[US] Alaska - Arctic National Wildlife Refuge. Anstrengend, aber geil

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    • 02.09.2013
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    • Meine Reisen

    #61
    Ob die "Kleine Wollgraswiese" in dem Foto https://s20.directupload.net/images/...6/4uddmdnf.jpg vielleicht aus der gelben Silberwurz Dryas drummondii https://www.alaskawildflowers.us/Kin...dii/index.html bestanden haben könnte ?

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    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
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      • Meine Reisen

      #62
      Zitat von Lhor Beitrag anzeigen
      Habe diesen Bericht bis hier sehr gerne gelesen. Tolle Bilder von schöner Landschaft und spannende Tour in tiefer Wildnis. Vielen Dank Mortias
      Danke für Dein Lob Lhor. Sowas lese ich natürlich gerne. 👍 Auch wenn der Bericht natürlich noch nicht ganz vorbei ist. Ich denke morgen werde ich wieder ein wenig weiterschreiben.​

      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
      Elch und Bär an einem Tag und sooo schöne Paddel-, Landschafts-, Lagerfeuer- und Sonnenuntergangsbilder!
      Oh ja, es erwärmt mir auch das Herz wenn ich daran zurückdenke. 😍 Von daher macht mir das Schreiben des Berichts echt Freude. Es frischt einfach diese tollen Erinnerungen so schön auf. Und ohne jetzt zuviel vorwegzunehmen, kann ich schonmal versprechen, dass ich noch ein wenig werde nachlegen können. 😉​​

      Zitat von Folivorus Beitrag anzeigen
      Ob die "Kleine Wollgraswiese" in dem Foto https://s20.directupload.net/images/...6/4uddmdnf.jpg vielleicht aus der gelben Silberwurz Dryas drummondii https://www.alaskawildflowers.us/Kin...dii/index.html bestanden haben könnte ?
      Danke für die Info. Das kann gut sein. Mit Botanik kenne ich mich ehrlich gesagt nicht sonderlich gut aus. Für mich sah es halt einfach nach Wollgras aus. Aber ich lerne natürlich gerne dazu. 😄

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      • Mortias
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        • Meine Reisen

        #63
        Tag 17 (07.08.)
        Morgens hatten wir das Vergnügen einen Elch beobachten zu können, der weiter unten durch den Fluss gewatet ist. Wirklich ein toller Anblick der uns mal wieder klar gemacht hat, welches Geschenk es doch war in dieser abgelegenen Wildnis sein zu dürfen. Zudem schien die Sonne und es war weiterhin angenehm warm. Allerdings lag wieder so eine trübe Dunstschicht am Himmel, die den Fernblick doch deutlich eingeschränkt hat. Waldbrände halt. Trotzdem war mir das natürlich allemal lieber, als wenn es geregnet hätte. 😉


        Elch am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.


        Wolkenloser Himmel und trotzdem keine klare Sicht


        Aufbruch um kurz vor halb 11

        Auf dem Fluss kamen wir jedenfalls weiterhin sehr gut voran. Auch wenn die Strömung mittlerweile etwas nachgelassen hatte, so war sie doch immer noch ganz ordentlich. Ungezählt zogen wieder die Fichten an uns vorbei. Ab und zu passierten wir einige Prallufer, die landschaftlich für ein wenig Abwechslung sorgten. Ansonsten aber war es auf Dauer irgendwie schon etwas öde. Wobei ich klar hervorheben möchte, dass es mir eigentlich echt gut gefallen hat. Ich liebe ja so nordische Landschaften mit ausgedehnten Fichtenwäldern. In so einer Gegend dann auf dem Wasser unterwegs zu sein, war für mich definitiv etwas Besonders und ein langersehnter Traum. Aber es fehlte halt doch ein wenig die Abwechslung. Es war halt kein Vergleich mehr zum Oberlauf des Wind Rivers, wo links und rechts markante Berge eine spektakuläre Kulisse bildeten und der recht schmale Fluss im flotten Tempo mit einigen netten Wildwasserstellen bergab rauschte. Jetzt war es halt ein deutlich breiterer Strom geworden und es ging eigentlich hauptsächlich nur noch darum Strecke zu machen.


        Übers Wetter konnten wir uns echt nicht beschweren.


        Aber ein bisschen mehr landschaftliche Abwechslung wäre schon nett gewesen.


        Im Revo habe ich mich echt wohl gefühlt. Auch wenn es etwas langsamer ist als das Microraft (mittlerweile habe ich mir das auch von anderen Personen bestätigen lassen) so zeichnete sich das Boot doch durch eine sehr gute Manövrierbarkeit sowie einen angenehmen Fahrtkomfort aus.

        Ab und zu gönnten wir uns kurze Pausen. Einerseits weil ich es einfach angenehm fand auch mal aus dem Boot rauszukommen und mir die Beine zu vertreten. Außerdem hatte ich ein kleines Loch in meinem Sitz, so dass mit der Zeit immer etwas Luft entwich und ich folglich regelmäßig nachpusten musste (an diesem Abend habe ich das Loch dann mit Aquasure versiegelt). Das war natürlich ein bisschen nervig, vor allem, weil ich immer irgendwann gemerkt habe, dass ich nicht mehr so gut im Boot saß, aber andererseits gab es mir halt einen guten Vorwand um öfter Pausen einzulegen als Matthias sonst vielleicht zugestimmt hätte. In gewisser Weise war ich daher fast dankbar über den Umstand. Und es war ja eh nicht so, dass wir unter extremer Zeitnot gelitten hätten und uns daher besonders beeilen mussten. 😄


        Ein weiterer Effekt von den Pausen war auch, dass man vom Ufer aus einfach einen etwas anderen Blick auf den Fluss hat und somit ein paar mehr schöne Fotomotive einfangen kann.


        Trotz Sonnenscheins ist klar erkennbar, dass die Sicht nicht so optimal war. Die Hügel im Hintergrund erschien schon sehr diesig.


        Schickes Prallufer


        Landschaftlich gehörte das zu den wenigen Highlights auf dieser Etappe.

        Teilweise bildete der Fluss einige Nebenarme aus, die dann wieder deutlich schmaler waren. Dabei erwies es sich mittlerweile echt als hilfreich, dass Matthias eine Uhr mit GPS-Empfang dabeihatte. So konnte er regelmäßig auf der Karte unsere Position überprüfen und dadurch entscheiden welche Flussabzweigung die kürzeste bzw. vielversprechendste war. Einmal erwischte ich aufgrund eines Kommunikationsmissverständnisses versehentlich die falsche Abzweigung und wir waren kurzzeitig voneinander getrennt. Sowas wollten wir eigentlich um jeden Preis vermeiden, da es unheimlich kritisch ist, wenn man sich beim Paddeln aus den Augen verliert. Glücklicherweise war das aber nur ein sehr kurzer Abschnitt und ich konnte Matthias noch rechtzeitig zurufen, dass er beim nächsten Zusammenfluss wieder auf mich warten solle.


