[NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

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  • gisjam
    Anfänger im Forum
    • 31.08.2020
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    • Meine Reisen

    [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

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    Mitreisende
    Ich habe in den letzten Jahren hier still mitgelesen und mich inspirieren lassen. Nun sind aus Inspirationen Taten geworden und ich möchte mich in Form eines kleinen Reiseberichtes bedanken.

    Angefangen hat alles im Oktober 2019, als wir (Familie mit zwei Kindern, 13 und 14 Jahre alt) für diesen Sommer eine Trekkingtour in Skandinavien suchten. Im Rondane waren wir bereits im Jahr 2015 gewesen, das hatte uns allen gefallen. Für dieses Jahr durfte es nun gerne etwas anspruchsvoller sein. Ein Reisebericht hat mich bei der Vorbereitung besonders gefesselt: Von Kongsvold ans Meer in 10 Tagen - sinnvoll, aber machbar? Schließlich waren bei dieser Wanderung sowohl wilde Tiere als auch die Aussicht auf ein Bad im Meer dabei - wenn das kein Anreiz ist (Spoiler: Bis ans Meer haben wir es auch nicht geschafft)! Also besprochen und Fähre gebucht.

    Dann kam Corona und bis Anfang Juli 2020 war überhaupt nicht klar, ob das denn noch klappt. Visitnorway und die Corona-Karte waren meine ständigen Begleiter. Plan B wurde geschmiedet und wieder verworfen als Anfang Juli endlich klar war, dass wir ohne Quarantäne einreisen dürfen. So eine Freude! Nach der anstrengenden Zeit im Homeoffice mit gleichzeitigem Homeschooling sehnten sich alle nach Natur, Ruhe und Erholung. Und dann ging es Anfang August endlich los, Color Magic brachte uns sehr bequem nach Oslo.

    Tag 1: Kongsvoll Stasjon - Tal Kaldvella/Stropla

    5 Stunden nach der Ankunft in Oslo parkten wir unser Auto direkt am kleinen Bahnhof Kongsvoll. Ich hatte bereits bei der Planung gesehen, dass sich kurz oberhalb des Bahnhofes die erste Möglichkeit zum Zelten anbot. Wer weiß schon vorher, wie weit uns Motivation und Wetter noch gehen lassen?


    Die erste Zeltmöglichkeit 15 Minuten oberhalb des Bahnhofes Kongsvoll

    Es war erstaunlich kalt, Mütze und Handschuhe vom ersten Moment an notwendig. Wenn wir an die letzten beiden unerträglich heißen Sommer in Deutschland zurückdachten war uns das hier aber viel lieber! Also schnell eine Packung Kekse inhaliert und weiter, das Wetter ist doch gut (es regnet nicht!).


    Blick zurück auf die E6 und Richtung Hjerkinn


    Genau, Richtung Reinheim soll es gehen



    Ganz schön ausgelatscht hier. Aber wir haben trotz gut begangenem Weg nur eine Hand voll Leute getroffen. Vielleicht zu kalt!? Hinter der Kuppe kommt das Tal der Kaldvella/Stropla, da können wir bestimmt zelten. Und da ist sie auch schon:


    Jetzt nur noch eine schöne Stelle suchen


    Ganz schön unwegsam hier


    Super, es gibt hier ja echt Moschusochsen! Oder waren das Schafe?


    Endlich angekommen. Fast ein Badestrand, wenn es doch nur nicht so kalt wäre!


    Na das passt doch.

    Das Bad fiel wegen Kälte aus. Jetzt noch was vom mitgebrachten Gedörrten aufgewärmt und dann ab in die Heia. Morgen sehen wir Moschusochsen!

  • vobo

    Dauerbesucher
    • 01.04.2014
    • 717
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

    Wunderbar, mit einem Reisebericht im Forum starten ... so gehört sich das. Wart ihr in dem Zelt etwa zu viert - oder ist das das Elternzelt? Und ein Bad ist doch immer gut nach den Anstrengungen des ersten Tages - oder mindestens eine gute Wäsche. Bin weiter gespannt.

