A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

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  • ronaldo
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    • 24.01.2011
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    #21
    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

    Stark! Und wunderbare Bilder!

    Kommentar


    • Hunter9000
      Dauerbesucher
      • 02.06.2012
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

      Toller Bericht!

      Ich will eigentlich knuffiges Kleintier köpfen.
      Fehlt hier ein "kein" ode rhast du eine mordende Ader in dir?

      Kommentar


      • boulderite
        Fuchs
        • 12.05.2012
        • 1260
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

        Zitat von Hunter9000 Beitrag anzeigen
        Fehlt hier ein "kein" ode rhast du eine mordende Ader in dir?
        Meine Tippfehler sind echt die Besten.

        Kommentar


        • boulderite
          Fuchs
          • 12.05.2012
          • 1260
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

          Tag 14 - Jackson Hot Springs, MT nach Alder, MT - 150km

          Frühstück gibt's erst ab 8 Uhr - aber mal wieder dauert es danach noch ewig bis wir auch unser Essen bekommen. Naja, wir laden alle unseren Kram und haben Spaß.



          Jason geht es heute viel besser, vermutlich hatte er sich einfach fies den Magen verdorben. Also fahren wir zusammen weiter.
          Zusätzlich hatte er allerdings gestern auch noch ein Problem mit seinem Hinterrad, und der nächste Fahrradladen ist in Dillon, MT. Es ist aber kein richtiger Laden sondern ein Typ der das als Hobby macht und der hat erst um 16 Uhr Zeit.

          Wir steigen dank des langsamen Frühstücks mal wieder relativ spät auf's Rad. Es geht "sanft" bergauf und bergab, nach vorne ist wunderbares Wetter, wenn man nach hinten schaut, sieht man das wir von Gewittern verfolgt werden.





          Mal wieder fahren wir recht weit voneinander entfernt. Ich geniesse die Einsamkeit und die weite Landschaft, höre etwas Hörbuch und kurble vor mich hin.



          In Dillon warten wir aufeinander, ich treffe ausnahmsweise als Letzte ein, und dann suchen wir uns was zu Essen. Überhaupt ist das eigentlich unser täglicher Rhythmus: sobald wir auf einen etwas größeren Ort treffen, suchen wir Essen. Wenn ein Ort auf der Karte mehr als 1000 Einwohner hat, sind wir schon ganz aufgeregt, weil es dort vermutlich mehr als ein Restaurant gibt. An manchen Tagen essen wir fast nur an Tankstellen, dort gibt es immerhin manchmal frische Pizza. Besser als nix. Aber Orte wie Dillon sind dann immer eine richtige Erfrischung, denn es gibt Auswahl…

          …und trotzdem landen wir bei Pizza Hut, so richtig viele tolle Alternativen gibt's dann nämlich auch nicht. Naja, da gibt es wenigstens Nudeln, die bestellt sich Tobi auch. Bei mir gibt's Pizza und einen Eimer Mountain Dew.
          Jason kommt dann auch angeradelt, der Tracker ist schon sehr praktisch, so findet man sich sehr schnell wieder. Normalerweise stellt der Erste der ankommt sein Fahrrad gut sichtbar ab, aber manchmal geht das nicht, so auch bei Pizza Hut.
          Nach dem Essen hat keiner so riiiiichtig Lust, aufzustehen. Typisch. Draußen wird es grade düster, scheinbar holt uns eins der Gewitter doch langsam ein… Ich schlage vor, die Sache bei McDonalds bei einem Kaffee auszusitzen. Tobi ist wenig begeistert von der Idee. Wieder Zeit verlieren? Hm. Mike ist auf meiner Seite, und als es anfängt zu regnen und zu donnern ist auch Tobi "überzeugt". Kaum haben wir unseren Kaffee, bricht draußen die Hölle los. Ein richtig dickes Gewitter. Es schüttet wie aus Eimern.
          Unserer Erfahrung nach sind diese Gewitter immer relativ schnell vorbei, außerdem spricht die Windrichtung dafür, das es in die Richtung zieht in die wir fahren. Wenn wir noch ein Weilchen warten, fahren wir hinterher.
          So sah es aus, als wir bei McDonalds reinfuhren:



          Während Jason nach dem Gewitter zu dem Fahrradladen fährt, machen wir uns schon mal auf. Leider ist jetzt rush hour und sehr viel Verkehr, noch dazu hat die Straße die wir nehmen keinen Standstreifen. Blöd. Hier muss man defensiv aber selbstbewusst fahren. Und den Straßenrand immer im Blick behalten, denn falls es doof kommt, muss man im Zweifelsfall abspringen vom Rad und sich in den Straßengraben werfen.

          Mir geht es miserabel. Irgendwie bekam mir die Pizza nicht. Bauchkrämpfe und Übelkeit schütteln mich. Und Tobi hat die Medikamente grade an seinem Rad. Ausgerechnet jetzt prescht er voran und gibt richtig Gas, ich komme nicht hinterher. Kurz halte ich an und schaue nach, ob in meinem Notfallpäckchen - jeder von uns hat natürlich Pflaster, Schmerztabletten und so in seiner eigenen Tasche - nicht doch eine Buscopan versteckt ist, aber da ist nur Novalgin, und das wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Also gebe ich mir Mühe, mitzuhalten.
          Gottseidank gibt es dann nach einer halben Stunde einen Aussichtspunkt, an dem Mike und Tobi anhalten, so dass ich aufholen kann. Ich schnappe mir den Medikamentenbeutel und finde die rettenden Tabletten. Warten, bis sie wirken, kann ich aber nicht, von hinten kommt schon wieder eine dunkle Wolke.

          Gegenwind beutelt uns an diesem Nachmittag. In Twin Bridges gäbe es ein "cyclist camping", aber da haben wir noch nicht genug Kilometer auf der Uhr. Es wird langsam spät und wir müssen überlegen, wo es Abendessen geben soll.
          In Sheridan soll es ein Motel geben, also geben wir Gas und kommen dort vor 20 Uhr an. Kurz vor dem Ort kommt uns ein Pick Up entgegen, der hupt - alle drei Insassen zeigen uns den Stinkefinger. Warum, weiß niemand, einfach nur Hass auf Radfahrer schätze ich. Die Straße ist quasi leer und das Auto fährt auf der Gegenseite, wir sind also wirklich niemandem im Weg. Naja, ein mal am Tag begegnet man halt einem Idioten (oder drei).
          Das hebt die Stimmung natürlich nicht. In Sheridan hat nur noch ein Restaurant offen, aber immerhin. Wir schließen unsere Räder ab und bestellen uns - was wohl - Hamburger. Alles Andere ist uns auch zu teuer. Es gibt sogar eine ganz gute Salatbar.

          Wir schauen, wo Jason grade ist. Er ist grade auf dem Weg nach Twin Bridges.
          Danach fahren wir weiter, da es kein Motel gibt und auch keinen Campingplatz. In Alder, noch mal 11 Meilen entfernt, soll es einen Campingplatz geben, also ist das wohl unser Tagesziel.
          Kurz vor dem Ziel muss ich mir noch mal eine kleine Tüte sour patch kids einverleiben, trotz des Abendessens ist mir irgendwie schummerig. Danach passt es wieder.
          Der Platz in Alder ist auch ganz nett, das Büro ist leider nicht mehr offen, aber wir schnappen uns einfach einen schönen Zeltplatz, viel ist sowieso nicht los.
          Kurz vor dem Schlafen gehen gibt es leider noch schlechte Nachrichten von Jason. Er hatte auf der blöden Straße nach Dillon einen Unfall. Ein Auto hat ihn abgedrängt und er ist an einem Pfosten hängen geblieben. Danach hat er sich bis Twin Bridges geschleppt, aber sein Fuß und sein Knie tun sehr weh und er will sich morgen erst mal einen Arzt suchen.
          So ein Mist, es hatte wirklich niemand so viel Pech wie Jason. Wir hatten uns so Mühe gegeben, die "Herde" beisammen zu halten, und jetzt scheinen wir doch ein Mitglied zu verlieren



          Tag 15 - Alder, MT nach West Yellowstone, MT - 155km

          Wir werden morgens von schönstem Licht begrüßt. Wenn wir zelten kann sich Tobi mit dem früh aufstehen meistens durchsetzen (im Hotel meistens weniger). Nach einer Katzenwäsche radeln wir erst mal 500m zurück in den Ort zum frühstücken. Grade in Gegenden in denen hauptsächlich Farmer und Rancher leben machen Cafés oft schon um 5 Uhr auf, das ist für uns natürlich sehr praktisch.



          Heute ist unser Tagesziel West Yellowstone. Die Karte verspricht mal wieder viele Höhenmeter, aber auch einige schöne Stops. Als erstes kommen wir an Virginia City vorbei, das war damals mal ein Zentrum der Goldgräber. Die Landschaft ist auch davon geprägt, Informationstafeln am Straßenrand erklären oft, was man sieht, das finde ich super. Diese Schutthaufen sind alles Überreste aus Goldgräberzeiten.



          In Virginia City finden wir eine kleine Eisdiele, von der ich schon im Restaurant in dem wir Frühstück gegessen hatten gelesen hatte. Das soll richtig gutes Eis sein. Wir sind zwar erst eine Stunde geradelt, aber Eis kann man ja wohl schlecht auslassen?!
          Also gönnen wir uns ein Eis und quatschen mit Radlern aus dem Ort. Wir erzählen von Jason und das er wohl ein neues Hinterrad braucht (an seiner Nabe ist was kaputt, ich habe vergessen, was) und einen Arzt, und sie sagen uns das in Sheridan erstens ein kleiner Radladen ist und zweitens ein guter Arzt. Wir leiten die Info an Jason weiter, vielleicht muss er ja doch nicht zurück nach Dillon trampen?