        Mal wieder bei einer Pause


        Matthias studierte wirklich regelmäßig die Karte. Das war echt hilfreich. Während ich beim Wandern behaupten würde, dass wir beim Lesen der Karte, der Routenfindung sowie der Orientierung durchaus auf Augenhöhe agiert haben, habe ich ihm nun gerne den Vortritt gelassen und seiner Erfahrung vertraut.


        Teilweise hat er auch während des Paddelns auf die Karte geschaut. Er hatte sie nämlich vorne am Rucksack (in einem Klarsichtbeutel) festgemacht. Eine überaus schlaue und praktische Lösung.

        Bei einem späteren Zusammenfluss mehrerer Flussarme wäre ich dann fast gekentert. Die Verschneidung war hier stärker als gedacht und ihm ein Haar hätte ich die Kontrolle über mein Boot verloren. Wie gut, dass ich die Schenkelgurte hatte. Die waren echt Gold wert um das Boot zu stabilisieren. Matthias ist bei seinem Microraft zwar auch ohne die Dinger ausgekommen, aber ich fühlte mich bei den etwas wilderen Stellen damit schon deutlich sicherer. Ansonsten zeigten sich nun langsam die ersten Spuren der Zivilisation. Irgendwo am Ufer lag ein kleines Motorboot. Und ein paar Kilometer weiter kamen wir an einem verlassenen Jägercamp vorbei. Allzu verwunderlich war das nicht, da der East Fork Chandalar River gut mit Motorbooten befahrbar ist und sie von Venetie aus bis nach Arctic Village hochfahren.


        Wald, Wasser, Weite und Wildnis. So lässt sich die Gegend hier wohl gut beschreiben.


        Coole Lichtverhältnisse


        Zeitweise sah es so aus als würde ein Unwetter aufziehen. Glücklicherweise blieb es aber ruhig.


        Verlassenes Jägercamp

        Gegen 18 Uhr legten wir dann an einer größeren Kiesbank an und beendeten die Etappe. Knappe 54 km hatten wir heute zurückgelegt und ich war nicht unglücklich darüber, dass wir nun Feierabend hatten. Jetzt gönnten wir uns erstmal ein herrliches Bad im Fluss. Das tat echt richtig gut. Das Wasser war mild und die Luft immer noch sehr warm. Mein kleines Reisethermometer zeigte mir 26°C an. Ein bisschen überraschend fand ich es schon. Aber auch echt cool, dass wir nördlich des Polarkreises eine so stabile Sommerwetterlage hatten. Später erfuhr ich nämlich, dass es zum selben Zeitpunkt in der Heimat ziemlich frisch und verregnet gewesen ist. 😁


        Letzte Flusskurve, dann erreichten wir unsere Kiesbank.


        So, Feierabend für heute


        Erstmal das Zelt aufgestellt…


        …und mir anschließend ein Bad gegönnt. Herrlich, das tat echt gut. 👍


        Wirklich sehr sommerlich heute

        Der Abend war jedenfalls einfach nur traumhaft. Ich hatte wieder ausreichend Zeit zum Lesen, fühlte mich frisch und sauber, die Sonne schien und trotz des dunstigen Himmels konnten wir am Horizont noch einige Berge ausmachen. Da haben wir es wirklich gut getroffen mit unserem Zeltplatz. Vor allem als wir dann wieder am Lagerfeuer standen und einen echt schicken Sonnenuntergang bewundern konnten, waren wir einfach nur glücklich und freuten uns über den Anblick. Über die kritische Frage, wie weit wir die nächsten Tage jeweils paddeln wollten, konnten wir uns auch morgen noch den Kopf zerbrechen. Jetzt wollten wir einfach nur die Natur genießen.


        Wärmende Abendsonne.


        Abendliche Kochsession


        Und dabei ein bisschen den Sonnenuntergang bewundern.


        Wirklich eine geniale Kulisse um das Abendbrot zu genießen.


        Ein Lagerfeuer wurde wieder entzündet. Auch wenn von den Temperaturen her echt nicht nötig gewesen wäre.


        Aber es ging hier einfach um den Genuss und das Wildnis-Feeling.


        Abenddämmerung um halb 11

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        • Robtrek
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          • 13.05.2014
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          #64
          Hallo Mortias, hab gerade deine Bilder angeschaut, vielen Dank fürs Teilen, sehr schön. Beim Bärenbild schreibst du was von deinem Kameraden, mir scheint er hat sich ganz unnötig kleingemacht / versteckt. Der Bär sieht sehr schlecht und wird euch auf die Entfernung niemals mit seinen Augen wahrnehmen, sondern wenn, dann nur durch Geruch oder Geräusch. Wenn der Wind für euch ungünstig steht, nützt das Verstecken sowieso nichts. Der Bär kommt dann evtl. näher, um euern Geruch zu untersuchen. In dem Fall solltet ihr euch erst recht nicht hinknien sondern im Gegenteil, so wie du es gemacht hast, aufrecht dicht zusammen stehen und mit euren ausgefalteten Jacken eine möglichst große einheitliche Masse bilden. Wenn man zu mehreren unterwegs ist, sollte man solche Abläufe zu Beginn der Tour einmal durchsprechen und verbindlich festlegen, denn erfahrungsgemäß wird das kaltblütige Denken und Handeln schwer, wenn das Raubtier erst einmal auf euch zu rennt. Und ich wünsche dir natürlich sehr, dass du auf deinen künftigen Wildnistouren diesen Tipp niemals praktisch anwenden musst

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          • Mortias
            Fuchs
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            #65
            Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
            Hallo Mortias, hab gerade deine Bilder angeschaut, vielen Dank fürs Teilen, sehr schön. Beim Bärenbild schreibst du was von deinem Kameraden, mir scheint er hat sich ganz unnötig kleingemacht / versteckt. Der Bär sieht sehr schlecht und wird euch auf die Entfernung niemals mit seinen Augen wahrnehmen, sondern wenn, dann nur durch Geruch oder Geräusch. Wenn der Wind für euch ungünstig steht, nützt das Verstecken sowieso nichts. Der Bär kommt dann evtl. näher, um euern Geruch zu untersuchen. In dem Fall solltet ihr euch erst recht nicht hinknien sondern im Gegenteil, so wie du es gemacht hast, aufrecht dicht zusammen stehen und mit euren ausgefalteten Jacken eine möglichst große einheitliche Masse bilden. Wenn man zu mehreren unterwegs ist, sollte man solche Abläufe zu Beginn der Tour einmal durchsprechen und verbindlich festlegen, denn erfahrungsgemäß wird das kaltblütige Denken und Handeln schwer, wenn das Raubtier erst einmal auf euch zu rennt. Und ich wünsche dir natürlich sehr, dass du auf deinen künftigen Wildnistouren diesen Tipp niemals praktisch anwenden musst
            Moin Robtrek, danke fürs Kompliment zu meinen Bildern. 👍 Und auch danke für Deine Einschätzung zu der Bärenbegegnung. Es freut mich natürlich, dass Du meine Sichtweise zu dem Thema im Großen und Ganzen bestätigst. Grundsätzlich haben wir uns auch im Vorfeld zum Thema Bärenbegegnung ausgetauscht und bei den anderen Begegnungen davor hat die Abstimmung auch gut geklappt. Aber in dem Fall kam es dann etwas unerwartet. Vermutlich hing es auch damit zusammen, dass der Bär doch relativ nahe dran war.

