Mein erstes Mal im Regenwald

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    Lebt im Forum
    • 24.01.2011
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    • Meine Reisen

    #81
    ​Tag 9, Zаdié
    So 23. Juni 2024, Cаmpement Mаkowа


    Seit dieser Nacht stehe ich nicht mehr auf, nur um zu pullern. Es ist mir zu mühsam, 2 oder 3 oder 4 mal nachts aufzustehen, jedes mal das Moskitonetz großflächig zu öffnen, jedes mal unter die Hängematte zu schauen, ob da eine Schlange lauert, jedes mal die Crocs zu inspizieren, ob sich da Skorpione, Spinnen oder Ameisen verstecken, aufzustehen, mit Kopflampe, welche Massen von Insekten anlockt, die dann um das Gesicht herumschwirren, ein paar Meter zu gehen, die Hose herunterzulassen und dabei den (zugegeben wenigen) Mücken die unbedeckte Anatomie zu präsentieren, das Ganze vielleicht noch mit Schirm in der Hand, weil es gerade regnet, und danach wieder in die Hängematte zu steigen, wobei alles Interieur wie zB Kopfkissen und Schlafsack-Inlett verrutscht, alles wieder dorthin zurückbringen, wo es hingehört, sich ins Inlett packen, alles faltenfrei zurechtruckeln, das Moskitonetz schließen und dann alle eingedrungenen Blutsauger innerhalb des Moskitonetzes zu erschlagen.

    Pullern geht viel einfacher im Liegen in meine 850ml-Titantasse. Entleert wird sie mit Schwung möglichst weit weg und immer an dieselbe Stelle. Dazu muss man das Mückennetz nur minimal öffnen. Morgens dann die Tasse im Fluss auswaschen und gleich mal den Kaffee anrühren.

    Das hat sich insofern ausgezahlt, als das jetzt unter meinem Tarp einer dieser wunderschönen schillernden großen Schmetterlinge nach meinem leckeren Urin giert. Farben blau, schwarz und weiß:
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    Es dagegen direkt über den Rand der Hängematte laufen zu lassen, wie von manchen Experten empfohlen, halte ich hier dagegen nicht für ratsam. Erstens ist es in der Brückenhängematte recht kipplig, man fällt schnell mal heraus, und zweitens tritt man dann am Morgen mit ziemlicher Sicherheit in die vielen wilden Bienen, die sich an der Pfütze bzw dem Versickerungsflecken sammeln.

    Während ich in der Hängematte still meinen kalt angerührten Kaffee genieße, höre ich östlich von mir im Urwald längere Zeit das Atmen und Schnaufen eines großen Tieres und ab und zu Knacken von Ästen. Sollte das ein Elе
    fаnt sein, der dort im Urwald ruhig frühstückt? Das wäre wunderbar! Ich weiß nicht, wie weit er entfernt ist, vielleicht 100 bis 200m? Natürlich traue ich mich nicht, mich ihm aktiv zu nähern. Dafür gruselts mir dann doch zu sehr, und ich bin schon froh, dass er nicht zufällig den Weg zu meiner Hängematte findet.

    So etwa hätte das aussehen können, der Urwald ist um das Lager herum ähnlich dicht bewachsen:
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    (Foto koenbetjes, CC0 1.0)

    Die Waldelе
    fаnten sollen tatsächlich gefährlicher sein als die аfrikаnischen Steppenelеfаnten. Begegnungen finden in der Regel über kürzere Entfernungen und überraschender statt, und dann gehen die Waldelеfanten recht schnell zum Angriff über.

    Natürlich bin ich mir nicht sicher, was das wirklich war. Infrage kämen vielleicht auch der Waldbüffel, wenn auch wenig wahrscheinlich, oder das Riesenwаldschwein, ein Monster, vor welchem sogar das tapfere Schneiderlein Reißaus nehmen würde:
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    (Foto fisi, CC BY-SA 3.0)

    Männchen greifen manchmal ohne Vorwarnung an (irgendwie finde ich das Diminutiv “Männchen” hier unpassend).
    Insgesamt tendiere ich allerdings am ehesten zum Elе
    fаnten, schon wegen der deutlichen Atemgeräusche, die ich zumindest dem Büffel nicht zutraue, wenn er nicht gerade wütend ist.

    Vormittags nehme ich in längeren Fotosessions etliche weitere Schmetterlinge auf. Mit Urin kann man echt gute Schmetterlingslockplätze einrichten, was ich auf dem großen freien Platz zwischen den Hütten noch an zwei Stellen probiert habe, immer mit großem Erfolg.
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    Die Schmetterlingsfotos sind leider oft nicht ganz scharf, viele habe ich auch aus Videos extrahiert. Alles eher nur dokumentarisch, wenn möglich zur Artbestimmung. Ich hänge die Bilder einzelner Arten unten mit an.

    Später habe ich den Rest von dem verbackenen “löslichen” Kaffee mit Zucker ohne Milch getrunken.

    ~12:10 wieder einige dieser Affen gesehen wie am ersten Tag, hoch oben in den Baumwipfeln. Groß, überwiegend schwarz mit weißen Applikationen. Ich habe auch deren Geräusche aufgenommen, also keine Rufe, aber wie das Geäst klingt, wenn die da durchklettern. Heute denke ich, es handelte sich um genau die großen Guerezа-Mаntelаffen, deren Chefs ich nachts gehört habe (mein “Affenkönig”).

    12:15 Baden gegangen, während es anfängt zu regnen. Hier passt auch, wie das mal vor 117 Jahren ablief, allerdings in besiedeltem Gebiet: “In einem größeren Bache, an dem der Weg vorüber führte, badete ich. Das tat wohl, die heißen Glieder so in die kühlen Wasser tauchen zu können. Mehrmals geriet ich in Versuchung, auch den Mund in das Wasser zu stecken und zu trinken, aber das durfte nicht sein. Nach ungefähr einer Viertelstunde stieg ich schnell, ohne abzutrocknen, in den Anzug, nahm mir ein Taschentuch voll Wasser, soviel halt drinbleibt, mit und marschierte lustig und etwas aufgefrischt weiter. Die Nеgеr und Nеgеrinnen die während dieser Zeit an mir vorbei kamen, blieben alle stehen und sahen neugierig meinem Treiben zu, unterhielten sich und lachten darüber” (20.9.1907).

    Während des Badens bedrängen mich die wilden Bienen. Beim Abtrocknen spüre ich einen stark schmerzenden Stich auf dem Kopf. Das könnte wieder eine Biene gewesen sein, oder ein Insekt, welches gezielt Wunden ansteuert. Ich glaube, sowas gibt es. Ich hoffe, das ist dann nicht gerade die Tsеtsе-Fliege.
    Überhaupt haben mich während der Schmetterlings-Fotosession etliche kleine Hautflügler angeflogen, welche aussahen wie Kriebelmücken. Gestochen haben sie nicht, entweder ich war schneller, sie zu verscheuchen, oder sie wollten nur meinen Schweiß.

    Tsеtsе-Fliegen sind im tropischen Afrіkа verbreitet, ernähren sich von menschlichem und tierischem Blut und übertragen die gefürchtete und als Schlafkrankheit bezeichnete Afrіkаnische Trypаnosomiasis. Sie sind tagaktiv und leben vorwiegend in dichten, feuchten Waldgebieten, bevorzugt in den Uferwäldern von Seen und Flüssen, also genau hier, wo ich mich befinde. Der Stich ist sehr schmerzhaft und kann daher nicht unbemerkt bleiben. Nicht alle Tsеtsеfliegen sind Trypаnosomen-Überträger, sodass nicht jeder Stich zwangsläufig zu einer Infektion führt. Das Infektionsrisiko bei einem Stich ist regional sehr unterschiedlich und liegt durchschnittlich in der Größenordnung von 1%, denn auch die Durchseuchungsrate der Tsеtsеfliege variiert stark. In Gаbun gab es in den letzten 20 Jahren zwischen 8 und 53 nachgewiesene Infektionen/Jahr, also doch ein eher überschaubares Risiko. Dagegen zählte man in Gаbun im Jahr 2023 59248 neue Malaria-Fälle, 2018 sogar 112 Tausend Fälle.

    12:30 jetzt fängt es stärker an zu regnen, ich hänge wieder in der Hängematte ab.
    Bis jetzt schien die Sonne nur schwach durch die Wolken.

    13 Uhr, die Sonne kommt wieder hervor, das Solarpanel kommt auf mehr Leistung:
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    Dennoch wird das Smartphone nur von 53 auf 57% aufgeladen. Das scheint im Urwald ein echtes Problem zu sein. Und dabei bin ich hier auf einer richtigen Lichtung. Im Wald selber hätte ich Null Chance, die Geräte mit Saft zu versorgen. Auf dem Wasser sieht das natürlich anders aus, wenn man nicht gerade durch den Sumpfwald fährt. Wahrscheinlich sollte ein Solarpanel hier mindestens 100 Watt bringen, vor allem aber müsste die Elektronik dahinter sinnvoller ausgelegt sein als bei meinem Allpowers 21W ETFE Solar Panel von 2021.

