ich mir und tatsächlich: Wir werden rausgelassen.
        Wir flitzen mit geschätzten 35 Knoten über den Nordatlantik Richtung Lofoten und halten uns dabei mächtig an der Reling fest, um nicht selber über Bord zu flitzen.



        Der Wind ist eiskalt und wirbelt alles weg, was nicht niet und nagelfest ist.
        Die ersten Wellen setzen ein und unser Herr Kapitän sieht überhaupt keinen Grund die Geschwindigkeit zu reduzieren, sodass das Boot knallt und scheppert wenn es in Wellentäler fällt.
        Ich entere die „Brücke“ und frage ob der Geschwindigkeit nach der Motorisierung: „It’s a german engine. Two of them to be precise. 6 cylinder intercooled turbo diesel with 1000hp each“
        Nice

        Drinnen lernen wir zwei Holländerinnen kennen, die eine größere Skandinavientour inkl Finnland machen. Die eine schläft sofort ein, die andere will Sport studieren, um dann als Ausbilderin beim Militär oder in Schulen zu arbeiten…anfangs gibt sie sich noch vollkommen locker, ob der stampfenden Schiffsbewegungen, doch das ändert sich, als wir den Schutz der vorgelagerten Landzungen verlassen und die Nordatlantikwellen aus West-SüdWest ungebremst direkt auf uns zurollen.
        Ich bin sehr froh auf einem Gleiter zu stehen. Da gehen solche Wellen zwar auf die Gelenke, aber nicht auf den Magen, denn Geschwindigkeit nimmt der Gute nicht zurück. Zunächst langgestreckte, dann immer kürzere Wellen mit Höhen um 3m werden einfach durchheizt.
        Ganz getreu dem Motto: Das Boot wird’s schon halten!

        Die Sonne kommt raus und Pempi und ich haben auf dem Deck, das einer BullRidingMachine gleichkommt Höllenspaß. Mittlerweile müssen zwei Hände und gespreizte Beine zum festhalten her, sonst hauts dich um.



        Bei besonders großen Wellen bohrt sich der Bug nach dem Freifall ins Tal regelrecht in die nächste Welle und das Boot knarzt und ächzt während wir fast vornüber kapeister gehen.
        Nun stößt auch die Holländerin zu uns und bleibt auch während der restlichen Fahrt oben obwohl es anfängt zu regnen und das Klima an Deck eher unangenehm gestaltet. *gnaha*
        Nichtsdestotrotz ist die Lofotwand auch bei diesem Wetter eindrucksvoll. Majestätisch erheben sich die schroffen Felsen fast senkrecht aus dem Wasser.
        Nach ziemlich genau 3,5h erreichen wir dann auch Svolvaer und genießen, nicht bevor wir einen Waalbeobachtungskutter abdrängen, eine malerische Hafendurchfahrt und landen schließlich wohlbehalten auf dem Pier, wo sich uns als erstes die elementarste Frage aufdrängt. Die Philosophische Urfrage: „Wo ist hier n BurgerKing?“
        Die Antwort war nach dem Prinzip der reinen Vernunft schon fast a priori antizipierbar ^^
        Als nächstes folgt eine von Pempis typischen nonverbalen Gefühlsäußerungen: „Uuuaaäääargh“
        „Was’n los?“
        „Guck mal meine Hose an, da ist irgendwas glibberiges, bäh, alles voll, is ja eklig“
        Lol und tatsächlich. Alles was er aus seiner linken Hosentasche holt ist mit einer schleimigen bräunlichen Sabsche überzogen, die sich auch langsam von innen nach außen durch das G1000 durchdrückt. Nach dutzenden Objekten wie…Leatherman, Portmonnaie etc kommt der Übeltäter zum Vorschein….Betaisodonna Creme
        Der Gute hat die Creme seit der letzten Benutzung in Abiskojaure (naja ok das war gestern) in seiner Hose gehabt und anscheinend die Verpackung über ihre Belastungsgrenze strapaziert. Gnaha Schadenfreude ist was schönes
        Nach provisorischem Abwischen folgen wir den Mädels in die Turistinformationer wo erstmal die Frage nach dem BurgerKing wiederholt wird. BK gibt’s nicht, aber irgendeinen lokalen Griller. Wir kriegen eine Karte, wo sie uns den Laden und einen hübschen Campground einzeichnet. Versprochen wird uns ein Streifen Grün zwischen Steinen und Fischkuttern. Schwer romantischer Ort. Also verabreden wir uns für heute Nacht mit den Mädels dort und wollen uns gerade auf den Weg zum Griller machen, als mir was dickes weißes ins Auge fällt. Nope, keine Möwenkacke. Ne Hurtigrute
        Also hin gestratzt und erstmal von unten angeguckt. Schon kein kleines Schiffchen so. Scheinbar sind alle Passagiere bereits von Board und so wagen wir einen Blick in die Hauptluke. Es ist niemand da, der uns aufhalten würde und im Geheimen wollte ich immer schon mal so ein Schiff von innen sehen (hatte mal geplant im Winter mit einer zu fahren…)
        Wir gucken uns kurz an und eigtl ist sofort klar, dass wir da rein müssen. Also Hop, keine falsche Scheu. Drinnen kommen wir dummerweise direkt an der Rezeption heraus, wo wir von einem Leutenant etwas schief angeguckt werden.
        „Yeah well, hi. Öhm we’d like to have a look inside if it’s possible. You know, we’ve been planning a trip and It would be quite cool…!?”
        “Sure, no problem. Here you go: A visitors card”