          Naja, wir müssen jedenfalls weiter, aus irgendeinem Grund denken wir, es seien über 100 Meilen nach West Yellowstone. Irgendwer von uns muss sich verrechnet haben.

          Berg hoch, Berg runter… das Übliche. Aber dann kommt eine richtig tolle Abfahrt nach Ennis. Ich habe sie gefilmt, weil das Panorama so atemberaubend war.
          Ennis hat der ein oder Andere vielleicht schon mal gehört, Brokeback Mountain findet teilweise dort statt. Es ist eine nette kleine Stadt.





          Dort gibt es leckeres Essen und dann schleppen wir uns weiter. Hier im Tal - wir haben einiges an Höhenmetern verloren - ist es ganz schön warm. Im Grunde genommen ist das ja super, vor wenigen Tagen hatten wir noch Schnee vor uns, aber anstrengend ist es trotzdem.

          Erst als wir nur noch eine Stunde von West Yellowstone entfernt sind, werden die Hügel ETWAS weniger. Die Route führt an zwei Seen entlang. Da es mal wieder etwas spät ist, wollen wir eigentlich wenigstens noch einen Kaffee trinken, aber das auf der Karte eingezeichnete Café hat schon zu. Es befindet sich auf einem Campingplatz. Dort bekommen wir zwei unterschiedliche Angaben: eine Frau sagt, von hier bis West Yellowstone ist es wahnsinnig bergig, ein Mann sagt, von hier ist es quasi flach. Ich setze darauf, das der Mann mehr Ahnung hat als die Frau, die ist nämlich ohnehin etwas merkwürdig.
          Wenigstens eine Cola gab es aber und dann beißen wir die Zähne zusammen und steigen wieder auf.
          Einen Campingplatz haben wir mittlerweile auch gebucht - in West Yellowstone ist grade Hochsaison und es gibt nur RV-Plätze. Motels sind quasi unbezahlbar mit unserem Budget. Es gab aber noch einen Zeltplatz auf einem ganz gut klingenden RV-Park der nur $10 kostet (pro Person).

          Unterwegs treffen wir eine Frau, die ein unglaublich schwer beladenes Fahrrad den Berg hoch schiebt. Sie heißt Joanna und kommt aus Australien. Wenn ich schwer beladen sage, meine ich nicht mehr Packtaschen als wir, sondern das ihre Ortliebs hinten nicht mehr zugehen und eine RIESIGE Rolle ist hinten auch noch drauf. Wirklich irre. Sie erzählt, das sie vielleicht ein bisschen zu viel dabei hat weil sie das zum ersten Mal macht und Berge in der Regel hochschiebt.
          Sie fragt uns ob wir wissen, wo man in West Yellowstone zelten kann. Sie scheint nicht viel Geld zu haben und ich biete ihr an, sich unseren Platz zu teilen (der war mit bis 4 Personen angegeben), falls sie nicht auf einem der schöneren Zeltplätze davor bleibt.

          Der Mann auf dem Campingplatz hatte Recht. Nach dem Berg, an dem wir Joanna trafen, wird es quasi flach und ich haue noch mal richtig rein. Am Abend habe ich ja meistens noch mal einen "second wind".
          Irgendwann muss ich kurz anhalten - ich weiß gar nicht mehr warum - und lasse mich von Tobi einholen, der sich, um mich einzuholen, gute Musik in die Ohren gesteckt hatte. Jetzt sind wir nur noch wenige Kilometer vom Tagesziel. Mike ist irgendwo hinter uns, ausnahmsweise.

          West Yellowstone ist ein Schock. Also, nicht wirklich, wir waren vor zwei Jahren schon mal hier und wussten, das es ein touristischer Ort ist, aber nach zwei Wochen in der Einsamkeit (bis auf Missoula) ist es echt heftig. Am Stadteingang warten wir auf Mike und fahren dann gemeinsam zum Campingplatz.
          Nachdem die Zelte stehen, gehen wir erst Mal Abendessen, und danach wird noch Wäsche gemacht und geduscht. Mein "laundry day" Outfit besteht aus meinem Badeanzug und der Daunenweste… herrlich! Zusammen mit den mittlerweile recht heftigen Abdrücken der Radlerklamotten - wir verbringen eben viel Zeit in der Sonne - sehe ich echt zum Brüllen aus.

          Ich lege mich dann schon mal ins Bett während Tobi noch den Trockner bewacht. Ich lese noch ein bisschen auf dem iPhone und bekomme so mit, das Joanna um 23:30 doch noch auftaucht, natürlich lange nachdem das Büro zu hat. Tobi sagt ihr, das er nicht dafür die Verantwortung übernehmen will und sie selber entscheiden muss, ob sie noch ihr Zelt aufschlägt. Für das Bad braucht man einen Code, den man natürlich nur bekommt, wenn man bezahlt hat (9$ waren es dann pro Person, wirklich nicht viel). Die Details höre ich aber nicht, sonst hätte ich ihr den Code schon gegeben. Naja, ich gehe schlafen.



          Tag 16 - West Yellowstone, MT nach Colter Bay, WY - 150km

          Heute steht eine besondere Etappe an: wir fahren durch den Yellowstone National Park und noch in den Grand Teton National Park rein.
          Joanna fragt uns morgens, ob sie eine Weile mit uns mitfahren könnte, sie bräuchte die Motivation. Ehrlich gesagt hat keiner von uns Lust darauf. Sie ist sehr langsam und wir fahren ja ohnehin nicht wirklich zusammen sondern treffen uns an Tankstellen oder Restaurants wieder. Jeder von uns erklärt ihr das (sie fragt uns separat) und sie sagt, das sie das schon versteht, es klingt aber nicht so… ob sie denn mit uns losfahren könnte, fragt sie. Ja, kein Problem. Sie wird eh nicht lange mithalten.
          Das ist gar nicht böse gemeint, aber am Ende des Tages sind wir schon auch noch in einem Rennen und wollen eben schnell voran kommen. Wir fahren oft kurz mit anderen Leuten zusammen - wenn das Tempo passt. Meistens passt es nicht. Entweder sie sind langsamer oder schneller als wir.

          Frühstück gibt es heute bei McDonalds. Joanna gesellt sich zu uns und erzählt, das sie als Tribut an Martin Luther King durch die USA radelt. Oooookay…
          Wir fahren dann zusammen los - Tobi und ich gehen noch kurz in den Supermarkt und Mike zur Post - in Richtung Parkeingang.
          Beim Bezahlen (12$ pro Person - oder waren es doch 15?) sagt uns der Angestellte, wir sollen den Pass gut aufbewahren, der gilt 7 Tage und auch für Grand Teton. Als ich meine, das sei gut, denn da fahren wir heute hin, meint er "Das sind aber noch 90 Meilen, das schafft ihr heute nicht mehr." Tja, da verschätzt er sich.

          Mike und Joanna (sie hat sich an ihn drangehängt) waren wohl schneller in der Post, wir überholen Joanna nämlich 5 Minuten später. Danach sehen wir sie nie wieder.

          Yellowstone haben Tobi und ich uns vor zwei Jahren schon recht ausführlich angeschaut. Leider ist die Strasse hier total doof zu fahren, es gibt keinen Seitenstreifen und deutlich zu viele Wohnmobile, ausserdem geht es die ganze Zeit hoch und runter. Wir überqueren heute die continental divide drei Mal, glaube ich. Natürlich halten wir trotzdem ab und zu an, um ein Foto zu machen.



          Zwei mal liegt ein Bison am Strassenrand, was dazu führt, das sich die Autos ohne Ende stauen. Wir fahren daran vorbei. Im Lamar Valley hatten wir damals riesige Bisonherden gesehen. Sehr beeindruckende Tiere!
          Auch hier sieht man, das es vor ein paar Tagen noch ordentlich geschneit hat.



          Auch an diesem Tag werden wir immer wieder von Gewittern verfolgt. Es tröpfelt ab und zu. Als es grade anfängt zu regnen, fahren wir zum ersten Essensstop rein und schaffen es grade noch so unter das Dach bevor es mal wieder richtig schüttet und donnert und blitzt.



          Auf dem letzten Berg vor Grand Teton überkommt es mich. Auf dem iPod läuft grade "Dog Days are over" von Florence & the Machine, die Sonne scheint, und ich rase den Berg hoch, weil ich daran denke was Juliana mir eingeprägt hat: am Berg wird es nie einfacher. Du fährst einfach schneller.
          Ich bin so glücklich. In diesem Moment habe ich Alles, was ich mir erhofft hatte. Vor lauter Glück kommen mir tatsächlich die Tränen.

          Schniefend komme ich am Gipfel an - schon wieder sind wir an der Continental Divide. Witzigerweise steht auch hier schon das Schild für den Grand Teton National Park, obwohl der Eingang erst ein paar Meilen später kommt.



          Nun geht es bergab zum Parkeingang, da fahren wir einfach durch, die Kontrolle ist schon geschlossen. Ein paar Hügel später soll der Colter Bay Campground kommen, da gibt's - laut Karte - sowohl Essen als auch Duschen und einen Laden. Wenige Meilen davor hat Tobi einen Platten, den ersten der Reise. Es ist ein langsamer und er will nur aufpumpen und dann weiter fahren. Beim abmachen der Pumpe dreht er dummerweise das Ventil mit raus….. (das passiert bei der Pumpe manchmal, so toll sie auch ist). Weil wir nicht wissen, wie lange das Restaurant auf hat, schickt er mich voraus. Ich soll schon mal ein Bier besorgen. Kein Problem.