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    • gisjam
      Anfänger im Forum
      • 31.08.2020
      • 44
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

      Danke für die nette Begrüßung! Das Keron 4 hatten wir 2015 im Rondane erstmalig im Einsatz. Und ja - irgendwie war damals mehr Platz im Zelt Aber dank 2,20m Liegelänge kann man zu viert ganz gut versetzt schlafen.
      Bei den Temperaturen war mehr als Zähneputzen leider nicht drin. An diesem Zeltplatz haben wir auch noch den Wasserfilter verwendet, wegen der oberhalb gelegenen Hütten. Das erste und einzige mal auf der Tour...

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      • Enja
        Alter Hase
        • 18.08.2006
        • 4747
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

        Da bin ich gespannt. Wir haben in dem Tal westlich von Kongsvoll einen gesehen. Mit dem Fernglas. Die sind ziemlich scheu.

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        • gisjam
          Anfänger im Forum
          • 31.08.2020
          • 44
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

          Tag 2: Tal der Stropla/Kaldvella - westlich Reinheim

          Die Nacht war zwar kalt, aber es hat nicht geregnet und auch nicht gefroren. Also frisch auf und raus aus dem Flusstal wieder zurück zum Wanderweg Richtung Reinheim. Kaum sind wir wieder auf dem Wanderweg, sehen wir am gegenüber liegenden Ufer die erste kleine Gruppe:


          Sorry, mehr gibt das Zoomobjektiv unserer Knipse nicht her. Und die Aufregung!

          Der Weg Richtung Reinheim zieht sich nett entlang des Flusses immer leicht aufwärts.


          Brücke bei der Einmündung des Kaldvelldalen


          Blick zurück das Tal hinab. Gute Gelegenheit über den glazialen Formenschatz zu dozieren


          Die Snøhetta grüßt von Ferne, gerade mal ohne Wolken oder Nebel


          Die nächste Gruppe Ochsen. Immer ist es ein Bulle mit wenigen weiblichen Tieren und meist nur einem Jungtier. Wenn sie uns sehen, entfernen sie sich gemächlich. Obwohl wir immer so zwischen 300 und 600 Metern entfernt sind.


          Die wenigen Furten lassen sich von Stein zu Stein ohne nasse Füße bewältigen

          Der Weg nach Reinheim zieht sich. Gut, dass wir die ganze Zeit auf Ochsensuche sind, so vergeht die Zeit schneller.


          Der Wind zerrt trotzdem an der guten Laune, es ist ziemlich trist.

          Aber halt, was ist das, schon Reinheim?



          Nein, leider nur eine private Hütte am Stroplsjøen. Aber gut geeignet für eine windgeschützte Pause. Und nun kommt auch einer der mitgeführten Motivationsboostern zum Einsatz: Eierkuchen! Dafür hatte ich zuhause eine ordentliche Mengen Eipulver, Milchpulver, Mehl, Vanillezucker und eine Prise Salz zu mehreren Paketen portioniert. 0,5 Liter Rapsöl sind auch im Gepäck. Der auf Gas umgerüstete Trangia nebst Non-Stick-Pfanne erledigt den Job bestens. Lediglich mit der Wassermenge muss noch geübt werden, es bleibt etwas matschig. Egal, der Trick hat gewirkt und es gibt wieder neuen Schwung in der Wandergruppe.

          Und zack, kommen auch schon die Hütten von Reinheim in Sicht


          Die Hütten scheinen gut besucht und daneben stehen auch bereits 2 Zelte. Wir haben uns coronabedingt auf fast 100%ige Autarkie eingerichtet und wandern an der Hütte vorbei, weiter das Tal hinauf Richtung Leirpullan. An dem See wollen wir bleiben.
          Zwischendurch kommen wir an ziemlich netten Zeltstellen vorbei, wo es aber viel zu mückig ist.


          Als wir in die Nähe des Sees Leirpullan kommen schwärmt Kind1 auf die südliche Seite des Flusses aus, um nach der schönsten Zeltstelle zu suchen. Der Rest der Familie geht den Wanderweg weiter und entdeckt wenige hundert Meter weiter aufwärts auf der Seite von Kind1 eine weitere Herde Ochsen. Der Fluss rauscht laut, also muss wie wild gewunken werden.