        Öööhm…
        Das ging ja jetzt fast ein wenig zu einfach denken wir uns als wir mit vermatschten Stiefeln und kompletter Hikermontur im wurzelhölzernen goldumrahmten Fahrstuhl die Wahl zwischen Panorama lounge, Sonnendeck etc haben.
        Wat solls. Wir laufen einmal quer durchs Schiff, müssen aber leider feststellen, dass auch die Hurtigrute kein BurgerKing an Board hat ;)
        Besonders schön sind die Blicke der Rentner, die bei 25° ihren Tee mit Keksen in der geschniegelten PanoLounge einnehmen, als wir einmal quer durch marschieren
        Haben wir das also auch mal erlebt. Jetzt aber fix zum FastFood Laden. Pempi nimmt die Karte ansich was natürlich prompt dazu führt, dass wir uns in der Millionenstadt Svolvaer und ihren 5 Straßen verlaufen.
        Als wir den Laden endlich gefunden haben, stehen wir vor der Auswahl: Burger für 10, 12 oder 14€ … oder einfach nur Pommes mit Fleisch. Sowas geht dann in Hamburg als Pommdöner durch – kostet aber auch nur ein Fünftel.
        Die Bedienung spricht quasi kein Englisch, was uns sehr erstaunt, da wir doch aus Schweden perfektes Englisch gewohnt sind. Generell scheint es aber in Norwegen deutlich weniger ausgeprägt zu sein.
        Die Zubereitung des FASTFoods dauert so seine 10 Minuten, was mich auf die Idee bringt die gute Frau nach ihren Empfehlungen für eine CampSite auszufragen bzw. ob es Möglich sei auf das Svolvaergeit zu steigen. Oh mein Gott was habe ich losgetreten. Das gute Ding, total überfordert mit der Frage und der Antwort in Englisch hört nichtsdestotrotz gar nicht mehr auf zu reden. Viel verstehen tue ich nicht. Nicken und lieb gucken kommt aber immer gut an denke ich mir. Sie scheint es eher als: „Rede bitte weiter“ aufzufassen und redet und redet und redet und ich verstehe immer weniger. Zum Glück sind bald unserer Burger fertig und ich hab n Argument sie abzuwürgen. Puh.
        Lecker sind die Burger aber auf jeden Fall. Dem direkten Vergleich mit BurgerKing sind sie zwar nicht gewachsen, aber ein wenig Abwechslung ist ja auch mal nicht so schlecht. Außerdem sind sie noch richtig handgemacht.
        Nach vollzogenem Essen geht’s auf gen Norden zum designierten Treffpunkt mit den Mädels.
        Wir finden hier jedoch weder n hübschen Platz, noch irgendwelche Mädels. Tatsächlich sind wir in einem Villenvorort von Svolvoaer angelangt. Prächtig weiße Häuser mit gepflegten Gärten und jeder Menge Trampoline im Garten.
        Tjoar nun ist guter Rat teuer. So viel Lust zu laufen habe ich nimmer also suchen wir uns einen klenen Fleck Grün auf einem Minihügel zwischen zwei Häusern und schlagen dort unser Zelt auf ;)
        Das ist mal etwas völlig anderes. Hier kann man nicht mal eben so ne 90° Drehung machen und lospinkeln…Quasi der totale Stress für uns. Dazu der ganze Lärm der Stadt – wir sind audiovisuell überfordert und außerdem muss ich mal…Shit, kannst ja nicht einfach mal bei den Eigentümern anklopfen und fragen, ob du kacken darfst…Mache ich jedenfalls nicht. Lieber schnell einschlafen und Probleme vertagen – Gute Nacht.
        Zuletzt geändert von Sandmanfive; 28.03.2012, 20:47. Grund: Reisebericht wiederhergestellt

