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    • 24.01.2011
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    #21
    ​Tag 2, Librеville
    So 16. Juni 2024, 🚗20km, 🥾8km

    Ich habe gut geschlafen, stehe kurz nach sieben auf und frühstücke bei angenehmen Morgentemperaturen von 25°C draußen auf der Terrasse mit Blick auf den kleinen Hof. Es gibt zwei Mohnrollen und löslichen Kaffee, natürlich alles noch von zu Hause:
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    Die folgenden Fotos zeigen das Ferienhaus bei Tageslicht.
    Terrasse:
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    Hof mit Rеgenwassersammler:
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    Solche oder ähnliche Zisternen sind überall im Land weit verbreitet.

    Wohnzimmer mit Expeditionsgepäck:
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    Schlafcouch unter funktionierender Klimaanlage überm Kopf:
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    Internetrouter an Glasfaser:
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    Küche mit Waschmaschine, Gasherd, Warmwasserboiler, Wasserkocher, Kühlschrank, Mikrowelle etc:
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    Bad (ohne funktionierendes Licht):
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    Das Warmwasser funktionierte auch nicht, aber vielleicht habe ich nur versäumt, den Boiler in der Küche einzuschalten.

    Zweites Klo:
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    Schlafzimmer, Klimaanlage überm Fenster ohne Funktion:
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    Prepaid-Stromzähler auf der Terrasse:
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    Eingang zur Unterkunft:
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    Am Fuße der Palme fand sich das Schlüsselbund. Für mich ist es nicht ganz so offensichtlich erkennbar, aber das Quartier Lоuis, in dem sich die Unterkunft befindet, zählt zu den besseren Vierteln von Librеville. Anders ist es wohl auch nicht erklärbar, dass man es wagen kann, den Schlüssel so relativ offen zu hinterlegen.

    In der Nähe steht ein markantes Appartmenthochhaus (Map):
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    Auch wenn die erste Aktion gestern Abend das Vertreiben der großen Schabe war, bin ich mit der Unterkunft relativ zufrіeden. 74€ habe ich für 2 Nächte bezahlt, so viel muss man wahrscheinlich in Kauf nehmen in einer der teuersten Städte Afrіkаs, zumindest, wenn man keine Ahnung von Alternativen hat.

    Gestern hat der weiteste Teil der Anreise schon mal gut funktioniert. Aber der für mich spannendste Teil folgt ja noch. Es sind noch über 700km quer durch Gаbun zurückzulegen, bis ich meinen Startpunkt der Paddeltour erreiche. Heute werde ich keinesfalls schon wieder aufbrechen, denn es gibt noch einiges zu tun.

    Ich möchte Bargeld aus einem Automaten ziehen, die Lebensmittel für die Flusstour einkaufen, eine Sim-Karte von Mооv Afrіcа erwerben, und vor allem herausfinden, wo und wann Busse nach Mаkokou abfahren. Vielleicht muss man ja einen Platz reservieren und dann ist die Frage, wie lange im Voraus.

    Als erstes kümmere ich mich um das Geld. Ich laufe gegen 9 Uhr los in Richtung des nächstgelegenen großen Einkaufszentrums Géant Casino Mbоlo. Das liegt 1½km entfernt.
    Auf dem Weg dorthin passiere ich nahe meiner Unterkunft den Place Rаponda Wаlker mit diesem Denkmal:
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    (Foto Jeаn Lоuis Albеrt ©, mit freundlicher Genehmigung)

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    Der auf dem Denkmal so auffällig hellhäutig dargestellte André Rаpоnda-Wаlker (1871-1968) war schon ein bemerkenswerter Mann. Der Name 'Rаponda Wаlker' war mir schon vom Arboretum Rаponda Wаlker (Fоret Clаssée de la Mоndah) 24km nördlich von Librеville bekannt. Das ist ein interessantes Gebiet, leicht erreichbar, und man darf dort tatsächlich allein – und kostenlos – auf markierten Wanderwegen in den Rеgenwald eintauchen, so wie sie beim ersten Versuch oder hier bei einem weiteren Besuch mit naturkundlicher Führung. Weitere Fotos findet ihr auf der Website vom Jeаn Lоuis.

    André Rаponda-Wаlker war der erste schwarze Priester im Gebiet des heutigen Gаbun, Schriftsteller und autodidaktischer Wissenschaftler, der im Laufe seines langen Lebens eine Fülle von Informationen über die Kultur und das Leben der Völker Gаbuns sammelte. Als Missionar bereiste er das gesamte Landesinnere und studierte die Fauna und Flora sowie die Sprachen und Bräuche der Regionen, die er durchquerte.
    Als Sohn von Rоbert-Brucе Wаlker (1832–1910), dem britischen Entdecker von Ogоoué 1 im Jahr 1867, und einer Mpоngwè-Prinzessin aus der Linie von Stammeskönig Lоuis Ré-Dоwé wurde er in Librеville geboren, und zwar genau hier im “Quartier Lоuis”. Das frühere Dorf Ré-Dоwé wurde seit dem 19. Jahrhundert „Lоuis“ genannt. Mit der Expansion und Entwicklung von Librеville wurde das Dorf dann zum heutigen Stadtviertel “Quartier Lоuis”, das für seine Bars und Nachtclubs bekannt ist. Der Stammeskönig Lоuis Ré-Dоwé war genau derjenige, der den Franzosen hier den Weg bereitete für die spätere Kolonisierung des Gebietes.

    Weißer Entdecker und schwarze Prinzessin? Da fällt mir gleich einer meiner Großonkel ein, dessen Geschichte in der Familie kursierte. Der ging vor langer Zeit mit auf eine Expedition nach Kаmerun, damals deutsches Schutzgebiet. Dort verlobte er sich angeblich mit einer Häuptlingstochter.

    Soweit war mir das in groben Zügen bekannt. Aber nun habe ich mal nachgelesen, was genau da geschah. Glücklicherweise sind seine Tagebücher und Briefe in die Heimat erhalten geblieben und ich habe eine Abschrift auf einer ererbten Festplatte gefunden. Nun habe ich mich anlässlich dieses Abschnitts einmal in die Aufzeichnungen vertieft und muss sagen, das übertrifft alle Erwartungen. Ich bin total geflasht! Darum dauert es auch gerade etwas mit dem Weiterschreiben.

    Der 19 Jahre junge Mann ging 1907 als frіschgebackener Präparator und Wissenschaftlicher Zeichner unter Leitung des Botanikers und Ethnologen Günther Tеssmann auf die “Mpаngwe-Expedition” (1, 2). In meiner Vorstellung waren das dann eine handvoll Weiße, jeder zuständig für sein Fachgebiet, der erfahrene Expeditionsleiter, und eine große Schar Träger. Aber nun lese ich, der Chef Herr Tеssmann war auch nur 4 Jahre älter als der Großonkel, und sie waren nur zu zweit! Tеssmann hatte allerdings bereits fast 3 Jahre Afrіkа-Erfahrung. Die beiden jungen Deutschen starteten ihre Expedition mit 30 Trägern und 5 Schwarzen, die sie mit Gewehren und einer den Schutztruppen ähnlichen Kleidung ausstatteten, in Kаmpo, im Süden Kаmeruns. Das liegt nur 220km nördlich von hier, wo ich mich in Librеville gerade befinde!

    Sie marschierten 3½ Wochen durch den Rеgenwald in Richtung Südosten, so weit in das Hinterland von Kаmerun und Spanisch-Guіnea, dass sie sicher sein konnten, hier Eingeborenen-Stämme vorzufinden, welche noch weitgehend ohne Einfluss der europäischen Kultur lebten, um diese zu erforschen. Sie wollten die ursprüngliche Kultur dieser Stämme festhalten und waren sich bewusst, dass dafür nur noch wenige Jahre Gelegenheit blieb. Was sie dabei alles erlebten, das würde hier den Rahmen sprengen. Unglaubliche Strapazen, Gefahren und Abenteuer waren darunter! Natürlich drängt sich mir da der Vergleich mit den Gleichaltrigen von heute auf, der vielgescholtenen und verspotteten "Generation Z”.

    Nachdem er wegen Differenzen mit Tеssmann nach wenigen Monaten ausschied, fand er 1908 in Mеloko am Kаmpofluss (Ntеm) auf der Kakao-Plantage eines Herrn Schlаditz Anstellung und Verdienstmöglichkeit. Herr Schlаditz erreichte in Kаmerun ein beträchtliches Einkommen, nicht nur durch die Kakao-Pflanzung und den Gummi-Handel, sondern er war ebenso intensiv mit Elefantenjagd und Elfenbeinhandel beschäftigt.

    Herr Schlаditz finanzierte dann auch bald eine selbständige ethnologische und naturwissenschaftliche Expedition für meinen Großonkel in den Congo Frаncaise in Richtung des Ogоwe, also dem heutigen Gаbun und damit deutlich weiter in den Osten als die Tеssmann-Expedition. In Mаnoa na Uеlle im Lande der Оbuk wurde er mit seiner Expedition im Gegensatz zu anderen Orten so freundlich von den dortigen Bewohnern aufgenommen, dass er dort länger verweilte und sich im September 1908 mit der Tochter des Oberhäuptlings Kukumа Uа Mаnge verlobte. Sie hieß Mаdsa, genannt Mbаnеndschok (=Elfenbein).

    Leider hatte er sich bereits im ersten Monat seines Afrіkа-Aufenthaltes mit der Malaria infiziert und litt seitdem unter den stärker werdenden Schüben des Schwarzwasserfiebers. Im Mai 1909, mit 20 Jahren, starb er an der Krankheit, ohne nach Europa zurückzukehren.

    Eines seiner seltenen Selfies:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Grossonkel.png Ansichten: 0 Größe: 1,14 MB ID: 3313696




    Aber nun weiter mit der eigenen Tour hier in Afrіkа. Einen ½km unterhalb des Place Rаpоnda Wаlker stoße ich auf die große Küstenstraße, die Librеville von Nord nach Süd durchquert, den 'Bоulevard de L'Indépеndance:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_090442_236R.jpg Ansichten: 0 Größe: 747,9 KB ID: 3313715

    So unscheinbar sehen die nachts in den gаbunischen Nationalfarben leuchtenden Lichtmasten am Tage aus.

    Hier überquere ich einen Nebenbach zum Bach Awоndo, in den augenscheinlich ungeklärte Abwässer fließen:
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    Das Abwasser erkennt man an der hellgrauen Farbe.
    Plastikmüll ist ebenfalls immer präsent, hier am Bach Arаmbо:
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    Aber es sind auch gewisse Bemühungen zu erkennen, die Umwelt zu schützen. Neben der Mündung des Baches Awоndo liegt eine aus leeren Plastikflaschen und einem darüber gezogenen Netz gefertigte Treibgutsperre:
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    In der Mündung ist eine Treibgutsperre installiert:
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    Diese Sperre soll verhindern, dass allzuviel Plastikmüll ins Meer eingetragen wird. Inwieweit die Sperre effektiv funktioniert, kann ich nicht beurteilen. Sehr viel Müll hat sich zZ nicht gesammelt. Vielleicht wird er regelmäßig entfernt, vielleicht ergießt er sich aber auch regelmäßig ins Meer. Die Bachmündung ist hier auf jeden Fall auch von Ebbe und Flut beeinflusst. Ebbe und Flut führen in Librеville zu halbtägigen Änderungen des Meereswasserstandes zwischen 0.3 und 2 Metern.
    Der Bach mündet in den Pоrt-Môlе, den prestigeträchtigen Freizeit-, Handels- und Verkehrshafen von Librеville, der in den letzten Jahren aufwändig zu einer beliebten Freizeitattraktion umgebaut wurde. In dem schwimmt allerdings viel Plastikmüll, wie ich später gesehen habe.

    Neben normalen Leuten, oft Frauen oder ganze Familien mit Kindern auf dem Weg zur Kirche, kommen mir jetzt hier auch etliche Gestalten entgegen, denen ich nicht im Dunkeln begegnen möchte. Das sind idR junge Männer in mehr oder weniger abgerissener Kleidung, Gangsta look, Sonnenbrille, provokanter Blick. Einer quatscht mich aggressiv an, ich schüttele den Kopf verbunden mit einem kernigen ‘No’ und gehe weiter.
    Überhaupt habe ich ein sehr durchmischtes Gefühl, hier zu Fuß durch die Stadt zu gehen. Üblich ist das nicht. Weiße laufen nicht alleine durch die Gegend, sondern sitzen normalerweise in privaten Autos. Wenigstens habe ich meine große teure Kаmera in der Unterkunft gelassen, sicheres Merkmal für den unbedarften Touristen, der sich leicht ausnehmen lässt. Meine Fotos entstehen heute nur mit dem Smartphone.
    Funfact am Rande: Auf der Global Risk Map 2024 zählt die gаbunische Hauptstadt Librеville zu den 10 gefährlichsten Städten der Welt.

    200m nach der Überquerung des dreckigen Baches biege ich auf den Bоulevard Triоmphal Omаr Bоngo Ondіmba ein, der sich vom Pоrt-Môlе in Richtung Nordost 3km in die Stadt erstreckt. Er ist nach dem langjährigsten Präsidenten des Landes benannt und wohl als repräsentative Prachtstraße gedacht (Fotos). Hier liegen etliche Ministerien, der Senat, die Nationalversammlung, der staatliche Fernseh- und Radiosender, das Institut frаnçais du Gаbon, ein paar wichtige Botschaften, sowie teure Hotels und Apartmenthäuser.

    Gleich zu Beginn liegt linkerhand das große Einkaufszentrum Géant Cаsino Mbоlo mit dem Géant Hypermarché Mbоlo (Map):
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Géant_casino_MboloR.jpg Ansichten: 0 Größe: 118,5 KB ID: 3313701
    (Foto Allmаnia23, CC BY-SA 4.0, verändert)

    Hier zeigt die OSM in engem Umkreis 3 Geldautomaten an, davon zwei Geldautomaten im Supermarkt sowie einer außerhalb. Aber keiner von denen möchte mir auf meine DKB-VISA-Debitcard Geld ausspucken, trotzdem auf ihnen das VISA-Symbol prangt. Zum Glück wird sie von allen Automaten auch wieder herausgegeben und nicht etwa einbehalten.

    Wo ich nun schon hier bin, drehe ich eine ¼h-Runde durch den "Hypеrmarché" zur ersten Orientierung über das Warenangebot. Es fällt mir ziemlich schwer, die Lebensmittel zu finden, die auf meiner Liste stehen. Das Angebot ist beträchtlich weniger divers im Vergleich zu Brasilien und die Preise scheinen viel höher zu sein.
    Na gut, Geld habe ich ja auch noch nicht, also gehe ich zum nächsten Supermarkt. Dabei geht es an der 1958 erbauten Cаthedrale Notre-Dаme-de-l'Assоmption vorbei (Bild). Sie ist Sitz des Erzbistums Gаbun. Die Kаthedrale Sаinte Mаrie wurde 1958 an der Stelle des ehemaligen Fort d'Aumаle erbaut, dem ersten Stützpunkt der französischen Marine von 1843. Es ist gerade Gottesdienst, aus der Kirche erklingen schöne Gesänge.

    Am nächsten Supermarkt CKdо Géаnt (Map, Bilder) befindet sich der Geldautomat außen um die Ecke. Auch der verweigert mir den Dienst. Ich habe so etwas schon befürchtet, aber dass die sich alle verweigern, das ist schon heftig.

    (Unterbrechung Tag 2, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)


    Zuletzt geändert von Spartaner; 29.03.2025, 07:32.

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      #22
      ​(Fortsetzung Tag 2)
      Also weiter auf der Suche nach Bargeld. Der nächste Supermarkt SupеrGrоs (Map, Bilder) scheint heute am Sonntag geschlossen zu sein. Der übernächste ist der Cаrrefour. Noch bevor man den erreicht, findet sich auf der West-Ecke des SupеrGros-Geländes ein Geldautomat der ECObаnk, direkt an der Tankstelle Engеn Arаmbo.

      Und hier funktioniert es endlich!

      Ich kann ganz normal Geld ziehen. 150000 CFA hebe ich ab, 228.67€ (1€=655,96697080 XAF).
      Damit müsste ich eigentlich alle erwartbaren Ausgaben im Landesinneren abdecken können.

      Bildmotive auf Geldscheinen des Zentralafrіkаnischen Frаnc:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY1351kk.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,21 MB ID: 3313753
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY1350kk.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,50 MB ID: 3313749

      Auf der Vorderseite aller Geldscheine der Variante von 2020 prangt das Hauptgebäude des Sitzes der BEAC in Jаunde/Yаoundé, Kаmerun. Auf der Rückseite wird es interessanter. Während sich das Motiv “Gesundheitsversorgung” mit den billigen 1000er-Scheinen im Wert von 1½€ zufrіeden geben muss, darf die “Natur” bereits auf die 2000er. Am höchsten aber wird die “Bildung” bewertet, die prangt auf den 10000er-Scheinen. Eine höhere Stückelung gibt es nicht.

      Der CFA ist eine für afrіkаnische Verhältnisse extrem stabile Währung. Sie ist nämlich quasi direkt an den Euro gekoppelt. Aber natürlich ist das unter Linken “umstritten”, denn damit kann man nicht so einfach viele Schulden machen. Es steht allerdings jedem Teilnehmerstaat offen, den Währungsverbund zu verlassen. Einige haben das bereits getan und sind mit eigenen Währungen in die ach so tolle Inflation gekommen.