          Zum Glück sieht uns Kind1 noch rechtzeitig und kehrt um. Wir gehen ein paar hundert Meter den Weg zurück und stellen das Zelt unterhalb einer Stufe einigermaßen windgeschützt auf.


          Ein schöner, windgeschützter Platz unterhalb des Sees Leirpullan, Blick nach SO, Rondane grüßt von Ferne

          Das Wetter zeigt sich abends dann von seiner sonnigen Seite, der Wind bläst aber weiterhin das Tal hinab. Morgen soll es Richtung Åmotdalshytta gehen.

          PS: Unsere Ochsenfotos sind wohl nicht die Besten, aber dafür gibt es ja Profis.

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          • Enja
            Alter Hase
            • 18.08.2006
            • 4747
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

            Snøhetta - da habe ich mir einen Sonnenbrand geholt. Aber bei uns war nur ein Ochse unterwegs. Unglaublich, wieviele ihr getroffen habt.

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            • gisjam
              Anfänger im Forum
              • 31.08.2020
              • 44
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

              Tag 3: westlich Reinheim - Åmotsvatnet

              Nach windiger und regnerischer Nacht regnet es am Morgen immer noch. Wir warten bis um 12 Uhr, aber es hört nicht so richtig auf. Deshalb bauen wir das Innenzelt zuerst ab, essen noch einen Riegel und packen das Außenzelt dann nass ein - ich hasse es!
              Beim Loslaufen lässt der Regen dann etwas nach, es schauert nur noch. Kaum haben wir den Lagerplatz verlassen, sehen wir die Herde von gestern wieder.





              Teilweise stehen die Tiere auf dem Weg, deshalb machen wir einen großen Bogen nördlich und laufen querfeldein Richtung Pass Leirpullskardet. Der Aufstieg ist nicht hoch aber beschwerlich, da es teilweise über mannshohe Blöcke geht. Oben angekommen versuche ich mal eine Wettervorhersage zu bekommen, aber der Mobilfunkempfang schwindet. Ich klettere noch ein bisschen den Grat hoch, weil es laut Empfangsprognose dort oben Internet geben soll. Gibt es aber nicht. Naja, egal. Also weiter Richtung Åmotdalshytta.




              Wassermangel gibt es dieses Jahr nicht



              Es zieht sich ziemlich, immer wieder glauben wir die Hütte hinter der nächsten Anhöhe, aber Pustekuchen. Dann kommen auch noch junge dynamische norwegische Frauen von hinten, die uns in Siebenmeilenstiefeln überholen, unerhört!
              Endlich haben wir Åmotdalshytta erreicht und holen aus dem Proviantlager ein paar Nudeln und Kartoffelbrei, 4 Jahre abgelaufen. Wir diskutieren mit Kind2, das unbedingt die Dose Spaghetti à la Capri mitnehmen möchte. Wenn die Bewohner dieser lieblichen Insel wüssten, wofür der Name alles missbraucht wird... Schlussendlich überzeugt Kind2 das Müllproblem, die leere Dose möchte es auch nicht tragen. Die schnellen Norwegerinnen kommen derweil mit Bikini und einem Stück Seife vom See, frisch gewaschen. Wohl gemerkt bei gefühlten 0 Grad. Da werden sich die 3 deutschen Bundeswehrangehörigen aber freuen, die soeben nach 10 Stunden Regenmarsch von der Grøvudalshytta eingetroffen sind...

              Wir laufen noch ein paar hundert Meter weiter und suchen uns einen schönen windgeschützen Platz direkt am Seeufer.


              Zeltplatz am Ufer des Åmotsvatnet, im Hintergrund die Åmotdalshytta
              Zuletzt geändert von gisjam; 09.10.2020, 19:54.