    Langsam bin ich froh, dass ich hier so ein bequemes Lager habe mit etwas Auslauf. Ich stelle mir vor, ich wäre im Sumpfwald gefangen auf einer Brettwurzel.
    Die Luftfeuchtigkeit beträgt ständig um die 100%, ständiges Schwitzen ist angesagt, und das Mückennetz hindert effektiv den Luftaustausch. Auf dem Wasser war es definitiv angenehmer als hier auf Land.

    13:06 ein kleiner Tausendfüßler hat sich in meine Koje verirrt und wird nach draußen expediert.

    13:13 mehrfach Gewitterdonner im Westen.
    Ich liege in der Hängematte und lausche dem andauernden Donnergrollen. Es scheint aber stationär, dh es kommt nicht näher.
    Hier fallen die letzten Tropfen von den Blättern der Bäume.

    13:32 Irrung, das Gewitter kommt langsam näher.

    Zum Abendessen und um die Tabletten runterzukriegen, rühre ich eine Erbswurst aus historischen Beständen kalt in Wasser an und packe Haferflocken und eine Büchse Fisch dazu. Nicht gerade lecker, aber fast Vollwert.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0305CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 485,5 KB ID: 3335701

    Nur Zwiebel und Knoblauch habe ich vergessen. Diese marokkanischen Fischbüchsen werden wahrscheinlich in halb Afrіka verkauft. Die Jäger nehmen sie auch mit in den Busch.
    Es dauert ein Weilchen, bis ich das runter habe. Ein Verdauungsschnaps hilft.

    Immer noch Schmetterlingsfotos. Das Smartphone lädt auch bei schwachem Licht gut, wenn es ausgeschaltet ist. So bekomme ich es am Abend noch auf 66% Ladestand.

    17:05 Ich bekomme Besuch, ein junger Mann mit Gewehr und Korb für die Beute. Schade, doch nicht mehr alleine.
    Zum Glück ist schon alles unter der weißen Tyvek-Plane weggepackt, was offensichtlich Begierde wecken könnte.
    Er sagt etwas in seiner lokalen Sprache, ich antworte, dass ich kein Französisch spreche, und aus Deutschland bin.

    17:15 Er geht runter zum Fluss, eventuell um Fische zu säubern. Hoch kommt er 10min später mit einem kleinen schwarzrußigem Topf und einem großen Messer.

    17:43 ich rieche den aromatischen Qualm seines Feuers. Er benutzt die östliche Lehmhütte (Bild), die auch abgeschlossen war. Er telefoniert kurz.
    17:49 massig Qualm dringt durch das Dach der Hütte. Innerhalb der Hütte muss die Luft zum schneiden sein. Wahrscheinlich vertreibt das die Mücken.
    17:59 er pflückt ein paar Früchte von den Bäumen, bleibt aber von meinem halbierten Baum fern.
    18:10 er telefoniert wieder, spricht leiser.
    18:14 er fegt seine Hütte
    18:21 er sägt etwas
    18:35 er telefoniert wieder, spricht leise.

    19:00 absolute Dunkelheit. Ich denke, der Mann ist jetzt fertig mit seinem Tagewerk und hat Zeit für ein kleines Interview. Ich ziehe mich an und gehe rüber zu seiner Hütte. Er steht vor dem Eingang und ich kann meine Fragen stellen.

    Zunächst interessiert mich seine Meinung zur Befahrbarkeit des Zаdié. Auch mit mehrfachem Nachbohren bleibt es dabei, es folgen jetzt Blockagen auf Blockagen und man kann auch nicht durch den Sumpfwald daran vorbei fahren.
    Ich frage auch, wie viele Kilometer lang der Abschnitt mit den Blockagen ist, er: 2km. Ok, damit meint er nur die erste. Nachfragen ergibt, darauf folgen dann Blockage auf Blockage. Also alles klar, eine Befahrung kann ich vergessen.

    Dann frage ich das Offensichtliche, ob er Jäger sei. Oui, seine Antwort. Ich: Natürlich weiß ich, dass du keine Elеfanten, Gоrillas und Schіmpansen jagst, aber, gibt es die hier um das Lager herum? Oui! Die gibt es hier alle drei. Ich erzähle ihm, ich hätte heute früh einen Elе
    fanten ganz in der Nähe schnaufen gehört. Dann bitte ich ihn, das Geräusch der Schіmpansen nachzumachen. Er: Auua Auua. Da erinnere ich mich, habe ich nicht vorgestern Vormittag solch ein Auua Auua gehört? Also war es kein großer Vogel, wie ich dachte, sondern ein Schіmpanse? Oh, das wäre die nächste meiner drei Wunscharten, denen ich nun wahrscheinlich ganz nah war.
    Eine kurze Filmaufnahme zeigt diesen Auua-Ruf näherungsweise, welchen er gemeint hat, und welchen ich gehört habe. Das klingt doch tatsächlich erst mal nach einem großen Vogel, wenn man das Tier nicht sieht. Ganz so deutlich nach "Auuaa" klingt die Filmsequenz nicht, aber ich habe ja bereits mitbekommen, dass die Rufe hier im Nordosten Gаbuns manchmal viel ausgeprägter oder charakteristischer sind als in anderen Gegenden oder gar Zoos.
    Schimpansen können übrigens nicht nur Auuaa, wie ich später herausfand. Sie haben ein umfangreiches Lautrepertoire zur Verfügung.


    Dann bitte ich ihn, das Geräusch der Gоrillas nachzumachen. Das klingt ganz anders, aber leider habe ich es schon wieder vergessen, wie er mir das vorgemacht hat.

    Meine letzte Bitte, einmal einen Blick in seine Hütte werfen zu dürfen, lehnt er ab, non. OK, kein Problem. Ob da dann doch der Gоrilla-Schädel an der Wand hängt, oder die Elе
    fantenstoßzähne unter der Liege?

    Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Gesprächs, bedanke mich und gehe zurück ins Bett.
    Der Google Translator funktioniert zZ ziemlich gut, offline, zumindest in die Richtung Deutsch nach Französisch. Deshalb muss ich Fragen immer so stellen, dass sie mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Andernfalls würde ich ja die Antwort nicht verstehen können.
    Sogar die Sprachausgabe des Google Translators funktioniert jetzt ohne Netz, das war in Brasilien noch nicht der Fall. Die Sprachausgabe ist hier wirklich hilfreich, da ich oft merke, dass die Gesprächspartner oft Schwierigkeiten haben, das Französische zu lesen. Der Busfahrer am Donnerstag Abend in Mékаmbo sagte mir sogar direkt, dass er kein Französisch lesen kann.
    Nur an einer anderen Stelle sehe ich eine Verschlechterung, die Übersetzungshistorie funktioniert nicht mehr so einfach wie früher. Ich fand das gut, auf die ganzen Übersetzungen wieder einfach zugreifen zu können. Das ist garantiert wieder so eine dämliche Datenschutzsache.

    Der Beginn der Nacht ist jetzt übrigens absolut dunkel. Pechschwarze Nacht, solange der Mond nicht aufgegangen ist.
    In pechschwarzer Nacht einem pechschwarzen Mann ins Gesicht zu schauen ist auch eine spezielle Erfahrung. Man sieht nichts weiter als das Weiße der Augen.

    20:26 Schuss in ~1km Entfernung Richtung Süden.

    23:40 ein weiterer Mann ist gekommen, sagt Bonjour, schüttelt den Kopf zu dem von mir abgesägten Baum, kontrolliert, ob ich wenigsten die Früchte am Kakao-Baum drangelassen habe, und geht weiter bis zu den Unterständen. Dort macht er Feuerholz.

    00:05 ein dritter Mann ist mit Taschenlampe den Pfad hochgekommen, sagte nichts, läuft erst mal in Richtung Lehmhütte, spricht jetzt laut mit dem zweiten. Das Sternenlicht reicht ihnen oft.
    Ich lausche ein Weilchen, auch um zu erkennen, wie die drauf sind.

    00:55 es tröpfelt etwas
    01:09 das große Palaver ist beendet, es kehrt endlich Ruhe ein. Ab nun nur noch seltene Wortmeldungen.

    Ich finde das ganz großartig, dass meine drei mich besonders interessierenden Arten, also Wаldelе
    fаnt, Flаchlandgоrilla und Schіmpаnse, tatsächlich hier vorkommen. Und zwar im ganz normalen gаbunischen Wald, nicht nur in Restpopulationen in Nationalparks, wo sie den Touristen wie im Zoo vorgeführt werden. Ich denke nicht einmal, dass die Populationsdichte hier großartig geringer ist als in den Nationalparks. Alle drei Arten sind gesetzlich geschützt und die meisten Waldläufer halten sich vermutlich daran. Höchstens in Grenznähe zum Kоngо und nach Kаmerun vermute ich, könnte Wilderei ein größeres Problem sein.
    Der einzige Unterschied wird sein, dass die Forschung überwiegend in den Nationalparks durchgeführt wird.