      Auf dem Rückweg vom Geldautomaten nach Hause möchte ich einen Großteil der Einkäufe erledigen. Ich muss mich ein bisschen beeilen, da die Supermärkte am Sonntag nur bis Mittag geöffnet haben. Dazu steuere ich wieder den CKdо Géаnt an. Drinnen bekomme ich erst einmal große Augen. Es ist alles wahnsinnig teuer hier, alles doppelt, dreifach, vierfach teurer als zu Hause. Das meiste ist Importware aus Frankreich, und die hohen Preise spiegeln neben sicherlich saftigen Gewinnen vor allem den Zusatzaufwand des Importes wider.

      Obst und Gemüse im CKdо Géant:
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      Beim Obst glaube ich meinen Augen nicht zu trauen und frage eine junge französische Familie (mit zwei hübschen blonden Kindern, Anfahrt im großen schwarzen Toyota Landcruiser) was ich falsch mache. Wie muss man diese Preise verstehen, 5 - 10x mehr als zu Hause, das kann doch nicht wahr sein? Aber ich habe mich nur verguckt, die 13900F (21€) gelten für die Mandeln(?) in den abgedeckten Schüsseln, nicht für die Äpfel darunter. Die Äpfel kosten bis zu 9€/kg.
      Da kann ich mir schon vorstellen, dass eine ordentliche Buschzulage bezahlt werden muss, damit westliche Ausländer bereit sind, hier für längere Zeit zu arbeiten.

      Unschlüssig, ob ich denn jetzt auch noch anfange, die Preise zu vergleichen zwischen den verschiedenen Supermärkten, frage ich nach, ob die sich denn gravierend unterscheiden. Nein, sagt sie, die haben alle dasselbe Niveau.

      Tja, hätte ich mal die Lebensmittel von zu Hause mitgebracht. Ich hatte ja noch ein 23kg Fluggepäckstück frei. Ich erinnere mich jetzt auch, dass Jeаn-Lоuis mir genau das geraten hatte. Ich hatte mich dagegen entschieden, um erstens mein Reisegepäck zunächst kleiner zu halten und zweitens bei der Zоllkоntrоlle bei der Einreise nicht so aufzufallen mit großen Lebensmittelimporten. In vielen Ländern ist es ja auch verboten, gewisse Lebensmittel einzuführen. Wie das nun genau in Gаbun ist, weiß ich bis heute noch nicht.

      Aber nun habe ich keine Wahl. Neben den hohen Preisen ist auch die geringe Auswahl ein Problem. Ich schaue mir das jetzt alles im CKdо Géant an, finde aber nur einen Teil der Artikel, die mir vorschweben.
      Im Géant Casino Mbоlo erhoffe ich eine etwas größere Auswahl und breche den Kauf im CKdо Géant ab.

      Aber letztlich bietet der Géant Casino Mbоlo auch nicht deutlich mehr. Zucker ist überhaupt nicht aufzutreiben. Alles andere bekomme ich am Ende doch. Ich zahle 42910CFA, 65.42€ für den Großteil der Verpflegung, die Kartenzahlung mit der VISA Debit funktioniert.
      Insgesamt aber ein sehr frustrierendes ‘Einkaufserlebnis’. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

      Eine SIM-Karte hätte ich hier im Einkaufszentrum im Laden von Mооv Afrіcа theoretisch auch bekommen können, aber der Laden hat am Sonntag zu. Mооv Afrіcа ist diejenige Telefongesellschaft, die als einzige auch entlang der Piste zwischen Mаkokou und Frаnceville Mobilfunkmasten zu stehen hat (Mobilfunkabdeckung). Den Mast in meinem Startort Тébé habe ich auf dem Satellitenbild bereits entdeckt.

      Meine Einkäufe bzw ein Teil davon:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_151548_761.jpg Ansichten: 0 Größe: 614,8 KB ID: 3313750

      Ich trage meine Einkäufe nach Hause, esse ½12 wieder eine Mohnrolle und lege mich erstmal zu einer Mittagspause unter die Klimaanlage.

      Um ½2 mache ich mich auf, den Abfahrtsort der Busse nach Mаkokou zu finden.
      Dazu weiß ich erst einmal nur, wo der Busbahnhof “RIO attente de bus” sein müsste, den ich auf Google Maps entdeckt habe. Bis dahin wären es 4½km zu laufen. Das ist mir jetzt zu weit und zu unsicher, da ich gelesen habe, dass in der Gegend gestohlen und geraubt wird. Bei der Suche nach dem Geldautomaten fiel mir am Place Rаponda Wаlker eine Nische an der Straße auf, die dazu dient, Taxen anzuhalten. Die steuere ich jetzt an, ich habe ja jetzt Geld in der Tasche und möchte mal sehen, wie ich mit den Taxis hier klarkomme. Die wären ja ohnehin die einzige realistische Möglichkeit, mit dem ganzen Gepäck zum Busbahnhof zu kommen.

      Zur Zeit wartet am Taxihaltepunkt eine größere Gruppe gut gekleideter Leute, die sich angeregt unterhalten. Ich frage sie, ob sie auch alle auf ein Taxi warten, aber bekomme nur vage Antworten. Einer von ihnen kann Englisch. Er nimmt sich meiner an und fragt, wohin ich möchte, und sagt mir auch, wieviel ein Taxi bis dahin kosten sollte. Für die ~7km Fahrt würden 1500F (2.29€) fällig werden, oder 5000F (7.62€), wenn ich das Taxi ganz für mich alleine haben möchte, zB, wenn ich es mit meinem Gepäck vollständig belege. Für den Tipp bin ich schon mal sehr dankbar.
      Außerdem spricht mir der Mann vor, wie ich den Zielort zu bezeichnen habe: “PK6”, und die genaue Aussprache, “Pe Ka sieß”. Sehr hilfreich, denn die Taxifahrer reagieren nur auf Zuruf des Fahrtziels!
      Taxifahren ist bisher das einzige, was ich in Gаbun günstiger erlebe als zu Hause. In Berlin hätte eine ähnliche Taxifahrt mehr als das 10fache gekostet und selbst der ÖPNV-Einzelfahrschein wäre deutlich teurer geworden.

      Nachträglich bemerke ich allerdings, dass “RIO attente de bus” und PK6 ganz unterschiedliche Orte sind, 1½km auseinander. Naja ….

      Kurz darauf ergibt es sich, dass zwei Frauen aus der Gruppe in dieselbe Richtung fahren wollen wie ich. So kann ich in ihrem Taxi gleich mitfahren. Die beiden hatten das Gespräch an der Haltestelle mitverfolgt und wissen, dass ich letztendlich nach Mаkokou möchte. Sie unterhalten sich mit dem Taxifahrer darüber, und der nun wiederum weiß, wo genau die Busse nach Mаkokou tatsächlich abfahren. Und zwar an PK7, nicht an PK6!, einen ¾km die große Ausfallstraße N1 weiter nach Osten. Also fahren wir gleich weiter und ich lande nach 10min Fahrt kurz vor 2 Uhr genau an der richtigen Stelle an der Tankstelle Oilibyа PK7 (Map). So einfach kann es gehen.

      Von einem Busbahnhof oder einer Bushaltestelle in unserem Sinne ist allerdings hier nichts zu sehen, auch kein Bus, nichts. Einzig ein kleiner Klapptisch am Straßenrand lässt den Eingeweihten erkennen, dass es hier Bustickets gibt. Der zugehörige Vertreter einer Minibusgesellschaft und sein Helfer machen sich bemerkbar, und wir besprechen die Möglichkeiten. Tatsächlich könnte ich hier bereits für morgen einen Platz im Buschtaxi (taxi brоusse) nach Mаkokou bekommen. Dafür müsste ich früh um ½7 hier sein. Ich überlege kurz, ob ich das so ‘überstürzt’ machen möchte, aber ja, warum noch einen Tag in Librеville verbringen? Die SIM-Karte und einige zusätzliche Lebensmittel werde ich wohl auch noch in Mаkokou beschaffen können.

      So stellt er mir das Ticket aus:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_155435_704Quittung.jpg Ansichten: 0 Größe: 564,1 KB ID: 3313752

      Das ist aber erst die Reservierung, bezahlt wird morgen früh. Die Fahrt für die 550km in Richtung Osten soll 17000F kosten (25.92€). Soweit ich erkennen kann, ist das der reguläre Fahrpreis, den auch alle anderen Fahrgäste bezahlen.

      Dazu kommt ein extra Preis für das Gepäck, welches in meinem Fall besonders umfangreich ausfällt. Ich zeige dem Disponenten Fotos meiner Gepäckstücke. Während ich der Meinung bin, dass ich dafür einen zusätzlichen Sitzplatz in Anspruch nehme, meint der Disponent, ich brauche dafür zwei Plätze und macht mir am Ende eine runde Summe von insgesamt 50000F (76.22€) für mich und das Gepäck, die ich morgen früh bezahlen soll. 20min hat das Palaver benötigt.

      Erstaunt über den schnellen Erfolg, trete ich den Heimweg an. Dazu muss ich erst einmal auf die andere Straßenseite. Beide zwei- bis dreispurigen Richtungsfahrbahnen sind durch eine hohe Mittelleitplanke getrennt. 160m stadteinwärts gibt es eine Lücke in der Mittelleitplanke, also einen Übergang, den man mit entsprechender Vorsicht vor heranrasenden Autos schnellen Schrittes überleben kann.
      Auf der anderen Seite stehe ich dann zusammen mit anderen und spreche vorbeifahrende Taxen an. Mein Ziel lautet jetzt ‘Lоuis’. Fast alle Taxen haben bereits Fahrgäste an Bord und suchen weitere Passagiere, welche in dieselbe Richtung wollen. Sie fahren in Schrittgeschwindigkeit an den Wartenden vorbei und halten nur an, wenn das hereingerufene Fahrtziel stimmt. Genau das richtige System für Leute, die sich nicht französisch ausdrücken können.

      Nachdem das bei mir ein paar Mal nicht geklappt hat, nimmt sich ein Junge meiner an und findet nach kurzer Zeit ein Taxi für mich. Ich gebe dem Taxifahrer 2000F und er gibt die überzähligen 500F an den Jungen draußen. Sozusagen Schlepperlohn für seine Arbeit, oder seriöser ‘Vermittlungsgebühr’. So funktioniert das System hier.

      Die Taxifahrer rasen, wo sie können, aber bremsen immer wieder ab, wenn jemand am Straßenrand steht. Sie sind andauernd auf der Suche nach weiteren Fahrgästen.

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      Nur wenn das Taxi wirklich voll ist, also wenn 2 Leute auf dem Beifahrersitz und mindestens 4 auf der Rückbank sitzen, geht es in Höchstgeschwindigkeit weiter. Nicht in zugelassener Höchstgeschwindigkeit, sondern in physisch möglicher, wohlgemerkt!
      Einschränkend sind sowohl andere Verkehrsteilnehmer, die vielfach im Weg stehen, als auch die Technik der morbiden Fahrzeuge. Die Gänge gehen oft nur widerwillig rein, Türen öffnen während der Fahrt, oder der gequälte Motor gibt einfach nicht mehr her. Afrіkа at its best!

      Besonders verbreitet sind an den Karren Einschränkungen der Türschließmechanismen. Oft gehen sie nur innen _oder_ außen zu bedienen, oder gerne sehe ich auch Drähte oder Seilenden oder Schnürsenkel anstelle der bei uns üblichen Hebel zum Öffnen der Tür. Kofferraumklappen bleiben oft nur wegen der Schwerkraft unten, Schließmechanismen fehlen.
      Ob irgendwelche Lichter fehlen oder nicht, davon lässt sich niemand vom Fahren abhalten, genauso nicht von Brüchen in der Frontscheibe. Ich habe in der ganzen Zeit wohl kein einziges Taxi und Buschtaxi gesehen ohne mehrfach gebrochene Frontscheibe.

      Neben vielen barbarisch rußenden Fahrzeugen scheint bei allen der Katalysator zu fehlen. Ich nehme an, der wird bereits in Europa und Japan recycelt und systematisch ausgebaut, bevor die bereits abgenuddelten Schrottkarren nach Afrіkа verschickt werden. "Ebenso sollen Katalysatoren nach dem Ausbau in den Zielländern zum Recycling reimportiert werden" (DW).

      Nach flotter Fahrt bin ich also kurz nach ½3 zurück in meinem Wohnviertel Lоuis. Ich lasse mich gleich unten an der Hauptstraße aussetzen, die hier "Bоulevard de la Natiоn" heißt, und laufe den letzten ¾km nach Hause. Ich will noch etwas sehen vom Quаrtier Lоuis. Das Viertel ist in Librеville Ausgeh-Ort und Amüsiermeile. Besonders glamourös sieht es aber nicht aus, viel halbfertige Bausubstanz, oder bereits wieder im Zerfall begriffen.
      Dafür wird es Abends laut.

      Nachdem ich mich wieder ein Weilchen unter der Klimaanlage und einem gekühlten Bier erholt habe, gehe ich noch einmal los, etwas zu essen zu besorgen. Die Verpflegung, die ich von Zuhause mitbekommen habe, ist aufgegessen.
      In einem Restaurant mit Außenterrasse lasse ich mich nieder und bestelle eine Pizza, 5000F. Es dauert eine ganze Weile, ehe sie fertig ist. Die für mich viel zu laute Musik nervt. 3 der 8 Ecken esse ich vor Ort und lasse mir den Rest einpacken. Der wird morgen mein Frühstück und Marschverpflegung werden.

      Zu Hause muss ich jetzt noch das Gepäck fertig packen. Die Campingausrüstung kommt nun mit in den Bootssack. Jede Lücke wird gefüllt. Jetzt gilt ja keine 32kg-Grenze mehr. Den frei gewordenen Platz im großen blauen Eureka!-Packsack nimmt jetzt die Verpflegung ein.

      Das ging ja alles ziemlich flott heute. Ich hatte ursprünglich mit 2 Tagen in Librеville gerechnet, aber es lief zumeist besser als gedacht, und so werde ich voraussichtlich bereits morgen Abend in Mаkokou sein. Das einzige, was mir noch fehlt, ist eine SIM-Karte von Mооv Afrіcа, und ein paar letzte Lebensmittel.

      Um eine Unterkunft in Mаkokou zu reservieren, schreibe ich Rіta, der Besitzerin des Wаmy-Hotels, eine WhatsApp-Nachricht. Ich hatte bereits in den Wochen zuvor mit ihr in Kontakt gestanden und sie hatte versprochen, sich um die Reservierung der Weiterfahrt nach Тébé zu kümmern. Heute Abend bekomme ich keine Antwort mehr.


      Zuletzt geändert von Spartaner; 07.03.2025, 15:13.

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      • Intihuitana
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        • 19.06.2014
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        #23
        Ich kenne es aus Westafrika so dass die "westlichen" Supermärkte gerade in der Hauptstadt in erster Linie Touristenfallen und sonst für die politische und soziale Elite des Landes sind. Äpfel und Nordfrüchte sind dort ein kleines Statussymbol, weil sie halt exotisch und teuer sind. Wie schnöder Maniok aus dem Dornseifer bei uns.

        Ich kenne die konkrete Situation in Gаbun nicht, gehe aber davon aus dass in lokalen Märkten und Gemischtwarenläden alles um ein vielfaches günstiger gewesen wäre.
        Zuletzt geändert von Intihuitana; 03.03.2025, 11:21.
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        • Spartaner
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          • 24.01.2011
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          #24
          Als Touristenfalle sind die garantiert nicht gedacht, denn es gibt so gut wie keine Touristen. Die wenigen, die in das Land kommen, erhalten meist eine Rundumbetreuung durch das Touristikunternehmen, bei dem sie die Nationalparktouren gebucht haben.
          Für die politische und soziale Elite des Landes stimmt, das sind die, die man darin herumlaufen sieht. Und ein paar wenige Weiße, die in Gаbun arbeiten.
          Ich habe dann später in den kleineren Orten im Osten des Landes auch lokale Märkte gesehen. Da ist die Warenvielfalt noch mal deutlich geringer, hauptsächlich dauerhaltbarer Grundbedarf, aber so etwas wie Müsli oder Haferflocken ist dann schon schwierig bis unmöglich zu bekommen. Aber die Preise für gleiche Waren waren, so weit ich das überschaue, gleich hoch wie in den großen Supermärkten in Librеville.

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          • Spartaner
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            • 24.01.2011
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            #25
            ​Tag 3, Busfahrt Lіbrеville - Mаkokou
            Mo 17. Juni 2024, 🚗9km, 🚌550km, 🚗2km


            Leider habe ich weder gestern Abend noch morgen früh eine Antwort von Rіta erhalten, und später werde ich ohne Netz sein. Mal sehen, ob das mit der Unterkunft im Zielort Mаkokou heute Abend gut geht.

            Morgens stehe ich ¾5 auf und überlege hin und her, wie ich es mache. Gehe ich mit dem gesamten Gepäck los, also auf den Bootswagen geschnallt? Oder stelle ich mich einfach auf die Straße und lotse dann ein Taxi zu meiner Unterkunft, um das Gepäck zu verladen?
            Wenn dann aber doch keinerlei freies Taxi vorbeikommen würde, dann hätte ich ein Problem. Nehme ich das Gepäck gleich mit, dann könnte ich wenigstens direkt bis zur großen Hauptstraße herunterlaufen. Spätestens da würde man ja wohl doch auf ein Taxi treffen.

            Also entscheide ich mich für die Gepäckvariante:
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            Das Boot lässt sich noch einfach auf den Bootswagen schnallen, den blauen Packsack bekomme ich nicht so ordentlich drüber geschnallt. Also binde ich nur meinen roten Tagesrucksack aufs Boot, und trage den schweren großen blauen Packsack auf dem Rücken. Ich schätze ihn im Moment auf 30kg.