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              • gisjam
                Anfänger im Forum
                • 31.08.2020
                • 44
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                Tag 4: Åmotsvatnet - Søre Salhøtjønne

                So langsam ist es klar, dass wir die geplanten Gehzeiten bei Weitem nicht erreichen. Wir brauchen inkl. Pausen teilweise doppelt so lange, wie in der Übersichtskarte (welche der DNT netterweise zusammen mit den Hüttenschlüssel geschickt hat) angegeben ist. Die Gehzeitangaben sind wohl für die jungen schnellen Norwegerinnen gemacht.
                Aber da wir das schon vermutet haben, wissen wir auch mehrere Abkürzungen, die wir in den nächsten Tagen raus aus dem Fjell nehmen können. Zunächst mal geht es Richtung SW am Åmotsvatnet entlang Richtung Midtkollen.


                Blick zurück über den See Åmotsvatnet


                Am südlichen Ende des Sees liegt noch Schnee - der will genutzt werden!

                Unterhalb des Midtkollen, bevor es hinaus in die Ebene der Drugshøtjønnin geht, gibt es eine windgeschützte Pause. Ritter Sport und Erdnüsse kommen gut an, hingegen werden die Prepper-Riegel verschmäht. Die haben zwar Kalorien bis zum Abwinken, schmecken aber wie Schuhsohle. OK, muss dann halt der Papa essen. Wie letztes mal die Real Turmat-Mahlzeiten, die wir dieses mal durch Selbstgedörrtes ersetzt haben.




                Auf der Ebene zieht es ziemlich, wir sehen lediglich eine andere Gruppe, die aus dem Jori-Tal Richtung Åmotsvatnet unterwegs ist.


                Steinige Passagen wechseln sich mit ziemlich netten Stellen ab. Wenn es nur nicht zu windig wäre!


                Kunst am Pfad


                Wer/Was bin ich?


                Bei der Querung des Veslholbekken

                Danach wird es ziemlich blockig. Man kommt sehr langsam voran und wir müssen uns höllisch konzentrieren um uns nicht die Haxen zu brechen. Was hilft, um zwischendurch die Laune zu heben?


                Eierkuchen

                Übrigens ist der auf Gas umgerüstete Trangia zwar super für Eierkuchen, aber ein Sturmkocher ist er leider nicht mehr. Der Wind schafft es ohne Probleme, die Gasflamme auszupusten. Sowas ist mir mit Spiritus nie passiert. Also nur noch im Windschatten eines Felsens oder in der Apsis kochen.


                Bei einigermaßen Sonne rasten wir oberhalb unseres Tagesziels an einem bezaubernden Tümpel. Das Wasser glitzert in der Nachmittagssonne.







                Noch ein letztes Schneefeld und wir haben unseren Lagerplatz erreicht.



                Das Wasser ist dermaßen klar und die Sonne kommt teilweise raus, dass ein Bad möglich scheint. Ich war bestimmt 5 Sekunden drin. Schwimmend!

                Der Abend endet wieder mit Essen im Zelt, alles andere ist zu kalt.
                Zuletzt geändert von gisjam; 09.10.2020, 19:36. Grund: Rechtschreibung

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                • Ljungdalen
                  Alter Hase
                  • 28.08.2017
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                  Zitat von gisjam Beitrag anzeigen

                  Wer/Was bin ich?
                  Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus)?

                  Schöne Tour und interessanter Bericht, vielen Dank.

                  Unsere Töchter haben sowas (meist aber Tagestouren) auch immer mitgemacht & lieben es bis heute, als Erwachsene. Mit einer war ich mal *auf* der Snøhetta. Dafür aber leider keine Moschusochsen gesehen. Grund, nochmal in die Gegend zu fahren

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                  • gisjam
                    Anfänger im Forum
                    • 31.08.2020
                    • 44
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                    Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus)?
                    Danke für den Tipp, das könnte stimmen!

                    Unsere Töchter haben sowas (meist aber Tagestouren) auch immer mitgemacht & lieben es bis heute, als Erwachsene.
                    Das ist auch meine Hoffnung, dass sie sich später mal positiv an die Wanderungen mit den Alten erinnern

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                    • Borgman
                      Dauerbesucher
                      • 22.05.2016
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                      #11
                      AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                      Oh wie schön, ein Bericht aus Dovrefjell-Sunndalsfjella, da lese ich gerne mit. Muss wohl eine meiner Lieblingsgegenden sein, denn ich war schon viermal dort, zuletzt 2017 mit unserer damals zwölfjährigen Tochter. Bin schon gespannt, wie ihr den Abstieg ins Grøvudal erlebt habt, für mich immer wieder ein ganz besonderes Tal.