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        • Symion
          Erfahren
          • 29.08.2006
          • 130

          • Meine Reisen

          #44
          Weiter, weiter, weit

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          • libero
            Anfänger im Forum
            • 24.09.2007
            • 44

            • Meine Reisen

            #45
            tatsächlich großartige sache, der bericht, um mich mal in die reihe der lonhudeleien einzureihen! bin schwerst gespannt wies weitergeht!

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            • Der Entenmann
              Erfahren
              • 16.08.2007
              • 186

              • Meine Reisen

              #46
              Sehr geiler thread bis jetzt, und der Trailer lässt auch auf mehr hoffen

              Also, wenn du jetzt plötzlich daherkommet, und einfach so die nächste Folge postest... ich würd mich echt nich wehren!
              Sticks and stones, I'll break yer bones,
              but words ain't worth a quarrel.

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              • hikingharry
                Dauerbesucher
                • 23.05.2004
                • 788
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                Zitat von Der Entenmann Beitrag anzeigen
                Also, wenn du jetzt plötzlich daherkommet, und einfach so die nächste Folge postest... ich würd mich echt nich wehren!
                Ich freu mich auch schon auf den nächsten Teil.

                Gruß hikingharry

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                • Gast-Avatar

                  #48
                  ok, dann poste ich einfach mal so ohne Gegenwehr:

                  7.8.2007

                  Wir nehmen um 9:00 den Bus nach Leknes (I pfui schon wieder so früh aufstehen). Hier fährt der Bus nach kurzem Aufenthalt weiter bis zu einem Örtchen, dessen Kuriosität schon im Namen steckt: A just plain A. Ausgeprochen wie eine Mischung aus A und O.
                  Dort kommen wir um 12:30 an, nachdem uns ein forscher Busfahrer einmal in Rekordtempo über die halben Lofoten gefahren hat. Bremsen? Für Kurven? Wofür hat man denn die Hupe – dann kann man gleich mal zwei Spuren nutzen…Pempi verschläft 90% der Fahrt mit seinem berühmt berüchtigen PowerNapping und brabbelt nur bei kurzen Wachphasen immer mal wieder was von „beeindruckend“ und „hammer“.
                  In A angekommen sind wir von der Zivilisation richtiggehend geschockt. Der kleine, ansich recht malerisch-verträumt-pittoresque Ort erstickt an Busladung über Busladung, die hier zumeist aus Deutschland und Italien ankommen. Wie Lemminge wuseln die Touris durch die Gassen und knipsen und filmen ohne Gnade alles was ihnen vor die Linse kommt. In dem kleinen TanteEmma Laden des Ortes wurden wir dann auch Zeuge einer fast unaussprechlichen Grausamkeit, die uns schlussendlich den Impuls dazu gab den Ort schnellstmöglich wieder zu verlassen. „Erna, hast du das gesehen – hier sind die Äpfel aber 12 Cent teurer als beim Aldi“
                  O…M…G…!...!...!
                  Wir informieren uns nur noch schnell über Bootsmieten: „jo könn ihr habe für tösend die größä und sechsisch de klene“ – ah ja. Die Globalisierung demonstriert am Beispiel eines kleinen Fischerdörfchen am äußeren Ende einer Inselgruppe im Nordmeer: Das Bootverleihmonopol liegt bei einem Landsmann aus Dresden.
                  In der Jugendherberge erfragen wir den Weg zur Stockvikka. Ich hatte mich ja vorher schon informiert über Wander bzw besser Kletterwege, aber wir haben weder Karten noch wissen wir wo es losgeht. Also ist ein wenig Hilfe vom lokalen Dienstleister nicht schlecht.
                  „An den Busladungen vorbei unterm Stockfischgestell durch und rechts bleiben…“
                  Das Wetter könnte besser nicht sein – 20+° keine Wolke am Himmel und eine sanfte Brise.
                  Wir finden den Beginn des Pfades und beschließen nach 10min erstmal ein Päuschen am See einzulegen. Es ist sowieso irgendwie Mittagszeit und überhaupt…wir haben genug Zeit.
                  Aus dem Kaffepäuschen wird schnell eine Müslipause dann eine Turmat Pause und dann noch eine Turmat Pause gefolgt von Kaffe und in der Sonne rumliegen. Direkt am klaren See liegen wir auf den warmen Steinen und es geht und mal wieder so richtig gut. Der Trubel von A ist hinter dem letzten Hügelchen versteckt und alles was wir hier hören sind die Möwen.
                  Aus 20min Pause sind 4h Klönen und Sonnen geworden, als wir uns entschließen die Gunst der Stunde (Wasserzugang, Top Wetter) zu nutzen, und unsere Sachen zu waschen. Gesagt getan – jetzt müssen wir uns erstmal wieder erholen ;)


                  Die menschliche Gardena Kreiselpumpe



                  Eine Coolness, die nur Mustang Fastback Fahrer ausstrahlen können ;)



                  ...ihm fehlt Benzin...jede Menge Benzin






                  Meine Wenigkeit...



                  ...und nochmal weil es so schön ist

                  Auf ein kleines, mittelschweres, großes Malheur bei der Abfahrt gehe ich jetzt ohne ausdrückliche Genehmigung des Pempis nicht weiter ein…gnaha ich werds nie vergessen
                  Weiter geht’s. Der Weg erweist sich als äußerst matschig, was man bei dieser Landschaft mal so gar nicht vermutet und wohl auch selten vorkommt. Anscheinend hat der Regen von gestern so einiges aufgeweicht. Egal. Irgendwann steigt unser Pfad den Berg zur linken hinauf an und wird mit jedem Meter bedeutend einsamer. Wir sind ein wenig verwundert, warum 99% der Leute scheinbar ab einem gewissen Punkt nach 15min der Wanderung aufgeben und kämpfen uns weiter. Kämpfen ist hier im wahrsten Sinne des Wortes der richtige Ausdruck. Es geht auf äußerst engen, glatten, von Moos bewachsenen Graten vorbei an überhängenden Felsformationen. Trekken ist das hier nicht mehr. Wir brauchen durchgängig alle viere, um weiter vorwärts zu kommen, bis wir schließlich ungläubig vor einer quasi-senkrechten Wand stehen. Es ist zu erkennen, das mal jemand auf die Idee gekommen ist da hochzukraxeln aber ein kurzer Blick an der Wand hinab (8-10m enge Schlucht) lässt selbst bei uns arge Zweifel aufkommen. Der Stein ist nass, wir haben 20kg auf dem Rücken und Bauchtaschen vor der Brust. Pempi wagt sich schließlich doch an die Kletterpassage, die im Endeffekt nur um die 3m hoch ist…und schafft es. Oben schmeißt er als erste Amtshandlung die Kamera an, verkündet der Welt, dass er überlebt hat und filmt mich beim Aufstieg.
                  Das war schon eine selten dämliche Geschichte, inbesondere wenn man mal die Todesfälle auf den Lofoten im Hinterkopf hat, die –so denke ich mir- bei genau solchen Situationen eintreten. Naja drauf geschissen, wir sind ja nicht tot sondern klettern stattdessen weiter an der Felswand entlang bis ich bei einer kurzen Verschnaufpause (mittlerweile gute 200Hm über dem See) unten direkt am Ufer zwei Punkte entdecke, die sich bewegen. Ein genauerer Blick offenbart außerdem…Holzbohlen…
                  Aha – das lässt zwei Schlüsse zu: a.) Wir haben den falschen Weg genommen b.) unser Weg ist cooler.
                  „Be sure to stay on the right side…“ Ja öhm – damit meinte der JH-Wart wohl „am See bleiben“.
                  Egal – dieser Weg hier ist pures Abenteuer und Adrenalin. Als wir schließlich gegen Ende des Sees wieder von unserem Höhenweg absteigen zittern die Knie. Der Körper verliert mit Erreichen von halbwegs humanem Terrain auf einen Schlag seine Spannung und prompt mault sich Pempi n paar Mal hin. Naja, ich würds hier mal nicht auf nachlassende Kräfte schieben…Schließlich macht er das eigentlich ständig
                  Trotz unseres kleinen Abstechers sind wir beide noch fitomat und beschließen den Stockvikka Pass anzugehen. 400 Höhenmeter über doch recht steiles Gelände mit auf großen Strecken guten 100% Steigung. Da wir vermuten, dass man oben auf dem Grat nicht zelten kann bedeutet diese Entscheidung, dass wir heute noch bis zur Stockvikka laufen oder zumindest den Abstieg auf der anderen Seite machen, um irgendwo einen Zeltplatz zu finden.