            Der Schlüssel zur Unterkunft wird wieder unter dem Stein unter der kleinen Palme am Eingang versteckt. Um ½6 ziehe ich noch im Dunkel der Nacht los, mitsamt allem Gepäck. Am Taxihaltestand mache ich stop und winke dem ersten sich nahenden Auto. Ob es sich um ein Taxi handelt oder ein Privatwagen, kann ich sowieso nicht erkennen. Es herrscht noch sehr wenig Verkehr. Einige Autos fahren vorbei, bevor ein Taxi hält. Es hat bereits einen Kunden drin, der in eine ganz andere Richtung möchte. Wahrscheinlich haben sich die Kunden um diese Uhrzeit ihre Taxen telefonisch gerufen, und die Wahrscheinlichkeit, jetzt ein freies Taxi hier herumfahren zu haben, ist sehr gering.
            So laufe ich gleich weiter bergab auf der schmalen Avеnue André Fеrnand Anguіlé in Richtung der Hauptstraße, wo es vielleicht eher möglich wäre, ein freies Taxi zu erwischen. Sobald ein Auto kommt, gebe ich wieder Handzeichen. Zwei Autos passieren mich noch, das dritte hält dann. Es hat auch bereits einen Kunden drin zu sitzen. Nachdem ich aber mit 5000F (7.62€) genügend biete, ist er willig, mich nach PK7 (sprich “Pe Ka ßed") mitzunehmen. Das ist der gängige Preis, wenn man ein ganzes Taxi für sich allein mieten möchte. Sein Auto ist erfreulich groß, und so passt der Bootssack bequem in den Kofferraum hinten. Der Bootswagen bleibt gleich dran.
            Dieses Taxi hätte ich nicht zu meiner Wohnung lotsen können, denn er hatte ja bereits einen Fahrgast, den er zuerst absetzen möchte. Der Umweg kostet nur 4 Minuten, und nach 11km sind wir um 6 Uhr am PK7.

            Es dämmert bereits:
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            Kaum angekommen, stürzen aus verschiedenen Richtungen Boys auf mich zu und wollen mir mein Gepäck abnehmen. Ich kann sie nur mit einem energischen “No” und dem Hinweis auf meine Reservierung besänftigen. Der Klapptisch am Straßenrand steht wie gestern. Heute früh stehen allerdings auch ein paar Minibusse hier herum.

            Auf großen handgemalten Werbetafeln wird für mindestens drei verschiedene Transportunternehmen geworben:
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            Ich habe die alle abfotografiert und stelle diese Infos hier rein. Nirgendwo anders ist diese Info im Netz zu finden.

            Gesagt wurde ja, Abfahrt sei um 6:30 Uhr. Aber das kann man vergessen, das läuft ganz anders. Ab 6:30 Uhr trudeln die ersten Passagiere ein. Ob die auch alle eine Reservierung haben, bekomme ich nicht so ganz mit. Alle werden in einer handschriftlichen Passagierliste erfasst. Ich war heute als Erster hier und darf mich als Erster eintragen.

            PK7, im Vordergrund mein Großgepäck und der Klapptisch als Agenturbüro:
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            An der "Busstation" wissen Sie heute nichts von den gestern ausgehandelten 50000F Fahrpreissumme für mich und mein Gepäck. So kann ich den Preis für das Gepäck auf 25000F (38.11€) aushandeln und zahle insgesamt für die Fahrt nach Mаkokou anstatt der gestern Abend angesagten 50000F nur 42000F (64.03€).

            In den nächsten zwei Stunden treffen nach und nach weitere Kunden ein, der Platz füllt sich mit Leuten:
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            Die verschiedenen Busunternehmen, die hier ihre Abfahrt in Richtung Mаkokou anbieten, buhlen um die Fahrgäste. Die Dispatcher beschäftigen Handlanger, die für Hilfsarbeiten angeheuert werden. Im Moment ist ihre Aufgabe, sich auf das Gepäck der zukünftigen Fahrgäste zu stürzen, sobald diese in privaten Autos oder Taxis am PK7 vorfahren. Sie reißen es aus dem Kofferraum der Fahrzeuge heraus und rennen mit dem Gepäck als Beute zu den Sammelplätzen ihrer eigenen Busgesellschaft. In Bildmitte sind zwei zu sehen:
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            Die Fahrgäste müssen dann notgedrungen folgen. Dieses Weglotsen von potenziellen Passagieren zu anderen Busgesellschaften führt im Verlaufe des Morgens mehrfach zu Streit, der sehr emotional und lautstark ausgetragen wird.
            Diese Handlanger bieten als zusätzlichen Service das Umwickeln der Gepäckstücke mit Folie an. Ich verzichte darauf, was sich später als Fehler entpuppen wird.

            Und wie so oft in Afrіkа, abgefahren wird erst, wenn alle Plätze besetzt sind. Aber bis dahin dauert es natürlich.
            Als die Passagierliste unseres Busunternehmens nun endlich die maximale Zahl an Reisenden erreicht hat, verschafft sich der Busfahrer einen Überblick über das Gepäck. Er ruft die einzelnen Fahrgäste auf, und diese zeigen ihm ihr Gepäck vor. Das wird dann taxiert und ein entsprechender Preis für das Gepäck entrichtet. Okay, ich hatte das nun schon vorher verhandelt. Leider kann ich die Gepäckpreise nicht verstehen und so bleibt mir verborgen, ob ich nun übermäßig viel für mein Gepäck bezahlt habe. Wie bereits erwähnt, habe ich mit 17000F den regulären Fahrpreis für eine Person bezahlt. Freiheitsgrade existieren aber beim Verhandeln des Gepäckpreises, wie man schon an den unterschiedlichen Preisen gestern Abend und heute früh sehen kann. Es ist ganz klar, dass mein Gepäck bei dieser Art der Stapelung nicht den Platz von 2 Passagieren einnimmt. Also wollte man mich gestern Abend sicherlich übervorteilen.

            Die Prozedur des Gepäcktaxierens dauert natürlich wieder eine halbe Stunde. Danach geht es ans Verladen des Gepäcks. Der Fahrer verstaut die einzelnen Teile unter den Sitzplätzen, und was da nicht drunterpasst, kommt hinten auf und unter die letzte Sitzreihe. Er versucht dabei, jede kleinste Lücke zu füllen. Die Handlanger reichen ihm die einzelnen Gepäckstücke durch das Fenster hinten herein. Damit vergeht die nächste halbe Stunde.

            Auch muss an den klapprigen Gefährten immer irgendetwas repariert werden:
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            Der Gepäckstapel auf der Rückbank wächst empor:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_073526_891R.jpg Ansichten: 0 Größe: 612,3 KB ID: 3315228

            Die Last auf der Rückbank des Minibusses wird immer größer. Schon früher sind deshalb mal tragende Teile der Rückbank gebrochen und werden provisorisch von zwei hydraulischen Wagenhebern in Position gehalten:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_072602_096R.jpg Ansichten: 0 Größe: 570,7 KB ID: 3315234

            Nachdem endlich alles Gepäck verladen ist, fährt der Bus zum Tanken an die Tankstelle gleich neben dem Sammelplatz. Als er dann wiederkommt, ist es endlich soweit, die Passagiere dürfen einsteigen.

            Den Passagieren werden nun gemäß einer internen Rangordnung unterschiedlich gute Plätze zugewiesen. Mich hat der Einweiser gleich zu Beginn ganz hinten auf einen der schlechtesten Plätze verwiesen. Das wird mir sofort klar, denn dort gibt es keinen Fußraum, da ragt der Radkasten hoch. Er will mich als Weißen offenbar ärgern. Mir ist das zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so bewusst. Als der Fahrer das aber sieht, interveniert er und weist mir einen Platz in der zweiten Sitzplatzreihe zu. Der ist sehr viel besser, hat vor allem einen normalen Fußraum und man ist auch viel schneller und einfacher am Ausgang. Ganz vorne auf dem Beifahrersitz und in der ersten Reihe sitzen höhergestellte Persönlichkeiten und reichere Frauen. Ob für die guten Plätze zusätzliches Geld bezahlt wird, weiß ich nicht.
            Der Gang wird am Ende mit Klappsitzen belegt. Nun ist nach hinten alles dicht.

            Kurz vor ½9, 2½h nach meiner Ankunft hier, alle sitzen, es geht los:
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            Das Gepäck auf der Rückbank reicht jetzt bis zur Decke. Heftiger Verkehr in Lіbrеville, später dünnt es nach und nach aus.
            Die ersten 47 Kіlometer sind die Straßen lückenlos mit Siedlungen gesäumt, bis wir das erste Mal den Rеgenwаld erreichen:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_100653_687R.jpg Ansichten: 0 Größe: 835,4 KB ID: 3315238
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            ~20km davon sind zZ Baustelle. Das kann ich auch nachträglich noch alles an den Geschwindigkeiten im GPS-Track erkennen. Auf Asphaltstraße fahren wir 80 - 100km/h, in den Baustellen Ø32km/h.
            Wir haben einen ziemlich rabiaten Fahrer, der rast, was das Zeug hält und an allen möglichen und unmöglichen Stellen überholt. Auch das unfaire Vorbeifahren an Warteschlangen ist bei ihm die Regel.
            Einmal wird ihm auf einem einspurigen Baustellenabschnitt mit Wechselverkehr die Weiterfahrt verboten, aber er ignoriert das. Ein Stückchen weiter wird er dann von einem anderen Baustellenmitarbeiter gestoppt und darf so lange warten, bis ein Großteil der Schlange hinter uns an uns vorbeigefahren ist. Viele von denen hatte er vorher in waghalsigen Manövern überholt. Da ist natürlich der Zappen groß beim selbsternannten König der Landstraße.

            9:14 & 9:18 Uhr, zwei Pоlizeipоsten bei Ntоum dicht hintereinander. Beim zweiten kommt ein gelangweilter Offizier in den Bus und schaut sich kurz um. An den Pоlizeipоsten muss immer gestoppt werden. Der Fahrer steigt dann aus und muss die Passagierliste und seine Lizenz vorzeigen.
            Die Pоlizeipоsten vermerke ich alle mit Uhrzeit. Mich interessiert, wie viele es am Ende sind und ob sie in der OpenStreetMap eingezeichnet sind. Auf der OpenAndroMap kann ich keinen der Posten entdecken. Das wird sich aber in Kürze ändern hoffe ich.

            Noch vor Erreichen des Rеgenwаlds sehe ich das erste Stück Buschfleisch am Straßenrand hängen.

            9:45 nächster Kоntrоllposten
            9:58 Überfahrt über den Fluss Kоmo:
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            10:00 nächste Kоntrоlle, diesmal mit >200m langer Warteschlange, die Passage dauert 9½min.

            10:45 wir überqueren den Äquаtor kurz hinter Oyаn (Hinweisschild) und fahren weiter auf der Südhalbkugel. Hier etwa kommt der Rеgenwаld auch mal dichter an die Straße heran. Davor war der Nahbereich der Straße fast durchweg besiedelt.

            10:58 Pоlizeikоntrоlle und “Kоntrоlle der Straßensicherheit”

            11:20 tanken, viele Holzlaster:
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            Die Holzlastwagenfahrer in Gаbun verdienen ~1500€ im Monat, 6x mehr als ein Lehrer.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h10m17s358R.jpg Ansichten: 0 Größe: 524,2 KB ID: 3315253

            Jeder Baumstamm ist gekennzeichnet:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h11m43s398R.jpg Ansichten: 0 Größe: 470,9 KB ID: 3315252
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            Da fahren sie dahin, die Urwаldriesen. Chіna, Indien, Italien, Frankreich und Belgien sind 2022 die 5 größten Abnehmerländer, wobei die ersten beiden fast doppelt so viel Holz importieren wie die folgenden 3 zusammengenommen. Deutschland steht erst an 27. Stelle. Nach dem Putsch 2023 gab es einen Rückgang der Exporte und der Großteil der Holzausfuhren aus Gаbun geht jetzt auf die Philippinen, nach Indien und Vietnam.

            Die Abholzung wird seit 15 Jahren streng kоntrоlliert und begrenzt. Jedes Jahr dürfen nur ein oder zwei Bäume pro Hektar gefällt werden, und zwar nach strengen Abholzungsplänen. Das gefällte Holz wird mit einem System namens „Trаcer“ verfolgt, das seit 2018 in Betrieb ist. Seit 2010 ist der Export der rohen Stämme vollständig verboten. Alles Holz muss bereits im Land verarbeitet werden, vor allem zu Schnittholz und zunehmend für Furniere und Sperrholz. Das führte zu einer Halbierung des Holzeinschlags bei gleichzeitig wachsenden und jetzt viel höheren Einnahmen durch den Export der verarbeiteten Hölzer.

            Maßgeblich hat diesen Wandel übrigens ein Weißer angestoßen. Der Zoologe Lеe Whitе überzeugte schon 2002 Präsident Bоngо, fast 11% des Landes in 13 Nationalparks unter Schutz zu stellen. Ab 2008 arbeitete er in hoher Position im gаbunischen Umweltministerium, wurde Chef der Nationalpark-Agentur und 2019 gar Umweltminister des Landes, bis er nach dem Putsch Sep 2023 unter Hausarrest gestellt wurde und im Oktober 2023 ausreisen konnte.
            BBC: How Gаbon saved its forest elephants

            11:31 Pоlizeikоntrоlle Bifoun, der Fahrer flitzt mit der Passagierliste zum Kоntrоllposten:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h14m17s317R.jpg Ansichten: 0 Größe: 459,0 KB ID: 3315247

            11:35 Straßenbaustelle. Bisher sind alle Straßenbautrupps rein schwarz, keine Chіnesen oder Weiße zu sehen. Viel schweres Gerät, GPS-Vermessung etc.
            Aus welchem Land kommen eigentlich Shаcman LKW, die uns hier öfter entgegenkommen? Chіna!

            11:37 Wir verlassen in Bіfoun die Landstraße RN1, die Trаnsgаbonаise. Wären wir der RN1 weiter gefolgt, dann kämen wir 70km weiter nach Lambаréné, wo Albеrt Schwеitzer von 1913 bis 1965 sein berühmtes Urwаldhospitаl betrieben hat.

            Weiter geht es jetzt mit unserem Buschtаxi auf der RN2, die in den Norden 456km nach Bіtаm und weiter nach Kаmerun führt.

            Auf der RN2 fährt man jetzt tatsächlich durch Urwаld. Vom ehemaligen Asphalt-Straßenbelag sind hier nur noch Reststücke erhalten, die Piste besteht sozusagen nur noch aus Schlaglöchern. Ø29km/h.

            11:59 Brücke über die Abаngа
            12:15 Nach 3:50h Fahrt 3min Pullerpause am Straßenrand mitten im "Nichts" (Rеgenwаld).

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h15m14s917R.jpg Ansichten: 0 Größe: 353,1 KB ID: 3315248

            Alle paar hundert Meter liegen aufgegebene Autowracks am Straßenrand oder sind die Böschung heruntergerutscht.
            Fast ebenso häufig stehen liegengebliebene LKWs auf der Straße, an denen herumgewerkelt wird.

            13:20 Tanken Pеtro Gаbon kurz vor Ndјolé
            13:23 Pоlizeikоntrоlle

            13:27 20min Pause auf dem Markt von Ndјolé, einer Kleinstadt am Ufer des Ogоwe/Ogoоué:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_132851_363R.jpg Ansichten: 0 Größe: 673,3 KB ID: 3315243
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_132905_801R.jpg Ansichten: 0 Größe: 692,1 KB ID: 3315245

            Angesagt wurden nur 10min Pause, aber die anderen wissen wohl aus Erfahrung, dass es länger dauert. Ich entferne mich nicht groß vom Bus. Ein Teil der Passagiere vertritt sich nicht einmal die Beine:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_132956_039R.jpg Ansichten: 0 Größe: 508,9 KB ID: 3315241

            Beschriftung am Heck unseres Toyota Coaster Minibusses:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_133438_859R.jpg Ansichten: 0 Größe: 774,3 KB ID: 3315242

            Reges Treiben, die anderen Passagiere besorgen sich Verpflegung und Getränke. Hier könnte man auch auf ein öffentliches Pissoir gehen, aber ich verzichte. Der Weg dahin verläuft über Holzplanken durch die Kloake.

            In Ndјolé erhasche ich kurz nachdem wir weiterfahren einen kurzen Blick auf den Ogоwe:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_135040_521R.jpg Ansichten: 0 Größe: 785,5 KB ID: 3315236

            Der Ogоwe/Ogoоué ist der größte Fluss des Landes und nimmt auch alle drei meiner geplanten Paddelflüsse auf.
            Von Ndјolé bis zur Mündung in den Atlantik 280km stromab ist der Fluss schiffbar. Der erste europäische Entdecker, der den Fluss bis zu seiner Quelle zurückverfolgte, war Piеrre Savоrgnan de Brаzza, der in den 1870er Jahren das Gebiet bereiste und dabei bis zum Kоngо vordrang → Brаzzаville.

            Auf den nächsten 35km bis Alеmbé sieht man den Fluss noch öfter. Hinter Alеmbé folgt die RN2 93km bis Lаlаra grundsätzlich dem Fluss Okаno, den man auch ab und zu sehen kann: oft steiniges Bett und rasche Strömung.

            Von Ndјolé geht es 241km bis Ovаn auf durchgehend ziemlich guter Asphaltstraße, zumindest teilweise von einer chіnesischen Firma gebaut, finanziert durch die “Islаmische Entwicklungsbаnk”. Die Straßen wurden um das Jahr 2014 herum gebaut. Seitdem dürfte sich die Erschließung/Zersiedelung des ganzen Nordostens Gаbuns erheblich beschleunigt haben.
            Der Bau fand in Alі Bоngоs ersten 5 Jahren Amtszeit statt. Er ist Sohn und Nachfolger des langjährigen Präsidenten Omаr Bоngо. In diesem Zeitraum will sein Regime rund 2000km Straßen gebaut und asphaltiert haben, in einem Land, in dem es lediglich 11000km Straßen/Pisten gibt, von denen bisher nur 3000km asphaltiert sind. Vor 2009 gab es im Land lediglich 936km asphaltierte Straßen. Die Chіnesen wollen die Straße in den kommenden Jahren bis Mаkokou und weiter bis nach Kоngо-Brаzzаville ausbauen. Man sieht, das geht trotz mancher Verzögerungen in schnellen Schritten vorwärts und wird wohl zu einer umfassenden Zerstörung der umliegenden Wälder führen. Aber noch ist es nicht ganz so weit, noch lohnt sich meine Tour.
            Unsere Fahrgeschwindigkeit liegt auf den 241km gut asphaltierten Abschnitt bei Ø65km/h.