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                      • Pfiffie
                        Fuchs
                        • 10.10.2017
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                        #12
                        AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                        Wow, klasse Bericht/Fotos, ich glaube die Ochsen hat noch niemand so viele aufs Bild hier gepostet. Da hattet ihr viel Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
                        "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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                        • gisjam
                          Anfänger im Forum
                          • 31.08.2020
                          • 44
                          • Privat

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                          #13
                          AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                          Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                          Wow, klasse Bericht/Fotos, ich glaube die Ochsen hat noch niemand so viele aufs Bild hier gepostet. Da hattet ihr viel Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
                          Danke für die Blumen! Ja, vielleicht hat das kalte Wetter die Ochsen zum Absteigen bewogen, so dass sie sich alle im Tal der Stropla versammelt haben. Oder sie wollten sich vor dem Winter nochmal richtig den Wanst vollhauen, Grünzeug gibt es da ja in größeren Mengen nur am Fluss.
                          Wir hatten neben der Knipse noch ein kleines Monokular mit, so dass wir sie auch recht gut beobachten konnten.

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                          • gisjam
                            Anfänger im Forum
                            • 31.08.2020
                            • 44
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                            Tag 5: Søre Salhøtjønne - oberes Grøvudalen

                            Am nächsten Morgen ist es etwas wärmer und weniger windig. Geregnet hat es in der Nacht auch nicht. Also flugs gefrühstückt und eingepackt. Der Weg geht zunächst an den Ufern von Midtre und Nørdre Salhøtjønna vorbei, immer über ziemlich schräge Blockhalden. Dabei kommen wir gut ins Schwitzen. Es ist anstrengend und man muss sich konzentrieren. Schnell voran kommt man dabei jedenfalls nicht.



                            Als ich bei einer Pause unter einem Stein eine Plastikfolie entdecke, fällt mir auf, dass diese Folie der erste Müll ist, den ich hier sehe. Das ist für mich ein Teil dieser Faszination, den das Wandern im skandinavischen Fjell ausmacht. Hier scheinen andere Regeln zu gelten. Eine stille Übereinkunft, dass man mit der Natur selbstverständlich behutsam umgeht.
                            Neben dieser Folie finde ich auf der gesamten Wanderung noch eine Wanderstockspitze und eine Sonnenbrille. Das war's.

                            Das Grøvudalen empfängt uns mit einem großartigen Schauspiel.



                            In der Scharte oberhalb des Storgrøvudalbotnen liegt noch Schnee, der den Gegensatz zwischen dem durchwanderten Steinreich und dem grünen Tal dort unten noch krasser wirken lässt. Dazu diese gewaltigen Formen - Norwegen in einer Nussschale.


                            Auch dieser Abhang muss genutzt werden



                            Der donnernde Wasserfall zu unserer linken Seite speist den Fluss Grøvu, an dessen rechtem Ufer es jetzt stetig bergab geht.


                            Jetzt gibt es auch wieder andere Lebewesen


                            Im Zufluss des Litlvatnet nehme ich ein Bad. Wieder für bestimmt 5 Sekunden.


                            Blick zurück. Man erkennt die schneebedeckte Scharte, durch die wir gekommen sind.


                            Gleich darauf geht es weiter über Blockhalden am Ufer des Litlvatnet


                            Blick zurück

                            Die Blockhalden sind nicht unmöglich, machen das Vorankommen aber recht langsam. Hin und wieder muss man auch den richtigen Weg suchen, trotz der im Allgemeinen guten Markierung. Bei Schnee möchte ich hier jedenfalls nicht wandern.


                            Fischerhütte am Abfluss des Litlvatnet


                            Zwei Bäume!


                            Ein ganzer Wald!


                            Pause auf der Blumenwiese

                            Und dann passiert es. Beim Betreten der ersten schütteren Bewaldung kommen wir an diesen Platz:





                            Wir fühlen uns nach den Tagen im kargen Steinreich auf einmal wie die Hobbits im Auenland. Eigentlich war unser Ziel ja die Grøvudalshytta, aber dieser Platz kommt uns so einmalig vor, dass der Entschluss schnell gefasst ist: Hier bleiben wir. Wenn nicht würden wir das eventuell bereuen.