                  Da müssen wir rüber

                  Wird scho klappen mit den Kräften. Auf geht’s. Bzw…nein. WO geht denn der Weg lang? Es scheint ein paar Möglichkeiten zu geben, die nicht annähernd in der gleichen Richtung laufen und schon gar nicht über den gleichen Pass. Eine Karte wäre vielleicht hilfreich (jaja ich weiß. Unverantwortlich. Schlechtes Vorbild,…) Ene Mene Muh – der rechte Weg hat gewonnen.
                  Oh ja. Ein wenig anstrengend ists schon so. Nach recht kurzer Zeit überwinden wir die Straugrenze und kämpfen uns weiter bergan. Hinter uns kommt irgendwann wieder A in Sicht. Mittlerweile laufen wir im Schatten – die Sonne geht genau auf der gegenüberliegenden Seite des Passes unter. Daher dränge ich auch ein wenig vorwärts und höre von hinten nur noch Fluchen und Stöhnen. Nach 400Hm und 10xE^100 Herzschlägen pro Minute erreiche ich den Pass (so 3m breit und auf beiden Seiten derart steil) und trete Out of the dark and into the light. So ein Erlebnis scheint Falco auch mal gehabt zu haben. Es ist absolut überwältigend. Hier, auf der Höhe ist Tag, die Sonne wärmt und mir fällt auf, dass mein Hemd keine Schweißflecken aufweist – sondern sehr vereinzelt gestreute Trockenflecken ;) Außerdem bläst mir hier eine steife Brise von Norden her entgegen, die auf der Aufstiegsseite durch vollkommene Abstinenz glänzte.
                  Oben stoße ich dann auch erstmal den Vincentschen Urschrei aus und beobachte wie sich Pempi in den nächsten paar Minuten von unten nähert.
                  Die letzten Meter nimmt er auf Band auf und bei Erreichen der Spitze ertönt plötzlich von über uns leises Klatschen. Völlig verdutzt gucken wir uns um und entdecken tatsächlich rechterhand auf dem weiteren und höheren Verlauf des Grates ein Zelt mit zwei Menschleins davor.