          Mike und ich finden dann in Colter Bay ein richtiges Restaurant, das auch einigermaßen schick aussieht. Es hat auch noch bis 22:30 Uhr auf. Wir klopfen uns den Staub aus dem Trikot und beschließen, das wir uns heute mal was gönnen. Schließlich werden wir wieder günstig zelten!
          Ein Bier wird bestellt und kaum 15min später kommt auch Tobi schon angeradelt. Er ist sichtlich genervt. Die Preise hauen auch ihn etwas um, aber wir haben jetzt keine Lust, rumzuhadern, sondern bestellen uns lieber eine Vorspeise.
          Es gibt NUDELN! Yippieh! Ein Teller Pasta ist jetzt genau das Richtige.

          Als wir zum Zeltplatz aufbrechen ist es schon stockfinster und ich suche einen Platz und hole dann die anderen Beiden nach. Den Helm und meinen Kram hänge ich locker um den Lenker. Im Dunklen eine ganz besonders tolle Idee….. aber da denke ich jetzt nicht weiter drüber nach.
          Die Zelte stehen schnell und noch schneller sind wir im Traumland. Sanftes Schnarchen aus zwei Richtungen dringt an meine Ohren. Heimelig.


          Tag 17 - Colter Bay, WY nach Signal Mountain, WY - 15km (Pausentag)

          Gewohnt früh stehen wir auf und packen ein. Als ich meinen normalen check mache, finde ich meinen Geldbeutel nicht. Er ist tatsächlich weg, ich nehme das gesamte Gepäck auseinander. Oh man, das ist ein Problem. Und total ungewöhnlich für mich, ich verliere NIE etwas
          Recht verzweifelt fragen wir am Campingplatz, ob jemand etwas abgegeben hat. Nichts. Nun gut, die letzte Chance ist das Restaurant in dem wir gestern waren, denn dort hatte ich ihn auf jeden Fall noch, das weiß ich.
          Mike ist sowieso schon dort zum Frühstücken und ich stapfe als Allererstes zu einem Kellner und frage, ob etwas bei ihnen abgegeben oder gefunden wurde. Er meint nein, aber er gehe mal die Managerin fragen, die kümmere sich um Fundsachen.
          Ein paar Minuten später kommt die Managerin und bittet mich, den Geldbeutel zu beschreiben…. sie hat ihn!!! Oh Himmel, ich bin so erleichtert. Sie hat ihn morgens auf dem Parkplatz vor dem Restaurant gefunden. Er muss mir gestern nacht aus dem Helm gefallen sein. Die Karten sind alle noch drin, das Bargeld fehlt allerdings. Das waren aber eh nur 20$, also kein riesiger Verlust.

          Deutlich glücklicher bediene ich mich am Frühstücksbuffet.
          Danach fahren wir wieder los. Das Wetter ist wunderbar. Immer wieder halten wir kurz an, um Fotos zu machen. Ich liebe diese Berge. Als wir vor zwei Jahren hier waren, war Grand Teton definitiv ein Höhepunkt der Reise.



          Nach kaum 10km machen wir kurz Pipipause. Plötzlich überkommt es mich: eigentlich wollte ich hier einen Pausentag machen und die Berge anstarren. Ein Bier am Strand trinken. In Erinnerungen schwelgen. Ich erzähle das leicht traurig Tobi und erwarte, das er mit den Augen rollt und mir sagt, ich soll in die Pedale treten. Stattdessen sagt er: "Noch ist es nicht zu spät." Okaaaay… wir überlegen hin und her und erzählen Mike, das wir nicht sicher sind, ob wir nicht hier bleiben wollen. Mike will allerdings keinen Pausentag machen. Wir würden die Gruppe also auseinander reißen.
          Letztendlich entscheiden wir uns trotzdem dafür und nehmen uns vor, Mike irgendwann wieder einzuholen. Wir umarmen uns und mir sitzt ein bisschen ein Kloß im Hals. Man lernt sich eben gut kennen und schätzen auf einer solchen Tour. Aber wir sehen uns bestimmt wieder.

          Tobi und ich radeln dann beflügelt in Richtung Signal Mountain, wo wir damals gezeltet hatten. Es ist "off route", aber das macht ja nichts, das sind nur 5km in die falsche Richtung.
          Dort angekommen besuchen wir erst mal den kleinen Laden neben dem Zeltplatz. Der wurde in der Zwischenzeit renoviert und ist jetzt total super ausgestattet. Ein großer Pott griechischer Joghurt und zwei Kaffee wandern in unseren Fundus. Heute ist ein guter Tag, um die Reserven aufzufüllen und die Muskeln etwas zu pflegen.
          Auf dem Platz kostet es nur $5 pro Fahrradfahrer und man hat trotzdem die volle Auswahl bei den Plätzen. Wir finden einen sehr schönen Platz und legen uns erst mal hin. Es gibt eine doofe Überraschung: meine Neo Air delaminiert vor meinen Augen. Argh. Nun verliert sie nicht nur Luft, sondern geht auch kaputt. Bisher ist es nur eine Kammer, sie ist also noch zu gebrauchen…
          Den ersten Teil des Tages verbringen wir damit, im Schatten zu dösen. Danach will Tobi unbedingt an den Strand. Ich habe eigentlich keine Lust, die Mücken sind hier auch so groß wie Fledermäuse und am Strand ist das bestimmt nicht besser. Aber ich lasse mich breitschlagen, unter der Prämisse das wir vorher Bier besorgen.
          Gesagt getan, mit Eis, Chips und Bier unter dem Arm gehen wir runter zum Jackson Lake, in dem man auch schön baden kann. Dafür ist es mir heute aber zu kalt und ich habe ja kein Handtuch.



          Was danach noch so passiert, ist ein wenig verschwommen in meiner Erinnerung, jedenfalls trinken wir unser Bier und ich meine, das es schon beknackt ist, das wir uuuunbedingt noch mal an diesen Zeltplatz kommen mussten. Und das ich mir keinen anderen Mann vorstellen kann, der genauso bescheuert ist wie ich…

          …und plötzlich kniet genau dieser Mann vor mir, zieht einen Ring aus der Tasche und stellt mir die Frage aller Fragen Ich kann es nicht fassen. Antworte mit "Natürlich!". Und dann steckt ein Diamantring an meinem Finger, wir sitzen am Strand im Grand Teton National Park, trinken Bier, essen Chips und in meinem Kopf dreht sich Alles. Bis zum späten Nachmittag bleiben wir dort. Wir sind verlobt! VERLOBT!!!





          Danach gibt's noch im Restaurant Abendessen und es gibt natürlich kein anderes Thema in meinem Kopf….

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          • steliflo
            Erfahren
            • 28.10.2013
            • 390
            • Privat

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            #25
            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

            Herzlichen Glückwunsch!

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            • ronaldo
              Freak
              Moderator
              Liebt das Forum
              • 24.01.2011
              • 11926
              • Privat

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              #26
              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

              LOL - Trip noch nicht zu Ende, aber schon das Happyend...

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              • Babsbara
                Erfahren
                • 26.06.2013
                • 169
                • Privat

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                #27
                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                Ja, Hammer! Herzlichen Glückwunsch!! Das hast du aber schön eingebaut

                Dann warte ich jetzt gespannt darauf, wie das glückliche Paar weiter vorankommt...

                LG,
                Babs

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                • Chouchen
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 07.04.2008
                  • 20009
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                  Wie geil ist DAS denn?!? Herzlichen Glückwunsch!
                  "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                  • Ditschi
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 20.07.2009
                    • 12360
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                    Ganz altmodisch verlobt ? Das gibt es noch? Schön! Glückwunsch.

                    Ditschi

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                    • pickhammer
                      Erfahren
                      • 17.04.2006
                      • 425
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                      Herzlichen Glückwunsch!
                      Und alles Gute!

                      OT: hoffentlich schaffst du es, den Spannungsbogen deiner Roadstory aufrecht zu erhalten. Ich bin gespannt, was uns noch erwartet..

                      Viele Grüsse vom pickhammer

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                      • lina
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                        • 12.07.2008
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                        #31
                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                        Hehe – herzliche Glückwünsche! Und einfach weiter so!

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                        • blitz-schlag-mann
                          Alter Hase
                          • 14.07.2008
                          • 4851
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                          #32
                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                          Was für ein Trip
                          Viele Grüße
                          Ingmar

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                          • Orycteropus
                            Erfahren
                            • 27.12.2012
                            • 180
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                            #33
                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                            Super! Verlobung auf einem USA Tripp kann ich nur jedem empfehlen!
                            Haben wir vor 18 Jahren auch gemacht und in zwei Wochen zerren wir die Blagen dann zum Ort des geschehens

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                            • boulderite
                              Fuchs
                              • 12.05.2012
                              • 1260
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                              Danke, danke! Da sieht man mal, wer so alles mitliest Ja, was für ein Trip…

                              Tag 18 - Signal Mountain CG, WY nach Lander, WY - 220km

                              Auch Verlobte müssen pedalieren. Als Allererstes ziehe ich meinen Ring wieder aus und verstecke ihn gut bei meinem Reisepass, der wird nicht beim Fahrrad fahren getragen. Ich muss mich sowieso erst mal daran gewöhnen, Schmuck zu tragen, normalerweise trage ich nämlich keinen und schon gar keine Ringe.