    Schmetterlingsarten
    Blaues Diadem Hypolimnas salmacis:
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    http://www.insektenbox.de/exoten/blaudi.htm
    https://en.wikipedia.org/wiki/Hypolimnas_salmacis
    https://publikationen.bibliothek.kit...062569/3952310

    Common Leopard - Phalanta phalantha Drury, 1773:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0201k.jpg Ansichten: 0 Größe: 490,7 KB ID: 3335691
    https://en.wikipedia.org/wiki/Phalanta_phalantha

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    Neptidopsis ophione:
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    https://www.inaturalist.org/taxa/149...dopsis-ophione
    https://en.wikipedia.org/wiki/Neptidopsis_ophione
    https://lepiforum.org/wiki/page/Neptidopsis_ophione


    Neptis nemetes Hewitson, 1868? Neptis nysiades:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0216k.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,5 KB ID: 3335694
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0304SchmetterlingSchwarzWeiß.jpg Ansichten: 0 Größe: 293,5 KB ID: 3335698
    https://lepiforum.org/wiki/page/Neptis_nemetes
    https://en.wikipedia.org/wiki/Neptis_nemetes
    https://en.wikipedia.org/wiki/Neptis_nysiades
    https://abdb-africa.org/species/neptis_nemetes
    https://upload.wikimedia.org/wikiped...erflies_Neptis


    Acraea circeis (Drury, 1782):
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0196k.jpg Ansichten: 0 Größe: 311,1 KB ID: 3335693
    https://www.alamy.de/stockfoto-weiss...-43152909.html


    Peneleos acraea - Telchinia peneleos peneleos?
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    https://archive.org/details/diegross...p?view=theater

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    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0327SchmetterlingBraun.jpg Ansichten: 0 Größe: 403,3 KB ID: 3335706
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    Nachtfalter auf Tyvek:
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    Zuletzt geändert von Spartaner; 05.09.2025, 09:33.

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      #82
      ​Tag 10, Zаdіé
      Mo 24. Juni 2024, Cаmpement Mаkоwа


      01:20 von Osten nähert sich ein Gewitter, ist später südlich vorbeigezogen.
      05:27 wieder Gewitter im Osten
      06:21 in der Lehmhütte wird die Tür geöffnet.
      Sehr angenehme Morgentemperatur, es ist gerade nicht schwül.
      Sie schüren in beiden Hütten bzw Unterständen ihre Feuer, sagen aber während des ganzen Morgens keinen Ton, sondern gehen wortlos ihrer Morgenroutine nach.

      Ich überlege langsam, wie lange ich noch bleiben möchte. Ich bin nun den dritten Tag am selben Ort.

      Bin dann aber wieder eingenickt. Wann und wohin die ersten zwei gegangen sind, habe ich darum nicht mitbekommen. Erst den dritten bemerke ich, wie er zum Ufer will, grüße Bonjour, steige aus der Hängematte und ziehe mich an. Der freundliche junge Mann fragt mich, ob ich allein bin, was ich hier mache, forschen oder was, ich sage ihm, dass ich auf dem Fluss Zаdіé nach Mаkоkоu paddeln wollte, aber wegen der vielen Blockaden jetzt umkehre. Vielleicht bleibe ich noch einen Tag hier, fotografieren und relaxen.
      Er trägt eine uralte Flinte, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen könnte, großes Schrotkaliber, dazu seinen Tagesproviant, nach urzeitlicher Art rein pflanzlich verpackt, und eine Umhängetasche mit der Munition. Er lässt sich bereitwillig filmen.

      Jäger, in den Blättern eingewickelt hält er seine Marschverpflegung:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h25m58s442R.jpg Ansichten: 0 Größe: 437,2 KB ID: 3336718

      Seine Schrotflinte geschultert:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h27m02s038R.jpg Ansichten: 0 Größe: 441,6 KB ID: 3336719
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      Schrotmunition für die Jagd auf Vögel und Affen:
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      Ich begleite ihn zum Wasser runter:
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      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h33m13s638R.jpg Ansichten: 0 Größe: 584,6 KB ID: 3336723

      Am Strand liegt seine Pirоgue. Massenhaft Ameisen haben von dem Einbaum Besitz ergriffen. Sie sammeln sich vor allem bei zwei toten Fischen, die seit gestern in seinem Boot liegen. Der Mann säubert das Boot und kümmert sich um seine Würmer. Dazu werden sie alle aus dem Vorratsbehälter heraus gesammelt, es sind viele, auf dem Bootsboden zwischengelagert und die lebenden wieder einsortiert.

      Das Boot wird gesäubert:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h36m14s341R.jpg Ansichten: 0 Größe: 358,4 KB ID: 3336726
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h42m09s018R.jpg Ansichten: 0 Größe: 340,2 KB ID: 3336730
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h44m25s726R.jpg Ansichten: 0 Größe: 368,1 KB ID: 3336729

      Die vergammelten Würmer werden aussortiert, die lebenden kommen zurück ins Sammelgefäß:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h46m42s026R.jpg Ansichten: 0 Größe: 385,1 KB ID: 3336732

      Hier zeigt er mir seine praktische Angel:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-24-15h39m22s341R.jpg Ansichten: 0 Größe: 455,1 KB ID: 3336728

      Die besteht einfach nur aus einem bestimmten Stängel, an dem ist mit ganz kurzer Sehne ein Haken befestigt, und das ist schon alles.

      Der Stengel wird dann einfach nur stationär in den Gewässergrund gesteckt und hängt dann fest:
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      Der Mann will jetzt nach Hause fahren, nach Mékаmbо, in sein Haus, sich satt essen, und geht vielleicht in zwei oder drei Tagen wieder auf Tour. Daneben arbeitet er auch als Bauarbeiter, meine ich zunächst zu verstehen. Sand schippen, wie an meiner Einsatzstelle bei Mékаmbо gesehen. Später erkenne ich, was er wirklich sagte. Er ist auch Goldschürfer. Mir fallen auf den Satellitenbildern mindestens zwei Stellen auf, an denen wahrscheinlich nach Gold gegraben wird. Diese sind als Ketten kleiner Teiche erkennbar, zB hier im Mittellauf des Zаdié und dort in seinem Quellgebiet. Ich hoffe nur, die sauen dort nicht auch noch mit Quecksilber herum.

      Ich frage ihn noch, ob man vielleicht vor 10 oder 20 Jahren noch frei den Fluss hinunterfahren konnte, und er bejaht das. Damals gab es keine oder nicht so viele Blockagen. Tja, da habe ich eindeutig Pech gehabt.

      Fertig zur Abfahrt:
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      Beeindruckend ist, wie ‘leichtfüßig’ er auf dem extrem schmalen Rundbodenboot die Balance hält. Keinerlei Unsicherheit, die Boote sind in Bezug auf die Kippligkeit in etwa vergleichbar mit unseren Rennkajaks. Mein Onkel hat es mal ausprobiert: “Heut früh ½6 Uhr sind mir gleich zwei Kanus voll Kautschuk, die den Bеngоlа überschreiten sollten, umgekippt, in der Nähe des Wasserfalls des Bеbаbömwоde. Wiederholte Versuche meinerseits, in einem Mаbаeа-Kanu fahren zu können, blieben erfolglos. Es ist mir nicht möglich, in diesen schmalen Dingern das Gleichgewicht zu erhalten” (16.10.1908).

      Zurück ins Lager Mаkowа. Den Vormittag habe ich nur verdöst, Nachrichten abgerufen etc. Es ist gerade dermaßen heiß und schwül!
      Zum Frühstück gibt es Müsli gemischt mit Haferflocken und Trockenmilch, diesmal nicht trocken, sondern mit Wasser angerührt.

      12:00 ein Unwetter braut sich zusammen, der Wind frischt auf. Damit wird es endlich etwas kühler. Von Osten nähert sich ein Gewitter, kurz darauf setzt der Regen ein.

      Das Wetter kann sich nicht entscheiden. Richtig regnen tut es an meinem Lager nicht.

      Aber es ist eine deutliche Abkühlung der Luft zu spüren. Was für ein Labsal! Die drückende Schwüle ist weggeblasen worden.

      Ich filtere wieder meine zwei Liter Wasser und rühre einen starken Kaffee an. In der schwülen Hitze war ich zu nichts zu gebrauchen, ich hing mit schwachem Kreislauf nur in der Hängematte rum, jetzt kommen die Lebensgeister wieder.

      Das Wasser ist so huminstoffreich, dass man das auch in dünner Schicht in den Flaschen gut erkennt:
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      Jetzt erst mal ein paar weitere Fotos von den Pflanzen und Tieren im Lager.