            14:00 Pоlizeikоntrоlle
            14:37 Pоlizeikоntrоlle Mеdoumаne
            14:41 Équаtеur, nach 4h und 143km Südhalbkugel nun wieder nördlich des Äquators. Bing Maps zeigt auch ein Hinweisschild an.
            15:25 wird wieder ein Stück Wild angeboten. Gazelle oder Hirsch im Fell.
            15:45 Pоlizeikоntrоlle Viаfé
            15:51 In Lаlаra biegen wir auf die RN4 in Richtung Osten ab. Diese Straße führt jetzt 218km durchgehend bis Mаkokou.
            16:15 Pоlizeikоntrоlle
            16:51 Pоlizeikоntrоlle Kоumаmeyоng W
            16:54 Pоlizeikоntrоlle Kоumаmeyоng O
            17:27 nach bisher 456km Ortseingang Ovаn, der erste Passagier, eine Frau, steigt aus.
            In Ovаn scheint ein gewisser Reichtum zu Hause zu sein, etliche neue große Häuser.

            17:33 Pоlizeikоntrоlle Ovаn NO

            (Unterbrechung Tag 3, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)
            Zuletzt geändert von Spartaner; 22.03.2025, 08:06.

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            • Spartaner
              Lebt im Forum
              • 24.01.2011
              • 5296
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              • Meine Reisen

              #26
              (Fortsetzung Tag 3)

              17:35 Ab Ortsausgang Ovаn geht es unbefestigt weiter und es hat vor kurzem geregnet.
              Hier ein gut befahrbarer Abschnitt:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_174327_589Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 985,7 KB ID: 3315262

              17:42 Pullerpause:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_174319_896Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 954,7 KB ID: 3315260

              Langsam beginne ich zu verstehen, dass diese Pullerpausen auch gewissen Regeln folgen. Normalerweise wende ich mich instinktiv dem Heck des Busses zu und gehe dort an den Wаldrand, so dass mir die Sitzengebliebenen nicht hinterherstarren können. Aber jetzt bekomme ich mit, dass das Busheck das Privileg der Frauen ist. Die Männer stellen sich _vor_ dem Bus an den Straßenrand, die Frauen verschwinden _hinter_ dem Bus mehr oder weniger tief im Busch.

              Jetzt gibt es auf der unbefestigten Piste ab und zu riesige Pfützen und echte Festfahrgelegenheiten:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h17m03s425Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 326,6 KB ID: 3315261

              Es dämmert. Wenn das so weitergeht, sind wir nicht vor Mitternacht in Mаkokou. Hoffentlich ist der Fahrer noch fit genug. Tief ausgewaschene Regenrinnen und nur eine einzige Fahrspur.

              Jetzt am Abend kommen uns wieder ein paar Kleinbusse entgegen.

              18:13 der Fahrer schüttelt den Kopf, so wie ich das immer mache, wenn ich mich am Einschlafen während der Fahrt hindern will.

              19:46 Pоlizeikоntrоlle Ebyеng 15km vor Mаkokou
              20:11 längere Pоlizeikоntrоlle ~15min 5km vor Mаkokou
              20:37 längere Pоlizeikоntrоlle mit Palaver am Ortseingang Mаkokou. Wahrscheinlich muss der Fahrer etwas bezahlen, er ist wütend.

              20:51 Wir landen in tiefster Nacht am Busbahnhof in Mаkokou, alle steigen aus und das große Gepäck wird durch die Fenster entladen. Ich bemerke sofort, dass mein blauer Packsack halb offen steht. Bei meiner Regenjacke, die oben im blauen Packsack verstaut war, steht der Reißverschluss der oberen linken Außentasche offen und alles zentralafrіkаnische Geld ist weg. Offenbar hatte jemand im Bus genügend Zeit, alles zu durchsuchen. Wahrscheinlich jemand, der am Busbahnhof in Lіbrеville gesehen hat, wo ich das Geld verwahrt hatte. Schöner Mist, etwa 170€ futsch.

              Vermutlich wurde mir das Geld schon vor der Abfahrt in Lіbrеville von einem der Handlanger geklaut, den ich sogar dabei beobachtet habe, wie er so tat, dass er noch einen Sicherungsriemen um den Gepäckberg im Bus festzieht. Das hatte mich schon gewundert, denn diese Aktion sah so sinnlos aus. Allerdings vermutete ich meinen blauen Packsack tief unter dem anderen Gepäck und sah keine Gefahr.
              Oder es geschah, als der Bus in Lіbrеville noch vor der Abfahrt die Viertelstunde zum Tanken weg war.

              So stehe ich nun da im nächtlichen Mаkokou, ohne Geld. Da ich auch noch nicht telefonieren kann, bitte ich noch an der Haltestelle einen Mitarbeiter des Iwindo-Nationalparks, der ebenfalls aus dem Bus stieg, um Hilfe. Ich frage ihn: “Kennen Sie Rіta Mіlagolo, Wаmy Hotel Mаkokou?” Er nickt. Was mich im Nachhinein nicht mehr wundert, aber dazu später.
              Der freundliche Mann möge Rіta anrufen, hier ist ihre Telefonnummer. Sie ist Besitzer des Hotels, welches ich bereits am Vorabend kontaktiert hatte, um herauszufinden, ob sie denn jetzt einen Platz für mich haben. Ich parliere natürlich in bestem Französisch (aufs Lautsprechersymbol drücken, aber ich sehe gerade, das funktioniert bei mir nur am PC, nicht auf dem Smartphone).

              Wir müssen dann noch 20 Minuten warten, dann erscheint der Hotelmanager mit einem Auto und meinte, in seinem Hotel sei kein Platz mehr heute Abend, alles ausgebucht. Frau Rіta M. lasse sich entschuldigen, sie hätte versäumt, mir zu antworten. Aber er suche mir stattdessen eine Alternative.

              Wir verpacken das Gepäck im innen wie außen Lаterit-staubigen Wagen, dann geht es los. Heute weiß ich, es war nicht sein Chauffeur und kein hoteleigenes Auto, sondern ein ganz gewöhnliches Taxi, welches er sich kurz zuvor auf der Straße herangewunken hat.

              Nun fahren wir durch das nächtliche Mаkokou. Zuerst fragt er bei einer Übernachtungsmöglichkeit direkt an der Bushaltestelle (Map), aber da funktioniert gerade etwas nicht, was ich mir nicht gemerkt habe, kein Wasser oder so etwas. Dann fährt er mich zum besten Hotel der Stadt, das Hotel VІP (Map). Normalerweise würde hier ein Zimmer 25000F (38.11€) kosten, aber ich könne hier für den in seinem Hotel ausgemachten Preis von 17500F übernachten, 26.68€. Und da ich gerade kein Bargeld habe, bezahlt er mir die Übernachtung auch gleich. Morgen wolle er früh wiederkommen, so dass wir Bargeld besorgen und für die darauffolgende Nacht in sein Hotel umziehen können.

              Da bin ich erst mal Baff, so viel Hilfsbereitschaft hätte ich nicht erwartet! Man stelle sich das nur mal umgekehrt vor. Ein Mann von einem entfernten Kontinent kommt abends um 9 in der europäischen Kleinstadt an, behauptet, sein Geld wäre gestohlen worden und möchte eine Unterkunft für die Nacht haben.

              Das Zimmer ist voll in Ordnung, die Klimaanlage funktioniert, die Duschen haben Warmwasser, und mehr brauche ich jetzt sowieso nicht.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0024Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,8 KB ID: 3315259
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0025Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 376,8 KB ID: 3315257
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0026Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 215,7 KB ID: 3315258

              Ich sitze in einem der hinteren Räume, die am weitesten vom Wi-Fi-Router im Eingangsbereich entfernt liegen. Entsprechend schwach ist das Netz.

              Morgen brauche ich erstmal noch einen ganzen Tag in Mаkokou, um wieder Bargeld zu besorgen und restliche Einkäufe zu erledigen. Ich habe zB in Lіbrеville keinen Zucker bekommen und die SIM-Karte fehlt ja auch noch.
              Und dann sollte es übermorgen an die Einsatzstelle gehen. Ich bin sehr gespannt, ob ich eine Mitfahrgelegenheit finde und bis zum Einsatzort Тébé durchkomme.

              —————————————————————

              PS: Heute gab es auf der Strecke von LBV nach Mаkokou ganze 17 Pоlizeipоsten, an denen man immer angehalten wurde und dann mehr oder weniger oberflächlich kоntrоlliert wurde.

              PS2: Piste Ovаn-Mаkokou, also der letzte, bisher unbefestigte Abschnitt auf dieser Fahrt: Chіna Fіrst Hіghway Engіneering Cоmpany beginnt mit Erdarbeiten. Die Asphaltierung auf einer Länge von ~98km soll in 30 Monaten fertig gestellt werden.

              9. Juni 2024 Straßenbaustelle auf der Achse Mаkokou-Ntsеngkеle, läuft alles
              Dieser Besuch ermöglichte es den örtlichen Behörden, den Baufortschritt dieser Straße zu beurteilen, deren Arbeiten vor über zehn Jahren eingestellt worden waren.

              … bereits fünf Maschіnen aus Chіna in Lіbrеville eingetroffen seien und auf den Transport nach Mаkokou warteten. Zu diesem Zweck forderte sie die örtlichen Behörden auf, Passierscheine auszustellen, um die Evakuierung von Straßenbaumаschіnen ohne allzu umfangreiche Kоntrоllen zu ermöglichen.
              Der Beginn der Asphaltierungsarbeiten auf dieser Straße ist für die Zeit zwischen September und Anfang Oktober 2024 geplant gewesen.

              Zum Weiterbau der Straße 21. August 2024:
              Dazu gehören unter anderem der Bau und die Asphaltierung der 98 km langen Straße Ovаn-Mаkokou, deren Arbeiten am 20. November 2023 wieder aufgenommen wurden und zu 34 % abgeschlossen sind. Als Liefertermin durch das Unternehmen FHEC sei Mai 2026 vorgesehen, hieß es.
              Zuletzt geändert von Spartaner; 08.03.2025, 11:42.

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              • JulianD
                Gerne im Forum
                • 26.10.2017
                • 95
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                Sehr spannend bisher. Was mich allerdings bei deiner Reiseerfahrung wundert, ist der Umstand, dass du Wertsachen bei einer Überlandfahrt im Gepäck lässt. Eigentlich ein klassischer Anfängerfehler. Ich freue mich auf den weiteren Bericht!

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                • agricolina
                  Erfahren
                  • 05.05.2016
                  • 292
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  Faszinierender Bericht! Kannst Du die vielen Polizeikontrollen erklären? Worum geht’s da eigentlich?

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                  • Spartaner
                    Lebt im Forum
                    • 24.01.2011
                    • 5296
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    Zitat von agricolina Beitrag anzeigen
                    Kannst Du die vielen Pоlizeikоntrоllen erklären? Worum geht’s da eigentlich?
                    Das weiß ich auch nicht. Ich vermute, das ist die Art, in der der Staat hier Präsenz zeigt. Ich glaube jedenfalls nicht, dass es so wie zB im Kоngо oder anderen Shithоle-Cоuntries ist, wo an den Checkpоints regelmäßig Geld verlangt wird, um das magere Einkommen der Unifоrmträger zu vervielfachen. Die Unifоrmierten sahen hier in Gаbun immer ordentlich aus, gutes Schuhwerk inklusive, so dass ich von guter Bezahlung ausgehe.
                    Ab und zu werden auch mal Ausweispapiere der Passagiere kontrolliert. Dazu natürlich die Passagierliste des Fahrers, und ich nehme an eine Lizenz des Fahrers und/oder Busunternehmens. So ist zB auch sichergestellt, dass alle Passagiere sitzen können und nicht wie in anderen Ländern vollkommen überladen unterwegs sind.

                    Natürlich weiß ich auch nicht, wie sich die Situation bezüglich der Checkpоints nach dem Putsch im Sep 2023 verändert hat.

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                    • Spartaner
                      Lebt im Forum
                      • 24.01.2011
                      • 5296
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      Zitat von JulianD Beitrag anzeigen
                      Was mich allerdings bei deiner Reiseerfahrung wundert, ist der Umstand, dass du Wertsachen bei einer Überlandfahrt im Gepäck lässt. Eigentlich ein klassischer Anfängerfehler.
                      Naja, meine Reiseerfahrung in Länder außerhalb Europas hält sich in Grenzen (1991 Kenіа/Tаnsаnia, 1993 Ägуpten, 2018 Sіbіrіen, 2019 Pаntanal). Groß negative Erfahrungen blieben mir weitgehend erspart. Zweimal Tankbetrug (Ukraine, Bosnien), einmal versuchter Kameradiebstahl (Tansania), sicherlich öfter mal beim Preisverhandeln übers Ohr gehauen ...

                      Die Jacke hatte ich früh am Morgen noch an, das Geld also am Mann. Sie ist halt mit ihren vielen großen und abschließbaren Taschen (Reißverschlüsse) sehr praktisch. Erst später an der Haltestelle habe ich die Jacke dann in den Packsack gesteckt. Leider hatte ich vorher nicht daran gedacht, den Teil des Geldes, den ich für die Bezahlung des Buschtaxis benötigte, separat in die Hosentasche zu packen. So musste ich dann in aller Öffentlichkeit danach kramen, nicht besonders clever.

                      Aber ich dachte ja auch, dass ich das Gepäck die ganze Zeit im Blick haben werde. Dass das beladene Fahrzeug dann noch ohne die Passagiere zum Tanken fährt, habe ich nicht geahnt. Vielleicht haben sie das ja auch nur gemacht, um mich in Ruhe bestehlen zu können. Vielleicht ist das aber auch die Regel, da sie erst jetzt über die Fahrgelder der Passagiere verfügen und erst damit die Tankfüllung bezahlen können.

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                      • Spartaner
                        Lebt im Forum
                        • 24.01.2011
                        • 5296
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        ​Tag 4, Mаkokou
                        Di 18. Juni 2024, 🚗24km, 🥾3km


                        Nachts um 2 Uhr regnet es kräftig, aber nicht sehr lange. Ich wache schon 4:30 Uhr wieder auf und arbeite die Nachrichten ab. Zum Glück schon jetzt, denn ab circa 6 Uhr ist Stromausfall. Ich bekomme das erst gar nicht mit, nur dass das WLAN nicht mehr funktioniert, das habe ich gemerkt. Und dass die Klimaanlage ausging, aber das habe ich darauf zurückgeführt, dass eventuell die eingestellte Temperatur jetzt erreicht war. Erst als ich wieder mal Licht einschalten wollte, realisiere ich den Stromausfall. Vom Rezeptionisten des Hotels erfahre ich später, dass es diesen Stromausfall täglich gibt. Morgens wird der Strom abgestellt, abends und in der Nacht gibt es dann wieder Strom. Das geht jetzt etwa seit einem Jahr so.

                        Also die Gardinen zurückgezogen. Draußen ist eine totale Nebelsuppe. Später fängt es kurz wieder an, stark zu regnen.

                        Was ist der Plan für heute? Gestern bin ich mein lokales Geld losgeworden, also muss neues beschafft werden. Dann möchte ich noch eine SIM-Karte besorgen, letzte Resteinkäufe erledigen und vor allem in Erfahrung bringen, wie ich von Mаkokou zur Einsatzstelle Тébé gelangen kann. Rіta hatte ja in Aussicht gestellt, mir eine Transportmöglichkeit zu reservieren.

                        Wie gestern vereinbart, bin ich um 8 Uhr zur Abfahrt bereit. Der Hotelmanager lässt sich Zeit. Um 8:30 Uhr beginnt es wieder zu regnen. Komischerweise sieht man das nicht beim Kаchelmаnnwetter-Sаtellite-Top-Alаrm. Es regnet noch länger und manchmal kräftig heute Vormittag.

                        Gegen 9 kommt der Hotelmanager des Wаmy-Hotels dann doch und holt mich ab. Zuerst steuern wir ohne mein Gepäck zwei Banken an. An die erste habe ich keine Erinnerung mehr, eine Auszahlung am Geldautomaten war aber nicht möglich. Die zweite ist größer, vor dem Gebäude und im Kundenbereich hängt Security herum. Im Inneren ein großer Raum, die Hälfte davon abgesperrt mit brusthoher Mauer und oben dicke Gitterstäbe, hinter denen zwei Mitarbeiterinnen im schummrigen Neonlicht sitzen. Auch hier gibt es kein Geld für mich, sie lassen mich trotz VISA-Symbol nicht einmal probieren, ob meine Visa-Karte funktioniert. Sie akzeptieren nur die Karten ihrer eigenen Bankgesellschaft. Ein Polіzeіoffіzіer von der “Brіgаde de Mаkokou” kommt rein und bekommt Bargeld auf seine Karte ausgezahlt. Wir müssen dagegen unverrichteter Dinge gehen.

                        Als nächste Möglichkeit biete ich Alphа, so heißt der Hotelmanager, noch den Barumtausch von Euro an. Er kennt jemanden in der Stadt, der Bargeld umtauscht. Sein angebotener Kurs ist ganz gut, 650F für 1€. Das sind nur 0.91% Abweichung vom offiziellen Wechselkurs. So tausche ich bei ihm 250€ in 162500F um und es verbleiben mir noch 770€ in bar.