                  Erstmal gibt’s n Foto und Videodreh, dann wurschteln wir uns ohne Rucksäcke wie junge Gämsen den Weg hinauf.
                  Er ist aus NewZealand und sie aus Österreich. Sie sind mit einem Daypack bestehend aus Futter und Zelt hier oben und genießen die grandiose Aussicht vor dem Zelt auf dem Grat, der gerade mal n Meter breiter ist als die Zeltplane. Wir sind aufrichtig neidisch und überlegen kurz zu kapern. Sie erweisen sich jedoch dank diverser Wanderführer als nützlicher alive und die Touren der nächsten Tage konkretisieren sich.
                  Schnell werfen wir noch ein Müsli ein und machen uns dann auf den Abstieg gen Norden.
                  Der verkieselte Weg oben ist rutschig und der vermatschte Weg weiter unten ist glitschig. Wie es Pempi dabei ergeht sollte mittlerweile wohl jedem klar sein ;)
                  Unten am See angekommen ergötzen wir uns am frischen Wasser und machen uns nach kurzer Rast weiter zur Bucht an der Küste.
                  Mittlerweile ist die Sonne untergegangen (Ja, wir sind fortgeschritten im Zirkel des Jahres) und es ist ungewohnt dunkel in dem Tal. Der letzte Teil am See entlang kann ja jetzt nicht so schwer sein – weit gefehlt.
                  Der Regen hat den ausgetretenen Pfad über die Steine weggewaschen oder zumindest so brüchig gemacht, dass er keinen Menschen mehr trägt. Wegen des ganzen Gestrüpps und der Lichtsituation ist kaum auszumachen wo wir hintreten, was 2x dazu führt, dass einer von uns bis zur Brust einbricht…Mit den Kräften sind wir jetzt auch so ziemlich am Ende und so gerät dieses Wegstück zur Tortour. Wegen des entfallenen Weges stehen wieder einige haarsträubende Klettereien an, die zwar nicht unbedingt lebensgefährlich sind, aber doch den Urlaub auf einen Schlag beenden können. Am tollsten finde ich mit 30° geneigte, glatte Felsflächen 5m über dem See auf denen vor Wasser glitzerndes Moos wächst…super!
                  Wir wurschteln uns weiter – aber Spaß macht das nicht mehr. Wir haben überall Kratzer von Notgriffen und die Gelenke schmerzen vom ständigen Einbrechen in Löcher oder Umknicken an lockeren Steinen.
                  Schlussendlich erreichen wir das Ende des Sees von wo aus wir einen schönen Blick auf die etwa 50Hm unter uns liegende Bucht Stockvikka haben, deren Strand das eigentliche Ziel unserer Reise ist. Ein einsamer toller weißer Sandstrand sollte es laut einigen Publikationen sein…was wir hingegen sehen ist ein kleiner Streifen Kies, der gnadenlos von der Atlantikdünung bearbeitet wird und oberhalb ein Nazi Bunker.
                  Doch nicht der geeignete Zeitpunkt, um Pempi einen Heiratsantrag zu machen – so ein Ärger
                  Aber egal, hier oben ist die Sicht toll. Hinter uns der See und der Pass, links und rechts die steilen Wände des Tales und vor uns das weite Nordmeer. Hier bleiben wir.
                  Eine moosige, aber trotzdem trockene Stelle ist schnell gefunden und wir machen uns fix dran das gute Stück aufzubauen und den Kocher anzuwerfen.
                  Es ist immer wieder ein überwältigend schönes Gefühl nach einem kacke-anstrengenden Tag körperlich ausgepowert und zu keinem Schritt mehr fähig im Windschatten des Zeltes eine große Portion Müsli und Spaghetti zu futtern, sich danach in die Fleeceunterhosen und Isojacken zu stopfen und den Tag noch einmal revue passieren zu lassen, um sich dann in die Daunen zu wälzen und Gute Nacht zu sagen (letzteres entfällt bei Pempi - der knackt schon vorher ein)

                  PS: Bevor jetzt hier die großen Fragen losgehen - wir sind nicht schwul und der Partnerlook ist rein pragmatischer Natur (billisch bei Globi) ^^
                  Zuletzt geändert von anja13; 28.03.2012, 20:49. Grund: Beitrag wieder hergestellt

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                  • Magonline
                    Gerne im Forum
                    • 03.10.2007
                    • 73

                    • Meine Reisen

                    #49
                    Diesen Reisebericht zu lesen macht einfach nur Spaß.

                    Tolle Fotos, super geiler Trailer, keine noch so schmerzhaften Kleinigkeiten ausgelassen.