            Wobei ich jetzt schon mehrmals gelesen habe, dass das Thema mit der Sehkraft der Bären noch nicht abschließend geklärt ist. Es gibt auch die Vermutung, dass sie tatsächlich sogar ähnlich gut wie Menschen sehen können, nur sich halt primär auf Ihren Geruchssinn (und teilweise ihr Gehör) verlassen. Sprich sie sehen zwar eigentlich ganz gut, aber trauen Ihren Augen einfach nicht so übern Weg. Aber am Verhalten der Bären ändert diese Erkenntnis natürlich nichts. 😉

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            • Mortias
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              #66
              Tag 18 (08.08.)
              Nachts wurden wir von einem ziemlich heftigen Gewitter geweckt. Ein starker Regenschauer ergoss sich über uns und der laute Donner klang auch nicht grad vertrauenserweckend. Wie gut aber, dass das Unwetter nachts kam und wir daher im trockenen Zelt waren. Auf dem Wasser wäre das ziemlich unangenehm gewesen. Der Regen hielt sich jedenfalls bis zum Morgen, so dass wir uns mit dem Aufbruch etwas Zeit ließen. Ganz undankbar war ich darüber nicht. Und glücklicherweise wurde es im Laufe des Vormittags wieder trocken. Dennoch begrüßte uns beim Aufbruch um halb 12 immer noch ein wolkenverhangener Himmel.


              Wolkiger Morgen


              Aufbruch bei diesigen Bedingungen

              Am Horizont näherten sich nun langsam die Berge, die wir gestern Abend noch erspäht hatten. Nun, ob’s jetzt kleine Berge oder große Hügel waren, hängt sicherlich vom Betrachter aber. Aber laut Karte war dies der letzte bergige Abschnitt, bevor es dann endgültig in die Yukon Flats ging. Ein letztes kleines Aufbäumen des Gebirges welches wir nun so lange durchquert hatten. Wir waren schon etwas gespannt, ob uns da nochmal eine engere Schlucht und vielleicht ein paar nette anspruchsvolle Wildwasserstellen erwarten würden.


              Anfangs lagen die Wolken noch sehr tief.


              Dann hoben sich langsam und gaben den Blick auf die Berge hinten frei.


              Das war nochmal eine schöne Abwechslung zum Abschluss unserer Tour.

              Als die bergigen Hänge dann näher kamen fiel uns auf wie kahl diese stellenweise waren. Hier waren starke Schäden durch Waldbrände zu beobachten, was dem Ganzen eine leicht triste Stimmung verliehen hat. Ansonsten war dieser Abschnitt aber nochmal echt ganz schick, auch wenn er längst nicht so anspruchsvoll war wir erwartet. Steile Canyonwände und rauschendes Wildwasser fanden wir hier jedenfalls nicht vor. Vielmehr ging es recht gemütlich voran. Und in unserer Mittagspause merkte ich, dass mir seit langem mal wieder ein bisschen kalt war. Das lag sicherlich auch daran, dass mein Trockenanzug an den Füßlingen etwas undicht war, und somit dort nicht ganz trocken gehalten hat. Und die Sonne zeigte sich auch nur ganz sporadisch. Aber alles in allem war’s halb so wild.


              Kahle Hänge


              Aber ansonsten eine sehr coole Kulisse zum Paddeln


              Unser Platz für die Mittagspause


              Hier kann man auch nochmal die Waldbrandspuren deutlich erkennen.


              Aber die Stimmung hat uns das nicht verderben können. 😉

              Kurze Zeit später wurden die Hänge wieder flacher und der Horizont weiter. Zudem begann der Himmel aufzureißen die Sonne setzte sich durch. Ein paar Kilometer folgten wir jetzt noch dem Fluss, dann ging er in den Chandalar River über. Nun waren es nur noch knappe 50 km bis Venetie. Heute würden wir es zwar nicht mehr schaffen, aber morgen höchstwahrscheinlich schon. Unsere Tour näherte sich somit langsam aber sicher dem Ende. Einerseits ein tolles Gefühl jetzt quasi den letzten Meilenstein geschafft zu haben, andererseits empfand ich auch etwas Wehmut bei dem Gedanken, dass nun bald Schluss sein würde.


              Es klarte langsam auf.


              Die letzten Kilometer auf dem East Fork Chandalar River


              Am Zusammenfluss vom East Fork Chandalar River und dem Chandalar River


              Hier machten wir nochmal Pause.

              Gerne hätte ich daher die letzten Kilometer auf dem Chandalar River nochmal ausgiebig genossen, mich ein bisschen treiben gelassen und an der Natur erfreut, während die Sonne mein Gesicht wärmte. Leider war Matthias aber anderer Meinung und wollte heute lieber noch möglichst viel Strecke zurücklegen. Durch diese Diskrepanz hat sich der Abstand zwischen uns zeitweise enorm erhöht und häufig musste ich allein deswegen mehrmals kräftige Paddelschläge setzten, damit ich nicht vollends den Sichtkontakt zu ihm verlor. Auf diesem breiten Fluss mit den vielen Verästelungen wäre das ziemlich ungünstig gewesen. Aus dem erhofften Genuss ist somit nerviger Stress geworden, was mir die Stimmung leider geflissentlich vermiest hat. Schade.


              Matthias paddelt vorne vorweg.


              Am Nordufer gab’s noch einige hügelige Hänge.


              Aber ansonsten aber war die Umgebung meist recht flach.


              Die Strömung war jetzt auch deutlich schwächer als noch zu Beginn auf dem East Fork Chandalar River.