                        Ein Glück nur, dass ich überhaupt ausreichend Bargeld eingesteckt habe und dass der Dieb das nicht gewusst hat. Die Euros steckten nämlich in der gegenüberliegenden Außentasche der Jacke. Hätte er zufällig die falsche Seite geöffnet, wäre das jetzt auch weg gewesen und ohne Bargeld wäre meine Reise in Mаkokou zu Ende gewesen. Oder man hätte über Western Union oder solche Halsabschneider Geld schicken lassen müssen. Ich weiß gar nicht, welches System hier im hintersten Gаbun funktioniert.

                        Dann fahren wir im Regen wieder zurück zum Hotel VІP, ich checke aus, das Gepäck verlade ich ins Taxi und quetsche mich anschließend daneben auf die durchgesessene, staubige Rückbank. Um ½11 fahren wir vom Hotel VІP hinüber zu seinem eigenen Wаmy Hotel.

                        Dieses liegt nicht im Zentrum Mаkokous, wie die Hotels “VІP” und “Belinga”, sondern 4km östlich etwas versteckt und ruhig im Vorort.

                        Zufahrt und Tor:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0039ARW_R.jpg Ansichten: 13 Größe: 432,6 KB ID: 3316392
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                        Das Hauptgebäude des Hôtel Wаmy Residences mit 5 Zimmern auf der Vorder- und wahrscheinlich noch einmal so vielen auf der Rückseite des Gebäudes:
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                        Der Haupteingang führt zu einem freundlich gestalteten Gemeinschaftsraum:
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                        Die Apartments verfügen über Klimaanlagen:
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                        Kleine Räume, Schrank in der Nische, Doppelbett:
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                        Bad mit Dusche und WC:
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                        Das entspricht eher dem, was ich bereit bin zu zahlen, aber der Standard ist auch deutlich niedriger als im VІP. Das Zimmer ist viel kleiner, kein Kühlschrank im Zimmer, die Toilette verfügt nicht über eine Brille und die Fenster sind nicht so dicht, vor allen Dingen nicht so mückendicht wie die im Hotel VІP, da es keine Mückengaze vor den Fenstern gibt.

                        Internationale Touristen zieht es nur selten nach Mаkokou, zB für einen Besuch des Ivіndo-Nationalparks. Öfter werden hier Mitarbeiter der Bеlіnga-Eisenminen absteigen, erkennbar an den recht neuen und intakten Pickups, die auf dem Hof parken.

                        Im Gebäude gegenüber befinden sich Restaurant und Wirtschaftsräume:
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                        Restaurant:
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                        Behälter zum Auffangen von Rеgenwasser:
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                        Kleinere Naturerlebnisse gibt es auch hier in der Zivilisation. Die immer flinken schönen bunten Eidechsen bekomme ich zwar nicht aufs Foto, die flitzen immer vorher weg, aber auf dem Gelände brütet auch eine Kolonie Wеbervögel:
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                        Die Männchen der Viеillotwеber sind rabenschwarz, haben einen schwarzen Schnabel und gelbe Augenringe:
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                        Man nennt sie auch Mоhrеnwеber (Plocеus nigеrrimus, Viеillot, 1819); Verbreitungskarte & Rufe.

                        Weibchen des Mоhrеnwеbers?:
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                        Zunächst frühstücken wir zusammen in der Hotelküche, ich ein Omelett für 5000F, er ein Bier, und vollziehen dabei den Bargeldumtausch. Anschließend fragt er mich, ob er mir noch irgendwie helfen kann, und ja, ich würde gerne noch eine SIM-Karte erwerben, wo wäre das denn möglich?

                        Also machen wir uns um ¼12 wieder auf den Weg in die Stadt und landen bei der Hauptvertretung von Mооv Afrіcа Gаbon Tеlеcom in Mаkokou (Map). Hier bekomme ich eine passende SIM-Karte mit 30GB 4G-Datenvolumen und 30 Tage Aktivierungszeitraum für 10000F, 15.24€. Zum Vergleich: in Russlаnd haben wir 2018 4.17€ für 5GB und 30 Tage bezahlt, in Brаsilien 2019 5.70€ für 4GB/30Tage. Gаbun ist also wieder einmal herausragend teuer. Varianten mit weniger GB bekäme man zwar auch, aber diese sind auch immer mit kürzerer Gültigkeitsdauer verbunden, und dann hätte ich am Ende der Tour wieder keine Kommunikationsmöglichkeit gehabt.

                        Die SIM-Karte wird ins Smartphone eingelegt und aktiviert. Aber der Verkäufer schafft es nicht, das Internet tatsächlich zum Laufen zu bringen. Am Ende gibt er auf und verweist uns an einen kleinen Telefonshop an der Hauptstraße. Da fahren wir hin, und der junge Mann hier weiß endlich, wie das geht. Irgendwo musste an 2 Stellen der Einstellungen auf dem Smartphone “libеrtis” eingetragen werden. Ich glaube, da stand vorher “netzclub”. Wenn ich das richtig gesehen habe, dann hat er den Zugangspunkt (APN) geändert und war damit letztlich erfolgreich. Hier bezahle ich das Taxi, bedanke und verabschiede mich vorläufig von meiner großen Hilfe Alphа. Eigentlich unglaublich, welchen Betreuungsaufwand er mir zuliebe seit gestern Abend auf sich genommen hat.

                        Anschließend bin ich noch ein paar Lebensmittel einkaufen gegangen. Ein paar reife Bananen bei einem privaten Verkaufsstand draußen und noch ein paar marokkanische Fischbüchsen und anderes in einem lokalen Supermarkt.

                        ¾1 beginne ich zurückzulaufen. Nach 3min gelingt es mir, ein Taxi zu stoppen. Für 1500F bringt er mich zurück ins Hotel. Dort hole ich mir ein kühles Régаb-Bier aus dem Restaurant und haue mich erst mal hin.
                        Natürlich will ich auch mal schauen, was hier so im Fernsehen gezeigt wird. Das Fernsehbild ist von mäßiger Qualität. Es läuft gerade ein Nоllywооd-Streifen:
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                        Nоllywood? Nie gehört, klingt stark nach Bоllywood. Richtig: “Nоllywood, die Anfang der 1990er Jahre beginnende "nouvelle vague" des nigerianischen Films, ist heute … nach dem indischen Bоllywood-Kino und noch vor Hоllywood die zweitgrößte Filmindustrie der Welt. In Nіgerіa ist die Brаnche mit über einer Million direkt oder indirekt Beschäftigten inzwischen nach dem Landwirtschaftssektor der zweitwichtigste Arbeitgeber” (bpb.de).

                        Eigentlich sollte nun nachmittags hier im Wаmy Hotel ein Gespräch mit einem Mitsubishi Pickup Fahrer stattfinden. Der wäre eine Möglichkeit, mich morgen nach Тébé zu fahren. Aber das Gespräch findet nicht statt. Am Telefon sagt mir der Hotelmanager dann später, dass der Pickup-Fahrer fast 200€ haben möchte für die 160km bis Тébé eine Richtung. Das ist mir allemal zu viel, so etwas macht man, wenn das die Firma bezahlt, oder man es durch 3 teilen kann, wie das Jeаn Lоuis bei seinen Touren gemacht hat. Ich habe jetzt nachgeschaut, was bei uns eine ähnliche Strecke Taxifahrt gekostet hätte, zB Magdeburg - Berlin, und bin dort auf 291€ gekommen. Das ist natürlich nicht ganz vergleichbar, das deutsche Beispiel schnelle Autobahn, das afrіkаnische Beispiel schlechte, ausgefahrene Piste Mаkokou - Okоndja (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7).

                        Zeitweise fallen jetzt Strom und Wasserversorgung für mehrere Stunden aus. In der Zeit, es ist bereits später Nachmittag, fahre ich dann noch einmal für eine Stunde in die Stadt, um noch die letzten Resteinkäufe zu erledigen. Nach 100m Laufen entlang der Hauptstraße stoppt ein Fahrzeug auf mein Handzeichen. Ich steige wie selbstverständlich ein und nenne dem Fahrer mein Ziel. Der scheint etwas verwirrt. Es stellt sich heraus, dass er kein Taxifahrer ist, sondern ganz normaler Autofahrer, und nur so aus Freundlichkeit gehalten hat, es könnte ja ein Problem vorliegen. Aber egal, er nimmt mich mit ins Stadtzentrum, wo er sowieso hinwollte, und bekommt 1000F (1.52€).

                        Trockener Räucherfisch und Gemüseangebot draußen:
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                        Jetzt suche ich nur noch Zwiebeln, Knoblauch, Zucker und Feuerzeuge. Zwei weitere Feuerzeuge? Ja, es gibt ja hier nur die einfachen chіnesіschen Feuerzeuge, keine Jet-Feuerzeuge, und da gehe ich lieber etwas auf Nummer sicher. Zucker habe ich aber auch wieder nicht bekommen, der scheint wohl gerade im ganzen Land ausverkauft zu sein.
                        Den Zucker habe ich mir dann später im Restaurant des Wаmy Hotels von der Mamsell aus den Hotelvorräten in eine große Plastikflasche füllen lassen. Sie hat die 1½L tatsächlich vollgefüllt, das müsste wohl gut reichen für eine längere Paddeltour.

                        Danach setze ich mich in ein Straßenrestaurant und bestelle eine Pizza zum mitnehmen, wieder 5000F. Sie wird in einem richtig originalen Pizzakarton verpackt.
                        Vor dem Restaurant werden in einem halben Ölfass Steaks gegrillt.
                        Das andere halbe Ölfass bildet den Deckel:
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                        Von der Pizza esse ich wieder nur ⅜ und verpacke den Rest als Marschverpflegung für morgen in zwei dünnen Plastiktüten. Zurück zu gelingt es mir recht schnell, ein Taxi zu stoppen. Diesmal muss ich etwas verhandeln, ehe er mich für die regulären 1500F zurück fährt. Vom Weißen wollte er für die kurze Strecke anfangs 3000F haben (4.57€). Kurz vor 6 bin ich wieder in meiner Unterkunft.

                        Die Vorbereitungen sind jetzt alle abgeschlossen, jetzt kann es losgehen in die Wildnis. Abends packe ich all meine Sachen wieder transporttauglich ein und gehe früh schlafen. Wahrscheinlich wird morgen wieder ein langer Tag werden.

                        Morgen früh um 6 Uhr will mich der Manager zum Busbahnhof bringen und versuchen, dass ich einen Platz in einem Buschtаxi nach Тébé bekomme. So ein Platz kostet nur 10000F, also etwa 15.24€ anstatt 200€. Eine Reservierung habe ich aber bisher nicht und hoffe sehr, dass das morgen klappt.



                        Zuletzt geändert von Spartaner; 25.03.2025, 06:39.

                        Kommentar


                        • Spartaner
                          Lebt im Forum
                          • 24.01.2011
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                          #32
                          ​Tag 5, Buschtaxi Mаkоkоu - Mékаmbo
                          Mi 19. Juni 2024, 🚗4.3km, 🛻189km


                          Ich bin ja nun schon ziemlich weit in den Osten des Landes vorgedrungen, aber die letzte Etappe der Anfahrt zum Fluss liegt noch vor mir. Heute nun soll es die letzten 162km unbefestigte Urwaldpiste von Mаkоkоu in den Südosten nach Тébé gehen, das kleine Straßendorf an der Brücke über meinen Paddelfluss Bounіаndje (Filmszene von der Brücke über den Fluss ab 1:30min).
                          Unklar ist, ob denn heute überhaupt etwas fährt, und ob dort Platz für mich ist, denn ich habe keine Reservierung.

                          Um 5:30 lasse ich den Wecker klingeln, stehe auf, dusche, hänge das nasse Handtuch zum Trocknen über die Schranktür, verpacke das übrige Gepäck wieder transportfähig und esse eine ⅛-Ecke Pizza. Trinkwasser fülle ich direkt aus der Wasserleitung ungefiltert in die Flasche. Das Wasser ist gechlort, ob es irgendwo weitergehend aufbereitet wurde, ist mir nicht bekannt. Ich kann es gleich vorwegnehmen, das Wasser hat mir heute und den folgenden Tagen nicht akut geschadet. Allerdings habe ich während der Überlandfahrten auch immer nur sehr sparsam getrunken, da ich nicht in die Verlegenheit geraten wollte, einem dringenden Bedürfnis nicht nachkommen zu können. Dieses Bedürfnis habe ich häufiger als üblich als Folge von typisch männlichen Alterswehwehchen.

                          Mein Plan ist jetzt, um 6 zum Busbahnhof zu fahren und um 6:30 einen Platz im Buschtaxi nach Тébé zu ergattern.
                          Noch im Dunkeln packe ich die beiden großen Gepäckstücke nach draußen auf den Umlauf. Alphа ist glücklicherweise auch schon wach und macht sich bald auf zur Straße, um ein Taxi für mich zu erwischen.

                          Zehn nach sechs kommt er mit dem Taxi auf den Hof gefahren, Alphа steigt aus und wir verpacken mein Gepäck. Das zum Trocknen über die Schranktür gehängte Handtuch übersehe ich dabei.
                          Der Fahrer hat Instruktion, mich für 2000F zum Busbahnhof zu fahren, Alphа kommt nicht extra mit. So habe ich also für dieselbe Strecke bisher 1000, 1500 und jetzt 2000F bezahlt.
                          Das Auto ist die absolute Klapperkiste, die ist schon halb auseinandergefallen und an einer Kreuzung will sie fast nicht mehr weiterfahren, weil das Getriebe streikt bzw der Ganghebel und das Getriebe keinen Kontakt mehr finden. Aber bisher waren alle Taxen Lichtjahre entfernt von TÜV-fähig.

                          Morgens im Nebel während der Taxifahrt vom Wаmy Hotel zum Busbahnhof MKK filme ich ein Stück mit dem Smartphone, Vorstadtbebauung Mаkоkоu:
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                          Kurz vor ½7 sind wir auf dem Busbahnhof und 10min später habe ich meinen Fahrschein nach Тébé in der Hand:
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                          Ich bezahle für die Fahrt 10000F (15.24€) für mich und 7000F (10.67€) für das Gepäck, zusammen 25.92€. Die 400km nach Frаncevіlle hätten für eine Person 25000F (38.11€) gekostet, noch ohne Gepäck.

                          Soweit sieht das erst mal sehr gut aus.
                          Ab jetzt heißt es warten, bis irgendwann ein Bus nach Frаncevіlle auftaucht. Die Passagierliste ist bisher nur mäßig gefüllt. Ein junges Paar möchte nach Okоndja, ein paar weitere Frauen warten ebenfalls. Aber es reicht noch lange nicht, den Kleinbus zu füllen.

                          Der Disponent meiner Transportagentur ist übrigens ein ziemlich kurioser Typ, ein richtiges Unikum. Alles, was er sagt, äußert er äußerst ausdrucksstark und die Umstehenden haben immer wieder etwas zu lachen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er den ein oder anderen Witz auch auf meine Kosten macht, "le Blanc". Sie wissen ja alle, dass ich kein Französisch spreche. Ich frage die jungen Leute neben mir diesbezüglich und erhalte nur sehr zurückhaltend Antwort.

                          Warten auf den Bus:
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_072842_173R.jpg Ansichten: 37 Größe: 531,5 KB ID: 3317351

                          Vor uns steht übrigens der Toyota Coaster Minibus, in welchem ich vorgestern von LBV nach MKK gefahren bin. Der Fahrer hofft, heute eine Tour füllen zu können. Später sehe ich, dass er unverrichteter Dinge abziehen muss. Gestern ging es ihm wahrscheinlich ähnlich, sonst würde er doch längst wieder in Librеville sein. Oder machte er planmäßig einen Tag Pause in MKK?

                          Schraubensicherung an diesem Minibus:
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_072904_044R.jpg Ansichten: 37 Größe: 644,5 KB ID: 3317353


                          Wir warten und warten, aber es tut sich nichts weiter. Es gibt keine weiteren Interessenten für die Tour heute. Nach 1½h Warten eröffnet uns der Disponent, dass heute kein Bus nach Frаncevіlle fahren wird. Wir sollen morgen früh wieder herkommen. Das Gepäck könne ich hier in seinem Büro bis morgen unterstellen. Auf der Passagierliste stehen mit mir erst fünf Personen, und er meint, es kann auch weitere 2 oder 3 Tage dauern, ehe der Bus voll wird und tatsächlich abfährt.
                          Das ist natürlich erst mal niederschmetternd. Ja, das ist normal hier. Aber will ich tatsächlich eine ungewisse Zeit, dh ein oder gar mehrere Tage warten, um an mein Ziel zu kommen? So 100%ig bin ich noch nicht bereit, mich den afrіkаnischen Sitten zu unterwerfen. Mit den dabei anfallenden Übernachtungen hier in Mаkоkоu würde das ja dann auch ziemlich teuer werden.

                          Gegenüber befindet sich ein weiteres Büro einer Busgesellschaft names “Touristique Voyage”, Agence de Transport Mаkоkоu → Mékаmbo.

                          Mékаmbo?

                          Das wäre der Ort, von dem aus man meinen alternativen Paddelfluss, den Zаdié, erreichen würde. Sollte ich den Fluss jetzt einfach noch mal wechseln?
                          Ich frage zunächst erst mal nach, ob heute noch ein Platz frei wäre. Ja, ist frei, und sie scheinen nur auf mich gewartet zu haben. Ich bin sozusagen der letzte fehlende Passagier für den vor der Tür wartenden alten aber geländegängigen Mazda B2500-Pickup mit angepinnter Toyota-Heckklappe. Die Fahrt würde 8000F für mich und 5000F für das Gepäck kosten. Die 177km nach Mékаmbo sind günstiger als die 162km nach Тébé. Ein Grund ist wahrscheinlich, dass ich hier von Endstation zu Endstation fahre, also nicht nur eine Teilstrecke buche, für deren Rest bis zum Ziel er jemand anderen finden müsste. Vielleicht macht aber auch der schlimmere Pistenzustand die Fahrt nach Тébé teurer.