                            Also schnell Zelt aufgebaut und die Vorzüge des Platzes genossen:


                            Das kommt dem Paradies recht nahe.

                            Obwohl es auch eine Feuerstelle nebst Holz gibt, machen wir kein Feuer. Ist das im Nationalpark überhaupt erlaubt?

                            Der Tag war auch anstrengend genug, so dass wir bald glücklich in den Schlafsack kriechen.

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                            • gisjam
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                              • 31.08.2020
                              • 44
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                              #15
                              AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                              Tag 6: Oberes Grøvudalen - unterhalb Raudhøa

                              Nach einer schönen Nacht am murmelnden Bach packen wir das Zelt, als unsere Reisegruppe vorbeikommt:



                              Der schließen wir uns an und wandern durch lichten Birkenwald das Tal hinab. Unsere Reisegruppe markiert uns dabei den Weg vorab sehr fürsorglich mit grünem Durchfall. Danke!



                              Auch in diesem Teil des Auenlandes gibt es tausende schöne Lagerplätze, einer schöner als der andere.


                              Die Wandergruppe scheint das gleiche Ziel zu haben


                              Kurz vor der Grøvudalshytta lichtet sich das Wäldchen und es gibt mehr Wiesen, auch Almhütten


                              Dann muss die Seite des Flusses gewechselt werden

                              Von der Grøvudalshytta habe ich leider kein Bild. Sie wurde gerade umgebaut und vegrößert und ist innen eine absolute Schönheit. Bei schlechtem Wetter wären wir sicher hier geblieben. Ach nein, geht ja nicht, man muss ja online vorbuchen (Corona!) und wir haben keinen Empfang. Schade.
                              Zur Entschädigung schauen wir im Proviantlager nach dem Rechten. Es ist bis unters Dach vollgepackt. Da wird es doch bestimmt auch diese "Reindeer meatballs (Joika reinsdyrskake)" geben, freut sich Kind1. Die wurden uns nämlich vom DNT avisiert, als ich nach der Möglichkeit fragte, auch als Zelter in der Hütte Proviant einzukaufen. Kein Problem, hieß es, hier ist das standardisierte Inventar.
                              Leider haben die Meatballs bereits andere hungrige Eigentümer gefunden. Aber es gibt Nudeln, Vollkornreis, Rosinen und Kartoffelbrei. Auch OK. Und jede Menge Bacalao in Dosen. Erst zu Hause erfahre ich, dass dieses ursprünglich portugiesische Gericht zur norwegischen Küche gehört. Globalisierung ist nichts Neues.

                              Die beiden netten anwesenden DNT-Miiglieder weisen uns noch auf die Möglichkeit hin, weiter oben in der Siedlung traditionelles norwegisches Essen kaufen zu können. Das interessiert uns und wir laufen zum westlichen Rand der Hütten. Dort hantieren junge Damen, die aus einem Astrid-Lindgren-Film stammen könnten, mit Milchkannen und Käsereiausrüstung. "Hello, we're looking for some traditional food!"
                              "You've come to the right place!" werden wir sehr freundlich in eine jahrhunderte alte, notdürftig zum Essensraum umgebaute Scheune gebeten. Es gibt Waffeln, in gusseisernen Waffeleisen über offenem Feuer gebacken. Und Rømmegrøt. Zu Trinken gibt es Kaffee und Tee, für die Kinder Saft. Wir sind begeistert.
                              Die jungen Damen sind Designstudentinnen aus Trondheim, die hier den Sommer verbringen. Bezahlt das der Staat, so als Traditions- und Landschaftspflege? Fänd' ich gut!

                              Während der Pause ziehen ein paar Schauer vorüber. Als es wieder trocken ist verabschieden und verfransen wir uns erstmal. Zu weit südlich. Der Weg Richtung Aursjøhytta läuft ziemlich nah und parallel des Bächleins Indre Tverråa steil den Berg hoch. Auf halber Höhe gelingt mir dieses Panorama, das Grøvudalen hat es uns wirklich angetan:



                              Dummerweise waren wir unten so verzückt, dass wir unsere Wasservorräte nicht aufgefüllt haben. Wir laufen ja am Baches entlang, so what?