              Ca. 15 Kilometer legten wir auf diese höchst unentspannte Weise noch zurück, dann fanden wir ein attraktives Steilufer und schlugen dort unser Lager auf. Hier gab es wieder ein verlassenes Jägercamp. Beim ersten Anblick hofften wir noch zum Abschluss mal in einer echten Hütte pennen zu können. Aber bei näherem Betrachten stellte es sich als ziemlich heruntergekommene und vollgemüllte Bruchbude heraus. Da war uns das Zelt doch lieber, zumal es hier echt gute Bedingungen zum Campen gab. Endlich konnten wir mal wieder auf weichem Gras zelten statt auf den harten Schotterbänken. Das tat wirklich gut.


              Jägercamp am Steilufer. Hier machten wir heute Feierabend.


              Die Hütte (wenn man das Konstrukt überhaupt so nennen darf) fanden wir nicht sonderlich einladend. Da wollten wir definitiv nicht drin pennen.


              Ich glaube da hatten wir es mit dem Zeltplatz deutlich besser getroffen. 😎

              Und auch sonst war der Platz hier echt herrlich. Es gab sogar eine Sitzbank wo wir dann genüsslich das Abendbrot verzehren konnten. Zudem war der Blick über den Chandalar River echt vorzüglich. Hier vom Steilhang aus lag er breit ausgestreckt unter uns, einige Hügel noch am Horizont zu erspähen, während im trüben dunstigen Himmel langsam die Sonne herabsank. Das war wirklich eine nordische Wildnis Szenerie wie aus dem Bilderbuch. Was für ein Anblick um nochmal die Seele baumeln zu lassen und sich zu vergewissern, was für ein Glück und Privileg es doch war so eine Tour unternehmen zu können. Nun war auch der Stress vom Paddeln vorhin vergessen. Als wir wieder unser obligatorisches Lagerfeuer anmachten empfand ich einfach nur Zufriedenheit und Dankbarkeit.


              Letztes Abendbrot in der Wildnis. Ganz dekadent auf der Bank.


              Herrlicher Blick auf den Chandalar River


              Nach dem Abendessen bin ich noch ein wenig am Steilufer entlangspaziert.


              Es führten sogar Quadspuren nach Venetie. Theoretisch hätten wir die letzten 33 km somit auch zu Fuß zurücklegen können. Aber das wäre doch ziemlich dämlich gewesen. 😄


              Abendsonne gegen Viertel vor 10. Durch die Waldbrände war alles leicht trüb und diesig.


              Das Lagerfeuer wurde angeworfen. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an Matthias für Deinen unermüdlichen Einsatz an der Lagerfeuerfront. 👍


              Letztes Lagerfeuer in der Wildnis. War herrlich sich nochmal daran wärmen zu können (auch wenn es nicht wirklich kalt war).

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              • Mortias
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                #67
                Tag 19 (09.08.)
                Der heutige Tag barg eine unangenehme Überraschung für uns. Und zwar dichten Rauch. Während die letzten Tage bereits schon immer ein leicht rauchiger Dunst in der Luft hing, war nun der Himmel komplett bedeckt. Die Sicht war auf einige 100 Meter begrenzt und der Rauch war sogar in der Luft zu riechen. Die Waldbrände mussten folglich irgendwo in unserer Nähe sein. Das war natürlich gar nicht gut. Also so überhaupt gar nicht. Matthias meinte, dass er schonmal bei Waldbrand mit feuchtem Tuch vorm Mund paddeln musste und dass das alles andere als angenehm war. Soweit würde es heute hoffentlich nicht kommen, aber wir konnten uns natürlich nicht sicher sein.


                Verrauchter Morgen

                Worin wir uns aber einig waren, war dass wir nun schnellstmöglich nach Venetie kommen wollten. Im Endeffekt hat es sich jetzt ausgezahlt, dass wir die letzten Tage bereits soviel Strecke gemacht haben (auch wenn ich es teilweise nicht genossen habe). Schnell packten wir also unseren Kram zusammen und brachen bereits um halb 9 auf. Unser frühester Start und das am letzten Tag unserer Tour. Das habe ich mir definitiv anders vorgestellt.


                Schnell alles fertig gemacht…


                …und dann ging es auch los.

                Das Paddeln hatte nun etwas zutiefst Gespenstisches an sich. Alles war vom Rauch verhangen und die Wälder zogen trostlos an uns vorbei. Echter Naturgenuss kam da natürlich nicht auf. Wir wollten einfach nur die vor uns liegende Strecke schaffen und legten uns entsprechend ins Zeug. Vor allem Matthias GPS-Uhr war jetzt echt Gold wert. Ständig prüfte er unseren Standort und glich ihn mit der Karte ab. So hatten wir ein ganz gutes Gefühl dafür, wo wir uns grad befanden und wie weit wir es noch hatten. Denn landschaftliche Orientierungspunkte gab’s jetzt mal keine mehr. Andernfalls wären wir quasi blind gewesen.


                Viel Orientierung hatten wir hier nicht.


                Leicht apokalyptische Stimmung


                Immer wieder gabelte der Fluss sich in mehrere Arme auf. Wenn wir uns dabei aus den Augen verloren hätten, hätten wir echt ein Problem gehabt. Besonders ich, da ich keine GPS-Peilung dabeihatte.


                Lange Pausen haben wir uns jetzt nicht mehr gegönnt.


                Landschaftlich war dieser Abschnitt natürlich maximal unspektakulär.


                Aber das war uns jetzt auch egal. Wir wollten einfach nur noch fertig werden.

                Gegen Viertel nach 12 wars dann so weit, dass wir Venetie erreichten. Der Ort befand sich nicht direkt am Flussufer und war somit nicht leicht auszumachen. Hätten wir die GPS-Orientierung nicht gehabt, dann hätten wir ihn auch gut und gerne übersehen können. Lediglich ein Haus lugte schwach zwischen den Bäumen hervor. Die schlechte Sicht tat da ihr übriges. Ich möchte mir daher nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir den Ort verfehlt und dran vorbeigefahren wären. 😳


                Einziges sichtbares Haus von Venetie. Hätten wir nicht gewusst, dass hier der Ort lag, wäre es gut möglich gewesen, dass wir das Haus gar nicht bemerkt hätten.


                Aber jetzt war die Erleichterung groß es geschafft zu haben.