                              Wer hätte es gedacht, auch heute werde ich wieder unsanft aus dem Zelt geschmissen. Ehrlich gesagt geht das sowieso relativ einfach wenn man fast auf dem Boden liegt, dankt undichter Matte. Loch habe ich keins gefunden und das Ventil scheint auch in Ordnung - mysteriös. Es ist mal wieder recht kalt und Kaffee gibt's auch noch keinen. Egal.
                              Es steht der Togwotee Pass an - der zweithöchste Punkt der gesamten Route. Wir haben ja immer etwas Respekt vor den Pässen, manche sind relativ einfach, manche bringen einen schier um. Deswegen gehen wir sie auch gerne früh am Morgen an, dann ist man noch "frisch".
                              Meine Beine sind jedenfalls total frisch. Der Pausentag hat sehr gut getan. Ich fühle mich fast wie ein junges Reh!
                              Aber erst mal mache ich noch ein Bild von den Tetons im Morgenlicht…



                              Der Togwotee Pass ist total harmlos, wenn man fit ist und die ganze Zeit über Hochzeiten und so Kram nachdenken kann. Wir haben es noch niemandem erzählt, weil wir die wichtigsten Personen anrufen wollen, und dazu hatten wir bisher weder Empfang noch Zeit. Ich versuche, meiner besten Freundin eine SMS zu schreiben - natürlich auf dem Fahrrad sitzend. Bergauf tretend. Mein Repertoire an Dingen, die ich auf dem Fahrrad erledigen kann, wird immer größer. Mike Hall sagte mal zu mir, ich muss lernen, auf dem Fahrrad zu leben. Ganz so weit gehe ich nicht, aber man will halt auch nicht für jede Kleinigkeit absteigen müssen.
                              Immer, wenn ich Empfang habe und auf "Senden" klicke, geht der Empfang sofort wieder weg Mich macht das Wahnsinnig, mit irgendwem muss ich diese Neuigkeit doch teilen! Und zwar mit Tina, sofort, jetzt. Argh.
                              So vergeht die Zeit schnell und schwups, sind wir auf dem Pass oben. Die Luft ist ganz schön dünn hier oben, was daran liegen könnte das wir mittlerweile auf 2944m sind, hier liegt auch noch reichlich Schnee. Die SMS sendet endlich, puh.



                              Die Strecke nach Lander ist keine einfache, es gibt mal wieder kaum Orte an denen man etwas zu Essen bekommt. Dreiviertel der Strecke den Pass hoch gab es eine Lodge, da hatten sie aber grade aufgehört, Frühstück zu servieren, also blieb uns nur wieder der gute alte Clif Bar und immerhin ein Kaffee von der Tankstelle nebenan. Dort treffen wir auch das erste Mal auf einen Great Divide Mountainbike Route Fahrer, die Tour Divide läuft nämlich auch seit ein paar Tagen. Er ist deutlich verschlammter als wir.
                              Dafür geht es jetzt erst Mal ziemlich lange mehr oder weniger bergab.

                              Unsere Mission lautet, Mike einzuholen. Der hatte gestern einen kurzen Tag gemacht, weil er natürlich erst am späten Vormittag am Togwotee Pass war und in der Mittagshitze hoch musste. Er hat, glaube ich, in Dubois übernachtet und wird heute Abend in Lander sein. Lander ist für uns aber eine sehr weite Tagesetappe, wir zielen mal auf den Zeltplatz davor.

                              Kulinarisch habe ich die USA ja sehr gern und normalerweise gelingt es mir, auch in den entferntesten Ecken noch richtig gutes Essen zu finden. Dieses Talent verlässt mich auf diesem Trip. Es gibt hier einfach nichts. So kann ein Mittagessen auch mal an der Tankstelle auf einer Indian Reservation stattfinden und die Auswahl ist nicht immer der Wahnsinn. In Crowheart finden wir nur Sandwiches und so Kram.. immerhin gibt's Kakao!



                              Unser Vorteil ist, das es eben keine wirklichen Anstiege mehr nach dem Pass gibt. Dafür haben wir heute mal wieder eine ernsthaftes Gewitterproblem. Um uns herum ist es stets schwarz, ab und zu tröpfelt es etwas. Ich schaue noch mal nach, das ich alles wasserdicht verpackt habe, manchmal stopfe ich die Daunenweste hinten nicht richtig in den Drybag rein. Alles prima. Das Problem mit dem Gewitter: wir sind auf einer Hochebene, hier gibt es keine Bäume und auch generell nicht viel, was höher als wir ist, und wir sitzen noch dazu auf Metall. Hm.







                              Einmal stellen wir uns auch bei einem der wenigen Häuser entlang der Strecke unter, weil es so aussieht, als ob es gleich richtig regnen würde. Es kommt aber nichts. Gegenwind haben wir auch, aber wir haben gelernt, dass das bedeutet das ein Gewitter hinter uns in unsere Richtung zieht. Gewitter sehen so aus als würden sie sich gegen den Wind bewegen, das hat irgendwas mit der radialen Windrichtung zu tun,… jedenfalls heisst Gegenwind und dunkle Wolken von hinten: Gefahr im Verzug.
                              Irgendwo im Niemandsland zwischen Fort Washakie und Lander können wir dann unseren Vorsprung auf das Wetter nicht mehr halten. Es fängt an zu nieseln und ich halte an um meine Regenjacke anzuziehen. Tobi macht 100m hinter mir das Gleiche. Dann ist das Gewitter plötzlich genau über uns und ich weiß nicht so recht, was ich tun soll. Wie gesagt, wir sind in einer Hochebene und der höchste Punkt - nicht mal Strommasten gibt es hier.

                              Tobi scheint auch unentschlossen und es fängt an zu schütten. Ich sehe das neben ihm eine Frau im Auto anhält und mit ihm redet und drehe um, um zu ihm zu fahren. Die Frau fährt weiter und Tobi steigt ab. Sie hält auch bei mir an. "Sweety, get off your bike and get in the ditch. Wait there until the storm has passed." Okay, das war Alles was ich noch an Motivation brauchte, ich war ohnehin kurz davor abzusteigen. Wir legen die Räder an den Straßenrand. Es fängt an heftig zu hageln. Ich ziehe meine Schuhe aus, da sind Metallplatten dran. Ungünstig. Ich nehme mir schnell eine Wasserflasche mit und stelle sicher dass das Handy wasserdicht im Ziploc Beutel steckt und hocke mich dann in den Straßengraben. Wie ein Häufchen Elend lasse ich den Hagel auf mich hinunter prasseln. Wundervoll. So hatte ich mir Sommerurlaub immer vorgestellt!
                              Die Erde bebt vom Donner und es blitzt im Sekundentakt. Sehr eindrucksvoll aber ich sehe sowas lieber durch's Fenster. Tobi holt noch schnell unser Zelt raus und wir ziehen es uns über den Kopf, da es nicht so aussieht als ob es in nächster Zeit aufhören würde zu regnen. Mir ist jetzt schon kalt.

                              Nach einer guten halben Stunde hört es auf. Mit steifen Fingern packen wir das Zelt wieder ein und machen uns auf den Weg. Es gibt keine Alternative als bis Lander zu fahren, bis dahin gibt es jetzt einfach keinen Zeltplatz mehr und in dieser Hochebene kann man sich wirklich schlecht mit einem Zelt verstecken…
                              Wir fahren jetzt irgendwie zwischen Gewittersystemen, vor und neben uns ist es immer noch düster, während hinter uns die untergehende Sonne rausblitzt.





                              Es wird dunkel, wir schalten das Licht an. Und den Turbo. Ich habe keine Lust mehr, mir ist kalt, ich will was Essen, und überhaupt und sowieso. Tobi's Fahrrad zickt. Er will so gerne in Lander zu einem Fahrradladen. Das Problem ist meistens, das die morgens sehr spät aufmachen und wir abends selten früh genug in einen Ort kommen.

                              Im Dunklen erreichen wir Lander - es ist 22 Uhr. Wir haben 220km auf der Uhr und dafür fühlen wir uns eigentlich ziemlich gut. Das Wetter hat uns zwei Mal 30min gekostet, sonst wären wir zumindest etwas früher hier gewesen.
                              Mike hat uns eine SMS geschrieben: er hat ein Motelzimmer in Lander und wir dürfen uns gerne mit den Matten auf den Boden legen. Zelten kommt heute nicht in Frage - unser Zelt ist komplett durchnässt.
                              Auf dem Weg dorthin kommen wir an dem Fahrradladen vorbei, der uns empfohlen wurde. Da brennt noch Licht! Dreist wie er ist klopft Tobi an die Tür. Der Laden hat natürlich seit Stunden geschlossen, aber der Besitzer ist grade dabei, ein Fahrrad aufzubauen. Nach ein paar Minuten ruft mich Tobi rüber. Der will ernsthaft jetzt noch unsere Räder warten! Ich bin ehrlich gesagt total genervt, weil ich Hunger habe und ins Bett will. Und nicht so recht verstehe, warum wir jetzt unbedingt noch die Räder gewartet haben müssen.
                              Naja. Bei Tobi ist eine Speiche etwas locker, mein Rad braucht nur ein wenig Pflege - und ein Bremsbelag hat eine Kante gebildet, den habe ich wohl schlampig installiert. Wird alles gerichtet und dazu unterhalten wir uns super mit Ed. Er hat auch schon Mike Hall hier versorgt, ist aber schon ein paar Tage her. ;)

                              Als alles fertig ist, tickt der Zeiger grade an 23 Uhr vorbei….. toll, jetzt hat selbst McDonald's zu Dabei habe ich doch so Hunger. Ich will jetzt keinen Clif Bar essen!
                              Wir gucken erst mal, ob es noch freie Hotelzimmer gibt - gibt es schon, die kosten aber alle $80. Das ist uns zu teuer. Also Plan B: Mike's Zimmer. An einer Tankstelle essen wir noch schlechte, in der Mikrowelle aufgewärmte Burritos und ich muss mich wirklich zwingen genug runterzukriegen, das würde ich sonst morgen bereuen. Ich bin aber natürlich grantig auf Tobi, schließlich ist es SEINE Schuld das McDonald's um 23 Uhr zumacht und überhaupt und sowieso
                              Mike hat die Tür angelehnt und wir pusten draußen vor'm Zimmer die Matten auf und machen uns bettfertig, damit wir ihn nicht allzu sehr wecken.
                              Er wacht auf und meint "Hey, you made it! Well done!" - und schläft sofort wieder ein. So ist es recht.
                              Bis wir einschlafen dauert es heute auch nicht lange.