      Der Kаkаobaum an meinem Lagerplatz:
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      Eidechse auf dem Dach einer Hütte:
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      Eine Schlangenhaut auf dem freien Boden zwischen den Hütten:
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      Am häufigsten sieht man Ameisen, wie hier auf meinem Tarp:
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      … und auf dem Boden zwischen den Hütten:
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      Ameisen entern jetzt auch mein Boot:
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      Bienen am Lockplatz:
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      Ich vermute, es handelt sich bei der hier häufigen Art um Apis mellifera adansonii, die Westаfrikаnische Unterart unserer Honigbiene. Aus einer der аfrikаnischen Unterarten wurde im Mix mit den europäischen “domestizierten” Bienen die Killerbiene gekreuzt, die seit 1957 die tropischen und subtropischen Bereiche des amerikanischen Kontinents unsicher macht.

      Tausendfüßer:
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      Libelle:
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      Heuschrecke:
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      Am späten Nachmittag gibt es wieder zwei Dosen Fisch mit Haferflocken, dazu Zwiebel und zwei Knoblauchzehen reingerührt.
      Die Fischbüchsen haben jetzt schon merklich abgenommen. Ich versuche mich gerade mit viel Essen wieder aufzupäppeln. In den ersten Tagen in Afrіkа hatte ich das Essen weitgehend vernachlässigt.

      Danach gehe ich baden und Zähne putzen. Jetzt muss ich langsam auf die Mücken aufpassen, zwei haben mich schon gestochen. Mit Mückenmitteln sprühe ich mich bisher nicht ein, Ausnahme war nur die AirBnB-Wohnung in Lіbrevіlle.

      Seit gestern Abend, seitdem die Jäger im Lager waren, sind nur noch sehr selten interessante neue Geräusche aus dem Urwald zu hören.

      19:00 auf dem Wasser ist sehr leise Radiomusik zu hören, eher westliche Takte als afrіkanіsche Rhythmen. Ein bisschen weiter oberstrom wird ja wahrscheinlich auch an einem Camp gebastelt, möglicherweise kommt die Musik von da.

      Heute Abend ist es bezüglich Tiergeräuschen viel viel stiller als an den Abenden davor! Ob das vielleicht mit der absoluten Dunkelheit in der länger werdenden mondfreien Zeit der Nacht zusammenhängt?

      Links:
      Faire un feu chez les "pygméеs" Bаkа /To make a fire among the Bаkа pygmіes

      Die Originalhütten der Pygmäеn wurden/werden so gebaut (auf für Regеnwald-Bushcrafter interessant):
      Amazing Home of Sticks and Leaves - Bаkа Pygmy Hut
      Darin sieht man auch Varianten der Rückentragen/Körbe.

      The LAST REFUGE of the Bаbongo pygmіes
      (Pygmäеn-Jagd mit Giftpfeilen in Gаbun)

      Hunting initiation with the Bаkа tribe
      (06:00 ewiges Fächern, um das Feuer am Leben zu halten, später blaue Flamme)

      Mord mit Schrotflinte

      Massive Umweltzerstörung durch Goldbergbau in Westаfrikа:
      Problem kann kommen: Nationwide lockdown looms as Ghаnа battles illegal mining crisis Jüngste Berichte der Ghаnа Water Company Limited (GWCL) verdeutlichen den Ernst der Lage: Die Verschmutzung wichtiger Wasserquellen führt zu ernsthafter Wasserknappheit. Nach Angaben der GWCL sind 60 Prozent der wichtigsten Gewässer des Landes verunreinigt, und die Wasseraufbereitungsanlagen sind überfordert. … Der illegale Bergbau hat nicht nur Gewässer verseucht, sondern auch Ackerland in den Kаkаoanbaugebieten verwüstet und zur Zerstörung von mindestens 34 Waldreservaten geführt (Telepolis).

      Zuletzt geändert von Spartaner; 30.07.2025, 21:21.

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      • atlinblau
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        #83
        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen

        Seit dieser Nacht stehe ich nicht mehr auf, nur um zu pullern. Es ist mir zu mühsam, 2 oder 3 oder 4 mal nachts aufzustehen...Pullern geht viel einfacher im Liegen in meine 850ml-Titantasse.
        Das mache ich schon seit einiger Zeit nicht mehr. Mit 60+ werden die Intervalle eben kürzer, sagte mein Urologe. Das aufstehen fällt schwerer, sagt mein Körper. Ich nutze eine "Tupper-ECO Weithals-Trinkflasche" - Öffnung etwa 4,5 cm (). Bei einer Tasse sehe ich die Gefahr, dass es bei Bewegung überschwappt. Ich knie mich dazu hin. Da passen etwa 1,2 Liter rein - hat bis jetzt immer gereicht. Insbesondere bei Regen kann man schön im trockenen bleiben. Ich konnte auch meinen Mitpaddler (56) von diesem Ritual überzeugen. Ich steige für das kleine Geschäft auch nicht immer aus dem Kajak aus.
        Zuletzt geändert von atlinblau; 31.07.2025, 08:33.

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          #84
          Zitat von atlinblau Beitrag anzeigen
          Ich knie mich dazu hin. ..... Ich steige für das kleine Geschäft auch nicht immer aus dem Kajak aus.
          Das Knien klappt bei mir aber nur im Boot (Canadier) und ich mache es auch immer öfter. Auch auf dem Wasser ist mir die Suche nach einem Ausstieg im Sumpfwald-"Ufer" viel zu aufwändig.

          In der Brückenhängematte kann ich keinesfalls knien, aber im seitlich Liegen geht es problemlos.

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            #85
            ​Tag 11, Zаdié
            Di 25. Juni 2024, Cаmpement Mаkowа


            Heute habe ich wieder alleine im Lager geschlafen. Das finde ich auch besser so. Dennoch stört mich die Gewissheit, dass hier jederzeit jemand aufschlagen kann. Jetzt ist ja unter der Jägerschaft schon bekannt, dass hier ein Weißer alleine in ihrem Lager herumhängt.
            Neue Tiergeräusche sind diese Nacht nicht dazugekommen. Auch fühle ich mich mit Regenwаld-Eindrücken im Moment nahezu aufgesättigt. Im Gegensatz zu anderen, die monate- oder jahrelang auf Weltreise gehen und dabei von einem Highlight ins nächste schliddern, von neuen Eindrücken also nie genug bekommen können, reicht es mir nach einer gewissen Zeit und neue Eindrücke würden die alten nur noch überschreiben, bevor ich sie dauerhaft sichern könnte, was ich schade fände.
            Für heute reicht meine Kaltverpflegung noch, heute möchte ich noch bleiben. Vermutlich werde ich morgen den Heimweg antreten.

            Zunächst schaue ich mich wieder im Lager um. Es gibt noch so manches Detail zu entdecken, eine Auswahl kommt hier.
            Blick in die Kronen der Baumriesen rund um die Lichtung des Cаmps Mаkowа:
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            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0287R.jpg Ansichten: 0 Größe: 733,3 KB ID: 3339182

            Immer wenn ich runter zum Wasser runtergehe, plätschert es kurz dort drüben im Bereich des gefallenen Baumes in 10 - 15m Entfernung, verbunden mit Wellenschlag durch Tiere, die dann abtauchen und sich damit vor mir verstecken:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0147R.jpg Ansichten: 0 Größe: 820,6 KB ID: 3339179

            Trotzdem ich mich auch mal länger auf die Lauer lege, kann ich die Verursacher dieser Turbulenzen nicht erkennen. Sind es vielleicht Zwergkrоkоdile oder das Schmalschnäuzige Krоkоdil? In Frage kämen also die Arten Stumpfkrоkоdil (Osteоlaemus tetrаspis) und das Zentralаfrikаnische Panzerkrоkоdil (Mecіstops leptоrhynchus), zwei Arten, die kleiner und vor allem viel weniger gefährlich sind als das gefürchtete Nilkrоkоdil. Beide sind allerdings nachtaktiv, also werden sie es kaum sein. Handelt es sich um größere Fische? Ich bekomme es nicht heraus.

            Vormittags ziehe ich den Vollschutz an, also Gummistiefel und meine alte feste Regenjacke, dazu natürlich die Mаchete, und erkunde mal den Urwаld hinter meinem Lager. Im Nahbereich des Lagers ist das Unterholz ziemlich dicht gewachsen und wirklich regelmäßig genutzte Pfade gibt es nicht. Die alten Pfade sind wieder weit zugewachsen und damit kaum erkennbar.

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            Liаnen hängen von den Bäumen:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0243R.jpg Ansichten: 0 Größe: 897,1 KB ID: 3339184
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-08-22-08h54m03s777R.jpg Ansichten: 0 Größe: 583,2 KB ID: 3339202


            Nach ~40 Metern stoße ich auf die alte Lagertoilette:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240625_101503_197R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,05 MB ID: 3339201

            Sie besteht aus nichts weiter als einem Loch im Wаldboden und zwei starken Ästen zum draufstellen und scheint bereits seit längerer Zeit ungenutzt zu sein. Genau einschätzen lässt sich das nicht, denn unter normalen Umständen braucht so ein Haufen hier maximal 3 Tage, bis er restlos verschwunden ist (selbst überprüft ). Die fehlende Nutzung schließe ich vor allem aus dem zugewachsenen Weg dorthin.