                Jetzt aber waren wir endgültig am Ziel. 205 km Wandern und 325 km Paddeln lagen hinter uns. 18 Tage waren wir in der Wildnis unterwegs, haben in der Zeit keine anderen Menschen getroffen, haben uns abgemüht, gelitten und dafür die grandiose Landschaft Nordalaskas genießen können. Und jetzt hatte all das ein Ende. Natürlich waren wir sehr zufrieden darüber, dass wir die Tour wie geplant geschafft haben, aber die große Euphorie wollte sich nicht einstellen. Andere Sorgen beschäftigten uns. Und zwar die Waldbrände. Nach unserem ursprünglichen Zeitplan würde unser Flieger nach Fairbanks erst übermorgen starten. Aber wer kann schon sagen ob bei solchen Bedingungen überhaupt irgendwas fliegt. Also hatte Matthias die naheliegende Idee, dass wir schnell unsere Sachen zusammenpacken und dann mal zum Flugfeld gehen sollten um zu prüfen ob eventuell heute noch ein Flieger startet. Denn je eher wir in Fairbanks wären, desto besser. Da der planmäßige Abflug aber bereits um 13:55 Uhr war, ersparten wir uns nun eine lange Freudenzeremonie über den erfolgreichen Abschluss der Tour. Stattdessen packten wir rasch unsere noch feuchten Packrafts zusammen und marschierten die Schotterstraße in den Ort hinein.


                Fertig!!! Gerne hätte ich diesen Moment jetzt ausgiebig zelebriert. Schade, dass die Umstände dies nicht ermöglichten.


                Auf der Schotterstraße nach Venetie

                Bei Venetie handelt es sich um eine kleine Athabasken Siedlung mit ca. 200 Einwohnern die nur übern Fluss oder mittels Flugzeugs erreichbar ist. Eine Straßenverbindung zur Zivilisation gibt es nicht. Insgesamt macht der Ort einen leicht heruntergekommenen Eindruck. Und kaum haben wir die ersten Häuser passiert, hielt bereits ein Pickup an. Der Fahrer, ein Athabasken-Indianer, fragte uns wo wir herkamen und wo wir denn hinwollten. Gleich darauf bot er uns an uns zum Flugplatz zu fahren. Das war wirklich hilfreich, weil dieser etwa 2,5 km entfernt war. Der Flugplatz entpuppte sich allerdings als verlassene Schotterpiste. Lediglich eine größere Garage und paar Container standen hier. Aber ein richtiges Flughafengebäude mit Schalter und Warteraum gab es nicht. Bei der Größe des Ortes aber auch nicht verwunderlich. Andere Menschen haben wir nicht angetroffen. Ein kurzer Anruf von Matthias Satellitentelefon bei der Airline gab uns dann die Bestätigung, dass der Flieger „on weather hold“ sei. Ob er heute noch von Fairbanks abhebe konnten sie nicht sagen. Wir sollten einfach später nochmal anrufen. Dankenswerterweise hat der Athabaske auf uns gewartet und uns dann wieder in den Ort zurückgefahren.

                Auf unseren Wunsch hin hat er uns dann am Dorfladen raugelassen, der aber leider geschlossen hatte und erst später öffnen würde. Also beschlossenen wir zu warten. Wir waren gerade mal 5 Minuten hier, als bereits der nächste Pickup anhielt und ein älterer weißbärtiger Mann uns neugierig fragte wo wir denn herkämen. Anscheinend verirren sich nicht allzu viele Fremde in diesen Ort, so dass dies gleich für Aufmerksamkeit sorgt. Der Mann hieß Kevin und war Vorarbeiter von einer Baufirma, die hier ein kleines Generator-Kraftwerk errichtet und einige Instandhaltungsarbeiten ausführt. Er fragte ob wir bereits ein Quartier für heute Nacht hätten uns bot uns einen Platz in deren Unterkünften an. Dort seien grad eh nicht alle Zimmer belegt und zudem haben sie reichlich Lebensmittel, die allesamt von der Baufirma gestellt werden. Als Matthias ihn fragte, was uns das denn kosten würde, meinte Kevin nur „Your friendship“. Auf den Preis ließen wir uns natürlich gerne ein. 😉

                Also fuhr Kevin uns zu deren Unterkünften. Es handelte sich hierbei um solide gebaute und zweckmäßige Holzbaracken. Unser Zimmer war zwar nicht groß, hatte aber zwei saubere und vor allem weiche Betten. Und im gut eingerichteten Wohnzimmerraum standen äußerst bequeme Sessel. Zudem war die Küche von der Ausstattung her wirklich ein Schlaraffenland, nach all den Tagen der kulinarischen Enthaltsamkeit. Da war natürlich erstmal ein kleiner Festschmaus angesagt. Aber so sehr wir uns natürlich darüber freuten, so hätten wir uns doch noch mehr darüber gefreut jetzt nach Fairbanks zu kommen. Aber auch nach mehreren Anrufen von Matthias kam immer nur die Info, dass der Flieger noch nicht gestartet sei. Am Ende wurden wir darauf vertröstet, dass der Flieger eventuell morgen am späten Vormittag kommen würde. Aber auch das konnten sie uns nicht genau sagen. Denn auch in der Umgebung von Fairbanks gab‘s einige größere Waldbrandherde, so dass der Flugverkehr dort stark eingeschränkt war.


                Unsere Unterkunft für heute Nacht


                Matthias hat gleich erstmal von der Küche Gebrauch gemacht.


                Das war definitiv etwas anderes als immer nur Nudeln, Couscous und Müsliriegel. 😄


                Der Wohnzimmerbereich. Ich muss ja sagen, dass ich nach all der Zeit in der Wildnis ehrlich gesagt nichts gegen diesen Komfort einzuwenden hatte.

                Aber immerhin hatten wir eine gemütliche Unterkunft, konnten endlich mal wieder warm duschen und hatten abends dann noch einige sehr nette und unterhaltsame Gespräche mit den anderen Arbeitern geführt. Ich muss sagen, dass ich wirklich angenehm überrascht von deren Gastfreundschaft war. Definitiv eine sehr positive und bereichernde Erfahrung für mich. Jetzt musste nur noch unser Flieger morgen kommen und uns nach Fairbanks bringen.


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                • Mortias
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                  • 10.06.2004
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                  #68
                  Tag 20 (10.08.)
                  Unsere Hoffnung, dass der Himmel über Nacht aufklaren würde, hatte sich leider nicht erfüllt. Die Sicht war ähnlich schlecht wie gestern. Teilweise ließ sich die Sonne zwar ansatzweise erkennen, aber von einer echten Besserung konnte definitiv nicht die Rede sein. Ob da wohl das Flugzeug kommen würde? Trotzdem packten wir unsere Sachen zusammen und ließen uns von Kevin zum Flugfeld fahren. Dort stellten wir fest, dass wieder rein gar nichts los war. Andere Passagiere waren keine da und auch von dem angekündigten Flugzeug war nichts zu sehen. Ein Anruf bei der Airline bestätigte dann, dass der Flieger noch nicht abgehoben ist und sie erneut nicht sagen konnten wann das geschehen würde.


                  Kevins Pick-up


                  Am Flugfeld von Venetie


                  Die Start- und Landebahn. Markierungen oder Signalleuchten gab’s keine.