                              Tag 19 - Lander, WY nach Rawlins, WY - 210km

                              Mike macht sich schon um 6 Uhr morgens aus dem Staub - ungewöhnlich von ihm, aber ihm hatte in den letzten zwei Tagen die Mittagshitze arg zugesetzt und daher will er ausnahmsweise mal früh los kommen. Wir dagegen bummeln im Hotelzimmer rum und rufen heute erst Mal unsere Familien an, um ihnen zu erzählen das wir uns verlobt haben.
                              Frühstück gibt es bei McDonald's gegenüber. Aus irgendeinem Grund habe ich mir in den Kopf gesetzt, ZWEI McGriddles zu essen. Tolle Idee. Im Magen machen die Dinger sich nicht so gut.
                              Durch die Anrufaktion kommen wir spät los.

                              160km entfernt liegt Lamont, wo es laut Karte einen Zeltplatz und ein Café gibt. Rawlins wären dann noch mal 50km von dort. Ob Mike heute bis Rawlins fährt, wissen wir nicht. Mal schauen. Aber immerhin - wir hatten ihn nach dem Pausentag direkt wieder eingeholt! Das ging natürlich nur, weil er zwei kurze Tage hatte.
                              Anstatt einen Berg hochzukurbeln geht es heute immer wieder in Stufen auf Hochebenen hoch. Zu allem Übel gibt es mal wieder "minimal services".
                              Das schaut so aus: in Sweetwater Station gibt es einen Rastplatz mit Toiletten und, wichtig, Wasser. Wir haben heute trotzdem zusätzliche Wasserflaschen dabei. Und in Jeffrey City gibt's dann noch was zu Essen. Fertig.
                              Die Landschaft bleibt die Gleiche, ab und zu gibt's Rinderherden die wir nerven können.



                              In Sweetwater Station machen wir länger Pause, wir fahren mal wieder gegen den Wind und mir ist heiß. Irgendwann dreht der Wind tatsächlich und wir machen uns mit vollen Wasserflaschen wieder auf. Jeffrey City - und damit warmes Essen - ist nur noch 19 Meilen entfernt, also anderthalb Stunden.
                              Dort gibt es dann auch genau zwei Gebäude: ein Café (in dem es wohl auch Zimmer gibt) und gegenüber eine sehr merkwürdige Töpferei.
                              Wir bestellen Cola und Hamburger (wen wundert's?) und bekommen das WLAN-Passwort. Um das zu bekommen muss man sich in eine Liste eintragen, warum auch immer. Mike's Eintrag ist direkt über meinem und wir fragen, wann er hier war. Es ist schon witzig, oft kommen wir an den selben Cafés und Tankstellen vorbei wie die anderen Fahrer im Rennen, und bekommen Geschichten über sie erzählt. In Gästebüchern suchen wir immer nach den Einträgen von ihnen. Klar, die Top 5 haben sich keine Zeit genommen um in Gästebücher zu schreiben (leider!), aber viele danach schon.

                              Nachdem wir etabliert haben, das man in Lamont tatsächlich zelten kann, es aber wohl kein Café mehr gibt, besorgen wir uns an der letzten Gelegenheit - einer Tankstelle - noch ein paar Sandwiches und ziehen weiter.

                              Eine Stunde später sind wir in Lamont. Es gibt schon einen Platz zum zelten, da steht sogar "cyclist camping", aber es ist einfach nur ein Feld neben einem Trailer. Keine Toiletten, kein Wasser. Hm. Unterdessen hat Mike uns eine SMS geschrieben: er ist in Rawlins und in seinem Hotelzimmer gibt's ein zweites Bett. Ohje, das ist sehr verführerisch.
                              Kurzerhand schwingen wir uns wieder auf die Räder, seufzen tief und machen uns auf, spät am Abend noch die letzten 50km zu bezwingen. Es gibt uns immer einen kleinen Kick, wenn wir über die "Mindestleistung" des Tages kommen. Wir hatten so viele zu kurze Tage in Montana das es jetzt echt gut tut, voran zu kommen.



                              Und was für eine Fahrt! Die 50km schaffen wir in unter zwei Stunden. Das erste Mal in meiner kurzen Radfahrerkarriere breche ich durch die berühmte Wand. Es ist mühelos. Wir rasen. Der Straßenbelag ist neu, die Nacht kühlt ab, und plötzlich geht mein Körper an bisher unbekannte Reserven. Es geht immer mal eine Weile ganz leicht bergab, dann wieder ganz leicht bergauf. Zum Schluss kommt noch ein Anstieg, und selbst den fahren wir mit 15km/h locker hoch. Wahnsinn, jetzt verstehe ich, warum sich so viele Leute immer so quälen - weil man durch den Schmerz und die Anstrengung durchbrechen muss, um im Land der Mühelosigkeit anzukommen. Es ist wie auf Drogen zu sein.

                              Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, das wir es noch vor 23 Uhr nach Rawlins schaffen könnten. Das bedeutet: warmes Essen.
                              Fast bringen wir uns um dieses Essen als wir in Rawlins falsch fahren. Als mir die Strasse irgendwie komisch vorkommt fragen wir einen Autofahrer und der sagt uns: umdrehen. Abbiegen. Gesagt, getan, ich übernehme mal wieder die Rolle "Bestell schon mal" und trete mächtig in die Pedale. Um 22:57 Uhr schmeiße ich das Fahrrad an die Wand, schnappe mir mein Handy und renne in den McDonald's. Puh, geschafft. Jetzt kurz gucken was ich Tobi bestelle… aber ich brauch mir gar nichts ausdenken, vor mir ist noch jemand in der Schlange und wenige Minuten später kommt Tobi selber an.
                              Danach dauert es ungelogen 15min bis wir unser Essen haben - na, dann hätte ich mich auch nicht so beeilen müssen… wir setzen uns draußen auf den Parkplatz und ich drücke mir zwei große Burger rein. Mein Körper braucht es, auch wenn ich natürlich nach einem Big Mac erst mal satt bin. So viel habe ich gelernt: so viele Kalorien wie möglich. Besonders abends, denn im Schlaf findet das bisschen Regeneration statt, für die mein Körper Zeit bekommen. Und dafür braucht es Energie.

                              Mit aufgefüllten Speichern suchen wir Mike's Hotel. Überraschung: er ist noch wach! Nicht schlecht.
                              Morgen wollen wir ausschlafen, denn um 10 oder 11 Uhr spielt Deutschland gegen die USA Fußball. Das lassen wir uns nicht entgehen!

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                              • Sabine38

                                Lebt im Forum
                                • 07.06.2010
                                • 5368
                                • Privat

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                                #35
                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                Uiiii, verlobt! Herzlichen Glückwunsch!
                                Uuuups... ;-)

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                                • blauloke

                                  Lebt im Forum
                                  • 22.08.2008
                                  • 8344
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                  Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung.

                                  Respekt vor euerer Leistung und ein Klasse geschriebener Bericht, der Spaß macht beim Lesen.
                                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                                  • Muddypaws
                                    Erfahren
                                    • 21.02.2012
                                    • 483
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                    1. Herzliche Gratulation euch beiden!!!! Vielleicht schafft ihr das ja etwas flotter als wir umzusetzen, wir sind schon seit 10 Jahren verlobt und sagen jedes Jahr: nächsten Herbst aber, da heiraten wir dann!

                                    2. Danke für den wunderschönen Bericht!!!

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                                    • Jogi
                                      Fuchs
                                      • 11.02.2005
                                      • 1065
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                                      #38
                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                      Zitat von boulderite Beitrag anzeigen

                                      …und plötzlich kniet genau dieser Mann vor mir, zieht einen Ring aus der Tasche und stellt mir die Frage aller Fragen Ich kann es nicht fassen. Antworte mit "Natürlich!". Und dann steckt ein Diamantring an meinem Finger, wir sitzen am Strand im Grand Teton National Park, trinken Bier, essen Chips und in meinem Kopf dreht sich Alles. Bis zum späten Nachmittag bleiben wir dort. Wir sind verlobt! VERLOBT!!!
                                      Besser kann man(n) es nicht machen! Schön! Und herzlichen Glückwunsch!
                                      JAG HAR KOMPISAR I SKOGEN!

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                                      • boulderite
                                        Fuchs
                                        • 12.05.2012
                                        • 1260
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                                        #39
                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                        Tag 20 - Rawlins, WY nach Riverside, WY - 100km

                                        Hmmm, ausschlafen! Zumindest mal länger 6 Stunden schlafen. Wir wollen ja das Spiel zwischen Deutschland und den USA anschauen und da das vormittags läuft, macht es wenig Sinn, vorher loszufahren.
                                        Da scheidet sich jetzt die Spreu vom Weizen: während wir ausschlafen um ein Fußballspiel zu gucken, fahren andere Leute schon seit Stunden Fahrrad.
                                        Immerhin sind wir schon Abfahrbereit. Der Manager des Hotels, selbst Fußballfan, lässt uns das Spiel sogar in unserem Zimmer gucken, obwohl wir dadurch fast zwei Stunden zu spät auschecken werden.
                                        Tobi, der Schatz, bestellt uns Take out Frühstück und holt es mit dem Rad in der Halbzeitpause. Mitsamt Kaffee. Keine Ahnung, wie genau er das transportiert bekommen hat!