                    Bin erst seit kurzer Zeit in diesem Forum, aber schaue jeden Abend nach einem neuen Eintrag eurer Tour.

                    Von mir gibts ganz klar verdiente .

                    Michael
                    Der Weg ist das Ziel.
                    (Ausser es ist ein Pub in der Nähe, oder ein Supermarkt, oder ein warmes Cafe', oder eine Distillerie, oder...)
                    ----- Island 2008 ----- Neuseeland 2009 ----- to be continued...

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                    • rumtreiberin
                      Alter Hase
                      • 20.07.2007
                      • 3236

                      • Meine Reisen

                      #50
                      Was für eine angenehme Überraschung - kurz nach Feierabend heut früh nochmal ins Forum geguckt und da stand die Fortsetzung als hübsche Gutenachtgeschichte. Ich hatte schon länger drauf gelauert. Macht Spaß! Weiter so!

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                      • Sam
                        Erfahren
                        • 28.08.2003
                        • 445

                        • Meine Reisen

                        #51
                        Feine Poser-Fotos
                        Weiterhin ein toller Bericht.
                        Welche Hüte von Fjällräven habt ihr da?
                        Ciao Sam

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                        • Gast-Avatar

                          #52
                          Sehr schön.
                          Poser- Fotos stimmt, aber gute...

                          Peter

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                          • Nammalakuru

                            Lebt im Forum
                            • 21.03.2003
                            • 9352
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            Zitat von Järven Beitrag anzeigen
                            Sehr schön.
                            Poser- Fotos stimmt, aber gute...

                            Peter
                            Richtig. Dazu muss man erst mal fotogen sein. Ich versuch das ja auch immer mit dem posen ... das Ergebnis ist aber immer erschüttert. Verdammt!

                            Besonders dieses hier ist nett:
                            Nam

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                            • Gast-Avatar

                              #54
                              ja... aber es fehlt noch mehr Bartwuchs. Dann wäre es perfekt

                              Peter

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                              • Gast-Avatar

                                #55
                                hrhrhr - na klar, posen muss auch mal drin sein
                                Es lief inoffiziell unter: "Globetrotter Katalog 2008"

                                PS: Später in der Nacht habe ich mich noch mal zum Pass hochgeschlichen - da kam doch tatsächlich n verrückter Landrover Fahrer an und meinte den Trail als Teststrecke für seinen neuen Defender nutzen zu müssen:

                                Zuletzt geändert von anja13; 28.03.2012, 20:50. Grund: Beitrag wieder hergestellt

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                                • kuhtreiber
                                  Gerne im Forum
                                  • 30.03.2006
                                  • 89
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #56


                                  Klasse! (photoshop mach möglich!)

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                                  • Sam
                                    Erfahren
                                    • 28.08.2003
                                    • 445

                                    • Meine Reisen

                                    #57
                                    Hey, die Fotos sind wirklich gut!

                                    Handelt es sich bei den Hüten um "Fjällräven Hatfield Hat"?
                                    Ciao Sam

                                    Kommentar


                                    • Gast-Avatar

                                      #58
                                      Jup - qualitativ übrigens nicht so der Bringer: Die Schnur ist gleich in der ersten Woche gerissen und diente fortan als Gummibandersatz für das Topfset ;)

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                                      • Onyx
                                        Fuchs
                                        • 21.06.2007
                                        • 1082
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #59
                                        Das war mal wieder ganz großes Kino


                                        So ein bischen gepose ist doch Ok
                                        Die Wahrheit ist ein wegloses Land

                                        - Northernworld.de | Bilder von Unterwegs
                                        - Bewaehrungsprobe.de | Das Outdoor Portal

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                                        • Pempi
                                          Anfänger im Forum
                                          • 25.08.2007
                                          • 31

                                          • Meine Reisen

                                          #60
                                          ...wenn ich das so lese...

                                          Gibts ne Liste auf der steht wie viele Müslis wir uns in der Zeit reingedrückt haben? Inzwischen liegen wir doch sicher bei 3/Tag
                                          If you're going through Hell... Just keep on going

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