                              Ja, aber der Bach liegt 10 Meter tiefer als der Weg.


                              400 Höhenmeter weiter oben gibt es endlich wieder was zu trinken. Auch das Rømmegrøt ist wieder abtrainiert.


                              Und endlich entleeren sich die dunklen Wolken. Als Bonus aber mit Regenbogen. Und zum Glück nur kurz.


                              Hier oben ist es recht feucht und wir queren einige Gewässer, aber immer recht unkritisch.

                              Bäh ist das öde hier, lass uns zelten. Nur noch bis zu dem Berg, Kind!




                              Et voilà, Zelten unterhalb des Schicksalsberges

                              Nun hatten wir alles an einem Tag: Gestartet im Auenland, angekommen in Mordor. Nach diesem Zeltplatz mussten wir 15 Minuten suchen und noch einmal 15 Minuten Steine wegräumen. Trotzdem sind wir happy und haben zum ersten Mal einen Platz, an dem es wirklich still ist. Absolut still. Schön!

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                              • gisjam
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                                • 31.08.2020
                                • 44
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                                #16
                                AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                                Tag 7: Unterhalb Raudhøa - Aursjøen

                                Die Nacht unter dem Schicksalsberg war kalt, aber ruhig. Keine Orkhorden, keine epischen Schlachten.





                                Der ursprüngliche Plan wäre gewesen: Grøvudalshytta - Raubergshytta - Reinsvassbu - Hoemsbu -
                                Åndalsnes. Uns läuft aber die Zeit davon, also kürzen wir wie folgt ab: Grøvudalshytta - Aursjøhytta - Lesjaskog.


                                Durch die vielen Tümpel der Krøsbotnen


                                Blick zurück zum Schicksalsberg





                                Wir steigen ab ins Tal zwischen Torbuvatnet und Aursjøen. Als wir eigentlich die Straße überqueren sollen, verfransen wir uns und finden den Wanderweg nicht. Zur Strafe müssen wir ein paar Kilometer Piste laufen, bis wir an der Aursjøhytta angekommen sind. Die Hütte ist eine eigenwillige Mischung aus Ausflugslokal und DNT-Hütte. Viele Norweger kommen hier mit ihren Teslas, Motorrädern oder Monstertrucks hin um einen Kaffee zu trinken. Wir kriegen gerade noch einen Platz draußen in der Sonne. Und es gibt wieder Rømmegrøt, diesmal in der herzhaften Variante mit verschiedenen Sorten Wurst und Schinken.


                                Eisbärenbier schmeckt nach dem Marsch auf staubiger Straße besonders gut


                                Aursjøhytta

                                Wir sind bereits etwas müde und wollen nicht mehr weit laufen. Also gehen wir über den Damm auf die andere Seite des Sees und finden direkt hinter der Staumauer einen sehr schönen Platz.


                                Blick zur Staumauer und Aursjøhytta vom SW-Ufer aus



                                Wieder ein wunderschöner Platz. Allerdings so mückig, dass wir im Zelt essen. Zum Baden ist es leider auch zu kalt.

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                                • gisjam
                                  Anfänger im Forum
                                  • 31.08.2020
                                  • 44
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                                  #17
                                  AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                                  Tag 8: Aursjøen - Nedre Mølmsvatnet

                                  Die Nacht war ruhig. Nur einmal wache ich auf und höre ein sonores Brummen, das aus der Erde kommt. Vermutlich die Turbinen. Wir sind ja ganz nah an der Staumauer. Irgendwie müssen die ganzen Teslas ja geladen werden.


                                  Erste Pause - das Wetter meint es (fast zu) gut mit uns

                                  Beim Aufstieg durch eine Landschaft mit hunderten von Tümpeln muss ich daran denken, dass für so eine kleine Landschaft im Garten bei uns in Deutschland viel Geld ausgegeben wird. Es sieht wirklich aus wie von Landschaftsgärtnern angelegt.