                                        Ich glaube, Mike sagt noch so was wie "I think the wind may be at our back today, look at that flag!" …

                                        Deutschland gewinnt und wir packen unsere letzten Sachen ein und fahren los. Wir haben ungefähr 5 Minuten lang starken Rückenwind. Danach haben wir Gegenwind. Starken Gegenwind. So von der Sorte "Wenn ich anhalte, rolle ich rückwärts."
                                        Noch dazu müssen wir heute etwa 20 Meilen an der Autobahn (Interstate) entlang fahren - das ist erlaubt, macht aber deswegen nicht mehr Spass.
                                        Und es macht wirklich keinen Spass. Wir kotzen so richtig. Auf der Autobahn steht diese hübsche Anzeige..



                                        Über 50km/h hat der Wind phasenweise auf dieser Straße. Wir haben später nachgeschaut: sustained headwinds (25mph) with gusts up to 50mph. Also gut 40km/h Gegenwind, dauerhaft, mit stärkeren Böen. Das Resultat: ich trete mit aller Kraft und komme trotzdem nur mit 12-13km/h voran. Bergab rollt man nicht.

                                        Nach der Interstate gönnen wir uns an einer Tankstelle eine Cola und ein Eis. Zucker, Zucker, Zucker. Man würde am liebsten einfach hier sitzen bleiben, geht aber nicht. Nicht zuletzt wegen der Mücken, die einen schlicht auffressen, und die finden IMMER die eine Stelle an der ich das Insektenspray nicht gut genug aufgetragen habe.
                                        Mal wieder brüten wir über der Karte und überlegen, wo wir denn heute schlafen sollen. Mal schauen.

                                        Wir kämpfen vor uns hin, der Wind lässt nie nach.
                                        Nach vielen Stunden kommen wir in Riverside an, wo es laut Karte einen Campingplatz geben soll. Erst mal treffe ich Mike an der Tankstelle und besorge mir ein kaltes Getränk und neues Insektenspray. Meins ist fast alle und da ich leicht allergisch auf die vielen Stiche reagiere, ist das gar nicht gut. Meine gesamten hinteren Oberschenkel, Po und Hüfte sind voll mit Stichen, die alle zu riesigen Flatschen werden. Gut, das man sich beim Fahrrad fahren nicht so gut kratzen kann…

                                        Wir schauen uns dann den Campingplatz an. An der Bürotür steht, das man den Manager anrufen soll wenn er nicht da ist. Das tun wir, und er kommt eine Minute später aus dem Restaurant gegenüber angelaufen. Ohje, den haben wir jetzt beim Abendessen gestört! Das findet er aber gar nicht schlimm und zeigt uns die Camp Cabin die wir für 12$ pro Person haben könnten: ein kleines Häuschen mit einem Stockbett und einem Doppelbett, super, das nehmen wir. Die Duschen sind prima und Wäsche waschen können wir auch.
                                        Also sehen wir darüber hinweg, das wir nur 100km gefahren sind. Ich kümmere mich um die Wäsche, Mike geht schon mal in Richtung "Bier", Tobi duscht.
                                        Wir treffen uns alle im Restaurant gegenüber. Wirklich Hunger hat niemand, wir hatten relativ spät zu Mittag gegessen (mexikanisch). Also gibt es Bier - Rum and Cola light für Mike - und ein paar Chips. Ein entspannter Ausklang.
                                        Danach schmeiße ich die Wäsche in den Trockner und warte, bis sie fertig ist, damit der Rest schon mal schlafen gehen kann.




                                        Tag 21 - Riverside, WY nach Hot Sulphur Springs, CO - 180km

                                        Heute werden wir es endlich nach Colorado schaffen, yippieh!
                                        In der Camp Cabin habe ich einigermaßen gut geschlafen, auch wenn es mal wieder ein wenig zu stickig wurde. Früh morgens ziehen wir uns die geliebten Radklamotten wieder an und watscheln rüber in's Restaurant von gestern Abend, wo es heute Frühstück gibt… die beste Mahlzeit des Tages, jedenfalls als Radfahrer. Zuhause frühstücke ich nur, wenn ich eine lange Trainingsfahrt mache.

                                        Mit etwas weniger Gegenwind als gestern fahren wir mit gut gefülltem Bauch los. Es ist kühl. Heute wird es fast den ganzen Tag bergauf gehen, den Höhepunkt bildet der Willow Creek Pass mit 2944m. Uff, da ist die Luft dünn.
                                        Wir werden von Regen verfolgt, jedenfalls ist es hinter uns sehr finster. Ich ziehe als Vorsichtsmaßnahme mal meine Regenjacke an, es ist ja ohnehin nicht sonderlich warm. Ein paar hundert Meter vor der Grenze nach Colorado treffen wir drei Reiseradler, die irgendwie komisch im Straßengraben stehen, also gucken wir mal ob irgendwas passiert ist. Gar nix ist passiert, einer von ihnen hatte nur 'nen Platten.
                                        Einer ist Deutscher, wie wir schnell feststellen. Seinen Namen habe ich leider vergessen, aber alle drei haben sie vom Trans Am Bike Race gehört und machen ein Foto mit uns.
                                        An der Grenze halten wir natürlich an und machen Bilder. Endlich, endlich sind wir in Colorado! Die letzten großen Bergpässe in den Rocky Mountains liegen vor uns.



                                        Unter dem Schild liegt ein kleines Kärtchen, und der Name kommt mir doch bekannt vor.. tatsächlich, eine Trans Am Bike Race-Karte von Paul Gildersleeve! Genau deswegen macht dieses Format so viel Spaß: man trifft immer wieder auf andere Mitstreiter oder findet ihre Notizen und Bilder.



                                        Mal wieder gibt es "minimal services", sprich wir müssen uns gut überlegen wo wir wann essen. Mike verlieren wir irgendwann aus den Augen.
                                        Der Wind wird wieder heftiger. Heute kommt er viel von der Seite, so das ich leicht gekippt fahren muss. Ich versuche es mit Musik, aber die Ohrstöpsel fliegen mir ständig aus den Ohren. Argh.
                                        41 Meilen dauert es, bis wir wieder an einem Ort vorbei kommen. Kurz vor dem Ort, Cowdrey, fängt es an zu gewittern und zu hageln. Wer es noch nicht ausprobiert hat - Hagel tut wirklich weh. Sogar auf einer Regenjacke. Aua aua, aber wir können nichts machen, hier kann man sich nicht unterstellen. In Cowdrey soll es wenigstens ein Post Office geben, diese haben in aller Regel einen Raum für die post boxes der immer offen und beheizt ist, aber wir finden die Post nicht. Stattdessen stellen wir uns an der einzigen Veranda, die wir finden können unter, zusammen mit einem Paar auf einem Motorrad. Ich schiebe mir schnell ein Snickers Mandel rein und als es etwas weniger wird mit dem Regen fahren wir weiter. Es hat ja keinen Sinn. Im nächsten Ort gibt es wenigstens was zu Essen, hoffe ich zumindest.

                                        Ja - die Karte sagt "full services". Tobi ist irgendwie relativ bald weg. Und mein Hinterreifen fühlt sich irgendwie etwas zu weich an. Ich schleppe mich bis Walden und finde Tobi und Mike in einem nett aussehenden Restaurant. Wusstet ihr, das Walden das "Moose viewing capital of Colorado" ist? Also, ich wusste es nicht.
                                        Seufzend setze ich mich und lassen den Kopf hängen. Heute macht es keinen Spaß. Mein Reifen ist platt, wir haben wieder den ganzen Tag Gegenwind und das Wetter ist auch wirklich doof. Manno. Ja, okay, Jammern hilft auch nicht.
                                        Es gibt einen richtig guten Burger heute. Und danach noch fantastischen Peach Cobbler. Mike vertilgt ein riesiges Stück Carrot Cake.
                                        Tobi wechselt meinen Schlauch - ich habe offenbar genug gejammert und außerdem habe ich in der rechten Hand nicht mehr so viel Kraft, damit ist das immer etwas schwierig.

                                        Uuuuund danach geht es weiter. Gegen den Wind. Die Straße macht jetzt alle zwei Meter "ra-tong". Scheiß Fugen, scheiß Straße, scheiß Wind! Mit 13km/h rase ich quasi dem Pass entgegen. Es ist so unglaublich monoton und anstrengend. Ich habe schon länger keinen meiner beiden Spezis gesehen. Zwischendurch schreie ich tatsächlich den Frust raus.
                                        Nach ungefähr einer Gazillion Stunden ra-tong, ra-tong, ra-tong……… (ich hab' das mal gefilmt, damit ihr wisst was ich meine, aber das Video einzubinden funktioniert grad irgendwie nicht…) komme ich in Rand an, wo es - ohhh, krass - ein post office gibt. Dort sitzen schon die Jungs und futtern Clif Bars.
                                        Ich bin schon echt am Ende, und dabei haben wir noch den Rest des verdammten Passes vor uns.

                                        Okay, ich jammere also weiter und wir fahren weiter Fahrrad. Tobi versucht mich aufzumuntern.
                                        Irgendwann kommen wir dann auch tatsächlich oben am Pass an, allerdings wird es auch langsam dunkel. Mike hat oben auf uns gewartet und zieht sich seine Beinwärmer an. Er macht ein Foto von uns, ich glaube man sieht gut, das ich müde bin.