                  Also blieb uns nichts andere übrig als zu warten. Wir schnackten ein bisschen mit zwei Arbeitern, die hier ein paar Ausbesserungsarbeiten an Rohleitungen durchführten, aber ansonsten war es eine langweilige und ungewisse Warterei. Immerhin trudelten mit der Zeit ein paar mehr Leute hier ein, was generell ein gutes Zeichen war. Und tatsächlich, gegen 12 Uhr sahen wir dann die Maschine durch die Wolken stoßen und auf der Piste landen. Was waren wir froh, dass wir nun hier rauskommen würden.


                  Welch ein erlösender Anblick diese kleine Maschine doch war.

                  Wir verabschiedeten uns von Kevin und seinen Kollegen und stiegen erleichtert in den Flieger ein. Kurz nach dem Start tauchte er dann in die Wolkendecke ein, so dass von der Landschaft unter uns nichts mehr zu sehen war. Bei solchen Bedingungen konnte ich schon verstehen, wenn ein Flugzeug am Boden blieb. Die Landepiste war vorhin sicherlich nicht leicht zu treffen gewesen. Von daher muss ich dem jungen Piloten extrem großen Respekt zollen, dass er die Maschine so sicher im Griff hatte.


                  Abschiedsfoto mit Kevin. Wirklich ein super netter und hilfsbereiter Typ.


                  Beim Einstieg


                  Kurv bevor wir in den Wolken verschwanden. Außer endlosem Wald gab’s nichts zu sehen.

                  Um halb 2 landeten wir dann wohlbehalten in Fairbanks und buchten uns wieder in Sven’s Basecamp Hostel ein. Anschließend ging es zum nächstgelegenen Supermarkt um uns erstmal schön dekadent mit leckerem Essen zu versorgen. So ein frischer Apfel schmeckt nach so langer Zeit in der Wildnis doch einfach herrlich. Anschließend konnten wir völlig entspannt den Abend genießen. Wir waren echt unheimlich erleichtert darüber aus Venetie rausgekommen zu sein. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir dort immer noch festsitzen und eventuell sogar den Heimflug verpassen würden. Wie praktisch, dass wir uns nun darüber keine Gedanken mehr zu machen brauchten.


                  Zurück im Sven‘s


                  Im Vergleich zur Hinreise haben wir dieses Mal nur einen Zeltplatz und keine eigene Hütte gebucht. War aber auch völlig in Ordnung.


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                  • Mortias
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                    #69
                    Tag 21 (11.08.)
                    Planmäßig hätten wir ja eigentlich heute erst den Rückflug aus Venetie angetreten. Nun konnten wir also den heutigen Tag in Fairbanks verbringen. Zugegeben ist Fairbanks jetzt nicht unbedingt die reizvollste Stadt was Sightseeing angeht. Von der Fläche ist sie relativ weit ausgedehnt und somit fußläufig eher ungünstig zu erschließen, zudem mit einem schlechtem Busverkehr und architektonisch jetzt nicht mit besonders vielen Highlights ausgestattet. Das Gute aber war, dass wir uns im Hostel kostenlos Fahrräder ausleihen konnten. Dadurch war wenigstens das Thema Entfernung nicht mehr so wild. Da Matthias schon mehr von Fairbanks gesehen hatte als ich, zogen wir jeweils auf eigene Faust los. Ich besuchte das „Museum of the North“ und anschließend den botanischen Garten. Das waren zwei durchaus reizvolle Sehenswürdigkeiten, aber ohne das Fahrrad kaum zu erreichen.


                    Museum of the North


                    Mein Fahrrad für den heutigen Tag


                    Ein Großteil des Museums bildete eine Ausstellung über die Fauna des Nordens.


                    So einen Eisbären begegne ich lieber im ausgestopften Zustand. Tatsächlich habe ich vor den Viechern noch deutlich mehr Respekt als vor den Grizzlies.


                    Zu Fuß wäre es echt nervig gewesen. Aber mit dem Rad in Fairbanks unterwegs zu sein hat echt Spaß gemacht.


                    Botanischer Garten

                    Anschließend fuhr ich noch in die Innenstadt rein (wenn man das denn so nennen kann) und schaute mir nochmal das „Morris Thompson Cultural & Visitors Center“ an. Das kannte ich zwar bereits von meinen früheren Aufenthalten, aber es lohnt sich durchaus und hat zudem alte Erinnerungen geweckt. In der Summe somit nochmal ein gut genutzter Tag. Und das ganze Fahrradfahren war auch mal eine nette Abwechslung. Von daher ein schöner Ausklang für unsere Tour.


                    Innenstadt von Fairbanks


                    Landschaftskunst im Morris Thompson Cultural & Visitors Center


                    WW II Denkmal. Vor 6 Jahren wehte da auch noch eine russische Flagge. Aber auch nachvollziehbaren Gründen war das jetzt nicht mehr der Fall.

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                    • Mortias
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                      #70
                      Tag 22 (12.08.)
                      Der Rückflug war nochmal etwas lästig. Zum einen, weil es nicht direkt nach Frankfurt ging (wie das bei meinen beiden früheren Touren der Fall war) sondern erstmal über Anchorage. Dort würde der Flieger in die Heimat gegen 16 Uhr starten. Unser Flieger in Fairbanks sollte eigentlich um 11 abheben. Aber dummerweise wurden wir im Voraus zweimal auf einen früheren Flug umgebucht, so dass es nun bereits um 8 Uhr losgehen sollte. So wurden wir in aller Herrgottsfrühe um Viertel vor 6 morgens vom Taxi zum Flughafen gebracht. Lustigerweise war es derselbe Taxifahrer, der uns auch bei der Ankunft gefahren hat. Er konnte sich sogar noch an uns erinnern. Am Flughafen wurde unser Rucksack dann glücklicherweise bereits nach Frankfurt (bzw. bei mir komplett bis nach München) durchgecheckt, so dass wir den mehrstündigen Aufenthalt in Anchorage nochmal für ein wenig Sightseeing nutzen konnten. Aber wie auch in Fairbanks, so fand ich Anchorage jetzt nicht besonders spektakulär und lohnenswert. Trotzdem war das immer noch besser als die ganze Zeit am Flughafen totzuschlagen.


                      Morgens am Flughafen


                      Das Gepäck war abgegeben. Jetzt konnte es also nach Anchorage gehen.


                      Anchorage. Gab leider keine wirklich schönen Fotomotive hier.


                      Von den Souvenirläden wir die wir uns angeschaut haben, hat mir der Trapper Jack’s am besten gefallen.