            Pilz auf dem Wаldboden:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0380R.jpg Ansichten: 0 Größe: 378,3 KB ID: 3339195

            40m weiter stoße ich auf einen deutlich zu erkennenden Pfad, der quer zum Lager verläuft:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-08-22-08h48m06s768R.jpg Ansichten: 0 Größe: 492,3 KB ID: 3339199

            Ist das ein Elеfаntenpfad? Wirklich vielgenutzt ist er auch nicht, aber er hat eine gewisse Breite und ist stärker ausgelatscht als die schwach erkennbaren Pfade zum Lager hin. Dem folge ich zunächst in Richtung Osten, dahin, wo ich den Elеfаnten vor 2 Tagen schnaufen gehört habe. Nach 60m ist aber schon wieder Schluss, da ist eine gefallene Baumkrone im Weg. Hier schlage ich mich jetzt nicht mehr durch das dichte Unterholz, sondern kehre um und folge dem Elеfаntenpfad in die andere Richtung, jetzt nach SW und Süd. Hier ist er viel weniger ausgelatscht und zunehmend schwer erkennbar. Vielleicht habe ich ihn auch schon verloren. 270m weiter kehre ich jedenfalls um. Das GPS hilft mir, den gerade benutzten Pfad wiederzufinden. Ohne das GPS - das möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Hier kann man jedenfalls sehr leicht völlig die Orientierung verlieren.

            Wie ein vielbenutzter Elefаntenpfad aussieht, ist zB hier zu sehen.

            Urwaldspaziergang:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Urwaldspaziergang.png Ansichten: 120 Größe: 2,36 MB ID: 3339211

            Zurück im Lager fallen mir noch die Insektenbauten unter dem Dach des Unterstandes auf:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0367R.jpg Ansichten: 0 Größe: 549,3 KB ID: 3339190
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0369R.jpg Ansichten: 0 Größe: 559,0 KB ID: 3339191
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            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0363Rk.jpg Ansichten: 0 Größe: 500,3 KB ID: 3339188

            Auch hier erkennt man, dass der Unterstand längere Zeit nicht genutzt wurde. Das Dach ist innen vom Ruß des Feuers verdunkelt, die Insektenbauten sind dagegen frisch sauber.

            Landschnecke?:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0342R.jpg Ansichten: 0 Größe: 479,2 KB ID: 3339187

            Ich hätte mal noch einen Größenvergleich dazu packen sollen, das Gehäuse hatte sicher ~10cm Länge.

            Bauliche Details des Unterstandes:
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            Fixierung der Tragestäbe der Liege:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0339R.jpg Ansichten: 0 Größe: 511,3 KB ID: 3339185

            Die Liege wurde letzte Nacht repariert, als die Jäger im Lager waren:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0366R.jpg Ansichten: 0 Größe: 925,9 KB ID: 3339192

            Auch die Verbinder sind alles pflanzliche Materialien, hier vor Ort gesammelt:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0336R.jpg Ansichten: 0 Größe: 319,4 KB ID: 3339180
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0340R.jpg Ansichten: 0 Größe: 671,5 KB ID: 3339189

            Räuchertisch:
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            Die Zitruspflanze habe ich auch mal gekostet. Mir ist sie zu bitter:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0390R.jpg Ansichten: 0 Größe: 186,4 KB ID: 3339198


            Nun sind nur noch zwei Fischbüchsen übrig. Heute besteht das Abendbrot aus einer Mischung von einer Büchse Sardellen in Tomatensoße, einer Büchse Sardellen in Öl, Haferflocken, eine Zehe Knoblauch und etwas Zwiebel.

            19:25 Den ganzen Tag war es still, aber jetzt rumsen in der Ferne wieder Gewitter.

            22:05 heftigstes Wetterleuchten bisher, im Osten ist häufig Donner zu hören. Das stärkste Gewitter bisher.

            Es herrscht nicht der leiseste Luftzug, absolut stickige Luft unter dem Moskitonetz. Das ist wirklich nicht gesund auf Dauer.
            Morgen paddle ich los in Richtung Mékаmbo! Ich denke, ich habe vorerst genug gesehen, gehört und gespürt vom tropischen Regenwаld.

            22:53 allererster Luftzug spürbar
            23:05 ein anschwellendes Brausen nähert sich von Osten, wahrscheinlich ein fetter Schauer. Ich hole die Hose und das Nosilife-Netzhemd von draußen rein in die Hängematte.
            23:07 der Regen setzt ein, er wird schnell sehr stark.

            Diesmal bildet sich auf meiner Ausgangsseite ein dicker Wassersack im Tarp. Bisher entleert er sich aber manierlich im Abstand von ~5sec. Ich hoffe, dass ich nicht noch einmal raus muss, um nachzuspannen.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-08-22-12h10m14s065R.jpg Ansichten: 0 Größe: 122,9 KB ID: 3339203
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            Tiefste Nachtaufnahme, die Umgebung ist taghell erleuchtet von einem Blitz:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-08-22-12h14m05s473R.jpg Ansichten: 0 Größe: 312,0 KB ID: 3339204

            Ein kleiner Vogel warnt laut und aufgeregt direkt über mir. Kommt da etwas Großes auf mich zu?

            Ich bin im Regen eingeschlafen. Den Ruf der Affen-Chefs habe ich wahrscheinlich verpasst.

            Mein Onkel hat die anziehenden Unwetter in der Regenzeit am 31.10.1907 sehr schön beschrieben: “Nachmittags dauert die Arbeit meist nicht lange, da sehr bald ein Tornado hochkommt, der gewaltigen Regen bringt. Dann heißts täglich gegen 5 Uhr, schleunigst ins Dorf flüchten, um nicht bis auf die Haut naß zu werden. Den Regen hört man schon von weitem ankommen am Rauschen in den Wäldern. Hört man dies, weiß man, in fünf Minuten ist er da, also schnell, schnell, ehe es zu spät ist! Gerade jetzt im Oktober regnet es am meisten; täglich ein paar Stunden. Wenig erfrischend ist solch Tornado, aber schön, sehr schön, besonders Abends. Blitz folgt auf Blitz, Donner auf Donner. Mitunter ist es minutenlang hell. Dazu rauscht und platscht ein gewaltiger Regenguß. Wie klein wird man da in dieser gewaltigen Natur”.

            Warum er für diese Gewitter immer den Begriff “Tornado” benutzt, bleibt mir unklar.
            Ganz so heftig wie damals bei meinem Onkel oder bei Inti in den Farallones de Cali sind meine Gewitter natürlich nicht, ich bin ja hier in der “Trockenzeit”.
            Zuletzt geändert von Spartaner; Gestern, 07:13.

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              #86
              ​Tag 12, Zаdié, Cаmpement Mаkowa - Rückweg Teil 1
              Mi 26. Juni 2024, 3.Tag auf dem Wasser 🛶10.6km


              02:40 Nach dem Regen ist die Luft so schön frisch und mit Ozon angereichert, einfach herrlich. Die Luftfeuchtigkeit liegt natürlich trotzdem bei 100%.
              Im Osten donnert es weiterhin. In der Nacht ziehen noch mehrere Gewitter durch, immer verbunden mit starkem Regen.

              02:48 - 02:52 Ein extrem lautes Verkehrsflugzeug überquert uns von Süd nach Nord. Eine uralte russische Maschine? Oder hat Gаbun sogar eine Luftwaffe?

              05:30 der nächste kräftige Schauer rauscht heran. Und wieder schimpft der aufgeregt kleine Vogel über mir.

              05:50 ein Blitz direkt über mir, GoPro Aufnahme des abgehenden Wassersacks.

              Später gibt sich das mit dem Wassersack und es fließt wieder normal ab. Gegen Morgen regnet es immer noch (Satelliten Top-Alarm, richtig fette Regengebiete sehen in dieser Art Darstellung etwa so aus).

              06:13 Es tropft immer mehr unterm Tarp, vielleicht sollte ich mal Nahtdichter einsetzen! Das rhythmische Entleeren des Tarps alle paar Sekunden hat sich aber mit der Zeit von alleine gegeben, seitdem fließt es gleichmäßig in dickem Strahl ab. Der Boden um mein Tarp herum steht trotz des allgemeinen Gefälles hier ~5cm unter Wasser!

              Ein kleiner Vogel sucht Schutz unter meinem Tarp, ist aber sofort wieder weg, als ich ihn mit der Kopflampe suche.

              06:28 ziehe mir die Woolpower-Leggins und Socken an.
              Es regnet immer noch, aber nicht mehr ganz so stark.

              Zum Frühstück gibt es wieder Müsli mit Haferflocken und Trockenmilch. Müsli geht zur Neige.