                                        Tja, und dann fahren wir halt den Pass runter. Es geht aber auch immer wieder hoch. 28,5 Meilen sind es noch bis Hot Sulphur Springs, da soll es einen City Park zum zelten geben, und wir vermuten dort auch was zu Essen.
                                        Die Fahrt runter ist wirklich schön. Im Abendlicht kommen die ganzen Rehe raus - und das Erste mal auch Hirsche. Riesige Hirschkühe, solch große habe ich noch nie gesehen, aber in Deutschland zieht man ja auch Rehe höchstens im Vorbeirennen. Man muss echt aufpassen, denn die Rehe haben keinen Skrupel, kurz vor einem Radfahrer über die Strasse zu rennen. Das wäre keine schöne Kollision.
                                        Irgendwann ist es dann stockfinster und wir kommen an der Abzweigung nach Granby vorbei, das man hell erleuchtet unter uns sieht. Kurz diskutieren wir ob wir dort versuchen sollen, ein Hotel zu finden, aber da es dort im Zweifelsfall keinen Zeltplatz gibt und es ausserdem ein paar Meilen off route ist, stimme ich dagegen. Also fahren wir noch die restlichen 8 Meilen nach Hot Sulphur Springs.
                                        Dort ist schon alles dunkel. Manno, also mal wieder kein warmes Essen. Nicht so dramatisch, wir haben ein paar Reserven dabei, aber doof ist es trotzdem.
                                        Der Zeltplatz ist dann auch kacke. Direkt an der Bahnlinie, und das Problem mit Zügen in den USA ist, das sie vor jedem Bahnübergang und an jeder Ortschaft laut hupen, und zwar nicht nur ein mal sondern die gaaaanze Zeit. Und sehr laut. Dagegen ist das Hupen eines deutschen Zuges einfach mal nichts.
                                        Noch dazu gibt es kein Gras zum zelten, nur Schotter. Nun, mit unserem Hubba Hubba wäre das jetzt kein Problem. Mit dem Tarptent ist es schon eins, das steht nämlich nicht frei. Die Heringe gehen nur extrem schwer in den brettharten Boden und kommen dann direkt wieder raus. Bah. Gottseidank liegen ein paar große Steine rum, mit denen ich die Heringe beschwere. Immerhin steht es. Aber sonderlich bequem ist das - vor Allem mit einer halbleeren Neo Air - nicht.
                                        Im Zelt sitzend esse ich noch eine kleine Dose Bohnen, esse ein wirklich grenzwertiges Sandwich und dann falle ich ins Koma.


                                        Tag 22 - Hot Sulphur Springs, CO nach Fairplay, CO - 160km

                                        Woah, das war keine bequeme Nacht. Aber besser als nichts. Sehr früh stehen wir auf, warum auch nicht, hier kann man eh nicht gut liegen. Ständig bin ich nachts aufgewacht, beziehungsweise fast von der Matte gefallen vor Schreck, wenn ein Zug vorbei kam. Uff.

                                        Immerhin - es gibt Frühstück! Und zwar in einem Restaurant namens "The Glory Hole". Das ist offenbar der "place to be" für Radler, wir sehen nämlich mindestens 10. Die fahren aber fast Alle Richtung Westen. Glory Hole, also wirklich.. naja, die meinen damit einen besonders tollen Angelspot, aber ich komme aus dem Grinsen kaum raus. Mike findet's auch lustig, aber erst nach dem ersten Kaffee.
                                        Das Essen ist gut, der Service nur so Medium, aber irgendwas is' ja immer.

                                        Okay, heute steht also der Pass aller Pässe an: Hoosier Pass, 3518m. Zunächst geht es leicht bergab bis Kremmling - deprimierend, schließlich müssen wir ja wieder hoch - und danach fast stetig bergauf. Von Silverthorne nach Breckenridge dann etwas steiler hoch und schließlich 10 steile Meilen zur Passhöhe.

                                        Der erste Teil ist prima, wir fahren durch einen Canyon, es ist noch schön kühl.



                                        Danach wird es ätzender. Bergauf, bergauf, bergauf. Mein Lieblingspart (Achtung, Ironie) kommt am Green Mountain Reservoir: anstatt einfach die Hauptstraße weiterzufahren, biegen wir rechts ab und fahren auf einer kleinen Straße, die ständig richtig steil hoch und runter geht um den See herum. Das sind etliche Extrameilen und vor allem zusätzliche Höhenmeter. Okay, die Aussicht ist toll, aber das war's auch schon. Mike hat uns fotografiert, als wir auf die Abbiegung zugeradelt sind - man sieht aber nur zwei winzige Punkte.



                                        Als wir diesen blöden Umweg dann endlich hinter uns haben ist es auch nicht mehr allzu weit bis Silverthorne. Den Ort kennt man, genau wie Breckenridge, aus dem Wintersport, aber auch im Sommer ist dort viel los: Mountainbiking, Wandern, Bergsteigen, und so weiter.
                                        Ein Stück vor Silverthorne fährt plötzlich ein Auto neben mir her und ruft "Are you Fran in the Trans Am Bike Race?" Haha, mal wieder ein blue dot watcher! Ich bejahe, sie preschen voraus und halten dann auf der Seite an, um ein Foto von mir zu machen. Da ich sowieso grade total am Ende bin, halte ich an und unterhalte mich mit ihnen. Alan und sein Kumpel sind grade auf einem road trip und halten Ausschau nach uns Fahrern.
                                        Kurz danach kommt mir mein Reifen wieder komisch vor. Mist. Da habe ich wohl wieder einen langsamen Platten.
                                        Ich pumpe ihn auf, weil ich auf dieser sehr stark befahrenen Straße keinen Platten wechseln will, wenn ich nicht unbedingt muss.
                                        Sehr bald sehe ich auch schon das Schild "Silverthorne city limit" und denke, so weit kann es ja nicht mehr sein. Pf, falsch gedacht. Der Reifen ist wieder platt und ich steige ab und schiebe, da ich nicht riskieren will, die Felge kaputt zu machen.
                                        Oh maaaan. Handyempfang habe ich auch keinen, ich kann also nicht Bescheid sagen, das ich etwas länger brauchen werde.
                                        Warum ich jetzt nicht auf die Idee komme, den Reifen zu wechseln, weiß ich nicht so richtig, ich dachte ich bin ja eh gleich in der Innenstadt und esse erst Mal was.
                                        Stattdessen marschiere ich noch 45min, bis mir Tobi aus der Stadt entgegen kommt, so langsam haben sie sich Sorgen gemacht und er kam mich suchen. Lieb von ihm. Er meint es sei jetzt nicht mehr weit.
                                        Bei Target schauen wir, ob's dort Schläuche gibt, wir haben nämlich nur noch welche, die schon geflickt wurden. Für meine Räder gibt es aber keine passenden, echt komisch.
                                        Tobi radelt dann wieder vor und geht zu einem Sportladen, der ihm bei Target empfohlen wurde, danach wollen wir uns zum Essen treffen. Mike ist wohl schon zum Essen gefahren. Ich finde ihn aber nirgends und latsche noch mal eine halbe Stunde. Irgendwann taucht Tobi wieder auf und wir einigen uns auf die nächste Gelegenheit, ein asiatisches Restaurant. Mal was Anderes.
                                        Er hat auch Schläuche bekommen und wir mampfen erst Mal viel. Danach wird wieder der Schlauch gewechselt und noch mal nach Glassplittern gesucht. Hoffentlich hält es jetzt.

                                        Ehrlich gesagt habe ich keine Lust mehr. Erst um 16 Uhr kommen wir in Silverthorne wieder los, und wir haben den Hoosier Pass noch vor uns.
                                        Von Silverthorne nach Breckenridge gibt es immerhin einen Fahrradweg. Der ist ziemlich abenteuerlich, sehr kurvig und steil hoch und runter, aber irgendwie macht er auch Spaß. Wir quatschen, um uns davon abzulenken das es bergauf geht und immer später wird.
                                        In Breckenridge bin ich fertig mit der Welt. Apathisch sitze ich auf einer Parkbank, trinke Wasser und überlege, ob wir nicht doch hier bleiben sollten. Tobi ist aber dagegen und ich verstehe auch, warum. Jetzt ist es kühl und nicht mehr so viel Verkehr, eigentlich die perfekte Zeit um den Pass in Angriff zu nehmen. Aber meine Beine sind irgendwie absolut leer. Ich kann gar nicht richtig kräftig treten, und das schon seit zwei Tagen. Offenbar sind die Reserven einfach mal mau.

                                        10 Meilen sind es noch. Ich klemme mir einen Beutel Peanut Butter M&Ms in meinen Feedbag und stopfe sie mir regelmäßig in den Mund. Die ersten 5 Meilen sind gar nicht so schlimm. Ich reduziere das Jammern etwas, fokussiert darauf, diesen Tag endlich zu Ende zu bringen. Wir kommen an einem Schild vorbei, was man auch nur als Deutsche witzig bzw. ironisch finden kann…



                                        Die letzten Meilen sind echt hart. Es geht Serpentinen hoch und wenn man auf der Innenbahn hoch muss, sind es 15% Steigung. Die Luft ist dünn, wir sind jetzt auf über 3000m und es geht noch weiter hoch. Ich kann nicht gleichzeitig trinken und fahren, also muss ich immer wieder anhalten. Aus dem Sattel gehen? Keine Chance. Mein Puls rast sofort.
                                        Und - wie zu erwarten - irgendwann sind wir oben. Mir kommen vor Erleichterung ein paar Tränen.
                                        Es ist stockfinster. Aber wir sind einfach nur glücklich, oben zu sein. Denn jetzt ist es bis Pueblo quasi ein Kinderspiel. Von 3500m ins platte Kansas muss man schließlich auch runter fahren!