                      Als dann endlich, mit etwa einer Stunde Verspätung, der Flieger abhob, waren wir froh, dass es nun Richtung Heimat gehen würde. Unter mir zogen die Berge der Alaska Range hinweg und ich stellte mir vor, wie es wohl wäre dort mal eine Tour zu unternehmen. Sehnsüchtig warf ich meine letzten Blicke auf dieses wilde und ungezähmte Land, bis alles komplett unter der Wolkendecke verschwunden war. Nun war es also endgültig an der Zeit von Alaska Abschied zu nehmen. Aber gewiss nicht für immer.


                      Alaska Range


                      Ein letzter Blick auf die Berge bevor die Wolkendecke kam.

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                      • Mortias
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                        #71
                        Fazit
                        Mein Kurzfazit dieser Tour ist ja bereits im Titel des Berichts enthalten: Anstrengend, aber geil. Beides trifft definitiv zu. Ich denke in der Summe war dies die anspruchsvollste und anstrengendste Tour die ich je gemacht habe. Zumindest was das Wandern angeht. Beim Paddeln fehlen mir ja die entsprechenden Vergleiche. Das Terrain in den Bergen war jedenfalls oft sehr fordernd und teilweise schon grenzwertig. Und ich denke alleine hätte ich die Tour so auch nicht durchgezogen. Mit Matthias einen wirklich fitten und erfahrenen Tourenpartner an der Seite zu haben war daher ein unheimlicher Glücksfall. Häufig konnten wir uns in schwierigen Lagen gegenseitig motivieren und es war auch echt hilfreich, sich auf den anderen komplett verlassen zu können.

                        Denn der Lohn all der Anstrengung war eben die unberührte Wildnis die wir erleben durften. In den 18 Tagen haben wir keine anderen Menschen getroffen und waren wirklich draußen in der Natur. Dies zu erleben war oft unbeschreiblich. Zu wissen, dass wir irgendwo langlaufen, wo bisher noch fast niemand zuvor gewesen ist, hatte schon etwas besonders an sich. Ebenso die Freude und Erleichterung darüber mal wieder eine schwierige Etappe hinter sich gebracht zu haben. Gerade wenn man unterwegs für sein Ziel auch mal ein bisschen leiden muss (und das mussten wir definitiv) ist anschließend das Glücksgefühl nur umso größer.

                        Das Paddeln war auch eine tolle Erfahrung. Zwar bin ich bereits etliche Flüsse im Alpenraum gepaddelt und hatte auch schon ein Packraft in Südgrönland für einen längeren Einsatz dabeigehabt. Aber mal für mehrere Tage am Stück einem unbekannten Wildfluss zu folgen, das war wirklich neu für mich. Alleine hätte ich das definitiv nicht gemacht. Das Risiko wäre mir da einfach zu groß gewesen. Allerdings muss ich auch feststellen, dass, obwohl mir das Paddeln schon gut gefallen hat, ich das Wandern definitiv bevorzuge. Zwar ist das Wandern deutlich anstrengender (gerade mit dem schweren Rucksack auf den Rücken), aber eben auch abwechslungsreicher was die Landschaft angeht. Zudem Matthias und ich beim Paddeln ja schon eine etwas unterschiedliche Herangehensweise hinsichtlich des Pensums und der Pausen hatten. Eine reine Paddeltour kann ich mir aktuell daher schlichtweg nicht vorstellen. Aber als Ergänzung zu einer Wanderung durchaus schon. Diese Kombi hat mir echt zugesagt.

                        Sicherlich hatten wir auch enorm Glück mit dem Wetter (und den Mücken), was uns die Tour natürlich enorm erleichtert hat. Ich möchte mir nicht ausmalen, was für eine Qual es bei Dauerregen gewesen wäre. Geschweige denn, dass wir über viele Bäche vermutlich gar nicht rübergekommen wären. Eventuell hätten wir unterwegs sogar abbrechen müssen. Auch beim Paddeln wäre es alles andere als angenehm gewesen. Bei Hochwasser auf kann es auf dem Wasser schließlich schnell unberechenbar und gefährlich werden. So aber haben wir Alaska größtenteils von der Sonnenseite erlebt und die Tour wie geplant durchziehen können, wofür ich unheimlich dankbar bin. Diese Erfahrung kann mir keiner nehmen.

                        Wenn ich diese Tour nun mit meinen anderen beiden Alaska-Touren vergleiche, so stelle ich jedes Mal eine Steigerung fest sowohl was den Anspruch aber auch den Genuss angeht. Und auch wenn ich mir durchaus vorstellen kann, ein weiters Mal in die Brooks Range zurückzukehren, so glaube ich kaum, dass ich dann erneut eine weitere Steigerung in beiden Kategorien erleben werde. Zumindest stelle ich es mir sehr schwierig vor. 😉


                        Ende


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                        • Robtrek
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                          #72
                          Hallo Mortias, vielen Dank für deinen coolen Bericht. Ich bin in den letzten Jahren umgekehrt wie du vom Paddeln auf mehr Trekking gewechselt, ich finde für Europa passt Trekking am besten. Aber in CDN/USA wo es einige Wildflüsse mit genug Länge für 3-4 Wochen Flussfahrt durch tolles Gebirge gibt, würde ich auch wieder gerne auf so ne Kombi-Tour Trekking + Rafting gehen.
                          Noch mal eine Frage zur Navigation mit GPS-Uhr und Karte, war das aus deiner Erfahrung nicht relativ umständlich? Kompass und Papierkarte sind bei mir noch als letztes Backup dabei, falls beide Handys wirklich mal den Geist aufgeben würden. Ansonsten bin ich aber ganz auf die Navigation per Handy umgestiegen. Der größte Vorteil aus meiner Sicht, dass man seine Position direkt auf einer vollwertigen topographischen Karte im äußerst genauen Maßstab bis ca. 1:20.000 angezeigt bekommt. Dazu noch blitzschnell Entfernungen und Höhen exakt messen, zum Überblick mal ein paar hundert Kilometer raus-und reinzoomen, Waypoints mit Fotos abrufen, außerdem ein Satellitenbild zum Abgleich der Route an kritischen Stellen, und jede Menge andere nützliche Sachen. Im Vergleich dazu löst das manuelle Suchen der GPS-Koordinaten auf der Papierkarte, wie wir das früher gemacht haben, wirklich keine Nostalgie aus. Auf dem Fluss ist es ja noch einfach, da braucht man nur den Breiten- oder den Längengrad, aber im Gelände wird die alte manuelle Art imho dann doch deutlich anfälliger für Fehler.