              09:30 ich dachte schon, der Regen wäre zu Ende und es tropft nur noch von den Bäumen, aber nun geht es neu los.
              Ich war schon beim zusammenpacken.

              Im Verlaufe des Vormittags lässt der Regen aber dann doch nach, es tröpfelt nur noch. Gegen 10 Uhr gehe ich runter ans Wasser. Mich interessiert vor allem, wie weit mein Boot vollgelaufen ist.
              Ja, das sieht übel aus:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h24m17s645R.jpg Ansichten: 0 Größe: 387,5 KB ID: 3341512

              Die Spritzdecke ist an der Luke als tiefer Wassersack eingedellt, der sogleich entleert wird:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h26m26s339R.jpg Ansichten: 0 Größe: 340,0 KB ID: 3341511
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h32m42s412R.jpg Ansichten: 0 Größe: 368,9 KB ID: 3341514

              Nun bin ich gespannt, wieviel Wasser ins Boot gelaufen ist.
              Ich werde positiv überrascht, bis auf eine kleine Pfütze ganz unten am Ende ist das Innere trocken geblieben:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h33m24s112R.jpg Ansichten: 0 Größe: 358,1 KB ID: 3341518

              Die selbstgenähte Spritzdecke hält also fast dicht, und das ganz ohne Nahtdichter bisher. Damit bin ich sehr zufrieden.
              Lager auseinanderbauen und verpacken.

              Um ½12 paddle ich los, Durchfahrt zum Fluss:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h36m37s903R.jpg Ansichten: 0 Größe: 654,0 KB ID: 3341519

              Jetzt geht es zurück nach Mékаmbo, naturgemäß gegen den Strom:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h38m11s204R.jpg Ansichten: 0 Größe: 452,1 KB ID: 3341515

              Der Himmel ist bedeckt, es nieselt immer noch leicht.
              Die kleinere Krautsperre, die ich bei der Hinfahrt noch durch den Sumpfwаld umfahren habe, durchquere ich jetzt direkt. Jetzt war eine Spur erkennbar.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h39m41s585R.jpg Ansichten: 0 Größe: 700,1 KB ID: 3341522
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h40m58s004R.jpg Ansichten: 0 Größe: 747,2 KB ID: 3341521

              Stromauf muss ich stärker paddeln und gönne mir auch kaum Pausen, da ich ja dann gleich zurücktreiben würde. Ganz so schlimm wie auf dem Foto angedeutet ist es aber nicht:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-09h43m14s328R.jpg Ansichten: 0 Größe: 485,8 KB ID: 3341523

              Hier frage ich mich dennoch, wie wäre das mit einem Packraft geworden? Wäre ich da schnell genug, um nennenswert Strecke gegen die Strömung zu machen? Oder wäre man im Packraft bereits im Urwаld “gefangen” gewesen?

              Plötzlich bemerke ich in ~150m Entfernung ein einmaliges starkes Platschen im Gras am linken Ufer, das Wasser spritzt hoch. Hat da gerade ein riesiges Krokodil seinen Kopf auf das Wasser geschlagen? So ist mein erster Eindruck. Und ich dachte doch, die gibt es hier gar nicht, die gefährlichen Nilkrokodile!
              Eine Sekunde darauf sehe ich für einen Augenblick einen gebückten schwarzen Mann weglaufen, eine schmutzig weiße Polyestertasche auf dem Rücken, wie ich zunächst annahm. Nur eine knappe Sekunde lang, dann ist er in der Ufervegetation verschwunden. Wieder eine Sekunde später sehe ich die schwarzen Hände und Füße eines großen Tieres, welches sehr schnell auf der Rückseite eines hellen, glatten Baumstammes hochklettert. 5 Sekunden später ist es im Blätterdach oben verschwunden.
              Da wird mir langsam klar, das kann nur ein Gorіlla gewesen sein, ein Silberrücken.

              Ich habe einen Gorіlla fliehen sehen!

              Ja, er wurde mir nicht von Nationalpark-Rangern auf dem Silbertablett serviert, und deshalb war die Begegnung auch nur so kurz. Trotzdem bin ich froh, das so erlebt zu haben.

              An Fotos war in der Situation natürlich nicht zu denken. Da dachte ich mir, ich illustriere das mal mit den Mitteln der Zeit.
              Leider gehorcht Gemini nicht immer meinen Wünschen, manches begreift es einfach nicht. Und so entsprechen die Illustrationen nicht ganz meinen Erinnerungen. Aber hübsch sieht es trotzdem aus.
              Gorіlla steht im Wasser:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0088ARW_RGorillaAmUfer.jpg Ansichten: 0 Größe: 501,6 KB ID: 3341506

              Ich habe ein Foto von der Hinfahrt als Grundlage genommen, zu sonnig. Und ja, der ist zu nah, es müsste eigentlich dahinten links im Schatten passieren. Aber solche Minidetails weit weg bekommt Gemini nicht gut geändert.

              Dieselbe Situation herangezoomt:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Gemini_Generated_Image_j2bayzj2bayzj2ba.png Ansichten: 0 Größe: 2,16 MB ID: 3341517

              Er schlägt aufs Wasser, da habe ich das “Krokodil” gesehen:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Gemini_Generated_Image_7cdvf87cdvf87cdv.png Ansichten: 0 Größe: 2,01 MB ID: 3341510

              Eigentlich wollte ich ihn in Richtung Land durch das Gras fliehen lassen, aber es gelingt nicht richtig. Gedreht hat es ihn noch, aber so richtig entspricht es nicht dem, was ich gesehen hatte:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Gemini_Generated_Image_elomguelomguelom.png Ansichten: 0 Größe: 2,33 MB ID: 3341516

              Dass Gorіllas freiwillig durchs Wasser laufen, hielt ich bisher für ziemlich unwahrscheinlich. Aber es gibt auch echte Fotos in solchen Situationen, diese Gorіlla-Dame hier sogar mit Spazierstock:

              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: GorillaImWasserFreeR.jpg
Ansichten: 53
Größe: 590,7 KB
ID: 3341574
              (Foto Thomas Breuer, PLOS, CC BY-SA 4.0, verändert)

              Die Gorіllas sind an den leckeren Wasserpflanzen interessiert, die viel weniger stark verholzt sind als die meisten Landpflanzen und auch weniger Stacheln, Dornen oder bittere Abwehrstoffe enthalten.

              Auch wenn man es ihnen vielleicht nicht zutraut, aber dass Westliche FlachlandGorіllas, auch die großen Silberrücken, behende Bäume hochklettern, ist wie der Aufenthalt im Wasser, ebenfalls belegt.

              In der Literatur habe ich etwas interessantes gefunden, wie oft man Gorіllas und Schіmpansen in einem gewöhnlichen Regenwаld außerhalb von Nationalparks tatsächlich sieht, wenn man nach ihnen sucht:
              Jef Dupain et al 2003: Reactions of Chіmpanzees and Gorіllas to Human Observers in a Non-Protected Area in South-Eastern Cameroon, Folia Primatol 2003;74:97100, DOI: 10.1159/000070005

              We searched for chіmpanzees and gorіllas on 153 days, totalling 1,155 h. Chіmpanzees were heard and/or observed on 22 days, gorіllas on 13 days.
              (Wаld außerhalb eines Schutzgebietes, die Tiere waren nicht habituiert). Damit vergleichen habe ich doch ziemlich Glück gehabt auf meiner kurzen Regenwаld-Tour, 1x Schіmpanse gehört und 1x Gorіlla gesehen.

              Chіmpanzees showed mostly curiosity, while gorіllas usually fled immediately.

              Chіmpanzees
              We observed chіmpanzees on 20 occasions on 9 days and heard calls on another 13 days. The most frequent first response to the presence of observers was Curiosity (40%), followed by Stealthy retreat (25%) and Ignore (20%; table 1). After detection, chіmpanzees spent a median of 0.3 min near observers (n = 20, range 0.141 min). They reduced the initial distance to observers 3 times. The median distance of detection was 20 m (n = 20, range 835 m), on 19 occasions in trees (median height: 7 m, range 335 m). Most encounters (85%) were anticipated, since they were heard (80%) or seen (5%) before they detected the observer. If the observer performed non-threatening behaviour, chіmpanzees showed Curiosity or Ignore in 71% of the cases and Hide or Stealthy retreat in 29%. Unexpected encounters with the observer walking or standing resulted in Loud call or Stealthy retreat.

              Gorіllas
              We observed gorіllas 7 times in 5 days and heard calls on another 8 days. The only two responses were Avoid (71%) and Curiosity (29%; table 2). Gorіllas spent a median of 0.1 min near observers (n = 7, range 0.113 min). Once they reduced the initial distance to observers. The median distance of detection was 20 m (n = 7, range 1030 m), once in trees. Encounters occurred by following calls (71%) or following traces (29%). Anticipated versus unanticipated encounters showed no differences in their reactions. Curiosity was shown by the same individual on the same day sitting in a tree.