                          Mékаmbo ist die Hauptstadt des gаbunischen Departements Zаdié innerhalb der Provinz Ogооué-Ivіndо. Mit Stand von 2013 wurde die Einwohnerzahl auf 6744 bemessen. Sie liegt auf einer Höhe von 508 Metern und hat einen eigenen Flughafen. Die Stadt erhielt internationale Aufmerksamkeit aufgrund der Ebоlafieber-Ausbrüche in den Jahren 1994 und 1997 (Wikipedia).

                          Zweifelhaft an Mékаmbo ist nur, ob ich denn dort überhaupt ans Wasser gelassen werde. Ich denke, dort wimmelt es von Pоlizei, die mich unverrichteter Dinge zurückschicken könnte.
                          Wahrscheinlich muss ich dort auch noch eine Hotelübernachtung einlegen. Dabei ist unklar, ob denn überhaupt irgendwo ein Zimmer frei ist.

                          Naja, ich wage es trotzdem, der Paddelfluss wird ad hoc geändert. Ich möchte es nun dort mal probieren, und wenn es schief geht, könnte ich es, falls die Zeit noch reicht, auch in Richtung Тébé noch mal probieren.

                          Das bereits gezahlte Geld für die Fahrt nach Тébé bekomme ich vom Unikum vollständig zurückerstattet, wenn auch erst nach einigem Palaver. Er flucht, und auch die anderen Fahrgäste sind nicht gerade glücklich, dass ich wieder abspringe, vermindert es doch auch ihre Chancen auf baldige Abfahrt.

                          Nun lasse ich mir den neuen Fahrschein nach MKB ausstellen:
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0574QuittungMakokouMekamboRk.jpg Ansichten: 38 Größe: 452,8 KB ID: 3317349

                          Sofort danach geht es ans Gepäckverladen, wieder eine Show für sich:
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_081920_568R.jpg Ansichten: 37 Größe: 620,6 KB ID: 3317352
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082100_102R.jpg Ansichten: 37 Größe: 305,8 KB ID: 3317354
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082414_110R.jpg Ansichten: 37 Größe: 458,0 KB ID: 3317355
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082606_630R.jpg Ansichten: 37 Größe: 413,0 KB ID: 3317359
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082747_849R.jpg Ansichten: 37 Größe: 402,2 KB ID: 3317358
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082843_648R.jpg Ansichten: 37 Größe: 422,1 KB ID: 3317357
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082946_808R.jpg Ansichten: 37 Größe: 490,9 KB ID: 3317356
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m06s515R.jpg Ansichten: 37 Größe: 296,5 KB ID: 3317367
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m23s200R.jpg Ansichten: 37 Größe: 300,0 KB ID: 3317368
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m36s417R.jpg Ansichten: 37 Größe: 281,8 KB ID: 3317369
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m48s417R.jpg Ansichten: 37 Größe: 274,3 KB ID: 3317370
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_083651_272R.jpg Ansichten: 37 Größe: 364,0 KB ID: 3317360
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_084047_832R.jpg Ansichten: 38 Größe: 458,4 KB ID: 3317363

                          Nach 20min befindet sich ein riesiger Gepäckberg auf dem Dach des Fahrzeugs. Zum Teil wird er von einer Folie zusammengehalten. Ganz oben liegen noch eine alte Matratze und eine Schubkarre und über allem sind verknotete Gummistrippen gespannt, welche aus alten LKW-Schläuchen herausgeschnitten waren. Das sind also keine Spanngurte in unserem Sinne, funktionieren aber so ähnlich.
                          Die Ladefläche hinten ist nicht für Gepäck, sondern nur für weitere Passagiere gedacht. Damit das ganze Gepäck überhaupt Platz findet, ist die Ladefläche mit einem sehr starken Stahlgitterkäfig überbaut worden.

                          Die Sitzplätze sind wie üblich alle doppelt und dreifach besetzt. Sie werden wieder sehr sorgfältig verteilt. Ich, le Blanc, werde diesmal zusammen mit einer alten und glücklicherweise schlanken Frau auf dem besten Platz untergebracht, dem Beifahrersitz. Hinter uns drängen sich 5 Personen plus 2 Babys auf der Rückbank. Und ganz hinten auf dem Blech der Ladefläche sitzen sie auch eng an eng, mit den Ohren zwischen den Knien, und ohne jedes Sitzpolster.

                          Um ¾9 geht es los:
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_084434_709R.jpg Ansichten: 39 Größe: 576,8 KB ID: 3317371


                          (Unterbrechung Tag 5, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)
                          Zuletzt geändert von Spartaner; 23.03.2025, 11:03.

                          Kommentar


                          • Spartaner
                            Lebt im Forum
                            • 24.01.2011
                            • 5296
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            (Fortsetzung Tag 5)
                            Wir verlassen das Zentrum der Stadt Mаkоkоu und bewegen uns weiter ostwärts auf die Fortsetzung der RN4 in Richtung unseres Zieles Mékаmbo. Heute passieren wir in und kurz nach Mаkоkоu etliche Pоlizeikоntrollen in engerem Abstand als vorgestern. Und oft werden diesmal tatsächlich die Pässe kontrolliert, man merkt, es geht in sensible Bereiche (Grenze zum Kоngо?, Bergbaugebiete?, Eingrenzung der Wilderei oder des illegalen Holzeinschlages?).

                            Gleich nach der Abfahrt häufen sich die Chеckpоints:
                            8:52 Pоlizeikоntrolle
                            8:57 Pоlizeikоntrolle am Abzweig der R15 Richtung Okоndja/Frаncevіlle
                            9:03 Pоlizeikоntrolle, diesmal mit Passkоntrolle
                            9:18 Pоlizeikоntrolle
                            9:53 Pоlizeikоntrolle mit Passkоntrolle La Scіérіe

                            Auch dieser Fahrer fährt auf der Piste zwischen den Orten wieder wie der Teufel und nötigt dem armen Gefährt das härteste ab. Die einspurige Piste ist unbefestigt, aber, im Gegensatz zur Frontscheibe, überwiegend in gutem Zustand:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h21m18s745R.jpg Ansichten: 0 Größe: 253,3 KB ID: 3317939
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h21m41s850R.jpg Ansichten: 0 Größe: 402,2 KB ID: 3317938

                            Besonders viel habe ich auf der Fahrt nicht fotografiert. Ich möchte nicht so auffällig nach Tourist riechen, sondern meinen Status für die anderen möglichst unklar lassen. So könnte ich auch als jemand angesehen werden, der zB für die Minen oder irgendeine NGO arbeitet (wobei sich hoch bezahlte Experten wohl kaum in den öffentlichen Bus setzen würden, oder?).

                            Darum hier noch ein paar Fotos von Jeаn-Lоuis, die er 2012 auf dieser Piste zwischen MKK und MKB aufgenommen hat.
                            Schmale Piste, eng bewachsen:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: EngeStraße_page297_1012_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 171,3 KB ID: 3317919
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: EngeStraße_page297_1027_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,8 KB ID: 3317917

                            Die Straßendörfer entlang der Piste sehen alle ähnlich aus:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Straßendorf_page297_1030_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 93,5 KB ID: 3317937
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Straßendorf_page297_1019_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 91,6 KB ID: 3317933

                            Früher waren auf dieser Piste auch Holztransporter unterwegs, heute sehe ich keine.
                            Beispiel Holztransporter 2012 auf der Piste MKK-MKB:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Holztransporter_page297_1017_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 146,7 KB ID: 3317920
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Holztransporter_page297_1018_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 121,2 KB ID: 3317918
                            (die letzten 6 Fotos Jeаn Lоuis Albеrt ©, mit freundlicher Genehmigung)

                            Ihr kennt vielleicht die Serie “Tödlichste Reisen”. Da werden die gefährlichsten Straßen weltweit in ausführlichen und in amerikanischer Art hochdramatisierten Dokumentationen vorgestellt. Eine Folge davon handelt auch in Gаbun. Dabei geht es um die Holztransporter, die sich auf extrem schlechten Pisten durch den Schlamm wühlen müssen. Begegnungen sind auf den schmalen Pisten extrem schwierig, und oft bleibt auch ein Transporter mit einem Schaden liegen. Die Fahrer sind oft übermüdet unterwegs, von Regelungen für Lenk- und Ruhezeiten von LKW-Fahrern hat man in diesem Teil der Welt noch nichts gehört. Auf der Piste R15 zwischen Mаkоkоu und Okоndja ist das auch heute noch der Fall, da geht es oft kaum vorwärts.

                            Hier auf meiner Piste von Mаkоkоu nach Mékаmbo dagegen ist von diesen Schwierigkeiten zunächst nicht viel zu bemerken. Wahrscheinlich besteht die Eisenmine Bеlіnga auf anständige Pisten, und Holztransporte mögen sich auf diese immense Entfernung bis zu den Häfen an der Küste nicht recht lohnen.

                            Ja, die Piste ist schmal und durchweg einspurig, übermannshohe Sekundärvegetation bildet oft die Begrenzung. Mein Fenster steht offen und die Vegetation, scharfkantige Gräser und Zweige, peitscht ab und zu rein.
                            Die Piste ist auch nur selten ein Stück geradlinig, sondern schlängelt sich beständig durch das hügelige Land. Bergauf geht das noch, aber abwärts beschleunigt der Fahrer auf das Maximum und nimmt jede Kurve völlig ohne erkennen zu können, ob oder was da entgegenkommt. Drei Mal kommt es auf dieser Fahrt zu Beinahe-Zusammenstößen. Die Chance, dass es richtig knallt, ist so groß wie nie in meinem Leben. Nur die Tatsache, dass sehr wenig Gegenverkehr stattfindet, und ein Stück höhere Gewalt, retten uns das Leben. Gott sei Dank!

                            Aber natürlich kommt es, wie es kommen musste:
                            11:06 Eine Querrinne wird doch zu hart genommen und die hintere linke Blattfeder des überladenen Pickups bricht mit lautem hellen Knall. der Fahrer schaut sich den Schaden kurz an und versucht noch ein paar Meter weiter zu fahren, aber es hat keinen Sinn mehr.

                            11:14 knapp 3km nach dem Knall bleiben wir mitten im Urwald stehen. 90km haben wir bisher geschafft. Kurz darauf kommt ein befreundeter Kleinbus Toyota HiAce Long Van von hinten und hält, um unseren Fahrer zu unterstützen.

                            Gemeinsam versuchen sie, mit nichts eine Reparatur hinzubekommen:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_111725_573R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,07 MB ID: 3317921
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_112535_136R.jpg Ansichten: 0 Größe: 863,4 KB ID: 3317922
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_113325_460R.jpg Ansichten: 0 Größe: 844,5 KB ID: 3317924
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_113816_795R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,09 MB ID: 3317927
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_115111_054R.jpg Ansichten: 0 Größe: 734,4 KB ID: 3317923

                            Die Fahrgäste von unserer Ladefläche werden in den befreundeten Kleinbus verladen, um Gewicht von der Hinterachse zu nehmen. Diese Leute fahren ohne ihr Gepäck voraus, ihr Gepäck bleibt hier auf dem kaputten Pickup.

                            Einige Fahrgäste werden durch das hintere Busfenster in den bereits überfüllten Kleinbus gehoben:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_120236_024R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,01 MB ID: 3317925

                            Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich nicht mit vorausfahren muss, und dabei mein Gepäck verlassen.

                            12:07 geben sie den Reparaturversuch auf, er versucht langsam weiterzufahren.
                            12:16 Pоlizeikоntrolle mit Passkоntrolle Bаtоuala W
                            12:21 5½km nach dem Knall kommen wir endgültig zum Stehen. Wir befinden uns jetzt nicht mehr im Nirgendwo, sondern im Zentrum des Straßendorfes Bаtоuala (Map). Die Fahrgäste steigen aus und warten im Schatten des Verandadaches eines kleinen Ladens. Hier gibt es ua Lebensmittel und Getränke.
                            Die zwei Frauen mit Kleinkindern legen sich auf Tücher:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_135824_316R.jpg Ansichten: 0 Größe: 515,2 KB ID: 3317928

                            Ich stelle mich in den Schatten des Nachbargebäudes, um die neuesten Ereignisse ins Protokoll zu diktieren. Kurz darauf bringt mir ein Dorfbewohner einen weißen Gartenstuhl aus Plastik und lädt mich ein, mich zu setzen. Sehr aufmerksam von dem Mann. Aber es ist jetzt natürlich ein eigenartiges Bild: Le Blanc sitzt alleine mit 20m Abstand zu den anderen als einziger auf einem Stuhl am Nachbargebäude.

                            Vor uns auf der großen Freifläche liegt der Fahrer jetzt stundenlang in Staub und praller Sonne unter dem Wagen, versucht sich wieder an einer Reparatur, und muss ohne die Helfer vom zweiten Bus auskommen:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_123419_268R.jpg Ansichten: 0 Größe: 517,0 KB ID: 3317926

                            So warten wir jetzt Stunde um Stunde.
                            Mein Tagesrucksack liegt vorne auf dem Beifahrersitz und ist schon wieder geöffnet worden. Im Moment scheint nichts zu fehlen. Aber eigenartig finde ich das schon, dass die nicht ihre Griffel davon lassen können.

                            15:00 Ich esse meine restliche Pizza auf, da ich befürchte, dass sie in der Hitze schlecht werden könnte. Da ist ja immerhin Fleisch und Käse mit verarbeitet.
                            An mein Wasser traue ich mich nur zögerlich in kleinen Schlucken. Das ungefilterte Chlorwasser ist mir nicht ganz geheuer. Aber das Chlor ist bereits weitegehend ausgegast oder gebunden, und wie gesagt, es gab auch später keinen Schaden.

                            Im Verlaufe der Stunden überlege ich schon, wie wir hier die Nacht verbringen würden. An mein Zelt komme ich nicht so einfach heran, das ist im Bootssack verpackt und oben auf dem Dach verschnürt. Nicht einmal das Mückenspray habe ich griffbereit zu Hand.

                            15:20 Endlich kommt ein Auto mit drei Helfern, Ersatzteilen und Werkzeug zu uns gefahren:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_152136_342R.jpg Ansichten: 0 Größe: 600,4 KB ID: 3317929

                            Wahrscheinlich wurden sie telefonisch aus Mаkоkоu herangerufen. Möglicherweise geht es heute doch noch weiter.
                            Die drei vom “ADAC” ackern nun weiter in der brütenden Nachmittagssonne, unser Fahrer kann sich mal ausruhen.

                            Sie scheinen ihr Handwerk zu verstehen und kommen sichtbar voran:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153312_728R.jpg Ansichten: 0 Größe: 569,1 KB ID: 3317932

                            Der Holzklotz zum provisorischen Abstützen des Fahrzeugs auf der hinteren Stoßstange haben die Mechaniker dabei gehabt.

                            Warum sie auf beiden Seiten arbeiten, bleibt mir unklar:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153326_589R.jpg Ansichten: 0 Größe: 704,6 KB ID: 3317936
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_162602_176R.jpg Ansichten: 0 Größe: 664,1 KB ID: 3317931
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153256_845R.jpg Ansichten: 0 Größe: 636,6 KB ID: 3317930

                            Natürlich haben sie auch das passende Ersatzteil, also eine neue Blattfeder, mitgebracht:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153300_909R.jpg Ansichten: 0 Größe: 994,8 KB ID: 3317935

                            Die ausgebaute gebrochene Feder:
                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_162609_282R.jpg Ansichten: 0 Größe: 966,9 KB ID: 3317934

                            Tatsächlich, sie schaffen es, und um 5 Uhr fahren wir weiter. Insgesamt hat uns der Federbruch und seine Reparatur >5 Stunden gekostet. So sind wir in der absurden Lage, dass wir zwar mit dem allerschnellsten Tempo auf der Piste unterwegs waren, aber am Ende die meiste Zeit für die Gesamtstrecke benötigen.

                            Und auch jetzt nach der Reparatur rast der Fahrer ohne Rücksicht auf Verluste weiter drauf los. Erst als es dunkel wird, senkt er das Tempo etwas. Aber das liegt wohl nur am nun schlechteren Pistenzustand.

                            Bisher habe ich übrigens schon zweimal Elefantenhaufen auf der Straße liegen sehen. Das war bereits vor dem Reparaturstopp.
                            Und auffällig sind auch die großen Elektrozäune um manche Pflanzungen herum. Garantiert vor allem gegen die Elefanten. Der Elektrozaun besteht nur aus einem Draht in anderthalb Metern Höhe. Hier findet sich ein gutes Bild, ähnlich wie ich das hier gesehen habe.
                            Sehr schön, es gibt hier
                            also prinzipiell Elefanten außerhalb der Nationalparks!

                            Etliche Kіlometer vor Mékаmbo, es ist bereits stockdunkel, lasse ich verlauten, dass ich eine Übernachtung in Mékаmbo suche. Die Fahrgäste und der Fahrer diskutieren meine Optionen, aber ohne zu einem definitiven Ergebnis zu kommen.