                                        Wir können endlich Mike's SMS lesen: er versucht, ein Hotel in Fairplay zu bekommen. Okay, das sind noch 12 Meilen, und zwar bergab. Also ziehen wir wieder alle Klamotten an, die wir haben, und los geht's. Vorher bewundern wir noch ein bisschen den unglaublichen Sternenhimmel und machen ein Foto.



                                        Müde? Quaaatsch…..

                                        Es läuft, runter nach Fairplay. Ganz am Ende muss man noch mal kurz bergauf, nicht steil, aber selbst das machen meine Beine jetzt kaum noch mit.
                                        Mike hat uns noch eine SMS geschickt mit dem Hotel in Fairplay in dem er ist.
                                        Dort rollen wir vor, ui, ist das schick. An der Rezeption wissen sie Bescheid und meckern auch nicht, als wir unsere Räder durch die schicke Lobby rollen. Recht so. Essen gibt's leider keins, selbst die Automaten sind im Prinzip leer. Naja egal, das ist jetzt mein geringstes Problem.
                                        Mike ist noch so halb wach und wir ziehen uns schnell um, putzen die Zähne und fertig. Licht aus. Ach nein: erst bucht Tobi noch mit Bonuspunkten ein Hotelzimmer in Pueblo. Wir sind einfach mal optimistisch, das wir die Distanz packen.


                                        Tag 23 - Fairplay, CO nach Pueblo, CO - 210km

                                        Uff, der letzte Tag steckt mir in den Beinen! Dabei sind wir ja "nur" unsere 160km gefahren und auch "nur" etwas mehr als 2000 Höhenmeter.

                                        Nach einem Medium ergiebigen Frühstück fahren wir los. Die Landschaft ist mal wieder der Wahnsinn und das Wetter ist toll.





                                        Wir sind grade mal 20 Meilen gefahren, hauptsächlich sehr leicht bergab, aber alle haben schon Hunger. In Hartsel finden wir ein nettes Café. Hier kreuzen sich übrigens auch mal wieder die Trans Am route und die Great Divide Mountainbike route. Prompt taucht auch ein Tour Divide Fahrer auf der ziemlich fertig aussieht.
                                        Das Tagesspezial ist Eggs Benedict - hier? Wirklich? Für 6$? Alles klar. Warum nicht.
                                        Und es ist richtig gut! Mjam. Ein paar Tassen Kaffee später sind wir wieder auf dem Weg. Blöderweise müssen wir noch einen kleinen Pass hoch. Und blöderweise reagieren meine Beine immer noch nicht, nicht mal mit gutem Zusprechen. Erst mal wird die Strasse ätzend, hier habe ich das obenstehende Video gemacht. Ra-tong. Ra-tong. Aber mit guter Aussicht.



                                        Zu dem Pass hoch geht's dann doch ab und zu recht steil hoch. Wir schauen immer mal wieder zurück, denn wenn wir über den Pass rüber sind, haben wir die Rocky Mountains fast hinter uns gelassen. Wenn man nach vorne schaut, sieht man schon wo die Strasse hoch und rüber geht. Sieht weniger steil aus, als es ist…



                                        Von Hartsel bis Canon City gibt es fast keine Services, wenn man die Route nicht verlässt. So langsam wird es ziemlich heiß. Nach dem Pass sind es noch mal über 30 Meilen, bis wir unsere Wasserflaschen wieder auffüllen können. Die letzten paar Meilen bis es endlich eine Möglichkeit gibt sind fies steil und mir läuft der Schweiß in Strömen runter. Es sind jetzt deutlich über 30 Grad und die Sonne brennt unerbittlich.
                                        Ich finde die beiden Herren an einem Campingplatz der einen Laden hat. Drinnen sitzt Mike auf dem Boden und isst ein Eis. Ich schnappe mir erst mal eine Dose Mountain Dew und auch ein Eis, als ich die kalte Dose an mein schmerzendes Knie halte bietet mir die Dame im Laden direkt an, einen Zip Loc Beutel mit Eis zu füllen. Fantastisch! Abwechselnd kühle ich mein Knie, meine Halsschlagader und meine Handgelenke, so kühle ich schneller runter und fühle mich nicht mehr ganz so tot.

                                        Mit vollen Flaschen und einem langsam schmelzenden Eisbeutel, den ich mir kurzerhand hinten ins Jersey gesteckt habe (kühlt dann noch ein bisschen), fahren wir weiter. Theoretisch sollte es jetzt bis Canon City bergab gehen, mit kleineren Hügeln. Das ist sowieso einer unserer Lieblingssprüche: "It's mostly downhill with just a few bumps. Nothing serious." Jaja, so motiviert man sich halt.

                                        Aber es ist tatsächlich recht harmlos und bei 40 Grad rollen wir erst vorbei am Royal Gorge (hier würde ich einen Stopp vorschlagen für gemütliche Tourer, um mit der Royal Gorge Railroad zu fahren) und dann runter nach Canon City. Ohje, die Hitze.
                                        In Canon City gehen wir natürlich essen - und die Hitze aussitzen. Besonders Mike ist mal wieder fertig mit der Welt. Wir finden eine Pizzeria die einen super Eindruck macht. Ausserdem läuft Fußball - ich habe schon wieder vergessen, welches Spiel - und es gibt Spaghetti.
                                        Wir bleiben also dort bis ungefähr 17 Uhr. Es sind danach noch etwas weniger als 50 Meilen bis Pueblo. Weniger als 80km also. Tschakaa!

                                        Leider geht es auch noch ein paar Mal bergauf und dann geht uns doch tatsächlich noch das Wasser aus. Mike gibt mir ein bisschen was ab, aber Tobi ist auch fast leer und wir haben wirklich Durst. Mist. Schlecht geplant.
                                        Immerhin wird es langsam etwas kühler. Dafür auch langsam dunkel. Ich mache tolle Fotos in der Abendstimmung, hier ist Mike, der grade den letzten längeren Anstieg des Tages hochfährt.



                                        Und dann sind wir auch schon in Pueblo. Mike's oberste Priorität ist Essen. Das Hotel ist gebucht und noch ein paar Meilen entfernt, und wir müssen über eine 4-spurige Hauptstraße fahren. Wir finden einen Diner, so ähnlich wie Denny's.
                                        Die Essensauswahl ist nicht schlecht, dafür ist die Bedienung wirklich kreuzdumm. Es ist fast zum verrückt werden, aber zumindest sind wir danach satt. Es ist dunkel und spät und wir finden das Hotel trotzdem problemlos, nachdem Mike ungefähr zehn Mal "Are we there yet?" gesagt hat.
                                        Es ist das Marriott Courtyard, glaube ich, und Tobi marschiert alleine rein um seine Buchung abzurufen. Macht sich immer besser als wenn wir direkt zu dritt mit den Rädern reinlaufen.
                                        Da er ein super-Platinum-whatever Status Mitglied ist, bekommt er direkt mal ein Zimmerupgrade. Wir schieben die Räder in den Aufzug, machen die Tier auf… und stehen in einer Suite! Wohnzimmer, Küche, riesiges Schlafzimmer, riesiges Bad. Geil. Mit Sofa, zwei Fernsehern (einer im Schlafzimmer, einer im Wohnzimmer) und Allem. Unten gibt es einen Pool und einen Hot Tub. Und einen Waschraum. YEAH!

                                        Wir diskutieren kurz, ob wir morgen einen Pausentag machen sollen. Das Hotel wäre perfekt dafür und Tobi könnte es mit Bonuspunkten noch eine weitere Nacht buchen. Das ist natürlich sehr günstig.
                                        Schliesslich entscheiden wir uns dafür. Das bedeutet: wir können ausschlafen!! Zumindest bis 9:30, sonst kommen wir ja zu spät zum Frühstück.


                                        Tag 24 - Pausentag in Pueblo

                                        Draußen sind 40 Grad. Aber es ist mir egal. Wir machen Pause.
                                        Wir verbringen den Tag damit, Wäsche zu waschen, im Pool zu planschen, zu essen, ein Fußballspiel (Deutschland gewinnt gegen Algerien, ein spannendes Spiel! zu gucken und zu schlafen. Außerdem wird Kram aussortiert und weggeschmissen und wir packen Pakete, die wir wegschicken wollen. Wir nach New York zu dem Freund, der auch unsere Fahrradtasche hat, und Mike nach Hause. Da kommt einiges zusammen: Daunenwesten, Überschuhe, Beinwärmer, dicke Handschuhe (die ich noch gekauft hatte),…

                                        Als Einzige steige ich auch heute auf's Rad um zu einem Fahrradladen zu fahren. Ich brauche eine neue Radhose. Meine ist mir zu groß geworden und rutscht immer runter, so dass ich dann doof auf dem Polster sitze.
                                        Ich finde was ich brauche und noch dazu Sonnenarmlinge für mich und Beinlinge für Tobi (Sonnen-Armlinge trägt er schon die ganze Zeit und ich will jetzt auch welche, die Sonne brennt immer so).

                                        Abends bestellen wir uns Pizza und Pasta und dann geht es früh in's Bett. Einen Tag müssen wir wohl noch in Colorado radeln, danach geht es auf die nächste Etappe: Kansas!
                                        Zuletzt geändert von boulderite; 11.08.2014, 19:48.

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                                        • sebastian75
                                          Erfahren
                                          • 27.08.2007
                                          • 280

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                          Wow, ganz starke Leistung.

                                          Danke auch für den tollen Bericht und schönen Impressionen.
                                          Hat mich besonders gefreut Bilder vom Grand Teton NP zu sehen. Da muss ich auch unbedingt mal im Sommer hin.

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