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                          • Mortias
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                            #73
                            Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
                            Hallo Mortias, vielen Dank für deinen coolen Bericht. Ich bin in den letzten Jahren umgekehrt wie du vom Paddeln auf mehr Trekking gewechselt, ich finde für Europa passt Trekking am besten. Aber in CDN/USA wo es einige Wildflüsse mit genug Länge für 3-4 Wochen Flussfahrt durch tolles Gebirge gibt, würde ich auch wieder gerne auf so ne Kombi-Tour Trekking + Rafting gehen.
                            Noch mal eine Frage zur Navigation mit GPS-Uhr und Karte, war das aus deiner Erfahrung nicht relativ umständlich? Kompass und Papierkarte sind bei mir noch als letztes Backup dabei, falls beide Handys wirklich mal den Geist aufgeben würden. Ansonsten bin ich aber ganz auf die Navigation per Handy umgestiegen. Der größte Vorteil aus meiner Sicht, dass man seine Position direkt auf einer vollwertigen topographischen Karte im äußerst genauen Maßstab bis ca. 1:20.000 angezeigt bekommt. Dazu noch blitzschnell Entfernungen und Höhen exakt messen, zum Überblick mal ein paar hundert Kilometer raus-und reinzoomen, Waypoints mit Fotos abrufen, außerdem ein Satellitenbild zum Abgleich der Route an kritischen Stellen, und jede Menge andere nützliche Sachen. Im Vergleich dazu löst das manuelle Suchen der GPS-Koordinaten auf der Papierkarte, wie wir das früher gemacht haben, wirklich keine Nostalgie aus. Auf dem Fluss ist es ja noch einfach, da braucht man nur den Breiten- oder den Längengrad, aber im Gelände wird die alte manuelle Art imho dann doch deutlich anfälliger für Fehler.
                            Moin Robtrek, vielen Dank für Dein Lob. Und Du hast schon recht, für Europa passt reines Trekking besser, da es dort nicht solche langen schönen Wildflüsse gibt. Diesen Sommer werde ich höchstwahrscheinlich wieder den Norden Europas unsicher machen. Und dann bin ich auch wieder komplett per pedes und ohne Packraft unterwegs.

                            Zu Deiner Frage nach der Navigation muss ich sagen, dass ich das beim Wandern überhaupt nicht störend fand. Ich habe bisher nie GPS genutzt und fand es meist eher eine interessante Herausforderung mich dann anhand der Karte zu orientieren. Und oft war das auch gar kein Problem, zudem ich finde, dass man auf diese Weise eh einen besseren Überblick der Landschaft bekommt. Beim Wandern hätten wir die GPS Peilung somit auch nicht benötigt. Sie war eher ein nice to have. Beim Paddeln sah es, wie gesagt, ganz anders aus. Das habe ich komplett unterschätzt und ich muss sagen, da wäre die Handynavigation nicht schlecht gewesen.

                            Aber wie machst Du das denn genau? Weil Empfang gibts unterwegs meist eh nicht. Und mit der Offline Standortanzeige ich habe bisher eher verhaltene Erfahrungen gemacht. Außerdem zieht das ganze ja auch noch Akkuleistung. Nutzt Du dann eine spezielle App? Und stützt Du Dich rein auf den Offline Betrieb oder verwendest Du dann auch noch einen Satelliten-Hotspot?

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                            • Robtrek
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                              #74
                              Mortias, ich mach das immer so: Netzwerkempfang gibt es unterwegs ja nicht, in der Navi-App auf dem Handy sind deshalb die benötigten topografischen Karten und Satellitenbilder vor der Reise für Offline-Nutzung heruntergeladen. Im gewünschten Maßstab - bei schwierigem Berggelände nehme ich z.B. gerne die 1:20.000, was natürlich mehr Speicherplatz auf der SD-Karte im Handy erfordert. Die Standortanzeige auf diesen Karten ist unterwegs sehr genau, denn das Handy empfängt ja dauernd das GPS-Signal. Ausnahmen wie z.B. Empfangslücken in sehr tiefen Canyons kommen vor, aber selten. Hilfsmittel wie das Wifi-scanning, welche das Handy während der Navigation in der Stadt benutzt, funktionieren in der Wildnis ohne Netzwerk natürlich nicht. Das tut der Genauigkeit der Positionsanzeige aber keinen Abbruch. Irgendeine aktive Satellitenverbindung ist nicht nötig, abgesehen vom GPS-Empfang, und den kann ja mittlerweile jedes Handy.
                              Die Akkuleistung reicht bei keinem Handy für mehr als einige Tage Navigation (bei mir ca. 14 Tage, wenn man nur an kritischen Stellen einschaltet). Deshalb ist ein Solarpanel unabdingbar, was auch zum Aufladen der Kamera-Akkus dient. Oder eine entsprechend starke Powerbank. Ich habe beides dabei, lade morgens am Zeltplatz die Powerbank übers Solarpanel und nachts das Handy von der Powerbank. Mit diesem Setup kann man 7-8 Wochen unterwegs sein, ohne einer Steckdose gefährlich nahe zu kommen.

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                              • Spartaner
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                                • 24.01.2011
                                • 4870
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                                #75
                                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                ... Du hast schon recht, für Europa passt reines Trekking besser, da es dort nicht solche langen schönen Wildflüsse gibt.
                                Stimmt nicht, siehe Щугор - Schtschugor, Nordural Sommer 2014

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                                • Robtrek
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                                  • 13.05.2014
                                  • 763
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                                  #76
                                  Spartaner, ein kurzer Fluss, Länge wie die Vjosa in Albanien. Mortias und ich meinen was für 3-4 Wochen. 600 km dürfen es da schon mindestens sein.

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                                  • Spartaner
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                                    #77
                                    Ahh ok, sehe jetzt deine "Länge für 3-4 Wochen Flussfahrt durch tolles Gebirge". Ich bin von den "325 km Paddeln" hier im Bericht ausgegangen.

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                                    • Dado
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                                      • 09.02.2024
                                      • 28
                                      • Privat

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                                      #78
                                      Hi Mortias, es hat richtig Spaß gemacht dein Bericht zu lesen, freue mich auf die nächste ☺️

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                                      • Intihuitana
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                                        • 19.06.2014
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                                        #79
                                        Richtig toller und abenteuerlicher Bericht. Das war wirklich eine beindruckende Wildnistour.
                                        Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                        • fhvdrais
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                                          • 16.08.2015
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                                          #80
                                          Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
                                          Die Akkuleistung reicht bei keinem Handy für mehr als einige Tage Navigation (bei mir ca. 14 Tage, wenn man nur an kritischen Stellen einschaltet).
                                          Was für ein Handy ist denn das??
                                          Meins würde das nur mitmachen, wenn ich es komplett ausschalte und nur gelegentlich hochfahre.
                                          Aber trotzdem finde ich das inzwischen auch am praktischsten, Garmin bleibt meist zuhause, Karten kaufe ich nur noch selten.

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