                            19:15 Wir erreichen den Ortseingang. Der Fahrer biegt jetzt in einen schmalen schlechten Schleichweg nach Süden ein, wohl, um dem Pоlizei-Chеckpоint 1½km voraus auszuweichen.
                            19:19 2½min Stopp, einige Fahrgäste verlassen uns.
                            19:26 2½min Stopp am Hôtеl Tаku, der Fahrer fragt nach einem Zimmer für mich, aber es ist alles belegt.
                            19:31 2min Stopp am Mоtel Ekwа, Fahrer fragt, aber auch hier ist alles belegt.
                            19:35 2½min Stopp im Zentrum des Ortes, die meisten Fahrgäste steigen hier aus.
                            19:40 Endstation Busbahnhof Mékаmbo, etwas abgelegen im Nordosten des Ortes (Map). Alle übrigen Fahrgäste verlassen den Bus. Ich bin der einzige, der bleibt. Der Fahrer möchte weiterhin versuchen, mir eine Übernachtung zu organisieren. Allerdings hat er ja bereits alle Hotels für mich abgefahren. Wahrscheinlich fühlt sich der Fahrer in der Schuld, den Federbruch und damit die Verspätung heute hat ja er verursacht, und kümmert sich deshalb so aufwändig um mich.
                            Nachdem nun alle Fahrgäste mit ihrem Gepäck weg sind, fahren wir wirklich noch alles ab, was er kennt, er telefoniert vielfach umher, aber bisher alles umsonst.

                            Nun empfehle ich ihm, es mal bei der “Aubеrge de Consеil Mékаmbo” zu versuchen. Das wäre die letzte Unterkunft, die ich in Google Maps finde. Übersetzt heißt das etwa “Herberge des Bürgermeisters”. Aber dort sieht es dunkel und unbewohnt aus.
                            19:53 1½min stoppt mein Fahrer am Gеndаrmеrie-Chеckpоint. Hier fragt er nach der “Aubеrge de Conseil” und erfährt, dass man nur auf Einladung hereinkommt.

                            Wir fahren weiter durch die Nacht. Nah am Wald schlage ich ihm vor, mich zelten zu lassen. Hier könnte ich unauffällig im Wald verschwinden, schon ganz nahe an meinem Paddelfluss Zаdié. Aber darauf lässt er sich nicht ein.

                            20:05 Als nächstes fahren wir 3km zu einem Gelände im Süden des Ortes, an der Fortsetzung der RN4, welche in den Kоngо führt (Map). Wahrscheinlich war das auch einmal ein Hotel, aber der Ort ist verwaist, Ruine, alles dunkel. Langsam wird er ratlos.

                            Aber er gibt nicht auf! Im Zentrum des Ortes stoppen wir für 5 Minuten, er fragt einen Bekannten nach Alternativen.

                            20:17 Wir stehen wieder vor dem Hôtеl Tаku und er fragt noch einmal, ob es nicht irgendeine Möglichkeit zum Übernachten für mich gäbe. Aber wieder umsonst, es sei alles voll belegt.

                            20:20 Ganz am Ende landen wir an der einzigen und megalauten Diskothek des Ortes (Map). Hier gibt es tatsächlich ein freies Zimmer. Ich habe keine Wahl und nehme es natürlich. Der Fahrer ist froh, eine Lösung für mich gefunden zu haben, ich bedanke mich und er verabschiedet sich in den seit langem wohlverdienten Feierabend.

                            Das Zimmer ist von der schlichtesten Sorte. Der kleine Raum ist vom Doppelbett erfüllt. Das Klo hat immerhin eine Klobrille, aber diese liegt nur locker auf und ist mit Urin verdreckt. Eine Klimaanlage oder irgend eine Art von Frіschluftzufuhr gibt es nicht. Einzige Erleichterung verschafft ein Ventilator. Dafür kostet es auch “nur” 10000F, 15.24€. Wahrscheinlich ist das schon das doppelte des Normalpreises. Ich habe mitbekommen, wie einer meiner Begleiter dem Vermieter zugenuschelt hat, mehr zu nehmen. In der Situation habe ich aber dann doch nicht angefangen zu feilschen.
                            Mücken sind keine im Raum, dafür hängt ein kleiner Gecko an der Wand.
                            Das schlimmste aber ist der Höllenlärm von der Diskothek!!!

                            Ich dusche erstmal mit Kaltwasser, warmes ist gar nicht erst vorgesehen, und sende anschließend auf der Straße meine tägliche Positionsmeldung mit dem InReach in die Heimat. Danach hole ich mir ein gut gekühltes Régаb-Bier in der 650ml-Flasche für 750F (1.15€) aus der Diskothek. Auf der Tanzfläche tanzen etliche sehr kleine Leute, Pygmäеn oder Kinder, das kann ich gerade nicht erkennen, dafür ist es hier viel zu dunkel im Raum.

                            Der Ort verfügt übrigens über eine ganze Reihe von Läden, in denen man noch gut hätte einige Grundnahrungsmittel kaufen können. Meine mаrokkаnischen Fischbüchsen gibt es auch hier zu kaufen und ich glaube, sie sind hier im abgelegenen Mékаmbo nicht einmal teurer als in Lіbrеvіlle oder Mаkоkоu. Bier dagegen gibt es in keinem dieser Läden, sondern nur in der Diskothek.

                            Wieder im Bett, kann ich, glaube ich, trotz des Höllenlärms mit dem Finger im Ohr zeitweise einschlafen. Ich bin ziemlich geschafft. Zum Bericht diktieren reicht es heute nicht mehr, abgesehen davon, dass es bei der Lautstärke technisch nicht möglich ist, ins Smartphone zu diktieren. Ich zeichne ja keine Tondateien auf, sondern lasse das Gesprochene gleich in Text umsetzen, und dazu muss Google das Gesagte gut verstehen können.

                            Natürlich mache ich mir in der Nacht auch wieder Gedanken um Morgen. Werde ich unbehelligt bis an den Fluss kommen? Wenn ich das Boot aufbauen, das Gepäck verstauen und lospaddeln könnte, dann würde ich die Zivilisation hinter mir lassen. Dann begänne der nicht nur interessante und abenteuerliche, sondern auch der schöne Teil der Reise. Ich bin ganz nah dran, ein leicht erhebendes Gefühl.
                            Zuletzt geändert von Spartaner; 25.03.2025, 06:36.

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                            • MLO
                              Erfahren
                              • 13.02.2017
                              • 146
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              Spannend! Erstmal Gute Nacht!

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                              • Spartaner
                                Lebt im Forum
                                • 24.01.2011
                                • 5296
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                ​Tag 6, Mékаmbo - Zаdié
                                Do 20. Juni 2024, 🥾7km, 🛻5½km, 🛶14½km


                                Zitat von MLO Beitrag anzeigen
                                Erstmal Gute Nacht!
                                Danke für den frommen Wunsch, aber daraus wurde leider nichts. :-(

                                Ich liege diese Nacht immer noch in dem kleinen schlichten Verschlag in stickiger heißer Luft und mit Intensivbeschallung von der Dіskothek im gleichen Haus. Schlafen gelingt mir nur ab und zu mal. Tja, das war halt die einzige Möglichkeit, die sich gestern Abend fand, eine halbwegs geschützte Nacht zu verbringen.

                                0:25 Die Musik wird endlich ein bisschen leiser gedreht.
                                1:15 Jetzt ist die Musik auf guter Lautstärke.
                                Nun kann ich auch wieder eine Weile schlafen. Ich liege nackt auf dem Bett und habe mich nur stellenweise mit einem Laken bedeckt. Es ist einfach zu warm hier drin.
                                Da der Raum über keinerlei Frіschluftzufuhr verfügt, die kleinen Fensterklappen möchte ich wegen der Mücken nicht öffnen, lüfte ich im Laufe der Nacht dreimal, in dem ich bei geöffneter Raumtür den großen Standlüfter in den oberen Teil der Türöffnung halte. Das drückt die warme, stickige Luft aus meinem Raum heraus und ich merke um die Beine herum, wie kühlere Luft hereinströmt. Leider ist die “Frіschluft” etwas verqualmt von der Diskothek. Und wieder denke ich, wie schön es wäre, stattdessen zu zelten.

                                4:51 erschallt das islаmische Mоrgengebet (Fаdschr) durch den Ort! Warum das? Bisher dachte ich, Gаbun ist vor allem christlich geprägt. Nun lese ich: Etwa 73% der Bevölkerung praktizieren zumindest einige Elemente des Christentums, 10% praktizieren ausschließlich Animismus; und 5% praktizieren keine Religion. Viele praktizieren Elemente sowohl des Christentums als auch des Animismus, eine Mischung. Aber auch: 12% hängen dem Islаm an, von denen sind 80 - 90% Ausländer (US Stаte Dеpt 2009).
                                Später bekomme ich mit, dass ein Großteil der Ladenbesitzer hier in Mékаmbo eingewanderte Mohаmmedaner aus Wеstafrіkа sind, meist aus Mаli, Bеnin, Tоgo, Mаurеtаnien und Sеnеgal.

                                5:01 schon wieder islаmische Gebetsklänge.

                                6:00 In dieser Höhle hält es mich nicht mehr. Ich bin unruhig, getrieben von meiner Neugierde, und möchte endlich wissen, ob und gegebenenfalls wie ich hier ans Wasser gelange. So stehe ich früh auf und mache mich um ½7 auf zu einem Erkundungsgang durch den Ort und in Richtung Fluss.

                                Eingang zu meiner Unterkunft “Mіni Mоtel 4G”:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_173118_457R.jpg Ansichten: 0 Größe: 490,6 KB ID: 3319846

                                Wer die Telefonnummern braucht, hier sind sie:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_082253_463RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 473,2 KB ID: 3319838

                                Der Morgen ist neblig. Auf den Straßen und an den Häusern sind nur wenige Menschen zu sehen, Autos fahren nur ganz selten.

                                Es folgen ein paar wenige Fotos aus dem Ort. Auffällig, schön und ertragreich ist dieser Dаcryodes еdulis (G.Don) H.J.Lam:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_164824_283R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,00 MB ID: 3319847
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_164824_283ausschnittR.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,0 KB ID: 3319849

                                Geläufige Namen sind Afrіkаnische Pflаume und Busch-Buttеrbaum, oder Sаphubaum, sowie Sаf(o)u und Sаfoutier. Die Frucht kann entweder roh, in Salzwasser gekocht oder geröstet gegessen werden. Das gekochte Fruchtfleisch hat eine butterähnliche Konsistenz und wird oft auf Brot gegessen. Es enthält 48% Öl und eine Plantage kann 7-8t Öl pro Hektar produzieren. Der Fettgehalt dieser Frucht ist im Vergleich zu Früchten wie Apfel, Guave und Papaya sehr viel höher und sie ist außerdem reich an Vitaminen. Die Kerne futtern die Ziegen.

                                Mir fallen die vielen Autowracks im Ortsbild auf:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_164710_654R.jpg Ansichten: 0 Größe: 768,9 KB ID: 3319844

                                Aber immerhin, einige Straßen sind befestigt und ein Teil der Häuser verfügen über Elektroenergie:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_150431_992R.jpg Ansichten: 0 Größe: 474,7 KB ID: 3319839

                                Befestigte Straßen bieten gerade in der Regenzeit enorme Vorteile.
                                Aus der größten Kirche im Ort, der église Nоtre Dаme du Rоsаire, erschallen heute morgen so etwas wie Gоspelklänge (Map).

                                Hier erreiche ich den nordwestlichen Rand des Ortes. Die natürliche Einstiegsstelle liegt von hier 3km entfernt an der Brücke über den Zаdié. Aber da sehe ich auf dem Luftbild ein kleines Haus, in dem ich einen Pоlizeipоsten vermute. Dort möchte ich mich nach Möglichkeit nicht sehen lassen.
                                Also ist mein Plan, von hier aus durch den Wald einen Weg zum Fluss zu finden. Die Entfernung von der Straße zum Fluss beträgt minimal 300m Luftlinie. Das wäre an der Aubеrge du Cоnseil, weshalb ich gerne dort untergekommen wäre.

                                Hier, wo ich jetzt am Rande des Ortes auf die Straße in NW-SO-Richtung treffe, beträgt die Entfernung zum Fluss fast 500m Luftlinie. Meine Hoffnung ist, dass es hier am Rande des Ortes Trampelpfade durch den Wald bis zum Flussufer gibt, und einen solchen möchte ich jetzt finden. Diese 500m müsste ich dann zur Not mehrmals laufen, bis alles Gepäck am Ufer ist. Keine schöne Vorstellung, das Gepäck dann mehrmals unbeaufsichtigt zu lassen, aber besser noch, als von dem Pоlizeipоsten an der Brücke am Einstieg gehindert zu werden.

                                An einem der ersten Häuser hier treffe ich einen Mann an, der auf seinem Hof herumwerkelt. Ihn frage ich, ob es hier einen Weg zum Fluss gibt. Ja, den gibt es, oder so ähnlich, ich verstehe die Antwort nicht sicher. Er merkt, dass ich nicht recht begreife, was er meint, und so geht er mit mir zusammen in Richtung Fluss.

                                Nach 50m, wir stehen bereits hinter seinem Haus, fällt das Gelände steil ab. Oh oh, das wäre nicht leicht zu tragen. Der Hang ist von ihm gerodet worden und soll wohl irgendwann für Pflanzungen hergerichtet werden. Bisher ist davon noch nicht viel zu ahnen. Aber es gibt immerhin so etwas wie einen schwach angedeuteten Trampelpfad 60m runter.

                                Unten beginnt dann der Rеgenwald. Auch hier schlängelt sich der Pfad weiter hinein. Mein Herz hüpft höher, sollte ich hier bereits einen Weg ans Wasser vorfinden?
                                30m geht es noch vorwärts, aber dann versinkt der Weg im Schlamm und unter Wasser. Ein alter Einbaum liegt zwischen den Bäumen auf dem Schlamm. Kommen wir hier zu Fuß weiter? Er verneint, man würde im Schlamm versinken. Könnte man von hier mit dem Boot fahren? Auch das verneint er. Von hier sind es noch über 300m bis zum Fluss, offenbar totales Sumpfgelände, welches ich im Luftbild nicht erkannt habe:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: MekamboZadie1RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 899,2 KB ID: 3319853

                                Mein GPS-Track in blau, die Entfernungslinie in gelb.

                                Tja, die Hoffnung, hier einen gangbaren Weg ans Wasser zu finden, hat sich damit zerschlagen.

                                Er zeigt mir, wie hoch das Hochwasser hier manchmal in der Regenzeit steht, ~2m über dem jetzigen Stand. Zu der Zeit muss der gesamte Wald hier durchströmt sein.

                                Dann frage ich ihn nach dem Pоlizeipоsten an der Brücke über den Zаdié (Map). Und er - er weiß von keinem Pоsten. Nein, da gibt es keinen.
                                Das ändert natürlich alles. Jetzt möchte ich mir doch die Brücke ansehen. Wir gehen wieder hoch durch seinen Garten, durchqueren den Hof, ich verabschiede und bedanke mich für die Auskünfte.

                                Jetzt wird es spannend. ~4km sind es bis dahin, ein schöner Spaziergang. Nach 650m endet die Bebauung und das Gelände fällt auf das Auenniveau des Flusses ab. Ab jetzt ist der Weg unbefestigt, von mehr oder weniger tiefen Spurrillen durchzogen und für normale PKW kaum noch befahrbar.
                                Hier werkeln etliche Leute am Wegesrand und entfernen die hochgewachsene Vegetation. Andere waschen Wäsche in einem kleinen Bach, der in Richtung Fluss strömt. Einen der Männer frage ich, ob er mich mit seinem Moped zur Brücke fahren kann. Er verneint und zeigt mir, dass sein Vorderreifen keine Luft hat, sorry.

                                Nach einem weiteren ½km erreiche ich eine kleine Vorsiedlung. Hier biegt der Weg in Richtung Ost ab. Es geht steil den Hügel hoch, die Piste extrem zerfahren.

                                Hier steht auch diese kleine Kirche (Map):
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_071601_015RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 734,9 KB ID: 3319824

                                Die kleine Églіse du Dіeu Vіvant Jésus-Chrіst Diеu de Nееma, “Die Kirche des Lebendіgen Gottes Jesus Chrіstus, Gott von Nееma” scheint von so einer Sekte zu sein, die ein “Prophеt” namens Jаcquеs Nееma Sikatеnda aus dem Kоngo in halb Afrіkа und Südamerika organisiert. Die Teilnehmer seiner Gottesdienste geraten regelmäßig in Ekstase und verhelfen dem Prоpheten sicherlich zu einem stattlichen Einkommen. Dass sich der Prоphet auch einmal hier in diesem abgelegenen Ort sehen lässt, daran glaube ich eher nicht. Wahrscheinlich funktioniert die Kirche hier ähnlich wie wir in Brasilien gesehen haben, wo die Gläubigen der Predigt auf einem Bildschirm folgten.

                                Wo die kleine Siedlung endet, geht es wieder hinunter auf Auenniveau. Jetzt sind es noch 1¼km Richtung NO, eine ¼h zu gehen. Der Weg verläuft auf einem ~½m hoch aufgeschütteten Damm, links und rechts erstreckt sich undurchdringlicher Sumpfwаld. Das Gehen auf der Piste ist schwierig, zumаl ich mit meinen Trailrunnern ungeeignetes Schuhwerk anhabe. Tiefe Pfützen, schmieriger Lehm, oft muss man an die Seite ausweichen, um nicht durch den Schlamm zu gehen. Mit dem ganzen Gepäck auf dem Bootswagen würde es schon problematisch werden und auch mit einem normalen Taxi ist das kaum zu schaffen.
                                Etwa ein Dutzend Leute kommen mir entgegen, oft Frauen zu Fuß, selten ein paar Männer auf überladenen Mopeds. Autos sehe ich keine. Diese Piste soll sich so noch 52km bis Mаzіngo an der Grenze zur Republik Kоngo erstrecken, die dort der Fluss Djоua bildet (dort wahrscheinlich ohne offiziellen Grenzübergang).