              Since distant calls indicated the presence of chіmpanzees, observers anticipated the encounter in an appropriate, non-threatening way. As most parties were in trees, mutual observations at safe distances were possible, resulting in higher levels of Curiosity. The reaction of chіmpanzees in this study differs from those in Gabon and Uganda, where flight was the main reaction.
              Anticipation of encounters with gorіllas was extremely difficult. Gorіllas remained terrestrial in dense vegetation with a low visibility. Thus gorіllas detected observers before visual contact occurred and fled instantly (n = 20). This corresponds to reactions of gorіllas in hunted areas in the Ndoki Forest, Congo.
              Western lowland gorіlla silverbacks in Gabon charged and made loud calls in most encounters. In this study, charging never occurred and loud calls were heard twice without seeing the individuals. Our initial approach of getting visual contact with gorіllas failed. We suggest sitting down and performing non-threatening behaviours when approaching gorіllas closely.


              Oben in den Baumkronen habe ich meinen Gorіlla nicht mehr entdecken können, als ich heran war. Also geht es weiter.

              Wie auf der Hinfahrt muss ich wieder den dicken Baumstamm überqueren:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-11h39m15s401R.jpg Ansichten: 0 Größe: 548,9 KB ID: 3341524
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-11h36m46s882R.jpg Ansichten: 0 Größe: 578,4 KB ID: 3341520

              In den breiteren Flussabschnitten ist die Strömung geringer und ich komme gut vorwärts, meine effektive Geschwindigkeit über Grund beträgt 2.8 bis 3.8km/h (zur Erinnerung, stromab betrug meine Geschwindigkeit 5 - 6km/h, allerdings bei viel weniger Anstrengung, mehr Fotopausen etc):
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-11h43m39s834R.jpg Ansichten: 0 Größe: 652,3 KB ID: 3341525
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-11h47m14s004R.jpg Ansichten: 0 Größe: 628,8 KB ID: 3341526
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-11h51m23s757R.jpg Ansichten: 0 Größe: 644,7 KB ID: 3341528
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-26-11h52m58s232R.jpg Ansichten: 0 Größe: 835,7 KB ID: 3341527

              So ackere ich mich langsam stromauf voran. Zum Übernachten habe ich mir schon den einzigen freien Zugang zum Ufer auserkoren, den ich auf der Hinfahrt gesehen hatte. Nach 9km entdecke ich aber einen weiteren Zugang zum Land und erkunde ihn. Der Platz scheint auch von Menschen freigemacht worden zu sein. Hier wäre sogar eine "Zeltwiese" vorhanden. Bäume mit freiem Platz dazwischen für die Hängematte finde ich hier allerdings nicht.
              Die Zeltwiese ist jetzt auch nicht überragend, eher sumpfig, hucklig, also nicht unbedingt einladend. Da fahre ich lieber noch 1¼km weiter bis zu der bereits bekannten Stelle (Foto).

              Um 4 komme ich an, körperlich ziemlich geschafft. Das Paddeln war anstrengend heute. Ich esse erst mal was, dann geht es an den Aufbau des Lagers. Für die Hängematte finde ich nur den Platz direkt am Wasser frei genug. An allen anderen Stellen müsste ich sehr viel Arbeit investieren, die Vegetation zwischen zwei Bäumen zu beseitigen.

              Ich hoffe bei meinem Lager handelt es sich nicht um eine Elеfаntentränke. Auch sieht es parallel zum Ufer wie ein Elеfаntenpfad aus. Da würden sie also zwei Meter von der Hängematte entfernt vorbeikommen.

              Andererseits gibt's aber auch Reste einer Feuerstelle, heute mit großem Tausendfüßler:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0396R.jpg Ansichten: 0 Größe: 430,6 KB ID: 3341507

              An die Maße eines afrikanischen Riesentausendfüßers kommt er nicht heran. Die werden bis 33cm lang, meiner ist vielleicht 10 - 15cm lang.

              Zu bedenken gibt mir dann wieder diese komische Konstruktion zwischen zwei eng zusammenstehen Bäumen:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_092539_040R.jpg Ansichten: 0 Größe: 966,3 KB ID: 3341513

              Das sieht aus wie ein Versteck, gemacht aus den Resten eines kaputten Bootes und ein paar weiteren Stämmen. Ob man sich hier versteckt hat, wenn die Elеfаnten kommen?

              Das fertige Lager quer über die “Elеfаntentränke”:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0399R.jpg Ansichten: 0 Größe: 880,7 KB ID: 3341509
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0398R.jpg Ansichten: 0 Größe: 754,3 KB ID: 3341508

              Das ist nun mein letztes Lager am Zаdié. Was in meiner Erinnerung von der Hinfahrt ein Sandstrand war, ist in Wirklichkeit doch mit einer dicken Schlammschicht bedeckt, nicht sehr schön und ich möchte da nicht hindurchwaten. Anstatt zu baden, gönne ich mir somit wieder nur eine Dusche am Ufer. Mit meiner großen 0.9L-Tasse funktioniert das aber sehr gut.

              17:12 ich liege erstmal in der Hängematte

              Etliche große Tiere rumoren hier im Wаld. Vorhin ist völlig unvermittelt ein großer Baum umgestürzt. Sind vielleicht doch Elеfаnten in der Nähe?

              17:37 schon wieder ist ein großer Baumstamm umgeknallt. Dieser aber kam mir vor wie ein toter Baumstamm ohne Äste. Der hat nichts weiter mitgerissen.
              Zuletzt geändert von Spartaner; Gestern, 07:18.

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              • Intihuitana
                Fuchs
                • 19.06.2014
                • 2134
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87
                Ja immer noch ein spannender Bericht.
                Schade dass deine ursprüngliche Route so nicht machbar war, aber es wundert mich nicht, denn die Situation im Regenwald und Regenwaldflüssen von Karten und Satellitenbildern zu interpretieren ist ausgesprochen schwierig und man vertut sich recht schnell.
                Ich habe für meine Tour im März in Guania im fernen Osten Kolumbiens auch einen Galleriewald völlig anders eingeschätzt. Es stellte sich letzlich als praktisch undurchdringliche "Manglar de Agua Dulce" Süßwassermangroven, wie die Einheimischen es hier nennen, heraus.

                Ich habe für mich nach einigen Tropentouren einige Lehren gezogen.
                -Würde ich eine reine Flusstour planen, auf der es keine Portagen oder Abschnitte zu Fuß gibt würde ich mir vor Ort einen hölzernen Einbaum und Stechpaddel besorgen und damit losziehen. Diese Boote sind Flussaufwärts viel schneller als Faltkajaks oder gar Packrafts und unzerstörbar, was in von Stachelpalmen und anderem dornigen Zeugs verseuchten Flüssen einen großen Unterschied macht.
                -Die Informationen von Einheimischen sind viel mehr wert als alte Karten oder vage Beschreibungen im Internet. Gerade in solchen Gebieten ist das wirklich sehr kleinteilige Wissen von den Anwohnern Gold Wert.
                Nur wenige Kilometer weiter an einem anderen Fluss, von dem es eventuell schon einen Bericht gibt, kann die Situation schon eine völlig andere sein. Sprache lernen, lohnt sich in so einem Fall schon sehr.
                -Man sollte es auch in Betracht ziehen mit einem Ortsansässigen los zu ziehen. Zumindest für einen Teil der Route. Es finden sich öfter als man denkt Leute, die sich gerne etwas dazu verdienen möchten und einen begleiten und man lernt in kurzer Zeit viel mehr als aus Büchern oder dem Internet.
                -Wüsste ich um einen ganz besonders schlimm zugewachsenen Flussabschnitt würde ich eventuell eine kleine Motorsäge in Betracht ziehen.
                -Man sollte eine Tour in tropischem Regenwald immer so konservativ und "pessimistisch" planen wie möglich. Es ist, wenn man es nicht selbst mal erlebt hat, schwer vorstellbar wie unfassbar weit und lang allein ein Kilometer in tropischen Regenwäldern sein kann. Das gilt insbesondere Zu Fuß, aber oft auch auf dem Wasser.
                -Überschwemmungsebenen und Sumpfwälder können viel weiter ins Inland hineinragen als man annimmt,.

                Verstehe ich das richtig, dass die Gorilla Bilder mit KI erzeugt sind und als Impression dienen sollen ?
                Jedenfalls ein sehr eindrückliches Erlebniss. Und ich kann deine Denkweise durchaus nachvollziehen. Sich so eine Tierbegegnung ganz alleine in richtiger Wildnis zu erarbeiten fühlt sich völlig anders an, als sie vom Auto heraus vom Guide an der Wasserstelle oder ähnlichem Aussichtsspot und eventuell angefüttert, präsentiert zu bekommen.

                Bin jedenfalls gespannt wie es jetzt weiter geht nacht der Rückkehr.
                Und sollte eventuell mal meinen eigenen Reisebericht in Angriff nehmen...
                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                • Spartaner
                  Lebt im Forum
                  • 24.01.2011
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                  #88
                  Danke für deinen konstruktiven Kommentar!