                                  Blick zurück auf dem Weg zum Pass

                                  Es ist heiß und es mückt. Auf einmal wird Kind2 trotzdem ganz schnell: Es hat ein Rentierbaby entdeckt! Flugs erklimmt es die nächsten hundert Höhenmeter, so dass wir gar nicht hinterher kommen. Oben gelingt ein hastiges Photo.



                                  Das junge Rentier hat wohl seine Herde verloren. Weitere Rentiere sehen wir leider nicht.


                                  Auf dem Weg zum Pass

                                  Kurz bevor es nochmal richtig hoch geht, kommen wir an einem See mit "Goldstrand" vorbei. Tatsächlich, der Sand ist durchsetzt mit Pyrit (Katzengold). Das Gold funkelt in der Sonne, wir baden die Füße etwas.



                                  Hier könnten wir auch zelten. Aber der Tag ist noch jung und am Goldstrand haben wir uns etwas erholt. Wir beschließen also, den Pass heute noch zu bezwingen.



                                  Irgendwie kommt der Pass aber gar nicht näher und das Klettern über die Blockhalden ist anstrengend. Kurz unterhalb des Passes kommt deshalb noch das Trekking-Mousse-au-Chocolat zum Einsatz. Es verfehlt seine Wirkung nicht


                                  Schneefeld am Pass

                                  Zu unserer Überraschung gibt es direkt oben auf dem Pass (1550m ü. NN) einen See, den wir links etwas heikel über ein Schneefeld umgehen.





                                  So langsam pfeifen wir aus dem letzten Loch, aber hier ist alles zu schräg und feucht. Wir müssen runter zu den nächsten Seen und dort auf einen guten Platz hoffen.




                                  Unsere Wandergruppe ist auch wieder da. Wie hat die das geschafft?

                                  Die Mølmsvatnet-Seen scheinen das lokale Angelrevier von Lesjaskog zu sein. Jedenfalls gibt es hier viele Hütten.



                                  Nach längerem Suchen ist der einzig ebene Platz leider direkt neben einer Hütte, zum Glück ist aber niemand hier. Das schöne Photo täuscht: Im Gras liegt jede Menge Plastik und Abfall. Ein kleiner Kulturschock.
                                  Abends essen wir wegen der Mücken wieder im Zelt. Kurz nach dem Essen schlafen wir ein. Das war die anstrengendste Etappe dieser Reise.

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                                  • Freedom33333
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                                    #18
                                    AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                                    Zitat von gisjam Beitrag anzeigen
                                    Tag 5: Søre Salhøtjønne - oberes Grøvudalen


                                    Herrliches Bild, das muss ein tolles Gefühl sein (vielleicht auch doch ein wenig mulmig), wenn man so lange auf so eine Engstelle zuläuft.

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                                    • gisjam
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                                      • 31.08.2020
                                      • 44
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                                      #19
                                      AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                                      Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                      Herrliches Bild, das muss ein tolles Gefühl sein (vielleicht auch doch ein wenig mulmig), wenn man so lange auf so eine Engstelle zuläuft.
                                      An der Stelle fand ich das gar nicht bedenklich, eher an der schneebedeckten Scharte zuvor:



                                      Das Schneefeld wurde immer steiler und man konnte das Ende nicht sofort sehen. Auf der linken Seite hätte das eine schmerzhafte Rutschpartie gegeben, auf der rechten Seite ging es aber gut. Der Weg war aber über die Blockhalde auf der rechten Seite markiert.

                                      Aber jawoll, das war sicher einer der schönsten Anblicke auf dieser Tour!

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                                      • Freedom33333
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                                        #20
                                        AW: [NO] Von Kongsvoll ans Meer - als Familie

                                        Wobei das ja auch so aussieht, als sei das Schneefeld der tiefste Punkt in dem Tal an dieser Stelle und als sei es an dieser Stelle recht eng, was die Frage aufwirft, wie dick das Schneefeld ist? Weil dann müsste ja der Bach darunter verlaufen. Mir fehlt da noch die Erfahrung "sichere" Stellen von unsicheren zu unterscheiden, daher bin ich bei sowas immer vorsichtig.

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