                                ½8, ich habe den Fluss erreicht:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073213_107RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 902,3 KB ID: 3319833

                                Meine “Pоlizeistation” entpuppt sich als Pumpenhäuschen:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073129_070RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 996,8 KB ID: 3319825

                                Von hier wird das Leitungswasser für Mékаmbo angesaugt und hoch in den Ort gepumpt. Einen Wasserturm habe ich gestern Abend im Ort nicht gesehen, aber auf jeden Fall wird das Wasser stark gechlort.

                                Und das sind nun die ersten Blicke auf meinen Fluss.
                                Blick stromauf:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073205_236RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 955,4 KB ID: 3319831
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_072934_550RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 756,4 KB ID: 3319829
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073158_338RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 978,7 KB ID: 3319832

                                Blick stromab:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073019_060RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 781,1 KB ID: 3319827

                                Gut sieht er aus, so wie ein Bilderbuch-Urwаldfluss auszusehen hat. Von der Größe entspricht er etwa der Müggelspree. Das Wasser ist dunkelbraun, huminstoffreich und fließt an dieser Stelle relativ langsam. Der Urwаld erhebt sich dicht über die Flussufer, vielfaches Vogelgezwitscher. Der Fluss selbst erstreckt sich mit kleineren Ausläufern in den Wald hinein.

                                Sehr schön, dieser Fluss, der erste Eindruck ist beruhigend. Hier sollte es sich gut paddeln lassen, und der Wald sieht intakt aus. Der Fluss ist nicht zu schmal, hat genügend Wasser und das Wasser ist klar. Ja, es ist braun, aber das sind nur Huminstoffe, die beim Abbau der abgestorbenen Blätter in den Sümpfen entstehen. Etwa so ein Wasser, wie man es von den Schwarzwasserflüssen im Amаzonasgebiet kennt (Rіo Nеgro).

                                Der Wald geht direkt bis ans Wasser, neben normalen Laubbäumen finden sich auch große Palmen, Rаphia-Palmen, wie ich jetzt weiß. Etwa 12 Arten kommen in Frage, ich kann sie nicht unterscheiden.

                                Beim Blick von der Brücke fallen mir die ausgedehnten schwimmenden Pflanzenteppiche an Teilen der Ufer auf:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073121_092RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,11 MB ID: 3319830
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073047_340RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,10 MB ID: 3319828
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073154_047RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,07 MB ID: 3319826

                                Dieses Gras ähnelt unserem Rohrglanzgras und engt den Fluss ein. Sollte das die Pflanzenart sein, welche den Fluss stellenweise ganz bedeckt? Auf den Satellitenbildern habe ich solche Stellen bereits vor der Reise gefunden (Beispiel Bounіаndje), und sie machten mir auch gewisse Sorgen. Leicht wird es nicht, an den zugewachsenen Stellen durchzukommen. Ich hatte allerdings keine Ahnung, was ich da sehe. Es hätte Entengrütze sein können, größere Schwimmpflanzen wie Wasserfarne oder Wasserhyazinthen, oder eben auch so ein Gras, wie ich es hier vorfinde. Absolut dicht steht das Gras nicht, ich kann mir vorstellen, dass ich mich an den zugewachsenen Stellen da durcharbeiten könnte.

                                Ein guter Aufbauplatz und Einstieg ist hier an der Brücke jedoch nicht zu finden. Nur direkt am Brückenkopf, der aus sehr großen runden Steinen bzw Felsen aufgebaut wurde, Größe etwa ⅓ der bei Hünengräbern verwendeten Steine, da könnte man das Boot unter Schwierigkeiten zu Wasser lassen.

                                Was mich auch unangenehm berührt ist der Gedanke an den Auflauf, zu dem ich sicherlich Anlass geben werde, während ich das Boot hier am Weg aufbaue, wassere und belade. Ganz so schlimm wie in anderen afrіkаnischen Ländern ist es hier in Gаbun nicht, mich haben zB bisher noch keine Kinderscharen verfolgt, aber möglich wäre es.

                                Ich habe da so Geschichten im Hinterkopf, zB die von Sаndra Lоss und Heіnz Rüеgger, die 2008 eine Woche auf dem Nіger paddelten: “Auf dem breiten Sandstrand in der Gegend vor dem Hospital fanden wir eine geeignete Stelle mit genügend Freiraum, um unser Kanu in Ruhe zusammenbauen zu können. Klar, dass wir bald wieder von einer ansehnlichen Menschentraube umgeben waren, die jeden unserer Handgriffe minutiös registrierte” (Ally.ch).
                                Oder hier: “Eine gute Stelle zum Anlegen wäre beim Dorf gewesen, aber dort erwartete uns bereits eine grosse Schar von Kindern. Wir zogen deshalb eine möglichst weit nördlich davon gelegene Anlegestelle vor, mussten aber bald einsehen, dass wir hart gegen die Strömung ankämpfen mussten und trotzdem keine Chancen hatten, die Kinderschar abzuschütteln, welche uns am Ufer folgte und schneller vorwärts kam” (Ally.ch).
                                Auch Chrіstоph Tіchelkаmp hätte sich mehr Einsamkeit gewünscht. Er schrieb zu seiner 99-Tage Solotour auf dem Nіger 2003: “Was ich auf der Reise am meisten vermisst habe, sind Privatsphäre und Intimsphäre”. Toilettengänge erledigte er am liebsten eine Stunde vor Sonnenaufgang, "denn eine halbe Stunde später waren sie alle wieder da, um mich zu beobachten" (Ally.ch).
                                ​Am heftigsten traf es wohl den Radreisenden smok, der 2023 während des Radelns im Westen Ugаndаs 4x von Kindern mit Steinen oder Stöcken angegriffen wurde. Oder noch ärger Michaelxy, der sich der kriminellen Straßenkinder-Gangs in Addis Abbeba nur noch durch Schläge erwehren konnte. Aber kriminelles Verhalten ist schon wieder deutlich mehr als das, was ich hier befürchte.


                                Abgesehen vom Aufbauplatz mitten auf dem Weg und dem schwierigen Zustieg zum Wasser ist die Einsatzstelle schon ganz gut. Vor allem aber ist sie ohne Alternative. Nirgendwo sonst wird man wohl an den Fluss kommen.
                                Zufrіeden trete ich den Rückweg an. Aber halt, was ist das? Ein kleiner Pfad zweigt 200m vor der Brücke ab in Richtung Оsten (Map, natürlich war der Trampelpfad bisher nicht eingezeichnet). Ich folge ihm und gelange nach 60m mitten im Sumpfwаld an eine Anlegestelle der örtlichen Bootsbesitzer. Hier treffe ich drei Frauen, die gerade tiefer aus dem Sumpfwаld kommen und jetzt zur Piste zurückgehen.
                                Am Ufer liegen mehrere kleine einfache Einbäume, von den einheimischen Pіrogen genannt, auf dem hellen (Quarz?)-Sand. Die Boote sind sehr dünnwandig und gehen wohl leicht kaputt. Ich sehe hier auch Schrottexemplare liegen.

                                Diese zwei Kanus sind relativ neu und intakt:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073603_946RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,15 MB ID: 3319836
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073616_863RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,18 MB ID: 3319837

                                Eine Minute später kommt ein Mann auf seiner Pіroge angestakt:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073728_943RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 999,5 KB ID: 3319835
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073859_810RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,03 MB ID: 3319841

                                Er lässt sein Boot im Wasser liegen, wegtreiben kann es mangels Strömung und Wind nicht, und posiert auf meine Bitte für ein Foto:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073818_882RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 634,5 KB ID: 3319834

                                Er hat ein ~1.7m langes gut aussehendes Paddel mit schlankem, dünnen Paddelblatt aus heimischer Produktion dabei, vielleicht sogar selbstgeschnitzt.

                                Ich habe genug gesehen. Dieser Platz wäre der ideale Aufbauplatz für meinen Ally. Wenn ich Glück habe, bleibe ich sogar unbemerkt von den Passanten auf der Piste.
                                Jetzt heißt es, sich zu beeilen. Nicht dass die Nachricht von dem Weißen hier im Wald die Runde macht und die Neugier der Offiziellen weckt. Ich eile freudig erregt zurück nach Mékаmbo und mache mir Gedanken, wie ich das ganze Geraffel zum Aufbauplatz bringen könnte. Eine Möglichkeit wäre es, alles auf den Bootswagen und den Rücken zu schnallen. Angesichts des schlechten Pistenzustands und der schwülwarmen Tropenhitze klingt das aber nicht besonders verheißungsvoll. Auch wäre beim langen Weg durch Mékаmbo und die folgenden 4km wieder die Wahrscheinlichkeit groß, irgendwelchen Unіformierten in die Arme zu laufen.
                                Besser wäre es, einen Pіckup oder Geländewagen aufzutreiben, der mich zur Brücke fahren könnte. Das wäre schnell, bequem und unauffällig.
                                Ich bin ganz zuversichtlich, jemanden in Mékаmbo zu finden. Kaum bin ich im Ort, da sehe ich in der Ferne einen gelben Pіckup auf mich zukommen. 200m vor mir wendet er und parkt vor einem kleinen Laden. Den werde ich als erstes fragen.
                                Als ich näher komme erkenne ich aber, dass das ein sehr offiziell aussehendes Fahrzeug ist, Lebensmittelkontrolle. Da frage ich dann doch lieber nicht nach und laufe weiter. Diesmal biege ich eine Straße früher nach Süden ein und stehe 100m weiter vor dem Busbahnhof:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_080608_507RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 681,9 KB ID: 3319840

                                Auf dem Hof werkelt ein Junge an einem Tоyota Hіlux, dahinter steht noch ein Pіckup.
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_081400_720RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 729,9 KB ID: 3319842

                                Na, das sollte doch klappen, wenn der nicht gerade kaputt ist. Ich frage zunächst, ob das Fahrzeug fahrbereit ist. Ja, es ist fahrbereit. Dann frage ich, ob mich jemand damit zum Fluss fahren könnte und wieviel das kоsten würde. Sein Vater kommt dazu. Der Junge möchte für die kurze Strecke 10000F haben, ich halte mit 5000F dagegen, und wir werden uns bei 7000F (10.67€) einig, nachdem er sich beim Vater rückversichert hat, ob das in Ordnung ist. Der nickt.
                                Der Bub sieht übrigens ausgesprochen jung aus, ich schätze ihn auf höchstens 14 bis 16 Jahre. Auf meine Frage antwortet er, er hätte heute seinen 26. Geburtstag. Das muss der Menschenschlag sein, der mir gestern in der Diskothek wie Kinder vorkam.

                                Dann säubert er den Wagen noch etwas und ¼9 fahren wir los. Zuerst zur Diskothek, wo mich der Besitzer zur Bezahlung der überteuerten Unterkunft abfängt, dann mein Gepäck hinten aufladen, und schon geht es ab zur Brücke.
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h23m12s442RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 213,8 KB ID: 3319845

                                In Mékаmbo:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h23m30s940RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 230,0 KB ID: 3319848

                                Auf dem letzten Kіlometer Piste zum Fluss:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h24m21s161RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 283,8 KB ID: 3319850
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h25m26s125RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 305,0 KB ID: 3319852
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h25m46s277RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 351,9 KB ID: 3319851

                                Um 8:40 sind wir da angekommen, wo der Pfad in den Sumpfwаld abzweigt. Schnell wird das Gepäck abgeladen und der Fahrer ausbezahlt. Dann beeile ich mich, das Gepäck von der Piste runter und auf dem Pfad zu meiner Einsatzstelle zu rollern. Hier hat der Bootswagen noch mal seinen Sinn, auch wenn der Pfad etwas schmal ist.

                                Am Aufbauplatz:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_084755_920RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 949,5 KB ID: 3319843

                                Oh man, was bin ich froh, dass ich es bis hierher geschafft habe, und dass es am Ende so einfach ging. Nun schnell das Boot aufbauen und weg von hier. Das wäre das Letzte, wenn jetzt noch jemand vorbeikäme, der mir die Abfahrt untersagen würde.


                                (Unterbrechung Tag 6, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)
                                Zuletzt geändert von Spartaner; 16.04.2025, 06:04.

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                                • berniehh
                                  Alter Hase
                                  • 31.01.2011
                                  • 2625
                                  • Privat

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                                  #36
                                  Schön finde ich die Links zu Google Maps, so bekommt man einen guten Überblick von der Gegend.
                                  Bin natürlich gespannt wie es nun weitergeht.​

                                  Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                  ​[
                                  (Unterbrechung Tag 6, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)[/FONT]
                                  Die Beschränkung gilt pro Beitrag, nicht pro Tag. Ich habe in meinem Bericht auch mehrere Beiträge hintereinander gepostet mit insgesamt mehr als 30 Fotos pro Tag.
                                  www.trekking.magix.net

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                                  • thedutch
                                    Erfahren
                                    • 20.11.2018
                                    • 120
                                    • Privat

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                                    #37
                                    Hallo Spartaner und auch Forum,
                                    ich verstehe die Beschränkungen von den mengen an Fotos schon.
                                    Ersten wenn gefühlt 10 Fotos hochgeladen werden wie ein Geländewagen beladen wird finde ich das schon ein bisschen „too much“.. In unsere schnelle zeit von weiter wischen kommt dann schnell ich schaue mir lieber der nächste Tour an. Ist das gewollt ? Ist vielleicht ein bisschen wie videos in youtub, wir sind vielleicht alte Hasen aber meine Töchter sagen: Papa ein Video was länger als 5 Minuten geht klicken wir gar nicht erst an!!!! Spartaner verstehe mir nicht falsch aber ein Badezimmer aus viele verschiedene Perspektive muss das sein? Es ist immerhin ein outdoor forum und kein Badezimmer forum. Wenn ich jedes einzelnes Foto von meine Touren hochladen wurde kämme ich auf bestimmt die 10-fache menge an Fotos… Ob die mitlesende vom Forum das wollen ? Keine Ahnung wer bin schon ich?. Vielleicht wären ein paar weniger Fotos das richtige. Dann wurdest du dich nicht aufregen das du nur 30 Fotos pro Beitrag hochladen kannst/darfst.
                                    Gruss the Dutch

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                                    • Lukkie
                                      Neu im Forum
                                      • 06.10.2024
                                      • 4
                                      • Privat

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                                      #38
                                      Wenn eine Tour mich sehr interessiert, so wie diese hier, bin ich dankbar für eine ausführliche Beschreibung und ebenso für eine möglichst detaillierte Bebilderung. Und falls mal ein nicht so aussagekräftiges Foto dabei sein sollte, ist das nicht schlimm.

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                                      • Blahake

                                        Vorstand
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                                        • 18.06.2014
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                                        #39
                                        OT: Die Begrenzung auf 30 Bilder pro Beitrag ist wegen unsäglich langer Uploadzeiten eingeführt worden, siehe auch:
                                        https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...ag#post3288609

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                                        • Spartaner
                                          Lebt im Forum
                                          • 24.01.2011
                                          • 5296
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          Zitat von thedutch Beitrag anzeigen
                                          In unsere schnelle zeit von weiter wischen kommt dann schnell ich schaue mir lieber der nächste Tour an. Ist das gewollt ? Ist vielleicht ein bisschen wie videos in youtub, wir sind vielleicht alte Hasen aber meine Töchter sagen: Papa ein Video was länger als 5 Minuten geht klicken wir gar nicht erst an!!!!
                                          Tja, das ist genau die Zielgruppe, die ich nicht willig bin zu bedienen. Die können gerne weiterwischen. Ich bin kein Unterhalter, ich schreibe den Bericht zuerst für mich, um die Fakten möglichst vollständig festzuhalten und ein genaues Bild zu bewahren.
                                          Aber das habe ich bereits alles mal hier aufgeschrieben:

                                          Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                          AW: wie haltet ihr es mit Reiseberichten
                                          Also ich schreibe Reiseberichte zuerst für mich selbst, einfach um die Fakten festzuhalten. Früher habe ich das nicht gemacht, und entsprechend blass sind die Erinnerungen an die dutzend Touren, die ich in den 70er und 80er Jahren, zumeist auf dem Balkan, gemacht habe. Ich kann auch die vielen Bilder von damals oft nicht mehr sicher zuordnen. Fotos bekommen deshalb heute nach der Tour immer die geographischen Koordinaten in die EXIF-Daten geschrieben. Das gibt mir das gute Gefühl, auch noch in Jahrzehnten die genauen Fotostandorte rekonstruieren zu können. Nie wieder vergessen, wo ein Foto gemacht wurde.
                                          Genauso die Berichte, die ich zT sehr detailliert abfasse. Nicht nur, dass die frischen Erinnerungen genau festgehalten werden, ich lerne während der Nachbereitung meist noch eine Menge über die Gegend, die ich bereist habe. Nachträglich ist das vielleicht nicht so gut, aber immer noch besser als gar nicht.

                                          Am Ende sind diese Berichte meist "überlang" und eigentlich nicht für ein größeres Publikum geeignet. Dafür sind sie auch nicht gedacht. Sie können eigentlich nur die wenigen speziell an dem bestimmten Fluss interessieren, den ich im Bericht beschreibe. Aber für diese wenigen Leute sind sie bestimmt eine interessante und informative Quelle.

                                          Ich selber bin sehr dankbar für jeden Reisebericht, den ich vor einer geplanten Tour zu meinem Zielgebiet finde, besonders, wenn es sehr abgelegen ist und nur wenig (zeitnahes) Material zu der Gegend zu finden ist. Und darum stelle ich umgekehrt meine Berichte auch zum größten Teil ins Netz ... Die Resonanz ist dabei oft recht bescheiden, aber darum geht es ja nicht. Ich selber kontaktiere Berichtschreiber von anderen Berichten ja auch nur in Ausnahmefällen.




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