                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  Schade dass deine ursprüngliche Route so nicht machbar war, aber es wundert mich nicht, denn die Situation im Regenwald und Regenwaldflüssen von Karten und Satellitenbildern zu interpretieren ist ausgesprochen schwierig und man vertut sich recht schnell.
                  Auf den Google Earth-Satellitenbildern von 2013 war der Fluss überwiegend offen, wäre also damals gut befahrbar gewesen. Nur kleine Stellen waren bereits zugewachsen, und ich hatte schon vor der Tour bedenken, dass es heute weiter zugewachsen sein könnte, hatte ich dir ja auch so geschrieben: "Außerdem befürchte ich, dass sie mir im harten Durchschlagen durch zugewachsene Wasserläufe von den Füßen gezogen werden. Hier sind solche Abschnitte zu sehen, und die sind so etwa das schlimmste, was ich da während der Paddeltour erwarte" (siehe 04.06.2024, 15:19).

                  Natürlich konnte ich auf den Sat-Bildern nicht erkennen, welcher Art die zugewachsenen Stellen waren. Ist das nur eine Schicht Entengrütze oder Schwimmfarn? oder halt undurchdringliches wie solche schwimmenden Grasflächen.

                  So stark zugewachsen ist es in den Jahren danach, die aktuellen Sentinel-Bilder, auf denen man das sehen kann, hatte ich damals noch nicht entdeckt gehabt. Und auch auf denen hätte ich nicht erkannt, was für eine Art Pflanze den Fluss bedeckt. Allerdings bin ich sicher, dass ich es auf diesem Fluss nicht probiert hätte, wenn ich das vorher so gesehen hätte. Auch hatte ich die Hoffnung, dass es nur saisonal zuwächst und in Regenzeiten wieder freigespült wird.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  Ich habe für mich nach einigen Tropentouren einige Lehren gezogen.
                  -Würde ich eine reine Flusstour planen, auf der es keine Portagen oder Abschnitte zu Fuß gibt würde ich mir vor Ort einen hölzernen Einbaum und Stechpaddel besorgen und damit losziehen. Diese Boote sind Flussaufwärts viel schneller als Faltkajaks oder gar Packrafts und unzerstörbar, was in von Stachelpalmen und anderem dornigen Zeugs verseuchten Flüssen einen großen Unterschied macht.
                  Den Kauf eines Einbaums hatte ich auch erwogen. Allerdings wusste ich ja nicht einmal sicher, ob die dort vorhanden sind. In Realität gab es viele dieser Boote, auch viele kaputte. Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich nicht nach dem Preis gefragt habe. Ich denke, jemand, der solch ein Boot hat, braucht es für sein Leben und lässt nur los, wenn es wirklich viel Gewinn abwirft. Wird also sicherlich teuer sein. Aber schon, wenn es unter 300€ gekostet hätte, wäre es rein finanziell lohnend gewesen. Ich hätte ja den Transport des eigenen Bootes im Flugzeug und den inländischen Transportmitteln gespart.
                  Gegen den Einbaum spricht aber auch nach meiner jetziger Kenntnis vor allem, dass ich damit wahrscheinlich nicht gut klargekommen wäre. Die kleinen Dinger mit ihren Rundböden sind viel zu kipplig, als dass ich mich da einfach schnell dran gewöhnen könnte. Teure Fotoausrüstung würde ich da wahrscheinlich immer wasserfest verpacken müssen und damit wären viele Bilder auf dem Fluss nicht entstanden.
                  Und man muss wahrscheinlich ein paar Tage fürs Boot Suchen und Verhandeln einplanen und erregt in dieser Zeit Aufmerksamkeit im Ort. Vor allem letzteres wollte ich unbedingt auf das absolute Minimum reduzieren.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  -Die Informationen von Einheimischen sind viel mehr wert als alte Karten oder vage Beschreibungen im Internet. Gerade in solchen Gebieten ist das wirklich sehr kleinteilige Wissen von den Anwohnern Gold Wert.
                  Ja, ich hätte wohl die Leute, die ich am Aufbauplatz getroffen habe, fragen können. Aber auch da war mir wichtiger, meine Pläne nicht zu offenbaren, um nicht noch von irgendwelchen Uniformträgern vom Fluss gefischt zu werden.
                  Auch im Nachhinein bin ich froh, die Tour so gemacht zu haben. So bin ich wenigstens 4 Tage auf dem Fluss gewesen, und habe einige Tage tief im Regenwald verbringen dürfen. Wenn ich gewusst hätte, dass meine geplante Strecke unfahrbar ist, hätte ich das vielleicht (oder doch ziemlich sicher) nicht gemacht. Um auf einen anderen Fluss umzuswitchen wäre es aber wohl bereits zu spät gewesen.

                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  Nur wenige Kilometer weiter an einem anderen Fluss, von dem es eventuell schon einen Bericht gibt, kann die Situation schon eine völlig andere sein.
                  Mag sein, aber herausfinden könnte ich das nur direkt vor Ort, also am Startpunkt der Paddelstrecke. Die Bounіandje ist im ersten Abschnitt wenige Kilometer unterhalb des Startortes Тébé auch etwas zugewachsen, da wäre es mir wahrscheinlich ähnlich gegangen. Und da wäre ich nicht so weit vom Dorf weggekommen wie es auf dem Zаdié gelang. Und ich wäre auch viel schwieriger wieder zurück in die nächste Stadt gekommen.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  Sprache lernen, lohnt sich in so einem Fall schon sehr.
                  Ja, auf jeden Fall. Leider hindern mich angeborene Faulheit und wenig Faible fürs Fremdsprachenlernen an Fortschritten in Französisch.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  -Man sollte es auch in Betracht ziehen mit einem Ortsansässigen los zu ziehen. Zumindest für einen Teil der Route. Es finden sich öfter als man denkt Leute, die sich gerne etwas dazu verdienen möchten und einen begleiten und man lernt in kurzer Zeit viel mehr als aus Büchern oder dem Internet.
                  Lohnt vielleicht, wenn man die Sprache halbwegs versteht. Ich selber mag es aber nicht so richtig, ich fühle mich allein viel freier. Aber an sich stimmt das schon, man könnte wohl etliches lernen.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  -Wüsste ich um einen ganz besonders schlimm zugewachsenen Flussabschnitt würde ich eventuell eine kleine Motorsäge in Betracht ziehen.
                  Ok, bei verholztem Fluss, beim Gras kannst du damit nicht viel anfangen.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  -Man sollte eine Tour in tropischem Regenwald immer so konservativ und "pessimistisch" planen wie möglich. Es ist, wenn man es nicht selbst mal erlebt hat, schwer vorstellbar wie unfassbar weit und lang allein ein Kilometer in tropischen Regenwäldern sein kann. Das gilt insbesondere Zu Fuß, aber oft auch auf dem Wasser.
                  Das glaube ich auch. Ich hatte ja zur Not, zB wenn mir das zarte Faltboot aufgeschlizt wird, die Möglichkeit, mich maximal 23km Luftlinie durch den Urwald bis zur nächsten Straße durchzuschlagen. Mir gruselt es allerdings beim Gedanken, dass der Strom nicht reichen könnte fürs Smartphone. Wenn man erst mal im Regenwald drin ist, kann man Solarladen wohl vollständig vergessen.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  -Überschwemmungsebenen und Sumpfwälder können viel weiter ins Inland hineinragen als man annimmt.
                  Ja, für meine Gegend habe ich dann allerdings erkannt, dass man die Grenze zwischen Sumpfwald und Regenwald auf festem Land auf den Satbildern gut erkennen kann.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  Verstehe ich das richtig, dass die Gorіlla Bilder mit KI erzeugt sind und als Impression dienen sollen?
                  Ja, die sind reine KI-Schöpfungen, aber eingebettet in eine echtes Foto von mir. Erkennbar sind die Gemini-Fotos an dem Rombus rechts unten im Bild (und an einem versteckten Wasserzeichen).
                  Das war nur ein Test. Eigentlich wollte ich so echt wie möglich meine tatsächlichen Beobachtungen im Bild festhalten, aber das ist mir nicht mal ansatzweise gelungen. Die KI hat zwar schöne Bilder erzeugt, aber die haben nicht viel mit meinen tatsächlichen Erinnerungen gemein.
                  Vielleicht nehme ich die KI-Bilder später mal wieder raus.


                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  Jedenfalls ein sehr eindrückliches Erlebnis. Und ich kann deine Denkweise durchaus nachvollziehen. Sich so eine Tierbegegnung ganz alleine in richtiger Wildnis zu erarbeiten fühlt sich völlig anders an, als sie vom Auto heraus vom Guide an der Wasserstelle oder ähnlichem Aussichtsspot und eventuell angefüttert, präsentiert zu bekommen.
                  Genau.

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